Die Hugenottenkirche - Französische Kirche
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Die Hugenottenkirche Erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französischen Kirche zu Berlin, ISSN 1618-8659 67. Jahrgang Januar 2014 Nummer 1 Liebe Leserinnen und Leser, dem Menschen ist um so deutlicher. Es ist eine in- nige Beziehung, die auf eine Geschichte zurückbli- zum neuen Jahr erscheint unsere Gemeindezei- cken kann (Vers 5 ich denke an frühere Zeiten, sinne tung in einer etwas erneuerten Aufmachung: für die nach über all deine Taten). Der Mensch spricht alles Überschriften wurde eine neue Schrift eingeführt aus, was ihm auf der Seele lastet. Er vertraut Gott, und wo früher Striche waren sind jetzt Punkte. Das hofft auf ihn und ruft ihn um Hilfe. Er beschreibt ist keine Revolution und kaum der Rede wert. Ich seine Gebetshaltung und wendet sich Gott dadurch weise aber darauf hin, weil die Befürchtung geäu- auch körperlich zu: „Ich breite meine Hände aus zu ßert wurde, dass die Lesbarkeit darunter leide. Sollte dir“ (Vers 6). dem so sein, lassen Sie es mich bitten wissen. Im zweiten Teil des Psalms wird Gott mit vielen Der Rede viel werter ist der Artikel von Tilman Worten und Wendungen um Beistand gebeten und Hachfeld, sein Kommentar zum Heidelberger Kate- um die Erhörung des Gebets. Aus diesem zweiten chismus als Nachtrag zum Jubiläumsjahr. Teil stammt der Monatsspruch: „Lass mich am Mor- Meike Waechter und ich wünschen Ihnen ein gen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf Dich. Tu glückliches Jahr 2014 Ihr Jürgen Kaiser mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.“ Monatsspruch für Januar Die Bitte um Gnade könnte auf die eigene Schuldverstrickung des Menschen hinweisen. Mög- Lass mich am Morgen hören deine Gnade; licherweise knüpft der Beter an den zweiten Vers an, denn ich hoffe auf Dich. Tu mir kund den in dem es heißt: „geh nicht ins Gericht mit deinem Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.“ nach dir. (Psalm 143,8 ) Der Beter fühlt sich schuldig, und bittet Gott um ein gnädiges Gericht. Die Bitte, den rechten Weg Der Psalter ist das große Gebetbuch der Bibel. zu weisen, kann dann als Bereitschaft zur Umkehr Unter den 150 Psalmen finden sich Lobgebete, Kla- oder zum Neuanfang gelesen werden. gen, Bitten, Danksagungen, die Beschreibungen der Die konkrete Situation des Psalmenbeters bleibt Geschichte Israels und noch vieles mehr. Viele der wage und undeutlich. Diese Offenheit bietet jedoch Psalmen enthalten mehrere der unterschiedlichen die Chance, sich die Worte des Psalms ganz unab- Sprachformen. Dadurch entstehen häufig Brüche hängig von der ersten oder ursprünglichen Situation, innerhalb eines Psalms, die oft unverständlich oder in der er geschrieben wurde, zu eigen zu machen. So schwer nachvollziehbar sind. Aus diesem Grund hat jeder Mensch die Möglichkeit, in die Worte des wurde in unserem Gesangbuch bei vielen Psalmen Psalms einzustimmen und sie mit den eigenen Ge- nun eine Auswahl der Verse abgedruckt. Es wurde danken und Interpretationen zu verknüpfen. Die ei- versucht, einheitlichere Zusammenhänge herzu- gene Situation kann Anknüpfungspunkte in offenen stellen. Der Psalm, aus dem der Monatsspruch für Begriffen wie „Angst“, „Finsternis“ oder „Weg“ Januar stammt, gehört zu den Ausnahmen. Im Ge- finden. In die Bitte um Gottes Gnade und Weisung sangbuch ist er fast vollständig und ohne Lücken lässt sich unabhängig von den persönlichen Erfah- zu lesen (EG 755). Der 143. Psalm enthält keine rungen einstimmen. Weil der Psalter nicht die Worte unverständlichen Brüche. Er ist ein einheitliches, einzelner Menschen gesammelt hat, sondern Worte langes Gebet von einer einzelnen Person. Mit den für alle Menschen ist er bis heute unser Gebetbuch Worten „Bitte um Gottes Beistand in der Not“ lie- geblieben. Meike Waechter ße sich dieser Psalm überschreiben. Der Psalmbeter wendet sich im ersten Teil Gott zu und klagt. Worte Aus dem Inhalt wie Angst, Feinde und Finsternis fallen, jedoch ohne dass eine konkrete Situation erkennbar wird. Viel- Editorial / Monatsspruch 1 leicht wird der Mensch verfolgt (Vers 3: der Feind Aus dem Consistorium 2 verfolgt meine Seele) oder er ist im Gefängnis (Vers Öffentlichkeitsarbeit / Nachlese zum 3: in Finsternis geworfen) oder wartet auf ein Ur- Heidelberger Katechismus 3 teil (Vers 2: geh nicht ins Gericht). Oder Worte wie Feind und Finsternis müssen in einem übertragenen Communauté francophone 5 Sinn verstanden werden. Veranstaltungen / Konzerte 6 Die konkrete Situation des Menschen ist nicht Mitgliederstand / Kontakte 7 deutlich. Aber die Beziehung zwischen Gott und Predigtplan / Impressum 8
2 Aus der Gemeinde und dem Consistorium Angespannte Personalsituation im unserer Gemeindeverwaltung beschlossen. Dr. Stephan Krämer berichtete von der Refor- Consistoire mierten Synode. Pfarrer Dr. Bernd Krebs wird mit Aus der Generalversammlung Beginn des neuen Jahres Beauftragter unserer Lan- Am 11. Dezember 2013 trat die Generalver- deskirche für die Vorbereitung des Reformationsju- sammlung zu ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr biläums und des Kirchentages 2017 in Berlin. Aus zusammen. Dieser Tag war zugleich der 71. Todes- diesem Grund scheidet er als Geistlicher Moderator tag von Jochen Klepper und seiner Familie. Und so aus dem Moderahmen aus; ein Nachfolger für dieses erinnerte Pfarrer Dr. Kaiser in seiner theologischen Amt ist bislang nicht gefunden. Unter Berücksichti- Einleitung an das Leben und Wirken dieses evange- gung des aktuellen Reformprozesses im Reformier- lischen Schriftstellers, der mit seinem Roman „Der ten Kirchenkreis war die Generalversammlung der Vater“ zum einen den Vater-Sohn-Konflikt zwischen Auffassung, dass dieses Ergebnis vorläufig hinzu- dem Soldatenkönig und Friedrich II. beleuchtete und nehmen ist. zugleich in der Beschreibung von Friedrich Wilhelm Im Hinblick auf die anstehenden Baumaßnah- I, der zeitlebens nach Gott fragte und sich als „erster men im Französischen Dom und den beabsichtigten Diener des Staates“ begriff, ein Gegenbild zum Füh- Umzug unserer Gemeindeverwaltung von Halensee rerkult des Nationalsozialismus entwarf. Vielen ist an den Gendarmenmarkt berichtete Pfarrer Dr. Kai- Jochen Klepper als Dichter besonders berührender ser über den durch einen Arbeitskreis ermittelten Lieder im Evangelischen Gesangbuch bekannt. Be- Raumbedarf. Die Generalversammlung beschloss troffen hörten wir den letzten Eintrag im Tagebuch auf dieser Grundlage, einen Architekten mit der Er- Jochen Kleppers, bevor er sich mit seiner jüdischen stellung einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Frau, von der er sich nicht scheiden lassen wollte, Der Chor Bona Deus sucht neue Probenräume, und der gemeinsamen Tochter das Leben nahm. die wir in unserem Gemeindezentrum in Halensee So war diese Erinnerung an einen widerständigen gern zur Verfügung stellen wollen. Christen zugleich auch