Dza aktuell deutscher alterssurvey - Wie gesund fühlen sich ältere Menschen, die selbst keine Infektion erlebt haben, während der Corona-Pandemie?
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dza aktuell deutscher alterssurvey Heft 01/2022 Deutsches Zentrum für Altersfragen Wie gesund fühlen sich ältere Menschen, die selbst keine Infektion erlebt haben, während der Corona-Pandemie? Stefan Stuth & Jenna Wünsche
Wie gesund fühlen sich ältere Menschen, die selbst keine Infektion erlebt haben, während der Corona-Pandemie? Stefan Stuth & Jenna Wünsche Inhalt Kernaussagen ....................................................................................................................... 5 Einleitung .............................................................................................................................. 6 Daten und Methodik .............................................................................................................11 Veränderungen in der subjektiven Gesundheit während der Corona-Pandemie ...................13 Altersunterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit .....................................14 Geschlechterunterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit .........................16 Sozioökonomische Unterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit ...............17 Zusammenfassung und Fazit ...............................................................................................19 Literatur ................................................................................................................................21
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 5 Kernaussagen Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte, die seit 1996 durchgeführt wird. Die jüngste Befragung fand im Zeitraum vom 4. November 2020 bis zum 1. März 2021 statt; auf ihrer Basis kann die Lebenssituation von Menschen in der zweiten Lebenshälfte in der Corona-Pandemie zum Zeitpunkt der zweiten Pandemiewelle dargestellt werden. Die vorliegenden Befunde zur subjektiven Gesundheit beziehen sich ausschließlich auf Personen, die angegeben haben, dass sie sich in der Zeit vor der Befragung nicht mit dem Corona-Virus infiziert haben. Die subjektive Gesundheit von Menschen zum Ruhestand stabilisierte sich die in der zweiten Lebenshälfte hat sich im subjektive Gesundheit bis zum Winter Vergleich zwischen 2017 und der zweiten 2020/21 nach einer beobachtbaren Pandemiewelle im Winter 2020/21 nicht Verschlechterung zwischen 2014 und 2017. verschlechtert. Bei Menschen, die selbst Befragte im Ruhestandsalter erlebten keine Infektion mit dem Corona-Virus wiederum eine andauernde angegeben haben, ist der Anteil an (sehr) Verschlechterung ihrer guten und (sehr) schlechten Gesundheitseinschätzungen zwischen 2014, Gesundheitseinschätzungen unverändert 2017 und dem Winter 2020/21, was somit geblieben; einzig bei den mittleren eher auf einen alters- als einen Gesundheitseinschätzungen ließ sich eine pandemiebedingten Entwicklungstrend Abnahme verzeichnen. Dies ist besonders hinweist. bemerkenswert, weil sich die subjektive Gesundheit der Befragten im Zeitraum von Sowohl Frauen als auch Männer 2014 bis 2017 verschlechtert hat. beurteilen ihre Gesundheit während der Möglicherweise hat der Vergleich des zweiten Pandemiewelle ähnlich wie im eigenen Gesundheitszustands mit der Jahr 2017. Während sich bei Männern auch teilweise sehr schlechten gesundheitlichen schon zwischen 2014 und 2017 keine Lage von schwer an Covid-19 erkrankten Veränderungen in der subjektiven Menschen zu einer günstigeren Gesundheit zeigten, erlebten Frauen im Einschätzung der Gesundheit geführt. Dies selben Erhebungszeitraum eine könnte erklären, wieso der zuvor Verschlechterung ihrer subjektiven beobachtbare Abwärtstrend in der Gesundheit. Diese Entwicklung setzte sich subjektiven Gesundheit während der während der Corona-Pandemie aber nicht Corona-Pandemie abgebremst wurde. weiter fort. Veränderungen in der subjektiven Die Entwicklung der subjektiven Gesundheit zwischen 2017 und der Gesundheit verläuft zwischen 2017 und zweiten Pandemiewelle sind abhängig der zweiten Pandemiewelle bei Personen davon, in welchem Alter Menschen die mit unterschiedlichem Corona-Pandemie erlebt haben: Der sozioökonomischem Status ähnlich. günstigste Entwicklungstrend bei Unabhängig davon, ob Menschen einen Personen in der zweiten Lebenshälfte niedrigen, mittleren oder hohen deutet sich in der jüngsten Altersgruppe sozioökonomischen Status haben, erlebten an. Bei Befragten im Erwerbsalter zeigt sich sie weder eine Verschlechterung noch eine zwischen 2017 und dem Winter 2020/21 Verbesserung ihrer subjektiven eine Verbesserung der subjektiven Gesundheitseinschätzungen zwischen 2017 Gesundheit, die interessanterweise noch und dem Winter 2020/21. Während sich bei nicht zwischen 2014 und 2017 erkennbar Menschen aus der höchsten Statusgruppe war und somit auf einen auch schon zwischen 2014 und 2017 kein pandemiebezogenen Trend hindeuten Auf- oder Abwärtstrends beobachten ließ, könnte. Bei Befragten im Übergangsalter zeigte sich bei Menschen aus den anderen
6 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie beiden Statusgruppen eine Übergangsalter zum Ruhestand und Frauen Verschlechterung ihrer subjektiven eine Unterbrechung des Abwärtstrends der Gesundheit in diesem Erhebungszeitraum. subjektiven Gesundheit bis zur zweiten Insofern deutet sich bei diesen beiden Welle der Corona-Pandemie an. Gruppen, wie auch schon bei Menschen im Einleitung Die subjektive Gesundheit beschreibt die Die subjektive Gesundheit weist also eine Selbsteinschätzung des eigenen gewisse Anpassungsfähigkeit gegenüber Gesundheitszustandes. In diese einer sich verschlechternden Selbsteinschätzung fließen Informationen zu gesundheitlichen Ausgangslage auf, sodass Erkrankungen und körperlichen sich Menschen auch dann subjektiv gesund Beeinträchtigungen, aber auch zum fühlen können, wenn dies von außen psychischen und sozialen Wohlergehen ein betrachtet nicht gut nachvollziehbar (Miilunpalo, Vuori, Oja, Pasanen, & Urponen erscheint. Die Frage, die im Folgenden 1997). Im Gegensatz zu anderen beantwortet werden soll, lautet: Wie gut ist Gesundheitsindikatoren, ist die subjektive es Menschen in der zweiten Lebenshälfte Gesundheit jedoch durch außenstehende gelungen, ihre subjektiven Beobachter schwer einschätzbar – unter Gesundheitseinschätzungen angesichts der anderem deshalb, weil sich Menschen bei vielseitigen Herausforderungen der Corona- der Beurteilung ihrer Gesundheit nicht allein Pandemie zu bewahren? Um diese Frage zu auf objektive Informationen stützen, sondern beantworten und um den direkten über komplexe Bewertungsprozesse zu gesundheitlichen Einfluss einer Corona- einem Gesamturteil ihrer Gesundheit Infektion von den indirekten gelangen. Beispielsweise vergleichen gesundheitlichen Herausforderungen durch Menschen ihre eigene gesundheitliche Lage die Infektionsschutzmaßnahmen trennen zu