PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...

Die Seite wird erstellt Klaus-Peter Wetzel
 
WEITER LESEN
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
PAPR        KA zum Schluß
                                         PAPR KA
                                                        März 2021
                                         Zeitung der ver.di-Liste für die Beschäftigten am
                                         Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH -
                                         Standort Gießen

   In der nächsten Ausgabe:
   -Was macht der Tarifvertrag?
   -Verluste im Klinikum durch Corona?

                                              Fahren auf Sicht
                                            Das Motto der Geschäftsführung
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
März 2021       März 2021
       2                                                                                                                                                                                      11

   Inhalt dieser           Unsere Themen - mal wieder -                              ... und wieder ein Abschied
     Ausgabe:
                           Asklepios und Corona
Corona-Prämie       S. 3
                      Immer noch an den gleichen Themen dran wie                     Am 2. September 2020 mussten wir wieder einmal Ab-
                      im letzten Jahr? Hört das denn gar nicht auf?                  schied nehmen – endgültig – von einem langjährigen
Asklepios        S. 4 Ein längerer Artikel in diesem Heft beschäftigt sich           Mitstreiter, Wegbegleiter, Kollegen und Freund.
                      mit den Auswirkungen des „Verkaufs“ an Asklepi-                Der plötzliche Tod von Jürgen Schneider hat uns alle
Pflegeausbildung S. 6 os. Dort wird beschrieben, wie sich dies konkret               sehr getroffen und traurig gemacht. Jürgen hat in 4
                      auf die Arbeit vor Ort auswirkt. Bei uns Marburg /             Jahrzehnten Erfahrung am UKGM gesammelt und diese gerne in seiner Be-
Interview        S. 8 Gießen wird zwar gesagt, dass im Moment keiner                 triebsratsarbeit eingesetzt und weiter gegeben.
                      an Ausgliederungen denkt, aber unsere                          Immer gut für einen Rat, eine Entscheidungshilfe, einen Lösungsansatz –
Abschied Jürgen S.11 „Schwesterkliniken“ im Konzern dagegen merken                   vielseitig kompetent, aber auch kritikfähig und streitfähig. Er konnte zuhören,
                      das zum Teil schon deutlich. Die bisherige gute                aber auch kontrovers diskutieren.
Impressum        S.11 Arbeit im Betriebsrat und Eure deutlichen Stimmen              In allen Situationen blieb er authentisch und ehrlich.
                      bei den letzten Streiks zusammen mit den doch                  Jürgens Plan für die nächsten Jahre war klar – er wollte die jungen KollegIn-
Mitgliedschaft   S.12 wirkungsvollen Tarifverträgen haben einen nicht                nen im Gremium unterstützen, um dann bald in Rente zu gehen und sich ak-
                      geringen Anteil daran. Also nicht nachlassen, mel-             tiv der nächsten Lebensphase zuzuwenden.
                      det Euch weiterhin deutlich und lautstark zu Wort!             Leider konnte er den Plan nicht mehr umsetzen.
                                                                                     Wir vermissen ihn und werden uns in Gedanken weiterhin seine Unterstüt-
                                                                                     zung holen.
Corona hat bei uns viele Aspekte. Nicht zuletzt die Ausbildung leidet darun-         Am Ende ein Gruß in diesem Sinne, entliehen aus Texten eines seiner favori-
ter. Es ist dringende Besserung geboten, wie die Kollegin in diesem Heft             sierten Musiker:
schreibt.                                                                                        "Mille grazie – vor dir zieh ich meinen Hut !"
Bunt scheint die Coronaprämienlandschaft bei uns zu werden:
                                                                                                                                                   (Udo Lindenberg).
Als erstes gibt es jetzt für einen kleinen Teil der Belegschaft eine Prämie.
                                                                                     Cornelia Plhak und Kornelia Wack-Wattenbach für die ver.di-Fraktion
Dann steht das Angebot des Arbeitgebers im Raum, statt einer Lohnerhö-
hung für die ersten sechs Monate des Jahres eine gestaffelte Prämie zu zah-
                                                                                   Bildnachweis                                            Druckerei:                        tung, da wir versuchen, uns
len, was er gerne machen kann, wenn er auch den Rest unseres Forde-                Alle, soweit nicht anders an-                           Wagner Druck, Dutenhofen          mit jeder Ausgabe zu verbes-
rungspaketes übernimmt (z. B. Eingruppierungen ändern).                            gegeben Eigenbilder oder von                                                              sern.