ein Beitrag zum Jahr „Zer- Mit dieser letzten Sitzung der Generalversamm- störte Vielfalt“. lung im Jahr 2013 ist ein Jahr zu Ende gegangen, Ein wichtiges Thema war das Ausscheiden von das von wichtigen Entscheidungen und Weichen- vier Ältesten zum Ende dieses Jahres. Eva Fähnrich, stellungen für die zukünftige Entwicklung unserer René Rubeau und Karsten Schütz verlassen das Gre- Gemeinde geprägt war. Es ist noch manches unvoll- mium, weil sie die maximale Anzahl der Berufungs- endet, was uns nun als Aufgabe für das neue Jahr perioden erreicht haben. Petra Behringer kann auf- verbleibt. Mit den Wünschen für ein gesegnetes grund familiärer Aufgaben ihre Arbeit nicht in einer Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr sind wir weiteren Amtszeit fortsetzen. Damit ist das Consis- auseinander gegangen. Diese Wünsche gelten sei- toire um ein Viertel seiner Mitglieder geschrumpft. tens der Generalversammlung auch der gesamten Alle vier verdienen für ihre langjährige Arbeit unse- Gemeinde. Christoph Landré ren Dank. Wir werden jede einzelne und jeden ein- zelnen mit ihren besonderen Begabungen und ihrer Persönlichkeit in der weiteren Arbeit vermissen. Die Jahresplanung 2014 Aus dem Mittwochsconsistorium Gemeinde ist aufgerufen, der Generalversammlung geeignete Personen namhaft zu machen, die für die Was erwartet uns im nächsten Jahr in unserer Ge- Mitarbeit im Consistoire in Betracht kommen. Die meinde, welche Veranstaltungen sind geplant, wel- Generalversammlung ist für jede Unterstützung aus che Termine können Sie schon fest in Ihren Kalender dem Kreis der Gemeinde dankbar. eintragen: Darum ging es auf der Novembersitzung Unter dem Tagesordnungspunkt „Finanzen“ hat des Mittwochsconsistoriums zur Jahresplanung die Generalversammlung den Wirtschaftsprüfungs- 2014. Die Gottesdienste, Dreh- und Angelpunkt des bericht für das Haushaltsjahr 2012 zustimmend zur Gemeindelebens, finden nach wie vor sonntäglich Kenntnis genommen. Der Trésorier hat über die ak- um 11 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkir- tuelle finanzielle Situation der Gemeinde berichtet. che bzw. im Casalissaal und Kindergottesdienst im Frau Krause hat als Secrétaire der Finanz- und Bau- Sauermannsalon statt. Der zweisprachige Gottes- commission über den Zustand unserer Liegenschaf- dienst, in der Regel am zweiten Sonntag im Monat, ten, dort notwendig werdende Instandhaltungsar- wird im April auf den dritten Sonntag (Ostern) ver- beiten und die Vorbereitung zum Haushalt 2014 schoben, in den Monaten September und November berichtet. Dieser wird erst zu Beginn des kommen- eventuell bereits am ersten Sonntag gefeiert, am 7.9. den Jahres endgültig aufgestellt und beschlossen mit Aussendung der Freiwilligen von Aktion Süh- werden können, so dass die Generalversammlung nezeichen Friedensdienst, am 2.11. zum Refugefest- bis dahin eine vorläufige Haushaltssperre beschlos- Gottesdienst. Darüber, ob die Liturgie der zweispra- sen hat. Des Weiteren wurden erste Schritte zur Ein- chigen Gottesdienste zur Konfirmation an Pfingsten führung der EDV-gestützten Finanzbuchhaltung in und zum Refugfest die gewohnte oder eine etwas
Theologisches 3 abgewandelte Form erhalten soll, konnte noch keine ben wir Ende November als Weihnachtsfeierersatz Einigkeit erzielt werden. Zusätzliche gemeinsame einen Ausflug in das Konzerthaus unternommen und Gottesdienste im Casalissaal wird es wieder an den jede Menge Anekdoten aus der Geschichte des Hau- Halbmarathon-/Marathon-Sonntagen am 30.3. und ses und des Schaffens von Herrn Hiller erfahren. am 28.9. geben, an denen viele sich wegen der Ver- Meine Vorhaben für das neue Jahr? Ich möchte kehrsbehinderungen vom Gottesdienstbesuch abhal- gern eine Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit gründen, ten lassen; mit der U-Bahn ist die Kirche jedoch gut wer von Ihnen hat Lust mitzumachen? Außerdem zu erreichen. Die musikalischen Gottesdienste in suche ich noch Verstärkung beim Verteilen der Fly- Halensee, jeweils sonnabends vor dem dritten Sonn- er. Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen sich tag im Monat, finden am Karsamstag (19.4.) und in zu ihrem 70. Geburtstag keine Geschenke zu wün- den Sommermonaten Juli und August nicht statt; das schen, sondern beispielsweise die Partnergemeinde Hoffest ist auf den 28.6., Advent uff’n Hof auf den in Dschibuti unterstützen lassen möchten, melden 29.11. festgelegt, bei beiden wird unser Chor mit da- Sie sich, ich helfe Ihnen gern. bei sein. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen und Das Mittwochsconsistorium vom Mai wird auf wünsche allen einen guten Start in Ihr 2014. den 25. Juni verschoben, die Termine 2014 sind Ihre Katja Weniger also jeweils am vierten Mittwoch der Monate Janu- ar, März, Juni und November. Unsere Gemeinde ist Nachlese 450 Jahre Heidelberger eingeladen zu Gegenbesuchen in La Rochelle und in Frankfurt am Main, die Termine müssen noch ver- Katechismus. einbart werden. Einen Überblick über die für 2014 Warum ich nicht mitfeiere. Von T. Hachfeld geplanten oder bereits feststehenden Termine bietet Ihnen der Jahreskalender 2014, der zum Jahresbe- 1980 habe ich für das Gemeindeblatt der Refor- ginn auf der Internetseite der Französischen Kirche mierten Kirche Hamburg einen Artikel „Mein zweit- zur Verfügung stehen wird. Detaillierte Informatio- liebstes Buch“ über den Heidelberger Katechismus nen zu allen Veranstaltungen können Sie darüber hi- verfasst. Tendenz: Der Katechismus holt aus der naus wie immer in der Hugenottenkirche nachlesen. menschlichen Situation ab, erklärt uns frei auch von Viele Ideen gab es, die weiter verfolgt oder kon- uns selbst („ … Jesu Christi eigen...“) und entbindet kretisiert werden müssen, so z.B. Die Hugenotten in von allen Versuchen, sich selber eine Seligkeit zu Frankreich nach 1685 als Thema für das Refugefest erwerben. Was andere dazu zu tun meinen, wird hier mit Erzählungen aus den Familien unserer Gemein- unter „Dank“ summiert. So aber vermittelt der Ka- de mit hugenottischen Vorfahren; oder ein Gottes- techismus vor allem eine große Heilsgewissheit, die dienst, der gleichzeitig bei uns und in unserer Part- aus Glauben erwächst. Er war damit ein Trostbuch nergemeinde in Dschibuti gefeiert wird und dazu ersten Ranges für seine Zeit. Predigt, Lieder und Gebete der beiden Gemeinden Der Heidelberger Katechismus ist gleich geblie- ausgetauscht werden; oder die Lesung von Texten ben, auch stimmen die damaligen Feststellungen von Kurt Marti zur Nacht der offenen Kirchen. Sie zum größeren Teil. Verändert haben sich die Zeit sind herzlich eingeladen, sich an den vielfältigen und die Theologie und mit ihnen auch ich mich. Vorhaben zu beteiligen, mitzumachen, aber auch Der Katechismus ist ein Dokument des 16. Jahr- Neues anzuregen, Vorschläge einzubringen oder hunderts, verfasst für seine, aber nicht für alle Zeit. einfach dabei zu sein. Christiane Struck Insbesondere die Frage nach der