"M&A ist zurück" SWITZERLAND - M&A Outlook Schweiz - cloudfront.net
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DR. JÜRG STUCKER Partner Oaklins Switzerland j.stucker@ch.oaklins.com DR. DANIEL SPRING Director Oaklins Switzerland d.spring@ch.oaklins.com CHRISTOPH WALKER Senior Associate Oaklins Switzerland c.walker@ch.oaklins.com
M&A ist zurück Vor sechs Monaten betitelten wir unseren M&A Outlook mit «Den Mutigen gehört die Zukunft». Dies hat sich insofern bestätigt, als dass wir mehr Aktivität auf der Buy- Side wahrgenommen haben. Nun kehrt aber M&A auf einer breiten Front zurück. Unser Oaklins M&A-Index ist auf das Vorkrisenniveau gestiegen und liegt nahe am Allzeithoch von 2018. Das bedeutet hohe bis sehr hohe M&A-Aktivität in den kommenden 6–12 Monate. Die Gründe dafür sind schnell zusammengefasst: – Die Zuversicht als Haupttreiber der M&A-Aktivität steigt mit der Covid- Impfung und der Aussicht auf eine zeitnahe Überwindung der wesentlichen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen. Zudem haben sich die Unternehmen auf die Pandemie einstellen können und in vielen Branchen läuft der Wirtschaftsmotor wieder auf Hochtouren. – Finanzielle Mittel, welche zu Beginn der Pandemie aufgrund der Unsicherheit von Unternehmen zurückgehalten wurden, stehen jetzt vermehrt wieder für Akquisitionen zur Verfügung. Generell ist sehr viel Liquidität im Markt, welche ihre Rendite sucht. Auf den nachfolgenden Seiten erhalten Sie einen detaillierten Einblick, auf welche Faktoren sich die wieder anziehende M&A-Aktivität zurückführen lässt. In der aktuellen Ausgabe unseres M&A Outlooks haben wir wieder drei spannende Interviews für Sie: Die Tourismus-Branche wurde von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. In diesem Umfeld hat André Lüthi, Miteigentümer und CEO der Globetrotter Group, noch stärker in sein Unternehmen investiert und Anteile zurückgekauft. Gehört die Zukunft den Mutigen oder ist das schlichtweg einfach verrückt? Kennen Sie eine etablierte Branche, welche in den letzten 20 Jahren ihre Einnahmen versiebenfachen konnte, trotzdem nicht profitabel wirtschaftet und dabei hohe Schulden angehäuft hat? Europäische Fussballligen und viele ihrer Topklubs haben genau diese Entwicklung durchlaufen. Über die Gründe für diese Entwicklung, wirtschaftliches Denken und die Emotionen im Sport sprechen wir im Interview mit Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League. Spannende Einblicke, wie hochinnovative und agile Schweizer KMUs den zukünftigen Markt für Wasserstoffantriebe prägen, um eine umweltfreundliche und flexible Mobilität zu ermöglichen, erhalten Sie im Interview mit Tobias Moser, Miteigentümer und CEO der FISCHER Spindle Group. 3
Der Oaklins M&A-Index basiert auf einer halbjährlich durchgeführten Umfrage mit rund hundert M&A-Experten und Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft (d.h. Verwaltungsräte, CEOs, CFOs, M&A Professionals, die eng mit der M&A-Aktivität in ihrer jeweiligen Firma in Verbindung stehen). Die Umfrage umfasst sowohl börsenkotierte Firmen als auch typische KMU-Unternehmen über verschiedene Branchen hinweg. Der Index bildet die Entwicklung der erwarteten M&A-Aktivität mit Beteiligung von Schweizer Unternehmen ab. Der Oaklins M&A-Index besteht aus drei wesentlichen Haupttreibern: – Der Zuversicht in die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung: In positiven Wirtschaftszyklen sind Unternehmen wesentlich akquisitiver als in einer Krise. Somit ist die Konjunkturlage ein wesentlicher Treiber des M&A-Geschehens. – Der strategische Fokus auf das Thema M&A: Wachstum kann organisch oder mittels Akquisitionen geschehen. Welcher Weg verfolgt wird, ist eine strategische Frage. – Die Attraktivität des Finanzierungsumfelds: Um eine Transaktion zu tätigen, benötigt ein Käufer die entsprechenden Mittel. Eine Akquisition kann mit Cash, Fremdkapital oder eigenen Aktien finanziert werden. Je günstiger und besser verfügbar die Mittel, umso einfacher ist die Finanzierung einer Transaktion. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 5
M&A ist zurück. Mit den weltweit laufenden Impfkampagnen und guter Auftragslage steigt die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung und M&A kommt wieder in den strategischen Fokus der Unternehmen. Dieser durchaus positive Ausblick zeigt sich klar im Oaklins M&A-Index, welcher den im Januar 2021 eingeläutete Aufwärtstrend weiter fortsetzen kann. Dieser Aufwärtstrend kann über alle Indikatoren hinweg festgestellt werden, was darauf hindeutet, dass die M&A-Aktivität in der Schweiz in den nächsten 6–12 Monaten deutlich an Fahrt gewinnen wird. Haupttreiber des Oaklins M&A-Index stellt die erstarkte Zuversicht in die wirt- schaftliche Entwicklung der Schweiz dar. Nach einem starken Einbruch zu Beginn der Corona-Krise erholte sich die Zuversicht im letzten Jahr massgeblich. Die befragten Unternehmen schätzen das Umfeld so positiv ein wie zuletzt im Januar 2019. Während einige Unternehmen besser durch die Corona-Krise gekommen sind als erwartet oder vielleicht sogar davon profitieren konnten, hat die Krise aber auch viele Unternehmen mit gesundem Geschäftsmodell operativ und finanziell stark herausgefordert. Als Folge hat sich die Marktdynamik in vielen Branchen geändert, was den Konsolidierungsprozess weiter beschleunigt und den Druck zur Innovation und Digitalisierung erhöht. So überrascht es nicht, dass M&A als Wachstumsmotor und Innovationstreiber wieder an strategischer Bedeutung gewinnen wird. Ein Blick auf die Umfrageresultate zeigt aber, dass die M&A-Aktivität nach wie vor auch opportunistisch betrieben wird. Insbesondere für grössere und finanzstarke Unternehmen ergeben sich im aktuellen Marktumfeld spannende Entwicklungs- und Wachstumschancen. Nachfolgeregelungen, die während der Corona-Krise ausgesetzt wurden, sowie Mitbewerber, welche die Krise weniger gut gemeistert haben, stellen in naher Zukunft attraktive Akquisitionsobjekte dar.
