Analyse des Regierungsprogramms 2020-2024 aus Kinder- und Jugendperspektive - Februar 2020
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Analyse des Regierungsprogramms 2020-2024 aus Kinder- und Jugendperspektive Februar 2020 Liechtensteinstr. 57|2 Tel. + 43 1 214 44 99 www.bjv.at Austria – 1090 Wien Fax + 43 1 214 44 99-10 office@bjv.at ZVR-Zahl 902252246
Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................................................................................................................... 3 01 Staat, Gesellschaft & Transparenz ...................................................................................................................................................................................... 5 Verfassung, Verwaltung & Transparenz (S. 10) ...................................................................................................................................................................... 5 Justiz & Konsumentenschutz (S. 26)........................................................................................................................................................................................ 7 Kunst & Kultur (S. 46).............................................................................................................................................................................................................. 9 Medien (S. 54) ........................................................................................................................................................................................................................ 10 Sport (S. 58)............................................................................................................................................................................................................................ 10 Finanzen & Budget (S. 68) ..................................................................................................................................................................................................... 11 Steuerreform & Entlastung (S. 76) ......................................................................................................................................................................................... 12 Standort, Entbürokratisierung & Modernisierung (S. 86) ..................................................................................................................................................... 13 EPUs & KMUs (S. 94) .............................................................................................................................................................................................................. 14 03. Klimaschutz, Infrastruktur, Umwelt & Landwirtschaft ................................................................................................................................................ 15 Klimaschutz & Energie (S. 102) ............................................................................................................................................................................................. 15 Verkehr & Infrastruktur (S. 120) ........................................................................................................................................................................................... 16 Umwelt- und Naturschutz (S. 140) ........................................................................................................................................................................................ 16 Landwirtschaft, Tierschutz & ländlicher Raum (S. 150) ....................................................................................................................................................... 17 04. Europa, Integration, Migration & Sicherheit ................................................................................................................................................................. 19 Österreich in Europa und der Welt (S. 174) .......................................................................................................................................................................... 19 Migration und Asyl (S. 190) .................................................................................................................................................................................................. 20 Integration (S. 202)................................................................................................................................................................................................................ 21 Innere Sicherheit (210) .......................................................................................................................................................................................................... 23 Landesverteidigung und Krisen- und Katastrophenschutz (S. 224) ...................................................................................................................................... 26 Seite 1 von 42
05. Soziale Sicherheit, neue Gerechtigkeit & Armutsbekämpfung .................................................................................................................................... 27 Allgemein .............................................................................................................................................................................................................................. 27 Armutsbekämpfung (S. 234) ................................................................................................................................................................................................. 27 Gemeinnützigkeit, ehrenamtliches Engagement, Freiwilligentätigkeit und Zivilgesellschaft (S. 239) ................................................................................ 30 Pflege (S. 242) ........................................................................................................................................................................................................................ 31 Pensionen (250) ..................................................................................................................................................................................................................... 