Heilsgewissheit ist heute gegenüber der Grundfrage nach Gott an sich, Öffentlichkeitsarbeit ob es ihn denn gibt oder er eine fromme Fiktion ist, Katja Weniger sucht Interessierte zur Mitarbeit in den Hintergrund getreten. Dass er nicht versucht, diese Grundfrage zu beantworten, macht den Ka- Wenn Sie diese Zeilen lesen, liegt das Meiste des techismus sympathisch, denn die führt nur in den Jahres hinter uns mit über 30 Konzerten, 4 politi- Bereich der Spekulation und weg vom praktischen schen Vespern, 1200 Stunden offene Kirche an 250 Leben. Tagen. Eingeladen haben wir unter anderem mit Darüber hinaus gilt, was Zwingli in etwa so aus- vielen verschiedenen Flyern. Welchen der 16 fan- drückte: Dass jede von uns erkannte theologische den Sie besonders gut, welcher hat Sie besonders Wahrheit so lange gilt, bis sie durch bessere Er- angesprochen? kenntnis aus der Schrift (für Zwingli beide Testa- Es gab nicht nur viele Veranstaltungen sondern mente) widerlegt oder berichtigt wird. auch Hochzeiten, extra Gottesdienste, Führungen Erkenntnis aus der Schrift ist ein lebendiger Pro- und und und. Zum Glück haben wir einige neue Ge- zess, ein Dialog zwischen der Schrift und denen, sichter bei der Offenen Kirche, die tatkräftig unter- die sie studieren, und wird mitbestimmt von den je- stützen. Leider haben wir einen der Engagierten der weiligen Erfahrungen und Umständen der Zeit. Wo Offenen Kirche verloren. Zum Jahresabschluss ha- dieser Dialog nicht offen geführt wird, wird dem
4 Theologisches Fundamentalismus die Tür geöffnet, der aus der weiter reichenden Erlösung, an der ich Anteil haben befreienden Botschaft der Bibel eine Zwangsjacke kann und die mir Ansporn ist, jeglicher Diskrimi- macht. nierung Israels oder von Juden, dann aber auch von Mein heutiges Unwohlsein mit dem Heidelber- jedem anderen, entschieden entgegenzutreten und ger beginnt schon bei der schönen Frage 1, wobei allenthalben für das Leben Partei zu ergreifen als ich die Tatsache, dass er hier meine zunehmende Annahme des von Gott auch mir immer wieder neu Glatze mit Gottes Willen in Zusammenhang bringt, geschenkten Lebens. gerne belächle ernster wird es später in Fragen 26 Die scheinbare „Israelvergessenheit“, die wir aus und 27, wo noch einiges mehr dem Willen Gottes heutiger Sicht dem Katechismus anrechnen könn- zugeschrieben wird, was der nicht verdient. ten, ist vielleicht angesichts von Luthers Haltung Mehr berührt mich jedoch die Rede vom Blut zum Israel seiner Zeit eher ein Vorteil, lässt er doch Jesu Christi und vom Bezahlen für meine Sünden, offen, ob Gott nicht auch andere als die im Katechis- was dann ab Frage 37 vertieft wird. Ich habe lange mus Angesprochenen erwählt. gebraucht, um mich vom Gedanken eines Opferto- Der Heidelberger ist kein Dokument der Aufklä- des Christi und blutigem Lösegeldes frei zu machen, rung. Deshalb kann in ihm noch ein Widerspruch den ich im Konfirmandenunterricht einst kritiklos stehen, den erst der kritisch Aufgeklärte als solchen aufgenommen hatte. Auch das Theologiestudium in erkennt: In seinem genialen Entwurf, alle Reaktion den 60er Jahren hat daran nicht viel geändert, ob- auf die Erlösung erst anschließend unter „Dank“ wohl es mir Zweifel an der Historizität beigebracht, abzuhandeln, lehnt er scheinbar alle Werkgerechtig- zugleich aber gelehrt hat, dass es auf die nicht an- keit und jedes Müssen ab; in den Fragen 20 bis 22 kommt, sondern auf den Glauben derer, die uns die jedoch wird vor die Erlösung eine große Bedingung ganze Geschichte vermittelt haben, insbesondere gestellt: Wahrer Glaube. Definiert wird der als ein Paulus oder das, was die Theologiegeschichte und notwendiges Für-wahr-Halten all dessen, was Gott besonders die Reformation aus seinen Lehren des- in seinem Wort offenbart, konkretisiert im Apostoli- tilliert hat. schen Glaubensbekenntnis inklusive Jungfrauenge- Vor allem zwei Erfahrungen haben mich dieser burt, Auferstehung des Fleisches und biblisch nicht Theologie entfremdet. Zum Einen sind mir in der belegbarem Trinitätsdogma. Hier wird „Glaube“ Seelsorge immer wieder empfindsame Menschen zum einem intellektuellen Kraftakt und Werk(zeug), begegnet, bei denen das ganz persönliche „Für dich die Erlösung zu erlangen. um deiner Sünden willen“ der Marter und des blu- Als mit pietistischem Gedankengut Aufgewach- tigen Kreuzestodes Jesu Unwohlsein bis hin zu De- sener weiß ich, wie belastend die Forderung nach pressionen auslöste. wahrem Glauben sein kann die der Katechismus Zum anderen habe ich durch eine neue, nicht von so nicht aufstellt, denn er setzt diesen stillschwei- christlicher Dogmatik verstellte Sicht auf die hebrä- gend voraus. Aber in ihr kann schon gipfeln, was ische Bibel einiges über den Gott Israels erfahren, man nach Frage 2 als Erstes wissen muss, um den der auch ohne Jesus Christus die Seinen zur Freiheit einigen Trost im Leben und im Sterben zu haben: beruft und ihnen auch über Schuld und daraus resul- Wie groß meine Sünde und mein Elend sind. Wenn tierendem Untergang und vielfältigem Tod hinweg diese aber in meinem Nichtglauben bestehen, führt die Treue hält. Seine Propheten begegnen jeglichem mich nach Fragen 20 bis 22 nichts daraus hinaus, Opferkult kritisch (Hosea 6, 6.; Amos 5, 22.; Mich sondern hier jagt die theologische Katze dem eige- 6, 7f. u. ö.). Und seinen Erwählten, Abraham, bringt nen Schwanz hinterher und bleibt ohne Trost. er auf drastische Weise vom Menschenopfer ab (1. Dagegen lobe ich mir die Tugenden des Zwei- Mose 22). felns und des Nichtwissens und die Freiheit eines Wenn wir Jesus von Nazareth, den Christus, als Christenmenschen, letzte Wahrheiten über Gott, Gottes eingeborenen Sohn erkennen, wie dann an- etwa seine Trinität oder sein Einzigsein, ihm selber ders denn als Verkörperung dessen, der zuerst als überlassen zu können. Denn Gott sei Dank! - muss sein Erstgeborener bezeichnet wurde: Sein Volk Is- ich nicht alles wissen, sondern kann es mir genügen, rael (2. Mose 4, 22. u. ö.). In Jesus verkörpert sich mich durch den Juden Jesus ohne weiteres Wie und für uns Nichtisraeliten die Geschichte Gottes mit Wenn von Gott in eine Geschichte mit ihm berufen seinem Volk. In Jesu Leiden und Sterben wider- und in ihm geborgen zu wissen. spiegelt sich das Leiden und vielfältige Sterben des Der Heidelberger Katechismus ist ein Zeugnis Volkes Israel unter den Völkern, in seiner Auferwe- reformierten Bekennens im 16. Jahrhundert und ckung Gottes unverbrüchliche Treue zu ihm. Das als solches ein großer, verdienstvoller Schritt. Das apostolische „Für mich“, das auch der Heidelberger sollen wir dankbar anerkennen. Aber darüber hin- Katechismus betont, nimmt mich mit hinein in diese aus sollten wir ihn nicht strapazieren, damit er nicht größere Geschichte. zum Fallstrick für das Bekennen im 21. Jahrhundert So sind mir Jesu Leiden und Sterben nicht Mit- wird, über den wir in einen unseligen Fundamenta- tel zu meiner individuellen, sondern zu einer viel lismus stolpern.
