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DUZ WISSENSCHAFT & MANAGEMENT AUSGABE 4.2020 // 8. MAI // zukunftswerkstatt // SEHEN UND GESTALTEN GESCHICHTE FÜR HEUTE GERECHTE CHANCEN Wie alle Statusgruppen an der Der geisteswissenschaftliche Das Programm Studium + M der Frankfurt UAS Strategien für die Transfer der Universität Münster Stiftung Mercator soll mehr junge Zukunft entwarfen setzt auf Kommunikation Menschen zum Studium motivieren
// KOMMUNIKATION & MARKETING // Wie Geschichte in der Gegenwart ankommt Dem Zentrum für Wissenschaftskommunikation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gelingt der Transfer historischer Perspektiven in Gegenwartsfragen | Von Viola van Melis E Foto: Stefan Klatt / WWU Münster s mutet paradox an: Univer- Exzellenzcluster „Religion und Politik“ sitäten bilden professionel- der Westfälischen Wilhelms-Univer- le Geschichtsvermittler in sität Münster (WWU) mögen dienlich Public-History-Studiengän- sein, zumal dort regelmäßig Beratung gen aus – für bundesweit von außen angefragt wird. Seit gut vielfältige Aktivitäten der Museums- zehn Jahren verbreitet das Zentrum Er- didaktik, Denkmalpflege und Gedenk- kenntnisse aus 20 geistes- und sozial- Viola van Melis stättenarbeit, die die gesellschaftliche wissenschaftlichen Disziplinen – und leitet seit 2009 das Zentrum Befassung mit Geschichte befördern. hat sich dabei stark Geschichtsthemen für Wissenschaftskommuni- In der öffentlichen Verbreitung histo- und historischen Perspektiven auf Ge- kation am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni- rischer Erkenntnisse aus der eigenen genwartsfragen verschrieben. Das lei- versität Münster. Ihre Arbeits- Forschung bleiben Hochschulen hinge- tet sich ab aus dem interdisziplinären schwerpunkte liegen im Bereich Forschungstransfer gen oft zurückhaltend. Forschungsprogramm mit Themen aus für Geistes- und Sozialwissen- Religion und Politik von der Antike bis schaften, Religion und Öffent- Historisch arbeitende Fächer zählen, heute, quer durch die Kulturen und lichkeit sowie Religionspolitik | van.melis@uni-muenster.de wie die Geisteswissenschaften insge- Kontinente. Daraus lassen sich Rück- samt, zu den Nachzüglern der Wissen- schlüsse über Erfordernisse und Wir- schaftskommunikation. Praxis und kungsweisen des Transfers historischer langjährige Beobachtung von Hoch- Themen ziehen. schulkommunikation legen dies nahe, ebenso wie die (noch geringe, teils dis- Ziele des Transfers parate) Forschung zum Transfer der Geistes- und Sozialwissenschaften (1). Die Mitglieder des Exzellenzclusters in Die Akteure dieser Fächer treten, oft auf Münster sehen es als ihre gesellschaft- mediale Anfrage hin, eher als „Public In- liche Aufgabe an, die Erkenntnisse ihrer tellectuals“ auf, die aktuelle Fragen aus Grundlagenforschung einer außeruni- ihrem Fachwissen beantworten, statt versitären Öffentlichkeit zu vermitteln dass sie, auch initiativ, Erkenntnisse und darüber ins Gespräch zu kommen. aus jüngerer Forschung vermitteln (2). Dazu haben sie 2009 das Zentrum für Wissenschaftskommunikation in den Zugleich aber wächst in Forschungs- Verbund integriert und mit Fachjourna- verbünden das Interesse an Beratung, listen und Kommunikationsfachleuten wie sich Transfer aus den Geistes- besetzt. wissenschaften doch leisten lässt. Erfahrungen aus dem Zentrum für Wis- Seither werden kontinuierlich, in en- senschaftskommunikation (Wiko) am ger Kooperation zwischen Wissenschaft 20 DUZ Wissenschaft & Management 04 | 2020