32 Arbeit (S. 256) ........................................................................................................................................................................................................................ 32 Gesundheit (S. 264) ............................................................................................................................................................................................................... 33 Frauen (S. 272)....................................................................................................................................................................................................................... 34 Menschen mit Behinderungen/Inklusion (S. 278) ................................................................................................................................................................ 36 Familie & Jugend (S. 282)...................................................................................................................................................................................................... 37 06. Bildung, Wissenschaft, Forschung & Digitalisierung .................................................................................................................................................... 39 Bildung (S. 288) ..................................................................................................................................................................................................................... 39 Wissenschaft & Forschung (S. 304) ....................................................................................................................................................................................... 41 Digitalisierung & Innovation (S. 316)................................................................................................................................................................................... 41 Rückfragehinweis: Mag.a Nicole Pesendorfer-Amon Bundesjugendvertretung / Presse 01-2144499-25, 0676/88011-1142 nicole.pesendorfer@bjv.at Seite 2 von 42
Einleitung Im Jänner 2020 wurde von der neuen Bundesregierung ihr Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre veröffentlicht. Als gesetzliche Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich hat die BJV das gesamte Regierungsprogramm einer umfassenden Analyse unterzogen. Das vorliegende Papier zeigt auf, welche Punkte für junge Menschen besonders relevant sind, welche Vorhaben positiv zu bewerten sind, wo Schwachstellen liegen und es noch Nachbesserungen braucht. Wichtig für die BJV ist, dass politische Maßnahmen wirklich im Leben von Kindern und Jugendlichen ankommen. Dabei braucht es Ambitionen und Weitsicht für langfristige Vorhaben und gleichzeitig Schritte, die sofort umgesetzt werden. Die dringendsten Handlungsfelder hat die BJV bereits vorab an die Parteien und die KoalitionsverhandlerInnen als eigenes „Kinder- und Jugendprogramm“ übermittelt. Insgesamt sticht im Regierungsprogramm besonders der Schwerpunkt auf Klimamaßnahmen hervor, der sich in einem umfassenden Klimakapitel und vielen ökologischen Maßnahmen in unterschiedlichen Ressorts widerspiegelt. Dies ist aus Sicht junger Menschen, denen dieses brennende Thema ein wichtiges Anliegen ist, erfreulich. Hier gilt es noch die konkrete Finanzierung und Ausgestaltung zu verfolgen. Weniger ambitioniert fällt das Jugendkapitel aus. Es finden sich zwar Jugendmaßnahmen in mehreren Bereichen, das Jugendkapitel selbst ist jedoch recht knapp und unkonkret gehalten. Aus Sicht der BJV müssen Kinder- und Jugendanliegen in der politischen Praxis mehr im Fokus stehen. Auch das Thema Kinderrechte geht unter. Dies ist überraschend, da die Umsetzung der Kinderrechte in Österreich derzeit international im Rahmen der Staatenprüfung durch die Vereinten Nationen im Fokus steht und außerdem im Jahr 2019 das 30-jährige Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention gefeiert wurde. Im diesem Bereich weist die BJV immer wieder auf offene Baustellen hin. Positiv hervorzuheben ist das Vorhaben, Kinderarmut zu bekämpfen. Die vorgesehenen Maßnahmen, wie der Familienbonus, sind aus Sicht der BJV jedoch unzureichend. Es sind verstärkt Schritte erforderlich, die treffsicher bei armutsbetroffenen Familien ankommen. Bemerkenswert ist, dass zivilgesellschaftliche Organisationen mehrmals als wichtige KooperationspartnerInnen genannt werden und ehrenamtliches Engagement wertgeschätzt und gestärkt werden soll. Die BJV erwartet sich hier konkrete Schritte wie die Sonderfreistellung für Freiwillige und die Wertanpassung der Bundes-Jugendförderung für Kinder- und Jugendorganisationen, die seit 2001 aussteht. Seite 3 von 42
So erfreulich die Frauenquote der Regierungsmitglieder, so enttäuschend sind die Inhalte des Frauenkapitels. Es sind kaum konkrete Pläne vorgesehen, sogar im Wording fällt man hinter bisherige Standards zurück. Es finden sich zwar einzelne positive Ankündigungen wie der Ausbau von Frauenberatungsstellen, aber die Ausfinanzierung ist fraglich. Die BJV betont, dass die Zeit der Lippenbekenntnisse vorbei sein muss und es verbindliche Maßnahmen braucht, um Gleichstellung endlich vollständig umzusetzen. Auch im Bildungsbereich sind positive Einzelmaßnahmen vorgesehen, es fehlen aber grundsätzliche Bestrebungen, die Vererbung von Bildung aufzubrechen und allen Kindern gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Dies ist aus Sicht der BJV bedauerlich. Der Ansatz des Integrationskapitels geht für die BJV in eine falsche Richtung. Bei den Maßnahmen wird der Schwerpunkt auf Religionsgruppen gelegt und insbesondere der Islam hervorgehoben. Der Fokus auf Deutschförderklassen und Kopftuchverbot stellt mehr Segregation als Integration her. Die BJV betont, dass die Bundesregierung Maßnahmen setzen sollte, die allen Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen. Wichtig ist, jungen Menschen Chancen zu ermöglichen und keine Gruppe zu benachteiligen. Dabei tragen die Mitglieder der Bundesregierung große Verantwortung, wenn es um konkrete politische Schritte aber auch ihre öffentlichen Äußerungen geht. Die BJV erwartet sich hier künftig mehr Bedacht auf die Folgen von polarisierenden Aussagen und hofft, dass die Wahlkampftonalität abgelegt wird. Jetzt sollte die Zusammenarbeit im Vordergrund stehen und die Umsetzung und konkrete Ausgestaltung der Vorhaben. Denn nach wie vor bleiben viele Details im Regierungsprogramm offen und können erst nach ihrer konkreten Ausgestaltung bzw. Finanzierung letztgültig bewertet werden. Die BJV plädiert an die Bundesregierung, Politik mit und nicht nur über junge Menschen zu machen. Als Interessenvertretung für alle Kinder und Jugendlichen wird die BJV die weiteren Schritte genau verfolgen und ihre Expertise in die politischen Diskussionen und näheren Ausgestaltungen einbringen. Februar 2020 Seite 4 von 42
