Die nationale Varietät des plurizentrischen Persisch in Zentralasien
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Die nationale Varietät des plurizentrischen Persisch in Zentralasien
Mehrdad Saeedi Die nationale Varietät des plurizentrischen Persisch in Zentralasien Iranische Sichtweisen auf das Tadschikische
Mehrdad Saeedi Unabhängiger Postdoc, Oberschullehrer im Berliner Schuldienst und für Berliner Gerichte und Notare ermächtigter Persisch-Übersetzer, Berlin, Deutschland Diese Arbeit entstand als eine Dissertationsschrift an der Humboldt-Universität zu Berlin, welche erstmals 2018 unter dem Titel „Wiederentdeckung von sprachlicher Gemeinsamkeit. Iranische Sichtweisen auf das Tadschikische als nationale Varietät des plurizentrischen Persisch“ von der Universitätsbibliothek in digitaler Form veröffent- licht wurde. Das ordnungsgemäße Promotionsverfahren nach der Promotionsordnung der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät vom 24. August 2016 wurde am 09.11.2018 abgeschlossen. ISBN 978-3-662-64097-5 ISBN 978-3-662-64098-2 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-64098-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2021 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustim- mung der Verlage. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografi- sche Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Anna Pietras J.B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany
„Gleichsprachigkeit ist Verwandtschaft und Verbundenheit Der Mensch im Dasein der Unvertrauten ist wie gefangen Vielleicht sind ein Inder1 und ein Turke2 gleichsprachig Und vielleicht zwei Turken zwei Fremde Die Sprache der Vertrautheit ist ja eine andere Besser als Gleichsprachigkeit ist Gleichherzigkeit Denn ohne Rede, Zeichen und Schrift 1 In dieser Arbeit wird lediglich aus Gründen der besseren Lesbarkeit die maskuline Form zur Bezeichnung von Personen aller Geschlechter gebraucht. Die Verwendung des generischen Maskulinums darf also nicht als eine bestimmte Personengruppen in ihrem Selbstverständnis ignorierende oder ausschließende Haltung des Verfassers dieser Arbeit gedeutet werden. 2 „Turke“ bezieht sich auf alle Turkvölker und nicht unbedingt die in der Türkei lebenden turksprachigen Menschen.
Tausende Übersetzungen kommen aus dem Herzen empor.“3 Jalāleddı̄n Mohammad Balkhı̄, bekannt als Rumı̄ (1207–1273) 3Vom Autor sinngemäß und metrisch frei übersetzt aus dem persischen Original, dem ersten Buch von Masnavı̄-ye Ma navı̄: Die Geschichte vom Wiedehopf und Salomon und die Frage der Prädestination
Danksagung A… … allen, Die das Werden Dieses Buches Mit Rat Und Tat Mit Lob Und Mut Möglich machten, Allen… … meinen Ungleich gleichsprachigen Iranischen, Tadschikischen Freunden, Herzensfreunden. Berlin Mehrdad Saeedi 30.06.2021 VII
Transkriptionstabelle Für die Transkription der iranisch-persischen und tadschikisch-persischen Varie- tät wurde ein vereinfachtes Umschriftsystem verwendet, das auf dem „Leitfaden zur Transkription des Neupersischen“4 von Werner/Devos von der Universi- tät Marburg basiert. Unter vom Autor vorgenommener Vereinfachung ist zu verstehen, dass beim vorliegenden System, anders als im Fall des Marburger Sys- tems, für leichte Lesbarkeit für jedermann auf eine vermehrte Verwendung von Diakritika verzichtet wurde. Zudem wurden in wenigen Fällen international aner- kannte, ans englische Lautsystem bzw. Transkriptionssystem angelehnte Zeichen aus zeichenökonomischen Gründen bevorzugt, z. B. statt der vier Schriftzeichen umfassenden, in der deutschen Orthografie üblichen Buchstabenfolge für den Laut /tЀ/ wurde das Zeichen gewählt. Das vollständige, drei Schriften umfassende Umschriftsystem in dieser Arbeit ist tabellarisch wie folgt dargestellt: Arabisch-persische Zeichen IP-Umschrift Kyrillisch-tadschikische Zeichen TP-Umschrift a; ā ; a; ō b b پ p p ت t t ث s s j j 4https://www.uni-marburg.de/cnms/iranistik/studium/materialien/transkription.pdf (Abruf- datum: 09.08.2017) IX
X Transkriptionstabelle Arabisch-persische Zeichen IP-Umschrift Kyrillisch-tadschikische Zeichen TP-Umschrift چ ch ch ح h h خ kh kh د d d ذ z z ر r r ز z z ژ zh zh س s s ش sh sh ص s s ض z z ط t t ظ z z ; , غ gh gh ف f f ق q q ک k k گ g g ل l l م m m ن n n v, ū; o ; ; v, u, ū ه h h y, ı̄; e ; , ; ; y; ē; i; ı̄ – – yō – – yu – – ya
Allgemeine und theoretische Grundlagen Einleitung Diese Arbeit ist weder eine Gesamtdarstellung des tadschikischen Persisch in Zentralasien noch eine kontrastive Studie zu den persischen Varietäten in Iran und Tadschikistan. Vielmehr befasst sie sich mit ausgewählten Aspekten der tadschiki- schen Varietät auf der Grundlage von iranischen Quellen seit dem 20. Jahrhundert. Mit anderen Worten handelt es sich hierbei um eine umfassende, soziolinguisti- sche Untersuchung der Sprachauffassungen und -einstellungen der Kultureliten Irans als mit Abstand größte Sprachgemeinschaft innerhalb des auch Afghanistan umfassenden persischen Sprachraums zur kleinsten persischsprachigen Sprach- gemeinschaft der Tadschiken in Zentralasien mit aktuell etwa zehn Millionen Erstsprechern. Problemstellung Zur Einstimmung in eine aktuelle iranische Generalperspektive auf das Tadschi- kische erscheint es sinnvoll, kurz auf eine Begegnung des Verfassers der Arbeit mit dem tadschikischen Journalisten der BBC Persian, Suhrōb Ziyō im Frühling 2017 in Duschanbe einzugehen. Diese Begegnung erfolgte mit der Absicht einer Interview-Führung mit Ziyō als einem der wenigen tadschikischen Journalisten, die regelmäßig aus Tadschikistan für ein mehrheitlich iranisches und afghani- sches Publikum berichten und eine erheblich direkte Rolle bei der Prägung des Ersteindrucks dieser Publikumsgruppen über Tadschikistans aktuelles Geschehen sowie die sprachlichen Merkmale der Tadschiken spielen. Ziyōs Sprachverwen- dung5 ist nämlich eindeutig tadschikisch, sowohl lautlich-prosodisch als auch 5 Für ein Beispiel seiner Aussprache als Journalist des Fernsehdienstes der BBC Persian im Interview mit Tadschiken siehe: http://www.bbc.com/persian/world-39047483 (Abrufdatum: 07.08.2017) XI
