Analyse des Regierungsprogramms 2020-2024 aus Kinder- und Jugendperspektive - Februar 2020

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Analyse des Regierungsprogramms 2020-2024

aus Kinder- und Jugendperspektive
Februar 2020

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Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................................................................................................................................................................................... 3
01 Staat, Gesellschaft & Transparenz ...................................................................................................................................................................................... 5
   Verfassung, Verwaltung & Transparenz (S. 10) ...................................................................................................................................................................... 5
   Justiz & Konsumentenschutz (S. 26)........................................................................................................................................................................................ 7
   Kunst & Kultur (S. 46).............................................................................................................................................................................................................. 9
   Medien (S. 54) ........................................................................................................................................................................................................................ 10
   Sport (S. 58)............................................................................................................................................................................................................................ 10
   Finanzen & Budget (S. 68) ..................................................................................................................................................................................................... 11
   Steuerreform & Entlastung (S. 76) ......................................................................................................................................................................................... 12
   Standort, Entbürokratisierung & Modernisierung (S. 86) ..................................................................................................................................................... 13
   EPUs & KMUs (S. 94) .............................................................................................................................................................................................................. 14
03. Klimaschutz, Infrastruktur, Umwelt & Landwirtschaft ................................................................................................................................................ 15
   Klimaschutz & Energie (S. 102) ............................................................................................................................................................................................. 15
   Verkehr & Infrastruktur (S. 120) ........................................................................................................................................................................................... 16
   Umwelt- und Naturschutz (S. 140) ........................................................................................................................................................................................ 16
   Landwirtschaft, Tierschutz & ländlicher Raum (S. 150) ....................................................................................................................................................... 17
04. Europa, Integration, Migration & Sicherheit ................................................................................................................................................................. 19
   Österreich in Europa und der Welt (S. 174) .......................................................................................................................................................................... 19
   Migration und Asyl (S. 190) .................................................................................................................................................................................................. 20
   Integration (S. 202)................................................................................................................................................................................................................ 21
   Innere Sicherheit (210) .......................................................................................................................................................................................................... 23
   Landesverteidigung und Krisen- und Katastrophenschutz (S. 224) ...................................................................................................................................... 26

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05. Soziale Sicherheit, neue Gerechtigkeit & Armutsbekämpfung .................................................................................................................................... 27
   Allgemein .............................................................................................................................................................................................................................. 27
   Armutsbekämpfung (S. 234) ................................................................................................................................................................................................. 27
   Gemeinnützigkeit, ehrenamtliches Engagement, Freiwilligentätigkeit und Zivilgesellschaft (S. 239) ................................................................................ 30
   Pflege (S. 242) ........................................................................................................................................................................................................................ 31
   Pensionen (250) ..................................................................................................................................................................................................................... 32
   Arbeit (S. 256) ........................................................................................................................................................................................................................ 32
   Gesundheit (S. 264) ............................................................................................................................................................................................................... 33
   Frauen (S. 272)....................................................................................................................................................................................................................... 34
   Menschen mit Behinderungen/Inklusion (S. 278) ................................................................................................................................................................ 36
   Familie & Jugend (S. 282)...................................................................................................................................................................................................... 37
06. Bildung, Wissenschaft, Forschung & Digitalisierung .................................................................................................................................................... 39
   Bildung (S. 288) ..................................................................................................................................................................................................................... 39
   Wissenschaft & Forschung (S. 304) ....................................................................................................................................................................................... 41
   Digitalisierung & Innovation (S. 316)................................................................................................................................................................................... 41

Rückfragehinweis:
Mag.a Nicole Pesendorfer-Amon
Bundesjugendvertretung / Presse
01-2144499-25, 0676/88011-1142
nicole.pesendorfer@bjv.at

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Einleitung

Im Jänner 2020 wurde von der neuen Bundesregierung ihr Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre veröffentlicht. Als gesetzliche Interessenvertretung
aller Kinder und Jugendlichen in Österreich hat die BJV das gesamte Regierungsprogramm einer umfassenden Analyse unterzogen. Das vorliegende
Papier zeigt auf, welche Punkte für junge Menschen besonders relevant sind, welche Vorhaben positiv zu bewerten sind, wo Schwachstellen liegen und
es noch Nachbesserungen braucht.

Wichtig für die BJV ist, dass politische Maßnahmen wirklich im Leben von Kindern und Jugendlichen ankommen. Dabei braucht es Ambitionen und
Weitsicht für langfristige Vorhaben und gleichzeitig Schritte, die sofort umgesetzt werden. Die dringendsten Handlungsfelder hat die BJV bereits vorab
an die Parteien und die KoalitionsverhandlerInnen als eigenes „Kinder- und Jugendprogramm“ übermittelt.

Insgesamt sticht im Regierungsprogramm besonders der Schwerpunkt auf Klimamaßnahmen hervor, der sich in einem umfassenden Klimakapitel und
vielen ökologischen Maßnahmen in unterschiedlichen Ressorts widerspiegelt. Dies ist aus Sicht junger Menschen, denen dieses brennende Thema ein
wichtiges Anliegen ist, erfreulich. Hier gilt es noch die konkrete Finanzierung und Ausgestaltung zu verfolgen.

Weniger ambitioniert fällt das Jugendkapitel aus. Es finden sich zwar Jugendmaßnahmen in mehreren Bereichen, das Jugendkapitel selbst ist jedoch
recht knapp und unkonkret gehalten. Aus Sicht der BJV müssen Kinder- und Jugendanliegen in der politischen Praxis mehr im Fokus stehen.

Auch das Thema Kinderrechte geht unter. Dies ist überraschend, da die Umsetzung der Kinderrechte in Österreich derzeit international im Rahmen der
Staatenprüfung durch die Vereinten Nationen im Fokus steht und außerdem im Jahr 2019 das 30-jährige Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention
gefeiert wurde. Im diesem Bereich weist die BJV immer wieder auf offene Baustellen hin.

Positiv hervorzuheben ist das Vorhaben, Kinderarmut zu bekämpfen. Die vorgesehenen Maßnahmen, wie der Familienbonus, sind aus Sicht der BJV
jedoch unzureichend. Es sind verstärkt Schritte erforderlich, die treffsicher bei armutsbetroffenen Familien ankommen.

Bemerkenswert ist, dass zivilgesellschaftliche Organisationen mehrmals als wichtige KooperationspartnerInnen genannt werden und ehrenamtliches
Engagement wertgeschätzt und gestärkt werden soll. Die BJV erwartet sich hier konkrete Schritte wie die Sonderfreistellung für Freiwillige und die
Wertanpassung der Bundes-Jugendförderung für Kinder- und Jugendorganisationen, die seit 2001 aussteht.

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So erfreulich die Frauenquote der Regierungsmitglieder, so enttäuschend sind die Inhalte des Frauenkapitels. Es sind kaum konkrete Pläne vorgesehen,
sogar im Wording fällt man hinter bisherige Standards zurück. Es finden sich zwar einzelne positive Ankündigungen wie der Ausbau von
Frauenberatungsstellen, aber die Ausfinanzierung ist fraglich. Die BJV betont, dass die Zeit der Lippenbekenntnisse vorbei sein muss und es verbindliche
Maßnahmen braucht, um Gleichstellung endlich vollständig umzusetzen.

Auch im Bildungsbereich sind positive Einzelmaßnahmen vorgesehen, es fehlen aber grundsätzliche Bestrebungen, die Vererbung von Bildung
aufzubrechen und allen Kindern gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Dies ist aus Sicht der BJV bedauerlich.