01 Staat, Gesellschaft & Transparenz Verfassung, Verwaltung & Transparenz (S. 10) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Volksgruppen In diesem Kapitel finden sich erfreuliche Maßnahmen, wie die Erhöhung der Volksgruppenförderung und Absicherung der Medienförderung. Grundrechte Wiederaufnahme der Erarbeitung eines Im Rahmen der Diskussion um die geplante Verankerung der Grundrechtskatalogs. Die BJV hofft auf einen Menschenwürde darf es keinesfalls zu einer rechtlichen Einschränkung des parteiübergreifenden Kompromiss. Schwangerschaftsabbruches (Fristenlösung) kommen. Kinderrechte Menschenrechte werden im gesamten Zum Thema Kinderrechte wird im Regierungsprogramm lediglich angeführt, Regierungsprogramm mehrmals genannt, dass eine Evaluierung des Grundrechtsschutzes im BVG Kinderrechte erfolgen das Bekenntnis ist vorhanden. Die soll. Dieses Vorhaben ist grundsätzlich erfreulich, aber noch zu wenig, Ausgestaltung dieses Bekenntnisses ist aber insbesondere, da derzeit die Staatenprüfung zur Umsetzung der Kinderrechte weniger konkret. von Seiten der UN läuft und 2019 das 30-jährige Jubiläum der UN- Kinderrechtskonvention in Österreich gefeiert wurde. Maßnahmen im Bereich Kinderrechte sind unzureichend, es braucht konkrete Schritte, um die Umsetzung der Kinderrechte in Österreich zu gewährleisten. Die BJV hat im Herbst 2019 bei einem Pressegespräch kinderrechtliche Baustellen aufgezeigt, die dringend angegangen werden müssen, bspw. in den Bereichen Gewalt, Armut und Asyl. Die BJV und das Netzwerk Kinderrechte fordern die gesamte Verankerung der UN-Kinderrechtskonvention in die Verfassung, einen Nationalen Aktionsplan Kinderrechte, einen Kinderrechte-Ausschuss im Parlament sowie die Stärkung von Kinderrechts-Bildung. Es ist wichtig, dass die Umsetzung der aktuellen UN-Empfehlungen (Concluding Observations) gut vorangetrieben und begleitet wird (durch Kinderrechte Monitoring Board, NAP Kinderrechte). Seite 5 von 42
Ehrenamt Unter „Verwaltung in die Zukunft führen“ Die in Aussicht gestellte Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement soll wird angeführt, dass ehrenamtliche Tätigkeit in verbindliche Maßnahmen gegossen werden, die für junge Menschen und zivilgesellschaftliches Engagement spürbar sind. Die BJV setzt sich für die Schaffung eines gesetzlichen anerkannt und wertgeschätzt werden. Rechtsanspruchs auf Sonderfreistellung für freiwilliges Engagement im Darunter finden sich viele erfreuliche Rahmen von Kinder- und Jugendarbeit (bis zu 5 Tagen) ein. Maßnahmen, bspw. sollen versicherungs- Insgesamt ist es wichtig, Kinder- und Jugendorganisationen zu stärken, diese und arbeitsrechtliche Aspekte ehrenamtlich leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. In diesem Zuge ist die Tätiger geprüft werden. Bundesregierung aufgerufen, die seit 2001 ausstehende Wertanpassung (Inflationsanpassung) der Bundes-Jugendförderung für Kinder- und Jugendorganisationen umzusetzen. Die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Wichtig ist dabei, den Dialog zu Organisationen aus dem Kinder- und Engagements und dessen Organisationen für Jugendbereich zu forcieren und die BJV als gesetzliche Interessenvertretung die Demokratie sowie das Bekenntnis zu junger Menschen und Sozialpartnerin in politische Prozesse einzubeziehen, aktivem Dialog und respektvollem Umgang um spezifische Auswirkungen politischer Vorhaben auf Kinder und mit Nichtregierungsorganisationen werden Jugendliche von Beginn an zu berücksichtigen. im Regierungsprogramm hervorgehoben. Wahlrechtsreform Erleichterungen für Wahlberechtigte, Es fehlt die Ausweitung des Wahlrechts: Die BJV spricht sich für ein insbesondere Einführung barrierefreier Wahlrecht für Menschen aus, die seit mindestens zehn Jahren ihren Stimmzettel und Wahlinformationen. Hauptwohnsitz mit faktischem Lebensmittelpunkt in Österreich haben und über ausreichend Deutschkenntnisse verfügen. Die BJV sieht das Vorhaben, dass parlamentarische Prozesse in Vorwahlzeiten reglementiert werden sollen, kritisch und spricht sich für offenen Parlamentarismus aus. Kontroll- und Die BJV spricht sich dafür aus, dass Die BJV erwartet sich, dass das Recht auf Information schnell umgesetzt und Transparenzpaket öffentliche Daten transparent gemacht und auf individueller Ebene einfach einklagbar wird. als bürgernahe Informationen bereitgestellt werden und Open Government in Österreich ausgebaut wird. Die genannten Eckpunkte gehen in diese Richtung: Es soll ein einklagbares Recht auf Information geben, Seite 6 von 42
das das Amtsgeheimnis abschafft. Außerdem ist ein gebührenfreier Zugang zu einer Vielzahl von Dokumenten sowie ein zentrales Transparenzregister mit proaktiv veröffentlichten Dokumenten vorgesehen. Justiz & Konsumentenschutz (S. 26) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Justizverwaltung Die BJV gibt zu bedenken, dass es bei der vorgesehenen Evaluierung der Kostentragung der Familien- und Jugendgerichtshilfe im Rahmen des Finanzausgleichs keine Einschränkungen von wertvollen Maßnahmen für junge Menschen geben darf. Aus Sicht der BJV fehlen in diesem Kapitel eine wesentliche Erhöhung der Personalressourcen, insbesondere im Bereich der Asylverfahren sowie der Ausbau von Verfahrenshilfen und unabhängiger Rechtsberatung. Familien- und Es ist vorgesehen, dass Unterschiede zwischen Die BJV betont, dass für alle Kinder die gleichen Rechte gelten müssen, egal Eherecht Ehe und Eingetragener Partnerschaft in welcher Familienform sie aufwachsen. Außerdem darf es keine rechtlichen herausgearbeitet und ggf. neu gefasst werden Unterschiede bei Ehe und Eingetragener Partnerschaft geben. sowie Anpassungen bei abstammungsrechtlichen Fragen bei Kindern in Ehe zweier Frauen und bei Kindern in verschiedengeschlechtlicher eingetragener Partnerschaft vorgenommen werden. Kindesunterhalt Maßnahmen zur Modernisierung, Es braucht Verfahrenserleichterungen für Unterhaltsvorschuss sowie neue Vereinfachung und Rechtssicherheit des Regelbedarfssätze für Unterhaltsbemessung (Grundlage soll eine neue Kindesunterhaltes sind wichtig und aus Sicht Kinderkostenstudie sein). der BJV sehr positiv, bspw. ein einfacherer Zugang zum Unterhaltsvorschuss. Seite 7 von 42
