Wo Wohnen erschwinglich ist - #2 / 2019 - iwd.de
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17. Januar 2019 #2 / 2019 ISSN 0344-919X Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft G 4120 Wo Wohnen erschwinglich ist Immobilien. Mietwohnungen werden immer teurer? Nein, in den meisten Regionen Deutschlands sind sie seit 2013 sogar günstiger geworden – wenn man die jeweilige Einkommensentwicklung berücksichtigt. Trotzdem gibt es einige Städte, die sich nur noch wenige Menschen leisten können. Ob es hier staatlicher Eingriffe bedarf, ist umstritten – die Immobilienexperten Michael Voigtländer und Andrej Holm legen das Pro und Kontra dar. Seiten 2–4 Lohnstückkosten Krankenstand Die Industrie in Deutschland produziert seit Langem teu- Die Arbeitgeber müssen immer mehr Geld für die Lohn- rer als die ausländische Konkurrenz – der Kostennachteil fortzahlung im Krankheitsfall aufwenden. Das liegt am hat sich zuletzt auch nicht verringert. Beschäftigungsboom und an den steigenden Löhnen. Seite 5 Seiten 8–9 Weitere Themen +++ Kinderbetreuung +++ EU-Hauptstädte +++ Top-Liste: Arbeitende Studenten +++ Zahl der Woche: Sportliche Bundesbürger
Immobilien 17. Januar 2019 / #2 / Seite 2 Löhne steigen meist schneller als Mieten Immobilien. Mietwohnungen sind nicht teurer geworden, sondern in vielen Regionen Deutschlands sogar günstiger – wenn man die allgemeine Lohnentwicklung vor Ort be- rücksichtigt. Allerdings gibt es eine Stadt in Deutschland, in der selbst Gutverdienende mit der Mietpreisentwicklung zu kämpfen haben. Sich über steigende Mieten zu echauffieren, gehört In den meisten Regionen ist das Wohnen zur Miete mittlerweile selbst im Bayerischen Wald zum guten Ton. zwischen 2013 und 2017 in Relation zum Einkommen Und es scheint ja auch zu stimmen: Wo auch immer man nicht teurer, sondern günstiger geworden. sich in Deutschland auf Wohnungssuche begibt, stellt Das heißt allerdings nicht, dass einzelne Haushalte sich das Gefühl ein, dass Immobilien in letzter Zeit oder Gruppen auch in solchen Gegenden nicht höhere unglaublich teuer geworden sind. Geradezu schwindel- Mieten bezahlen mussten. Denn das IW hat für seine erregend wirken manche Mieten besonders für jene, die Analyse folgende Annahmen getroffen: sie noch immer in D-Mark umrechnen. yy Betrachtet werden für die Erschwinglichkeit von Doch stimmt diese Wahrnehmung eigentlich? Eine Wohnraum ausschließlich allein lebende sozialversiche- IW-Studie, die die jüngsten Entwicklungen der durch- rungspflichtig Beschäftigte; Selbstständige, Rentner und schnittlichen Immobilienpreise und der durchschnitt- Studenten bleiben außen vor. lichen Arbeitsentgelte vergleicht, kommt zu einem yy Für alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird überraschenden Ergebnis: – abhängig von den 401 Kreisen und kreisfreien Städten, Erschwinglicher Wohnraum: Die Entwicklung In diesen Kreisen und kreisfreien Städten ist die Mietwohnfläche, die sich ein sozialversicherungspflichtig Beschäftigter durchschnittlich für 26 Prozent seines monatlichen Nettoeinkommens leisten kann, von 2013 bis 2017 am stärksten gestiegen bzw. gesunken Veränderung der 8,5 8,4 8,1 8,0 8,0 erschwinglichen Wohnfläche zwischen 2013 und 2017 in Quadratmetern 1. Hildburghausen 2. Brandenburg 3. Gera 4. Zweibrücken 5. Leipzig (Thüringen) an der Havel (Thüringen) (Rheinland-Pfalz) (Sachsen) (Brandenburg) … 397. Ebersberg 398. Kempten 399. Straubing-Bogen 400. Emden 401. Dingolfing- (Bayern) im Allgäu (Bayern) (Bayern) (Niedersachsen) Landau (Bayern) -7,2 -7,6 -9,1 -9,1 -9,3 Mietwohnungen: Neuvermietung einer durchschnittlichen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus aus dem Bestand Sozialversicherungspflichtig Beschäftigter: mit einem für seinen Kreis durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen, von dem er 26 Prozent für die Kaltmiete aufwendet Quellen: Bundesagentur für Arbeit, F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt, Institut der deutschen Wirtschaft © 2019 IW Medien / iwd
