Die Mieten öffentlich geförderter Wohnungen am Gesamtmarkt - Wohnungsmarkt Nordrhein-Westfalen Analysen
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Wohnungsmarkt Nordrhein-Westfalen • Analysen Die Mieten öffentlich geförderter Wohnungen am Gesamtmarkt Auswertung von Daten aus der Wohnraumförderung 2011/2012
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Inhalt Inhalt Inhalt ..........................................................................................................................................3 Zusammenfassung ....................................................................................................................4 1 Erläuterungen zur Kostenmietenstatistik der NRW.BANK ...................................6 2 Strukturvergleich von Kostenmieten und Marktmieten ......................................12 2.1 Mittelwerte und Preisspannen .................................................................................12 2.2 Vergleich nach Baualter...........................................................................................15 3 Einordnung der preisgebundenen Wohnungen in die Preissegmente ...............19 4 Mieterhöhung nach Bindungsende? ......................................................................23 Aktuelle Ergebnisse der Wohnungsmarktbeobachtung ......................................................26 In den Abbildungen werden zur Bezeichnung der Kreise und kreisfreien Städte deren Kfz-Kennzeichen als Kürzel verwendet: AC Städteregion Aachen GUM Oberbergischer MK Märkischer Kreis Kreis BI Bielefeld MS Münster HA Hagen BM Rhein-Erft-Kreis NE Rhein-Kreis Neuss HAM Hamm BN Bonn OB Oberhausen HER Herne BO Bochum OE Kreis Olpe HF Kreis Herford BOR Kreis Borken PB Kreis Paderborn HS Kreis Heinsberg BOT Bottrop RE Kreis Recklinghau- HSK Hochsauerland- sen COE Kreis Coesfeld kreis RS Remscheid D Düsseldorf HX Kreis Höxter SG Solingen DN Kreis Düren K Köln SI Kreis Siegen- DO Dortmund KLE Kreis Kleve Wittgenstein DU Duisburg KR Krefeld SO Kreis Soest E Essen LEV Leverkusen ST Kreis Steinfurt EN Ennepe-Ruhr-Kreis LIP Kreis Lippe SU Rhein-Sieg-Kreis EU Kreis Euskirchen ME Kreis Mettmann UN Kreis Unna GE Gelsenkirchen MG Mönchengladbach VIE Kreis Viersen GL Rheinisch- MH Mülheim/ Ruhr W Wuppertal Bergischer Kreis MI Kreis Minden- WAF Kreis Warendorf GT Kreis Gütersloh Lübbecke WES Kreis Wesel NRW.BANK 3
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Zusammenfassung Die vorliegende Untersuchung vergleicht die Mieten öffentlich geförderter Mietwohnungen in Nordrhein-Westfalen mit aktuellen Marktmieten. Im Ergebnis liegen die meisten preisgebundenen Wohnungen nach wie vor im günstigen Marktsegment, jedoch mit deutlichen regionalen Unterschieden. Auf Basis des Gesetzes zur Förderung und Dahinter steht die Frage nach dem Stel- Nutzung von Wohnraum für das Land lenwert öffentlich geförderter Mietwoh- Nordrhein-Westfalen (WFNG NRW) hat die nungen auf den regionalen Wohnungs- NRW.BANK in den vergangenen zwei Jah- märkten. Welche Rolle sie als geschütztes ren die Zinsen für Wohnraumförderdarle- Segment für einkommensschwächere hen angehoben. Allerdings dürfen die Mie- Haushalte heute spielen, hängt zum einen ten dadurch nur in einem gewissen Maße davon ab, wie viele es davon noch gibt steigen. Wo diese Grenze überschritten und wie sich die Zahl der Sozialbindun- wurde, wurde die Verzinsung auf Antrag gen in Zukunft entwickelt. Entscheidend der Eigentümer ausgesetzt oder ermäßigt. ist aber auch ihre Position im Preisgefüge Für den Antrag mussten die Eigentümer der des Gesamtmarkts, d.h. ob die preis NRW.BANK die aktuelle Kostenmiete mel- gebundenen Mieten im Vergleich zur den. Abgefragt wurde die rechtlich zulässi- Marktmiete noch preisgünstig sind. ge Kostenmiete, nicht die tatsächlich ver- langte. Die Kostenmiete ist die Mietober- Die Ergebnisse der vorliegenden Preisda- grenze für bis zum Jahr 2002 geförderte tenanalyse bestätigen im Großen und Wohnungen. Ganzen die früheren Abschätzungen der NRW.BANK auf Basis hochgerechneter Aus diesem Verfahren konnte die Woh- Mietendaten: Die Höhe der Kostenmieten nungsmarktbeobachtung seit langem wie- preisgebundener Wohnungen hängt in der eine Statistik zu aktuellen Kostenmieten erster Linie von den Förder- und Finanzie- im öffentlich geförderten Mietwohnungsbe- rungskonditionen sowie den Baukosten zu stand zusammenstellen. Zuvor standen le- ihrer Entstehung ab – sprich vom Objekt- diglich hochgerechnete Daten zur Verfü- alter. Die preisgebundenen Mieten variie- gung. Die neue Datengrundlage ist zwar ren daher weniger von Region zu Region nicht repräsentativ, doch sie umfasst knapp als die Marktmieten. Daher ist auch der die Hälfte des öffentlich geförderten Miet- Abstand zur Marktmiete regional sehr ver- wohnungsbestands. Den Schwerpunkt bil- schieden. den Objekte aus den 1970er- bis 1990er- Jahren. Ausschlaggebend für den Abstand sind das allgemeine Mietenniveau der Regi- In der vorliegenden Analyse wird zum einen on sowie die örtlichen Nachfragetrends. die Struktur und Verteilung dieser Kosten- In teuren Regionen sind die preisge- mieten beschrieben. Zum anderen werden bundenen Mieten deutlich günstiger als die Mieten öffentlich geförderter Wohnun- der Markt. In altindustriellen oder peri- gen mit den Mieten auf dem Gesamtmarkt pheren ländlichen Regionen mit rück- verglichen. Als Indikator für die Marktmiete läufiger Nachfrage ist der Preisabstand dienen Angebotsmieten aus Internet- geringer und verringert sich weiter. Wohnungsanzeigen sowie die kommunalen Mietspiegel. 4 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Zusammenfassung In den allermeisten Regionen liegt der die Kostenmieten mit den Werten der überwiegende Anteil der öffentlich ge- kommunalen Mietspiegel verglichen. förderten Mietwohnungen nach wie vor im unteren, teilweise sogar im untersten Das Ergebnis zeigt: Preissegment. In den meisten Regionen ließen sich Anders ist das in Regionen, die von de- mit den Mietspiegeln in bestehenden mographischer Schrumpfung und rück- Verträgen Mieterhöhungen begrün- läufigen Preisen gekennzeichnet sind: den – zumindest für einen Teil der In einigen Städten und Kreisen im Bestände. In Regionen mit durch- Ruhrgebiet sowie in Süd- und Ostwest- schnittlichem bis teurem Mietniveau falen liegen nennenswerte Anteile des werden die Vermieter diese Spielräu- öffentlich geförderten Bestands auf oder me wohl für Erhöhungen nutzen. sogar über dem mittleren Marktmieten- niveau. Diese Wohnungen stehen preis- In den niedrigpreisigen Regionen al- lich im Wettbewerb zum frei finanzier- lerdings