Communauté protestante francophone de Berlin 5 www.communaute-protestante-berlin.de Tu regarderas ton prochain com- Le Messie est parmi vous Et si nos regards changeaient ? me toi-même Le monastère dont il était responsable était en Un témoignage sur Nelson Mandela train de s’éteindre. De moins en moins de moines, La manière dont nous regardons notre prochain de plus en plus vieux. a bien plus d'effets que nous le supposons. Regard Une mort annoncée. L’abbé-prieur était désespé- d'amitié ou de compassion, de pitié ou de jalousie, ré. d'approbation ou de peur... Un jour, il décida de prendre la route pour aller En plongeant dans le témoignage de la vie de visiter un sage, retiré en ermite, loin dans le Nord. Nelson Mandela, je redécouvre qu'une de ses forces Quand l’abbé-prieur demanda au sage les raisons intérieures était de porter sur ses interlocuteurs un qui faisaient que le monastère mourait à petit feu, il regard d'immense respect. Quels qu'ils soient, y reçut d’abord le silence. compris ses pires ennemis. Puis vint cette réponse étonnante : Quand il entre dans la prison des bagnards de « C’est parce que l’un d’entre-vous est le Messie. Robben Island, condamné à perpétuité mais inno- Mais personne ne le sait, car il s’est déguisé ». cent, il regardera ses gardiens avec respect, malgré De retour dans son monastère, l’abbé s’empressa les brutalités subies. Au point que, peu à peu, be- d’annoncer cette nouvelle saugrenue à ses frères. aucoup de ces gardiens se résoudront à le respecter Alors, chaque moine se mit désormais à regar- à leur tour, lui et ses compagnons de captivité. Ce der ses autres compagnons de vie avec beaucoup Noir réduit au bagne, que le régime d'apartheid des d’attention... plus : avec de nouveaux égards et une Blancs sudafricains voulait faire oublier au fond de profonde affection. sa cellule, deviendra un leader incontesté de la cause « Et si c’était lui, le Messie caché? Ou alors lui?». des Noirs, libre dans son coeur et dans son âme. La vie au monastère fut transformée. 27 ans plus tard, enfin libéré, Mandela prendra Et cette nouvelle se répandit si bien et si loin que résolument le seul chemin qui pouvait conduire à la de nombreux postulants se pressèrent désormais aux paix, celui de la réconciliation entre Blancs et Noirs. portes de la communauté. Son regard de compréhension porté sur ses adver- Ce fut une véritable résurrection... saires l’amènera à inviter chez lui son pire ennemi, le général Constand Viljoen. Celui-ci vient de prend- re la tête d'une armée de Sudafricains blancs, prête Dimanche 19 janvier 2014 à 11h00 à semer la terreur parmi la population noire, et à sa- Culte avec la paroisse catholique franco- boter les premiers élections démocratiques. Quand phone de Berlin dans le cadre de la Se- Mandela le reçoit à son modeste domicile, son pre- maine de prière pour l’unité des chrétiens mier geste consiste à lui offre d'abord une tasse de Le pasteur G. Kobi assurera la prédication thé, qu’il sert aussitôt au général blanc. Veut-il de la 11h00 à la Schillerstrasse 101, à 100m de crème dans son thé? Il lui verse de la crème. Veut-il l’arrêt du U2 « Deutscher Oper » du sucre? Il lui tend le sucrier. "Tout ce que j'eus à faire - dit l'ancien commandant en chef de l'armée prêt à en découdre - ce fut de remuer ma cuillère". Les cultes en décembre Puis la discussion s’engagea ; Mandela lui donna un ton courtois et respectueux qui sidéra l'extrêmiste et Dimanche remplaçant raciste Blanc imbu de sa supériorité. Le leader Noir 29 décembre parla vrai, aussi critique vis-à-vis des Noirs que des Blancs, sans dissimuler ses reproches à l'égard des Dimanche Georges Kobi, sainte cène graves injustices et des violences commises par les 5 janvier Afrikaners. Six mois plus tard, le raciste notoire Dimanche Jürgen Kaiser et Georges Kobi, prêt à semer la terreur dans son propre pays prit la 12 janvier culte bilingue avec repas décision la plus difficile de sa vie; il ordonna à ses partisans d'abandonner tout préparatif en vue d'une Dimanche Georges Kobi, Service oecu- action armée. 19 janvier ménique, paroisse catholique Nelson Mandela, qui vient donc de mourir, de- francophone (101 Schillerstrasse vint le premier président noir d'une Afrique du Sud à 11h00). Pas de service à la réconciliée et démocratique. salle Casalis Tu regarderas ton prochain comme toi-même. Dimanche Georges Kobi Bonne et heureuse nouvelle année, sous le regard 26 janvier de Dieu ! Georges Kobi Dimanche Georges Kobi, sainte cène 2 février
6 Veranstaltungen und Konzerte Fagott zu Gast im Musikalischen Gottesdienst in Halensee Herzlich lade ich Sie zum musikalischen Gottes- dienst in Halensee am 18. Januar. Jürgen Schneider, Fagott, wird Werke aus der Barockzeit und der Ro- mantik spielen. Das endgültige Programm stand bei Drucklegung noch nicht fest. Begleitet wird der Fa- gottist von Michael Ehrmann an der Orgel. Michael Ehrmann Dienstag, 07.01. Frauenkreis 14.30 Uhr in Köpenick Politische Vesper verschoben Mittwoch, 08.01. Generalversammlung Die nächste Politische Vesper findet nicht am 5. 17.00 Uhr in Halensee Januar, sondern erst am 9. März statt. Wegen Ter- (nicht öffentlich) minschwierigkeiten konnte der übliche Turnus nicht eingehalten werden. Normalerweise findet dieser Donnerstag, 09.01. Chorprobe besondere Gottesdienst am ersten Sonntag im Quar- 19.00 Uhr in Halensee tal statt. Konzentrierter als in den Sonntagmorgen- Samstag 11.01. Lehrhütte gottesdiensten wird einem politischem Thema – sei 10.00 Uhr in Halensee es einem, das allen auf den Nägeln brennt, sei es einem, das zu Unrecht nicht wahrgenommen wird, Sonntag, 12.01. Konfirmandenunterricht seien es chronische Aktualitäten – genauer nachge- 11.00 Uhr im Französischen Dom gangen. Am 9. März wird es unter dem Titel „Ver- Mittwoch, 15.01. Bibelgespräch drängt, verleumdet, verachtet“ um das Leben und 19.30 Uhr im Französischen Dom Überleben der Roma gehen. JK Donnerstag, 16.01. Chorprobe 19.00 Uhr in Halensee Evangelische Akademie Mittwoch, 22.01. Mittwochsconsistorium in der Französischen 19.00 Uhr im Französischen Dom Friedrichstadtkirche www.eaberlin.de Donnerstag, 23.01. Chorprobe 19.00 Uhr in Halensee Moral und Eigennutz in Unternehmen. Donnerstag, 30.01. Chorprobe XII. Berliner Forum für Ethik in