Die Schrumpfkur - Spiegel

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Die Schrumpfkur - Spiegel
Die Schrumpfkur
                  Zukunft (Teil 3) Landlust? Von wegen. Die Städte boomen, aber viele
                   Dörfer veröden. Sechs Ideen gegen die große Leere auf dem Land.

D
         er Mann von der Sparkasse kommt       zwischen Fulda und Gießen. Er hat erlebt,        dass sich die Tendenz zur Leere fortsetzen,
         noch alle zwei Wochen, mittwoch-      wie Schulen und Gaststätten schlossen.           möglicherweise beschleunigen wird.
         morgens um 8.45 Uhr. Oliver Cas-      Wie Häuser in den Ortskernen verfielen.              Früher seien er und seine Kollegen mit
par steuert seinen Bus nach Lautertal-         Wie die älteren Bewohner zurückblieben,          drei Bussen der Sparkasse Oberhessen
Eichenrod und parkt vor dem Gebäude,           als ihre Kinder und Enkel sich nicht mehr        über die Dörfer gefahren und hätten gut
in dem früher die Schule war.                  für Sparschweine zum Weltspartag interes-        zu tun gehabt, sagt Caspar. Gerade für die
   Er schaltet die Standheizung ein, sie       sierten, sondern für Studienplätze oder gut      älteren Menschen sei der persönliche Kon-
nimmt brummend ihren Kampf gegen den           bezahlte Jobs in den Städten.                    takt zu einem Berater wichtig. Heute gebe
kalten Wind auf dem hessischen Vogels-            Der hessische Vogelsbergkreis zählt           es nur noch diesen Wagen, in dem er jetzt
berg auf. Für die nächste Stunde sind Cas-     zu jenen Regionen, in denen die Bevölke-         sitze. Aber auch der, sagt Caspar, „ist nach
par, 59, und sein weiß-rot lackierter 7,5-     rung in den vergangenen Jahren stark ge-          16 Dienstjahren langsam abgängig“.
Tonner die Verbindung der Eichenroder          schrumpft ist. Dieses Schicksal teilen Ge-            Immerhin: Die Sparkasse will den alten
zu den Finanzströmen der Welt. Oder we-        biete im westlichen Rheinland-Pfalz, in           Bus noch einmal durch ein neues Fahr-
nigstens zum eigenen Konto.                    Südostniedersachsen, Nordhessen, Nord-             zeug ersetzen, ein kleineres, sparsameres.
   Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln            bayern und weiten Teilen Ostdeutsch-               Auf lange Sicht werde der Service aller-
sitzt Caspar hinter einer Glasscheibe.         lands. Und die Entwicklung wird – viel-            dings kaum vertretbar bleiben, sagt ein
„Komm rein, hier isses schön warm“, ruft       leicht weniger heftig, aber genauso un-            Sparkassensprecher. „Wenn nur noch ein,
er seinem ersten Kunden zu. Robert Schä-       ausweichlich – viele weitere ländliche              zwei Leute zu den Terminen im Ort kom-
fer, 75, steigt über zwei ausfahrbare Stufen   Regionen der Bundesrepublik treffen.                men, ist irgendwann Schluss.“
in den mobilen Kassenraum und stellt sei-         Einige Dörfer in den Schrumpfgebie-                  Die, die zurückbleiben, müssen sich
nen Regenschirm ab. Er greift sich ein         ten haben innerhalb weniger Jahre                    fragen: wie an Bargeld kommen, wenn
Überweisungsformular, blickt auf Caspar        mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung                es weder Geldbus noch Geldautomaten
und sagt: „Wenn der mal nicht mehr             verloren, wie die Forscher des Berlin-                 gibt? Und wie sich versorgen, wenn
kommt, kommt keiner mehr.“                     Instituts schreiben, das die demogra-                  der Laden im Ort dichtmacht und kein
   Seit 37 Jahren tourt Caspar im Sparkas-     fische Entwicklung in Deutschland                        Bus mehr in die Stadt fährt? Wer
senbus durch die Dörfer des Mittelgebirges     untersucht. Die Experten glauben,                         behandelt Krankheiten, wenn ein

                                                                                                         97%
                                                                                           der Feuerwehrmänner
                                                                                         und -frauen in Deutschland
                                                                                               sind Freiwillige.

    5000 Einwohner                                                                        Besonders in ländlichen
                                                                                          Gebieten mit rückläufiger
                                                                                            Bevölkerung könnte
     muss eine Gemeinde mindestens haben,
       damit sich ein Supermarkt rentiert.                                                   es schwer werden,
         Von 2006 bis 2013 ist die Zahl                                                    genügend Nachwuchs
       der kleinen Lebensmittelgeschäfte                                                          zu finden.
           um 44% zurückgegangen.

