Die Hugenottenkirche - Französische Kirche

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Die Hugenottenkirche
            Erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französischen Kirche zu Berlin, ISSN 1618-8659

67. Jahrgang                                          Januar 2014                                                  Nummer 1

Liebe Leserinnen und Leser,                                       dem Menschen ist um so deutlicher. Es ist eine in-
                                                                  nige Beziehung, die auf eine Geschichte zurückbli-
    zum neuen Jahr erscheint unsere Gemeindezei-                  cken kann (Vers 5 ich denke an frühere Zeiten, sinne
tung in einer etwas erneuerten Aufmachung: für die                nach über all deine Taten). Der Mensch spricht alles
Überschriften wurde eine neue Schrift eingeführt                  aus, was ihm auf der Seele lastet. Er vertraut Gott,
und wo früher Striche waren sind jetzt Punkte. Das                hofft auf ihn und ruft ihn um Hilfe. Er beschreibt
ist keine Revolution und kaum der Rede wert. Ich                  seine Gebetshaltung und wendet sich Gott dadurch
weise aber darauf hin, weil die Befürchtung geäu-                 auch körperlich zu: „Ich breite meine Hände aus zu
ßert wurde, dass die Lesbarkeit darunter leide. Sollte            dir“ (Vers 6).
dem so sein, lassen Sie es mich bitten wissen.                        Im zweiten Teil des Psalms wird Gott mit vielen
    Der Rede viel werter ist der Artikel von Tilman               Worten und Wendungen um Beistand gebeten und
Hachfeld, sein Kommentar zum Heidelberger Kate-                   um die Erhörung des Gebets. Aus diesem zweiten
chismus als Nachtrag zum Jubiläumsjahr.                           Teil stammt der Monatsspruch: „Lass mich am Mor-
    Meike Waechter und ich wünschen Ihnen ein                     gen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf Dich. Tu
glückliches Jahr 2014             Ihr Jürgen Kaiser              mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich
                                                                  verlangt nach dir.“
                           Monatsspruch für Januar                    Die Bitte um Gnade könnte auf die eigene
                                                                  Schuldverstrickung des Menschen hinweisen. Mög-
  Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
                                                                  licherweise knüpft der Beter an den zweiten Vers an,
  denn ich hoffe auf Dich. Tu mir kund den                        in dem es heißt: „geh nicht ins Gericht mit deinem
  Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt                     Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.“
  nach dir. (Psalm 143,8 )                                        Der Beter fühlt sich schuldig, und bittet Gott um
                                                                  ein gnädiges Gericht. Die Bitte, den rechten Weg
    Der Psalter ist das große Gebetbuch der Bibel.                zu weisen, kann dann als Bereitschaft zur Umkehr
Unter den 150 Psalmen finden sich Lobgebete, Kla-                 oder zum Neuanfang gelesen werden.
gen, Bitten, Danksagungen, die Beschreibungen der                     Die konkrete Situation des Psalmenbeters bleibt
Geschichte Israels und noch vieles mehr. Viele der                wage und undeutlich. Diese Offenheit bietet jedoch
Psalmen enthalten mehrere der unterschiedlichen                   die Chance, sich die Worte des Psalms ganz unab-
Sprachformen. Dadurch entstehen häufig Brüche                     hängig von der ersten oder ursprünglichen Situation,
innerhalb eines Psalms, die oft unverständlich oder               in der er geschrieben wurde, zu eigen zu machen. So
schwer nachvollziehbar sind. Aus diesem Grund                     hat jeder Mensch die Möglichkeit, in die Worte des
wurde in unserem Gesangbuch bei vielen Psalmen                    Psalms einzustimmen und sie mit den eigenen Ge-
nun eine Auswahl der Verse abgedruckt. Es wurde                   danken und Interpretationen zu verknüpfen. Die ei-
versucht, einheitlichere Zusammenhänge herzu-                     gene Situation kann Anknüpfungspunkte in offenen
stellen. Der Psalm, aus dem der Monatsspruch für                  Begriffen wie „Angst“, „Finsternis“ oder „Weg“
Januar stammt, gehört zu den Ausnahmen. Im Ge-                    finden. In die Bitte um Gottes Gnade und Weisung
sangbuch ist er fast vollständig und ohne Lücken                  lässt sich unabhängig von den persönlichen Erfah-
zu lesen (EG 755). Der 143. Psalm enthält keine                   rungen einstimmen. Weil der Psalter nicht die Worte
unverständlichen Brüche. Er ist ein einheitliches,                einzelner Menschen gesammelt hat, sondern Worte
langes Gebet von einer einzelnen Person. Mit den                  für alle Menschen ist er bis heute unser Gebetbuch
Worten „Bitte um Gottes Beistand in der Not“ lie-                 geblieben.                         Meike Waechter
ße sich dieser Psalm überschreiben. Der Psalmbeter
wendet sich im ersten Teil Gott zu und klagt. Worte                                                            Aus dem Inhalt
wie Angst, Feinde und Finsternis fallen, jedoch ohne
dass eine konkrete Situation erkennbar wird. Viel-                  Editorial / Monatsspruch                              1
leicht wird der Mensch verfolgt (Vers 3: der Feind                  Aus dem Consistorium                                  2
verfolgt meine Seele) oder er ist im Gefängnis (Vers                Öffentlichkeitsarbeit / Nachlese zum
3: in Finsternis geworfen) oder wartet auf ein Ur-
                                                                            Heidelberger Katechismus                      3
teil (Vers 2: geh nicht ins Gericht). Oder Worte wie
Feind und Finsternis müssen in einem übertragenen                   Communauté francophone                                5
Sinn verstanden werden.                                             Veranstaltungen / Konzerte                            6
    Die konkrete Situation des Menschen ist nicht                   Mitgliederstand / Kontakte                            7
deutlich. Aber die Beziehung zwischen Gott und                      Predigtplan / Impressum                               8
2                                                                     Aus der Gemeinde und dem Consistorium
    Angespannte Personalsituation im                          unserer Gemeindeverwaltung beschlossen.
                                                                  Dr. Stephan Krämer berichtete von der Refor-
    Consistoire                                               mierten Synode. Pfarrer Dr. Bernd Krebs wird mit
    Aus der Generalversammlung                                Beginn des neuen Jahres Beauftragter unserer Lan-
        Am 11. Dezember 2013 trat die Generalver-             deskirche für die Vorbereitung des Reformationsju-
    sammlung zu ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr          biläums und des Kirchentages 2017 in Berlin. Aus
    zusammen. Dieser Tag war zugleich der 71. Todes-          diesem Grund scheidet er als Geistlicher Moderator
    tag von Jochen Klepper und seiner Familie. Und so         aus dem Moderahmen aus; ein Nachfolger für dieses
    erinnerte Pfarrer Dr. Kaiser in seiner theologischen      Amt ist bislang nicht gefunden. Unter Berücksichti-
    Einleitung an das Leben und Wirken dieses evange-         gung des aktuellen Reformprozesses im Reformier-
    lischen Schriftstellers, der mit seinem Roman „Der        ten Kirchenkreis war die Generalversammlung der
    Vater“ zum einen den Vater-Sohn-Konflikt zwischen         Auffassung, dass dieses Ergebnis vorläufig hinzu-
    dem Soldatenkönig und Friedrich II. beleuchtete und       nehmen ist.
    zugleich in der Beschreibung von Friedrich Wilhelm            Im Hinblick auf die anstehenden Baumaßnah-
    I, der zeitlebens nach Gott fragte und sich als „erster   men im Französischen Dom und den beabsichtigten
    Diener des Staates“ begriff, ein Gegenbild zum Füh-       Umzug unserer Gemeindeverwaltung von Halensee
    rerkult des Nationalsozialismus entwarf. Vielen ist       an den Gendarmenmarkt berichtete Pfarrer Dr. Kai-
    Jochen Klepper als Dichter besonders berührender          ser über den durch einen Arbeitskreis ermittelten
    Lieder im Evangelischen Gesangbuch bekannt. Be-           Raumbedarf. Die Generalversammlung beschloss
    troffen hörten wir den letzten Eintrag im Tagebuch        auf dieser Grundlage, einen Architekten mit der Er-
    Jochen Kleppers, bevor er sich mit seiner jüdischen       stellung einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen.
    Frau, von der er sich nicht scheiden lassen wollte,           Der Chor Bona Deus sucht neue Probenräume,
    und der gemeinsamen Tochter das Leben nahm.               die wir in unserem Gemeindezentrum in Halensee
    So war diese Erinnerung an einen widerständigen           gern zur Verfügung stellen wollen.
    Christen zugleich auch ein Beitrag zum Jahr „Zer-             Mit dieser letzten Sitzung der Generalversamm-
    störte Vielfalt“.                                         lung im Jahr 2013 ist ein Jahr zu Ende gegangen,
        Ein wichtiges Thema war das Ausscheiden von           das von wichtigen Entscheidungen und Weichen-
    vier Ältesten zum Ende dieses Jahres. Eva Fähnrich,       stellungen für die zukünftige Entwicklung unserer
    René Rubeau und Karsten Schütz verlassen das Gre-         Gemeinde geprägt war. Es ist noch manches unvoll-
    mium, weil sie die maximale Anzahl der Berufungs-         endet, was uns nun als Aufgabe für das neue Jahr
    perioden erreicht haben. Petra Behringer kann auf-        verbleibt. Mit den Wünschen für ein gesegnetes
    grund familiärer Aufgaben ihre Arbeit nicht in einer      Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr sind wir
    weiteren Amtszeit fortsetzen. Damit ist das Consis-       auseinander gegangen. Diese Wünsche gelten sei-
    toire um ein Viertel seiner Mitglieder geschrumpft.       tens der Generalversammlung auch der gesamten
    Alle vier verdienen für ihre langjährige Arbeit unse-     Gemeinde.                         Christoph Landré
    ren Dank. Wir werden jede einzelne und jeden ein-
    zelnen mit ihren besonderen Begabungen und ihrer
    Persönlichkeit in der weiteren Arbeit vermissen. Die
                                                              Jahresplanung 2014
                                                              Aus dem Mittwochsconsistorium
    Gemeinde ist aufgerufen, der Generalversammlung
    geeignete Personen namhaft zu machen, die für die            Was erwartet uns im nächsten Jahr in unserer Ge-
    Mitarbeit im Consistoire in Betracht kommen. Die          meinde, welche Veranstaltungen sind geplant, wel-
    Generalversammlung ist für jede Unterstützung aus         che Termine können Sie schon fest in Ihren Kalender
    dem Kreis der Gemeinde dankbar.                           eintragen: Darum ging es auf der Novembersitzung
        Unter dem Tagesordnungspunkt „Finanzen“ hat           des Mittwochsconsistoriums zur Jahresplanung
    die Generalversammlung den Wirtschaftsprüfungs-           2014. Die Gottesdienste, Dreh- und Angelpunkt des
    bericht für das Haushaltsjahr 2012 zustimmend zur         Gemeindelebens, finden nach wie vor sonntäglich
    Kenntnis genommen. Der Trésorier hat über die ak-         um 11 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkir-
    tuelle finanzielle Situation der Gemeinde berichtet.      che bzw. im Casalissaal und Kindergottesdienst im
    Frau Krause hat als Secrétaire der Finanz- und Bau-       Sauermannsalon statt. Der zweisprachige Gottes-
    commission über den Zustand unserer Liegenschaf-          dienst, in der Regel am zweiten Sonntag im Monat,
    ten, dort notwendig werdende Instandhaltungsar-           wird im April auf den dritten Sonntag (Ostern) ver-
    beiten und die Vorbereitung zum Haushalt 2014             schoben, in den Monaten September und November
    berichtet. Dieser wird erst zu Beginn des kommen-         eventuell bereits am ersten Sonntag gefeiert, am 7.9.
    den Jahres endgültig aufgestellt und beschlossen          mit Aussendung der Freiwilligen von Aktion Süh-
    werden können, so dass die Generalversammlung             nezeichen Friedensdienst, am 2.11. zum Refugefest-
    bis dahin eine vorläufige Haushaltssperre beschlos-       Gottesdienst. Darüber, ob die Liturgie der zweispra-
