PAPR KA - Gesundheits- und Sozialwesen ...
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PAPR KA zum Schluß PAPR KA März 2021 Zeitung der ver.di-Liste für die Beschäftigten am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH - Standort Gießen In der nächsten Ausgabe: -Was macht der Tarifvertrag? -Verluste im Klinikum durch Corona? Fahren auf Sicht Das Motto der Geschäftsführung
März 2021 März 2021 2 11 Inhalt dieser Unsere Themen - mal wieder - ... und wieder ein Abschied Ausgabe: Asklepios und Corona Corona-Prämie S. 3 Immer noch an den gleichen Themen dran wie Am 2. September 2020 mussten wir wieder einmal Ab- im letzten Jahr? Hört das denn gar nicht auf? schied nehmen – endgültig – von einem langjährigen Asklepios S. 4 Ein längerer Artikel in diesem Heft beschäftigt sich Mitstreiter, Wegbegleiter, Kollegen und Freund. mit den Auswirkungen des „Verkaufs“ an Asklepi- Der plötzliche Tod von Jürgen Schneider hat uns alle Pflegeausbildung S. 6 os. Dort wird beschrieben, wie sich dies konkret sehr getroffen und traurig gemacht. Jürgen hat in 4 auf die Arbeit vor Ort auswirkt. Bei uns Marburg / Jahrzehnten Erfahrung am UKGM gesammelt und diese gerne in seiner Be- Interview S. 8 Gießen wird zwar gesagt, dass im Moment keiner triebsratsarbeit eingesetzt und weiter gegeben. an Ausgliederungen denkt, aber unsere Immer gut für einen Rat, eine Entscheidungshilfe, einen Lösungsansatz – Abschied Jürgen S.11 „Schwesterkliniken“ im Konzern dagegen merken vielseitig kompetent, aber auch kritikfähig und streitfähig. Er konnte zuhören, das zum Teil schon deutlich. Die bisherige gute aber auch kontrovers diskutieren. Impressum S.11 Arbeit im Betriebsrat und Eure deutlichen Stimmen In allen Situationen blieb er authentisch und ehrlich. bei den letzten Streiks zusammen mit den doch Jürgens Plan für die nächsten Jahre war klar – er wollte die jungen KollegIn- Mitgliedschaft S.12 wirkungsvollen Tarifverträgen haben einen nicht nen im Gremium unterstützen, um dann bald in Rente zu gehen und sich ak- geringen Anteil daran. Also nicht nachlassen, mel- tiv der nächsten Lebensphase zuzuwenden. det Euch weiterhin deutlich und lautstark zu Wort! Leider konnte er den Plan nicht mehr umsetzen. Wir vermissen ihn und werden uns in Gedanken weiterhin seine Unterstüt- zung holen. Corona hat bei uns viele Aspekte. Nicht zuletzt die Ausbildung leidet darun- Am Ende ein Gruß in diesem Sinne, entliehen aus Texten eines seiner favori- ter. Es ist dringende Besserung geboten, wie die Kollegin in diesem Heft sierten Musiker: schreibt. "Mille grazie – vor dir zieh ich meinen Hut !" Bunt scheint die Coronaprämienlandschaft bei uns zu werden: (Udo Lindenberg). Als erstes gibt es jetzt für einen kleinen Teil der Belegschaft eine Prämie. Cornelia Plhak und Kornelia Wack-Wattenbach für die ver.di-Fraktion Dann steht das Angebot des Arbeitgebers im Raum, statt einer Lohnerhö- hung für die ersten sechs Monate des Jahres eine gestaffelte Prämie zu zah- Bildnachweis Druckerei: tung, da wir versuchen, uns len, was er gerne machen kann, wenn er auch den Rest unseres Forde- Alle, soweit nicht anders an- Wagner Druck, Dutenhofen mit jeder Ausgabe zu verbes- rungspaketes übernimmt (z. B. Eingruppierungen ändern). gegeben Eigenbilder oder von sern. Impressum - März 2021 Dann warten wir auf die Spende von Pascoe, bzw. deren Ausgestaltung. ver.di-Webseiten Wer bekommt die Und auch Jens Spahn hat wieder was auf den Weg gebracht, diesmal sollen paprika? Bitte einsenden an: auch wir vom UKGM dabei sein - und nicht nur Pflegekräfte, wenn wir es Die Paprika ist eine Veröf- Die paprika richtet sich an richtig verstehen. fentlichung der ver.di-Liste Fabian Dzewas-Rehm, ver.di alle, die gewerkschaftliche am Universitätsklinikum Bezirk Mittelhessen. Schon im April / Mai betraf jede dritte Neuerkrankung mit Corona in Deutsch- Gießen und Marburg - Arbeit am Krankenhaus inte- land Beschäftigte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Und auch in der ressiert und wird über die Für unverlangt eingesandte Standort Gießen ver.di-Liste verbreitet. Beiträge übernehmen wir kei- jetzigen Welle berichtet eine Krankenkasse, dass Alten- und Krankenpflege ne Haftung und bitten dafür am stärksten gefährdet sind. Im Dezember hatten wir am Klinikum in Gießen Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Mitmachen um Verständnis. Namentlich eine außerordentliche Häufung von Infektionen. In der Weihnachtswoche gekennzeichnete Artikel ge- Fabian Dzewas-Rehm, Natürlich sollen alle mitma- betraf es mehr als 70 KollegInnen, woraus sich eine unglaubliche 7-Tage- chen, die Interesse an der Her- ben nicht immer die Meinung ver.di Bezirk Mittelhessen, Inzidenz von rund 1500 ergibt. Der Wert für Deutschland lag zu dieser Zeit Fachbereich 3, ausgabe einer Betriebszeitung der Gewerkschaft ver.di oder bei knapp unter 200. Wie der Alltag mit Corona auf einer Nicht-Covidstation Walltorstraße 17, 35390 haben. Wir freuen uns über der paprika-Redaktion wieder. aussieht, zeigt das Interview in diesem Heft. Die Kolleginnen und Kollegen Gießen Manuskripte, Hinweise, Bei- haben sich meist sichtlich allein gefühlt. Tel.: 0641-93234-0 träge, Leserbriefe, Zeichnun- Wer weitere Fragen zu Arbeit und Corona sucht, findet hier eine laufend ak- E-mail:fabian.dzewas- gen, Fotos usw.; natürlich Rehm@verdi.de auch über Kritik an der Zei- tualisierte Liste von ver.di: t1p.de/beschaeftigte-corona
März 2021 März 2021 10 3 zember war dann PCR-Test für alle Paprika: Wie findest Du die Infor- (Ärzte, Pflege und Patienten) angesagt. mationswege im Klinikum? Die Corona-Prämie Ich hatte da auch ein bisschen Fieber Pflegekraft: Die Mails und den Wo drückt es denn?! Ach… ich hab’s gefühlt seit einer aber sonst nichts. Newsletter finde ich nur teilweise Ewigkeit mit der Corona-Prämie… Am 18. Dezember rief abends um 18:15 wirksam und sinnvoll. Und genau so ist es! Das Jahr 2020 ist rum, Corona nicht. Uhr dann die Hygiene bei mir an, dass Paprika: Wie viele Deiner KollegIn- Erst gab es gar keine Prämie, jetzt sollen sie einige wenige auch ich positiv getestet war. Insgesamt nen lesen den Newsletter? bekommen. Natürlich nur die, die auch wirklich durch Corona neun Pflegkräfte, zwei Ärzte und drei Pflegekraft: Geschätzt 50 Prozent eine Mehrbelastung hatten. Aber wo ist da die Grenze der Mehrbelastung?! Schüler waren betroffen. Auch der uns lesen ihn regelmäßig, 25 Prozent Und wer