Der Ansatz des Integrationskapitels geht für die BJV in eine falsche Richtung. Bei den Maßnahmen wird der Schwerpunkt auf Religionsgruppen gelegt
und insbesondere der Islam hervorgehoben. Der Fokus auf Deutschförderklassen und Kopftuchverbot stellt mehr Segregation als Integration her.

Die BJV betont, dass die Bundesregierung Maßnahmen setzen sollte, die allen Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen. Wichtig ist, jungen
Menschen Chancen zu ermöglichen und keine Gruppe zu benachteiligen. Dabei tragen die Mitglieder der Bundesregierung große Verantwortung, wenn
es um konkrete politische Schritte aber auch ihre öffentlichen Äußerungen geht. Die BJV erwartet sich hier künftig mehr Bedacht auf die Folgen von
polarisierenden Aussagen und hofft, dass die Wahlkampftonalität abgelegt wird. Jetzt sollte die Zusammenarbeit im Vordergrund stehen und die
Umsetzung und konkrete Ausgestaltung der Vorhaben. Denn nach wie vor bleiben viele Details im Regierungsprogramm offen und können erst nach
ihrer konkreten Ausgestaltung bzw. Finanzierung letztgültig bewertet werden.

Die BJV plädiert an die Bundesregierung, Politik mit und nicht nur über junge Menschen zu machen. Als Interessenvertretung für alle Kinder und
Jugendlichen wird die BJV die weiteren Schritte genau verfolgen und ihre Expertise in die politischen Diskussionen und näheren Ausgestaltungen
einbringen.

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                                                                                                                                            Seite 4 von 42
01 Staat, Gesellschaft & Transparenz

Verfassung, Verwaltung & Transparenz (S. 10)
                  Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

Volksgruppen      In diesem Kapitel finden sich erfreuliche
                  Maßnahmen, wie die Erhöhung der
                  Volksgruppenförderung und Absicherung der
                  Medienförderung.

Grundrechte       Wiederaufnahme der Erarbeitung eines           Im Rahmen der Diskussion um die geplante Verankerung der
                  Grundrechtskatalogs. Die BJV hofft auf einen   Menschenwürde darf es keinesfalls zu einer rechtlichen Einschränkung des
                  parteiübergreifenden Kompromiss.               Schwangerschaftsabbruches (Fristenlösung) kommen.

Kinderrechte      Menschenrechte werden im gesamten              Zum Thema Kinderrechte wird im Regierungsprogramm lediglich angeführt,
                  Regierungsprogramm mehrmals genannt,           dass eine Evaluierung des Grundrechtsschutzes im BVG Kinderrechte erfolgen
                  das Bekenntnis ist vorhanden. Die              soll. Dieses Vorhaben ist grundsätzlich erfreulich, aber noch zu wenig,
                  Ausgestaltung dieses Bekenntnisses ist aber    insbesondere, da derzeit die Staatenprüfung zur Umsetzung der Kinderrechte
                  weniger konkret.                               von Seiten der UN läuft und 2019 das 30-jährige Jubiläum der UN-
                                                                 Kinderrechtskonvention in Österreich gefeiert wurde.
                                                                 Maßnahmen im Bereich Kinderrechte sind unzureichend, es braucht
                                                                 konkrete Schritte, um die Umsetzung der Kinderrechte in Österreich zu
                                                                 gewährleisten. Die BJV hat im Herbst 2019 bei einem Pressegespräch
                                                                 kinderrechtliche Baustellen aufgezeigt, die dringend angegangen werden
                                                                 müssen, bspw. in den Bereichen Gewalt, Armut und Asyl.
                                                                 Die BJV und das Netzwerk Kinderrechte fordern die gesamte Verankerung der
                                                                 UN-Kinderrechtskonvention in die Verfassung, einen Nationalen Aktionsplan
                                                                 Kinderrechte, einen Kinderrechte-Ausschuss im Parlament sowie die Stärkung
                                                                 von Kinderrechts-Bildung. Es ist wichtig, dass die Umsetzung der aktuellen
                                                                 UN-Empfehlungen (Concluding Observations) gut vorangetrieben und
                                                                 begleitet wird (durch Kinderrechte Monitoring Board, NAP Kinderrechte).

                                                                                                                               Seite 5 von 42
Ehrenamt           Unter „Verwaltung in die Zukunft führen“       Die in Aussicht gestellte Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement soll
                   wird angeführt, dass ehrenamtliche Tätigkeit   in verbindliche Maßnahmen gegossen werden, die für junge Menschen
                   und zivilgesellschaftliches Engagement         spürbar sind. Die BJV setzt sich für die Schaffung eines gesetzlichen
                   anerkannt und wertgeschätzt werden.            Rechtsanspruchs auf Sonderfreistellung für freiwilliges Engagement im
                   Darunter finden sich viele erfreuliche         Rahmen von Kinder- und Jugendarbeit (bis zu 5 Tagen) ein.
                   Maßnahmen, bspw. sollen versicherungs-
                                                                  Insgesamt ist es wichtig, Kinder- und Jugendorganisationen zu stärken, diese
                   und arbeitsrechtliche Aspekte ehrenamtlich
                                                                  leisten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. In diesem Zuge ist die
                   Tätiger geprüft werden.
                                                                  Bundesregierung aufgerufen, die seit 2001 ausstehende Wertanpassung
                                                                  (Inflationsanpassung) der Bundes-Jugendförderung für Kinder- und
                                                                  Jugendorganisationen umzusetzen.

                   Die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen      Wichtig ist dabei, den Dialog zu Organisationen aus dem Kinder- und
                   Engagements und dessen Organisationen für      Jugendbereich zu forcieren und die BJV als gesetzliche Interessenvertretung
                   die Demokratie sowie das Bekenntnis zu         junger Menschen und Sozialpartnerin in politische Prozesse einzubeziehen,
                   aktivem Dialog und respektvollem Umgang        um spezifische Auswirkungen politischer Vorhaben auf Kinder und
                   mit Nichtregierungsorganisationen werden       Jugendliche von Beginn an zu berücksichtigen.
                   im Regierungsprogramm hervorgehoben.

Wahlrechtsreform   Erleichterungen für Wahlberechtigte,           Es fehlt die Ausweitung des Wahlrechts: Die BJV spricht sich für ein
                   insbesondere Einführung barrierefreier         Wahlrecht für Menschen aus, die seit mindestens zehn Jahren ihren
                   Stimmzettel und Wahlinformationen.             Hauptwohnsitz mit faktischem Lebensmittelpunkt in Österreich haben und
                                                                  über ausreichend Deutschkenntnisse verfügen.

                                                                  Die BJV sieht das Vorhaben, dass parlamentarische Prozesse in
                                                                  Vorwahlzeiten reglementiert werden sollen, kritisch und spricht sich für
                                                                  offenen Parlamentarismus aus.

Kontroll- und      Die BJV spricht sich dafür aus, dass           Die BJV erwartet sich, dass das Recht auf Information schnell umgesetzt und
Transparenzpaket   öffentliche Daten transparent gemacht und      auf individueller Ebene einfach einklagbar wird.
                   als bürgernahe Informationen bereitgestellt
                   werden und Open Government in Österreich
                   ausgebaut wird. Die genannten Eckpunkte
                   gehen in diese Richtung: Es soll ein
                   einklagbares Recht auf Information geben,

                                                                                                                                   Seite 6 von 42
das das Amtsgeheimnis abschafft. Außerdem
                   ist ein gebührenfreier Zugang zu einer
                   Vielzahl von Dokumenten sowie ein zentrales
                   Transparenzregister mit proaktiv
                   veröffentlichten Dokumenten vorgesehen.