                                                                                     Quellen: EHI, Feuerwehrverband,
                                                                                       Bundesärztekammer, BBSR
Die Schrumpfkur - Spiegel
Serie

                                                                                                            9%
Landarzt nach dem anderen seine Praxis seinem früheren Berufsleben ausspielen
aufgibt? Wo lernen die Kinder, wenn sich kann.
eine eigene Schule nicht mehr lohnt?           Stein kurbelt am Lenkrad, stößt ein we-
   Rheinland-Pfalz hat darauf reagiert und nig vor, ein wenig zurück, und irgendwie                  Um
als erstes Bundesland ein Demografie- schafft er es, den VW-Bus kratzerfrei am
ministerium geschaffen. Es liegt natürlich Lkw vorbeizumanövrieren. „Geht doch“,                           werden die Flächen
in der Stadt, in Mainz, und ist für Arbeit, sagt er und schaut zufrieden hinüber zu                         für Siedlungen und
Soziales, Gesundheit zuständig. Aber eben seinem Beifahrer Manfred Klink. Dann
auch für Demografie. Man dürfe die Men- steigen die beiden aus, klingeln an einer
                                                                                                             Verkehr in Deutschland
schen nicht aufgeben, die auf dem Land Haustür und bringen vorsichtig ihren                                   bis 2030 im Vergleich
verwurzelt seien und nicht fortziehen woll- nächsten Fahrgast zum Auto.                                        zu 2010 zunehmen –
ten, sagt die Ministerin Sabine Bätzing-       Stein und Klink sind im „Stromer“ unter-
Lichtenthäler (SPD). „Je später wir auf wegs. So nennen sie den Bus, der seit August                            und das bei rück-
den demografischen Wandel reagieren, die Dörfer rund um die Gemeinde Strom-                                     läufiger Bevölkerung.
desto teurer und schwieriger wird es“, sagt berg im Hunsrück miteinander verbindet.                             Die Folgekosten
sie, „aber wir können zeigen, dass es funk- Mehr als 20 Freiwillige haben sich gefunden,
tioniert.“                                  um Fahrwünsche am Telefon entgegenzu-                                der Infrastruktur
   Es gibt viele Ideen, in diesem Ministe- nehmen, täglich neue Routen zu planen und                             werden kommende
rium und in anderen Behörden, von den den Bus durch die hügelige Landschaft zu                                   Generationen zu
Forschern des Berlin-Instituts und vielen steuern. Viermal wöchentlich sind sie unter-
weiteren Wissenschaftlern, von kommuna- wegs. Die Nachfrage sei groß, sagt Stein,                                tragen haben.
len Politikern und engagierten, ehrenamt- „wir könnten auch rund um die Uhr fahren“.
lich tätigen Bürgern. Und vieles passiert      Stein, 65, war früher Busfahrer. Beifah-
bereits in Deutschland. Der SPIEGEL hat rer Klink, 60, ehemaliger Projektleiter bei
sechs Orte besucht, die für sechs Wege und einem Softwareanbieter, knobelt am liebs-
Ansätze stehen: für ein Leben in den klei- ten an Einsatz- und Routenplänen. Und
nen Orten, gegen die Leere auf dem Land. für Maria Thomanek, 88, die Stein und
                                            Klink in Dörrebach von ihrer Haustür ab-
                                            holen, ist der „Stromer“ an diesem trüben
               Die Chauffeure               Winternachmittag die einzige Möglichkeit,
               In einer engen Gasse von günstig, trocken und bequem den Hausarzt
               Dörrebach scheint es nicht im Nachbarort zu erreichen.
               mehr weiterzugehen. Von        „Ein normaler Bus hält hier ja nur noch
               vorn nähert sich ein Last- selten“, sagt Thomanek, als sie in der hin-
 STR OMB E R G
               wagen, an der Seite sind es teren Sitzreihe Platz genommen hat. Dann
               nur noch wenige Zentimeter plaudert sie von alten Zeiten, als es noch
bis zur Hauswand. Es ist der Moment, Läden gab in Dörrebach und sie noch fit
in dem Peter Stein die Routine aus genug war, zu Fuß in den Nachbarort zu
                                            laufen, um Bekannte zu treffen. Im „Stro-
                                            mer“, schwärmt Thomanek, führen nette
                                            Menschen. Einige Stammfahrgäste verab-
                                            reden sich zum Kaffeeklatsch – der Bus
                                            als Sozialstation.