und Kommunikation, Forschungs- erkenntnisse an vielfältige Zielgrup- pen in Medien, Politik, Bildung, Kultur, Religions- und Weltanschauungsge- meinschaften und weiteren gesell- schaftlichen Feldern vermittelt. Dazu gehören historische und soziologische Erkenntnisse zu Migration und Inte- gration, epochenübergreifende Studien zum Verhältnis von Religion, Gewalt und Geschlecht oder zeithistorische, rechts- und politikwissenschaftliche Analysen zu Religionsrecht und Religionspoli- tik. Am Transfer beteiligt sind alle, vom wissenschaftlichen Nachwuchs bis zu Professorinnen und Professoren. Neben Forschung und Lehre wird der Transfer so zum dritten Arbeitsfeld an der Uni- Foto: Carolyn V. / unsplash.com versität (3). Ziel des Transfers ist es, der Gesell- schaft Reflexions- und Orientierungs- wissen zur Verfügung zu stellen, mit dem sich aktuelle Herausforderungen in einen größeren sozialen, rechtli- chen, politischen, ethischen oder histo- rischen Kontext einordnen lassen. Auf anstaltungen für alle Altersgruppen, diese Weise können oft hitzig und in ab- etwa Ausstellungen, Film- und Kon- geschotteten Milieus geführte Debat- zertreihen, Buchvorstellungen und ten versachlicht werden. Diese Rolle der Schülerakademien. Wissenschaft erscheint gerade in welt- anschaulich pluralen Gesellschaften Kern des Transfers bilden die natio- wichtig, deren Debattenklima populis- nale und internationale Medienarbeit tisch aufgeheizt ist und in denen sich und die multimediale, oft zweisprachi- wissenschaftsfeindliche Stimmen Ge- ge Verbreitung in sozialen Medien, dem hör verschaffen. Internet, Newslettern und Magazinen. In Text-, Bild-, Audio- und Filmformaten Formate des Transfers arbeitet das Wiko gegenwartsbezogene und historische Forschungsergebnisse Der Exzellenzcluster nutzt eine Band- und ihre gesellschaftliche Relevanz so breite an Formaten des Forschungs- heraus, dass Medien und Multiplikato- transfers: Das Spektrum reicht von ren sie als relevant erachten und nut- nationaler und internationaler Medien- zen. Im Schneeballeffekt folgen auf die arbeit über Politikberatungen und Bür- Medienverbreitung Einladungen zu Vor- gerdialoge bis zu digitalen Angeboten trägen und Diskussionen in Stiftungen, für die Schul- und Erwachsenenbildung. politischen Gremien, Kirchen und Reli- Auch interdisziplinäre Vortragsreihen, gionsgemeinschaften, Schulen, Museen Podiumsdiskussionen und Streitge- und Bildungshäusern. spräche zwischen Wissenschaft, Politik, Medien und Religionen gehören zum Um Nachhaltigkeit zu schaffen, unter- Angebot. Hinzu kommen Transferver- richtet das Wiko den wissenschaftlichen 04 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 21
// KOMMUNIKATION & MARKETING// Der Exzellenzcluster konnte differenzierte wissenschaftliche Einschätzungen verbreiten, die medialen Schwarz-Weiß- Logiken widersprachen Nachwuchs in Schulungen für fachspe- Formaten nüchtern und früh im Text zifische Wissenschaftskommunikati- darzulegen – ob in Pressemitteilun- on. Künftig richtet der Exzellenzcluster gen oder Social-Media-Posts, im Leit- das bundesweit erste Fortbildungspro- thema einer Museumsausstellung oder gramm „Fachjournalist/in Religion“ in einer interaktiven Veranstaltung. Jour- Zusammenarbeit mit einer Journalis- nalistisch gesprochen liegt hier der tenschule aus, um wissenschaftliche Nachrichtenwert, der in