    sen hat. Des Weiteren wurden erste Schritte zur Ein-      chigen Gottesdienste zur Konfirmation an Pfingsten
    führung der EDV-gestützten Finanzbuchhaltung in           und zum Refugfest die gewohnte oder eine etwas
Theologisches                                                                                                     3
abgewandelte Form erhalten soll, konnte noch keine      ben wir Ende November als Weihnachtsfeierersatz
Einigkeit erzielt werden. Zusätzliche gemeinsame        einen Ausflug in das Konzerthaus unternommen und
Gottesdienste im Casalissaal wird es wieder an den      jede Menge Anekdoten aus der Geschichte des Hau-
Halbmarathon-/Marathon-Sonntagen am 30.3. und           ses und des Schaffens von Herrn Hiller erfahren.
am 28.9. geben, an denen viele sich wegen der Ver-          Meine Vorhaben für das neue Jahr? Ich möchte
kehrsbehinderungen vom Gottesdienstbesuch abhal-        gern eine Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit gründen,
ten lassen; mit der U-Bahn ist die Kirche jedoch gut    wer von Ihnen hat Lust mitzumachen? Außerdem
zu erreichen. Die musikalischen Gottesdienste in        suche ich noch Verstärkung beim Verteilen der Fly-
Halensee, jeweils sonnabends vor dem dritten Sonn-      er. Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen sich
tag im Monat, finden am Karsamstag (19.4.) und in       zu ihrem 70. Geburtstag keine Geschenke zu wün-
den Sommermonaten Juli und August nicht statt; das      schen, sondern beispielsweise die Partnergemeinde
Hoffest ist auf den 28.6., Advent uff’n Hof auf den     in Dschibuti unterstützen lassen möchten, melden
29.11. festgelegt, bei beiden wird unser Chor mit da-   Sie sich, ich helfe Ihnen gern.
bei sein.                                                   Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen und
    Das Mittwochsconsistorium vom Mai wird auf          wünsche allen einen guten Start in Ihr 2014.
den 25. Juni verschoben, die Termine 2014 sind                                           Ihre Katja Weniger
also jeweils am vierten Mittwoch der Monate Janu-
ar, März, Juni und November. Unsere Gemeinde ist        Nachlese 450 Jahre Heidelberger
eingeladen zu Gegenbesuchen in La Rochelle und in
Frankfurt am Main, die Termine müssen noch ver-         Katechismus.
einbart werden. Einen Überblick über die für 2014       Warum ich nicht mitfeiere. Von T. Hachfeld
geplanten oder bereits feststehenden Termine bietet
Ihnen der Jahreskalender 2014, der zum Jahresbe-            1980 habe ich für das Gemeindeblatt der Refor-
ginn auf der Internetseite der Französischen Kirche     mierten Kirche Hamburg einen Artikel „Mein zweit-
zur Verfügung stehen wird. Detaillierte Informatio-     liebstes Buch“ über den Heidelberger Katechismus
nen zu allen Veranstaltungen können Sie darüber hi-     verfasst. Tendenz: Der Katechismus holt aus der
naus wie immer in der Hugenottenkirche nachlesen.       menschlichen Situation ab, erklärt uns frei auch von
    Viele Ideen gab es, die weiter verfolgt oder kon-   uns selbst („ … Jesu Christi eigen...“) und entbindet
kretisiert werden müssen, so z.B. Die Hugenotten in     von allen Versuchen, sich selber eine Seligkeit zu
Frankreich nach 1685 als Thema für das Refugefest       erwerben. Was andere dazu zu tun meinen, wird hier
mit Erzählungen aus den Familien unserer Gemein-        unter „Dank“ summiert. So aber vermittelt der Ka-
de mit hugenottischen Vorfahren; oder ein Gottes-       techismus vor allem eine große Heilsgewissheit, die
dienst, der gleichzeitig bei uns und in unserer Part-   aus Glauben erwächst. Er war damit ein Trostbuch
nergemeinde in Dschibuti gefeiert wird und dazu         ersten Ranges für seine Zeit.
Predigt, Lieder und Gebete der beiden Gemeinden             Der Heidelberger Katechismus ist gleich geblie-
ausgetauscht werden; oder die Lesung von Texten         ben, auch stimmen die damaligen Feststellungen
von Kurt Marti zur Nacht der offenen Kirchen. Sie       zum größeren Teil. Verändert haben sich die Zeit
sind herzlich eingeladen, sich an den vielfältigen      und die Theologie und mit ihnen auch ich mich.
Vorhaben zu beteiligen, mitzumachen, aber auch              Der Katechismus ist ein Dokument des 16. Jahr-
Neues anzuregen, Vorschläge einzubringen oder           hunderts, verfasst für seine, aber nicht für alle Zeit.
einfach dabei zu sein.             Christiane Struck   Insbesondere die Frage nach der Heilsgewissheit ist
                                                        heute gegenüber der Grundfrage nach Gott an sich,
Öffentlichkeitsarbeit                                   ob es ihn denn gibt oder er eine fromme Fiktion ist,
Katja Weniger sucht Interessierte zur Mitarbeit         in den Hintergrund getreten. Dass er nicht versucht,
                                                        diese Grundfrage zu beantworten, macht den Ka-
   Wenn Sie diese Zeilen lesen, liegt das Meiste des    techismus sympathisch, denn die führt nur in den
Jahres hinter uns mit über 30 Konzerten, 4 politi-      Bereich der Spekulation und weg vom praktischen
schen Vespern, 1200 Stunden offene Kirche an 250        Leben.
Tagen. Eingeladen haben wir unter anderem mit               Darüber hinaus gilt, was Zwingli in etwa so aus-
vielen verschiedenen Flyern. Welchen der 16 fan-        drückte: Dass jede von uns erkannte theologische
den Sie besonders gut, welcher hat Sie besonders        Wahrheit so lange gilt, bis sie durch bessere Er-
angesprochen?                                           kenntnis aus der Schrift (für Zwingli beide Testa-
   Es gab nicht nur viele Veranstaltungen sondern       mente) widerlegt oder berichtigt wird.
auch Hochzeiten, extra Gottesdienste, Führungen             Erkenntnis aus der Schrift ist ein lebendiger Pro-
und und und. Zum Glück haben wir einige neue Ge-        zess, ein Dialog zwischen der Schrift und denen,
sichter bei der Offenen Kirche, die tatkräftig unter-   die sie studieren, und wird mitbestimmt von den je-
stützen. Leider haben wir einen der Engagierten der     weiligen Erfahrungen und Umständen der Zeit. Wo
Offenen Kirche verloren. Zum Jahresabschluss ha-        dieser Dialog nicht offen geführt wird, wird dem
4                                                                                                 Theologisches
    Fundamentalismus die Tür geöffnet, der aus der          weiter reichenden Erlösung, an der ich Anteil haben
    befreienden Botschaft der Bibel eine Zwangsjacke        kann und die mir Ansporn ist, jeglicher Diskrimi-
    macht.                                                  nierung Israels oder von Juden, dann aber auch von
         Mein heutiges Unwohlsein mit dem Heidelber-        jedem anderen, entschieden entgegenzutreten und
    ger beginnt schon bei der schönen Frage 1, wobei        allenthalben für das Leben Partei zu ergreifen als
    ich die Tatsache, dass er hier meine zunehmende         Annahme des von Gott auch mir immer wieder neu
    Glatze mit Gottes Willen in Zusammenhang bringt,        geschenkten Lebens.
    gerne belächle ernster wird es später in Fragen 26          Die scheinbare „Israelvergessenheit“, die wir aus
    und 27, wo noch einiges mehr dem Willen Gottes          heutiger Sicht dem Katechismus anrechnen könn-
    zugeschrieben wird, was der nicht verdient.             ten, ist vielleicht angesichts von Luthers Haltung
         Mehr berührt mich jedoch die Rede vom Blut         zum Israel seiner Zeit eher ein Vorteil, lässt er doch
    Jesu Christi und vom Bezahlen für meine Sünden,         offen, ob Gott nicht auch andere als die im Katechis-
    was dann ab Frage 37 vertieft wird. Ich habe lange      mus Angesprochenen erwählt.
    gebraucht, um mich vom Gedanken eines Opferto-              Der Heidelberger ist kein Dokument der Aufklä-
    des Christi und blutigem Lösegeldes frei zu machen,     rung. Deshalb kann in ihm noch ein Widerspruch
    den ich im Konfirmandenunterricht einst kritiklos       stehen, den erst der kritisch Aufgeklärte als solchen
    aufgenommen hatte. Auch das Theologiestudium in         erkennt: In seinem genialen Entwurf, alle Reaktion
    den 60er Jahren hat daran nicht viel geändert, ob-      auf die Erlösung erst anschließend unter „Dank“
    wohl es mir Zweifel an der Historizität beigebracht,    abzuhandeln, lehnt er scheinbar alle Werkgerechtig-
    zugleich aber gelehrt hat, dass es auf die nicht an-    keit und jedes Müssen ab; in den Fragen 20 bis 22
    kommt, sondern auf den Glauben derer, die uns die       jedoch wird vor die Erlösung eine große Bedingung
    ganze Geschichte vermittelt haben, insbesondere         gestellt: Wahrer Glaube. Definiert wird der als ein
    Paulus oder das, was die Theologiegeschichte und        notwendiges Für-wahr-Halten all dessen, was Gott
    besonders die Reformation aus seinen Lehren des-        in seinem Wort offenbart, konkretisiert im Apostoli-
    tilliert hat.                                           schen Glaubensbekenntnis inklusive Jungfrauenge-
         Vor allem zwei Erfahrungen haben mich dieser       burt, Auferstehung des Fleisches und biblisch nicht
    Theologie entfremdet. Zum Einen sind mir in der         belegbarem Trinitätsdogma. Hier wird „Glaube“
    Seelsorge immer wieder empfindsame Menschen             zum einem intellektuellen Kraftakt und Werk(zeug),
    begegnet, bei denen das ganz persönliche „Für dich      die Erlösung zu erlangen.
    um deiner Sünden willen“ der Marter und des blu-            Als mit pietistischem Gedankengut Aufgewach-
    tigen Kreuzestodes Jesu Unwohlsein bis hin zu De-       sener weiß ich, wie belastend die Forderung nach
    pressionen auslöste.                                    wahrem Glauben sein kann die der Katechismus
         Zum anderen habe ich durch eine neue, nicht von    so nicht aufstellt, denn er setzt diesen stillschwei-
    christlicher Dogmatik verstellte Sicht auf die hebrä-   gend voraus. Aber in ihr kann schon gipfeln, was
    ische Bibel einiges über den Gott Israels erfahren,     man nach Frage 2 als Erstes wissen muss, um den
    der auch ohne Jesus Christus die Seinen zur Freiheit    einigen Trost im Leben und im Sterben zu haben:
    beruft und ihnen auch über Schuld und daraus resul-     Wie groß meine Sünde und mein Elend sind. Wenn
    tierendem Untergang und vielfältigem Tod hinweg         diese aber in meinem Nichtglauben bestehen, führt
    die Treue hält. Seine Propheten begegnen jeglichem      mich nach Fragen 20 bis 22 nichts daraus hinaus,
    Opferkult kritisch (Hosea 6, 6.; Amos 5, 22.; Mich      sondern hier jagt die theologische Katze dem eige-
    6, 7f. u. ö.). Und seinen Erwählten, Abraham, bringt    nen Schwanz hinterher und bleibt ohne Trost.
    er auf drastische Weise vom Menschenopfer ab (1.            Dagegen lobe ich mir die Tugenden des Zwei-
    Mose 22).                                               felns und des Nichtwissens und die Freiheit eines
         Wenn wir Jesus von Nazareth, den Christus, als     Christenmenschen, letzte Wahrheiten über Gott,
    Gottes eingeborenen Sohn erkennen, wie dann an-         etwa seine Trinität oder sein Einzigsein, ihm selber
    ders denn als Verkörperung dessen, der zuerst als       überlassen zu können. Denn Gott sei Dank! - muss
    sein Erstgeborener bezeichnet wurde: Sein Volk Is-      ich nicht alles wissen, sondern kann es mir genügen,
    rael (2. Mose 4, 22. u. ö.). In Jesus verkörpert sich   mich durch den Juden Jesus ohne weiteres Wie und
    für uns Nichtisraeliten die Geschichte Gottes mit       Wenn von Gott in eine Geschichte mit ihm berufen
    seinem Volk. In Jesu Leiden und Sterben wider-          und in ihm geborgen zu wissen.
    spiegelt sich das Leiden und vielfältige Sterben des        Der Heidelberger Katechismus ist ein Zeugnis
    Volkes Israel unter den Völkern, in seiner Auferwe-     reformierten Bekennens im 16. Jahrhundert und
    ckung Gottes unverbrüchliche Treue zu ihm. Das          als solches ein großer, verdienstvoller Schritt. Das
    apostolische „Für mich“, das auch der Heidelberger      sollen wir dankbar anerkennen. Aber darüber hin-
    Katechismus betont, nimmt mich mit hinein in diese      aus sollten wir ihn nicht strapazieren, damit er nicht
    größere Geschichte.                                     zum Fallstrick für das Bekennen im 21. Jahrhundert
         So sind mir Jesu Leiden und Sterben nicht Mit-     wird, über den wir in einen unseligen Fundamenta-
    tel zu meiner individuellen, sondern zu einer viel      lismus stolpern.
Communauté protestante francophone de Berlin                                                                           5
www.communaute-protestante-berlin.de