bestimmt diese Grenze?! Laut Landesregierung doch bitte die Ge- bisher unbekannte positive Befund des sporadisch und 25 Prozent gar schäftsführung mit den Interessenvertretungen vor Ort. Aber mal im Ernst… Patienten war „auf einmal“ da. Die ge- nicht. Egal von welcher Seite man versuchen würde, das Thema anzupacken, je- samte Urologie wurde dann am 23. De- Paprika: Und was macht Eure Ge- des Mal würde man sich die Finger verbrennen und hart arbeitende Mitarbei- zember bis zum 4. Januar geschlossen. sundheit? Sind alle wieder an ter verprellen. Paprika: Wie findest Du insgesamt das Bord? Mal kurz gerechnet: Der Arbeitgeber legt 280.000 € auf den Tisch. Nicht di- Management in der aktuellen Situation? Pflegekraft: Einige von uns haben rekt aus eigener Tasche, sondern aus Landesmitteln für koordinierende Pflegekraft: Eigentlich habe ich ja immer noch Luftnot bei den kleins- Krankenhäuser. Das Land Hessen findet das total toll und steuert nochmal schon genug erzählt. Schlecht war auf ten Anstrengungen und ein Kollege einen Zuschuss von insgesamt 140.000 € bei. Rechnen wir die 420.000 € jeden Fall, dass uns von der IMC keine ist bis heute noch krank. jetzt durch zwei, bekommen die „Auserwählten“ in Gießen und Marburg je Infos zu dem Patienten gegeben wur- Paprika: Zum Schluss: in den Me- 210.000 € untereinander aufgeteilt. den. Hatte er überhaupt einen Abstrich dien wird berichtet, die Impfbereit- Wenn der Betriebsrat bei diesem makabren Spiel „mitspielt“, gibt es das Gan- gehabt? Auf Station sind wir jetzt beim schaft in der Pflege sei nicht be- ze sogar steuerfrei als Corona-Prämie ausgezahlt. Und da kommt die Patientenumgang viel vorsichtiger. Also sonders hoch. Wie sieht es in Dei- Schweinerei… Man schubst als Land Hessen die Betriebsräte auf das Boot das Management vor Ort finde ich jetzt nem Arbeitsumfeld aus? des Arbeitgebers. Man muss mit drauf, darf es aber nicht steuern, nach dem gut. In der Klinik insgesamt aber weiter- Pflegekraft: Viele bei uns fallen ja Motto mitgegangen, mitgefangen (und am Ende dann noch mit untergegan- hin schlecht. erst mal weg aus dem Impfpro- gen!?). Paprika: Was sollte, besser muss, ver- gramm wegen ihrer Infektion. Ins- Unterschreibt der Betriebsrat das Angebot nicht, wird er zum „Bösen“, der bessert werden? gesamt aber könnte die Impfbereit- den Auserwählten ihre Prämie schmälert, weil sie sie versteuern müssen! Pflegekraft: Das Personal und mög- schaft höher sein. Unterschreibt der Betriebsrat das Angebot, bekommen die Auserwählten das, lichst auch die Patienten sollten bei Kon- Paprika: Und was ist Dein persönli- was ihnen zusteht, steuerfrei. Dafür hat man dann aber auch mit ausgewählt, takt immer FFP2-Masken tragen. Das ches Fazit aus den letzten Mona- wer nix bekommt. Dabei fordert man doch eigentlich eine Prämie für alle. Personal muss mehr auf den Abstand ten? achten. Wichtige Aspekte sollen direkt Pflegekraft: Es braucht bessere Den wichtigsten Punkt überhaupt muss ich aber noch erwähnen! mit den Kollegen besprochen werden. Infos und eine mündliche Weiter- Ein einmaliges und grandioses Zeichen, das beim Thema Corona-Prämie Also die Stationsleitung erzählt uns di- gabe der Inhalte. Die Infos aus