Jugendstrafrecht Bei der vorgesehenen Evaluierung der Aus BJV-Sicht ist fraglich, was genau unter „Zielgerichtete Verfolgung von Haftalternativen und Einführung eines Jugendstraftaten sowie effiziente Resozialisierung mit Bündelung der Maßnahmenpakets bei unter 16-Jährigen ist notwendigen Kompetenzen“ verstanden wird bzw. welche Konsequenzen positiv festzuhalten, dass hier das Augenmerk diese Vorhaben in der Praxis haben. auf junge Menschen gelegt wird. Details und Es braucht verstärkt Prävention und im Falle von Straftaten jugendadäquate Stoßrichtung bleiben offen. Standards (u.a. bei der Unterbringung) gemäß der UN- Kinderrechtskonvention. Bei der Ausgestaltung der Maßnahmen sollten jedenfalls ExpertInnen einbezogen werden. Gewaltschutz Die Prozessbegleitung für Minderjährige, die Es fehlt die Rücknahme des umstrittenen Gewaltschutzpakets (dabei gibt es ZeugInnen von familiärer Gewalt wurden, ist bspw. negative Auswirkungen in der Praxis hinsichtlich der Anzeigepflicht) wichtig und positiv. Bekämpfung des Die BJV kritisiert den expliziten Verweis auf nur eine Religionsgruppe. Dies religiös motivierten schürt Ressentiments gegenüber dem Islam, die mehrfache Verwendung der politischen Begrifflichkeit „politischer Islam“ im Regierungsprogramm ist problematisch. Extremismus Haft in der Heimat Dass Haft in der Heimat forciert werden soll, ist kritisch zu sehen. Eine Verurteilung in Österreich sollte auch eine Haftstrafe in Österreich bedeuten. Der Verweis auf EMRK-„Mindeststandards“, die ohnehin nicht in allen Ländern gelten, ist dabei zu wenig. Schutz vor Gewalt Bei gewissen Privatanklagedelikten soll eine Wichtig ist die Kopplung an präventive Maßnahmen: systematische und Hass im Netz Ermittlungspflicht der Erforschung zu Ursachen und wirksame Gegenstrategien; der Kontakt zu Strafverfolgungsbehörden eingeführt werden; zivilgesellschaftlichen AkteurInnen, die sich bereits gegen Hate Speech und zwingende Nennung eines Diskriminierung engagieren, sollte gestärkt werden; zusätzliche Zustellbevollmächtigten für Betreiber Beratungsstellen müssen geschaffen und bestehende Maßnahmen ausgebaut internationaler sozialer Netzwerke. werden. Es ist unklar, wie die vorgesehene Task Force zur Bekämpfung von Hass im Netz genau ausgestaltet sein wird. Wichtig ist dabei, zivilgesellschaftliche Seite 8 von 42
Organisationen und ihre Expertise einzubeziehen. Konsumentenschutz: - leistbares Wohnen soll auf verschiedene - Keine spezifischen Maßnahmen bzw. Angebote für junge Menschen, für Wohnen Weisen gefördert werden die das Thema Wohnen oft eine große Herausforderung darstellt. Die BJV schlägt bspw. den Ausbau spezifischer Förderungen für Mietwohnungen - Ziel, „Wohnraum leistbarer machen, die sowie eine Befreiung der Grunderwerbssteuer für das erste Eigenheim für Bildung von Eigentum zu erleichtern und junge Menschen vor. Mieten günstiger zu gestalten“, Einbeziehung unterschiedlicher - Um dem massiven Teuerungstrend auf dem Wohnungsmarkt Stakeholder und Zivilgesellschaft entgegenzuwirken spricht sich die BJV für die Stärkung sozialstaatlicher - Ökologische Aspekte: Länder sollen Wohnpolitik aus, d.h. direkt geförderte Wohnungsproduktion klimarelevante Maßnahmen in (Wohnbauförderung), starken MieterInnenschutz und starkes Bauordnungen implementieren und Mietrechtsgesetz, staatliche/gemeinnützige BauträgerInnen, Aufbau Ökologisierung soll auch im Mietrecht eines gemeinnützigen Wohnungsbestandes, Stärkung der forciert werden Objektförderung im Gegensatz zur Subjektförderung. - Maklerprovision nach dem - Bei der Ökologisierung von Bauordnungen und Mietrecht ist darauf zu Bestellerprinzip achten, dass dabei Mehrkosten nicht auf MieterInnen abgewälzt werden. - In der Wohnpolitik sollte Kinder- und Jugendfreundlichkeit im Wohnbau verstärkt berücksichtigt werden (bspw. bei Hausordnungen, Gestaltung von Freiflächen etc.). Kunst & Kultur (S. 46) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Bundeseinrichtungen Konjunkturpaket für Kultur- und Die BJV betont die Pflicht des Bundes, Gedenkstätten zu erhalten und als Gedenkstätten Bildungsorte für junge Menschen stets weiterzuentwickeln. Urheberrecht siehe Kap. Digitalisierung Gedenkkultur - Gedenkstrategie und Sicherstellung der Auch in diesem Kapitel wird unter religiös motivierter politischer dauerhaften Finanzierung Extremismus dezidiert „politischer Islam“ genannt. Die BJV kritisiert in diesem Zusammenhang die Diskriminierung und Hervorhebung einer - Stärkung des DÖW und Schaffung einer bestimmten religiösen Gruppe, da dieses Vorgehen Ressentiments schüren Seite 9 von 42
Forschungs- und Dokumentationsstelle für kann. Antisemitismus, für den religiös motivierten politischen Extremismus und für Rassismus Bezüglich Stärkung der Erinnerungskultur für Jugendliche ist aus BJV-Sicht wichtig, junge Menschen einzubeziehen sowie die Zusammenarbeit von - Stärkung der Erinnerungskultur für schulischer und außerschulischer Bildung zu forcieren. Kinder- und Jugendliche inner- und außerhalb der Jugendorganisationen stellen in diesem Bereich wertvolle Angebote zur Schulen Verfügung. - Ankauf KZ Gusen Medien (S. 54) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Kampf gegen Maßnahmen wie bspw. Löschung von Der Schwerpunkt sollte auf Prävention liegen. Dazu müssten insbesondere rechtswidrigen Inhalten und wirksame staatliche Stellen und Unternehmen in Kooperation mit NGOs neue, Hass im Netz Beschwerdeverfahren effiziente Verfahren entwickeln, um Opfer vor Diskriminierung zu schützen. Weiters sollte die Sensibilisierung und Stärkung von Online-Zivilcourage vorangetrieben werden (siehe auch Kap. Justiz). Sport (S. 58) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: - Aufwertung und Absicherung des Für die BJV ist wichtig, dass Sport- und Bewegungsmöglichkeiten allen Ehrenamtes Kindern und Jugendlichen offen stehen und in sämtlichen Bereichen ihres Lebensumfeldes mitberücksichtigt werden (z.B. Wohnbau, Schulbau, - Mehr Bewegungsangebote in Kindergärten Freizeitmöglichkeiten). Sportangebote sind oft mit hohen Kosten oder und Schulen längerfristigen Kostenverpflichtungen verbunden. Es braucht ein breites - Maßnahmen zu Gleichstellung sowie Angebot für kostenlose Freizeit- und Sportmöglichkeiten für alle Kinder (nicht Inklusion und Integration durch Sport nur gratis Schwimmkurse). Seite 10 von 42
