Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings: Eine empirische Analyse von Zusammen-hängen zwischen Persönlichkeits- und ...

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Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                              Heft 3-2020   5

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Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer
Brandings: Eine empirische Analyse von Zusammen-
hängen zwischen Persönlichkeits- und Arbeitgeber-
attraktivitätsfaktoren
Junias Engelke
SRH Fernhochschule, Hamburg

Zusammenfassung
Unternehmen stehen zunehmend im Wettbewerb um die qualifiziertesten Mitarbeiter. Dabei scheinen eine
attraktive und erfolgreich kommunizierte Employer Brand sowie die im Unternehmen vorhandenen Arbeitge-
berattraktivitätsfaktoren essentiell zu sein, um Mitarbeiter gewinnen und halten zu können. Im Rahmen der
Studie wird untersucht, inwieweit die Persönlichkeit eines Individuums mit der Wahrnehmung der Wichtigkeit
einzelner Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren zusammenhängt. Über eine quantitative Umfrage mit 1 072 Pro-
banden kann die Vermutung bestätigt werden, dass die Persönlichkeit eines Individuums signifikant mit der
Wahrnehmung von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren korreliert und dabei nicht von den demographischen
Daten abhängig ist. Diese Erkenntnisse bieten einerseits neue Möglichkeiten, die Employer Brand zu kommu-
nizieren und andererseits neue Möglichkeiten im Rahmen der Selbstselektion im Recruiting-Prozess.

Schlüsselwörter: Employer Branding, Personalmarketing, Arbeitgeberattraktivität, Recruiting,
Persönlichkeit, Big Five

The role of personality as part of employer branding:
an empirical analysis of correlation between personality and
employer attractiveness factors

Abstract
Companies are increasingly competing for the most qualified employees. An attractive und successfully com-
municated employer brand and the employer attractiveness factors in the company seem to be essential in
order to attract and retain employees. The study examines the extent to which the personality of an individual
is linked to the perception of the importance of employer attractiveness factors. A quantitative survey with
1,072 test persons confirms the assumption that the personality of an individual correlates significantly with
the perception of employer attractiveness factors and is not dependent on the demographic data. These find-
ings offer new opportunities to communicate the employer brand on the one hand and new opportunities in
the context of self-selection in the recruiting process on the other hand.

Keywords: employer branding, human resources marketing, employer attractiveness, recruiting,
personality, Big Five

1     Einleitung                                         wissensbasierten Gesellschaft der Erfolg eines Un-
                                                         ternehmens zunehmend von hoch qualifizierten
Im „War for Talents“ steht jedes Unternehmen im          Mitarbeitern abhängt (Belsch, 2016). Ein entschei-
Wettbewerb um die qualifiziertesten Mitarbeiter für      dender Faktor für die langfristige Bindung und das
das eigene Unternehmen. Qualifizierte Mitarbeiter        Commitment von Mitarbeitern zum Unternehmen
sind insbesondere deshalb notwendig, da in einer         stellt der „Person-organization fit“ dar, der die Kom-
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                                                                                                                                   J. Engelke
                                                                               Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings

                             patibilität zwischen dem Individuum und dem Un-          im Jahr 1961 haben Tupes und Christal die fünf Fak-
                             ternehmen auf kultureller Weise abbildet (Kristof,       toren Begeisterungsfähigkeit (Surgency), Verträg-
                             1996).                                                   lichkeit (Agreeableness), Verlässlichkeit (Dependa-
                                 Sowohl bei der Gewinnung als auch bei der            bility), emotionale Stabilität (Emotional Stability)
                             langfristigen Bindung von Mitarbeitern scheint die       und Kultur (Culture) im Zusammenhang mit einer
                             vom Personalmarketing kommunizierte „Employer            Reanalyse der Daten von Cattell vorgeschlagen (Tu-
                             Brand“ maßgeblich für die positive Wahrnehmung           pes & Christal, 1961/1992). Das heute bekannte
                             des Unternehmens bei den (potenziellen) Mitarbei-        Fünf-Faktoren-Modell ist eine Eigenschaftstheorie
                             tern zu sein (Ambler & Barrow, 1996). Die Grundlage      und basiert auf dem lexikalischen Ansatz und der
                             der Employer Brand sind Arbeitgeberattraktivitäts-       Faktoranalyse. Die fünf Faktoren, die auch als Big
                             faktoren, welche zudem die Antwort auf die Frage         Five bekannt sind, werden als Neurotizismus (Neu-
                             sind, wieso Mitarbeiter gerne in dem Unternehmen         roticism), Extraversion (Extraversion), Offenheit für
                             arbeiten bzw. arbeiten wollen (Wolf, 2017). In Zeiten    Erfahrungen (Openess), Verträglichkeit (Agreeable-
                             der Digitalisierung werden sowohl die Personalge-        ness) sowie Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)
                             winnung als auch die Kommunikation der Employer          bezeichnet. Über zahlreiche Studien hinweg, wie
                             Brand überwiegend über digitale Medien gesteuert         beispielsweise von Saucier (1997), von Costa und
                             (Haubrock & Öhlschlegel-Haubrock, 2009). Ein Pro-        McCrae (1988), von Lanning (1994) oder von Clark
                             blem dabei ist jedoch, dass im Gegensatz zu einem        und Livesley (1994), konnten diese fünf Faktoren
                             persönlichen Kontakt mit einem potenziellen Be-          bestätigt werden. Jeder dieser Faktoren stellt ein
                             werber diese in der digitalen Welt bisher nicht aus-     Kontinuum dar und wird von jeweils sechs Facetten
                             reichend individualisiert werden kann. Doch auch         näher beschrieben (Maltby, Day & Macaskill, 2011;
                             für potenzielle Bewerber gestaltet sich der Arbeits-     Rauthmann, 2016).
                             markt zunehmend komplexer. So sind Bewerber                   Das bekannteste Messinstrument zur Erfassung
                             einer Vielzahl von möglichen Jobangeboten aus-           der fünf Faktoren ist der NEO-PI-R, welcher auch als
                             gesetzt, welche über Job-Suchmaschinen transpa-          Standardinstrument gilt. NEO-PI-R steht für NEO-
                             rent einsehbar sind (Statista, 2020). So kann es für     Persönlichkeits-Inventar, revidierte Fassung, und ist
                             einen Bewerber eine große Herausforderung sein,          erstmals 1992 von Costa und McCrae veröffentlicht
                             den passenden Job im passenden Unternehmen zu            worden, eine deutsche Fassung ist durch Ostendorf
                             finden.                                                  und Angleitner im Jahr 2003 erschienen (Herzberg
                                 Vor dem Hintergrund der geschilderten Heraus-        & Roth, 2014). Der NEO-PI-R misst durch insgesamt
                             forderungen im Zeitalter des digitalen Recruitings       240 Items die fünf Faktoren mit den jeweils sechs
                             stellt sich die Frage, ob über neue Erkenntnisse         Facetten (Neyer & Asendorpf, 2018).
                             Komplexitätsreduktionen sowohl des Recruitings                Eine weitere Möglichkeit der Messung der fünf
                             als auch der Arbeitgeberauswahl herbeizuführen           Faktoren stellt der NEO-FFI dar. NEO-FFI steht für
                             sind. So wäre es denkbar, dass sich eine mögliche        Neo-Fünf-Faktoren-Inventar und ist ebenfalls von
                             Passung zwischen den angebotenen Arbeitgeber-            Costa und McCrae veröffentlicht worden, eine deut-
                             attraktivitätsfaktoren eines Unternehmens und            sche Fassung wurde wiederum von Ostendorf und
                             der Persönlichkeit eins Individuums errechnen            Angleitner veröffentlicht. Im Gegensatz zum NEO-
                             lässt. Diese Frage basiert auf der Annahme, dass in      PI-R misst der NEO-FFI nur die fünf Faktoren und
                             Abhängigkeit der Persönlichkeit interindividuelle        nicht die einzelnen Facetten der Faktoren. Dies re-
                             Unterschiede hinsichtlich der Bedeutsamkeit von          sultiert in einer deutlich geringeren Item-Anzahl,
                             Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren existieren. Dem-       welche sich beim NEO-FFI auf insgesamt 60 Items
                             nach lautet die Leitfrage dieses Artikels: „Inwieweit    beschränkt (Neyer & Asendorpf, 2018).
                             hängen die Wahrnehmung von Arbeitgeberattraktivi-             Eine weitere Möglichkeit zur Messung der fünf
                             tätsfaktoren und die Persönlichkeit eines Individuums    Faktoren im deutschsprachigen Raum ist der Big-
                             zusammen?“                                               Five-Persönlichkeitstest (B5T) von Dr. Satow. Der B5T
                                                                                      ist erstmalig im Jahr 2010 veröffentlicht worden, die
                                                                                      aktuelle Fassung stammt aus dem Jahr 2012. Der
                             2     Theoretische Grundlagen                            B5T erfasst neben den fünf Faktoren des Big-Five-
                                                                                      Modells auch die drei Grundmotive „Bedürfnis nach
                             Um die oben genannte Leitfrage beantworten zu            Anerkennung und Leistung“, „Bedürfnis nach Ein-
                             können, werden im Folgenden die theoretischen            fluss und Macht“ sowie „Bedürfnis nach Sicherheit
                             Konstrukte „Employer Branding“ und „Persönlich-          und Ruhe“. Zudem enthält der Test eine Skala zur
                             keitspsychologie“ erörtert sowie aufgezeigt, welche      Kontrolle von Testverfälschungen. Der B5T besteht
                             Instrumente zur Messung dieser Konstrukte im Rah-        aus insgesamt 72 Items (Satow, 2012).
                             men des Artikels herangezogen wurden.                         Zur Messung der Persönlichkeit im Rah-
                                                                                      men dieses Artikels wird der B5T-Test von
                                                                                      Dr. Satow verwendet, da dieser Test für nichtkom-
                             2.1 Persönlichkeitspsychologie                           merzielle Forschung kostenlos eingesetzt und die
                                                                                      Reliabilität nachgewiesen als gut bis sehr gut einge-
                             Das heute bedeutendste Modell der Persönlich-            schätzt werden kann (Satow, 2012).
                             keitspsychologie ist das Fünf-Faktoren-Modell nach
                             Costa und McCrae (Herzberg & Roth, 2014). Bereits
J. Engelke
Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings
                                                                                                                   Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                               Heft 3-2020   7
2.2 Personalmarketing und Employer                        Brandings kommuniziert werden können. Diese sind
    Branding                                              somit die Grundlage für den Aufbau einer Arbeitge-
                                                          bermarke und zudem die Antwort auf die Frage, wie-
Da angenommen wird, dass Mitarbeiter die wert-            so die Mitarbeiter gerne in dem Unternehmen arbei-
vollste Ressource in einem Unternehmen darstel-           ten bzw. arbeiten wollen (Trost, 2013).
len, wächst gleichermaßen auch die Relevanz des               Zu Attraktivitätsfaktoren von Arbeitgebern gibt
Human Resource Managements bzw. Personalma-               es viele Theorien und Studien, jedoch hat sich bis
nagements (Gora, 2017). Die Ziele des Personal-           heute kein einheitliches Konzept etabliert. Beispiel-
managements spiegeln sich insbesondere in einer           haft genannt seien an dieser Stelle die Studien von
hohen Zufriedenheit der Mitarbeiter sowie der Wirt-       Herzberg, Mausner und Snyderman (1959), Alderfer
schaftlichkeit der eingesetzten Instrumente wider         (1972), Jurgensen (1978), Simon, Wiltinger, Sebasti-
(Holtbrügge, 2013). Ulrich, Schiemann und Sartain         an und Tacke (1995), Lievens und Highhouse (2003),
(2015) sind zudem der Ansicht, dass sich innerhalb        Watzka (2003) oder Trost (2013). Darüber hinaus
der nächsten zehn Jahre der Fokus des Human Re-           führt beispielsweise das unabhängige Marktfor-
source Managements weiterentwickeln wird. Dabei           schungsunternehmen Trendence Institut GmbH
müssen der Aufbau und die Pflege einer inspirie-          (2019) jedes Jahr Trend-Reports zum Thema Emplo-
renden, innovativen und kreativen Unternehmens-           yer Branding durch. Aufgrund des Umstands, dass
kultur im Mittelpunkt stehen, da sich die Arbeit und      sich bis heute kein einheitliches Konzept und keine
das Privatleben der Menschen weiter verzahnen             Operationalisierung zum Thema „Arbeitgeberat-
werden.                                                   traktivität“ oder „Employer Brand“ etabliert haben,
    Für die Kommunikation der Unternehmenskul-            wird in Abschnitt 3 eine eigene operationale Analy-
tur und damit auch der Arbeitgebermarke bzw. Em-          se des Konstrukts „Arbeitgeberattraktivität“ vor-
ployer Brand ist das Personalmarketing zuständig          geschlagen.
(Kotler & Armstrong, 2010). Da sich Unternehmen               Dieser Vorschlag zur Operationalisierung basiert
heute nicht mehr nur die Mitarbeiter aussuchen,           auf der ERG-Theorie (Alderfer, 1972). Die ERG-Theo-
sondern umgekehrt sich auch potentielle Mitarbei-         rie basiert auf der Bedürfnispyramide von Maslow
ter häufig ein Unternehmen aussuchen können, ge-          und passt diese auf die Arbeitswelt an. Alderfer
winnt somit das Employer Branding eine besondere          fasst in seiner Theorie die fünf Bedürfniskategori-
Bedeutung in den Prozessen der Personalauswahl            en von Maslow zu den drei Kategorien „Existence
(Hagen, 2011). Der Auswahlprozess eines Mitarbei-         Needs“ (Basisbedürfnisse), „Relatedness Needs“
ters kann dabei in die Selbstselektion und in die         (Beziehungsbedürfnisse) sowie „Growth Needs“
Fremdselektion unterteilt werden. Die Selbstselek-        (Wachstumsbedürfnisse) zusammen und verzichtet
tion bezeichnet das Informations-, Auswahl- und           dabei auf eine hierarchische Unterscheidung. Für
Entscheidungsverhalten von einem potenziellen             die operationale Analyse des Konstrukts „Arbeitge-
Bewerber bei der Stellensuche. Dabei scheinen vor         berattraktivität“ im Rahmen dieses Artikels wird die
allem die Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren auf den       ERG-Theorie gewählt, da diese auf der anerkannten
Prozess und die Entscheidung während der Selbst-          Motivationstheorie von Maslow aufbaut, im Gegen-
selektion eine hohe Einflusskraft zu haben (Büden-        satz zu dieser jedoch explizit auf die Arbeitswelt
bender & Strutz, 2011). Die Fremdselektion hinge-         angepasst und flexibler gestaltet ist. Dies ist insbe-
gen beschreibt die Auswahl eines Kandidaten unter         sondere bei der Analyse von Arbeitgeberattraktivi-
vielen Bewerbern durch das Unternehmen (Stritzke,         tätsfaktoren notwendig, weil es vorstellbar ist, dass
2010).                                                    bei den Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren auch Be-
    Da insbesondere die Employer Brand einen              dürfnisse aus höheren Kategorien nachgefragt wer-
ausschlaggebenden Faktor der Selbstselektion              den, auch wenn Bedürfnisse aus einer niedrigeren
darstellt, ist es für Unternehmen von signifikan-         Kategorie noch nicht erfüllt sind (Ruthus, 2013). Eine
ter Bedeutung, eine attraktive Employer Brand zu          Unterteilung nach Herzberg bzw. Simon in Hygie-
entwickeln und zu kommunizieren. Unter Employ-            nefaktoren und Motivatoren wird nicht in Betracht
er Branding wird der „unternehmensstrategische            gezogen, da die Studien große Differenzen zwischen
Aufbau einer Arbeitgebermarke“ (Kauffeld, 2011, S.        der Wichtigkeit von Faktoren aufweisen (Simon, Wil-
97) verstanden. Das Ziel des Employer Branding ist        tinger, Sebastian & Tacke, 1995; Herzberg, Mausner
somit die positive Differenzierung als Arbeitgeber        & Snyderman, 1959).
am Arbeitsmarkt. Dabei wird angenommen, dass
die kommunizierte Employer Brand sowohl intern
als auch extern wirkt. Intern wirkt die Employer          2.3 Aktuelle Forschungslage
Brand auf das Commitment, die Bindung und die
Zufriedenheit der Mitarbeiter, während die Em-            Bisherige Studien zu Arbeitgeberattraktivitätsfak-
ployer Brand extern auf die Rekrutierung und die          toren konzentrieren sich zumeist auf Unterschiede
Selbstselektion der Bewerber wirkt (Schuhmacher           der Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren hinsichtlich
& Geschwill, 2014).                                       demographischer Daten wie dem Geschlecht (Jur-
    Um eine Arbeitgebermarke aufbauen zu kön-             gensen, 1978), dem Alter bzw. den Generationenun-
nen, muss das Unternehmen demnach Arbeitgeber-            terschieden (Trost, 2013) oder auch den Differenzen
attraktivitätsfaktoren besitzen, die sowohl nach in-      zwischen verschiedenen Berufen (Simon, Wiltinger,
nen als auch nach außen im Rahmen des Employer            Sebastian & Tacke, 1995). Da das Thema „Employer
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        Heft 3-2020
                                                                                                                                         J. Engelke
                                                                                     Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings

               Abbildung 1                    Konstrukt                           Dimensionen                                Kategorien
  Operationale Analyse von
                                                                                                                              Vergütung
„Arbeitgeberattraktivität“ –
   Konstrukt, Dimensionen                                                                                                    Arbeitsplatz-
                                                                                                                             eigenschaften
           und Kategorien                                                        Basisbedürfnisse
                                                                                                                            Unternehmens-
                                                                                                                             eigenschaften

                                                                                                                               Führung

                                                                                                                               Kollegen
                                        Arbeitgeberattraktivität              Beziehungsbedürfnisse
                                                                                                                          Unternehmenskultur

                                                                                                                               Tätigkeit

                                                                                                                               Karriere
                                                                              Wachstumsbedürfnisse

                                 Branding“ zudem seit Jahren an Bedeutung zu ge-             Basis von insgesamt 21 untersuchten Theorien und
                                 winnen scheint, gibt es unzählige Studien und wis-          Studien abgeleitet (Herzberg, Mausner & Snyder-
                                 senschaftliche Ausarbeitungen zum Konstrukt „Em-            man, 1959; Jurgensen, 1978; Böckenholt & Hom-
                                 ployer Branding“ im Allgemeinen und im Speziellen           burg, 1990; Vollmer, 1993; Thom & Zaugg, 1994; Si-
                                 zur Analyse der Wichtigkeit einzelner Arbeitgeberat-        mon, Wiltinger, Sebastian & Tacke, 1995; Steinmetz,
                                 traktivitätsfaktoren.                                       1997; Wiltinger, 1997; Teufer, 1999; Winter & Jackson,
                                      Der Autor dieses Artikels nimmt jedoch an, dass        1999; Franke, 2000; Holtbrügge & Rygl, 2002; Ner-
                                 auch Unterschiede bei der Wahrnehmung der Wich-             dinger & Baasner, 2002; Grobe, 2003; Hinzdorf, Er-
                                 tigkeit von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren auf-          lenkämper & Priemutz, 2003; Watzka, 2003; Lewan-
                                 grund von interindividuellen Unterschieden in der           dowski & Liebig, 2004; Schäfer, 2006; Trost, 2013;
                                 Persönlichkeit von Kandidaten existieren. So ist es         Trendence Institut GmbH, 2019, sowie Universum
                                 beispielsweise vorstellbar, dass besonders „extro-          Communications Sweden AB, 2019). Alle in diesen
                                 vertierte“ Individuen andere Arbeitgeberattraktivi-         Theorien und Studien erwähnten Attraktivitätsfak-
                                 tätsfaktoren bevorzugen als weniger „extrovertier-          toren werden gesammelt, konsolidiert, um doppel-
                                 te“ Individuen. Eine solche Studie existiert auf Basis      te Nennungen bereinigt und anschließend in die drei
                                 der Nachforschungen des Autors bislang nicht. Aus           Dimensionen geclustert. Aus der Clusterung heraus
                                 diesem Grund soll dieser Artikel einen wesentlichen         werden dann innerhalb der drei Dimensionen insge-
                                 Beitrag zur Erkundung des Gebietes der Rolle der            samt acht Kategorien gebildet (s. Abbildung 1).
                                 Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings                 Innerhalb der acht Kategorien werden insge-
                                 liefern.                                                    samt 35 Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren identifi-
                                                                                             ziert (s.Tabelle 1).
                                                                                                 Durch diese Vorgehensweise kann bei der Ope-
                                 3     Methodische Forschung                                 rationalisierung des Konstrukts „Arbeitgeberat-
                                                                                             traktivitätsfaktoren“ sichergestellt werden, dass
                                 Vor dem Hintergrund der genannten Forschungs-               einerseits die Dimensionen auf einer soliden theo-
                                 lücke wird die folgende Leitfrage aufgestellt: „In-         retischen Basis stehen und andererseits die Fakto-
                                 wieweit hängen die Wahrnehmung von Arbeitgeber-             ren praxisorientiert sind, da diese aus zahlreichen
                                 attraktivitätsfaktoren und die Persönlichkeit eines         Studien identifiziert wurden. Somit wird die weitere
                                 Individuums zusammen?“ Mittels einer quantitativen          Forschung mit der dargestellten operationalen Ana-
                                 Studie wird geprüft, ob Korrelationen zwischen der          lyse und den identifizierten Arbeitgeberattraktivi-
                                 Bewertung der Wichtigkeit von Arbeitgeberattrak-            tätsfaktoren durchgeführt.
                                 tivitätsfaktoren und der Persönlichkeit eines Indivi-           Zur Messung der Persönlichkeit wird der B5T-
                                 duums existieren.                                           Test von Dr. Satow verwendet, da dieser Test für
                                      Da es, wie bereits dargestellt, aktuell keine          nichtkommerzielle Forschung kostenlos eingesetzt
                                 einheitliche Forschungsbasis zum Konstrukt „Ar-             werden kann und die Reliabilität nachgewiesen als
                                 beitgeberattraktivität“ gibt, wird nachfolgend ein          gut bis sehr gut eingeschätzt werden kann (Satow,
                                 Vorschlag für eine Operationalisierung unterbreitet.        2012).
                                 Dieser Vorschlag dient als Basis der Analyse von Ar-            Der insgesamt im Rahmen dieses Artikels ent-
                                 beitgeberattraktivitätsfaktoren im Rahmen dieses            wickelte Fragebogen besteht somit aus insgesamt
                                 Artikels.                                                   drei Teilen. Im ersten Teil enthält der Fragebogen die
                                      Die operationale Analyse wird in zwei Teile ge-        50 Items aus dem B5T von Dr. Satow zur Erhebung
                                 teilt. Im ersten Schritt werden die aus dem Konst-          der Persönlichkeit durch die fünf Big-Five-Faktoren.
                                 rukt abgeleiteten Dimensionen deduktiv auf Basis            Der zweite Teil des Fragebogens enthält 35 Items zur
                                 der vorgestellten ERG-Theorie ermittelt. Die in die-        Messung der individuellen Wahrnehmung der Wich-
                                 sem Artikel verwendeten Dimensionen sind somit              tigkeit von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren auf
                                 „Basisbedürfnisse“, „Beziehungsbedürfnisse“ und             Basis der durchgeführten Operationalisierung. Der
                                 „Wachstumsbedürfnisse“. Im zweiten Schritt wer-             abschließende dritte Teil des Fragebogens umfasst
                                 den die Kategorien und Faktoren induktiv auf der            fünf Items zur Erhebung von demographischen Da-
J. Engelke
Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings
                                                                                                                  Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                              Heft 3-2020      9