der gesetzt wurde! rekt, was wichtig ist. Zusätzlich natürlich Hygiene waren doch sehr unter- Von wem? regelmäßige Stationsbesprechungen. schiedlich. Fragen unsererseits Von euch, den Beschäftigten! wurden je nach Gegenüber immer Es ist den Mitarbeitern am UKGM und seinen Freunden gelungen, durch verschieden beantwortet. Auch die (kleine) Aktionen, Poster, Unterschriften, Briefe, soziale Netzwerke, E- Betriebsärztliche Stelle war nicht Mails, die Medien und gemeinsames Engagement einen riesigen Kon- sehr hilfreich, die Auskünfte von zern zu etwas zu zwingen, das es sonst in keinem seiner Häuser gibt… dort fanden wir besonders eine Corona-Prämie aus eigenen Mitteln. Diese solidarische Leistung schlecht. Es gab einfach keine sollte ein Ansporn sein, ein solches Engagement weiter auszubauen, kompetenten Ansprechpartner bei Politik und Konzerne zum Reagieren zu zwingen, um an die Ziele zu speziellen Fragen für uns. kommen, die wir uns alle für das UKGM und uns wünschen. Das Interview wurde Ende Januar geführt
März 2021 März 2021 4 9 Übernahme durch Asklepios gefallen wäre. Erst mal oben anru- fen statt kurz über den Flur Hilfe Griff zu kriegen. Sonst haben wir keine Unterstützung erlebt. – die ersten Auswirkungen holen? Die Covid-Patienten wurden jetzt zu Paprika: Was fehlt oder hat gefehlt? Pflegekraft: Definitive, verlässliche Untersuchungen und so direkt über Aussagen, zum Beispiel „dann und Dreieinhalb Monate nach der Kon- Als ver.di können wir ohnehin nichts den Flur bei uns gefahren. dann zieht ihr um; und sagt, wann ihr trollübernahme von Asklepios im Gutes an der 80er-Jahre-Idee der was braucht.“ Und Hilfskräfte haben Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG Kaufleute finden. Eine Verschlechte- Am 13. April war gefehlt beim Packen und Schieben etc. ist sie nun da: Die Ausgliederung rung der Arbeitsbedingungen für Be- Jens Spahn in Gie- Paprika: In der aktuellen zweiten Welle von Abteilungen in den Kliniken schäftigte ist und bleibt für uns nichts, ßen und am 23. kam es ja auch zu einem Ausbruch auf des Konzerns nimmt Fahrt auf. das wir einfach so hinnehmen wollen April kam die Mas- Deiner Station. Kannst Du mir Gründe/ und können. Das gebietet allein die kenpflicht in den Ursachen dafür sagen? Vorbereitend wurde die Rhön- Menschenwürde, die für uns über Geschäften, Pflegekraft: Ein Patient wurde von Reinigungs-Gesellschaft (das sind die dem Profit steht! einer IMC zu uns verlegt, der mit einem mit den bekannt begehrenswerten … und am 13. Mai die Nachricht, Corona-positiven Patienten zusammen Arbeitsbedingungen, die keinen Tarif- Was bedeutet Ausgliederung kon- dass wir zurück dürfen. gelegen hatte. Uns war der Infektions- vertrag haben) umbenannt in Rhön- kret? Nicht für die Ausgegliederten, Danach gab es nur noch eine kleine status des Patienten nicht bekannt und Klinikum Services GmbH. Da passen sondern für einen im Unternehmen „Behinderung“, dass wir wg. der ge- auch der Verlegungsgrund. In unserer jetzt auch gut andere Abteilungen wie Verbliebenen. Hier ein Beispiel aus planten Einrichtung der Covid- PflegeAPP kam dann am 12. Dezem- IT, Haus- und Medizintechnik, Steri, einem Krankenhaus, das schon seit Überwachungsstation