02 Wirtschaft & Finanzen Finanzen & Budget (S. 68) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Ökologisierung - Notwendige Klima- und Wichtige Investitionen in die Zukunft der jungen Generation, wie z.B. Zukunftsinvestitionen sollen abseits Maßnahmen zum Klimaschutz oder Investitionen in Bildung müssen wirtschaftspolitischer Ziele sichergestellt sichergestellt werden. werden - Ökologisierung vorantreiben: Beratung von Gemeinden und Ländern hinsichtlich Infrastrukturprojekten und Sanierungsmaßnahmen, „Green Supporting Factor“ auf europäischer Ebene und Vergaberecht Financial Literacy Die vorgesehene Stärkung der Financial Literacy von Jung und Alt ist positiv zu bewerten. Die BJV spricht sich für umfassende Finanzbildung an Schulen aus. Private Die BJV kritisiert die vorgesehene Stärkung der privaten Altersvorsorge und Altersvorsorge spricht sich für die Reduktion der staatlichen Subventionen für die zweite und dritte Säule des Pensionssystems sowie bei der privaten Pensionsvorsorge aus, da diese Begünstigung primär BesserverdienerInnen zugutekommt. Seite 11 von 42
Steuerreform & Entlastung (S. 76) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Ökosoziale Steuerreform, Klimasteuer auf Die Senkung der Steuerquote ist unspezifisch, keine Aussagen zur Verteilung Treibhausgase, sozialer Ausgleich: Aus Sicht des Steueraufkommens auf Unternehmen (Kapital) und ArbeitnehmerInnen. der BJV sind viele konkrete Maßnahmen Die Gegenfinanzierung der Staatsausgaben bleibt unklar. Die BJV betont die enthalten, die zu begrüßen sind, aber Tempo Notwendigkeit der Entlastung des Faktors Arbeit. und konkretes Modell sind noch unklar. Insgesamt muss soziale Verträglichkeit gewährleistet sein. Die Gegenfinanzierung darf nicht über Kürzungen in wichtigen Bereichen wie Soziales, Gesundheit, Arbeit oder Pensionen erfolgen. Viele Punkte sind nur Absichtserklärungen, es sollten konkretere Schritte vorgenommen werden, bspw. eine Finanztransaktionssteuer, der Kampf gegen Steuerbetrug sowie die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Der Spitzensteuersatz von 55 Prozent soll nicht auslaufen, sondern aus BJV- Sicht beibehalten werden. Auch die Aufhebung der „Schaumweinsteuer“ setzt ein falsches Signal. Flugticketabgabe Die vorgesehene Flugticketabgabe ist aus Die BJV kritisiert, dass Langstreckenflüge dadurch sogar billiger werden. ökologischer Sicht prinzipiell positiv. - Senkung des USt-Satzes für - Betreffend der Steuersenkung auf Damenhygieneartikel ist zu betonen, Damenhygieneartikel. Für diese dass diese sich im Preis niederschlagen und wirklich bei den Kundinnen Maßnahme hat sich die BJV stark ankommen muss. eingesetzt. - Außerdem sollte die Steuersenkung auf Windeln und - Einsatz für Besteuerung von Kerosin und Babyhygieneartikel ausgedehnt werden, da diese Produkte einen Schiffsdiesel auf internationaler bzw. erheblichen Kostenfaktor für Familien darstellen. europäischer Ebene - Darüber hinaus schlägt die BJV vor, dass Damenhygieneartikel und - CO2-Zölle Windeln/Babyhygieneartikel in sozialen und karitativen Einrichtungen Seite 12 von 42
sowie Familienberatungsstellen kostenlos abgegeben werden sollten. (vgl. auch Kap. Armut) Vereinfachung und Klare und praktikable Regelungen zur moderne Services Abgrenzung von Dienst- und Werkverträgen. Dies ist gerade für junge ArbeitnehmerInnen ein wichtiges Thema, v.a. Abgrenzung zu Angestelltenverhältnis und Eindämmung der Schein-Selbständigkeit. Dies ist auch ein wichtiger Aspekt für die Finanzierung der Pensionen (individuell und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene). Standort, Entbürokratisierung & Modernisierung (S. 86) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Fachkräfteoffensive - Die Berufsbildung soll aufgewertet und das für Österreichs Berufsausbildungsgesetz modernisiert Unternehmen werden, dazu gibt es bereits eine Gesetzesinitiative. - Verpflichtende Evaluierung und Modernisierung aller Lehrberufe alle 5 Jahre Lehrberufe sollen nicht zu spezifisch sein, damit junge Menschen am - Einführung neuer Lehrberufe und Arbeitsmarkt nicht zu eingeschränkt sind. Lehrlingsverbünden - Maßnahmen zu Rollenbildern - Betriebliche Lehrstellenförderung bestmöglich konsolidieren Seite 13 von 42
EPUs & KMUs (S. 94) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Auch hier erfolgt der Verweis auf Es sind keine Maßnahmen im Bereich Praktika vorgesehen. Die BJV fordert Rechtssicherheit in der Abgrenzung von bspw. die Abschaffung unbezahlter Praktika. Selbständigkeit und Dienstverhältnissen, es wird auf Missbrauchsfälle im Bereich der Schein-Selbständigkeit hingewiesen Die ist besonders relevant für junge ArbeitnehmerInnen, die sich häufig in diesen Arbeitsverhältnissen widerfinden: Entspricht das Arbeitsverhältnis einem Angestelltenverhältnis, muss sich das auch vertraglich niederschlagen (Relevanz für Pension). Seite 14 von 42
03. Klimaschutz, Infrastruktur, Umwelt & Landwirtschaft Klimaschutz & Energie (S. 102) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Allgemein Für junge Menschen ist Klimaschutz ein Bei der Ausgestaltung ist es wichtig, dass keine wertvolle Zeit verloren wird brennendes Thema. Es ist ein wichtiges und und dass junge Menschen einbezogen werden. positives Signal, dass im Regierungsprogramm viele Maßnahmen verankert sind, die hier Leider finden sich im Regierungsprogramm keine Bestrebungen, den einen Richtungswechsel einleiten und für die Klimaschutz in der Verfassung zu verankern. sich die BJV seit langem einsetzt. - Insgesamt, aber besonders beim Thema Klimaschutz ist anzumerken, Beispielsweise: dass kostspielige Maßnahmen geplant sind, aber keine - 100% erneuerbare Energien bis 2030 Gegenfinanzierung definiert ist. Diese sollte nicht zu Lasten von anderen Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Soziales erfolgen. - Ökosoziale Steuerreform, Klimasteuer auf Treibhausgase, sozialer Ausgleich (siehe - Industrie und Unternehmen sollen stärker in die Verantwortung Kap. Steuerreform & Entlastung) genommen werden, insbesondere durch Besteuerung und Sanktionierung. - EU-weite und globale Abschaffung der Kerosinsteuerbefreiung (siehe Kap. - Im Klimakapitel finden sich etliche Formulierungen zur Aufteilung der Steuerreform & Entlastung) Zuständigkeiten zwischen Ländern und Gemeinden. Der Bund soll sich nicht aus der finanziellen Verantwortung stehlen, da gerade Gemeinden - Leistbare, umwelt- und bereits viele Projekte im Bereich Umweltschutz durchführen. gesundheitsfreundliche Mobilität (siehe Kap. Verkehr & Infrastruktur) Klimaneutralität bis - Erhöhung der Internationalen 2040 Klimafinanzierung: Signifikante Erhöhung des österreichischen Beitrags zum Green Climate Fund - Paris-kompatibles CO2-Budget Seite 15 von 42
