DIE CORONA-PANDEMIE: GESELLSCHAFT

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Themen für mögliche Abschlussarbeiten (BA/MA)

11. Mai 2020

                      DIE CORONA-PANDEMIE:
       HERAUSFORDERUNGEN FÜR ORGANISATIONEN, WIRTSCHAFT UND
                          GESELLSCHAFT

Thema Nr. 1: Krisenmanagement im Rahmen der Corona Pandemie: Der Beitrag und die
Grenzen von partizipativen und autokratischen Steuerungssystemen

Thema: Die durch das COVID-19 Virus („neues Coronavirus“) verursachte globale Pandemie hat eine
globale Krise mit unvorhersehbaren Konsequenzen in den Bereichen Gesundheit, Gesellschaft,
Finanzmärkte sowie der Wirtschaft ausgelöst und kann somit durch ihre Komplexität, Unsicherheit und
Bewertung als sogenannte «grand challenge» konzeptualisiert werden (Ferraro, Etzion & Gehman,
2015). Die Literatur schlägt unterschiedliche Strategien des Krisenmangements vor, wie eine solche
«grand challenge» angegangen werden kann, wie beispielsweise partizipative Architektur, Deliberation
und Experimentation (Ferraro et al., 2015: 373).
         Die betroffenen Länder unterschieden sich in ihrem Krisenmanagement deutlich. Während in
einigen demokratisch gesteuerten Ländern wie Deutschland oder der Schweiz, das Krisenmanagement
die zuvor beschriebenen Elemente zeigte, unterschied sich der Ansatz hierzu in autokratisch geführten
Ländern wie China oder Singapur stark. In diesem Zusammenhang zeichnet sich ein politisches
Regime mit einer idealtypischen Demokratie insbesondere durch freie Wahlen der Führungsspitze
sowie Wahl- und Meinungsfreiheit der Bürger aus, wohingegen es in einer Autokratie keine freien
Wahlen sowie Repressalien hinsichtlich der Meinungsfreiheit der Bürger gibt (e.g., Li, 2009).
Insbesondere bezüglich der Frage der (De-)Zentralität des Krisenmanagements sowie der Deliberation
zwischen unterschiedlichen Akteuren zeigen sich hier also deutliche Unterschiede (e.g., Fund for
Peace, 2019; Huang, Sun & Sui, 2020).
          Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion rund um die sogenannte «Corona Tracing App», die in
autoritär geführten Staaten obligatorisch eingeführt wurde und als Erfolgsfaktor zur Krisenbekämpfung
gilt, und über deren, im Gegensatz hierzu, freiwilligen Einführung in europäischen Staaten aktuell heftig
diskutiert wird, da viele Bürger Sorge hinsichtlich der Datensicherheit und ihrer allgemeinen
Freiheitsrechte haben (e.g., Huang et al., 2020; Mozur, Zhong & Krolik, 2020; Spiegel Online, 2020).

Mögliche Forschungsfragen:
   ● Wie unterscheidet sich das Krisenmanagement der Corona-Pandemie in demokratischen und
       autoritären Staaten? Welche Rolle spielt hierbei die Form des politischen Systems? Welches
       war letztlich erfolgreicher? Was sind überhaupt die Massstäbe des Erfolgs, wer bestimmt diese,
       und was sind die zugrundeliegenden Mechanismen, die einen Erfolg oder Misserfolg erklären
       können?
   ● Wie wird das Krisenmanagement legitimiert und was sind die Erfolgsfaktoren hierfür am
       Beispiel der Einführung der «Corona Tracing App»?
   ● Welche Elemente des in der Literatur vorgeschlagenen Krisenmanagements einer «Grand
       Challenge» kamen im Rahmen der Corona Pandemie zum Einsatz und warum?

Mögliche Forschungsmethoden:
   ● Case Study (Yin, 2011):
           ○ Vergleich des Krisenmanagements von zwei Ländern, z.B. China und Schweiz
           ○ Mediendaten, Interviews, Regierungsstatements
   ● Qualitative Mediendatenanalyse (Gioia et al., 2013)

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             ○   Analyse des medialen Diskurs hinsichtlich der Einführung der «Corona Tracing App»
                 und deren Legitimation oder der Elemente des Krisenmangements einer Grand
                 Challenge; Datensample: Medienartikel abgerufen von Factiva der jeweiligen Länder
                 im Zeitraum Januar – Mai 2020

