Die Bundespolizei und das Geocaching
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| 6-2013 Inhalt Foto: Ulf Birckner Impressum Herausgeber Bundespolizeipräsidium Anschrift Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Foto: Ulf Birckner Telefon 0331 97997-3110 0331 97997-3111 Layout & Satz Die Bundespolizei und Fachinformations- und Medienstelle der Bundespolizei das Geocaching Druck Druckpunkt Medien, Bedburg Schätzungsweise sechs Millionen Auflage Menschen suchen weltweit Caches 3.000 über GPS-Koordinaten – Tendenz Sonderveröffentlichung steigend. Vom ersten Geocache- der PolizeilichenKriminalprävention Event einer deutschen Polizeibehörde und dem Gewinn für die Präventions- Wir danken allen Beteiligten für ihre Mitarbeit. Für den Inhalt der Beiträge sind arbeit der Bundespolizei. grundsätzlich die Verfasser verantwortlich. Alle Inhalte sind urheberrechtlich ge- schützt. Nachdruck und Vervielfältigung außerhalb der Bundespolizei nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Heraus- gebers. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf Datenträgern. Titelbild Ulf Birckner
Sport & Gesundheit Foto: Ulf Birckner Bist du ein „Muggel“? Die Bundespolizei und das Geocaching Die populäre, virtuelle Schatzsuche rückt immer wieder in das polizeiliche Einsatzgeschehen, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für die Präven- tionsarbeit der Bundespolizei. Es ist der erste Sonntag des insgesamt zehntägigen Hessentages 2013 in Kassel. Die Pavillon der Bundespolizeidirektion Koblenz versammeln. Einige scheinen sich zu kennen. Sie begrüßen sich mit GPS-Geräten durch die Gegend rennen und dabei Plastikdosen suchen? Sonne auf dem Zentralplatz bringt wie alte Freunde, tragen sich in ein Besucher wie Mitarbeiter der Präven- herumgereichtes Buch ein. Was ist tionsstände ins Schwitzen. An den passiert? Ein Flashmob? Eine spon- Doch was ist denn Pavillons der Bundespolizei ziehen tane Demo? Nein! Es ist das erste überhaupt dieses überschaubare Besuchermengen Geocache-Event einer deutschen vorbei. Einige Gäste kommen mit Polizeibehörde. Geocaching? den Polizisten über die zahlreichen Ausstellungsstücke ins Gespräch. Doch blicken wir erst einmal Im Jahr 2000 wurde die Nutzung Wer kann, der hält sich bevorzugt im zurück auf dessen Entstehung und von GPS-Systemen (Global Positio- Schatten auf. betrachten wir die Zusammenhänge ning Systems) für zivile Zwecke frei- des Geocachings sowie die Arbeit der gegeben. Ein US-Amerikaner fand die Es ist 14 Uhr, als sich zirka 180 Bundespolizei: Geocaching? War das Idee spannend, einen Gegenstand zu Menschen schlagartig vor dem blauen nicht das Spiel für Freaks? Leute, die verstecken und die Koordinaten des
Foto: Bundespolizei Es gibt zahlreiche Gegestände und Möglichkeiten um einen Cache zu verstecken Verstecks im Internet zu veröffentli- als „Muggels“ ist den Harry-Potter- gefunden hat. Vielleicht schreibt chen. Ein anderer fand anhand der Romanen entliehen; dort steht sie für er dabei noch eine Anekdote über Koordinaten den Gegenstand und „Nichtmagier“. das Suchen dazu. Für das Finden gab dem „Verstecker“ eine Rückmel- bekommt der suchende Geocacher dung. Rasend schnell bekam das Der Vorgang des Spielens ist einen Statistikpunkt. Diese Punkte neue Spiel immer mehr Zuspruch und denkbar einfach. Jemand versteckt zeigen an, wie viele Caches jemand Anhänger. Dreizehn Jahre später gibt einen Behälter mit einem Logbuch schon gefunden hat. es mehrere Internetplattformen, auf und veröffentlicht die Koordinaten denen sich die Geocacher austau- im Internet. Er ist damit ein „Owner“ schen. Auf der führenden Plattform (englisch für Besitzer). Ein anderer Die Bundespolizei im www.geocaching.com sind weltweit Geocacher findet die Angaben auf Geocaching? mehr als sechs Millionen aktive Geo- den entsprechenden Internetplatt- cacher registriert, die zirka 2,3 Millio- formen und sucht den Ort des Auf der Suche nach besonders nen Geocaches veröffentlicht haben. Versteckes auf. Dabei reicht der raffinierten Verstecken findet sich der Schwierigkeitsgrad eines Geocaches eine oder andere Behälter an Plätzen Der Clou an dem Spiel ist, dass von rollstuhltauglich bis zu „Taucher- wieder, wo er nicht hingehört. So ge- die Suche der Caches im Verbor- oder Kletterausrüstung erforderlich“. langen Geocaches zum Beispiel auch genen stattfindet. Teilweise sind die Hat der Geocacher nun den Behälter auf Bahngebiet. Ebenso geschehen Verstecke so raffiniert angelegt, dass gefunden, trägt er seinen Nicknamen im Bahnhof Karlsruhe. Weil niemand Unwissende an dem Versteck vorbei- und das Datum in das Logbuch ein. etwas mit dem Behälter, aus dem gehen, es also nicht bemerken. Die Dann meldet er dem Owner über die noch ein paar Befestigungsdrähte Bezeichnung dieser „Unwissenden“ Internetplattform, dass er den Cache herausragten, anzufangen wusste,