XII Allgemeine und theoretische Grundlagen in der Lexik und Grammatik, und zwar erkennbar anders als seine zwei nicht- iranischen Kollegen im mehrheitlich iranisch besetzten Team der BBC Persian, dem afghanisch-stämmigen Jamāl Mūsavı̄6 und dem tadschikisch-stämmigen Dōriyūsh Rajabiyōn7 , die beide lange Zeit in Iran gelebt haben bzw. dort sozia- lisiert wurden und deshalb eine dermaßen iranisierte Aussprache haben, dass man, ohne ihre Biographien zu kennen, kaum auf ihre nicht-iranische Herkunft käme. Zurück zu Suhrōb Ziyō: Dieser antwortete auf die im freien bzw. leicht strukturierten Interview gestellte Frage nach seiner persönlichen Arbeitserfahrung mit dem iranisch dominierten Team der BBC Persian in Sachen Sprachverwen- dung sinngemäß Folgendes: Bereits zu Beginn seiner Zusammenarbeit mit dem BBC-Team in den 1990er Jahren ist er auf einen offenen Widerstand seitens vieler seiner iranischen Kollegen gestoßen. Diese waren nämlich nicht damit ein- verstanden, dass Ziyō in seinen journalistischen Arbeiten für die BBC Persian tadschikische Sprachmerkmale verwendete. Ihr Hauptargument bestand darin, dass nicht jeder beliebig seine regionale Varietät verwenden könnte, weil schließ- lich nicht alle Iraner die Teheraner Varietät, die die v. a. lautliche Grundlage der Standardsprache in Iran bildet, als Muttersprache haben, sondern andere regio- nale Varietäten, die überall in Iran verbreitet sind und die sie freilich nicht in ihrer professionellen Arbeit für die BBC Persian verwenden würden. Mit Blick auf Suhrōb Ziyōs Erfahrung kann man ins Thema einführend von einem iranischen Widerstand gegen sprachliche Variation gesprochen werden, die in diesem o. g. Fall sehr vage bleibt. Weiterhin wird nicht genauer definiert, wel- che Aspekte der Sprachverwendung davon betroffen wären, d. h. Laut und/oder Lexik und/oder Grammatik. Dieser aktuelle Widerstand wird für diese Arbeit als Problemstellung sowie Vorannahme zugleich angenommen, nach welchen die überwiegende Mehrheit der iranischen Kultureliten auch in der Vergangenheit ähnlich eingestellt waren. Entstehung dieser Arbeit Die vorliegende Arbeit ist eine iranistisch-soziolinguistische Dissertationsschrift, die im Rahmen der Promotion des Verfassers in den Jahren 2012 bis 2017 am Seminar für Zentralasien-Studien an der Kultur-, Sozial- und Bildungswissen- schaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden ist. Gefördert wurde das Projekt von der Frankfurter FAZIT-STIFTUNG. 6 Für ein Beispiel seiner Aussprache als Nachrichtenmoderator des Fernsehdienstes der BBC Persian im Interview mit einem Iraner siehe: https://www.youtube.com/watch?v=WfYNjE QUI7o (Abrufdatum: 07.08.2017) 7 Für ein Beispiel seiner Aussprache als Moderator des Radiodienstes der BBC Persian siehe: http://www.bbc.com/persian/tv-and-radio-38205454 (Abrufdatum: 07.08.2017)
Allgemeine und theoretische Grundlagen XIII Die Verfassungsphase selbst erfolgte nach der Umänderung des Projektthemas in den Jahren 2015 bis 2017. Die dafür erforderliche Recherchearbeit, Quellen- sammlung und folglich die Projektumschreibung erfolgten in den Jahren 2013 und 2014. Es wurden dabei vier Forschungsreisen mit einer Gesamtdauer von über drei Monaten nach Iran und Tadschikistan unternommen. Drei davon erfolgten nach Teheran, die letzte im Jahre 2017 nach Duschanbe. Die in diesen je mehr- wöchigen Reisen erledigte Hauptaufgabe war zwar vordergründig Quellenarbeit mit iranischen Kulturzeitschriften, aber auch die Durchführung von Interviews mit Vertretern der iranischen und tadschikischen Kultureliten. Die anfängliche Projektidee unterschied sich in zwei wesentlichen Punkten von der vorliegenden Realisierung: Es war ursprünglich eine historisch-periodisch betonte Beschreibung der iranischen Sichtweisen auf die Entstehung und Entwick- lung der zwei außeriranischen persischen Varietäten in Afghanistan, Tadschikistan und Usbekistan geplant. Nach den fundierten Recherchen in den Jahren 2013 und 2014 hat sich ergeben, dass sich das gefundene Material für die Abfassung einer historisch-chronologischen Darstellung nicht eignete, da die betreffenden irani- schen Autoren in ihren Texten sich weder umfangreich-detailliert noch tiefgründig genug mit den vom Autoren dieser Arbeit zunächst erwarteten sprachpolitischen und -planerischen Aspekten der modernen (d. h. seit dem 19. Jhd.) Entwick- lung der persischen Sprache in Zentralasien einschließlich Afghanistan befassten. Zudem erschien während der weiteren Recherchephase und hinsichtlich des zwi- schenzeitlich gefundenen Materials die Bearbeitung von allen drei persischen Varietäten zusammen innerhalb von einer Arbeit mit solchem Umfang als zeitlich und thematisch überschätztes Vorhaben. Deshalb wurde für das weitere Vorgehen der Projektumfang beschränkt und das Thema leicht umgeändert: 1. Verzichtet wurde auf eine historisch-periodische, d. h. entlang von bedeutenden Ereignissen und Phasen der politischen Geschichte der Region (wie Modernisierung, Revo- lutionen, Kriege und Wiederaufbau), orientierte, analytische Beschreibung, da wie zuvor festgestellt die entsprechenden Quellen für eine historische Darstellung kaum detailreich waren. Nichtsdestotrotz wurde nicht auf eine Berücksichtigung der historischen Dimension verzichtet. Eine solche erfolgt bei der Analyse bzw. der chronologischen Darstellung der einzelnen Sichtweisen und der damit korre- spondierenden Texte oder spätestens bei der Besprechung von den Ergebnissen der analytischen Hauptkapitel in den Fazit-Texten sowie dem Schlussteil der Arbeit. 2. Eine ausführliche Behandlung der afghanischen Varietät wurde wegge- lassen, da der Umfang des gefundenen Materials mit Bezug auf das afghanische Persisch zu groß bzw. groß genug für eine abgesonderte Untersuchung der irani- schen Sprachauffassungen zu dieser Varietät war. Trotzdem wird die afghanische Varietät in dieser Arbeit sowohl im Theorieteil als auch im Schlussteil neben
XIV Allgemeine und theoretische Grundlagen den anderen zwei persischen Varietäten in Iran und Tadschikistan mitbehandelt, obwohl der Schwerpunkt der Analyse stets auf den anderen zwei voneinander am weitesten entfernten Varietäten liegt. Der Grund, weshalb gerade diese bei- den im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, liegt in folgenden drei Tatsachen begründet. Die erste Tatsache ist schriftsprachlicher Art und bezogen auf die Verschriftung der persischen Varietäten. Die tadschikische Varietät wird anders als die iranische und afghanische in der kyrillischen Schrift verwendet, während die anderen beiden in einem arabischbasierten Schriftsystem geschrieben wer- den. Der schriftbezogene Unterschied ist somit der augenfälligste zwischen den persischen Varietäten, die sich zwar auch auf anderen Sprachbeschreibungsebe- nen unterscheiden können, aber diese Unterscheidungen sind bei weitem nicht so offensichtlich wie der Schriftfaktor. Die zweite Tatsache ist machtpolitischer Art und bezogen auf Iran als eine zwar politisch, ideologisch und kulturell unumstrittene, aber seit 1979 aus der westlichen Perspektive in Kritik stehende und deshalb vom Westen bis heute sanktionierte und isolierte Regionalmacht in Westasien, welche im Vergleich zu Afghanistan und Tadschikistan über vielfäl- tigere Ressourcen in geopolitischer, demographischer und u. a. wirtschaftlicher