Editorial: Vergessenes Land. Perspektiven auf rurale Entwicklung - Prokla

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PROKLA
Bernd Belina • Andreas Kallert      204 |Mießner
                               • Michael 51. Jahrgang  | Nr. 3Naumann
                                                  • Matthias  | September 2021 | S. 400-414
                                              https://doi.org/10.32387/prokla.v51i204.1961

Bernd Belina • Andreas Kallert • Michael Mießner •
Matthias Naumann

Editorial: Vergessenes Land.
Perspektiven auf rurale Entwicklung

V    ergessenes Land? Angesichts aktu­
     eller Debatten um Mietenwahnsinn
und Gentrifizierung, der Konzentrati­
                                               auch Wege aus der Verabsolutierung
                                               der Kategorien Stadt und Land gewie­
                                               sen (ohne bestehende Unterschiede zu
on des (Finanz-)Kapitals und mit ihr           negieren), indem sie beide konsequent
von Kontrollfunktionen in Global Ci­           als aufeinander verwiesene soziale Ver­
ties, der Bedeutung des Urbanen für            hältnisse und nicht als feststehende
Kultur und Innovation ebenso wie für           Siedlungs- und Raumtypen begreifen.
politische Konflikte und soziale Bewe­         Thematisch befassen sie sich etwa in­
gungen wurde und wird das Land häu­            tensiv mit der Landwirtschaft, der zu
fig vergessen – daher der Titel dieses         ihrer Zeit dominierenden Wirtschafts­
Heftes. Dabei leben laut dem Thünen-           form auf dem Land. Verstreut über zahl­
Institut in Deutschland 57 Prozent der         reiche Schriften diskutieren sie Fragen
Bevölkerung in ländlichen Räumen, die          der Politischen Ökonomie der Grund­
91 Prozent der Fläche des Bundesgebie­         rente, die Marx fast ausschließlich in
tes ausmachen (Küpper 2016).                   Bezug auf die Landwirtschaft erörtert
    Im Folgenden umreißen wir erstens          (MEW 25: Kap. 37-47; vgl. Stützle 2018),
schlaglichtartig die Diskussion um das         des gesellschaftlichen Stoffwechselpro­
Land bei Marx und Engels sowie in der          zesses des Ackerbaus, der in kapitalis­
kritischen Tradition. Zweitens erläutern       tischer Form »die Springquellen alles
wir einige Herausforderungen ländli­           Reichtums untergräbt: die Erde und
cher Räume mit Fokus auf Deutschland.          den Arbeiter« (MEW 23: 530) und mit
Drittens gehen wir auf aktuelle Positi­        der Agrarchemie zugleich die »mate­
onen ein, die progressive Perspektiven         riellen Voraussetzungen einer neuen,
auf das Land entwerfen.                        höheren Synthese, des Vereins von
                                               Agri­kultur und Industrie, auf Grund­
1. Das Land in kritischen Theorie­             lage ihrer gegensätzlich ausgearbeite­
                                               ten Gestalten [schafft]« (MEW 23: 528;
traditionen: Schlaglichter von                 vgl. Jacobs 1997), des »Bauernlegens«
Marx bis heute                                 in Deutschland nach dem Dreißigjäh­
Dass Marx und Engels das Land ver­             rigen Krieg (MEW 21: 238-247) und der
gessen hätten, kann niemand ernst­             enclosures im Rahmen der »sogenann­
haft behaupten. Zugleich haben sie             ten ursprünglichen Akkumulation«

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Editorial

(MEW 23: Kap. 24; vgl. Baumgartner         gängige Gemeineigentum aufgrund der
1972) sowie der klassenmäßigen und         Produktivkraftentwicklung aufgelöst
politischen Position der Landbevöl­        werden musste. Denn die »Entwicklung
kerung. Dieser traute Marx aufgrund        der gesellschaftlichen Produktion und
ihrer »Isolierung und Vereinzelung«        der freien Individualität des Arbeiters
(MEW 3: 50) im Hinblick auf organisier­    selbst […] blüht nur, schnellt nur ihre
ten Klassenkampf eher wenig zu. Seine      ganze Energie, erobert nur die adäquate
Charakterisierung der an sich existie­     klassische Form, wo der Arbeiter freier
renden Klasse der französischen Par­       Privateigentümer seiner von ihm selbst
zellenbauern im 18. Brumaire als »ein­     gehandhabten Arbeitsbedingungen ist,
fache Addition gleichnamiger Größen        der Bauer des Ackers, den er bestellt, der
– wie etwa ein Sack von Kartoffeln«        Handwerker des Instruments, worauf
(MEW 8: 198) – verdeutlicht, dass ihm      er als Virtuose spielt« (MEW 23: 789).
ihre Konstituierung zur Klasse für sich    Diese »historische Unvermeidlichkeit«
unwahrscheinlich erscheint.                will Marx später »ausdrücklich auf die
    In diesem Zusammenhang ist auch        ›Länder Westeuropas‹ beschränkt« wissen
die Formulierung vom »Idiotismus des       (MEW 19: 396; Herv. i. O.), wo sich der
Landlebens« (MEW 4: 466) zu sehen,         Kapitalismus zuerst herausbildete. In
die immer wieder bemüht wird, um           Ländern, die erst später und über den
Marx und Engels Ressentiments ge­          »Weltmarkt [mit der] kapitalistische[n]
genüber dem Landvolk nachzusagen,          Produktion« (ebd.: 398) verbunden
die Williams (2016 [1973]: 51f.) unter     wurden, bestehe sie nicht. Dort könne
Bezug auf diese Formulierung vielen        die Form des »kommunistischen Ei­
Marxist*innen nach Marx vorwirft. An       gentums« (ebd.) der Dorfgemeinschaft
der entsprechenden Stelle im Manifest      gerettet werden.
werden die Fortschritte des Kapitalis­         Der »Idiotismus des Landlebens«
mus gefeiert, die den Sozialismus vor­     (MEW 4: 466) wurzelt also in der Ei­
bereiten, u.a. indem die Konzentration     gentumsordnung auf dem Land und
der vom Land Vertriebenen diese als        drückt sich in Isolierung, Konkurrenz
Arbeiter*innen in den Städten ihrer        und im Egoismus der Kleinbäuer*innen
Isolierung entreißt und ihre Organi­       aus, für die es kaum Anlass zum soli­
sierung vorantreibt. Die Vereinzelung      darischen Miteinander gibt. Auf dem
auf dem Land macht den Menschen            Land herrscht ein anderer »soziale[r]
dort zum »bornierten Landtier« (MEW        Krieg, der Krieg Aller gegen Alle«
3: 50), während »die Tatsache der Kon­     (MEW 2: 257) als der, den Engels im
zentration der Bevölkerung, der Pro­       Kapitel »Die großen Städte« in Zur
duktionsinstrumente, des Kapitals, der     Lage der Arbeitenden Klasse in England
Genüsse, der Bedürfnisse« (ebd.: 50) ihn   beschreibt, weil die Bäuer*innen, an­
»zum bornierten Stadttier« (ebd.) wer­     ders als die Proletarier*innen, über ihr
den lässt. Die Isolierung auf dem Land     eigenes Produktionsmittel Land verfü­
liegt wesentlich am kleinbäuerlichen       gen. Im Gegensatz zur konservativen
Privateigentum am Produktionsmit­          Großstadtkritik in Wissenschaft und
tel Land, das entstand, weil das vorher    Publizistik, die das Idyll des Landle­

