Digitale Potenziale für berufliche Rehabilitation - Wie die BFW ihre Digitalisierungsstrategien voranbringen - Bundesverband Deutscher ...
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1/2021 Chancen und Perspektiven der beruflichen Rehabilitation SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE Digitale Potenziale für berufliche Rehabilitation Wie die BFW ihre Digitalisierungsstrategien voranbringen Überall in Deutschland hat die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt – mit Auswirkungen auf den Arbeitsalltag, auf Abläufe und Prozesse. Aber auch mit neuen Möglichkeiten. Die Berufsförderungswerke haben mit Qualifizierung im Homeoffice, psychologischer Beratung über Online-Plattformen und virtuellen Info-Tagen gezeigt, dass berufliche Rehabilitation auch im Lockdown erfolgreich funktioniert. Aber Digitalisierung in den Berufsförderungswerken ist mehr. In den vergangenen Monaten wurde in allen BFW bundesweit die Weiterentwicklung der Digitalstrategien vorangetrieben. Diese Sonderausgabe gibt einen Einblick. Die REHAVISION wird herausgegeben vom
VORWORT Liebe Leserin, Leserin, lieber Leser Leser,, die Corona-Krise prägt unser aller Leben jetzt Dies gelingt, in dem alle Berufsförderungswerke auf schon eine gefühlte Ewigkeit. Über ein Jahr ist es digitale Lösungen und Plattformen setzen. Quali- her, dass sich die Deutsche Rentenversicherung fizierungen im Homeoffice, psychologische Beratun- Ende Februar 2020 dazu entschied, das 29. Reha- gen über Online-Plattformen oder virtuelle Info- Wissenschaftliches Kolloquium in Hannover ab- Tage zeigen, dass berufliche Rehabilitation auch im zusagen. Damals – über zwei Wochen vor dem Lockdown erfolgreich funktionieren kann. Gleichzei- ersten Lockdown – erschien dies einigen ver- tig dürfen wir nicht vergessen, dass Digitalisierung ständlicherweise zunächst noch als übertrieben. auch Grenzen hat. Auch diesen wollen wir in der Heute wissen wir, diese Entscheidung war richtig aktuellen Ausgabe nachgehen. Inklusion und beruf- und wegweisend. liche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen werden nur dann profitieren, wenn wir mit Augen- Mit Blick auf die aktuell sehr fragile Lage ist maß vorgehen, Vor- und Nachteile abwägen und es deswegen genauso richtig, das 30. Reha- dauerhaft die geeigneten digitalen Elemente in die Wissenschaftliche Kolloquium erstmals als Online- berufliche Rehabilitation implementieren. Anregun- Kongress durchzuführen. „Teilhabe und Arbeits- gen dazu finden Sie in der neuen REHAVISION. welt in besonderen Zeiten" lautet das diesjährige Thema. In gewisser Weise passt dieses Motto auch Ihr zur vorliegenden Sonderausgabe der REHAVISION. Denn auch die Berufsförderungswerke sind weiter gefordert, unter den Herausforderungen der Niels Reith Corona-Pandemie, berufliche Teilhabe für Geschäftsführer des Bundesverbandes Menschen mit Behinderungen zu realisieren. Deutscher Berufsförderungswerke Inhaltsverzeichnis Sonderthema Digitalisierung ist der Weg zur Weiterentwicklung . . 7 Digitalisierung in der Corona-Pandemie . . . . . 3 Mehr Teilhabechancen durch Digitale Potenziale für Künstliche Intelligenz? . . . . . . . . . . . . . . 8 berufliche Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . 3 Visuelle Ausbildung für Hörgeschädigte . . . . . 10 Innovationsschub für die Reha-Kolloquium erstmals online . . . . . . . . 10 Rehabilitationspädagogik . . . . . . . . . . . . 6 Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Impressum Redaktion: Gestaltung: Dr. Susanne Gebauer, Kerstin Kölzner, Ellen Krüger, zeichensetzen kommunikation GmbH Frank Memmler, Heinz-Werner Meurer, GDA Kommunikation − Gesellschaft für Marketing Niels Reith, Christian Vogel, und Service der Deutschen Arbeitgeber mbH Astrid Hadem (V. i. S. d. P.) Leserservice: Fotonachweise (Seite): Kontakt: Ellen Krüger iStockphoto (1, 3, 5); BV BFW/Kruppa (2, 6, 7, 11); Knobelsdorffstraße 92, 14059 Berlin BFW Dortmund (4); Meurer: Marco Rothbrust (9); Tel.: 030 3002-1253, Fax: 030 3002-1256 SRH BFW Heidelberg (10); Strehle: BMAS; Ramb: E-Mail: rehavision@bv-bfw.de Daniel Karmann; Piel: Joanna Kosowska; Ahuja: BA; Schaerffer/Plokatz: Ulrike Schacht; Weitzel: BFW Herausgeber: Köln; Dulger: BDA (11) Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke e. V. Aktuelle Ausgaben der REHAVISION finden Druck: Sie als Download unter: www.bv-bfw.de Königsdruck – Printmedien und digitale Dienste GmbH 2 REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE
DIGITALISIERUNG IN DER CORONA-PANDEMIE Digitale Potenziale für berufliche Rehabilitation Wie die BFW ihre Digitalisierungsstrategien voranbringen Überall in Deutschland hat die Corona-Pandemie zu einem massiven Digitalisierungsschub geführt – mit Auswirkungen auf den Arbeitsalltag, auf Abläufe und Prozesse. Aber auch mit neuen Möglichkeiten. Die Berufsförderungswerke haben mit Qualifizierung im Homeoffice, psychologischer Beratung über Online-Plattformen und virtuellen Info-Tagen gezeigt, dass berufliche Rehabilitation auch im Lockdown erfolgreich funktioniert. Aber Digitalisierung in den Berufsförderungs- werken ist mehr. In den vergangenen Monaten wurde in allen BFW bundesweit die Weiterentwicklung der Digital- strategien vorangetrieben – nicht nur als zentrales Element zukunftsfähiger Qualifizierungskonzepte, sondern auch, um neue