Effekte der Einführung einer Flugticketabgabe - Bildung für ...

 
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Effekte der Einführung einer Flugticketabgabe - Bildung für ...
Effekte der Einführung einer Flugticketabgabe
Experiment zur Einstellungs- und Verhaltensänderung der Bevölkerung und
        Inhaltsanalyse des medialen Diskurses rund um Corona

                           Frühlingssemester 2020
                  Centre for Development and Environment
                   Bachelor Minor Nachhaltige Entwicklung
                   Inter- und Transdisziplinäre Projektarbeit
                       Betreuung: Prof. Dr. Sonja Vogt

                        Carla Bächli, 17-117-854
                   Bachelor Major Sozialwissenschaften

                      Colette Schwegler, 18-103-549
                       Bachelor Major Geographie

                        Lars Franzelli, 17-118-365
                     Bachelor Major Betriebswirtschaft

                       Luca Giacomelli, 17-123-266
                     Bachelor Major Betriebswirtschaft
I

Abstract

Flugreisen werden zunehmend zu einem Problem: Eine potenzielle Verdoppelung der
Flugreisen bis ins Jahr 2037 und die damit einhergehende Belastung der Umwelt zwingt
Entscheidungsträger auf der ganzen Welt dazu, über verschiedene Massnahmen und Policies
zu diskutieren. In der Schweiz wird über eine Flugticketabgabe verhandelt. Die vorliegende
Arbeit untersucht anhand eines Online-Experiments wie die Lenkungsabgabe das Verhalten
und die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Fliegerei beeinflusst. Ergänzend wurde
durch eine Inhaltsanalyse verschiedener Zeitungen der mögliche Einfluss der Corona-Krise
auf den medialen Diskurs über die Flugticketabgabe betrachtet. Die 221 Teilnehmenden
wurden in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe eingeteilt, wobei die Versuchsgruppe einem
Informationstreatment ausgesetzt wurde. Durch das Informationstreatment war die
Versuchsgruppe bereit, eine höhere Flugticketabgabe für einen Langstreckenflug zu bezahlen.
Beim Kurzstreckenflug wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen
gefunden. Eine Verhaltensänderung durch das Treatment anhand des Verzichtes des
finanziellen Anreizens in Form eines Gutscheins konnte nicht nachgewiesen werden.
Ebenfalls zeigte sich, dass diejenigen die von sich denken, dass sie viel fliegen, eher gegen
eine Flugticketabgabe stimmen würden. In der Inhaltsanalyse zeigte sich, dass die Corona-
Krise sowohl bei den Befürwortenden als auch Ablehnenden der Flugticketabgabe neue
Argumente zur Stärkung ihrer Position lieferte.
II

Inhaltsverzeichnis

Abstract ................................................................................................................................ I
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................... II
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... IV
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ V
Anhangsverzeichnis .......................................................................................................... VI
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... VII
1      Einleitung ..................................................................................................................... 1
2      Theoretische Grundlagen und Hypothesen ............................................................... 4
    2.1      Emissionen des Flugverkehrs ................................................................................. 4
    2.2      Lenkungsabgabe als politisches Instrument ............................................................ 5
    2.3      Hypothesen ............................................................................................................. 6
       2.3.1        Einwandfreie Hypothesen ................................................................................ 7
       2.3.2        Problematische Hypothesen............................................................................. 9
3      Onlineumfrage ........................................................................................................... 11
    3.1      Methode ................................................................................................................ 11
       3.1.1        Fragebogen.................................................................................................... 11
       3.1.2        Experiment ..................................................................................................... 15
       3.1.3        Datenerhebung .............................................................................................. 16
       3.1.4        Vorgehen bei der Analyse .............................................................................. 16
       3.1.5        Limitationen durch das Design der Methode .................................................. 17
    3.2      Analyse und Ergebnisse........................................................................................ 18
       3.2.1        Deskriptive Statistik ........................................................................................ 18
       3.2.2        Randomisierung ............................................................................................. 19
       3.2.3        Kausaleffekte des Treatments ........................................................................ 20
       3.2.4        Weitere Resultate........................................................................................... 24
       3.2.5        Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................ 26
4      Inhaltsanalyse ............................................................................................................ 28
    4.1      Methode ................................................................................................................ 29
       4.1.1        Auswahl der Zeitungen................................................................................... 30
       4.1.2        Auswahl der Zeitungsartikel ........................................................................... 31
    4.2      Analyse und Ergebnisse........................................................................................ 31
       4.2.1        Bestimmung der Materialstichprobe ............................................................... 32
       4.2.2        Kategoriensystem und Kodierung .................................................................. 32
       4.2.3        Verrechnung .................................................................................................. 33
       4.2.4        Ergebnisse der Inhaltsanalyse ....................................................................... 34
       4.2.5        Interpretation der Ergebnisse ......................................................................... 35
5      Diskussion ................................................................................................................. 37
III

    5.1      Interpretation der Ergebnisse anhand der Forschungsfragen ................................ 37
    5.2      Limitationen ........................................................................................................... 40
    5.3      Beitrag der Gruppenarbeit zu einer Nachhaltigen Entwicklung .............................. 41
6      Selbstständigkeitserklärung ..................................................................................... 43
Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 44
Anhang............................................................................................................................... 48
IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ablauf des Fragebogens ................................................................................. 14
Abbildung 2: Geschlecht der Teilnehmenden nach Gruppe ................................................. 20
Abbildung 3: Treatment-Effekt auf die Willingness to pay. ................................................... 22
Abbildung 4: Verteilung der Anzahl Flüge differenziert durch den Urnenentscheid der
Teilnehmenden ................................................................................................................... 25
Abbildung 5: Ablauf von Frequenzanalysen......................................................................... 30
V

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Treatment-Effekt auf die Likert-Skalen ................................................................ 21
Tabelle 2: Treatment-Effekt auf die Willingness to pay ........................................................ 23
Tabelle 3: Treatment-Effekt auf den Spenden Entscheid ..................................................... 23
Tabelle 4: Wahrscheinlichkeit der Annahme Flugticketabgabe und Flughäufigkeit .............. 24
Tabelle 5: Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung des eigenen Flugverhaltens
und des Abstimmungsentscheid zur Flugticketabgabe ........................................................ 26
Tabelle 6: Kategorien und Unterkategorien der Inhaltsanalyse ............................................ 33
Tabelle 7: Kontingenztabelle – Zeitungsartikel vor Corona .................................................. 34
Tabelle 8: Kontingenztabelle – Zeitungsartikel nach Corona ............................................... 35
VI

Anhangsverzeichnis

Anhang 1: Treatment-Text ................................................................................................ 48
Anhang 2: Fragebogen ..................................................................................................... 49
Anhang 3: Quelle Flugticketabgabe ................................................................................. 53
Anhang 4: Altersverteilung und höchster Bildungsabschluss nach Gruppe ............... 54
Anhang 5: Boxplot Selbsteinschätzung der Flughäufigkeit und Anzahl Flüge ............ 55
Anhang 6: Do-File für die Analyse ................................................................................... 56
Anhang 7: Excel-Tabelle der Inhaltsanalyse ................................................................... 59
VII