professionel- Expertise unter jungen Journalisten le Gattungen der Öffentlichkeitsarbeit zu vermehren und den in Medienhäu- gegossen wird – verständlich, aber sern abnehmenden Fach- und Wissen- ausreichend differenziert, ohne das schaftsjournalismus zu stärken (4). Forschungsanliegen aufzugeben. Interdisziplinäre Inhalte des Transfers Für die Vermittlung historischer Un- tersuchungen heißt das etwa, sie im Der Exzellenzcluster transportiert fast Texteinstieg einer Pressemitteilung ausschließlich wissenschaftliche In- nicht auf die wenigen aktuellen As- halte an die Öffentlichkeit, kaum Infos pekte zu reduzieren, die sich in der zur Institution. Er tritt meist mit gro- Studie finden mögen, sondern beim ßen Forschungsthemen an die Öffent- historischen Gegenstand zu bleiben lichkeit, zu denen in verschiedenen und dessen Relevanz überzeugend, Fächern, Epochen und Regionen ge- aber sachlich herauszuarbeiten. Der arbeitet wird, etwa zum wechselvol- Zeit- und Personalaufwand sowie die len Verhältnis von Religion und Politik Doppelqualifikation aus profunder sowie Wirtschaft, Medien und Kunst Wissenschaftskenntnis und kommu- vom Altertum bis heute. Der interdiszi- nikativem Knowhow, den eine solche plinäre Ansatz kommt den Fragen der Formatierung wissenschaftlicher Inhal- Öffentlichkeit entgegen: Die fächer- te erfordert, werden an Universitäten übergreifend gewonnenen Ergebnisse zuweilen unterschätzt. werden wertgeschätzt, weil sie, anders als Spezialstudien, epochen-, religi- Resonanz des Transfers ons- und kulturübergreifende Aussagen erlauben. Bewährt hat es sich also, die geistes- und sozialwissenschaftliche Expertise text- Als entscheidend für den Transfer hat lich aufbereitet anzubieten, statt allein sich erwiesen, die gesellschaftliche Re- auf Interviewpartner zu verweisen, wie levanz des Forschungsthemas in allen dies bei Experten-Maklern aus der Wis- 22 DUZ Wissenschaft & Management 04 | 2020
senschaft oft der Fall ist. So lässt sich Resonanz, entgegen der anfänglichen auch unzulässigen Vereinfachungen in Erwartung mancher Skeptiker, die ge- der Medienberichterstattung vorbeu- rade historische Themen für zu trocken gen: Der Exzellenzcluster konnte durch- und fremd, kurz: für kaum vermittelbar aus differenzierte wissenschaftliche hielten. Einschätzungen verbreiten, die media- len Schwarz-Weiß-Logiken widerspra- Die historischen Inhalte des Trans- chen – ohne Mangel an Medienresonanz. fers des Exzellenzclusters lassen sich wie folgt systematisieren: In drei von Die Transfer-Aktivitäten aus dem Ex- vier Fällen werden geschichtliche Er- zellenzcluster erzeugen kontinuierlich kenntnisse ohne einen aktuellen Anlass eine hohe öffentliche Resonanz, allein verbreitet. In einem Viertel der Fälle jede Medienmitteilung schlug sich in werden historische Einordnungen aus der zweiten Förderphase von 2012 bis tagesaktuellem Anlass vorgenommen. 2018 im Durchschnitt zehnmal nieder, Die Vermittlungen der ersten Gruppe in Print-, Online-, Radio- oder TV-Bei- gelingen also, ohne dass ein Jahrestag trägen im In- und Ausland (5). Hinzu ka- ansteht oder sich ein Ereignis zugetra- men Journalistenanfragen von außen. gen hat, das historischer Erläuterung Im Schnitt war der Exzellenzcluster bedürfte. So gelangen bis dahin selten wöchentlich knapp 40-mal medial ver- beachtete Themen in die Medien – et- treten. Das deckt sich mit dem Bevöl- wa zur Bedeutung heiliger Orte oder zur kerungsinteresse