sofort unsere ber: „Wir haben einen positiven Patien- Küche und die ganze bisherige Servi- mehreren Jahren mit ausgegliederter Spinde räumen mussten, aber zum ten“. Den habe ich natürlich auch in der ce GmbH sowieso hinein. IT-Abteilung arbeitet: Glück sofort neue Räume und Spin- Zeit vorher betreut, er war sehr redse- de bekamen. lig, verwirrt aber mobil. Zusammen mit Begonnen werden soll in den Kliniken Früher: 23. eines Monats. Die IT- Paprika: Was hat Dir und Deinen einem Schüler habe ich ihm am 6. De- in Frankfurt/Oder und in Bad Berka, Abteilung sitzt im Kliniksgebäude. Ein KollegInnen in der Zeit geholfen? zember bei der Körperpflege im wo es keinen vertraglichen Outsour- Beschäftigter hat ein Problem, der Pflegekraft: Wegen Personalman- (engen) Bad geholfen. Dabei hatte der cing-Schutz gibt. Für das UKGM wird Rechner muss täglich mehrmals neu gel musste unsere Station 4 schlie- Patient natürlich keine Maske auf. Ich angeblich geprüft, ob es tatsächlich gestartet werden. Anruf bei der IT. ßen, so dass wir dann zum Glück selber hatte in der Folge etwas Fieber notwendig ist, sich in vollem Umfang Der Kollege aus der IT kommt nach genug Personal für die offenen Sta- und Husten, eine Woche später kamen an die Vereinbarung mit dem Land einer oder zwei Stunden ins Büro, tionen hatten Gliederschmerzen und Verdauungsbe- Hessen zu halten, die im Rahmen der beginnt mit der Behebung des Pro- Paprika: Was war, bzw. ist, eher schwerden dazu. Alles in Allem aber Trennungsrechnungsvereinbarung ei- blems. nicht gut gewesen in der Zeit? nicht so schlimm, da ich sowieso frei nen Outsourcing-Schutz bis zum Pflegekraft: Es gab keine Unterstüt- hatte. 31.12.2021 zusichert. Heute: 23. eines Monats. Die IT- zung durch die PDL-Ebene, eher Als dann klar wurde, dass dieser Pati- Abteilung sitzt im Kliniksgebäude. Ein Hysterie war angesagt. Es gab kei- ent positiv war, wurden alle, die in den Die in den 1980er Jahren modern Beschäftigter hat ein Problem, der ne Hilfe durch die Klinikleitung und letzten Tagen (ab dem 8. Dezember) gewordene Idee ist mittlerweile zu Rechner muss täglich mehrmals neu die ärztliche Leitung, und die Stati- Kontakt mit ihm hatten getestet. Ich Recht auch in Unternehmensführun- gestartet werden. Anruf bei der IT. onsleitung war in der Zeit auch noch war nicht dabei. Bis dahin hatten wir gen umstritten, da zwar die direkt Der Kollege aus der IT sagt, das Bud- drei Monate krank. auch noch keine FFP2-Masken, es sichtbare scheinbare Kosteneinspa- get für den aktuellen Monat sei aufge- Paprika: Fühlst Du Dich genug un- wurde auch nicht immer konsequent rung sich leicht auf Papier darstellen braucht, man möge ein Ticket schrei- terstützt von den Vorgesetzten? auf alles geachtet. Ab dem 14. Dezem- lässt, jedoch die häufig erheblichen ben, der Kollege aus der IT-Abteilung Pflegekraft: Die Stellvertretung der ber war dann Aufnahmestopp und wir Folgekosten die Unternehmen durch würde sich im kommenden Monat Stationsleitung hatte in der Zeit viel hatten alle einen Schnelltest. Das Er- schlechtere Qualität oder Kosten melden. geholfen und versucht, alles in den gebnis für alle war negativ. Am 16. De- durch mehr Umständlichkeit doch schädigen.