                                                                                 401
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bens mit Naturnähe, Gemeinschaft und         Marxist*innen und Linke im Globalen
stabiler, oft als natürlich behaupteter      Süden bis heute weiter intensiv mit der
Ordnung feiert, begreifen Marx und           Entwicklung der Landwirtschaft, zuneh­
Engels den Stadt-Land-Gegensatz und          mend im Kontext von Globalisierung
das Elend der subalternen Klassen in         und Neoliberalisierung und oft ver­
beiden Siedlungstypen als Ausdruck           bunden mit ökologischen Fragen sowie
gesellschaftlicher Prozesse: »Der Ge­        Geschlechterverhältnissen (vgl. in der
gensatz zwischen Stadt und Land kann         PROKLA: Aithal 1997; Guha/Martinez-
nur innerhalb des Privateigentums            Alier 1997). In subsistenztheoretischer
existieren.« (MEW 3: 50) Mit diesem          Perspektive, wie dem »Bielefelder An­
Gegensatz geht »[d]ie größte Teilung         satz« von Veronika Bennholdt-Thom­
der materiellen und geistigen Arbeit«        sen, Maria Mies und Claudia von Werl­
(ebd.) einher, die »auch gefasst wer­        hof (vgl. Redaktion PROKLA u.a. 2019:
den [kann] als die Trennung von Ka­          503ff.), wird etwa nicht nur betont, dass
pital und Grundeigentum« (ebd.). Ent­        überwiegend von Frauen betriebene tra­
scheidend sind die unterschiedlichen         ditionelle Produktion zum Eigenbedarf
Eigentums- und Klassenverhältnisse in        auf dem Land den Kapitalismus ermög­
Stadt und Land, die aus unterschied­         licht und durch ihn ausgebeutet wird,
lichen Produktionsverhältnissen her­         sondern zugleich auch, dass der Sub­
rühren. Folglich zielen Marx und En­         sistenzorientierung ein »utopische[s]
gels auf die »Aufhebung des Gegen­           Potenzial« (Baier 2008: 78) innewohnt
satzes von Stadt und Land« (ebd.). Die       und dass sie einen »möglichen Aus­
neunte der zehn Maßregeln, die »im           gangspunkt für gegenwärtigen und zu­
Lauf der Bewegung über sich selbst           künftigen Widerstand« (ebd.) darstellt.
hinaustreiben und als Mittel zur Um­             Wie Lebensformen in der Stadt und
wälzung der ganzen Produktionsweise          auf dem Land zugleich in ihrer Unter­
unvermeidlich sind« (MEW 4: 481), die        schiedlichkeit ernst genommen und wie
sie am Ende des Manifests formulieren,       sie dabei als Ausdruck derselben kapi­
lautet entsprechend: »Vereinigung des        talistischen Verhältnisse verstanden
Betriebs von Ackerbau und Industrie,         werden können, beschäftigte zentrale
Hinwirken auf die allmähliche Beseiti­       Vertreter*innen des westlichen Mar­
gung des Unterschieds von Stadt und          xismus wie Adorno und Lefebvre. Bei­
Land.« (MEW 4: 481)                          den wurden und werden Ressentiments
     Aus dieser Grundperspektive wur­        gegen das Landleben vorgeworfen, was
den in der marxistischen Tradition die       jedoch nicht haltbar ist. So nutzt auch
von Marx und Engels bearbeiteten The­        Adorno Formulierungen wie »Idiotie
men je nach historischer Konjunktur          des Landlebens«, allerdings – wie Marx
und räumlichem Kontext unterschied­          und Engels – um »den Konkurrenzme­
lich stark weiterverfolgt und diver­         chanismus« zu kritisieren (Adorno 2016
sifiziert – und mitunter auch wieder         [1951]: 29), und spricht von der »Pflicht
vergessen. So befassten und befassen         zur Entprovinzialisierung« (Adorno
sich in agrarisch geprägten Situatio­        1963: 46) sowie der Notwendigkeit der
nen Autoren wie Lenin und Mao sowie          »Entbarbarisierung des Landes« (Ador­

