Die Tennisgeschichte von Ulrich Lhotzky-Knebusch

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Die Tennisgeschichte von Ulrich Lhotzky-Knebusch
Die Tennisgeschichte von Ulrich Lhotzky-Knebusch
Tennisgeschichte Teil 1

Nach dem Gebet ein Match ausgetragen
Die Pest raffte Tausende von Menschen dahin. Und auch eine drastische Veränderung des
Klimas kostete Menschenleben. Weltweit, so wird geschätzt, lebten auf dieser Erde nur zirka
350 bis 374 Millionen Menschen. Das war Ende des 14. Jahrhunderts.
In diesem Jahrhundert erließ Karl IV für das Heilige Römische Reich eine Art Grundgesetz:
die Goldene Bulle. Mit ihr wurde jener Kreis von Kurfürsten festgelegt, der den König wählen
durfte.
Die Landwirtschaft bildete den Hauptwirtschaftszweig. Trotzdem blieben die Bauern arm. Und
die Geldleute, wie Fugger und Medici, wurden immer reicher und mächtiger. Sie entwickelten
den Im- und Export von Waren.
Dazwischen die Mönche in den Klöstern. Sie lebten von und für das Gebet. Das Gebet bildete
die Gegenleistung für die den Klöstern überantworteten Güter. Doch zwischendurch fanden die
Mönche Zeit zum Spielen, eine Unsitte. Sie entwickelten ein Rückschlagspiel mit einem Ball.
Ein Spiel mit der Handinnenfläche (Jeu de Paume). Das Rückschlagspiel wurde erstmalig 1250
urkundlich erwähnt. Die erste Buchillustration gab es im 14. Jahrhunderts. Es war der
Vorläufer des heutigen Tennisspiels.

Tennisunterricht am Hof Karls von Frankreich, zirka 1360.

Jeu de paume in einer französischen Stadt, ca. 1510
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Tennisgeschichte Teil 2

Ballhäuser für den Tennissport
Baut man heute Tennishallen, um im Winter Tennis zu spielen. so baute man einst dafür
Ballhäuser oder auch Ballspielhäuser an fürstlichen Höfen. Dies in einer Hoch-Zeit des noch
jungen Tennissports. Zunächst richteten die fürstlichen Herrschaften bei Hofe Säle so her, dass
sich der Adel dort vergnügen konnte. Dann folgten – weil dieses Ballrückschlagspiel immer
beliebter wurde – Ballhäuser. Hier durften auch Handwerker und Bürgerliche aufschlagen. Dies
alles geschah im 16. und 17. Jahrhundert, in denen es die Reformation, die Renaissance und
natürlich auch den 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) gab. Außerdem wurde die erste
Bohrmaschine entwickelt.

Der Verwalter eines Ballhauses, die zunächst in Frankreich und England entstanden und in den
ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts auch in Deutschland, war der Ballenmeister (in England
hieß es Keeper of the Tennis Play), der gleichzeitig Tennistrainer, Schiedsrichter und Gastwirt
war. Der Ballenmeister stellte den Spielern auch die Ausrüstung zur Verfügung. Dazu zählten
bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts massive Holztennisschläger, welche aber schnell
„modernisiert“ wurden. Und eine Schnur wurde zur Trennung des Tennisplatzes genutzt. Auch
dies änderte sich relativ schnell und es entstand so etwas wie ein Netz.

Tennis spielende Studenten in Tübingen 1598
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Studenten in Straßburg 1618

Pariser Ballhaus 17. Jahrhundert.
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Tennisgeschichte Teil 3

Tennis und kalter Wein kann tödlich sein
Tennis oder auch Jeu de Paume schreibt selbstverständlich nicht nur Geschichte auf dem Platz,
sondern auch neben dem Platz. So ist König Ludwig X nur 26 Jahre alt geworden. Der Tod
des Königs von Navarra, damals ein Land im westlichen Pyrenäenraum, und Frankreich kam
nach einem Match. Ludwig, den man auch den Zänker schimpfte, trank nach einem
anstrengenden und vermutlich verlorenen Match im Sommer 1316 eine größere Menge
eiskalten Wein und brach tot zusammen.
Ob Philipp der Gute Tennis spielte, ist nicht bekannt. Der Herzog von Burgund hatte aber ein
Herz für Frauen oder vielleicht auch schon für die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Jedenfalls befand sich 1427 in seinem Gefolge eine gewisse Margot aus Henneau. Die Dame
ließ damals in Paris jeden Tennisspieler verzweifeln. Sie besiegte alle.