dürften sich Mieterhöhungen, ten Markt und müssen dann auch quali- auch wenn sie rechtlich möglich sind, tativ konkurrenzfähig sein. Wo dies am Markt kaum durchsetzen lassen. nicht der Fall ist, müssen die Eigentü- Zum einen werden gerade dort z.T. mer entweder unterhalb der Kostenmie- Mietspiegel der rückläufigen Preis- te vermieten, modernisieren oder Leer- entwicklung nicht angepasst und lie- stände akzeptieren. gen tendenziell über dem Markt- niveau. Außerdem ist das Alternativ- Eine weitere sozialpolitische Aufgabe angebot groß genug: Vermieter wür- öffentlich geförderter Wohnungen sollte den mit Mieterhöhungen riskieren, nicht außer Acht gelassen werden, auch dass Mieter ausziehen und Leerstände wenn sie hier nicht untersucht werden bleiben. kann: Den Zugang zu Wohnraum zu er- möglichen. Das gilt selbst in Märkten, wo Bei Neuvermietungen, wofür die An- preisgebundene Wohnungen nicht mehr gebotsmieten den Maßstab bilden, zum allergünstigsten Teil des Angebots sind in den schrumpfenden Regionen gehören. Besetzungs- und Belegungs- eher Mietabsenkungen, in den teuren rechte oder freiwillige Belegungsverein- Regionen aber deutliche Preissprünge barungen der Kommunen für den öffent- zu erwarten. lich geförderten Bestand können Men- schen den Zugang zu Wohnraum erleich- Anzumerken wäre noch, dass die rechne- tern, die aus anderen als rein finanziellen rischen Kostenmieten, die hier untersucht Gründen nur schwer an eine frei finan- werden, eine Obergrenze sind: Den Ver- zierte Wohnung kämen (z.B. Arbeitslose, mietern steht es frei, weniger Miete zu kinderreiche Familien, ehemalige Obdach- verlangen, wenn sich z.B. Wohnungen lose etc.). dann leichter vermieten lassen. In wel- chem Ausmaß solche Mietverzichte tat- Abschließend versucht die Studie eine Ab- sächlich eine Rolle spielen, ist aber nicht schätzung, in welchem Maß Mieterhöhun- bekannt. Dazu müssten die zusätzlich die gen möglich sind, wenn die Preisbindung tatsächlich geforderten Mieten erfasst der Wohnungen auslaufen. Dazu werden werden. NRW.BANK 5
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen 1 Erläuterungen zur Kostenmieten- statistik der NRW.BANK Im Rahmen der Verzinsung von Förderdarlehen entstand in den letzten Jahren eine umfangreiche Statistik von Kostenmieten für öffentlich geförderte Wohnungen. Begriffe sowie Details zu Erhebung, Validität und Aussagekraft werden hier erläutert. Öffentlich geförderte Mietwohnung weitere „Belegungsvorbehalte“, z.B. für In dieser Untersuchung geht es um öffent- kinderreiche Familien. Die Miethöhe un- lich geförderte Mietwohnungen in Nord- terliegt dem Kostenmietenprinzip: Die rhein-Westfalen, die auf Basis des Zwei- Nettokaltmiete wird nach einem festgeleg- ten Wohnungsbaugesetzes (II. WoBauG) ten Verfahren – der Wirtschaftlichkeitsbe- im sogenannten 1. Förderweg gefördert rechnung – so kalkuliert, dass sie die lau- wurden. Außerhalb der Verwaltung nennt fenden Aufwendungen (inkl. Kapital-/ man sie meist Sozialwohnungen. Finanzierungskosten) deckt. Anders als Ihr Bau wurde mit günstigen öffentlichen auf dem freien Markt kann die Miete nicht Darlehen gefördert. Solange diese zu- an die Marktmietenentwicklung angepasst rückgezahlt werden, unterliegen die werden, auch nicht bei Neuvermietungen. Wohnungen einer Preis- und Belegungs- Sie darf nur dann steigen, wenn sich die bindung. Wohnberechtigt sind nur Haus- Aufwendungen ändern – etwa bei Moder- halte, die bestimmte Einkommensgrenzen nisierungen oder Umfinanzierungen. nicht überschreiten; manchmal gibt es Abb. 1.1: Öffentlich geförderte Mietwohnungen MI je 100 Geschoss- ST wohnungen 2011 HF (eig. Berechnung BOR BI auf Datenbasis MS LIP von NRW.BANK/ GT COE WAF IT.NRW) KLE RE HAM PB HX WES BOT GE UN OB HER SO DO DU BO E MH KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE SG RS HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN bis 7,50% 12,51% - 15,00% EUS 7,51% - 10,00% 15,01% - 25,00% 10,01% - 12,50% über 25,00% Durchschnitt NRW: 11,0% 6 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Erläuterungen zur Kostenmietenstatistik der NRW.BANK Diese Förderung wird seit 2002 nach dem Verzinsung der Darlehen in der Wohn- Wohnraumfördergesetz (WoFG) bzw. seit raumförderung NRW 2010 nach dem WFNG NRW als Miet- Für Darlehen, die das Land Nordrhein- wohnraumförderung für die Einkom- Westfalen im Rahmen der Wohnraumförde- mensgruppe „A“ fortgesetzt. Im Unter- rung vergibt und vergeben hat, müssen die schied zum alten Modell werden die Mie- Kunden Zinsen zahlen. Zeitpunkt, Höhe ten allerdings nicht mehr errechnet, son- und Flexibilität der Verzinsung sind in den dern vertraglich vereinbart.1 jeweiligen Förderbestimmungen und dem geschlossenen Darlehensvertrag festgelegt. Öffentlich geförderte Mietwohnungen bil- Seit Bestehen der Wohnraumförderung gab den nach wie vor ein wichtiges Segment es regelmäßig Änderungen in den Förder- des Wohnungsmarkts. Absolut betrachtet und Zinserlassen, welche auch zu unter- ist der Bestand in den großen Städten schiedlichen Verzinsungsregelungen ge- noch immer am bedeutendsten, da diese führt haben. Erst das WFNG NRW regelte lange Zeit im Fokus der Förderung stan- die Verzinsung für alle Darlehen abschlie- den. Aber auch im Stadtumland und im ßend – darunter auch die, die im 1. Förder- ländlichen Raum spielen öffentlich geför- weg auf Grundlage des II. WoBauG bis zum derte Mietwohnungen eine wichtige Rolle, Jahr 2002 bewilligt wurden. Diese rund weil sie den Mietwohnungssektor dieser 30.000 Förderdarlehen bzw. Objekte ma- ansonsten vom Eigenheim dominierten chen 83 Prozent des heutigen Bestands öf- Märkte stark prägen (Abb. 1.1). fentlich geförderter Mietwohnungen aus. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens ent- Preisgebundene Mieten scheidet der Vorstand der NRW.BANK über Die Mieten öffentlich geförderter Woh- die Zinsanhebung. nungen werden hier als preisgebundene Mieten bezeichnet. Ihre Höhe ist – auf- Anträge auf Zinssenkung bzw. grund des Kostenmietenprinzips – in Aussetzung der Verzinsung erster Linie das Resultat der zur Bauzeit Zum 1. Januar 2011 hat die NRW.BANK gültigen Förderbestimmungen sowie der erstmals die Zinssätze der genannten Dar- Bau- und Finanzierungskosten. Ihre heu- lehen auf max. 4 Prozent angehoben2. Die tige Position auf dem Gesamtmarkt hängt Zinsen durften auf die Kostenmiete (und auch davon ab, wie sich die Mieten auf damit auf die Mieter) umgelegt werden, dem freien Markt in der Region seither aber nur bis zu einer Mieterhöhung von entwickelt haben. maximal 5 Cent/m2 Wohnfläche. Die NRW.BANK kennt die ursprüngliche Eine weitere Kappungsgrenze bilden die Kostenmiete der geförderten Objekte aus Mietobergrenzen für öffentlich geförderte der Bewilligung. Verändert sich die Kos- Wohnungen, die – abhängig von Kommune tenmiete, weiß die NRW.BANK davon in und Baualter – mit Abschlägen von der ak- der Regel nichts, weil Anpassungen der tuellen Neubau-Fördermiete abgeleitet und Wirtschaftlichkeitsberechnung nicht mel- im WFNG NRW festgelegt wurden (Tab. depflichtig sind. Doch im Rahmen einer 1.1). Überschreitet die Miete vor oder nach Zinsanhebung von Förderdarlehen hat die der Zinsanhebung diese Grenzen, können NRW.BANK seit 2011 aktuelle Kostenmie- und sollen die Eigentümer beantragen, dass ten erhoben. Diese Mietendaten für rund die NRW.BANK ganz oder teilweise auf die 45 Prozent des öffentlich geförderten Zinsanhebung verzichtet. Wer den Antrag Wohnungsbestands bilden die Grundlage trotzdem nicht stellt, darf die Zinsen nicht für die vorliegende Untersuchung. Sie auf die Miete aufschlagen. So wird sicher- wird im Folgenden näher beschrieben. 1 2 Daneben gibt es in Nordrhein-Westfalen weitere geförder- Auch die Zinsen für den 2. Förderweg (Einkommensgrup- te Segmente wie den 2. Förderweg (heute: Einkommens- pe B) wurden angehoben, allerdings erst nach Ablauf der gruppe B), den Bergmannswohnungsbau und die soziale Sozialbindung. Diese Fälle sind also für diese Analyse der Eigentumsförderung. öffentlich geförderten Mieten nicht relevant. NRW.BANK 7
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen gestellt, dass die Mieter die Zinsanhebung Zinssenkung (für insgesamt 213.700 Woh- nur bis zur festgesetzten Grenze bezahlen. nungen) ein. Lediglich 1.300 Anträge wur- den ganz oder teilweise abgelehnt und Tab. 1.1: Mietniveau Baujahr führten für 10.900 Wohnungen zu Miet- Mietobergrenzen für der Gemeinde vor 1980 1990 anhebungen von 1 – 5 Cent/m². öffentlich geförderte in der Förder- 1980 bis 1989 bis 2002 Im Folgejahr wurden die Zinsen für Mietwohnungen systematik* 16.000 Förderobjekte angehoben; bei den nach Baualter M1 3,20 € 3,55 € 4,05 € übrigen waren spätestens mit der Zinsan- 2 (in €/m ) M2 3,60 € 3,95 € 4,45 € hebung vom Vorjahr die Kappungsgren- M3 4,00 € 4,35 € 4,85 € zen bereits erreicht. Aus dieser Aktion lie- M4 4,25 € 4,60 € 5,10 €. gen weitere 2.700 Zinssenkungsanträge * Karte der Mietniveau-Stufen s. Abb. 1.2 für rund 30.000 Wohnungen vor (darunter 2.300 neue Fälle mit 24.000 Wohnungen). Nach der Zinsanhebung 2011 gingen bei Insgesamt sind das 68 Prozent des von der NRW.BANK rund 14.000 Anträge auf der Verzinsung betroffenen Bestands. Abb. 1.2: Einstufung der Gemeinden nach MI Mietniveau in der ST Gebietskulisse HF der sozialen Wohnraumförde- BOR BI MS LIP rung NRW GT COE WAF KLE RE HAM HX WES PB GE UN OB SO DO DU BO MH E KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS Mietniveau M1 M3 M2 M4 Aktuelle Datengrundlage für Mieten Mieten-Daten für einen großen Teil (ins- öffentlich geförderter Wohnungen gesamt ca. 48 %) des öffentlich geförderten Für die Anträge mussten die Eigentümer Mietwohnungsbestands. Zuvor war die die Mieten angeben, die sich aus der aktu- Wohnungsmarktbeobachtung darauf ange- ellen Wirtschaftlichkeitsberechnung für die wiesen, ältere Mietendaten über eine Fort- Objekte ergeben. schreibung hochzurechnen3. Damit verfügt die Wohnungsmarktbeob- achtung seit langem wieder über aktuelle 3 NRW.BANK (2009): Marktposition der Mieten von öffent- lich geförderten Mietwohnungen im Preisgefüge der loka- len Märkte. Download unter nrwbank.de 8 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Erläuterungen zur Kostenmietenstatistik der NRW.BANK Allerdings sind bei der Interpretation der Zudem ist die gemeldete Kostenmiete nur Ergebnisse einige Einschränkungen zu be- die rechtlich mögliche Höchstmiete: Dem rücksichtigen. So bilden die Daten keine Eigentümer steht es frei, weniger Miete zu repräsentative Auswahl aus dem Gesamtbe- verlangen, z.B. um die Wohnung besser stand, denn folgende Objekte fehlen in der vermieten zu können. Man spricht dann von Datengrundlage: Mietverzichten. So ist bekannt, dass man- che Vermieter die Miete auf die Höchstmie- ab 2003 geförderte Wohnungen, ten für Hartz-IV-Haushalte absenken, wenn günstige Objekte, deren Kostenmiete denen andernfalls ein Umzug droht. auch nach der Zinsanhebung unter der Weiter ist zu beachten, dass es sich stets Mietobergrenze (Tab. 1.1) liegt. Das um die Durchschnittsmiete des Objekts sind etwa ein Fünftel der Bestände aus handelt: Die Miete einzelner Wohnungen den 1970er- und 1980er-Jahren und die kann davon abweichen. Gemäß Woh- Hälfte der Förderfälle der 1990er-Jahre nungsbindungsgesetz sollen sich solche (Tab. 1.2). Preisunterschiede zwar am „Wohnwert“ der Wohnung (Größe, Lage im Gebäude, Objekte, deren Eigentümer die Verzin- Ausstattung) bemessen. Denkbar ist aber sungssystematik nicht verstanden und auch, dass Erhöhungen der Kostenmiete deswegen keinen Senkungsantrag ge- nicht immer auf alle Mieter umgelegt stellt haben. Das ist gerade bei privaten werden, sondern – wenn der Markt das und kleingewerblichen Vermietern vor- erlaubt – stärker auf neue Mieter wieder- stellbar. Denkbar ist auch, dass einige belegter Wohnungen. Ob und in welchem Eigentümer, die die Wohnungen zur Ausmaß die tatsächlich verlangten Mieten Verlustabschreibung nutzen, die verzin- von der durchschnittlichen Kostenmiete sungsbedingte Kostensteigerung in abweichen, ist allerdings nicht bekannt. Kauf nehmen und nicht weitergeben. Jahrgangs- öffentlich geförderter Mietwohnungsbestand 2011 Tab. 1.2: gruppe Anteil der Wohnun- darunter zur Verzinsung Wohnungen mit gen darunter mit Anteil an Anzahl Mietendaten aus gesamt Mietendaten allen Zinssenkungs- Anzahl Anteil anträgen an allen 1950er 1.950 550 50 9% 3% öffentlich 1960er 12.530 620 400 65 % 3% geförderten Miet- 1970er 126.880 111.930 92.900 83 % 73 % wohnungen 2011 1980er 99.060 89.670 72.080 80 % 73 % nach Baualter 1990er 152.460 109.610 56.060 51 % 37 % (Quelle: 2000er 80.750 36.990 16.290 44 % 20 % NRW.BANK) 2010er 19.500 - - - - gesamt 493.130 349.370 237.780 68 % 48 % Regionale Aussagekraft der Daten mit Mietendaten an allen geförderten Miet- Die genannten systematischen Verzerrun- wohnungen, zwischen 27 Prozent im Kreis gen führen dazu, dass der Anteil der von Coesfeld und 62 Prozent im Kreis Minden- Zinssenkungsanträgen erfassten Wohnun- Lübbecke (Abb. 1.3 und 1.4). Entsprechend gen regional sehr verschieden ist. Dazu unterschiedlich ist auch die Aussagekraft kommt der unterschiedlich hohe Anteil des der regionalen Daten. Dies ist bei der Inter- 1. Förderwegs (Einkommensgruppe A) am pretation zu berücksichtigen. geförderten Mietwohnungsbestand. So schwankt die regionale Marktabdeckung Ein Zusammenhang zwischen Datenlage der Daten, d.h. der Anteil von Wohnungen und Wohnungsmarktlage lässt sich nicht NRW.BANK 9
