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PRAXIS | IT FÜR EVU
Eigene Ressourcen
optimal nutzen
Software-as-a-Service | Die Liechtensteinischen Kraftwerke haben das Daten- und
Software-Hosting für ihr Smart-Metering-System ausgelagert. Der Vertrag umfasst
die Daten von über 45 000 Messpunkten. Nach über einem Jahr Betrieb fällt das
Fazit positiv aus: Datenschutz und Systemstabilität profitieren von der extern
betriebenen Technologieplattform.
WO L FG A N G S E I D L
S
mart Metering stellt Energiever- IT-Hardware und Software gegen eine den Provider, der seine Spezialisten
sorger und Verteilnetzbetreiber wiederkehrende Servicegebühr bereit- besser auslasten kann als sein Kunde,
vor eine Reihe technischer und stellt. Als direkter Effekt entfallen für der die Kompetenzen nur fallweise in
organisatorischer Herausforderungen. den Servicenehmer alle Investitionen Anspruch nehmen muss – dann aber
Neben den finanziellen Belastungen in die nunmehr gemietete System- in der Regel sofort. Entsprechend
sind vor allem die hohen Anforde- technik. Mittel- und langfristig kann qualifiziertes Personal dafür dauer-
rungen an den Systembetrieb und an er überdies jederzeit auf eine aktuelle haft auf der Payroll zu haben, ergibt
den Datenschutz mit der gängigen Technologie zurückgreifen, ohne Mit- betriebswirtschaftlich kaum Sinn.
Infrastruktur und den üblichen per- tel oder Personal für die Pflege, War- Im As-a-Service-Modell sind diese
sonellen Ressourcen für viele kaum tung und regelmässige Updates der wiederkehrenden Leistungen fester
abzubilden. As-a-Service-Konzepte Komponenten und Software vorhalten Bestandteil der Vereinbarung; der
Bild: LKW
entlasten die Unternehmen, indem zu müssen. Die notwendigen Arbei- Service-Kunde muss sich darum nicht
ein Service-Provider die erforderliche ten erfolgen im Hintergrund durch kümmern.
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IT FÜR EVU | PRAXIS
Liquiditätsschonende Miete Management des Betriebs und der Pro- Schlanke und einfache Prozesse
Die Verlagerung der Investitionskos- zesse der Advanced Metering Infra- Alle As-a-Service-Konzepte zielen
ten (Capex) zu den operativen Kosten structure von Versorgungsunterneh- darauf, aufwendige (Teil-)Prozesse
(Opex) macht As-a-Service-Modelle men bereitgestellt», so Thomas Lenze, auszulagern und damit schlanker und
darüber hinaus wirtschaftlich beson- Head of Product Management Services einfacher zu gestalten. Das bedeutet
ders interessant. Werden eine Software bei Landis + Gyr. Das Unternehmen hat auch, dass es keine Lösung von der
und die verbundene Systemtechnik bereits zahlreiche vergleichbare Pro- Stange gibt: Outsourcing ist kein
nicht gekauft, sondern gemietet, jekte auf globaler Ebene, aber auch in Selbstzweck, sondern soll die vorhan-
erhöht das die Liquidität – speziell bei Europa realisiert. Aktuell ist die Firma denen Kapazitäten und Rollen sinnvoll
einem finanziell aufwendigen Rollout für über 340 Versorgungsunterneh- einbinden und stärken sowie die eige-
kann das den Ausschlag geben. men mit mehr als 15 Millionen Mess- nen Ressourcen schonen. Vorausset-
Zugleich erhöht sich die Planungs punkten weltweit (davon 2,5 Millionen zungen dafür ist ein individuell ausba-
sicherheit, da keine Abschreibungen in Europa) Serviceprovider für As-a- lanciertes Leistungsbündel, wie es
und Rücklagen für Wartungen, Repa- Service-Lösungen, die den Betrieb und auch für die Liechtensteinischen
raturen, Updates und Upgrades gebil- die Wartung von AMI-Systemen Kraftwerke, LKW, entwickelt wurde.
det werden müssen. Mit einer festge- umfassen. Die LKW versorgen das gesamte
legten, planbaren Servicepauschale Grundsätzlich kann fast alles als ein Fürstentum Liechtenstein mit elektri-
sind Eventualitäten ausgeschlossen As-a-Service-Modell aufgesetzt wer- scher Energie. Zum Aufgabenspek
und die Technologie veraltet nicht. den. Das eher in Deutschland bekannte trum gehört der Netzbetrieb von rund
Software-as-a-Service (SaaS) hat sich Modell der Infrastructure-as-a-Service 300 km 10-kV-Leitungen, 1500 km
bereits in vielen Branchen etabliert und (IaaS) schliesst unter anderem den 400-V-Leitungen sowie mehr als
wird im Zuge der Smart-Meter-Rollouts Zählerpark mit ein, Metering-as-a-Ser- 260 Transformatorstationen in Liech-
auch in der Energieversorgung immer vice (MaaS) die Datenauslesung und tenstein. Mit einer 110-kV-Leitung ist
populärer. «Da sich unsere Kunden in -verarbeitung. In den seltensten Fällen Liechtenstein mit Österreich verbun-
einem dynamischen, sich stetig än wird ein EVU das Messwesen komplett den, vier 110-kV-Leitungen verbinden
dernden Umfeld bewegen, ziehen sie aus der Hand geben. Aber auch das ist das Fürstentum mit der Schweiz. Bis
neue operative Modelle in Erwägung. möglich und zum Beispiel bei plötzli- Ende 2014 wurden im Zuge eines voll-
Damit steigt das Interesse an Managed chen Engpässen kurzfristig realisier- ständigen Rollouts 23 500 Haushalt-
Services. Diese werden von speziali- bar, wenn die SaaS-Infrastruktur Stromzähler gegen Smart Meter des
sierten externen Partnern für das bereits steht. Typs E450 von Landis + Gyr ersetzt und
Landis+Gyr-Rechenzentrum Backup-Rechenzentrum
VPN-Anbindung MPLS-Netz
LAN
Kundendienst
VPN-Anbindung
Infrastruktur
mobiles
Netzwerk
VPN- Kundenverantwortung
Anbindung
3G/4G LTE
NB-IoT
Kunden-Netzwerk
3G/4G LTE G3 PLC FttH/Ethernet G3 PLC
Mobilfunkanbieter HES/AIM
Anwender Kundensysteme,
z. B. CIS, MDM
3G/4G LTE
NB-IoT
Bild: Landis+Gyr
Systemarchitektur einer SaaS-Lösung mit den ausgelagerten Rechenzentren.