ENTWICKLUNG DES OAKLINS M&A-INDEX FÜR DIE SCHWEIZ 120 114 113 111 113 110 106 100 101 100 97 96 93 95 39 36 33 36 38 35 27 28 24 82 24 27 29 80 17 64 60 29 34 35 36 10 34 30 30 33 34 29 29 26 29 24 40 44 40 41 42 41 42 42 41 42 20 38 39 39 36 30 0 JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Zuversicht Fokus Finanzierung Der Schweizer M&A-Markt zeichnet sich durch eine grosse Resilienz gegenüber den pandemiebedingten Unsicherheiten aus und die erwartete M&A-Aktivität ist bereits wieder auf dem Vorkrisenniveau. Sowohl käufer- als auch verkäuferseitig ist weiterhin eine hohe Liquidität und Interesse an M&A vorhanden. Verfestigt sich die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz, kann mit einem starken Anstieg der M&A-Aktivität gerechnet werden. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 7
Das sich mit dem Beginn der Corona-Krise verschlechternde Finanzierungs- umfeld hat sich wieder deutlich verbessert und die Fremdfinanzierung von Akquisitionsprojekten ist wieder einfacher geworden. Zudem steht auch wieder mehr eigenes Cash zur Verfügung. Während noch vor einem halben Jahr die vorhandenen Reserven zur Liquiditätssicherung in der Krise gehalten wurden, werden die flüssigen Mittel vermehrt auch wieder für Investitionen genutzt. Die positiven gesamtwirtschaftlichen Aussichten, die wieder zunehmende strategische Priorität hin zu M&A sowie ein verbessertes Finanzierungsumfeld deuten klar auf eine stark zunehmende M&A-Aktivität hin. Mit der zurückgekehrten Zuversicht liegt die erwartete M&A-Aktivität bereits wieder auf dem hohen Vor-Corona-Niveau und die Krise scheint zumindest aus M&A-Sicht überstanden. Weshalb kehrt M&A so stark zurück? Was bedeutet dies für die Preise? Und sind wir schon wieder in einem Verkäufermarkt? Jürg Stucker (Oaklins) im Gespräch mit Peter Manhart (Communicators). https://www.oaklins.com/news/de-CH-CH/199961-m-a-ist-zuruck
HAUPTTREIBER IM ZEITVERLAUF 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Zuversicht Fokus Finanzierung Für Unternehmen, welche die Corona-Krise erfolgreich bewältigt haben, öffnen sich spannende Akquisitionsopportunitäten. Seien dies strauchelnde Mitbewerber oder aufgeschobene Nachfolgelösungen, welche nun auf den Markt kommen. Die hohe Nachfrage nach attraktiven Akquisitionsobjekten zusammen mit einem günstigen Finanzierungsumfeld und fehlenden Renditen an den Kapitalmärkten treiben die M&A-Aktivität in der Schweiz zusätzlich an. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 9
DIE CORONA-PANDEMIE HAT DIE M&A-AKTIVITÄT IN DER SCHWEIZ GEPRÄGT +20% Transaktionen in der TMT-Branche Der Druck auf die Transformation der Geschäftsmodelle sowie zur Innovation und Digitalisierung wurde durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt. So überrascht es nicht, dass Unternehmen im Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) zu den Gewinnern der Corona-Pandemie gehören und TMT als einzige Branche im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr eine steigende M&A-Aktivität auswies (+20%). Demgegenüber litten insbesondere Branchen, welche auf das einwandfreie Funktionieren der globalen Lieferketten angewiesen sind sowie Unternehmen, welche sich mit ihren Dienstleistungen an Unternehmen richten. Branchen wie Maschinen- & Anlagenbau, Komponenten (-16%), Dienstleistungen für Unternehmen (-32%) und Finanzdienstleistungen (-47%) verzeichneten starke Rückgänge. Der Rückgang ist in einzelnen Branchen allerdings nicht nur der Corona-Pandemie zuzuschreiben, sondern spiegelt auch die anhaltende Transformation einzelner Branchen und zufällige Schwankungen wider.
VERGLEICH DER ANZAHL M&A-TRANSAKTIONEN ZWISCHEN 2019 UND 2020 MIT BETEILIGUNG VON SCHWEIZER UNTERNEHMEN 60 2019 2020 49 50 40 36 30 19 19 20 13 9 10 7 5 4 4 2 2 3 0 Automobilindustrie Bauwirtschaft & Rohstoffe Biotechnologie Chemische Industrie Dienstleistungen für Unternehmen Energie Finanzdienstleistungen Gesundheitswesen Handel & Konsumgüter Lebensmittel- & Getränkeindustrie Logistik Maschinen- & Anlagenbau, Komponenten Technologie, Medien & Telekommunikation Quelle: Mergermarket, Oaklins Analyse Die Grafik basiert auf öffentlich publizierten Transaktionen und stellt nur einen Ausschnitt der tatsächlich abgeschlossenen Transaktionen dar. Kleinere Transaktionen, welche nicht publiziert wurden, konnten entsprechend nicht berücksichtigt werden. 2019 2020 Automobilindustrie 3 2 Bauwirtschaft & Rohstoffe 2 2 Biotechnologie 6 5 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 11 Chemische Industrie 5 4 Dienstleistungen für Unternehmen 28 19
M&A-Index Umfrage- ergebnisse Schweiz Als Basis für die Berechnung des Oaklins M&A-Index dient eine regelmässig durchgeführte Umfrage bei M&A-Experten und Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft. Einige interessante Ergebnisse der Umfrage haben wir nachfolgend für Sie zusammengefasst.
