EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...

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EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST
                                                                  10  / 2018

Aus dem Inhalt:
●   Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW
●   Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung NRW
●   Schwerpunkt: Umsetzung der Kommunalinvestitionsförderungspakete in den Kreisen
EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST 10/2018                                                                                        Auf ein Wort

                                      Wirtschaftsmacht Kreise: Vom Hidden-
                                      Champion in NRW und den Heraus­
                                      forderungen der Digitalisierung
                                       Der kreisangehörige Raum in Nordrhein-Westfalen zeigt sich wirtschaftlich in
                                       weiten Teilen als starker Wirtschaftsraum mit einer relativ geringen Arbeits-
                                       losenquote, einer bemerkenswert hohen Anzahl sozialversicherungspflichtig
                                       Beschäftigter, aber auch einem hohen Anteil an Wertschöpfung gerade im
                                       Bereich des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes. Manche Politikerin
                                       und manchen Politiker in Düsseldorf erstaunt dies nach wie vor, wird doch
                                       der kreisangehörige, oft ländliche Raum, insbesondere in den überregionalen
                                       Medien häufig genug als Problemraum oder gar als „Entvölkerungsregion“
                                       dargestellt. Betrachtet man jedoch die Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten, die
                                       der Landkreistag NRW in diesem EILDIENST-Heft aufgearbeitet hat, ist dies
                                       für weite Teile des Landes schlicht falsch. Der kreisangehörige Raum ist der
                                       „Hidden-Champion“ der Wirtschafts- und Regionalstruktur in NRW. In NRW
                                       befindet sich die größere Anzahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
sowohl absolut als auch relativ im kreisangehörigen Raum. Besondere Schwerpunkte liegen vor allem im produzie-
renden Gewerbe: Hier werden mittlerweile rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung des produzierenden Gewerbes
insgesamt in NRW im kreisangehörigen Raum erwirtschaftet, etwas mehr als zwei Drittel aller Arbeitsplätze im produ-
zierenden Gewerbe befinden sich im kreisangehörigen Raum.
Mitte September 2018 haben sich rund 140 Vertreterinnen und Vertreter aus den Wirtschaftsförderungen aus ganz
NRW in Neuss zum Oberthema der Digitalisierung getroffen. Redner war der Minister für Wirtschaft, Innovation,
Digitalisierung und Energie des Landes NRW, Prof. Dr. Andreas Pinkwart, die Federführung der Veranstaltung lag
beim Landkreistag NRW. Das Zukunftsthema der Digitalisierung von Wirtschaft, Wirtschaftsförderung und Verwal-
tung ist den Kreisen geläufig. Nun muss es darum gehen, dass die Digitalisierung und ihre besonderen Herausforde-
rungen für den kreisangehörigen Raum auch bei der Landespolitik und der Bundespolitik ankommt. Die Kommunen
in NRW und insbesondere im kreisangehörigen Raum benötigen baldmöglichst eine flächendeckende, glasfaserba-
sierte Breitbandinfrastruktur bis in die jeweiligen Gebäude – dies gilt für Gewerbegebiete, einzelne Gewerbetreibende
und Unternehmen im kreisangehörigen Raum genauso wie für Privathaushalte. Eine weitere Herausforderung kommt
jedoch gerade bei den nunmehr anstehenden Versteigerungen der LTE-Frequenzen der neuesten Generation auf die
Kreise und den kreisangehörigen Raum zu. Hier ist es entscheidend, eine möglichst flächendeckende Versorgung mit
digitalem Mobilfunk der Generation 5G in NRW zu erreichen. Wenn der kreisangehörige Raum in vielen Belangen
Herzkammer von Wirtschaft und produzierendem Gewerbe ist, hat dieser Raum auch einen Anspruch auf eine mög-
lichst umfassende Versorgung mit digitalem Mobilfunk der neuesten Generation. Viele technische und wirtschaftliche
Anwendungen sind zukünftig nur mit digitalem Mobilfunk sinnvoll zu nutzen: Dies gilt für das autonome Fahren, für
mobile digitale Arbeitsprozesse im Rahmen der Industrie 4.0, für digitale Mobilitätskonzepte, für den Bereich digitaler
Gesundheitsanwendungen, für das E-Learning oder auch für digital gesteuerte Anwendungen im Bereich der Land-
wirtschaft. Infrastrukturpolitische Rahmenbedingungen für den kreisangehörigen Raum erschöpfen sich jedoch nicht
auf die Digitalisierung. Eine angemessene und leistungsfähige verkehrliche Infrastruktur im kreisangehörigen Raum
und in den kreisangehörigen Raum gehört ebenso zu den Voraussetzungen für eine weitere, erfolgreiche Entwick-
lung. Zudem erfordert dies eine hinreichende soziale und gesundheitliche Infrastruktur. So muss insbesondere auch
die gesundheitliche Infrastruktur, ob bei niedergelassenen Ärzten oder ob bei Krankenhäusern, umfassend gesichert
werden. Nur wenn die Bürgerinnen und Bürger im kreisangehörigen Raum eine sichere und verlässliche soziale und
gesundheitsbezogene Infrastruktur haben, wird es möglich sein, Fachkräfte für die zahlreichen Unternehmen im
kreisangehörigen Raum zu gewinnen und einen Fortzug in die Großstädte und Ballungsräume zu verhindern. Gleiches
gilt auch für die Hochschul- und Fachhochschullandschaft. Hier gibt es mittlerweile eine größere Zahl – insbesondere
von Fachhochschulen – im kreisangehörigen Raum, die eine deutliche Zielrichtung gerade auf die mittelständische
Wirtschaft vor Ort haben. Es kommt darauf an, diese Standorte möglichst weiter zu stärken und mit entsprechenden
Studienangeboten, gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der besonderen Ausrichtung des kreisan­
gehörigen Raums, auszubauen und zu stärken. Alles in allem bleibt es eine Herausforderung, sich nicht auf den guten
Wirtschaftsdaten des kreisangehörigen Raums auszuruhen, sondern vielmehr aktiv an der Gestaltung der Rahmen­
bedingungen für eine weitere positive Entwicklung zu arbeiten.