| 6-2013 wurde er zu einer USBV (Unbekann- Bundespolizeidirektion Sankt Augus- uns erforderlichen Genehmigungen ten Spreng- und Brandvorrichtung). tin wurden Präventionsfilme am Stand der führenden Geocache-Plattform In solchen Fällen ist ein Bundes- der Bundespolizeiinspektion Kassel Groundspeak für das Event nahmen polizist eben auch nur ein Muggel … gezeigt. Mit dem Bahnmodell der mehrere Wochen in Anspruch. Einige Bundespolizeidirektion Koblenz konn- Veränderungen in der Veranstaltungs- Aber nicht nur vermeintliche USBV ten die jungen Besucher spielerisch beschreibung waren notwendig, um oder Drogenverstecke stellen die das Verhalten am Bahnsteig und am eine Freigabe zu erhalten. Denn im- 5 Bundespolizisten vor besondere Bahnübergang erlernen und im Nach- merhin: Geocaching ist Firmen und Herausforderungen. Bei den meisten barpavillon wurden die Besucher Organisationen untersagt. Werbende bundespolizeirelevanten Vorfällen mit einer durch die Bundespolizei- Inhalte sind verboten und werden kommen Geocacher den Bahnglei- inspektion Frankfurt/Main fingierten daher nicht genehmigt. sen viel zu nahe. Nach den Regeln Unfallsituation konfrontiert. Perfekte von Groundspeak, dem Betreiber der Bedingungen für ein Treffen von Geo- Das Event stand unter dem Motto größten Geocaching-Plattform in Se- cachern. Also wurde in genau diesem „Das 1. Event der Bundespolizeidi- attle/USA, dürfen Geocaches nicht Umfeld ein Event-Cache geplant. rektion Koblenz – Bahnanlagen sind im Bereich von bis zu zehn Metern an keine Spielplätze!“. Bei Groundspeak Bahnanlagen platziert werden. Nun Ein Event ist eine Art Treffen von hat man erkannt, dass die Bundes- unterliegen aber GPS-Systeme auch Geocachern mit Stammtischcharak- polizei einen Bezug zum Spiel hat. wetterbedingten Abweichungen und ter. Man trifft sich und plaudert über Aufgrund der Kurzfristigkeit der messen deshalb nicht immer auf den das gemeinsame Hobby und kann erforderlichen Zusagen aus Seattle Meter genau. So stehen die Geo- nebenbei noch einen Statistikpunkt konnte weder in Vorbereitung des cacher plötzlich unvermittelt im Gleis für die Anwesenheit („attended“) für Hessentages noch bundespolizei- und suchen an der falschen Stelle sich verbuchen. Bereits drei Monate intern oder über einen Newsletter von oder kürzen den Weg über Bahn- vor Start des Hessentages begannen Groundspeak auf die Veranstaltung gleise ab, weil das Versteck so viel die Absprachen mit Reviewern. Das hingewiesen werden. bequemer zu erreichen ist. Beispiele sind Qualitätssicherer, die einge- hierfür gibt es genügend. reichte Geocaches auf spezielle Anforderungen überprüfen und Der Aufwand hat sich Und genau da setzt das Geo- veröffentlichen. Die Resonanz der gelohnt caching-Projekt der Bundespoli- zeidirektion Koblenz an. Wie Zur Veranstaltung kamen rund erreicht man diese Leute? 180 Besucher, von denen Wie können Warnun- 130 registrierte User gen und Aufklärung waren. Das war für den über Gefahren an Verlauf der Vorbe- Foto: Andreas Barner Bahnanlagen an reitung durchaus die Zielgruppe beachtlich. Die herangetragen Rückmeldungen, werden, ohne die wir von den dass der mahnende Besuchern erhielten, Polizist mit erhobe- waren durchweg positiv. nem Zeigefinger vor ihr Das Event der Bundes- steht? polizeidirektion Koblenz ist mittlerweile archiviert, kann aber Nachbildung eines Geocache-Behälters, wie er noch unter www.geocaching.com 2006 in Herne gefunden wurde und eine mehr- Aufklärung über stündige Sperrung von Bahnanlagen sowie den eingesehen werden http://coord. Gefahren als Anliegen Einsatz von Entschärfern der Bundespolizei zur Folge hatte. info/GC4BM53 (kostenlose Regis- trierung erforderlich). Die nächsten Am Stand der Bundespolizei beim Events sind bereits für den Hessen- Hessentag 2013 wurden etliche Prä- Reviewer war positiv und die Unter- tag 2014 in Bensheim und für den ventionsbereiche thematisiert. Neben stützung für das Projekt der Bundes- Rheinland-Pfalz-Tag 2014 in Neuwied dem Stromabnehmermodell der polizei nicht unerheblich. Die für in Vorbereitung.
