Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...

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Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
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    Wohnungsmarktbericht NRW 2018

                       Bevölkerung und Haushalte
                       Arbeitsmarkt und Einkommen
                       Situation von Transferleistungs-
                       empfängern, Flüchtlingen und
                       Studierenden
                       Marktanspannung, Mieten
                       und Kaufpreise
                       Bauland und Bautätigkeit
                       Neubau und Neubaubedarf
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Titelseite sowie Seite 11 (links u. rechts): Wohnprojekt „Pöstenhof“ in Lemgo (Kreis Lippe)

Überall im Land nimmt die Zahl älterer Menschen zu – und damit auch der Bedarf an alters­
gerechtem Wohnraum. Viele wollen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, andere suchen neue
Wohnmodelle wie den Lemgoer „Pöstenhof“. Die Genossenschaft „Wohnbau Lemgo eG“, der
größte Vermieter im Kreis Lippe, hat dieses Wohnprojekt auf dem zentrumsnahen Gelände einer
ehemaligen Konservenfabrik gebaut. Der Pöstenhof bietet älteren Menschen und jungen Familien
ein nachbarschaftliches Miteinander sowie kurze Wege zu Einkaufsmöglichkeiten und weiteren
Infrastrukturen. Im Jahr 2014 gewann das Projekt den Deutschen Bauherrenpreis. Neun der
ins­gesamt 34 Wohnungen sowie ein Gemeinschaftsraum für soziale Aktivitäten entstanden mit
Mitteln der Wohnraumförderung des Landes.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Titel, Seite 1, 6, 7, 10, 11, 23, 29 oben, 39, 40, 41, 57, 64, 65, 75, 82:
Susanne Schmidt-Dominé (Studio Schmidt-Dominé)

Seite 3:
MHKBG/Franklin Berger

Seite 5:
Christian Lord Otto

Grafik Seite 8–9:
vE&K Werbeagentur

Seite 29 unten:
WSG Dienstleister GmbH Düsseldorf

Seite 53:
Studierendenwerk Paderborn

Alle Tabellen, Grafiken und Karten können als Datei angefordert werden. Dies­bezüglich
und bei weitergehenden Auswertungswünschen wenden Sie sich bitte an die NRW.BANK.
Ansprechpartner/Kontaktinformationen: siehe Seite 95.

Dieser Bericht ist als PDF-Datei unter
www.nrwbank.de/wohnungsmarktbeobachtung als Download erhältlich.
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Inhalt

Themenüberblick

                           10
    Kap. 1: Entwicklung der Wohnungsnachfrage
    Bevölkerungsentwicklung und Zuzug
    Haushalte und Familienstrukturen
                                              12
                                              21
                                                                                      40
                                                               Kap. 2: Preisentwicklung und Anspannung
    Arbeitsmarkt und Einkommen               25               auf den Miet- und Eigentumsmärkten
    Transferleistungsbezieher31                               Anspannungsindikatoren42
    Flüchtlinge36                                             Mietenniveau und -entwicklung          44
                                                               Wohnsituation von Studierenden         50
                                                              Preise und Erschwinglichkeit von
                                                               Eigenheimen und Eigentumswohnungen     54

                           64
    Kap. 3: Entwicklung des W
                            ­ ohnungsangebots
    Rahmenbedingungen des Wohnungsbaus66
    Baulandmarkt und Wohnungsverkäufe
    Bautätigkeit und Bestandskäufe
                                              69
                                              72
    Gegenüberstellung von Neubau und Bedarf 80               Abbildungsverzeichnis
                                                                                      86
                                                              Datengrundlagen                              89

                                                              Aktuelle Veröffentlichungen der
                                                              Wohnungsmarktbeobachtung                     92

    Kurzinformationen zu neuen Förderangeboten und wohnungspolitischen Instrumenten finden Sie
    auf Seite 35, 46, 49, 58/59, 69 und 78/79. Einen kompakten Überblick über die zentrale Marktdaten
    haben wir Ihnen im beigelegten Faltblatt „Wohnungsmarkt NRW auf einen Blick“ zusammengestellt.

                                                                            Wohnungsmarktbericht NRW 2018    1
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Vorwort

                                    Vorwort

                                    Sehr geehrte Damen und Herren,

                                    Wohnen ist elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge für die
                                    ­Bürgerinnen und Bürger. Nur ein Mehr an Wohnungsbau in allen Segmenten
                                     wird dazu beitragen, Miet- und Eigentumspreise zu stabilisieren. Mehr
                                     Wohnraum schaffen, der für alle Menschen erschwinglich ist – das ist auch
                                     ein Ziel der öffentlichen Wohnraumförderung. Die Landesregierung legt
                                     hierfür jährlich ein Wohnraumförderungsprogramm auf, aus dem günstige
                                     Darlehen mit Tilgungsnachlass vergeben werden. Die Landesregierung hat
                                     die öffentliche Wohnraumförderung im Jahr 2018 von 800 Millionen Euro
                                     auf 1,1 Milliarden Euro (plus 300 Millionen) erhöht und beschlossen, dass
                                     diese erhöhte Summe bis 2022 jährlich zur Verfügung steht.

                                    Bereits für das Förderjahr 2018 haben wir die Förderkonditionen neu ausge-
                                    richtet. Gefördert werden unter anderem der Bau und der Erwerb von selbst
                                    genutztem Eigentum, Wohnungen und Einrichtungen mit umfassendem
                                    Leistungsangebot für Menschen mit Behinderungen sowie die Neuschaffung
                                    von Mietwohnungen. Darüber hinaus sind auch die Modernisierung von
                                    bestehenden Wohnungen und Eigenheimen, vor allem der Abbau von
                                    ­Barrieren und die energetische Erneuerung sowie die Aufbereitung von
                                     Brachflächen in diesem Zusammenhang, förderfähig.

                                     Damit der öffentliche Wohnungsbau mit dem frei finanzierten Wohnungsbau
                                     konkurrenzfähig bleibt, haben wir die Konditionen für das Förderjahr 2019
                                     noch einmal deutlich verbessert. Nicht in Anspruch genommene Förder­
                                     mittel aus 2018 übertragen wir dabei in das Jahr 2019. Damit stehen in
                                     ­Nordrhein-Westfalen erstmals rund 1,28 Milliarden Euro für den öffentlichen
                                      Wohnungsbau zur Verfügung. Am Geld wird somit kein gutes Projekt
                                    ­scheitern.

2   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Vorwort

                   Ina Scharrenbach
Ministerin für Heimat, Kommunales,
           Bauen und Gleichstellung
   des Landes Nordrhein-Westfalen

          Der Wohnungsmarktbericht der NRW.BANK gibt einen Ausblick, wie es
          um den Wohnungsmarkt in Nordrhein-Westfalen insgesamt bestellt ist. Es
          werden nicht nur die Herausforderungen deutlich, vor denen die Gesell-
          schaft derzeit steht, sondern auch die zahlreichen und vielfältigen Initiativen
          von Bund, Land und Kommunen in Nordrhein-Westfalen sichtbar gemacht.

          Ihre

          Ina Scharrenbach
          Ministerin für Heimat, Kommunales,
          Bau und Gleichstellung
          des Landes Nordrhein-Westfalen

                                                                                   Wohnungsmarktbericht NRW 2018   3
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Vorwort

                                    Vorwort

                                    Liebe Leserinnen und Leser,

                                    der Wohnungsbau gewinnt wieder an Fahrt und die Wohnraumförderung
                                    des Landes hat erneut ein sehr gutes Ergebnis vorgelegt. Die Bautätigkeit
                                    erreichte im Jahr 2017 mit 48.300 Wohnungen ein Niveau wie zuletzt vor
                                    zehn Jahren. Zugleich wurden 52.500 neue Wohnungen genehmigt, im Jahr
                                    2018 waren es nach vorläufigen Zahlen sogar 55.500. Der Trend geht also
                                    in die richtige Richtung. Von den jährlich 80.000 neuen Wohnungen, die
                                    Nordrhein-Westfalen in den nächsten Jahren benötigt, sind wir allerdings
                                    noch ein gutes Stück entfernt.

                                    Die Folgen beleuchtet der vorliegende Wohnungsmarktbericht NRW: Die
                                    Marktlage ist in vielen Teilen des Landes so angespannt wie lange nicht, die
                                    Mieten und Kaufpreise sind auch im vergangenen Jahr fast flächendeckend
                                    stark angestiegen. Deutlich ist: Wir brauchen mehr Wohnungsneubau und
                                    dabei kommt es vor allem auf mehr bezahlbaren Wohnraum an.

                                    Was sind die Stellschrauben? Unsere Analysen zeigen: Wesentliche Hemm-
                                    nisse sind der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft und in den Kommunal­
                                    verwaltungen, besonders aber der Baulandmangel. Gefragt sind hier in erster
                                    Linie die Städte und Gemeinden in den Bedarfsschwerpunkten, die sich
                                    verstärkt um die Flächenmobilisierung kümmern müssen.

                                    Die NRW.BANK unterstützt die Kommunen dabei – in Finanzierungsfragen
                                    und auch mit einem breiten Beratungsangebot. So haben im Jahr 2018 unsere
                                    Förderberater und Wohnungsmarktexperten über 12.000 Beratungsgespräche
                                    mit Investoren, Bewilligungsbehörden und Kommunen geführt. Neben dem
                                    Wohnraumförderungsprogramm des Landes ging es dabei vor allem um
                                    Analysen zur Wohnungsmarktlage, kommunale Handlungskonzepte Wohnen
                                    und die verstärkte Mobilisierung von Bauland vor allem für das bezahlbare
                                    Wohnen.