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen erkennen (Abb. 1.3). Viele Anträge wurden sind der Abstand und der Spielraum für in demographisch schrumpfenden Städten Zinserhöhungen. Das heißt: Je älter der ge- und Regionen, viele aber auch in wachsen- förderte Wohnungsbestand vor Ort, desto den und teuren Großstädten gestellt. mehr Zinssenkungsanträge waren zu erwar- ten. Hingegen wurde für viele Wohnungen Naheliegend ist eher ein Zusammenhang der Baujahre seit 1990 gar kein Zinssen- mit dem Alter der geförderten Bestände kungsantrag gestellt. (Tab. 1.2): Je älter, desto näher liegt die Weitere baualtersbezogene Analysen finden Miete am Markt. Je neuer, desto größer sich im nächsten Kapitel. Abb. 1.3: Anteil der Wohnungen mit MI Mietendaten aus ST Zinssenkungs- HF anträgen an allen öffentlich geför- BOR BI derten Mietwoh- MS LIP GT nungen in den COE WAF Regionen 2011 (Quelle: KLE RE HAM HX NRW.BANK) WES PB GE UN OB SO DO DU BO MH E KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS bis 10 % (18) 51 bis 75 % (103) 11 bis 25 % (53) über 75 % (27) 26 bis 50 % (188) Quelle: NRW.BANK 10 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Erläuterungen zur Kostenmietenstatistik der NRW.BANK Abb. 1.4 gibt auf Kreisebene einen zusam- Der blau-rote Balken zeigt die Gesamt- menfassenden Überblick über die Bedeu- zahl der öffentlich geförderten Miet- tung der öffentlich geförderten Wohnungs- wohnungen. bestände und die lokale Aussagekraft der ausgewerteten Daten. Im Balken ist die Zahl der Wohnungen in Rot markiert, für die Mietendaten Die schwarze Linie zeigt den Anteil öf- vorlagen und ausgewertet wurden. Die fentlich geförderter Mietwohnungen am rote Linie bezeichnet ihren Anteil an al- gesamten Geschosswohnungsbestand len geförderten Mietwohnungen, d.h. der Stadt bzw. des Kreises. die „Marktabdeckung“ der Datenbasis. Wohnungen Anteil Abb. 1.4: 40.000 80% Überblick über K: 40.100 Bestand öffentlich geförderte Mietwohnungen davon mit Mietendaten/ ausgewertet Wohnungsbestand 35.000 Anteil ausgewerter Mietwohnungen am geförderten Bestand 70% und Datenlage Anteil öffentlich geförderte Mietwohnungen an allen Geschosswohnungen in den Kreisen (nach Marktmie- 30.000 60% tenniveau von links nach rechts 25.000 50% sortiert) (Quelle: IT.NRW, 20.000 40% NRW.BANK) 15.000 30% 10.000 20% NRW.BANK 2013 5.000 10% 0 0% D LIP NE BM ME LEV AC BOT VIE KR MH KLE GT K MS SG E WES MG COE HS RS BOR OE GM HER GL SU BI ST RE WAF HAM HF GE SI EU MK MI BN BO HA HSK PB W DO DU EN DN OB UN SO HX Lesebeispiel: Im Jahr 2011 gab es in Duisburg (DU) ca. 23.000 öffentlich geförderte Miet- wohnungen. Das waren rund 12 Prozent des gesamten Geschosswohnungsbestands in der Stadt. Für knapp 10.000 dieser geförderten Mietwohnungen (ca. 43 %) liegen der NRW.BANK aktuelle Kostenmieten vor. NRW.BANK 11
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen 2 Strukturvergleich von Kostenmieten und Marktmieten Die vorliegenden Daten ermöglichen erstmals eine umfassende Betrachtung der Kostenmieten preisgebundener Wohnungen in den einzelnen Kreisen, kreisfreien Städten und Baualtersgruppen. Im ersten Schritt wird die Preisspanne untersucht und mit dem aktuellen Marktmietenniveau verglichen. 2.1 Mittelwerte und Preisspannen Angebotsmieten aus der Empirica- Die Ergebnisse der Gegenüberstellung sind Preisdatenbank auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte Für eine erste Einordnung wird die Vertei- dargestellt (Abb. 3.1 und 3.2). Die Kreise lung der preisgebundenen Mieten unter- sind nach dem Niveau der Angebotsmiete sucht und der Preisstruktur des frei finan- von links (Köln) nach rechts (Kreis Höxter) zierten Angebots gegenübergestellt. Als In- sortiert. dikator für aktuelle Marktmieten dienen Mietangaben aus Wohnungsanzeigen im In- Mittelwertvergleich von Angebotsmie- ternet, die mit einer speziellen Such- ten und preisgebundenen Mieten maschine ausgelesen werden. Die Netto- Der Mittelwert (Median)5 der Kostenmieten kaltmieten sind in der Preisdatenbank der (Abb. 3.1, orange Linie) wird mit der mittle- Empirica GmbH aufbereitet.4 Im Jahr 2011 ren Angebotsmiete verglichen (dunkelgraue wurden – nach Entfernung doppelter Inse- Linie). Letztere schwankt in Nordrhein- rate – rund 325.000 Mietangebote erfasst. Westfalen deutlich zwischen 4,20 €/m2 im Kreis Höxter und 8,50 €/m2 in Köln. Bei der Seit 2005 sind die meisten Angebotsdaten Kostenmiete sind die regionalen Unter- flächendeckend verfügbar, allerdings mit schiede viel geringer: Sie liegt zwischen regional unterschiedlicher Marktabde- 4,10 €/m2 im Kreis Höxter und 5,30 €/m2 in ckung. Trotz gewisser Einschränkungen Düsseldorf. ist die Datenbank die bisher beste Quelle für Struktur und Preise des aktuellen Daraus ergibt sich auch eine zentrale Er- Mietangebots. Zu beachten ist allerdings, kenntnis dieser Untersuchung: Je höher das dass Angebotsmieten nicht die mietrecht- Mietenniveau einer Region, desto größer ist lich regulierte Preisentwicklung in beste- die Preisdifferenz der öffentlich geförderten henden Mietverhältnissen, sondern aus- Wohnungen zum Marktmittel. Spitzenreiter schließlich die aktuellen Preistrends bei sind Köln, Münster, Bonn und Düsseldorf; Neuvermietungen abbilden. Zwar werden dort betrug im Jahr 2011 der Abstand 2,90 sich diese Trends über Mieterhöhungen bis 3,30 €/m2. Je günstiger die Region, des- allmählich auch auf bestehende Mietver- to kleiner wird die Differenz. In Gelsenkir- hältnisse auswirken. Brauchbare Daten- chen, Hagen, im Kreis Höxter und im Hoch- grundlagen gibt es dazu aber nicht. 5 Der Median ist ein statistischer Mittelwert, der die Grenze zwischen der oberen und der unteren Hälfte der Vertei- lung markiert. Im Gegensatz zum arithmetischen Mittel – dem klassischen „Durchschnitt“ – wird der Median von 4 statistischen Ausreißern (extrem abweichenden Werten) Die Datenbasis kam bis 2011 von der Firma IDN ImmoDa- kaum beeinflusst. Aus Lesbarkeitsgründen wird der Medi- ten GmbH. an im Folgenden als Mittelwert bezeichnet. 12 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Strukturvergleich von Kostenmieten und Marktmieten sauerlandkreis gibt es im Mittel so gut wie Region zu Region zwischen 1,00 €/m2 und keinen Preisunterschied mehr. 1,60 €/m2. Am größten ist sie in einigen Großstädten und Umlandkreisen, die kern- Bandbreite der preisgebundenen Mieten stadtnahe und -ferne Kommunen mit unter- und der Angebotsmieten schiedlichem Mietniveau umfassen. Die Die Preisspanne der Kostenmieten (Abb. Mieten streuen dabei in einem schmalen 2.1, hellroter Bereich) – hier begrenzt vom Preiskorridor von etwa 0,50 bis 1,00 €/m2 10er- und 90er-Perzentil6 – schwankt von um den Median (dunkelrote Linie). 