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zur Erfassung der Zählerdaten schen und organisatorischen IT-
260 Datenkonzentratoren in den Tra- Sicherheit verbunden, schliesslich
fostationen installiert. Parallel wurde handelt es sich beim Smart Metering
die End-to-End-Lösung mittels AIM um sensible, personenbezogene Daten.
Gridstream ausgebaut, die zunächst Hinzu kommt die Verpflichtung, die
auf der eigenen IT-Infrastruktur Konformität mit den jeweils aktuellen
betrieben wurde. Ende 2019 fiel die Datenschutzrichtlinien jederzeit
Entscheidung, das Daten- und Soft- sicherzustellen. In der Schweiz ist der
ware-Hosting für das Smart Metering Umgang mit den Daten unter anderem
im Rahmen eines Software-as-a-Ser- in der Stromversorgungsverordnung,
vice-Vertrags an den langjährigen im Stromversorgungsgesetz und im
Partner zu übergeben. Bei LKW han- Datenschutzgesetz geregelt. Die Ein-
delt es sich um mittlerweile rund haltung aller gängigen ISO-Normen,
45 000 Messpunkte, darunter Haus- Datenschutz- und Sicherheitsanforde-
halts- und Industriezähler sowie Mul- rungen kann der Anbieter sicherstel-
ti-Energy-Messpunkte. Zum Service len, sodass der Betrieb langfristig kon-
umfang gehören neben der Sicherung form mit den einschlägigen
und Pflege der Mess-, Auftrags- und Vorschriften ist. Beispielsweise unter-
Verrechnungsdaten auch die Umset- liegt das als SaaS gehostet Head-End-
zung aller relevanten Sicherheits- und System (HES) einer Metas-Zertifizie-
Datenschutzvorkehrungen. rung. Der Datenkonzentrator sammelt die
Dem Schritt zu SaaS vorausgegan- Das Rechenzentrum bietet mit Zählerdaten und leitet sie weiter an das
gen waren umfangreiche Analysen und modernen Zugangs- und Zutrittssiche- Rechenzentrum.
Audits. Diese fanden auch vor Ort in rungen, speziellen Löscheinrichtun-
dem europäischen Rechenzentrum gen und redundanten Systemen eine
statt, wo die Daten künftig gehostet hohe physische Sicherheit, wie sie Netzbetriebsführung und Kraftwerke
werden sollten. Gefordert war eine inhouse praktisch nicht darstellbar ist. bei LKW, zieht eine positive Bilanz:
möglichst grosse Transparenz über die In Finnland werden auch die zuvor bei «Das Software-as-a-Service-Modell
gesamte Kette vom Zähler bis zur LKW gehosteten Headend- und Meter- bietet uns ein Höchstmass an unter-
Datenübergabe an die Kundensys- Data-Management-Systeme betrieben. nehmerischer Freiheit und Risikomi-
teme. Die anschliessende Implemen- Um einen sicheren und uneinge- nimierung. Mit der Auslagerung aller
tierung der gesamten Lösung erfolgte schränkten Zugriff durch LKW auf die Dienste rund um das Datenhosting,
im laufenden Betrieb. externen Systeme und Daten zu die Systempflege und Wartungsaufga-
gewährleisten, implementierte Lan- ben profitieren wir von hoher System-
Sicherheit und Schutz dis + Gyr eine End-2-End-Sicherheits- leistung, Datensicherheit und Kosten-
sensibler Daten architektur. transparenz. Das schafft Kapazitäten
Verteilnetzbetreiber müssen die für das Tagesgeschäft und den effizien-
Sicherheit aller Daten aus Mess-, Positive Bilanz ten Netzbetrieb.»
Steuer- und Regelsystemen gewähr- Die ersten Arbeiten begannen im Som-
leisten. Im Kontext der intelligenten mer 2019, schon im Herbst 2019 konnte Autor
Messsysteme sind damit strenge Vor- das System in den Produktivbetrieb Wolfgang Seidl ist freier Fachjournalist.
gaben bezüglich der physischen, logi- gehen. Stefan Volland, Bereichsleiter JJ wolfgang.seidl@seidl-agentur.com
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