4   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Vorwort

                       Dietrich Suhlrie
Mitglied des Vorstands der NRW.BANK

             Für mehr Wohnungsbau und bessere Quartiere ist außerdem eine verstärkte
             Zusammenarbeit von Wohnungswirtschaft und Kommunen ein wichtiger
             Erfolgsfaktor. Mit dem Projekt „Regionalen Ausgleich stärken“ unterstützen
             wir diese Kooperationsansätze. Dabei arbeiten Wohnungsunternehmen und
             Kommunen gemeinsam an der Frage, wie gleichwertige Lebensverhältnisse
             in wachsenden und schrumpfenden Regionen gesichert werden können.
             Konkreter: Wie muss das Wohnungsangebot im eher ländlichen Raum aus-
             sehen, damit junge Fachkräfte dort leben und arbeiten wollen? Wie muss ein
             Neubauquartier im Umland einer wachsenden Großstadt entwickelt werden,
             damit es von den städtischen Nachfragern angenommen, aber auch vor Ort
             akzeptiert wird?

             Über solche Projekte und mit vielfältigen Veranstaltungsformaten den Dialog
             zwischen den Marktakteuren zu befördern – auch das sehen wir als unsere
             Aufgabe als Förderbank des Landes.

             Ich wünsche eine interessante Lektüre.

             Dietrich Suhlrie
             Mitglied des Vorstands der NRW.BANK

                                                                                  Wohnungsmarktbericht NRW 2018   5
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Zusammenfassung und Fazit

                                                  Zusammenfassung
                                                  und Fazit

         Die Anspannung auf den nordrhein-westfälischen                sind, schränken die Baulandknappheit sowie die hohe
         ­Wohnungsmärkten hat auch im Zeitraum 2017/2018               Auslastung von Bauwirtschaft und kommunalen Bauver-
          weiter zugenommen. Das zeigen sowohl die Entwicklung         waltungen die Bautätigkeit nach wie vor ein (Kap. 3.1–3.2).
          der Mieten und Eigentumspreise als auch die Experten-        Dennoch gelang es, mit 48.300 neuen Wohnungen im
          einschätzungen aus dem NRW.BANK-Wohnungsmarkt-               Jahr 2017 das hohe Vorjahresergebnis noch einmal
          barometer. Die preisgünstigen Mietsegmente wurden in         leicht zu übertreffen (+2,4%). Treibender Faktor war
          fast allen Landesteilen als „angespannt“ bis „sehr ange-     der Geschosswohnungsbau mit 23.300 Wohnungen
          spannt“ eingestuft (Kap. 2.1). Die aktuelle Marktsituation   (+11,1%), darunter 9.800 Eigentumswohnungen. Die
          wird am besten durch die Wiedervermietungsmieten             Wohnraumförderung des Landes konnte ihren Anteil
          für Bestandswohnungen abgebildet. Diese sind erneut          daran etwas ausbauen. Auch die Neuschaffung von
          stärker gestiegen als die Inflationsrate und die durch-      Wohnraum im Bestand erreichte mit 5.800 Wohnungen
          schnittliche Kaufkraft der Haushalte. Am deutlichsten        einen neuen Rekordwert (+3,1%). Rückläufig dagegen
          erhöhte sich das Mietenniveau in der Rheinschiene und        war der Wohnheimbau mit 2.400 Plätzen (–23,5%) –
          den Universitätsstädten Aachen, Münster, Dortmund            eine Folge des stark gesunkenen Flüchtlingszuzugs.
          und Siegen, aber auch in zahlreichen Gemeinden im            Nahezu stabil (–1,7%) blieb mit 16.300 Wohnungen der
          Münsterland und in der Region zwischen Bielefeld, Pader-     Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern (Kap. 3.3).
          born und Lippstadt. Zumindest in den Ballungsräumen
          wird diese Dynamik von der Preisentwicklung für Eigen-       Allerdings reicht der Neubau quantitativ nach wie vor
          heime und Eigentumswohnungen noch übertroffen.               nicht aus, um den aktuellen Bedarf von jährlich 80.000
         In den teuren Regionen und in Teilen des Ruhrgebiets          zusätzlichen Wohnungen in Nordrhein-Westfalen zu
         haben sowohl die Erschwinglichkeit der Eigenheime             decken. Vor allem Großstädte, aber auch zahlreiche
         als auch die Renditemöglichkeiten für Kapitalanleger          Kreise in deren Umland und in dynamischen ländlichen
         abgenommen (Kap. 2.3–2.4).                                    Regionen hinken dem Bedarf deutlich hinterher. Kurz­
                                                                       fristig wird sich daran nichts ändern, denn auch die Zahl
         Angesichts dessen arbeiten alle Ebenen von der                der Baugenehmigungen ist noch zu niedrig. Für den
         ­Kommune bis zum Bund intensiv daran, den Neubau in           Anfang wäre es ein wichtiger Schritt, die noch nicht
          den Bedarfsregionen weiter anzukurbeln. Während die          umgesetzten Baugenehmigungen aus den Vorjahren
          Finanzierungsbedingungen nach wie vor sehr günstig           zügig abzuarbeiten. Dieser Bauüberhang hat inzwischen
                                                                       ein Rekordniveau von über 100.000 Wohnungen erreicht.
                                                                       Offenbar verzögert in erster Linie die hohe Auslastung

6   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Zusammenfassung und Fazit

der Bauwirtschaft eine schnellere Fertigstellung. Gleich-   Der Zuzug aus dem Ausland hat seinen Schwerpunkt in
zeitig – und das darf nicht übersehen werden – wird in      den Altersgruppen bis 45 Jahre. Darunter waren viele
einigen Regionen quantitativ betrachtet zu viel gebaut.     Alleinlebende, aber auch Familien mit kleinen Kindern.
Dort dürfte der Leerstand zunehmen (Kap. 3.4).              Das hat zu einer Verjüngung der Bevölkerung geführt.
                                                            Zum einen hat sich damit der vorhandene Trend zu
Währenddessen ist die Nachfrage erneut gewachsen:           ­kleinen Haushalten verstärkt. Zum anderen wurde der
Zwar ist der Zuzug aus den Bürgerkriegsländern des           langjährige Rückgang der Familienhaushalte verlang­
Nahen und Mittleren Ostens stark zurückgegangen,             samt – in den Regionen mit starkem Zuzug aus dem
doch die Wanderungsgewinne aus dem Süden, Osten              In- und Ausland ist die Familienzahl sogar gewachsen.
und Südosten der EU waren auch im Jahr 2017 groß
genug, um das Geburtendefizit im Land mehr als aus­           Die Wohnungsnachfrage steigt jedoch nicht nur durch
zugleichen (Kap. 1.1). Auch die neue Bevölkerungs­            Bevölkerungszuwachs, sondern auch infolge der guten
prognose von IT.NRW geht für die nächsten Jahre von           Wirtschaftsentwicklung. Arbeitsmarkt, Beschäftigung
einem anhaltend hohen Bevölkerungswachstum durch            und mittlere Einkommen sind erneut gewachsen, die
Zuzug aus dem Ausland aus. Der Zuzug von Flüchtlingen       Arbeitslosenzahl geht zurück. Während gut verdienende
und Arbeitssuchenden aus der EU hat bereits jetzt           Haushalte mit den steigenden ­Preisen auf dem Wohnungs-
die Entwicklung im Land stark geprägt und verändert.        markt daher ohne Schwierigkeiten mithalten können,
Während die Binnenwanderung seit Beginn des Jahr-           verschlechtern sich zugleich die Chancen von Beziehern
zehnts Bevölkerung aus den kreisangehörigen Gemein-         niedriger bis mittlerer Einkommen oder von Transfer­
den in die Wachstumsstädte umverteilt hat, richtet sich     leistungen, eine bezahlbare Wohnung zu finden (Kap. 1.2).
der Zuzug aus dem EU-Ausland neben den Großstädten          Das stellen auch die im Wohnungsmarktbarometer
auch auf die wirtschaftlich starken Kreise. In einigen      ­befragten Marktexperten fest. Und so sind auch die
eher ländlichen Regionen wurde die Schrumpfung               Voraussetzungen dafür, die wachsende Zahl anerkannter
­dadurch gedämpft. Ausgleichend gewirkt haben auch           Flüchtlinge und Asylberechtigter in den regulären
 die Flüchtlingsverteilung nach Gemeindeschlüssel und        ­Wohnungsmarkt einzugliedern, denkbar schlecht – nicht
 die Wohnsitzauflage. Die meisten Großstädte sind so-         nur in den Großstädten (Kap. 1.3).
 wohl aus dem In- als auch aus dem Ausland gewachsen.
 Hier finden sich nach wie vor die größten Herausforde-
 rungen bei der Wohnraumversorgung.

                                                                                          Wohnungsmarktbericht NRW 2018   7
Wohnungsmarktbericht NRW 2018 - Bevölkerung und Haushalte Arbeitsmarkt und Einkommen Situation von Transferleistungs-empfängern, Flüchtlingen und ...
Auf einen Blick

         Auf einen Blick

                                                                            9
         Wie viele Wohnungen gibt es
         in Nordrhein-Westfalen?

                                                                                                          Millionen
         Wie teilt sich der Wohnungsbestand auf?
                                               r
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                                                      3,7 4,9
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                                                      Millionen                                                                    hosswohnung
                                nd Z

                                                                            Millionen
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                                       Ein

         Was wurde 2017 in
         Nordrhein-Westfalen gebaut?                                                                ng i. B e s t an d
                                                                                           af f u
                                                                                 u   sch                                 Woh
                                                                                                                            n   hei
                                                                              Ne                                                   me

                                                                                               5.300
                   48.300 *
                                                                                                                                                 Ei
                                                                                                                                                   n-

                                                                                                                   2.400
                                                                                                                                                   und

                      fertiggestellte
                       Wohnungen
                                                                                                                                                      Zweifamilie
                                                         hn un g e n

                                                                                                                     16.300
                                                                             23.300
                                                                                                                                                  n hä
                                                                  wo
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                                                                                                                                                      us
                                                                                                                                                 er
                                                                       ch
                                                                       es
                                                                        G

         * inklusive ca. 1.000 Wohnungen in Nichtwohngebäuden

8   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Auf einen Blick

Wie viele Menschen leben in Nordrhein-Westfalen?

