Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg

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Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
Moor-Renaturierung
Sebastian Krosse, Gijs van Dijk, Esther C.H.E.T. Lucassen, Emiel Brouwer, Alfons J.P. Smolders,
Jan G.M. Roelofs

Die Wiederherstellung nährstoff-
armer Moore am Valkenberg
Wie biogeochemische Prozesse Naturschutz, Landschaftspflege und Biodiversität beeinflussen können
Eutrophierung, Versauerung und Austrocknung der Böden verändern die abiotischen Lebensbedingungen
von Lebensräumen stark. Soll ein Gebiet renaturiert werden, hängt der Erfolg wesentlich von einer
passenden Gewässer- oder Bodenchemie ab. Ein Beispiel aus den Niederlanden nahe der Grenze
zu NRW zeigt, wie anhand der Biogeochemie Gebiete ausgewählt und Renaturierungsmaßnahmen
abgeleitet werden können.

        urch den Menschen verursachte

D       Probleme wie die Eutrophierung,
        die Bodenversauerung und die
Austrocknung der Böden haben im letzten
Jahrhundert stark zugenommen und neh-
men großen Einfluss auf die Ökosysteme.
Pflanzen und Tiere haben mit stark
veränderten abiotischen Bedingungen zu
kämpfen. Eins der größten Probleme ist
der erhöhte Nährstoffeintrag in ein Habitat.
Oft sind externe Quellen das Problem, wie
die Stickstoffdeposition aus der Luft oder
die Überdüngung angrenzender Gebiete
und die Ausspülung der Nährstoffe über
Regen und Grundwasser. Aber auch interne
Nährstoffquellen können Probleme verur-
sachen. So kommt es immer häufiger vor,
dass ehemalige Agrarflächen renaturiert
werden. Durch die frühere Düngung sind
die Flächen mit Nährstoffen (Stickstoff
und vor allem Phosphor) angereichert. In
der Folge nehmen hochwachsende Gräser,
Sträucher und Arten wie die Flatter-Binse
(Juncus effusus) zu.
Die abiotischen Bedingungen in Natur-          Abb. 1: Am Valkenberg nach der Renaturierung im Jahr 2015: Nach geochemischen Mes-
schutzgebieten werden insbesondere in          sungen wurde der Oberboden abgetragen, um ein nährstoffarmes Moor zu entwickeln.
Feuchtgebieten auf verschiedenen Wegen                                                               Foto: Esther C.H.E.T. Lucassen
beeinflusst. Bodenversauerung und Anrei-
cherung von Nährstoffen in Ökosystemen
durch externe oder interne Quellen stören      Wiederherstellung der natürlichen abioti-    lange Thema. Mit modernem und innova-
das natürliche Gleichgewicht und ver-          schen Bedingungen in Deutschland nicht       tivem Naturschutz versucht man hier,
ändern die ursprüngliche elementare Zu-        im Fokus der Forschung und der Land-         die Lebensraumqualität zu erhalten und
sammensetzung von Böden oder Gewäs-            schaftspflege.                               zu erhöhen. Dieses ehrgeizige Ziel wird
sern. Durch Nährstoffanreicherung können       Dieser Beitrag zeigt anhand eines Bei-       unter anderem durch die Renaturierung
nährstoffliebende Pflanzen dominieren          spiels aus den Niederlanden (nahe der        von Naturschutzgebieten, Flüssen, Seen
und andere Pflanzenarten verdrängen. Oft       deutsch-niederländischen Grenze), wie        und Agrarflächen erreicht. Hierbei spielt
werden Ökosysteme durch eine Kom-              groß der Einfluss der abiotischen Bedin-     die Renaturierung der abiotischen Be-
bination von Nährstoffanreicherung mit         gungen auf die Biodiversität sein kann.      dingungen von Böden und Gewässern und
Bodenversauerung oder stark reduziertem        Ebenso wird dargestellt, wie ein Öko-        deren Hydrologie eine entscheidende
Grundwassereinfluss und Austrocknung           system und seine abiotischen Bedingungen     Rolle, denn die Abiotik ist oft die Basis
der Böden beeinflusst. Arten nährstoff-        wiederhergestellt werden können, indem       für eine vielfältige und artenreiche Natur.