17. Januar 2019 / #2 / Seite 3 Immobilien te. Im bundesweiten Mittel konnte man sich damit eine Mietwohnungen: Großes Preisgefälle knapp 76 Quadratmeter große Wohnung leisten. So viele Quadratmeter Wohnfläche konnte sich ein sozialversiche- Doch wie sieht die Relation von Durchschnittseinkom- rungspflichtig Beschäftigter in den Kreisen und kreisfreien Städten men und Durchschnittsmieten in echten Städten aus? mit dem erschwinglichsten bzw. dem am wenigsten erschwingli- Sehr unterschiedlich, wie ein Vergleich der 401 deut- chen Wohnraum im Jahr 2017 im Mittel leisten schen Kreise und kreisfreien Städte zeigt (Grafik): 109 Ein Durchschnittsverdiener in Salzgitter konnte 2017 für 26 Prozent seines Nettolohns eine 109 Qua- 1. Salzgitter dratmeter große Wohnung mieten. Sein Pendant in (Niedersachsen) 108 München konnte sich nur 41 Quadratmeter leisten. Betrachtet man einen längeren Zeitraum, zeigt sich, 2. Pirmasens (Rheinland-Pfalz) dass Arbeitnehmer bei konstantem Wohnkostenanteil 107 am Einkommen in 269 der 401 Kreise und kreisfreien Städte im Jahr 2017 mehr Wohnfläche mieten konnten 3. Holzminden (Niedersachsen) als 2013. Ursache dafür ist, dass in diesen Regionen die 104 Medianlöhne innerhalb dieses Zeitraums stärker gestie- 4. Wesermarsch gen sind als die durchschnittlichen Quadratmeterpreise (Niedersachsen) für Mietwohnungen. Besonders groß ist diese Asymme- 102 trie in einigen Regionen Ostdeutschlands (Grafik Seite 2): 5. Zweibrücken In Hildburghausen, Brandenburg an der Havel und (Rheinland-Pfalz) in Gera konnten sich Arbeitnehmer mit einem mittle- ren Einkommen im Jahr 2017 im Schnitt eine um acht .... Quadratmeter größere Wohnung leisten als 2013. 47 397. Starnberg (Bayern) Bemerkenswert ist, dass dieses Phänomen sogar in vier der sieben größten Städte gilt. In Düsseldorf, Köln, 46 398. Fürstenfeldbruck (Bayern) Frankfurt am Main und Hamburg war es Durchschnitts- verdienern 2017 möglich, bei konstantem Wohnkos- 46 399. Dachau (Bayern) tenanteil mehr Fläche anzumieten als vier Jahre zuvor. In Berlin und Stuttgart konnten sich Arbeitnehmer mit 44 400. Ebersberg (Bayern) mittleren Löhnen nahezu gleich große Wohnungen leisten wie 2013. Nur in München sind Mietwohnungen 41 401. München (Bayern) weniger erschwinglich geworden: In München sind die Mieten für eine Wohnung in Mietwohnungen: Neuvermietung einer durchschnittlichen Wohnung in einem Mehrfamilien- haus aus dem Bestand einem Mehrfamilienhaus allein von 2016 bis 2017 um Sozialversicherungspflichtig Beschäftigter: mit einem für seinen Kreis durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen, von dem er 26 Prozent für die Kaltmiete aufwendet 9 Prozent gestiegen. Quellen: Bundesagentur für Arbeit, F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien Weil die Mietpreissteigerungen nicht durch das Lohn- und Umwelt, Institut der deutschen Wirtschaft © 2019 IW Medien / iwd wachstum kompensiert wurden, konnten sich sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigte mit einem Median- einkommen in München 2017 fast drei Quadratmeter in denen sie leben – das jeweilige Median-Nettoeinkom- weniger leisten als 2013. Selbst Besserverdienende men ermittelt. haben es auf dem dortigen Wohnungsmarkt schwer: yy Es wird unterstellt, dass alle Arbeitnehmer einen Auch die Lohnsteigerungen von Beamten im höheren konstanten Anteil ihres Nettolohns für die Kaltmiete Dienst und anderen Uni-Absolventen konnten die aufwenden: 26 Prozent. Dies entsprach zuletzt der mittle- Mietpreissteigerungen der vergangenen Jahre in Mün- ren Mietkostenbelastung eines Single-Haushalts. chen nicht ausgleichen. yy Es wird eine Wohnung mit mittlerer Ausstattung in einem Bestands-Mehrfamilienhaus neu angemietet. Ein solcher Durchschnittsverdiener wäre in Deutsch- IW-Gutachten Pekka Sagner, Michael Voigtländer: Die Erschwinglichkeit von land 2017 auf ein monatliches Nettoeinkommen von Wohnraum 2.013 Euro gekommen, wovon er 523 Euro für Miete iwkoeln.de/wohnraum (ohne Umlagen für Heizung und Warmwasser) aufbrach-