Betreuerin: Dorothee Winkler (dorothee.winkler@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
De Weck, R. (2020). Die Kraft der Demokratie: Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre.
         Suhrkamp, Berlin.
Ferraro, F., Etzion, D., & Gehman, J. (2015). Tackling grand challenges pragmatically: Robust action
         revisited. Organization Studies, 36(3), 363-390.
Fund for Peace. (2019). Fragile States Index 2019.
Gioia, D. A., Corley, K. G., & Hamilton, A. L. (2013). Seeking qualitative rigor in inductive research:
         Notes on the Gioia methodology. Organizational Research Methods, 16(1), 15-31.
Huang, Y., Sun, M. & Sui, Y. (2020, April 15). How digital contact tracing slowed Covid-19 in East
         Asia. Harvard Business Review. Abgerufen von https://hbr.org/2020/04/how-digital-contact-
         tracing-slowed-covid-19-in-east-asia.
Li, Q. (2009). Democracy, autocracy, and expropriation of foreign direct investment. Comparative
         Political Studies, 42(8), 1098-1127.
Mozur, P., Zhong, R. & Krolik, A. (2020, March 1). In Coronavirus Fight, China Gives Citizens a Color
         Code, With Red Flags. New York Times. Retrieved from
         https://www.nytimes.com/2020/03/01/business/china-coronavirus-surveillance.html.
Scherer, A. G., Palazzo, G., & Seidl, D. (2013). Managing legitimacy in complex and heterogeneous
         environments: Sustainable development in a globalized world. Journal of Management
         Studies, 50 (2), 259-284.
Spiegel Online. (2020, April 26). Regierung lenkt im Streit über Corona-App ein. Spiegel Online.
         Abgerufen von
         https://www.spiegel.de/politik/deutschland/regierung-lenkt-im-streit-ueber-corona-app-ein-a-
         f621bc4d-90bd-4972-91a3-b874b50bddea.
Suchman, M. C. (1995). Managing legitimacy: Strategic and institutional approaches. Academy of
         Management Review, 20(3), 571-610.
Yin, R. K. (2011). Applications of case study research. Sage.

Thema Nr. 2: Die Corona-Pandemie und der Gesundheitssektor

Die Covid-19 Pandemie hat die Gesundheitssysteme von entwickelten Ländern extrem unterschiedlich
getroffen. Während Länder wie z.B. Deutschland oder die Schweiz bislang die Krise anscheinend gut
bewältigen, zumindest ohne ihre Gesundheitsinstitutionen und -personal zu überlasten, ist die Lage in
anderen Ländern wie Italien, Spanien, oder vielleicht noch überraschenderweise, in den USA oder im
Vereinigten Königreich viel dramatischer (FAZ, 2020).
        Die Krise hat fundamentale Unterschiede zwischen Ländern in Bezug auf zwei wesentliche
Aspekte aufgezeigt: die Krisenvorbereitung der nationalen Gesundheitssysteme (Cameron et al., 2019;
Götz, 2020; Lafortune, 2020), und deren Response auf die Krise (z.B. hinsichtlich Geschwindigkeit und
Koordination) (e.g. Maizland & Felter, 2020). Die Untersuchung von Gesundheitssystemen basierend
auf der theoretische Linse der Organisations- und Institutionenforschung (e.g. Scott, Ruef, Mendel &
Caronna, 2000) und insbesondere anhand der Konzepte der institutionellen Logiken, organisationale
Felder und Framing bieten zahlreiche Möglichkeiten, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.

Thema 2a): Institutionelle Logiken und Krisenvorbereitung:
Institutionelle Logiken beschreiben sozial konstruierte Wertesysteme und die damit verbundenen
Praktiken, nach denen Akteure ihre soziale Wirklichkeit organisieren (Friedland & Alford, 1991,
Thornton & Ocasio, 1999). Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Festlegung von Kriterien, anhand

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deren die Legitimität, i.e. die Erwünschtheit und Angemessenheit von Organisationen, bewertet wird
(Ruef & Scott, 1998; Suchman, 1995). Verschiedene Forscher haben gezeigt, dass sich die
institutionelle Logik des Gesundheitssektors in den letzten Jahren von einer Logik der Qualität und des
Professionalismus hin zu einer Logik der Effizienz und Rentabilität entwickelt hat (e.g. Kitchener, 2002,
Scott et al., 2000). Diese Entwicklung hat für Kritik gesorgt und wurde schon vor der Covid-19 Pandemie
als potentielle Ursache für die Senkung der Leistungsqualität bei individuellen Spitälern identifiziert (e.g.
Capellaro, Tracey & Greenwood, 2018).

Mögliche Forschungsfragen:
   ● Ländervergleich: Wie hat sich die institutionelle Logik des Gesundheitssektors entwickelt und
       welches sind die konkreten Konsequenzen dieser Entwicklung?
   ● Wie bestimmen institutionelle Logiken den Vorbereitungsgrad eines Gesundheitssystems auf
       eine Krise wie die Covid-19 Pandemie?
   ● Welchen Einfluss wird die Covid-19 Krise auf die weitere Entwicklung der institutionellen Logik
       des Gesundheitssektors ausüben und warum?
   ● Wie wird Legitimität in Gesundheitsorganisationen (e.g., Spitäler, Altersheime) geschaffen und
       bewahrt? Welche Konsequenzen hat die Covid-19 Pandemie auf die tatsächliche Legitimität
       und auf die Kriterien, anhand derer die Legitimität solcher Organisationen definiert wird?