                                                                         Dr. Martin Klein
                                                                         Hauptgeschäftsführer
                                                                         des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                  461
EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
Inhalt                                                                                                        EILDIENST 10/2018

  Kavalleriestraße 8
                                                    AUF EIN WORT                                                         461
  40213 Düsseldorf
                                                    ______________________________________________________________
  Telefon 0211/ 300 491-0
  Telefax 02 11/ 300 491-660
  E-Mail: presse@lkt-nrw.de
  Internet: www.lkt-nrw.de
                                                    AUS DEM LANDKREISTAG

                                                    Kreistagsforum in Recklinghausen mit
  IMPRESSUM                                         Kommunalministerin Ina Scharrenbach                                  464
                                                    ______________________________________________________________
  EILDIENST – Monatszeitschrift
  des Landkreistages
  Nordrhein-Westfalen                               Rheinische Kreiskämmerer auf Vogelsang                               467
                                                    ______________________________________________________________
  Herausgeber:
  Hauptgeschäftsführer
  Dr. Martin Klein

  Redaktion:                                        THEMA AKTUELL
  Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn
  Beigeordneter Martin Schenkelberg
  Referentin Christine Cebin
                                                    Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW
  Hauptreferent Dr. Markus Faber                    – Eine Erfolgsgeschichte in weiten Teilen                            467
  Referentin Dorothée Heimann
  Referent Thomas Krämer                            ______________________________________________________________
  Pressereferentin Rosa Moya
  Referent Dr. André Weßling
  Hauptreferent Dr. Kai Zentara

  Quelle Titelbild:                                 SCHWERPUNKT: Umsetzung der
  © magele-picture - Fotolia.com                    Kommunalinvestitionsförderungspakete in den Kreisen
  Redaktionsassistenz:
  Gaby Drommershausen                               Umsetzung der Kommunalinvestitionsförderpakete –
  Astrid Hälker                                     Raumerweiterung am Berufsschulzentrum Paderborn                      473
  Heike Schützmann
                                                    ______________________________________________________________
  Herstellung:
  ALBERSDRUCK GMBH & CO KG
  Leichlinger Straße 11
                                                    Bildung 4.0 – Mit riesigen Schritten weiter Richtung Zukunft         475
  40591 Düsseldorf                                  ______________________________________________________________
  www.albersdruck.de

                                                    Investitionen in den Nachwuchs von morgen                            477
  ISSN 1860-3319
                                                    ______________________________________________________________

                                                    THEMEN

                                                    Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung NRW              479
                                                    ______________________________________________________________

                                                    Stellungnahme zu den Eckpunkten
                                                    für ein Gemeindefinanzierungsgesetz 2019                 481
                    Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                    ______________________________________________________________

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EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST 10/2018                                                        Inhalt

Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung
des Polizeigesetzes und Gesetz über Aufbau und Befugnisse
der Ordnungsbehörden                                     490
______________________________________________________________

Sozialhilfeausgaben 2017                                 492
______________________________________________________________

DAS PORTRÄT
Landrat Olaf Schade, Ennepe-Ruhr-Kreis – „Bund muss
Soziallasten der Kommunen zumindest hälftig übernehmen“          493
______________________________________________________________

IM FOKUS

Krisenstab übt „Jahrhundertflut“                                 495
______________________________________________________________

MEDIENSPEKTRUM                                                   496
______________________________________________________________

KURZNACHRICHTEN                                                  497
______________________________________________________________

PERSÖNLICHES

Kreisdirektor Joachim L. Gilbeau begeht 40-jähriges Dienstjubiläum 515
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Kreisverwaltung und Kreispolitik trauern
um Landrat a.D. Volker Stein                                     516
______________________________________________________________

Oberkreisdirektor a.D. Dr. Siegfried Hentschel ist verstorben    517
______________________________________________________________

HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN                                  517
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                                                                           463
EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
Aus dem Landkreistag                                                                                                EILDIENST 10/2018

Kreistagsforum in Recklinghausen
mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach

   Beim diesjährigen Kreistagsforum am 11.09.2018 im Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen tauschten sich Kreistags-
   mitglieder mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach aus. Im Fokus standen die weiterhin angespannte Finanzlage der
   Kommunen, aber auch die Stärkung des kommunalpolitischen Ehrenamts und die Heimatförderung.