 Konstrukt             Dimensionen            Kategorien                  Faktoren                                Tabelle 1
 Arbeitgeber-          Basisbedürfnisse       Vergütung                   Basisgehalt                             Operationale Analyse
 attraktivität                                                                                                    des Konstrukts
                                                                          Zusatzleistungen
                                                                                                                  „Arbeitgeberattraktivität“
                                                                          Sozialleistungen
                                                                          Leistungsorientierter Bonus
                                              Arbeitsplatzeigenschaften   Sicherheit am Arbeitsplatz
                                                                          Work-Life-Balance
                                                                          Flexible Arbeitszeiten
                                                                          Flexible Arbeitsbedingungen
                                              Unternehmens-               Standort des Unternehmens
                                              eigenschaften               Unternehmenserfolg
                                                                          Unternehmensimage
                                                                          Identifikation mit Produkten
                                                                          Attraktivität der Branche
                       Beziehungs-            Führung                     Führungsstil und -kultur
                       bedürfnisse                                        Beziehung zu Vorgesetzten
                                                                          Feedback vom Vorgesetzten
                                                                          Unternehmensführung
                                              Kollegen                    Beziehung zu Kollegen
                                                                          Alter der Kollegen
                                                                          Teamwork
                                                                          Diversität im Unternehmen
                                              Unternehmenskultur          Kommunikation im Unternehmen
                                                                          Unternehmenskultur
                                                                          Arbeitsklima
                                                                          Corporate Social Responsibility
                                                                          Forschungs- und Innovationskraft
                       Wachstums-             Tätigkeit                   Aufgaben
                       bedürfnisse                                        Eigenverantwortung
                                                                          Kreative Freiräume
                                                                          Spaß an der Arbeit
                                                                          Sinnhafte Tätigkeit
                                              Karriere                    Aufstiegs- & Karrierechancen
                                                                          Weiterbildungsmöglichkeiten
                                                                          Chance, im Ausland zu arbeiten
                                                                          Nachwuchsförderungsprogramme

ten. Der Fragebogen wird mithilfe des Online-Tools         Teilnehmern haben 0.6 Prozent einen Hauptschul-
questback des Anbieters UNIPARK gestaltet (Quest-          abschluss, 6.2 Prozent einen Realschulabschluss,
back, 2018a, 2018b). Nach einem umfassenden Pre-           23.8 Prozent Abitur, 18.1 Prozent einen Ausbildungs-
Test mit zwölf Probanden und der anschließenden            abschluss, 50.0% einen akademischen Abschluss
Optimierung wird der Fragebogen vom 01.05.2018             sowie 1.3% eine abgeschlossene Promotion.
bis zum 02.06.2018 für die Feldphase online                    Bei der Analyse der Wichtigkeit von Arbeitge-
geschaltet.                                                berattraktivitätsfaktoren auf Basis der Mittelwerte,
                                                           wobei der Wert „1“ „wichtig“ und der Wert „4“ „un-
                                                           wichtig“ bedeutet, ist bezeichnend, dass viele der
4     Ergebnisse                                           wichtigsten 15 Faktoren in den Dimensionen „Bezie-
                                                           hungsbedürfnisse“ und „Wachstumsbedürfnisse“
An der Studie haben insgesamt 1 305 Personen teil-         angesiedelt sind (s. Abbildung 2).
genommen, wobei von den insgesamt 1 305 Daten-                 Dabei sind die beiden für die befragten Personen
sätzen 1 072 Datensätze vollständig beantwortet            im Mittelwert wichtigsten Faktoren „Spaß an der Ar-
und somit auswertbar sind. Die Verteilung nach             beit“ sowie eine „Sinnhafte Tätigkeit“. Beide Fakto-
den demographischen Daten zeigt, dass 52.0 Pro-            ren sind in der Dimension „Wachstumsbedürfnisse“
zent der Teilnehmer männlich und 48.0 Prozent der          der Kategorie „Tätigkeit“ zugeordnet. Des Weiteren
Teilnehmer weiblich sind. Bei der Verteilung nach          sind die Faktoren aus der Kategorie „Unterneh-
Altersklassen zeigt sich, dass 42.7 Prozent der Pro-       menskultur“ („Arbeitsklima“, „Unternehmenskul-
banden zwischen 20 und 29 Jahren alt sind, wäh-            tur“, „Kommunikation im Unternehmen“), sowie
rend 20.8 Prozent zwischen 30 und 39 Jahren, 13.5          die Faktoren aus der Kategorie „Führung“ („Füh-
Prozent zwischen 40 und 49 Jahren sowie 17.2 Pro-          rungsstil und Führungskultur“, „Positive Beziehung
zent zwischen 50 und 59 Jahren alt sind. 3.6 Prozent       zu den Vorgesetzten“, „Feedback und Anerkennung
der Probanden sind 60 Jahre oder älter, 2.1 Prozent        der Vorgesetzten“) wichtig. Aus der Dimension der
der Teilnehmer sind 19 Jahre oder jünger. Von den          Basisbedürfnisse ist auffällig, dass unter den 15
10   Wirtschaftspsychologie
     Heft 3-2020
                                                                                                                                                  J. Engelke
                                                                                              Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings

             Abbildung 2
       Mittelwerte der 15                                        Spaß an der Arbeit                                                                          1.16
 wichtigsten Arbeitgeber-                                        Sinnhafte Tätigkeit                                                                       1.26
   attraktivitätsfaktoren                                              Arbeitsklima                                                                     1.27
                                                         Beziehung zu den Kollegen                                                                      1.28
                                               Führungsstil und Führungskultur                                                                         1.29
                                                               Unternehmenskultur                                                                      1.30
                                                                          Aufgaben                                                                    1.34
                                              Kommunikation im Unternehmen                                                                            1.37
                                                       Sicherheit des Arbeitsplatzes                                                                  1.39
                                                              Flexible Arbeitszeiten                                                                1.41
                                      Positive Beziehung zu den Vorgesetzten                                                                        1.42
                                                                 Work-Life-Balance                                                                  1.42
                               Feedback und Anerkennung der Vorgesetzten                                                                            1.36
                                                       Weiterbildungsmöglichkeiten                                                               1.47
                                                                         Teamwork                                                              1.56
                                Legende:
                                1.0 = wichtig                                      4.0          3.5         3.0        2.5         2.0        1.5              1.0
                                2.0 = eher wichtig
                                3.0 = eher unwichtig                                     Mittelwerte der Wichtigkeit der Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren
                                4.0 = unwichtig

