Die Übertragung aus dem Hebräischen wurde erarbeitet von den Benediktinermönchen Georg Braulik (Wien); Rhabanus Erbacher (Münsterschwarzach) ...

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Die Übertragung aus dem Hebräischen wurde erarbeitet von den Benediktinermönchen Georg Braulik (Wien); Rhabanus Erbacher (Münsterschwarzach) ...
Dr. Winfried Bader
                     Bibel des Monats März 2021

Die Übertragung aus dem Hebräischen wurde erarbeitet von den
Benediktinermönchen Georg Braulik (Wien); Rhabanus Erbacher
(Münsterschwarzach), Notker Füglister (Disentis), Roman Hofer (Engelberg),
Primin Hugger (Münsterschwarzach), Willibald Kuhningk (Nütschau).
Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2003.

                                         Was ist ein Psalter?
                                        Das griechische Wort „Psalmos“ bedeutet „ein Lied
                                        für ein Saiteninstrument“. Die Psalmen waren im-
                                        mer Poesie, Gesang und Gebet zugleich. Im christ-
                                        lichen Mönch- und Nonnnentum ist das singende
                                        Beten der Psalmen zu festen Tageszeiten eine ural-
                                        te Tradition, die sich bis heute erhalten hat – auch
                                        und vor allem im Benediktinerorden, zu dem die
                                        Mönche der Abtei Münsterschwarzach und auch
                                        die Nonnen und Mönche in den schweizerischen
                                        Klöstern Disentis, Einsiedeln, Engelberg, Fischin-
gen, Marienberg, Mariastein und Muri-Gries gehören.

Was ist Münsterschwarzach?
Münsterschwarzach ist ein altes Kloster im Ort Schwarzach, etwas 25km östlich von Würz-
burg am Main gelegen. Die Abtei Münsterschwarzach hat eine bewegte Geschichte, die sich
inhaltlich in zwei Abschnitte gliedern lässt. Von der Gründung 816 bis zur Aufhebung 1803 im
Zuge der Säkularisation sowie von der Wiederbesiedelung durch die Missionsbenediktiner
Sankt Ottilien 1913 bis heute.
Mittlerweile ist die Abtei eine der bedeutendsten im deutschsprachigen Raum. Im Bistum
Würzburg hat sie sich als geistliches Zentrum zu einer festen Institution entwickelt. Zum
Konvent gehören 117 Mönche, von denen einige in abhängigen Häusern in Übersee oder
anderen Klöstern der Kongregation leben. Der derzeit wohl bekannteste unter ihnen ist P.
Anselm Grün, der im letzten Jahr auch unseren Pastoralraum besuchte.

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Die Übertragung aus dem Hebräischen wurde erarbeitet von den Benediktinermönchen Georg Braulik (Wien); Rhabanus Erbacher (Münsterschwarzach) ...
Dr. Winfried Bader
                      Bibel des Monats März 2021

Warum heisst der Psalter „Münsterschwarzacher“?
Beteiligt waren Mönche – leider ist mir keine Nonne bekannt, die mitgearbeitet hätte – aus
vielen Klöstern im deutschsprachigen Raum. „Münsterschwarzach“ heisst der Psalter, weil
dort im Kloster die Redaktion sass, die meisten Arbeitsgruppen sich dort, und am Ende das
„Benediktinische Antiphonale“, von dem dieser Psalter ein Teil ist, und schliesslich auch die-
ses Büchlein im klostereigenen Vier-Türme-Verlag,
benannt nach den markanten vier Türmen der Abtei-
kirche, verlegt wurde. Und es steckt Erfahrung in
diesem Kloster: die Mönche beten jede Woche alle
150 Psalmen (siehe nebenstehende Tabelle).

Wann und warum entstand diese
Übersetzung?
Die Gebetszeiten der Klöster waren stet vom lateini-
schen Psalmengesang dominiert. Manche Klöster
singen die Psalmen auch heute noch auf Latein. Doch
ein Teil der Klöster ist nach dem Zweiten Vatikani-
schen Konzil (1962-1965) im Zuge der allgemeinen
liturgischen Entwicklung zur Landessprache überge-
gangen. An dieser Stelle beginnt die Vorgeschichte
des Münsterschwarzacher Psalters. Es ging um die
Übertragung des konkreten klösterlichen Stundenge-
bets in die deutsche Sprache, und es ging um dessen
gesungene Gestalt. Es war eine grosse liturgische und
musikalische Herausforderung, das ganze Stunden-
gebet an die andere Sprache anzupassen. Dabei wur-
den auch die Verteilung der Psalmen auf die Gebets-
zeiten neu durchdacht, ein grosses Verdienst von Notker Füglister, Mönch im schweizeri-
schen Kloster Disentis.
Zunächst wurde aus verschiedenen deutschen Übersetzungen ein Text kompiliert, der sing-
bar war. Das war hauptsächlich die Arbeit von Musikern. Das Ergebnis war zwar in der Praxis
brauchbar, doch insgesamt unbefriedigend. So wurde in den 80er Jahren des letzten Jahr-
hunderts eine Überarbeitung des Psalmtexts beschlossen. Jetzt bestimmten auch Exegeten
mit. Der Text wurde komplett neu auf Basis der Hebräischen Vorlage erarbeitet. Die bis 1990
entstandene Übersetzung fand Eingang in das neue „Benediktinische Antiphonale“. Dort
                                  stehen die Psalmen nicht in der Reihenfolge der Bibel,
                                  sondern in der für die Stundengebete verwendeten An-
                                  ordnung, ergänzt durch Gebet, Lesungen und Antiphonen.
                                   Schliesslich entsprachen die Übersetzer dem Wunsch vie-
                                   ler, diese besondere Psalmenübersetzung auch aus-
                                   serhalb der Stundenbücher als kleines Büchlein, das dann
                                   2003 erschien, in der gewohnten biblische Reihenfolge
                                   zum Lesen und Beten zur Verfügung zu haben.