402
Editorial

no 1970: 98). Gemeint sind dabei stets       Pariser Kommune von 1871 ebenso wie
soziale Beziehungen (die ebenso von          den Mai 1968 in Paris (Lefebvre 1969),
der kapitalistischen Totalität überformt     aber auch etwa das traditionelle Dorf­
sind wie jene der Stadt), die nicht mit      fest. Dieses sei das »Beste« am ruralen
dem Siedlungstyp Land zusammenfallen         Leben, das es gilt, »wieder auferstehen
müssen und die als Ideologie fortleben       zu lassen« (Lefebvre 2016: 153).
und als solche für autoritäre Positionen         Auch die Politisierung der Landbe­
anschlussfähig sind (vgl. ausführlich Be­    völkerung in Zusammenhang mit ihrem
lina 2021). Ganz ähnlich argumentiert        Klassenstatus wird in spezifischen Kon­
Lefebvre, der die bäuerliche Wirklich­       junkturen diskutiert, prominent etwa
keit ebenfalls durch ihre »Unterord­         von Gramsci (1967: 95ff.). Im Globalen
nung unter Totalitäten (neue Struk­          Süden zeigt sich bis heute immer wie­
turen; kapitalistischer […] Weltmarkt        der, dass es gerade ländliche und ag­
etc.)« (Lefebvre 1969: 191) und durch        rarische (oft indigene und/oder von
»Überbleibsel im ideologischen Bereich       Frauen* geprägte) soziale Bewegungen
(Überbleibsel von Agrarmythen, Folk­         sind, die herrschende Verhältnisse her­
lore und dergleichen) sowie im struktu­      ausfordern (vgl. Moyo/Yero 2005), was
rellen (Dorf, bäuerliche Familie usw.)«      Marx’ pessimistische Einschätzung zur
(ebd.: 191f.; Herv. i. O.) gekennzeichnet    Politisierung der Bäuer*innenschaft in­
sieht und zudem »ihre außerordentliche       frage stellt. In der BRD-Linken hat mit
Vielfalt« (ebd.: 176) betont. Auch seine     massiven Bauernprotesten zu Beginn
»Hypothese« von der »vollständigen Ur­       der 1970er-Jahre eine fast schon hekti­
banisierung der Gesellschaft« (Lefebvre      sche Befassung mit Land und Landwirt­
1970: 17) und der urbanen Revolution,        schaft eingesetzt, um den geäußerten
die den Kapitalismus überwinden und          Unmut im Sinne des Klassenkampfes
eine neue Gesellschaft mit neuen Men­        produktiv zu machen. Diese Debatte
schen hervorbringen wird, negiert nicht      wurde auch in der PROKLA geführt
die Qualitäten des Landlebens. Das Ur­       (Baumgartner 1972; Baumgärtner 1973;
bane ist auch für Lefebvre ein soziales      Schultz 1976a, 1976b). Dabei wurde viel
Verhältnis (und kein Siedlungstyp), das      Energie aufgewandt, die Interessen der
durch die Form der Zentralität geprägt       Bäuer*innen und ihre Bündnisfähig­
ist, die das Aufeinandertreffen von Diffe­   keit zu eruieren, indem die Klassen­
renz und damit Begegnung, Politik und        position unterschiedlicher Typen von
die Möglichkeit des Neuen ermöglicht.        Landwirt*innen heftig diskutiert wurde.
Indem der Kapitalismus die Urbanisie­        Bewegung auf dem Land entstand dann
rung vorantreibt, schafft er im Urbanen      aber an anderer Stelle: ab 1971 in Form
das Potenzial seiner Negation. Dabei         der Jugendzentrumsbewegung »mit ca.
kann die notwendige »Konzentration           1.200 Initiativen« auch und gerade jen­
von allem, was es auf der Welt, in der       seits der Städte (Herrenknecht/Wohl­
Natur, im Kosmos gibt« (ebd.: 58; Herv.      fahrt 1991: 23) sowie ab 1974 in der
i. O.) nicht nur in der Stadt, sondern an    Anti-Atombewegung in »Wyhl, später
»jedem Punkt« (ebd.: 58) erfolgen. Als       Brokdorf, Kalkar, Gorleben, Boxberg«
solche Punkte interpretiert Lefebvre die     (ebd.: 24). Theoretisiert wurde dies al­

                                                                                  403
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lerdings weniger im Kontext des Stadt-       kussion zum Umgang damit brachten
Land-Gegensatzes, sondern unter den          kritische Wissenschaftler*innen zwei
Begriffen der »Provinz« (Enzensberger        Aspekte ein: Zum einen erarbeitete der
u.a. 1975; Herrenknecht 1977) sowie der      Arbeitskreis arbeitsorientierte Regio­
»Ungleichzeitigkeit« (Bloch 1962). Da­       nalwissenschaft (1978) Vorschläge, wie
bei wurde der erstere Begriff explizit       den räumlichen Disparitäten zwischen
positiv gewendet und mit letzterem auf       Stadt und Land, aber auch zwischen
die progressiven Vergesellschaftungs­        prosperierenden und strukturschwa­
formen verwiesen, die auf dem Land           chen Industrieregionen, regionalpo­
zunehmend neben den und gegen die            litisch begegnet werden könnte. Zu­
überkommen-bornierten entstanden.            sammen mit dem DGB wurden etwa
    Auch an Marx’ und Engels’ Forde­         die Lenkung privater und öffentlicher
rung der Überwindung des Stadt-Land-         Investitionen in strukturschwache
Gegensatzes haben marxistische und           Räume bei gleichzeitiger Verhinderung
weitere linke Debatten angeschlossen.        »unerwünschte[r] Betriebsansiedlun­
In Deutschland erfolgte dies häufig in       gen oder -erweiterungen […] in über­
Auseinandersetzung mit dem grund­            lasteten Ballungsräumen« (ebd.: 44) so­
gesetzlich fixierten Anspruch, »gleich­      wie die Einrichtung von »regional[en]
wertige Lebensverhältnisse in allen          Wirtschafts- und Sozialräten« (ebd.: 48)
Teilräumen« (Art. 72 GG) zu schaffen,        mit Vetorecht für die Vertreter*innen
mit dessen Umsetzung der staatliche          der Arbeitnehmer*innen und mit weit­
Apparat der Raumordnung und -pla­            reichenden Einflussmöglichkeiten auf
nung betraut ist. Obschon der Begriff        die Regionalplanung gefordert. Mithil­
der Gleichwertigkeit ein »leerer Signi­      fe von endogenen Entwicklungsstra­
fikant« ist, der mit sehr unterschied­       tegien sollte »eine Verbesserung der
lichen politischen Inhalten gefüllt          Bedingungen, unter denen die arbei­
werden kann, und die Raumordnung             tende Bevölkerung in den verschiede­
und -planung über kaum Ressourcen            nen Teilräumen des Bundesgebietes
und damit Einfluss verfügt (Mießner          existiert« (ebd.: 44), angestrebt wer­
2017), gab und gibt es Versuche, in die­     den. Dieser Diagnose folgend wurden
sem Rahmen räumlichen Disparitäten           auch einige lokale gewerkschaftliche
insgesamt und dabei auch dem Status          Initiativen zur regionalen Wirtschafts-
ländlicher Regionen als »Orte sozia­         und Strukturpolitik angestoßen, die
ler Benachteiligung« (Barlösius/Neu          aber in den Gewerkschaften durchaus
2007: 80) entgegenzuwirken. In den           umstritten waren (Krumbein u.a. 2008:
1970er-Jahren erfolgte dies implizit in      21). Der zweite Aspekt zielte stärker auf
Westdeutschland in Form einer regen          eine theoretische Einordnung sowie
kritischen regionalwissenschaftlichen        eine allgemeine Kritik der deutschen
Diskussion. Ausgangspunkt war die            Raumordnungspolitik (bspw. Bruder/
Feststellung, dass sich die räumlichen       Ellwein 1980). Sie arbeitete »einige ty­
Disparitäten mit fortschreitender kapi­      pische Züge […] staatlicher Tätigkei­
talistischer Entwicklung verstärkten.        ten« heraus, die »den Erfordernissen
In die regionalwissenschaftliche Dis­        des gesellschaftlichen Reproduktions­