mit der Lage anderer Personen. Zudem können, konzentriert sich dieser Beitrag auf können sich Menschen darin unterscheiden, Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die wie stark sie verschiedenste Informationen sich selbst nicht mit dem Corona-Virus zur eigenen Gesundheit in ihre angesteckt haben. gesundheitliche Gesamtbewertung einfließen lassen (Jylhä 2009). Dieses hohe Die Maßnahmen zur Eindämmung der Maß an Subjektivität spiegelt sich auch darin Corona-Pandemie könnten das wieder, dass die gesundheitliche Wohlergehen auf vielfältige Gesundheitseinschätzungen von Menschen Weise negativ beeinflusst haben (Gaertner, bis ins späte Erwachsenenalter hinein Fuchs, Möhler, Meyer, & Scheidt-Nave deutlich positiver bleiben als es sich allein 2021). Kontaktbeschränkungen und auf Grundlage altersbedingter körperlicher Abstandsregeln, Umstellungen auf Heim- Einbußen erwarten ließe (Spuling, Wurm, oder Kurzarbeit sowie auch Ängste und Wolff, & Wünsche 2017). Ein Grund dafür Verluste im Zusammenhang mit dem ist, dass sich ältere Menschen hinsichtlich Corona-Virus haben das alltägliche Leben ihrer Gesundheit eher mit anderen älteren geprägt. Es ist daher kaum überraschend, Menschen vergleichen. Das Vorhandensein dass bisherige Untersuchungen teils sehr von körperlichen Einschränkungen wird ungünstige Entwicklungstrends in dadurch als „normaler“ empfunden und fällt verschiedensten gesundheitsrelevanten bei der Beurteilung der eigenen Gesundheit Lebensbereichen aufgedeckt haben: Bis weniger stark ins Gewicht (Cheng, Fung, & zum Pandemiesommer 2020 ist das Chan 2007). Einsamkeitsrisiko gestiegen (Huxhold & Tesch-Römer 2021), psychische Belastungen haben zugenommen (Skoda et
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 7 al. 2021) und der Anteil an Personen, die Auch hinsichtlich des Geschlechts lassen sportlich aktiv sind, ist zurückgegangen sich Unterschiede in den (Nowossadeck, Wettstein, & Cengia 2021). pandemiebedingten Veränderungen der In Anbetracht dessen, dass soziale subjektiven Gesundheit erwarten. Zwar Eingebundenheit, psychisches Wohlbefinden haben sich Männer und Frauen in und ein körperlich aktiver Lebensstil wichtige vergangenen Erhebungen des DEAS ähnlich Säulen der Gesundheit darstellen, wäre es gesund gefühlt (Wurm, Schöllgen, & Tesch- möglich, dass die Anpassungsfähigkeit der Römer 2010; Spuling et al. 2017), allerdings subjektiven Gesundheitseinschätzungen von könnte sich die subjektive Gesundheit von Menschen in der zweiten Lebenshälfte an Frauen aufgrund der gestiegenen Pflege- seine Grenzen gestoßen ist. Wenn dies der und Unterstützungsbelastung besonders Fall ist, sollte sich das in einer ungünstig entwickelt haben. Tatsächlich ließ Verschlechterung der subjektiven sich bei Frauen im Pandemiesommer 2020 Gesundheit äußern. nicht nur ein stärkerer Zuwachs in der Übernahme der Angehörigenpflege Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob es beobachten, sondern pflegeleistende Frauen Bevölkerungsgruppen gibt, deren verzeichneten auch eine besonders starke Gesundheit robuster gegenüber den Zunahme in der Depressivitätsrate (Klaus & Herausforderungen der Corona-Pandemie Ehrlich 2021). Die zunehmende psychische war und ob es soziale Gruppen gibt, die im Belastung aufgrund der Angehörigenpflege Zuge der Corona-Pandemie stärkere könnte dazu beitragen, dass sich die Einbußen in den subjektive Gesundheit von Frauen während Gesundheitseinschätzungen erlebten. der Corona-Pandemie in stärkerem Maße verschlechtert hat als die der Männer. Zunächst könnte das Lebensalter eine Rolle dafür spielen, wie sich die subjektive Zuletzt könnten Unterschiede zwischen Gesundheit während der Corona-Pandemie sozioökonomischen Statusgruppen für die verändert hat. Ältere Menschen standen und Entwicklung der subjektiven Gesundheit stehen in diesen Tagen im besonderen während der Corona-Pandemie eine Rolle Fokus der Aufmerksamkeit. Laut dem Robert spielen. Frühere Untersuchungen haben Koch-Institut (2020) steigt das Risiko für bereits eindrücklich die einen schweren Verlauf einer Covid-19- gesundheitsbezogenen Nachteile von Erkrankung ab einem Alter von 50 bis 60 Menschen mit niedrigem im Vergleich zu Jahren stetig an. Während das erhöhte Menschen mit höherem sozioökonomischem Risiko älterer Erwachsener statistisch Status dokumentiert. So scheinen unumstritten ist, lässt sich dennoch sozioökonomisch besser gestellte Personen vermuten, dass die politische und mediale seltener über gesundheitliche Risikokommunikation auch unerwünschte Einschränkungen in ihrem Alltag zu gesundheitliche Nebenwirkungen hatte. Die berichten, ihre Gesundheit und ihr omnipräsente Darstellung älterer Menschen psychisches Wohlbefinden insgesamt als als gesundheitlich besonders vulnerable besser zu bewerten und letztlich auch länger Gruppe, die gezielte Vermeidung von zu leben als Menschen aus sozialen Kontakten zu älteren Menschen sozioökonomisch schwächeren sowie mögliche Bevormundungserfahrungen Verhältnissen (Lampert & Hoebel 2019 für im Familien- und Freundeskreis könnten das einen Überblick). Bei der Einteilung von gesundheitliche Selbstkonzept und das Personen in verschiedene Statusgruppen soziale Wohlbefinden älterer Erwachsener in werden sowohl die berufliche Stellung und besonderem Maße gefährdet haben. Es ist das Einkommen als auch der also denkbar, dass die subjektive Bildungshintergrund berücksichtigt Gesundheit älterer Altersgruppen im Zuge (Ganzeboom, De Graaf, & Treiman 1992). der Corona-Pandemie stärker gelitten hat als Insofern lässt sich die häufig schlechtere die jüngerer Altersgruppen.
8 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie Gesundheit von Menschen mit niedrigem Forschungsfragen sozioökonomischen Status unter anderem auf psychische Belastungen durch Vor diesem Hintergrund werden in diesem finanzielle Nöte, ungünstige Bericht die folgenden Fragen untersucht: Arbeitsbedingungen, sowie auch auf ein 1. Welche Veränderungen in der weniger ausgeprägtes Gesundheitswissen subjektiven Gesundheit zeigen sich zurückführen (Kroh, Neiss, Kroll, & Lampert während der Corona-Pandemie bei 2012). Denkbar ist, dass sich diese Menschen in der zweiten Lebenshälfte, Ungleichheitsdynamiken in Zeiten der die selbst nicht mit Corona infiziert Pandemie weiter verschärft haben: Weniger waren? materielle Rücklagen zum Ausgleich von pandemiebedingten Lohneinbußen, eine 2. Wie unterscheiden sich die größere Wahrscheinlichkeit in Berufen mit Veränderungen in der subjektiven erhöhtem Infektionsrisiko zu arbeiten (z. B. Gesundheit zwischen bestimmten Fabrikarbeiter*innen) und eine als gering Bevölkerungsgruppen (Altersgruppen, erlebte Kontrollierbarkeit der eigenen Geschlecht und sozioökonomische Ansteckungswahrscheinlichkeit (Rattay et al. Statusgruppen)? 2021; Wettstein, Vogel, Nowossadeck, Spuling, & Tesch-Römer 2020), könnten dazu beigetragen haben, dass sich sozioökonomisch benachteiligte Personen während der Corona-Pandemie gesundheitlich besonders bedroht und belastet gefühlt haben.