Thema 2b): Struktur des Gesundheitsfeldes und Response zur Krise:
Die Covid-19 Pandemie hat Gesundheitsorganisationen dazu gezwungen, ihre Response auf der
Feldebene zu koordinieren. Je nach Land variieren diese Responses (und derer Erfolg) aber erheblich.
Daraus ergibt sich die Frage, was die Treiber und Erfolgsfaktoren solcher Responses sind. In den
Medien wird typischerweise der Dezentralisierungsgrad der Entscheidungsfindung als Haupttreiber und
-Erfolgsfaktor der Response aufgezeigt (e.g. Walter, 2020). Gesundheitssysteme in entwickelten
Ländern sind durch unterschiedliche Grade und Varianten der Dezentralisierung gekennzeichnet (z.B.
Dekonzentrierung, Delegierung, Privatisierung) (Rondinelli, 1981; World Health Organization, 2020).
Die jetzige Krise zeigt aber, dass das Problem komplexer ist, da Länder mit anscheinend ähnlichen
Systemen sich in ganz unterschiedlichen Lagen befinden können (Pleitgen, 2020), und dass
Dezentralisierung alleine das Phänomen nicht beleuchten kann. Einsichten aus der Forschung zu
Feldstruktur (e.g. DiMaggio & Powell, 1983) und Agilität in der Katastrophenbewältigung (e.g. Harrald,
2006) könnten beispielsweise verbunden werden, um die «Rolle der Interaktion zwischen
Organisationen und die Entwicklung von Verbindungen zwischen ihnen, die zur Anerkennung derer
gegenseitigen Einbindung in einer gemeinsamen Vorhaben führen» (DiMaggio & Powell, 1983: 148,
unsere Übersetzung) in einer Krisensituation zu verstehen.

Mögliche Forschungsfragen:
   ● Ländervergleich: Welche Strukturen von Gesundheitssystemen helfen am besten, eine
       schnelle und koordinierte Response auf der Feldebene zu entwickeln? Welche weiteren
       Elemente können Unterschiede in der Response von nationalen Gesundheitssysteme erklären?
   ● Wie haben öffentliche und private Gesundheitsorganisationen ihre Response koordiniert?
   ● Welche Rolle hat der Staat in der Response des Gesundheitssektors gespielt und wie hat sich
       diese Rolle entwickelt?
   ● Welche Aspekte der Gesundheitskrise scheinen am besten durch eine zentralisierte Response
       bewältigt werden zu können und welche durch eine dezentralisierte Response? Warum?
   ● Wie hat / wird die Krise der Struktur eines nationalen Gesundheitssystems beeinflussen, z.B.
       die Machtstrukturen zwischen den Mitgliedsorganisationen?

Thema 2c): Framing:
Die dramatischen Ereignisse in den letzten Monaten scheinen auch einen Einfluss darauf zu haben,
wie die Wichtigkeit und Rolle von Gesundheitsorganisationen im öffentlichen Diskurs wahrgenommen
und widergespiegelt (i.e. ge-«framed») wird. Frames sind diskursive Strukturen, die dazu dienen, einer
gewissen Situation Sinn zu geben und hieraus Handlungsanweisungen abzuleiten (Goffman, 1974). In
verschiedenen Ländern wird in den Medien z.B. der Mangel an Personal, Material und Kapazität in
vielen Spitälern und Altersheimen als Folge von neoliberaler Politik sehr stark kritisiert (Götz, 2020;

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Holpuch, 2020), und die Pflegekräfte als Helden abgebildet (e.g. Time, 2020). Wird die Pandemie einen
dauerhaften Einfluss darauf haben, wie die Rolle von Gesundheitsorganisationen in unserer
Gesellschaft wahrgenommen wird? Was könnten die konkreten Auswirkungen eines solchen Wandels
im «Framing» auf die Organisation von Gesundheitsinstitutionen sein?

Mögliche Forschungsfragen:
   ● Wie hat sich das “Framing” von Gesundheitsinstitutionen im öffentlichen Diskurs infolge der
       Pandemie geändert? Was zeigt diese Entwicklung und was könnten die Folgen für die Zukunft
       der Gesundheitsversorgung sein?
   ● Welche Opportunitäten ergeben sich aus dieser Krise für Akteure in der Gesundheitsdebatte,
       ihre Interessen zu fördern? Welche Strategien werden von diesen Akteuren angewandt, um
       diese Opportunitäten auszunutzen?
   ● Welche Rolle spielen die Medien (Zeitungen usw.) in der Gestaltung des Gesundheitsdiskurses
       in den Zeiten der Pandemie?