Geschäftsfelder und Zielgruppen zu erschließen. F ür acht von zehn Unternehmen wurde die Corona-Pandemie zu einem Digita- lisierungsschub, so eine Studie des Bundes- verbandes Informationswirtschaft, Tele- kommunikation und neue Medien bitkom aus dem November 2020. Den meisten Managern geht es der Studie zufolge bei ihren Digitalisierungsbemühungen aller- dings vor allem darum, durch die Krise zu kommen oder für eine nächste gewapp- net zu sein. Nur 46 Prozent der Befragten planen, die Digitalisierung zu nutzen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Berufsförderungswerke gehören zu die- sen 46 Prozent. In der Professionalisie- rung ihrer Digitalstrategien loten sie die Möglichkeiten und Grenzen ebenso wie Chancen und Herausforderungen aus. Rasante Weiterentwicklung jetzt ad hoc unternehmen und einführen, werden wir beibehalten und weiterentwickeln.“ Kurz: Es gilt, mit „Mit Beginn der Pandemie haben wir die vorhandenen Augenmaß den Stellenwert und die Potenziale der digitalen Möglichkeiten und Plattformen unter einem Digitalisierung in der Beruflichen Rehabilitation zu sehr hohen Veränderungsdruck weiterentwickelt“, bewerten und sinnvoll zu nutzen. erklärt Christian Vogel, Direktor des BFW Dortmund und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Ganzheitliche Konzepte Deutscher Berufsförderungswerke. In Dortmund wie in allen anderen Berufsförderungswerken wurde die In vielen Berufsförderungswerken liegen inzwischen gesamte Leistungserbringung innerhalb kürzester Konzepte vor, die auf den Lessons learned der Co- Zeit auf digitale Formate umgestellt. Erfahrungen, rona-Pandemie basieren. Auch im BFW Dortmund die auch dauerhaft das Angebot der Beruflichen Re- hat man ein Digitalisierungskonzept entwickelt, das habilitation prägen sollen. Erfahrungen und Chancen zusammenführt – und das ganzheitlich ansetzt. Das Konzept beinhaltet Inves- „Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, mit titionen in die digitale Infrastruktur ebenso wie die welchen Ressourcen die Zukunftsfähigkeit der BFW zu Digitalisierung aller Prozesse und Abläufe im Berufs- gewährleisten ist“, würdigt Heinz Krumnack, erster Di- förderungswerk selbst. Hinzu kommt der Ausbau der rektor der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Rhein- Digitalisierung in der Qualifizierung sowie von digi- land und alternierender Vorstandsvorsitzender des talisierten Unterstützungsangeboten des Psychologi- Nordrhein-Westfälischen Berufsförderungswerks e.V., schen und Medizinischen Dienstes. „Die Digitalisierung die innovative Leistungsfähigkeit der Berufsförde- ermöglicht uns, hoch-flexibel zu sein und vielfältiger rungswerke. Jetzt komme es darauf an, strategisch in den Leistungen, d. h. wir können noch individuellere und konzeptionell die Weichen für die nächsten Jah- Angebote schaffen“, beschreibt BFW-Direktor Vogel re zu stellen. „Wir werten die Erfahrungen aus, die den Nutzen. Vielfältiger zu werden, bedeutet auch, wir aktuell machen, und lassen sie in eine schlüssige mittels Digitalisierung den spezifischen Anforderun- Strategie münden“, beschreibt Karsten Hohler, Ge- gen der jeweiligen Berufsbilder gerecht werden zu schäftsführer des BFW Würzburg den Strategiepro- können. Denn auch wenn derzeit alle Berufsbilder im zess. „Viele der Schritte und Maßnahmen, die wir BFW Dortmund in Richtung einer ➝ Fortsetzung REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE 3
DIGITALISIERUNG IN DER CORONA-PANDEMIE Teildigitalisierung weiterentwickelt werden, wird es im richtigen Mix. Vogel: „Die digitalen Möglichkeiten Unterschiede in der Ausgestaltung geben. „Ein tech- erlauben einen gezielten Medien- und Methodenmix, nik-affiner IT-Beruf wird stärkere digitale Anteile ha- der individuell gestaltet werden kann und sich an den ben als ein Beruf in der Fertigung oder im klassischen persönlichen Bedarfen der Rehabilitanden sowie ihrem Einzelhandel, für den auch in Zukunft die Praxisanteile Anwendungs-Knowhow ausrichtet.“ Ein Mix, der ganz eine große Rolle spielen werden“, erklärt Vogel. selbstverständlich auch die Vermittlung von digitalen Kompetenzen fördert. Und noch einen Pluspunkt brin- gen digitale Lernkonzepte mit. Sie sind eine wichtige Basis für selbstgesteuertes Lernen. Die Teilnehmenden „Die digitalen Möglichkeiten erlauben haben die Möglichkeit zu entscheiden, wann sie ler- nen wollen und wie oft sie eine Einheit wiederholen einen gezielten Medien- und Methodenmix, möchten, bis sie sich den Lernstoff erarbeitet haben. der individuell gestaltet werden kann.” Neben der Freiheit, das „Wann“ und „Wie oft“ zu Christian Vogel, Direktor des BFW Dortmund gestalten, ist einer der Vorteile der hybriden Lernfor- und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes men auch eine Fortsetzung der Qualifizierung etwa Deutscher Berufsförderungswerke bei Krankenhausaufenthalten oder anderen Verände- rungen, die sonst zu Abbrüchen führen könnten. Hier können sich für die Berufsförderungswerke Chancen für das Erschließen ganz neuer Zielgruppen ergeben. Kombination von Präsenz und Online Grenzen digitaler Qualifizierung Die Erfahrung, die alle BFW in den vergangenen Mo- naten gemacht haben und die durch eine erste Pro- Doch was bei dem einen Rehabilitanden selbstbe- jektstudie bestätigt wird: Auch eine übergangsweise stimmtes Lernen und Arbeiten