        53 Jahre                                                 200 allgemeine
  betrug 2013 das Durchschnitts-                                        Krankenhäuser
 alter der ambulant tätigen Ärzte.                   weniger seit 2003*: Schon heute sind
Viele erreichen in den kommenden                      177 Gemeinden mehr als eine halbe
      Jahren die Altersgrenze.                                     Autostunde vom nächst-
  Der Ärztemangel, in ländlichen                                       gelegenen Kranken-
  Regionen heute schon Realität,                                            haus entfernt.
   wird sich in den kommenden                                                              * Stand: 2013

        Jahren verschärfen.                                                                                        DER SPIEGEL 14 / 2015   55
Für die Bürgermeisterin der Verbands-            dort Menschen, die wochenlang nieman-                  „Wir haben eine Win-win-Lösung ge-
gemeinde ist das sogar eine seiner wich-            den gesprochen hätten. Mit dem „Stro-                funden“, freut sich Schulleiterin Lingel-
tigsten Funktionen. Anke Denker ist zu-             mer“ könnten sie wieder am sozialen Le-              Moses. Und Bürgermeister Möcking nutzt
ständig für Stromberg und neun kleine               ben teilnehmen und sich zu Freunden,                 den neuen Gesamtschulableger in seiner
Ortschaften drum herum. Manche Orts-                zum Einkaufen oder zu Veranstaltungen                Gemeinde als Chance, gegen den demo-
teile seien schon vom Busverkehr abge-              bringen lassen.                                      grafischen Wandel zu kämpfen und neue
schnitten, sagt sie. Manchmal treffe sie               Etwa 30 Bürgerbusse fahren inzwischen             Bürger anzulocken. Für Pendler aus dem
                                                    in Rheinland-Pfalz. Die Anschaffung des              Ruhrgebiet sei Kerken durchaus interes-
 Späte Rettung In rund 1700 Gemeinden               Fahrzeugs wird dort von Landesbehörden               sant. Eine Gemeinde auf dem Land mit
 dauert die Autofahrt zum nächstgelegenen           mit 8500 Euro gefördert. In Stromberg ha-            günstigen Grundstückspreisen – und nun
 Krankenhaus mindestens 20 Minuten (2013),          ben sie es ohne Geld vom Land geschafft:             auch einem guten Schulangebot.
 wenn keine weiteren Häuser geschlossen             Den Bus stiftete ein Autohaus, den Sprit
                                                    zahlt die Stadtverwaltung. „Aber eigent-
 werden.
                                                    lich“, sagt Denker, „lebt das Ganze von
                                                                                                                      Die mobile Ärztin
                                                             den Ehrenamtlichen, denen die                             Damit Kerstin Finger ihren neu-
                                                              Sache Spaß macht.“                                       en Patienten, Herrn Hoppe, fin-
                                                                                                                       det, hat der die Nachbarin alar-
                             Kiel                                                                                      miert. Sie soll vor der Abbie-
                                                                    Die Schul-Teiler                        TE M P LIN
                                                                                                                       gung auf und ab gehen, da, wo
                                              Rostock                  Bevor Schul-                      sich Finger vor Weihnachten verfahren hat
                              Hamburg                                   leiterin Regina                  und deshalb nie ankam. Erkennungszeichen:
                                                                         Lingel-Moses                    schwarz-weißer Hund, grüne Pudelmütze.
                                                                         zur     Arbeit                     Kerstin Finger, eine große, schlanke Frau
                                                                        fährt, muss sie                  mit dunklem Pagenschnitt, ist Zahnärztin
                  Bremen                                                    in     ihren                 in der Uckermark, seit 30 Jahren praktiziert
                                                           Berlin                            KRE FE LD
                                                                             Terminplan                  sie in Templin. Jeden Dienstagmorgen steigt
                                                                             schauen. Denn ihre          sie in ihren umgebauten weißen Lieferwa-
                            Hannover                                         Schule gibt es zweimal:     gen und besucht Patienten zu Hause. Alte,
                                                                             in der Stadt Krefeld        Kranke, Behinderte, all jene, die den Weg
                                                                               und in der Gemeinde       in die Praxis nicht schaffen. „Ich sehe das
                                                                                Kerken, zehn Kilo-       als Dienst an der Gesellschaft“, sagt Finger.
                                                                                meter voneinander        „Ich habe als Ärztin eine Versorgungspflicht,
                                                 Leipzig         Dresden
       Köln                          Erfurt                                     entfernt.                und der muss ich nachkommen.“
                                                                                  In Krefeld waren          An einem nasskalten Dienstag im Winter
                                                                              mehrere Schulen ge-        warten sieben Patienten auf sie, in einem
                                                                   schlossen worden, in den ver-         Umkreis von 30 Kilometern. Die ersten
              Frankfurt am Main                               gangenen zehn Jahren erwischte es          drei Termine im Altenheim erledigt sie
                                                         9 von 68. „Eine Folge des demografi-            schnell, dort gibt es ein Krankenzimmer,
                                                          schen Wandels“, sagt der für Schulen           das sie benutzen darf. Danach müssen ihre
                                                            zuständige Fachbereichsleiter Jürgen         beiden Mitarbeiterinnen improvisieren.
                                                                Maas. In der Stadt am Nieder-            Manche Patienten bleiben im Rollstuhl
                                                                   rhein gibt es weit mehr Men-          sitzen, bei anderen dient der Sofasessel als
                                                                      schen über 60 als Kinder und       Behandlungsstuhl. Die eine Mitarbeiterin
Quelle: BBSR                                                           Jugendliche. Die Zahl der         stützt dann den Kopf des Patienten, die
                  Stuttgart                                            Fünftklässler wird bis 2022       andere leuchtet mit einer einfachen Stirn-
                                                                      um voraussichtlich zehn Pro-       lampe für Jogger in den Mund.