Mögliche Forschungsmethoden:
   ● Case Study (Yin, 2011): Vergleich des Krisenmanagements des Gesundheitssektors in zwei
       verschiedenen Ländern mit verschiedenen Gesundheitssystem Organisationen (z.B:
       Deutschland, USA, Grossbritannien); Analyse von Zeitungen, Presseberichten, Regierung
       Statements, Interviews
   ● Qualitative Medien Datenanalyse (Gioia et al., 2013): Analyse des medialen Diskurs zur
       öffentlichen Wahrnehmung der Rolle, Legitimität, Entwicklung usw. der nationalen
       Gesundheitssysteme

Betreuerin: Dana Entenza (dana.entenza@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
Cameron, E. E., Nuzzo, J. B., & Bell, J. A. (2019). Global health security index: Building collective
        action and accountability. Baltimore, MD: Johns Hopkins, Bloomberg School of Public Health.
        Retrieved from https://www.ghsindex.org/wp-content/uploads/2019/10/2019-Global-Health-
        Security-Index.pdf
Cappellaro, G., Tracey, P., & Greenwood, R. (2020). From logic acceptance to logic rejection: The
        process of destabilization in hybrid organizations. Organization Science, 31(2), 415-438.
DiMaggio, P., & Powell, W. (1983). The iron cage revisited: Institutional isomorphism and collective
        rationality in organizational fields. American Sociological Review, 48(2), 147-160.
FAZ. (2020, April 26). Die Pandemie im Überblick. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen von
        https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/zahlen-zum-coronavirus-die-
        pandemie-im-ueberblick-16653240.html
Friedland, R., & Alford, R.R. (1991). Bringing society back in: Symbols, practices, and institutional
        contradictions. In Powell, W.W. & DiMaggio, P. (eds.), The New Institutionalism in
        Organizational Analysis, pp. 232-266. Chicago: University of Chicago Press.
Gioia, D. A., Corley, K. G., & Hamilton, A. L. (2013). Seeking qualitative rigor in inductive research:
        Notes on the Gioia methodology. Organizational Research Methods, 16(1), 15-31.
Goffman, E. (1974). Frame analysis: An essay on the organization of experience. Boston: North
        Eastern University Press.
Götz, S. (2020, April 5). "Wir hätten besser vorbereitet sein müssen". Zeit Online. Abgerufen von
        https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-04/stephan-rammler-coronavirus-pandemie-
        gesundheitssystem-klimawandel-wertschoepfungskette
Harrald, J. (2006). Agility and discipline: Critical success factors for disaster response. The Annals of
        the American Academy of Political and Social Science, 604, 256-272.
Holpuch, A. (2020, April 16). Profit over people, cost over care: America's broken healthcare exposed
        by virus. The Guardian. Abgerufen von https://www.theguardian.com/us-
        news/2020/apr/16/profit-over-people-cost-over-care-americas-broken-healthcare-exposed-by-
        virus

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Kitchener, M. (2002). Mobilizing the logic of managerialism in professional fields: The case of
        academic health centre mergers. Organization Studies, 23, 391-420.
Lafortune, G. (2020, April 20). “How much do we know about countries' preparedness to respond to
        pandemics? Insights from two country-level indices”. Sustainable Development Solutions
        Network. Abgerufen von https://www.unsdsn.org/how-much-do-we-know-about-countries-
        preparedness-to-respond-to-pandemics-insights-from-two-country-level-indices
Maizland, L. and Felter, C. (2020, April 15). Comparing six health-care systems in a pandemic.
        Council on Foreign Relations. Abgerufen von https://www.cfr.org/backgrounder/comparing-
        six-health-care-systems-pandemic
Pleitgen, F. (2020, April 16). “What Trump could learn from Angela Merkel about dealing with
        coronavirus”. CNN. Abgerufen von https://edition.cnn.com/2020/04/16/europe/merkel-trump-
        germany-federalism-analysis-intl/index.html
Rondinelli, D. (1981). Government decentralization in a comparative perspective: Theory and practice
        in developing countries. International Review of Administrative Sciences, 47, 133-145.
Ruef, M., & Scott, W. R. (1998). A multidimensional model of organizational legitimacy: Hospital
        survival in changing institutional environments. Administrative Science Quarterly, 43(4), 877-
        904.
Scott, R., Ruef, M., Mendel, P., Caronna, C. (2000). Institutional change and healthcare
        organizations: From professional dominance to managed care. University of Chicago Press:
        Chicago.
Suchman, M. C. (1995). Managing legitimacy: Strategic and institutional approaches. Academy of
        Management Review, 20(3), 571-610.
Thornton, P. H., & Ocasio, W. (1999). Institutional logics and the historical contingency of power in
        organizations: Executive succession in the higher education publishing industry, 1958-1990.
        American Journal of Sociology, 105(3), 801-843.
Time (2020). “Heroes of the front lines”. Time. Abgerufen von https://time.com/collection/coronavirus-
        heroes/
Walter, K. (2020, April 20). «Warum der deutsche Föderalismus besser als Frankreichs Zentralismus
        ist». Cicero. Abgerufen von https://www.cicero.de/aussenpolitik/zentralismus-frankreich-
        coronavirus-statistik-foederalismus
World Health Organization (2020). “Decentralization”. World Health Organization. Abgerufen von
        https://www.who.int/health-laws/topics/governance-decentralisation/en/
Yin, R. K. (2011). Applications of case study research. London