fördert, schafft bei virtuelle berufliche Rehabilitation ist erfolgreich. Die dem weniger technologie-affinen Teilnehmer Hürden BFW-Teilnehmenden schließen ihre Prüfungen unver- und reduziert die Motivation. „Wie groß die Chancen ändert gut ab und finden ihren Platz im Arbeitsleben. der digitalen Möglichkeiten sind, hängt auch von den Doch auch wenn sie funktioniert, so deckt eine rein di- Zugangsmöglichkeiten des Einzelnen ab“, so Christian gitale berufliche Rehabilitation nicht alle Bereiche sinn- Vogel. Anders gesagt: Die Hürden der Digitalisierung voll ab, so die BFW-Experten. Zukunftsfähig sind aus bestehen dort, wo es Einschränkungen der Barrie- ihrer Sicht daher Konzepte, die didaktisch unverzicht- refreiheit gibt. Der Erfolg einer Beruflichen Rehabi- bare Präsenzphasen mit betrieblichen und mit virtu- litation wird daher auch künftig von differenzierten ellen Phasen sowie der Begleitung durch die Ausbil- Lösungen abhängen, die die Heterogenität der Teil- derinnen und Ausbilder kombinieren. Der Erfolg liegt nehmenden im Blick haben. Große Mehrheit der Unternehmen treibt Digitalisierung voran Welche konkreten Maßnahmen zur Digitalisierung Ihres Unternehmens haben Sie aufgrund der Corona-Pandemie unternommen? Anschaffung von Software 53 % 22 % 75 % Technologie Anschaffung von Hardware 42 % 28 % 70 % Aufbau digitaler Infrastruktur 31 % 27 % 58 % Videokonferenz statt persönliche Treffen 58 % 23 % 81 % Tools zur digitalen Zusammenarbeit 66 % 13 % 79 % Prozesse Digitale Dokumente statt Papier 33 % 30 % 63 % Nutzung digitaler Signaturen 31 % 32 % 63 % Beratung und Digitalisierung 15 % 23 % 38 % Einführung von Homeoffice 55 % 15 % 70 % Weiterbildung zu Digitalthemen 24 % 19 % 43 % Personal Digitalisierung von Recruiting 19 % 16 % 35 % Digitale Mitarbeiterevents 11 % 12 % 23 % Neueinstellung von Digitalisierungs-Experten 3 % 6 % 9 % 0% 20 % 40 % 60 % ■ ■ ■ umgesetzt Basis: Alle befragten Unternehmen (n=605) | Quelle: Bitkom Research ■ ■ ■ in Umsetzung oder geplant 4 REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE
Das sieht auch DRV- Direktor Heinz Krumnack so: „Menschen, die in ein BFW kommen, benöti- gen auch zukünftig den in- tensiven Kontakt im Sin- ne der Fallsteuerung wie auch eine indikationsba- sierte fachdienstliche Be- treuung.“ Digitalisierung fände vorerst dort Gren- zen, wo Menschen für ihre Unterstützung Men- schen brauchen. Krum- nack: „Hierzu bleibt ei- ne funktionierende Infra- struktur vor Ort notwen- dig, denn diese bietet ei- nen praxisbezogenen Er- probungs- wie auch ei- nen Gestaltungsraum für eine zielgerichtete und in- tegrationsorientierte Be- rufliche Reha.“ Zwar wer- de es zukünftig kein ausschließlich digitales BFW ge- Kick-Off für strategischen Digitalisierungs- Präsenzphasen wie ben, doch die Digitalisierung werde ein fester Be- prozess die betriebliche Phase standteil in der tagtäglichen Arbeit sein. „Dazu ge- bleiben unverzichtbar. hören digitalisierte Teilprozesse, autonome Lernpha- Ein Ansatz, der in allen Berufsförderungswerken ver- sen sowie Assistenzsysteme, die eine Flexibilisierung folgt wird. Im Bfw Sachsen-Anhalt wurde dazu extra von Ort, Raum und Zeit individuell ermöglichen“, skiz- eine neue Unternehmenseinheit für Digitalisierung ziert Krumnack die Parameter der neuen Beruflichen gegründet. Bereichsübergreifend treiben IT-Exper- Rehabilitation. ten des Berufsförderungswerkes und Beschäftigte aller Bereiche die Digitalisierung weiter voran. Mit BFW-Academy für Mitarbeitende Kick-offs zur Einführung von Digitalstrategien sind die Mitarbeitenden von Anfang an eingebunden Tiefgreifende Entwicklungen führen zu weitreichen- worden, im Bfw Sachsen-Anhalt genauso wie im den Veränderungen. So erweitert die Digitalisierung BFW Frankfurt. „Unabhängig von pandemiebeding- nicht nur die Möglichkeiten moderner Qualifizierung, ten Vorgaben sind digitale Elemente als Teil unserer sondern auch die Anforderungen an die Beschäftig- Leistungen unverzichtbar“, sagt Maria Klink, Ge- ten. Die Rolle von Ausbildern beispielsweise wird sich schäftsführerin des BFW Frankfurt am Main. „Zudem in die eines Lerncoachs wandeln. Aber auch für die Mit- wandelt sich der Arbeitsmarkt gerade immens und arbeitenden der Fachdienste und Verwaltung ergeben stellt damit neue Anforderungen an die BFW-Absol- sich Veränderungen. Um alle BFW-Mitarbeitenden im venten.“ Und damit auch an die BFW-Mitarbeitenden. Veränderungsprozess mitzunehmen und zu begleiten, haben das BFW Oberhausen und das BFW Dortmund Vor diesem Hintergrund startete im BFW Frank- eine Digital Academy sowie einen Digital Campus ge- furt im Herbst der Entwicklungsprozess für eine Di- schaffen. „Während es im Campus um Infrastruktur gitalstrategie. Zusammen mit einem externen Exper- und Hardware geht, steht in der Acadamy die Wei- ten für Digitalisierungsstrategien und Kompetenz- terbildung im Mittelpunkt“, erklärt Rolf Limbeck, Di- entwicklung geht es in einem auf mehrere Monate rektor des BFW Oberhausen. „Hier gibt es für jede angelegten Prozess darum, die Beschäftigten für die Beschäftigtengruppe individuelle Schulungsangebo- Nutzung digitaler Anwendungen und die Entwick- te.