Justiz & Konsumentenschutz (S. 26)
                   Positiv:                                        Die BJV betont/kritisiert:

Justizverwaltung                                                   Die BJV gibt zu bedenken, dass es bei der vorgesehenen Evaluierung der
                                                                   Kostentragung der Familien- und Jugendgerichtshilfe im Rahmen des
                                                                   Finanzausgleichs keine Einschränkungen von wertvollen Maßnahmen für
                                                                   junge Menschen geben darf.
                                                                   Aus Sicht der BJV fehlen in diesem Kapitel eine wesentliche Erhöhung der
                                                                   Personalressourcen, insbesondere im Bereich der Asylverfahren sowie der
                                                                   Ausbau von Verfahrenshilfen und unabhängiger Rechtsberatung.

Familien- und      Es ist vorgesehen, dass Unterschiede zwischen   Die BJV betont, dass für alle Kinder die gleichen Rechte gelten müssen, egal
Eherecht           Ehe und Eingetragener Partnerschaft             in welcher Familienform sie aufwachsen. Außerdem darf es keine rechtlichen
                   herausgearbeitet und ggf. neu gefasst werden    Unterschiede bei Ehe und Eingetragener Partnerschaft geben.
                   sowie Anpassungen bei
                   abstammungsrechtlichen Fragen bei Kindern
                   in Ehe zweier Frauen und bei Kindern in
                   verschiedengeschlechtlicher eingetragener
                   Partnerschaft vorgenommen werden.

Kindesunterhalt    Maßnahmen zur Modernisierung,                   Es braucht Verfahrenserleichterungen für Unterhaltsvorschuss sowie neue
                   Vereinfachung und Rechtssicherheit des          Regelbedarfssätze für Unterhaltsbemessung (Grundlage soll eine neue
                   Kindesunterhaltes sind wichtig und aus Sicht    Kinderkostenstudie sein).
                   der BJV sehr positiv, bspw. ein einfacherer
                   Zugang zum Unterhaltsvorschuss.

                                                                                                                                   Seite 7 von 42
Jugendstrafrecht       Bei der vorgesehenen Evaluierung der            Aus BJV-Sicht ist fraglich, was genau unter „Zielgerichtete Verfolgung von
                       Haftalternativen und Einführung eines           Jugendstraftaten sowie effiziente Resozialisierung mit Bündelung der
                       Maßnahmenpakets bei unter 16-Jährigen ist       notwendigen Kompetenzen“ verstanden wird bzw. welche Konsequenzen
                       positiv festzuhalten, dass hier das Augenmerk   diese Vorhaben in der Praxis haben.
                       auf junge Menschen gelegt wird. Details und
                                                                       Es braucht verstärkt Prävention und im Falle von Straftaten jugendadäquate
                       Stoßrichtung bleiben offen.
                                                                       Standards (u.a. bei der Unterbringung) gemäß der UN-
                                                                       Kinderrechtskonvention.
                                                                       Bei der Ausgestaltung der Maßnahmen sollten jedenfalls ExpertInnen
                                                                       einbezogen werden.

Gewaltschutz           Die Prozessbegleitung für Minderjährige, die    Es fehlt die Rücknahme des umstrittenen Gewaltschutzpakets (dabei gibt es
                       ZeugInnen von familiärer Gewalt wurden, ist     bspw. negative Auswirkungen in der Praxis hinsichtlich der Anzeigepflicht)
                       wichtig und positiv.

Bekämpfung des                                                         Die BJV kritisiert den expliziten Verweis auf nur eine Religionsgruppe. Dies
religiös motivierten                                                   schürt Ressentiments gegenüber dem Islam, die mehrfache Verwendung der
politischen                                                            Begrifflichkeit „politischer Islam“ im Regierungsprogramm ist problematisch.
Extremismus

Haft in der Heimat                                                     Dass Haft in der Heimat forciert werden soll, ist kritisch zu sehen. Eine
                                                                       Verurteilung in Österreich sollte auch eine Haftstrafe in Österreich bedeuten.
                                                                       Der Verweis auf EMRK-„Mindeststandards“, die ohnehin nicht in allen
                                                                       Ländern gelten, ist dabei zu wenig.

Schutz vor Gewalt      Bei gewissen Privatanklagedelikten soll eine    Wichtig ist die Kopplung an präventive Maßnahmen: systematische
und Hass im Netz       Ermittlungspflicht der                          Erforschung zu Ursachen und wirksame Gegenstrategien; der Kontakt zu
                       Strafverfolgungsbehörden eingeführt werden;     zivilgesellschaftlichen AkteurInnen, die sich bereits gegen Hate Speech und
                       zwingende Nennung eines                         Diskriminierung engagieren, sollte gestärkt werden; zusätzliche
                       Zustellbevollmächtigten für Betreiber           Beratungsstellen müssen geschaffen und bestehende Maßnahmen ausgebaut
                       internationaler sozialer Netzwerke.             werden.
                                                                       Es ist unklar, wie die vorgesehene Task Force zur Bekämpfung von Hass im
                                                                       Netz genau ausgestaltet sein wird. Wichtig ist dabei, zivilgesellschaftliche

                                                                                                                                         Seite 8 von 42
Organisationen und ihre Expertise einzubeziehen.

Konsumentenschutz:    -   leistbares Wohnen soll auf verschiedene   -   Keine spezifischen Maßnahmen bzw. Angebote für junge Menschen, für
Wohnen                    Weisen gefördert werden                       die das Thema Wohnen oft eine große Herausforderung darstellt. Die BJV
                                                                        schlägt bspw. den Ausbau spezifischer Förderungen für Mietwohnungen
                      -   Ziel, „Wohnraum leistbarer machen, die
                                                                        sowie eine Befreiung der Grunderwerbssteuer für das erste Eigenheim für
                          Bildung von Eigentum zu erleichtern und
                                                                        junge Menschen vor.
                          Mieten günstiger zu gestalten“,
                          Einbeziehung unterschiedlicher            -   Um dem massiven Teuerungstrend auf dem Wohnungsmarkt
                          Stakeholder und Zivilgesellschaft             entgegenzuwirken spricht sich die BJV für die Stärkung sozialstaatlicher
                      -   Ökologische Aspekte: Länder sollen            Wohnpolitik aus, d.h. direkt geförderte Wohnungsproduktion
                          klimarelevante Maßnahmen in                   (Wohnbauförderung), starken MieterInnenschutz und starkes
                          Bauordnungen implementieren und               Mietrechtsgesetz, staatliche/gemeinnützige BauträgerInnen, Aufbau
                          Ökologisierung soll auch im Mietrecht         eines gemeinnützigen Wohnungsbestandes, Stärkung der
                          forciert werden                               Objektförderung im Gegensatz zur Subjektförderung.

                      -   Maklerprovision nach dem                  -   Bei der Ökologisierung von Bauordnungen und Mietrecht ist darauf zu
                          Bestellerprinzip                              achten, dass dabei Mehrkosten nicht auf MieterInnen abgewälzt werden.

                                                                    -   In der Wohnpolitik sollte Kinder- und Jugendfreundlichkeit im Wohnbau
                                                                        verstärkt berücksichtigt werden (bspw. bei Hausordnungen, Gestaltung
                                                                        von Freiflächen etc.).

Kunst & Kultur (S. 46)
                      Positiv:                                      Die BJV betont/kritisiert:

Bundeseinrichtungen   Konjunkturpaket für Kultur- und               Die BJV betont die Pflicht des Bundes, Gedenkstätten zu erhalten und als
                      Gedenkstätten                                 Bildungsorte für junge Menschen stets weiterzuentwickeln.