                              wichtigsten Attraktivitätsfaktoren kein Faktor aus                      ablen, wenn die dritte Variable ausgeschaltet, also
                              der Kategorie „Vergütung“ zu finden ist. Aus der Ka-                    konstant gehalten wird. Im Rahmen dieses Artikels
                              tegorie „Arbeitsplatzeigenschaften“ sind jedoch die                     wird dabei die Rangkorrelation nach Spearman mit
                              drei Faktoren „Sicherheit des Arbeitsplatzes“ (1.39),                   der partiellen Korrelation nach Pearson verglichen.
                              „Flexible Arbeitszeiten“ (1.41) sowie „Work-Life-Ba-                    Bei der partiellen Korrelation nach Pearson werden
                              lance“ (1.42) unter den 15 am wichtigsten bewerte-                      dabei die Kontrollvariablen „Geschlecht“, „Alter“,
                              ten Faktoren dabei.                                                     „höchster Bildungsabschluss“, „Betriebszugehö-
                                  Die fünf nach den Mittelwerten unwichtigsten                        rigkeit“ sowie „Betriebsgröße“ konstant gehalten,
                              Faktoren sind die „Chance, im Ausland zu arbeiten“                      wodurch somit eine Partialkorrelation höherer Ord-
                              (3.07), das „Alter der Kollegen“ (2.83), ein „Leistungs-                nung verwendet wird. Die partielle Korrelation nach
                              orientierter Bonus“ (2.40), „Nachwuchsförderpro-                        Pearson wird verwendet, da durch den zentralen
                              gramme“ (2.37) sowie „Diversität im Unternehmen“                        Grenzwertsatz und die hinreichend große Stichpro-
                              (2.37).                                                                 be eine Normalverteilung der Daten approximiert
                                  Dies zeigt insgesamt, dass den befragten Perso-                     werden kann (Treyer, 2003). Zudem kann ebenfalls
                              nen im Durchschnitt die eigene Tätigkeit, die Kolle-                    eine metrische Skalierung der Daten angenom-
                              gen, eine gute Führung, die Unternehmenskultur                          men werden, da durch die verwendete vierstufige
                              und die Eigenschaften am Arbeitsplatz wichtiger                         Likert-Skala angenommen werden kann, dass die
                              sind als bspw. die Vergütung oder die Karriere.                         einzelnen Abstufungen „gleich weit“ voneinander
                                  Nachfolgend wird nun anhand der Leitfrage „In-                      entfernt sind (Völkl & Korb, 2018).
                              wieweit hängen die Wahrnehmung von Arbeitgeber-                             Die Ergebnisse des Vergleichs der Korrelation
                              attraktivitätsfaktoren und die Persönlichkeit eines                     nach Spearman und der Partialkorrelation nach
                              Individuums zusammen?“ dargestellt, welche Kor-                         Pearson hinsichtlich der Big-Five-Faktoren und der
                              relationen zwischen den Dimensionen, Kategori-                          Dimensionen, Kategorien und Faktoren von Arbeit-
                              en und Faktoren von Arbeitgeberattraktivität und                        geberattraktivität zeigen deutlich, dass die mithilfe
                              den fünf Faktoren der Persönlichkeit signifikant                        der Rangkorrelation nach Spearman identifizierten
                              sind.                                                                   Zusammenhänge auch nach dem „Ausschalten“
                                  Dabei wird für die Interpretation der Korrelatio-                   der demographischen Daten bestehen. So sind
                              nen folgende Abstufung vorgenommen:                                     Unterschiede in den Korrelationen von > .05 und
                              • ab 0.1 = kleiner Effekt,                                              > –.05 lediglich bei zehn Korrelationsvergleichen
                              • ab 0.3 = mittlerer Effekt,                                            beim Big-Five-Faktor „Neurotizismus“ vorhanden.
                              • ab 0.5 = großer Effekt-                                               Bei allen anderen Big-Five-Faktoren finden sich kei-
                              Diese Abstufung folgt der Empfehlung von Jacob                          ne Unterschiede hinsichtlich der Rangkorrelation
                              Cohen für Korrelationen hinsichtlich der Verhaltens-                    nach Spearman und der partiellen Korrelation nach
                              wissenschaften (Cohen, 1988; Bortz, 2005).                              Pearson von > .05 und > –0.5. Der nächstgrößte
                                  Da in wissenschaftlichen Untersuchungen häu-                        Unterschied besteht bei dem Arbeitgeberattrakti-
                              fig „Scheinkorrelationen“ vorkommen und somit                           vitätsfaktor „Work-Life-Balance“ und dem Big-Five-
                              die identifizierten Korrelationen durch eine dritte                     Faktor „Verträglichkeit“ mit einem Unterschied von
                              Variable statistisch signifikant beeinflusst werden                     –.031. Somit kann gesagt werden, dass die demogra-
                              könnten, werden im Folgenden Partialkorrelatio-                         phischen Daten keinen nennenswerten Einfluss auf
                              nen analysiert. Diese ermöglichen die Analyse der                       die Zusammenhänge zwischen den Dimensionen,
                              Veränderung des Zusammenhangs von zwei Vari-                            Kategorien und Faktoren von Arbeitgeberattrakti-
J. Engelke
Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings
                                                                                                                                Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                                            Heft 3-2020   11

                                                                        Gewissen-      Extra-      Verträg-      Neuro-         Tabelle 2
 Dimension/Konstrukt                    Mittelwert*     Offenheit                                                               Partialkorrelationen
                                                                        haftigkeit    version      lichkeit     tizismus
                                                                                                                                zu Dimensionen und
 Basisbedürfnisse                           1.77           0.094           0.139       0.218         0.195        –0.012
                                                                                                                                Kategorien
 • Vergütung                                1.99           0.049           0.091       0.255         0.076        –0.063
 • Arbeitsplatzeigenschaften                1.46           0.049           0.087        0.087        0.133         0.036
 • Unternehmenseigenschaften                1.84           0.060           0.094        0.116        0.191         0.003
 Beziehungsbedürfnisse                      1.70           0.264           0.060       0.255         0.324         0.002
 • Führung                                  1.51           0.135           0.055       0.202         0.232         0.048
 • Kollegen                                 2.01           0.083           0.018       0.219         0.206         0.063
 • Unternehmenskultur                       1.61           0.328           0.042        0.157        0.274        –0.037
 Wachstumsbedürfnisse                       1.78           0.436           0.047       0.381         0.216        –0.132
 • Tätigkeit                                1.46           0.380           0.045       0.317         0.226        –0.157
 • Karriere                                 2.17           0.314           0.045       0.317         0.136         0.009
* Mittelwerte der deskriptiven Analyse der Wichtigkeit von den Kategorien und Dimensionen von Arbeitgeberattraktivität
  (1 = wichtig, 2 = eher wichtig, 3 = eher unwichtig, 4 = unwichtig).
Alle angegebenen Korrelationen sind partielle Korrelationen nach Pearson. Hierbei wurden die Kontrollvariablen „Ge-
schlecht“, „Alter“, „höchster Bildungsabschluss“, „Betriebszugehörigkeit“ sowie „Betriebsgröße“ konstant gehalten.
Kursiv gestellte Werte entsprechen einer Korrelation > 0.1 und < 0.2 bzw. > –0.1 und < –0.2 (kleiner Effekt), fett gestellte
Werte entsprechen einer Korrelation > 0.2 und < 0.3 bzw. > –0.2 und < –0.3 (kleiner Effekt), fett kursiv gestellte Werte ent-
sprechen einer Korrelation > 0.3 und < 0.5 bzw. > –0.3 und < –0.5 (mittlerer Effekt).

vität und den Big-Five-Faktoren haben. Aus diesem                  und < –0.3 (kleiner Effekt) fett sowie alle Korrelatio-
Grund werden im Folgenden nur die Ergebnisse der                   nen > 0.3 und < 0.5 bzw. > –0.3 und < –0.5 fett kursiv
partiellen Korrelation nach Pearson dargelegt.                     (mittlerer Effekt) dargestellt.
     Um die Übersichtlichkeit innerhalb der Tabellen                   Die Ergebnisse der partiellen Korrelationen der
zu gewährleisten, werden alle Korrelationen > 0.1                  Persönlichkeitsmerkmale zu den Dimensionen und
und < 0.2 bzw. > –0.1 und < –0.2 (kleiner Effekt) kur-             Kategorien von Arbeitgeberattraktivität werden in
siv, alle Korrelationen > 0.2 und < 0.3 bzw. > –0.2                Tabelle 2 dargestellt.

                                                                        Gewissen-      Extra-      Verträg-      Neuro-         Tabelle 3
 Dimension/Konstrukt                    Mittelwert*     Offenheit
                                                                        haftigkeit    version      lichkeit     tizismus        Partialkorrelationen
 Kreative Freiräume                         1.69           0.387          –0.027       0.205         0.093        –0.101
                                                                                                                                > 0,2 sowie > –0,2