“ So werden die BFW-Ausbilder etwa ihre Anwen- lung neuer Angebote zu begeistern. Neben der kon- derkompetenzen der elektronischen Werkzeuge wie tinuierlichen Erweiterung digitaler Kompetenzen Visualizer oder Whiteboard weiterentwickeln und sollen die BFW-Ausbilder darin unterstützt werden, neue methodisch-didaktische Grundlagen für virtuelle beispielsweise Technologien zu ermitteln, die auch Angebote erarbeiten. Beschäftigte anderer Bereiche Menschen mit kognitiven Einschränkungen den Zu- wiederum werden in der Anwendung von Planungs- gang zu digitalen Lernplattformen ermöglichen. „Hier software geschult werden. „Der Grad der Digitalisie- liegen Chancen für innovative Reha-Angebote für rung ist unterschiedlich“, so Limbeck „Dem wollen wir Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, gerecht werden. Entscheidend ist, motivierend und die berufliche Rehabilitation bislang noch nicht nut- ganzheitlich vorzugehen.“ Ziel ist es, die Chancen der zen können“, ist sich Maria Klink sicher. Dieses Poten- Digitalisierung so effizient wie möglich zu nutzen. zial gilt es nun zu identifizieren. REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE 5
DIGITALISIERUNG IN DER CORONA-PANDEMIE Innovationsschub für die Rehabilitationspädagogik Die Pandemie nutzen, um zu lernen. Ein Beitrag von Frank Gottwald, Geschäftsführer des BFW Köln S chon vor der Pandemie gab es im BFW Köln eine Digitalisierungsstrategie. Sie war von Anfang an reha-spezifisch und umfasste das pädagogische Prin- rungen einer digitalisierten Arbeitswelt wie z. B. pro- jektorientiertes Arbeiten in wechselnden Teams, agile Arbeitsprozesse und die gewachsenen Anforderungen zip der Handlungsorientierung und die enge Ausrich- an die Medienkompetenz mit Inklusionskompetenz und tung der Ausbildung an der digitalisierten Arbeitswelt. dem Umgang mit Diversität. Mit einer Lernplattform, einem Learning Lab auf un- serem Campus zum Erlernen und Trainieren digitaler Online-Lernen erfordert Konzept-Anpassung Kompetenz und Handlungsfähigkeit in virtuellen Räu- men sowie dem Einsatz digitaler Tools wie Simulations- Die Methoden der handlungsorientierten Ausbildung Frank Gottwald, programmen waren wir im Frühjahr 2020 gut aufge- sind ursprünglich auf Präsenzausbildung ausgelegt und Geschäftsführer stellt. Auf diesen Grundlagen konnten wir unsere An- müssen sinnvoll um den Einsatz digitaler Medien er- des BFW Köln gebote für alle Teilnehmenden in alternativer Weise im gänzt werden. Denn über ihre Aktivitäten im Online- ersten Lockdown fortführen. Im Mai 2020 wurde das kontext trainieren die Teilnehmenden nicht nur die Si- Betretungsverbot (teilweise) aufgehoben, dann kam cherheit im Umgang mit digitalen Tools und Techniken, ein neuer Lockdown und machte erneute Änderungen sondern auch die notwendigen Schlüsselkompetenzen. notwendig. Die Pandemie – so anstrengend sie auch Unsere Teilnehmenden trainieren deshalb jetzt auch sein mag – verdeutlicht, was wichtig ist für die Flexi- das Verhalten nach Video-Netiquette. bilität unserer Organisation und beschleunigt unsere Professionalität im Digitalisierungsprozess. Leistungsschwächere Teilnehmende drohen abzutauchen Bereits jetzt können wir feststellen, dass uns die an- haltende Krise einen erneuten Innovationsschub bringt, Distanzlernen fordert von den Teilnehmenden eigen- auch und gerade in der Rehabilitationspädagogik. ständiges Arbeiten und Selbstorganisation in besonde- Das theoretische Wissen, dass die Übertragung 1:1 rem Maß. Unserer Aufmerksamkeit bedürfen deshalb von Präsenz auf Online allein nicht reicht, wurde durch lernschwächere Teilnehmende, deren Bedarfe in der die praktischen Erfahrungen in allen Bereichen des Ausgestaltung des reha-pädagogischen Konzepts zum BFW Köln erlebt und bestätigt. Einige seien hier genannt. Distanzlernen im allgemeinen und der Online-Neti- quette im Besonderen berücksichtigt werden müssen. Online-Kompetenz immer wichtiger Begleitende Dienste stärker gefordert Der sichere Umgang mit digitalen Technologien und Medien war für die berufliche Handlungskompetenz Den begleitenden Diensten kommt im Distanzlernen eine in vielen Berufen schon vorher unerlässlich. Doch die besondere Bedeutung zu. Lernen im Homeoffice kann Pandemie verändert die Arbeitswelt nachhaltig, und psychische Beeinträchtigungen und soziale Schwierigkei- die Befähigung zum digitalen Arbeiten bzw. Fortbildung ten der Teilnehmenden verstärken. Also müssen Interven- aus dem Homeoffice ist zentrale Bedingung für den tionen für den Umgang mit Teilnehmenden auf die Situ- Integrationserfolg. Dabei hilft uns z. B. das Projekt ation – Lernen von zu Hause – angepasst, psychologische „Including.Digital.Twins.“*. Es verbindet die Anforde- oder medizinische Beratung und Unterstützung auch im digitalen Umfeld präsent und abrufbar sein. Im BFW Köln entwickeln und erproben Reha-Integrationsmanager, Psy- Bausteine für den Einsatz in der Reha-Vorbereitung chologen, Sportpädagogen und Vermittler zusätzlich zu ihrem täglichen Einsatz präventive Online-Angebote im Produzieren Suchen Analysieren Schützen Video-Format. Wir haben systematisch ausgewertet, wel- und und und und sicher che Herausforderungen im Distanzlernen auftraten, wel- präsentieren: verarbeiten: reflektieren: agieren: che guten und welche weniger guten Lösungen erprobt Funktion von wurden. Die Erkenntnisse daraus stellen wir in den Mittel- Word Suchmaschinen Fake News: Big Data/ punkt für unsere zukünftige Ausrichtung. Selbstverständ- Definition, personen- Merkmale bezogene Daten lich können alle alternativen Maßnahmen, kein Tutorial Merkmale/ Vor-/Nachteile und kein Videogespräch die individuelle Förderung in Excel Präsenz ersetzen. Uns ist sehr bewusst, dass unsere Ziel- Bild- und EU-Daten- Suchstrategien Video- schutzgrund- gruppen aufgrund ihrer Vorbedingungen angewiesen Manipulation verordnung sind auf eine strukturierte Ausbildung auch vor Ort. Aber PowerPoint Kriterien zur wir werden die Pandemie weiter nutzen, um aus dem zu Bewertung der Ergebnisse Vergleichsportale Best Practice: lernen, was wir ausprobiert und erfahren haben. Fake Shops, Schutz barrierefreie Zahlungs- personen- Dokumente Wikipedia methoden, AGBs bezogener Daten * Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds 6 REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE
Digitalisierung ist der Weg zur Weiterentwicklung Dr. Susanne Gebauer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Berufsförderungswerke, über digitale Kompetenzen und Vorteile für die Integration. Mit der Corona-Pandemie haben sich die digitalen Möglichkeiten und ihre Nutzung vervielfacht. Auch in den Berufsförderungs- werken hat die Digitalisierung dank der etablierten Nutzung von E-Learning-Plattformen einen zusätzlichen Schub bekommen. Ein Interview mit der Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Berufsförderungswerke Dr. Susanne Gebauer. REHAVISION: Welche Erfahrung haben die BFW mit dem Digitalisierungsschub gemacht? Dr. Susanne Gebauer: Der Digitalisierungsschub prägt natürlich auch die berufliche Rehabilitation. Und das nicht erst seit Corona. Aber seit März 2020 haben wir uns in allen Berufsförderungswer- ken sehr intensiv mit den Themen Breitband-Inter- netzugang, Video-Konferenzen, Teilnehmerintranet bzw. digitale Lernplattformen etc. beschäftigt. In beiden Lockdowns erfolgte die Qualifizierung on- line, d. h. im Homeoffice. Auch die Klausuren wur- den online durchgeführt ebenso wie die Beratun- gen per Chat. Da es in jedem Berufsförderungswerk bereits zuvor digitale Ausbildungsinhalte gab, wie „Eine gelingende berufliche Rehabilitation erfordert eine SAP, DATEV und die Microsoft Business Software- permanente Anpassung an veränderte Anforderungen.“ Lösungen Navision, Word, Excel, Powerpoint und Outlook konnten wir an dieser Stelle überall pro- Dr. Susanne Gebauer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes blemlos darauf aufsetzen. SAP wurde z. B. über Deutscher Berufsförderungswerke „GotoMeeting“ ausgebildet, da die Teilnehmenden sich auch von Zuhause aus bei SAP anmelden konn- ten. Die Kompetenzen in der selbstverständlichen Nutzung der unterschiedlichen Medien nehmen die REHAVISION: Bei allen Vorteilen: Was sind die Teilnehmenden auch für ihre zukünftigen Arbeits- Grenzen digitaler Angebote? plätze mit. Leider kommen bei rein digitalen Anwendungen, wie REHAVISION: Welche Rolle spielen digitale sie in der Corona-Pandemie weitgehend die Regel Kompetenzen insgesamt für die Vermittlung? waren, Themen wie Projekt- und Gruppenarbeit zu kurz. Das führt bei der Förderung bestimmter Kom- Eine große Rolle, denn die erworbene Medienkom- petenzen etwa im sozialen Bereich zu Defiziten. Durch petenz erweitert die Fähigkeit der BFW-Teilneh- das „Social Distancing“ entwickeln sich auch die grup- menden, eigenverantwortlich digitale Plattformen pendynamischen Prozesse aktuell anders. zu nutzen, um sich Informationen zu beschaffen und sich weiterzubilden. Ein sehr wichtiger Aspekt REHAVISION: Wie sind die digitalen Anteile im Gesamt- für eine nachhaltige Integration. Zudem wird Co- prozess der beruflichen Rehabilitation einzuordnen? rona die Arbeitswelt vermutlich dauerhaft verän- dern, so dass es verstärkte Tendenzen zum flexiblen Eine gelingende berufliche Rehabilitation erfordert Arbeiten gibt, etwa Jour fixes per Online-Meetings eine permanente Anpassung an veränderte Anforde- oder Telefonkonferenzen. Hier sind Beschäftigte rungen der Arbeitswelt. Die fortschreitende Digitalisie- gefragt, die eine entsprechende Mediennutzung rung erweist sich hier bereits seit mehreren Jahren als kennen und beherrschen. zentraler Faktor. Die im Bundesverband zusammenge- schlossenen Berufsförderungswerke haben verschiede- Natürlich hat der Umstand, dass immer mehr ne Umsetzungsfelder abgesteckt, die angefangen von Prozesse digital ablaufen, auch seine Wirkung den internen Prozessschritten – z. B. im Anmelde- und bei der Stellensuche der BFW-Teilnehmenden. So Aufnahmeverfahren – über die didaktischen Konzep- nutzen die angehenden Absolventen heute die te bis hin zur Integrationsunterstützung den Gesamt- Websites von Unternehmen und die Jobbörse prozess abbilden. Wesentlich dabei ist: Digitalisierung der Arbeitsagenturen sehr intensiv für ihre Job- wird hier nicht als „Ziel“, sondern als „Weg“ zur Weiter- suche. Auch Bewerbungsgespräche finden online entwicklung der beruflichen Rehabilitation verstanden. statt – über Videoplattformen mit Headsets und Sie soll dazu beitragen, dass Menschen selbstbestimmt Webcams. und dauerhaft am Arbeitsleben teilhaben können. REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE 7