Urheberrecht                                                        siehe Kap. Digitalisierung

Gedenkkultur          -   Gedenkstrategie und Sicherstellung der    Auch in diesem Kapitel wird unter religiös motivierter politischer
                          dauerhaften Finanzierung                  Extremismus dezidiert „politischer Islam“ genannt. Die BJV kritisiert in
                                                                    diesem Zusammenhang die Diskriminierung und Hervorhebung einer
                      -   Stärkung des DÖW und Schaffung einer
                                                                    bestimmten religiösen Gruppe, da dieses Vorgehen Ressentiments schüren

                                                                                                                                     Seite 9 von 42
Forschungs- und Dokumentationsstelle für   kann.
                     Antisemitismus, für den religiös
                     motivierten politischen Extremismus und
                     für Rassismus                              Bezüglich Stärkung der Erinnerungskultur für Jugendliche ist aus BJV-Sicht
                                                                wichtig, junge Menschen einzubeziehen sowie die Zusammenarbeit von
                 -   Stärkung der Erinnerungskultur für
                                                                schulischer und außerschulischer Bildung zu forcieren. Kinder- und
                     Jugendliche inner- und außerhalb der
                                                                Jugendorganisationen stellen in diesem Bereich wertvolle Angebote zur
                     Schulen
                                                                Verfügung.
                 -   Ankauf KZ Gusen

Medien (S. 54)
                 Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

Kampf gegen      Maßnahmen wie bspw. Löschung von               Der Schwerpunkt sollte auf Prävention liegen. Dazu müssten insbesondere
                 rechtswidrigen Inhalten und wirksame           staatliche Stellen und Unternehmen in Kooperation mit NGOs neue,
Hass im Netz
                 Beschwerdeverfahren                            effiziente Verfahren entwickeln, um Opfer vor Diskriminierung zu schützen.
                                                                Weiters sollte die Sensibilisierung und Stärkung von Online-Zivilcourage
                                                                vorangetrieben werden (siehe auch Kap. Justiz).

Sport (S. 58)
                 Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

                 -   Aufwertung und Absicherung des             Für die BJV ist wichtig, dass Sport- und Bewegungsmöglichkeiten allen
                     Ehrenamtes                                 Kindern und Jugendlichen offen stehen und in sämtlichen Bereichen ihres
                                                                Lebensumfeldes mitberücksichtigt werden (z.B. Wohnbau, Schulbau,
                 -   Mehr Bewegungsangebote in Kindergärten
                                                                Freizeitmöglichkeiten). Sportangebote sind oft mit hohen Kosten oder
                     und Schulen
                                                                längerfristigen Kostenverpflichtungen verbunden. Es braucht ein breites
                 -   Maßnahmen zu Gleichstellung sowie          Angebot für kostenlose Freizeit- und Sportmöglichkeiten für alle Kinder (nicht
                     Inklusion und Integration durch Sport      nur gratis Schwimmkurse).

                                                                                                                                Seite 10 von 42
02 Wirtschaft & Finanzen

Finanzen & Budget (S. 68)
                     Positiv:                                          Die BJV betont/kritisiert:

Ökologisierung       -   Notwendige Klima- und                         Wichtige Investitionen in die Zukunft der jungen Generation, wie z.B.
                         Zukunftsinvestitionen sollen abseits          Maßnahmen zum Klimaschutz oder Investitionen in Bildung müssen
                         wirtschaftspolitischer Ziele sichergestellt   sichergestellt werden.
                         werden

                     -   Ökologisierung vorantreiben: Beratung von
                         Gemeinden und Ländern hinsichtlich
                         Infrastrukturprojekten und
                         Sanierungsmaßnahmen, „Green
                         Supporting Factor“ auf europäischer Ebene
                         und Vergaberecht

Financial Literacy   Die vorgesehene Stärkung der Financial
                     Literacy von Jung und Alt ist positiv zu
                     bewerten. Die BJV spricht sich für umfassende
                     Finanzbildung an Schulen aus.

Private                                                                Die BJV kritisiert die vorgesehene Stärkung der privaten Altersvorsorge und
Altersvorsorge                                                         spricht sich für die Reduktion der staatlichen Subventionen für die zweite
                                                                       und dritte Säule des Pensionssystems sowie bei der privaten
                                                                       Pensionsvorsorge aus, da diese Begünstigung primär BesserverdienerInnen
                                                                       zugutekommt.

                                                                                                                                       Seite 11 von 42
Steuerreform & Entlastung (S. 76)
                   Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

                   Ökosoziale Steuerreform, Klimasteuer auf       Die Senkung der Steuerquote ist unspezifisch, keine Aussagen zur Verteilung
                   Treibhausgase, sozialer Ausgleich: Aus Sicht   des Steueraufkommens auf Unternehmen (Kapital) und ArbeitnehmerInnen.
                   der BJV sind viele konkrete Maßnahmen          Die Gegenfinanzierung der Staatsausgaben bleibt unklar. Die BJV betont die
                   enthalten, die zu begrüßen sind, aber Tempo    Notwendigkeit der Entlastung des Faktors Arbeit.
                   und konkretes Modell sind noch unklar.
                                                                  Insgesamt muss soziale Verträglichkeit gewährleistet sein. Die
                                                                  Gegenfinanzierung darf nicht über Kürzungen in wichtigen Bereichen wie
                                                                  Soziales, Gesundheit, Arbeit oder Pensionen erfolgen.

                                                                  Viele Punkte sind nur Absichtserklärungen, es sollten konkretere Schritte
                                                                  vorgenommen werden, bspw. eine Finanztransaktionssteuer, der Kampf
                                                                  gegen Steuerbetrug sowie die Wiedereinführung der Erbschafts- und
                                                                  Schenkungssteuer.

                                                                  Der Spitzensteuersatz von 55 Prozent soll nicht auslaufen, sondern aus BJV-
                                                                  Sicht beibehalten werden. Auch die Aufhebung der „Schaumweinsteuer“
                                                                  setzt ein falsches Signal.

Flugticketabgabe   Die vorgesehene Flugticketabgabe ist aus       Die BJV kritisiert, dass Langstreckenflüge dadurch sogar billiger werden.
                   ökologischer Sicht prinzipiell positiv.

                   -   Senkung des USt-Satzes für                 -   Betreffend der Steuersenkung auf Damenhygieneartikel ist zu betonen,
                       Damenhygieneartikel. Für diese                 dass diese sich im Preis niederschlagen und wirklich bei den Kundinnen
                       Maßnahme hat sich die BJV stark                ankommen muss.
                       eingesetzt.
                                                                  -   Außerdem sollte die Steuersenkung auf Windeln und
                   -   Einsatz für Besteuerung von Kerosin und        Babyhygieneartikel ausgedehnt werden, da diese Produkte einen
                       Schiffsdiesel auf internationaler bzw.         erheblichen Kostenfaktor für Familien darstellen.
                       europäischer Ebene
                                                                  -   Darüber hinaus schlägt die BJV vor, dass Damenhygieneartikel und
                   -   CO2-Zölle                                      Windeln/Babyhygieneartikel in sozialen und karitativen Einrichtungen

                                                                                                                                   Seite 12 von 42
sowie Familienberatungsstellen kostenlos abgegeben werden sollten.
                                                                          (vgl. auch Kap. Armut)

Vereinfachung und     Klare und praktikable Regelungen zur
moderne Services      Abgrenzung von Dienst- und Werkverträgen.
                      Dies ist gerade für junge ArbeitnehmerInnen
                      ein wichtiges Thema, v.a. Abgrenzung zu
                      Angestelltenverhältnis und Eindämmung der
                      Schein-Selbständigkeit. Dies ist auch ein
                      wichtiger Aspekt für die Finanzierung der
                      Pensionen (individuell und auf
                      gesamtgesellschaftlicher Ebene).