                                                                  zent sinken.                              Seit fünf Jahren arbeitet die Zahnärztin
                                            München               Als es vor zwei Jahren so aus-         so. Damals hat sie sich einen Behandlungs-
                                                                sah, als müsse auch die Robert-          apparat gekauft, der sonst in Lateinameri-
                                                                 Jungk-Gesamtschule geschlossen          ka eingesetzt wird. Er steckt in einem trag-
                                                               werden, machte sich Maas auf die          baren Plastikkoffer und ist in fünf Minuten
                                                     Suche nach einem Partner. Er stieß auf              aufgebaut. Wenn vorn die drei Schläuche
Lange Rettungswege                                   den Bürgermeister der Nachbargemeinde
                                                     Kerken. Dirk Möcking hatte gerade die
                                                                                                         festgedreht sind und unten die Wasserfla-
                                                                                                         sche angeschraubt ist, kann Finger all das
Erreichbarkeit von Krankenhäusern                    Hauptschule in seiner Gemeinde dichtma-             tun, was sie sonst in ihrer Praxis erledigt:
mit dem Pkw                                          chen müssen und überlegte, wie er das               Zahnstein entfernen, Prothesen richten,
Szenario: bei Schließung des                         schöne alte Schulgebäude noch nutzen                Zähne ziehen, bohren, füllen, versiegeln.
jeweils nächsten Krankenhauses                       könnte.                                                Templin sei medizinisch nicht einmal
                                                         Die Idee einer ungewöhnlichen Partner-          unterversorgt, sagt Finger. „Aber niemand
                                                     schaft wurde geboren: Die Krefelder Ge-             kümmert sich um die, die nicht in die
Q 0 bis unter 15 Minuten                             samtschule bekommt eine Außenstelle in              Praxis kommen können.“ Die Anfahrtswe-
Q 15 bis unter 20 Minuten                           Kerken,    Stadt und Gemeinde teilen sich die       ge sind weit, die Kilometerpauschale der
                                                     Kosten. Einige Lehrer werden zu Pendlern,           Krankenkassen sei verschwindend gering.
Q 20 bis unter 25 Minuten          Krankenhaus dafür müssen die Schüler nicht mit dem                   Ihr Engagement rechnet sich erst seit Kur-
Q 25 bis unter 30 Minuten          der Grund-       Bus zur Schule gefahren werden. Im vori-            zem. Denn erst 2013 wurden Extra-Hono-
Q 30 und mehr Minuten              versorgung       gen Sommer wurden die ersten Fünftkläss-            rare für Hausbesuche bei Menschen mit
                                                     ler in Kerken eingeschult.                          Pflegestufe eingeführt.
56   DER SPIEGEL 14 / 2015
Serie

   Bis Finger vor dem Haus der Familie
Hoppe steht, sitzt sie 35 Minuten lang
                                                     entsorgung zu begrenzen. Lautertal wurde
                                                     Beispielgemeinde.                               Stille Reserve
im Auto, fährt über schnurgerade                        Inzwischen gibt es ein ausgeklügeltes        „Engagieren Sie sich bereits ehrenamtlich,
Straßen, gesäumt von kahlen Bäumen,                  Konzept für die Gemeinde. Es sieht klei-        oder können Sie sich ein Engagement vorstellen?“*
durch nebelbehangene Felder. Die Nach-               nere, dezentrale Anlagen vor sowie offene
barin mit dem schwarz-weißen Hund ist                Gräben statt teurer unterirdischer Beton-       Q Engagiere mich bereits
schon weg, aber Frau Hoppe navigiert                 rohre, zumindest für das Regenwasser. Es        Q Kann ich mir gut/vielleicht vorstellen
die drei Frauen am Telefon bis vor ihre              wird dadurch deutlich billiger für Lauter-      QEher nicht
Haustür.                                             tal – aber ganz zufrieden ist Stock noch
                                                                                                     Umfrage vom IfD-Allensbach vom August 2014; * Elf Antworten zur
   In Brandenburg hat Finger bislang keine           nicht. Immer wieder stoße er im Alltag auf      Auswahl; Bevölkerung ab 16 Jahre; Angaben in Prozent; fehlende
Nachahmer gefunden. Aber immer wieder                komplizierte Regelungen und hohe Stan-          an 100: unentschieden/keine Angabe
rufen kleine Praxen irgendwo aus Deutsch-            dards, die möglicherweise für wachsende
land an und wollen Tipps. Und neulich hat
die Bundeszahnärztekammer angefragt:
                                                     Städte sinnvoll seien, aber nicht für kleine,
                                                     schrumpfende Gemeinden. „Wir sind noch          14                                    59
ob sie nicht Interesse daran habe, eine Fort-        viel zu wenig darauf vorbereitet, dass In-                                            Unterstützung von
bildung zum Thema „Mobile Praxis“ an-                frastruktur wegen der demografischen Ent-
                                                                                                                                           älteren Menschen, bei-
zubieten. „Ich denke bei der ganzen Sache            wicklung auch mal zurückgebaut werden
auch an mich“, erklärt Finger. „Ich möchte           muss“, sagt der Bürgermeister.                                                        spielsweise beim Ein-
auf dem Land wohnen bleiben, wenn ich                   Ohne diesen Rückbau werde der Unter-                                               kaufen, bei Arztbesuchen
alt bin. Und hoffe, dass mich dann auch              halt der Kanäle, Straßen oder Kläranlagen
jemand versorgt.“                                    für die verbliebenen Landbewohner so teu-
                                                     er, dass noch mehr von ihnen vertrieben
               Der Rückbau-Experte                   würden. Die Abwanderung, fürchtet Stock,
                                                     beschleunige sich dann noch.