- Einsatz für Ende der Finanzierung und Subventionen für fossile Infrastrukturen und fossile Energien auf europäischer Ebene Bei dem vorgesehenen Klimacheck ist unklar, wann und wie dieser genau - Klimaschutzgesetz durchgeführt werden soll und was mit dem Ergebnis passiert (es sind keine - verpflichtender und unabhängiger Folgen festgelegt); die Erfahrungen der Umsetzung des „Jugendcheck“ (WFA Kinder und Jugend) sind bisher leider enttäuschend. Klimacheck Verkehr & Infrastruktur (S. 120) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Mobilität Maßnahmen in Sachen „Leistbare, umwelt- In Verbindung mit dem 1-2-3-Ticket darf nicht auf den ländlichen Raum und gesundheitsfreundliche Mobilität“ sind aus vergessen werden. Damit auch kleinere Gemeinden verbunden und schlecht Sicht der BJV äußerst positiv. angebundene Regionen davon profitieren können, braucht es entweder einen deutlichen Schienenausbau oder die Entwicklung alternativer, bedarfsorientierter Verkehrskonzepte. Umwelt- und Naturschutz (S. 140) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Kreislaufwirtschaft - Forcierung Kreislaufwirtschaft Die BJV begrüßt die Prüfung eines Pfandsystems für Batterien und und Abfallpolitik Kleingeräte, fordert jedoch auch die Einführung eines Pfandsystems für alle - Maßnahmenpaket Reparatur gestalten Getränkedosen und Plastikflaschen, die generelle Förderung nachhaltiger - Forcierung von langlebigen, reparierbaren Verpackungen in Verkauf und Produktion sowie die Ausweitung und wiederverwertbaren Produkten bestehender Pfandsysteme. - Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung Zum Reduktionsziel von Plastikverpackungen um 20 Prozent ist kritisch - Aktionsplan gegen Mikroplastik anzumerken, dass dies einen Rückschritt bedeutet, da bereits eine Quote um 25 Prozent vorgesehen war (vgl. Ministerrat 3.12.2018). Seite 16 von 42
Artenvielfalt - - Unterstützung der Bundesländer bei der Natur - Wasser Ausweisung neuer und Erhaltung von bestehenden Wildnisgebieten, Natura 2000-Gebieten, Biosphärenparks und Schutzgebieten - Gemeinsame Initiative mit den Bundesländern zur Schaffung neuer und Erweiterung bestehender Nationalparks - Maßnahmen zur Wiederherstellung von degradierten Ökosystemen - Reduktion von Palmöl in allen Produkten auf nationaler und europäischer Ebene forcieren - Wasser schützen - Trinkwasserversorgung bleibt in öffentlicher Hand: Keine Wasserprivatisierung Landwirtschaft, Tierschutz & ländlicher Raum (S. 150) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Agrarpolitik Viele wichtige Schritte, die auch die BJV im Generell plädiert die BJV für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft im Bereich Landwirtschaft vorschlägt, sind Sinne der Erreichung eines höheren Maßes kulturlandschaftlicher enthalten, wie z.B.: Biodiversität durch die Förderung von Land- und Forstwirtschaft, die an - Neue Formen der Landwirtschaft Ökosysteme angepasst sowie umweltverträglich, kleinstrukturiert und unterstützen (Food-Coops, Community naturnah arbeitet. Supported Agriculture) - Umsetzung eines durchgängigen freiwilligen Qualitäts- und Herkunftssicherungssystems für Direktvermarktungsbetriebe, Seite 17 von 42
Manufakturen und Gastronomie - Maßnahmen um den Biolandbau zu stärken - Land- und forstwirtschaftliche Bildung und Bildungseinrichtungen stärken; insb. regionale Versorgung der Kantinen dieser Bildungseinrichtung Seite 18 von 42
04. Europa, Integration, Migration & Sicherheit Österreich in Europa und der Welt (S. 174) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Allgemein Globale Dimension wird hervorgehoben, EU Dabei fehlen: soll innovative Antworten auf - Bildung, Arbeitsmarkt für junge Menschen wichtige Herausforderungen unserer Zeit geben. Bereiche/Herausforderungen, BJV für gesamteuropäische Initiativen und Bekenntnis zu Menschenrechten und Schutz Lösungen gegen Jugendarbeitslosigkeit der Menschenrechte werden oft erwähnt. - Förderung internationaler nachhaltiger Mobilität - Jugendpartizipation auf allen europäischen und internationalen Ebenen EU als Klimaschutzvorreiterin - EU-Jugendstrategie (nur in Kap. Jugend) - Gesetzesreperatur: Anerkennung von Einsätzen im Europäischen Soildaritätskorps (analog zur vormaligen Regelung zum Europäischen Freiwilligendienst) als Zivilersatzdienst Die EU erlebbar Bzgl. der Maßnahme, dass junge Menschen während ihrer Ausbildung nach machen Brüssel reisen und EU-Institutionen kennenlernen sollen, betont die BJV: Jugendprogramme der EU zielen auf ein positives Kennenlernen Europas, nicht nur der Institutionen ab. Diese gilt es zu forcieren und mit den nötigen Mitteln auszustatten. Wichtig ist dabei, abseits dessen auch (Europa-) Politische Bildung im formalen und non-formalen Sektor zu fördern. Es braucht: Ausbau von (Europa-)Politischer Bildung und Globalem Lernen sowie internationalen Austausch- und Partnerschulprojekten; Förderung weiterer internationaler Mobilität(-sprogramme). Entwicklungszusa - Finanzielle Mittel für Zum Erreichen der SDGs braucht es aus Sicht der BJV deutlich mehr mmenarbeit Entwicklungszusammenarbeit sollen Nachdruck und eine ministeriumsübergreifende Strategie; der bisher gewählte Mainstreaming-Ansatz reicht nicht aus. Gemeinsam mit anderen Seite 19 von 42
erhöht werden. zivilgesellschaftlichen Organisationen zeigt die BJV im Rahmen von SDG Watch Austria immer wieder den großen Handlungsbedarf und konkrete - Sehr vieles im Sinne der SDGs, Prinzipien Lösungen auf. der SDGs sind dezidiert erwähnt. - Substantielle Erhöhung der Hilfe vor Ort: Aufstockung der humanitären Hilfe (u.a. für Flüchtlingslager vor Ort, aber auch für den Auslandskatastrophenfonds) Migration und Asyl (S. 190) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Allgemein Verweis auf Trennung von Migration und Generell ist der Ansatz in der Asylpolitik eher rigoros und enttäuschend, Flucht/Asyl. bspw. die dezidierte Absage an Initiativen für Verteilungsregeln auf EU- Ebene, Fokus auf Rückbringung. Bzgl. der Umsetzung der von der BJV kritisch beurteilten BBU ist positiv zu vermerken, dass Vorgesehen sind: beschleunigte, moderne, grenznahe Asylantragsverfahren im Aufsichtsrat auch externe ExpertInnen im Binnen-Grenzkontrollbereich. vertreten sowie ein Qualitätsbeirat eingesetzt Wichtig ist dabei, Rechtsgrundsätze und Verfahrensregeln einzuhalten. werden sollen. Beschleunigung darf nicht auf Kosten von Qualität gehen. Geflüchtete Kinder Schutz und Rechtstellung von geflüchteten Die BJV fordert die Obsorge ab dem Zeitpunkt der Einreise und hat auch auf (UMFs) Kindern sollen verbessert werden, insb. schnelle die aktuelle Problematik bzgl. UMFs, die nach Asylantragstellung in Obsorge für UMFs durch die Kinder- und Österreich verschwinden, hingewiesen. Jugendhilfe Es fehlen die Erhöhung der Unterbringungs- und Betreuungsstandards in Anlehnung an die Kinder- und Jugendhilfe und die Inklusion in die AusBildung bis 18. Möglichkeiten für Weiterbildungsmaßnahmen in 1. und 2. Instanz sollen geschaffen werden. Wichtig: Gültigkeit der Kinderrechtskonvention als Grundlage auch für UMFs sowie Vorrangigkeit des Kindeswohls. Seite 20 von 42