404
Editorial

prozesses« (Väth 1980: 158) entspran­       um ländliche Idyllen (Halfacree 1996)
gen, und machte deutlich, dass die          oder die »Klassenkolonialisierung«
Regionalpolitik an der »Aufrechter­         ländlicher Räume (Phillips 1993) the­
haltung« (Väth 1974: 218) regionaler        matisiert werden.
Disparitäten beteiligt ist. Der später
in der PROKLA erschienene Beitrag           2. Ausgewählte aktuelle Heraus­
von Neil Brenner (1997) beleuchtete
schließlich den Wandel der bundes­
                                            forderungen ländlicher Räume
republikanischen Raumordnungs-              in Deutschland
und Regionalpolitik vom Fordismus           Vor dem Hintergrund der aufgezeigten
zum Postfordismus als Reskalierung          kritischen Theoriebildung beleuchten
des staatlichen Raumes, bei dem die         wir nun schlaglichtartig vier aktuelle
nationalstaatliche Maßstabsebene an         Herausforderungen ländlicher Räume
Bedeutung verlor. Auffällig an den          in Deutschland. Diese stehen für den
regionalwissenschaftlichen Debatten         gesellschaftlichen Kontext wie auch für
der 1970er-Jahre ist, dass die Entwick­     Themen einer Kritischen Landforschung.
lungsbedingungen ländlicher Räume
nicht explizit im Fokus standen, son­       2.1 Ländliche Immobilienmärkte
dern Fragen ländlicher Entwicklung          im Umbruch
als Teil der Regionalentwicklung der        Lange Zeit galten ländliche Räume als
Bundesrepublik verhandelt wurden.           Orte der wirtschaftlichen Stagnati­
    Insgesamt ist festzustellen, dass die   on, demografischer Schrumpfung und
kritische Theoriebildung im Anschluss       wachsenden Leerstands. Inzwischen er­
an Marx, Engels und die von ihnen           fahren jedoch viele ländliche Regionen
begründete Tradition im deutschspra­        wieder Zuwanderung und die Miet- und
chigen Kontext seit den 1980er-Jahren       Kaufpreise steigen erneut an (Rat der
nur selten das Land thematisiert und        Immobilienweisen 2020). Selbst in den
sich verstärkt auf die Stadt fokussiert.    als »stagnierend« klassifizierten länd­
Dank der Zeitschriften sub\urban, dérive    lichen Kreisen Deutschlands sind die
und anderer Initiativen entwickelt          Kaufpreise für Eigentumswohnungen
sich ein Diskussionskontext für Kriti­      zwischen 2018 und 2019 um 10 Prozent
sche Stadtforschung, der für Kritische      gestiegen, die Mietpreise um 3 Prozent
Landforschung erst angestoßen wird          (ebd.). Dies deutet darauf hin, dass über­
(Maschke u.a. 2021; Mießner/Naumann         akkumuliertes Kapital nicht mehr nur
2019; Vorbrugg/Ouma 2020). Wichtige         in die gebaute Umwelt von Großstäd­
Impulse kommen aus der englischspra­        ten, sondern auch in ländlichen Räu­
chigen Debatte, in der kritische Gesell­    men investiert wird. Solche immobili­
schaftstheorie auf die ungleiche Ent­       enwirtschaftlichen Aufwertungen sind
wicklung ländlicher Räume bezogen           für gewöhnlich Auslöser von Gentrifi­
(Cloke u.a. 2006; Halfacree 2007; Woods     zierung. Ländliche Gentrifizierungspro­
2010) und Themen wie die Kommodifi­         zesse wurden zwar in Deutschland bis­
zierung und Finanzialisierung ländli­       her kaum untersucht, sind aber inter­
cher Ressourcen (Ekers 2019), Diskurse      national kein neues Phänomen (bspw.