                                                                                                     11                                    40
                    Heiko Stock war gerade erst                                                                                            Engagement bei
                    im Amt, als er die Zahl zum                                                                                            Organisationen wie der
                    ersten Mal las: Zwölf Millio-
                                                                       Der Tele-Patient                                                    freiwilligen Feuerwehr,
                    nen Euro, so stand es in einer                Für die tägliche Kontroll-                                               dem Roten Kreuz usw.
 V O G E L SB E R G Akte, werde die Sanierung                     untersuchung muss Heini
                    der maroden Abwasserkanäle                    Rumpf sein Schlafzimmer
in Lautertal kosten. Zwölf Millionen Euro                         nicht verlassen. Er legt sich
für weniger als 2500 Einwohner, die noch
in der hessischen Vogelsberg-Gemeinde
                                                      AS CHB ACH  eine Blutdruckmanschette um
                                                                  den Arm, stellt sich auf eine
                                                                                                     10                                    30
wohnen, auf sieben Ortsteile verteilt. „Mir          Waage, das war’s. Sekunden später schickt                                             Trainer bzw. Betreuer
war sofort klar: Das geht nicht.“                    ein Mobiltelefon die Daten automatisch                                                im Sportverein
     Stock, 45, ist dort seit 2006 Bürgermeis-       aus dem pfälzischen Aschbach an einen
ter und ein pragmatischer Mann. Weil                 Rechner im gut 30 Kilometer entfernten
die Einwohnerzahl seit vielen Jahren                 Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern.
schrumpft, lässt er Spielplätze zu Mehrge-           Wenn Puls und Blutdruck in Ordnung
nerationen-Parks umbauen, in denen sich              sind und keine Gewichtszunahme
auch Rentner treffen können. Und damit               auf eine plötzliche Wassereinlage-
Brände noch gelöscht werden, obwohl im-              rung im Gewebe hinweist, wird es
mer weniger Helfer da sind, fasst er die             ein ruhiger Tag für Rumpf. Wenn
freiwilligen Feuerwehren zu größeren Ein-            nicht, klingelt gleich sein Telefon.
heiten zusammen, die gleichzeitig zum Ein-              Rumpf, 77, liebt es, in Strick-
satz gerufen werden. Außerdem stellt er              jacke am Esstisch zu sitzen und
nur noch Leute in der Gemeindeverwal-                über die Wiesen des dünn be-
tung ein, die sich zum Brandschützer aus-            siedelten Nordpfälzer Berglands
bilden lassen – so wie auch er es getan hat.         zu schauen. Ein Idyll – solange
„Wenn es brennt, rücke auch ich mit aus“,            man nicht ernsthaft krank
sagt der Bürgermeister.                              wird.
     Die Kanalsache war komplizierter. We-              Im vorigen Juni aber
niger Menschen produzieren weniger Ab-               passierte es. Rumpf fiel
wasser. Wozu also noch so große und teure            in der Nacht das Atmen
Kanäle und Klärwerke? Früher gab es ja               schwer, das Herz pumpte
auch Speicherbecken und Sickergruben an              viel zu schnell. Die Praxis
den Häusern. Doch die übergeordneten                 seines Hausarztes, etwa
Wasserbehörden hielten nicht viel davon
und verwiesen auf eine Vielzahl von Ver-              Willige Helfer Jeder Dritte
ordnungen und Gesetzen zur Abwasser-
behandlung. Kaum durchschaubar für die
                                                      in Deutschland engagiert sich
sechsköpfige Gemeindeverwaltung.                      ehrenamtlich, beispielsweise
     Dann hatte Stock Glück. Eine hessische           in Caritas oder Diakonie, in Jugend-
Hochschule startete mit Geld des Landes-              organisationen, im Natur- und Umwelt-
umweltministeriums ein Modellprojekt,                 schutz, in der Telefonseelsorge u.a.