Hinsicht verfügt und mit deren Hilfe ihren Einfluss in Afghanistan und Tadschi- kistan leichter erweitern kann als im umgekehrten Fall. Die dritte Tatsache ist geographisch-sprachkontaktbezogener Art. Iran hat mit dem Binnenstaat Tadschi- kistan keine gemeinsamen Grenzen. Sie stehen auf der Landkarte gesehen am weitesten voneinander entfernt im Vergleich zum geographischen Verhältnis zwi- schen Iran und Afghanistan oder Afghanistan und Tadschikistan. Anders gesagt: Afghanistan ist quasi das Bindeglied zwischen Iran in seinem Osten und Tadschi- kistan im Nordosten. Gerade mit dem Fehlen einer gemeinsamen Grenze, das sich auf das Ausmaß der Länderbeziehungen insgesamt negativ auswirken kann, und aufgrund der zunehmenden Bedeutung von grenzüberschreitenden Medien ist die soziolinguistische Untersuchung von solchen geographisch voneinander abge- schnittenen Sprachgemeinschaften wie in Iran und Tadschikistan als längst fällig zu betrachten. Gesamtstruktur und Methodik Diese Untersuchung umfasst die vier Beschreibungsebenen von Sprachnamen/- status, Schrift, Lexik und Grammatik bzw. Morphosyntax, in denen sich die iranische Varietät von der tadschikischen Varietät des Persischen im Wesentlichen unterscheidet. Folglich ist auf diesen Ebenen von den iranischen Kultureliten zu erwarten, eine Meinung zu einer im Nordosten verbreiteten Varietät zu haben, die sich jedoch geographisch weit weg von den politischen Grenzen des heutigen
Allgemeine und theoretische Grundlagen XV Irans befindet bzw. deren Sprecher keinen direkten Sprachaustausch mit den irani- schen Sprechern haben können, nicht einmal mit denen, die in den nordöstlichsten Grenzgebieten Irans leben. Das Fehlen eines Laut-Kapitels in dieser Arbeit wird erst im Schlussteil begründet. Vorab ist auf die wenigen und zugleich unbrauch- baren Quellen und damit einhergehend auf die bereits geschilderte Erfahrung vom tadschikischen BBC-Journalisten mit seinen iranischen Kollegen zu verweisen. In jedem der vier analytischen Kapitel werden zuerst Nachschlagewerke und anschließend Quellen von Einzelpersonen behandelt. Am Ende jedes Kapitels werden Zwischenerkenntnisse und Sichtweisen in einem Fazit zusammengetragen und diskutiert. Die Methodik dieser Arbeit ist eine Mischung aus deskriptiv-analytischem sowie korpuslinguistisch-empirischem Ansatz. Für die Herausarbeitung der (dominanten) iranischen Sprachauffassungen dienen Prinzipien der Induktion, der Häufigkeit und des Raumumfangs. Näheres hierzu wird ggf. am Anfang jedes analytischen Kapitels erläutert. Hauptfragestellungen und Zielsetzung Wie oben schon kurz angedeutet, gilt Iran bzw. bis 1935 Persien hinsichtlich von geopolitischen, demographischen und wirtschaftlichen Faktoren, als eine histori- sche Regionalmacht in Westasien, die nach dem Sturz des letzten prowestlichen Schahs, Mohammad Rezā Pahlavı̄ (1919–1980) im Jahr 1979 bis heute in der Regel problematische Beziehungen mit dem Westen hatte. Der jüngste Konflikt ergab sich aus dem Streit um sein umstrittenes Atomprogramm, der 2015 zwar kurzfristig mit einem multilateralen Abkommen beigelegt werden konnte, aber immer noch unbeendet geblieben ist. Die Erörterung der ideologischen Differen- zen zwischen beiden Seiten gehört freilich nicht hierher, aber feststeht, dass der geopolitische und folglich kulturpolitische Einfluss der Islamischen Republik Iran als Nachfolgerstaat der Pahlavı̄-Monarchie in der Region (trotz ihrer bis heute vom Westen mit den USA an dessen Spitze forcierten, internationalen Isolation) in seinem über 40-jährigen Bestehen, von den 1990ern an zugenommen hat. Drei entscheidende Ereignisse veränderten die geopolitische Ordnung zugunsten des schiitisch-revolutionären Irans, sodass plötzlich Irans ideologische Rivalen und zeitweise auch reale Feinde nördlich, östlich und westlich seiner Grenzen nicht mehr existierten: der Zerfall der materialistischen Sowjetunion 1991, der Sturz der sunnitisch-fundamentalistischen Taliban in Afghanistan 2001 sowie der Sturz von Saddam Hussein im mehrheitlich schiitischen Irak durch die amerikanische Invasion. Iran konnte nun erstmalig in seiner Geschichte des 20. Jhd. in diesen kulturell affinen Gebieten als eigenständiger geopolitischer Akteur auftreten und seine Beziehungen zu seinen Nachbarn nicht nur normalisieren, sondern auch
XVI Allgemeine und theoretische Grundlagen wie noch nie im betreffenden Jahrhundert intensivieren. Unter Betrachtung dieser geopolitischen Veränderungen, aber auch unter wirtschaftlich-demographischen Umständen, die Irans potentielle Einflussmöglichkeiten gegenüber seinen Nach- barstaaten, aber insbesondere den anderen zwei persisch-sprachigen Ländern Afghanistan und Tadschikistan erweitern, ist zu begründen, warum die iranische Perspektive im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht und das Tadschikische als die distinktivste persische Varietät quasi aus der iranischen Brille beschrieben und analysiert wird und nicht aus der afghanischen. Freilich hieße das nicht, dass eine afghanische oder tadschikische Perspektive weniger wichtig bzw. untersuchungs- wert wäre als die iranische. Diese müssten aus Gründen des Quellenumfangs zweifellos in eigenständigen Arbeiten behandelt werden, die ihrerseits einen großen Untersuchungszeitrahmen seit spätestens dem Anfang des 20. Jahrhunderts abdecken müssten. Was die Wahl der möglichen Untersuchungsperspektiven betrifft: Ein umfassend-ideales Untersuchungsmodell, das alle drei Perspektiven zusammen behandelt und damit insgesamt neun Untersuchungsrichtungen zusammenschließt, kann graphisch wie folgt dargestellt werden. IP steht für iranisches Persisch, AP für afghanisches Persisch und TP für tadschikisches Persisch. Die vorliegende Arbeit setzt den Schwerpunkt auf eine der wichtigsten unter diesen neuen Möglichkeiten, nämlich auf die Konstellation mit Iran als unumstritten dominante Sprachgemeinschaft und mit Tadschikistan als kleinste nationale Sprachgemeinschaft im persischen Sprachraum. Die Arbeit unternimmt