Standort, Entbürokratisierung & Modernisierung (S. 86)
                      Positiv:                                         Die BJV betont/kritisiert:

Fachkräfteoffensive   -   Die Berufsbildung soll aufgewertet und das
für Österreichs           Berufsausbildungsgesetz modernisiert
Unternehmen               werden, dazu gibt es bereits eine
                          Gesetzesinitiative.

                      -   Verpflichtende Evaluierung und
                          Modernisierung aller Lehrberufe alle 5
                          Jahre
                                                                       Lehrberufe sollen nicht zu spezifisch sein, damit junge Menschen am
                      -   Einführung neuer Lehrberufe und              Arbeitsmarkt nicht zu eingeschränkt sind.
                          Lehrlingsverbünden

                      -   Maßnahmen zu Rollenbildern

                      -   Betriebliche Lehrstellenförderung
                          bestmöglich konsolidieren

                                                                                                                                     Seite 13 von 42
EPUs & KMUs (S. 94)
                Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

                Auch hier erfolgt der Verweis auf              Es sind keine Maßnahmen im Bereich Praktika vorgesehen. Die BJV fordert
                Rechtssicherheit in der Abgrenzung von         bspw. die Abschaffung unbezahlter Praktika.
                Selbständigkeit und Dienstverhältnissen, es
                wird auf Missbrauchsfälle im Bereich der
                Schein-Selbständigkeit hingewiesen

                Die ist besonders relevant für junge
                ArbeitnehmerInnen, die sich häufig in diesen
                Arbeitsverhältnissen widerfinden: Entspricht
                das Arbeitsverhältnis einem
                Angestelltenverhältnis, muss sich das auch
                vertraglich niederschlagen (Relevanz für
                Pension).

                                                                                                                           Seite 14 von 42
03. Klimaschutz, Infrastruktur, Umwelt & Landwirtschaft

Klimaschutz & Energie (S. 102)
                       Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

Allgemein              Für junge Menschen ist Klimaschutz ein         Bei der Ausgestaltung ist es wichtig, dass keine wertvolle Zeit verloren wird
                       brennendes Thema. Es ist ein wichtiges und     und dass junge Menschen einbezogen werden.
                       positives Signal, dass im Regierungsprogramm
                       viele Maßnahmen verankert sind, die hier       Leider finden sich im Regierungsprogramm keine Bestrebungen, den
                       einen Richtungswechsel einleiten und für die   Klimaschutz in der Verfassung zu verankern.
                       sich die BJV seit langem einsetzt.
                                                                      -   Insgesamt, aber besonders beim Thema Klimaschutz ist anzumerken,
                       Beispielsweise:                                    dass kostspielige Maßnahmen geplant sind, aber keine
                       -   100% erneuerbare Energien bis 2030             Gegenfinanzierung definiert ist. Diese sollte nicht zu Lasten von anderen
                                                                          Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Soziales erfolgen.
                       -   Ökosoziale Steuerreform, Klimasteuer auf
                           Treibhausgase, sozialer Ausgleich (siehe   -   Industrie und Unternehmen sollen stärker in die Verantwortung
                           Kap. Steuerreform & Entlastung)                genommen werden, insbesondere durch Besteuerung und
                                                                          Sanktionierung.
                       -   EU-weite und globale Abschaffung der
                           Kerosinsteuerbefreiung (siehe Kap.         -   Im Klimakapitel finden sich etliche Formulierungen zur Aufteilung der
                           Steuerreform & Entlastung)                     Zuständigkeiten zwischen Ländern und Gemeinden. Der Bund soll sich
                                                                          nicht aus der finanziellen Verantwortung stehlen, da gerade Gemeinden
                       -   Leistbare, umwelt- und
                                                                          bereits viele Projekte im Bereich Umweltschutz durchführen.
                           gesundheitsfreundliche Mobilität (siehe
                           Kap. Verkehr & Infrastruktur)

Klimaneutralität bis   -   Erhöhung der Internationalen
2040                       Klimafinanzierung: Signifikante Erhöhung
                           des österreichischen Beitrags zum Green
                           Climate Fund

                       -   Paris-kompatibles CO2-Budget

                                                                                                                                        Seite 15 von 42
-   Einsatz für Ende der Finanzierung und
                          Subventionen für fossile Infrastrukturen
                          und fossile Energien auf europäischer
                          Ebene
                                                                       Bei dem vorgesehenen Klimacheck ist unklar, wann und wie dieser genau
                      -   Klimaschutzgesetz                            durchgeführt werden soll und was mit dem Ergebnis passiert (es sind keine
                      -   verpflichtender und unabhängiger             Folgen festgelegt); die Erfahrungen der Umsetzung des „Jugendcheck“ (WFA
                                                                       Kinder und Jugend) sind bisher leider enttäuschend.
                          Klimacheck

Verkehr & Infrastruktur (S. 120)
                      Positiv:                                         Die BJV betont/kritisiert:

Mobilität             Maßnahmen in Sachen „Leistbare, umwelt-          In Verbindung mit dem 1-2-3-Ticket darf nicht auf den ländlichen Raum
                      und gesundheitsfreundliche Mobilität“ sind aus   vergessen werden. Damit auch kleinere Gemeinden verbunden und schlecht
                      Sicht der BJV äußerst positiv.                   angebundene Regionen davon profitieren können, braucht es entweder
                                                                       einen deutlichen Schienenausbau oder die Entwicklung alternativer,
                                                                       bedarfsorientierter Verkehrskonzepte.

Umwelt- und Naturschutz (S. 140)
                      Positiv:                                         Die BJV betont/kritisiert:

Kreislaufwirtschaft   -   Forcierung Kreislaufwirtschaft               Die BJV begrüßt die Prüfung eines Pfandsystems für Batterien und
und Abfallpolitik                                                      Kleingeräte, fordert jedoch auch die Einführung eines Pfandsystems für alle
                      -   Maßnahmenpaket Reparatur
gestalten                                                              Getränkedosen und Plastikflaschen, die generelle Förderung nachhaltiger
                      -   Forcierung von langlebigen, reparierbaren    Verpackungen in Verkauf und Produktion sowie die Ausweitung
                          und wiederverwertbaren Produkten             bestehender Pfandsysteme.
                      -   Aktionsplan gegen
                          Lebensmittelverschwendung
                                                                       Zum Reduktionsziel von Plastikverpackungen um 20 Prozent ist kritisch
                      -   Aktionsplan gegen Mikroplastik               anzumerken, dass dies einen Rückschritt bedeutet, da bereits eine Quote um
                                                                       25 Prozent vorgesehen war (vgl. Ministerrat 3.12.2018).

                                                                                                                                       Seite 16 von 42
Artenvielfalt -   -   Unterstützung der Bundesländer bei der
Natur - Wasser        Ausweisung neuer und Erhaltung von
                      bestehenden Wildnisgebieten, Natura
                      2000-Gebieten, Biosphärenparks und
                      Schutzgebieten

                  -   Gemeinsame Initiative mit den
                      Bundesländern zur Schaffung neuer und
                      Erweiterung bestehender Nationalparks

                  -   Maßnahmen zur Wiederherstellung von
                      degradierten Ökosystemen

                  -   Reduktion von Palmöl in allen Produkten
                      auf nationaler und europäischer Ebene
                      forcieren

                  -   Wasser schützen - Trinkwasserversorgung
                      bleibt in öffentlicher Hand: Keine
                      Wasserprivatisierung

Landwirtschaft, Tierschutz & ländlicher Raum (S. 150)
                  Positiv:                                       Die BJV betont/kritisiert:

Agrarpolitik      Viele wichtige Schritte, die auch die BJV im   Generell plädiert die BJV für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft im
                  Bereich Landwirtschaft vorschlägt, sind        Sinne der Erreichung eines höheren Maßes kulturlandschaftlicher
                  enthalten, wie z.B.:                           Biodiversität durch die Förderung von Land- und Forstwirtschaft, die an
                  -   Neue Formen der Landwirtschaft             Ökosysteme angepasst sowie umweltverträglich, kleinstrukturiert und
                      unterstützen (Food-Coops, Community        naturnah arbeitet.
                      Supported Agriculture)
                  -   Umsetzung eines durchgängigen
                      freiwilligen Qualitäts- und
                      Herkunftssicherungssystems für
                      Direktvermarktungsbetriebe,

                                                                                                                                Seite 17 von 42
Manufakturen und Gastronomie
-   Maßnahmen um den Biolandbau zu
    stärken
-   Land- und forstwirtschaftliche Bildung und
    Bildungseinrichtungen stärken; insb.
    regionale Versorgung der Kantinen dieser
    Bildungseinrichtung

                                                 Seite 18 von 42
04. Europa, Integration, Migration & Sicherheit

Österreich in Europa und der Welt (S. 174)
                   Positiv:                                   Die BJV betont/kritisiert:

Allgemein          Globale Dimension wird hervorgehoben, EU   Dabei fehlen:
                   soll innovative Antworten auf              -   Bildung, Arbeitsmarkt  für junge Menschen wichtige
                   Herausforderungen unserer Zeit geben.          Bereiche/Herausforderungen, BJV für gesamteuropäische Initiativen und
                   Bekenntnis zu Menschenrechten und Schutz       Lösungen gegen Jugendarbeitslosigkeit
                   der Menschenrechte werden oft erwähnt.
                                                              -   Förderung internationaler nachhaltiger Mobilität
                                                              -   Jugendpartizipation auf allen europäischen und internationalen
                                                                  Ebenen

                   EU als Klimaschutzvorreiterin              -   EU-Jugendstrategie (nur in Kap. Jugend)
                                                              -   Gesetzesreperatur: Anerkennung von Einsätzen im Europäischen
                                                                  Soildaritätskorps (analog zur vormaligen Regelung zum Europäischen
                                                                  Freiwilligendienst) als Zivilersatzdienst

Die EU erlebbar                                               Bzgl. der Maßnahme, dass junge Menschen während ihrer Ausbildung nach
machen                                                        Brüssel reisen und EU-Institutionen kennenlernen sollen, betont die BJV:
                                                              Jugendprogramme der EU zielen auf ein positives Kennenlernen Europas,
                                                              nicht nur der Institutionen ab. Diese gilt es zu forcieren und mit den nötigen
                                                              Mitteln auszustatten. Wichtig ist dabei, abseits dessen auch (Europa-)
                                                              Politische Bildung im formalen und non-formalen Sektor zu fördern.

                                                              Es braucht: Ausbau von (Europa-)Politischer Bildung und Globalem Lernen
                                                              sowie internationalen Austausch- und Partnerschulprojekten; Förderung
                                                              weiterer internationaler Mobilität(-sprogramme).

Entwicklungszusa   -   Finanzielle Mittel für                 Zum Erreichen der SDGs braucht es aus Sicht der BJV deutlich mehr
mmenarbeit             Entwicklungszusammenarbeit sollen      Nachdruck und eine ministeriumsübergreifende Strategie; der bisher
                                                              gewählte Mainstreaming-Ansatz reicht nicht aus. Gemeinsam mit anderen

                                                                                                                               Seite 19 von 42
erhöht werden.                                 zivilgesellschaftlichen Organisationen zeigt die BJV im Rahmen von SDG
                                                                        Watch Austria immer wieder den großen Handlungsbedarf und konkrete
                     -   Sehr vieles im Sinne der SDGs, Prinzipien
                                                                        Lösungen auf.
                         der SDGs sind dezidiert erwähnt.

                     -   Substantielle Erhöhung der Hilfe vor Ort:
                         Aufstockung der humanitären Hilfe (u.a.
                         für Flüchtlingslager vor Ort, aber auch für
                         den Auslandskatastrophenfonds)

Migration und Asyl (S. 190)
                     Positiv:                                           Die BJV betont/kritisiert:

Allgemein            Verweis auf Trennung von Migration und             Generell ist der Ansatz in der Asylpolitik eher rigoros und enttäuschend,
                     Flucht/Asyl.                                       bspw. die dezidierte Absage an Initiativen für Verteilungsregeln auf EU-
                                                                        Ebene, Fokus auf Rückbringung.
                     Bzgl. der Umsetzung der von der BJV kritisch
                     beurteilten BBU ist positiv zu vermerken, dass     Vorgesehen sind: beschleunigte, moderne, grenznahe Asylantragsverfahren
                     im Aufsichtsrat auch externe ExpertInnen           im Binnen-Grenzkontrollbereich.
                     vertreten sowie ein Qualitätsbeirat eingesetzt
                                                                        Wichtig ist dabei, Rechtsgrundsätze und Verfahrensregeln einzuhalten.
                     werden sollen.
                                                                        Beschleunigung darf nicht auf Kosten von Qualität gehen.

Geflüchtete Kinder   Schutz und Rechtstellung von geflüchteten          Die BJV fordert die Obsorge ab dem Zeitpunkt der Einreise und hat auch auf
(UMFs)               Kindern sollen verbessert werden, insb. schnelle   die aktuelle Problematik bzgl. UMFs, die nach Asylantragstellung in
                     Obsorge für UMFs durch die Kinder- und             Österreich verschwinden, hingewiesen.
                     Jugendhilfe
                                                                        Es fehlen die Erhöhung der Unterbringungs- und Betreuungsstandards in
                                                                        Anlehnung an die Kinder- und Jugendhilfe und die Inklusion in die
                                                                        AusBildung bis 18.
                     Möglichkeiten für Weiterbildungsmaßnahmen
                     in 1. und 2. Instanz sollen geschaffen werden.     Wichtig: Gültigkeit der Kinderrechtskonvention als Grundlage auch für
                                                                        UMFs sowie Vorrangigkeit des Kindeswohls.

                                                                                                                                         Seite 20 von 42
Sicherungshaft               Die vorgesehene Sicherungshaft ist aus menschenrechtlicher und
                             kinderrechtlicher Perspektive kritisch zu bewerten

Qualifizierte                Im Rahmen des Visumsverfahrens sollen biometrische Merkmale mit
Zuwanderung                  Fahndungsdatenbanken abgeglichen und für mögliche zukünftige
                             Fahndungen 5 Jahre gespeichert werden und zwar auch dann, wenn es zur
                             Ausreise gekommen ist. Damit würden nicht nur alle MigrantInnen unter
                             Generalverdacht gestellt werden, es handelt sich hierbei eigentlich auch um
                             Vorratsdatenspeicherung, gegen deren Wiedereinführung sich die BJV
                             ausspricht.

Schnelle, faire              Der Einsatz eines computerbasierten Sprachanalysetools zur Prüfung des
Asylverfahren                Herkunftslandes von MigrantInnen (bzw. die Glaubwürdigkeit deren
                             Angaben) soll laut Regierungsprogramm geprüft werden. Die BJV sieht
                             dieses Vorhaben kritisch, da fraglich ist, wie sichergestellt werden soll, dass
                             durch ein solches Tool keine Fehleinschätzungen passieren, z.B. wenn
                             Dialekte nicht erkannt werden.

Integration (S. 202)
                  Positiv:   Die BJV betont/kritisiert:

Allgemein                    Integration wird als Problemfeld und sehr einseitig dargestellt. Viele
                             Maßnahmen wirken deplatziert. Immer wieder erfolgt ein Verweis auf den
                             Islam – es ist insgesamt problematisch, wenn immer nur eine religiöse
                             Gruppe in negativem Kontext herausgestrichen wird, was leider an
                             mehreren Stellen im Regierungsprogramm erfolgt. Dies führt zu
                             Ressentiments.