Sicherungshaft Die vorgesehene Sicherungshaft ist aus menschenrechtlicher und kinderrechtlicher Perspektive kritisch zu bewerten Qualifizierte Im Rahmen des Visumsverfahrens sollen biometrische Merkmale mit Zuwanderung Fahndungsdatenbanken abgeglichen und für mögliche zukünftige Fahndungen 5 Jahre gespeichert werden und zwar auch dann, wenn es zur Ausreise gekommen ist. Damit würden nicht nur alle MigrantInnen unter Generalverdacht gestellt werden, es handelt sich hierbei eigentlich auch um Vorratsdatenspeicherung, gegen deren Wiedereinführung sich die BJV ausspricht. Schnelle, faire Der Einsatz eines computerbasierten Sprachanalysetools zur Prüfung des Asylverfahren Herkunftslandes von MigrantInnen (bzw. die Glaubwürdigkeit deren Angaben) soll laut Regierungsprogramm geprüft werden. Die BJV sieht dieses Vorhaben kritisch, da fraglich ist, wie sichergestellt werden soll, dass durch ein solches Tool keine Fehleinschätzungen passieren, z.B. wenn Dialekte nicht erkannt werden. Integration (S. 202) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Allgemein Integration wird als Problemfeld und sehr einseitig dargestellt. Viele Maßnahmen wirken deplatziert. Immer wieder erfolgt ein Verweis auf den Islam – es ist insgesamt problematisch, wenn immer nur eine religiöse Gruppe in negativem Kontext herausgestrichen wird, was leider an mehreren Stellen im Regierungsprogramm erfolgt. Dies führt zu Ressentiments. Der Fokus im Kapitel Integration liegt auf den Themen Kopftuchverbot und Deutschklassen. Aus Sicht der BJV muss Integration anders angegangen werden und auch auf Chancen und Partizipationsmöglichkeiten verwiesen werden. Seite 21 von 42
Im Integrationskapitel finden sich insb. Maßnahmen zu Gewaltschutz für Frauen und Umgang mit gewaltbereiten SchülerInnen. Dieser Blickwinkel liefert ein negatives Bild und ist hier fehl am Platz. Bildung / - Bildungsmaßnahmen und -angebote sollen Die BJV fordert: Arbeitsmarkt / ausgeweitet werden (bspw. - Kinder- und Jugendarbeit einbeziehen, diese leistet hier wertvolle Arbeit. Gesellschaft Bildungsmöglichkeiten auch für asylsuchende Jugendliche nach der - Ausweitung der Ausbildungspflicht auf asylsuchende Jugendliche: Die Pflichtschule) Ausbildungsmöglichkeiten müssten dabei von der Lehre bis zur AusBildung bis 18 reichen, von der AsylwerberInnen bis jetzt - Schwerpunktinitiative für Asyl- und ausgeschlossen sind. Spätestens 6 Monate nach Asylantragstellung muss subsidiär Schutzberechtigte es auch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten geben. - Allgemein wird auf zivilgesellschaftliche - Bzgl. der vorgesehenen Förderung der Mobilität v.a. von und ehrenamtliche Initiativen als Asylberechtigten am Arbeitsmarkt und in der Lehre betont die BJV, dass PartnerInnen in der Integrationsarbeit dies auf keinen Fall verpflichtend sein, denn Jugendliche werden so aus verwiesen. ihrem sozialen und familiären Umfeld gerissen. - Schaffung von Strategien und Maßnahmen - Bzgl. Deutschkursen: es braucht flächendeckende, kostenlose Angebote im Kampf gegen Antisemitismus und in allen Bundesländern. Extremismus - Separate Deutschförderklassen sieht die BJV kritisch und betont, dass - Erarbeitung eines Nationalen Aktionsplans Kinder und Jugendliche so schnell wie möglich in den regulären gegen Rassismus und Diskriminierung Schulbetrieb eingebunden werden sollten. Immerhin ist in dieser (jedoch dürfen andere Maßnahmen diesem Hinsicht mehr Autonomie für Schulen sowie wissenschaftliche nicht entgegen wirken). Begleitung und Evaluierung geplant (siehe auch Kap. Bildung). - Die Ausweitung des Kopftuchverbotes auf SchülerInnen bis 14 ist keine primäre Maßnahme zur Integration und greift wieder nur eine Religionsgruppe heraus. Was fehlt: - Förderung eines positiv besetzten Bildes von Vielfalt - Gelebte Diversität in der Schule Seite 22 von 42
- Ausbau bestehender und Einführung neuer politischer Partizipationsmöglichkeiten für Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft (bspw. Wahlrecht, siehe Kap. Wahlrechtsreform) Innere Sicherheit (210) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Menschenrechte Erarbeitung und Beschluss eines nationalen Auf Kinderrechte muss ein eigener Fokus gelegt werden. Die BJV spricht sich Aktionsplans für Menschenrechte in Österreich. für einen eigenen Nationalen Aktionsplan Kinderrechte sowie die Stärkung Erarbeitung, Beschlussfassung und Umsetzung von Kinderrechtsbildung aus. eines Aktionsplans Menschenrechtsbildung unter Berücksichtigung der Entschließung der Vereinten Nationen und als wesentlicher Teil des Aktionsplans für Menschenrechte. Cybersicherheit & „Bundestrojaner“: Erst im Dezember 2019 hat der VfGH eine Regelung zum Digitalisierung Einsatz von staatlicher Spionagesoftware zur Überwachung von verschlüsselten Nachrichten als verfassungswidrig gekippt. Nun soll diese Regelung erneut geprüft werden. Technisch lässt sich verschlüsselte Kommunikation aber nicht mitlesen, außer man fängt diese mit einer staatlichen Spionagesoftware bereits vor der Verschlüsselung ab. Für die BJV ist wichtig, dass Verschlüsselung nicht verfolgt oder untergraben wird. Stattdessen sollten Informationen über Verschlüsselungsstandards zur Verfügung gestellt und Aufklärung zur Anwendung gegeben werden. Mehr verschlüsselte Kommunikation im Netz führt zur mehr Privatsphäre. Es müssen Möglichkeiten anonymer Kommunikation offen stehen und deren Nutzung darf nicht zu einem Generalverdacht führen. Sicher im ganzen - Ausbau von Präventionsprogrammen, Die BJV fordert die Rücknahme des umstrittenen Gewaltschutzpaketes. Land Gewalt- und Opferschutz sowie Täterarbeit - Präventionsunterricht Seite 23 von 42