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 9 Der Verlauf der Corona-Pandemie in Deutschland Die Corona-Pandemie begann im März 2020 und nahm einen wellenförmigen Verlauf (Abbildung 1). Die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben das Leben der Menschen in vielen Bereichen verändert. Ab etwa Mitte März 2020 wurden von der Bundesregierung und den Landesregierungen weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens in der ersten Pandemiewelle erlassen. Der Gültigkeitszeitraum der einzelnen Maßnahmenpakete variierte dabei teilweise zwischen den Bundesländern (eine detaillierte Übersicht findet sich in der IAB-Datenbasis zu Corona-Eindämmungsmaßnahmen unter: http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/daten_corona-massnahmen.xlsx; (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung 2021). Die Maßnahmen beinhalteten insbesondere Kontaktbeschränkungen, die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten, der Gastronomie sowie von verschiedenen Dienstleistungseinrichtungen und Betrieben des Einzelhandels („1. Lockdown“). Nach Abflauen der ersten Pandemiewelle wurden einzelne Einschränkungen ab Ende April 2020 gelockert. Nach einer Phase mit niedrigen Infektionszahlen im Sommer 2020 kam es im Herbst 2020 zu einem wiederholten Anstieg der Neuinfektionen und einer zweiten Pandemiewelle, der ab Anfang November 2020 mit erneuten Kontakteinschränkungen begegnet wurde („Lockdown light“). Ab Mitte Dezember wurden die Kontakteinschränkungen verschärft und erneut Schulen, Kindertagesstätten sowie Teile von Einzelhandel und Dienstleistungsbranchen geschlossen („2. Lockdown“). Ende 2020 fanden die ersten Impfungen gegen COVID-19 statt. Einem Rückgang der Infektionszahlen bis Ende Februar 2021 folgte ein weiterer Anstieg (dritte Pandemiewelle), der von erneuten bzw. verschärften Kontaktbeschränkungen flankiert wurde. Im April 2021 beschloss der Bundestag den Einsatz einer bundeseinheitlichen Regelung („Bundesnotbremse“), mit einheitlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, gekoppelt an regionale Inzidenzwerte. Ab Anfang Mai 2021 gingen die Infektionsraten wieder zurück, um ab Juli 2021 bis zum Winter 2021 wieder zur vierten Pandemiewelle anzusteigen. Zur Begrenzung der Zahl der Neuinfektionen wurden ab August 2021 sogenannte „3-G-Regelungen“ eingeführt (Zugangsbeschränkungen unter Vorlage eines Genesenen-, Geimpften- oder Getestetennachweises), teilweise gefolgt von „2-G-Regelungen“ (Zugang nur für genesene oder geimpfte Personen). Der Deutsche Alterssurvey ermöglicht die Untersuchung der Auswirkungen der Corona- Pandemie auf das Leben von Menschen im mittleren und höheren Erwachsenenalter bislang bis einschließlich zur Phase des zweiten Lockdowns im Winter 2020/21.
10 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie Abbildung 1: Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) in der Corona-Pandemie Quellen: Risklayer, CEDIM (KIT), Tagesspiegel, RKI: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/sars-cov-2-das-virus-in-echtzeit/ (18.11.2021). Eigene Darstellung.
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 11 Daten und Methodik Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Frauen und Männer auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt (1996, 2002, 2008, 2011, 2014, 2017, 2020/21). Dieser lange Beobachtungszeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten erlaubt einen umfassenden Einblick in das Älterwerden und die Lebenssituationen von Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Zudem kann durch das kohortensequenzielle Design der Studie Älterwerden im sozialen Wandel untersucht werden. Der Deutsche Alterssurvey ist daher die zentrale Studie zu Alter und Altern in Deutschland. Mehr als 20.000 Personen haben bislang an der Studie teilgenommen. Befragt werden Personen, die zum Zeitpunkt der ersten Teilnahme 40 Jahre und älter sind. Die Teilnehmenden werden auf Basis einer nach Alter, Geschlecht und Region geschichteten Einwohnermeldeamtsstichprobe ausgewählt. Die Daten des Deutschen Alterssurveys sind daher repräsentativ für die in Privathaushalten lebende Wohnbevölkerung Deutschlands in der zweiten Lebenshälfte. Durch den Deutschen Alterssurvey können auch die Lebenssituationen in Krisenzeiten – wie wir sie aktuell aufgrund der Corona-Pandemie erleben – näher beleuchtet und besser verstanden werden. Die jüngste Befragung fand im Zeitraum vom 4. November 2020 bis zum 1. März 2021 statt. Im Zentrum dieser Befragung standen Fragen zur aktuellen Lebenssituation etwa in sozialen Beziehungen, im Wohlbefinden und in der Erwerbsarbeit. Es haben 5.402 Personen ab einem Alter von 46 Jahren an der Befragung teilgenommen. Alle diese Personen hatten bereits zuvor mindestens einmal an der Studie teilgenommen. Aufgrund der Corona- Pandemie wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Alterssurveys telefonisch (anstatt wie bisher im persönlichen Interview) befragt. Im Anschluss an das telefonische Interview bekamen die Befragten noch einen Fragebogen zugesandt, der von 4.419 Personen schriftlich oder online beantwortet wurde. In den Analysen werden gewichtete Anteilswerte und gewichtete arithmetische Mittelwerte unter Verwendung von Methoden, die die geschichtete Stichprobenziehung berücksichtigen, dargestellt. Dabei werden Gruppenunterschiede oder Unterschiede zwischen Erhebungswellen auf statistische Signifikanz getestet. Verwendet wird ein Signifikanzniveau von p < 0,05. Ist ein Befund statistisch signifikant, so kann mit mindestens 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass ein festgestellter Unterschied nicht nur in der Stichprobe, sondern auch in der Gesamtbevölkerung vorhanden ist. Ist ein Befund nicht statistisch signifikant, ist es möglich, dass beobachtete Unterschiede in der Stichprobe nur zufällig zustande kamen. Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Weitere Informationen zum Deutschen Alterssurvey (DEAS) finden sich unter www.deutscher-alterssurvey.de.