März 2021 März 2021 8 5 Welche Erfahrungen gibt es bei schäftigten, die 5 oder 10 Jahre am Corona im Klinikum - UKGM mit Ausgliederung? Klinikum gearbeitet hatten, hatte ja In der Abteilung Technik und Bau auch Geld gekostet. Wenn Beschäf- Ein Interview wurden nach dem Verkauf des Klini- kums an Rhön zunächst die Maler- tigte dann gehen, wenn sie sich ne- ben ihrer fachlichen Grundqualifikati- Paprika: Du arbeitest schon lange im ren nicht sicher. Kollegen berichteten und die Polsterwerkstatt komplett on, die sie mitbringen, in die hausspe- Klinikum und kannst deshalb die Lage von Hamsterkäufen in den Geschäf- geschlossen. Man verließ sich kom- zifischen Themen und Besonderhei- wohl ziemlich gut einschätzen. Wie ten. plett auf externe Unternehmen. Re- ten gut eingearbeitet haben, ist das fandest Du persönlich die letzten zehn Paprika: Was genau ist dann passiert? sultat war, dass notwendige Arbeiten ein großer Verlust, der auch mit der Monate? Pflegekraft: Es kamen Gerüchte zwar beauftragt wurden, aber teils Einstellung von neuem Personal, das Pflegekraft: Es war natürlich grund- auf, dass unsere Station „Mitte März“ nicht zeitnah ausgeführt wurden. Und die Strukturen noch nicht kennt, nicht sätzlich schwieriger als in der Zeit vor- umziehen solle, aber es passierte teurer war es auch noch. unmittelbar auszugleichen ist. her. Allerdings muss ich dazu sagen, erst mal nichts. Ab dem 18. März war dass vieles davon auch schon vorher dann nur noch ein Besucher pro Pa- Nach einigen Jahren haben einige Es braucht also weitere Arbeitszeit, schlecht war, was seit der Corona-Zeit tient erlaubt Mitarbeiter der Abteilung Technik und um die neu Eingestellten (die es im- dann aber verstärkte Auswirkungen Paprika: Und wie ging es dann weiter? Bau die Initiative ergriffen und der mer geben muss) einzuarbeiten. hat(te). Die Kommunikation auf fast Pflegekraft: Am 18 .März kam wäh- Geschäftsführung vorgerechnet, dass Schneller und effektiver funktioniert allen Ebenen fand ich miserabel, es rend der Übergabe der Anruf, wir die Beauftragung von Fremdfirmen die Einarbeitung in kleinen Bereichen, gab wenig bis gar keine Unterstützung müssten sofort die Station räumen, teurer ist als die Beschäftigung von wenn der Ausscheidende seinen von PDL-Seite und auch der Betriebs- keine Zeit zu überlegen, zu organi- eigenem Personal. Daraufhin wurden Nachfolger noch einarbeiten kann. rat hat uns gefehlt. sieren. Einfach Patienten schnappen im Jahr 2016 wenigstens wieder zwei Das ist eine Taktik, die früher von klu- Aus meiner Sicht fand ich, dass auch und rüber auf die 7. Nächster Tag, Maler eingestellt. Was beweist: Die gen Abteilungsleitern erfolgreich an- das Verhalten unseres ärztlichen Lei- nächste Station wurde geräumt. Al- Geschäftsführung ist tatsächlich lern- gewandt wurde. Selbst wenn ein Per- ters ein großes Problem war, der sich les war chaotisch auf der neuen Sta- fähig. Im Interesse der Nachhaltigkeit sonalverantwortlicher heute gern so von allen was sagen ließ, so dass wir tion, alles musste umgeräumt wer- und der damit auch verbundenen vorgehen würde, scheitert er/sie leicht immer hinten runter fielen. Wir waren den, überall stand etwas rum. Und langfristigen Wirtschaftlichkeit wäre daran, dass eine Stelle - auch nicht sozusagen der Spielball vieler Abtei- jeden Tag ein neues Gerücht: Du es sicherlich auch richtig, mehr Ge- vorübergehend – offiziell doppelt be- lungen. Und das