                                                                                                                   Impressum - März 2021
Dann warten wir auf die Spende von Pascoe, bzw. deren Ausgestaltung.               ver.di-Webseiten                                        Wer bekommt die
Und auch Jens Spahn hat wieder was auf den Weg gebracht, diesmal sollen                                                                    paprika?                          Bitte einsenden an:
auch wir vom UKGM dabei sein - und nicht nur Pflegekräfte, wenn wir es             Die Paprika ist eine Veröf-
                                                                                                                                           Die paprika richtet sich an
richtig verstehen.                                                                 fentlichung der ver.di-Liste                                                              Fabian Dzewas-Rehm, ver.di
                                                                                                                                           alle, die gewerkschaftliche
                                                                                   am      Universitätsklinikum                                                              Bezirk Mittelhessen.
Schon im April / Mai betraf jede dritte Neuerkrankung mit Corona in Deutsch-       Gießen und Marburg -                                    Arbeit am Krankenhaus inte-
land Beschäftigte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Und auch in der                                                                    ressiert und wird über die        Für unverlangt eingesandte
                                                                                   Standort Gießen
                                                                                                                                           ver.di-Liste verbreitet.          Beiträge übernehmen wir kei-
jetzigen Welle berichtet eine Krankenkasse, dass Alten- und Krankenpflege
                                                                                                                                                                             ne Haftung und bitten dafür
am stärksten gefährdet sind. Im Dezember hatten wir am Klinikum in Gießen          Verantwortlich im Sinne des
                                                                                   Presserechts:                                           Mitmachen                         um Verständnis. Namentlich
eine außerordentliche Häufung von Infektionen. In der Weihnachtswoche                                                                                                        gekennzeichnete Artikel ge-
                                                                                   Fabian        Dzewas-Rehm,                              Natürlich sollen alle mitma-
betraf es mehr als 70 KollegInnen, woraus sich eine unglaubliche 7-Tage-                                                                   chen, die Interesse an der Her-   ben nicht immer die Meinung
                                                                                   ver.di Bezirk Mittelhessen,
Inzidenz von rund 1500 ergibt. Der Wert für Deutschland lag zu dieser Zeit         Fachbereich 3,                                          ausgabe einer Betriebszeitung     der Gewerkschaft ver.di oder
bei knapp unter 200. Wie der Alltag mit Corona auf einer Nicht-Covidstation        Walltorstraße 17, 35390                                 haben. Wir freuen uns über        der paprika-Redaktion wieder.
aussieht, zeigt das Interview in diesem Heft. Die Kolleginnen und Kollegen         Gießen                                                  Manuskripte, Hinweise, Bei-
haben sich meist sichtlich allein gefühlt.                                         Tel.: 0641-93234-0                                      träge, Leserbriefe, Zeichnun-
Wer weitere Fragen zu Arbeit und Corona sucht, findet hier eine laufend ak-        E-mail:fabian.dzewas-                                   gen, Fotos usw.; natürlich
                                                                                   Rehm@verdi.de                                           auch über Kritik an der Zei-
tualisierte Liste von ver.di:
                                                     t1p.de/beschaeftigte-corona
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
März 2021    März 2021
      10                                                                                                                                                     3

zember war dann PCR-Test für alle             Paprika: Wie findest Du die Infor-
(Ärzte, Pflege und Patienten) angesagt.       mationswege im Klinikum?                              Die Corona-Prämie
Ich hatte da auch ein bisschen Fieber         Pflegekraft: Die Mails und den             Wo drückt es denn?! Ach… ich hab’s gefühlt seit einer
aber sonst nichts.                            Newsletter finde ich nur teilweise         Ewigkeit mit der Corona-Prämie…
Am 18. Dezember rief abends um 18:15          wirksam und sinnvoll.                      Und genau so ist es! Das Jahr 2020 ist rum, Corona nicht.
Uhr dann die Hygiene bei mir an, dass         Paprika: Wie viele Deiner KollegIn-        Erst gab es gar keine Prämie, jetzt sollen sie einige wenige
auch ich positiv getestet war. Insgesamt      nen lesen den Newsletter?                  bekommen. Natürlich nur die, die auch wirklich durch Corona
neun Pflegkräfte, zwei Ärzte und drei         Pflegekraft: Geschätzt 50 Prozent          eine Mehrbelastung hatten. Aber wo ist da die Grenze der Mehrbelastung?!