Abkürzungsverzeichnis

BAFU     Bundesamt für Umwelt

BAZL     Bundesamt für Zivilluftfahrt

BFS      Bundesamt für Statistik

CO2      Kohlenstoffdioxid

CORSIA   Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation

ESTV     Eidgenössische Steuerverwaltung

EUR      EURO

Fr.      Franken

IATA     International Air Transport Association

ICAO     International Civil Aviation Organization

NZZ      Neue Zürcher Zeitung

NOX      Stickstoffoxide

SO2      Schwefeldioxide

SRF      Schweizer Radio und Fernsehen

S.       Seite(n)

WCED     World Commission on Environment and Development
1

1 Einleitung

Der eindeutige Wachstumstrend der globalen Fliegerei und die dabei entstehenden
Emissionen stellen die Gesellschaft vor grosse Probleme. Die Flugbranche trägt durch die
Nutzung fossiler Brennstoffe und die daraus entstehenden Treibhausgase einen gewichtigen
Beitrag zum Klimawandel bei (Becken, 2007). Bisherige Studien zeigen, dass obwohl nur ein
kleiner Teil der Weltbevölkerung am internationalen Flugtourismus teilnimmt (Gössling et al.,
2010), sich die Passagierzahlen bis ins Jahr 2037 auf 8.2 Milliarden verdoppeln könnten (IATA,
2018). Trotz des kleinen Anteils der Weltbevölkerung, der bisher am Flugtourismus teilnimmt,
ist der Tourismus weltweit für etwa fünf Prozent der Kohlenstoffemissionen verantwortlich,
wovon 40 Prozent durch die Fliegerei verursacht wird (Higham et al., 2016). Die Luftfahrt
verursacht 2 bis 2.5 Prozent der globalen CO2-Emissionen (Bundesrat, 2019). Analog zum
erwähnten Trend des globalen Flugverhaltens werden auch die Anteile der CO2-Emissionen
in Zukunft zunehmen (Higham et al., 2016, S. 336). Auch in der Schweiz lässt sich seit 1995
ein klarer Aufwärtstrend der Passagierzahlen im Flugverkehr feststellen (BFS & BAZL, 2019).
Der Bundesrat spricht dabei von fünf Millionen Tonnen CO2 die jährlich durch Flüge, die in der
Schweiz starten, emittiert werden. Dies entspricht rund zwölf Prozent der CO2-
Inlandemmissionen der Schweiz (Bundesrat, 2019). Der stetige Wachstumstrend und die
erwarteten Folgen sind nicht mit einer nachhaltigen Entwicklung zu vereinbaren. Entwicklung
gilt dann als nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren,
dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können (WCED, 1987).

Um den Beitrag der Luftfahrt zur globalen Erwärmung zu verringern und im Rahmen des
Pariser Klimaabkommens die Treibhausemmissionen bis 2030 um 50 Prozent gegenüber
1990 senken zu können, werden derzeit verschiedene Massnahmen diskutiert und teilweise
bereits umgesetzt (BAFU, 2018b). Diese Pläne stehen in Einklang mit den Erkenntnissen von
Higham et al. (2016), wonach neben Verhaltensänderungen bei den Konsumierenden auch
strikte Gesetzgebungen notwendig sind. Higham et al. finden in ihrer Studie, dass freiwillige
Ansätze nicht ausreichen, um eine radikale Emissionsreduzierung beim Flugverkehr zu
bewirken. Stattdessen werden neben informierenden und bewusstseinsschärfenden Bottom-
up-Ansätzen auch vielfältige strukturelle Ansätze, basierend auf starken und transparenten
Gesetzgebungen benötigt (Higham et al., 2016, S. 345). Besonders die Mobilitätsfreiheit ist in
den Köpfen vieler Touristen stark verankert und eine Verhaltensänderung ist folglich schwierig
erreichbar, so dass sie nur über grosses gesellschaftliches Umdenken erfolgen kann (Becken,
2007, S. 351). Neben dem technologischen und strukturellen Wandel stehen demnach auch
staatliche Steuerungsmassnahmen wie Emissionshandel, Emissionssteuern, Treibstoffsteuer
2

oder Mehrwertsteuern im Raum. Mitunter das grösste Potential sieht die Forschung in einer
Kombination verschiedener Massnahmen (Peeters, 2007).

Im internationalen Raum ist «Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International
Aviation» (CORSIA) eine globale marktbasierte Massnahme der International Civil Aviation
Organization (ICAO). Sie strebt ab 2020 ein CO2-neutrales Wachstum an (BAZL, 2019). Durch
den zunehmenden Druck der Bevölkerung in den letzten Jahren wurden in der Schweiz
Massnahmen im Klimabereich mehrheitsfähig, die es lange nicht waren (SRF, 2019c). Der
Ständerat diskutierte im September 2019 über ein neues CO2-Gesetz und stimmte diesem
Entwurf zu. Zum Zeitpunkt des Projektstarts war der Ausgang im Nationalrat ungewiss.
Ursprünglich hätte der Nationalrat als Zweitrat in der Frühlingssession über die Vorlage
beraten (SRF, 2019a). Wegen des Sessionabbruchs aufgrund der Corona-Krise im März
wurde die Diskussion auf die Sommersession verschoben. In der Zwischenzeit wurde diese
Vorlage auch im Nationalrat angenommen (SRF, 2020).

Im Rahmen des Gesetzesentwurfs für das neue CO2-Gesetz des Ständerats wird
unteranderem eine Flugticketabgabe in Form einer Lenkungsabgabe vorgeschlagen, die
zwischen 30 und 120 Franken beträgt (SRF, 2019b). Auch Privatjets sind von dieser
Flugticketabgabe betroffen. Diese werden je nach Flugstrecke mit 500 - 5000 Franken
besteuert (Keystone-SDA, 2020). Auf den Anteil der Privatjets wird in dieser Arbeit nicht
genauer eingegangen.

Eine Lenkungsabgabe unterscheidet sich dadurch von einer normalen Steuer, dass die
Abgabe in erster Linie dazu dient, das Verhalten der Bevölkerung zu lenken und die
Einnahmen über verschiedenste Instrumente wieder an die Bevölkerung zurückzuerstatten
(Vimentis, 2016). 49 Prozent der aus der Abgabe entstehenden Einnahmen sollen in einen
neuen Klimafonds einbezahlt werden, der Rest auf einem anderen Weg an die Bevölkerung
zurückfliessen (UREK-S, 2019). Das konkrete Ziel der Flugticketabgabe ist es also, dass die
Nachfrage durch die Erhöhung des Ticketpreises um die Abgabe sinkt. So sollen vor allem
auch Flüge innerhalb Europas an Attraktivität verlieren. Eine Verringerung der Flugreisen ist
auch deshalb von Interesse, weil die Schweizer Bevölkerung im internationalen Vergleich zu
den Vielfliegern gehört: Sie fliegt doppelt so viel, wie die Bevölkerung der Nachbarstaaten
(SRF, 2019a).

Nachbarländer der Schweiz kennen das Instrument «Flugticketabgabe» bereits. Meist sind die
Abgaben abhängig von der Flugdistanz und/oder der Sitzplatzkategorie. Bis anhin hat noch
kein europäisches Land eine Flugticketabgabe als Lenkungsabgabe ausgestaltet und auch
die Verwendung der Einnahmen unterscheidet sich von Land zu Land (BAFU, 2018a).
Gemäss Schönpflug et al. (2014) erhebt beispielsweise Frankreich eine, durch eine
3

Solidaritätssteuer ergänzte, Zivilluftfahrtsteuer zwischen 5,40 und 53,20 EUR. Ein Teil der
Steuereinnahmen fliesst dabei in die Entwicklungshilfe. In Österreich werden mit den
Steuereinnahmen, für Kurzstrecken von 3,50 EUR und für Langstecken von 17,50 EUR, unter
anderem unrentable Regionalflughäfen unterstützt. Die teuerste Steuer in Europa erhebt das
Vereinigte Königreich (UK), wo für einen aussereuropäischen Flug zwischen 83 EUR und 500
EUR verrechnet wird (Schönpflug et al., 2014).