12 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie Die Ergebnisse dieses Kurzberichts beruhen Basierend auf diesen Auswahlkriterien auf der aktuellsten Erhebungswelle des stützen sich die folgenden Auswertungen auf Deutschen Alterssurveys, die während der die Angaben von 4.054 Personen, die in der zweiten Welle der Corona-Pandemie DEAS-Befragung 2014 zwischen 40 und 90 durchgeführt wurde (Winter 2020/21, Jahre alt waren, die ebenfalls an den DEAS- Abbildung 1), sowie auf zwei weiteren Befragungen 2017 und 2020/21 teilnahmen Erhebungswellen, die vor der Corona- und die angegeben haben, dass sie sich bis Pandemie durchgeführt wurden (2014 und zum Zeitpunkt der Befragung nicht mit dem 2017). Alle Auswertungen basieren auf Corona-Virus infiziert haben. Es wird für einem längsschnittlichen Datensatz, in dem diese Personen untersucht, wie sich ihre nur Befragte berücksichtigt werden, die an subjektive Gesundheit im Vergleich der jeder der drei Erhebungswellen Befragungsjahre 2014, 2017 und dem teilgenommen haben und die sich selbst bis Winter 2020/21 veränderte. Dabei wird auch zum Zeitpunkt der Befragung nicht mit dem geprüft, ob es Alters-, Geschlechts-, oder Corona-Virus infiziert haben. Um Aufschluss sozioökonomische Unterschiede a) im darüber zu erhalten, wie sich die subjektive Ausgangsniveau der subjektiven Gesundheit Gesundheit im Zuge der Corona-Pandemie im Jahr 2014 und b) in den Veränderungen verändert hat, wird der Entwicklungstrend der subjektiven Gesundheit zwischen 2014 der subjektiven Gesundheit zwischen 2014 und 2017 beziehungsweise 2017 und dem und 2017 geprüft und mit dem Winter 2020/21 gab. Entwicklungstrend zwischen 2017 und dem Winter 2020/21 verglichen. Auf diese Weise Ob beobachtbare Veränderungen statistisch können „normale“ altersbedingte signifikant sind, wurde über den Vergleich Veränderungen in der Einschätzung der von Anteilswerten, unter Berücksichtigung subjektiven Gesundheit von Veränderungen der Streuung und des komplexen unterschieden werden, die vermutlich auf die Stichprobendesigns des Deutschen veränderte Lebenssituation durch die Alterssurveys, geprüft. Eindämmungsmaßnahmen der Corona- Zu beachten ist, dass sich Personen, die an Pandemie zurückzuführen sind. Natürlich allen drei Erhebungswellen teilgenommen könnte sich die Corona-Pandemie auch auf haben, systematisch von denjenigen direktem Wege, das heißt über eine schwere Personen unterscheiden könnten, die Covid-19-Erkrankung, ungünstig auf den mindestens eine Befragung ausgelassen subjektiven Gesundheitszustand ausgewirkt haben. So besteht beispielsweise die haben. Im Winter 2020/21 haben allerdings Gefahr, dass vor allem diejenigen Personen nur 2,29 Prozent (n = 93) der DEAS- durchgehend an den DEAS-Befragungen Teilnehmenden angegeben, sich mit dem teilgenommen haben, denen es Corona-Virus infiziert zu haben. Dieser gesundheitlich eher gut ging, während Personenkreis ist zu klein für repräsentative Personen, denen es gesundheitlich Auswertungen zu den gesundheitlichen zunehmend schlechter ging, aus der Studie Folgen einer Corona-Infektion. Um jedoch ausgeschieden sind oder einzelne die gesundheitlichen Folgen einer Corona- Befragungen verpasst haben. Wenn dieser Infektion von der Gesamtwirkung der Umstand nicht berücksichtigt wird, käme pandemischen Situation – etwa Bedrohung man auf Grundlage der Befragungsdaten zu durch das Virus, Sorge um Angehörige, einer zu positiven Einschätzung der Folgen der Infektionsschutzmaßnahmen – gesundheitlichen Entwicklung während der trennen zu können, konzentriert sich das Corona-Pandemie. Um diesem vorliegende DZA Aktuell ausschließlich auf methodischen Problem zu begegnen, die Gesundheitseinschätzungen von werden in den Auswertungen sogenannte Personen, die angaben, sich selbst nicht mit Längsschnittgewichte eingesetzt. Die dem Corona-Virus angesteckt zu haben. Gewichte werden mit Hilfe von statistischen Modellen entwickelt und weisen den
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 13 Bevölkerungsgruppen in den Analysen ein 2020/21 zwischen 46 bis 65 Jahre alt. Der höheres Gewicht zu, die z. B. wegen Einfachheit halber wird in den Auswertungen schlechter Gesundheit, häufiger nicht an der jeweils auf das Alter der Befragten im Befragung teilnehmen. Dieses etablierte Ausgangsjahr 2014 verwiesen. statistische Verfahren erlaubt es repräsentative und unverzerrte Ergebnisse Geschlecht. Es wurden Frauen und Männer, auszuweisen, auch wenn nicht jede befragte gemäß ihrer Selbstauskunft unterschieden Person an jeder DEAS-Erhebung teilnehmen (Männer: 45 Prozent aller Befragten; Frauen: konnte. 55 Prozent aller Befragten). Zur Beantwortung der vorliegenden Sozioökonomischer Status. Der Fragestellungen wurden Auskünfte zu den sozioökonomische Status bildet die Stellung folgenden Fragen ausgewertet: von Personen innerhalb der Gesellschaft ab. Der sozioökonomische Status der Befragten Subjektive Gesundheit wird mit Hilfe des Sozioökonomischen Index des Beruflichen Status (ISEI; Ganzeboom et Die Befragten wurden gebeten, ihren al. 1992) gemessen und basiert auf dem derzeitigen Gesundheitszustand zu Beruf, den die Befragten ausüben oder bewerten. Sie hatten die Wahl zwischen den zuletzt ausgeübt haben. Dabei verbindet der Antwortalternativen sehr gut, gut, mittel, ISEI Information zu Einkommen und Bildung, schlecht und sehr schlecht. Die Antworten um den sozioökonomischen Status der sehr gut und gut wurden zur Gruppe ‚(sehr) Berufe zu bestimmen und nimmt Werte gut‘ zusammengefasst. Die Antworten zwischen 12 (landwirtschaftliche Hilfskräfte) schlecht und sehr schlecht wurden zur und 90 (Richter und Richterinnen) an. Der Gruppe ‚(sehr) schlecht‘ zusammengefasst. ISEI-Wert der Befragten wurde über alle drei Befragungszeitpunkte gemittelt, Gruppierungsvariablen anschließend in eine aufsteigende Alter. Es wurden drei Altersgruppen gebildet, Rangfolge gebracht und in 5 gleich große um die Rolle des Lebensalters zu Teilgruppen aufgeteilt (Quintile). In untersuchen. Dabei diente das Jahr 2014 als Anlehnung an das Vorgehen des RKI Referenzjahr. Im Jahr 2014 waren (Lampert, Kroll, Müters, & Stolzenberg 43,3 Prozent der Befragten zwischen 40 bis 2013), werden Befragte, die der ersten 59 Jahre alt, 23,9 Prozent waren zwischen Teilgruppe angehören (18,9 Prozent), als 60 bis 69 Jahre alt und 32,8 Prozent Befragte mit niedrigen sozioökonomischen zwischen 70 bis 90 Jahre alt. Innerhalb des Status kategorisiert. Befragte, die den Beobachtungszeitraums werden alle Teilgruppen 2, 3, oder 4 angehören Befragten ungefähr um sechs Jahre älter: So (61,1 Prozent), besitzen einen mittleren sind zum Beispiel Personen in der jüngsten sozioökonomischen Status und Personen, Altersgruppe im Jahr 2014 zwischen 40 bis die der letzten Teilgruppe angehören 59 Jahre alt gewesen; im Jahr 2017 (20 Prozent), besitzen einen hohen zwischen 43 bis 62 Jahre und im Jahr sozioökonomischen Status. Veränderungen in der subjektiven Gesundheit während der Corona-Pandemie Im Jahr 2014 haben mehr als die Hälfte Gesundheit als (sehr) schlecht. Bis zum Jahr (55,5 Prozent) der Personen ab 40 Jahren 2017 hat sich die subjektive Gesundheit der ihre Gesundheit als (sehr) gut eingeschätzt Befragten verschlechtert: Die (sehr) guten (Abbildung 2). Ein gutes Drittel Gesundheitsbewertungen sind auf (34,6 Prozent) der Befragten berichteten von 51,2 Prozent zurückgegangen, während die einer mittleren Gesundheit und jede*r mittleren Gesundheitsbewertungen auf 37,5 Zehnte (9,9 Prozent) bewertete die eigene Prozent angestiegen sind. Die (sehr)