Schüler waren betroffen. Auch der uns         lesen ihn regelmäßig, 25 Prozent           Und wer bestimmt diese Grenze?! Laut Landesregierung doch bitte die Ge-
bisher unbekannte positive Befund des         sporadisch und 25 Prozent gar              schäftsführung mit den Interessenvertretungen vor Ort. Aber mal im Ernst…
Patienten war „auf einmal“ da. Die ge-        nicht.                                     Egal von welcher Seite man versuchen würde, das Thema anzupacken, je-
samte Urologie wurde dann am 23. De-          Paprika: Und was macht Eure Ge-            des Mal würde man sich die Finger verbrennen und hart arbeitende Mitarbei-
zember bis zum 4. Januar geschlossen.         sundheit? Sind alle wieder an              ter verprellen.
Paprika: Wie findest Du insgesamt das         Bord?                                      Mal kurz gerechnet: Der Arbeitgeber legt 280.000 € auf den Tisch. Nicht di-
Management in der aktuellen Situation?        Pflegekraft: Einige von uns haben          rekt aus eigener Tasche, sondern aus Landesmitteln für koordinierende
Pflegekraft: Eigentlich habe ich ja           immer noch Luftnot bei den kleins-         Krankenhäuser. Das Land Hessen findet das total toll und steuert nochmal
schon genug erzählt. Schlecht war auf         ten Anstrengungen und ein Kollege          einen Zuschuss von insgesamt 140.000 € bei. Rechnen wir die 420.000 €
jeden Fall, dass uns von der IMC keine        ist bis heute noch krank.                  jetzt durch zwei, bekommen die „Auserwählten“ in Gießen und Marburg je
Infos zu dem Patienten gegeben wur-           Paprika: Zum Schluss: in den Me-           210.000 € untereinander aufgeteilt.
den. Hatte er überhaupt einen Abstrich        dien wird berichtet, die Impfbereit-       Wenn der Betriebsrat bei diesem makabren Spiel „mitspielt“, gibt es das Gan-
gehabt? Auf Station sind wir jetzt beim       schaft in der Pflege sei nicht be-         ze sogar steuerfrei als Corona-Prämie ausgezahlt. Und da kommt die
Patientenumgang viel vorsichtiger. Also       sonders hoch. Wie sieht es in Dei-         Schweinerei… Man schubst als Land Hessen die Betriebsräte auf das Boot
das Management vor Ort finde ich jetzt        nem Arbeitsumfeld aus?                     des Arbeitgebers. Man muss mit drauf, darf es aber nicht steuern, nach dem
gut. In der Klinik insgesamt aber weiter-     Pflegekraft: Viele bei uns fallen ja       Motto mitgegangen, mitgefangen (und am Ende dann noch mit untergegan-
hin schlecht.                                 erst mal weg aus dem Impfpro-              gen!?).
Paprika: Was sollte, besser muss, ver-        gramm wegen ihrer Infektion. Ins-          Unterschreibt der Betriebsrat das Angebot nicht, wird er zum „Bösen“, der
bessert werden?                               gesamt aber könnte die Impfbereit-         den Auserwählten ihre Prämie schmälert, weil sie sie versteuern müssen!
Pflegekraft: Das Personal und mög-            schaft höher sein.                         Unterschreibt der Betriebsrat das Angebot, bekommen die Auserwählten das,
lichst auch die Patienten sollten bei Kon-    Paprika: Und was ist Dein persönli-        was ihnen zusteht, steuerfrei. Dafür hat man dann aber auch mit ausgewählt,
takt immer FFP2-Masken tragen. Das            ches Fazit aus den letzten Mona-           wer nix bekommt. Dabei fordert man doch eigentlich eine Prämie für alle.
Personal muss mehr auf den Abstand            ten?
achten. Wichtige Aspekte sollen direkt        Pflegekraft: Es braucht bessere            Den wichtigsten Punkt überhaupt muss ich aber noch erwähnen!
mit den Kollegen besprochen werden.           Infos und eine mündliche Weiter-             Ein einmaliges und grandioses Zeichen, das beim Thema Corona-Prämie
Also die Stationsleitung erzählt uns di-      gabe der Inhalte. Die Infos aus der                                      gesetzt wurde!
rekt, was wichtig ist. Zusätzlich natürlich   Hygiene waren doch sehr unter-                                             Von wem?
regelmäßige Stationsbesprechungen.            schiedlich. Fragen unsererseits                                   Von euch, den Beschäftigten!