Thema Nr. 3: Öffentliche Diskurse und die gesellschaftliche Konstruktion von «Lock-down»-
Entscheidungen

Thema: Die Corona Pandemie führt zur größten Einschränkung bürgerlicher Freiheiten seit dem
zweiten Weltkrieg. Staaten limitieren die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger und veranlassen
vorübergehende Unternehmensschließungen im Rahmen eines «lock-down». Der «lock-down»
umfasst dabei alle Maßnahmen, die im Zuge eines deklarierten Ausnahmezustands erlassen werden.
Wir wollen untersuchen, inwieweit «Lock-down»-Entscheidungen zwar von Regierungen erlassen
werden, jedoch eigentlich das konstruierte Resultat (Berger & Luckmann, 1966) vorhergehender
intensiver Diskurse zwischen einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure sind (Rosenau, 1995; Dryzek,
2010; Habermas, 1996). Hierbei bringen sich von der Mikro- bis zur Makro-Ebene Regierungs-,
Unternehmens-, sowie zivilgesellschaftliche Akteure in den Diskurs ein (Bache & Flinders, 2016). In
Folge der Diskurse erlassen verschiedene Länder sehr unterschiedliche Maßnahmen zur Bekämpfung
der Pandemie.
        Der herbeigeführte «lock-down» lässt sich aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven
analysieren. Um zu verstehen, wie und warum unterschiedliche Massnahmen gegen die Bekämpfung
des Coronavirus erlassen werden, ist es essentiell, sich den Verlauf der Diskurse genauer
anzuschauen. Dementsprechend bieten sich aus theoretischer Sicht besonders Diskurstheorie,
Deliberation und deliberative Governance als Erklärungszusammenhänge an.

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Mögliche Forschungsfragen:
  ● Welche Rolle nehmen traditionelle Akteure (Regierungen, Experten, Unternehmen, NGOs) im
       Vergleich zu neuartigen Akteuren (Influencer etc.) in den Corona-Diskursen bis zum lock-down
       ein und wie beeinflussen diese den entstehenden Diskurs?
  ● Wie und warum bringen sich Unternehmen auf bestimmte Weise in den Diskurs rund um den
       lock-down ein? Welche Einflüsse hat der Grad unternehmerischer Beteiligung auf den Diskurs?
  ● Welche Rolle spielen Medien in der Konstruktion des Krisenmodus? Wie können
       Medienunternehmen «Meinung machen»? Welche Narrative werden in welchen Medien
       warum besonders stark repräsentiert?
  ● Wie und warum wirken Institutionen im Sinne verfestigter Glaubensgrundsätze über andere
       Akteure auf den Diskurs ein? Führt dies zu Formen der «passiven» Repräsentanz, ohne dass
       Akteure aktiv für ihre Interessen einstehen müssen? Können hier in unterschiedlichen
       Kontexten Verschiedenheiten beobachtet werden?
  ● In welcher Beziehung stehen die konstruierten Diskurse im Rahmen der Corona-Debatte zu
       den gegebenen Fakten? Welche Unterschiede lassen sich hier in Diskursen unterschiedlicher
       Gesellschaften erkennen?

Forschungsmethode:
Da Besonderheiten bestimmter Diskurse ausgesprochen deutlich werden, wenn sie in ihrer
Unterschiedlichkeit von anderen Diskursen betrachtet werden, bieten sich vergleichende Analysen an.
Aufgrund der hauptsächlich länderspezifischen Diskurse liegt ein Ländervergleich nah. Diskurs-
Unterschiede könnten besonders gut dort beobachtbar werden, wo die erlassenen Maßnahmen, sprich
die Ergebnisse von Diskursen, sehr unterschiedlich sind (wie beispielsweise in der UK, Schweden,
Deutschland, Schweiz, Hong Kong, Südkorea, [hierbei sind Selektionen zu machen].
        Bei den zu sammelnden Daten liegt es nahe, Archivdaten aus unterschiedlichen Medien
multimodal (d.h. neben der Analyse von gesprochenem Text z.B. die Inklusion von Bildsprache) zu
analysieren (Meyer et al. 2013) und Narrative aus diesen Daten zu extrahieren, die dann wiederum
Diskurse konstituieren und zu Massnahmen führen (Haack et al. 2012; Gee and Handford, 2016).
        Ziel ist es, über den Kontext der Corona-Pandemie hinaus zu verstehen, wie sich Akteure in
deliberativen Prozessen beteiligen, Narrative kommuniziert werden und welche Akteure welche
Narrative wie vertreten.