DIGITALISIERUNG IN DER CORONA-PANDEMIE Mehr Teilhabechancen durch Künstliche Intelligenz? Projekt KI.ASSIST erprobt neue Perspektiven in der Beruflichen Rehabilitation Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet in der Aus- und Weiterbildung sowie am Arbeitsplatz neue Perspektiven, sowohl für Beschäftigte als auch für Arbeitgeber. Für Menschen mit Schwerbehinderungen können KI-gestützte Assistenz- systeme dabei zusätzliche Mehrwerte bieten. Sie passen zum Beispiel den Grad einer digitalen Assistenz automatisch an die individuellen Bedürfnisse der Nutzenden an oder kompensieren behinderungsbedingte Einschränkungen. M it dem Einsatz von Assistenzdiensten mit Künst- licher Intelligenz in der Beruflichen Rehabilita- tion gehen unterschiedliche Fragen einher, die im darf der Teilnehmenden bei den Kooperationspart- nern ermittelt – und das personenzentriert und par- tizipativ.“ Parallel wurden vielversprechende KI-Tech- Forschungsprojekt KI.ASSIST seit April 2019 praxis- nologien für die Zielgruppen recherchiert und in Be- nah diskutiert und beantwortet werden. Ab diesem zug auf ihre Machbarkeit analysiert. In einem mehr- April gehen die KI-basierten Technologien bundes- teiligen Design-Thinking-Workshop-Format wurde mit weit in neun Einrichtungen der beruflichen Reha- diesen Ergebnissen für jeden LER ein individuelles Um- bilitation und in einem Industrieunternehmen in setzungsszenario erarbeitet. Jedes der drei beteiligten sogenannten Lern- und Experimentierräumen (LER) BFW hat sich auf eine KI-Technologie konzentriert. in die Testphase. Neben drei Berufsbildungswerken und Werkstätten für behinderte Menschen sind auch Datenschutz und Ethik im Blick drei Berufsförderungswerke in dem Projekt dabei: das BFW Halle, das BFW Koblenz und das BFW Die KI-gestützte Verarbeitung personenbezogener München. Daten kann beispielsweise Rückschlüsse auf die Gesundheit der Nutzer zulassen. Daher erfordern Erprobung ausgewählter Technologien in BFW die Entwicklung und der Einsatz von KI-Systemen einen kritischen Blick. Im Projekt wurden aus die- „Der konkreten Erprobung ging eine längere Konzep- sem Grund mehr als einhundert KI- und Inklusions- tionsphase voraus“, sagt Projektleiterin Dr. Susanne Experten zu ihrer Einschätzung ausgewählter Tech- Bartel, die den Bereich F&E beim Bundesverband nologien befragt. Zudem befassen sich in der Ar- Deutscher Berufsförderungswerke verantwortet. „In beitsgruppe „Ethik, KI und Menschen mit Behinde- den vergangenen Monaten wurde der jeweilige Be- rungen“ geladene Expertinnen und Experten mit Arbeitsschwerpunkte des Projekts KI.ASSIST – Laufzeit 4/2019 bis 3/2022 TRA NS F O N Ethik RM O Organisation I ATIO Umsetzungsszenarien AT Infrastruktur E X PLO R Experimentierräume Datenschutz N Evaluation Rechtliche Regularien M O NI TO DATEN- RI SOUVERÄNITÄT N MOTIVATION, KI-Dienste O RM G TTF AKZEPTANZ Assistenz P LA Agilität G Fachtagungen Transfer LO Expertengruppen DIA Digitale Plattform SELBST- Nationaler Gipfel BESTIMMUNG KOMPETENZ TEILHABE, DIVERSITY PERSONENZENTRIERUNG 8 REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE
BFW Halle Technologie » Über eine barrierefreie Smartphone APP, die mit einem im Gebäude fest verbauten System kommuniziert und Daten situationsgerecht aus dem Web bezieht, sollen sich in Zukunft auch blinde und seheingeschränkte Assist All Virtueller Assistent zur Orientierung in Innenräumen Menschen in Gebäuden orientieren können. für Menschen mit Kerstin Kölzner, Geschäftsführerin BFW Halle Behinderung BFW Koblenz Technologie » Durch eine Kombination verschiedener Technologien soll es Menschen mit psychischen Erkrankungen aus allen Berufs- feldern und Bereichen des BFW Koblenz ermöglicht werden, an der Verbesserung ihrer Emotionsregulation, Belastbarkeit, EmmA Biofeedbacktraining zum Erlernen von Strategien der Konzentration und Problemlösungsstrategien zu arbeiten. Emotionsregulation Heinz-Werner Meurer, Geschäftsführer BFW Koblenz BFW München Technologie » Wir hoffen, dass die ausgewählte KI-Technologie Kenntnisse und Fertigkeiten der Berufsausbildung unseren Rehabilitanden bedarfsgerecht, AR Datenbrille Mobile Datenbrille mit Spracheingabe zur Unterstützung unterstützend und innovativ vermittelt. bei komplexen Günther Renaltner, Geschäftsführer BFW München Arbeitsprozessen den ethischen Leitplanken für einen verantwor- Corona und KI.ASSIST tungsvollen Einsatz von KI-Technologien in Bezug auf Inklusion am Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Die Corona-Pandemie hat das Projektteam und dessen Kooperationspartner bei der Vorbereitung In weiteren Arbeitspaketen des Forschungspro- der Lern- und Experimentierräume sowie bei der jekts werden die erforderlichen digitalen Kompe- Durchführung der Workshops vor unerwartete He- tenzen der Nutzenden und Fachkräfte beim zukünf- rausforderungen gestellt. Mit Hilfe von virtuellen tigen Einsatz von KI-Technologien am Ausbildungs- Whiteboards und Videokonferenz-Technik konnte und Arbeitsplatz geschult oder auch die Chancen die Konzeptionsphase dennoch durchgeführt wer- und Risiken bezüglich Selbstbestimmung, Teilhabe den. Für die konkrete Umsetzung der LER werden und Diversität sowie Datensouveränität geprüft. derzeit Hygienekonzepte und Alternativszenarien entwickelt, damit das Forschungsprojekt möglichst Modell für Transformationsprozesse schaffen unabhängig vom weiteren Verlauf der Corona-Pan- demie bis März 2022 erfolg- Der Teilbereich Transformation erforscht, wie Ver- reich abgeschlossen werden änderungsprozesse zu gestalten sind, damit