                                              wurden je nach Gegenüber immer             Es ist den Mitarbeitern am UKGM und seinen Freunden gelungen, durch
                                              verschieden beantwortet. Auch die          (kleine) Aktionen, Poster, Unterschriften, Briefe, soziale Netzwerke, E-
                                              Betriebsärztliche Stelle war nicht         Mails, die Medien und gemeinsames Engagement einen riesigen Kon-
                                              sehr hilfreich, die Auskünfte von          zern zu etwas zu zwingen, das es sonst in keinem seiner Häuser gibt…
                                              dort fanden wir besonders                  eine Corona-Prämie aus eigenen Mitteln. Diese solidarische Leistung
                                              schlecht. Es gab einfach keine             sollte ein Ansporn sein, ein solches Engagement weiter auszubauen,
                                              kompetenten Ansprechpartner bei            Politik und Konzerne zum Reagieren zu zwingen, um an die Ziele zu
                                              speziellen Fragen für uns.                 kommen, die wir uns alle für das UKGM und uns wünschen.
                                              Das Interview wurde Ende Januar geführt
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
März 2021      März 2021
       4                                                                                                                                                   9

Übernahme durch Asklepios                                                          gefallen wäre. Erst mal oben anru-
                                                                                   fen statt kurz über den Flur Hilfe
                                                                                                                            Griff zu kriegen. Sonst haben wir keine
                                                                                                                            Unterstützung erlebt.
– die ersten Auswirkungen                                                          holen?
                                                                                   Die Covid-Patienten wurden jetzt zu
                                                                                                                            Paprika: Was fehlt oder hat gefehlt?
                                                                                                                            Pflegekraft: Definitive, verlässliche
                                                                                   Untersuchungen und so direkt über        Aussagen, zum Beispiel „dann und
Dreieinhalb Monate nach der Kon-      Als ver.di können wir ohnehin nichts         den Flur bei uns gefahren.               dann zieht ihr um; und sagt, wann ihr
trollübernahme von Asklepios im       Gutes an der 80er-Jahre-Idee der                                                      was braucht.“ Und Hilfskräfte haben
Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG     Kaufleute finden. Eine Verschlechte-         Am 13. April war                         gefehlt beim Packen und Schieben etc.
ist sie nun da: Die Ausgliederung     rung der Arbeitsbedingungen für Be-          Jens Spahn in Gie-                       Paprika: In der aktuellen zweiten Welle
von Abteilungen in den Kliniken       schäftigte ist und bleibt für uns nichts,    ßen und am 23.                           kam es ja auch zu einem Ausbruch auf
des Konzerns nimmt Fahrt auf.         das wir einfach so hinnehmen wollen          April kam die Mas-                       Deiner Station. Kannst Du mir Gründe/
                                      und können. Das gebietet allein die          kenpflicht in den                        Ursachen dafür sagen?