14 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie schlechten Gesundheitsbewertungen sind Gesundheitsbewertungen ist leicht (um 2,5 dagegen auf einem stabilen Niveau Prozentpunkte) zurückgegangen. geblieben. Diese ungünstige Entwicklung setzte sich bis zum Pandemiewinter 2020/21 Um der Frage nachzugehen, wie sich die nicht fort, sondern wurde eher abgebremst: subjektive Gesundheit während der Corona- Während der zweiten Welle der Corona- Pandemie bei Menschen aus verschiedenen Pandemie haben sich die Befragten zu Bevölkerungsgruppen entwickelt hat, wurden gleichen Anteilen gesundheitlich (sehr) gut die Veränderungen der subjektiven beziehungsweise (sehr) schlecht gefühlt wie Gesundheit differenziert nach Altersgruppen, im Jahr 2017. Einzig der Anteil an mittleren Geschlecht und sozioökonomischem Status nachgezeichnet. Abbildung 2: Veränderung der subjektiven Gesundheit, gesamt, 2014, 2017 und 2020/21 (in Prozent) 100 9,9 11,3 12,4 (sehr) schlechte Gesundheit mittlere Gesundheit 80 (sehr) gute Gesundheit 34,6 35,0 37,5 60 Prozent 40 55,5 51,2 52,6 20 0 2014 2017 2020/21 Quelle: DEAS 2014 (n = 4.054), DEAS 2017 (n = 4.054), DEAS 2020/21 (n = 4.054). Gewichtet, gerundete Angaben. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2014 und 2017, (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Personen mit (sehr) guter subjektiver Gesundheit; Zunahme im Anteil an Personen mit mittlerer subjektiver Gesundheit. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2017 und 2020/21 (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Personen mit mittlerer subjektiver Gesundheit. Altersunterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit Für Menschen aus unterschiedlichen Personen im Ruhestandsalter (70- bis 90- Altersgruppen zeigen sich unterschiedliche Jährige), von denen 50,7 Prozent zu einer Entwicklungstrends der subjektiven (sehr) guten und 39,5 Prozent zu einer Gesundheit im betrachteten mittleren Gesundheitseinschätzung kamen. Untersuchungszeitraum (2014, 2017 und 2020/21, Abbildung 3). Über die Zeit hinweg zeigte sich, dass Befragte aus der jüngsten Altersgruppe in Das Niveau der subjektiven Gesundheit hat den Jahren 2014 (damals im Alter von 40- sich bereits im Ausgangsjahr zwischen der bis 59-Jahren) und 2017 (dann 43 bis 62 jüngsten und der ältesten Altersgruppe Jahre alt) zu ähnlichen Einschätzungen ihrer unterschieden: Im Jahr 2014 berichteten subjektiven Gesundheit kamen. Im Personen im Erwerbsalter (40- bis 59- Pandemiewinter 2020/21 (dann im Alter von Jährige) häufiger von einer (sehr) guten 46 bis 65 Jahren) bewerteten sie ihre Gesundheit (58,2 Prozent) und seltener von subjektive Gesundheit dagegen häufiger als einer mittleren Gesundheit (31,5 Prozent) als (sehr) gut (Anstieg um 5,8 Prozentpunkte)
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 15 und seltener als mittel (Abnahme um 4 Gesundheitsbewertungen um Prozentpunkte) als noch im Jahr 2017. Da 7,6 Prozentpunkte. Im Gegensatz zur die subjektive Gesundheit im Vergleich mittleren Altersgruppe, setzte sich bei Ihnen zwischen 2014 und 2017 stabil blieb, und dieser Verschlechterungstrend jedoch bis sich der günstige Entwicklungstrend der zur zweiten Welle der Corona-Pandemie im subjektiven Gesundheit erst im Vergleich Winter 2020/2021 (dann im Alter von 76 bis zwischen 2017 und 2020/21 abzeichnete, 96 Jahren) weiter fort und äußerte sich in deutet sich hier ein Zusammenhang mit der einem Zuwachs an (sehr) schlechten Corona-Pandemie an. Gesundheitsbewertungen um 7,4 Prozentpunkte. Dieser andauernde Bei Personen, die im Jahr 2014 der mittleren Verschlechterungstrend legt nahe, dass die Altersgruppe angehörten (60- bis 69-Jährige ungünstige Veränderung der subjektiven in 2014) stellt sich die Entwicklung der Gesundheit in der ältesten Altersgruppe eher subjektiven Gesundheit im selben auf eine altersbedingte und weniger auf eine Beobachtungszeitraum als weniger positiv pandemiegebundene Verschlechterung der dar. Im Jahr 2017 (dann 63 bis 72 Jahre alt) Gesundheit zurückzuführen ist. berichteten weniger Befragte von einer (sehr) guten Gesundheit als im Jahr 2014 Die getrennte Betrachtung der (Abnahme um 3,6 Prozentpunkte). Dieser Veränderungen in der subjektiven Trend setzte sich aber bis zur zweiten Gesundheit für Menschen aus Pandemiewelle nicht weiter fort. Stattdessen verschiedenen Altersgruppen legt also nahe, schätzten Personen, die sich 2014 im dass sich bestehende Übergangsalter zum Ruhestand befanden, Altersgruppenunterschiede aus dem Jahr ihre Gesundheit im Befragungsjahr 2020/21 2014 bis zur zweiten Welle der Corona- (dann im Alter von 66 bis 75 Jahren) ähnlich Pandemie vergrößert haben. Das weitere wie im Jahr 2017 ein. Die zuvor Auseinanderdriften der subjektiven beobachtbare Verschlechterung der Gesundheitsbewertungen ergibt sich Gesundheitseinschätzungen wurde also einerseits aus der Verbesserung der gestoppt. subjektiven Gesundheit in der jüngsten Altersgruppe, die zeitlich mit der Pandemie Bei der ältesten Altersgruppe (70- bis 90- zusammenfällt, und andererseits aus der Jährige im Jahr 2014) zeigt sich allerdings Verschlechterung der subjektiven der ungünstigste Entwicklungstrend in der Gesundheit in der mittleren und ältesten subjektiven Gesundheit. Ähnlich wie die Altersgruppe. Zu betonen ist jedoch mittlere Altersgruppe, bewerteten auch sie nochmals, dass insbesondere der ihre subjektive Gesundheit im Jahr 2017 Verschlechterungstrend in der höchsten (dann im Alter von 73 bis 93 Jahren) Altersgruppe eher auf eine altersgebundene schlechter als im Jahr 2014. Die als eine pandemiegebundene Entwicklung Verschlechterung ergab sich aus einem hindeutet. Rückgang der (sehr) guten