armer und nur mäßig saurer Böden sind          die Entwicklungsmaßnahmen auf eine
dadurch stark bedroht und inzwischen           abiotische Voruntersuchung abgestimmt
geschützt.                                     werden.                                      Praxisbeispiel:
Obwohl die Auswirkungen von Eutrophie-         In den dicht besiedelten Niederlanden sind
                                                                                            Die Ravenvennen
rung, Bodenversauerung und Austrock-           die Eutrophierung, die Bodenversauerung      Das Beispiel der Ravenvennen in Nord
nung der Böden bekannt sind, steht die         und die Austrocknung der Böden schon         Limburg zeigt, wie die Renaturierung
Natur in NRW 4/15                                                                                                                    27
Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
Moor-Renaturierung

Abb. 2: Die Ravenvennen (im blauen
Quadrat) zwischen Venlo und Straelen

ehemaliger Agrarflächen mit nährstoff-
reichem Boden in ein nährstoffarmes
Naturschutzgebiet gelingen kann. Die
Ravenvennen gehören zum Natura-2000-
Gebiet „De Maasduinen“ und liegen
zwischen der Maas und der Grenze zu
Deutschland bei Straelen (Abb. 2). Das
Gebiet ist vor allem durch die Parabel-
dünen der Maas gekennzeichnet. Alte
Karten verraten, dass noch vor zwei Jahr-     Abb. 3: Schematische Darstellung der Ravenvennen in der Landschaft zwischen Maas
hunderten Heide, Sümpfe und offene            und deutsch-niederländischer Grenze in Meter über dem Meeresspiegel und Kilometer
Gewässer die Landschaft prägten. Dann
wurden die Ravenvennen trockengelegt
und landwirtschaftlich genutzt; die Land-     sie in den Ravenvennen selbst zu finden       Gewöhnlicher Pillenfarn (Pilularia glo-
schaft bestand aus trockenen Mischwäl-        waren und auch noch zu finden sind. Dort      bulifera) und Schnabel-Segge (Carex
dern und ausgetrockneten kleinen Moorge-      kamen 1997 auch die Zielarten Knöterich-      rostrata) vor.
wässern. Die heutige Situation der Raven-     Laichkraut (Potamogeton polygonifolius),
vennen ist in Abbildung 3 gut zu erkennen.    Sechsmänniges Tännel (Elatine hexandra),
                                              Sumpf-Johanniskraut (Hypericum elodes),       Auswahl der Flächen
Die grafische Darstellung verdeutlicht
die gebietsbezogenen landschaftsökologi-      Europäischer Strandling (Littorella uni-      Für die Wiederherstellung von kleinen
schen Prozesse, Probleme und Ursachen.        flora), Flut-Moorbinse (Isolepis fluitans),   Mooren wurde der Valkenberg gewählt,
                                              Sumpf-Bärlapp (Lycopodiella inundata),        ein Teilgebiet der Ravenvennen (Abb. 4).
Die Ravenvennen liegen rund fünf Meter
höher als ihre Umgebung. Zu den hydrolo-
gischen Prozessen und Problemen zählen
die Verdunstung durch den höhergelege-
nen Wald (1), die lokale und natürliche
Drainage (2 und 3) und der abgesenkte
Grundwasserspiegel (4 und 9). Für die
Biogeochemie ist wichtig, was aus dem
höhergelegenen Wald in die Ravenvennen
kommt. Das sind vor allem organisches
Material, Nitrat und Kohlensäure. Hinzu
kommen interne Prozesse in dem Moor-
gebiet selbst, wie der Phosphatnachschub
aus dem ehemaligen Agrarboden (8) und
die zeitweilige Austrocknung der Ufer-
zonen. Diese gebietsspezifische Kombi-
nation der Prozesse bildet die Grundlage
für die Renaturierung des Gebietes.