Vorbereitend wurde die Rhön- Menschenwürde, die für uns über                       Geschäften,                              Pflegekraft: Ein Patient wurde von
Reinigungs-Gesellschaft (das sind die dem Profit steht!                                                                     einer IMC zu uns verlegt, der mit einem
mit den bekannt begehrenswerten                                                    … und am 13. Mai die Nachricht,          Corona-positiven Patienten zusammen
Arbeitsbedingungen, die keinen Tarif- Was bedeutet Ausgliederung kon-              dass wir zurück dürfen.                  gelegen hatte. Uns war der Infektions-
vertrag haben) umbenannt in Rhön- kret? Nicht für die Ausgegliederten,             Danach gab es nur noch eine kleine       status des Patienten nicht bekannt und
Klinikum Services GmbH. Da passen sondern für einen im Unternehmen                 „Behinderung“, dass wir wg. der ge-      auch der Verlegungsgrund. In unserer
jetzt auch gut andere Abteilungen wie Verbliebenen. Hier ein Beispiel aus          planten Einrichtung der Covid-           PflegeAPP kam dann am 12. Dezem-
IT, Haus- und Medizintechnik, Steri, einem Krankenhaus, das schon seit             Überwachungsstation sofort unsere        ber: „Wir haben einen positiven Patien-
Küche und die ganze bisherige Servi- mehreren Jahren mit ausgegliederter           Spinde räumen mussten, aber zum          ten“. Den habe ich natürlich auch in der
ce GmbH sowieso hinein.               IT-Abteilung arbeitet:                       Glück sofort neue Räume und Spin-        Zeit vorher betreut, er war sehr redse-
                                                                                   de bekamen.                              lig, verwirrt aber mobil. Zusammen mit
Begonnen werden soll in den Kliniken     Früher: 23. eines Monats. Die IT-         Paprika: Was hat Dir und Deinen          einem Schüler habe ich ihm am 6. De-
in Frankfurt/Oder und in Bad Berka,      Abteilung sitzt im Kliniksgebäude. Ein    KollegInnen in der Zeit geholfen?        zember bei der Körperpflege im
wo es keinen vertraglichen Outsour-      Beschäftigter hat ein Problem, der        Pflegekraft: Wegen Personalman-          (engen) Bad geholfen. Dabei hatte der
cing-Schutz gibt. Für das UKGM wird      Rechner muss täglich mehrmals neu         gel musste unsere Station 4 schlie-      Patient natürlich keine Maske auf. Ich
angeblich geprüft, ob es tatsächlich     gestartet werden. Anruf bei der IT.       ßen, so dass wir dann zum Glück          selber hatte in der Folge etwas Fieber
notwendig ist, sich in vollem Umfang     Der Kollege aus der IT kommt nach         genug Personal für die offenen Sta-      und Husten, eine Woche später kamen
an die Vereinbarung mit dem Land         einer oder zwei Stunden ins Büro,         tionen hatten                            Gliederschmerzen und Verdauungsbe-
Hessen zu halten, die im Rahmen der      beginnt mit der Behebung des Pro-         Paprika: Was war, bzw. ist, eher         schwerden dazu. Alles in Allem aber
Trennungsrechnungsvereinbarung ei-       blems.                                    nicht gut gewesen in der Zeit?           nicht so schlimm, da ich sowieso frei
nen Outsourcing-Schutz bis zum                                                     Pflegekraft: Es gab keine Unterstüt-     hatte.
31.12.2021 zusichert.                    Heute: 23. eines Monats. Die IT-          zung durch die PDL-Ebene, eher           Als dann klar wurde, dass dieser Pati-
                                         Abteilung sitzt im Kliniksgebäude. Ein    Hysterie war angesagt. Es gab kei-       ent positiv war, wurden alle, die in den
Die in den 1980er Jahren modern          Beschäftigter hat ein Problem, der        ne Hilfe durch die Klinikleitung und     letzten Tagen (ab dem 8. Dezember)
gewordene Idee ist mittlerweile zu       Rechner muss täglich mehrmals neu         die ärztliche Leitung, und die Stati-    Kontakt mit ihm hatten getestet. Ich
Recht auch in Unternehmensführun-        gestartet werden. Anruf bei der IT.       onsleitung war in der Zeit auch noch     war nicht dabei. Bis dahin hatten wir
gen umstritten, da zwar die direkt       Der Kollege aus der IT sagt, das Bud-     drei Monate krank.                       auch noch keine FFP2-Masken, es
sichtbare scheinbare Kosteneinspa-       get für den aktuellen Monat sei aufge-    Paprika: Fühlst Du Dich genug un-        wurde auch nicht immer konsequent
rung sich leicht auf Papier darstellen   braucht, man möge ein Ticket schrei-      terstützt von den Vorgesetzten?          auf alles geachtet. Ab dem 14. Dezem-
lässt, jedoch die häufig erheblichen     ben, der Kollege aus der IT-Abteilung     Pflegekraft: Die Stellvertretung der     ber war dann Aufnahmestopp und wir
Folgekosten die Unternehmen durch        würde sich im kommenden Monat             Stationsleitung hatte in der Zeit viel   hatten alle einen Schnelltest. Das Er-
schlechtere Qualität oder Kosten         melden.                                   geholfen und versucht, alles in den      gebnis für alle war negativ. Am 16. De-
durch mehr Umständlichkeit doch
schädigen.
