Die Zukunft wird sekundär - Metallkreisläufe nachhaltig schließen Dr. Christian Hagelüken - r4-Innovation

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Die Zukunft wird sekundär - Metallkreisläufe nachhaltig schließen Dr. Christian Hagelüken - r4-Innovation
Die Zukunft wird sekundär
- Metallkreisläufe nachhaltig schließen

                    Dr. Christian Hagelüken

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Die Zukunft wird sekundär - Metallkreisläufe nachhaltig schließen Dr. Christian Hagelüken - r4-Innovation
Umicore:
                Globales Technologie- & Recyclingunternehmen
                10 000 Mitarbeiter, 60 Produktionsstätten auf 5 Kontinenten, 2,7 Mrd € Umsatz*

                          Eines von drei              Ein führender Zulieferer   Ein weltweit führendes
                        weltweit führenden           von Schlüsselmaterialien    Recyclingunternehmen
                         Unternehmen für               für wiederaufladbare           für komplexe
                           Autoabgas-                      Batterien und            Abfallströme mit
                          Katalysatoren                   Brennstoffzellen         Edelmetallen und
                                                                                 anderen Wertmetallen
                                                                                                   *2016, ohne Metalle

                                                                                                                    2
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Kreislaufschließung für Batterien
               Entscheidend für eine nachhaltige Elektro-Mobilität

           • Recycling als nachhaltige Quelle für Co & Li, im Kontext von:
                      •      Rohstoffverfügbarkeit (Ergänzung des Primärangebots)
                      •      Anforderungen für verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung
                      •      Ökologischer Vorteil (gegenüber Bergbau)
                              Reduktion CO2 Fußabdruck der E-Mobilität

           • Geografische Diversifizierung, Verringerung der Abhängigkeit
                   von DR-Kongo (Co: 60% Minenproduktion, 50% globale geolog. Reserven)
                      •      EU ist Ressourcen-reich bei Benutzung von Altprodukten & Abfall
                             als „Urban Mine“

           • Hohes ungenutztes Recyclingpotenzial für Co aus LIB
                   Global 30 000 t/a Co Einsatz für portable Batterien (Elektronik, Werkzeuge, …),
                  aber nur sehr geringe Recyclingraten  ausreichend für 3-4 Mio EVs

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C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Wichtig: Berücksichtigung vieler
             interdependenter Themenfelder

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C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Circular Economy Paket EU der Kommission
               “… where the value of products, materials and resources is maintained
               in the economy for as long as possible, and the generation of waste
               minimized… to develop a low carbon, resource efficient and competitive
               economy”    EC Communication Dec. 2015 “Closing the loop – An EU action plan for the Circular Economy

                                                                          Metalle = idealer Kandidat:
                                                                          “unendlich” recyclierbar,
                                                                          kein Downcycling, kein
                                                                          Qualitätsproblem bei
                                                                          Sekundärmetallen…

                                                                     Source: EU-COM (2014)
                                                                     398, Towards a circular
                                                                     economy, 2.7.2014

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C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Hierfür gelten Grundbedingungen …
               Circular Economy aus der Metallperspektive

                Physisch:             Wiedereinsatz von EoL-Materialien in Neuprodukten
                    Fokus auf Qualität & Performance der angewandten Recyclingprozesse

                Ökonomisch:                  Erlöse müssen Gesamtkosten der Recyclingkette abdecken
                   vollständige Sammlung, Optimierung der Recyclingkette, Economies of Scale
                   besondere Anforderungen für Qualitätsrecycling komplexer Konsumgüter
                   Generierung geeigneter Recyclinganreize

                Recycling             – Schlüsselbeitrag zur Ressourceneffizienz
                    Angebotsseite: Komplementarität von sekundären & primären Rohstoffen
                    Nachfrageseite: Ressourcen-effiziente Materialien, Substitution, Produkt Design & effiziente Nutzung

                           Circular economy = umfangreiches Materialrecycling am Produkt-Lebensende,
                             wann und wo auch immer dieses eintritt  Schlüsselrolle Geschäftsmodelle

                                                                                                                            6
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Wir bewegen uns in 2 Arten von
                Kreisläufen

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                                                                                          LOOP
                                                     SHORT                           Unique technologies
                                                      LOOP                           for treating complex
                                                 Recycling services                      residues and
                                                    for customer                          by-products
                                                  production scrap
                                                    and residues

                          B2B - geschlossen – Markt getrieben           B2C - offen – Gesetzgebung wichtig         ?

           Maßgeschneiderte Lösungen für Industriekunden              Typisch für Konsumgüter & komplexe Reststoffe
           Recycling Teil des Geschäftsmodells                        Recycling abhängig von Marktverfügbarkeit  Sammlung!
           Professionell, transparent, minimale Verluste              High-Tech Prozesse & hohe Investitionen

                                                                                                                                7
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
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Edelmetalle in der Kreislaufwirtschaft
                                     Technisch ist nahezu verlustfreies Recycling möglich, aber …

                                            Edelmetall-Recyclingausbeute Umicore Prozess: >> 95%

                                                                                                              ?