Die Verfasser dieser Arbeit haben sich das Ziel gesetzt, mehr über diese Lenkungsabgabe
und ihre Stellung in der Schweizer Bevölkerung herauszufinden. Es soll mithilfe eines Online-
Experiments in Form einer Umfrage ermittelt werden, ob die Flugticketabgabe in der Schweiz
den gewünschten Effekt erzielen könnte. Ebenfalls wird mit einer Zeitungsartikel-Analyse die
aktuelle, durch die Corona-Pandemie bedingte, Situation und deren mögliche Auswirkungen
in   Bezug   auf   die   Flugticketabgabe   genauer   betrachtet.   Dabei   stehen   folgende
Forschungsfragen im Zentrum dieser Arbeit: Wie kann die Flugticketabgabe das Verhalten
und die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Fliegerei beeinflussen? Wie hat sich der
mediale Diskurs rund um die Flugticketabgabe und die Fliegerei zwischen September 2019
und Juni 2020 verändert?
4

2 Theoretische Grundlagen und Hypothesen

Zur Beantwortung der Forschungsfrage, wie die Flugticketabgabe das Verhalten und die
Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Fliegerei beeinflusst, wird ein Experiment mithilfe
eines Online-Fragebogens durchgeführt. Ursprünglich war geplant, die Erhebungen am
Flughafen Zürich durchzuführen. Die Corona-Krise hat die methodischen Möglichkeiten jedoch
stark eingeschränkt. Persönlicher Kontakt sollte möglichst eingeschränkt werden, weshalb
sich für eine empirische Untersuchung eine Online-Erhebung anbot. Nicht nur hatte die
Pandemie einen Einfluss auf das Alltagsverhalten der Bevölkerung, ebenfalls wurde die
Flugbranche davon erschüttert. Die Situation der Flughäfen und Fluggesellschaften hat sich
grundlegend verschlechtert. Als Resultat versichert der Bund den Fluggesellschaften Swiss
und Edelweiss-Kredite die bis zu 85 Prozent durch den Bund abgesichert sind (Bundesrat,
2020). Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, wurden einige Fragen im Online-
Experiment der Situation angepasst. Gemäss der Agenda-Setting-Theorie ist der öffentliche
Diskurs über die Flugticketabgabe für die Einstellung der Bevölkerung wichtig. Um diesen
Einfluss in die Forschungsarbeit einzubeziehen, wurde zusätzlich zum Experiment eine
Inhaltsanalyse verschiedener Zeitungen durchgeführt (siehe Kapitel 4). Diese soll aufzeigen,
wie sich die Einstellungen der öffentlichen Akteure gegenüber der Flugticketabgabe durch die
Corona-Krise verändert haben. In den folgenden Unterkapiteln wird genauer auf die
theoretischen Grundlagen dieser Arbeit eingegangen. Anschliessend an die theoretische
Einführung werden die Hypothesen der Forschungsarbeit hergeleitet.

2.1   Emissionen des Flugverkehrs
Die Schweizer Bevölkerung fliegt immer häufiger. Im Jahr 2000 verzeichnete die Schweizer
Luftfahrt 34'426’801 Reisende, bis 2018 stieg die Anzahl auf 75'554'795 an und die Tendenz
ist weiterhin steigend (BFS & BAZL, 2019). Dies macht sich auch am Anteil des nationalen
und internationalen Luftverkehrs der Schweiz bemerkbar. Der Schweizer Luftverkehr
verursachte 2017 rund zwölf Prozent der erfassten CO2-Gesamtemissionen und etwa zehn
Prozent der Treibhausgase der Schweiz. Dabei war die Kompensation von einzelnen beim
Fliegen entstehenden Emissionen bisher freiwillig. Plattformen wie «myclimate» oder
«atmosfair» bieten zwar Kompensationsmöglichkeiten für Flüge an, jedoch nur für das
emittierte CO2. Zu den Emissionen eines Fluges gehören aber unter anderem auch
Wasserdampf, Stickstoffoxide (NOx), Schwefeldioxide (SO2) und Russ, welche ebenfalls einen
Einfluss auf das Weltklima haben (Neu, 2020).

Wasserdampf hat wie auch CO2 eine Treibhausgaswirkung und wirkt somit erwärmend. Die
durch die Kombination von Wasserdampf und Partikel entstehenden Kondensstreifen machen
zudem den grössten Klimaeffekt der Nicht-CO2-Emissionen des Luftverkehrs aus. Dieser ist
5

etwa gleich hoch wie der Effekt, der durch das emittierte CO2 entsteht und wirkt zusätzlich
erwärmend. Stickstoffoxide haben sowohl eine wärmende als auch kühlende Wirkung. Die
Stickstoffoxide erhöhen zum einen kurzfristig die Ozonbildung. Ozon wirkt als Treibhausgas
erwärmend. Zum anderen wird durch Stickstoffoxide das Treibhausgas Methan abgebaut,
wodurch eine kühlende Wirkung entsteht und langfristig die Ozonbildung vermindert wird.
Ausserdem entstehen durch die Bildung von Aerosolen ein kühlender Effekt und die
Bewölkung wird indirekt beeinflusst. Die kühlenden und erwärmenden Effekte der
Stickstoffoxide sind zwar ähnlich gross, finden aber nicht zur selben Zeit statt und können sich
daher nicht aufheben. Schwefeldioxide wirken insgesamt kühlend, da sie eine reflektierende
Strahlungswirkung haben und somit die Sonnenstrahlen von der Erde weg reflektieren werden.
Zudem tragen sie zur Bildung von Aerosolen bei und beeinflussen somit indirekt die
Bewölkung. Russ trägt ebenfalls zur Bildung von Aerosolen und Kondensstreifen bei und
beeinflusst indirekt die Bewölkung, hat jedoch durch eine absorbierende Strahlungswirkung
einen wärmenden Effekt (Neu, 2020).

Wenn also auch Nicht-CO2-Emissionen einen Einfluss auf das globale Klima haben, weshalb
können bisher nur die entstandenen CO2-Emissionen kompensiert werden? Der Grund liegt
unter anderem in der Zerfallsdauer der einzelnen Emissionen. Die Nicht-CO2-Emissionen sind
oft kurzlebig und meist nach wenigen Stunden bis einigen Jahren in der Atmosphäre abgebaut.
Die CO2-Emissionen hingegen bleiben über Jahrhunderte bis Jahrtausende in der
Atmosphäre. Dadurch kommt es bei den Nicht-CO2-Emissionen nach einigen Jahren oft zu
einer Stabilisierung, die Konzentration der Emissionen bleibt konstant und verursacht keine
zusätzliche Erwärmung mehr. Bei den CO2-Emissionen hingegen wird durch den langsamen
Abbau immer mehr CO2 in der Atmosphäre angesammelt, was zunehmend zu einer
ungebremsten Erwärmung führt. Damit also die Klimawirkung des Flugverkehrs stabilisiert
werden kann, müssen die CO2-Emissionen auf netto null gesenkt werden, während bei den
kurzlebigen Emissionen eine Stabilisierung ausreicht (Neu, 2020).