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
März 2021       März 2021
       8                                                                                                                                                         5

                                                                                      Welche Erfahrungen gibt es bei           schäftigten, die 5 oder 10 Jahre am
              Corona im Klinikum -                                                    UKGM mit Ausgliederung?                  Klinikum gearbeitet hatten, hatte ja
                                                                                      In der Abteilung Technik und Bau         auch Geld gekostet. Wenn Beschäf-
              Ein Interview                                                           wurden nach dem Verkauf des Klini-
                                                                                      kums an Rhön zunächst die Maler-
                                                                                                                               tigte dann gehen, wenn sie sich ne-
                                                                                                                               ben ihrer fachlichen Grundqualifikati-
Paprika: Du arbeitest schon lange im        ren nicht sicher. Kollegen berichteten    und die Polsterwerkstatt komplett        on, die sie mitbringen, in die hausspe-
Klinikum und kannst deshalb die Lage        von Hamsterkäufen in den Geschäf-         geschlossen. Man verließ sich kom-       zifischen Themen und Besonderhei-
wohl ziemlich gut einschätzen. Wie          ten.                                      plett auf externe Unternehmen. Re-       ten gut eingearbeitet haben, ist das
fandest Du persönlich die letzten zehn      Paprika: Was genau ist dann passiert?     sultat war, dass notwendige Arbeiten     ein großer Verlust, der auch mit der
Monate?                                     Pflegekraft: Es kamen Gerüchte            zwar beauftragt wurden, aber teils       Einstellung von neuem Personal, das
Pflegekraft: Es war natürlich grund-        auf, dass unsere Station „Mitte März“     nicht zeitnah ausgeführt wurden. Und     die Strukturen noch nicht kennt, nicht
sätzlich schwieriger als in der Zeit vor-   umziehen solle, aber es passierte         teurer war es auch noch.                 unmittelbar auszugleichen ist.
her. Allerdings muss ich dazu sagen,        erst mal nichts. Ab dem 18. März war
dass vieles davon auch schon vorher         dann nur noch ein Besucher pro Pa-        Nach einigen Jahren haben einige         Es braucht also weitere Arbeitszeit,
schlecht war, was seit der Corona-Zeit      tient erlaubt                             Mitarbeiter der Abteilung Technik und    um die neu Eingestellten (die es im-
dann aber verstärkte Auswirkungen           Paprika: Und wie ging es dann weiter?     Bau die Initiative ergriffen und der     mer geben muss) einzuarbeiten.
hat(te). Die Kommunikation auf fast         Pflegekraft: Am 18 .März kam wäh-         Geschäftsführung vorgerechnet, dass      Schneller und effektiver funktioniert
allen Ebenen fand ich miserabel, es         rend der Übergabe der Anruf, wir          die Beauftragung von Fremdfirmen         die Einarbeitung in kleinen Bereichen,
gab wenig bis gar keine Unterstützung       müssten sofort die Station räumen,        teurer ist als die Beschäftigung von     wenn der Ausscheidende seinen
von PDL-Seite und auch der Betriebs-        keine Zeit zu überlegen, zu organi-       eigenem Personal. Daraufhin wurden       Nachfolger noch einarbeiten kann.
rat hat uns gefehlt.                        sieren. Einfach Patienten schnappen       im Jahr 2016 wenigstens wieder zwei      Das ist eine Taktik, die früher von klu-
Aus meiner Sicht fand ich, dass auch        und rüber auf die 7. Nächster Tag,        Maler eingestellt. Was beweist: Die      gen Abteilungsleitern erfolgreich an-
das Verhalten unseres ärztlichen Lei-       nächste Station wurde geräumt. Al-        Geschäftsführung ist tatsächlich lern-   gewandt wurde. Selbst wenn ein Per-
ters ein großes Problem war, der sich       les war chaotisch auf der neuen Sta-      fähig. Im Interesse der Nachhaltigkeit   sonalverantwortlicher heute gern so
von allen was sagen ließ, so dass wir       tion, alles musste umgeräumt wer-         und der damit auch verbundenen           vorgehen würde, scheitert er/sie leicht
immer hinten runter fielen. Wir waren       den, überall stand etwas rum. Und         langfristigen Wirtschaftlichkeit wäre    daran, dass eine Stelle - auch nicht
sozusagen der Spielball vieler Abtei-       jeden Tag ein neues Gerücht: Du           es sicherlich auch richtig, mehr Ge-     vorübergehend – offiziell doppelt be-
lungen. Und das alles wurde dann            musst da hin, oder dort hin usw. Die      genstände, die nicht hygienisch kri-     setzt werden kann.