Wirtschaft und 19.00 Uhr in Halensee Politik (23. und 24. Januar) Dass wirtschaftliches Handeln von Interessen dominiert wird, gilt als Binsenweisheit, gerade auch im Lichte des berühmten Diktums von Adam Smith, dass der Bäcker aus Erwerbsinteresse und nicht aus Altruismus die Brötchen für uns backt. Aber stimmt das so? Ist der Homo oeconomicus das unvermeid- liche Modell für gute Führung? Sind Erwartungen Konzerte in der Französischen Friedrichstadtkirche der Mitarbeitenden in Unternehmen an „gerechte" Jeden Dienstag um 15 Uhr: 30 Minuten Orgel- Führung deplatziert, naiv oder schlicht ungenau? musik. Es spielt Kilian Nauhaus. Eintritt 3 €. Welche Rolle spielen der Wunsch nach Fairplay, das Gerechtigkeitsstreben, die Suche nach Ausgleich Donnerstag, 02.01., 20.00 Uhr: Orgelkonzert. und das sprichwörtliche Bedürfnis, morgens noch Franns von Promnitzau (Leipzig) spielt die „Fran- in den Spiegel schauen zu können? Sind das alles zösischen Suiten“ von Johann Sebastian Bach. Ein- Faktoren, auf die es letztlich nicht ankommt, wenn tritt frei. es um das Bestehen in umkämpften Märkten geht? Und schließlich sind Kunden und Klienten in den Sonntag, 19.01., 16.00 Uhr: Musikalische Ves- Blick zu nehmen: Moralische Kommunikation über per. Die Leipziger Cantorey und Kilian Nauhaus Produkte und Produktionsbedingungen gibt es zwar (Berlin) musizieren weihnachtliche Motetten und reichlich, aber von welchen Kriterien lassen sich tat- Orgelwerke von Johann Sebastian Bach und der sächliche Konsumstile leiten - und was heißt das für Bach-Familie. Leitung: Gotthold Schwarz. Dazu die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen? Lesungen. Eintritt frei. Dr. Michael Hartmann
Mitteilungen aus dem Mitgliederstand und Kontakte 7 Geburtstage Am 03. Dezember vollendete Frau Hildegard am 21. Dezember Frau Ilse le Blond geb. Zingel das Brieger geb. Starck das 85. Lebensjahr; 95. Lebensjahr; am 04. Dezember Frau Esther Tallaszus geb. am 24. Dezember Herr Horst Dieckmann das 84. Manoury das 83. Lebensjahr; Lebensjahr; am 09. Dezember Herr Klaus Haase das 86. Lebens- am 24. Dezember Frau Christa du Vinage geb. jahr; Georgens das 83. Lebensjahr; am 18. Dezember Herr Peter Coulon das 81. Le- am 29. Dezember Frau Maria Töns das 80. Lebens- bensjahr; jahr; am 20. Dezember Frau Rosemarie Clicqué geb. am 30. Dezember Frau Helga Geelhaar das 86. Le- Steinecke das 84. Lebensjahr bensjahr. am 21. Dezember Frau Margot Köllner geb. Charlet Sterbefall das 86. Lebensjahr; Frau Ingeburg Cordier, geb. Roquette verstarb am am 21. Dezember Herr Wolfgang Laaß das 87. Le- 13. Dezember im Alter von 89 Jahren. bensjahr; Die Jahreslosung 2014 Gott nahe zu sein ist mein Glück. Psalm 73,28 Kontakte Pfarrer Kirchhöfe Pfarrer Dr. Jürgen Kaiser │ Tel. 03328 / 349041 Kai Mattuschka │ Tel. 030 / 4945379 │ │ Kaiser@franzoesische-kirche.de kirchhoefe@franzoesische-kirche.de │ Liesen- Pfarrerin Meike Waechter │ Tel. 030 / 8928146 str. 7, 10115 Berlin │ Di. und Do. 9.00-13.00 Uhr │ Waechter@franzoesische-kirche.de Gemeindebüro Hugenottenmuseum Petra John │ Tel. 030 / 8928146 │ Fax 030 / Französischer Dom │ Gendarmenmarkt 5, 10117 8932396 │ buero@franzoesische-kirche.de │ Berlin │ Di.-So. 12.00-17.00 Uhr Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin │ Mo., Di., Do., Fr.: 9.00-14.00, Mi.: 14.00-18.00 www.franzoesische-kirche.de Fontane-Ausstellung Diakonie Kirchhof │ Liesenstr. 7, 10115 Berlin │ Mo.-Do. Jutta Ebert │ Tel. 030 / 8928146 │ buero 9.00-16.00, Fr. bis 15.00 Uhr. @franzoesische-kirche.de Communauté protestante francophone Öffentlichkeitsarbeit Pasteur Georges Kobi │ Tél. 030 / 53099563 │ Katja Weniger │ Tel. 030 / 20649923 │ Fax 030 kobi@franzoesische-kirche.de │ Wollankstraße / 20649922│weniger@franzoesische-kirche.de│ 51, 13359 Berlin │ Compte: Französische Kirche Französische Friedrichstadtkirche │ Gendarmen- 202 700 105, Commerzbank, BLZ: 100 400 00 │ markt 5, 10117 Berlin www.communaute-protestante-berlin.de Archiv, Bibliothek Bankkonten Robert Violet │ Tel. 030 / 2291760 │ Fax 030 Consistorium der Französischen Kirche │ IBAN: / 2041505 │ Französischer Dom │ Gendarmen- DE71100100100014031100, BIC: PBNKDEFF. markt 5, 10117 Berlin
8 Gottesdienste / Cultes Januar 2014 Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt, 10117 Berlin Orgelandacht von Dienstag bis Freitag um 12.30 Uhr Kirche täglich von 12 bis 17 Uhr geöffnet außer Montags und bei Veranstaltungen 9.30 Uhr 11.00 Uhr 11.00 h, salle Casalis Ortsgemeinde Französische Kirche Communauté protestante evangelisch, auf deutsch reformiert, auf deutsch francophone, en français Mi 01.01. 11.00 Uhr: Frielinghaus Neujahr So 05.01. Loerbroks Waechter Kobi, Sainte cène So 12.01. Frielinghaus Kaiser / Kobi, zweisprachig, Kaiser / Kobi, bilingue, repas repas So 19.01. Loerbroks Waechter pas de culte à la salle Casalis (Service oecumé- nique, Paroisse catho- lique francophone de Berlin, Kobi & curé ) So 26.01. Frielinghaus Kaiser Kobi So 02.02. Frielinghaus Waechter Kobi, Sainte cène In der Regel findet sonntags um 11 Uhr auch ein Kindergottesdienst statt. Das Repas im Anschluss an die zweisprachigen Gottesdienste ist ein gemeinsames Mittagessen, zu dem alle eingeladen sind. Coligny-Kirchsaal, Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin Halensee Sa 18.01. 15.30 Uhr: Musikalischer Gottesdienst, Waechter So 19.01. 11.30 Uhr: Niederländische Gemeinde, Allewijn Französische Kirche am Bassinplatz, 14467 Potsdam So 05.01. 10.00 Uhr: Familiengottesdienst, Rugenstein Sa 19.01. 10.00 Uhr: Rugenstein Impressum: „Die Hugenottenkirche” ISSN 1618-8659 - erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französi- schen Kirche zu Berlin, Joachim-Friedrich-Straße 4, 10711 Berlin (Tel. 892 81 46). Auflage 1300 Stück. Verantwortlicher Re- dakteur: Dr. Jürgen Kaiser. Bezugspreis 12,80 € jährlich (für Gemeindemitglieder mit der Kirchensteuer abgegolten). Postbank Berlin: IBAN: DE71 1001 0010 0014 0311 00, BIC: PBNKDEFF; Weberbank: IBAN: DE34 1012 0100 0020 4440 02, BIC: WELADED1WBB. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung der Redaktion unter Quellenangabe gestattet. Herstellung: Entwurf & Druck Frank Schneiker. „Die Hugenottenkirche” im Internet: www.franzoesische-kirche.de. Redaktionsschluss ist in der Regel der 12. des Vormonats.