- Maßnahmen zum Gewaltschutz, insb. Fallkonferenzen und Erarbeitung eines nationalen Aktionsplans Gewaltprävention Maßnahmen gegen - Positiv: Vorhaben unter „Demokratie Aktionsplan gegen Rechtsextremismus und gegen den religiös motivierten Extremismus und fördern – Demokratie stärken“ (Ausweitung politischen Extremismus (politischer Islam): Wie bereits mehrfach Terrorismus von Schulworkshops, Evaluierung und angeführt, wird hier nur eine Religionsgruppe herausgegriffen, was sich Überarbeitung von Bildungsmaterialien, diffamierend auswirkt. Beratung und Aufklärung, Mobile Kompetenzstelle, Informations- und Aufklärungskampagne, Internetplattform) - Maßnahmen im Bereich Rechtsextremismus - Monitoring: bspw. Verankerung einer Forschungsstelle Rechtsextremismus und Antisemitismus (im DÖW) mit Zuständigkeit für jährlichen Rechtsextremismusbericht. Wichtig: die Wiedereinführung eines eigenen Rechtsextremismus-Berichtes. - Netzwerk: jährlicher Koordinationsausschuss - Forschung zur Demokratiestärkung Gedenken und Schaffung der Möglichkeit für alle Gedenk- und Bildungsarbeit muss darüber hinausgehen: Verantwortung SchülerInnen, im Rahmen des Unterrichts die Gedenkstättenbesuch muss eingebettet (vor- und nachbereitet) und von KZ-Gedenkstätte Mauthausen zu besuchen. qualifiziertem Personal begleitet werden. Seite 24 von 42
Zivildienst Die vorgesehene „Laufende Weiterentwicklung der Attraktivität des Zivildienstes für Zivildienstleistende“ darf nicht konträr sein zu „Sicherstellung der berechtigten Interessen der Zivildienstorganisationen“. Die Regierung betont die Beibehaltung der derzeitigen Dauer des Zivildienstes von 9 Monaten. Was fehlt: - Volle Gleichstellung von Wehr- und Zivildienern (insbesondere Angleichung der Dauer auf 6 Monate), Erhöhung der Entschädigung, ausreichende Information und rechtliche Sicherheit bzgl. der Möglichkeiten von Alternativdiensten spätestens zum Zeitpunkt der Stellung und rechtzeitige Benachrichtigung vor Ablauf der Beantragungsfrist - Gesetzesreperatur: Anerkennung von Einsätzen im Europäischen Soildaritätskorps (analog zur vormaligen Regelung zum Europäischen Freiwilligendienst) als Zivilersatzdienst - Abschaffung von diskriminierenden Regelungen bei Krankenstand - Zivildiener dürfen kein Ersatz für Regelarbeitsplätze sein; es braucht Maßnahmen im Sozialsystem, damit die Aufrechterhaltung nicht von Zivildienern abhängt. Derzeit müssen junge Menschen das Sozialsystem stützen – eine Last, die nicht gerechtfertigt ist und aufgrund des demografischen Wandels noch weiter steigen wird. - Generell fordert die BJV die Abschaffung der Wehrpflicht (und damit auch des Zivildienstes) und stattdessen die Stärkung von freiwilligem Engagement sowie den Ausbau regulärer Arbeitsplätze im Sozialsystem. Seite 25 von 42
Landesverteidigung und Krisen- und Katastrophenschutz (S. 224) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Allgemein Grundsätzlich spricht sich die Regierung dafür aus, Grundwehr- und Zivildienst attraktiver zu machen. Außerdem: Klares Bekenntnis zu Neutralität und gleichzeitig zur allgemeinen Wehrpflicht. Die BJV ist für die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht. Reform der Die BJV lehnt die Pläne zu neuen Tauglichkeitskriterien (Teiltauglichkeit) Tauglichkeits- ab. Es gibt bereits jetzt unterschiedliche Tauglichkeitsstufen. Grundsätzlich kriterien ist vorgesehen, nur solche jungen Menschen zur Wehrpflicht heranzuziehen, die auch militärischen Dienst verrichten können. Aus Sicht der BJV handelt es sich um eine Scheindebatte, die in Wirklichkeit darauf abzielt, mehr Zivildiener zur Absicherung des Sozialsystems zu lukrieren. Das ist abzulehnen (siehe Punkt Zivildienst). Auch das Vorhaben, dass die Bescheinigung der Tauglichkeit von Zivildienern (auch nach Abgabe der Zivildiensterklärung) in Zukunft durch die Stellungsstraße erfolgt, ist aus BJV-Sicht kritisch zu sehen. Seite 26 von 42
05. Soziale Sicherheit, neue Gerechtigkeit & Armutsbekämpfung Allgemein Positiv: Die BJV betont/kritisiert: LGBTQI* Maßnahmen im Bereich LGBTQI* kommen im Regierungsprogramm nur marginal vor, bspw. die Erwähnung von Homophobie im Einleitungskapitel zu Sport sowie ein Verweis auf VfGH-Entscheid zu Personenstandsregister im Frauenkapitel, der dort deplatziert ist. Die BJV hätte sich hier mehr Schwerpunkte zur Gleichstellung erwartet. Armutsbekämpfung (S. 234) Positiv: Die BJV betont/kritisiert: Die Regierung hebt hervor, dass Kinderarmut Die diesbezüglichen Maßnahmen sind aus Sicht der BJV unzureichend. bekämpft werden muss und setzt sich das Ziel, den Anteil von armutsgefährdeten Menschen zu halbieren. - Lücken im Unterhaltsvorschuss sollen - Wichtig: Es braucht Verfahrenserleichterungen für Unterhaltsvorschuss geschlossen werden und neue Regelbedarfssätze für Unterhaltsbemessung (Grundlage soll neue Kinderkostenstudie sein) - Bildungsmaßnahmen (bspw. Supportpersonal, Chancen- und - Die BJV sieht den Chancenindex positiv; dieser sollte aber rasch Entwicklungsindex, Ausbau ganztägiger ausgeweitet werden und nicht auf Pilotschulen beschränkt bleiben. Schulformen) - Aus Sicht der BJV fehlt ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem - Ausbau elementarer Bildungsplätze für 1. Lebensjahr. unter 3-Jährige - Kostenlose elementare Bildungsplätze für alle Altersstufen ausbauen: - Mehr Ferienbetreuung und BJV fordert den Ausbau flächendeckender Kinderbetreuung mit geeignetem Betreuungsschlüssel und ganztägigen Öffnungszeiten, die Seite 27 von 42
Sommerunterricht sich an den Bedürfnissen von berufstätigen Eltern orientieren. - Ausbau ganztägiger Schulen - Sozialhilfe: Es müssen bundesweit einheitliche Mindeststandards zur Sicherung der kindlichen Bedürfnisse durch bedarfsgerechte Kinderrichtsätze ohne Staffelung nach Alter oder Anzahl der Kinder unter Berücksichtigung der jüngsten VfGH-Entscheidung umgesetzt werden. - Die BJV fordert: Ausweitung der Anspruchsberechtigten auf Studierende, die von der Studienbeihilfe ausgenommen sind, und SchülerInnen sowie Wiedereinbeziehung subsidiär Schutzberechtigter. - Zusätzlich zur Steuersenkung von Damenhygieneartikel plädiert die BJV für eine kostenlose Abgabe von Damenhygieneartikel und Windeln/Babyhygieneartikel in sozialen und karitativen Einrichtungen sowie Familienberatungsstellen (vgl. auch Kap. Steuerreform) Was fehlt: - Kindergrundsicherung - Flächendeckender Zugang zu kostenlosen Freizeit- und Sportangeboten für Kinder und Jugendliche - Konkrete Maßnahmen zur Ankündigung, dass Fraueneinkommen erhöht werden sollen - Erhöhung der Familienbeihilfe sowie Anhebung der Anspruchsberechtigung bis zum 27. Lebensjahr - Jugendliche sollen ab dem 17. Lebensjahr selbst den Antrag auf Direktauszahlung der Familienbeihilfe ohne Zustimmung der Eltern stellen können. - Erhöhung der Studienbeihilfe sowie der Bemessungsgrundlagen und Zuverdienstgrenzen Seite 28 von 42
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