16 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie Abbildung 3: Veränderung der subjektiven Gesundheit, nach Altersgruppen, 2014, 2017 und 2020/21 (in Prozent) (sehr) gute Gesundheit mittlere Gesundheit (sehr) schlechte Gesundheit 100 10,3 10,7 11,7 11,7 8,8 9,2 9,8 9,9 19,1 80 29,2 31,5 33,7 33,2 37,2 34,8 39,5 45,2 41,1 60 Prozent 40 61,9 58,2 57,1 56,1 53,5 53,0 50,7 43,1 39,8 20 0 2014 2017 2020/21 2014 2017 2020/21 2014 2017 2020/21 40-59 Jahre 60-69 Jahre 70-90 Jahre Quelle: DEAS 2014 (n =4.054), DEAS 2017 (n = 4.054), DEAS 2020/21 (n = 4.054). Gewichtet, gerundete Angaben. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2014 und 2017, (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Personen mit (sehr) guter subjektiver Gesundheit bei den 60- bis 69-Jährigen und den 70- bis 90-Jährigen. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2017 und 2020/21, (p < 0,05): Zunahme im Anteil an Personen mit (sehr) guter subjektiver Gesundheit und Abnahme im Anteil an Personen mit mittlerer subjektiver Gesundheit bei den 40- bis 59-Jährigen; Zunahme im Anteil an Personen mit (sehr) schlechter subjektiver Gesundheit bei den 70- bis 90-Jährigen. Altersgruppen unterscheiden sich statistisch signifikant (p < 0,05) im Ausgangsniveau im Jahr 2014 zwischen den 40-bis 59-Jährigen und den 70-bis 90-Jährigen bezogen auf die (sehr) gute und mittlere Gesundheit. Geschlechterunterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit Betrachtet man Geschlechterunterschiede in setzte sich jedoch bis zum Winter 2020/21 den Entwicklungstrends der subjektiven nicht weiter fort. Stattdessen sind die Gesundheit zwischen 2014, 2017 und Gesundheitsbewertungen sowohl von 2020/21 (Abbildung 4), wird zunächst Frauen als auch von Männern im Vergleich deutlich, dass sich Frauen und Männer nicht zwischen 2017 und der zweiten Welle der bedeutsam in ihrem Ausgangsniveau an Corona-Pandemie stabil geblieben. subjektiver Gesundheit unterschieden haben. Das heißt, Frauen und Männer in der Geschlechterunterschiede in der subjektiven zweiten Lebenshälfte haben sich im Jahr Gesundheit haben demnach während des 2014 ähnlich gesund gefühlt. Es lassen sich Beobachtungszeitraums zuungunsten von allerdings Geschlechterunterschiede in der Frauen zugenommen. Allerdings scheint Veränderung der subjektiven Gesundheit diese zunehmende Unterschiedlichkeit nicht beobachten: Frauen, aber nicht Männer, auf die Corona-Pandemie zurückführbar, da berichteten 2017 seltener von einer (sehr) sich Geschlechterunterschiede in den guten Gesundheit (Abnahme um Veränderungen der subjektiven Gesundheit 5,9 Prozentpunkte) und häufiger von einer nur zwischen den Jahren 2014 und 2017, mittleren Gesundheit (Zunahme um nicht aber zwischen 2017 und 2020/21 4,8 Prozentpunkte) als im Jahr 2014. Dieser abzeichneten. Verschlechterungstrend bei den Frauen
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 17 Abbildung 4: Veränderung der subjektiven Gesundheit, nach Geschlecht, 2014, 2017 und 2020/21 (in Prozent) (sehr) gute Gesundheit mittlere Gesundheit (sehr) schlechte Gesundheit 100 9,2 10,9 10,3 10,5 11,6 14,1 80 35,2 35,8 34,0 34,1 38,9 35,9 60 Prozent 40 55,6 53,3 55,7 55,4 49,5 50,0 20 0 2014 2017 2020/21 2014 2017 2020/21 Männer Frauen Quelle: DEAS 2014 (n = 4.054), DEAS 2017 (n = 4.054), DEAS 2020/21 (n = 4.054). Gewichtet, gerundete Angaben. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2014 und 2017, (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Frauen mit (sehr) guter subjektiver Gesundheit; Zunahme im Anteil an Frauen mit mittlerer subjektiver Gesundheit. Keine statistisch signifikanten Veränderungen zwischen 2017 und 2020/21, (p < 0,05). Geschlechterunterschiede im Ausgangsniveau im Jahr 2014 sind nicht statistisch signifikant (p < 0,05). Sozioökonomische Unterschiede in der Veränderung der subjektiven Gesundheit Unterschiede im sozioökonomischen Status Unterschiede bis zur zweiten Welle der spielen für die subjektiven Corona-Pandemie weiter entwickelt? Gesundheitseinschätzungen eine deutlich erkennbare Rolle (Abbildung 5). Im Während Menschen mit hohem Vergleich zu Menschen mit niedrigem oder sozioökonomischem Status über die mittlerem sozioökonomischem Status Erhebungen hinweg eine stabile subjektive berichteten Menschen mit höherem Gesundheit berichteten, haben Menschen sozioökonomischem Status im Jahr 2014 mit niedrigem und mittlerem häufiger eine (sehr) gute Gesundheit. Bei sozioökonomischem Status im Vergleich Personen aus der höchsten Statusgruppe zwischen 2014 und 2017 eine lag der Anteil (sehr) guter Verschlechterung ihrer subjektiven Gesundheitsbewertungen bei 67,1 Prozent, Gesundheit gezeigt. Dieser Trend ergibt sich während nur 55,4 Prozent aus der mittleren aus einer Abnahme der (sehr) guten und 43,4 Prozent aus der niedrigen Gesundheitseinschätzungen in beiden Statusgruppe zu einer (sehr) guten Gruppen (um 4,8 Prozentpunkte in der Gesundheitseinschätzung gelangten. niedrigen Statusgruppe beziehungsweise Gleichzeitig waren (sehr) schlechte um 4,6 Prozentpunkte in der mittleren Gesundheitsbewertungen bei Menschen mit Statusgruppe). Gleichzeitig kam es zu einer hohem sozioökonomischem Status Zunahme an mittleren (7,3 Prozent) seltener als bei Menschen aus Gesundheitseinschätzungen bei Menschen der niedrigen Statusgruppe (16,4 Prozent). mit niedrigem sozioökonomischen Status Doch wie haben sich die sozioökonomischen (um 6,2 Prozentpunkte) und einer Zunahme
18 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie an (sehr) schlechten allerdings eine Abnahme im Anteil der Gesundheitseinschätzungen bei Menschen mittleren Gesundheitseinschätzungen um aus der mittleren Statusgruppe (um 5,6 Prozentpunkte. 2,4 Prozentpunkte). Bis zum Pandemiewinter 2020/21 hat sich dieser Die Befunde deuten also darauf hin, dass Verschlechterungstrend jedoch nicht weiter sich sozioökonomische Unterschiede seit fortgesetzt. Das heißt, während der zweiten 2014 vergrößert haben. Die Verschärfung Welle der Corona-Pandemie haben sich der Ungleichheit ist jedoch auf die sozial Personen aus der unteren und mittleren geschichtete Verschlechterung der Statusgruppe zu ähnlichen Anteilen Gesundheit zwischen 2014 und 2017 gesundheitlich (sehr) gut beziehungsweise zurückzuführen. Im Zuge der Corona- (sehr) schlecht gefühlt wie im Jahr 2017. Bei Pandemie haben sich die Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Unterschiede dagegen sozioökonomischem Status zeigte sich nicht weiter zugespitzt. Abbildung 5: Veränderung der subjektiven Gesundheit, nach sozioökonomischem Status (SES), 2014, 2017 und 2020/21 (in Prozent) (sehr) gute Gesundheit mittlere Gesundheit (sehr) schlechte Gesundheit 100 7,3 8,1 11,2 8,7 8,8 12,1 15,0 16,4 17,5 25,6 27,5 28,7 80 35,8 35,3 38,0 40,2 40,8 46,4 60 Prozent 40 67,1 64,4 62,6 55,4 52,6 50,8 43,4 41,6 38,6 20 0 2014 2017 2020/21 2014 2017 2020/21 2014 2017 2020/21 Niedriger SES Mittlerer SES Hoher SES Quelle: DEAS 2014 (n = 4.054), DEAS 2017 (n = 4.054), DEAS 2020/21 (n = 4.054). Gewichtet, gerundete Angaben. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2014 und 2017, (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Personen mit (sehr) guter subjektiver Gesundheit bei Menschen mit niedrigem und mittlerem sozioökonomischem Status; Zunahme im Anteil an Personen mit mittlerer subjektiver Gesundheit bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status; Zunahme im Anteil an Personen mit (sehr) schlechter subjektiver Gesundheit bei Menschen mit mittlerem sozioökonomischem Status. Statistisch signifikante Veränderungen zwischen 2017 und 2020/21, (p < 0,05): Abnahme im Anteil an Personen mit mittlerer subjektiver Gesundheit bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Sozioökonomische Unterschiede im Ausgangsniveau im Jahr 2014 sind statistisch signifikant (p < 0,05) mit folgenden Ausnahmen: Unterschiede zwischen Personen mit niedrigem und mittlerem sozioökonomischen Status sind bezogen auf die mittlere Gesundheit nicht signifikant. Unterschiede zwischen Personen mit mittlerem und hohem sozioökonomischen Status sind bezogen auf die (sehr) schlechte Gesundheit nicht signifikant.