Allgemeine und theoretische Grundlagen XVII nämlich den ersten Versuch, moderne Sprachauffassungen im persischen Sprach- raum überhaupt und im Spezifischen in der Richtung der iranisch-tadschikischen Sprachverhältnisse umfassend zu beschrieben und zu analysieren. Es handelt sich hierbei um keine gegenseitige Richtung, d. h. eine tadschikische Perspektive auf das iranische Persisch wird hier direkt und anhand von tadschikischen Quellen nicht untersucht, obwohl ursprünglich zu Beginn des Entstehungsprozesses die- ser Arbeit eine gegenseitige Untersuchungsrichtung geplant war. Der Verfasser musste aber am Anfang seiner Recherchen schnell feststellen, dass aufgrund des enormen Quellenumfangs nur im Falle der iranischen Quellen zum tadschikischen Persisch als Hauptgegenstand eine gegenseitige Vorgehensweise nicht nur wesent- lich viel mehr Zeit in Anspruch genommen hätte, sondern auch die Qualität der Quellenarbeit mit Fokus auf zwei Varietäten mit je einer umfassenden modernen Sprach- und Literaturgeschichte in einem über hundertjährigen Zeitrahmen und damit die wissenschaftliche Gesamtqualität der Arbeit stark negativ beeinflusst hätte, sodass am Ende keine validen Ergebnisse hätten gefunden werden können. Deshalb hat der Verfasser sich gegen die Mitbehandlung der tadschikischen Quel- len entschieden, um möglichst alle relevanten iranischen Quellen zuerst ausfindig machen und dann untersuchen zu können. Es sei hier aber angemerkt, dass in die- ser Arbeit tadschikische Sichtweisen durchaus Beachtung finden, allerdings nur im Untersuchungskontext von iranischen Quellen. Neben dem kulturpolitischen Aspekt der Dominanz Irans in West- und Zen- tralasien, hat die Wahl der iranischen Perspektive in dieser Arbeit nicht nur einen persönlichen, sondern auch einen professionell-pragmatischen Grund: Der Ver- fasser dieser Arbeit ist gebürtiger Iraner mit Persisch als Erstsprache, der seine gesamte Schulzeit bis zum Erwerb der (iranischen) Hochschulreife in Iran ver- brachte und seit seiner Übersiedlung nach Deutschland für Studienzwecke das Land immer wieder u. a. für Forschungszwecke und wissenschaftlichen Austausch mit iranischen Kollegen bereist. In seinem linguistisch-iranistischen Studium an den deutschen Universitäten in Halle an der Saale, Göttingen, Heidelberg und Berlin zwischen 2004 und 2011 befasste er sich auch mit iranisch-persischen Quellen im Bereich der iranischen Philologie und insbesondere der persischen Sprache und Literatur. Diese fundierte Quellenkenntnisse konnte er im Rah- men seiner Promotion noch erweitern und vervollständigen. Genau darin liegt die wichtigste Stärke dieser Arbeit. Ihre Quellenarbeit basiert nämlich sowohl auf empirischem Fundament als auch auf jahrelanger Befassung mit iranischen Quellen eines muttersprachlichen Linguisten mit Arbeitsschwerpunkt auf dem persischen Sprachraum in West- und Zentralasien. Und gerade durch regelmäßige Iran-Besuche konnte er nicht nur die wichtigsten Forschungsinstitute, Biblio- theken und Archive besuchen, sondern auch persönlich viele Wissenschaftler
XVIII Allgemeine und theoretische Grundlagen und Literaten treffen. Die inspirierenden Gespräche mit ihnen bereicherten diese Arbeit. Auch die Hauptmotivation des Verfassers, iranische Spracheinstellungen zu nicht-iranischen Varietäten des Persischen zu untersuchen, kommt aus dem biographisch-professionellen Bereich. Schon als Kind und Jugendlicher musste er in seiner südiranischen Heimatstadt Schiras nicht selten miterleben, wie die Sprachverwendung von afghanischen Einwanderern von ihren iranischen Gast- gebern zum (Unterhaltungs-)Thema wurde. Auch Jahre später, d. h. nach seiner Auswanderung aus Iran zu Studienzwecken nach Deutschland musste der Ver- fasser in seiner jahrelangen Tätigkeit als Dolmetscher, staatlich geprüfter und für Berliner Gerichte und Notare ermächtigter Übersetzer für die persische Sprache immer wieder feststellen, dass die sprachbewertende Neigung vieler, gar gebilde- ter Iraner sowohl im Falle von Varietäten außerhalb Irans als auch für regionale Varietäten des Persischen innerhalb Irans nach wie vor offensichtlich einseitig und zum Teil unangenehm ist. Bei der Erhellung der iranischen Sichtweisen auf die tadschikische Varietät ist konkretisierend zu erwähnen, dass die Sprachauffassungen und Einstellungen der Kultureliten und nicht die der politischen Eliten Irans (z. B. iranische Botschafter in Tadschikistan oder Usbekistan) im Vordergrund stehen, und unter ihnen freilich in erster Linie jene derjenigen, die sich mit dem Phänomen der Sprache/Literatur und insbesondere der persischen Sprache/Literatur, entweder als unabhängige Autoren oder als offizielle Vertreter und/oder Mitarbeiter von Kultur- und Bil- dungsinstanzen befassten und befassen. Diese letztere Gruppe macht übrigens die Mehrzahl der Eliten aus. Gemeinsames Merkmal aller behandelten Personen ist neben ihrer Prominenz in der akademisch-literarischen Landschaft Irans ihre schriftstellerische Tätigkeit bzw. ihre veröffentlichten Texte. Mit anderen Wor- ten: Es werden als Hauptquellen für die vier analytischen Kapitel nur schriftliche Quellen benutzt und zitiert, und keine speziell für diese Arbeit geführten und dann verschrifteten Interviews mit iranischen Kultureliten. Es sind aber auch wenige Autoren, die zwar nicht prominent sind, aber aufgrund ihrer sehr relevanten Texte ausgewählt und behandelt wurden. In Anlehnung an die o. g. Gedanken befasst sich diese Untersuchung unter historischer Berücksichtigung mit folgenden Hauptfragen: Inwieweit wird Per- sisch als eine plurizentrische oder monozentrische Sprache seitens der iranischen Kultureliten angenommen? Konkreter: Wird die tadschikische Varietät aus der ira- nischen Perspektive als Sprache oder Dialekt oder gar nationale, außeriranische Varietät wahrgenommen? Welchen standardsprachlichen Stellenwert besitzt nach Auffassung der iranischen Eliten die tadschikische Varietät neben der iranischen Varietät? Wie betrachten die Iraner die Frage des Schriftwechsels an sich und in Tadschikistan? Wie sehen die Iraner lexikalische und grammatische Unterschiede
Allgemeine und theoretische Grundlagen XIX zwischen ihrer und der tadschikischen Varietät? Genauer gesagt: Was fällt ihnen dabei besonders auf? Und schließlich: Was unternehmen sie für eine sprachliche Konvergenz mit Tadschikistan? Oder: Ist überhaupt eine iranisch-tadschikische Konvergenz gewünscht? Wenn ja, wird dies bereits angestrebt? Wie, in welchem Ausmaß und mit welchen Mitteln? Konkrete Einzelfragen in Bezug auf die ana- lytischen Kapitel werden im Laufe der Untersuchung und am Anfang von jedem Kapitel aufgeführt. Hauptziel der Untersuchung ist es, die für dominante Sprachzentren der pluri- zentrischen Sprachen exemplarische Vorannahme der monozentrischen Sichtweise rund um die Kernfrage, wem die Sprache (mehr) gehört bzw. wer der Hüter der gemeinsamen Sprache ist, am Beispiel des persischen Sprachraums und des iranisch-tadschikischen Sprachverhältnisses zu überprüfen. Anders gesagt lautet die Hauptfrage dieser Arbeit also: Gab/Gibt es eine dominante monozentrische iranische Sichtweise auf die von den Tadschiken sog. „tadschikische Sprache“? Themenrelevanz Diese Arbeit ist die, soweit dem Verfasser bekannt, erste umfangreich- monographische Untersuchung8 , die nicht nur die persische Sprache in Iran, Afghanistan und Tadschikistan aus einer plurizentrischen