Immobilien: Pro und Kontra 17. Januar 2019 / #2 / Seite 4 Sind die Mieten zu hoch? Immobilien. In vielen deutschen Städten gab es in den vergangenen Jahren massive Mietpreissteigerungen. Ob diese eingedämmt werden sollen oder nicht, erläutern zwei Immobilienexperten. Foto :M „Nein“, att h „Ja“, ias He Foto: IW Medien yde, Humboldt sagt Michael Voigtländer, sagt Andrej Holm, Immobilienexperte wissenschaftlicher Mitarbeiter am -Un Institut für Sozialwissenschaften ive im Institut der deutschen rsi tät zu Wirtschaft der Humboldt-Universität Berlin Berlin Es ist schön, weniger zu bezahlen, das ist selbstredend. Aller- Mieten sind immer zu hoch und die meisten Mieterinnen und dings stellt sich gesellschaftlich die Frage, ob die Preisentwick- Mieter hätten nichts dagegen, wenn sie für dieselbe Leistung lung am Wohnungsmarkt gerechtfertigt werden kann oder ob – also eine gute Wohnung – weniger zahlen müssten. Eigentü- es etwa eines staatlichen Eingriffs bedarf. merinnen und Eigentümer hingegen hätten in der Regel nichts Die Mieten folgen im Wesentlichen den starken Lohnzuwäch- dagegen, wenn sie mit demselben Angebot einen höheren Er- sen aufgrund des Arbeitsmarktbooms – viele Arbeitnehmer trag erzielen könnten. Dieser Grundwiderspruch der Interessen sind heute nicht stärker belastet als vor einigen Jahren. Dort, lässt sich objektiv kaum auflösen. wo die Mieten schneller steigen, ist typischerweise die geringe Mit den Ansätzen der Kostenmiete und der Leistbarkeit gibt es Bautätigkeit in Kombination mit starker Zuwanderung haupt- zwei Konzepte, um die Mindest- beziehungsweise die Maxi- verantwortlich dafür. Dies gilt etwa in München oder auch in malhöhe von Mieten festzustellen. In einer wirtschaftlichen Berlin. Den Haushalten, deren Einkommen unter dem Durch- Betrachtung werden dabei die Mieteinnahmen als Kostenmiete schnitt liegen und die an der allgemeinen Lohnentwicklung bezeichnet, die eine auskömmliche Bewirtschaftung des Miets nicht teilhaben, muss der Staat selbstverständlich helfen. hauses ermöglichen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Angesichts der Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt durch die Mieten alle tatsächlichen Aufwendungen und eine die Mieten in den Großstädten jedoch beispielsweise gänzlich angemessene Eigenkapitalverzinsung gedeckt werden können. einzufrieren, wäre ein großer Fehler. Mieten sind ein wichtiges Das Konzept der Leistbarkeit hingegen setzt die Miethöhe ins Steuerungsinstrument. Hohe Mieten sorgen zum einen für Verhältnis zu den Einkommen und soll sicherstellen, dass sich einen sparsamen Wohnungskonsum, zum anderen sind sie ein Haushalt mit einem spezifischen Einkommen die Miete ein wichtiger interregionaler Wettbewerbsparameter. auch leisten kann. Die Mieten in Berlin und München sind unter anderem deshalb In den meisten sozialpolitischen Diskussionen wird davon so hoch, weil gerade junge Menschen aufgrund der Bildungs- ausgegangen, dass die Leistbarkeit gewährleistet ist, wenn die chancen, des städtischen Flairs und der Infrastruktur dorthin Gesamtwohnkosten (brutto, warm) 30 Prozent des Haushalts- ziehen. Durch diese Wanderungsbewegungen fehlen aber nettoeinkommens nicht überschreiten. mittlerweile Arbeitskräfte in vielen Regionen Deutschlands, Allein in den 77 Großstädten in Deutschland hat fast die wie etwa in Südwestfalen, Nordbayern oder weiten Teilen Hälfte aller Miethaushalte eine Mietkostenbelastung von über Thüringens. Können die Unternehmen die Stellen nicht beset- 30 Prozent zu tragen. Besonders hohe Mietbelastungen haben zen, werden sie über kurz oder lang ihren Standort auch in die die 6,5 Millionen Haushalte mit geringen Einkommen – sie sind Metropolen (oder ins Ausland) verlegen müssen. auf Wohnungen für rund 5 Euro je Quadratmeter angewiesen. Erschwinglicher Wohnraum ist für viele Kreise ein wichtiger Schon jetzt fehlen in den Großstädten knapp zwei Millionen Wettbewerbsfaktor, um nicht noch mehr junge Menschen leistbare Wohnungen. Da leistbare Mieten in den meisten durch Abwanderung in die Großstädte zu verlieren. Ziel sollte Städten unter den Durchschnittsmieten liegen und auch in frei es daher sein, Umlandgemeinden, Kleinstädte und ländliche finanzierten Neubauprojekten nicht realisiert werden können, Regionen wieder attraktiver zu machen – dann wird automa- ist hier eine öffentliche Verantwortung gefragt. Wer leistbares tisch auch der Druck auf die Großstädte abnehmen. Massive Wohnen auf Dauer sichern will, kommt um Förderprogramme Eingriffe in den Mietwohnungsmarkt werden den Konzentra und den Aufbau eines gemeinnützigen Wohnungssektors nicht tionsprozess dagegen weiter befördern. herum.