                                         17,9
                                          Millionen

Wie leben die Menschen zusammen?

                                                                                                                                        Daten: IT.NRW (Wohnungen, Neubau und Bevölkerung), empirica-Preisdatenbank/empirica-systeme.de (Nettokaltmieten, Eigentumspreise)
                                                 ilien mit Kinde
                                              Fam mit Kindern    rn
                                                      re
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                                                                                     le
                                                                                          in
                                                                                               e
                                                                                               rz
                                                                                                   ie
                                                                                                   he

                                                      2,2 Millionen
                                                                                                    nd

                                                                           0,3
                                                                                                        e

                                                                        Millionen

                                                           29 %
                        hne Kinder

                                         2,5 Millionen
                                                               3,5 Millionen
                                          30 %
                                                                 41 %
                             re o

                                                                                                         A
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                                                                                                   ll ei
                                     P

                                                                                                        nle
                                                                                                   b

                                                                                     en
                                                                               de

Wie viel Miete wird gezahlt? *

                                7,22 €
   5,82 €                            pro m2                   Was kostet das Eigenheim? *
      pro m2                     2018

    2008                                                      207.600 €                                       293.700 €

                                                                      2008                                      2018

                                                                                                                        * ohne Neubau

                                                                                                              Wohnungsmarktbericht NRW 2018                                                                                                                                 9
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

                                 1. Entwicklung der
                                     Wohnungsnachfrage

 Infolge des Zuzugs aus dem Ausland und der guten Beschäftigungslage nimmt die
 ­Wohnungsnachfrage in Nordrhein-Westfalen weiter zu. In den wirtschaftsstarken Stadt­
 regionen und Kreisen wächst aufgrund zuziehender junger Menschen auch die Nachfrage
 nach familiengerechten Wohnungen. In allen Regionen steigt die Zahl älterer Haushalte
 und damit der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum. Der aktuellen Vorausberechnung
 von IT.NRW zufolge könnte das Bevölkerungswachstum noch bis über das Jahr 2030
 hinaus anhalten.

 Daher fördert das Land den Bau von barrierefreiem und damit generationengerechtem
 Wohnraum wie in Bonn und Lemgo (s. Bilder S. 11). Davon profitieren Ältere, Familien mit
 Kindern und Menschen mit Behinderungen.

10 Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

Zusammenfassung
Die Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens ist im Jahr             Aber auch der Anstieg der Alleinlebenden hat sich infolge
2017 erneut gestiegen. Trotz eines starken Rückgangs           der Zuwanderung verstärkt: Zur steigenden Zahl Allein­
der Zu- und Fortzugsverflechtungen mit dem Ausland             lebender aus der Babyboomer-Generation kommen nun
reichte der Nettogewinn noch aus, um das Geburten­             auch wieder mehr jüngere Singles. So steigt insbesondere
defizit mehr als auszugleichen. Das EU-Ausland,                der Bedarf an kleinen, an altersgerechten und in einigen
ins­besondere Polen und Rumänien, ist wieder die               Regionen auch an großen, familiengerechten Wohnungen
­wichtigste Herkunftsregion geworden.                          (Kap. 1.2).

Die Trends der Binnenwanderung, von der zuvor fast             Auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen
ausschließlich die Großstadtregionen profitiert hatten,          haben sich weiterhin positiv entwickelt. Mehr Beschäf­
haben sich seit 2015 stark verändert. Zuzug und Ver­           tigung und steigende Gehälter erhöhen auch die
teilung der Flüchtlinge im Land haben die langjährigen         ­Wohnungsnachfrage. Trotz des Flüchtlingszuzugs hat
Trends von Wachstum und Schrumpfung zwar nicht                  sich die Arbeitslosenzahl reduziert. Zugleich gibt es aber
­aufheben können. Dennoch haben zuletzt nicht nur alle          mehr Transferleistungsbezieher und die Einkommens­-
 Großstädte, sondern auch die meisten ländlichen Räume          schere öffnet sich weiter. So verschlechtert sich die
 Einwohner gewonnen. Ausnahmen bilden weite Teile des           ­relative Position von Haushalten mit kleinen Einkommen
 Sauerlands und des östlichen Ostwestfalen-Lippe (Kap. 1.1).     als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt. Große Schwie-
                                                                 rigkeiten bei der Wohnungssuche haben insbesondere
Der Zuzug aus dem Ausland hat zudem für eine Ver­                Flüchtlinge, Transferleistungsempfänger, Geringverdiener,
jüngung der Bevölkerung gesorgt. So stieg in den ver-            ältere Personen, Rollstuhlnutzer, Alleinerziehende und
gangenen Jahren die Geburtenzahl und der langjährige             kinderreiche Familien. In den meisten Regionen ist trotz
Rückgang von Familien mit Kindern scheint zuletzt                vielfältiger kommunaler Bemühungen auch der Übergang
­gebremst. In vielen Großstädten und wirtschaftsstarken          anerkannter Flüchtlinge in den regulären Wohnungsmarkt
 Kreisen nimmt die Familienzahl sogar wieder etwas zu.           nach anfänglichen Erfolgen ins Stocken geraten (Kap. 1.3).

                                                                                              Wohnungsmarktbericht NRW 2018   11
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

         1.1 Bevölkerung und Haushalte

         Nordrhein-Westfalen wächst nochmals leicht                                         noch ein Geburtendefizit auf, konnten aber seither stark
                                                                                            vom Zuzug junger Menschen profitieren, von ­denen
         Nordrhein-Westfalen ist im Jahr 20171 erneut ge­                                   inzwischen viele dort Familien gründen.
         wachsen – allerdings nur noch in geringem Maß: Im
         Saldo der Geburten und Sterbefälle, Zu- und Fortzüge
         ist die Einwohnerzahl auf 17,912 Millionen gestiegen                               Zu- und Fortzüge normalisieren sich
         (+0,12%, Abb. 1.1.1).                                                              wieder, Wanderungsgewinne gleichen den
                                                                                            Sterbeüberschuss nur noch knapp aus

         Geburtendefizit geringer als vor zehn Jahren                                       Das Geburtendefizit des Landes wurde wie in den
                                                                                            ­Vorjahren von den Wanderungsgewinnen (+55.600
         Aufgrund der alternden Bevölkerungsstruktur ist die                                 ­Personen im Mittel der Jahre 2016/2017) mehr als aus-
         Bilanz der Geburten und Sterbefälle nach wie vor negativ                             geglichen (Abb. 1.1.2). Zwar verlor Nordrhein-Westfalen
         (–31.000 Personen im Mittel der Jahre 2016/2017). Doch                               im Saldo erneut Einwohner an das übrige Bundesgebiet
         vor allem infolge der hohen Zuwanderung auch jüngerer                                (2017: –15.300 Personen), vor allem nach Berlin, Bayern
         Menschen gibt es im Land rund 20.000 bis 30.000 Ge-                                  und Niedersachsen. Der ausschlaggebende Faktor ist
         burten mehr als zu Beginn des Jahrzehnts (Abb. 1.1.2).                               aber nach wie vor der Zuzug aus dem Ausland (Saldo
         Geburtenüberschüsse verzeichnen jedoch nur wenige                                    2017: +66.900 Personen).
         Städte und Gemeinden mit junger Bevölkerungsstruktur
         – wie im Münsterland und in der Region Paderborn –                                 Hinter dem Nettowanderungsgewinn für Nordrhein-
         oder die wachstumsstarken Metropolen Münster,                                      Westfalen verbirgt sich allerdings ein deutlicher Rück-
         ­Düsseldorf, Köln und Bonn (Abb. 1.1.3). Gerade für die                            gang sowohl der Zu- als auch der Fortzüge (je –17%).
          Großstädte ist das ein relativ neues Phänomen: Vor                                Nach dem starken Flüchtlingszuzug der Jahre 2015/2016
          10 bis 15 Jahren wiesen die meisten von ihnen ebenfalls                           und den anschließenden Weiter- oder Rückwanderungen

                                                                                             Abb. 1.1.2: Bevölkerungsveränderung nach
         Abb. 1.1.1: Bevölkerungsentwicklung                                                ­Komponenten

         Mio. Einwohner                                                                     Einwohner
         19,0                                                                                300.000

         18,5                                                                                250.000

         18,0                                                                                200.000

                                       * Korrektur durch Zensus 2011
         17,5                                                                                150.000

         17,0                                                                                100.000

         16,5                                                                                 50.000

         16,0                                                                                     0

         15,5                                                                                –50.000

         15,0                                                                               –100.000

                                                                                                        2008   2009   2010   2011   2012    2013   2014   2015   2016   2017
              0
                                                                                                Saldo Geburten/Sterbefälle                 Saldo gesamt
                  2008   2009   2010     2011   2012   2013    2014    2015   2016   2017       Saldo Zu- und Fortzüge

         Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                          NRW.BANK 2019      Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                         NRW.BANK 2019

         1
              er letzte Wohnungsmarktbericht NRW 2017 stützte sich noch auf die Bevölkerungsdaten des Jahres 2015. Seither sind die Daten für die Jahre 2016
             D
             und 2017 erschienen. Laut IT.NRW sind die Daten beider Jahre (vor allem für 2016) mit Vorsicht zu interpretieren, da sie aufgrund einer Umstellung
             der Meldeverfahren und zahlreicher Fehler bei der Erfassung ankommender und weiterverteilter Schutzsuchender nicht unbedeutende Fehler enthalten
             können. Neben einer hohen Zahl von Bereinigungen gibt es in beiden Jahren zudem eine beträchtliche Zahl von Fortzügen ins unbekannte Ausland.