um in Gebieten mit sinkenden Bevölke-                 Quelle: Enquête-Kommission
                                                      „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“
rungszahlen den Aufwand zur Abwasser-
Serie

    sieben Kilometer entfernt, war erst am
    nächsten Tag erreichbar. Und sie wird es             In Westdeutschland schrumpften 41 Pro-                 Land im Wandel
    wohl nicht mehr lange sein, denn voraus-             zent der Städte und Gemeinden im Zeit-                 Relatives Wachsen/Schrumpfen* von Städten
    sichtlich im Sommer werde der Mediziner              raum von 2007 bis 2012. In Ostdeutsch-                 und Gemeinden im Vergleich zum Bundestrend
    die Praxis aus Altersgründen schließen,              land waren es sogar fast 84 Prozent.
    ebenso wie der zweite Arzt in diesem Ort.
    „Dann wird es eng hier mit der Versor-
    gung“, sagt Rumpf.
       Für den Rentner war es ein Glücksfall,                                                                        Kiel
    dass sein Arzt ihn am Tag nach der Herz-
                                                                       Die Vorausschauenden
    attacke in die Klinik nach Kaiserslautern                          Der Auerberg
    schickte. Dort testen Ärzte zusammen                               im östlichen                               Hamburg        Schwerin
    mit der Deutschen Stiftung für chronisch                           Allgäu ist kei-
    Kranke und einem Fraunhofer-Institut ein                           ne imposante Er-                    Bremen
    Telemedizin-Projekt für Herzpatienten in            AU ER B ER G   hebung, vergli-
    strukturschwachen Regionen. Rund hun-                              chen mit der
    dert Patienten im Umkreis von 90 Kilo-            felsigen Alpenkulisse im                                                                        Berlin
                                                                                                                   Hannover
    metern nehmen daran teil. Es sei eine der         Süden. Doch wer hinauf-
    Gegenden, in der viele Ärzte ihre Praxen          steigt auf die 1055 Me-                                                             Potsdam
    aufgäben, während die Bevölkerung älter           ter hohe Kuppel und                                                    Magdeburg
    und behandlungsbedürftiger werde, sagt            dann noch ein Stück
    der Kardiologe Burghard Schumacher, der           höher auf die Aus-               Düsseldorf
    ärztliche Leiter des Projekts. Deshalb sei        sichtsplattform der
                                                                                                                                                           Dresden
    Tele-Medizin dort unverzichtbar. Dabei            St. Georgs Kirche,                                                   Erfurt
    werden die Daten, die der Patient schickt,        hat einen schönen
    vom Computer in der Klinik automatisch            Blick über die Berge,
    ausgewertet. Bei ungewöhnlichen Werten            vom Wendelstein im
    blinkt der Name des Patienten sofort auf          Osten bis zum Bre-                          Wiesbaden
    dem Bildschirm eines Arztes oder einer            genzer Wald.
    Krankenschwester auf.                                Die         Gemeinden                Mainz
       Rumpf erzählt, dass seine Pulsfrequenz         rund um den Auerberg
    vor einigen Monaten einmal auf 125 Schlä-         haben einen ungewöhn-            Saarbrücken
    ge pro Minute gestiegen sei. Eine halbe           lichen Schritt gewagt.
    Minute nach der Messung habe sich die             14 Kommunen mit rund
    Klinik gemeldet und gefragt, ob sie einen         30 000 Menschen haben sich zu ei-
    Notarztwagen schicken solle. Das sei nicht        ner Gemeinde-Allianz zusammen-                    Stuttgart
    nötig gewesen, sein Kreislauf habe sich           getan, dem Auerbergland. Rein-
                                                                                                                                   München
    bald auf Normalmaß eingependelt. „Es be-          hard Walk, Geschäftsführer des                                                                  Quelle: BBSR
    ruhigt sehr, wenn man weiß, dass man so           Vereins Auerbergland, sagt: „Bei
    überwacht wird“, sagt Rumpf. Auch wenn            uns darf jeder an seinem Kirch-
    seine Werte über längere Zeit unauffällig         turm polieren, aber er muss auch
    seien, melde sich hin und wieder jemand           über ihn hinausschauen.“                                                     Q stark schrumpfend
    aus der Klinik und erkundige sich nach               Dieses Motto prägten, zusammen mit                                        Q schrumpfend
    seiner Gesundheit.                                ihm, vor allem zwei Männer: die ehema-                                       Q stabil
       Dieses System entlaste auch die Medi-          ligen Bürgermeister Heimo Schmid aus
                                                                                                                                   Q wachsend
               ziner, die auf dem Land noch die       Bernbeuren und Rudolf Zündt aus Roß-
                   Stellung halten, meint Pro-        haupten. Sie begannen 1992 damit, ihre                                       Q stark wachsend
                     jektleiter    Schumacher:        Dörfer vor dem langsamen Ausbluten zu
                       Viele Routinetermine,          bewahren. Damals gaben Landwirte auf,
           1975:         etwa die Blutdruckkon-       in den Ortskernen standen Wohngebäude
        15,1 Mio.         trolle in den Praxen,       und Stallungen leer, Flächen lagen brach.