Perspektive bzw. mit plurizentrischen Forschungsfragen behandelt, sondern auch den Schwerpunkt der Analyse auf die Sprachauffassungen der iranischen Eliten, die sich traditionell als Hüter der inzwischen plurinationalen persischen Sprache verstehen, über das Tadschikische als eine der zwei außeriranischen Hauptvarietäten dieser indoeu- ropäischen Sprache mit ihrer über 2500-jährigen dokumentierten Vorgeschichte setzt. Die Relevanz des Themas mit dieser Länderkonstellation besteht schlicht- weg im identitätspolitisch besetzten Spannungsfeld der kulturell-sprachlichen Gemeinsamkeit und Verschiedenheit. Diese Arbeit liefert ein Fallbeispiel, das sich in vergleichbarer Form nicht nur in der Region, aber auch in anderen Sprachräu- men der Welt finden lässt, nämlich, dass eine gemeinsame Sprache oder anders 8 Sie ist sicherlich nicht die allererste Untersuchung des Persischen im Rahmen der soziolin- guistischen Theorie der plurizentrischen Sprachen der Welt. Soweit dem Verfasser bekannt sind bis heute einige wenige wissenschaftliche Aufsätze (aber keine Dissertations- oder Habi- litationsschriften) in englischer Sprache veröffentlicht worden. In diesen Aufsätzen werden aber erstens nicht immer iranische Quellen als Hauptquellen bzw. Schwerpunkt ausführlich beschrieben und analysiert. Zweitens sind sie in Sachen Untersuchungsumfang und -dauer nicht vergleichbar mit dieser Arbeit. Um einige dieser Aufsätze, die in den letzten Jahren erschienen sind, zu nennen: Saeedi (2018), Miller (2017), Miller/Saeli (2016), Miller u. a. (2013)
XX Allgemeine und theoretische Grundlagen betont, eine sprachliche Gemeinsamkeit nicht notwendigerweise immer einen Vor- teil bei der Gestaltung und Verfestigung von bilateralen Beziehungen zweier kulturell sehr affinen Staaten und Nationen darstellt. Die Frage der kulturell-sprachlichen Gemeinsamkeit, anders als viele erwarten würden, führt nicht leicht zu einer selbstverständlichen, starken Allianz und kann zugleich hohes Konfliktpotential bergen, nicht nur wenn es auf die Verfolgung und Verteidigung der nationalen Interessen in geopolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht ankommt, sondern auch auf die Frage der kollektiven Identitätsbil- dung und dabei des Sich-Abgrenzens vom Anderen, auch wenn dieses Andere einem sehr ähnlich wäre. Komplexer wird diese Identitätsfrage, wenn ein Streit um ein sehr altes Kulturerbe wie die persische Sprache und deren Literatur im Nahen und Mittleren Osten, zwischen machtpolitisch ungleichen Konfliktpartnern bzw. Rivalen ausgetragen wird, die unterschiedliche Attitüden (inkludierend vs. exkludierend) in Sachen inländische und auswärtige Kulturpolitik verfolgen. Quellen Es handelt sich hier im ersten Teil darum, was für Quellen für die vorliegende Arbeit benutzt und auf welche Weise diese ausfindig gemacht und zusammen- gestellt wurden. Anschließend wird im zweiten Teil das Textauswahlverfahren vorgestellt, wodurch die anfangs grob zusammengestellten Quellen eingegrenzt wurden, damit am Ende ein von der Textanzahl her überschaubarer, aber zugleich ein vielfältiges und weites Meinungsspektrum repräsentativer Textkorpus für die Analyse gebildet werden konnte. Unter Quellen sind hier durchgehend Primär- quellen gemeint, mit denen die unmittelbare Analyse erfolgte. Die verwendeten Sekundärquellen betreffen den theoretischen Teil mit Bezug auf das Konzept der PZS einerseits und andererseits auf die persische Sprache und Literatur, sofern deren Verfasser Nicht-Iraner waren, d. h. entweder westliche, tadschi- kische oder afghanische Autoren. Für die Herausfindung der Sekundärquellen wurde im Übrigen nach dem Schneeballsystem gearbeitet, d. h. mit den Lite- raturverzeichnissen der aktuellsten, relevanten Quellen beginnend und dann in chronologisch-rückläufiger Richtung, wurden die zentralen Texte, d. h. diejenigen, die am häufigsten zitiert wurden, ausgewählt und für diese Arbeit verwendet. Quellensuche und -zusammenstellung Zentrale Suchkriterien Die Quellensuche und -zusammenstellung orientierte sich an den folgenden zentralen Parametern:
Allgemeine und theoretische Grundlagen XXI • Veröffentlichungsart und -medium Es wurde systematisch nach Druckquellen und nicht primär nach elektronischen bzw. Web-Quellen gesucht. Nach den Letzteren, den Web-Quellen, wurden aber natürlich bei Bedarf und zwecks Quellenergänzung gesucht, besonders dann, wenn es gerade an Druckquellen gänzlich fehlte. Mit elektronischen Quellen sind hier übrigens nicht die digitalisierten (d. h. eingescannten) und anschließend im Internet (z. B. in Datenbanken) zugänglich gemachten Druckquellen gemeint. Diese Art von Quellen, also die digitalisierten Druckquellen, werden natürlich als ursprünglich gedruckte Quellen behandelt. Druckquellen wurden nach Veröffentlichungsmedium in drei Gruppen geglie- dert: Schulbücher, (sonstige) Bücher und Zeitschriften. Im Falle der Schulbücher sind hier die offiziellen iranischen genauer gesagt vom iranischen Bildungsmi- nisterium zugelassenen Standard-Schulbücher zu verstehen, nicht aber sonstige Lehr- und Arbeitsbücher, deren Hauptziel darin besteht, die Inhalte der Standard- Bücher neu auszulegen oder für Schüler einfacher zu gestalten. Im Konkreten wurden die Schulbücher der gesamten Schul- und Gymnasialzeit (Voruniversität eingeschlossen) bearbeitet, die sich der persischen Sprache und Literatur widmen. Die anderen zwei Druckquellengruppen, nämlich Bücher und Zeitschriften, erschienen mehrheitlich in Iran. Im Ausland erschienene, selbstredend thema- tisch relevante Bücher und Zeitschriften wurden bei der Quellensuche und -zusammenstellung unter der Bedingung berücksichtigt, dass diese entweder gänz- lich oder zum Teil iranische Autorenschaft aufwiesen. Beispielsweise wurde ein von einem iranischen Verlag in Deutschland erschienenes Buch mit einem Tadschiken als Hauptautoren, als potenzielle Quelle betrachtet und dann zum endgültigen Kor- pus hinzugefügt, falls es ein Vorwort von dem iranischen Verlagsleiter oder einer Einleitung von einem iranischen Ko-Autor beinhaltete. Als Schwerpunkt der Quellenarbeit dienten von den zwei größeren Druck- quellengruppen die Zeitschriften, welche monatlich oder in längeren Abständen erschienen. Die anderen Arten von Periodika wie Tageszeitungen oder die, die wöchentlich oder 14-täglich erschienen, wurden schlichtweg aus aufwandsbezo- genen Gründen nicht berücksichtigt. Die betreffenden Zeitschriften können sowohl publizistisch als auch akademisch ausgerichtet sein, sowohl (gänzlich oder zum Teil) staatlich finanziert als auch von unabhängigen Trägern. Die meisten dieser Zeitschriften befassen sich mit dem Themenbereich Kultur in einem weit gefassten Sinne des Wortes.