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UMFRAGEERGEBNISSE Wie beurteilen Sie die gesamtwirtschaftliche Situation in den nächsten 12 Monaten? Die wirtschaftliche Erholung wird noch etwas Zeit brauchen. Die Bereiche entwickeln sich stark unterschiedlich und wir sehen aktuell gewisse Kompensationseffekte.“ Reto Reist CEO, Moser-Baer AG Die Covid-19 Pandemie hat in vielen Bereichen einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Konjunkturmotor in dieser Krise, und führt neben den zu erwartenden Erleichterungen dank den weltweiten Impfkampagnen zu einem positiven Ausblick.“ Thomas Bechter CEO, Berlinger & Co. AG
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG 3 durchschnittlich (3) 4 eher schlecht (2) eher gut (4) 3.73 schlecht (1) gut (5) JUL 2021 % 66 der Befragten gehen von einer eher guten oder guten wirtschaftlichen Entwicklung aus. Viele Unternehmen sind JAN 2021 JUL 2020 besser durch die Krise gekommen als erwartet und die Angst vor einer globalen Rezession scheint verschwunden zu sein. Die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz JAN 2020 ist so gross wie zuletzt im Januar 2019. JUL 2019 78% 79% 68% 66% 58% 55% 29% 27% 29% 27% JAN 2019 16% 10% 2% 4% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JUL 2018 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 15
UMFRAGEERGEBNISSE Wie beurteilen Sie allgemein die M&A-Aktivität in Ihrer Branche über die nächsten 12 Monate? Die erwarteten Erleichterungen, welche die weltweit angelaufenen Impfkampagnen mit sich bringen, dürften die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung weiter stärken.“ Dr. Peter Hackel Group CFO, Straumann Group
ERWARTETE M&A-AKTIVITÄT hoch / eher hoch 43% mittel 44% tief / eher tief 13% % 43 der Umfrageteilnehmern erwarten zukünftig eine hohe oder eher hohe M&A-Aktivität, was einem deutlichen Anstieg gegenüber den letzten Umfragewerten entspricht. Die nach wie vor hohe Liquidität der Unternehmen zusammen mit neuen Akquisitionsopportunitäten treiben die Marktaktivität. 50% 46% 39% 43% 36% 38% 36% 28% 29% 31% 32% 32% 23% 13% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 17
UMFRAGEERGEBNISSE Wird Ihr Unternehmen in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich eine Akquisition tätigen? Ich erwarte eine hohe M&A-Aktivität aufgrund vieler Nach- folgeregelungen und schwieriger Zukunftsaussichten im Nutzfahrzeugmarkt, kombiniert mit hohem Investitionsbedarf in die Infrastruktur.“ Marc Ziegler CEO, Auto AG Group
AKQUISITIONSTÄTIGKEIT ja / eher ja 71% nein / eher nein 29% % 71 der befragten Teilnehmer geben an, in den kommenden 12 Monaten eine Akquisition zu tätigen oder eine solche ernsthaft in Betracht zu ziehen. Dieser Wert liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt und untermauert die positive Einschätzung zur Entwicklung des M&A-Markts. 71% 66% 65% 65% 63% 60% 60% 53% 54% 56% 58% 54% 55% 59% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 19
UMFRAGEERGEBNISSE Welches sind die Hauptgründe für einen möglichen Unternehmenszukauf in den nächsten 12 Monaten? Im Bildungsmarkt ist es eine Frage der Verfügbarkeit von potenziellen Unternehmen. Meistens geschehen Übernahmen in Abhängigkeit einer möglichen Nachfolgeregelung oder aufgrund akuter wirtschaftlicher Herausforderungen.“ Heinz Sommer CEO, Vantage Education Gruppe
GRÜNDE FÜR AKQUISITIONEN Konkurrenzdruck Synergiepotenzial Marktanteilsgewinn Geografische Expansion Verfügbare Mittel (Cash) Digitalisierung Wissen & Technologie Erweiterung der Vertikale Integration Sich bietende Produktpalette Möglichkeit Markteintritt Diversifikation Kommentar Oaklins: Neben Synergiepotenzial und Marktanteilsgewinn werden ein Zukauf von Wissen/Technologie und die Erweiterung der Produktpalette als Hauptgründe für Unternehmenszukäufe in den nächsten 12 Monaten genannt. Die pandemiebedingten Verschiebungen an den Märkten führen zum einen zu neuen Akquisitionsopportunitäten, zum anderen hat die Krise den Druck zur Produktinnovation und Transformation der Geschäftsmodelle nochmals verstärkt. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 21
UMFRAGEERGEBNISSE In welchen Ländern (inkl. Schweiz) wird Ihr Unternehmen am ehesten über Akquisitionen wachsen? % 34 der Umfrageteilnehmer geben an, in der Schweiz über Akquisitionen wachsen zu wollen. Der Trend zur Rückorientierung der M&A-Aktivität von Schweizer 12% Unternehmen auf den Heimmarkt, hat sich noch einmal verstärkt. 34% 29% 24% 27% 29% 22% 22% 17% 19% 14% 19% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021
ZIELLÄNDER 21% 34% 26% 7% Oaklins – M&A Outlook Schweiz 23
UMFRAGEERGEBNISSE Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten 12 Monaten für die Preise (Multiples) für Unternehmen Ihrer Branche? Im Gleichschritt mit anderen Assetklassen sehen wir einen Preisanstieg bzw. deutliche Multiple Expansion bei Transaktionen. Wir bleiben jedoch vorsichtiger und nehmen in Kauf, dass wir manchmal wegen den Preiserwartungen des Verkäufers nicht zum Zug kommen.“ Werner Schnorf Managing Director Private Equity, Patrimonium Asset Management
ERWARTETE PREISENTWICKLUNG 50% 37% 13% % 87 der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die Multiples weiter auf dem aktuellen Preisniveau bleiben oder sogar noch ansteigen. Die wiedererstarkte Zuversicht an den Märkten und die erwartete hohe M&A-Aktivität stützen den Trend zu steigenden Multiples. 92% 94% 86% 87% 77% 75% 76% 78% 80% 81% 73% 58% 49% 29% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 25
UMFRAGEERGEBNISSE Wie beurteilen Sie allgemein die Verfügbarkeit von Fremdkapital für die Finanzierung von Akquisitionen in den nächsten 12 Monaten? Kommentar Oaklins: Generell ist sehr viel Liquidität im Markt, welche ihre Rendite sucht und zunehmend in Private Equity-Anlagen fliessen wird. Fintechs schaffen die entsprechenden Möglichkeiten, so dass sich auch Privatanleger immer stärker in diesem Anlagesegment engagieren können. Der Trend zu SPACs wird ebenfalls zu Firmenkäufen beitragen und falls plötzlich noch Inflationsängste dazu kommen, wird die Nachfrage nach Unternehmen richtig in die Höhe schiessen.