10,00 € Abb. 2.1: teure Marktmiete (90er-Perzentil) Kostenmieten 9,00 € öffentlich geför- derter Wohnungen im Vergleich zur 8,00 € Marktmiete in den Kreisen in €/m2 7,00 € mittlere Marktmiete (Quelle: (Median-Angebotsmiete) NRW.BANK, 6,00 € teure preisgebundene Miete (90er-Perzentil d. Kostenmieten) Empirica-Preis- datenbank) 5,00 € NRW.BANK 2013 4,00 € günstige preisgebundene Miete mittlere preisgebundene günstige Marktmiete (10er-Perzentil der Kostenmieten) Miete (Median-Kostenmiete) (10er-Perzentil) 3,00 € (M di K i ) K WAF HF MK HSK DO GM HAM D BM MH BO LEV PB OB LIP SO AC BOR HER SG KR SI OE ST RE MI MS NE ME SU BOT VIE BI E WES KLE MG EU GT COE HS RS DU BN EN DN UN HA GE HX GL W Lesebeispiel: In der kreisfreien Stadt Leverkusen (LEV) liegen die Angebotsmieten auf dem Gesamtmarkt im Mittel bei rund 6,50 €/m2 netto kalt. Günstige Wohnungen werden für 5,20 €/m2, teure für bis zu 8,20 €/m2 angeboten. Die Kostenmieten im preisgebundenen Wohnungsbestand liegen zwischen 4,30 und 5,70 €/m2 (im Mittel bei 4,80 €/m2) und damit deutlich niedriger als der Durchschnitt der am Markt angebotenen Wohnungen. Die Spanne der Angebotsmieten ist natur- Markts (schwarze Linie) liegt. In den aller- gemäß viel breiter als die der Kostenmieten meisten Regionen liegt sogar noch das (Abb. 2.1, Bereich zwischen den grauen 90er-Perzentil der Kostenmieten darunter. Linien). In den teuersten Städten liegen zwischen 10er- und 90er-Perzentil6 mehr Vergleicht man die unteren Ränder der als 5,00 €/m2, in den günstigen Regionen Preisspannen, liegen die günstigsten Kos- sind es noch um die 2,00 €/m2. tenmieten (untere Grenze des hellroten Bereichs) meist deutlich unterhalb des Deutlich zeigt sich, dass ein Großteil der 10er-Perzentils der Angebotsmieten (untere öffentlich geförderten Mietwohnungen graue Linie). Lediglich im Sauerland, im unter der mittleren Angebotsmiete des Kreis Höxter sowie in Gelsenkirchen und Hagen sind die günstigsten preisgebunde- 6 Perzentile (lateinisch Hundertstelwerte), teilen die Werte- nen Wohnungen teurer als das günstigste verteilung in Segmente auf. So ist das 10er-Perzentil der Zehntel des Gesamtangebots. Schwellenwert, unter dem 10 Prozent aller Fälle der Vertei- lung liegen. Der Median entspricht dem 50er-Perzentil. Das 10er- und das 90er-Perzentil grenzen das teuerste und das günstigste Zehntel und damit auch Ausreißer aus. NRW.BANK 13
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Hier zeigt sich also erneut der Zusammen- gen. Da beim Wohngeldantrag allerdings hang mit dem regionalen Mietenniveau: nur die Bruttokaltmieten erfasst werden, wurde für den folgenden Vergleich der In der Rheinschiene und in Münster Betrag abgezogen, der im Betriebskosten- sind fast alle geförderten Wohnungen spiegel des Mieterbunds NRW 2011 für günstiger als das Marktmittel; ein Groß- kalte Nebenkosten veranschlagt wird teil liegt sogar im untersten Preis- (1,53 €/m2). Der Vergleich bestätigt den segment. obigen Befund auch für Mieten in beste- In den günstigen Regionen sind deut- henden Mietverhältnissen: Die frei finan- lich mehr geförderte Wohnungen teurer zierten Mieten sind in Hochpreisregionen als die mittlere Marktmiete; einige lie- viel teurer, in günstigeren Regionen etwas gen sogar im oberen Preissegment. günstiger als die Mieten öffentlich geför- Besonders auffällig sind die Städte derter Wohnungen (Abb. 2.2). Wuppertal, Gelsenkirchen, Hagen sowie die Kreise Höxter, Minden-Lübbecke Auffällig ist in den günstigen Regionen der und Lippe, der Hochsauerland- und der Abstand zwischen den rechnerischen Kos- Märkische Kreis. tenmieten und den (tatsächlich vereinbar- ten) Wohngeldmieten öffentlich geförder- Dieses Muster bestätigt auch die Wohn- ter Wohnungen. Ob das ein Hinweis auf geldstatistik: Sie erfasst die tatsächlichen Mietverzichte ist oder die Wohngeldmieter Mieten der Wohngeldempfänger und un- tatsächlich in besonders günstigen Woh- terscheidet dabei zwischen öffentlich ge- nungen wohnen, lässt sich im Rahmen der förderten und frei finanzierten Wohnun- Untersuchung aber nicht klären. Abb. 2.2: 7,00 € Mittlere Kostenmieten 6,50 € (NRW.BANK) mittlere Miete der Wohngeldbezieher in frei finanzierten Mietwohnungen im Vergleich mit 6,00 € der Durchschnitts- miete der Wohn- 5,50 € geldempfänger in frei finanzierten 5,00 € mittlere Kostenmiete und öffentlich in öffentl. geförderten Mietwohnungen geförderten Miet- 4,50 € wohnungen mittlere Miete der Wohngeldbezieher im Jahr 2011 in öffentl. geförderten Mietwohnungen 4,00 € NRW.BANK 2013 (Quelle: Wohn- geldstatistik 3,50 € des IT.NRW, Mie- terbund NRW, 3,00 € HSK K MK DN LIP D BN BO DO KLE COE LEV KR MH SR HS GT HER GE WAF HF BOR SO MS NE ME BM E MG VIE SG BI RS WES BOT RE GM SI OE ST MI HA EU HA HX GL SU DU W EN UN OB PB NRW.BANK) Lesebeispiel: Im Kreis Mettmann (ME, 6.v.l.) liegen die Kostenmieten für geförderte Woh- nungen im Mittel bei rund 4,80 €/m2 (rote Linie). Die mittlere Miete der Wohngeldempfän- ger in geförderten Wohnungen ist mit etwa 5,20 €/m2 etwas teurer (blaue Linie). Das ist aber immer noch weniger, als Wohngeldempfänger in frei finanzierten Mietwohnungen bezahlen (5,50 €/m2, schwarze Linie). Im Kreis Borken (BOR, 9. v.r.) bezahlen Wohngeldempfänger rund 4,00 €/m2 netto kalt, egal ob sie in frei finanzierten oder geförderten Mietwohnungen wohnen. Die Kostenmieten aller öffentlich geförderten Wohnungen liegen im Mittel 50 Cent/m2 höher. 