Die Revolution im Tank: Synthetische Kraftstoffe für die Mobilitäts- und Energiewende - Wärtsilä
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Die Revolution im Tank: Synthetische Kraftstoffe für die Mobilitäts- und Energiewende Die Mobilitätswende braucht mehr als E-Autos. Sie kann nur gelingen, wenn sich der gesamte Sektor bewegt – also auch der Flug-, Schienen-, Schwerlast- und Schiffsverkehr CO2-neutral unterwegs sind. Und die Mobilitätswende darf nicht isoliert, sondern muss als Teil der gesamten Energiewende betrachtet werden. Hier rücken Wasserstoff und wasserstoffbasierte Kraftstoffe in den Fokus. Wärtsilä forscht intensiv an Kraftstoffen der Zukunft und unterzieht vielversprechende Alternativen – in den Bereichen Schifffahrt und Energie – großangelegten Tests. Über die Kraftstoffe der Zukunft, Technologieoffenheit und -flexibilität und eine holistische Vision auf dem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft. Wird das E-Auto die Welt retten? Zumindest spielt das elektrische Automobil in Politik und Medien aktuell die Haupt- Abbildung 1. rolle, wenn von der Dekarbonisierung des Mobilitätssektors die Die Erprobung von Ammoniak als Kraftstoff für Anwendungen Rede ist. Doch sicher ist eines: Die Mobilitätswende braucht in der Schifffahrt und im Energiesektor ist Teil des Wärtsilä- Entwicklungsprogramms für zukünftige Kraftstoffe. mehr als elektrifizierte Autos – weit mehr. Denn auch Lastver- kehr, Schifffahrt, Luftfahrt und Schiene belasten mit ihren Emissionen das Klima. Der Schwerlastverkehr etwa ist heut- zutage für knapp ein Viertel der verkehrsbedingten Emissionen verantwortlich. Betrachtet man den Mobilitätssektor als Ganzes, kommt der E-Antrieb bei Leistung und Reichweite rasch an seine Grenzen. Zusätzliche Lösungen müssen her. Wärtsilä forscht daher intensiv an den Kraftstoffen der Zukunft – für die Schifffahrt und den Energiesektor. Gemeinsam mit der E-Mobilität können diese den Weg zur CO2-Neutralität für den gesamtem Mobilitätssektor ebnen und die Energiewende als Ganzes vorantreiben. Flüssigerdgas (LNG) und flüssige Biokraftstoffe auf Basis von nachhaltiger Biomasse und Abfällen stehen heute schon als Alternativen zur Verfügung. Sie sind ein Zwischenschritt auf dem Weg zu sauberen Kraft- stoffen. Denn aus Biomasse gewonnene Kraftstoffe haben ein großes Potenzial als kohlenstoffneutrale Energieträger. Wärtsilä experimentiert seit den 1990er Jahren kontinuierlich mit vielen verschiedenen Biokraftstoffen, um die Effizienz und Kraftstoffflexibilität weiter zu verbessern. Aktuell rückt jedoch hinsichtlich der gesamten Energie- und Mobilitätswende ein anderer sauberer Hoffnungsträger in den Fokus: grüner Wasserstoff. 1
G R Ü N E S T R A U M PA A R : WA S S E R S T O F F U N D E R N E U E R B A R E E N E R G I E Um die Bedeutung von Wasserstoff weiß auch die deutsche und sie etwa zur Mobilität in strombasierte Kraftstoffe Politik, die jüngst die Nationale Wasserstoffstrategie verab- umzuwandeln – Power-to-Fuel. „Diese Technologie ist schiedet hat. Sie soll den Rahmen für Erzeugung, Transport, eine der Schlüsselkomponenten für eine erfolgreiche Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff setzen Dekarbonisierung“, sagt auch Mikael Wideskog, Director, sowie Innovationen und Investitionen fördern. Das volle Sustainable Fuels & Decarbonisation, Wärtsilä. Was gerade Potenzial für den Klimaschutz entfalten Wasserstoff und Wasserstoff und erneuerbare Energie zum Traumpaar der wasserstoffbasierte Kraftstoffe allerdings nur dann, wenn Energiewende macht, ist die Tatsache, dass Wasserstoff für die Herstellung grüner Strom genutzt wird. Dann kann extrem vielfältig nutzbar ist. Schließlich kann er direkt Wasserstoff nachhaltig produziert, weiterverarbeitet und als grüner Kraftstoff verwendet, mit Erdgas gemischt verwendet werden. „Wir nutzen dafür überschüssigen oder zu synthetischem Methan, Methanol, Diesel oder Strom aus Solar- und Windenergie“, erklärt Ville Rimali, Ammoniak verarbeitet werden. Alle diese Varianten haben Director Growth & Development, Wärtsilä. „Wasser wird ihre Vor- und Nachteile und lassen sich für jeweils andere mittels Elektrolyse-Verfahren in Sauerstoff und Wasserstoff Anwendungsbereiche empfehlen. Auch wenn Wasserstoff aufgespalten.