                             Der Fokus im Kapitel Integration liegt auf den Themen Kopftuchverbot und
                             Deutschklassen. Aus Sicht der BJV muss Integration anders angegangen
                             werden und auch auf Chancen und Partizipationsmöglichkeiten verwiesen
                             werden.

                                                                                                Seite 21 von 42
Im Integrationskapitel finden sich insb. Maßnahmen zu Gewaltschutz für
                                                                 Frauen und Umgang mit gewaltbereiten SchülerInnen. Dieser Blickwinkel
                                                                 liefert ein negatives Bild und ist hier fehl am Platz.

Bildung /        -   Bildungsmaßnahmen und -angebote sollen      Die BJV fordert:
Arbeitsmarkt /       ausgeweitet werden (bspw.
                                                                 -   Kinder- und Jugendarbeit einbeziehen, diese leistet hier wertvolle Arbeit.
Gesellschaft         Bildungsmöglichkeiten auch für
                     asylsuchende Jugendliche nach der           -   Ausweitung der Ausbildungspflicht auf asylsuchende Jugendliche: Die
                     Pflichtschule)                                  Ausbildungsmöglichkeiten müssten dabei von der Lehre bis zur
                                                                     AusBildung bis 18 reichen, von der AsylwerberInnen bis jetzt
                 -   Schwerpunktinitiative für Asyl- und
                                                                     ausgeschlossen sind. Spätestens 6 Monate nach Asylantragstellung muss
                     subsidiär Schutzberechtigte
                                                                     es auch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten geben.
                 -   Allgemein wird auf zivilgesellschaftliche
                                                                 -   Bzgl. der vorgesehenen Förderung der Mobilität v.a. von
                     und ehrenamtliche Initiativen als
                                                                     Asylberechtigten am Arbeitsmarkt und in der Lehre betont die BJV, dass
                     PartnerInnen in der Integrationsarbeit
                                                                     dies auf keinen Fall verpflichtend sein, denn Jugendliche werden so aus
                     verwiesen.
                                                                     ihrem sozialen und familiären Umfeld gerissen.
                 -   Schaffung von Strategien und Maßnahmen
                                                                 -   Bzgl. Deutschkursen: es braucht flächendeckende, kostenlose Angebote
                     im Kampf gegen Antisemitismus und
                                                                     in allen Bundesländern.
                     Extremismus
                                                                 -   Separate Deutschförderklassen sieht die BJV kritisch und betont, dass
                 -   Erarbeitung eines Nationalen Aktionsplans
                                                                     Kinder und Jugendliche so schnell wie möglich in den regulären
                     gegen Rassismus und Diskriminierung
                                                                     Schulbetrieb eingebunden werden sollten. Immerhin ist in dieser
                     (jedoch dürfen andere Maßnahmen diesem
                                                                     Hinsicht mehr Autonomie für Schulen sowie wissenschaftliche
                     nicht entgegen wirken).
                                                                     Begleitung und Evaluierung geplant (siehe auch Kap. Bildung).

                                                                 -   Die Ausweitung des Kopftuchverbotes auf SchülerInnen bis 14 ist keine
                                                                     primäre Maßnahme zur Integration und greift wieder nur eine
                                                                     Religionsgruppe heraus.

                                                                 Was fehlt:
                                                                 -   Förderung eines positiv besetzten Bildes von Vielfalt

                                                                 -   Gelebte Diversität in der Schule

                                                                                                                                  Seite 22 von 42
-   Ausbau bestehender und Einführung neuer politischer
                                                                         Partizipationsmöglichkeiten für Menschen mit nicht-österreichischer
                                                                         Staatsbürgerschaft (bspw. Wahlrecht, siehe Kap. Wahlrechtsreform)

Innere Sicherheit (210)
                    Positiv:                                         Die BJV betont/kritisiert:

Menschenrechte      Erarbeitung und Beschluss eines nationalen       Auf Kinderrechte muss ein eigener Fokus gelegt werden. Die BJV spricht sich
                    Aktionsplans für Menschenrechte in Österreich.   für einen eigenen Nationalen Aktionsplan Kinderrechte sowie die Stärkung
                    Erarbeitung, Beschlussfassung und Umsetzung      von Kinderrechtsbildung aus.
                    eines Aktionsplans Menschenrechtsbildung
                    unter Berücksichtigung der Entschließung der
                    Vereinten Nationen und als wesentlicher Teil
                    des Aktionsplans für Menschenrechte.

Cybersicherheit &                                                    „Bundestrojaner“: Erst im Dezember 2019 hat der VfGH eine Regelung zum
Digitalisierung                                                      Einsatz von staatlicher Spionagesoftware zur Überwachung von
                                                                     verschlüsselten Nachrichten als verfassungswidrig gekippt. Nun soll diese
                                                                     Regelung erneut geprüft werden. Technisch lässt sich verschlüsselte
                                                                     Kommunikation aber nicht mitlesen, außer man fängt diese mit einer
                                                                     staatlichen Spionagesoftware bereits vor der Verschlüsselung ab.
                                                                     Für die BJV ist wichtig, dass Verschlüsselung nicht verfolgt oder untergraben
                                                                     wird. Stattdessen sollten Informationen über Verschlüsselungsstandards zur
                                                                     Verfügung gestellt und Aufklärung zur Anwendung gegeben werden. Mehr
                                                                     verschlüsselte Kommunikation im Netz führt zur mehr Privatsphäre. Es
                                                                     müssen Möglichkeiten anonymer Kommunikation offen stehen und deren
                                                                     Nutzung darf nicht zu einem Generalverdacht führen.

Sicher im ganzen    -   Ausbau von Präventionsprogrammen,            Die BJV fordert die Rücknahme des umstrittenen Gewaltschutzpaketes.
Land                    Gewalt- und Opferschutz sowie Täterarbeit

                    -   Präventionsunterricht

                                                                                                                                      Seite 23 von 42
-   Maßnahmen zum Gewaltschutz, insb.
                      Fallkonferenzen und Erarbeitung eines
                      nationalen Aktionsplans Gewaltprävention

Maßnahmen gegen   -   Positiv: Vorhaben unter „Demokratie         Aktionsplan gegen Rechtsextremismus und gegen den religiös motivierten
Extremismus und       fördern – Demokratie stärken“ (Ausweitung   politischen Extremismus (politischer Islam): Wie bereits mehrfach
Terrorismus           von Schulworkshops, Evaluierung und         angeführt, wird hier nur eine Religionsgruppe herausgegriffen, was sich
                      Überarbeitung von Bildungsmaterialien,      diffamierend auswirkt.
                      Beratung und Aufklärung, Mobile
                      Kompetenzstelle, Informations- und
                      Aufklärungskampagne, Internetplattform)

                  -   Maßnahmen im Bereich
                      Rechtsextremismus

                  -   Monitoring: bspw. Verankerung einer
                      Forschungsstelle Rechtsextremismus und
                      Antisemitismus (im DÖW) mit
                      Zuständigkeit für jährlichen
                      Rechtsextremismusbericht. Wichtig: die
                      Wiedereinführung eines eigenen
                      Rechtsextremismus-Berichtes.

                  -   Netzwerk: jährlicher
                      Koordinationsausschuss

                  -   Forschung zur Demokratiestärkung

Gedenken und      Schaffung der Möglichkeit für alle              Gedenk- und Bildungsarbeit muss darüber hinausgehen:
Verantwortung     SchülerInnen, im Rahmen des Unterrichts die     Gedenkstättenbesuch muss eingebettet (vor- und nachbereitet) und von
                  KZ-Gedenkstätte Mauthausen zu besuchen.         qualifiziertem Personal begleitet werden.