Die Hugenottenkirche Erscheint monatlich im Selbstverlag des Consistoriums der Französischen Kirche zu Berlin, ISSN 1618-8659 67. Jahrgang Februar 2014 Nummer 2 Liebe Leserinnen und Leser, Wenn man sich aber die Mühe macht, stellt man wie man an der Zahl hier oben sieht, ist „Die schnell fest: Es lohnt sich. Die meisten Menschen Hugenottenkirche“ schon eine ältere Dame. Ältere - auch und gerade die, bei denen einem zuerst eher Damen stellen bekanntlich die grammatikalische Negatives einfällt - haben ihre liebenswerten Seiten. Steigerung auf den Kopf und pflegen jünger zu sein Es gibt auch allen Grund, Gutes zu reden. Das als alte Damen. Deshalb gönnen sich ältere Damen Gut-Reden war das erste, was der liebe Gott gesagt zuweilen noch ein sogenannes „Facelifting“, um im hat, nachdem er das, was ist, gemacht hatte. Zu Gesicht etwas jünger und frischer zu erscheinen. Ge- allem und jedem sagte er: „Siehe, es ist gut“. Nur nau das war auch die Absicht mit dem „Facelifting“ nachdem er die Menschen gemacht hatte, sagt er das dieser Zeitung. Der kosmetische Eingriff scheint nicht. Statt dessen segnete er sie. gelungen, wie einige überwiegend wohlmeinende Aber auch das Segnen ist ein Gut-Reden. Das Reaktionen zeigen. Lediglich der Schwärzegrad der lateinische Wort für Segen (benedictio) heißt wört- neuen Schrift für die Überschriften wurde nachge- lich übersetzt: „gute Rede“. Im Griechischen ist es dunkelt, um die Lesbarkeit zu erhöhen. ebenso. Also hat auch Gott Gutes zu Adam und Eva Viele sind bei der Entstehung und beim Versand geredet, als er sie segnete. Wer Gutes redet, segnet. der „Hugenottenkirche“ beteiligt, nicht nur die, die Der Segen ist kein Behütungszauber, sondern ein Artikel schreiben, sondern auch Frau John im Büro, aufbauendes Wort. die zuliefert und den Versand organisiert, Frau Im letzten Konfirmandenunterricht haben wir uns Dittrich, die beim „Eintüten“ hilft und schließlich mit dem 5. Gebot beschäftigt: „Du sollst Vater und die, die Korrektur lesen. Viele Jahre hat das Petra Mutter ehren.“ Die Konfirmanden sollten nicht über Behringer getan. Aus persönlichen Gründen bat sie den Sinn dieses Gebotes nachdenken, sie sollten ihn um Entlastung. Nun hat diese Aufgabe Christiane praktizieren. Deshalb haben wir auch die Eltern ein- Struck übernommen. Allen „Huki“-Mitarbeiterin- geladen. Die Konfirmanden sollten nur Gutes über nen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. ihre Eltern sagen - über die eigenen Eltern und über Mit freundlichen Grüßen auch im Namen von die Generation ihrer Eltern oder Großeltern. Meike Waechter Ihr Jürgen Kaiser Die Eltern bekamen natürlich die gleiche Aufga- be. Sie sollten sagen, was ihnen an ihrem Kind be- sonders gefällt und was sie an dieser Generation gut finden. Wir haben gemerkt: Es macht Spaß, Gutes zu reden. Monatsspruch für Februar Ich nehme mir für den Februar vor, mich vom Monatsspruch leiten zu lassen und versuche, zu re- Redet, was gut ist, was erbaut und was not- den, „was gut ist und was erbaut“. Ich werde mir wendig ist, damit es Segen bringe denen, die vor Begegnungen mit anderen Menschen überlegen, es hören. (Epheserbrief 4,29) was ich ihnen Gutes sagen kann. In diesem „Gutes Sagen“ liegt Segen, denn das ist der eigentliche Sinn des Segens. Machen Sie mit? Jürgen Kaiser Gutes über andere zu reden ist gar nicht ein- fach. Man will ja nicht heucheln, man will nicht als Schmeichler gelten. Was man sagt, soll glaub- würdig sein und ehrlich. Schmeichler und Heuchler sind mir sehr unangenehme Menschen. Um nicht Aus dem Inhalt den Eindruck zu erwecken, selber so einer zu sein, gehe ich mit Lob und guter Rede sparsam um. Ich Editorial / Monatsspruch 9 weiß: Geiz im Loben ist auch nicht gut. Ich müsste Aus dem Consistorium / Nachlese zum mir angewöhnen, mehr zu loben und Gutes zu ande- Heidelberger Katechismus 10 ren zu reden. Weil es glaubwürdig sein soll, ist das Zwei Jahre in der Communauté 11 viel Arbeit. Man kann nicht schnell mal auf wohlfei- Communauté francophone 13 le Floskeln zurückgreifen, die überall und nirgends Veranstaltungen / Konzerte 14 passen. Man muss sich genau überlegen, was einem am andern gefällt und wie man das originell aus- Mitgliederstand / Kontakte 15 drückt. Wertschätzung verlangt Einsatz und Mühe. Predigtplan / Impressum 16
10 Aus der Gemeinde und dem Consistorium Wer macht was? in der Predigt, beispielsweise auf die Begriffe „Se- Vorüberlegungen zur Ämterverteilung gen“, „Gott“, „Jesus“ u. a. Wir sind sehr gespannt, wie die Prediger mit der begrifflichen Beschränkung Die Januarsitzung des Consistoriums begann mit umgehen werden. Gedanken über Epiphanias (Matth. 2,1-12) und dem Wir freuen uns, dass wir ein neues Gemeindemit- Lied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“. glied – wieder – in die Gemeinde aufnehmen konn- Die beherrschenden Themen in der Sitzung wa- ten: Frau Annemarie Schaeffner-Joly. ren die notwendigen Veränderungen, die sich durch Kerstin Krause das Ausscheiden mehrerer Anciens und Anciennes ergeben. Die scheidenden Mitglieder des Consisto- riums wurden mit großem Bedauern verabschiedet; Noch eine Nachlese zu 450 Jahre sie hinterlassen große Lücken, die wir verbleiben- Heidelberger Katechismus den Mitglieder erst ausfüllen müssen! Die scheiden- Reaktion auf Tilman Hachfelds Artikel. den Anciens und Anciennes werden im Gottesdienst Von Jürgen Kaiser am 9. Februar offiziell verabschiedet. Entsprechend schwierig wird die Ämtervertei- Im vergangenen Jahr haben wir uns mit dem Hei- lung, die in der Januarsitzung bereits angesprochen delberger Katechismus beschäftigt. Anlass dazu war wurde, auch wenn sie förmlich erst in der Febru- die 450. Wiederkehr seiner Erstveröffentlichung. arsitzung vorgenommen wird. Neu zu besetzen ist Fast pflichtgemäß wurde viel Lobendes über diesen die Leitungsspitze der Gemeinde: der Secrétaire mit alten Text gesagt und geschrieben. Umso wertvoller seinen Vertretern und der Trésorier mit seinen Ver- sind die kritischen Stimmen, auf die keine ernstge- tretern. Auch in den Kommissionen sind teilweise meinte Würdigung verzichten sollte. Tilman Hach- die Vorsitze neu zu besetzen. Die größte Herausfor- feld hat in der letzten Ausgabe dazu einen Beitrag derung entsteht durch die Amtsniederlegung von geleistet. Obwohl ich vielem zustimmen kann, sind Herrn Bierbach, der nach mehr als dreißig Jahren es doch einige Punkte, die ich etwas anders bewerte. die Aufgabe als Secrétaire abgibt, um in Zukunft Es sind Punkte, die mir wichtig sind und an denen kürzer treten zu können. Herr Bierbach bleibt als mir noch einmal die Qualität des Katechismus deut- Ancien dem Consistorium jedoch glücklicherweise lich geworden ist. noch erhalten. Ebenso hat Herr d´Heureuse seine Ohne Zweifel ist der Heidelberger Katechismus Tätigkeit als Trésorier nun