Men- kann. schen mit Behinderung von KI-basierten Assistenz- systemen in der Beruflichen Rehabilitation und bei Für dieses Jahr sind verschie- der Arbeit profitieren können. Ziel ist es, ein Modell dene Veranstaltungsformate für Transformationsprozesse und davon ausgehend geplant. So wird es am 6. Mai KI.ASSIST ist ein Verbund- Handlungsempfehlungen für die Entwicklung, Ein- eine erste digitale Fachveran- projekt des BV BFW, der BAG Berufsbildungswerke, führung und den langfristigen Einsatz von KI-basier- staltung zu Lern- und Experi- der BAG Werkstätten für ten Assistenzsystemen für Menschen mit Behinde- mentierräumen geben. Am En- behinderte Menschen und des rung zu erarbeiten. de des Projektes steht ein Na- Deutschen Forschungszentrums tionaler Gipfel als Abschluss- für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die Projektwebseite als ein zentrales Element veranstaltung, der alle Er - der Dialogplattform gibt laufend Einblicke in die kenntnisse und Akteure zu- ➝ www.ki-assist.de sich entwickelnden Lern- und Experimentierräume. sammenführt. „Bis dahin ist es Zudem informiert sie über die Fortschritte im For- noch ein ganzes Stück Arbeit“ schungsprojekt. Perspektivisch soll mit Informationen sagt Dr. Susanne Bartel mit zu möglichen KI-basierten Assistenztechnologien, Blick auf die kommenden Mo- Ergebnissen aus den Arbeitsschwerpunkten und nate. „Aber alle Projektbetei- Handlungsempfehlungen die Entwicklung, Einfüh- ligten sind schon jetzt sehr ge- rung und der Einsatz Künstlicher Intelligenz für Men- spannt auf die nun beginnen- schen mit Behinderung unterstützt werden. de Erprobungsphase.“ REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE 9
DIGITALISIERUNG IN DER CORONA-PANDEMIE Visuelle Ausbildung für Hörgeschädigte Das SRH Berufsförderungswerk in Heidelberg erstellt Videos in Deutscher Gebärdensprache Menschen mit und ohne Hörschädigung gemeinsam auszubilden. Dazu werden im Unterricht vor Ort Ge- bärdensprachdolmetscher eingesetzt. Im Lockdown mit Unterricht am Bildschirm funktioniert das aller- dings nicht mehr. Was also tun? „In der Videokonferenz den Unterricht simultan in Gebärdensprache zu übertragen, funktioniert nicht immer. Die Gebärden kommen nicht über jede Inter- netleitung in ausreichender Qualität an. Zu Hause fehlt außerdem oft die nötige Ruhe, um sich auf alles gleich- zeitig zu konzentrieren“, erklärt Kommunikationspä- dagogin Jasmin Groh, die das Zentrum leitet. Deshalb kam das Team des Kompetenzzentrums zu einer neuen W ie kreativ und flexibel neue Wege entstehen, um allen Teilnehmergruppen eine virtuelle Aus- bildung zu ermöglichen, zeigt ein Beispiel aus dem Lösung: „Die Dozenten nehmen ihren Live-Unterricht auf. Anschließend gestaltet unser Team den Film bar- rierefrei, entweder mit Untertiteln oder mit Einblen- SRH Berufsförderungswerk (SRH BFW) in Heidelberg. dung von Gebärdensprachdolmetschern“, sagt Jasmin In seinem „Kompetenzzentrum Hören und Kommuni- Groh. Auch nach Corona werden diese Inhalte eine kation“ hat sich das SRH BFW darauf spezialisiert, wertvolle Ergänzung zum Lehrangebot sein. Reha-Kolloquium erstmals online „Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten” ist das Motto des diesjährigen Kongresses Nachdem das Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium 2020 wegen der drohenden Corona-Pandemie kurzfristig abge- sagt wurde, wird es im 30. Jubiläumsjahr erstmals online stattfinden. Vom 22. bis 25. März 2021 tauscht sich die Reha- Szene unter dem Motto „Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten” komplett virtuell aus. Auch der BV BFW ist dabei, u. a. mit einem Diskussionsforum zum Projekt KI.ASSIST. B esondere Zeiten verlangen nach besonderem Handeln. Mit Blick auf die anhaltende Corona- Pandemie haben sich die Deutsche Rentenversiche- In einem Diskussionsforum des BV BFW werden erst- mals aktuelle Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt KI.ASSIST vorgestellt. Akteure aus Wissenschaft, Pra- rung Bund und Braunschweig-Hannover sowie die xis und seitens der Rehabilitationsträger diskutieren Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissen- die bisherigen Ergebnisse des Zukunftsprojektes und schaften dazu entschlossen, das Reha-Kolloquium in beleuchten, welche Strukturen, Prozesse und KI-Tech- diesem Jahr komplett digital zu veranstalten. Das nologien für die digitale Transformation in der Beruf- Kongress-Motto „Teilhabe und Arbeitswelt in be- lichen Rehabilitation von besonderer Bedeutung sind. sonderen Zeiten“ vereint Themen, die ursprünglich für 2020 vorgesehen waren mit Beiträgen, die die Diskussionsforum mit DEGEMED aktuelle Pandemiesituation mit ihren Effekten auf Teilhabe und Arbeitswelt aufgreifen. Gemeinsam mit der DEGEMED widmet sich der BV BFW in einem zweiten Diskussionsforum neuen Ansätzen der präventiven Gesundheitsförderung. Diskutiert wird auch, wie Betriebe noch besser unter- Der BV BFW auf dem 30. Reha-Kolloquium: stützt werden können und wo Optimierungsbedarf an den Schnittstellen besteht. Zudem ist das 2020 abgeschlossene Projekt ORELTA der Humboldt-Uni- versität zu Berlin und des BV BFW Teil der Session: Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA I). Neben dem Vortragsprogramm bietet der On- line-Kongress auch einen Rundgang durch eine virtu- elle Fachausstellung. Teilnehmende können sich dort über die Akteure aus der Praxis informieren und sich mit ihnen über eine Chat-Funktion zu neuen Entwick- lungen austauschen. 10 REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA-PANDEMIE