14 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Strukturvergleich von Kostenmieten und Marktmieten 2.2 Vergleich nach Baualter Baualter beeinflusst Abstand zwischen Schnitt 1,50 € relativ eng ist (Abb. 2.6), Markt- und Kostenmiete zumindest im Vergleich zu den 1970er- Im nächsten Schritt wird untersucht, in Jahrgängen (2,00 €). Insgesamt liegen die welchen Baualtersgruppen die Miet- Kostenmieten der 1980er-Jahre deutlicher abstände geringer bzw. größer sind. Wie unter Marktniveau; auch die teureren beschrieben ist es kein Zufall, dass sich die Objekte liegen selten über dem Angebots- Wohnungen, für die ein Antrag auf Ermäßi- mittel. In den günstigen Regionen ist aber gung oder Aussetzung der Verzinsung ge- auch in dieser Baualtersklasse der Preis- stellt wurde, von den übrigen in der Baual- abstand gering. tersstruktur unterscheiden (Tab. 1.2). Dass Sehr ähnlich ist das Muster bei Wohnun- für Wohnungen der Baujahre seit 1990 be- gen aus den 1990er-Jahren (Abb. 2.8). Die sonders wenige Anträge gestellt wurden, Kostenmiete ist im Mittel fast dieselbe wie weist darauf hin, dass preisgebundene und bei Wohnungen der 1980er-Jahre, doch ist Marktmieten vor allem in Beständen aus der Preisabstand zum Markt größer, weil den 1970er und 1980er-Jahren eng beiein- die Angebotsmieten höher liegen. Auch ander liegen. Noch größer war vermutlich die Preisspanne der Kostenmieten ist mit die Nähe bei den Beständen der 1950er- 1,80 € deutlich weiter. und 1960er-Jahre, wo die Marktmieten be- kanntlich am günstigsten sind. Diese Woh- Für Wohnungen aus den 2000er-Jahren nungen spielen in der Untersuchung aller- liegen nur wenige Daten vor. Hier ist der dings keine Rolle, weil ihre Sozialbindun- Abstand zwischen Sozial- und Marktmie- gen größtenteils schon ausgelaufen sind. ten am größten und beträgt selbst in den Für die Untersuchung der Baualtersklassen niedrigpreisigen Regionen nicht weniger der 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahre wird als 1 €/m2. zunächst die mittlere Kostenmiete öffentlich geförderter Wohnungen auf Gemeindeebe- Fazit Im Ergebnis bestätigt sich die Erkenntnis ne dargestellt (Abb. 2.3, Abb. 2.5 und Abb. aus der letzten Untersuchung im Jahr 2.7 auf den folgenden Seiten). 2008: Je jünger das Baujahr bzw. die För- Als Ergänzung vergleichen Diagramme auf derung, desto größer ist der Abstand zwi- Ebene der Kreise und kreisfreien Städte die schen Angebots- und preisgebundenen Kostenmieten mit den mittleren Angebots- Mieten. Mit zunehmendem Alter verlieren mieten derselben Baualtersklasse (Abb. 2.4, öffentlich geförderte Wohnungen also ei- Abb. 2.6 und Abb. 2.8). nen Teil ihrer sozialen Funktion. Das gilt zumindest im Verhältnis zu frei finanzier- 1970er-Jahre-Objekte liegen näher am ten Wohnungen desselben Baualters, die Markt als Objekte der 1980er-Jahre im Lauf der Zeit auf ihr Preisniveau herab- Für die Baualtersgruppe der 1970er-Jahre sickern. Im Vergleich zum allgemeinen zeigt sich, dass die preisgebundene Miete Mietniveau können sie aber – genauso wie im Mittel zwar noch unterhalb der mittleren ihre frei finanzierten „Altersgenossen“ – Angebotsmiete des Gesamtmarkts liegt. Al- immer noch günstig sein. Ihre Position auf lerdings ist der Anteil geförderter Wohnun- dem Markt und ihre soziale Funktion hän- gen oberhalb des Marktmittels beachtlich. gen damit von der Gesamtnachfrage und Besonders in den niedrigpreisigen Regio- der frei finanzierten Konkurrenz ab. nen liegen die Mittelwerte sehr dicht bei- einander (Abb. 2.4). In den meisten Regionen liegen die geför- derten Bestände aber nach wie vor noch Bei Wohnungen aus den 1980er-Jahren im unteren Preissegment und erfüllen ei- fällt auf, dass die Preisspanne mit im ne wichtige sozialpolitische Aufgabe. NRW.BANK 15
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Abb. 2.3: Mittlere Kostenmiete MI für öffentlich geför- ST derte Wohnungen HF der 1970er-Jahre in €/m² BOR BI (Quelle: NRW.BANK) MS LIP GT COE WAF KLE RE HAM HX WES PB GE UN OB SO DO DU BO MH E KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS bis 4,00 €/ m² 5,01 €/ m² bis 5,50 €/ m² 4,01 €/ m² bis 4,50 €/ m² 5,51 €/ m² und mehr 4,51 €/ m² bis 5,00 €/ m² keine Daten vorhanden 9,00 € Abb. 2.4: mittlere Angebotsmiete für Wohnungen Angebotsmiete der 1970er-Jahre (Empirica-Preisdatenbank) mittlere Kostenmiete öffentlich geförderter Wohnungen am Gesamtmarkt 8,00 € der 1970er Jahre (NRW.BANK) und Kostenmieten Preisspanne der Kostenmieten (NRW.BANK) für preisgebundene 7,00 € Wohnungen der 1970er-Jahre (3.670 geförderte 6,00 € Objekte mit 92.920 Wohnungen) 5,00 € 4,00 € NRW.BANK 2013 3,00 € 2,00 € HSK GM HAM BM D MS HS RS BOR EN DN RE WAF UN HER HF BN AC KR LEV MH WES SG MG K GL SI EU W LIP MK DU MI HA HX SU BI OE OB NE ME BOT VIE E KLE BO PB GT COE DO ST SO GE Lesebeispiel: Im Hochsauerlandkreis (HSK, 2. v.r.): liegen die Kostenmieten für Wohnun- gen, die in den 1970er Jahren mit öffentlichen Mitteln gebaut wurden, heute etwa zwischen 3,60 und 5,10 €/m2 (hellroter Bereich). Der Mittelwert (rote Linie) liegt mit 4,20 €/m2 nur rund 20 Cent unter der mittleren Miete der im Internet angebotenen Wohnungen derselben Jahrgänge (4,40 €/m2, graue Linie). Knapp die Hälfte der geförderten Mietwohnungen ist damit teurer als das Marktniveau. 16 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Strukturvergleich von Kostenmieten und Marktmieten Abb. 2.5: Mittlere Kostenmiete MI für öffentlich geför- ST derte Wohnungen HF der 1980er-Jahre in €/m² BOR BI MS LIP (Quelle: NRW.BANK) GT COE WAF KLE RE HAM HX WES PB GE UN OB SO DO DU BO MH E KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS bis 4,00 €/m² 5,01 bis 5,50 €/m² 4,01 bis 4,50 €/m² 5,51 €/m² und mehr 4,51 bis 5,00 €/m² keine Daten 9,00 € mittlere Angebotsmiete für Wohnungen Abb. 2.6: der 1980er-Jahre (Empirica-Preisdatenbank) Angebotsmiete mittlere Kostenmiete öffentlich geförderter Wohnungen 8,00 € am Gesamtmarkt der 1980er Jahre (NRW.BANK) Preisspanne der Kostenmieten (NRW.BANK) und Kostenmieten 7,00 € für preisgebundene Wohnungen der 1980er-Jahre 6,00 € (4.450 geförderte Objekte mit 72.080 5,00 € Wohnungen) 4,00 € NRW.BANK 2013 3,00 € 2,00 € K MK HSK BM BO GM LIP HAM D E KLE COE DO MS BN NE ME LEV AC BOT VIE KR MH WES GT HS RS BOR EN DN OE ST RE WAF UN SO HER HF GE SG MG GL EU HA SU DU BI SI PB MI HX OB W Lesebeispiel: In der Stadt Bonn (BN, 4. v.l.) liegen die Kostenmieten für Wohnungen, die in den 1980er Jahren mit öffentlichen Mitteln gebaut wurden, heute etwa zwischen 4,20 und 6,50 €/m2 (hellroter Bereich). Der Mittelwert (Median, rote Linie) liegt bei rund 5,10 €/m2. Damit sind alle öffentlich geförderten Wohnungen aus dieser Zeit günstiger als die mittlere Miete der im Internet angebotenen Wohnungen gleichen Baualters (7,90 €/m2; graue Linie). Im Durchschnitt beträgt der Preisunterschied also 2,80 €. NRW.BANK 17