2.2   Lenkungsabgabe als politisches Instrument
Die Schweizer Politik ist ein ständiger Aushandlungsprozess. Eine Policy, also ein Gesetz,
entsteht durch viele lange Diskussionen unterschiedlicher Akteure. Das Resultat ist häufig ein
Kompromiss und das Ergebnis ist immer von einer gewissen Unsicherheit geprägt. Ob die
Policy wirkt, lässt sich meist erst im Nachhinein beurteilen. Im Falle der Flugticketabgabe ist
das Ziel, dass die Schweizer Bevölkerung weniger fliegen soll. Dies soll den Prognosen
Gegensteuer geben, die besagen, dass die Anzahl Flugreisen in Zukunft ansteigen wird. Dabei
stellte sich die Frage, nach dem richtigen Instrument. Dass eine Verhaltensänderung im
Flugverkehr nicht durch Freiwilligkeit erreicht werden kann fand beispielsweise Higham et al.
(2016). Auch Peeters (2007) meinte, dass politische Instrumente notwendig sind, um eine
6

Verhaltensänderung in der Bevölkerung zu erreichen. Er beschränkte sich dabei nicht auf ein
spezifisches Instrument, sondern fand, dass sich eine Kombination aus verschiedenen
Massnahmen anbietet (Peeters, 2007).

Eine bekannte politikwissenschaftliche Typologie, welche Policy-Instrumente unterscheidet,
ist jene nach Vedung (2017). Vedung unterschied die Instrumente in Sticks [Stöcke], womit er
Regeln und Vorschriften meinte, Carrots [Karotten], was im übertragenen Sinne finanzielle
Anreize meint und Sermons [Predigten], womit Verhaltensänderungen durch nicht zwingende
Instrumente, wie Informationskampagnen, gemeint sind. Die schweizerische Flugticketabgabe
lässt sich als Lenkungsabgabe, zumindest in der Theorie, den Carrots zuordnen (K. M. Ingold,
persönliche Kommunikation, 18. Juni 2020). Sie ist weniger strikt als ein Verbot. Jeder der
Fliegen kann, darf dies weiterhin ohne Beschränkung tun. Die Flugticketabgabe ist aber strikter
als eine Informationskampagne (K. M. Ingold, persönliche Kommunikation, 18. Juni 2020).
Eine Lenkungsabgabe versucht durch eine Preiserhöhung um eine Abgabe eine
Verhaltensveränderung zu bewirken. Sie unterscheidet sich von einer Steuer vor allem in der
Verwendung der Einnahmen. Zwar hat eine Steuer auch eine Lenkungswirkung, doch die
Einnahmen fliessen in die Staatskasse (Vimentis, 2016). Bei einer Lenkungsabgabe sind die
Einnahmen zweckgebunden und werden zumindest zum Teil an die Bevölkerung
zurückerstattet. Mindestens 51 Prozent einer Lenkungsabgabe müssen an die Bevölkerung
über verschiedene Wege zurückerstattet werden (Vimentis, 2016).

Im Falle der Flugticketabgabe der Schweiz soll das Verhalten geleitet werden. Positives
Verhalten, was in diesem Falle das Nicht-Fliegen meint, soll gefördert werden, negatives
Verhalten soll vermieden werden. Dies geschieht durch eine Erhöhung des Ticketpreises um
die Flugticketabgabe.

Das Prinzip der Flugticketabgabe stimmt mit dem Grundsatz 16 der Rio Deklaration (United
Nations, 1992) überein. Dieser wird auch Verursacherprinzip genannt. Dabei werden die
nationalen Behörden dazu aufgefordert, die Internalisierung der Umweltkosten und
wirtschaftliche Instrumente zu fördern, bei denen der Verursacher die Kosten der
Verschmutzung tragen muss.

2.3   Hypothesen
In der Folge werden einige Hypothesen hergeleitet, die für den weiteren Verlauf der Arbeit und
der Analyse der Resultate von Wichtigkeit sind. Dabei gilt es zwischen den einwandfreien
(Kapitel 2.3.1) und den problematischen Hypothesen (Kapitel 2.3.2) zu unterscheiden. Die
Mehrheit der Hypothesen wurde bereits vor der Durchführung des Online-Experiments
aufgestellt. Auch wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen aufgestellt wurden, zeigte sich
bei der Auswertung der Umfrage, dass gewisse Hypothesen nicht wie gewünscht untersucht
7

werden konnten. Zum Teil wurden sie zu unspezifisch aufgestellt, zum Teil wurden keine
Daten erhoben, um die Fragen tatsächlich zu beantworten. Nach der Durchführung des
Experiments und weiteren Überlegungen zu den erhobenen Daten zeigte sich den Verfassern
dieser Arbeit, dass aus den vorhandenen Daten weitere spannende Thesen aufgestellt werden
könnten. So wurde nachträglich eine weitere Hypothese aufgestellt, die sich untersuchen lässt.
Dies war auch eine Antwort darauf, dass drei der ursprünglichen Hypothesen nicht beantwortet
werden konnten, weil sie zu unausgereift waren. Es ist den Verfassern dieser Arbeit bewusst,
dass dies nicht dem gewünschten Standard entspricht und daraus eine limitierende Wirkung
entsteht. Um Transparenz zu schaffen sind die jeweiligen Hypothesen klar gekennzeichnet.

2.3.1    Einwandfreie Hypothesen
Der nachfolgende Abschnitt umfasst diejenigen Hypothesen, die sich durch den Online-
Fragebogen und das Experiment untersuchen liessen. Im Online-Experiment wurden die
Teilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt. Das Treatment bestand darin, dass die
Versuchsgruppe durch einen kurzen und neutralen Text über die Flugticketabgabe informiert
wurde.

Die erste Hypothese befasst sich mit der Willingness to Pay [Zahlungsbereitschaft] eines
Konsumenten.     Die   Willingness    to   Pay,   die   sich   durch   den   Reservation   Price
[Reservationspreis] eines Verbrauchers für ein bestimmtes Produkt ausdrückt, bezeichnet den
Wert, bei dem es dem Verbraucher gleichgültig ist, ob er das Produkt, angesichts der
Konsumalternativen die er hat, kauft (Jedidi & Zhang, 2002). Es lässt sich also ein Wert
ermitteln, den ein Konsument gerade noch bezahlen würde. Choi und Ritchie (2014) nutzten
dieses Konzept in einer Studie in Australien und fanden so heraus, dass bei der Willingness
to Pay für CO2-Kompensationen Unterschiede in der Bevölkerung bestehen. Ebenfalls mit der
Flugbranche setzten sich Gössling et al. (2009) auseinander. Sie fanden in einer Studie in
Schweden heraus, dass 24 Prozent der befragten Personen wissen, was eine freiwillige CO2-
Kompensation ist. Die Uninformiertheit könnte einen Einfluss auf die für diese Arbeit
erhobenen Daten haben. Becken (2007) meinte, dass Leute mit mehr Information über die
Auswirkungen des Fliegens zu einer klimasensitiveren Entscheidung kommen würden.
Aufgrund dieser Befunde wird davon ausgegangen, dass zwischen der Versuchsgruppe und
der Kontrollgruppe ein Unterschied in der Willingess to Pay gefunden wird. Die
Versuchsgruppe weiss zum einen etwas über die Höhe der Flugticketabgabe und erhält eine
Information zur wachsenden Anzahl Fluggäste. Daher wird erwartet, dass sie bereit sind mehr
für die Flugticketabgabe zu bezahlen.