17. Januar 2019 / #2 / Seite 5 Lohnstückkosten Die Bürde bleibt Lohnstückkosten. Das Verarbeitende Gewerbe in preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands unter Deutschland produziert teurer als die ausländische anderem gegenüber Frankreich, Spanien und Belgien Konkurrenz – an diesem Standortnachteil hat sich seit 2011 verschlechtert hat. in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Aus IW-Trends 4/2018 Forderungen nach stärkeren Lohnsteigerungen sind Christoph Schröder: Lohnstückkosten im internationalen Vergleich deshalb nicht zu rechtfertigen. iwkoeln.de/lohnstueckkosten Außenwirtschaftliche Risiken wie der Brexit und der Lohnstückkosten und protektionistische Kurs der USA sowie die Digitalisierung Produktivität international und der Fachkräftemangel fordern die deutsche Wirt- im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2017, Deutschland = 100 schaft und vor allem die exportorientierte Industrie gehörig heraus – die Wachstumsaussichten sind beschei- Lohnstückkosten Produktivität den (siehe iwd 25/2018). Dennoch fordern die Gewerk- 100 schaften stärkere Lohnerhöhungen mit dem Argument, Norwegen 115 102 Deutschland habe einen preislichen Wettbewerbsvorteil Estland 113 22 gegenüber dem Ausland. Vereinigtes Königreich 112 71 Der Blick auf die Industrie – also den hiesigen Wirt- Kroatien 109 19 schaftssektor mit den weitaus stärksten außenwirtschaft- Italien 106 60 lichen Verflechtungen – zeigt jedoch, dass von einem Slowenien 102 43 Kostenvorteil Deutschlands nicht die Rede sein kann Frankreich 102 92 (Grafik): Deutschland 100 100 Im Jahr 2017 hatte das Verarbeitende Gewerbe in Belgien 99 113 Deutschland im Vergleich von 28 wichtigen Industrie- Kanada 97 71 ländern die achthöchsten Lohnstückkosten. Lettland 95 28 Österreich 94 95 Zwar sind die Arbeitskosten je Wertschöpfungseinheit Spanien 93 60 in anderen großen europäischen Volkswirtschaften Slowakei 93 30 – Großbritannien, Italien und Frankreich – noch etwas Portugal 92 28 höher als hierzulande. Doch die Konkurrenz außerhalb Tschechien 90 30 Europas produziert meist deutlich billiger. So hat die Bulgarien 90 12 japanische Industrie gegenüber Deutschland einen Niederlande 90 102 Lohnstückkostenvorteil von 14 Prozent, die USA kommen Finnland 87 103 sogar auf 20 Prozent. Dänemark 86 129 Im Schnitt liegen die Lohnstückkosten im Ausland um Japan 86 66 8 Prozent unter dem deutschen Niveau. Den Arbeitskos- Polen 84 19 Ungarn 82 27 tennachteil macht die deutsche Industrie also nicht USA 80 121 durch ihre hohe Produktivität wett. Schweden 75 106 An diesem Wettbewerbshandicap hat sich zudem in Litauen 74 29 den vergangenen Jahren kaum etwas geändert: Griechenland 72 39 Von 2011 bis 2017 stiegen die industriellen Lohn- Rumänien 61 20 stückkosten in Deutschland jahresdurchschnittlich um 0,9 Prozent – die Konkurrenzländer insgesamt Lohnstückkosten: Verhältnis von Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde in Euro zur Produktivität; Produktivität: Bruttowertschöpfung je geleistete Stunde in Euro verzeichneten ein Plus von lediglich 0,8 Prozent. Quellen: Deutsche Bundesbank, Eurostat, nationale Quellen, OECD, In den anderen Euroländern blieben die Lohnstück- Statistisches Bundesamt, Institut der deutschen Wirtschaft © 2019 IW Medien / iwd kosten im Schnitt sogar nahezu konstant, sodass sich die
Kinderbetreuung 17. Januar 2019 / #2 / Seite 6 Lieber besser als billiger Kinderbetreuung. Für einen Platz in der Kita oder im Kindergarten müssen Eltern in den größeren deutschen Städten ganz unterschiedlich hohe Beiträge zahlen. Will die Politik dies ändern, ohne viele Familien schlechterzustellen, müsste sie die Gebühren fast zwangs- läufig komplett abschaffen. Die dafür erforderlichen Mittel sollte der Staat jedoch lieber in die Verbesserung der Betreuungsqualität investieren. Kinderbetreuung: Das Gebühren-Gefälle Bruttojahreseinkommen der Eltern insgesamt 50.000 Euro 90.000 Euro Kind im Alter von 1 Jahr Kind im Alter von 3 Jahren und 6 Monaten (Kita) und 6 Monaten (Kindergarten) Das Institut der deutschen Wirtschaft hat die 305 504 Elternbeiträge für die Kinder- betreuung in Krippen, Kindertages- 217 335 Mannheim Duisburg Kiel Bremen stätten (Kitas) und Kindergärten in den 298 479 26 deutschen Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern sowie sechs kleineren 146 267 Köln Köln Bremen Erfurt Landeshauptstädten verglichen. 280 431 So viel Euro mussten Eltern in den 135 252 Kiel Münster teuersten beziehungsweise günstigsten Nürnberg Duisburg Städten im zweiten Halbjahr 2018 275 400 monatlich zahlen, wenn sie ihr Kind 35 Stunden pro Woche 132 247 Bielefeld Erfurt Essen Bielefeld betreuen ließen 270 383 131 240 Nürnberg Bielefeld Mannheim Bonn … … … 135 169 Berlin, Potsdam Magdeburg Düsseldorf, 125 168 Frankfurt (Main), Hannover, Düsseldorf Dresden Mainz 124 164 Wiesbaden Leipzig 123 158 0 Hamburg Frankfurt (Main) 0 0 Berlin Berlin Elternbeiträge: In einigen Städten bieten die Einrichtungen keine Betreuung im Umfang von 35 Stunden an. Dort sind die Beiträge für die nächsthöhere oder -niedrigere verfügbare Betreuungszeit angegeben. Zudem gelten die Beiträge in einigen Städten nur für städtische Einrichtungen und nicht für jene von freien Trägern. Quellen: Gebührenordnungen der Kommunen, Institut der deutschen Wirtschaft © 2019 IW Medien / iwd