alles wurde dann musst da hin, oder dort hin usw. Die genstände, die nicht hygienisch kri- setzt werden kann. durch die aktuelle Situation noch ver- Station 4 war noch geblieben, aber tisch sind, aufzuarbeiten und so wei- stärkt. auf der Ebene wurden Trennwände ter nutzbar zu machen statt leicht Aktuell ist wieder eine Abwande- Paprika: Weißt Du noch, wann und in eingezogen. defekte Dinge fortzuwerfen und neu rungswelle zu beobachten. Leider welchem Zusammenhang Corona Am 30. März soll die Station 4 auch zu kaufen. Allein: Es braucht dafür werden offenbar keine motivierenden Dein direktes Arbeitsumfeld zum ers- geräumt werden und sogar auf eine das entsprechende Personal. Gespräche mit den Kolleginnen und ten Mal betroffen hat? andere Ebene (Station 12) ziehen. Kollegen geführt, um sie zu halten. Pflegekraft: Ja, das war Anfang März, Die Pflege der anderen Stationen Die vermeintlichen Einsparaktionen Ganz im Gegenteil, die Leiter der je- durch die Medien bekomme ich mit, (z.B. ACH) hat dabei nicht geholfen. hatten aber leider auch einen demoti- weiligen Abteilungen, in denen die wie sich verschiedene Kliniken vorbe- Auch dieser Umzug musste wieder vierenden Effekt auf die verbliebenen Arbeitsbelastung ohnehin hoch ist, reiten und wir saßen „plötzlich, sofort“ stattfinden. Am 5. Beschäftigten. Qualifizierte Beschäf- müssen der Geschäftsführung noch wie auf heißen Koh- April wurde Station 8 geräumt und tigte, die noch einige Jahre im Beruf vorrechnen, wie sich ein neu Einzu- len. Dann wurden wir waren alleine auf der Ebene. Wä- vor sich hatten und flexibel waren, stellender „rechnet“. In der Zwischen- Masken, Desinfekti- re was im Nachtdienst passiert, hätte haben das Haus verlassen, weil sie zeit wird die Arbeit, die der Ausge- onsmittel und sogar ich mutterseelenallein da gestanden. sich nicht ausreichend wertgeschätzt schiedene bisher erledigt hat, auf die Toilettenpapier ge- Ich fand es schon sehr beunruhi- fühlten. Das ist kein schonender und Verbliebenen verteilt, teils ohne Per- klaut. Dabei gab es ja nur sehr wenige gend, was ich hätte machen sollen, nachhaltiger Umgang mit Personal- spektive auf Neubesetzung. Das hat Masken im Vorrat, aber auch die wa- wenn mir ein Patient aus dem Bett ressourcen. Die Einarbeitung der Be- (Fortsetzung auf Seite 6)
März 2021 März 2021 6 7 wiederum auf Dauer zur Folge, dass zeugt von Verachtung der Motivati- ist nicht zu ändern. Umso dramatischer Und immer wieder wird vom Arbeit- auch die Verbliebenen je nach Per- onslage der Beschäftigten. ist es, dass bis jetzt nicht die Voraus- geber publiziert „Wir tun alles, um sönlichkeit entweder verzweifelt setzungen geschaffen wurden, ver- die Situation zu verbessern“. kämpfen, der Arbeit noch Herr zu Wir sehen, dass die Geschäftsleitung, nünftigen und zielführenden Online- werden (führt neben der Überstun- wenn man einzelne handelnde Perso- Unterricht anbieten zu können. Mal sehen, wie viele Lockdowns denproblematik auch zu höherer nen betrachtet, das zum Teil durchaus und Pandemien noch kommen Fehlerquote) oder resignieren (Folge: erkennt und teilweise teilt. Jedoch Schon vor der Pandemie war die digi- müssen, bis der Arbeitgeber be- mehr oder weniger starke Depressi- steht die Geschäftsleitung unter einem tale Ausstattung der Pflegeschule we- greift, dass er in die Ausbildung on, führt zu höheren Krankheitsaus- erheblichen Druck durch den Rhön- nig fortschrittlich (z. B. fehlendes