Tu regarderas ton prochain com-                            Le Messie est parmi vous
                                                           Et si nos regards changeaient ?
me toi-même                                                    Le monastère dont il était responsable était en
Un témoignage sur Nelson Mandela
                                                           train de s’éteindre. De moins en moins de moines,
    La manière dont nous regardons notre prochain          de plus en plus vieux.
a bien plus d'effets que nous le supposons. Regard             Une mort annoncée. L’abbé-prieur était désespé-
d'amitié ou de compassion, de pitié ou de jalousie,        ré.
d'approbation ou de peur...                                    Un jour, il décida de prendre la route pour aller
    En plongeant dans le témoignage de la vie de           visiter un sage, retiré en ermite, loin dans le Nord.
Nelson Mandela, je redécouvre qu'une de ses forces             Quand l’abbé-prieur demanda au sage les raisons
intérieures était de porter sur ses interlocuteurs un      qui faisaient que le monastère mourait à petit feu, il
regard d'immense respect. Quels qu'ils soient, y           reçut d’abord le silence.
compris ses pires ennemis.                                     Puis vint cette réponse étonnante :
    Quand il entre dans la prison des bagnards de              « C’est parce que l’un d’entre-vous est le Messie.
Robben Island, condamné à perpétuité mais inno-                Mais personne ne le sait, car il s’est déguisé ».
cent, il regardera ses gardiens avec respect, malgré           De retour dans son monastère, l’abbé s’empressa
les brutalités subies. Au point que, peu à peu, be-        d’annoncer cette nouvelle saugrenue à ses frères.
aucoup de ces gardiens se résoudront à le respecter            Alors, chaque moine se mit désormais à regar-
à leur tour, lui et ses compagnons de captivité. Ce        der ses autres compagnons de vie avec beaucoup
Noir réduit au bagne, que le régime d'apartheid des        d’attention... plus : avec de nouveaux égards et une
Blancs sudafricains voulait faire oublier au fond de       profonde affection.
sa cellule, deviendra un leader incontesté de la cause         « Et si c’était lui, le Messie caché? Ou alors lui?».
des Noirs, libre dans son coeur et dans son âme.               La vie au monastère fut transformée.
    27 ans plus tard, enfin libéré, Mandela prendra            Et cette nouvelle se répandit si bien et si loin que
résolument le seul chemin qui pouvait conduire à la        de nombreux postulants se pressèrent désormais aux
paix, celui de la réconciliation entre Blancs et Noirs.    portes de la communauté.
Son regard de compréhension porté sur ses adver-               Ce fut une véritable résurrection...
saires l’amènera à inviter chez lui son pire ennemi,
le général Constand Viljoen. Celui-ci vient de prend-
re la tête d'une armée de Sudafricains blancs, prête             Dimanche 19 janvier 2014 à 11h00
à semer la terreur parmi la population noire, et à sa-         Culte avec la paroisse catholique franco-
boter les premiers élections démocratiques. Quand              phone de Berlin dans le cadre de la Se-
Mandela le reçoit à son modeste domicile, son pre-             maine de prière pour l’unité des chrétiens
mier geste consiste à lui offre d'abord une tasse de          Le pasteur G. Kobi assurera la prédication
thé, qu’il sert aussitôt au général blanc. Veut-il de la      11h00 à la Schillerstrasse 101, à 100m de
crème dans son thé? Il lui verse de la crème. Veut-il
                                                                   l’arrêt du U2 « Deutscher Oper »
du sucre? Il lui tend le sucrier. "Tout ce que j'eus à
faire - dit l'ancien commandant en chef de l'armée
prêt à en découdre - ce fut de remuer ma cuillère".                                      Les cultes en décembre
Puis la discussion s’engagea ; Mandela lui donna un
ton courtois et respectueux qui sidéra l'extrêmiste et       Dimanche    remplaçant
raciste Blanc imbu de sa supériorité. Le leader Noir         29 décembre
parla vrai, aussi critique vis-à-vis des Noirs que des
Blancs, sans dissimuler ses reproches à l'égard des          Dimanche         Georges Kobi, sainte cène
graves injustices et des violences commises par les          5 janvier
Afrikaners. Six mois plus tard, le raciste notoire           Dimanche         Jürgen Kaiser et Georges Kobi,
prêt à semer la terreur dans son propre pays prit la         12 janvier       culte bilingue avec repas
décision la plus difficile de sa vie; il ordonna à ses
partisans d'abandonner tout préparatif en vue d'une          Dimanche         Georges Kobi, Service oecu-
action armée.                                                19 janvier       ménique, paroisse catholique
    Nelson Mandela, qui vient donc de mourir, de-                             francophone (101 Schillerstrasse
vint le premier président noir d'une Afrique du Sud                           à 11h00). Pas de service à la
réconciliée et démocratique.                                                  salle Casalis
    Tu regarderas ton prochain comme toi-même.               Dimanche         Georges Kobi
    Bonne et heureuse nouvelle année, sous le regard         26 janvier
de Dieu !
                                         Georges Kobi        Dimanche         Georges Kobi, sainte cène
                                                             2 février
6                                                                             Veranstaltungen und Konzerte
                                                         Fagott zu Gast im Musikalischen Gottesdienst in
                                                         Halensee
                                                            Herzlich lade ich Sie zum musikalischen Gottes-
                                                         dienst in Halensee am 18. Januar. Jürgen Schneider,
                                                         Fagott, wird Werke aus der Barockzeit und der Ro-
                                                         mantik spielen. Das endgültige Programm stand bei
                                                         Drucklegung noch nicht fest. Begleitet wird der Fa-
                                                         gottist von Michael Ehrmann an der Orgel.
                                                                                          Michael Ehrmann