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Phillips 1993). Neben den Kapitalinves­      meindegebietsreformen ausgedünnt
titionsstrategien sind auch regionalpo­      (Henkel 2018). Das Resultat ist eine ins­
litische Entscheidungen (Darling 2005)       gesamt schlechtere Ausstattung als in
sowie die wiederentdeckte Attraktivi­        den Städten (für Hessen vgl. Kallert
tät ländlicher Landschaften als »Idyl­       u.a. 2020: 55). Um dennoch die Auf­
len« (Halfacree 1996) durch die urbane       rechterhaltung der Nahversorgung in
Mittelschicht Ursachen ländlicher Gen­       ländlichen Räumen zu gewährleisten,
trifizierung. Diese kann weitreichende       werden Dorfläden neu belebt, die auch
Folgen haben. So wird von Konflikten         als soziale Orte – mit Lefebvre gespro­
zwischen bisherigen Bewohner*innen           chen als Orte der Zentralität – eine
und Zugezogenen berichtet, wobei es          wichtige Rolle spielen (Neu 2018). Mit
diese Gegenüberstellung zugleich zu          bürgerschaftlichem Engagement ver­
hinterfragen gilt (Solana-Solana 2010).      suchen Initiativen, dem Konzentrati­
Die mit der vermehrten Nachfrage nach        onsdruck im Lebensmitteleinzelhandel
Ferienhäusern, -wohnungen und Zweit­         und der Konkurrenz durch Online-Lie­
wohnsitzen häufig einhergehenden Im­         ferdienste zu begegnen und die Lücken
mobilienpreissteigerungen bergen die         zu füllen, die der Infrastrukturabbau
Gefahr, dass sich die Wohnungsfrage          hinterlässt (Haunstein 2019). Infra­
als bisher hauptsächlich städtisches         strukturelle Beeinträchtigungen füh­
Phänomen auch auf ländliche Räume            ren zu politischen Konflikten in länd­
ausweitet.                                   lichen Räumen, in denen rechte Bewe­
                                             gungen eine zunehmende Rolle spielen
2.2 Ländliche Infrastrukturen im             (Naumann 2021). Doch es gibt auch
Umbruch                                      Beispiele dafür, dass Transformationen
Die Infrastrukturversorgung stellt dünn      von ländlichen Infrastrukturen mit
besiedelte und ­strukturschwache länd­       emanzipatorischen Projekten verbun­
liche Räume vor besondere Heraus­            den werden können, etwa bei der Grün­
forderungen. Technische Infrastruktu­        dung von Energiegenossenschaften
ren in ländlichen Räumen erfuhren            oder solidarischer Nachbarschaftshilfe.
einerseits einen Modernisierungsschub,
etwa beim Ausbau des Anschlusses an          2.3 Austerität in ländlichen Kontexten
zentrale Ver- und Entsorgungssysteme,        Austeritätspolitiken verschärfen die ge­
wobei die Gebühren zum Teil deutlich         nannten Herausforderungen räumlich
über denen in Großstädten liegen (Nau­       ungleicher Entwicklung im Hinblick auf
mann/Reichert-Schick 2012), aber auch        ländliche Räume zusätzlich. Auch länd­
in Bezug auf Internetanbindung und           liche Kommunen geraten immer mehr
Mobilfunk. Andererseits ist die Versor­      unter Konsolidierungsdruck. Sie stehen
gung mit letzteren in ländlichen Räu­        vor der Herausforderung, bei relativ ge­
men noch immer schlechter als in den         ringen Nutzer*innenzahlen Infrastruk­
Städten. Zudem wurden der öffentliche        turen zu erhalten bzw. zu modernisie­
Nahverkehr abgebaut, Schulen und Ge­         ren. Dabei laufen vor allem struktur- und
sundheitseinrichtungen geschlossen           finanzschwache Kommunen Gefahr, im
und Verwaltungen im Rahmen der Ge­           interkommunalen Wettbewerb weiter

406
Editorial

an Attraktivität für Unternehmen und       (Förtner u.a. 2019). Dass die AfD dabei
Bewohner*innen zu verlieren. Die po­       aber beispielsweise in einzelnen Ruhr­
litisch forcierte Verringerung öffentli­   gebietsstädten hohe Wahlergebnisse
cher Schulden unter dem neoliberalen       und in manchen ländlichen Gemeinden
Narrativ der Generationengerechtigkeit     niedrige verzeichnet, verweist darauf,
geht dabei vielfach zulasten ärmerer       dass es keinen eindeutigen Zusammen­
Gesellschaftsschichten (Eicker-Wolf        hang zwischen Ländlichkeit und Erfol­
2015). Arme Kommunen werden zwar           gen des autoritären Populismus gibt.
teilweise durch Teilentschuldungen         Vielmehr tut ein genauer Blick darauf
entlastet, allerdings oftmals unter der    not, ob und wie allgemeine Prozesse
Auflage von strikten Sparprogrammen.       – wie Austerität und Infrastrukturab­
In einem solchen disziplinierenden An­     bau (vgl. Kallert/Dudek 2019) – sich in
satz zeigt sich die Machtverschiebung      ländlichen Räumen spezifisch auswir­
zugunsten des Finanzkapitals: »Sparen      ken und wie sie bei unterschiedlichen
ist Herrschen« (Esser/Fach 1983: 434).     lokalen Kräfteverhältnissen und He­
Diese autoritäre und kontraproduktive      gemonien, die auf räumlich ungleiche
Form des Sparens weist »erzieherische      ökonomische Entwicklung zurückgehen,
Momente« (Scheller 2017: 46) gegenüber     wahrgenommen werden (Belina 2017).
stark verschuldeten Kommunen auf.          Theoretisch macht das – erneut – not­
Die mittlerweile verfassungsrechtlich      wendig, urbane und rurale Lebenswei­
institutionalisierte Schuldenbremse in     sen als soziale Verhältnisse zu verste­
Bund und Ländern ist das dazugehörige,     hen, die sich räumlich materialisieren
wenn auch mittlerweile politisch stark     (Förtner u.a. 2019).
umstrittene Projekt, mit dem »Austeri­          Ziel einer Kritischen Landforschung
tät qua Recht normalisiert« wird (Pet­     ist es zum einen, diese Herausforderun­
zold 2018: 271). Diese Politik blockiert   gen zu adressieren. Zum anderen geht
gerade in ländlichen Räumen mit ih­        es aber auch darum, gesellschaftliche
ren spezifischen Infrastrukturbedarfen     Alternativen und Utopien für ländliche
dringend notwendige Investitionen,         Räume zu entwickeln.
erschwert die Erbringung freiwilliger
kommunaler Leistungen und nimmt
wachsende räumliche Ungleichheiten
                                           3. Progressive Perspektiven
billigend in Kauf.                         Aus aktuellen Debatten kritischer Sozi­
                                           alwissenschaft skizzieren wir abschlie­
2.4 Autoritärer Populismus in              ßend zwei Perspektiven, die in der Tra­
ländlichen Räumen                          dition kritisch-theoretischer Ansätze die
Zur neuen Aktualität der Unterschie­       im vorherigen Abschnitt dargestellten
de politischer Einstellungen zwischen      Herausforderungen angehen.
Stadt und Land trägt maßgeblich der
Aufstieg der AfD seit 2013 bei. Ihre       3.1 Das Recht auf Dorf
Wahlerfolge zeigen auffällige räumli­      Henri Lefebvres (2016) Forderung nach
che Muster: Neben dem Ost-West- ist        einem »Recht auf Stadt« wird zuneh­
ein Land-Stadt-Gefälle zu beobachten       mend auch auf ländliche Räume be­