                                                     ?                                  ?

                              Schmuck,                    Katalysatoren          Autoabgas-
                                                                                                      Elektronik-Produkte
                 Reale      Barren, Münzen               Chemieindustrie         Katalysator
             Recyclingrate*     >> 90%                       > 90%                 60-70%
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Kein Recycling ohne Sammlung
               Beispiel WEEE - Hohe Metallverluste v.a. in den ersten Stufen

                                                     Erfassung                  Aufbereitung            Finales Recycling
                                                                           (manuell-mechanisch)     (metallurgisch-chemisch
                    z.B. reale RR Au                   < 50%       x               < 80%                 x    > 95% =
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Einflussfaktoren auf die Kreislaufschließung*
         - vielfältige Wechselwirkungen

                                Intrinsische Faktoren:
                                       Materialwert
                                       Komplexität / Heterogenität (Produkt Zusammensetzung & Design)
                                       Geschäftsmodel / Art des Produktzyklus (B2C, B2B)
                                       Produktmobilität / multiple Nutzer

                                Externe Faktoren:
                                       Sammel-Infrastruktur
                                       Externe Sammelanreize (z.B. Leasing, Pfand, …)
                                       Qualität der eingesetzten Recyclingverfahren
                                       Gesetzgebung / Kontrolle / Vollzug
                                       Akteursverhalten & Motivation
                                        (Konsumenten, OEMs/EPR Kultur, Handel, Recycler)
                                                                                             *Produktperspektive
                                                                                                                   10
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
Oft hohe technische Recyclingeffizienz
          z.B. metallurgisches Recycling komplexer EM-haltiger Fraktionen
                                                            Effiziente Rückgewinnung von
                                                            17 Metallen im Hauptprozess:
                                                            Au, Ag, Pt, Pd, Rh, Ru, Ir, Cu, Pb,
                                                            Ni, Sn, Bi, Se, Te, In, Sb, As

                                                            Bis zu 500 000 t/a Input
                                                            Zusätzlich Spezialprozess zum
                                                            Recycling von Li-Ionen Akkus,
                                                            Gewinnung von Co, Ni, Cu, Li
                                                            & Seltene Erden Konz.

                                                            Eigenentwicklung, innovative
                                                             Technologie, hohe Metallausbeuten
                                                             & Energieeffizienz, minimale
               Integrierte Metallhütte, Umicore-Hoboken,     Emissionen
                           Antwerpen, Belgien

                                                                                                  11
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
Erfolgreiche Entwicklung neuer Verfahren
      z.B. Umicore Recycling Prozess für Li-Ionen Batterien

   Zusätzlich zu Co, Ni, Cu wird Lithium im          Schlüsselbeitrag zur steigenden Nachfrage nach
   industriellen Maßstab zurückgewonnen              „sauberen“ Rohstoffen in einer zirkularen, CO2-
                                                     armen Wirtschaft                             12
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
Wie kann das Potenzial an
                        Sekundärrohstoffen besser genutzt
                        werden?

                        Beiträge durch Digitalisierung?

                                                            13
C. Hagelüken, r4 Statuskonferenz, Berlin 31.1.2018
Digitalisierung zur Verbesserung der
           bestehenden Abfallwirtschaftsstrukturen
           Transparente Stoffstromverfolgung relevanter Abfallströme entlang Recyclingkette
           bis zum finalen Recyclingprozess (RFID-Tagging*, Blockchain, …)           Schon lange Standard in
                                                                                                  anderen Branchen. Kurzfristig
                Vereinfachte Kapazitäts- & Produktionsplanung, Monitoring, Reporting,              umsetzbar. Warum kaum
                 Abrechnungssysteme (für alle Beteiligten),                                       Einsatz in Abfallwirtschaft???

                Zentrale Erfassung (Statistiken, Massenbilanzen über mehrere Ebenen, Plausibilisierung, …)
                Vermeidung illegaler Exporte, Verifizierung des Einsatzes von zertifizierten Qualitätsprozessen
                 entlang der Kette, …

           Tagging von Produkten/Komponenten mit besonderer Wert-/Schadstoffrelevanz
                Produktinfos zur Erleichterung von Reparatur, Demontage, Recycling                Erfordert Kooperation
                                                                                                       mit OEMs und
                Eindeutige Identifizierung von Produkten/Komponenten in Logistik- und
                                                                                                   Handel; Einführung in
                 Aufbereitungsprozessen, z.B. für automatische Sortierung                              Neuprodukten
                Transparente Stoffstromverfolgung (s.o.) auf tieferer Ebene

           Elektronische Notifizierungssysteme (statt Papierdokumente) zur Erleichterung &
           Beschleunigung legitimer grenzüberschreitender Abfallexporten (zu zertifizierten Anlagen)
           …
                                                                        (*z.B. von Mulden, Gitterboxen, Container, LKW, …)
                                                                                                                               14
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Neue Rahmenbedingungen durch
           Kreislaufwirtschaft* und Industrie 4.0**