Für König Karl VIII war Tennis auch tödlich, quasi der Vorbote. Der Franzose spielte sehr
gerne Jeu de Paume und hatte es am 7. April 1498 besonders eilig, auf den Platz zu kommen.
Auf dem Weg dorthin stieß er sich den Kopf an einem steinernen Türsturz so heftig, dass er ins
Koma fiel und wenige Stunden später verstarb. Es war ein Drama. Schließlich hätte er – wenn
es die denn schon gegeben hätte – auf der Aktivenrangliste gestanden. Karl wurde nur 27 Jahre.

Wenn man Tennisgeschichte studiert, ist das Ergebnis zwangsläufig: Tennis ist gefährlich.
Auch dem schottischen König Jakob I wurde es letztendlich zum Verhängnis. Drei Tage vor
seiner Ermordung am 21. Februar 1437 ließ er ein kleines Fenster an seinem Tennisplatz, das
zur Reinigung des Aborts diente, zumauern, da dort immer wieder Bälle hineingefallen waren.
Auf der Flucht vor seinen Verfolgern hob er in seinem Schlafzimmer eine Fußdiele aus und
sprang in den Abort, konnte nun aber von dort nicht mehr fliehen und wurde schließlich gefasst.

Tennis war damals in aller Munde (wie heute!!!). Shakespeare erwähnt es in seinem Drama
„Heinrich V“: Der englische König erhält vom französischen Kronprinzen einen Korb mit
Tennisbällen. Damit wollte er Heinrichs Anspruch auf den französischen Thron angesichts
seines jugendlichen Alters verspotten. Heinrich antwortete im Tennisjargon:

Wenn wir zu diesen Bällen die Raketten
Erst ausgesucht, so wollen wir in Frankreich
Mit Gottes Gnad‘ in einer Spielpartie
Des Vaters Kron‘ ihm in die Schanze schlagen
Sag ihm, er ließ sich ein mit solchem Streiter,
dass alle Höfe Frankreichs ängstigen wird
Der Bälle Sprung.
Die Tennisgeschichte von Ulrich Lhotzky-Knebusch
When we have match’d our rackets to these balls,
We will in France, by God’s grace, play a set
Shall strike his father’s crown into the hazard.
Tell him he hath made a match with such a wrangler
That all the courts of France will be disturb’d
With chaces.”

– Heinrich V. (1. Aufzug, 2. Szene)

Karl VIII

1598 , Belgien

Frankreich,17. Jahrhundert
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Tennisgeschichte Teil 4

Eiszeit für Tennis in der Eiszeit
Es war die Freude und der Spaß des Adels und Bürgertums am Theater und an Maskenbällen,
die dazu beitrugen, dass es immer weniger Ballhäuser gab und das Interesse am Tennis
abflaute. Dramen oder Komödien von Moliere und Shakespeare waren gefragt. Die Ballhäuser
wurden in Theater umgewandelt. Der Niedergang begann in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts, einher ging dies mit dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit. Kühle Temperaturen
beherrschten bereits seit Jahrzehnten Europa. Vielleicht haben die Herrschaften beim
Freilufttennis auch zu oft gefroren.
Und es war die Lust am betrügerischen Würfelspiel, die mit zur Flaute des einst „edlen“
Tennissports führte. Denn die Ballhäuser hatten sich in Spielhöllen verwandelt. Allen voran
betrogen die Ballenmeister, also Trainer und Wirte der Ballhäuser.
Später, Anfang des 18. Jahrhunderts, haben wohl in England die Puritaner, in Deutschland und
Frankreich die beginnende Phase der Aufklärung, und die Vorboten der Französischen
Revolution ihren Beitrag geleistet, um dem Adel und dem Bürgertum den Spaß an Spielfreude
zu verderben.