                                                                                 407
Bernd Belina • Andreas Kallert • Michael Mießner • Matthias Naumann

zogen. Das ist nur konsequent, weil          der sich am Manifesto for Progressive Ru-
Lefebvre dieses »Recht« aus der oben         ralism in an Urbanizing World orientiert
genannten urbanen Revolution ablei­          (Pezzoli u.a. 2011). Diesen verstehen
tet und dementsprechend Teilhabe und         wir nicht als konkrete Handlungsemp­
Mitbestimmung, die kollektive Aneig­         fehlungen, sondern als einen Kompass
nung von Raum sowie progressive Po­          (vgl. Wright 2017) hin zu einer sozial-
litiken unabhängig vom Siedlungstyp          ökologischen Transformation ländlicher
einfordert. Anknüpfend an die Poten­         Räume. Hierfür müssen zum einen
ziale, die Lefebvre in ländlichen Räu­       die speziellen Ausgangsbedingungen
men sieht (s.o.), sowie an dessen Fokus      ländlicher Räume – etwa hohe Infra­
auf Selbstverwaltung plädieren etwa          strukturkosten aufgrund niedriger
El Nour u.a. (2015) für ein »Recht auf       Siedlungsdichte, Außenbeziehung zur
Dorf« und betonen, dass progressive          Stadt und zur Landesregierung oder die
Politiken auf dem Land von den kon­          je eigene Konstellation politischer He­
kreten örtlichen Verhältnisse ausgehen       gemonien eines jeden Dorfes – berück­
müssen – in ihrem Beispiel eines Dor­        sichtigt und die strukturellen Probleme
fes im Libanon etwa von den komple­          ländlicher Räume wie etwa Unterfinan­
xen Landeigentumsstrukturen. Ähn­            zierung herausgearbeitet werden. Zum
lich argumentiert Barraclough (2013),        anderen gilt es, Visionen für progressive
für die sich ein »Recht auf das Land«        Regionalpolitiken zu skizzieren und an
insbesondere darauf beziehen muss,           bestehende Projekte anzuknüpfen. So
dass Entscheidungen über rurale Ent­         identifizieren wir in Bezug auf ländliche
wicklungen nicht mehr in den Städten,        Räume in Hessen zwei zentrale Elemen­
sondern vor Ort getroffen werden. Die        te: Finanzierung und Demokratie (vgl.
genannten Forderungen zielen auf eine        ausführlich: Kallert u.a. 2020). Beide
Ermächtigung zur Mitbestimmung, um           Elemente stehen einerseits für struk­
Bewohner*innen ländlicher Räume da­          turelle Probleme ländlicher Räume, auf
rin zu bestärken, sich an der Gestaltung     die sich viele Defizite zurückführen las­
ihres Lebensumfeldes zu beteiligen.          sen: Eine mangelhafte Finanzausstat­
Ähnlich argumentieren Stimmen, die           tung der Kommunen erschwert gute
den neuen Munizipalismus auch für            Infrastrukturen und die Unterstützung
ländliche Regionen propagieren (Ber­         freiwilliger Angebote wie Kulturprojek­
net 2019). Soziale Bewegungen in vielen      te oder Jugendzentren. Zugleich wird
ländlichen Räumen fordern zunehmend          dadurch die demokratische Handlungs­
Rechte auf Beteiligung ein (Woods 2006),     fähigkeit kommunaler Akteure für die
sodass die Frage nach einer praktischen      Gestaltung ihrer Lebenswelt eingeengt.
Umsetzung und institutionellen Veran­        Andererseits bilden Finanzierung und
kerung eines »Rechts auf Dorf« immer         Demokratisierung die notwendigen
größere Bedeutung gewinnt.                   Voraussetzungen für soziale und da­
                                             mit auch räumliche Gerechtigkeit. Ein
3.2 Progressiver Ruralismus                  progressiver Ruralismus betont die Not­
Als einen zweiten Ansatz führen wir          wendigkeit von Strukturen auf kommu­
einen »progressiven Ruralismus« an,          naler Ebene, unter und mit denen sich