12   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

nähert sich das Wanderungsvolumen offenbar wieder                                                   Südeuropa, in erster Linie Italien, Griechenland und
                                                                                                   	
dem Niveau der Vorjahre an – das durch den Zuzug aus                                                Spanien: Hier ist der Anteil von Hochqualifizierten
dem EU-Ausland bereits recht hoch war.                                                              besonders hoch. Nordrhein-Westfalen gewann aus
                                                                                                    diesen Ländern 2017 im Saldo 10.400, seit 2010
Wegen ihrer Bedeutung für die zukünftige Bevölke-                                                   insgesamt über 86.000 Personen (Abb. 1.1.4).
rungsentwicklung werden die wichtigsten Wanderungs-
verflechtungen Nordrhein-Westfalens im Folgenden                                                    Osteuropa, insbesondere Polen. Aus der östlichen
                                                                                                   	
näher analysiert.                                                                                   EU gewann Nordrhein-Westfalen zuletzt (2017) noch
                                                                                                    10.300, seit 2010 insgesamt 130.000 Einwohner
                                                                                                    (Abb. 1.1.4), darunter allein über 100.000 aus Polen.
EU-Länder sind wieder wichtigste Quelle                                                             Dahinter stehen hohe Zu- wie Abwanderungs-
für Zuzug nach Nordrhein-Westfalen                                                                  zahlen, die sich in den beiden vergangenen Jahren
                                                                                                    aber verringert haben (Abb. 1.1.5).
Seit 2017 sind EU-Länder wieder die bedeutendste
­Zuzugsquelle. Zwar haben sich viele EU-Staaten nach                                                Südosteuropa, vor allem Rumänien, Bulgarien
                                                                                                   	
 den Krisen zu Beginn des Jahrzehnts wirtschaftlich                                                 und zuletzt auch Kroatien, ist seit dem Wegfall der
 erholt, doch scheint Nordrhein-Westfalen für viele nach                                            letzten rechtlichen Einschränkungen im Jahr 2014
 wie vor attraktive Arbeitsmärkte zu bieten. Seither                                                die bedeutendste Herkunftsregion geworden. Auch
 ­haben sich die meisten dieser Wanderungsströme zwar                                               hier haben sich sowohl Zu- als auch Rückwanderung
  im Gesamtvolumen reduziert. Der Nettozuzugsgewinn                                                 stark erhöht. Von den insgesamt knapp 70.000 Zu-
  für Nordrhein-Westfalen bleibt aber immer noch hoch.                                              wanderern des Jahres 2017 blieben im Saldo 21.200
  Die wichtigsten Quellregionen sind:                                                               Personen in Nordrhein-Westfalen (Abb. 1.1.6). In
                                                                                                    den vergangenen zehn Jahren hat das Land allein
                                                                                                    aus Rumänien im Saldo über 76.000 Einwohner
                                                                                                    gewonnen.

Abb. 1.1.3: Geburtendefizite und -überschüsse 2017                                               Abb. 1.1.4: Zuzugsgewinn (Personen) für Nordrhein-
(Effekt auf den Bevölkerungsstand 2016)                                                          Westfalen seit 2010 nach Herkunftsregion

                                                                                                 nur Verflechtungen mit Nettogewinnen 2010–2017 für NRW
                                                                                  MI
                                                                                                 (d. h. ohne andere Bundesländer, Türkei)
                                              ST

                                                                            HF
                              BOR                                                                                                                       140.500 (18%)
                                                                           BI
                                                   MS                                            130.000 (17%)                                            45.600 (6%)
                                                                      GT              LIP
                                        COE
                                                    WAF                                                                                                    12.400 (1%)
        KLE
                                   RE                                            PB         HX
                     WES BOT              HAM
                            GE         UN                                                                                      gesamt                   171.700 (22%)
                        OB     HER
                                    DO                                                           86.000 (11%)                 +643.000*
                      DU        BO                           SO
                            E
                   KR
                         MH
                                 EN                                                                                           Personen
        VIE              ME         HA                          HSK                              11.400 (1%)
                         D      W                   MK
              MG    NE        SG RS                                                              38.500 (5%)
                                                           OE
     HS
                             LEV GL
                                               GM                                                84.000 (11%)                                              61.700 (8%)
                             K
                    BM                                       SI
              DN
   AC
                                    SU
                              BN
                                                                                                    EU West                       Maghreb
                                                                                                    EU Süd                        Bürgerkrieg
                   EUS                                    	über 0,4% Rückgang (122)                EU Ost                       sonstiger Naher/Mittlerer Osten
                                                            bis 0,4% Rückgang (143)                 EU Südost                     Afrika (ohne Maghreb)
                                                          	bis 0,2% Rückgang (92)                  Balkan außerhalb EU          ehemalige Sowjetunion (ohne EU)
                                                          	bis 0,2% Zuwachs (33)
                                                          	über 0,2% Zuwachs (6)                * Summe der Gewinne (782.000 Personen) abzüglich Verluste in
                                                        NRW: 0,2% Rückgang                          andere Regionen

Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                                           NRW.BANK 2019    Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)                 NRW.BANK 2019

                                                                                                                                        Wohnungsmarktbericht NRW 2018    13
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

         Entwicklung der Zu- und Fortzüge aus dem/ins EU-Ausland

         Abb. 1.1.5: Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien,                     Abb. 1.1.6: Südosteuropa (EU, d. h. Rumänien, Bulgarien,
         Baltikum)                                                             Kroatien und Slowenien)

         Personen                                                              Personen
           80.000                                                                80.000

           70.000                                                                70.000

           60.000                                                                60.000

           50.000                                                                50.000

           40.000                                                                40.000

           30.000                                                                30.000

           20.000                                                                20.000

           10.000                                                                10.000

               0                                                                     0

          –10.000                                                               –10.000

          –20.000                                                               –20.000

          –30.000                                                               –30.000

          –40.000                                                               –40.000

          –50.000                                                               –50.000

          –60.000                                                               –60.000

                    2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017                2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

             Fortzüge               Zuzüge            Saldo Zu- und Fortzüge       Fortzüge               Zuzüge            Saldo Zu- und Fortzüge

         Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)               NRW.BANK 2019      Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)               NRW.BANK 2019

         Abb. 1.1.7: Entwicklung der Zu- und Fortzüge                          Im geringeren Umfang hat auch der Zuzug aus west­
         aus/nach Syrien und dem Irak                                          europäischen Ländern (Frankreich, Niederlande) zuge-
                                                                               nommen. Im Jahr 2017 verbuchte Nordrhein-Westfalen
         Personen                                                              erstmals seit Jahren einen Nettozuzug aus Groß­
          110.000                                                              britannien – möglicherweise eine Reaktion auf den
          100.000                                                              angestrebten Brexit. In Abhängigkeit von der wirtschaft-
           90.000                                                              lichen und rechtlichen Situation ist es möglich, dass ab
           80.000                                                              2019 vermehrt EU-Arbeitsmigranten aus dem Vereinigten
           70.000                                                              Königreich auch nach Nordrhein-Westfalen zuziehen.
           60.000

           50.000

           40.000                                                              Auch Nicht-EU-Länder nach wie vor wichtig
           30.000

           20.000                                                               Neben dem Zuzug aus der EU spielt nach wie vor der
           10.000                                                               Zuzug aus Syrien und dem Irak (2017: +16.900 Personen)
               0                                                                eine bedeutende Rolle (Abb. 1.1.7). Hier dürfte sich
          –10.000                                                               ­bereits der Familiennachzug zu anerkannten Schutz­
          –20.000                                                                berechtigten auswirken. Auch der Wanderungs­gewinn
          –30.000                                                                Nord­rhein-Westfalens aus der Türkei, Russland und
                    2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017     ­anderen Ex-Sowjetrepubliken ist infolge der dortigen
             Fortzüge               Zuzüge            Saldo Zu- und Fortzüge     politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zuletzt
                                                                                 deutlich gestiegen (2017: +9.100 Personen netto).
         Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)               NRW.BANK 2019

14   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

Dagegen haben sich die Zuzüge vom Westbalkan (außer-                    145.000 Personen zu und 157.000 fort. Der Saldo war
halb der EU) und aus dem Maghreb drastisch reduziert.                   mit einem Verlust von jährlich 11.000 Personen zwar
Im Verhältnis zu diesen Regionen, aus denen 2015/2016                   klein. Doch insgesamt hat das Land seit 2010 knapp
viele Menschen zugezogen sind, verzeichnete Nord­                       90.000 Personen an das übrige Bundesgebiet verloren,
rhein-Westfalen in den Jahren 2016 und 2017 mehr                        vor allem nach Berlin, Bayern und Hamburg. Die einzigen
­A b- als Zuwanderer – vermutlich infolge der schlechten                Städte, die im vergangenen Jahrzehnt im Saldo Ein­
 Anerkennungschancen im Asylverfahren und der Rück-                     wohner aus anderen Bundesländern gewonnen haben,
 kehrprogramme der Bundesregierung.                                     sind Düsseldorf und Köln sowie in geringerem Maß auch
                                                                        Bonn, Münster, Gelsenkirchen und Herne.