Betreuer: Bennet Schwoon (bennet.schwoon@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
Berger, P.L. & Luckmann, T. (1980). Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt
        am Main: Fischer Taschenbuch.
Bache, I. & Flinders, M. (2016) Themes and Issues in multi-level governance. In: Ansell,
         C. & Torfinger, J., Handbook on theories of governance. Cheltenham: Edward Elgar
         Publishing.
Dryzek, J.S. (2010) Foundations and frontiers of deliberative governance. Oxford: Oxford
        University Press.
Gee, J.P. and Handford, M. (2012) The Routledge Handbook of discourse analysis. York:
        Routledge.
Haack, P., Schoeneborn, D., & Wickert, C. (2012). Talking the talk, moral entrapment,
        creeping commitment? Exploring narrative dynamics in corporate responsibility
        standardization. Organization Studies, 33(5-6), 815-845.
Habermas, J. (1996) Drei normative Modelle der Demokratie. In: Habermas Die
         Einbeziehung des Anderen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Meyer, R. E., Höllerer, M. A., Jancsary, D., & Van Leeuwen, T. (2013). The visual dimension in
        organizing, organization, and organization research: Core ideas, current developments, and
        promising avenues. Academy of Management Annals, 7(1), 489-555.
Rosenau, J.N. (1995) Governance in the twenty-first century. Global Governance, 1(1),
         13-43.

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Thema Nr. 4: Corona Pandemie – Die Herausforderung der Risikogesellschaft

Thema: Der deutsche Soziologe Ulrich Beck proklamierte einst im Rahmen seines viel beachteten
Werkes die „Risikogesellschaft“, dass die gesellschaftliche Produktion von Reichtum unabkömmlich mit
der Produktion von Risiken im Rahmen des Modernisierungsprozess einher ginge (Beck, 1986). Als
«Risiken» definierte Beck Themen, die nicht mehr nach Klassengrenzen verteilt und daher als
„demokratisch“ wahrgenommen werden können, wie beispielsweise eine Pandemie. Diese kann jeden
gleichsam treffen, da sie nicht unterscheidet zwischen Proletariat und Eliten. Beck fordert eine starke
öffentliche Debatte ausgestattet mit wissenschaftlichen Argumenten, um die Demokratie zu stärken
(Beck, 1992).
         Ein Vierteljahrhundert später zeichnet sich ein gänzliches anderes Bild: die Welt ist gefangen
in den Armen der Corona-Pandemie begleitet von Fake News, Hamsterkäufen, Zensur,
wissenschaftlich nicht-fundiertem Datenreporting, Populismus und Rassismus, welche die öffentliche
Debatte bestimmen (e.g., Spalinger at al., 2020). Die europäische Politik ist so uneins, wie kaum jemals
zuvor und ein reziproker Nationalismus ist zu erkennen, bei dem jeder Staat zuerst an die Interessen
des eigenen Landes denkt. Allerdings proklamierte Beck, damals im Zusammenhang mit der
Finanzkrise (Beck, 2010), dass solche demokratischen Risiken eine «kosmopolitischen Imperativ» mit
sich bringen, also zur Zusammenarbeit von Schlüsselakteuren zwingen, auch wenn diese keinen
Anlass hierfür sehen wollen.

Mögliche Forschungsfragen:
  ● Inwiefern spiegelt sich das oben skizzierte Szenario der Risikogesellschaft im Rahmen der
       Covid-19 Pandemie wieder? Welche Implikationen bringt dies für den Staat, die Organisationen
       und die Gesellschaft mit sich? Wie entwickelt sich das Verhalten in Bezug auf die Pandemie
       von verschiedenen Schlüsselakteuren, wie den Regierungen, der Medien oder internationalen
       Organisationen wie der WHO?
  ● Wie verhält sich die Zusammenarbeit von europäischen Staaten im Rahmen der Covid-19
       Krisenbekämpfung? Welche Implikationen hat dies für Organisationen?

Mögliche Forschungsmethoden:
   ● Case Study (Yin, 2011) zu zwei Unternehmen und Vergleich hiervon
   ● Qualitative Medien Datenanalyse (Gioia et al., 2013)
           ○ Analyse des medialen Diskurs hinsichtlich der Einführung von gemeinsam
               koordinierten Massnahmen im Kampf gegen Covid-19; Datensample: Medienartikel
               abgerufen von Factiva der jeweiligen Länder im Zeitraum Januar – Mai 2020

Betreuerin: Dorothee Winkler (dorothee.winkler@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
Beck, U. (1986). Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Frankfurt a.
        M.
Beck, U. (1988). Gegengifte (Vol. 468). Frankfurt: Suhrkamp.
Beck, U. (1992). From industrial society to the risk society: Questions of survival, social structure and
        ecological enlightenment. Theory, Culture & Society, 9(1), 97-123.
Beck, U. (2010, Juni 26). Der kosmopolitische Imperativ. NZZ. Abgerufen von
        https://www.nzz.ch/der_kosmopolitische_imperativ-1.6259241.
De Weck, R. (2020). Die Kraft der Demokratie: Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre.
        Suhrkamp, Berlin.
Gioia, D. A., Corley, K. G., & Hamilton, A. L. (2013). Seeking qualitative rigor in inductive research:
        Notes on the Gioia methodology. Organizational Research Methods, 16(1), 15-31.
Spalinger, A., Langer, M.-A., Ackeret, M., Signer, D., & Fulterer, R. (2020, April 2). Während der
        Pandemie florieren Verschwörungstheorien und Aberglaube – vier Korrespondenten
        berichten. NZZ. Abgerufen von
        https://www.nzz.ch/international/corona-epidemie-fake-news-florieren-weltweit-ld.1549660.
Yin, R. K. (2011). Applications of case study research. sage.