In der Umgebung der Ravenvennen wur-
den im letzten Jahrhundert die Moore und
die Heidelandschaft größtenteils abgebaut,
so dass nur noch kleine Teile vorhanden
sind. Damit es in diesem Gebiet wieder oli-
gotrophe Moore und Moorgewässer gibt,
wurden 1999 drei Agrarflächen (Moor 1,
2 und 3, s. Abb. 4) ausgewählt, die zur
Renaturierung geeignet schienen. Als
Ziel wurde eine vielfältige nährstoffarme     Abb. 4: Ravenvennen mit dazu gehörenden Kleinflächen und Moorgewässern, die 1999
Moor- und Heidelandschaft festgelegt, wie     (Moor 1 bis 3) und 2007 (Option 1 bis 3) renaturiert wurden
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Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
Moor-Renaturierung

Abb. 5: Links: Gesamtphosphor-Konzentration in mmol/l gemittelt, rechts: pflanzenverfügbare Phosphor-Konzentration in µmol/l
gemittelt, von Moor 2 und 3 in den verschiedenen Tiefen. NA ist die Konzentration drei Jahre nach der Abgrabung. In Rot die Kon-
zentration im Moor 1 nach der Abgrabung von 25 Zentimeter Mutterboden. In Grün der Sollwert für nährstoffarme Moore (SMOLDERS
et al. 2008).

Für die Herstellung von artenreichen und      und Gewässern sind. Dies erfolgte, um       tration an pflanzenverfügbarem Phosphor
vielfältigen Mooren wurden 1999 und           einen Einblick in die Phosphor-Verteilung   300 Mikromol pro Liter (µmol/l) und
2007 jeweils drei Flächen ausgewählt –        im Boden zu bekommen und damit auch         die Gesamtphosphor-Konzentration 3.000
alle waren zuvor Agrarflächen. Durch die      die möglichen Renaturierungsmaßnahmen       µmol/l im Boden nicht überschreiten.
Aufgabe der Landwirtschaft wurden auch        abwägen zu können. Gemessen wurden          Diese Werte werden als Grenzwerte ange-
die Gräben und Drainagen nicht mehr ge-       der pflanzenverfügbare Phosphor und der     sehen, bei denen die Flatter-Binse (Juncus
pflegt; es trat bereits eine Vernässung des   Gesamtphosphor, außerdem das Verhältnis     effusus) nicht mehr gut gedeihen kann
Bodens auf. Durch den nährstoffreichen        der Gesamtgehalte von Calcium und Eisen     (SMOLDERS et al. 2008). Neben den Nähr-
Boden konnten Arten wie Flatter-Binse         zu Phosphor. Letzteres gibt Aufschluss      stoffen im Boden sind auch die Konzentra-
(Juncus effusus) und Wasser-Schwaden          über die Bindungskapazität des Bodens für   tionen im Grundwasser zu berücksich-
(Glyceria maxima) diese Gebiete besie-        Phosphor. Ist sie hoch, kann der Boden      tigen. Durch eine hohe Phosphat-Konzen-
deln, sich stark verbreiten und andere        Phosphor binden und so die Ausspülung       tration im Grundwasser ist eine zukünftige
Arten unterdrücken (LAMERS et al. 2005,       ins Oberflächenwasser verhindern (SMOL-     Eutrophierung des Oberflächenwassers
LUCASSEN & ROELOFS 2005, SMOLDERS             DERS et al. 2001, SMOLDERS et al. 2008).    nicht ausgeschlossen (Abb. 3).