Auslandszuzug ist die einzige landesweit
­positive Komponente der Bevölkerungs­                                  Zuwanderung sorgt für Verjüngung
 entwicklung                                                            der Bevölkerungsstruktur

Insgesamt hat Nordrhein-Westfalen seit dem Beginn der                   Die Zuwanderung hat in den vergangenen Jahren aber
starken Zuzüge im Jahr 2010 rund 730.000 Einwohner                      nicht nur die Einwohnerzahl anwachsen lassen, sondern
aus dem Ausland gewonnen. Damit ist der Zuzug aus dem                   auch für eine Verjüngung der Bevölkerung gesorgt: Die
Ausland die entscheidende Komponente der Bevölkerungs-                  Wanderungssalden sind besonders in den Altersgruppen
entwicklung geworden. Die meisten Kreise und kreis-                     bis 45 Jahre sehr positiv, dagegen bei Personen im
freien Städte verzeichneten in dieser Zeit einen Auslands-              ­Rentenalter sogar negativ (Abb. 1.1.8). Deutlich ist der
gewinn zwischen 1,5 und 5,5 Prozent ihrer Einwohner.                     Effekt auf die Altersstruktur im Land zu erkennen
Keine Region hat im Saldo an das Ausland verloren.                      (Abb. 1.1.9): Der Flüchtlingszuzug 2015 hat die über Jahre
                                                                        negative Entwicklung der Bevölkerung unter 45 Jahren –
                                                                        vor allem der potenziellen Familiengründer und ihrer
Fast in allen Regionen Verluste ins                                     Kinder – gebremst und leicht umgekehrt. Ob dieses
übrige Bundesgebiet                                                     Phänomen ein Strohfeuer war oder in den nächsten
                                                                        Jahren anhält, lässt sich auf der Basis dreier Jahres-
Sehr stark sind auch die Wanderungsverflechtungen mit                   zahlen noch nicht beantworten. Der Effekt wirkt
den übrigen Bundesländern. Im Durchschnitt der ver-                     sich bereits jetzt auf die Berechnung der zukünftigen
gangenen zehn Jahre zogen recht konstant jährlich rund                  Bevölkerungsentwicklung aus (S. 19 ff.).

Abb. 1.1.8: Wanderungssalden (Außenwanderung) nach Altersgruppen

Personen
120.000

100.000

 80.000

 60.000

 40.000

 20.000

     0

–20.000

–40.000

            2008            2009       2010   2011           2012            2013       2014          2015        2016         2017

   	
    unter 18 Jahre                             25 bis unter 45 Jahre                       	
                                                                                            6 5 Jahre und älter
   	
    18 bis unter 25 Jahre                     	
                                               4 5 bis unter 65 Jahre

Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)                                                                                     NRW.BANK 2019

                                                                                                         Wohnungsmarktbericht NRW 2018   15
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

         Abb. 1.1.9: Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen                  Abb. 1.1.10: Binnenwanderung im Vergleich mit anderen
         (seit Statistikkorrektur durch Zensus)                                  demografischen Komponenten

         Index (2011 = 100)                                                      Personen
         100,2                                                                   800.000

                                                                                 700.000
                                                                                                                                  Binnenwanderungen in NRW
         100,1
                                                                                 600.000

         100,0                                                                   500.000
                                                                                                                        Zuzüge nach NRW

                                                                                 400.000

             99,9
                                                                                                                                              Fortzüge aus NRW
                                                                                 300.000

                                                                                                                                                      Sterbefälle
             99,8                                                                200.000

                       2011     2012     2013     2014    2015   2016   2017                                                                           Geburten
                   Kinder/Jugendliche                                           100.000
                   Studium/Ausbildung (18–25 Jahre)
                    Familiengründer (25–45 Jahre)                                     0
                   „Mittelalte“ Personen (45–65 Jahre)
                                                                                            2008   2009   2010   2011    2012   2013   2014    2015    2016   2017
                    jüngeres Rentenalter (65–75 Jahre)
                    Betagte (+75 Jahre)
                    alle                                                         Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                         NRW.BANK 2019

         Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                  NRW.BANK 2019

         Nahezu unverändert – und unbeeinflusst von der                          Binnenwanderungstrends zuletzt
         ­Zuwanderung – hat sich dagegen der Zuwachs der                         stark verändert – vor allem in den
         hochbetagten Altersgruppe über 75 Jahre fortgesetzt,                    ländlichen Regionen
          und zwar flächendeckend im ganzen Land.
                                                                                  In den vergangenen zehn Jahren haben Binnenwande-
                                                                                  rungen über Gemeindegrenzen entscheidend zum
         Binnenwanderung als Umverteilungsfaktor                                  Wachstum der Großstädte und zu den Bevölkerungs­
         zwischen den Regionen                                                    verlusten vieler ländlich geprägter Regionen beigetragen.
                                                                                  Das betraf wirtschaftlich starke wie weniger starke
         Auch wenn sich die Außenwanderung etwas reduziert                        Kreise. In der ersten Hälfte des Jahrzehnts haben
         hat und der Einwohnerzuwachs nur mehr gering aus-                        davon nicht ausschließlich, aber in allererster Linie
         fällt, ist die Fluktuation der Bevölkerung immer noch                    die Kernstädte der Rheinschiene (und deren Umland),
         massiv. Neben Wanderungen über die Landesgrenzen                         die Universitätsstädte Aachen, Münster, Bielefeld und
         kommt der Binnenwanderung, das heißt Umzügen                             Paderborn, aber auch Ruhrgebietsstädte wie Essen,
         ­z wischen nordrhein-westfälischen Gemeinden, eine ent-                  Dortmund und ­Mülheim an der Ruhr profitiert (Abb.
          scheidende Bedeutung zu. In den vergangenen zehn Jahren                 1.1.11). In der ­z weiten Hälfte des Jahrzehnts hat sich das
          machte sie landesweit zwischen 50 und 60 Prozent aller                  Muster stark verändert: Zwar gewannen die meisten der
          Zu- und Fortzüge aus – in den Großstädten eher weniger,                 bis dahin wachsenden Großstädte weiterhin Einwohner
          in den Kreisen deutlich mehr. Ihr Gesamtvolumen ist                     dazu. Doch infolge des Flüchtlingszuzugs und seiner Um-
          seit Beginn des Jahrzehnts ebenfalls angestiegen und                    verteilung im Land, aber auch aufgrund zunehmender
          hatte infolge der Umverteilung der Flüchtlinge und Asyl-                Umlandwanderung verbuchten nun auch die meisten
          bewerber einen neuen Höchststand erreicht, zuletzt                      Kreise wieder positive Binnenwanderungssalden. Doch
          aber wieder etwas abgenommen (Abb. 1.1.10).                             in den peripheren ­Regionen Ost- und Südwestfalens gibt
                                                                                  es noch nennenswerte negative Salden. Bemerkenswert
                                                                                  ist dabei die positive Trendwende in den Hochschul­
                                                                                  städten Siegen und Kleve, aber auch die umgekehrte
                                                                                  Entwicklung in Aachen, Bielefeld, Essen, Bonn und
                                                                                  ­Düsseldorf, die nun Binnenwanderungsverlierer
                                                                                 ­geworden sind.

16   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

Abb. 1.1.11: Gewinne und Verluste im Rahmen der Binnenwanderung: Vergleich zweier 5-Jahres-Zeiträume

2008–2012 p. a.                                                                                         2013–2017 p. a.
                                                                                        MI                                                                                                       MI
                                                     ST                                                                                                 ST

                                                                                       HF                                                                                                   HF

                                                                                                                                        BOR
                                                                                  BI                                                                                                   BI             LIP
                                                          MS                                                                                               MS
                                  BOR                           WAF          GT              LIP
                                                                                                                                                                                  GT
                                               COE                                                                                                COE             WAF

           KLE                                                                                                     KLE
                      WES          RE                                                   PB         HX                                                                                        PB
                                                               HAM                                                            WES           RE                                                              HX
                               BOT                                                                                                                              HAM
                                                                                                                                      BOT
                              OB GE HER                   UN                                                                         OB   GEHER
                                                                                                                                                             UN             SO
                                                     DO                                                                                               DO
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                                      E
                           DU MH                                                                                                   DU MH E
                      KR                       EN HA                                                                          KR                  EN HA
             VIE                   ME                                                                               VIE                 ME
                              D         W                 MK
                                                                                                                                    D         W
                 MG                   SG RS                                                                              MG
                                                                           HSK                                                              SG RS                               HSK
                      NE                                                                                                      NE
                                                                OE                                                                                           MK       OE
       HS                          LEV                                                                        HS                        LEV GL
                                  K       GL                                                                                  BM                      GM
                                                      GM                                                                                K
                         BM                                           SI                                                 DN                                                SI
                 DN
      AC                                                                                                      AC
                                               SU                                                                                                SU
                                      BN                                                                                                    BN

                                                                                                                              EUS
                                                                                                                                                                        Verlust über 50 Personen
                   EUS
                                                                                                                                                                        Verlust bis 50 Personen
                                                                                                                                                                      	ausgeglichen (+/–10 Personen)
                                                                                                                                                                      	Gewinn bis 50 Personen
                                                                                                                                                                        Gewinn bis 150 Personen
                                                                                                                                                                      	Gewinn bis 250 Personen
                                                                                                                                                                        Gewinn über 250 Personen

Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik)                                                                                                                                                          NRW.BANK 2019