      Dienstag, 07.01.     Frauenkreis
      14.30 Uhr            in Köpenick                   Politische Vesper verschoben

      Mittwoch, 08.01.     Generalversammlung                Die nächste Politische Vesper findet nicht am 5.
      17.00 Uhr            in Halensee                   Januar, sondern erst am 9. März statt. Wegen Ter-
                           (nicht öffentlich)            minschwierigkeiten konnte der übliche Turnus nicht
                                                         eingehalten werden. Normalerweise findet dieser
      Donnerstag, 09.01.   Chorprobe                     besondere Gottesdienst am ersten Sonntag im Quar-
      19.00 Uhr            in Halensee                   tal statt. Konzentrierter als in den Sonntagmorgen-
      Samstag 11.01.       Lehrhütte                     gottesdiensten wird einem politischem Thema – sei
      10.00 Uhr            in Halensee                   es einem, das allen auf den Nägeln brennt, sei es
                                                         einem, das zu Unrecht nicht wahrgenommen wird,
      Sonntag, 12.01.      Konfirmandenunterricht        seien es chronische Aktualitäten – genauer nachge-
      11.00 Uhr            im Französischen Dom          gangen. Am 9. März wird es unter dem Titel „Ver-
      Mittwoch, 15.01.     Bibelgespräch                 drängt, verleumdet, verachtet“ um das Leben und
      19.30 Uhr            im Französischen Dom          Überleben der Roma gehen.                       JK