 Chance, im Ausland zu arbeiten             3.01           0.349          –0.060        0.180       –0.035        –0.035
 Eigenverantwortung                         1.84           0.294           0.051       0.332         0.168        –0.192
 Forschungs- und Innovationskraft           2.03           0.325           0.014        0.121        0.127        –0.034
 Teamwork                                   1.56           0.012           0.049       0.225         0.300        –0.028
 Aufgaben                                   1.34           0.290           0.080       0.218         0.230       –0.120
 Beziehung zu den Kollegen                  1.28           0.095           0.008        0.155        0.280         0.009
 Aufstiegs- und Karrierechancen             1.84           0.153           0.101       0.276         0.107        –0.107
 Unternehmenskultur                         1.30           0.205           0.089        0.127        0.272        –0.028
 Weiterbildungsmöglichkeiten                1.47           0.250           0.087       0.246         0.201        –0.080
 Spaß an der Arbeit                         1.16           0.116           0.032        0.172        0.245         0.023
 Kommunikation im Unternehmen               1.37           0.234           0.139        0.157        0.224        –0.103
 Arbeitsklima                               1.27           0.192           0.049        0.160        0.231        –0.011
 Beziehung zu den Vorgesetzten              1.42           0.094           0.060        0.130        0.224         0.070
 Diversität im Unternehmen                  2.37           0.222          –0.006        0.169        0.148         0.017
 Führungsstil und Führungskultur            1.29           0.159           0.066        0.101        0.215        –0.001
 Nachwuchsförderprogramme                   2.37           0.187          –0.019       0.214         0.122        –0.029
 Zusatzleistungen                           2.15           0.025           0.045       0.204         0.065        –0.044
 Corporate Social Responsibility            2.08           0.202          –0.021        0.064        0.182         0.041
* Mittelwerte der deskriptiven Analyse der Wichtigkeit von den Kategorien und Dimensionen von Arbeitgeberattraktivität
  (1 = wichtig, 2 = eher wichtig, 3 = eher unwichtig, 4 = unwichtig).
Alle angegebenen Korrelationen sind partielle Korrelationen nach Pearson. Hierbei wurden die Kontrollvariablen „Ge-
schlecht“, „Alter“, „höchster Bildungsabschluss“, „Betriebszugehörigkeit“ sowie „Betriebsgröße“ konstant gehalten.
Kursiv gestellte Werte entsprechen einer Korrelation > 0.1 und < 0.2 bzw. > –0.1 und < –0.2 (kleiner Effekt), fett gestellte
Werte entsprechen einer Korrelation > 0.2 und < 0.3 bzw. > –0.2 und < –0.3 (kleiner Effekt), fett kursiv gestellte Werte ent-
sprechen einer Korrelation > 0.3 und < 0.5 bzw. > –0.3 und < –0.5 (mittlerer Effekt).
12   Wirtschaftspsychologie
     Heft 3-2020
                                                                                                                                    J. Engelke
                                                                                Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings

                                   Auf der Ebene der Dimensionen von Arbeitge-         lichkeit“ (0.300). Weiterhin auffällig ist, dass auf der
                              berattraktivität können nahezu alle errechneten          Faktorenebene mit Ausnahme der Korrelation zwi-
                              Korrelationen zu den fünf Big-Five-Faktoren als          schen „Zusatzleistungen“ und „Extraversion“ die
                              signifikant angesehen werden, mit Ausnahme der           signifikanten Korrelationen größer 0.2 ausschließ-
                              Korrelationen zwischen Neurotizismus und den Ba-         lich zwischen den Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren
                              sis- und Beziehungsbedürfnissen und der Korrelati-       und den Dimensionen „Beziehungsbedürfnisse“
                              onen zwischen Gewissenhaftigkeit und den Bezie-          sowie „Wachstumsbedürfnisse“ zu finden sind. Dies
                              hungs- und Wachstumsbedürfnissen. Die höchsten           lässt darauf schließen, dass es keine bedeutenden
                              Korrelationen ergeben sich zwischen dem Big-Five-        Unterschiede von Personen mit unterschiedlichen
                              Faktor „Offenheit für Erfahrungen“ und der Dimen-        Ausprägungen der Persönlichkeitsfaktoren zu den
                              sion „Wachstumsbedürfnisse“ mit einer Korrelation        Basisbedürfnissen und den zugehörigen Kategori-
                              von 0.436 sowie zwischen dem Big-Five-Faktor „Ex-        en „Vergütung“, „Arbeitsplatzeigenschaften“ sowie
                              traversion“ und „Wachstumsbedürfnisse“ mit einer         „Unternehmenseigenschaften“ gibt. Zusätzlich ist
                              Korrelation von 0.381. Eine Korrelation von eben-        auffällig, dass es zwischen dem Faktor „Neurotizis-
                              falls größer als 0.3 weist die Beziehung zwischen        mus“ und den Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren
                              „Verträglichkeit“ und „Beziehungsbedürfnisse“ mit        lediglich sechs signifikante Korrelationen größer
                              einer Korrelation von 0.324 auf.                         0.1 und keine einzige signifikante Korrelation größer
                                   Hinsichtlich des Zusammenhangs der Katego-          0.2 gibt. Ähnliches kann für den Persönlichkeitsfak-
                              rien von Arbeitgeberattraktivität und den Big-Five-      tor „Gewissenhaftigkeit“ berichtet werden, bei dem
                              Faktoren können insgesamt sieben Korrelationen           lediglich vier signifikante Korrelationen größer 0.1
                              nachgewiesen werden, die größer als 0.2 oder klei-       auftauchen und ebenfalls keine signifikante Korrela-
                              ner als –0.2 sind. Die höchsten Korrelationen finden     tion größer als 0.2.
                              sich zwischen „Tätigkeit“ und „Offenheit für Erfah-           Die Ergebnisse der Auswertung der Umfrage
                              rungen“ mit einer Korrelation von 0.380, zwischen        zeigen jedoch deutlich, dass zwischen den Big-Five-
                              „Unternehmenskultur“ und „Offenheit für Erfah-           Faktoren „Extraversion“, „Offenheit für Erfahrun-
                              rungen“ mit einer Korrelation von 0.328, zwischen        gen“ und „Verträglichkeit“ zahlreiche signifikante
                              „Tätigkeit“ und „Extraversion“ mit einer Korrelation     Korrelationen zu den Faktoren von Arbeitgeberat-
                              von 0.317 sowie zwischen der Kategorie „Karriere“        traktivität vorhanden sind, wobei fünf Korrelationen
                              und den Big-Five-Faktoren „Extraversion“ mit einer       einem „mittleren Effekt“ (> 0.3) entsprechen sowie
                              Korrelation von 0.317 und „Offenheit für Erfahrun-       weitere 23 Faktoren einen Korrelationsfaktor > 0.2
                              gen“ mit einer Korrelation von 0.314. Diese Korrela-     aufweisen. Ähnliches gilt auf Seiten der Dimensio-
                              tionen sind als mittlerer Effekt zu bezeichnen.          nen und Kategorien von Arbeitgeberattraktivität.
                                   Zwischen den fünf Persönlichkeitsfaktoren und       Während in der Dimension der Basisbedürfnisse
                              der Ebene der 35 Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren       lediglich eine partielle Korrelation einen Korrelati-
                              lassen sich insgesamt 28 Korrelationen mit einem         onskoeffizienten > 0.2 aufweist, sind in der Dimen-
                              Faktor größer 0.2 oder kleiner –0.2 identifizieren.      sion der Beziehungsbedürfnisse 13 signifikante Kor-
                              Auffallend dabei ist, dass acht dieser Korrelationen     relationen > 0.2 zu finden und in der Dimension der
                              bei Faktoren auftreten, die der Kategorie „Tätigkeit“    Wachstumsbedürfnisse sogar 14 signifikante Korre-
                              zugeordnet werden können sowie fünf dieser Korre-        lationen > 0.2. Dies zeigt deutlich, dass interindivi-
                              lationen bei Faktoren, die der Kategorie „Karriere“      duelle Unterschiede der an der Umfrage teilgenom-
                              zugeordnet werden können. Somit sind insgesamt           menen Personen hinsichtlich der Wahrnehmung der
                              13 dieser 28 Korrelationen in der Dimension „Wachs-      Wichtigkeit von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren
                              tumsbedürfnisse“ angesiedelt, lediglich eine dieser      existieren.
                              Korrelationen (Extraversion und Zusatzleistungen)        Dadurch kann die Leitfrage „Inwieweit hängen die
                              ist innerhalb der Basisbedürfnisse angesiedelt. Um       Wahrnehmung von Arbeitgeberattraktivitätsfakto-
                              einen Überblick über die stärksten Korrelationen         ren und die Persönlichkeit eines Individuums zusam-
                              zwischen den einzelnen Faktoren von Arbeitgeber-         men?“ wie folgt beantwortet werden:
                              attraktivität und den Persönlichkeitsmerkmalen zu
                              bieten, sind die Faktoren zu den 15 stärksten Parti-     •   Auf Seiten der Persönlichkeitsfaktoren sind ins-
                              alkorrelationen in Tabelle 3 aufgelistet.                    besondere bei den drei Faktoren „Extraversion“,
                                   Die höchsten Korrelationen sind hierbei zwi-            „Offenheit für Erfahrungen“ sowie „Verträglich-
                              schen dem Faktor „Kreative Freiräume“ und dem                keit“ signifikante Unterschiede bei der Wahr-
                              Big-Five-Faktor „Offenheit für Erfahrungen“ mit              nehmung von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren
                              einer Korrelation von 0.387, zwischen dem Faktor             zu erkennen.
                              „Chance, im Ausland zu arbeiten“ und wiederum            •   Auf Seiten der Arbeitgeberattraktivität sind die
                              „Offenheit für Erfahrungen“ mit einer Korrelation            interindividuellen Unterschiede insbesondere in
                              von 0.349 sowie zwischen dem Faktor „Eigenverant-            den Dimensionen „Beziehungsbedürfnisse“ und
                              wortung“ und dem Big-Five-Faktor „Extraversion“              „Wachstumsbedürfnisse“ zu erkennen.
                              mit einer Korrelation von 0.332 zu finden. Zwei wei-     •   In Bezug auf die Kategorien von Arbeitgeberat-
                              tere Korrelationen, die als „mittlerer Effekt“ einzu-        traktivität ist festzuhalten, dass die Unterschie-
                              stufen sind, finden sich zwischen „Forschungs- und           de insbesondere in den Kategorien „Führung“,
                              Innovationskraft“ und „Offenheit für Erfahrungen“            „Kollegen“, „Unternehmenskultur“, „Tätigkeit“
                              (0.325) sowie zwischen „Teamwork“ und „Verträg-              und „Karriere“ festzustellen sind.
J. Engelke
Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings
                                                                                                                         Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                                     Heft 3-2020   13