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Institut für Betriebswirtschaftslehre

Thema 5: Die Konsequenzen von Covid-19 für Wirtschaft und Gesellschaft

Thema 5a) Bailing out? Welche Firmen und Sektoren werden vom Staat gerettet?
Wie während der globalen Finanzkrise (2008-2009) werden auch aktuell wieder Forderungen nach
staatlichen Rettungsaktionen bzw. «Bail outs» laut, v.a. in Sektoren, welche besonders stark von der
aktuellen Corona-Pandemie betroffen sind (z.B. Tourismus, Luftverkehr, Start-ups und KMUs, etc.).
Während es in anderen Disziplinen (z.B. in der VWL, den Finanz- und Rechtswissenschaften) bereits
einiges an Forschung zu staatlichen Beihilfen und Rettungsaktionen gibt, ist dieses Themengebiet
bislang in der Organisations- und Management-Forschung kaum beleuchtet worden. Somit können hier
wichtige Erkenntnisse gewonnen und Beiträge erzielt werden.
         Als Grundlage können mehrere Organisationstheorien herangezogen werden um interessante
Forschungsfragen für entsprechende Abschlussarbeiten zu entwickeln: z.B. «organizational impression
management theory» (Elsbach, 2006), die Theorie organisationaler Resourcenabhängigkeit (Pfeffer &
Salancik, 1978), organisationale Feld-Theorie (z.B. Meyer & Höllerer, 2010), Theorien sozialer
Bewegungen (De Bakker et al., 2018), oder Theorien organisationaler Legitimität (z.B. Suchman, 1995).

Mögliche Forschungsfragen:
    Welche Firmen und Sektoren erhalten (keine) staatliche Beihilfen? In welcher Form und
       welchem Umfang? Warum (nicht)?
    Wer spricht sich öffentlich für bzw. gegen derartige Beihilfen aus? Welche Rechtfertigungen
       und Argumente werden mobilisiert? Wer bzw. welche Argumente setzten sich durch?
    Wie präsentieren sich jene Firmen und Sektoren in der Öffentlichkeit, welche staatliche
       Beihilfen fordern? Inwiefern unterstützen bzw. unterminieren Stakeholder diese
       Selbstpräsentationen? Mit welchem Ergebnis?
    Welche Konditionen (z.B. Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Arbeitnehmerschutz,
       staatliche Mitspracherechte, Ausschüttung von Dividenden, Standortgarantien, etc.) werden
       mit der Vergabe von staatlichen Beihilfezahlungen verknüpft? Wie wird die Verknüpfung von
       Beihilfen mit best. Konditionen legitimiert bzw. delegitimiert?

Mögliche Forschungsmethoden:
    Daten: Hintergrundliteratur, Mediendaten, ggf. Experteninterviews
    Analyse: Vergleichende Fallstudien; Dramaturgische Analysen; Rhetorische Analysen;
       Feldstruktur-Analysen;
    Qualitative, induktive Theoriebildung

Betreuer: Dr. Florian Überbacher (florian.ueberbacher@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
De Bakker, F. G. A., den Hond, F., King, B., & Weber, K. 2013. Social movements, civil society and
         corporations: Taking stock and looking ahead. Organization Studies, 34(5), 573-593.
Elsbach, K. D. 2006. Organizational perception management. New Jersey: Lawrence Erlbaum.
Faccio, M., Masulis, F., & McConnell, J. J. 2006. Political connections and corporate bailouts. Journal
         of Finance, 61, 2597-2635.
Hügli, D. 2020. Lufthansa, Swiss, Easyjet & Co.: Die Airlines müssen in der Coronakrise vom hohen
         Ross herabsteigen. Cash, 6. Mai 2020. https://www.cash.ch/news/politik/luftverkehr-
         lufthansa-swiss-easyjet-co-die-airlines-muessen-der-coronakrise-vom-hohen-ross-1540048
Jones, S. 2020. Swiss lead way with crisis loans to small businesses. Swissinfo, 6. April 2020.
         https://www.swissinfo.ch/eng/covid-19_swiss-lead-way-with-crisis-loans-to-small-
         businesses/45670144
Meyer, R. E., & Höllerer, M. A. 2010. Meaning structures in a contested issue field: A topographic
         map of shareholder value in Austria. Academy of Management Journal, 53(6): 1241-1262.
Pfeffer, J., & Salancik, G. R. 1978. The external control of organizations: A resource dependence
         perspective. Stanford: Stanford University Press.