Mehr Umzüge sorgen für schnellere                                                                       Zuzug und Verteilung der Flüchtlinge
­Durchsetzung aktueller Preise im Bestand                                                               haben regionale Trends unterschiedlich
                                                                                                        stark verändert
Die Auswirkungen dieser Migrationsströme auf den
Wohnungsmarkt sind in ihren Facetten schwer einzu-                                                      In der Summe aller Einflussfaktoren – Außen- und
schätzen. Neben dem wichtigsten Aspekt, dem Netto­                                                      ­Binnenwanderung, Geburten-Sterbefall-Bilanz – zeigt
gewinn und der daraus entstehenden zusätzlichen                                                          sich, dass der Flüchtlingszuzug die regionalen Entwick-
­Wohnungsnachfrage, ist auch das Gesamtvolumen der                                                       lungsmuster kurzfristig stark beeinflusst, aber nicht völlig
 Zu-, Fort- und Umzüge wohnungsmarktrelevant. Im                                                         verändert hat. Im Saldo der Jahre 2014–2017 nämlich
 Jahr 2017 summierten sich allein die Zuzüge auf fast                                                    haben bei Weitem nicht alle Regionen gleichmäßig vom
 1,035 Millionen. Außen- und Binnenwanderer und die                                                     Flüchtlingszuzug profitiert (Abb. 1.1.12). Einen klaren
 der Fortgezogenen auf 984.000 Personen. Dazu kommen                                                     Trendbruch gibt es nur bei einigen Großstädten, die zuvor
 die innerstädtischen Umzüge, über die es keine landes-                                                 mit Einwohner­verlusten zu kämpfen hatten und nun
 weiten Statistiken gibt, die aber in einer ähnlichen                                                   wieder Gewinne verzeichnen – etwa im Ruhrgebiet und
 ­Größenordnung liegen dürften. 2                                                                       im bergischen Städtedreieck. Dazu hat aber auch die
                                                                                                        leerstands­getriebene Armutszuwanderung aus Südost-
Auch wenn ein Teil dieser Umzüge in bestehende Haus-                                                    europa ­beigetragen. In den bis dato schrumpfenden
halte erfolgt und dabei nicht immer ein ganzer Haushalt                                                 ländlichen Regionen – der Eifel, dem östlichen Ostwest-
umzieht, kann man davon ausgehen, dass in den ver­                                                      falen-Lippe und weiten Teilen des Oberbergischen
gangenen Jahren auch die Zahl der Wohnungswechsel                                                       Kreises, des Sauerlandes und des Wittgensteiner Landes
zugenommen hat – zumindest in bestimmten Gebieten.                                                       – hat die Flüchtlingszuweisung die Einwohner­verluste
Auf diese Weise setzt sich das aktuelle Marktniveau der                                                 zwar bremsen, aber nicht um­kehren können.
Mieten und Kaufpreise im Bestand schneller durch.

2
     ür eine Reihe von Groß- und Mittelstädten erhebt die NRW.BANK die Zahl der innerstädtischen Umzüge. Sie liegt – je nach Stadt bzw.
    F
    Bevölkerungsstruktur – zwischen 5 und 8 Prozent der Einwohnerzahl. Übertragen auf die Gesamtbevölkerung des Landes ergäbe das einen
    Wert zwischen 0,9 und 1,4 Mio. Umzügen.

                                                                                                                                                      Wohnungsmarktbericht NRW 2018                              17
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

         Abb. 1.1.12: Bevölkerungsentwicklung insgesamt                                                     Abb. 1.1.13: Bevölkerungsentwicklung nach
         2014–2017 (seit Beginn des Flüchtlingszuzugs)                                                      Gemeindegröße

                                                                                                            Index (2011 = 100)
                                                                                                            104
                                                                                                MI
                                                         ST
                                                                                           HF

                                        BOR                                                                 103
                                                                              GT      BI
                                                              MS                                 LIP
                                                   COE               WAF

                  KLE
                                                                                            PB              102
                                            RE                                                         HX
                                                                   HAM
                              WES     BOT
                                     OB   GEHER               UN
                                                         DO
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                                   DU MH E
                              KR                   EN HA                                                    101
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                                              W               MK
                                    D
                        MG     NE           SG RS                               HSK
              HS                                                    OE
                                        LEV
                                              GL         GM                                                 100
                                        K
                               BM
                                                                           SI
             AC         DN
                                                 SU
                                            BN
                                                                                                                99

                                                                                                                      2011       2012   2013     2014     2015   2016   2017
                             EUS
                                                              Rückgang (49)
                                                              konstant +/– 50 Personen (52)                         Nordrhein-Westfalen
                                                            	Gewinn bis 200 Personen (79)                          Großstädte über 200.000 Einwohner
                                                              Gewinn bis 500 Personen (105)
                                                                                                                     Großstädte bis 200.000 Einwohner
                                                            	Gewinn bis 2.000 Personen (87)
                                                              Gewinn über 2.000 Personen (24)                       Mittelstädte (20.000–100.000 Einwohner)
                                                          NRW: +1,6%                                                 Gemeinden unter 20.000 Einwohnern

         Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)                                             NRW.BANK 2019    Daten: IT.NRW (Bevölkerungsstatistik)               NRW.BANK 2019

         Auch wenn die Einwohnerstatistiken für diesen Zeitraum                                             Im Saldo haben Großstädte mit über 200.000 Einwoh-
         nicht ganz verlässlich sind, lässt sich doch ein Muster                                            nern am stärksten gewonnen, die kleineren Kommunen
         erkennen: Während im Jahr 2015 fast alle Gemeinden                                                 nur im Jahr des Flüchtlingszuzugs selbst. Dass die
         mehr Einwohner durch Zuweisungen verbuchen konnten,                                                Wohnsitzauflage, die Ende 2016 in Kraft trat, durchaus
         war bereits das Jahr 2016 von einer Rückkehr zu den                                                eine Wirkung erzielt hat, lässt die regionale Bevölke-
         vorigen Trends gekennzeichnet. Dass in diesem Jahr                                                 rungsentwicklung 2017 vermuten, die für Kommunen
         insbesondere die kreisangehörigen Gemeinden wieder                                                 unter 20.000 Einwohnern keine Änderung mehr zeigt
         Bevölkerung verloren haben, deutet darauf hin, dass                                                (Abb. 1.1.13).
         viele Schutzsuchende von dort in Richtung der Groß-
         städte umgezogen sind. Diese haben wohl zusätzlich
         noch den Großteil des unkontrollierten Zuzugs von
         Flüchtlingen aus anderen Bundesländern aufgenommen.

18   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

Zukünftige Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung
Ende 2018 hat die Landesregierung die neue „Bevölke-
rungsvorausberechnung 2018–2040/60“ veröffentlicht.                                         Abb. 1.1.14: (Zukünftige) Entwicklung der Einwohnerzahl
Das Grundmuster bleibt ähnlich wie in der Vorgänger-                                        im Vergleich verschiedener Prognosen
rechnung von 2014, allerdings hält die Phase des
­B19,0
     evölkerungswachstums länger an. Nach den alten                                         Mio. Einwohner
   Mio. (Zukünftige) Entwicklung der Einwohnerzahl
 ­ZEWahlen    hätteder
        im Vergleich    der   Wendepunkt, ab dem die Einwohner-
                          Modellrechnungen                                                   19,0

zahl wieder zurückgeht, im Jahr 2026 ­gelegen. Den
  aktuellen
   18,5           Daten zufolge beginnt der R                  ­ ückgang erst
                                                                                             18,5
  2033 (Abb. 1.1.14); der derzeitige ­Bevölkerungsstand
                                                Vorausberechnung IT.NRW 2018-2040/60                tatsächliche Entwicklung
von 17,912 Mio. Einwohnern würde aber erst mit dem                                                  inkl. Korrektur durch
                                                                                                                                             Vorausberechnung IT.NRW
                                                                                                                                                      2018–2040/2060
Jahr 2049 wieder erreicht. Für die nächsten Prognose-
   18,0                                                                                             Zensus 2011
                                                           Prognose IW 2016-2035             18,5
zeiträume          liegt die Bevölkerung gut 330.000 Einwohner
        tatsächl. Entwicklung
        inkl. Korrektur
(im Jahr       2025)
        durch Zensus  2011 bzw. knapp 430.000 Einwohner     IT.NRW 2014-2040/60(im Jahr
                                                            Vorausberechnung

   17,5
2030) über der alten ­Vorausberechnung.    Vorausberechnung
                                                                                             17,5
                                                                                                                                      Vorausberechnung IT.NRW
                                                                                                                                               2014–2040/2060
                                        IT.NRW 2011-2030

Für das höhere Ergebnis der neuen Vorausberechnung
 17,0
gibt es verschiedene Gründe:                                                                 17,0
                                                                                                                         Vorausberechnung IT.NRW 2011–2030

   	Der wichtigste Faktor ist die um knapp
16,5
                                                 240.000
                                              Daten: IT.NRW, IW Köln

     ­Einwohner höhere Ausgangsbasis infolge2030
   2005      2010     2015     2020     2025
                                                       des         2035
                                                                                             16,5

      ­Flüchtlingszuzugs 2015/2016. Bis auf Düsseldorf,
       Dortmund, Aachen und Leverkusen hatten alle
       Kreise und kreisfreien Städte den Bevölkerungs-                                         0

       stand, den die alte Vorausberechnung für 2017                                           2005          2010       2015       2020      2025       2030     2035

       prognostiziert hat, bereits um 1 bis 3 Prozent
       überschritten.                                                                       Daten: IT.NRW                                            NRW.BANK 2019

   	Infolge der zuzugsbedingten Verjüngung werden in
     den nächsten Jahren auch mehr Menschen geboren
     als in der alten Rechnung. Ab 2020 soll das der­
     zeitige Geburtendefizit von 31.000 Einwohnern p. a.                                    Die höheren Wanderungsannahmen basieren wie in
     aber wieder größer werden und bis 2030 dann auf                                        der Vorgängerrechnung auf der Überlegung, dass die
     52.000 Personen anwachsen. Kurz danach über-                                           Wirtschaft aufgrund des Fachkräftemangels auf Zu­
     schreitet das Geburtendefizit den Zuwanderungs-                                      wanderung angewiesen ist. So erleichtert das Gesetz
     gewinn und führt zum Rückgang der Gesamt­                                              zur Fachkräfteeinwanderung, das Ende 2018 vom
     bevölkerung wie in den 2000er-Jahren.                                                ­Bundeskabinett beschlossen wurde, nun auch den
                                                                                           ­Zuzug qualifizierter Nicht-EU-Bürger. Dabei ist es aber
   	Zudem geht IT.NRW von einem nochmals leicht                                            wichtig festzuhalten, dass gerade die Zuwanderung aus
     höheren Wanderungsgewinn aus. Fast bis 2030                                            dem Ausland langfristig kaum zu prognostizieren ist, da
     rechnet IT.NRW mit jährlich 70.000 Personen Zu-                                        sie nicht nur von politischen Rahmensetzungen, sondern
     wachs aus dem Ausland (bisher +65.000 ab 2025).                                        auch von der wirtschaftlichen Entwicklung im In- und
     Saldiert mit dem Verlust ins übrige Bundesgebiet,                                      Ausland abhängt.
     der leicht zurückgehen soll, gewinnt Nordrhein-
     Westfalen jährlich 60.000 Einwohner.