  1970:                     würden verzichtbar.       „Wir mussten fürchten, dass es bald rund-
13,9 Mio.                                             herum nur noch Wald gibt“, sagt Walk.
                                                      Die Probleme waren vielfältig, der Aus-                                           * Betrachtete Entwicklungs-
                                                      tausch unter den Gemeinden aber gut.                                                indikatoren:
                                                            Hunderte Bürger wurden in Arbeits-                                         ‣ Bevölkerungsentwicklung
                                                                                                                                          2007 bis 2012
    Quellen: MPIDR; Destatis;
                                                                    kreisen eingebunden, Häuser und                                    ‣ Durchschnittlicher Wanderungs-
    Prof. Dr. Eckart Bomsdorf,                 1998:                  Grundstücke in einer Datei er-                                      saldo der Jahre 2008 bis 2012
    Universität Köln                                                      fasst. Die Kommunen nutz-                                    ‣ Entwicklung der Erwerbsfähigen
                                             11,1 Mio.                                                                                    2007 bis 2012
                                                                                 ten Fördermittel, um
                                   1990:                                                                                                     ‣ Beschäftigtenentwicklung
                                                                                                                                               2007 bis 2012
                                 10,0 Mio.                                                                                                   ‣ Entwicklung der Arbeitslosen-
                                                                                                                                               quote 2006/07 bis 2011/12
                                                                                                                                             ‣ Entwicklung der Gewerbesteuer
                                                                                                      2030:                                    2006/07 bis 2011/12
                                                                                                    8,5 Mio.
    Schulen ohne Schüler?
    Zahl der 6- bis 17-Jährigen, 1970 bis 2030
    58   DER SPIEGEL 14 / 2015
leere Höfe zu kaufen. Es entstanden Hof-
läden; die heimische Gastronomie verwen-
dete, was die Bauern aus der Region er-
zeugten. Das Auerbergland entwickelte
ein gemeinsames Tourismuskonzept.
   Zugleich wurden neue Bürger angelockt.
„Sobald ein Bauplatz im Ort zu haben war,
hat ihn die Gemeinde gekauft“, sagt Ru-
dolf Zündt. Der Platz wurde nicht an rei-
che Pensionäre vergeben, die sich im All-
gäu einen Ruhesitz oder ein Ferienhaus
bauen wollten. Sondern an Käufer, die ent-
weder einen Betrieb oder eine Praxis an-
melden oder sich in den Vereinen einbrin-
gen – und natürlich an junge Familien.                  Wellertstraße in Elte
   Auch Mehrgenerationenhäuser ent-
standen damals. Drei davon gibt es heute

                                                                            Herzflimmern
im Auerbergland, eines davon für die 2200
Einwohner von Roßhaupten. Kurz vor
zwölf Uhr füllt es sich mit Leben. Rund
zwei Dutzend Grundschüler toben in der
Spielecke des großen Raums. Ehrenamt-                        Demografie SPIEGEL-Redakteur Markus Deggerich, 45,
liche Helferinnen decken den Tisch, die
Gastwirte in Roßhaupten liefern abwech-                                über den schwierigen Kampf seines
selnd das Mittagessen, frisch gekocht, ange-              Heimatdorfs Elte im Münsterland gegen den schleichenden Tod
boten wird es für 4,50 bis 5,50 Euro pro
Mahlzeit. Ältere Damen gesellen sich dazu,

                                                       A
                                                               llein aus dem Haus mit der Num- de aufgeschoben, durch eine Fusion mit
die selbst nicht kochen wollen oder schlicht                   mer 5 liefen jeden Tag drei Mäd- der Nachbargemeinde. Die drohende
Geselligkeit suchen. Die Senioren helfen                       chen und zwei Jungen auf die Stra- Schließung der Ludgerus-Grundschule war
den Kleinen, man spielt und ratscht, die Kin-          ße. Dort fanden sie jederzeit Kinder, die der Weckruf für die 2200 Menschen hier.
der haben Aufsicht, die Alten Unterhaltung.            mit ihnen spielten, Fangen oder Verste-            Jeder ahnte: Stirbt die Schule, dann
   15 Ehrenamtliche engagieren sich hier,              cken, Murmeln oder Fußball. In der Straße stirbt das Dorf. Neubürger würden sich
rund 40 Haushalte der Gemeinde spendie-                lebten rund 30 Jungen und Mädchen: mehr kaum noch anwerben lassen ohne Schule,
ren Kuchen. Im Büro arbeiten drei Teilzeit-            Kinder als Autos.                                die zuständige Gemeinde Rheine weist
kräfte auf 450-Euro-Basis. Sie vermitteln                 Die Wellertstraße in Elte. Keine wirklich schon lange keine Baugebiete mehr aus
Fahrdienste, Einkaufshilfen, Tagesmütter.              schöne Ecke, eine Neubausiedlung aus Ein- für das ihr anvertraute Fleckchen, an dem
Wer nicht mehr aus dem Haus gehen kann,                familienhäusern, die alle gleich aussehen. die gemütliche Ems vorbeigurgelt.