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Abb. 2.7: Mittlere Kostenmiete MI für öffentlich geför- ST derte Wohnungen HF der 1990er-Jahre im Jahr 2011 BOR BI in €/m 2 MS LIP (Quelle: NRW.BANK) GT COE WAF KLE RE HAM HX WES PB GE UN OB SO DO DU BO MH E KR EN HA VIE HSK D ME W MK MG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS bis 4,00 €/m² 5,01 bis 5,50 €/m² 4,01 bis 4,50 €/m² 5,51€/ m² und mehr 4,51 bis 5,00 €/m² keine Daten 9,00 € Abb. 2.8: mittlere Angebotsmiete für Wohnungen Angebotsmiete der 1990er-Jahre (Empirica-Preisdatenbank) mittlere Kostenmiete öffentlich geförderter Wohnungen am Gesamtmarkt 8,00 € der 1990er Jahre (NRW.BANK) und Kostenmieten Preisspanne der Kostenmieten (NRW.BANK) für preisgebundene 7,00 € Wohnungen der 1990er-Jahre (6.620 geförderte 6,00 € Objekte mit 56.060 Wohnungen) 5,00 € im Jahr 2011 4,00 € NRW.BANK 2013 3,00 € 2,00 € WAF HAM HF BM GM MK HSK K UN LIP SO BN D BO PB DO EN DN OB HER GE MS NE ME LEV AC BOT VIE KR MH SG E GT COE BOR WES KLE MG HS RS OE ST RE DU MI HA HX GL SU BI SI EU W Lesebeispiel: Im Kreis Steinfurt (ST) liegen die Kostenmieten für Wohnungen, die in den 1990er Jahren mit öffentlichen Mitteln gebaut wurden, heute etwa zwischen 3,70 und 6,20 €/m2 (hellroter Bereich). Der Mittelwert (Median, rote Linie) liegt bei rund 4,60 €/m2. Damit sind die meisten öffentlich geförderten Wohnungen aus dieser Zeit günstiger als die mittlere Miete aller im Internet angebotenen Wohnungen (5,30 €/m2; graue Linie). Im Durchschnitt beträgt der Mietunterschied rund 70 Cent. 18 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Einordnung in die Preissegmente 3 Einordnung der preisgebundenen Wohnungen in die Preissegmente Nach der Analyse der Preisstrukturen wird nun untersucht, welcher Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen in welchem Preissegment des Gesamtmarkts liegt. Im bisherigen Teil der Untersuchung wur- Um aber Unterschiede innerhalb der Kreise den Strukturen der Kostenmieten und ihre deutlich zu machen, wird zusätzlich eine ungefähre Verteilung in der Preisspanne gemeindescharfe Einstufung vorgenom- der aktuellen Marktmieten (Angebotsmie- men. Als Schwellenwert dient hier der ten) dargestellt. Im Anschluss soll geklärt Mittelwert (Median) der Angebotsmieten werden, wie viele der öffentlich geförderten der Jahre 2009-2011. Mietwohnungen nun insgesamt noch im In allen Berechnungen werden Kostenmie- preisgünstigen Segment des Gesamtmark- ten in einem Toleranzbereich von 25 Ct./m2 tes liegen und damit das wichtigste Förder- um den Median als „auf dem Mittelwert ziel – preisgünstigen Wohnraum anzubieten liegend“ eingestuft. – heute noch am besten erfüllen. Anteil der öffentlich geförderten Miet- Einstufung der geförderten Objekte in wohnungen im preisgünstigen Segment das Spektrum der Angebotsmieten Abb. 3.1 zeigt auf Kreisebene die Anteile Zur Definition des preisgünstigen Markt- des öffentlich geförderten Wohnungsbe- segments nimmt die Untersuchung die Per- stands, dessen Mieten im unteren Viertel spektive eines Haushalts ein, der eine neue der Angebotsmieten liegen (25er-Perzentil), Wohnung sucht, und vergleicht die Kosten- Abb. 3.2 den Anteil unterhalb des Medians mieten öffentlich geförderter Wohnungen auf Gemeindeebene. mit den Mieten des aktuellen Wohnungsan- gebots aus dem Internet. Die Referenzwerte In beiden Karten wird deutlich: In der liefert erneut die Empirica-Preisdatenbank. Rheinschiene und in Münster liegen fast alle geförderten Wohnungen im preisgüns- Eine allgemein anerkannte preisliche Ab- tigen Marktsegment. In den Regionen mit grenzung des günstigen Marktsegments rückläufiger Nachfrage (Teile des Ruhrge- gibt es nicht. Hier wird als Obergrenze das biets, das altindustrielle Südwestfalen und 25er-Perzentil verwendet, also der Miet- die peripheren Kreise Ostwestfalens) liegen wert, unterhalb dessen das günstigste Vier- die meisten Kostenmieten nicht (mehr) im tel des inserierten Wohnungsangebots liegt. preisgünstigen Viertel des Angebots. Hier Weitere Referenzwerte der Einstufung bil- dürften einige Eigentümer daher Miet- den der Mittelwert der Angebotsmieten, das verzichte leisten. 75er-Perzentil sowie an den äußeren Rän- dern der Verteilung das 10er- und das 90er- Allerdings gibt es, wie die gemeindeschar- Preisperzentil. Alle öffentlich geförderten fen Berechnungen (Abb. 3.2) zeigen, inner- Wohnungen mit Mietenangaben werden halb der Regionen und Kreise deutliche Un- anhand dieser Referenzwerte eingeordnet. terschiede: Im Münsterland, Süd- und Ost- Die Perzentilwerte liegen flächendeckend westfalen kann sich die Situation von Ge- aber nur auf Ebene der Kreise und kreis- meinde zu Gemeinde anders darstellen. Im freien Städte vor, so dass die Einstufung Ruhrgebiet zeigt sich die bekannte Dispari- zunächst auf dieser Ebene erfolgt. tät zwischen Hellwegachse im Süden und der Emscherzone im Norden. NRW.BANK 19
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Abb. 3.1: Anteil der öffent- MI lich geförderten ST Mietwohnungen HF im preisgünstigen Segment des BOR BI MS LIP Gesamtmarkts COE WAF GT (Kostenmieten im RE günstigsten KLE PB HAM HX Viertel aller WES BOT GE UN Angebotsmieten) OB HER DO SO DU E BO MH (Quelle: Empirica- KR EN VIE ME HA HSK Preisdatenbank, D W MK MG RS NRW.BANK) SG NE HS LEV OE GL GM K BM SI DN AC SU BN EUS bis 25 % 76 bis 95 % 26 bis 50 % über 95 % 51 bis 75 % Abb. 3.2: Anteil der öffent- MI lich geförderten ST Mietwohnungen HF mit unterdurch- BOR BI schnittlichen Mie- MS LIP ten (Kostenmieten GT COE WAF günstiger als der Mittelwert aller KLE RE HAM PB HX Angebotsmieten WES GE UN 2009-2011) OB SO DO DU BO MH E KR EN HA (Quelle: Empirica- VIE HSK Preisdatenbank, D ME W MK MG NE NRW.BANK) HS LEV OE GL GM K BM SI DN SU AC BN EUS keine Daten 51 bis 75 % bis zu 25 % 75 bis 95 % 26 bis 50 % über 95 % Lesebeispiel: Im Kreis Warendorf (WAF) liegt die Hälfte bis drei Viertel der öffentlich geför- derten Wohnungen mit ihren Kostenmieten im preisgünstigen Angebotsviertel. Die Gemein- dekarte (unten) zeigt aber deutliche Unterschiede zwischen den ländlicheren Kommunen im Südosten (orange/rot) und dem Münsteraner Umland (hell-/gelb), wo fast alle Kostenmieten zumindest günstiger sind als das Marktmittel der Gemeinde. 20 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Einordnung in die Preissegmente Das Säulendiagramm (Abb. 3.3) zeigt dar- Zehntel des Angebots. Die Schutzfunktion über hinaus, in welchen Preissegmenten für Bezieher geringer Einkommen ist hier die öffentlich geförderten Mietwohnungen augenfällig. Je niedriger das Preisniveau, liegen, die nicht mehr preisgünstig sind. desto mehr preisgebundene Wohnungen sind nicht mehr preisgünstig. In den nied- Hier verdeutlicht sich erneut der Zusam- rigpreisigen Regionen ist gerade einmal die menhang zwischen Preisniveau des Ge- Hälfte noch günstiger als die Marktmiete. samtmarkts und Marktposition der öffent- Allerdings liegen die meisten dieser Woh- lich geförderten Mietwohnungen: In den nungen immerhin noch im Bereich des Hochpreisregionen liegt ein Großteil der Marktmittels (Median +/- 25 Cent/m2, Kostenmieten nicht nur im preisgünstigen gelber Bereich). Segment, sondern sogar im günstigsten 100% Abb. 3.3 90% Position der öffentlich 80% geförderten Miet- wohnungen 70% innerhalb des Spektrums 60% der aktuellen 