VERFÜGBARKEIT VON FREMDKAPITAL 1% eher tief 38% hoch 16% durchschnittlich 83% 45% eher hoch % 83 der Befragten schätzen die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch ein. Die durch Covid-19 bedingte vorübergehende Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Transaktionen dürfte somit zu Ende sein, was die Unternehmen in der Ausübung ihrer Akquisitionsstrategie zugutekommt. 91% 87% 85% 82% 83% 80% 72% 73% 74% 70% 75% 66% 58% 35% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 27
UMFRAGEERGEBNISSE Wie beurteilen Sie allgemein die Verfügbarkeit von eigenen flüssigen Mitteln (Cash) für die Finanzierung von Akquisitionen in den nächsten 12 Monaten? M&A activity is and will continue to be strong everywhere (including Switzerland). The main driver is the excess liquidity currently in the market. As a consequence, I expect almost all markets to change radically in the years to come.“ Pier Andrea Comoglio Head Corporate Development, lastminute.com
VERFÜGBARKEIT VON CASH 1% tief 25% hoch 6% eher tief 70% 23% durchschnittlich 45% eher hoch % 70 der Umfrageteilnehmer beurteilen die Verfügbarkeit von flüssigen Mitteln als hoch oder eher hoch. Während noch vor einem halben Jahr die krisenbedingte Sicherstellung der Liquidität im Zentrum stand, scheinen bereits wieder ausreichend Mittel für eine aktive M&A-Strategie vorhanden zu sein. 68% 65% 68% 67% 66% 70% 57% 60% 59% 42% 32% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 29
UMFRAGEERGEBNISSE Sind in Ihrem Unternehmen Verkäufe von Unternehmens- teilen in den nächsten 12 Monaten denkbar? Die Pandemie hat viele Unternehmen dazu veranlasst, ihr Wertversprechen, Geschäftsmodell oder Strategie zu überdenken. Dies wird zu vermehrter M&A Aktivität führen.“ Luca Schenk CEO, Xwiss AG & Independent Board Member
VERKAUFSABSICHTEN ja / eher ja 30% nein / eher nein 70% % 30 der befragten Teilnehmer halten den Verkauf von Unternehmensteilen in den kommenden Monaten für denkbar. Der überdurchschnittlich hohe Wert deutet auf einen gewissen Nachholbedarf hin, da sich viele Unternehmen während der letzten Monate nicht an einen Verkauf getraut haben. Steigende Preiserwartungen begünstigen zudem die zeitnahe Veräusserung von Nicht-Kernaktivitäten. 33% 30% 25% 25% 24% 25% 27% 19% 20% 23% 18% 22% 14% 17% JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL JAN JUL 2015 2015 2016 2016 2017 2017 2018 2018 2019 2019 2020 2020 2021 2021 Oaklins – M&A Outlook Schweiz 31
M&A-Index Interviews Schweiz
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INTERVIEW ANDRÉ LÜTHI Miteigentümer und CEO, Globetrotter Group Wie unterscheidet sich Globetrotter von anderen Reiseanbietern? An meinen Vorträgen mache ich immer den Spruch, dass man früher, um bedient zu werden, Birkenstöcke an den Füssen, einen gestrickten Pullover tragen und einen Joint im Mund haben musste. Das war in den Anfangstagen das Image von Globetrotter. Die Studenten, die Jungen, die Alternativen – One-Way nach Indien und nie zurück. Später hat sich das stark verändert. Seit langem geht es bei uns darum, dass die Kundschaft top beraten und massgeschneidert, individuell die Welt entdecken will. Diese Reiseform ist für jedes Budget – also für Leute, die im 5-Sterne-Hotel übernachten möchten oder sich einen Privatchauffeur wünschen oder für Familien, die ein Land mit dem Mobilehome entdecken wollen. Viele Senioren entdecken seit ein paar Jahren diese Reiseform. Ich glaube, einer der grossen Unterschiede ist, dass unsere Mitarbeitenden ihre Leidenschaft, ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Wir leben unser Hobby. Wer bei Globetrotter Travel Service, eine der dreizehn Gesellschaften in der Globetrotter Gruppe, einen Job möchte, sollte drei Kontinente bereist haben – jeder Kontinent drei Monate und Europa zählt nicht. Das ist die Essenz der Passion Reisen – die Welt zu kennen und das in der Beratung umzusetzen. Aus diesem Grund haben nur etwa 15% aller Mitarbeitenden eine klassische KV-Reisebüroausbildung. Wir beschäftigen Hebammen, Lehrer, Bäcker und viele aus kaufmännischen Berufen. Die meisten Berufsgattungen, die bei uns eingestiegen sind, haben dafür einen rechten Lohnverzicht auf sich genommen. Ein weiterer Unterschied ist, dass alle Mitarbeitenden pro Jahr 12 Wochen Reisezeit haben – aber nur fünf davon sind bezahlt. Es kann also jeder noch sieben Wochen unbezahlt nehmen. Die Mitarbeitenden verzichten nochmals auf Geld, damit sie reisen können. Sie sind zufrieden und glücklich, wenn sie nach Hause kommen und das,
was sie in der Welt erleben, können sie wieder in der Beratung einsetzen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Allgemein gilt, dass man in stürmischen Zeiten mehr lernt als bei Schönwetter. Bist Du schon in der Lage, aus der Pandemie erste Lehren für Dein Geschäft zu ziehen? Wenn wir selbstverschuldet in die Krise geschlittert wären und z.B. die Digitalisierung verschlafen hätten, könnte man lernen, was falsch gemacht wurde und was man besser machen könnte. Aber die Pandemie kam quasi über Nacht und wir mussten einfach agieren und reagieren. Am Anfang hat man die Krise vermutlich unterschätzt und die meisten waren mit der Situation überfordert. Man wusste nicht, wie sich die Situation entwickelt, welche Massnahmen es sofort brauchte, ob bereits Restrukturierungen nötig sind oder ob in drei Monaten alles wieder vorbei ist. Eine Lehre, die ich sicher daraus entnommen habe, und so denke ich, auch umsetzen konnte, ist, dass es in einer solchen Phase nicht nur Action, sondern auch Geduld und vor allem auch Zuversicht braucht. Ich habe meinen Leuten in dieser Zeit viele Male gesagt, wir kommen durch den Sturm – mit Schäden, aber wir kommen durch. Man darf nicht alle Energie am Anfang verbrauchen und muss diese Zuversicht auch behalten, wenn es drei- oder viermal nicht so läuft, wie man gedacht hat. Sonst verlieren auch die Mitarbeitenden die Zuversicht. Das sind herausfordernde Führungsaufgaben, nicht nur in unserer Branche. Nach langer Zeit im Homeoffice kommt nun wieder die Phase der Reaktivierung und ein Restart aus der «Lethargie» der Branche. Das wird noch eine spannende Herausforderung. Unseren letzten M&A Outlook hatten wir betitelt mit «Den Mutigen gehört die Zukunft». Hast Du Mut bewiesen, dass Du in dieser heiklen Phase Globetrotter ganz übernommen und die Anteile von der Diethelm Travel Holding zurückgekauft hast? Wenn man es realistisch sieht, ja. Diethelm Keller hat sich im Sommer für den Konkurs von STA entschieden – und das sind Leute, die etwas von der Branche verstehen. Walter (Walo) Kamm und ich habe dann gesagt, wir kaufen die 50%-Anteile in aller Freundschaft wieder zurück, denn wir sind überzeugt, dass wir das schaffen. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 35
Aber in dieser Situation, letzten Herbst, in ein Reiseunternehmen zu investieren, mit 82% Umsatzeinbruch und einem Forecast von CHF 11 Mio. Verlust, braucht extrem Mut. Aber es hat auch etwas sehr Positives darin. Der Umstand, dass wir es gemacht haben, hat mir persönlich auch gezeigt, dass wir wirklich daran glauben. Das gibt gleich wieder einen Energieschub. In dem Moment ist das Geld nicht das zentrale, man glaubt wirklich daran und das kostet am Anfang halt etwas. Aber ja, ein, zwei schlaflose Nächte hat es gegeben. Wie wird sich die Branche weiterentwickeln? Werden wir eine Konsolidierung und entsprechend eine Zunahme von M&A-Transaktionen sehen? Bei allem was schiefgelaufen ist – uns geht es in der Schweiz schon gut. Wir haben unsere Arbeitslosenversicherung, Kurzarbeitszeitentschädigung, es läuft in gewissen Kantonen schon die dritte Härtefallrunde. Ich war letzten Sommer im Gespräch mit einzelnen Bundesräten und habe den Niedergang eines Teils der Reisebranche an die Wand gemalt – dass viele mit solchen Umsatzrückgängen nicht überleben können. Es gab einige Firmenschliessungen und es werden noch weitere dazukommen, aber insgesamt bin ich erstaunt, wie wenig Konkurse es bisher gab – unter anderem wegen den Bundeshilfen, die viele Arbeitsplätze retteten. Im M&A geht auch einiges. Insbesondere im Bereich Digitalisierung und Beschaffung (B2B) hat die Krise bei vielen Firmen Handlungsbedarf sowie den Nutzen aufgezeigt, die Kräfte zu bündeln. Schön ist, dass man durch die Krise plötzlich auch unter Konkurrenten zusammenrückt. Zuvor hatten wir einfach eine Schönwetterperiode – jetzt mussten wir zusammen Lösungen suchen, zusammen die individuellen Geschäftsmodelle ansehen, wodurch sich auch viele Chancen eröffnet haben. Anstatt jeder für sich können gewisse Sachen auch zusammen angegangen werden. Dieser Umstand kann schon dazu führen, dass es zum einen oder anderen Zusammengang kommt. Im Ausland wird es grössere M&A-Transaktionen geben, auch weil sie einfach müssen.
Wenn Du nochmals am Anfang Deiner beruflichen Laufbahn stehen würdest, wäre es wieder die Reisebranche? Jetzt mit 60, klar. Aber mit 16, als meine Geschichte startete, wusste ich nicht, dass ich in diese Branche möchte. Mein Ziel war die Olympiade und ich habe meinen Eltern und Lehrern gesagt, ich könne nicht studieren und brauche einen Job mit genügend Zeit zum Trainieren. Ich habe «Beck» gelernt, mit 19 Jahren dann die Olympiade nicht geschafft: So bin ich dagestanden, mit dem falschen Beruf und im Sport zu wenig gut. Im Wankdorf bin ich dann mit dem Rucksack und einem Schild in der Hand gestanden, mit dem Ziel San Francisco. Da ich meinen ursprünglichen Plan mit dem Sport nicht umsetzen konnte, war das Reisen der Weg, um mich Neuem zu öffnen. Innerhalb von ein paar Monaten habe ich gemerkt – andere Kulturen, andere Menschen, die Natur – das ist mein Leben, das bin ich. Auch wenn ich damals noch keine Ahnung hatte, wie ich das zu meinem Beruf mache. Also klar würde ich es wieder machen, es ist meine Leidenschaft, mein Leben. Sehen Sie sich das Interview mit André Lüthi auf unserer Webseite an. https://www.oaklins.com/news/de-CH-CH/199985-in-einer-solchen-phase-braucht-es-nicht-nur-action-sondern- auch-geduld-und-vor-allem-zuversicht Oaklins – M&A Outlook Schweiz 37
INTERVIEW CLAUDIUS SCHÄFER CEO, Swiss Football League Waren die letzten 15 Monate die anstrengendsten, seit Sie 2012 als CEO der Swiss Football League begonnen haben? Würde ich etwas anderes behaupten, wäre dies gelogen. Die vergangenen Monate waren unglaublich anstrengend. Ich kann mich noch daran erinnern, als das Thema rund um Covid-19 vor über einem Jahr aufkam. Während eines Meetings in Zürich wurde ich von unserem Medienchef kontaktiert und darüber informiert, dass das BAG über mögliche Massnahmen diskutiert und dass dies Auswirkungen auf den Fussballbetrieb in der Schweiz haben könnte. Obwohl wir uns anschliessend sehr schnell organisiert haben, kamen sehr anspruchsvolle Monate auf uns zu. Ein gewisser Anstrengungspegel ist in einem derart dynamischen, hoch emotionalen und ständig unter medialer Beobachtung stehenden Geschäft wie dem Fussball immer vorhanden. So wie in den letzten Monaten haben wir dies aber noch nie erlebt. Ständig wurden wir mit völlig neuen Situationen und Ausgangslagen konfrontiert, für die es zusammen mit den 20 Klubs neue Lösungen zu finden galt. Eine im Nachhinein wohl richtige Entscheidung war, dass die Saison fortgesetzt wurde. Die im Herbst beschlossene Öffnung liess uns alle aufatmen und der Spielbetrieb konnte, mit zwei Drittel der Zuschauerkapazität, wieder aufgenommen werden. Nach lediglich einem Spiel war alles wieder vorbei. Nun spielen wir seit rund einer Saison Geisterspiele. Noch vor zwei Jahren hätte kaum jemand gedacht, dass so etwas möglich ist. Für die Zukunft und für die Spiele ab dem Sommer 2021 sind wir jedoch alle vorsichtig optimistisch.