niedergelegt, wird aber ein Dokument seiner Zeit. Seine theologischen Er- auch als Ancien dem Consistorium weiter angehö- kenntnisse sind nicht für alle Zeiten bindend. Die ren. Wir sind den beiden Herren sehr dankbar, dass deutlichste Distanz zu ihm empfinde ich ähnlich wie sie den nachfolgenden Amtsinhabern noch mit Rat Tilman Hachfeld bei der Sühnopfertheologie. Im- und Tat zur Seite stehen werden. mer wieder kommt der Katechismus darauf zurück, Für die seitens des Consistoriums geplante Klau- dass Jesu gewaltsamer Tod am Kreuz ein Bezahlen sur am 28.02. und 1.03. wurden verschiedene The- von Schuld sei. Darin würde auch ich eine vereng- men festgelegt; wie auch in den vergangenen Jahren te Sichtweise des biblischen Zeugnisses in diesem wird sich das Consistorium mit den Fragen befas- Punkt sehen. Allerdings sollte man das Kind nicht sen, wie unsere Gemeinde in der Zukunft aussehen, mit dem Bade ausschütten. Der Tod Jesu am Kreuz welches Profil sie haben soll. Auch die Mitglieder- bleibt Stachel und Ansporn, sich mit menschlicher entwicklung steht wieder auf dem Programm. Schuld und der Möglichkeit der Vergebung ausein- Die Umstellung unserer Buchhaltung auf IT ist anderzusetzen. Er erinnert daran, dass Schuld nicht in Arbeit und die Finanzen liegen im Wesentlichen mit einem einfachen „Schwamm drüber“ aus der im Plan. Große Sorgen macht uns die notwendige Welt ist. Sanierung der Dächer in der Wohnanlage Wollank- Es sind aber vor allem folgende zwei Punkte, bei straße, da die Gemeinde diese nicht aus den vorhan- denen ich Tilman Hachfeld widersprechen möchte: denen finanziellen Mitteln allein finanzieren kann. Mit den Stichworten „Heilsgewissheit“ und „wah- Da der Wohnungsbestand der Kirche in die Jahre rer Glaube“ werden Kernanliegen reformatorischer kommt, werden hier sicherlich in den kommenden Theologie benannt, die meiner Meinung nach heute Jahren noch mehr Ausgaben auf uns zu kommen, so noch ebenso aktuell sind wie vor 450 Jahren. dass wir Vorsorge treffen und uns Gedanken dazu Die Frage der Heilsgewissheit berührt weit mehr machen müssen. als bloß ein persönliches Frömmigkeitsproblem Das Consistorium hat auf Vorschlag der Pfarrer des Mönches Martin Luther. Wenn ich richtig ge- zugestimmt, dass es in der Fastenzeit eine Predigt- zählt habe, kommt das kleine Wörtchen „gewiss” reihe unter dem Motto „...ohne große Worte...“ ge- zwölfmal im Heidelberger Katechismus vor. Ohne ben soll, für die die Gemeinde noch externe Prediger damit eine beabsichtigte Zahlensymbolik andeuten ansprechen möchte. Das Besondere an der Predigt- zu wollen, bestätigt dies eines: Gewissheit ist dem reihe „7 Wochen“ ist der Verzicht auf – normalerwei- Katechismus ein zentrales Anliegen. Ich meine, dass se sehr häufig verwendete und wichtige – Begriffe „Gewissheit“ auch heute noch eine entscheidende
Theologisches 11 theologische Kategorie ist. Vordergründig schei- und vertraue, und nicht, dass „man“ etwas Bestimm- nen heute zwar andere Fragen, etwa die nach der tes zu glauben habe. Existenz Gottes, wichtiger zu sein. Auch treibt die Der Heidelberger Katechismus betont stärker als Menschen im 21. Jahrhundert nicht mehr so sehr die die meisten anderen Texte der Reformationszeit die Frage nach der Gewissheit des ewigen Lebens um. Subjektivität des Glaubens. Konsequent spricht er Das mit dem Stichwort „Heilsgewissheit“ angespro- an den entscheidenden Stellen in der ersten Person chene Problem taucht heute vielmehr als Frage der und sagt: „ich“ und „für mich“. Gerade dadurch ist Lebensgewissheit auf, hat sich also von einem Jen- er wie kaum ein anderer Text der Reformationszeit seitsproblem zu einem Diesseitsproblem gewandelt. anschlussfähig für das theologische Gespräch in der Nicht zur Hoffnung auf ein ewiges Leben brauchen Moderne. Menschen heute Gewissheit, sondern zur Hoffnung Man entgeht der Gefahr des Fundamentalismus auf ein gelingendes Leben. Das Problem artikuliert meines Erachtens nicht dadurch, dass man den sich etwa durch folgende Fragen: „Bin ich gewollt? Zweifel zur Tugend erklärt. Wir müssen die Sehn- Bin ich am rechten Platz? Werde ich gebraucht? sucht des modernen, grundlegend zweifelnden Men- Werde ich geliebt? …“ schen nach Gewissheiten ernst nehmen. Der Kate- Wir brauchen auf solche existentiellen Fragen chismus ermutigt dazu, sich in Zeiten der Relativität verlässliche Antworten. Wir können sie uns aber und des Zweifels Gewissheiten zu gönnen, aber zu nicht selber geben. Ob ich gewollt bin und geliebt deren Subjektivität zu stehen. Solche Gewisshei- werde, kann ich mir nicht selbst sagen. Das können ten lassen sich nicht zur geistigen Vergewaltigung nur andere mir sagen. Lebensgewissheit gewinnen Andersdenkender und Andersglaubender missbrau- wir also vor allem in den Beziehungen, in denen wir chen. Vielmehr stellen sie sich dem Diskurs in der leben. Der lebendigen Beziehung zu Gott fällt dabei Gemeinde und auf dem Marktplatz. Sie erfordern eine besondere Rolle zu. Anders als die Urteile und sogar die Verständigung mit anderen. Nicht das ge- Beurteilungen der Menschen, mit denen wir es zu meinsame Suchen von Zweifelnden macht ein Aus- tun haben, sind die Worte Gottes wahr. Weil Gott tausch fruchtbar, sondern der notwendige Austausch treu ist, sind seine Worte vertrauenswürdig. Was er über die je eigene Gewissheit. zusagt, das hält er gewiss. Nicht alle Fragen, die der Heidelberger Katechis- Alles, was der Heidelberger Katechismus aus- mus stellt, sind meine Fragen, nicht jede Antwort, führt, stellt er von Anfang an in den Rahmen einer die er gibt, ist meine Antwort. Aber mir gefällt die Beziehung zu Gott, wenn er als erstes feststellt, persönliche und seelsorgerliche Haltung, mit der er dass „ich […] nicht mein, sondern meines getreuen seine Antworten formuliert. Deshalb habe ich das Heilands Jesu Christi eigen bin“ (Fr. 1). Gewissheit Jubiläum gern mitgefeiert. über das, was Gott mir durch Jesus Christus zusagt, ist die Grundlage von allem weiteren. Damit hängt der zweite Punkt zusammen, den Zwei Jahre in der Communauté ich anders als Tilman Hachfeld bewerten möchte. protestante francophone de Berlin Der Katechismus erklärt „wahren Glauben“ tatsäch- Chancen und Schwierigkeiten. Von Georges Kobi, lich als ein „Für-wahr-Halten all dessen, was Gott in seinem Wort offenbart“. Die Wahrheit des Wortes Pasteur der französischsprachigen Gemeinde Gottes ist aber keine objektive Wahrheit, die außer- Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass halb und unabhängig von mir selbst zu konstatieren es einen Glücksfall für einen Pastor bzw. für ein ist. Der Glaube bezieht sich nicht auf eine Wahrheit, Pastorenehepaar bedeutet, dessen Muttersprache die wissenschaftlich empirisch eruiert werden kann. Französisch ist und das auch schon pensioniert ist, Der Glaube wird vom Katechismus