17. Januar 2019 / #2 / Seite 7 Kinderbetreuung Am 1. Januar 2019 ist das Gute-Kita-Gesetz in Kraft Um dies zu verhindern, liegt es auf den ersten Blick getreten: Rund 5,5 Milliarden Euro stellt der Bund den nahe, dass der Staat die Kita-Gebühren einheitlich Ländern bis 2022 zur Verfügung, um die Qualität der festsetzt. Ein solcher Eingriff dürfte allerdings auf wenig Betreuung in Kitas und bei Tageseltern zu verbessern. Gegenliebe stoßen, wenn eine substanzielle Zahl von Das Geld darf auch dazu genutzt werden, Eltern bei den Familien schlechtergestellt würde als bisher. Da Berlin Kita-Gebühren zu entlasten. Ob und inwieweit die Länder bereits heute bis zum Schuleintritt vollständig auf und letztlich die Kommunen dies tun, ist offen – fest Elternbeiträge für die Betreuungseinrichtungen verzich- steht bislang nur, dass Eltern, die wegen ihres niedrigen tet, müsste demnach die bundesweit einheitliche Betreu- Einkommens einen Kinderzuschlag oder Wohngeld ungsgebühr fast zwangsläufig bei 0 Euro liegen. bekommen, künftig nichts mehr für die Betreuung ihrer Die Abschaffung aller Beiträge für Kitas und Kinder- Kleinen zahlen müssen. gärten wäre für viele Städte und Gemeinden aber nur Um über Sinn und Unsinn weiterer Gebührenbefrei- schwer zu finanzieren, sodass der Bund und/oder die ungen oder gar die Abschaffung der Kita-Beiträge urtei- Länder in die Bresche springen müssten. Dann wäre len zu können, ist zunächst deren Höhe zu klären. Und jedoch das komplizierte Problem zu lösen, nach welchen das ist schwierig, denn in den Kommunen gelten unter- Kriterien und in welcher Höhe die Zuweisungen an die schiedliche Gebührenordnungen – unter anderem einzelnen Kommunen erfolgen sollten. hängen die Beiträge mehr oder weniger stark vom Vor allem aber spricht ein grundsätzliches Argument Elterneinkommen und der Kinderzahl einer Familie ab. derzeit dagegen, die Elternbeiträge komplett abzuschaf- Das IW hat dennoch versucht, anhand einiger Kriteri- fen: Wenn der Staat schon Geld in die Hand nimmt, sollte en die Elternbeiträge in den 26 deutschen Städten mit er es vorrangig nutzen, um die Betreuungsinfrastruktur mehr als 250.000 Einwohnern sowie sechs kleineren und -qualität zu verbessern. Denn noch immer gibt es zu Landeshauptstädten zu vergleichen. Bei allen Datenpro- wenige Betreuungsplätze für die unter Dreijährigen. blemen ist am generellen Ergebnis nicht zu rütteln: Das Zudem müssen sich die Betreuerinnen und Betreuer in Gebühren-Gefälle ist groß. Einige Beispiele (Grafik): vielen Kitas und Kindergärten um sehr große Gruppen Ein Elternpaar mit einem Jahreseinkommen von von Kindern kümmern. Und nicht zuletzt sind mit der 90.000 Euro brutto, das sein 18 Monate altes Kind starken Zuwanderung der vergangenen Jahre die 35 Stunden pro Woche in einer Kita betreuen lässt, Anforderungen an die Sprachförderung der Kleinen zahlt in Berlin gar nichts, in Duisburg dagegen monat- gestiegen. Selbst das komplette Budget des Gute-Kita- lich mehr als 500 Euro. Gesetzes wird nicht ausreichen, um all diese Defizite zu Für Eltern, die zusammen 50.000 Euro im Jahr beheben. verdienen, ist dieselbe Betreuungsleistung in Mannheim, Sofern überhaupt eine Gebührenbefreiung erwogen Köln, Kiel, Bielefeld und Nürnberg am teuersten – ein wird, könnte man diese auf eine Grundbetreuung entsprechender Platz in den (städtischen) Kitas kostet beschränken. Hamburg zum Beispiel bietet eine kosten- dort bis zu 305 Euro je Monat. freie Betreuung in Kitas und Kindergärten im Umfang von Die Betreuung im Kindergarten fällt insgesamt zwar fünf Stunden pro Tag – inklusive Mittagessen. günstiger aus als in der Kita, doch die Spanne ist auch Zwar sind lange Betreuungszeiten und vor allem die hier breit: Für eine 35-Stunden-Betreuung müssen Eltern Betreuung am frühen Morgen und am späten Nachmittag mit 90.000 Euro Jahresbruttoeinkommen in Berlin, für berufstätige Eltern besonders wichtig – aber eben Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover und Mainz auch sehr teuer. Die Städte und Gemeinden können diese keinen Cent bezahlen, in Bremen dagegen jeden Monat Zeiten daher oft nur anbieten, wenn sie die Kosten auf 335 Euro – wobei der Bremer Senat beschlossen hat, die Eltern abwälzen – zumal diese aufgrund ihrer Berufs- diese Beiträge ab dem 1. August 2019 abzuschaffen. In tätigkeit in der Regel ja auch ein ausreichendes Einkom- Erfurt, Duisburg, Bielefeld und Bonn kostet ein Kinder- men erzielen, um eine Zuzahlung für die Betreuung ihres gartenplatz die Eltern monatlich etwa 250 Euro. Nachwuchses leisten zu können. Generell fallen die Betreuungsgebühren in einigen Städten so hoch aus, dass sie für eine Reihe von Eltern deutlich mehr als ein Zehntel des Nettoeinkommens IW-Report 50/2018 Wido Geis-Thöne: Familien müssen für die gleiche Betreuung ausmachen. in der Kita unterschiedlich viel zahlen – Ein Vergleich der Dies kann durchaus dazu führen, dass Eltern ihre Gebührenordnungen der größten Städte in Deutschland Kinder später betreuen lassen, als es unter Förder- und iwkoeln.de/kitagebuehren Bildungsgesichtspunkten sinnvoll wäre.