investieren muss, um gut ausge- fällen) oder ergreifen die Flucht, was Konzern, der wiederum einem zusätz- WLAN). Im 1. Lockdown fehlten für die bildetes Personal zu bekommen. die Abwärtsspirale weiter in Gang lichen Druck durch Asklepios ausge- Durchführung von Online-Unterricht hält. setzt ist. Und dort zählen nur die Eu- sowohl die Hard- als auch die Software Die Ausbildungszahlen sollen erhöht Es ist davon auszugehen, dass prak- ros, nicht die Menschen. Weder die (keine Endgeräte mit Kamera und Mi- werden. Allerdings werden sich un- tisch jede/r Beschäftigte am Klinikum, Beschäftigten noch die Patienten. krofon; keine Lizenzen für Online- ter den gegebenen Bedingungen egal in welchem Bereich, die Tätig- Aber die örtliche Geschäftsleitung hat Meetings). Im Anschluss an den 1. (dabei geht es nicht nur um die feh- keit am Klinikum aufgenommen hat, möglicherweise etwas mehr Hand- Lockdown sagte der Arbeitsgeber, lende Digitalisierung) kaum mehr um lungsspielraum im positiven Sinne, dass er nun alles tun würde, um die SchülerInnen für das UKGM ent- a) die eigenen Fähigkeiten wenn sie in Richtung Asklepios nach- Situation zu verbessern, denn er will scheiden, da an anderen Pflege- sinnstiftend einzusetzen vollziehbar dokumentieren kann, dass gut ausgebildetes Personal haben. schulen wesentlich mehr investiert es hier am UKGM nicht widerstands- wird. b) kranken Menschen damit di- los möglich ist, weitere Stellen einzu- Nun ist der 2. Lockdown da – ganz rekt oder indirekt zu helfen sparen, weitere Beschäftigte allein plötzlich – nach über einem halben Und es ist zu befürchten, dass der schon durch die Überlegungen von Jahr. Gewinn aus der Ausbildung am ei- c) den eigenen Lebensunter- Ausgliederungen zu demotivieren, genen Haus eher klein bleibt bei weil ansonsten nämlich die Qualität Und immer noch fehlt es an genügend gleichzeitig hoher Belastung des halt bestreiten zu können der Behandlungsprozesse weiter sinkt Möglichkeiten, einen Online-Unterricht lehrenden Personals. Eine Behandlung durch die Ge- und das am Ende das Unternehmen für die Auszubildenden anzubieten. In Renate Hester, Lehrkraft für Pflege- schäftsleitung wie oben beschrieben auch Geld (z. B. durch höhere Versi- der Schule gibt es viel zu wenig End- berufe cherungsbeiträge oder nicht mehr geräte bzw. Lizenzen, so dass den Versicherbarkeit) kostet. Auszubildenden die Möglichkeit ge- nommen wird, mit dem Unterrichten- Pflegeausbildung zu Coronazeiten am den, im Klassenverband oder in Klein- gruppen Themen zu erarbeiten und UKGM, Standort Gießen – gemeinsam beispielsweise Beratung von PatientInnen und deren Angehöri- Ein Weg aus dem Fachkräftemangel ?? gen zu üben. Pflegekräfte sollten gut ausgebil- det sein, damit sie PatientInnen Zu Zeiten von Corona ist dieses Ausbil- Hinzu kommt, dass sich nicht alle und deren Angehörige professio- dungsziel schwer zu erreichen. SchülerInnen einen Drucker und ein nell beraten und pflegen können. Endgerät leisten können, mit dem man Dazu gehört ein fundiertes theo- Seit fast einem Jahr können viele The- dann optimal dem Unterricht folgen retisches Grundwissen, um so men, die im Unterricht praktisch ge- kann. auf die unterschiedlichen indivi- zeigt und geübt werden sollten (z.B. duellen Bedürfnisse der zu Pfle- rückengerechter Patiententransfer), genden eingehen zu können. nicht genügend vermittelt werden. Das
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