an Wissenschaft und historisch geprägten Rolle von Mann Forschung, das sich im Wissenschafts- und Frau in den Religionen. barometer 2019 erneut artikuliert hat (6). Vor allem Politik- und Kulturressorts Gesellschaftliche Relevanz historischer nationaler und internationaler Medien, Themen aber auch Fachmagazine und -sendun- gen für Geschichte, Wissenschaft und Der Nachrichtenwert historischer Stof- Religionen ließen die Themenangebote fe ist je nach Thema unterschiedlich ge- in ihre Veröffentlichungen einfließen (7). lagert und stets neu herauszuarbeiten. Manche Themen werden mit Bezug zur Resonanz historischer Gegenwart aufbereitet, andere rein his- Forschungsthemen torisch: Zur ersten Gruppe gehört etwa das Themenfeld „Integration religiö- Rund die Hälfte der Medienangebote ser Vielfalt“, da die Pluralität heute oft des Exzellenzclusters bis 2019 befass- Konflikte um öffentliche religiöse Sym- te sich mit Gegenwartsthemen, etwa bole und Praktiken auslöst. Die aktuel- aus der Sozial-, Politik-, Rechts-, Religi- le Frage, mit welchen politischen und ons- und Islamwissenschaft oder Philo- rechtlichen Instrumenten sich dies lö- sophie, Psychologie und Ethnologie, die sen lässt, beantwortet der Exzellenz- andere Hälfte behandelte historische cluster aus geschichtlicher Perspektive: Phänomene und Einordnungen aus den „Auch 100 Jahre nach Verabschiedung Geschichtswissenschaften aller Epo- des Religionsverfassungsrechts halten chen, aber auch aus Fächern wie Ara- Rechtswissenschaftler dieses gerüstet bistik, Judaistik, Religionswissenschaft, für neue Herausforderungen wie die In- Rechtswissenschaft und den Philolo- tegration des Islams.“ (8) Eine weitere gien und Theologien. Die gegenwartsbe- historisch fundierte Einschätzung zum zogenen und die historischen Themen Themenfeld Pluralität lautet: Heutige fanden in der Medienarbeit ebenso wie Herausforderungen der Religionsviel- in Veranstaltungen beinah gleich viel falt sind geschichtlich betrachtet der 04 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 23
// KOMMUNIKATION & MARKETING// Normalfall – „Integrationsprobleme gab Andere geschichtliche Untersuchungen es zu allen Zeiten“ (9). lassen sich ohne Gegenwartsbezug ver- mitteln: Der Nachrichtenwert liegt etwa Eine solche Linie aus der Geschichte in in der Prominenz, wie bei einer Studie die Gegenwart lässt sich auch für For- über Adelssuizide der Frühneuzeit (13), schungen zum Märtyrertum ziehen, et- die mit der Pressemitteilung „Warum wa in der Pressemitteilung „Religiöse Friedrich der Große von Selbstmord Märtyrer nicht immer Selbstmordat- sprach“ Eingang in Medien fand, oder tentäter – Tagung erforscht das ‚Leben in der politischen Brisanz historischer oder Sterben für Gott‘ in Judentum, Erkenntnisse, etwa über die Kirchen Christentum und Islam, auch vor dem in der NS-Zeit (14). Letzteres trifft auch Hintergrund des islamistischen Ter- auf Kolonialismus-Themen zu, die sich rorismus von heute“ (10). Medien und im folgenden Beispiel mit dem Nach- Öffentlichkeit erschließt sich durch richtenwert „Nähe“ (zur Umgebung von solche nachrichtlich formulierten Münster) verbanden: „Aus Westfalen Überschriften und Einstiege schnell die in die Südsee – Ausstellung zeigt erst- Bedeutung der historischen Erkennt- mals katholische Mission in deutschen nis für die Gegenwart. Im Ergebnis Kolonien in Ozeanien – ‚Ausgeprägtes greifen Journalisten in ihrer Bericht- kulturelles