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Institut für Betriebswirtschaftslehre

Suchman, M. C. 1995. Managing Legitimacy: Strategic and Institutional Approaches. Academy of
          Management Review, 20(3), 571-610.
Zatti, Z. 2020. «No Bailout without change» – Aargauer Klimajugend protestiert gegen die
          Milliardenunterstützung für die Swiss. Badener Tagblatt, 30. April 2020.
          https://www.badenertagblatt.ch/aargau/baden/no-bailout-without-change-aargauer-
          klimajugend-protestiert-gegen-die-milliardenunterstuetzung-fuer-die-swiss-137762991

Thema 5b) Welches Wirtschaftsmodell für die Zeit nach der Krise?
In den Augen vieler verdeutlicht die derzeitige Corona-Krise die Grenzen oder gar das Scheitern
unseres derzeitigen, eher neoliberalen Wirtschaftsmodelles, welches auf Globalisierung, unbedingten
Wachstum und möglichst geringe staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen ausgerichtet ist.
Derartige Argumente wurden auch nach der globalen Finanzkrise vor etwa 10 Jahren laut, hatten aber
aus heutiger Sicht wenig Einfluss. Dies vielleicht auch, weil man sich damals primär auf die Kritik des
bestehenden Modells beschränkt hat, anstatt auch alternative Modelle zu propagieren und diese im
öffentlichen Diskurs, in den Machtzentren der Wirtschaft und Gesellschaft und schliesslich auch in der
Praxis zu verankern. Wie sieht es nun aus? Ist es diesmal anders? Falls ja, welche Wirtschaftsmodelle
(z.B. mit Fokus auf mehr/weniger Globalisierung, mehr/weniger Wachstum, mehr/weniger staatliche
Eingriffe, mehr/weniger Nachhaltigkeit, etc.) werden nun propagiert, von wem, und mit welchem Erfolg?
         Konzeptionell und methodologisch könnte man derartige Wirtschaftsmodelle und die
Ideologien und Theorien, die ggf. dahinterliegen, dann als Narrative abbilden, da es sich dabei um
Geschichten mit einem kausalen Erzählstrang handelt. Als zusätzlicher konzeptioneller Fokus bietet
sich das Konstrukt «organisationales Feld» und vor allem das «thematische Feld» («issue field») an
(z.B. Hoffman, 1999; Meyer & Höllerer, 2010), da man auf dieser Basis die unterschiedlichen Akteure
und die Modelle, die sie propagieren, abbilden kann.

Mögliche Forschungsfragen:
    Welche Wirtschaftsmodelle werden im öffentlichen Diskurs für die Zeit nach der Pandemie
       gefordert? Von wem? Warum?
    Welche Ideologien und/oder Theorien stecken hinter diesen Modellen und Forderungen? Wie
       einseitig/vielseitig, rudimentär/vollständig werden diese Ideologien oder Theorien dabei
       abgebildet?
    Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen Modellen und Forderungen dafür, wie sich
       Firmen, Stakeholder, Staat und Gesellschaft künftig aufstellen und organisieren sollen? Wer
       soll gewinnen/verlieren? Warum?
    Welches/welche Wirtschaftsmodell/e setzt/setzen sich im öffentlichen Diskurs durch? Warum?

Mögliche Forschungsmethoden:
    Daten: Hintergrundliteratur, Mediendaten, ggf. Experteninterviews
    Analyse: Vergleichende Fallstudien (z.B. Ländervergleiche oder Vergleich Finanzkrise vs.
       Corona-Krise), Narrative Analysen; Feldstruktur-Analysen;
    Qualitative, induktive Theoriebildung

Betreuer: Dr. Florian Überbacher (florian.ueberbacher@business.uzh.ch)

Einstiegsliteratur:
Brunner, K., & Liebrich, S. 2015. Alternativen: Den Kapitalismus weiterdenken. Süddeutsche Zeitung,
        1. Juli 2015. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/alternativen-den-kapitalismus-
        weiterdenken-1.2544315
Crouch, C. 2011. The strange non-death of neo-liberalism. Cambridge: Polity Press.
Hoffman, A. J. 2009. Institutional evolution and change: Environmentalism and the U.S. chemical
        industry. Academy of Management Journal, 42(4), 351-371.
Latouche, S. 2009. Farewell to growth. Cambridge: Polity Press.
Mansfield, E. D., & Solingen, E. 2010. Regionalism. Annual Review of Political Science, 13, 145-163.

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Institut für Betriebswirtschaftslehre

Meyer, R. E., & Höllerer, M. A. 2010. Meaning structures in a contested issue field: A topographic
       map of shareholder value in Austria. Academy of Management Journal, 53(6), 1241-1262.
Vaara, E., Sonenshein, S., & Boje, D. M. (2016). Narratives as sources of stability and change in
       organizations: Approaches and directions for future research. Academy of Management
       Annals, 10(1), 495-560.

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