XXII Allgemeine und theoretische Grundlagen • Zeitrahmen Der Zeitrahmen für die Quellenarbeit umfasst eine Zeit von den 1920ern bis zur Gegenwart, mit je fließendem Beginn und Ende. Die 1920er Jahre gelten als die Jahre der Modernisierung und der Nation-Bildung in sowjetischem Tadschikistan und der Nationalstaatsbildung nach dem westlichen Vorbild in Iran vom Gründer der letzten Monarchie auf iranischem Boden, Rezā Shāh. Aus dieser Zeit stammen die ersten Sprachplanungsmaßnahmen beider Länder in ihrer modernen Geschichte. Und die 2010er Jahre markieren schließlich die Gegenwart, in der die vorliegende Arbeit geplant und angefertigt wurde. • Textsprache und -produzent Die Sprache der Quellen ist größtenteils iranisches Persisch, in äußerst wenigen Fällen auch Englisch, Deutsch oder Französisch. Im Falle von nicht-persisch- sprachigen Quellen muss die Autorenschaft iranisch sein. Wer als iranisch gilt, wird im nächsten Abschnitt näher bestimmt. Um die iranischen Sichtweisen zum tadschikischen Persisch herausnehmen zu können, müssen freilich die Quellen berücksichtigt werden, welche von iranischer Autorenschaft stammen. Diese macht unabhängig von Erstsprache und ethnischer Zugehörigkeit, in erster Linie die in Iran und von iranischen Eltern geborenen und dort sozialisiert-gebildeten Menschen aus, welche somit im Besitz der iranischen Staatsbürgerschaft sind oder waren. Zusätzlich wurden auch die Quellen berücksichtigt, an denen Iraner im o. g. Sinne mit tadschikischen Autoren mitwirkten. Es sind meist Quellen, die von den iranischen Kulturabteilungen oder ähnlichen iranischen Auslandsinstitutionen in Usbekistan und Tadschikistan herausgegeben wurden. Es wurden in der Regel nur die Einleitungstexte dieser Quellen untersucht, weil man nur bei diesen mit Sicher- heit von einem iranischen Ko-Autor ausgehen konnte, dessen Name am Textende alleine stand und nicht wie auf der Titelseite mit mehreren anderen Namen. Bei den Restteilen der jeweiligen Quelle konnte nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob diese vom iranischen Autor oder von seinen tadschikischen Kollegen verfasst wor- den waren. Deshalb wurde sie bei der Analyse nicht berücksichtigt. Eine zusätzliche Hilfe bei der Identifizierung eines iranisch verfassten Texts im Unterschied zu einem tadschikischen Text, wenn beide Texte in arabisch-persischer Schrift vorlagen, war auch die muttersprachliche Sprachkompetenz des Verfassers dieser Zeilen. Somit konnte an der lexikalischen oder grammatischen Sprachverwendung eines Autors meist unschwer und rasch erkannt werden, dass er Tadschike war und kein Iraner.
Allgemeine und theoretische Grundlagen XXIII Vorgehensweise und Phasen In Anlehnung an die zentralen Suchkriterien oder die allgemeinen Charakte- ristika der Quellen beinhaltete die Vorgehensweise bei der Quellensuche und -zusammenstellung im Konkreten vier Phasen, die mit der Ausnahme der Phase der Arbeit nach dem Schneeballsystem ohne bestimmte Reihenfolge bzw. parallel nebeneinander verliefen. Die Überlegung dahinter war, dass diese Phasen sich in der Weise ergänzen sollten, dass nicht nur die wichtigsten Texte ausfindig gemacht, sondern auch dass am Ende große Mengen von relevanten Texten zusammengestellt werden konnten, die dann zusammen genommen ein möglichst weites Meinungs- spektrum repräsentieren würden. Das Letztere in Bezug auf eine möglichst große Textanzahl ist darin begründet, dass eine Inhaltsanalyse mit historischer Dimension wie die vorliegende auf die Untersuchung von eben großen Textmengen ausgerichtet ist. Andererseits ist der Mangel an einer vergleichbar umfassenden Studie über die außeriranischen nationalen Varietäten des Persischen mithilfe von iranischen Quel- len, insbesondere über das tadschikische Persisch, insofern von Bedeutung, dass eine solche Studie der vorliegenden Arbeit als Vorarbeit hätte dienen können, mit deren Ergebnissen der Verfasser viel selektiver an die Quellenarbeit herangegangen wäre. Im Folgenden und ohne Miteinbeziehung von Schulbüchern dank ihrer Überschau- und Abgrenzbarkeit in Zahl bzw. Thema (12-jährige Schul- und Gym- nasialzeit und pro Schuljahr in der Regel ein bis zwei Schulbücher zum Thema der persischen Sprache und Literatur) werden nun die vier Phasen der Arbeit mit Bibliographie, mit ausgewählten Zeitschriften, mit Datenbanken und schließlich der Arbeit nach Schneeballsystem, vereinzelt erläutert. • Bibliographie-Arbeit Die mehrbändige iranische Bibliographie mit dem Titel Fehrest-e Maqālāt-e fārsi. Dar zamı̄ne-ye tahqı̄qāt-e ı̄rānı̄ (‚Verzeichnis der persisch-sprachigen Arti- kel. Auf dem Gebiet der Iran-Studien‘) von Afshār/Kāshiyān (1384 [2005]/1388 [2009/2010]) diente mir als das aktuellste Standardwerk für die Quellenarbeit. Die- ses laufende Werk umfasst einen über knapp hundertjährigen Zeitraum seit 1288 [1909/1910], dem Erscheinungsjahr der ersten persischsprachigen Artikel. Neben ihrem anspruchsvollen Umfang weist diese Bibliographie auch die Beson- derheit einer thematisch-geographischen Anordnung im Inhaltsverzeichnis auf, welche entweder eine rein thematisch orientierte Suche (z. B. im ersten Band > Hauptkapitel Zabān va zabānshenāsı̄ (‚Sprache und Sprachwissenschaft‘) > Unter- kapitel Zabān-e fārsı̄ (‚[neu-]persische Sprache‘) oder eine geographisch definierte Suche (z. B. ebenfalls im ersten Band > Hauptkapitel Zabān va zabānshenāsı̄
XXIV Allgemeine und theoretische Grundlagen (‚Sprache und Sprachwissenschaft‘) > Unterkapitel Lahjehā-ye mah.allı̄ (‚regionale Dialekte‘) > Unterunterkapitel Tājı̄kestān (‚Tadschikistan‘)) wesentlich erleichtert und beschleunigt. Vom sechsten Band an liegt sogar ein eigenständiges Kapi- tel für die mit Tadschikistan und Usbekistan verbundenen Themen vor. Obgleich die Bibliographie mehrere Indexe (z. B. für Autorennamen, geographische oder historische Bezeichnungen) als Hilfsmittel für Benutzer anbietet, reichte für die Quellenarbeit stets ein näherer Blick ins ausführliche Inhaltsverzeichnis am Anfang jedes Bandes vollkommen aus. Die Relevanz der im jeweiligen Band aufgelisteten Artikel für diese Arbeit wurde anschließend anhand der dortigen Titelangaben und hauptsächlich der Titel selbst geprüft. Hierbei sowie bei den restlichen folgenden drei Phasen handelt es sich um ein grobes Textauswahlverfahren nach dem Prin- zip des subjektiven Ermessens. Im Unterkapitel der Korpusbildung wird jedoch ein verlässlicheres Verfahren vorgestellt, das nach dem Prinzip der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit funktioniert. • Arbeit mit ausgewählten Zeitschriften Zum Zwecke der Durchführung einer repräsentativen Stichprobe mittels sorgfäl- tiger Teilmaterialdurchsicht (d. h. Durchblättern aller verfügbaren Ausgaben von bestimmten, vom Themenbereich her repräsentativen Zeitschriften und Auswahl von relevanten Artikeln aus diesen Zeitschriften auf der Basis einer subjektiven Relevanz-Prüfung, die aus der