Gibt es nach über einem Jahr Pandemie erste Lehren, die Sie für die Weiterentwicklung des Fussballs ziehen können? Die Zeit wird kommen, in welcher wir die vergangenen Monate reflektieren müssen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass wir in den letzten Monaten so stark im Tagesgeschäft gefordert waren, dass wir uns kaum Gedanken über mögliche Änderungen in der Zukunft machen konnten. Was wir aber sicherlich während dieser Zeit gemerkt haben ist, dass wir unser Lobbying noch weiter verbessern müssen. Glücklicherweise haben wir vor der Pandemie die parlamentarische Gruppe Fussball lanciert, welche uns in dieser Zeit viel geholfen hat. Demgegenüber hat uns aber der Kontakt zur Bundesverwaltung, innerhalb welcher verschiedene Entscheidungen aufgegleist werden, komplett gefehlt. Zudem gibt es weitere Themen, welche wir aufarbeiten und analysieren müssen. Immer häufiger wird über Themen wie Salary-Caps und Luxury-Taxes gesprochen. Diese Themen verlangen, vor allem vor dem Hintergrund der finanziell anspruchsvollen Lage einiger Fussballklubs in der Schweiz, unsere vollste Aufmerksamkeit. Europäische Liegen und ihre Topklubs haben in den letzten 20 Jahren ihre Einnahmen dank stärkerer medialer Vermarktung und Branding versiebenfacht und trotzdem arbeiten sie mehrheitlich nicht profitabel. Was läuft hier falsch? Dies wirft ein sehr schlechtes Licht auf den Fussball und hat uns auch in der Vergangenheit in verschiedenen Situationen sehr geschadet. Häufig wird stark verallgemeinert. Mein Kollege Christian Seifert aus Deutschland (Geschäftsführer, DFL) hat dies sehr genau auf den Punkt gebracht, indem er sagte, dass viele Fussballklubs schlecht organisierte Geldverbrennungsmaschinen seien. Es geht nur noch darum, die besten Spieler zu haben. Sowohl Löhne als auch Transfersummen sind in der Vergangenheit richtiggehend explodiert. Für mich unbegreiflich ist, dass sehr oft auch Banken bei der Finanzierung dieser Transfers und Löhne mitgespielt haben und dabei die Ertragslage der Klubs nicht im selben Ausmass geprüft haben, wie dies bei Unternehmen in der Privatwirtschaft wohl der Fall gewesen wäre. Die neu aufgekommenen Super League Ideen untermauern diese Schieflage im europäischen Fussball. Viele der teilnehmenden Klubs haben das grosse finanzielle Potenzial gesehen und damit die Chance, die angehäuften Schulden innert kurzer Oaklins – M&A Outlook Schweiz 39
Zeit abzubauen. Viele dieser Klubs sind in höchstem Ausmass verschuldet, was in Kombination mit der unglaublichen Ertragssteigerung in klarem Widerspruch steht. Dem muss sich auch die Union der europäischen Fussballverbände (UEFA) annehmen. Das Financial Fairplay (FFP, Reglement der UEFA) beinhaltet hierzu sicherlich gute Komponenten, es braucht jedoch weitere gemeinsame Gespräche, damit für diese Problematik eine Lösung gefunden werden kann. Finanzinvestoren wie Bain Capital, CVC Capital Partners und Advent International Corporation drängen in den Fussballmarkt. Bringt deren Profitdenken die Lösung für die finanzielle Gesundung des Fussballs? Das ist eine schwierige Frage und es kommt sicherlich auch auf den Fokus der Finanzunternehmen an. Geht es um den kurzfristigen Gewinn oder um etwas Nachhaltiges? Sofern der kurzfristige Gewinn im Vordergrund steht, sehe ich dies eher skeptisch. Sowohl in Deutschland als auch in Italien gibt es Projekte, bei welchen die Fussballligen mögliche Beteiligungen von Finanzinvestoren hinsichtlich Auslandsvermarktung ausgeschrieben, geprüft und sehr viele Interessenten angelockt haben. Schlussendlich sind beide Ligen respektive die Klubs zum Schluss gekommen, dass dies momentan nicht gewünscht ist. Bei einem nachhaltigen Engagement könnte der Einstieg von Finanzinvestoren, welche scharfe Renditekriterien verfolgen, jedoch sehr interessant sein. Klare Anforderungen an das Management der Klubs sind ein Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Bisher fehlten diese jedoch weitgehend. Sehr häufig befinden sich ehemalige Spieler im Management der Klubs, welche spielerische Performance wohl höher gewichten als die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Demgegenüber kann das in der Privatwirtschaft angeeignete Mindset auch nicht unverändert in die hoch emotionale Fussballwelt transferiert werden. Sowohl die Klubs als auch deren Funktionäre sind unter dauernder medialer Beobachtung. Jedes Wochenende muss Auskunft gegeben werden, jedes Wochenende geht es um Sieg und Niederlage. Wenn ein Team verliert, stehen sowohl die Spieler als auch die Funktionäre eines Klubs sehr schnell in einem schlechten Licht. Daher ist das Fussballgeschäft nicht identisch mit dem wirtschaftlichen Umfeld und es bedarf grosser Erfahrung und einem ausgeprägten Verständnis für diesen Sektor, um sich darin zurechtfinden zu können.