                                                                                                                               Seite 24 von 42
Zivildienst   Die vorgesehene „Laufende Weiterentwicklung der Attraktivität des
              Zivildienstes für Zivildienstleistende“ darf nicht konträr sein zu
              „Sicherstellung der berechtigten Interessen der Zivildienstorganisationen“.
              Die Regierung betont die Beibehaltung der derzeitigen Dauer des
              Zivildienstes von 9 Monaten.

              Was fehlt:
              -   Volle Gleichstellung von Wehr- und Zivildienern (insbesondere
                  Angleichung der Dauer auf 6 Monate), Erhöhung der Entschädigung,
                  ausreichende Information und rechtliche Sicherheit bzgl. der
                  Möglichkeiten von Alternativdiensten spätestens zum Zeitpunkt der
                  Stellung und rechtzeitige Benachrichtigung vor Ablauf der
                  Beantragungsfrist

              -   Gesetzesreperatur: Anerkennung von Einsätzen im Europäischen
                  Soildaritätskorps (analog zur vormaligen Regelung zum Europäischen
                  Freiwilligendienst) als Zivilersatzdienst

              -   Abschaffung von diskriminierenden Regelungen bei Krankenstand

              -   Zivildiener dürfen kein Ersatz für Regelarbeitsplätze sein; es braucht
                  Maßnahmen im Sozialsystem, damit die Aufrechterhaltung nicht von
                  Zivildienern abhängt. Derzeit müssen junge Menschen das Sozialsystem
                  stützen – eine Last, die nicht gerechtfertigt ist und aufgrund des
                  demografischen Wandels noch weiter steigen wird.

              -   Generell fordert die BJV die Abschaffung der Wehrpflicht (und damit
                  auch des Zivildienstes) und stattdessen die Stärkung von freiwilligem
                  Engagement sowie den Ausbau regulärer Arbeitsplätze im Sozialsystem.

                                                                              Seite 25 von 42
Landesverteidigung und Krisen- und Katastrophenschutz (S. 224)
                 Positiv:                          Die BJV betont/kritisiert:

Allgemein                                          Grundsätzlich spricht sich die Regierung dafür aus, Grundwehr- und
                                                   Zivildienst attraktiver zu machen. Außerdem: Klares Bekenntnis zu
                                                   Neutralität und gleichzeitig zur allgemeinen Wehrpflicht. Die BJV ist für die
                                                   Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht.

Reform der                                         Die BJV lehnt die Pläne zu neuen Tauglichkeitskriterien (Teiltauglichkeit)
Tauglichkeits-                                     ab. Es gibt bereits jetzt unterschiedliche Tauglichkeitsstufen. Grundsätzlich
kriterien                                          ist vorgesehen, nur solche jungen Menschen zur Wehrpflicht heranzuziehen,
                                                   die auch militärischen Dienst verrichten können.

                                                   Aus Sicht der BJV handelt es sich um eine Scheindebatte, die in Wirklichkeit
                                                   darauf abzielt, mehr Zivildiener zur Absicherung des Sozialsystems zu
                                                   lukrieren. Das ist abzulehnen (siehe Punkt Zivildienst).

                                                   Auch das Vorhaben, dass die Bescheinigung der Tauglichkeit von
                                                   Zivildienern (auch nach Abgabe der Zivildiensterklärung) in Zukunft durch
                                                   die Stellungsstraße erfolgt, ist aus BJV-Sicht kritisch zu sehen.

                                                                                                                    Seite 26 von 42
05. Soziale Sicherheit, neue Gerechtigkeit & Armutsbekämpfung

Allgemein
               Positiv:                                        Die BJV betont/kritisiert:

LGBTQI*                                                        Maßnahmen im Bereich LGBTQI* kommen im Regierungsprogramm nur
                                                               marginal vor, bspw. die Erwähnung von Homophobie im Einleitungskapitel
                                                               zu Sport sowie ein Verweis auf VfGH-Entscheid zu Personenstandsregister im
                                                               Frauenkapitel, der dort deplatziert ist. Die BJV hätte sich hier mehr
                                                               Schwerpunkte zur Gleichstellung erwartet.

Armutsbekämpfung (S. 234)
               Positiv:                                        Die BJV betont/kritisiert:

               Die Regierung hebt hervor, dass Kinderarmut     Die diesbezüglichen Maßnahmen sind aus Sicht der BJV unzureichend.
               bekämpft werden muss und setzt sich das Ziel,
               den Anteil von armutsgefährdeten Menschen
               zu halbieren.

               -   Lücken im Unterhaltsvorschuss sollen        -   Wichtig: Es braucht Verfahrenserleichterungen für Unterhaltsvorschuss
                   geschlossen werden                              und neue Regelbedarfssätze für Unterhaltsbemessung (Grundlage soll
                                                                   neue Kinderkostenstudie sein)
               -   Bildungsmaßnahmen (bspw.
                   Supportpersonal, Chancen- und               -   Die BJV sieht den Chancenindex positiv; dieser sollte aber rasch
                   Entwicklungsindex, Ausbau ganztägiger           ausgeweitet werden und nicht auf Pilotschulen beschränkt bleiben.
                   Schulformen)
                                                               -   Aus Sicht der BJV fehlt ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem
               -   Ausbau elementarer Bildungsplätze für           1. Lebensjahr.
                   unter 3-Jährige
                                                               -   Kostenlose elementare Bildungsplätze für alle Altersstufen ausbauen:
               -   Mehr Ferienbetreuung und                        BJV fordert den Ausbau flächendeckender Kinderbetreuung mit
                                                                   geeignetem Betreuungsschlüssel und ganztägigen Öffnungszeiten, die

                                                                                                                             Seite 27 von 42
Sommerunterricht                 sich an den Bedürfnissen von berufstätigen Eltern orientieren.

-   Ausbau ganztägiger Schulen   -   Sozialhilfe: Es müssen bundesweit einheitliche Mindeststandards zur
                                     Sicherung der kindlichen Bedürfnisse durch bedarfsgerechte
                                     Kinderrichtsätze ohne Staffelung nach Alter oder Anzahl der Kinder
                                     unter Berücksichtigung der jüngsten VfGH-Entscheidung umgesetzt
                                     werden.

                                 -   Die BJV fordert: Ausweitung der Anspruchsberechtigten auf Studierende,
                                     die von der Studienbeihilfe ausgenommen sind, und SchülerInnen sowie
                                     Wiedereinbeziehung subsidiär Schutzberechtigter.

                                 -   Zusätzlich zur Steuersenkung von Damenhygieneartikel plädiert die BJV
                                     für eine kostenlose Abgabe von Damenhygieneartikel und
                                     Windeln/Babyhygieneartikel in sozialen und karitativen Einrichtungen
                                     sowie Familienberatungsstellen (vgl. auch Kap. Steuerreform)

                                 Was fehlt:

                                 -   Kindergrundsicherung

                                 -   Flächendeckender Zugang zu kostenlosen Freizeit- und Sportangeboten
                                     für Kinder und Jugendliche

                                 -   Konkrete Maßnahmen zur Ankündigung, dass Fraueneinkommen
                                     erhöht werden sollen

                                 -   Erhöhung der Familienbeihilfe sowie Anhebung der
                                     Anspruchsberechtigung bis zum 27. Lebensjahr

                                 -   Jugendliche sollen ab dem 17. Lebensjahr selbst den Antrag auf
                                     Direktauszahlung der Familienbeihilfe ohne Zustimmung der Eltern
                                     stellen können.

                                 -   Erhöhung der Studienbeihilfe sowie der Bemessungsgrundlagen und
                                     Zuverdienstgrenzen

                                                                                                 Seite 28 von 42
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