      Donnerstag, 16.01.   Chorprobe
      19.00 Uhr            in Halensee
                                                         Evangelische Akademie
      Mittwoch, 22.01.     Mittwochsconsistorium         in der Französischen
      19.00 Uhr            im Französischen Dom          Friedrichstadtkirche
                                                         www.eaberlin.de
      Donnerstag, 23.01.   Chorprobe
      19.00 Uhr            in Halensee                   Moral und Eigennutz in Unternehmen.
      Donnerstag, 30.01.   Chorprobe                     XII. Berliner Forum für Ethik in Wirtschaft und
      19.00 Uhr            in Halensee                   Politik (23. und 24. Januar)
                                                             Dass wirtschaftliches Handeln von Interessen
                                                         dominiert wird, gilt als Binsenweisheit, gerade auch
                                                         im Lichte des berühmten Diktums von Adam Smith,
                                                         dass der Bäcker aus Erwerbsinteresse und nicht aus
                                                         Altruismus die Brötchen für uns backt. Aber stimmt
                                                         das so? Ist der Homo oeconomicus das unvermeid-
                                                         liche Modell für gute Führung? Sind Erwartungen
    Konzerte in der Französischen Friedrichstadtkirche   der Mitarbeitenden in Unternehmen an „gerechte"
      Jeden Dienstag um 15 Uhr: 30 Minuten Orgel-        Führung deplatziert, naiv oder schlicht ungenau?
    musik. Es spielt Kilian Nauhaus. Eintritt 3 €.       Welche Rolle spielen der Wunsch nach Fairplay, das
                                                         Gerechtigkeitsstreben, die Suche nach Ausgleich
        Donnerstag, 02.01., 20.00 Uhr: Orgelkonzert.     und das sprichwörtliche Bedürfnis, morgens noch
    Franns von Promnitzau (Leipzig) spielt die „Fran-    in den Spiegel schauen zu können? Sind das alles
    zösischen Suiten“ von Johann Sebastian Bach. Ein-    Faktoren, auf die es letztlich nicht ankommt, wenn
    tritt frei.                                          es um das Bestehen in umkämpften Märkten geht?
                                                         Und schließlich sind Kunden und Klienten in den
       Sonntag, 19.01., 16.00 Uhr: Musikalische Ves-     Blick zu nehmen: Moralische Kommunikation über
    per. Die Leipziger Cantorey und Kilian Nauhaus       Produkte und Produktionsbedingungen gibt es zwar
    (Berlin) musizieren weihnachtliche Motetten und      reichlich, aber von welchen Kriterien lassen sich tat-
    Orgelwerke von Johann Sebastian Bach und der         sächliche Konsumstile leiten - und was heißt das für
    Bach-Familie. Leitung: Gotthold Schwarz. Dazu        die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen?
    Lesungen. Eintritt frei.                                                           Dr. Michael Hartmann
Mitteilungen aus dem Mitgliederstand und Kontakte                                                          7
                                                                           Geburtstage

                              Am 03. Dezember vollendete Frau Hildegard            am 21. Dezember Frau Ilse le Blond geb. Zingel das
                              Brieger geb. Starck das 85. Lebensjahr;              95. Lebensjahr;

                              am 04. Dezember Frau Esther Tallaszus geb.           am 24. Dezember Herr Horst Dieckmann das 84.
                              Manoury das 83. Lebensjahr;                          Lebensjahr;

                              am 09. Dezember Herr Klaus Haase das 86. Lebens-     am 24. Dezember Frau Christa du Vinage geb.
                              jahr;                                                Georgens das 83. Lebensjahr;

                              am 18. Dezember Herr Peter Coulon das 81. Le-        am 29. Dezember Frau Maria Töns das 80. Lebens-
                              bensjahr;                                            jahr;

                              am 20. Dezember Frau Rosemarie Clicqué geb.          am 30. Dezember Frau Helga Geelhaar das 86. Le-
                              Steinecke das 84. Lebensjahr                         bensjahr.

                              am 21. Dezember Frau Margot Köllner geb. Charlet                         Sterbefall
                              das 86. Lebensjahr;
                                                                                   Frau Ingeburg Cordier, geb. Roquette verstarb am
                              am 21. Dezember Herr Wolfgang Laaß das 87. Le-       13. Dezember im Alter von 89 Jahren.
                              bensjahr;

                                 Die Jahreslosung 2014

                                                         Gott nahe zu sein ist mein Glück.
                                                                                                                     Psalm 73,28

                                                                                                                            Kontakte

                                                    Pfarrer                                               Kirchhöfe
                                Pfarrer Dr. Jürgen Kaiser │ Tel. 03328 / 349041      Kai Mattuschka │ Tel. 030 / 4945379 │
                                │ Kaiser@franzoesische-kirche.de                     kirchhoefe@franzoesische-kirche.de │ Liesen-
                                Pfarrerin Meike Waechter │ Tel. 030 / 8928146        str. 7, 10115 Berlin │ Di. und Do. 9.00-13.00 Uhr
                                │ Waechter@franzoesische-kirche.de

                                                 Gemeindebüro                                      Hugenottenmuseum
                                Petra John │ Tel. 030 / 8928146 │ Fax 030 /          Französischer Dom │ Gendarmenmarkt 5, 10117
                                8932396 │ buero@franzoesische-kirche.de │            Berlin │ Di.-So. 12.00-17.00 Uhr
                                Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin │
                                Mo., Di., Do., Fr.: 9.00-14.00, Mi.: 14.00-18.00
www.franzoesische-kirche.de

                                                                                                   Fontane-Ausstellung
                                                  Diakonie                           Kirchhof │ Liesenstr. 7, 10115 Berlin │ Mo.-Do.
                                Jutta Ebert │ Tel. 030 / 8928146 │ buero             9.00-16.00, Fr. bis 15.00 Uhr.
                                @franzoesische-kirche.de
                                                                                          Communauté protestante francophone
                                             Öffentlichkeitsarbeit                   Pasteur Georges Kobi │ Tél. 030 / 53099563 │
                                Katja Weniger │ Tel. 030 / 20649923 │ Fax 030        kobi@franzoesische-kirche.de │ Wollankstraße
                                / 20649922│weniger@franzoesische-kirche.de│          51, 13359 Berlin │ Compte: Französische Kirche
                                Französische Friedrichstadtkirche │ Gendarmen-       202 700 105, Commerzbank, BLZ: 100 400 00 │
                                markt 5, 10117 Berlin                                www.communaute-protestante-berlin.de

                                               Archiv, Bibliothek                                     Bankkonten
                                Robert Violet │ Tel. 030 / 2291760 │ Fax 030         Consistorium der Französischen Kirche │ IBAN:
                                / 2041505 │ Französischer Dom │ Gendarmen-           DE71100100100014031100, BIC: PBNKDEFF.
                                markt 5, 10117 Berlin
8                                                                                  Gottesdienste / Cultes Januar 2014

                       Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt, 10117 Berlin

                       Orgelandacht von Dienstag bis Freitag um 12.30 Uhr
                       Kirche täglich von 12 bis 17 Uhr geöffnet außer Montags und bei Veranstaltungen

                       9.30 Uhr                            11.00 Uhr                            11.00 h, salle Casalis
                       Ortsgemeinde                        Französische Kirche                  Communauté protestante
                       evangelisch, auf deutsch            reformiert, auf deutsch              francophone, en français

       Mi 01.01.       11.00 Uhr: Frielinghaus
       Neujahr

       So 05.01.       Loerbroks                           Waechter                             Kobi, Sainte cène
       So 12.01.       Frielinghaus                        Kaiser / Kobi, zweisprachig,         Kaiser / Kobi, bilingue,
                                                           repas                                repas
       So 19.01.       Loerbroks                           Waechter                             pas de culte à la salle
                                                                                                Casalis (Service oecumé-
                                                                                                nique, Paroisse catho-
                                                                                                lique francophone de
                                                                                                Berlin, Kobi & curé )
       So 26.01.       Frielinghaus                        Kaiser                               Kobi
       So 02.02.       Frielinghaus                        Waechter                             Kobi, Sainte cène

       In der Regel findet sonntags um 11 Uhr auch ein Kindergottesdienst statt. Das Repas im Anschluss
       an die zweisprachigen Gottesdienste ist ein gemeinsames Mittagessen, zu dem alle eingeladen sind.