6 Fotos: Ulf Birckner Beim Hessentag 2013 in Kassel konnten die Geocacher den Polizeihubschrauber der Bundespolizei als Trackable loggen. Auch wenn das Geocacheevent einen Travelbug der Bundespolizei die Message durchaus gelesen wird mittlerweile schon lange beendet findet, aufnimmt oder ablegt, geht und bei den Geocachern ankommt. ist, zeigt die Beteiligung der Bundes- eine Meldung per E-Mail ein. Seit Ein Projekt also, das noch lange nach polizei an diesem Spiel noch immer Beginn der Aktion am 16. Juni 2013 der Veranstaltung wirkt. Wirkung. Am Tag der Veranstaltung haben mehr als 2 400 solcher Mel- wurden 38 sogenannte Trackables dungen die Bundespolizeidirektion (siehe Infokasten) in Umlauf gebracht: Koblenz erreicht. Durch Kommentare Andreas Barner, Jedes Mal, wenn ein Geocacher beim Logvorgang ist erkennbar, dass Ulf Birckner Geocaching in fünf Schritten
Ein Travelbug, auch Reisewanze genannt, ist ein An- hänger mit eingestanzter/aufgedruckter Nummer, der zumeist an einem alltäglichen Gegenstand befestigt ist und ein vom Besitzer festgelegtes Reiseziel hat. Die Travelbugs sollen von Cache zu Cache wandern. 7 Geocaching auf einen Blick? Geocaching (das Wort setzt sich zusammen aus „geo = Erde“ und „cache = geheimes Lager“) ist eine weltweit verbreitete virtuelle Schatz- suche, bei der mittels GPS-Koordinaten Caches versteckt und gefunden werden. Die Größe der Behälter, zumeist wasser- dichte Kunststoffboxen, variiert und auch Caches ohne Behälter sind bei www. geocaching.com registriert und können zum Beispiel durch Fotobeweis oder vorher definierte Aktionen als erfolg- reich gefunden geloggt werden. Auf einer Internetplattform werden die geografischen Koordinaten und Eigenschaften des Versteckes veröffentlicht und die Funde von Suchenden dokumentiert. We- sentlich beim gesamten Such- und Tauschvorgang ist, dass von anderen anwesenden Personen das Vorhaben nicht erkannt wird und so der Cache Un- Trackables sehen eingeweihten verborgen meist aus wie Schlüs- bleibt. selanhänger und haben ein Käfersymbol. Dieses Symbol ist angelehnt an die englische Bezeichnung „Bitten by the travelbug“ (wörtlich: „vom Reise- käfer gebissen“/„vom Reisefieber gepackt“). Diese Anhänger werden von Geocachern immer wieder aus Geocaches genommen und in andere Geocaches abgelegt. Jeder Geocacher, der einen travelbug findet oder aufnimmt und zu einem anderen Cache bringt, erhält einen Statistikpunkt. Im Internet kann man die jeweilige Reiserou- te nachverfolgen. Jeder einzelne Trackable der Bundespolizeidirektion Koblenz erzählt dem Finder von unserem Anliegen: Bahnanlagen sind keine Spielplät- ze, auch nicht für Geocacher.
Spenden für Helfer in Not: Bundespolizei-Stiftung Sparda-Bank West eG Konto-Nr.: 683 680 BLZ: 370 605 90 Die Spenden werden aus- schließlich und unmittelbar zu mildtätigen Zwecken verwen- det. Die Geldzuwendungen können zweckgebunden erfolgen. Die Bundespolizei- Stiftung ist befugt, Spenden- quittungen auszustellen. Mehr erfahren Sie unter: www.bundespolizei.de
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