et al. 2006, SMOLDERS et al. 2008). Spezia-   Um zum Beispiel die Ausbreitung der Flat-   Aus den Messungen ist zu sehen, dass
listen nährstoffarmer Moore haben nur         ter-Binse zu bremsen, sollte die Konzen-    pflanzenverfügbares Phospor und die
dann die Chance, diese wiederzubesiedeln,
wenn für die Pflanzen ein Mangel an wich-
tigen Nährstoffen wie etwa Stickstoff
(BOBBINK et al. 1998), Phosphor, Kalium
oder Kohlenstoff (BROUWER et al. 2002)
herrscht. Wegen der anhaltend hohen
Stickstoffdeposition ist Stickstoff nicht
mehr als limitierender Faktor für das
Pflanzenwachstum einsetzbar. Nur die
Limitierung von Phosphor versprach über
einen mittellangen Zeitraum realisierbar
zu sein, in diesem spezifischen Fall
konnte man von zwei bis fünf Jahren aus-
gehen. Dies hängt jedoch sehr von den
lokalen Gegebenheiten ab.

Ausführung und
Messungen 1999
Von den drei gewählten Flächen wurde bei
Moor 1 (Abb. 4) ohne vorherige Messung
der Nährstoffe im Bodenprofil 25 Zenti-
meter Mutterboden bis zur mineralischen
Sandschicht abgetragen. Auf den beiden
anderen Flächen (Moor 2 und 3) wurden
Bodenproben bis zu einer Tiefe von 70
Zentimetern genommen und chemisch auf
vier Parameter analysiert, die wichtig für    Abb. 6: Pflanzenverfügbares Phosphor in µmol/l und das Verhältnis von Eisen und
die Verfügbarkeit von Phosphor in Böden       Calzium zu Phosphor im Gebiet des Valkenbergs
Natur in NRW 4/15                                                                                                                 29
Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
Moor-Renaturierung
Gesamtphosphor-Konzentration in den         Zwei Jahre später                            Laichkraut (Potamogeton crispus) häufig
obersten 40 Zentimetern zu hoch waren,                                                   vor. In den Uferbereichen wuchsen ver-
                                            In den acht darauffolgenden Jahren
um dort den Grundstein für nährstoffarme                                                 mehrt Flutender Schwaden (Glyceria
                                            wurden die Wasserwerte in regelmäßigem
Moore zu legen (Abb. 5). Weiterhin zeigen                                                fluitans), Flatter-Binse (Juncus effusus),
                                            Abstand überwacht und zwei Jahre nach
die Messungen, dass die Gesamtphosphor-                                                  Spitzblütige-Binse (Juncus articulatus)
                                            den Renaturierungsmaßnahmen nochmals
Konzentration in der Tiefe abnimmt; im                                                   und Breitblättriger Rohrkolben (Typha
                                            Bodenproben für die Messung des pflan-
Gegenzug dazu nimmt das Verhältnis          zenverfügbaren Phosphors genommen.           latifolia).
