Eckpunkte der Podiumsdiskussion "NRW im Wandel" Kurz und konkret: Aussagen der Spitzen-politiker*innen zur Landtagswahl rund um Nachhaltige ...
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VERANSTALTUNGSDOKUMENTATION Eckpunkte der Podiumsdiskussion „NRW im Wandel“ Kurz und konkret: Aussagen der Spitzen- politiker*innen zur Landtagswahl rund um Nachhaltige Entwicklung 18. März 2022 | Kunstmuseum Bonn
Die teilnehmenden Politiker*innen der Podiums- Am 18. März 2022 lud das Fachfo- diskussion waren Herr MdL Thomas Kutschaty (Vor- rum Nachhaltigkeit NRW, ein Zu- sitzender und Spitzenkandidat der SPD NRW), Frau Ursula Heinen-Esser (damalige Umweltministerin, sammenschluss von führenden CDU NRW) und Frau Mona Neubaur (Vorsitzende Nichtregierungsorganisationen und Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen NRW). Frau MdL Angela Freimuth (stellv. Landes- aus NRW, zur Podiumsdiskussion vorsitzende der FDP NRW) konnte aufgrund einer mit Spitzenpolitiker*innen von Corona-Infektion im näheren Umfeld nicht teilneh- men. Frau Neubaur verspätete sich wegen einer CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grü- Verzögerung im Bahnverkehr. Durch die etwa drei- nen und FDP. Thema waren die stündige Veranstaltung im Auditorium des Kunst- museums Bonn moderierte Journalistin Judith Lösungsansätze der Parteien zu Schulte-Loh. unterschiedlichen Herausforde- Eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion findet rungen einer Nachhaltigen Ent- sich hier. wicklung vor dem Hintergrund der Landtagswahl. Welche kon- kreten Ideen und Maßnahmen die Politiker*innen nannten, fassen wir als Eckpunkte zusam- men. Zu folgenden Themen der Podi- Diese 18 NROs des Fachforums umsdiskussion finden Sie in dieser Nachhaltigkeit NRW haben zur Zusammenfassung konkrete Eck- Veranstaltung eingeladen: punkte: Nachhaltigkeitsstrategie Nachhaltigkeitsstrukturen Klimaschutz Energie Verkehr Artenschutz Flächennutzung Geschlechtergerechtigkeit Nachhaltiges Wirtschaften Bildung für Nachhaltige Entwicklung Auswirkungen des Ukrainekriegs Veranstaltungsdokumentation Eckpunkte Podiumsdiskussion „NRW im Wandel“ 2
Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie Klimaschutz verbindlicher machen Alle drei Politiker*innen sprachen sich für ver- Ursula Heinen-Esser sprach sich dafür aus, durch bindliche Treibhausgaseinsparziele für alle rele- gesetzliche Regelungen, wie ein Nachhaltig- vanten Bereiche aus. Unterschiede zeigten sich keitsgesetz, die Erfüllung der Ziele und Indi- in den dargestellten Wegen. katoren der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie ver- bindlich festzulegen. Neubaur brachte hier als Werkzeug für die Um- setzung den Vorschlag eines Klima-Checks Auch Thomas Kutschaty unterstrich, dass für ein ein, der bei allen gesetzlichen Maßnahmen die zügiges Umsetzen jetzt konkrete und verbindli- Folgewirkungen prüft. So solle Verbindlichkeit che Maßnahmen festgelegt werden müssten. in der Gesetzgebung entstehen. Zudem kön- ne dies Kommunen als wichtige Akteure einer Anstelle eines Nachhaltigkeitsgesetzes brachte Nachhaltigen Entwicklung in ihrer Arbeit unter- Mona Neubaur die Idee eines Nachhaltigkeits- stützen. Checks ein, der bei jeder umzusetzenden Maß- nahme erfolgen solle. Dafür brauche es ent- Heinen-Esser schlug vor, Bilanzen für einzelne sprechende Fachkräfte. Sektoren aufzustellen, indem die Leistungen des Sektors zur CO2-Reduktion und zum Beispiel Öko- systemleistungen aufgerechnet werden. Nachhaltigkeitsstrukturen stärken Für verbesserte Finanzierungsoptionen schlug Energie Kutschaty vor, dass der Anteil der Kommunen an den Verbundsteuern und