                                                                                                                                 Wohnungsmarktbericht NRW 2018          19
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

        Für die folgende Darstellung der Regionalergebnisse                                              Das grundsätzliche Muster ändert sich jedoch nicht:
        wird nur die mittelfristige Perspektive bis 2030                                                 Auch wenn der Rückgang etwas schwächer ausfällt,
        ­betrachtet. Im Vergleich der Entwicklung von 2018 bis                                          würde nach der Berechnung bis 2030 fast die Hälfte der
         2030 zeigt sich erwartungsgemäß, dass in der neuen                                             Städte und Kreise Bevölkerung verlieren (Abb. 1.1.16).
         Vorausberechnung fast alle Kreise und kreisfreien                                              Das Wachstum konzentriert sich immer noch auf die
         ­Städte höhere Zuwächse verbuchen als nach den alten                                           Rheinschiene und ihr Umland, die Städte Aachen,
          Daten (Abb. 1.1.15): Entweder fällt das Wachstum                                              ­Münster und Bielefeld, Dortmund und Essen und wenige
          ­stärker oder der Rückgang geringer aus. Für einige                                          wirtschaftsstarke Kreise. Jedoch erwarten zahlreiche
           ­Regionen (Bielefeld, Gütersloh, Warendorf, Bottrop,                                        Kreise und Städte im Rheinland, Ruhrgebiet und
            Oberhausen und Viersen) verändert sich das Ergebnis                                        ­Münsterland nun statt Schrumpfung eine stabile bis
            kaum. Nur für Hamm, Duisburg, den Rhein-Erft-Kreis                                          leicht positive Bevölkerungsentwicklung.
            und den Kreis Kleve ist der Zuwachs kleiner als nach
            den bisherigen Schätzungen.                                                                Die für die Wohnungsnachfrage entscheidendere Haus-
                                                                                                       halteprognose war bis Redaktionsschluss noch nicht
                                                                                                       veröffentlicht. Doch zeigt schon die Bevölkerungsvoraus-
                                                                                                       berechnung, dass der Neubaubedarf gegenüber der
                                                                                                       heutigen Situation in vielen Regionen so bald nicht zu-
                                                                                                       rückgehen, sondern mittelfristig weiter wachsen wird.

           Abb. 1.1.15: Vergleich der Entwicklung 2018–2030                                            Abb. 1.1.16: Berechnete Bevölkerungsentwicklung
           nach der aktuellen und der vorigen Vorausberechnung                                         in den Regionen bis 2030 (%)

                                                                                       MI                                                                                          MI
                                                          ST                                                                                         ST
                                                                                      HF                                                                                           HF
                                      BOR
                                                                                 BI                                              BOR                                          BI
                                                          MS                                LIP                                                      MS                                 LIP
                                                                          GT                                                                                            GT
                                                    COE        WAF                                                                             COE           WAF

                KLE                                                                                         KLE
                                        RE          HAM                                                                             RE
                                                                                      PB          HX                            BOT                        HAM                     PB         HX
                            WES  BOT                                                                                    WES
                                OB   GE HER      UN                                                                            OB GEHER               UN
                                                                     SO                                                                                            SO
                              DU              DO                                                                                                DO
                                    E    BO                                                                                               BO
                                 MH                                                                                          DU MH E
                           KR              EN HA                                                                       KR                   EN HA
                    VIE            ME                                      HSK                                  VIE
                                                 MK                                                                                                                     HSK
                               D       W                                                                                   D ME W                     MK
                      MG    NE      SG RS                                                                         MG    NE    SG RS
               HS                     LEV                      OE                                          HS                    LEV                         OE
                                            GL       GM                                                                                GL       GM
                                      K                                                                                          K
                                 BM                                  SI                                                  BM                                        SI
                      DN                                                                                  AC      DN
               AC                              SU                                                                                         SU
                                          BN                                                                                         BN

                           EUS                                                                                         EUS

                                                                                                                                                        Rückgang über 4% (3)
                                                                                                                                                        Rückgang bis 4% (10)
                                                 mehr als 1.000 Einwohner weniger (4)                                                                   Rückgang bis 2% (9)
                                                 kaum verändert (+/–1.000 Einwohner) (6)                                                              	kaum Veränderung (+/–1%) (10)
                                                 bis 4.000 Einwohner mehr (22)                                                                          Zuwachs bis 2% (7)
                                               	bis 8.000 Einwohner mehr (17)                                                                        	Zuwachs bis 4% (8)
                                                 über 8.000 Einwohner mehr (4)                                                                          Zuwachs über 4% (6)

           Daten: IT.NRW (Bevölkerungs-                                          NRW.BANK 2019         Daten: IT.NRW (Bevölkerungs-                                           NRW.BANK 2019
           vorausberechnungen 2014 und 2018)                                                           vorausberechnungen 2014 und 2018)

20 Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

1.2 Entwicklung der Haushalte und Familienstrukturen

Zahl der Haushalte nimmt weiter zu                                                Zuwanderung bremst den Rückgang der
                                                                                  Familienhaushalte
Im Jahr 2017 hat die Zahl der Privathaushalte in Nord­
rhein-Westfalen nochmals leicht auf 8.761.000 zuge-                               Infolge der demografischen Alterung verändern sich
nommen (+0,7%). Die (noch) aktuelle Modellrechnung                                auch die Haushalts- und Familienstrukturen. Dabei
von IT.NRW 3 aus dem Jahr 2014 geht davon aus, dass                               zeigt sich jedoch eine wichtige Neuerung: Der in den
die Zahl der Haushalte in Nordrhein-Westfalen bis 2040                            vergangenen Jahren beobachtete Trend zum Rückgang
sehr langsam, aber kontinuierlich wachsen und im Jahr                             der Familienhaushalte hat sich in den aktuellen Mikro-
2040 die 9-Millionen-Grenze überschreiten wird. Zu-                               zensusdaten5 nicht weiter fortgesetzt (Abb. 1.2.1). Das
sätzlich erwartete eine gemeinsame Modellrechnung                                 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit6 auf die verjüngende
von Bauministerium und NRW.BANK aus dem Jahr 2016                                 Wirkung der Zuwanderung – den Zuzug junger Arbeit-
infolge des Flüchtlingszuzugs einen Zuwachs von                                   nehmer aus dem EU-Ausland, aber auch von Flücht-
200.000 Haushalten bis zum Jahr 2020.4                                            lingsfamilien mit Kindern – zurückzuführen.

Die neue Haushaltemodellrechnung von IT.NRW, die den
Flüchtlingszuzug und seine Folgen mitberücksichtigt,
war bis Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht. 3
Wie in der bisherigen Berechnung dürfte die Zahl der
Haushalte in der Landessumme nicht vor dem Jahr 2040
wieder abnehmen.

Abb. 1.2.1: Entwicklung der Familientypen in                                       Abb. 1.2.2: Anteil der Familienhaushalte an allen
Nordrhein-Westfalen                                                               ­Privathaushalten 2017

Tsd. Familien/Haushalte
4.000
                                                                                                                                                                   MI
                                                                                                                                    ST
                                                                Alleinlebende                                                                                     HF

                                                                                                               BOR                                           BI
                                                                                                                                    MS                                  LIP
3.000                                                                                                                                                  GT
                                                                                                                             COE            WAF

                                                                                        KLE
                                        Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester)
                                                                                                                    RE                    HAM                     PB          HX
                                                                                                    WES       BOT
                                                Familien mit Kindern (gesamt)                                OB   GEHER              UN
                                                                                                                                                  SO
                                                                                                                              DO
                                                                                                                        BO
                                                                                                                   E
2.000                                                                                                    DU MH
                                                                                                   KR                       EN HA
                                                                                            VIE                ME
                                                                                                          D          W               MK                HSK
                                     darunter Familien mit Kindern < 18 Jahren                MG    NE             SG RS
                                                                                       HS                      LEV                          OE
                                                                                                                       GL      GM
                                                                                                               K
1.000                                                                                                   BM                                        SI
                                                                                              DN
                                                                                       AC                               SU
                                                                                                                   BN                                     weniger als 19% (8)
                                                                                                                                                          bis 21% (16)
                                                                                                   EUS                                                    bis 23% (17)
                             darunter Alleinerziehende mit Kindern < 18 Jahren
    0                                                                                                                                                     bis 25% (8)
                                                                                                                                                          über 25% (4)
        2008   2009   2010    2011    2012   2013    2014   2015    2016   2017                                                                        NRW: 21%

Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2015–2017)                         NRW.BANK 2019      Daten: IT.NRW (Mikrozensus)                                                     NRW.BANK 2019

3
   ie bisherigen Modellrechnungen des Landes hat die NRW.BANK in früheren Publikationen dargestellt. Die neue Modellrechnung (2018–2040/2060)
  D
  war bis Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht und wird ab Februar 2019 erscheinen.
4
  Die Flüchtlingsmodellrechnung wurde im Wohnungsmarktbericht NRW 2016 vorgestellt und wird im Anhang (Kap. „Datengrundlagen“) erläutert.
5
   Jährliche Befragung von 1 Prozent aller Haushalte in ganz Deutschland, darunter auch Nordrhein-Westfalen.
6
    A llerdings ist auch nicht völlig auszuschließen, dass hier eine Änderung im Mikrozensusverfahren hineinspielt, die zur Folge hat, dass seit 2016
     Neubaugebiete (und damit junge Familien) besser erfasst werden als zuvor. Erst die Erhebungen der nächsten Jahre werden dazu Klarheit schaffen.