von Calzium und Eisen zu Phosphor zu        Die Wasserqualität war nach anderthalb       Im Gegensatz hierzu konnte man in Moor
(Abb. 6).                                   Jahren stabil. Dabei hatte sich in Moor 1    2 und 3 beobachten, wie sich ein schwach
Dies war sehr vorteilhaft, da es zeigte,    ein mäßig hartes Wasser mit zeitweise        gepuffertes nährstoffarmes Gewässer ent-
dass die Phosphorbindung in den tieferen    hohen Phosphat-, Kohlenstoff- und Bicar-     wickelt hat. Die Konzentrationen von
Bodenschichten niedrig genug ist. Als       bonat-Konzentrationen gebildet. Auch die     Kohlenstoffdioxid, Bicarbonat und Phos-
Renaturierungsmaßnahme wurde für die        Gehalte des Bodens an pflanzenverfüg-        phat wiesen einen guten Gradienten von
Moorgewässer 2 und 3 der Mutterboden 25     barem Phosphor waren, wie am Anfang, zu      relativ hoch zu niedrig auf und überschrit-
Zentimeter und die oberste mineralische     hoch für ein nährstoffarmes artenreiches     ten nicht die Grenzwerte für nährstoffarme
Sandschicht 20 Zentimeter abgetragen.       Moor. Die eutrophe Umgebung sorgte für       Moore. Dies war auch bei der Primärpro-
Danach wurden die Entwässerungsgräben       eine starke Biomasseproduktion und so        duktion zu beobachten. Nach acht Jahren
geschlossen, sodass sich die neuen Moore    auch für eine zwei bis 15 Zentimeter dicke   hatte sich noch keine Schlammschicht
mit Grundwasser füllen konnten. Die         Schlammschicht am Grund des Moores.          gebildet und die Ufer zeigten eine mäßige
Qualität des Grundwassers war mit einem     Die Vegetation wurde im offenen Wasser       Vegetation, die den Boden zwischen 65
pH-Wert von 5,4, einer Bicarbonatkonzen-    durch Ufermoos (Leptodictyum riparium)       und 95 Prozent bedeckte. Die Flora wurde
tration von 390 Mikromol und einem          dominiert, welches nährstoffreiche Ge-       von Arten dominiert, die nährstoffarme
Phosphatwert von 1,4 Mikromol (LUCAS-       wässer liebt. Des Weiteren kamen Kleine      Böden bevorzugen, wie Gewöhnlicher Pil-
SEN & SMOLDERS 2007) ideal, um ein nähr-    Wasserlinse (Lemna minor), Wasser-Knö-       lenfarn (Pilularia globulifera) und Sumpf-
stoffarmes Moor zu ermöglichen.             terich (Persicaria amphibia) und Krauses     Johanniskraut (Hypericum elodes). Hinzu

                                                          A                                                                     B

                                                          C                                                                     D

Abb. 7: A – Valkenberg vor der Renaturierung 2007; B – während der Abtragung des Bodens; C und D: Moorgewässer im Valkenberg
2015; C im Vordergrund Echinodorus repens (Gewöhnlicher Igelschlauch)                          Fotos: Esther C.H.E.T. Lucassen
30                                                                                                                   Natur in NRW 4/15
Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
Moor-Renaturierung
kamen lokale Populationen von Knöterich-      Die 2007 durchgeführten Maßnahmen                 Juncus effusus on Former Agricultural Lands
Laichkraut (Potamogeton polygonifolius),      sorgten für artenreiche und diverse Habitate.     with Noncalcareous Sandy Soils: Possible
Vielstängeliger Moorbinse (Eleocharis         Im und um die Moorgewässer herum                  Effects of Liming and Soil Removal. Restora-
multicaulis), Flut-Moorbinse (Eleogiton       fanden sich 2015 unter anderem Gewöhn-            tion Ecology 16(2), 240–248.
fluitans) und Europäischem Strandling         licher Pillenfarn (Pilularia globulifera),
(Littorella uniflora). Diese besonderen und   Sechsmänniger Tännel (Elatine hexan-
bedrohten Arten stellten sich nicht un-       dra), Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus),
mittelbar, sondern erst ein Jahr nach der     Glocken-Heide (Erica tetralix), Mittlerer
Renaturierungsmaßnahme ein. Durch die         Sonnentau (Drosera intermedia), Besen-
nährstoffarmen Ufer und den nährstoff-        heide (Calluna vulgaris), Sumpf-Hornklee           Zusammenfassung
armen Gewässergrund konnten sich diese        (Lotus uligonosa) und Trügerisches Torf-
Pflanzen ansiedeln, ohne dass sie durch       moos (Sphagum fallax).                             Natur- und Landschaftspflege bleiben
schnellwachsende Arten überwuchert und                                                           wichtige Maßnahmen, um dem Arten-
                                              Auf den Fotos von Abbildung 7 ist gut zu           sterben und den Umweltproblemen
verdrängt wurden.                             sehen, wie sich die Landschaft von einer
                                                                                                 entgegenzuwirken. Dabei ist es wichtig,
                                              nassen Wiese in ein vielfältiges und arten-
                                                                                                 ein vielfältiges Habitat zu schaffen,
                                              reiches Moor gewandelt hat. Dieses bietet
Weitere Renaturierung 2007                    durch verschiedene Gradienten in der Bio-          um möglichst vielen Arten geeignete
                                              geochemie und der Hydrologie den Arten             Nischen zur Verfügung zu stellen.