Krankenstand 17. Januar 2019 / #2 / Seite 8 Teure Leiden 48,1 Krankenstand. Im Jahr 2017 sind die krankheits- bedingten Fehlzeiten in den Betrieben nicht weiter gestiegen. Dass die Arbeitgeber trotzdem immer Prozent mehr Geld für die Entgeltfortzahlung aufwenden der BKK-Mitglieder waren im Jahr 2017 müssen, liegt an der höheren Beschäftigung und den nicht einmal höheren Löhnen. Die häufigsten Krankheitsursachen krankgeschrieben sind orthopädische und psychische Probleme, wie die BKK-Mitglieder: Pflicht- und freiwillig versicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen einschließlich Empfängern von Arbeitslosengeld I und II, ohne Rentner; jährliche Auswertung des Dachverbands der Be- krankgeschrieben: mit ärztlichem Attest Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen triebskrankenkassen zeigt. © 2019 IW Medien / iwd Die Krankheitskosten der Arbeitgeber Die Krankheitstage Ausgaben der Unternehmen für die Entgeltfortzahlung Durchschnittliche Krankheitstage je Pflichtmitglied im Krankheitsfall in Milliarden Euro 18 17,2 Insgesamt davon Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber Bruttoentgelte 16 59,8 9,9 14 50 11,5 12 40 10 30 2006 07 08 09 2010 11 12 13 14 15 16 2017 22,6 49,9 20 Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen einschließlich Empfängern von Arbeitslosengeld I und II, 4,0 ohne Rentner, ab 2016 wegen neuer Methodik nur bedingt mit früheren Werten vergleichbar 10 18,6 Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen © 2019 IW Medien / iwd 0 2006 07 08 09 2010 11 12 13 14 15 16 2017 Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber einschließlich der gesetzlichen Unfallversicherung; 2016: vorläufig, 2017: geschätzt Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Deutsche Rentenversicherung, Institut der deutschen Wirtschaft © 2019 IW Medien / iwd Wer sich krankmeldet, erhält sechs Wochen lang sein Mit einem schlechteren Gesundheitszustand der volles Gehalt vom Arbeitgeber. Danach springt zu Beschäftigten haben die höheren Krankheitskosten 70 Prozent die Krankenkasse ein. Im Jahr 2017 kaum etwas zu tun. Der Anstieg um zwei Krankheits- zahlten die Unternehmen in Deutschland insgesamt tage im Jahr 2016 beruht allein darauf, dass seitdem fast 60 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung. auch Atteste während der Reha sowie aufgrund von Dass diese Summe seit Jahren wächst, liegt auch an Arbeitsunfällen erfasst werden. Im Jahr 2017 haben der steigenden Zahl sozialversicherungspflichtig sich die Arbeitnehmer mit 17,2 Tagen im Schnitt Beschäftigter und den steigenden Löhnen. sogar etwas seltener krankgemeldet als 2016.
17. Januar 2019 / #2 / Seite 9 Krankenstand 16,6 Die Krankheiten So viel Prozent der Krankheitstage entfielen 2017 auf … Psychische Störungen Ein knappes Viertel aller Krankheitstage je Fall 38,9 Arbeitsunfähigkeitstage 4,4 entfiel 2017 auf Erkran- Infektionen 14,8 kungen des Bewegungs- apparats. Betroffen sind Krankheiten des 5,8 Atmungssystems davon allerdings nicht nur körperlich schwer 4,7 6,7 arbeitende Menschen, Krankheiten des Verdauungssystems sondern auch viele 4,2 Büroangestellte. Der Krankheiten des Herz- 6,4 Kreislauf-Systems zweithäufigste Krank- schreibungsgrund sind 4,1 21,7 psychische Probleme – Krebserkrankungen 11,3 und sie verursachen mit 24,7 Verletzungen und rund 39 Kalendertagen 31,5 Vergiftungen die weitaus längsten Fehl- Muskel- und zeiten je Fall. Wer eine Skeletterkrankungen 20,4 Infektion auskuriert, fällt dagegen im Durchschnitt Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten 19,9 Mitgliedern der Betriebskrankenkassen einschließlich Empfängern von Arbeitslosengeld I und II, lediglich knapp sechs ohne Rentner; Rest zu 100: sonstige Ursachen Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen Tage aus. © 2019 IW Medien / iwd Die Branchen Krankheitstage je beschäftigtes Mitglied der Betriebskrankenkassen im Jahr 2017 Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung 24,3 darunter: Gesundheits- und Sozialwesen 19,3 Metallerzeugung und -bearbeitung 22,2 Baugewerbe 18,8 Papier, Pappe und Waren daraus 20,9 Gummi- und Kunststoffwaren 20,4 Verarbeitendes Gewerbe 18,2 Textilien 20,2 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 17,9 Glas und Glaswaren, Keramik 19,8 Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz 17,1 Chemische Erzeugnisse 19,6 Gastgewerbe 16,4 Metallerzeugnisse 18,9 Energieversorgung 15,5 Sonstiger Fahrzeugbau 18,6 Elektrische Ausrüstungen 18,5 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 14,9 Kraftwagen und -teile 18,2 Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 13,7 Pharmazeutische Erzeugnisse 17,3 Information und Kommunikation 10,6 Maschinenbau 16,4 Datenverarbeitungsgeräte 14,3 Branchenauswahl; Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest; Textilien: ohne Bekleidung und Leder Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen © 2019 IW Medien / iwd Für 2017 haben die Statistiker des Dachverbands der Grundaussage aber ist geblieben: Die Arbeit in Indus- Betriebskrankenkassen (BKK) die Auswertung des trie und Bergbau hat die Bezeichnung Knochenjob Krankenstands in den Branchen erstmals nach der nicht mehr verdient. Die BKK-versicherten Beschäftig- amtlichen Gliederung vorgenommen. Deshalb sind die ten im Maschinenbau beispielsweise sind seltener Werte nicht mit denen der Vorjahre vergleichbar. Die krank als jene im Handel und in der Kfz-Reparatur.