Ballhaus 1632.
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Tennisgeschichte Teil 5

Mit der Industrialisierung kam das moderne Tennisspiel
Das einfache Volk spielte Tennis auf der Straße oder auf öffentlichen Plätzen. Man nannte es
Straßentennis. Aus Tennis entwickelten sich im 18. Jahrhundert mehrere andere Ballspielarten.
So entstand beispielsweise Pelota mixteca. Dies ist eine Mannschaftssportart, die einem
netzlosen Tennisspiel ähnelt. Die Spieler tragen robuste, kunstvoll dekorierte Handschuhe, die
auf einer schweren, flachen Schlagfläche befestigt sind und mit denen sie einen kleinen festen
Ball schlagen.

Auch Kaatsen ist verwandt mit dem baskischen Pelota-Spiel und dem Jeu de Paume/Tennis.
Die Spielregeln weichen aber davon ab. Die Teilnehmer bilden zwei Dreier-Mannschaften,
Parture genannt. Der Ball ist mit Kalbshaar gefüllt und mit einer Lederhülle überzogen. Er wiegt
24 Gramm und hat einen Durchmesser von 4 cm. Das Spielfeld ist ein 60 mal 32 Meter großes
Rasenrechteck, das in verschiedene Zonen aufgeteilt ist. Die Spieler tragen zum Schutz der
Hände, mit denen der Ball geschlagen wird, meist Lederfäustlinge.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich auch in Londoner Schuldnergefängnissen aus dem Jeu de
paume der Racketsport, Vorläufer des heutigen Squash.
Voraussetzung für die Entstehung des modernen Tennis war die Industrialisierung und
insbesondere die Entdeckung der Vulkanisierung durch Charles Goodyear 1839. Erst jetzt war
es möglich, kleine Bälle herzustellen, die gegenüber Feuchtigkeit und Schmutz unempfindlich
und allgemein robust waren sowie gleichzeitig gute Sprungeigenschaften aufwiesen. Und durch
die Erfindung des Rasenmähers des Engländers Edwin Budding um 1830 war es möglich, auf
kurz geschnittenen Rasen Tennis zu spielen. Es entwickelten sich auch Ideen für Regelwerke,
für sportliche Wettbewerbe und Meisterschaften sowie das Festhalten von Ergebnissen und
Rekorden zum Leistungsvergleich. Etwas, was im Mittelalter und in der Renaissance völlig
unbedeutend war.

Natürlich gibt es auch einen Erfinder des modernen Tennissport: Walter Clopton Wingfield.
Der englische Major stellte Regeln Rasentennis. In der Folge wurden unter Wingfields Lizenz
Tennissets bestehend aus dem Regelbuch, Schlägern, Bällen und Netzen zum
Verkaufsschlager.

Ab 1874 wurden die „nackten“ Tennisbälle „bekleidet“: John Heathcote, Mitglied im All
England Club, schlug, die Gummibälle mit Flanell zu überziehen.

                                                                1787 – Hallentennis.
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Charles Goodyears Erfindung schaffte die Voraussetzung für den heutigen Tennisball.

Major Walter Clopton Wingfield schrieb das erste Regelbuch über Tennis.
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Tennisgeschichte, Teil 6

Schleswig-Holsteiner Clubs feiern Jubiläum
Tennis wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch belächelt. Es sei kein ernsthafter Sport,
hieß es. In England wurde des Tennis als „pat-ball“ – stupsen, täscheln – verspottet. Trotzdem
kündigte der All England Club 1877 das erste Wimbledon-Turnier für Herren an und nahm den
Begriff Lawn Tennis in seinem Vereinsnamen auf. 1884 durften dann auch Damen in
Wimbledon antreten.