Überlegenheitsgefühl der erstattung historische Blickwinkel aus Missionare gegenüber der indigenen der Forschung auf, die zuvor nicht Ein- Bevölkerung‘“ (15). gang fanden. Von Nachrichtenwert sind nicht zu- Das gelingt neben der Gruppenfor- letzt Studien, die eine verbreitete For- schung auch für Einzelstudien mit schungsmeinung hinterfragen und größerer Fragestellung: Mehr als ein- damit das journalistische Kriterium tausend Jahre arabisch-islamischer „neu“ erfüllen, etwa: „Der Westfälische Kulturgeschichte hat der Arabist Tho- Frieden hatte auch Schattenseiten – mas Bauer in seinem Buch „Die Kultur Historikertag nimmt Neubewertung des der Ambiguität. Eine andere Geschich- Friedensschlusses vor 370 Jahren vor – te des Islams“ erzählt. Geschichte und Erst dieser Frieden ermöglichte Politik Gegenwart werden im ersten Textab- der Kolonialisierung“ (16). satz verknüpft, um Klischees historisch fundiert zu widerlegen: „Das Image des Ein letzter Blick gilt der kleineren Grup- Islams im Westen war seit den Kreuz- pe der historischen Themenvermitt- zügen nie so schlecht wie heute. […] Der lungen aus dem Exzellenzcluster, die zu Islam war über Jahrhunderte viel tole- tagesaktuellen Anlässen erfolgt. Hier ranter gegenüber unterschiedlichen geht es nicht um journalistisch übliche Werten und Wahrheitsansprüchen, als Rückblicke zu historischen Jahrestagen, der Westen meint.“ (11) Das im Buch für sondern um neue, teils überraschen- die Kulturwissenschaften entwickelte de historische Blickwinkel zu aktuellen Konzept von der Ambiguitätstoleranz, Themen: Zur aktuellen Berichterstat- das sich vielfach in Medien und Veran- tung über Ebola und das hilflose Ver- staltungen niederschlug, bezieht der halten der Politik in Ländern Afrikas, Wissenschaftler in einem weiteren Es- Europas und in den USA zeigten Histo- say auf heutige westliche Gesellschaf- riker 2014 auf, wie sich Lehren aus dem ten und bescheinigt ihnen, erneut vor Umgang politischer und geistlicher Au- historischem Hintergrund, einen Hang toritäten mit der Pest im Mittelalter zie- zur „Vereindeutigung der Welt“ (12). hen lassen (17). Schließlich sei auf einen 24 DUZ Wissenschaft & Management 04 | 2020
Foto: Ali Ari Soydas / unsplash.com Historiker-Beitrag zum damals aktuel- Wissenschaftlerinnen und Wissen- len Anlass des Reformationsjahrs 2017 schaftler deutscher Hochschulen aus verwiesen, der bereits drei Jahre vor historischer Sicht zu gesellschaftlichen dem Jubiläumsjahr Kritik an der kirch- Debatten zu sagen haben – seien es In- lichen und staatlichen Geschichtsver- tegrations-, Menschenrechts-, Konflikt- mittlung formulierte, die später noch oder Wertefragen. oft zu hören war: „‚Reformationsgeden- ken zu sehr auf Luther zentriert“ (18). Eine weitere Besonderheit der universi- tären Geschichtsvermittlung: Viele ih- Wirkungen der universitären rer Formate wie Vortrags-, Dialog- und Geschichtsvermittlung Kulturreihen richten sich an Wissen- schaft und Öffentlichkeit gleicherma- Die Geschichtsvermittlung aus der ak- ßen. Damit erhalten Bürgerinnen und tuellen Universitätsforschung heraus Bürger die Chance, an lebendigen Fach- unterscheidet sich von den eingangs diskursen zwischen Vertreterinnen und genannten Formaten der Public His- Vertretern unterschiedlicher Fächer tory wie der Denkmalpflege oder Ge- und Methoden teilzuhaben. So vermit- denkstättenarbeit insofern, als sie nur telt sich neben der gesellschaftlichen in seltenen Fällen die Stadt- oder Re- Relevanz ein Eindruck davon, wie und gionalgeschichte betrifft. Stattdessen aus welchen Quellen Geschichtswissen erfahren Bürgerinnen und Bürger, was immer neu geschöpft wird. // 04 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 25