                                                                                                                                         Wohnungsmarktbericht NRW 2018             21
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

         Mehr Familien in vielen Großstädten und                                                                   im Ruhrgebiet – nehmen an dieser Entwicklung teil
         wachsenden Kreisen                                                                                        (Abb. 1.2.3 rechts). Dadurch steigt in diesen Regionen
                                                                                                                   auch wieder der Bedarf an familientauglichen, großen
         Dabei tritt diese Entwicklung nicht gleichmäßig in allen                                                  Wohnungen und Häusern sowie der entsprechenden
         Regionen auf. Zunächst ist festzustellen, dass die eher                                                   Infrastruktur.
         ländlich geprägten Kreise sowie das Umland vieler Groß-
         städte immer noch die höchsten Anteile von Familien
         mit Kindern unter 18 Jahren haben (Abb. 1.2.2). Nur                                                       Zunahme der Alleinlebendenzahl hat sich
         wenige Kreise (Lippe, Höxter, Wesel, Viersen und Düren)                                                   nochmals verstärkt
         sind schon so gealtert, dass der Anteil eher mit Groß-
         städten vergleichbar ist. Andererseits ist die Familien-                                                  Die zunehmende Lebenserwartung und eine bessere
         zahl in der langfristigen Betrachtung (2007–2017) nur                                                     Lebensqualität im Alter führen ebenso wie eine spätere
         in – wenigen – Großstädten gestiegen, nämlich in Köln,                                                    Familiengründung und höhere Trennungsraten zu einer
         Düsseldorf, Münster und Bielefeld (Abb. 1.2.3 links).                                                     Zunahme der Alleinlebenden und 2-Personen-Haushalte.
         Doch in den vergangenen Jahren (2012–2017) hat sich                                                       In Großstädten wie Köln oder Düsseldorf stellen beide
         dieser Trend in einigen Regionen geändert: Aufgrund                                                       Typen zusammen inzwischen etwa 80 Prozent aller
         des ­Wanderungsdrucks in den wachsenden Kernstädten                                                       Haushalte. Die Gruppe der Alleinlebenden setzt sich zu
         nehmen nun die Familienhaushalte vielerorts auch in                                                       je etwa einem Drittel aus jüngeren Singles (15–44 Jahre),
         deren Umland zu (Rheinschiene, Münsterland). Aber                                                         Personen im Rentenalter (65 Jahre und mehr) sowie
         auch wirtschaftsstarke Kreise sowie Kernstädte mit bis                                                    aus „mittelalten“ Personen (45–64 Jahre) zusammen.
         dato nicht sehr ausgeprägten Wachstumsraten – etwa                                                        Zwar ist auch die Zahl jüngerer Singles infolge der

         Abb. 1.2.3: Regionale Entwicklung der Familienhaushalte mit Kindern unter 18 Jahren
         im lang- und kurzfristigen Mittel

         2007–2017                                                                                                 2012–2017
                                                                                                                                                                                                            MI
                                                                                                   MI
                                                                   ST                                                                                                     ST
                                                                                                  HF                                                                                                       HF

                                            BOR                                              BI                                                      BOR                                              BI
                                                                   MS                                   LIP                                                               MS                                     LIP
                                                                                      GT                                                                                                       GT
                                                          COE              WAF                                                                                     COE              WAF

               KLE                                                                                                      KLE

                               WES              RE                                                            HX                                         RE                     HAM
                                         BOT                             HAM                      PB                                              BOT                                                      PB          HX
                                                                                                                                        WES
                                        OB   GE HER                 UN                                                                           OB   GE
                                                                                  SO                                                                    HER                    UN          SO
                                                              DO                                                                                                     DO
                                    DU               BO                                                                                                       BO
                                                E                                                                                            DU MH E
                                         MH
                              KR                         EN HA                                                                         KR                       EN HA
                   VIE                      ME                                                                              VIE                      ME                                         HSK
                                        D         W                                    HSK                                                       D         W               MK
                                                                    MK
                     MG        NE                                                                                             MG        NE
                                                SG RS                                                                                                    SG RS
              HS                                                           OE                                          HS                                                           OE
                                            LEV                                                                                                      LEV
                                                    GL                                                                                                     GL        GM
                                                              GM
                                            K                                                                                                        K
                                   BM                                            SI                                                         BM                                            SI
                         DN                                                                                                       DN
              AC                                         SU                                                           AC                                        SU
                                                BN                                                                                                       BN

                                                                                                                                       EUS
                              EUS

         NRW: –0,8% p. a.                                                                                          NRW: –0,1% p. a.
         Mittlere jährliche Entwicklung
            	Rückgang über 2,0% p. a.                                          	Rückgang bis 1,5% p. a.             konstant (+/–0,3% p. a.)                                            	Zunahme über 1,0% p. a.
              Rückgang bis 2,0% p. a.                                           	Rückgang bis 1,0% p. a.             Zunahme bis 1,0% p. a.

         Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2007–2017)                                                                                                                                                         NRW.BANK 2019

22   Wohnungsmarktbericht NRW 2018
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

Bezahlbarer Wohnraum
in Hochpreisregionen
Gerade in teuren Regionen wie der Rheinschiene
fällt es vielen Mietern schwer, bezahlbare Wohnungen
zu finden. Das größte Wohnungsunternehmen in
Bonn, die kommunale Vereinigte Bonner Wohnungs-
bau AG (VEBOWAG), engagiert sich schon lange im
geförderten Wohnungsbau. Im Stadtteil Lengsdorf
hat sie mit Wohnraumfördermitteln des Landes
49 Wohnungen errichtet. Die 1- bis 4-Zimmer-­
Wohnungen sind alle barrierefrei und mit Balkonen
oder Terrassen ausgestattet. Damit zukünftig auch
andere Investoren mehr Neubau im preisgünstigen
Segment errichten, hat die Stadt Bonn Anfang 2017
bei Neubauprojekten eine Mindestquote für ge­
förderten Wohnraum beschlosssen (derzeit 40%).

                                                        Wohnungsmarktbericht NRW 2018   23
Entwicklung der Wohnungsnachfrage

        ­ uwanderung und wachsender Studierendenzahlen
        Z                                                                               Abb. 1.2.4: Entwicklung der Alleinlebenden nach
        zuletzt wieder spürbar gewachsen. Vor allem war aber                            Altersgruppen
        die mittlere Altersgruppe, in der sich momentan die
        geburtenstarken Babyboomer-Jahr­gänge der 1950er-                               Tsd. Personen

        und 1960er-Jahre befinden, für den spürbaren Anstieg                            1.600

        der Alleinlebenden in den vergangenen Jahren verant-
        wortlich (Abb. 1.2.4).
                                                                                                                               alleinlebende Rentner (über 65 Jahre)
                                                                                        1.200

        Vor allem Babyboomer-Generation lässt                                                                                 jüngere Singles (15–44 Jahre)
        ­A lleinlebendenzahl steigen
                                                                                                                                           „mittelalte“ Alleinlebende
                                                                                                                                                        (45–65 Jahre)
        Was bedeutet diese Entwicklung für die Wohnungs­                                 800

        nachfrage? IT.NRW hat vor Kurzem sozioökonomische
        Merkmale „mittelalter“ Alleinlebender analysiert7 und
          stellt dabei starke Unterschiede zwischen Männern und
          Frauen fest. Am meisten hat in dieser Gruppe die Zahl                          400

          der Männer zugenommen. Der Großteil (58%) von ihnen
          war nie verheiratet, während von den alleinlebenden
          Frauen in dieser Altersgruppe nur 43% unverheiratet
          waren. Rund ein Drittel ist geschieden, ein kleiner Teil                         0

          verwitwet (Frauen zu 15%, Männer zu 3%). Männer                                       2008    2009   2010   2011   2012   2013   2014    2015   2016    2017

          wie Frauen haben eine deutlich überdurchschnittliche
          SGB-II-Quote (13–17%), auch ihr Armutsrisiko ist dop-                         Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2015–2017)                       NRW.BANK 2019
          pelt so hoch wie bei Personen in Mehrpersonenhaus­
        halten. Frauen sind allerdings überdurchschnittlich
        ­häufig in Führungspositionen und in Vollzeit tätig.
          Fazit: Die Altersgruppe ist zu heterogen, um einen
         ­spezifischen Wohnungs­bedarf abzuleiten. Ihre Zunahme
          ist zum Teil, aber auf keinen Fall eins zu eins mit einer
          steigenden Nachfrage nach kleinen Wohnungen gleich-
          zusetzen.

        7
            I T.NRW (2017): Alleinlebende in Nordrhein-Westfalen. Ergebnisse des Mikrozensus. Statistik kompakt 11/2017. Hier wurde die Altersgrenze für die
             „mittelalte“ Bevölkerungsgruppe zwar anders gezogen (35–64 Jahre), die Strukturen dürften jedoch ähnlich sein.

24 Wohnungsmarktbericht NRW 2018
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