Prüfung des Titels und je nach Ermessen der ersten Seite oder der restlichen Seiten des betreffenden Artikels im Hinblick auf seine thematische Relevanz für die vorliegende Arbeit bestand) wurden die fünf irani- schen Zeitschriften Āyande, Nāme-ye farhangestān, Sokhan, Kelk und Bokhārā ausgewählt. Bei ihnen allen, wovon Nāme-ye farhangestān und Bokhārā wei- terhin herausgegeben werden, handelt es sich um prestige- und traditionsreiche Zeitschriften, die sich dem Themenbereich der Kultur und im Speziellen den The- men Sprache und Literatur widmeten. Sie sind prestigereich, weil eine prominente iranische Autorenschaft als Kultur-Elite der iranischen Gesellschaft daran mit- wirkte und traditionsreich, aufgrund dessen, dass sie mehrheitlich, mit iranischem Maßstab gemessen, über einen zumindest ein-dekadischen Zeitraum regelmäßig erschienen9 . Weitere Gedanken bei ihrer Auswahl waren erstens, dass ihre Erschei- nungszeiträume zusammen genommen den festgelegten Zeitrahmen für diese Arbeit (insbesondere die Periode seit dem Ende der 1980er Jahre) grob10 abdecken 9 vgl. Golbon (1381 [2002]), in: Bokhārā (Nr. 27, 1381 [2002]), S. 313. 10 Im Gegensatz zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart wird der Zeit- raum zwischen den 1920ern bis 1952 nicht alljährlich von den Erscheinungszeiträumen der
Allgemeine und theoretische Grundlagen XXV und zweitens, dass ihre Kombination sowohl staatlich-institutionell gesteuerte und unabhängig-private Sichtweisen umfasst. Hinzu kommt, dass diese Zeitschriften sich durch – die mal mehr mal weniger gewichtige, aber fortlaufende – Beach- tung auszeichnen, die sie jenseits von politisch-nationalstaatlichen Grenzen, dem persisch geprägten Kulturraum schenkten und sich nicht nur auf das moderne Iran beschränkten. Dies zeigt sich am besten darin, dass die betreffenden Zeitschriften von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an mit nicht-iranischer persisch- sprachiger Autorenschaft aus Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan und seltener aus dem indischen Subkontinent zusammenarbeiteten und deren literarische oder literaturwissenschaftliche Beiträge kontinuierlich veröffentlichten. Im Zusammen- hang mit der Hauptfragestellung dieser Arbeit, nämlich der Untersuchung der iranischen Sichtweisen auf das tadschikische Persisch als nationale Varietät außer- halb Irans, kann gerade bei dieser letztgenannten, inhaltlichen Besonderheit wohl die Rede von dem wichtigsten Unterscheidungsmerkmal zwischen den ausgewähl- ten fünf und den sonstigen iranischen Zeitschriften sein, die nicht in dieser Auswahl stehen. Bevor näher auf die einzelnen ausgewählten Zeitschriften eingegangen wird, muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die hiesige Auswahl der Zeitschrif- ten letzten Endes eine subjektive bleibt. Es ist nämlich durchaus möglich, dass andere iranische Zeitschriften die eine oder andere Zeitschrift in meiner Aus- wahl ersetzen könnten, jedoch vorausgesetzt, sie besäßen, sowohl einzeln als auch zusammen mit anderen Zeitschriften, die fünf besagten Merkmale Prestige- und Traditionsreichtum, Mitabdeckung des zeitlichen Untersuchungsrahmens, Kom- bination von staatlich-institutionellen und unabhängig-privaten Sichtweisen und schließlich übernationale, nicht-iranzentrierte Herangehensweise ans Phänomen der Kultur und im Speziellen an die der Sprache und Literatur. Im Folgenden werden nun einige allgemeine Angaben zu den einzelnen fünf Zeit- schriften sowie zur durchgeführten Quellenarbeit mit ihnen gemacht. Die Angaben zum Sekundärtitel und dem Herausgeber oder Chefredakteur beziehen sich ungeach- tet von Schließung oder Neuherausgabe der Zeitschriften auf die allererste Ausgabe ausgewählten Zeitschriften abgedeckt. Genauer gesagt handelt es sich darin um folgende lückenhafte Zeiträume: 1298/1299 [1920] (fließender Ausgangspunkt des Zeitrahmens die- ser Arbeit) bis 1304 [1925] (Ersterscheinung der Zeitschrift Āyande), 1306 [1928] (Ende des ersten Erscheinungsraums der Zeitschrift Āyande) bis 1322 [1943] (Ersterscheinung der Zeitschrift Nāme-ye farhangestān) und 1326 [1948] (Ende des ersten Erscheinungsraums der Zeitschrift Sokhan) bis 1331 [1952] (Neuerscheinung der Zeitschrift Sokhan). Es ist schließlich hinzuzufügen, dass diese genannten Zeiträume durch die Phasen der Arbeit mit Bibliographie und Datenbanken lückenlos abgedeckt werden, sodass in den lückenhaften Zeiträumen entstandene relevante Quellen am Ende der Quellenarbeit kaum übersehen werden konnten.
XXVI Allgemeine und theoretische Grundlagen der jeweiligen Zeitschriften. Was die Sekundärtitel der Zeitschriften Āyande und Sokhan anbelangt, so sind sie in den ersten Monaten nach der Ersterscheinung ihrer Zeitschriften nicht ganz die gleichen. Mit anderen Worten ändert sich hier der Schwerpunkt, welcher am Sekundärtitel erkennbar sein sollte, leicht ab, was jedoch nicht einer wesentlichen Umorientierung gleichzusetzen wäre. Der Themenbereich Kultur im Allgemeinen oder die Themen Sprache und Literatur im Speziellen wer- den nämlich bereits am Anfang (im Vorwort des Herausgebers) der jeweils ersten Ausgabe der genannten zwei Zeitschriften als Schwerpunkte festgelegt und in den späteren Ausgaben ausdrücklich im Sekundärtitel erwähnt. Im Falle der Zeitschrift Nāme-ye farhangestān (in ihrem ersten Erscheinungszeitraum) ist der Schwerpunkt auf Sprache und Literatur trotz fehlenden Sekundärtitels in den ersten Ausgaben ein- deutig genug, weil es sich hierbei um die offizielle Zeitschrift der (ersten) iranischen Sprachakademie Farhangestān (gegründet 1935) handelt. Nāme-ye farhangestān ist daher die einzige unter den fünf ausgewählten Zeitschriften, die eine staatlich- institutionelle Sichtweise vertritt, während die restlichen vier unabhängig-private Sichtweisen vertreten. 1. Āyande (‚Zukunft‘) Sekundärtitel: Majalle-ye siyāsı̄ va mellı̄ (‚Politische und nationale Zeitschrift‘) Herausgeber und Chefredakteur: Mahmūd Afshār Erscheinungsweise11 : ein- bis dreimonatlich Erscheinungszeiträume12 : 1304 [1925] bis 1306 [1928], 1323 [1944] bis 1324 [1946], 1338 [1959] bis 1339 [1960], 1358 [1979] bis 1372 [1994] Anzahl aller (erschienenen13 ) Nummern14 : 226 Gesichtete Nummern: 226 Nicht-gesichtete bzw. -vorhandene15 Nummern: – 11 Gemeint ist damit die tatsächlich geschehene und nicht anfangs vom Herausgeber beabsichtigte und in der ersten Ausgabe versprochene Erscheinungsweise. 12 vgl. Golbon/Afsharı̄-Rād (1389 [2010/2011]), S. einundvierzig bis sechsundfünfzig. 13 ebd. 14 Hier wurde der Ausdruck Nummer statt Ausgabe bevorzugt. Bei den ausgewählten Zeit- schriften können diese beiden Bezeichnungen nicht automatisch gleichbedeutend füreinander verwendet werden, weil nicht selten eine (einzige) Edition/Ausgabe für gleichzeitig zwei fortlaufende Nummern bzw. zwei aufeinanderfolgende Monate steht. 15 Gemeint sind die Nummern, die nicht ausfindig gemacht werden konnte.