H1: Die Versuchsgruppe, welche das Treatment erhält, ist bereit eine höhere Flugticketabgabe
zu bezahlen als die Kontrollgruppe.
8

Die zweite Hypothese thematisiert Überlegungen über unterschiedliches Verhalten zwischen
der Versuchs- und der Kontrollgruppe. Um eine mögliche Verhaltensänderung zu messen,
wird mit einem Gewinnspiel als Anreiz gearbeitet. Die Teilnehmenden der Umfrage haben
dabei die Möglichkeit zwischen einer Spende, in Form eines Gutscheines, an eine
Klimaschutzorganisation, und einem persönlichen Coop-Gutschein auszuwählen. Dabei wird
untersucht, ob eher die Versuchs- oder die Kontrollgruppe bereit ist, diesen Gutschein zu
spenden. Durch die anfängliche Konfrontation der Versuchsgruppe mit dem Informationstext
ist folglich davon auszugehen, dass diese über eine bessere Informationsgrundlage verfügen
und somit eine klimasensiblere Entscheidung treffen, welche sich im konkreten Verhalten einer
Spende des Gutscheines widerspiegelt (Becken, 2007).

H2: Die Versuchsgruppe zeigt eine grössere Bereitschaft den Gutschein zu spenden als die
Kontrollgruppe. Das Treatment bewirkt eine Verhaltensänderung.

Eine weitere einwandfreie Hypothese basiert auf einer Kombination aus Ergebnissen der
Grundlagenstudie über die Lenkungsabgabe der Forschungsstelle Sotomo (2020) und aus
Aspekten der rationalen Entscheidungstheorie. Dabei zeigt die Grundlagenstudie von Sotomo
auf, dass 90 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung, bei der Einführung einer
schweizerischen Flugticketabgabe, eine positive Kostenbilanz verzeichnen würden. Sie
würden somit mehr Geld rückvergütet erhalten, als sie für die Flugticketabgabe ausgegeben
haben. Diese Rückvergütung an die Bevölkerung ergibt sich zwingend aus den Vorlagen der
Lenkungsabgabe als politisches Instrument (siehe Kapitel 2.2). Wie diese Rückerstattung
konkret an die Bevölkerung zurückfliessen soll, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Dabei
hätten lediglich die Top-10-Prozent-Vielfliegenden eine negative Kostenbilanz und würden für
die Abgabe mehr bezahlen, als sie schlussendlich rückwirkend zurückerhalten. Diese
Berechnungen ergeben sich aus einer integralen Sichtweise. Dies bedeutet, dass auch
Abflüge ausländischer Flugpassagiere in der Schweiz, der inländischen Wohnbevölkerung
zugutekommen      würden     (Sotomo,    2020).    In    Verbindung    mit    der    rationalen
Entscheidungstheorie,   welche    besagt,   dass   das   Verhalten    von    Individuen   durch
Selbstinteresse und Maximierung des eigenen Nutzens motiviert ist (Petracca, 1991), wird
eine positive Einstellung der schweizerischen Bevölkerung gegenüber einer Flugticketabgabe
erwartet.

H3: Personen, die für die Flugticketabgabe stimmen würden, fliegen im Durchschnitt weniger
als Personen, die gegen die Flugticketabgabe stimmen.
9

2.3.2   Problematische Hypothesen
In diesem Abschnitt sollen die problematischen Hypothesen, also jene, die sich mit den
gestellten Fragen des Online-Fragebogens nicht beantworten liessen, aufgeführt werden.
Gründe dafür, dass keine Antwort auf die Thesen gefunden werden konnten, umfassen deren
Nicht-Spezifität und den Umstand, dass im Experiment keine Daten für eine mögliche Antwort
erhoben wurden. Die Hypothesen werden in der Folge vorgestellt und Erklärungen gesucht,
wie es bei einer nächsten Arbeit besser gemacht werden könnte.

Die Hypothesen 4 und 5 sind sich sehr ähnlich. Beide mutmassen, dass die Versuchsgruppe
durch die Lenkungsabgabe reagiert. Entweder mit einer Steigerung oder einer Verringerung
der Nachfrage auf das Flugverhalten. Gerechtfertigt wurde die vierte Hypothese in der
Disposition mit dem Verursacherprinzip und der auf Kalkbekken et al. (2011) basierenden
Annahme, dass es durch die erhöhten Kosten zu einer geringeren Nachfrage und somit zu
geringeren CO2-Emissionen kommen würde. Die fünfte Hypothese, also dass es durch die
Lenkungsabgabe zu einer Steigerung der Nachfrage auf das Flugverhalten kommen würde,
wurde mit dem Artikel von Lemoine und Rudik (2017) erklärt. Sie erwähnten in ihrer Studie die
Trägheit von Lenkungsabgaben und warnten davor, dass diese so auch ineffizient sein
können. Durch die Lenkungsabgabe keine Verminderung der CO2-Emissionen erzielt
(Lemoine & Rudik, 2017).

H4: Die Versuchsgruppe reagiert durch die Lenkungsabgabe mit einer Verringerung der
Nachfrage auf das Flugverhalten.

H5: Die Versuchsgruppe reagiert durch die Lenkungsabgabe mit einer Steigerung der
Nachfrage auf das Flugverhalten.

Zur Untersuchung dieser Hypothesen müsste das Forschungsdesign anders aufgezogen
werden. Um die Veränderung des Flugverhaltens untersuchen zu können, wären mindestens
zwei Untersuchungszeitpunkte nötig. Ein Untersuchungszeitpunkt müsste vor und einer nach
der Einführung der Flugticketabgabe stattfinden. Weiter macht die Einteilung in Versuchs- und
Kontrollgruppe bei diesen Hypothesen kaum Sinn, da die Einführung der Flugticketabgabe alle
Teilnehmenden betreffen würde.
10

Auch Hypothese 6 eignete sich im Nachhinein nicht zur Überprüfung. Die Überlegung dazu
war, dass nur wenn die Betroffenheit der Bevölkerung von einer Abstimmung hoch war (EWR-
Abstimmung 1992) die Stimmbeteiligung über 50 Prozent war (BFS, 2020). Es wurde davon
ausgegangen, dass mehr als die Hälfte der Kontrollgruppe nicht weiss, dass eine
Flugticketabgabe als Teil des neuen CO2-Gesetzes im Gespräch ist.

H6: In der Kontrollgruppe geben weniger als 50 Prozent an, bereits von der Flugticketabgabe
gehört zu haben.

Dieser Hypothese fehlt jedoch die theoretische Basis. Nur aufgrund des Treatment-Textes
lässt sich kein Rückschluss auf unterschiedliche Kenntniszahlen zwischen der Versuchs- und
der Kontrollgruppe aufzeigen, da eine solche Kenntnis über die Flugticketabgabe bereits
vorher erfolgen musste. Die Differenzierung zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe ist auch
bei dieser Hypothese nicht sinnvoll, da das Treatment keinen Einfluss haben kann.
11

3 Onlineumfrage

Der erste praktische Teil der Arbeit bildet die Online-Umfrage, die primär aus dem Experiment
bestand. Dabei wurden Daten erhoben, die einen Einblick ins aktuelle Flugverhalten der
Teilnehmenden, sowie deren Einstellung gegenüber der Flugticketabgabe erfassen sollten.
Das folgende Kapitel liefert einen Überblick über die Methode und die durch die
Datenerhebung gewonnen Ergebnisse.