NAMEN UND NACHRICHTEN Personalia BMAS: Susanne Strehle leitet Gruppe BFW Hamburg: Christine Schaerffer neue „Förderung der Teilhabe“ Geschäftsführerin Seit 2020 leitet Susanne Strehle die Seit August 2020 ist Christine Schaerffer neue Gruppe „Förderung der Teilhabe“ in neue Geschäftsführerin der PepKo Pers- der Abteilung V des Bundesministeriums pektiv-Kontor Hamburg GmbH, zu der für Arbeit und Soziales (BMAS). Die neben dem Berufsförderungswerk Ham- Gruppe ist zuständig für die großen För- burg auch das Berufliche Trainingszen- derprogramme der Rehabilitation und trum Hamburg, das Berufsbildungswerk Teilhabe, darunter das Bundesprogramm Hamburg sowie ausblick Hamburg ge- rehapro und die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung hören. Verantwortlich für das operative (EUTB®). Ein weiterer Schwerpunkt sind innovative Modellpro- Geschäft ist Steffi Plokarz, die seit Juli jekte zu den Chancen der Digitalisierung für die Teilhabe von 2020 im BFW Hamburg tätig ist. Zuvor Menschen mit Behinderungen. Susanne Strehle hat an der Uni war Christine Schaerffer elf Jahre als Be- Konstanz Verwaltungswissenschaft studiert und ist seit 2002 raterin bei der Nordlicht Management im BMAS beschäftigt. In den vergangenen Jahren war sie Consultants GmbH tätig, die sich auf schwerpunkmäßig im Bereich Europa/Internationales tätig und Strategie- und Managementberatung verantwortete unter anderem Konzeption und Umsetzung von für Organisationen aus dem öffentlichen arbeitsmarktpolitischen Programmen des Europäischen Sozial- Sektor und Non-Profit-Bereich spezialisiert hat. Für die neue fonds (ESF). Ihr Ziel ist, Förderprogramme und Modellprojekte weibliche Doppelspitze ist der Slogan des Gesellschafters hand- der Rehabilitation und Teilhabe effizient umzusetzen und er- lungsleitend „Das Zusammen wirkt“. Beiden ist wichtig, „Verän- folgreiche Ansätze in eine nachhaltige Verbesserung bestehen- derungen als Konstante zu begreifen und diese gemeinsam mit der Strukturen und Instrumente zu überführen. unseren Mitarbeitenden und Teilnehmenden zu gestalten“. Drei Frauen an BA-Verwaltungsratsspitze BFW Köln: Stefan Weitzel folgt auf Frank Gottwald Nach fast zehn Jahren an der Spitze des BFW Köln wird Frank Gottwald (oben) Ende März 2021 in den Ruhestand ver- abschiedet werden. Sein Nachfolger ist der 55-jährige Stefan Weitzel (unten), Seit Ende 2020 ist die Verwaltungsratsspitze der Bundesagentur der die Geschäftsführung für das Berufs- für Arbeit (BA) weiblich: Mit Christina Ramb (l.) als neuer förderungswerk, das Zentrum Bildung Vorsitzenden besteht das Präsidium des Verwaltungsrats erst- und Beruf sowie für den Gastronomiebe- mals aus drei Frauen. Neben Christina Ramb (Arbeitgeber) sind reich dia.Cena GmbH am 1. März über- das Anja Piel (Arbeitnehmer, Mitte) sowie Vanessa Ahuja nommen hat. Der studierte Betriebswirt (Öffentliche Körperschaften, r.). Christina Ramb war bereits von aus dem Münsterland bringt viele Jahre 2012 bis 2018 stellvertretendes, dann ständiges Mitglied im Erfahrung im Feld beruflicher Qualifizie- Verwaltungsrat der BA. Sie folgt auf Steffen Kampeter, der im rung und Integration mit – nicht zuletzt Oktober aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden ist. Anja Piel durch seine erfolgreiche Arbeit im BFW rückte im Juli 2019 für Annelie Buntenbach nach. Vanessa Hamm, wo er seit 2016 als kaufmännischer und Ausbildungs- Ahuja, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Arbeit und leiter tätig war und auch den Bereich Verpflegung leitete. Das Soziales, folgte bereits 2018 auf Elisabeth Neifer-Porsch. BFW Köln gehört zur Diakonie Michaelshoven. BDA: Dr. Rainer Dulger ist neuer Präsident Ende 2020 übernahm Dr. Rainer Dulger über Dienstleistungen und Chemie. Diese Breite – die sich auch das Amt des Präsidenten der Bundesver- durch kleine, mittlere und große Unternehmen zieht – ist unsere einigung der Deutschen Arbeitgeberver- Stärke. Ich will diese Vielfältigkeit weiterhin einen und stärken. bände (BDA) von Ingo Kramer. „Wir sind Das ist mein Ziel. Dafür stehe ich als Arbeitgeberpräsident“, so der der einzige Spitzenverband in Deutsch- 1964 geborene Dr. Dulger. Zuvor war Dulger Vizepräsident der land, der die gesamte Wirtschaft ver- BDA, seit 2003 ist er Mitglied des Präsidiums, seit 2014 Präsident tritt – von Industrie, Handel, Handwerk, der Arbeitgeberlandesvereinigung Baden-Württemberg. REHAVISION 1/2021 SONDERTHEMA CORONA 11
Fit für die Zukunft Menschen. Unternehmen. Berufsförderungswerke. 3 BFW beteiligen sich am 100 % der BFW beschäftigen sich mit Projekt KI.ASSIST Digitalisierungsstrategien Zahlen und Fakten Digitale Potenziale für berufliche Rehabilitation 1 Ein Jahr Corona-Pandemie 46 % der Unternehmen in Deutschland prägt seit März 2020 nutzen Digitalisierungsschub die berufliche Rehabilitation zur Erschließung neuer Geschäftsfelder Gut informiert Ausgabe verpasst? Aktuelles aus dem Bundesverband Archiv & Leserservice Anmeldung für die BV BFW Infomail: Die Ausgaben der REHAVISION als Download: www.bv-bfw.de/infomail www.bv-bfw.de/rehavision
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