den Einnahmen Heinen-Esser mahnte mit Blick auf Photo- von 23 auf 24 Prozent - perspektivisch unter voltaik auf landwirtschaftlichen Flächen vor Evaluierung der Förderprogramme auf 25 Pro- Pachtpreiserhöhungen und sprach sich für die zent – erhöht werden könne. Bebauung von 200 Metern Randstreifen von Autobahnen ins Land sowie eine Pflicht für Pho- Eine Verankerung von Nachhaltigkeit als tovoltaik auf Dächern von Gewerbegebäuden Staatsziel wurde von allen drei Politiker*innen und Neubauten aus. eher positiv bewertet – Kutschaty und Neubaur sprachen ein klares Ja aus, Heinen-Esser revi- Diese Verpflichtung hielt auch Kutschaty für dierte ihr ursprüngliches “Nein” zu einem wei- sinnvoll. Er unterstrich, dass private Photovolta- cheren “Jein.” ik sich aktuell nur für Einfamilienhäuser rechne, wo die Energie direkt genutzt werde. Hier ver- Drei eindeutige Zusagen gab es derweil für die wies er auf nötige gesetzliche Änderungen auf Einrichtung eines parlamentarischen Beirats Bundesebene und sprach auch frühzeitige Bür- für Nachhaltigkeit in NRW sowie die Veranke- gerbeteiligung an, die zu höherer Akzeptanz rung von Nachhaltigkeitszielen im Haushalt. (etwa beim Thema Windenergie) führe. Von links: Thomas Kutschaty, Ursula Heinen-Esser, Mona Neubaur und Moderatorin Judith Schulte-Loh Veranstaltungsdokumentation Eckpunkte Podiumsdiskussion „NRW im Wandel“ 3
Verkehr Alle drei Podiumsgäste sprachen sich für ein Tempolimit auf Autobahnen aus – wobei dies bei Heinen-Esser eine persönliche Position dar- stellte. Zudem unterstrichen alle, dass der Fo- kus auf Sanieren statt Neubauen gelegt werden müsse. Die Anbindung des ländlichen Raums wurde ebenfalls betont. Artenschutz Für den Erhalt der Artenvielfalt will Heinen-Es- ser ein 100-Tage-Sofortprogramm gemeinsam mit Naturschutz- und Landwirtschaftsverbän- den realisieren. Einen runden Tisch befürworte- te auch Kutschaty. Als konkrete Maßnahmen für Artenschutz schlug Neubaur vor, den Anteil an regionalen Lebensmitteln in der Landtagskatine zu er- höhen und ein Verbot von Schottergärten in NRW zu erwirken. Letzteres schlug auch Heinen-Esser vor, die zu- dem gerne ein Wolfszentrum einrichten würde. Zudem sollen Akteure der Nahversorgung laut Heinen-Esser durch Regionalmanager unter- stützt werden, die sich in bestimmten Kreisen um eine verstärkende Verbindung zwischen Ökobetrieben und Handel kümmern. Als Mög- lichkeit, den Ökolandbau kurzfristig auf 25% der landwirtschaftlichen Flächen auszubauen, nannte sie finanzielle Anreize, die auch über die europäische Agrarpolitik hinausgehen. Geschlechtergerechtigkeit Flächennutzung Neubaur zeigte sich als Verfechterin der Frauen- Zum Thema Flächenverbrauch formulierte Kut- quote. Beispielhaft umriss sie das Stipendien- schaty den Anspruch, dass beim Bau nicht mehr programm für Start-Ups, bei dessen Vergabe das in die Freiflächen, sondern in die Höhe und ins Land dafür sorgen könne, dass 50 Prozent derer, Recycling gegangen werden müsse. die über die Vergabe entscheiden, Frauen sind. Neubaur betonte, dass Anreize für Ressourcen- Kutschaty erklärte, dass er sich für höhere Löh- effizienz geschaffen und entsprechende Initiati- ne und einkommensabhängige Kindergrund- ven gefördert werden müssten. sicherung einsetzen wolle, damit sich Familien und alle Menschen Energiewende leisten kön- Heinen-Esser verwies auf das aktuelle Flächen- nen. Zudem brauche es sowohl eine Image- sparprogramm der Landesregierung, welches verbesserung als auch bessere Arbeitsbedin- wirke, aber durch finanzielle Beteiligung des gungen in sozialen Berufen, in denen Frauen Landes (etwa um teure Altlastensanierung zu häufiger vertreten seien. gewährleisten) gestärkt werden müsse. Veranstaltungsdokumentation Eckpunkte Podiumsdiskussion „NRW im Wandel“ 4