3.1     Methode
Im folgenden Unterkapitel werden die verwendeten Methoden beschrieben. Dabei wird das
Vorgehen bei der Erstellung des Fragebogens, Experiments und der Datenerhebung
dargelegt. Ebenfalls wird beschrieben, wie bei der Analyse vorgegangen wurde und es werden
mögliche daraus entstehende Limitationen aufgezeigt.

3.1.1    Fragebogen
Für die Datengewinnung wurde entschieden einen Online-Fragebogen zu erstellen.
Alternativen, um quantitative Daten zu generieren, gab es zum Erhebungszeitraum kaum.
Aufgrund der Corona-Pandemie war der direkte, persönliche Kontakt zu einer Vielzahl von
Personen nicht möglich. Daher wurde ein Fragebogen auf der Plattform «Unipark.com»
erstellt. Dabei wurden geschlossene Fragen verwendet, bei denen die Antwortmöglichkeiten
begrenzt sind. Dies, weil geschlossene Fragen für die Teilnehmenden einen geringeren
Aufwand darstellen und leichter zu beantworten sind. Ebenfalls ist der Aufwand der
Auswertung auch bei einer grossen Anzahl Teilnehmenden geringer und die Vergleichbarkeit
zwischen den Antworten ist gegeben (Diekmann, 2018, S. 477ff). Bei gewissen Fragen wurde
ein Filter programmiert, da es nicht sinnvoll war, diese von allen Teilnehmenden beantworten
zu lassen. So wurden zum Beispiel Personen nicht zur Anzahl Kurzstreckenflüge befragt,
wenn sie angaben, nie geflogen zu sein. Diese Filter sollen dazu beitragen, dass die
Teilnehmenden den gesamten Fragebogen beantworten und nicht aufgrund unlogischer
Fragen abbrechen. Der grobe Aufbau des Fragebogens ist in Abbildung 1 dargestellt und
detailliert im Anhang 2: Fragebogen ersichtlich.

Um das Flugverhalten der Teilnehmenden zu erheben, wurde eine Zeitspanne von zwei
Jahren gewählt. Dadurch soll möglichst garantiert werden, dass sich Teilnehmenden an alle
Flugreisen erinnern. Das Erinnerungsvermögen der Teilnehmenden bei retrospektiven Fragen
spielt eine grosse Rolle (Diekmann, 2018, S. 313). Um zu vermeiden, dass Zwischenstopps
und Rückreisen nicht angegeben werden, sollten die Teilnehmenden jede Flugreise einzeln
zählen. In der Folgefrage sollten die Teilnehmenden angeben, wie viele dieser Reisen auf der
Kurzstrecke (unter vier Stunden) oder Langstrecke (über vier Stunden) vorgenommen wurden.
12

Um den Einfluss der Corona-Pandemie auf das Flugverhalten abschätzen zu können, wurde
ebenfalls gefragt, wie viele Flugreisen abgesagt werden müssen.

Beim Messen der Einstellung der Teilnehmenden wurden direkte Fragen gemieden. Durch
indirekte Fragen reduziert sich der Effekt der sozialen Erwünschtheit und verdeckte Motive
können gefunden werden (Diekmann, 2018, S. 474). Ein Weg indirekt Einstellungen zu
messen, ist mit der in den Sozialwissenschaften beliebten «Likert-Skala» (Diekmann, 2018, S.
241). Dabei werden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, ihren Grad der Zustimmung
gegenüber einer Aussage auf einer 5-Punkte-Skala zu äussern. Die Vorzüge der Likert-Skala
sind, dass sowohl der Grad der Zustimmung einzelner Aussagen untersucht als auch ein
Indikator aus mehreren Aussagen berechnet werden kann. So kann die Einstellung gegenüber
einem übergeordneten Thema wie etwa dem «Umweltbewusstsein» untersucht werden. Im
Fragebogen der vorliegenden Arbeit, wurde der Grad der Zustimmung zu vier übergeordneten
Themen mit jeweils sechs bis sieben Aussagen untersucht. Ein Teil der Aussagen wurden in
umgekehrter Skalierungsrichtung formuliert. Bevor diese in den Index der übergeordneten
Themen eingerechnet werden, müssen sie «umgepolt» werden (Diekmann, 2018, S. 242). Die
vier übergeordneten Themen, die jeweils durch einen Index gemessen werden, sind die
Preissensitivität, das Umweltbewusstsein, der soziale Druck und die Lenkungswirkung der
Abgabe. Die Aussagen im Fragebogen können in diese vier übergeordneten Themen eingeteilt
werden. Der Index entsteht dadurch, dass der Wert, den die Teilnehmenden bei einer Aussage
angeben, mit den Werten der Aussagen des gleichen Themas summiert und durch die Anzahl
Aussagen pro Thema dividiert wird. Der Index kann einen Maximalwert von fünf erreichen, der
tiefste Wert wäre eins. Die Werte haben bei jedem Thema eine andere Interpretation.

Der Index der Preissensitivität misst, ob die Teilnehmenden beim Kauf eins Flugtickets stark
auf den Preis achten. Ein tiefer Wert weist darauf hin, dass der Preis eher ein sekundäres
Entscheidungskriterium ist und mehr Wert auf eine kurze Reisezeit oder die Airline gelegt wird.
Ein hoher Wert weist darauf hin, dass der Preis sehr wichtig ist und für einen günstigen Flug
sogar das Reisedatum verschoben wird oder mehrere Zwischenstopps in Kauf genommen
werden. Beim Thema des Umweltbewusstseins wird anhand des Index gemessen, ob die
Teilnehmenden sich Bewusst sind, dass Flugreisen einen negativen Einfluss auf die Umwelt
haben. Ein tiefer Wert weist darauf hin, dass die Teilnehmenden sich dessen nicht bewusst
sind oder sich keine Gedanken zur Umwelt machen. Ein hoher Wert deutet darauf hin, dass
man sich des Einflusses bewusst ist und deshalb sogar auf Flugreisen verzichtet. Der soziale
Druck misst, ob klimafreundliches Verhalten im Zusammenhang mit Flugreisen im sozialen
Umfeld ein Thema ist und ob das Umfeld Druck macht in Richtung klimafreundliches Verhalten
oder CO2 Kompensationen. Ein tiefer Wert des Index deutet darauf hin, dass dieser Druck
nicht vorhanden ist. Ein hoher Wert deutet auf grossen sozialen Druck zu klimafreundlichem
13

Verhalten hin. Der Index der Lenkungswirkung misst, ob die Teilnehmenden bei einer
Einführung der Flugticketabgabe tendenziell weniger Fliegen würden und die Flugreisen
abnehmen würden. Ein hoher Wert deutet darauf hin, dass die Flugticketabgabe die
gewünschte Lenkungswirkung hat. Ein tiefer Wert weist darauf hin, dass die Lenkungsabgabe
keinen Erfolg hätte.