erhält sein Essen geliefert. „Auf diesem               In einem Dorf im tiefsten und flachen              Seitdem geht ein Ruck durch Elte. Aber
Weg sieht man die alten Leute, die allein              Münsterland, die Menschen gläubig, was auch ein Riss. Menschen kleben an ihrer
leben, regelmäßig“, sagt Zündt. „Und wer               hier katholisch hieß, und auch gutgläubig. Scholle, an ihrer Gewohnheit. Westfälische
Hilfe braucht, bekommt sie.“                              Die Häuser hatten sie in den Sechziger- Dickschädel, die Strukturwandel für eine
                                                       jahren gebaut, mit Garten und Garage; er- Krankheit halten, die sich wegbeten lässt,
                             ◆
                                                       richtet, um zwei bis fünf Kinder großzu- treffen auf Einwohner, die ihr Dorf nicht
Sechs Beispiele, sechs Regionen. Die                   ziehen und auch als Alterssicherung, im seinem Schicksal überlassen wollen.
schlechte Nachricht: All diese Ideen kön-              Idealfall Alterssitz. Sie hofften, dann von        Die Schnittmenge zwischen den beiden
nen die Entwicklung nicht stoppen. Der                 den eigenen Kindern umsorgt zu werden, Fraktionen, deren Kampf das Dorf elektri-
demografische Wandel, groß und gewaltig,               die eine Straße weiter bauen sollten oder siert, verkörpert Schuster Bodo Schnellen-
wird die ländlichen Regionen treffen und               eben das Haus übernehmen, mit Eltern.            berg. Er hat das Handwerk noch von sei-
etliche von ihnen zu Problemzonen der                     Der Plan war simpel und unschuldig, ge- nem Vater gelernt. Und weiß, dass es mit
Republik machen. Es geht deshalb nicht                 gründet auf dem Wirtschafts- und Jobwun- ihm aussterben wird.
ums Verhindern, sondern ums Lindern: das               der der Fünfzigerjahre. Ein Leben wie eine         Schnellenberg kennt sie gut, die Angst
Beste aus der Situation zu machen, da-                 Endlosschleife: werktags arbeiten, sams- hinter den Fenstern, wo die Älteren sitzen
mit nicht Regionen veröden und Dörfer                  tags morgens Auto waschen, abends „Sport- und sich fragen: Wer kommt, wenn ich Hil-
sterben.                                               schau“, sonntags Kirche. Zwischen Schüt- fe brauche? Wie will ich hier Familien mit
   Das ist eine Aufgabe für den Staat; für             zen- und Erntedankfest die Jahre ins Land Kindern halten oder anlocken, wenn es
die Behörden vor Ort und, wo es auf                    ziehen lassen, in denen die Kinder groß keine Schule mehr gibt und nur noch einen
Planung und Prioritätensetzung für den                 werden und selbst Kinder bekommen.               Bäcker, der die Aufbackbrötchen einer gro-
ländlichen Raum ankommt, in den Minis-                    So war’s doch immer. So Gott will. Man ßen Kette verkauft? Schnellenberg kennt
terien. Und es ist eine Aufgabe für die                nannte das Generationenvertrag. Ein Ver- natürlich auch die Wellertstraße. Heute
Menschen, die dort leben. Auch das sollten             sprechen von Zukunft. Und Sicherheit.            gibt es dort mehr Hunde als Kinder.
die sechs Beispiele zeigen. Wenn der Staat                Aber Gott scheint es nicht zu                          Zuletzt traf es in der Wellertstraße
nicht mehr alles leisten kann, springen die            stören, dass er inzwischen selbst in                   ein Rentnerpaar. Er: Parkinson. Sie:
Bürger ein; sie können bewegen, verbin-                seinem Haus in Elte immer weniger                      Alzheimer. Alle fünf Kinder waren
                                                                                                                                                        FOTOS: OLIVER KRATO

den, einander helfen. Und vielerorts tun               Besuch bekommt. Die Kirchenge-                         vor vielen Jahren weggezogen, leb-
sie es bereits. Das ist die gute Nachricht.            meinde? Fusioniert mit Nachbardör-                     ten mit Job und eigener Familie quer
                     Laura Backes, Matthias Bartsch,   fern. Das Pfarrhaus? Verkauft. Der                     übers Land verteilt. Zwei Jahre lang
                    Conny Neumann, Barbara Schmid      Tod der Grundschule immerhin wur-           E LTE      behalfen sich die Alten mit einer
60   DER SPIEGEL 14 / 2015
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