durch die aktuelle Situation noch ver-      Station 4 war noch geblieben, aber        tisch sind, aufzuarbeiten und so wei-
stärkt.                                     auf der Ebene wurden Trennwände           ter nutzbar zu machen statt leicht       Aktuell ist wieder eine Abwande-
Paprika: Weißt Du noch, wann und in         eingezogen.                               defekte Dinge fortzuwerfen und neu       rungswelle zu beobachten. Leider
welchem Zusammenhang Corona                 Am 30. März soll die Station 4 auch       zu kaufen. Allein: Es braucht dafür      werden offenbar keine motivierenden
Dein direktes Arbeitsumfeld zum ers-        geräumt werden und sogar auf eine         das entsprechende Personal.              Gespräche mit den Kolleginnen und
ten Mal betroffen hat?                      andere Ebene (Station 12) ziehen.                                                  Kollegen geführt, um sie zu halten.
Pflegekraft: Ja, das war Anfang März,       Die Pflege der anderen Stationen          Die vermeintlichen Einsparaktionen       Ganz im Gegenteil, die Leiter der je-
durch die Medien bekomme ich mit,           (z.B. ACH) hat dabei nicht geholfen.      hatten aber leider auch einen demoti-    weiligen Abteilungen, in denen die
wie sich verschiedene Kliniken vorbe-       Auch dieser Umzug musste wieder           vierenden Effekt auf die verbliebenen    Arbeitsbelastung ohnehin hoch ist,
reiten und wir saßen                        „plötzlich, sofort“ stattfinden. Am 5.    Beschäftigten. Qualifizierte Beschäf-    müssen der Geschäftsführung noch
wie auf heißen Koh-                         April wurde Station 8 geräumt und         tigte, die noch einige Jahre im Beruf    vorrechnen, wie sich ein neu Einzu-
len. Dann wurden                            wir waren alleine auf der Ebene. Wä-      vor sich hatten und flexibel waren,      stellender „rechnet“. In der Zwischen-
Masken, Desinfekti-                         re was im Nachtdienst passiert, hätte     haben das Haus verlassen, weil sie       zeit wird die Arbeit, die der Ausge-
onsmittel und sogar                         ich mutterseelenallein da gestanden.      sich nicht ausreichend wertgeschätzt     schiedene bisher erledigt hat, auf die
Toilettenpapier    ge-                      Ich fand es schon sehr beunruhi-          fühlten. Das ist kein schonender und     Verbliebenen verteilt, teils ohne Per-
klaut. Dabei gab es ja nur sehr wenige      gend, was ich hätte machen sollen,        nachhaltiger Umgang mit Personal-        spektive auf Neubesetzung. Das hat
Masken im Vorrat, aber auch die wa-         wenn mir ein Patient aus dem Bett         ressourcen. Die Einarbeitung der Be-                          (Fortsetzung auf Seite 6)
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
März 2021      März 2021
       6                                                                                                                                                   7

wiederum auf Dauer zur Folge, dass       zeugt von Verachtung der Motivati-         ist nicht zu ändern. Umso dramatischer     Und immer wieder wird vom Arbeit-
auch die Verbliebenen je nach Per-       onslage der Beschäftigten.                 ist es, dass bis jetzt nicht die Voraus-   geber publiziert „Wir tun alles, um
sönlichkeit entweder verzweifelt                                                    setzungen geschaffen wurden, ver-          die Situation zu verbessern“.
kämpfen, der Arbeit noch Herr zu         Wir sehen, dass die Geschäftsleitung,      nünftigen und zielführenden Online-
werden (führt neben der Überstun-        wenn man einzelne handelnde Perso-         Unterricht anbieten zu können.             Mal sehen, wie viele Lockdowns
denproblematik auch zu höherer           nen betrachtet, das zum Teil durchaus                                                 und Pandemien noch kommen
Fehlerquote) oder resignieren (Folge:    erkennt und teilweise teilt. Jedoch        Schon vor der Pandemie war die digi-       müssen, bis der Arbeitgeber be-
mehr oder weniger starke Depressi-       steht die Geschäftsleitung unter einem     tale Ausstattung der Pflegeschule we-      greift, dass er in die Ausbildung
on, führt zu höheren Krankheitsaus-      erheblichen Druck durch den Rhön-          nig fortschrittlich (z. B. fehlendes       investieren muss, um gut ausge-
fällen) oder ergreifen die Flucht, was   Konzern, der wiederum einem zusätz-        WLAN). Im 1. Lockdown fehlten für die      bildetes Personal zu bekommen.