EU-Hauptstädte 17. Januar 2019 / #2 / Seite 10 Wirtschaftsstark und attraktiv EU-Hauptstädte. In fast allen Vor allem die Hauptstädte wachsen Mitgliedsstaaten der Europäischen Veränderung der Einwohnerzahl von 2011 bis 2016 in Prozent Union wächst die Einwohnerzahl der Hauptstädte rasant. Zwar Hauptstadt Insgesamt ohne Hauptstadt legt auch die Wirtschaftskraft dieser Metropolen zu, doch in 8,6 Stockholm (Schweden) 3,5 der Pro-Kopf-Betrachtung des 8,1 Wirtschaftswachstums fallen die Wien (Österreich) 2,8 Hauptstädte oftmals gegenüber London 7,8 dem Rest des Landes zurück. Dies (Vereinigtes Königreich) 3,2 gilt auch für Berlin. 7,4 Rom (Italien) 1,7 7,4 Ob Schweden, Tschechien oder Berlin (Deutschland) 2,2 Deutschland: In vielen europäischen 5,7 Staaten besitzen die Hauptstädte Helsinki (Finnland) 0,6 eine besondere Anziehungskraft – 5,7 das spiegelt sich auch in der Bevöl- Brüssel (Belgien) 2,5 kerungsentwicklung wider (Grafik): 5,3 Fast alle europäischen Haupt- Kopenhagen (Dänemark) 1,5 städte wuchsen von 2011 bis 2016 3,5 stärker als das jeweilige übrige Amsterdam (Niederlande) 1,7 Land. 2,7 In Portugal und Bulgarien – in Prag (Tschechien) 0,4 beiden Ländern ist die Einwohner- 2,4 zahl geschrumpft – war der Rück- Paris (Frankreich) 3,6 gang in der Hauptstadt zumindest 1,6 schwächer als im nationalen Durch- Warschau (Polen) -0,5 schnitt. Einzig die griechische 0,5 Hauptstadt Athen hat deutlich mehr Madrid (Spanien) -0,6 Einwohner verloren als das Land – -0,4 binnen fünf Jahren über 5 Prozent. Lissabon (Portugal) -2,9 Insgesamt zeigt der Blick auf die -0,6 Bevölkerung, dass vor allem die Sofia (Bulgarien) -3,9 Länder im Süden und ihre Haupt- -5,3 städte kein hohes Wachstum ver- Athen (Griechenland) -1,8 zeichneten. Ausnahme: Italien und Rom. Betrachtet man dagegen die Vergleich der EU-Staaten mit mindestens fünf Verwaltungsregionen auf der sogenannten NUTS-2-Ebene Entwicklung des Bruttoinlandspro- Quelle: Eurostat © 2019 IW Medien / iwd dukts (BIP), rangieren sämtliche
17. Januar 2019 / #2 / Seite 11 EU-Hauptstädte südeuropäische Staaten am unteren als im übrigen Land. Das gilt auch für der Hauptstadt, weshalb das Umland Ende des Rankings: die Bundesrepublik: viel leichter hohe Wachstumsraten Mit 3 Prozent Wirtschaftswachs- Das nominale BIP Berlins ist von erreicht. Und: Noch immer fiele das tum von 2011 bis 2016 kommt 2011 bis 2016 um mehr als 20 Pro- BIP pro Kopf in Bulgarien ohne Sofia Italien im EU-Vergleich auf den zent gewachsen. Doch da auch die um 26 Prozent niedriger aus. In vorletzten Platz. Nur Griechenland Einwohnerzahl überdurchschnitt- dieser länderspezifischen Betrach- hat sich deutlich schlechter lich gestiegen ist, legte das BIP pro tung kann sich die bulgarische entwickelt. Kopf weniger stark zu als im Rest Kapitale sogar zur gewichtigsten In den meisten Hauptstädten der Deutschlands. europäischen Hauptstadt krönen. EU-Staaten ist das BIP zwar deutlich In Bulgarien verhält es sich der- Doch längst nicht in allen dynamischer gewachsen als im weil anders: Die Wirtschaftsleistung EU-Staaten gibt es ähnliche wirt- Landesdurchschnitt (Grafik). Aller- je Einwohner wuchs in Sofia von schaftliche Konvergenzprozesse wie dings sollte man sich von diesen 2011 bis 2016 um gut 13 Prozent- in Bulgarien. Vielmehr laufen einige Zahlen nicht blenden lassen: Weil punkte schwächer als im übrigen reiche Hauptstadtregionen dem viele Hauptstädte mehr Einwohner Land. Aber auch mit Blick auf das übrigen Land mit einem überpropor- hinzugewonnen oder zumindest absolute BIP-Wachstum lag die tional hohen Wachstum davon – weniger verloren haben als das Metropole zurück. Allerdings ist die auch das zuletzt von Protesten Umland, fällt das Wirtschaftswachs- Wirtschaftskraft im übrigen Bulgarien überzogene Paris und das Brexit-ge- tum je Einwohner oft schwächer aus noch immer deutlich geringer als in plagte London. 