           Serviceverträge für hochwertige Reuse- & Recyclingdienstleistungen
                  Definierte Qualitätsprozesse statt reinem Kostenfokus
                  Basis: Standards & Zertifizierung von Recyclingprozessen für komplexe Produkte (z.B. CEN 50625-x)
                  Langfristige Akteurskooperationen und transparente Stoffströme (OEMs, Kommunen, Recycler entlang der Kette)

           Neue Geschäftsmodelle (B2B statt B2C)
                  Leasing/Sharing (z.B. IT, Autos) verbessert Kundenzugang, senkt Nutzungskosten & schafft Recycling-Synergien
                       EoL-Massenströme an definierten Anfallstellen, industrielle Akteure, größere Transparenz, vereinfachtes Reporting,…
                  Bei Leasinggeber/Flottenbetreiber inhärentes Interesse an Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Kaskadennutzung,
                   Qualitätsrecycling, Zugang zu Sekundärrohstoffen
                  Positive Rückwirkung auf Produktdesign, Akteurskooperation und Systemoptimierung
                  Reale Verbesserung des Produktimages (Konfliktrohstoffe/responsible sourcing, ökologischer Fußabdruck, …)

           Von der Abfall- zur Kreislaufwirtschaft
                  Gesetzliche Rahmenbedingungen & Vollzug als Basis
                  Kritische Masse der Öffentlichen Hand für neue Geschäftsmodelle nutzen

           * Werterhaltung durch Langlebigkeit, Reuse, Reparatur, echtes Recycling ** Umfassende Akteursvernetzung, Prozessinnovation, systemische Optimierung
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E-Mobilität als idealer Testfall für die
               Kreislaufwirtschaft
               •      Erwartetes starkes Marktwachstum treibt Metallnachfrage
                      für Co, Li, Ni, Cu, REE, …
                       Sekundärrohstoffe zur Ergänzung der Rohstoffversorgung
               •      Recycling schafft nachhaltige Rohstoffbasis,
                      Verbesserung der Ökobilanz für E-Mobilität
               •      Effiziente Recyclingverfahren verfügbar  Co, Ni, Cu, Li…
               •      Umfassende & sichere Sammlung ist Schlüssel für Erfolg  Recyclinganreize schaffen
               •      „Business as usual“ nicht ausreichend für Markterfolg E-Mobilität
                       Servicemodelle ggü. Eigentum bieten Synergien über Recycling hinaus
                           (Kosten, Kundenbeziehung, Link zu Infrastruktur, Digitalisierung, Mobilitäts-Plattformen, …)

                     Voraussetzungen für zirkulare E-Mobilität jetzt schaffen
                     Erfahrungen bei anderen Produkten (Elektronik) nutzen, bekannte Defizite vermeiden
                     Innovative Akteurskooperationen & systemische Ansätze sind entscheidend
                     Keine nachhaltige Mobilität ohne Aufbau einer sicheren & sauberen Rohstoffbasis!
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Fazit
                  – holistischer Systemansatz erforderlich für F&E

                     T         • Entwicklung innovativer Materialien & Produkte
                     D                Recyclingfähigkeit bei Produktentwicklung & -design berücksichtigen

                               • Nachhaltige Nutzungskonzepte & Geschäftsmodelle
                     Ö                use, reuse, repair, recycling; „Nutzen statt besitzen“ vorteilhaft auch für Recycling

                     L         • Umfassende Sammlung von Ressourcen-relevanten Altprodukten
                                        •     Ausbau Sammel-Infrastruktur, Sammelanreize schaffen
                     D                  •     Stoffstromverfolgung, Monitoring und Dokumentation
                                        •     Belastbare & aussagekräftige Statistiken

                     T         • Hochwertiges Recycling in Aufbereitung und finalem Recyclingprozess
                                        •     Produktbezogener Ansatz  Recycling des relevanten Materialmixes, nicht auf einzelne
                     D                        (kritische) Rohstoffe fokussieren ohne Gesamtauswirkung zu berücksichtigen, Priorisierung
                     Ö                  •     Recyclingeffizienz über die Kette, Schnittstellenoptimierung Aufbereitung – Metallurgie
                                        •     Innovative Recyclingverfahren für (Elektro-)Fahrzeuge (Verfahrenskette!)
                                        •     Wirtschaftlichkeit sicherstellen  Neugestaltung Produktverantwortung?
                     Ö
                               • Übergreifende & langfristig orientierte Akteurskooperationen
                     D
                                                                            Fokus: Technik, Ökonomie, Logistik, Digital/IT                17
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Fragen / Anregungen ?

Kontakt:      christian.hagelueken@eu.umicore.com                                www.umicore.com
Publikationen: www.researchgate.net/profile/Christian_Hagelueken/contributions   www.umicore.de
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