die Abwärtsspirale weiter in Gang        lichen Druck durch Asklepios ausge-        Durchführung von Online-Unterricht
hält.                                    setzt ist. Und dort zählen nur die Eu-     sowohl die Hard- als auch die Software     Die Ausbildungszahlen sollen erhöht
Es ist davon auszugehen, dass prak-      ros, nicht die Menschen. Weder die         (keine Endgeräte mit Kamera und Mi-        werden. Allerdings werden sich un-
tisch jede/r Beschäftigte am Klinikum,   Beschäftigten noch die Patienten.          krofon; keine Lizenzen für Online-         ter den gegebenen Bedingungen
egal in welchem Bereich, die Tätig-      Aber die örtliche Geschäftsleitung hat     Meetings). Im Anschluss an den 1.          (dabei geht es nicht nur um die feh-
keit am Klinikum aufgenommen hat,        möglicherweise etwas mehr Hand-            Lockdown sagte der Arbeitsgeber,           lende Digitalisierung) kaum mehr
um                                       lungsspielraum im positiven Sinne,         dass er nun alles tun würde, um die        SchülerInnen für das UKGM ent-
a) die eigenen Fähigkeiten               wenn sie in Richtung Asklepios nach-       Situation zu verbessern, denn er will      scheiden, da an anderen Pflege-
   sinnstiftend einzusetzen              vollziehbar dokumentieren kann, dass       gut ausgebildetes Personal haben.          schulen wesentlich mehr investiert
                                         es hier am UKGM nicht widerstands-                                                    wird.
b) kranken Menschen damit di-            los möglich ist, weitere Stellen einzu-    Nun ist der 2. Lockdown da – ganz
   rekt oder indirekt zu helfen          sparen, weitere Beschäftigte allein        plötzlich – nach über einem halben Und es ist zu befürchten, dass der
                                         schon durch die Überlegungen von           Jahr.                                  Gewinn aus der Ausbildung am ei-
c) den eigenen Lebensunter-              Ausgliederungen zu demotivieren,                                                  genen Haus eher klein bleibt bei
                                         weil ansonsten nämlich die Qualität        Und immer noch fehlt es an genügend gleichzeitig hoher Belastung des
   halt bestreiten zu können
                                         der Behandlungsprozesse weiter sinkt       Möglichkeiten, einen Online-Unterricht lehrenden Personals.
Eine Behandlung durch die Ge-            und das am Ende das Unternehmen            für die Auszubildenden anzubieten. In Renate Hester, Lehrkraft für Pflege-
schäftsleitung wie oben beschrieben      auch Geld (z. B. durch höhere Versi-       der Schule gibt es viel zu wenig End- berufe
                                         cherungsbeiträge oder nicht mehr           geräte bzw. Lizenzen, so dass den
                                         Versicherbarkeit) kostet.                  Auszubildenden die Möglichkeit ge-
                                                                                    nommen wird, mit dem Unterrichten-
Pflegeausbildung zu Coronazeiten am                                                 den, im Klassenverband oder in Klein-
                                                                                    gruppen Themen zu erarbeiten und
UKGM, Standort Gießen –                                                             gemeinsam beispielsweise Beratung
                                                                                    von PatientInnen und deren Angehöri-
Ein Weg aus dem Fachkräftemangel ??                                                 gen zu üben.
Pflegekräfte sollten gut ausgebil-
det sein, damit sie PatientInnen         Zu Zeiten von Corona ist dieses Ausbil-    Hinzu kommt, dass sich nicht alle
und deren Angehörige professio-          dungsziel schwer zu erreichen.             SchülerInnen einen Drucker und ein
nell beraten und pflegen können.                                                    Endgerät leisten können, mit dem man
Dazu gehört ein fundiertes theo-         Seit fast einem Jahr können viele The-     dann optimal dem Unterricht folgen
retisches Grundwissen, um so             men, die im Unterricht praktisch ge-       kann.
auf die unterschiedlichen indivi-        zeigt und geübt werden sollten (z.B.
duellen Bedürfnisse der zu Pfle-         rückengerechter Patiententransfer),
genden eingehen zu können.               nicht genügend vermittelt werden. Das
PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ... PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ... PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ... PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
Sie können auch lesen