“ Hier kommt Power-to-X ins Spiel – der nicht die alleinige Lösung der Energiewende ist, spielt er doch Sammelbegriff für Verfahren, die Strom in einen Energieträger bei der Entwicklung zukünftiger Kraftstoffe eine wichtige verwandeln und im Stande sind, in Zeiten eines Überangebots Rolle. Davon ist Wärtsilä überzeugt. an erneuerbarer Energie Stromüberschüsse zu speichern Abbildung 2. Z ukünftige Kraftstoffe im Überblick: Vorteile und Herausforderungen Bildquelle: Wärtsilä Corporation. FUTURE FUELS GRÜNER DIESEL, GRÜNER GRÜNES GRÜNES GRÜNES GRÜNES BENZIN, WAS S E R STO FF METHAN METHANOL AMMONIAK KEROSIN Vo r t e i l e Vo r t e i l e Vo r t e i l e Vo r t e i l e Vo r t e i l e • Frei von Kohlenstoff • Existierende Infra- • Leicht zu lagern und • Existierende Infrastruktur • Leicht zu lagern und • Hilft dem struktur und zu transportieren und Anwendungsfälle – zu transportieren Klimawandel entgegen Anwendungsfälle in • Kohlenstoffneutral – internationaler Fokus • Frei von Kohlenstoff vielen Bereichen Kraftstoff bindet vor allem auf diese • Kaum Luftver- Kraftstoffe • Geringe schmutzung • Kohlenstoffneutral – Kohlenstoffdioxid Luftverschmutzung Kraftstoff bindet aus der Luft • Kohlenstoffneutral – • Verursacht keine Kohlenstoffdioxid Kraftstoff bindet Kohlen • Wird bereits zusätzlichen • Bewährte Technologie global gehandelt aus der Luft für Umwandlung in stoffdioxid aus der Luft Treibhausgas- • Möglichkeit, um Emissionen • Drop-in Kraftstoff kann Methanol verfügbar • Einfache Lagerung parallel etwa mit und Transport Wasserstoff zu • Günstig und effizient – • Umweltfreundlich speichern und zu Erdgas und Biomethan aufgrund der geringen • Umweltfreundlicher als einfach mithilfe von verwendet werden transportieren überschüssiger Elektri- Toxizität fossile Versionen der zität zu produzieren • Passende Regeln Kraftstoffe – enthält und Regularien sind keine Verunreinigungen • Ungiftig bereits festgelegt etwa durch Sulphur und Aromate Herausforderungen Herausforderungen Herausforderungen Herausforderungen Herausforderungen • Fehlende • Methanschlupf • Formaldehyd- • Wenig effizienter • Toxizität und Geruch Infrastruktur & • Kommerzielle Emissionen Herstellungsprozess • Aktuell nicht als Aufbau wird teuer Produktion im großen • Konsum ist giftig • Teure Produktion Kraftstoff genutzt; und zeitintensiv Maßstab noch nicht für Menschen keine anerkannten • Kommerzielle • Kostenintensive und vorhanden • Synthetisches Herstellung im Standards,Regu- schwierige Lagerung Methanol ist noch großen Maßstab noch lierungen oder & Transport nicht weiträumig nicht vorhanden bewährte Technologie • Sicherheitsrisiko, verfügbar • Assoziation mit • wird momentan nicht da explosiv • Geringer Energie- fossilen Kraftstoffen im großen Maßstab • Fehlende gehalt (nur etwa halb produziert kommerzielle so viel wie Diesel) • Konkurrenzsituation; Technologie • Korrosiv Ammoniak wird als • Regeln und Regu- Dünger genutzt larien sind noch in der Entwicklungs phase • Stickoxid- Emissionen Anmerkungen: „Grüne Kraftstoffe“ bezieht sich auf alle Kraftstoffe, die synthetisch mit grünem Wasserstoff produziert werden. 2