Die Willingness to pay wurde dadurch erhoben, dass die Teilnehmenden einen Wert zwischen
0 und 200 Franken angeben konnten, den sie maximal für eine Flugticketabgabe bezahlen
würden. Diese Werte wurden bewusst gewählt, damit die Teilnehmenden die Möglichkeit
hatten sowohl einen Preis klar unter dem Minimum der vorgeschlagenen Flugticketabgabe von
30 Franken wie auch über dem Maximum von 120 Franken zu wählen. Es wurde zudem
zwischen Kurz- und Langstreckenflügen unterschieden und dazu jeweils eine Beispielstrecke
angegeben. Als Beispielstrecke der Kurzstrecke diente Zürich - Berlin, für die Langstrecke
Zürich - New York. Diese Strecken entsprechen der Definition von Kurz- und Langstrecke nach
Mensen (2013). Flüge, die kürzer als zwei Stunden dauern und weniger weit als 1000
Kilometer sind, werden den Kurzstrecken zugeordnet. Solche Flüge, die länger als 3,5h
Stunden dauern über 3000 Kilometer sind, werden den Langstrecken zugeteilt (Mensen,
2013).

Die hier nicht erläuterten Teile des Fragebogens, bestanden aus direkten geschlossenen
Fragen mit einer beschränkten Anzahl Antwortmöglichkeiten. Es wurde darauf geachtet, dass
die Antwortmöglichkeiten präzise sind und sich nicht überschneiden (Diekmann, 2018, S.
477ff). Um Antwortkategorien so zu gestalten, dass alle Teilnehmenden eine passende
Antwortmöglichkeit finden, wurden bei einigen Fragen die Antwortmöglichkeit «Anderes»
gegeben. Die Teilnehmenden hatten so die Möglichkeit, ihre Antwort in Prosa zu verfassen,
falls keine der vorgegebenen Antwortkategorien auf sie zutraf.
14

Abbildung 1: Ablauf des Fragebogens

Anmerkung: kompletter Fragebogen im Anhang 2 ersichtlich, eigene Darstellung.
15

3.1.2   Experiment
Nach Diekmann (2018, S. 337) gibt es drei Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit von einem
experimentellen Versuchsdesign gesprochen wird. Erstens müssen die Teilnehmenden in
mindestens zwei Gruppen aufgeteilt werden. Zweitens muss diese Aufteilung durch eine
Randomisierung (Zufallsverfahren) geschehen. Drittens wird die unabhängige Variable für die
verschiedenen Versuchsgruppen verändert. Um diese Kriterien zu erfüllen, wurde den
Teilnehmenden     durch    ein   Zufallstrigger-Tool   der   verwendeten     Umfrageplattform
«Unipark.com» zufällig die Zahl 0 oder 1 zugewiesen. Diese wurde dann verwendet, um die
Teilnehmenden ihrer Gruppe zuzuweisen. Ziel der randomisierten Verteilung der Befragten
auf zwei Gruppen ist es, systematische Verzerrungen durch Unterschiede zwischen den
beiden Gruppen zu verhindern (Diekmann, 2018, S. 337 ff). Das Ziel unseres Experiments war
es herauszufinden, welchen Einfluss die Flugticketabgabe auf die Einstellung und das
Verhalten der Bevölkerung hat. Bei der Messung des Verhaltens gibt Diekmann (2018, S. 473)
zu bedenken, dass oft nur das angenommene Verhalten gemessen werden kann. Im Fall
dieser Studie kann der Effekt des Treatments, also der Unterschied zwischen den beiden
Gruppen, erhoben werden. Um den Effekt der Flugticketabgabe zu simulieren, ohne die
Versuchsgruppe dazu aufzufordern sich bei den Fragen vorzustellen die Flugticketabgabe
wäre eingeführt worden, wurde die Versuchsgruppe mit einem kurzen und informativen Text
zur Flugticketabgabe konfrontiert (siehe Anhang 1: Treatment Text). Die unabhängige
Variable, die zwischen den beiden Gruppen verändert wird, ist also die Informationen über die
Flugticketabgabe. Die drei Kriterien des experimentellen Designs sind somit erfüllt.

Um zu prüfen, ob die Teilnehmenden den Text tatsächlich gelesen haben, wurden im
Anschluss ans Treatment zwei Kontrollfragen gestellt (siehe Anhang 2: Fragebogen). Anhand
dieser soll sichergestellt werden, dass nur die Personen in der Versuchsgruppe untersucht
werden, welche die Informationen auch aufgenommen haben. Personen, die die Fragen falsch
beantwortet haben, wurden ausgeschlossen.

Da die Forschungsfrage beinhaltet, ob die Flugticketabgabe zu einer Verhaltensänderung
führt, wurde mit einem realen ökonomischen Anreiz in Form eines Gutscheins gearbeitet.
Diese misst das Verhalten direkt, das mögliche Verhalten bei der Einführung der
Flugticketabgabe aber höchstens indirekt. Die Teilnehmenden wurden am Ende des
Fragebogens damit konfrontiert, ob sie einen Gutschein eher spenden oder für sich behalten
möchten. Dadurch ist es möglich, dass ein tatsächlicher Verhaltensunterschied zwischen den
beiden Gruppen gefunden wird.

Vor der Frage, ob die Teilnehmenden vor der Umfrage bereits von der Flugticketabgabe gehört
hatten, wurde auch die Kontrollgruppe darüber informiert. Dadurch sind die Ergebnisse des
letzten Teils des Fragebogens nicht mehr Teil des Experiments.
16

3.1.3    Datenerhebung
Für die Legitimierung der Resultate des Experiments sollen in beiden Gruppen genügend
Teilnehmenden sein. Um dies zu gewährleisten wurde ein Ziel von mindestens 160
Teilnehmenden festgelegt. Eine Massnahme, die verhindern soll, dass eine grosse Zahl der
Teilnehmenden den Fragebogen frühzeitig abbrechen, war die Bearbeitungszeit möglichst
gering zu halten. Dies wurde einerseits mit vorwiegend geschlossenen Fragestellungen wie
auch einem kurzen Treatment-Text erreicht. In den Pre-Tests lag die Bearbeitungsdauer bei
ca. 10 Minuten, was von den Autoren dieser Arbeit als akzeptabel angenommen wurde.

Um die Online-Umfrage an eine grosse Anzahl an Personen zu bringen, wurde die
Schneeballmethode gewählt. Sie ist vor allem in der studentischen Forschung beliebt (Möhring
& Schlütz, 2010). Dabei versenden die Forschenden den Zugangslink an ihnen bekannte
Personen. Die Empfänger werden gebeten, die Umfrage auszufüllen und den Zugangslink
ebenfalls an ihre Freunde und Verwandte weiterzuschicken. Bei der vorliegenden Studie
wurde vor allem WhatsApp verwendet, um den Link zu verbreiten. Eine Ausschöpfungsquote
zu berechnen ist dabei nicht möglich, da der Link unkontrolliert verbreitet wird. Zusammen mit
dem Zugangslink wurde den potenziellen Teilnehmern auch mitgeteilt, dass am Ende der
Umfrage dreimal 30-Franken-Coop-Gutscheine verlost werden. Die Forschung hat gezeigt,
dass die Ausschöpfungsquote durch einen Anreiz dieser Art erhöht werden kann (Göritz,
2007).

Die Umfrage war vom 9. Mai 2020 bis zum 4. Juni 2020 online aufgeschaltet und für jede
Person zugänglich, die den Link erhalten hat. Die Erhebungsdauer von etwa vier Wochen soll
helfen auch Personen zu erreichen, die das Internet selten nutzen. Dadurch wird verhindert,
dass bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden und als Resultat die
Repräsentativität verbessert (Lanninger, 2003).