// KOMMUNIKATION & MARKETING// Anmerkungen (1) Scheu, Andreas M.; Volpers, Anna-M.: „Sozial- und Geisteswissenschaften im öffentlichen Diskurs“. In: Bonfadelli, Heinz; Fähnrich, Birte; Lüthje, Corinna; Milde, Jutta; Rhomberg, Markus; Schäfer, Mike S. (Hg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Wiesbaden: Springer VS 2017, S. 391–404. (2) Ebd. S. 393–394. Scheu und Volpers unterscheiden ein enges und ein weites Verständnis von Wissenschafts- kommunikation in der quantitativen Bemessung der Medienpräsenz der Geistes- und Sozialwissenschaften: Bei Bemessungen nach engem Verständnis (mediale Thematisierung aktueller Forschungsergebnisse oder -projekte) fällt die Sichtbarkeit in Medien meist gering aus; bei Bemessungen nach weitem Verständnis (mediale Auftritte als public intellectuals in aktuell laufenden Debatten oder in der Hochschulpolitik, dies auch außerhalb von Wissenschaftsressorts) teilweise weit höher. (3) Der Wissenschaftsrat hat Universitäten empfohlen, Transfer-Strategien zu entwickeln und umzusetzen, sodass Transfer als Leistungsdimension neben Forschung und Lehre tritt. Wissenschaftsrat: „Wissens- und Technologie- transfer als Gegenstand institutioneller Strategien“, Oktober 2016. https://www.wissenschaftsrat.de/download/ archiv/5665-16.pdf ?__blob=publicationFile&v=3. (4) Zum berufsbegleitenden Fortbildungsprogramm „Fachjournalist/in Religion“ der Journalistenschule ifp, Mün- chen, und des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster siehe www.religion-und-politik.de/fachjournalist-religion. (5) Eine umfängliche Dokumentation der Transferaktivitäten des Exzellenzclusters und der medialen Resonanz findet sich auf www.religion-und-politik.de. Für künftige Evaluationen auch anderer Transferformate erarbeiten derzeit Experten auf Initiative von Wissenschaft im Dialog (WiD) standardisierte Verfahren und Tools. Die Evalua- tionen sollen eine wirkungsorientierte Weiterentwicklung von Wissenschaftskommunikation in allen Fächern ermöglichen. (6) Nach dem Wissenschaftsbarometer 2019 von WiD haben 29 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ein „sehr großes“ Interesse an Wissenschaft und Forschung und 30 Prozent ein „eher großes“. Das Interesse an Politik und Kultur ist demnach geringer ausgeprägt, nur das an Lokalem aus der Umgebung höher. Zudem denken 55 Prozent der Befragten, dass politische Entscheidungen wissenschaftsbasiert sein sollten. (7) Die Bandbreite an Medien, die Themen des Exzellenzclusters verbreiteten, reicht von Nachrichtenagenturen wie dpa und AFP über Leitmedien wie Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit und Bild über Geo, epoc und Damals bis zu ZDF, ARD, Deutsche Welle, 3sat, Deutschlandfunk, WDR und MDR. Unter den internationalen Medien waren The New York Times, The Washington Post, The Jerusalem Post, BBC, Zaman, Hürriyet, Neue Zürcher Zeitung, Corriere della Sera. Zugenommen hat die Berichterstattung in Social-Media-Kanälen der Leitmedien. Für schnelle Auffindbarkeit und Sichtbarkeit sorgte kontinuierlich das hohe Google-Ranking der Website des Exzellenz- clusters. (8) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Rechtswissenschaftler Hinnerk Wißmann vom 26. März 2019: „Religionsverfassungsrecht auch nach 100 Jahren für die Zukunft gerüstet“. https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/pressemitteilung_100_ jahre_ religionsverfassungsrecht.pdf. 26 DUZ Wissenschaft & Management 04 | 2020