M IT AM MONIAK UND M ETHANOL AUF HOHER S EE Im Bereich der Schifffahrt forscht Wärtsilä intensiv an und in Zukunft möglicherweise auch mit Energiekunden synthetischen Kraftstoffen auf Wasserstoffbasis wie Methanol geplant. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sagt und Ammoniak. So sticht die Fähre „Stena Germanica“ seit Wideskog, denn: „Die globale Schifffahrt allein verursacht mehr als fünf Jahren mit Methanol in See – der Beweis, dass drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen“. Die der Energieträger erfolgreich als Schiffskraftstoff eingesetzt Branche muss also reagieren. Ihre Transformation wird werden kann. Dieser Erfolg hat Wärtsilä dazu inspiriert, diesen auch durch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation Kraftstoff weiter zu untersuchen. (IMO) getrieben, die sich im April 2018 verpflichtet hat, Taugt das Modell als Blaupause für die gesamte Schifffahrt? die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent Von der Suche nach Einheitslösungen rät Wideskog ab. und die gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen auf „Denkbar ist vielmehr ein Antriebsmix. Im maritimen Bereich Flottenebene bis 2050 um mindestens 50 Prozent gegenüber etwa könnten Schiffe, die wie Fähren nur kurze Strecken 2008 zu reduzieren. zurücklegen, elektrisch betrieben werden, da sie in jedem Hafen wieder Strom tanken können. Für mittlere Strecken bieten sich Hybride an, die in Hafennähe rein elektrisch und Abbildung 3. D ie “Stena Germanica” sticht seit mehr auf See mit Verbrennungsmotor und nachhaltigen Kraftstoffen als fünf Jahren mit Methanol in See. operieren. Für Fernstrecken kämen dann reine Verbrenner mit flüssigen grünen Kraftstoffen in Frage.“ Welche dieser „Future Fuels“ sich in der Schifffahrt sowie im Verkehrssektor insgesamt durchsetzen, sei noch unmöglich vorauszusagen, so Wideskog. Sicher sei nur: Wasserstoff werde ein wichtiger Grundbaustein sein. Wärtsilä arbeitet zwar auch an reinen Wasserstoffmotoren, doch Wasserstoff ist komplex in der Handhabung, muss verflüssigt und bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden. Ammoniak kann dagegen einfacher in Gasflaschen und bei Umgebungstemperatur aufbewahrt werden, dafür stellt seine Toxizität eine Herausforderung dar. Wärtsilä fährt aktuell auch erste Verbrennungsversuche mit Ammoniak, um dessen Eigenschaften besser zu verstehen. Danach sollen Tests an Dual-Fuel- sowie an funkengezündeten Gasmotoren folgen. Ab 2022 sind Feldtests in Zusammenarbeit mit Schiffseignern K R A F T S T O F F F L E X I B I L I TÄT A L S E R F O L G S FA K T O R Um die Branche fit für eine dekarbonisierte Zukunft zu machen, setzt Wärtsilä auf das Konzept der Fuel Flexibility. „Wir sind Brennstoff-Agnostiker: Wir sagen nicht voraus, welcher Brennstoff verfügbar sein wird, wir sind für alle Technologien offen und gestalten unsere Motoren auch dementsprechend so, dass sie mit unterschiedlichen Treibstoffen betrieben werden können“, so Wideskog. Schließlich sind gerade Schiffsmotoren auf extrem lange Laufzeiten ausgelegt und niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, welche Future Fuels sich wann durchsetzen werden – umso wichtiger ist Kraftstoffflexibilität. „Das liegt in unserer DNA, wir entwickeln seit den 1980er Jahren duale Verbrennungsmotoren.“ Schon heute können beispielsweise die Gasmotoren von Wärtsilä mit einem Gemisch aus Erdgas und bis zu 25 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Abbildung 4. Eine Mitarbeiterin im Kraftstofflabor von Wärtsilä in Vaasa, Finnland. 3