 Komponente      Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren                                                                       Tabelle 4
                                                                                                                         Faktorenanalyse mit acht
       1         Aufgaben (0.673); Eigenverantwortung (0.612); Kreative Freiräume (0.553); Sinnhafte Tätigkeit (0.486)   festen Komponenten
       2         Aufstiegs- und Karrierechancen (0.698); Nachwuchsförderprogramme (0.664); Chance, im Ausland zu
                 arbeiten (0.624); Weiterbildungsmöglichkeiten (0.552); Leistungsorientierter Bonus (0.519); Zusatz-
                 leistungen (0.429)
       3         Diversität im Unternehmen (0.635); Corporate Social Responsibility (0.579); Attraktivität der Branche
                 (0.545); Alter der Kollegen (0.544); Unternehmensimage (0.542); Forschungs- und Innovationskraft
                 (0.475); Identifikation mit Produkten (0.449)
       4         Unternehmenskultur (0.664); Arbeitsklima (0.611); Work-Life-Balance (0.534); Kommunikation im
                 Unternehmen (0.507)
       5         Feedback vom Vorgesetzten (0.734); Beziehung zu Vorgesetzten (0.684); Führungsstil und -kultur
                 (0.578); Unternehmensführung (0.537)
       6         Basisgehalt (0.690); Sozialleistungen (0.624); Sicherheit des Arbeitsplatzes (0.504); Unternehmens-
                 erfolg (0.493); Standort des Unternehmens (0.445)
       7         Beziehung zu Kollegen (0.657); Teamwork (0.638); Spaß und Freude an der Arbeit (0.494)
       8         Flexible Arbeitsbedingungen (0.813); Flexible Arbeitszeiten (0.811)
Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse. Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung. Die Rotation
ist in 23 Iterationen konvergiert. In Klammern ist jeweils die rotierte Faktorladung angegeben.

Somit konnte durch diesen Artikel klar gezeigt wer-           0.751 (Wachstumsbedürfnisse), was als „Fragwür-
den, dass grundsätzlich die Persönlichkeit eines              dig“ bis „Gut“ bezeichnet werden kann. Da Cron-
Individuums mit der Wahrnehmung der Wichtigkeit               bachs Alpha nur bei den „Basisbedürfnissen“ unter
von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren zusammen-               dem kritischen Wert von 0.7 liegt und dies auch nur
hängt.                                                        sehr knapp (0.693), kann festgehalten werden, dass
    In weiteren Analysen der Daten kann zudem ge-             der in dieser Studie entwickelte Fragebogen ver-
zeigt werden, dass Personen mit höheren Ausprä-               wendet werden kann. In einem zweiten Schritt wird
gungen bei den Big-Five-Faktoren „Extraversion“,              eine Faktorenanalyse zur Sicherstellung der fakto-
„Offenheit für Erfahrungen“ und „Verträglichkeit“             riellen Validität des Fragebogens durchgeführt. Die
generell höhere Anforderungen an den Arbeitgeber              Faktorenanalyse wird mithilfe der Hauptkompo-
bzgl. der Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren stellen           nentenanalyse durchgeführt, wobei die Anzahl der
als Personen mit niedrigen Ausprägungen dieser                Items im ersten Schritt basierend auf dem Kaiser-
Faktoren. Insgesamt kann festgestellt werden, dass            Kriterium (Eigenwerte größer als 1) bestimmt wird.
Personen mit hohen Ausprägungen innerhalb des                 Zur Bestimmung der rotierten Faktorenanalyse
Persönlichkeitsfaktors „Extraversion“ besonders               wird die orthogonale Rotationsmethode (Varimax)
Wert auf eine angemessene Vergütung, auf eine                 gewählt. Zur Prüfung, ob eine Faktorenanalyse sta-
kollegiale Beziehung zu den Kollegen und insbe-               tistisch sinnvoll ist, wird der KMO- und Bartlett-Test
sondere auf interessante Aufgaben und eine hohe               durchgeführt. Das Maß der Stichprobeneignung
Eigenverantwortung legen. Individuen mit hohen                nach Kaiser-Meyer-Olkin beträgt dabei 0.867 und ist
Ausprägungen in der Kategorie „Offenheit“ sind ins-           somit als „lobenswert, Anerkennung verdienend“
besondere eine positive Unternehmenskultur, inter-            (Eckey, Kosfeld & Rengers, 2002) zu werten. Diese
essante Aufgaben, kreative Freiräume und auch die             Faktorenanalyse ergibt neun Komponenten, wobei
Chance, im Ausland zu arbeiten wichtig. Personen              Komponente neun lediglich einen Eigenwert von
mit hohen Ausprägungen innerhalb von „Verträg-                1.029 besitzt. Aus diesem Grund wird schlussendlich
lichkeit“ legen hingegen viel Wert auf die Führung,           eine rotierte Komponentenmatrix mit acht festen
auf die Kollegen, auf die Unternehmenskultur und              Komponenten erstellt (s. Tabelle 4).
auf die Tätigkeit. Individuen mit hohen Werten in-                 Durch die Faktorenanalyse kann gezeigt werden,
nerhalb des Faktors „Neurotizismus“ und des Fak-              dass viele Kategorien aus der operationalen Analyse
tors „Gewissenhaftigkeit“ unterscheiden sich hin-             bestätigt werden können. Jedoch gibt es auch ei-
gegen nicht signifikant von Personen mit niedrigen            nige Abweichungen hinsichtlich der Zuordnung der
Ausprägungen innerhalb des jeweiligen Faktors.                Faktoren. Somit kann zwar gesagt werden, dass der
    Um die korrekte Vorgehensweise bei der Daten-             entwickelte Fragebogen eine gute Grundlage aus
erhebung und Datenauswertung sicherzustellen,                 Sicht der Faktorenanalyse bietet, der Fragebogen
wird in einem ersten Schritt die interne Konsistenz           in zukünftigen Studien jedoch verifiziert und evtl.
mithilfe von Cronbachs Alpha geprüft. Das Ergebnis            angepasst werden sollte. Nichtsdestotrotz kann die
der Analyse bzgl. des gesamten Fragebogens zeigt,             faktorielle Validität des Fragebogens als akzeptabel
dass Cronbachs Alpha mit einem Wert von 0.873 bei             bezeichnet werden.
Cronbachs Alpha für standardisierte Items deutlich
über dem kritischen Wert von 0.7 liegt. Die interne
Konsistenz des gesamten Fragebogens kann somit                5      Fazit
als „gut“ bewertet werden. Für die einzelnen Di-
mensionen liegt Cronbachs Alpha bei 0.693 (Basis-             Die Ergebnisse der quantitativen Studie zeigen deut-
bedürfnisse), 0.817 (Beziehungsbedürfnisse) und               lich, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen
14   Wirtschaftspsychologie
     Heft 3-2020
                                                                                                                                               J. Engelke
                                                                                           Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings

                              der Persönlichkeit eines Individuums und der Wich-                  dem potenziellen Arbeitnehmer die Attraktivitäts-
                              tigkeit bei den Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren                   faktoren des Unternehmens angezeigt werden kön-
                              besteht. Die Leitfrage „Inwieweit hängen die Wahr-                  nen, die dieser Besucher auf Basis seiner Persön-
                              nehmung von Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren und                   lichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit als attraktiv
                              die Persönlichkeit eines Individuums zusammen?“                     wahrnimmt. Weitergehend könnte über die Erfas-
                              kann dahingehend beantwortet werden, dass für                       sung von Persönlichkeitstests im Rahmen des Rec-
                              die Persönlichkeitsfaktoren „Extraversion“, „Offen-                 ruiting-Prozesses das Unternehmen dem Bewerber
                              heit für Erfahrungen“ sowie „Gewissenhaftigkeit“                    genau die Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren „an-
                              signifikante Zusammenhänge bestehen, für die Per-                   bieten“, die dieser auf Basis seines Persönlichkeits-
                              sönlichkeitsfaktoren „Neurotizismus“ und „Verträg-                  tests mit hoher Wahrscheinlichkeit als sehr attrak-
                              lichkeit“ jedoch nicht. Auf Seiten der Arbeitgeberat-               tiv empfindet. So könnten die Recruiter gegenüber
                              traktivitätsfaktoren kann festgehalten werden, dass                 Bewerbern mit hohen Ausprägungen des Persön-
                              insbesondere die Dimensionen „Beziehungsbe-                         lichkeitsfaktors „Verträglichkeit“ insbesondere das
                              dürfnissen“ und „Wachstumsbedürfnisse“ mit den                      gute „Teamwork“ im Unternehmen kommunizieren,
                              Persönlichkeitsfaktoren korrelieren, bei den Basis-                 während bspw. bei Bewerbern mit hohen Ausprä-
                              bedürfnisse können nur geringe Zusammenhänge                        gungen des Persönlichkeitsfaktors „Offenheit“ ins-
                              mit den Persönlichkeitsfaktoren nachgewiesen                        besondere die „Kreativen Freiräume“ angepriesen
                              werden.                                                             werden.
                                  Diese Ergebnisse können nun auch entsprechen-                        Durch die gewonnenen Erkenntnisse könnten
                              de Implikationen für die Praxis und damit die Perso-                also einerseits die Unternehmen Vorteile generie-
                              nalarbeit bedeuten. Auf Basis der Persönlichkeits-                  ren, indem auf den eigenen Karrierewebseiten in-
                              daten und der aufgezeigten Korrelationen könnte                     dividualisierte und auf den Besucher angepasste
                              es möglich sein, dass Jobportale wie Xing, LinkedIn                 Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren       kommuniziert
                              oder Google for Jobs den Besuchern der jeweiligen                   werden. Zugleich könnten die Ergebnisse von Per-
                              Website explizit Jobangebote vorschlagen, in denen                  sönlichkeitstests im Rahmen des Recruiting-Pro-
                              Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren      kommuniziert                 zesses auch für die direkte Kommunikation der Re-
                              werden, die dieses Individuum auf Basis der Per-                    cruiter in Richtung der Bewerber genutzt werden,
                              sönlichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit attraktiv                  um dem Bewerber ein auf ihn zugeschnittenes „Ge-
                              findet. Die Persönlichkeitsdaten könnten dabei ent-                 samtpaket“ anzubieten.
                              weder über einen Fragebogen ausgewertet werden                           Andererseits könnten Bewerber von den gewon-
                              oder von Tools wie „Apply Magic Sauce“1 zugeliefert                 nenen Erkenntnissen profitieren, da Jobportale eine
                              werden. Zudem könnten auch Jobangebote direkt                       weitere Filterung neben dem Jobtitel, dem Standort
                              ausgeblendet werden, die das Individuum auf Basis                   und weiteren bisherigen Filterkriterien anbieten
                              der Persönlichkeit voraussichtlich nicht attraktiv                  könnten. So ist es denkbar, dass diese Jobporta-
                              finden wird. Auf der einen Seite werden so dem Be-                  le den Bewerbern die Möglichkeit bieten, auf ihrer
                              nutzer nur Jobangebote vorgeschlagen, welche zu                     Website einen Persönlichkeitsfragebogen auszufül-
                              der Persönlichkeit passen und der Benutzer muss                     len und dafür dem Bewerber dann in den Jobergeb-
                              keine Jobangebote mehr lesen, welche mit hoher                      nissen nur Jobs von Unternehmen mit denjenigen
                              Wahrscheinlichkeit nicht zu ihm passen. Dies ist so-                Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren anzeigen, die
                              wohl eine Zeitersparnis als auch eine Vereinfachung                 dem Bewerber auf Basis der Persönlichkeit beson-
                              bei der Jobsuche für potenzielle Arbeitnehmer. Auf                  ders wichtig sind. Der Bewerber bekommt schluss-
                              der anderen Seite wird jedoch auch die Grundquote2                  endlich auf ihn zugeschnittene Unternehmen ange-
                              im Personalauswahlprozess verbessert, da sich auf                   zeigt. Hiervon wiederum könnten die Unternehmen
                              den Job vermehrt Leute bewerben, die auf Basis der                  ebenfalls profitieren, da sich eventuell vermehrt
                              Persönlichkeit auch zum Job bzw. zum Unterneh-                      Leute bewerben, die vom „Person-organization fit“
                              men passen. Dies könnte somit eine Erleichterung                    besser ins Unternehmen passen. Dies ist darin be-
                              für die Personalauswahl darstellen, da die prognos-                 gründet, dass Bewerber sich über solche Jobportale
                              tische Validität erhöht werden könnte.                              nur auf Jobs von Unternehmen bewerben, die sol-
                                  Eine zweite Anwendungsmöglichkeit könnte die                    che Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren anbieten, die
                              Gestaltung von Karriereseiten von Unternehmen                       dem Bewerber selber auch wichtig sind.
                              betreffen. Wenn wiederum die Daten von Tools wie                         Diese Implikationen für die Praxis ziehen jedoch
                              „Apply Magic Sauce“ und die in diesem Artikel ana-                  auch die Gefahr des Datenmissbrauchs nach sich.
                              lysierten Ergebnisse kombiniert werden, so könnten                  Somit ist es an dieser Stelle noch wichtig zu erwäh-
                              intelligente Algorithmen die kommunizierten Ar-                     nen, dass die Bewerber in die Freigabe der Daten
                              beitgeberattraktivitätsfaktoren auf der Karrieresei-                von Tools wie „Apply Magic Sauce“ explizit einwilli-
                              te eines Unternehmens auf Basis der Persönlichkeit                  gen müssten, damit diese Daten auch von Jobbör-
                              eines Menschen individuell anpassen. So würden                      sen oder Unternehmen genutzt werden dürften. Im
                                                                                                  Rahmen der Jobwebsites wäre es jedoch eine Mög-
                              1
                                  „Apply Magic Sauce“ ist eine Personalisierungs-Software, die
                                  psychologische Merkmale auf Basis von digitalen Fußabdrü-
                                                                                                  lichkeit, dass im Rahmen eines „Premium“-Features
                                  cken des menschlichen Verhaltens voraussagt (University of      die Benutzer der Jobportale einen Persönlichkeits-
                                  Cambridge, 2018).                                               fragebogen ausfüllen und die Daten dann explizit
                              2
                                  Die Grundquote beschreibt den Anteil prinzipiell geeigneter
                                  Kandidaten unter allen Bewerbern (Nerdinger, Blickle & Scha-    und ausschließlich für die Jobsuche genutzt werden
                                  per, 2008).                                                     können. Somit könnten die in diesem Artikel dar-
J. Engelke
Die Rolle der Persönlichkeit im Rahmen des Employer Brandings
                                                                                                                           Wirtschaftspsychologie
                                                                                                                                       Heft 3-2020   15
gestellten Ergebnisse eine Professionalisierung im           Hinzdorf, T., Erlenkämper, S. & Priemutz, K. (2003). Em-
Bereich des datengetriebenen Personalmarketings                  ployer-Branding ist messbar. Personalwirtschaft, 7,
nach sich ziehen.                                                48–50.
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