In Nordamerika führte der ab 1900 durchgeführte Davis Cup zum Tennisaufschwung. Britische
Urlauber brachten das Rasentennis nach Frankreich und Deutschland. So entstand 1874 in Bad
Homburg ein Tennisfeld. Im Juni 1881 folgte die Gründung des ersten deutschen Tennisvereins
– der Baden-Baden LawnTennis Club. Der Uhlenhorster Eisbahn-Verein (1888) und der
Eisbahnverein vor dem Dammtor (1886) pachteten in Hamburg-Rotherbaum gemeinsam eine
größere Wiese. Uhlenhorst-Vorstandsmitglied Carl August von der Meden, der lange in
England lebte, ließ auf dem Gelände die ersten Tennisplätze errichten.

1892 fand auf dieser Anlage die erste „Meisterschaft von Deutschland“ statt. Erst 1897 wurden
dort parallel zu den nationalen Meisterschaften auch die „Internationalen Meisterschaften von
Deutschland mit einem internationalen Teilnehmerfeld ausgetragen.

In Schleswig-Holstein gilt der Rendsburger Tennisverein von 1894 als ältester Verein. Die
Tennisgesellschaft Düsternbrook wurde 1885 gegründet und der Lawn Tennis Club Elmshorn
1896.

Olympia 1896
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Lawn Tennis im Kurpark von Bad Homburg, 1876

1890: Halbfinale der US Championships 1890, Oliver Campell gegen Bob Huntington, im Hintergrund
das Newport Casino
Wimbledon-Finale 1883 zwischen William und Renshaw

Wimbledon 1877
1874 Lawn Tennis Court
LTC Elmshorn: Auf dem ersten Tennisplatz mit Gründungsmitglied Heinrich Stender (2. v. l.)

TG Düsternbrook-Gründer Justizrat Julius Schirren
Tennisgeschichte Teil 7

DTB 1902 und Tennisverband SH 1927 gegründet
Kaiser Wilhelm II regierte. Albert Einstein bekam eine Anstellung als „Experte 3. Klasse“. Der
MSV Duisburg begann seine Vereinskarriere als Meidricher Spielverein und das Jahr – 1902 –
war von zahlreichen Naturkatastrophen geprägt.
Für den Tennissport war ohne Zweifel die Gründung des Deutschen Lawn Tennis Bunds
(DLTB), heute nur noch DTB, ein wichtiges Datum. Der Bundesverband wurde am 19. Mai
1902 in Berlin gegründet, als sich 22 Clubs mit rund 2500 Mitgliedern unter einem
Dachverband organisierten. Schleswig-Holstein taucht erstmalig im Jahr 1911 in einem
Jahrbuch auf.
Es gehörte damals zum Tennis-Bezirk III

1914 brach der 1. Weltkrieg aus.
In einem Jahrbuch von 1925 gehörte Schleswig-Holstein nun zum Bezirk 5, der im Vergleich
zum Bezirk III (aus dem Jahre 1911) räumlich kleiner war. Diese Veränderung erfolgte wohl
auf Grund der Zunahme von Vereinen. Zum Bezirk 5 gehörten 1925: die preußische Provinz
Schleswig-Holstein, die Freien und Hansestädte Hamburg und Lübeck.
1927 erfolgte schließlich die Gründung des Tennisverbandes Schleswig-Holstein.

Der 1. Vorsitzende hieß Dr. Emil Emmerich und kam aus Kiel, TG Düsternbrook.
In einem Jahrbuch von 1929 ist dann erstmalig von einem Tennisverband Schleswig-Holstein
die Rede. Vertreten wurde er durch Dr. Emil Emmerich. Aufgelistet werden in dem Buch 18
Vereine, die dem Verband angehörten. Die Gründungszeit ist besonders mit den Namen Dr.
Emmerich, Dr. Rasmus, Herr Reese und Dr.Mohr verbunden.

Bekanntester Spieler des Verbandes aus den 1930er Jahren ist Kay Lund.

Mehr über die Geschichte des Tennissports in Schleswig-Holstein bis in die Gegenwart
erfahren Sie auf unserer Homepage www.tennis.sh. Unter Verband/Historie.
Dr. Emil Emmerich

Das Davis-Cup-Team aus dem Jahre 1935 mit dem schleswig-holsteinischen Spieler
Kay Lund. zu sehen von links: Hans Denker, Kay Lund Gottfried von Cramm und Heinrich
Henkel.

ENDE
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