als die Haltung wenn es in der französischsprachigen reformierten des Annehmens dessen, was Gott mir zugesagt, be- Communauté der deutschen Hauptstadt leben darf. schrieben und nicht als ein Festhalten an Glaubens- Sicherlich, Lausanne oder Paris sind mehr als 1000 sätzen wie etwa der Jungfrauengeburt. Es geht beim km entfernt, Familie und Freunde müssen zurück- wahren Glauben nicht um die objektive Gültigkeit gelassen werden, aber die Betreffenden finden sich inhaltlicher Glaubenssätze (Dogmen), wie sie etwa wieder in einer sehr spannenden Gemeinde, die sie im Apostolischen Bekenntnis stehen. Die Wahrheit dringend erwartet und auf Händen tragen wird. des Glaubens ist mithin eine, die nur durch den Die erste Chance besteht jetzt darin, dass sie nicht Glaubenden zu bewähren ist. Sie erweist sich im als Touristen, sondern als „Bruder“ und „Schwester“ Denken, Fühlen und Handeln des Glaubenden. empfangen werden und dieser jungen Gemeinde, Diese Subjektivität des Glaubens kommt meines die kaum älter als 20 Jahre ist, ehrenamtlich und auf Erachtens in Frage 21 des Katechismus zum Aus- halber Stelle wohlgelungene Predigten und einen le- druck. „Wahrer Glaube ist […] eine zuverlässige bendigen und spannungsfreien Gottesdienst bieten. Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte.“ Diese Communauté erweckt ein besonders gro- Der Glaube wird dann als „ein herzliches Vertrauen“ ßes Interesse, denn sie hat absolut nichts gemein mit definiert. Wahrer Glaube ist also, dass „ich“ glaube unseren bisher bekannten langjährigen Gemeinden
12 Theologisches eines bestimmten Stadtviertels oder eines Dorfes. die nächste Woche. Zugleich ist er aber auch eine Und genau hier liegen Chancen und Schwierigkei- monatliche Verbindung zu etwa 200 Briefpartnern, ten eng beieinander. Die Communauté legt nämlich die über alle fünf Kontinente verstreut sind. Ein un- lebendiges Zeugnis ab für unsere Gesellschaft, die vorstellbares und selbstverständlich nutzloses Kom- modern, aber fragil ist. So ist sie eine bunte Mi- munikationsmittel für Gemeindemitglieder, die im schung. - Einmal eine Mischung von „Sicherhei- gleichen Stadtteil wohnen! Aber unentbehrlich und ten“: europäische Spiritualität, in der Gott ständig zugleich so praktisch für uns! Ebenso die Internet- der Rechtfertigung und der Beweise bedarf, und die präsenz, die uns Sichtbarkeit in aller Welt verleiht, Relevanz der alten biblischen Texte betont werden vor allem aber in einer Stadt mit dreieinhalb Millio- muss – und afrikanische Spiritualität, in der Gott nen Einwohnern, deren Mehrheit deutsch- und eng- zwar eine Evidenz besitzt, aber die Lektüre der Bi- lischsprachig ist! bel selbst noch zu sehr bei dem Literalsinn verharrt. Schließlich muss man ganz klar sagen, dass bei – Weiterhin ist sie eine Mischung unterschiedlicher unseren äußerst unsicheren Bedingungen die brü- Gewohnheiten: Die einen kommen als Paar oder derliche und materielle Unterstützung der Huge- als Familie fast jeden Sonn- nottengemeinde Berlins – un- tag zum Gottesdienst, an- sere ältere deutschsprachige dere nur für eine bestimmte Herzliche Einladung Schwester, die schon 350 Jah- Zeitspanne, um dann wieder re alt ist – vollkommen unent- spurlos zu verschwinden. – zum Gottesdienst behrlich ist: Sie bietet ganz Und letztlich besteht auch bei mit Verabschiedung von konkret im Herzen der Stadt, den „Stammgästen“ eine Mi- im touristischen Zentrum, schung aus solchen, die schon Pasteur Georges Kobi eine Örtlichkeit für den Got- seit langem als „sicher“ aus- tesdienst und Begegnungen; zumachen sind, und solchen, Im zweisprachigen Gottesdienst am weiterhin eine Wohnung und die nur einen oder zwei Sonn- 9. Februar 2014 wird Georges Kobi ein Büro für den Pastor und tage vorbeischauen, weil sie als Pastor der französischsprachigen noch dazu Unterstützung im Berlin besuchen oder auch Gemeinde verabschiedet. Diakonat und in der Verwal- hier studieren. – Der Pastor tung. – Aber auch hier gibt es In diesem Gottesdienst wird auch weiß also nie im Voraus, wer noch eine weitere Schwierig- seine Zuhörer sein werden. mitgeteilt, welche Anciens und An- keit, die zugleich wieder eine Meistens ist während des ciennes aus dem Consistorium aus- Chance ist, die genutzt wer- Eingangsteils erst eine kleine scheiden. den kann: Nämlich die unmit- Gruppe von etwa zehn Gläu- telbare Begegnung mit einer bigen anwesend, die sich eine alteingesessenen Gemeinde, Viertelstunde später während der Schriftlesungen die das natürliche und sehr menschliche Bestreben schon auf etwa dreißig oder fünfzig Personen ver- hat, in ihren Gewohnheiten und Regeln (um nicht zu mehrt hat. Und zu diesen werden noch nicht einmal sagen in ihren „Reglements“) zu erstarren, und noch die Touristen gezählt, die während der Fürbitte in Mühe hat, einen Teil ihrer alten Macht zu teilen. den Saal hereinkommen, weil sie hören, dass wir Und wäre es auch nur, um einträchtiger mit ihrer französisch sprechen. – jüngeren Schwester zusammenzuleben und die Ak- Letztendlich handelt es sich also um eine Ge- tivitäten, die gemeinsam angegangen werden könn- meinde von verstreuten Einzel-Mitgliedern. Wie- ten, aufeinander abzustimmen – trotz der sprachli- derum Chance und Schwierigkeit zugleich: Denn chen Barriere! es bedarf oft mehr als einer Stunde, um in den Saal Diese beiden reformierten Gemeinden Berlins des Gottesdienstes am Gendarmenmarkt zu gelan- können nur gewinnen, wenn sie gemeinsam die gute gen – und natürlich genau derselben Zeit, um wie- Botschaft eines lebendigen Gottes verkünden, der der heimzukehren. Es besteht folglich eine starke uns lenkt. Die ältere Schwester bietet der jüngeren Erwartungshaltung bei der sonntäglichen Versamm- ein Fundament und eine offizielle, unentbehrliche lung, die es niemals unterlässt, an dem Austausch Vertretung nach außen; letztere dagegen bietet zu- teilzunehmen, der vor dem liturgischen Ausklang gleich Fragilität und Modernität, die geeignet sind, erfolgt. eine Kirche zu erneuern, die sich in einem ständigen Aber genau hier muss die Chance der neuen Reformprozess befindet. Kommunikationsmittel ergriffen werden: zweifel- Mit meinen mehr als siebzig Jahren gehe ich jetzt los das altmodische Telefon, aber häufiger noch das fort, bin aber unendlich dankbar für all das, was ich Handy mit der Möglichkeit der SMS und vor allem mit den Berliner Brüdern und Schwestern leben und der digitale Schriftverkehr. Der Bildschirm des PC teilen konnte. Und ich lasse auch noch genügend wird so für etwa siebzig Mitglieder und Freunde in Arbeit zurück für meine Nachfolger auf dieser span- Berlin zu dem Ort einer Begegnung aus der Entfer- nenden, ehrenamtlichen halben Stelle. nung, eines Gespräches und einer Entscheidung für (Übersetzung: Dr. Melitta Rheinheimer)
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