Um noch mehr alte Agrarflächen zu nähr-                                                          Hierzu sind Gradienten in der Biogeo-
stoffarmen Lebensräumen zu renaturieren,      viele verschiedene Nischen und begünstigt
                                              deren Ansiedlung und Ausbreitung. In               chemie und Hydrologie unabdingbar.
wurden 2007 in drei weiteren Gebieten                                                            Am Valkenberg zeigt sich, welche Ein-
im Valkenberg abiotische Messungen            erster Linie wird die Flora angesprochen,
                                              aber auch die Fauna wird dieses nährstoff-         flüsse die Gewässer- und Bodenchemie
durchgeführt (s. Abb. 4, Optionen 1 bis 3).                                                      auf den Erfolg der Maßnahmen haben
Es wurden an mehreren Stellen der Grund-      arme Feuchtgebiet zu schätzen wissen. Im
                                              Besonderen ist in Abbildung 7 C Echino-            kann. In den unterschiedlichen Gebieten
wasserstand, die Grundwasserströmung                                                             hatten die vorherigen Messungen der
die Bodenchemie und die Qualität des          dorus repens (Gewöhnlicher Igelschlauch)
                                              mit seinen weißen Blüten zu sehen,                 Biogeochemie sowie die Bestimmung
Grund- und Oberflächenwassers gemessen                                                           der Hydrologie entscheidende Vorteile,
sowie Bodenprofile aufgenommen.               welcher nur im atlantisch geprägten
                                              Europa zu finden ist.                              um schneller und letztendlich auch
Nach Auswertung der Hydrologie kam nur                                                           kostengünstiger die gesetzten Ziele zu
für Option 1 und 3 ein nährstoffarmes                                                            erreichen. Das Verständnis des Zusam-
schwach gepuffertes Moor in Betracht.         Literatur                                          menhangs von Biogeochemie, Hydro-
Hier war der Grundwasserstand übers                                                              logie, Flora, Fauna und Geologie macht
Jahr gesehen hoch genug, um die Moore         BOBBINK, R., HORNUNG, M. & J.G.M. ROELOFS
                                              (1998): The effects of air-borne nitrogen          es möglich, die derzeitigen und künf-
mit Wasser zu versorgen. Der Gehalt an        pollutants on species diversity in natural and     tigen Probleme schneller zu sehen und
pflanzenverfügbarem Phosphor und die          semi-natural European vegetation. Journal of       zu lösen. Eine gute vorherige Analyse
Gesamtphosphor-Konzentration waren in         Ecology 86(5): 717–738.                            des Ist-Zustandes und eine Festsetzung
den tieferen Bodenschichten (ab 40 be-                                                           der Zielparameter hilft, die geeigneten
ziehungsweise 50 Zentimetern) niedrig         BROUWER, E., BOBBINK, R. & J.G.M. ROELOFS
                                              (2002): Restoration of aquatic macrophyte          Maßnahmen auszuwählen, um eine
genug, um durch eine Abtragung der            vegetation in acidified and eutrophied soft-       artenreiche und beständige Natur zu
ersten 40 bis 50 Zentimeter Mutterboden       water lakes: an overview. Aquatic Botany           fördern.
eine gute Ausgangssituation zu schaffen.      73(4): 405–431.