Nachhaltiges Wirtschaften Beteiligung der Zivilgesellschaft Um die Kompetenzen von nachhaltigen Unter- Zur Förderung von Beteiligung sprach Neu- nehmen zu stärken, will Kutschaty Transfor- baur dezentrale Lösungen durch Kinder- und mationsagenturen schaffen, die kleinen Unter- Jugendparlamente an sowie die Verknüpfung nehmen bei der Umstellung auf Nachhaltigkeit von guten Nachhaltigkeitsansätzen in verschie- helfen. Finanziell unterstützt werden solle dies denen Studiengängen, um mehr Sozialunter- durch einen Transformationsfonds, den er nehmertum entstehen zu lassen. durch die NRW-Bank abwickeln möchte. Heinen-Esser befürwortete, dort Beteiligungs- Auch Neubaur will Qualifizierungsangebote formate zu implementieren, wo sie helfen Ent- durch staatliche Hand stärken, um sich verän- scheidungen im Interesse aller zu treffen, etwa dernde Beschäftigungen (auch mit Blick auf bei Windkraft und Naturschutz. Beeinträchtigungen durch den Ukraine-Krieg) aufzufangen. Kutschaty möchte transparentere Gesetzge- bungsverfahren durch digitale Offenlegungs- formate vorantreiben, die von der Politik Bildung für Nachhaltige Entwicklung präsentiert werden. Bürger*innenräte bezeich- Bildung für nachhaltige Entwicklung und die nete er als entscheidendes Element auf lokaler Stärkung von politischer Bildung seien relevant, sowie teils auf Bundesebene. Zudem sprach so Neubaur, um denen etwas entgegenzuset- er sich für ein Wahlalter ab 16 Jahren (bei der zen, die in der Verunsicherung der Gesellschaft nächsten Landtagswahl) aus. Nährboden für ihre rechtsextreme Propaganda zu finden versuchen. Sie forderte die Erhöhung Auswirkungen des Ukrainekriegs von Mitteln für politische Stiftungen und ähn- Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine mahnte liche Akteur*innen. Heinen-Esser, jetzt nicht kurzfristig zu denken. Kernkraftwerke länger laufen zu lassen sei für Kutschaty betonte den Stellenwert von Weiter- sie keine Option und die Aufweichung von Na- bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen, turschutzflächen für die Futtermittelsicherheit um Nachhaltigkeit in die Breite zu tragen, wäh- auf EU-Ebene sei genau zu prüfen. rend Heinen-Esser die Einbindung junger Men- schen in klimapolitische Entscheidungsprozesse Kutschaty fügte dem Gesprächspunkt hinzu, ansprach. dass die Kriegssituation die Diskussion über nachhaltige Lösungen sowie die Umstellung auf erneuerbare Energien beschleunigen müsse. Veranstaltungsdokumentation Eckpunkte Podiumsdiskussion „NRW im Wandel“ 5
Die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien West (RENN. west) ist ein Netzwerk aus Nachhaltigkeitsakteuren in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, das Ende 2016 mit der Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zusammen mit drei weiteren regionalen Netzwerken gegründet wurde. Ziel der RENN.west ist es, zum Wissensaustausch anzure- gen, gute Lösungsansätze zu verbreiten und die politischen Rahmen bedingungen für eine Nachhaltige E ntwicklung Deutschlands weiterzuentwickeln. Impressum Herausgeber: Regionale Netzstelle V.i.S.d.P.: @renn.west Nachhaltigkeitsstrategien West Dr. Klaus Reuter LAG 21 NRW c/o Landesarbeitsgemeinschaft Agen- Konsortialführung RENN.west @RENNwest da 21 NRW e.V. (LAG 21 NRW) Deutsche St. 10 • 44339 Dortmund Deutsche Str. 10 www.lag21.de @RENN.west 44339 Dortmund +49 (231) 936960-0 Weitere Informationen: west@renn-netzwerk.de www.renn-netzwerk.de/west @RENNwest
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