Allgemeine und theoretische Grundlagen XXVII 2. Nāme-ye farhangestān (‚Schrift der [Sprach-]Akademie‘) Sekundärtitel: – Herausgeber und Chefredakteur: Mohammad Hejāzi und Habı̄b Yaghmāı̄ Erscheinungsweise: (überwiegend) dreimonatlich Erscheinungszeiträume16 : 1322 [1943] bis 1326 [1949], 1374 [1995] bis zur Gegenwart (d. h. 1391 [2013]) Anzahl aller (bis 1391 [2013] erschienenen17 ) Nummern: 58 Gesichtete Nummern: 58 Nicht-gesichtete bzw. -vorhandene Nummern: – 3. Sokhan (‚Rede‘) Sekundärtitel: Nāme-ye jāme e-ye lı̄sānsı̄yehā-ye dāneshsarā-ye āli (‚Schrift der Gesellschaft der Graduierten der höheren Wissensstätte [=Lehrerbildungsamt‘) Herausgeber und Chefredakteur: Zabı̄hollāh Safā und Parviz Nātel-Khānları̄ Erscheinungsweise: (überwiegend) monatlich Erscheinungszeiträume18 : 1322 [1943] bis 1326 [1948], 1331 [1952] bis 1357 [1979] Anzahl aller (erschienenen19 ) Nummern: 312 Gesichtete Nummern: 302 Nicht-gesichtete bzw. -vorhandene Nummern: 1020 16 vgl. Afshār (1384 [2005]), Bd. 1, S. einundfünfzig. 17 ebd.; vgl. die Auflistung aller im zweiten Erscheinungszeitraum erschienenen Nummern auf der Webpräsenz von Farhangestān, der iranischen Sprachakademie, unter: http://www.per sianacademy.ir/fa/naame.aspx (Abrufdatum: 27.10.2015) 18 vgl. Afshār (1384 [2005]), Bd. 1, S. dreiundvierzig und vierundvierzig, Bd. 2, S. 10 f, Bd. 3, S. sechsundzwanzig, Bd. 4, S. vierundsechzig. 19 ebd. 20 14. Jahrgang (1342/1343 [1963/1964]): Nr. 10; 15. Jahrgang (1343/1344 [1964/1965]): Nr. 11 und 12; 16. Jahrgang (1344/1345 [1966/1967]): Nr. 2 und 4; 17. Jahrgang (1346/1347 [1967/1968]): Nr. 9; 21. Jahrgang (1350/1351 [1971/1972]): Nr. 6 und 12; 22. Jahrgang (1351/1352 [1972/1973]): Nr. 11 und 12
XXVIII Allgemeine und theoretische Grundlagen 4. Kelk21 (‚Rohr‘) Sekundärtitel: Māhnāme-ye farhangı̄ va honarı̄ (‚Monatsschrift für Kultur und Kunst‘) Herausgeber und Chefredakteur: Kasrā Hāj Seyyed Javādı̄ und Alı̄ Dehbāshı̄ Erscheinungsweise: ein- bis dreimonatlich Erscheinungszeitraum22 : 1369 [1990] bis 1376 [1999] Anzahl aller (erschienenen23 ) Nummern: 94 Gesichtete Nummern: 94 Nicht-gesichtete bzw. -vorhandene Nummern: – 5. Bokhārā (‚Buchara‘) Sekundärtitel: Majalle-ye farhangı̄ va honarı̄ (‚Zeitschrift für Kultur und Kunst‘) Herausgeber und Chefredakteur: Alı̄ Dehbāshı̄ Erscheinungsweise: ein- bis dreimonatlich Erscheinungszeitraum: 1377 [1999] bis zur Gegenwart (d. h. 1391 [2013]) Anzahl aller (bis 1391 [2013] erschienenen) Nummern: 91 Gesichtete Nummern: 91 Nicht-gesichtete bzw. -vorhandene Nummern: – Insgesamt wurden 771 Nummern der fünf ausgewählten Zeitschriften gründlich gesichtet. 21 Gemeint ist hier nur der erste Erscheinungszeitraum von Kelk, der bis 1376 [1999] andauerte und in dem der Chefredakteur Alı̄ Dehbāshı̄ war. Dehbāshı̄, der Kelk gegründet hatte, gründete wenige Monate nach seinem Austritt aus Kelk die ebenfalls für diese Arbeit ausgewählte Zeitschrift Bokhārā, die als indirekte Nachfolge von seiner Kelk galt, wie er im Vorwort der ersten Nummer von Bokhārā schreibt. (vgl. Bokhārā (Nr. 1, 1377 [1998]), S. 8.) Nach einigen Monaten der Unterbrechung kam auch die alte Kelk mit demselben Namen, aber einem anderen Chefredakteur und einigen wenigen Veränderungen und Präferenzen in Bezug auf ihre inhaltliche Neugestaltung erneut heraus. (vgl. Kelk (Nr. 1 bzw. 95, 1377 [1998]), S. 3 f.) Ihre Mitbearbeitung hier neben der parallel erschienenen Bokhārā schien daher nicht notwendig zu sein. 22 vgl. Afshār (1384 [2005]), Bd. 5, S. achtundsiebzig; Bd. 6, S. 37. 23 vgl. Golbon (1381 [2002]), in: Bokhārā (Nr. 27, 1381 [2002]), S. 313 f.
Allgemeine und theoretische Grundlagen XXIX • Arbeit mit Datenbanken Mithilfe von zwei, soweit mir bekannt, umfassendsten iranischen Online- Datenbanken mit den aus ihren URL-Adressen entnommenen Kurznamen Noor- mags24 und Ensani25 , welche auf persisch-sprachige Zeitschriften und Artikel in den Geisteswissenschaften spezialisiert sind, wurde die Quellensuche und - zusammenstellung parallel zu anderen Phasen durchgeführt. Die Erstere wurde als Primärdatenbank und die Letztere zur Ergänzung der Ersteren verwendet. Neben dem selbstredenden Vorteil eines schnellen Suchvorgangs mit Suchmaschi- nen weisen die beiden betreffenden Datenbanken die Besonderheit der (zum Teil) kostenfreien und zugleich digitalen Zur-Verfügung-Stellung von der Mehrzahl der bisher veröffentlichten persisch-sprachigen Artikel in Volltext-Form auf. Bei der Arbeit mit den Datenbanken wurde eine Kombination der in Bezug auf die Hauptfragestellung zentralen, persischen Suchbegriffe Tājı̄kestān (‚Tadschikis- tan‘), Tājı̄kı̄ (‚Tadschikisch, tadschikisch‘) und Tājı̄k (‚Tadschike/-in, tadschikisch‘) verwendet und dabei auf präzisierend eingrenzende Suchbegriffe wie Sprache oder Literatur o. Ä. verzichtet, weil damit die Gesamtanzahl der Treffer (knapp über acht tausend) überschaubar und deren Einzelprüfung auf thematische Relevanz für diese Arbeit mit einem geringen Zeitaufwand zu bewältigen war. Es war zudem so gedacht, dass möglichst wenig potenziell relevantes Material übersehen werden durfte. Wei- tere Gründe für die Einzelprüfung der Treffer: Weil die letzten zwei Suchbegriffe zweideutig sind, d. h. einerseits eine sprachliche bzw. ethnische Semantik aufwei- sen und andererseits attributiv gebraucht werden können (wobei das Bezugselement unter den Suchbegriffen nicht gegeben ist), konnten sich die mit ihnen erzielten Tref- fer nicht nur auf die Themen der Sprache und Literatur beziehen, sondern auch auf entfernte, nicht-relevante Themen innerhalb des Kultur-Themenbereichs wie Kunst oder Religion. Genau dafür wurde die Einzelprüfung der Treffer durchgeführt, aber der wichtigste Grund für die Einzelprüfung der Treffer ist die Tatsache, dass in einem sowohl publizistischen als auch wissenschaftlichen Artikel nicht selten gleichzeitig mehrere Themen vorkommen und auf diese der Titel nicht immer gänzlich Bezug nimmt. Schließlich und genau wie bei der Arbeit mit ausgewählten Zeitschriften bestand die Relevanz-Prüfung darin, dass die Titelangaben und insbesondere der Titel im Fokus der Prüfung standen und danach je nach Ermessen entweder die 24 Langname: Pāyegāh-e majallāt-e takhassosi-ye nūr (‚Nūr-Datenbank für Fachzeitschrif- ten‘): http://www.noormags.ir/ (Abrufdatum: 28.10.2015) 25 Langname: Portāl-e jāme -e ulūm-e ensānı̄ (‚Umfassendes Portal der Geisteswissenschaf- ten‘): http://www.ensani.ir/ (Abrufdatum: 28.10.2015)
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