50% Angebotsmieten (Anteile in %) 40% (Quelle: Empirica- 30% oberstes Zehntel Preisdatenbank, oberes Viertel NRW.BANK) 20% Mittlere 50 % 10% günstigstes Viertel günstigstes Zehntel 0% SR AC KR MH WAF HER HF MS WES HS RS BOR GM HAM MK K BM HA HSK GL SU EU DU LIP D BN BOT VIE BO PB DO EN DN OB UN SO NE ME LEV BI SG SI E KLE GT COE W OE ST RE MI GE MG HX Lesebeispiel: Im Rheinisch-Bergischen Kreis (GL, 5.v.l.) liegen rund 85 Prozent der Kosten- mieten öffentlich geförderter Wohnungen im preisgünstigsten Viertel des Gesamtangebots im Kreis; knapp 70 Prozent sogar im günstigsten Zehntel. Knapp 10 Prozent liegen in etwa auf dem mittleren Marktniveau (gelb), weniger als 5 Prozent der Wohnungen liegen mehr als 25 Cent/m2 darüber (orange). Abschätzung des Leerstandsrisikos nungsnachfrage insgesamt kleiner ist als Je teurer die geförderten Mietwohnungen das Angebot. Und auch dort droht konkre- im Vergleich zum Marktniveau sind, desto ter Leerstand nur dann, wenn die geförder- größer wird das Leerstandsrisiko. Um ab- te Wohnung unattraktiver ist als die frei schätzen zu können, wie sich das Leer- finanzierte Konkurrenz. Insofern ist das hier standsrisiko bzw. das Gesamtengagement dargestellte „Risiko“ zunächst einmal eine der Wohnraumförderung regional verteilen, sehr abstrakte Einschätzung. sind im nächsten Diagramm die absoluten Zahlen dargestellt. Dabei wird unterstellt, Das Leerstandsrisiko konzentriert sich rein dass die Wohnungen ab einer Kostenmiete mengenmäßig auf die Stadt Wuppertal, das in Höhe der mittleren Angebotsmiete po- Ruhrgebiet (Essen, Gelsenkirchen, Bochum, tenziell leerstandgefährdet sind. Das gilt na- Dortmund, Duisburg, die Kreise Reckling- türlich nur für Märkte, auf denen die Woh- hausen und Unna), gefolgt von der Region NRW.BANK 21
Wohnungsmarktbeobachtung NRW • Analysen Hagen/ Märkischer Kreis. Die niedrigpreisi- den-Lübbecke, Herford) haben zwar gerin- gen Kreise Westfalens (z.B. Steinfurt, Wa- gere Bestände, fallen in ihrer Gesamtheit rendorf, Lippe, Hochsauerlandkreis Min- jedoch durchaus ins Gewicht. Abb. 3.4: 15.000 Anzahl der 14.000 teuerstes Zehntel öffentlich geförder- teures Viertel 13.000 mittlere 50 % ten Mietwohnungen 12.000 günstigstes Viertel nach ihrem Verhält- 11.000 günstigstes Zehntel nis zur aktuellen 10.000 Angebotsmiete 9.000 8.000 (Quelle: Empirica- Preisdatenbank; 7.000 NRW.BANK) 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 HSK WAF MK K HF MS SR AC HS HER KR BOR UN D BN BM LEV EN DN GM LIP HAM SG MH MG HA EU ST NE ME SU BOT VIE BI RE DU GE HX SI E SO MI WES KLE BO PB GT COE OE OB W RS DO GL Lesebeispiel: Aus dem Kreis Recklinghausen (RE, 15. v.r.) liegen in der NRW.BANK-Statistik Kostenmieten für gut 13.000 öffentlich geförderte Mietwohnungen vor. Sie machen einen großen Anteil der Statistik (und auch des Gesamtbestands preisgebundener Wohnungen in Nordrhein-Westfalen) aus. Gut 9.000 dieser Wohnungen liegen mit ihren Kostenmieten noch im untersten oder unteren Preissegment des aktuell inserierten Angebots (hell-/blauer Teil der Säule). Bei etwa 4.000 Wohnungen liegen die Kostenmieten jedoch nahe am Marktmittel (gelber Säulenteil). 22 NRW.BANK
Mieten im geförderten Wohnungsbestand • Mieterhöhung nach Bindungsende? 4 Mieterhöhung nach Bindungsende? Im abschließenden Teil der Untersuchung werden die Kostenmie- ten mit den Werten kommunaler Mietspiegel verglichen. Daraus lässt sich abschätzen, inwiefern mit Mieterhöhungen zu rechnen ist, wenn die Preisbindung der geförderten Wohnungen ausläuft. Perspektive des Mieters mit bestehen- gieren sie allerdings deutlich träger auf dem Mietvertrag Marktentwicklungen. Die Wohnungs- Bisher wurden die Kostenmieten mit den marktbeobachtung sammelt Mietspiegel aktuellen Angebotsmieten verglichen und aus Nordrhein-Westfalen und erfasst aus- damit aus der Perspektive eines wohnungs- gewählte Werte in einer Datenbank suchenden Haushalts betrachtet. In diesem (Wohnung mittlerer Lage und Ausstat- Abschnitt geht es nun um die Situation von tung, ca. 70 m², Werte für verschiedene Mietern öffentlich geförderter Wohnungen, Baualter). Für diese Auswertung wird je- deren Preisbindung – nach planmäßiger weils der aktuellste Mietspiegel verwendet oder vorgezogener Tilgung des Förderdar- (Tab. 4.1). Ein gutes Viertel davon ist zwar lehens – ausläuft. Da die Wohnung dann als schon recht alt, aber noch in Verwendung. frei finanziert gilt, entfällt das Kostenmie- tenprinzip und der Vermieter kann die Tab. 4.1: Jahr Gemeinden Miete im Rahmen des Mietrechts erhöhen. Aktualität der ver- Anzahl Anteil Grundlage für eine solche Mieterhöhung wendeten kommu- 2012 47 12 % nalen Mietspiegel ist in den meisten Gemeinden Nordrhein- Westfalens der Mietspiegel 2011 118 30 % aus NRW 2010 48 12 % Kommunale Mietspiegel 2009 35 9% Ein Mietspiegel ist eine Übersicht über 2008 34 9% die ortsübliche Vergleichsmiete, die als vor 2008 44 11 % Referenzwert vor allem rechtliche Bedeu- kein Mietspiegel 70 18 % tung hat – etwa für Mieterhöhungen oder die Beurteilung angemessener Wohnkos- Im Folgenden werden die Kostenmieten der ten gem. SGB II und XII. NRW.BANK-Statistik mit den Mietspiegel- Ein Mietspiegel muss von der Gemeinde werten verglichen. Als Referenzwert wer- oder von Vertretern der Vermieter und den der untere und obere Wert der Preis- Mieter gemeinsam erstellt oder anerkannt spanne sowie der Mittelwert verwendet.7 werden. Er muss aus Mieten abgeleitet Zwar erlaubt die Rechtssprechung eine sein, die innerhalb der letzten vier Jahre Erhöhung auch bis zum oberen Wert der bei Neuvermietungen oder Mieterhöhun- Preisspanne. Da geförderte Mietwohnungen gen zustande gekommen sind. Ein qualifi- von Lage und Ausstattung in der Regel aber zierter Mietspiegel muss nach wissen- nicht dem gehobenen Segment angehören schaftlichen Grundsätzen erarbeitet wer- dürften, erscheint es realistischer, den Mit- den; häufiger sind jedoch einfache oder telwert zugrunde zu legen. vereinbarte Mietspiegel, die auf der Marktkenntnis der beteiligten Akteure, In der Auswertung wird für jedes geförderte Verhandlungen und evtl. einzelnen, nicht Objekt der Mietspiegelwert der entspre- repräsentativen Mieten-Daten beruhen. Mietspiegel sollen alle zwei Jahre der 7 Wo der Mietspiegel keine Spanne, sondern nur einen Mit- telwert liefert, wird ersatzweise eine Spanne von Marktentwicklung angepasst werden. +/- 5 Prozent um den Mittelwert geschätzt. Wo der Miet- Verglichen mit den Angebotsmieten rea- spiegel keinen Mittelwert angibt, wird das arithmetische Mittel aus oberer und unterer Spannengrenze genutzt. NRW.BANK 23
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