Zum Abschluss: Werden wir in Zukunft mehr Eigentümerwechsel und M&A-Transaktionen im Fussball sehen? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es hier Bewegungen geben wird. Viele Klubs wurden in der Vergangenheit von Mäzenen finanziert. Es ist gut vorstellbar, dass diese Mäzene aus dem Fussballgeschäft aussteigen möchten oder die nächste Generation kein Interesse an der Nachfolge hat, so dass es automatisch zu solchen Übernahmen kommen wird. Wenn wir den Schweizer Fussball betrachten, so stellt die Spielerausbildung ein Top Asset mit Weltklasseniveau dar. Auf dieser Ausbildung ist der Schweizer Fussball aufgebaut und damit konnten Klubs in der Vergangenheit auch viel Geld verdienen. Ein weiterer Pluspunkt stellt die vergleichsweise hohe Chance dar, an UEFA-Wettbewerben teilnehmen zu können – obwohl die Endrundenqualifikation für solche Wettbewerbe immer anspruchsvoller wird. Demgegenüber ist die Spielevermarktung durch Fernsehrechte in der Schweiz deutlich weniger lukrativ, wie dies in anderen europäischen Ligen der Fall ist. Häufig wird dies unterschätzt. Entsprechend ist es für ausländische Interessenten und Investoren zentral, sich mit den Besonderheiten des schweizerischen Fussballs und dem Marktumfeld auseinanderzusetzen. Sehen Sie sich das Interview mit Claudius Schäfer auf unserer Webseite an. https://www.oaklins.com/news/de-CH-CH/199959-bei-einem-nachhaltigen-engagement-konnte-der-einstieg- von-finanzinvestoren-interessant-sein Oaklins – M&A Outlook Schweiz 41
INTERVIEW DR. TOBIAS MOSER Miteigentümer und CEO, FISCHER Spindle Group Wie beschreibst Du jemandem, der die Unternehmung nicht kennt, die FISCHER Spindle Group in wenigen Sätzen? Wir sind eine Schweizer Technologiegruppe und ein Familienunternehmen in dritter Generation mit Tochtergesellschaften in den USA, Deutschland, China und Taiwan. Unsere Kernkompetenz ist seit über 80 Jahren die präzise, schnelle und leistungsstarke Rotation. Die Hauptprodukte sind Präzisionsspindeln für die Materialbearbeitung. Wir sind Partner für die global führenden Maschinenbauer und Endanwender aus der Luftfahrt, Automobil- und Elektronikindustrie, sowie in vielen weiteren Branchen, in welchen das Fräsen, Schleifen und Drehen eine wichtige Rolle spielt. Innovation ist bei uns grossgeschrieben. Wir investieren seit Jahren in Produkte, bei welchen die perfekte Rotation gefragt ist. Ein Beispiel dafür sind unsere aerodynamisch gelagerten Kompressoren, welche wir in den letzten 15 Jahren entwickelt haben. Ihr habt kürzlich eine Transaktion für den Mikro-Turbokompressoren-Bereich mit Weichai abgeschlossen. Gemeinsam werdet ihr Euch auf den Wasserstoff- und Brennstoffzellenmarkt konzentrieren. Weshalb diese Kooperation mit einem chinesischen Partner? Wir kennen unsere Möglichkeiten, aber auch unsere Grenzen. Als kleine Schweizer Firma (FISCHER Fuel Cell Compressor AG) sind wir mit unserer Innovation globaler Technologieführer im Bereich Luft-Kompressoren für den Brennstoffzellenmarkt. Unser chinesischer Partner ist führender Zulieferer der Automobilindustrie und bringt die Kompetenz in der Kostenführerschaft sowie das Know-how für die Serienfertigung mit. Somit ergänzen wir uns sehr gut. Schweizer High Tech Innovation zusammen mit chinesischer Operational Excellence macht die Kooperation sehr spannend.
In der Wasserstofftechnologie verfolgt China eine klare Strategie mit definierten Zielen, während der Rest der Welt noch stark in der Evaluierungsphase und Formulierung der Ziele ist. Wir erwarten in den nächsten Jahren über 50% des Absatzmarktes in China. Zudem bin ich überzeugt, dass die globale Zusammenarbeit nötig ist, um die Brennstoffzellentechnologie weltweit zum Erfolg zu bringen und einen wichtigen Beitrag zur klimaneutralen Mobilität zu leisten. Die schweizerisch- chinesische Partnerschaft ist ein starkes Versprechen. Wie stellt man sicher, dass eine solche Transaktion nicht einfach zu einem Technologieverkauf nach China wird und man langfristig von der innovativen Entwicklung profitiert? Wir verfolgen mit Weichai einen langfristigen gemeinsamen Weg und stärken damit die jeweiligen Standorte. Die Kooperation ist als Schweizer Joint Venture aufgebaut, an welchem FISCHER die Mehrheit hält. In der Schweiz bauen wir das globale R&D-Zentrum für die Lagertechnologie und Produktionstechnik aus und investieren in weitere Innovation. In China bauen wir das Engineering, die Produktion und Vermarktung von lokalen Produkten auf. Diese enge Zusammenarbeit von den Teams in der Schweiz und in China wird den Erfolg ausmachen und den Standort Schweiz stärken. Ihr macht nicht täglich eine M&A-Transaktion und seid auch stark ins operative Geschäft eingebunden. Was war für Dich im M&A-Prozess überraschend und welche Lehren lassen sich daraus allenfalls für zukünftige Transaktionen ziehen? M&A-Projekte sind bei uns in der Tat nicht an der Tagesordnung. Wir haben das Glück, dass wir die entsprechende Unterstützung hatten. Wir wurden professionell unterstützt, von der Formulierung des Business Cases über die Aufarbeitung der Daten, die Due Diligence bis hin zur Koordination der Diskussionsrunden mit möglichen Partnern. Ganz wichtig für uns war der KMU-Ansatz und die Vereinbarkeit mit unseren Werten und unserer Kultur. Der ganze Prozess war geprägt von Authentizität aller Parteien. Dieses Vertrauen spürten wir beim M&A-Berater, auf Seiten der Anwälte, aber auch bei unserem chinesischen Partner. Aussergewöhnlich war, dass die meisten Gespräche aufgrund von Corona per Video stattgefunden haben. Das absolute Vertrauen der Parteien war entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und eine klare Kommunikation sicherzustellen. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 43