408
Editorial

demokratische Kultur hin zu einer ge­       vorsehen. Der Beitrag argumentiert,
rechteren Gesellschaft entwickeln kann      dass diese Finanzhilfen jedoch der örtli­
(vgl. Schickert 2021). Hierfür bedarf       chen Daseinsvorsorge schaden und über
es jedoch einer Politisierung der Ent­      Steuererhöhungen zulasten der lokalen
wicklung ländlicher Räume und damit         Anziehungskraft für Unternehmen und
einhergehend der Herausforderung be­        Bewohner*innen gehen. Dudek kritisiert
stehender sozialer Kräfteverhältnisse.      die restriktive und austeritäre Ausge­
Ein progressiver Ruralismus ist auf brei­   staltung der Finanzhilfen und betont
te Bündnisse aus linken und gewerk­         die besondere Rolle der Grundversor­
schaftlichen Kräften sowie kommunal­        gung in ländlichen Räumen.
politischen Akteuren angewiesen, um              Simon Schaupp befasst sich mit öko­
sozial-ökologische Transformationen         logischen Klassenkonflikten, die ihren
als radikaldemokratisches Vorhaben          Ausgang im periurbanen »Hinterland«,
umzusetzen und die gegenwärtigen            also in verstädterten ehemals ländli­
rechten, antidemokratischen Strömun­        chen Gebieten haben. Über eine lange
gen zurückzudrängen (Institut für De­       Zeit, so seine These, konnten die sozia­
mokratie und Zivilgesellschaft 2019).       len Widersprüche im globalen Norden
                                            durch eine Integration der Lohnabhän­
                                            gigen in ökologisch destruktive Pro­
4. Zu diesem Heft                           duktions- und Konsummuster, für die
Ausgangspunkt des vorliegendes Heftes       paradigmatisch die Massenautomobili­
war weniger »der ländliche Raum« an         tät steht, bearbeitet werden. In der öko­
sich, der gleichwohl vor dem Vergessen      logischen Krise erodiert jedoch dieser
bewahrt werden soll, sondern vielmehr       »fossile Klassenkompromiss«. An seine
die Feststellung, dass dieser seit gerau­   Stelle droht eine »Austeritätsökologie«
mer Zeit spezifische Transformationen       zu treten, die die Kosten der Krisenbe­
durchläuft – nicht nur in Deutschland.      arbeitung vor allem den unteren Gesell­
    Simon Dudek beschäftigt sich mit Kom­   schaftsschichten aufbürdet. Genau daran
munen in ländlichen Räumen Deutsch­         hat sich in Frankreich der Protest der
lands und deren Rolle für die Bereit­       Gelbwestenbewegung entzündet. Die­
stellung der Grundversorgung. Durch         se rekrutiert sich aus Lohnabhängigen
die Folgen der Weltfinanzkrise, Stand­      eines von Deindustrialisierung gekenn­
ortwettbewerb und eine zunehmende           zeichneten Hinterlands, die sich kaum
Responsibilisierung hat sich die Situa­     anders als mit dem Auto fortbewegen
tion für strukturschwache Kommunen          können. Entgegen der Interpretation der
weiter verschlechtert. Gerade solchen       Bewegung als antiökologisch sieht der
Kommunen fällt es aufgrund von Finanz­      Autor in ihr jedoch Ansätze einer »Um­
schwäche schwer, im interkommuna­           weltpolitik von unten«, die ökologische
len Wettbewerb zu bestehen. Seit den        und soziale Fragen zusammendenkt.
2010er-Jahren wurden spezielle Hilfs­            Carla Wember und Marie Reusch wid­
programme aufgelegt, die eine (Teil-)       men sich den geschlechtsspezifischen
Entschuldung der Kommunen im Ge­            Macht- und Herrschaftsverhältnissen in
genzug für Haushaltskonsolidierungen        der Landwirtschaft, die sie als »Marker«

                                                                                  409
Bernd Belina • Andreas Kallert • Michael Mießner • Matthias Naumann

für die emanzipatorische Qualität länd­          Der Beitrag von David Rudolph und
licher Produktions- und Lebensweisen         Laura Tolnov Clausen beschäftigt sich
begreifen. Das Interesse der Autorinnen      mit dem emanzipatorischen Potenzial
gilt dabei alternativen Agrarpraktiken,      von erneuerbaren Energien für ländli­
wie sie von Landkaufgenossenschaften,        che Räume am Beispiel der Windener­
Bürgeraktiengesellschaften und der so­       gie. Die Autor*innen argumentieren,
lidarischen Landwirtschaft unterstützt       dass eine alternative Energieversor­
oder auch ermöglicht werden. Inwie­          gung die Eigentums- und Mitbestim­
weit, so die Fragestellung des Beitrags,     mungsrechte im Windenergiesektor
reproduzieren diese Praktiken tradi­         herausfordern und demokratische
tionelle Geschlechterverhältnisse und        sowie partizipative Formen der Ener­
inwieweit tragen sie zu deren Dynami­        giebereitstellung hervorbringen kann.
sierung bei? Auf der Basis eigener em­       Allerdings werden diese alternativen
pirischer Erhebungen zeigen die Au­          Ansätze auch in neoliberalen Rhetori­
torinnen, dass die Öffnungen, die die        ken aufgegriffen und im Rahmen eines
alternativen landwirtschaftlichen Or­        neuen sozial-ökologischen Fixes in ka­
ganisationsformen durchaus bewirken          pitalistische Logiken integriert, sodass
können, immer wieder an die Grenzen          emanzipatorische Elemente wieder zu­
verfestigter symbolischer Geschlech­         rückgedrängt werden.
terordnungen stoßen.                             Timo Dorsch beleuchtet die Gewalt­
     Andrea Bechtum untersucht in ih­        verhältnisse im ländlichen Raum des
rem Beitrag den politischen Einfluss         mexikanischen Bundesstaates Micho­
transnationaler Bergbauunternehmen           acán vor dem Hintergrund zweier sonst
auf ländliche Entwicklungsprozesse.          weitgehend unverbundener Diskussio­
Sie zeigt im Rahmen einer Fallstudie         nen: zum einen jener um Nekropolitik
zum südlichen Patagonien auf, dass die       (Achille Mbembe) und ihren räumlichen
Bergbauunternehmen ihre Interessen           Niederschlag in Form der »Necropo­
verräumlichen, indem sie bestimmte re­       lis«, zum anderen um Exraktivismus
gional- und sozialpolitische Strukturen      als ökonomische Strategie in vielen
in der näheren Umgebung finanzieren.         Staaten Lateinamerikas, die ihre Spu­
Sie bestimmen dadurch die inhaltliche        ren vor allem in ländlichen Räumen
Ausrichtung dieser Infrastrukturen mit       hinterlässt, wo sich die Rohstoffe und
und stellen zugleich Abhängigkeiten          Plantagen sowie die Infrastrukturen zu
von ihrem Unternehmen her. Zudem             ihrer Zirkulation finden. Er argumen­
schaffen sie bestimmte Arenen der Par­       tiert mit Michael Hardt und Antonio
tizipation und kanalisieren damit politi­    Negri, dass die oft tödliche Gewalt ge­
sche und bürgerschaftliche Interessen.       gen Journalist*innen, Aktivist*innen
Auf diesen Wegen ist es dem Bergbau­         und Gewerkschafter*innen in den be­
unternehmen AngloGold Ashanti im             troffenen Räumen eine Ordnung in­
südlichen Patagonien gelungen, Kon­          stalliert, die die Ausbeutung von Men­
flikte mit der lokalen Bevölkerung zu        schen und Natur sowie die Integration
vermeiden und einen breiten Konsens          der extraktivistischen Ökonomien in
zum Bergbau zu fördern.                      den Weltmarkt ermöglicht.