Es erschien ratsam, die Waldflächen in
nächster Nähe zu den Mooren etwas zu          LAMERS, L., LUCASSEN, E.C.H.E.T., SMOLDERS,
                                              A.J.P. & J.G.M. ROELOFS (2005): Nieuwe
roden, um einer Eutrophierung durch den       natte natuur; fosfaat als adder onder het gras.
Eintrag von organischem Material vorzu-       H2O 17: 28–30.
beugen. Zudem sorgte der hohe Wasser-
verbrauch des Waldes für eine Austrock-       LUCASSEN, E.C.H.E.T. & J.G.M. ROELOFS
nung der Randgebiete der Moorgewässer.        (2005): Vernatten met beleid: Lessen uit het      Anschriften der Verfasser
                                              recente verleden. Natuurhistorisch Maandblad
Der zentrale Entwässerungsgraben wurde        94: 211–215.                                      Sebastian Krosse MSc
geschlossen und langgestreckte flache                                                           Gijs van Dijk MSc
Ufer geschaffen, welche durch zeitweises      LUCASSEN, E.C.H.E.T. & A.J.P. SMOLDERS
                                              (2007): Herstel van de Ravenvennen op voor-       Dr. Esther C.H.E.T. Lucassen
Trockenfallen neue ökologische Nischen                                                          Dr. Emiel Brouwer
beförderten. Um den Bodenchemismus der        mailg landbouwgronden in de Valkenberg:
                                              hydrologie, vegetatieontwikkeling en kwaliteit    Prof. Alfons J.P. Smolders
Ufer noch weiter zu verbessern, wurden        van grondwater, oppervlaktewater en bodem.        Forschungszentrum B-WARE B.V.,
diese mit zwei Tonnen pro Hektar gekalkt.     B-WARE rapportage 2007.09.                        Radboud Universiteit Nijmegen
Option 2 war für die Renaturierung zu         SMOLDERS, A.J.P., LAMERS, L.P.M., MOONEN,         Toernooiveld 1
einem Moor leider nicht geeignet; der         M., ZWAGA, K. & J.G.M. ROELOFS (2001):            6525 ED Nijmegen, Niederlande
Grundwasserstand war zu niedrig und           Controlling phosphate release from phosphate-     s.krosse@b-ware.eu
die Phosphat-Konzentration zu hoch. Um        enriched sediments by adding various iron         g.vandijk@b-ware.eu
dennoch ein artenreiches und nährstoff-       compounds. Biogeochemistry 54(2): 219–228.        e.lucassen@b-ware.eu
armes Habitat zu schaffen, war die Ent-       SMOLDERS, A.J.P., LUCASSEN, E.C.H.E.T.,           e.brouwer@b-ware.eu
wicklung von trockener Heide eine gute        TOMASSEN, H., LAMERS, L. & J.G.M. ROELOFS         a.smolders@b-ware.eu
Lösung. Hierzu musste nur die oberste         (2006): De fosfaatproblematiek: biogeo-
Bodenschicht (40 Zentimeter) abgetragen       chemische interacties en consequenties voor       Prof. Jan G.M. Roelofs
werden. Aus der Lommerheide wurden            natuurbeheer en natuurontwikkeling in Neder-      Aquatische Ökologie (IWWR)
gehäckselte Heidesträucher aufgebracht.       land. Vakblad natuurbeheer April: 5–11.           Radboud Universiteit Nijmegen
Diese Maßnahme begünstigte die schnelle       SMOLDERS, A.J.P., LUCASSEN, E.C.H.E.T., VAN       Heyendaalseweg 135
Ansiedlung von Heidegewächsen und             DER AALST, M., LAMERS, L.P.M. and J.G.M.          6503 GB Nijmegen, Niederlande
unterdrückte unerwünschte Gräser.             ROELOFS (2008) Decreasing the Abundance of        j.roelofs@science.ru.nl
Natur in NRW 4/15                                                                                                                         31
Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg Die Wiederherstellung nährstoffarmer Moore am Valkenberg
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