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Dr. Winfried Bader
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Was sind die Besonderheiten dieser Psalmenübersetzung?
   1. Der Text eignet sich für den Gesang. Die musikalischen Schlussformeln für
      die Versmitte und den Versabschluss fordern festliegende Betonungs-
      rhythmen. So hat der Text ein ansprechendes Metrum, ähnlich einem
      klassischen Gedicht.
   2. Das gemeinsamen Rezitieren oder Singen braucht eine Lockerheit des
      Sprachduktus. Das ist auch fürs Lesen ein Gewinn.
   3. Der Übersetzung ist auf Grund neuester Forschungen und Handschriften-
      funden der hebräischen Vorlage erarbeitet. So wird sehr treu mit grossem
      Vertrauen in die hebräische Texttradition übersetzt.
   4. Die Übersetzung berücksichtigt die neusten Forschungen über den Text-
      sinn und erschliessen ihn mit grosser Genauigkeit. In Ps 114,7 z.B. „tanzt“
      die Erde vor dem Antlitz Gottes – in anderen Übersetzungen „erbebt“ sie.
   5. Bei den Verben wird genau zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zu-
      kunft unterschieden, was andere Übersetzungen vernachlässigen. Jetzt
      weiss man wieder, wann die Beterin auf vergangenes Leid zurückblickt
      und wann sie kommendes Glück von ihrem Gott erhofft.
   6. Die hebräischen Psalmtitel, die den Psalm einem Menschen oder einer
      bestimmten Singweise zuweisen, werden nicht fantasievoll übersetzt. Vie-
      le der hier stehenden Ausdrücke kennt man schlichtweg nicht. So bleiben
      sie ehrlicher Weise auf Hebräisch stehen, z.B. Ps 89 „Ein Maskil“.
   7. Der Gottesname wird – wie es dann später die neue Einheitsübersetzung
      auch übernommen hat – als HERR in Grossbuchstaben wiedergegeben.
      Das ist zwar konsequent – und wer es weiss, kann diese vier Grossbuch-
      staben für sich beim Lesen wieder durch einen Titel Gottes ersetzen –
      aber gerade für die Psalmen, die explizit viel auf den Namen Gottes Be-
      zug nehmen, unbefriedigend.
   8. Eine Entdeckung der allerletzten Jahre in der Psalmenforschung ist die
      Verkettung der vielen Psalmen untereinander durch Bild- und Stichwort-
      verbindungen. Der Psalter zeigt sich plötzlich als ein grosser Aussage-
      strom, in dem sich die Beterin langsam und wie von Wellen getragen vo-
      ran bewegt. Die Übersetzung ist so genau, dass die Verknüpfungen zwi-
      schen aufeinanderfolgenden Psalmen bei ihr auch im Deutschen hörbar
      werden. Wer den Psalter von Anfang bis Ende durchliest und durchmedi-
      tiert, wird einen Weg geführt und macht einen Prozess durch.

Warum ist dieser Psalter „Bibel des Monats März“?
Das schlichte, kleine und schmucklose Buch, das die Sinne der Lesenden auf das
Wesentliche, nämlich Gottes Wort, lenkt, passt zu der österlichen Vorberei-
tungszeit. Die heiligen vierzig Tage laden ein, auf die eine oder andere Weise
sich vorzunehmen, in diesem Buch zu lesen und mit diesen Psalmen den Weg
auf Ostern hin zu beten.

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Dr. Winfried Bader
                               Bibel des Monats März 2021

Was sind die Themen der Psalmen?
                                              Psalmen sind Gebetsformulare für einzelne oder für Gruppen. Sie
                                              greifen alle menschliche Emotionen und Handlungsweisen auf. Der
                                              Mensch trägt diese betend vor
                                              Gott im Grundmodus der Dank-
                                              barkeit, der Wut und des Vor-
                                              wurfs, der Verzweiflung oder Zu-
                                              versicht. Immer aber – das ist der
                                              hebräische Namen der Psalmen
                                              Tehilim = Lob und Preis – um Gott
                                              zu loben, den Einzigen, der für
                                              alles „zuständig“ ist.
                                              Die betenden Gruppen der Psalmen blicken auf ihre gemeinsame
                                              Geschichte zurück, finden ihre Identität und ihre Gewissheit, dass Gott
                                              in der Geschichte wirkt. In vielen Details, zahlreichen Bildern und ver-
                                              schiedenen Eigenschaften wird Gott beschrieben, immer wieder neu,
                                              immer wieder anders. So ergeben die einzelnen Sätze der Psalmen
                                              wie ein Mosaik ein facettenreiches Bild von Gott.

Die gezeigten Bibelausgaben sind Teil der Bibelsammlung von Winfried Bader im Pfarrhaus der Franziskanerkirche, Franziskanerplatz 1.
Eine Besichtigung der Bibelsammlung für einzelne oder kleine Gruppen auf Anfrage.
Für Gruppen von 4-8 Personen wird auf Anfrage auch ein Event «Whisky&Bible» angeboten.
Auskünfte zu Besichtigung und Event per Email: winfried.bader@kathluzern.ch

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