35,4 Häufig liegt die Hauptstadt vorn Veränderung des Bruttoinlandsprodukts von 2011 bis 2016 in Prozent Landesdurchschnitt ohne Hauptstadt 26,3 20,1 19,9 18,8 17,2 17,7 14,5 16,2 15,4 12,9 13,2 11,2 11,4 8,0 7,5 London Berlin Kopenhagen Stockholm Amsterdam Sofia Warschau Helsinki (Vereinigtes (Deutschland) (Dänemark) (Schweden) (Niederlande) (Bulgarien) (Polen) (Finnland) Königreich) 14,8 12,6 10,6 11,6 8,1 7,8 6,4 7,2 7,5 7,2 3,1 Athen 4,1 0,7 (Griechenland) Wien Paris Prag Brüssel Madrid Lissabon -0,9 -14,5 (Österreich) (Frankreich) (Tschechien) (Belgien) (Spanien) (Portugal) Rom (Italien) Vergleich der EU-Staaten mit mindestens fünf Verwaltungsregionen auf der sogenannten NUTS-2-Ebene Quelle: Eurostat © 2019 IW Medien / iwd -17,3
17. Januar 2019 / #2 / Seite 12 Impressum Abo-Service: Therese Hartmann, Adressaufkleber Telefon: 0221 4981-443, Herausgeber: hartmann@iwkoeln.de Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. Präsident: Arndt Günter Kirchhoff Verlag: Direktor: Prof. Dr. Michael Hüther Institut der deutschen Wirtschaft Mitglieder: Verbände und Unternehmen in Deutschland Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Redaktionsleiter: Jork Herrmann (verantwortlich) Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Redaktion: Andreas Wodok (Textchef), Telefon: 0221 4981-0, Fax: 0221 4981-445 Irina Berenfeld, Carsten Ruge, Berit Schmiedendorf, Druck: Henke GmbH, Brühl Kerstin Schraff, Alexander Weber Rechte für den Nachdruck oder die Redaktionsassistenz: Anja Hüpper elektronische Verwertung über: Grafik: IW Medien GmbH lizenzen@iwkoeln.de Telefon: 0221 4981-255 Fax: 0221 4981-99255 E-Mail: iwd@iwkoeln.de Bezugspreis: € 11,55/Monat inkl. Versandkosten und Mehr- wertsteuer, Erscheinungsweise 14-täglich Top-Liste: Studentenjobber Zahl der Woche In keinem anderen europäischen Land jobben so viele Studenten wie in 11,6 Deutschland: Zuletzt gingen 54 Prozent der hiesigen Hochschüler einer regelmäßigen, bezahlten Tätigkeit während des Zeitraums nach, in dem Vorlesungen und Seminare stattfinden. Im Schnitt arbeiteten die Studenten elf Stunden in der Woche, ein Drittel jobbte sogar mehr als 21 Stunden. Kein Wunder: Denn ein Studium muss man sich auch leisten können. Laut Deut- schem Studentenwerk benötigt der akademische Nachwuchs etwa 850 bis Millionen 925 Euro monatlich, um unter vernünftigen Umständen studieren und wohnen zu können. Der Bafög-Höchstsatz ist mit 649 Euro (ohne Kranken- und Pflegeversicherungszuschlag) im Monat weit davon entfernt, auch die geplante Erhöhung auf 744 Euro hilft nur marginal. Bundesbürger ab 14 Jahren gaben Studieren und arbeiten im Jahr 2017 an, mehrmals wöchent- So viel Prozent der Studenten in Europa gehen einer geregelten, bezahlten Tätigkeit lich Sport zu treiben – immerhin während der Vorlesungszeit nach 1,2 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Laut Arbeitsgemeinschaft Ver- 1. 2. 3. brauchs- und Medienanalyse gingen 54 53 49 allein 4,3 Millionen über 14-Jährige mindestens zweimal pro Woche ins Deutschland Estland Tschechien Fitnessstudio, um Kraft und Kondi- 4. 5. 6. 7. tion zu steigern oder ihr Gewicht zu 49 49 48 47 reduzieren – rund ein Viertel mehr als 2016. Doch trotz dieses positiven Island Lettland Schweiz Österreich Trends bleibt der innere Schweine- 8. 9. 10. hund allzu oft Sieger, wenn es um 45 44 42 den guten Vorsatz geht, sich mehr zu bewegen: Die Zahl derjenigen Niederlande Polen Norwegen Deutschen, die sich weniger als ... einmal im Monat sportlich betätigen, 27. 28. war 2017 mit 10,4 Millionen fast ebenso hoch wie die der Sportbe- 11 11 geisterten. Und mehr als 29 Millionen Italien Serbien über 14-jährige Bundesbürger haben Befragung von 330.000 Studenten zwischen 2016 und 2018 zuletzt überhaupt keinen Sport Quelle: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung getrieben – oder wollten sich zu © 2019 IW Medien / iwd diesem Thema gar nicht erst äußern.
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