Eine Lektion, die wir gelernt haben, war, dass Geduld eine wichtige Tugend ist. Gerade über die vielen Zeitzonen hinweg, in Corona-Zeiten, über Video und in der Wasserstofftechnologie, in welcher auch international politisch sehr viel läuft. Die umfassenden und vertieften Diskussionen vor dem Signing vereinfachen nun den gemeinsamen Start nach dem Closing, weil viele Fragen bereits in der Vorphase geklärt werden konnten. Du hast Dich selbst kürzlich substanziell an der FISCHER Gruppe beteiligt. Was verändert sich, wenn man vom CEO im Anstellungsverhältnis zum Mitbesitzer wird? Es ist ein grosses Privileg, das Vertrauen der Unternehmerfamilie Fischer zu spüren und gemeinsam die Verantwortung für die Technologiegruppe tragen zu dürfen. Der Schritt ist ein klares Versprechen an unsere Stakeholder, die Mitarbeitenden, die Kunden und Partner, dass wir langfristig Verantwortung tragen. Es unterstreicht das Versprechen, die Werte der Familienfirma weiterzuleben. Die Firma soll dazu dienen, dass unsere Kunden mit unseren Produkten Erfolg haben, sich unsere Mitarbeitenden entwickeln können und Freude an der Arbeit haben.
Über Oaklins Switzerland ÜBER OAKLINS SWITZERLAND Seit 1995 unterstützen unsere Berater Unternehmen und Unternehmer bei M&A-Themen und Corporate-Finance-Projekten. Als Teil von Oaklins vereinen wir Erfolgsfaktoren einer lokal verankerten M&A-Boutique wie erfahrungsbasierte und unternehmerische Beratung nahe beim Kunden mit den Möglichkeiten einer globalen Organisation. Oaklins verfügt über ausgewiesene Experten in 15 der wichtigsten Branchen weltweit. Dies ermöglicht es uns, globale Branchenspezialisten beizuziehen und einen echten Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Global 70 Standorte in über 45 Ländern Erfahrenes Expertenteam Über 6’000 erfolgreich abgeschlossene Transaktionen Umfassende Branchenexpertise 850 Industriespezialisten mit Expertise in allen relevanten Industriegruppen Unabhängig Keine Interessenskonflikte (Revision, Banken, Anwälte, Kapitalgeber usw.) Mid-Market Wir begleiten mittelgrosse und grössere Transaktionen ab einem Wert von ca. CHF 10 Mio. Nahe am Kunden Enge, persönliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden und eine Betreuung der Mandate auf Partnerebene Oaklins – M&A Outlook Schweiz 45
Über Oaklins Switzerland WIR UNTERSTÜTZEN SIE IN ALLEN BEREICHEN EINER TRANSAKTION Das professionelle Expertenteam von Oaklins Switzerland bietet eine integrierte Beratung bei Transaktionen. Unsere Kunden profitieren von einem breiten Leistungsangebot, das auf der Mehrfachausbildung unserer Experten und ihrer professionellen Arbeitsweise aufbaut. In allem, was wir tun, orientieren wir uns an den Anliegen und spezifischen Bedürfnissen unserer Kunden. Eine Liste unserer Referenzen ist unter www.oaklins.com/ch/de/deals.html verfügbar. UNSERE EXPERTISE IN IHRER BRANCHE In unseren jährlich erscheinenden industriespezifischen M&A Outlooks fühlen wir diversen dynamischen Branchen in der Schweiz auf den Zahn, fragen nach den aktuellen Entwicklungen und Perspektiven und gehen den Chancen und Risiken auf den Grund (Beispiele lokaler Publikationen): SWITZERLAND SWITZERLAND SWITZERLAND M&A-TRENDS IM ICT-MARKT Medtech Information Technology Medien M&A Outlook 2021 M&A Outlook und Werbung Deutschland, Österreich, Schweiz 2021 M&A Report 2021
Über Oaklins Switzerland UNSERE DIENSTLEISTUNGEN M&A Sell-Side M&A Buy-Side – Unternehmensverkauf – Unternehmenskauf – Nachfolgeregelungen – Mergers – Spin-offs – Kooperationen / Joint Ventures – Management Buy-out – Öffentliche Übernahmen – Fit for Sale Oaklins verfolgt einen globalen Unser lokales Team ist für Sie da und Ansatz bei der Unterstützung Ihrer unterstützt Sie bei Ihrer Transaktion, um Akquisitionsstrategie. Wir setzen für Sie den richtigen Partner zu finden unsere Branchenkenntnisse und unsere und Ihre Zielsetzungen optimal zu Kreativität wirksam ein, um die besten erreichen. Targets mit den höchsten Synergien für Sie zu finden. Corporate Finance Growth Equity & ECM – Due Diligence – Kapitalbeschaffung – Unternehmensbewertung – (Re-)Finanzierungen – Fairness Opinions – Finanzielle Restrukturierung – Purchase Price Allocation – Financial Modeling Oaklins unterstützt Unternehmen und Aktionäre bei der Kapitalbeschaffung Unser Leistungsausweis umfasst von öffentlichen oder privaten unter anderem massgeschneiderte Investoren zu den besten Konditionen. Financial Due Diligence, Unsere Experten verfügen über Unternehmensbewertungen, PPA, langjährige Kontakte zu Family Offices, Bewertungen von immateriellen Gütern Finanzinvestoren und institutionellen sowie Financial Modeling. Anlegern und kennen deren Auswahlkriterien bestens. Oaklins – M&A Outlook Schweiz 47
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