(9) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Frühneuzeit-Historikerin Barbara Stollberg- Rilinger vom 18. Oktober 2010: Integrationsprobleme gab es zu allen Zeiten. Exzellenzcluster untersucht im Wintersemester Kernfragen der aktuellen Islamdebatte. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/ aktuelles/2010/okt/PM_Integrationsprobleme_gab_es_zu_allen_Zeiten.html. (10) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Judaistin Regina Grundmann vom 1. Juni 2010: „Religiöse Märtyrer sind nicht immer Selbstmordattentäter“. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/ aktuelles/2010/jun/PM_Tagung_Leben_oder_sterben_fuer_Gott.html. (11) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Islamwissenschaftler Thomas Bauer vom 23. Mai 2011: „Eine andere Geschichte des Islams“. Neuerscheinung von Islamwissenschaftler Thomas Bauer wider- legt westliche Vorurteile. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2011/mai/PM_Eine_andere_ Geschichte_des_Islams.html. (12) News des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Arabist Thomas Bauer vom 19. April 2018: „Die Verein- deutigung der Welt“. Arabist Thomas Bauer legt Essay zum Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt vor. https:// www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2018/apr/News_Buch_Die_Vereindeutigung_der_Welt.html. (13) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Historiker Florian Kühnel vom 23. August 2012: Warum Friedrich der Große von Selbstmord sprach. Historiker widerlegt verbreitete Vorstellung von Ehren- suiziden unter Adligen. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2012/aug/PM_Friedrich_der_ Grosse_und_Selbstmorde_im_Adel.html. (14) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Historiker Olaf Blaschke vom 20. März 2015: Wie Kirchenvertreter NS-Tätern zur Flucht verhalfen. Historiker Olaf Blaschke zur „Klosterroute“ und zur Frage, warum Argentinien noch vor 70 Jahren Deutschland den Krieg erklärte und dennoch zum „Eldorado für Nazis“ wurde. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2015/mar/Ansichtssache_Kirchenvertreter_als_ Fluchthelfer.html. (15) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Historikerin Silke Hensel vom 19. September 2018: Aus Westfalen in die Südsee. https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/ aktuelles/2018/09_2018/pm_neue_ausstellung_-_aus_westfalen_in_die_s__dsee.pdf. (16) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ vom 19. September 2018 zum 52. Deutschen Historikertag: „Der Westfälische Frieden hatte auch Schattenseiten“. https://www.uni-muenster.de/imperia/md/ content/religion_und_politik/aktuelles/2018/09_2018/pm_westf__lischer_frieden_hatte_auch_schattenseiten_-_ neubwertungen_auf_dem_historikertag.pdf. (17) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit den Historikern Jan Keupp und Katharina Wolff vom 21. Oktober 2014: Ebola: Historiker ziehen Lehren aus der Zeit der Pest. „Mittelalterliche Obrigkeiten stärker zum kollektiven Handeln entschlossen als heutige Politiker – Seuchen-Problem nicht auf Experten abwälzen“. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2014/okt/Gastbeitrag_Ebola_und_die_Lehren_der_Pest.html. (18) Pressemitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ mit Historiker Matthias Pohlig vom 28. Oktober 2014: „Reformationsgedenken zu sehr auf Luther zentriert“. Historiker kommentiert kirchliche und staatliche Gedenkaktivitäten zum Jubiläum 2017. www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2014/okt/ Ansichtssache_Reformationsgedenken_zu_sehr_auf_Luther_zentriert.html. 04 | 2020 DUZ Wissenschaft & Management 27
IMPRESSUM DUZ Wissenschaft & Management, 3. Jahrgang Herausgeber: Anzeigen: Dr. Wolfgang Heuser, Tel.: 030 212987-29, Stefanie Kollenberg (Leitung), Dr. Markus Verweyst, w.heuser@duz-medienhaus.de Tel.: 030 212987-31, Fax: -20, anzeigen@duz-medienhaus.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 58 vom 01.01.2020. Beirat: Für Inhalte von Stellenangeboten und Werbeanzei- Andrea Frank, Leiterin des Programmbereichs „Forschung, gen sind die jeweiligen Inserenten verantwortlich. Transfer und Wissenschaftsdialog“, Stifterverband; Prof. Dr. Monika Jungbauer-Gans, Wissenschaftli- Marketing: che Geschäftsführung, Deutsches Zentrum für Hoch- Niklas Heuser, Tel.: 030 212987-21, schul- und Wissenschaftsforschung (DZHW); n.heuser@duz-medienhaus.de Dr.-Ing. Thomas Kathöfer, Hauptgeschäftsfüh- rer, Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungs- Corporate Publishing und DUZ Special: vereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF); Stefanie Kollenberg, Tel.: 030 212987-12, Fax: -20, Frank Kupfer, kommissarischer Geschäftsführer, Zen- s.kollenberg@duz-medienhaus.de trum für Wissenschaftsmanagement e.V. (ZWM); Roland Koch, Pressesprecher/Teamleiter Pressearbeit, Helm- Kundenservice: holtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren; Simone Ullmann (Leitung), Tel.: 030 212987-51, Fax: -30, Dr. Ludwig Kronthaler, Vizepräsident für Haushalt, Per- kundenservice@duz-medienhaus.de sonal und Technik, Humboldt-Universität zu Berlin; Prof. Dr. Ute von Lojewski, Präsidentin, Fachhochschule Münster; Verlag, Unternehmenssitz und Geschäftsführung: Dr. Anke Rigbers, Stiftungsvorstand, evalag – Evaluationsagentur DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH Baden-Württemberg; Kaiser-Friedrich-Straße 90, 10585 Berlin Ralf Tegtmeyer, Geschäftsführender Vorstand, HIS-In- Tel.: 030 212987-0; Fax: 030 212987-20 stitut für Hochschulentwicklung e. V.; www.duz-medienhaus.de Dr. Meike Vogel, stellvertretende Leiterin, Zentrum für Geschäftsführer: Dr. Wolfgang Heuser Lehren und Lernen (ZLL), Universität Bielefeld; Berlin-Charlottenburg HRB 168239 Dr. Paul Winkler, Geschäftsführer, Netzwerk For- Umsatzsteuer-ID-Nr.: DE301227734 schungs- und Transfermanagement e.V. (FORTRAMA); Dr. Vera Ziegeldorf, Mitglied des geschäftsführenden Vor- Bezugsbedingungen: Abonnement mit 10 Ausgaben Wissen- standes, Netzwerk Wissenschaftsmanagement; schaft & Management; Print + E-Journal: 124 Euro; E-Journal: 78 Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer, CHE Cen- Euro. Alle Preise pro Jahr inkl. 7 % MwSt. und Versandkosten, trum für Hochschulentwicklung Inland (Preise Versand Ausland auf Anfrage). Weitere Abonne- ment-Angebote wie z. B. DUZ plus (DUZ Magazin plus Wissen- Redaktion: schaft & Management) oder Kennenlern-Abos finden Sie unter Angelika Fritsche (afri), Redaktionsleitung www.duz.de/abo. 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