                        Coligny-Kirchsaal, Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin Halensee
       Sa 18.01.        15.30 Uhr: Musikalischer Gottesdienst, Waechter

       So 19.01.        11.30 Uhr: Niederländische Gemeinde, Allewijn

                        Französische Kirche am Bassinplatz, 14467 Potsdam
       So 05.01.        10.00 Uhr: Familiengottesdienst, Rugenstein

       Sa 19.01.        10.00 Uhr: Rugenstein

    Impressum: „Die Hugenottenkirche” ISSN 1618-8659 - erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französi-
    schen Kirche zu Berlin, Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin (Tel. 892 81 46). Auflage 1300 Stück. Verantwortlicher Re-
    dakteur: Dr. Jürgen Kaiser. Bezugspreis 12,80 € jährlich (für Gemeindemitglieder mit der Kirchensteuer abgegolten). Postbank
    Berlin: IBAN: DE71 1001 0010 0014 0311 00, BIC: PBNKDEFF; Weberbank: IBAN: DE34 1012 0100 0020 4440 02, BIC:
    WELADED1WBB. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung der Redaktion unter Quellenangabe gestattet. Herstellung: Entwurf
    & Druck Frank Schneiker. „Die Hugenottenkirche” im Internet: www.franzoesische-kirche.de. Redaktionsschluss ist in der Regel
    der 12. des Vormonats.
Die Hugenottenkirche
            Erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französischen Kirche zu Berlin, ISSN 1618-8659

67. Jahrgang                                          Februar 2014                                                     Nummer 2

Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                      Wenn man sich aber die Mühe macht, stellt man
    wie man an der Zahl hier oben sieht, ist „Die                 schnell fest: Es lohnt sich. Die meisten Menschen
Hugenottenkirche“ schon eine ältere Dame. Ältere                  - auch und gerade die, bei denen einem zuerst eher
Damen stellen bekanntlich die grammatikalische                    Negatives einfällt - haben ihre liebenswerten Seiten.
Steigerung auf den Kopf und pflegen jünger zu sein                    Es gibt auch allen Grund, Gutes zu reden. Das
als alte Damen. Deshalb gönnen sich ältere Damen                  Gut-Reden war das erste, was der liebe Gott gesagt
zuweilen noch ein sogenannes „Facelifting“, um im                 hat, nachdem er das, was ist, gemacht hatte. Zu
Gesicht etwas jünger und frischer zu erscheinen. Ge-              allem und jedem sagte er: „Siehe, es ist gut“. Nur
nau das war auch die Absicht mit dem „Facelifting“                nachdem er die Menschen gemacht hatte, sagt er das
dieser Zeitung. Der kosmetische Eingriff scheint                  nicht. Statt dessen segnete er sie.
gelungen, wie einige überwiegend wohlmeinende                         Aber auch das Segnen ist ein Gut-Reden. Das
Reaktionen zeigen. Lediglich der Schwärzegrad der                 lateinische Wort für Segen (benedictio) heißt wört-
neuen Schrift für die Überschriften wurde nachge-                 lich übersetzt: „gute Rede“. Im Griechischen ist es
dunkelt, um die Lesbarkeit zu erhöhen.                            ebenso. Also hat auch Gott Gutes zu Adam und Eva
    Viele sind bei der Entstehung und beim Versand                geredet, als er sie segnete. Wer Gutes redet, segnet.
der „Hugenottenkirche“ beteiligt, nicht nur die, die              Der Segen ist kein Behütungszauber, sondern ein
Artikel schreiben, sondern auch Frau John im Büro,                aufbauendes Wort.
die zuliefert und den Versand organisiert, Frau                       Im letzten Konfirmandenunterricht haben wir uns
Dittrich, die beim „Eintüten“ hilft und schließlich               mit dem 5. Gebot beschäftigt: „Du sollst Vater und
die, die Korrektur lesen. Viele Jahre hat das Petra               Mutter ehren.“ Die Konfirmanden sollten nicht über
Behringer getan. Aus persönlichen Gründen bat sie                 den Sinn dieses Gebotes nachdenken, sie sollten ihn
um Entlastung. Nun hat diese Aufgabe Christiane                   praktizieren. Deshalb haben wir auch die Eltern ein-
Struck übernommen. Allen „Huki“-Mitarbeiterin-                    geladen. Die Konfirmanden sollten nur Gutes über
nen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.                        ihre Eltern sagen - über die eigenen Eltern und über
    Mit freundlichen Grüßen auch im Namen von                     die Generation ihrer Eltern oder Großeltern.
Meike Waechter 		                  Ihr Jürgen Kaiser                  Die Eltern bekamen natürlich die gleiche Aufga-
                                                                  be. Sie sollten sagen, was ihnen an ihrem Kind be-
                                                                  sonders gefällt und was sie an dieser Generation gut
                                                                  finden. Wir haben gemerkt: Es macht Spaß, Gutes
                                                                  zu reden.
                       Monatsspruch für Februar                       Ich nehme mir für den Februar vor, mich vom
                                                                  Monatsspruch leiten zu lassen und versuche, zu re-
  Redet, was gut ist, was erbaut und was not-                     den, „was gut ist und was erbaut“. Ich werde mir
  wendig ist, damit es Segen bringe denen, die                    vor Begegnungen mit anderen Menschen überlegen,
  es hören. (Epheserbrief 4,29)                                   was ich ihnen Gutes sagen kann. In diesem „Gutes
                                                                  Sagen“ liegt Segen, denn das ist der eigentliche Sinn
                                                                  des Segens. Machen Sie mit?           Jürgen Kaiser
   Gutes über andere zu reden ist gar nicht ein-
fach. Man will ja nicht heucheln, man will nicht
als Schmeichler gelten. Was man sagt, soll glaub-
würdig sein und ehrlich. Schmeichler und Heuchler
sind mir sehr unangenehme Menschen. Um nicht                                                                   Aus dem Inhalt
den Eindruck zu erwecken, selber so einer zu sein,
gehe ich mit Lob und guter Rede sparsam um. Ich                     Editorial / Monatsspruch                                9
weiß: Geiz im Loben ist auch nicht gut. Ich müsste                  Aus dem Consistorium / Nachlese zum
mir angewöhnen, mehr zu loben und Gutes zu ande-                            Heidelberger Katechismus                       10
ren zu reden. Weil es glaubwürdig sein soll, ist das                Zwei Jahre in der Communauté                           11
viel Arbeit. Man kann nicht schnell mal auf wohlfei-                Communauté francophone                                 13
le Floskeln zurückgreifen, die überall und nirgends
                                                                    Veranstaltungen / Konzerte                             14
passen. Man muss sich genau überlegen, was einem
am andern gefällt und wie man das originell aus-                    Mitgliederstand / Kontakte                             15
drückt. Wertschätzung verlangt Einsatz und Mühe.                    Predigtplan / Impressum                                16
10                                                                 Aus der Gemeinde und dem Consistorium
     Wer macht was?                                         in der Predigt, beispielsweise auf die Begriffe „Se-
     Vorüberlegungen zur Ämterverteilung                    gen“, „Gott“, „Jesus“ u. a. Wir sind sehr gespannt,
                                                            wie die Prediger mit der begrifflichen Beschränkung
         Die Januarsitzung des Consistoriums begann mit     umgehen werden.
     Gedanken über Epiphanias (Matth. 2,1-12) und dem           Wir freuen uns, dass wir ein neues Gemeindemit-
     Lied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“.             glied – wieder – in die Gemeinde aufnehmen konn-
         Die beherrschenden Themen in der Sitzung wa-       ten: Frau Annemarie Schaeffner-Joly.
     ren die notwendigen Veränderungen, die sich durch                                            Kerstin Krause
     das Ausscheiden mehrerer Anciens und Anciennes
     ergeben. Die scheidenden Mitglieder des Consisto-
     riums wurden mit großem Bedauern verabschiedet;        Noch eine Nachlese zu 450 Jahre
     sie hinterlassen große Lücken, die wir verbleiben-     Heidelberger Katechismus
     den Mitglieder erst ausfüllen müssen! Die scheiden-    Reaktion auf Tilman Hachfelds Artikel.
     den Anciens und Anciennes werden im Gottesdienst       Von Jürgen Kaiser
     am 9. Februar offiziell verabschiedet.
         Entsprechend schwierig wird die Ämtervertei-           Im vergangenen Jahr haben wir uns mit dem Hei-
     lung, die in der Januarsitzung bereits angesprochen    delberger Katechismus beschäftigt. Anlass dazu war
     wurde, auch wenn sie förmlich erst in der Febru-       die 450. Wiederkehr seiner Erstveröffentlichung.
     arsitzung vorgenommen wird. Neu zu besetzen ist        Fast pflichtgemäß wurde viel Lobendes über diesen
     die Leitungsspitze der Gemeinde: der Secrétaire mit    alten Text gesagt und geschrieben. Umso wertvoller
     seinen Vertretern und der Trésorier mit seinen Ver-    sind die kritischen Stimmen, auf die keine ernstge-
     tretern. Auch in den Kommissionen sind teilweise       meinte Würdigung verzichten sollte. Tilman Hach-
     die Vorsitze neu zu besetzen. Die größte Herausfor-    feld hat in der letzten Ausgabe dazu einen Beitrag
     derung entsteht durch die Amtsniederlegung von         geleistet. Obwohl ich vielem zustimmen kann, sind
     Herrn Bierbach, der nach mehr als dreißig Jahren       es doch einige Punkte, die ich etwas anders bewerte.
     die Aufgabe als Secrétaire abgibt, um in Zukunft       Es sind Punkte, die mir wichtig sind und an denen
     kürzer treten zu können. Herr Bierbach bleibt als      mir noch einmal die Qualität des Katechismus deut-
     Ancien dem Consistorium jedoch glücklicherweise        lich geworden ist.
     noch erhalten. Ebenso hat Herr d´Heureuse seine            Ohne Zweifel ist der Heidelberger Katechismus
     Tätigkeit als Trésorier nun niedergelegt, wird aber    ein Dokument seiner Zeit. Seine theologischen Er-
     auch als Ancien dem Consistorium weiter angehö-        kenntnisse sind nicht für alle Zeiten bindend. Die
     ren. Wir sind den beiden Herren sehr dankbar, dass     deutlichste Distanz zu ihm empfinde ich ähnlich wie
     sie den nachfolgenden Amtsinhabern noch mit Rat        Tilman Hachfeld bei der Sühnopfertheologie. Im-
     und Tat zur Seite stehen werden.                       mer wieder kommt der Katechismus darauf zurück,
         Für die seitens des Consistoriums geplante Klau-   dass Jesu gewaltsamer Tod am Kreuz ein Bezahlen
     sur am 28.02. und 1.03. wurden verschiedene The-       von Schuld sei. Darin würde auch ich eine vereng-
     men festgelegt; wie auch in den vergangenen Jahren     te Sichtweise des biblischen Zeugnisses in diesem
     wird sich das Consistorium mit den Fragen befas-       Punkt sehen. Allerdings sollte man das Kind nicht
     sen, wie unsere Gemeinde in der Zukunft aussehen,      mit dem Bade ausschütten. Der Tod Jesu am Kreuz
     welches Profil sie haben soll. Auch die Mitglieder-    bleibt Stachel und Ansporn, sich mit menschlicher
     entwicklung steht wieder auf dem Programm.             Schuld und der Möglichkeit der Vergebung ausein-
         Die Umstellung unserer Buchhaltung auf IT ist      anderzusetzen. Er erinnert daran, dass Schuld nicht
     in Arbeit und die Finanzen liegen im Wesentlichen      mit einem einfachen „Schwamm drüber“ aus der
     im Plan. Große Sorgen macht uns die notwendige         Welt ist.
     Sanierung der Dächer in der Wohnanlage Wollank-            Es sind aber vor allem folgende zwei Punkte, bei
     straße, da die Gemeinde diese nicht aus den vorhan-    denen ich Tilman Hachfeld widersprechen möchte:
     denen finanziellen Mitteln allein finanzieren kann.    Mit den Stichworten „Heilsgewissheit“ und „wah-
     Da der Wohnungsbestand der Kirche in die Jahre         rer Glaube“ werden Kernanliegen reformatorischer
     kommt, werden hier sicherlich in den kommenden         Theologie benannt, die meiner Meinung nach heute
     Jahren noch mehr Ausgaben auf uns zu kommen, so        noch ebenso aktuell sind wie vor 450 Jahren.
     dass wir Vorsorge treffen und uns Gedanken dazu            Die Frage der Heilsgewissheit berührt weit mehr
     machen müssen.                                         als bloß ein persönliches Frömmigkeitsproblem
         Das Consistorium hat auf Vorschlag der Pfarrer     des Mönches Martin Luther. Wenn ich richtig ge-
     zugestimmt, dass es in der Fastenzeit eine Predigt-    zählt habe, kommt das kleine Wörtchen „gewiss”
     reihe unter dem Motto „...ohne große Worte...“ ge-     zwölfmal im Heidelberger Katechismus vor. Ohne
     ben soll, für die die Gemeinde noch externe Prediger   damit eine beabsichtigte Zahlensymbolik andeuten
     ansprechen möchte. Das Besondere an der Predigt-       zu wollen, bestätigt dies eines: Gewissheit ist dem
     reihe „7 Wochen“ ist der Verzicht auf – normalerwei-   Katechismus ein zentrales Anliegen. Ich meine, dass
     se sehr häufig verwendete und wichtige – Begriffe      „Gewissheit“ auch heute noch eine entscheidende
Theologisches                                                                                                      11
theologische Kategorie ist. Vordergründig schei-        und vertraue, und nicht, dass „man“ etwas Bestimm-
nen heute zwar andere Fragen, etwa die nach der         tes zu glauben habe.