ÄNDERUNG DES GESAMTEN ENERGIESYSTEMS Wenn nun in naher Zukunft Wasserstoff, Ammoniak und jeweilige Branche zu finden – im Mix der Möglichkeiten und weitere auf Wasserstoff basierende und aus überschüssiger dem integrierten Denken liegt das große Potenzial. Als Pionier Energie gewonnene Treibstoffe in Benutzung sein werden – in den Bereichen Forschung und Entwicklung erforscht was bedeutet das für unser Energie- und Verkehrssystem? Wärtsilä im eigenen Kraftstofflabor eine breite Palette von „Die ganze Energie-Infrastruktur muss sich ändern. Durch Kraftstoffen. Bis der Übergang von fossilen Treibstoffen zu innovative Technologien wie Power-to-X, aber auch den ihren grünen Alternativen abgeschlossen sein wird, braucht Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kann die es jedoch Zeit und entschlossenes Handeln, auch und Energie-versorgung flexibler und dezentralisierter werden“, gerade von der Politik. „Je mehr sich die ganze Gesell- erklärt Jukka Lehtonen, Vice President, Technology and schaft eines Landes auf diese Aufgabe, diesen möglichst Product Management, Wärtsilä. Entscheidend dabei: geordneten Übergang, konzentriert, umso besser und Dank Forschung und Entwicklung den jeweils passenden schneller funktioniert er“, betont Lehtonen. synthetischen Treibstoff zur richtigen Zeit und für die P I O N I E R E S I N D G E F R AG T Noch bremst ein wichtiger Punkt diese Entwicklungen: Mindestens ebenso wichtig aber sind laut Wideskog Unter- Synthetische Kraftstoffe sind derzeit noch drei bis fünf Mal nehmen, die sich an die Spitze der Entwicklung stellen. teurer als ihre fossilen Alternativen. „Die ökonomische „Wir brauchen Pioniere, die vorangehen, die Vorbild sind Machbarkeit ist entscheidend – deswegen braucht der für andere. Dieser Mut wird sich für sie auszahlen, denn Übergang zu nachhaltigen Treibstoffen Anreize“, ergänzt ich bin überzeugt: In Zukunft werden gerade die Unter- Wideskog. Neben regulativen Vorgaben und gesellschaft- nehmen erfolgreich sein, die smart und nachhaltig agieren.“ lichem Druck müsse man auch an anderen Stellschrauben drehen. So werde es bei höheren Treibstoffpreisen wichtiger, möglichst wenig des kostbaren Guts zu verbrauchen, ergo: die Effizienz von Motoren bis hin zur Routenplanung zu steigern. ÜBER WÄRTSILÄ Wärtsilä ist ein global führender Anbieter von intelligenten Technologien und ganzheitlichen Lösungen über die gesamte Produktlebensdauer für die Schifffahrts- und Energiemärkte. Durch die Entwicklung nachhaltiger Innovationen, fortschrittlicher Datenanalysen und die Steigerung der Gesamteffizienz maximiert Wärtsilä die ökologische und ökonomische Leistung der Schiffe und Kraftwerke seiner Kunden. 2019 erzielte Wärtsilä mit seinen rund 19.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist weltweit an über 200 Standorten in 80 Ländern vertreten und ist an der NASDAQ in Helsinki, Finnland, gelistet. WÄRTSILÄ ENERGY IM ÜBERBLICK Wärtsilä Energy spielt eine führende Rolle beim Übergang Effizienz, Zuverlässigkeit und garantierte Betriebsleistung in eine Zukunft aus 100 % erneuerbaren Energien. Durch sorgen. Wärtsilä hat bislang eine Kraftwerkskapazität die zukunftssichere Optimierung ihrer Energiesysteme von 74 GW und mehr als 80 Energiespeichersysteme in und Anlagen, helfen wir unseren Kunden, das Potenzial 180 Länder weltweit geliefert. und den Mehrwert der Energiewende durch die wartsila.com/energy Entwicklung marktführender Technologien optimal auszuschöpfen. Unser Angebot umfasst hochflexible WÄRTSILÄ IN DEUTSCHLAND Kraftwerke, die mit zukünftigen Brennstoffen betrieben Wärtsilä beschäftigt in Deutschland insgesamt etwa werden können, Hybridlösungen, Energiespeicher und 1000 Mitarbeiter im Schifffahrts- und Energiegeschäft. Energiemanagementsysteme, einschließlich der GEMS- Wärtsilä Energy Business baut und liefert aktuell Energiemanagementplattform. Zugleich unterstützen wir mehr als 300 MW an flexiblen KWK-Anlagen sowie unsere Kunden über den gesamten Lebenszyklus ihrer Energiemanagementsysteme für Speicheranlagen an Anlagen hinweg mit Dienstleistungen, die für erhöhte mehreren Standorten in Deutschland aus. WÄRTSILÄ® is a registered trademark. Copyright © 2021 Wärtsilä Corporation. Specifications are subject to change without prior notice. 4
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