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 19 Zusammenfassung und Fazit Entgegen bestehender Bedenken zu den Die vorliegenden Ergebnisse deuten also möglichen indirekten Gesundheitsfolgen der insgesamt daraufhin, dass es während der pandemischen Gesamtsituation (Gaertner et Corona-Pandemie für die meisten Menschen al. 2021), wie etwa der Bedrohung durch das nicht – wie mitunter angenommen (Gaertner Virus, Sorge um Angehörige oder et al. 2021) – zu einer Verschlechterung des Infektionsschutzmaßnahmen, sind die gesundheitlichen Wohlergehens, sondern Gesundheitseinschätzungen von Menschen eher zu einer Stabilisierung oder sogar in der zweiten Lebenshälfte relativ stabil Verbesserung der subjektiven Gesundheit geblieben. In der Tendenz fühlten sich die gekommen ist. In Anbetracht der bis zum meisten Menschen im Winter 2020/21 – das Pandemiesommer 2020 dokumentierten heißt, inmitten der zweiten Welle der ungünstigen Entwicklungstrends in anderen Corona-Pandemie – nicht weniger gesund gesundheitsrelevanten Lebensbereichen, als im Jahr 2017. wie etwa der sozialen Eingebundenheit, der sportlichen Aktivität und auch der Dies ist besonders dann bemerkenswert, psychischen Gesundheit (Huxhold & Tesch- wenn man zusätzlich den Vergleich Römer 2021; Nowossadeck et al. 2021; zwischen 2014 und 2017 heranzieht, bei Skoda et al. 2021), bietet die beobachtbare dem sich eine Verschlechterung der Resilienz in den subjektiven Gesundheitseinschätzungen Gesundheitseinschätzungen einen erneuten abzeichnete. Aus den Daten lässt sich also Beleg für die erstaunliche inmitten der Corona-Pandemie ein Stopp im Anpassungsfähigkeit der persönlichen gesundheitlichen Abwärtstrend erkennen Gesundheitsbewertungen. und dieses Muster findet sich in vielen sozialen Gruppen wieder: Bei Frauen, bei So ist es möglich, dass soziale Menschen, die sich im Jahr 2014 im Vergleichsprozesse (Cheng et al. 2007) eine Übergangsalter zum Ruhestand befanden wichtige Rolle bei der Einschätzung der und auch bei Menschen mit niedrigem oder eigenen Gesundheit in Zeiten der Pandemie mittlerem sozioökonomischem Status. gespielt haben. Die vielfache Männer und Menschen mit hohem Berichterstattung zu schwer an Covid-19 sozioökonomischen Status zeigten dagegen erkrankten Patient*innen auf über alle Erhebungen hinweg keine Intensivstationen und die häufige Veränderungen in ihren Darstellung älterer Menschen als Gesundheitseinschätzungen; während sich gebrechliche Risikogruppe könnten dazu in der jüngsten Altersgruppe sogar ein beigetragen haben, dass vielen Menschen positiver Entwicklungstrend im Zuge der bewusst geworden ist, wie gut es ihnen Corona-Pandemie herauskristallisierte. Nur selbst – zumindest im Vergleich zu anderen für eine Gruppe von Befragten deutete sich – während der Corona-Pandemie ergangen von 2014, über 2017 bis 2020/21 eine immer ist. In der aktuellen Literatur wird diese schlechtere Bewertung der Gesundheit an – Dynamik als „Eye of the Hurricane“-Paradox für die Gruppe der ältesten Befragten, die im beschrieben (Recchi et al. 2020). Der Jahr 2014 zwischen 70 bis 90 Jahre alt Kerngedanke ist, dass sich Menschen, die waren. Da dieser Abwärtstrend aber über selbst wenig von der Corona-Pandemie alle drei Beobachtungszeitpunkte zu betroffen waren, im ruhigen Zentrum eines beobachten war, ist hier eher von einem pandemischen Wirbelsturms wiederfanden, „normalen“ gesundheitlichen Alterungstrend der augenscheinlich die Kraft besaß, nicht auszugehen, der vermutlich auch ohne den nur die eigene Gesundheit, sondern auch Einfluss der Corona-Pandemie ähnlich das alltägliche Leben und gesellschaftliche ausgefallen wäre. Miteinander zu gefährden. In der Konsequenz, wurde die aktuelle Lebenssituation von Menschen im „Auge
20 Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie des Hurricanes“ vermutlich besser als verfügbaren medialen und politischen normalerweise empfunden – zumindest aber Kanälen vergegenwärtigt. Im Gegensatz zu kam es zu einer Unterbrechung im anderen sozialen Gruppen dürfte es also für Abwärtstrend ihrer die ältesten in der Bevölkerung schwierig Gesundheitseinschätzungen. gewesen sein, ihr gesundheitliches Selbstkonzept gegen die einseitige Gleichzeitig lässt sich vermuten, dass Darstellung als besonders gefährdete und ungünstige Entwicklungen im sozialen, gebrechliche Personengruppe zu schützen. sportlichen und psychischen Bereich für die Bekannt ist, dass die mediale Verbreitung Bewertung der eigenen Gesundheit in Zeiten eines pauschalisierend negativen Bildes der Corona-Pandemie kaum ins Gewicht älterer Menschen eine ungünstigere gefallen sind, weil es sich bei diesen Selbstwahrnehmung bei den Betroffenen Entwicklungen um eine geteilte, beinahe fördern kann (Kessler 2015). Insofern könnte „normale“ Belastungserfahrung handelte. So die häufig einseitig negative Darstellung zeigte sich beispielsweise auch, dass älterer Menschen in der Corona-Pandemie Einsamkeitsgefühle in der zweiten dazu beigetragen haben, dass sich bei den Lebenshälfte über verschiedenste soziale ältesten Erwachsenen über den gesamten Gruppen hinweg zugenommen haben, das Untersuchungszeitraum hinweg eine heißt unabhängig von Alter, Geschlecht oder Verschlechterung und keine Stabilisierung auch Bildungshintergrund (Huxhold & Tesch- der subjektiven Gesundheit zeigte. Römer 2021). Erfreulicherweise erlauben die vorliegenden Zusammen könnten die sozialen Befunde jedoch eine vorsichtige Entwarnung Vergleichsprozesse und Umgewichtungen hinsichtlich einer möglichen Verschärfung die Stabilisierung der subjektiven der sozioökonomischen Ungleichheit in der Gesundheit und auch den positiven Trend in subjektiven Gesundheit, denn die Schere der jüngsten Altersgruppe erklären. Zu