410
Editorial

    Jenseits des Heftschwerpunkts un­       Otto-Suhr-Institut der FU Berlin, Klaus
tersuchen Silke van Dyk, Tine Haubner und   Busch, Werner Olle und Wolf Wagner,
Laura Boemke die politische Ökonomie        sowie sein Student Christian Christen
der Freiwilligenarbeit. Basierend auf ei­   aus Wolfgangs Zeit als Professor für Po­
ner qualitativen Studie zum ehrenamt­       litische Ökonomie an der HWP in Ham­
lichen Engagement in Brandenburg und        burg erinnern an einen eindrucksvollen
Baden-Württemberg diagnostizieren           Mitstreiter. Er wird uns sehr fehlen.
sie eine »Verzivilgesellschaftlichung«                        •••
der sozialen Frage. Demnach werden          Die PROKLA-Redaktion dankt der Gast­
nicht-erwerbsförmige Sorgetätigkeiten       redaktion, Bernd Belina, Andreas Kal­
jenseits von Staat, Markt und Familie       lert, Michael Mießner und Matthias
zunehmend für die Daseinsvorsorge in        Nau­mann, für ihre Ideen und ihr Enga­
Dienst genommen. Freiwilliges Engage­       gement.
ment wird dabei nicht selten zum »Aus­
fallbürgen des Sozialstaats«. Allerdings
bewirken »immunisierende Faktoren«          Literatur
wie Sinnstiftung, Anerkennung, Solida­      Adorno, Theodor W. (1963): Eingriffe. Neun
rität, aber auch das Angewiesensein auf         kritische Modelle. Frankfurt/M.
                                            – (1970): Erziehung nach Ausschwitz
eine geringfügige Entschädigung, dass           (1966). In: Erziehung zur Mündigkeit.
die Engagierten sich nicht persönlich           Frankfurt/M: 92-109.
instrumentalisiert fühlen bzw. dass sie     – (2016 [1951]): Minima moralia. Refle­
trotz des Gefühls der Instrumentalisie­         xionen aus dem beschädigten Leben.
rung ihr Engagement fortsetzen.                 Frankfurt/M.
                                            Aithal, Vathsala (1997): Ein feministischer
    Leider müssen wir auch in dieser
                                                Blick auf Wasser. In: PROKLA 109 27(3):
Ausgabe einen Nachruf veröffentlichen.          369-389. DOI: https://doi.org/10.32387/
Wolfgang Schoeller verstarb am 3. Mai           prokla.v27i108.870.
2021. Er war Mitbegründer der PROKLA        Arbeitskreis arbeitsorientierte Regionalwis­
vor über einem halben Jahrhundert und           senschaften (1978): Für eine arbeitneh­
in den letzten Jahren bis zu seinem Tod         merorientierte Raumordnungs- und
                                                Regionalpolitik. Zusammengestellt von
Mitglied des wissenschaftlichen Beirats.        Klaus Brake. Köln.
Er wurde mit seinem Buch Weltmarkt und      Baier, Andrea (2008): Subsistenzansatz: Von
Reproduktion des Kapitals (1976) bekannt,       der Hausarbeitsdebatte zur »Bielefel­
dem die sogenannte Weltmarktdebatte             der Subsistenzperspektive«. In: Becker,
voranging. Thomas Sablowski widmet              Ruth / Kortendiek, Beate (Hg.): Hand­
                                                buch Frauen- und Geschlechterfor­
sich ihr im ersten Teil seines Aufsat­
                                                schung. Wiesbaden: 75-80. DOI: https://
zes in der PROKLA 194. Wolfgang war             doi.org/10.1007/978-3-531-91972-0_9.
in den letzten Jahren mit viel Engage­      Barlösius, Eva / Neu, Claudia (2007): »Gleich­
ment bei den Diskussionen dabei, die            wertigkeit – Ade?« Die Demographisie­
die Zukunft der PROKLA mitbestimmen             rung und Peripherisierung entlegener
sollten, und hat mit seinen Wortbeiträ­         ländlicher Räume. In: PROKLA. 146 37(1):
                                                77-92. DOI: https://doi.org/10.32387/
gen geholfen, durch unruhiges Gewäs­            prokla.v37i146.527.
ser zu finden. Seine Weggefährten von       Barraclough, Laura (2013): Is There Also a
der Sozialistischen Assistentenzelle am         Right to the Countryside? In: Antipo­

                                                                                      411
Bernd Belina • Andreas Kallert • Michael Mießner • Matthias Naumann

    de 45(5): 1047-1049. DOI: https://doi.            Journal of Agrarian Change 19(2): 270-294.
    org/10.1111/anti.12040.                           DOI: https://doi.org/10.1111/joac.12294.
Baumgartner, Monika (1972): Die Entwick­          El Nour, Saker u.a. (2015): The right to the vil­
    lungstendenzen in der westdeutschen               lage? Concept and history of a village of
    Landwirtschaft. In: PROKLA 3 2(1): 55-            South Lebanon. In: Spatial Justice: 1-24.
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 Der PROKLA-Förderverein
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 che und ökonomische Analysen. Allein von den Verkaufserlösen kann sich die PRO-
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