Existenz Gottes, wichtiger zu sein. Auch treibt die         Der Heidelberger Katechismus betont stärker als
Menschen im 21. Jahrhundert nicht mehr so sehr die      die meisten anderen Texte der Reformationszeit die
Frage nach der Gewissheit des ewigen Lebens um.         Subjektivität des Glaubens. Konsequent spricht er
Das mit dem Stichwort „Heilsgewissheit“ angespro-       an den entscheidenden Stellen in der ersten Person
chene Problem taucht heute vielmehr als Frage der       und sagt: „ich“ und „für mich“. Gerade dadurch ist
Lebensgewissheit auf, hat sich also von einem Jen-      er wie kaum ein anderer Text der Reformationszeit
seitsproblem zu einem Diesseitsproblem gewandelt.       anschlussfähig für das theologische Gespräch in der
Nicht zur Hoffnung auf ein ewiges Leben brauchen        Moderne.
Menschen heute Gewissheit, sondern zur Hoffnung             Man entgeht der Gefahr des Fundamentalismus
auf ein gelingendes Leben. Das Problem artikuliert      meines Erachtens nicht dadurch, dass man den
sich etwa durch folgende Fragen: „Bin ich gewollt?      Zweifel zur Tugend erklärt. Wir müssen die Sehn-
Bin ich am rechten Platz? Werde ich gebraucht?          sucht des modernen, grundlegend zweifelnden Men-
Werde ich geliebt? …“                                   schen nach Gewissheiten ernst nehmen. Der Kate-
    Wir brauchen auf solche existentiellen Fragen       chismus ermutigt dazu, sich in Zeiten der Relativität
verlässliche Antworten. Wir können sie uns aber         und des Zweifels Gewissheiten zu gönnen, aber zu
nicht selber geben. Ob ich gewollt bin und geliebt      deren Subjektivität zu stehen. Solche Gewisshei-
werde, kann ich mir nicht selbst sagen. Das können      ten lassen sich nicht zur geistigen Vergewaltigung
nur andere mir sagen. Lebensgewissheit gewinnen         Andersdenkender und Andersglaubender missbrau-
wir also vor allem in den Beziehungen, in denen wir     chen. Vielmehr stellen sie sich dem Diskurs in der
leben. Der lebendigen Beziehung zu Gott fällt dabei     Gemeinde und auf dem Marktplatz. Sie erfordern
eine besondere Rolle zu. Anders als die Urteile und     sogar die Verständigung mit anderen. Nicht das ge-
Beurteilungen der Menschen, mit denen wir es zu         meinsame Suchen von Zweifelnden macht ein Aus-
tun haben, sind die Worte Gottes wahr. Weil Gott        tausch fruchtbar, sondern der notwendige Austausch
treu ist, sind seine Worte vertrauenswürdig. Was er     über die je eigene Gewissheit.
zusagt, das hält er gewiss.                                 Nicht alle Fragen, die der Heidelberger Katechis-
    Alles, was der Heidelberger Katechismus aus-        mus stellt, sind meine Fragen, nicht jede Antwort,
führt, stellt er von Anfang an in den Rahmen einer      die er gibt, ist meine Antwort. Aber mir gefällt die
Beziehung zu Gott, wenn er als erstes feststellt,       persönliche und seelsorgerliche Haltung, mit der er
dass „ich […] nicht mein, sondern meines getreuen       seine Antworten formuliert. Deshalb habe ich das
Heilands Jesu Christi eigen bin“ (Fr. 1). Gewissheit    Jubiläum gern mitgefeiert.
über das, was Gott mir durch Jesus Christus zusagt,
ist die Grundlage von allem weiteren.
    Damit hängt der zweite Punkt zusammen, den          Zwei Jahre in der Communauté
ich anders als Tilman Hachfeld bewerten möchte.         protestante francophone de Berlin
Der Katechismus erklärt „wahren Glauben“ tatsäch-
                                                        Chancen und Schwierigkeiten. Von Georges Kobi,
lich als ein „Für-wahr-Halten all dessen, was Gott
in seinem Wort offenbart“. Die Wahrheit des Wortes      Pasteur der französischsprachigen Gemeinde
Gottes ist aber keine objektive Wahrheit, die außer-        Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass
halb und unabhängig von mir selbst zu konstatieren      es einen Glücksfall für einen Pastor bzw. für ein
ist. Der Glaube bezieht sich nicht auf eine Wahrheit,   Pastorenehepaar bedeutet, dessen Muttersprache
die wissenschaftlich empirisch eruiert werden kann.     Französisch ist und das auch schon pensioniert ist,
Der Glaube wird vom Katechismus als die Haltung         wenn es in der französischsprachigen reformierten
des Annehmens dessen, was Gott mir zugesagt, be-        Communauté der deutschen Hauptstadt leben darf.
schrieben und nicht als ein Festhalten an Glaubens-     Sicherlich, Lausanne oder Paris sind mehr als 1000
sätzen wie etwa der Jungfrauengeburt. Es geht beim      km entfernt, Familie und Freunde müssen zurück-
wahren Glauben nicht um die objektive Gültigkeit        gelassen werden, aber die Betreffenden finden sich
inhaltlicher Glaubenssätze (Dogmen), wie sie etwa       wieder in einer sehr spannenden Gemeinde, die sie
im Apostolischen Bekenntnis stehen. Die Wahrheit        dringend erwartet und auf Händen tragen wird.
des Glaubens ist mithin eine, die nur durch den             Die erste Chance besteht jetzt darin, dass sie nicht
Glaubenden zu bewähren ist. Sie erweist sich im         als Touristen, sondern als „Bruder“ und „Schwester“
Denken, Fühlen und Handeln des Glaubenden.              empfangen werden und dieser jungen Gemeinde,
    Diese Subjektivität des Glaubens kommt meines       die kaum älter als 20 Jahre ist, ehrenamtlich und auf
Erachtens in Frage 21 des Katechismus zum Aus-          halber Stelle wohlgelungene Predigten und einen le-
druck. „Wahrer Glaube ist […] eine zuverlässige         bendigen und spannungsfreien Gottesdienst bieten.
Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte.“         Diese Communauté erweckt ein besonders gro-
Der Glaube wird dann als „ein herzliches Vertrauen“     ßes Interesse, denn sie hat absolut nichts gemein mit
definiert. Wahrer Glaube ist also, dass „ich“ glaube    unseren bisher bekannten langjährigen Gemeinden
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     eines bestimmten Stadtviertels oder eines Dorfes. die nächste Woche. Zugleich ist er aber auch eine
     Und genau hier liegen Chancen und Schwierigkei- monatliche Verbindung zu etwa 200 Briefpartnern,
     ten eng beieinander. Die Communauté legt nämlich die über alle fünf Kontinente verstreut sind. Ein un-
     lebendiges Zeugnis ab für unsere Gesellschaft, die vorstellbares und selbstverständlich nutzloses Kom-
     modern, aber fragil ist. So ist sie eine bunte Mi- munikationsmittel für Gemeindemitglieder, die im
     schung. - Einmal eine Mischung von „Sicherhei- gleichen Stadtteil wohnen! Aber unentbehrlich und
     ten“: europäische Spiritualität, in der Gott ständig zugleich so praktisch für uns! Ebenso die Internet-
     der Rechtfertigung und der Beweise bedarf, und die präsenz, die uns Sichtbarkeit in aller Welt verleiht,
     Relevanz der alten biblischen Texte betont werden vor allem aber in einer Stadt mit dreieinhalb Millio-
     muss – und afrikanische Spiritualität, in der Gott nen Einwohnern, deren Mehrheit deutsch- und eng-
     zwar eine Evidenz besitzt, aber die Lektüre der Bi- lischsprachig ist!
     bel selbst noch zu sehr bei dem Literalsinn verharrt.       Schließlich muss man ganz klar sagen, dass bei
     – Weiterhin ist sie eine Mischung unterschiedlicher unseren äußerst unsicheren Bedingungen die brü-
     Gewohnheiten: Die einen kommen als Paar oder derliche und materielle Unterstützung der Huge-
     als Familie fast jeden Sonn-                                                  nottengemeinde Berlins – un-
     tag zum Gottesdienst, an-                                                     sere ältere deutschsprachige
     dere nur für eine bestimmte             Herzliche Einladung                   Schwester, die schon 350 Jah-
     Zeitspanne, um dann wieder                                                    re alt ist – vollkommen unent-
     spurlos zu verschwinden. –                zum Gottesdienst                    behrlich ist: Sie bietet ganz
     Und letztlich besteht auch bei       mit Verabschiedung von                   konkret im Herzen der Stadt,
     den „Stammgästen“ eine Mi-                                                    im touristischen Zentrum,
     schung aus solchen, die schon         Pasteur Georges Kobi                    eine Örtlichkeit für den Got-
     seit langem als „sicher“ aus-                                                 tesdienst und Begegnungen;
     zumachen sind, und solchen,         Im zweisprachigen Gottesdienst am         weiterhin eine Wohnung und
     die nur einen oder zwei Sonn-       9. Februar 2014 wird Georges Kobi         ein Büro für den Pastor und
     tage vorbeischauen, weil sie        als Pastor der französischsprachigen      noch dazu Unterstützung im
     Berlin besuchen oder auch           Gemeinde verabschiedet.                   Diakonat und in der Verwal-
     hier studieren. – Der Pastor                                                  tung. – Aber auch hier gibt es
                                         In diesem Gottesdienst wird auch
     weiß also nie im Voraus, wer                                                  noch eine weitere Schwierig-
     seine Zuhörer sein werden.          mitgeteilt, welche Anciens und An-        keit, die zugleich wieder eine
     Meistens ist während des            ciennes aus dem Consistorium aus-         Chance ist, die genutzt wer-
     Eingangsteils erst eine kleine      scheiden.                                 den kann: Nämlich die unmit-
     Gruppe von etwa zehn Gläu-                                                    telbare Begegnung mit einer
     bigen anwesend, die sich eine                                                 alteingesessenen Gemeinde,
     Viertelstunde später während der Schriftlesungen die das natürliche und sehr menschliche Bestreben
     schon auf etwa dreißig oder fünfzig Personen ver- hat, in ihren Gewohnheiten und Regeln (um nicht zu
     mehrt hat. Und zu diesen werden noch nicht einmal sagen in ihren „Reglements“) zu erstarren, und noch
     die Touristen gezählt, die während der Fürbitte in Mühe hat, einen Teil ihrer alten Macht zu teilen.
     den Saal hereinkommen, weil sie hören, dass wir Und wäre es auch nur, um einträchtiger mit ihrer
     französisch sprechen. –                                 jüngeren Schwester zusammenzuleben und die Ak-
         Letztendlich handelt es sich also um eine Ge- tivitäten, die gemeinsam angegangen werden könn-
     meinde von verstreuten Einzel-Mitgliedern. Wie- ten, aufeinander abzustimmen – trotz der sprachli-
     derum Chance und Schwierigkeit zugleich: Denn chen Barriere!
     es bedarf oft mehr als einer Stunde, um in den Saal         Diese beiden reformierten Gemeinden Berlins
     des Gottesdienstes am Gendarmenmarkt zu gelan- können nur gewinnen, wenn sie gemeinsam die gute
     gen – und natürlich genau derselben Zeit, um wie- Botschaft eines lebendigen Gottes verkünden, der
     der heimzukehren. Es besteht folglich eine starke uns lenkt. Die ältere Schwester bietet der jüngeren
     Erwartungshaltung bei der sonntäglichen Versamm- ein Fundament und eine offizielle, unentbehrliche
     lung, die es niemals unterlässt, an dem Austausch Vertretung nach außen; letztere dagegen bietet zu-
     teilzunehmen, der vor dem liturgischen Ausklang gleich Fragilität und Modernität, die geeignet sind,
     erfolgt.                                                eine Kirche zu erneuern, die sich in einem ständigen
         Aber genau hier muss die Chance der neuen Reformprozess befindet.
     Kommunikationsmittel ergriffen werden: zweifel-             Mit meinen mehr als siebzig Jahren gehe ich jetzt
     los das altmodische Telefon, aber häufiger noch das fort, bin aber unendlich dankbar für all das, was ich
     Handy mit der Möglichkeit der SMS und vor allem mit den Berliner Brüdern und Schwestern leben und
     der digitale Schriftverkehr. Der Bildschirm des PC teilen konnte. Und ich lasse auch noch genügend
     wird so für etwa siebzig Mitglieder und Freunde in Arbeit zurück für meine Nachfolger auf dieser span-
     Berlin zu dem Ort einer Begegnung aus der Entfer- nenden, ehrenamtlichen halben Stelle.
     nung, eines Gespräches und einer Entscheidung für                    (Übersetzung: Dr. Melitta Rheinheimer)
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