zwischen den Gesundheitsbewertungen von betonen bleibt allerdings, dass von diesem Menschen aus unterschiedlichen erfreulichen subjektiven Gesundheitstrend Statusgruppen hat sich zumindest zwischen nicht notwendigerweise auf eine 2017 und der zweiten Welle der Corona- gleichermaßen günstige Entwicklung in Pandemie nicht weiter vergrößert. anderen, objektiveren Nichtsdestotrotz zeigen sich weiterhin Gesundheitsindikatoren geschlossen werden deutliche gesundheitliche Nachteile von kann. Stattdessen spiegelt dieser Trend mit sozioökonomisch benachteiligten Menschen. hoher Wahrscheinlichkeit die Anpassungsfähigkeit der subjektiven Fazit Gesundheit an die veränderten Lebensbedingungen während der Pandemie Insgesamt zeichnen die aktuellen Befunde wider. zur Entwicklung der subjektiven Gesundheit während der Corona-Pandemie ein eher Eine Frage aber bleibt: Warum findet sich optimistisches Bild: In den meisten der günstige subjektive Gesundheitstrend Bevölkerungsgruppen zeigt sich eine nicht bei der Gruppe der ältesten Befragten Stabilisierung der Gesundheit, bei Menschen wieder? Die Antwort könnte sein, dass der im Erwerbsalter wird sogar ein ältesten Bevölkerungsgruppe eine Verbesserungstrend deutlich. Auch Vergleichsgruppe fehlte, die Ihre Situation in sozioökonomische Unterschiede in der ein besseres Licht rückt. Die Gesundheit haben sich im Zuge der Corona- epidemiologische Realität ist, dass das hohe Pandemie nicht weiter zugespitzt. Diese Alter zu den größten empirischen Befunde spiegeln die beachtliche Risikofaktoren zählt, schwer an Covid-19 zu Anpassungsfähigkeit der subjektiven erkranken. Und genau dieser Umstand Gesundheitseinschätzungen wieder, wobei wurde älteren Erwachsenen auf allen insbesondere soziale Vergleichsprozesse
Subjektive Gesundheit in der Corona-Pandemie 21 eine entscheidende Rolle gespielt haben berichtet worden (Gamberini et al. 2021). könnten. Hinzukommt, dass die gesundheitliche Situation von Menschen in Einzig bei den ältesten Erwachsenen lässt Pflegeeinrichtungen durch die aktuellen sich ein andauernder Befunde nicht abgebildet werden kann. Die Verschlechterungstrend in der Gesundheit besonders strengen feststellen. Dieser scheint jedoch eher auf Infektionsschutzmaßnahmen in eine altersbedingte gesundheitliche Pflegeheimen dürften jedoch genau diesen Entwicklung zurückzugehen als auf eine Personenkreis gesundheitlich besonders Nebenwirkung der Corona-Pandemie. belastet haben. Insofern ist das eher optimistische Bild zur subjektiven Trotz der eher positiven Botschaft, die sich Gesundheit auch vor dem Hintergrund hinsichtlich der subjektiven Gesundheit in dieser eingeschränkten Datenlage zu den meisten Bevölkerungsgruppen ableiten interpretieren. Zuletzt ist darauf hinzuweisen, lässt, sollte nochmals hervorgehoben dass die vorgestellten Befunde die werden, dass sich die vorliegenden Befunde Veränderungen in den subjektiven auf Menschen in der zweiten Lebenshälfte Gesundheitseinschätzungen abbilden, wie beziehen, die selbst keine Corona-Virus- sie sich bis zur zweiten Welle der Corona- Infektion durchlebt haben. Für Menschen, Pandemie abzeichnen. Weitere Erhebungen die unmittelbar von einer Corona-Virus- sind notwendig, um die mittel- und Infektion betroffen waren – und langfristigen gesundheitlichen Folgen der insbesondere für diejenigen mit einer Corona-Pandemie für verschiedene schweren Covid-19-Erkrankung – sind Bevölkerungsgruppen aufzudecken. deutlich schlechtere Verläufe in objektiven und subjektiven Gesundheitsmaßen Literatur Cheng, S.-T., Fung, H., & Chan, A. (2007). Maintaining self-rated health through social comparison in old age. The Journals of Gerontology: Series B, 62(5), 277-285. https://doi.org/10.1093/geronb/62.5.P277. Gaertner, B., Fuchs, J., Möhler, R., Meyer, G., & Scheidt-Nave, C. (2021). Zur Situation älterer Menschen in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie: Ein Scoping Review. Journal of Health Monitoring, 6(S4), 1-39. https://doi.org/10.25646/7856. Gamberini, L., Mazzoli, C. A., Prediletto, I., Sintonen, H., Scaramuzzo, G., Allegri, D., Colombo, D., Tonetti, T., Zani, G., Capozzi, C., Dalpiaz, G., Agnoletti, V., Cappellini, I., Melegari, G., Damiani, F., Fusari, M., Gordini, G., Laici, C., Lanza, M. C., Leo, M., Marudi, A., Papa, R., Potalivo, A., Montomoli, J., Taddei, S., Mazzolini, M., Ferravante, A. F., Nicali, R., Ranieri, V. M., Russo, E., Volta, C. A., Spadaro, S., Tartaglione, M., Chiarini, V., Buldini, V., Coniglio, C., Moro, F., Orlando, S., Fecarotti, D., Cilloni, N., Giuntoli, L., Bellocchio, A., Matteo, E., Pizzilli, G., Siniscalchi, A., Tartivita, C., Cavalli, I., Castelli, A., Marchio, A., Bacchilega, I., Bernabé, L., Facondini, F., Morini, L., Bissoni, L., Viola, L., Meconi, T., Pavoni, V., Venni, A., Pagni, A., Cleta, P. P., Cavagnino, M., Guzzo, A., Malfatto, A., Adduci, A., Pareschi, S., Bertellini, E., Maccieri, J., Marinangeli, E., Racca, F., Verri, M., Falò, G., Marangoni, E., Ottaviani, I., Boni, F., Felloni, G., Baccarini, F. D., Terzitta, M., Maitan, S., Tutino, L., Senzi, A., Consales, G., Becherucci, F., Imbriani, M., Orlandi, P., Candini, S., Golfieri, R., Ciccarese, F., Poerio, A., Muratore, F., Ferrari, F., Mughetti, M., Giampalma, E., Franchini, L., Neziri, E., Miceli, M., Minguzzi, M. T., Mellini, L., Piciucchi, S., Monari, M., Valli, M., Daniele, F., Ferioli, M., Nava, S., Lazzari Agli, L. A., Valentini, I., Bernardi, E., Balbi, B., Contoli, M., Padovani, M., Oldani, S., Ravaglia, C., & Goti, P. (2021). Health-related quality of life profiles, trajectories, persistent symptoms and pulmonary function one year after ICU discharge in invasively ventilated COVID-19
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