Das Gesamtsample des Fragebogens beträgt 283 Personen, sieben davon haben den
Fragebogen nicht begonnen. Von den Personen, die der Teilnahme zugestimmt haben, haben
32 den Fragebogen frühzeitig beendet. Dabei haben neun Personen bereits auf der ersten
Seite und sieben bei den Kontrollfragen zum Treatment-Text abgebrochen. Das resultierende
Sample für die Analyse beträgt somit noch 244 Teilnehmende.

3.1.4    Vorgehen bei der Analyse
Bisher wurde beschrieben, wie die Daten erhoben wurden, nun wird auf das Vorgehen der
Analyse genauer eingegangen. Für die Auswertung der Daten und der Erstellung von Graphen
und Ergebnistabellen wurde die Statistiksoftware «Stata» verwendet. Um einen Überblick über
das Sample zu gewährleisten, werden die Daten in der deskriptiven Statistik univariat
beschrieben. Anschliessend wird anhand von drei soziodemographischen Merkmalen geprüft,
17

ob die randomisierte Zuteilung in Versuchs- und Kontrollgruppe durch das Onlineprogramm
erfolgreich war.

Um Treatment-Effekte bei stetigen abhängigen Variablen nachzuweisen, werden lineare
Regressionsmodelle berechnet. Wobei die Gruppenzuteilung jeweils als unabhängige und
zum Beispiel die Willingness to pay als abhängige Variable. Durch die Regression werden die
Gruppenmittelwerte verglichen. Um nicht auf die Annahme der Homoskedastizität angewiesen
zu sein, sind alle Regressionen mit robusten Standardfehlern berechnet, so können die
ausgewiesenen Standardfehler als Grundlage für Signifikanztests dienen (Kohler & Kreuter,
2017, S. 306).

Zur Analyse des Zusammenhangs zwischen zwei binären Variablen werden 2x2-
Kreuztabellen erstellt und das Kreuzproduktverhältnis wird berechnet (Jann, 2005, S. 67).
Dabei werden die bedingten Chancen berechnet, womit gezeigt werden kann, ob zwischen
den beiden Variablen ein Zusammenhang besteht.

Bei der Urnen-Frage haben die Teilnehmenden Auskunft darüber geben, ob sie bei einer
Abstimmung für oder gegen eine Flugticketabgabe stimmen würden. Aus dieser Frage
resultiert eine binäre Variable mit 0 für Nein und 1 für Ja. Um den Zusammenhang zwischen
den Anzahl Flügen in den Jahren 2018 und 2019 und dem Entscheid für oder gegen die
Flugticketabgabe zu messen, wird mit einer logistischen Regression gearbeitet. Die
Koeffizienten einer logistischen Regression geben lediglich über die Richtung eines Effekts
Auskunft. Deshalb wird das Odds Ratio [Chancenverhältnis] untersucht, welches durch das
Exponieren des Beta-Koeffizienten aus der logistischen Regression berechnet wird (Kohler &
Kreuter, 2017, S. 366ff).

3.1.5   Limitationen durch das Design der Methode
Durch die in diesem Projekt gewählte Erfassungsart der quantitativen Daten sind verschiedene
Limitationen der Ergebnisse zu erwarten. Bei den online erhobenen Daten tritt das Problem
der Selbstselektion auf. Die Personen entscheiden selbst, ob sie an der Online-Umfrage
teilnehmen oder nicht. Daher entsteht keine Zufallsstichprobe aus der Grundgesamtheit. Das
ist problematisch, weil es zwischen Nicht-Teilnehmenden und Teilnehmenden systematische
Unterschiede geben kann, welche für die Untersuchung relevant sein können (Hauptmanns &
Lander, 2001). Gerade bei Online-Umfragen ist es so, dass sich die internetnutzende
Bevölkerung in zentralen Merkmalen vom Rest der Bevölkerung unterscheidet (Diekmann,
2018, S. 521). Die Schneeballmethode, die verwendet wurde, um Personen für die Umfrage
zu gewinnen, führt dazu, dass vor allem das Umfeld der vier Studierenden, die diese
Forschungsarbeit schreiben abgebildet wird (Diekmann, 2018, S. 400). Dies führt wiederum
dazu, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung sind. Die Frage
18

nach der Anzahl Flugreisen in den letzten zwei Jahren ist retrospektiv und erfordert von den
Teilnehmenden ein gutes Erinnerungsvermögen (Diekmann, 2018, S. 313ff). Daher besteht
die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmenden an Flugreisen, die für sie von tiefer emotionaler
Bedeutung waren nicht mehr erinnern (Höpflinger, 2010). Es wurde versucht, durch die kurze
und nicht zu weit zurückliegende Zeitspanne die Chance zu erhöhen, dass sich die
Teilnehmenden noch an die korrekte Zahl von Flügen erinnert. Obwohl die Online-Umfrage
anonym durchgeführt wurde, können die Antworten der Teilnehmenden systematisch in eine
bestimmte Richtung gelenkt werden, wenn sie das Gefühl haben, dass es von der Gesellschaft
so erwartet wird (Stocké & Hunkler, 2004). Dieses Phänomen der sozialen Erwünschtheit,
kann die Ergebnisse dieser Arbeit ebenfalls beeinflussen und wird vermutlich durch die
Schneeballmethode verstärkt, die viele Teilnehmende aus dem Bekanntenkreis der
Studienautoren stammen.

3.2     Analyse und Ergebnisse
Das folgende Unterkapitel dient dazu, die in der Onlineumfrage erhobenen Daten zu
beschreiben, analysieren und bereits erste Ergebnisse zusammenzufassen.

3.2.1    Deskriptive Statistik
Die erhobene Stichprobe umfasste 244 Personen. Diese Personen wurden gleichmässig in
die Kontroll- und die Versuchsgruppe eingeteilt. Der Versuchsgruppe wurden zwei
Kontrollfragen zum Einleitungstext, mit welchem das Treatment durchgeführt wurde, gestellt.
Diejenigen, die diese Frage falsch beantworteten, wurden aus der Grundgesamtheit entfernt.
Für den weiteren Verlauf des Experiments war es zentral, dass der Text tatsächlich gelesen
wurde. Nur so konnte sichergestellt werden, dass eine Möglichkeit besteht, dass das
Treatment wirken könnte. Daher wurden 23 Personen aus der Versuchsgruppe entfernt,
wodurch sich die Stichprobe von 244 Personen auf 221 Personen verkleinert. Da die
Kontrollfragen lediglich der Versuchsgruppe gestellt wurden, verkleinerte sich nur diese. Nach
der Reduktion bestand sie aus 96 Teilnehmenden. Die Kontrollgruppe auf der anderen Seite
bestand aus 125 Teilnehmenden.

Von 221 Teilnehmenden waren 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. Während 56
Prozent, also 124 Teilnehmenden, als höchste Ausbildung eine gymnasiale Maturität
vorzuweisen haben, gaben die restlichen 97 Teilnehmenden unterschiedliche Ausbildungen
an. Fünf gaben als höchsten Bildungsabschluss einen Sekundarschulabschluss, 23 eine
Berufsausbildung an, 17 eine Berufsmaturität, 19 einen Fachhochschulabschluss und 33
einen universitären Abschluss an. Das Alter der Teilnehmenden erstreckt sich von 16 Jahren
bis zu 70 Jahren. Der Median liegt in der Stichprobe bei 22 Jahren, während die
Teilnehmenden im Durchschnitt 25.05 Jahre alt waren.
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