                                                                                                 R   und 60 Kreistagsmitglieder aus
                                                                                                     allen Fraktionen der 31 Kreise
                                                                                                 in Nord­rhein-Westfalen kamen zum
                                                                                                 Kreistagsforum des Landkreistags
                                                                                                 NRW (LKT NRW). Gastgeber war in
                                                                                                 diesem Jahr der bevölkerungsreichste
                                                                                                 Kreis in NRW mit rund 616.000 Ein-
                                                                                                 wohnern: Der Kreis Recklinghausen.
                                                                                                 Landrat Cay Süberkrüb richtete an
                                                                                                 die Teilnehmer „einen Gruß, den wir
                                                                                                 hier alle kennen und lieben: ein herz-
                                                                                                 liches Glückauf!“ und skizzierte den
                                                                                                 Strukturwandel, den die Region in
                                                                                                 den vergangenen Jahren bewältigen
                                                                                                 musste: „Wir haben im Bergbau eine
                                                                                                 fast sechsstellige Zahl an Arbeits-
                                                                                                 plätzen verloren. Ich bin stolz dar-
                                                                                                 auf, dass dies ohne Brüche bewältigt
                                                                                                 werden konnte“, sagte Landrat Cay
                                                                                                 Süberkrüb zur Begrüßung. Neben
                                                                                                 dem Chemie-Park in Marl hätten sich
                                                                                                 viele Unternehmen aus dem Bereich
                                                                                                 Logistik und Infrastruktur im Kreis
                                                                                                 Recklinghausen angesiedelt. Den-
                                                                                                 noch zähle der Kreis Recklinghausen
                                                                                                 mit sechs Städten mit Konsolidie-
                                                                                                 rungshaushalten zu den Regionen
                                                                                                 mit Zukunftsrisiken.
V.l.n.r. Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein, Präsident Landrat Thomas Hendele, Kommunal-      Der Präsident des Landkreistags
ministerin Ina Scharrenbach, Vizepräsident Landrat Dr. Ansgar Müller, Landrat Cay Süberkrüb.     NRW, Landrat Thomas Hendele
                                                                              Quelle: LKT NRW   (Kreis Mettmann), problematisierte

Diskussionsrunde mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach           Interessierte Zuhörer.
(2.v.r.).                                  Quelle: LKT NRW                                                            Quelle: LKT NRW

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EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST 10/2018                                                                                             Aus dem Landkreistag

in seinem Eingangsstatement die Finanz-
lage vieler Kommunen in NRW, die trotz
anhaltender Hochkonjunktur und verschie-         Max-Born-Berufskolleg
dener Bundes- und Landeshilfen ange-             Das Kreistagsforum 2018 fand im Max-        3100 Schülerinnen und Schüler aus in
spannt bleibe: Die Soziallasten stiegen wei-     Born-Berufskolleg in Recklinghausen         Bau- und Holztechnik, Elektrotechnik,
ter an, die flüchtlings- und migrationsbe-       statt.                                      Maschinenbau- und Versorgungstech-
dingten Kosten nähmen ebenfalls zu und           Das Berufskolleg blickt auf eine rund       nik, Gestaltung und Medizintechnik.
die Unterschiede zwischen Stadt und Land         140-jährige Geschichte zurück. Aus der      Als Europa-Schule bietet das Kolleg
würden immer deutlicher. „Krisenfest und         „Gewerblich-Technischen Berufsschule“       auch bilingualen Unterricht und Aus-
aus sich heraus tragfähig ist die Finanz­        wurde 1978 die Kollegschule Kem-            landspraktika. In sogenannten Tablet-
situation der Kommunen gerade in NRW             nastraße. Seit 2006 trägt die Schule        Klassen wird der Weg zur Digitalisierung
nach wie vor nicht“, betonte Hendele.            den Namen „Max-Born-Kolleg“. Max            im Unterricht vorgelebt. Medienscouts
                                                 Born war Physiker und erhielt 1954 den      unterstützen im Umgang mit sozialen
                                                 Nobelpreis.                                 Netzwerken, Internetsicherheit und
Debatte über das Gemeinde­                       In den vergangenen Jahren hat der           Cybermobbing. Mit dem 3D-Drucker-
finanzierungsgesetz 2019                         Kreis Recklinghausen in das innovative      Führerschein können Schülerinnen und
                                                 Konzept des Berufskollegs investiert.       Schüler die Drucktechnik von morgen
Nordrhein-Westfalens Ministerin für Hei-         Das Technik-Kolleg bildet derzeit rund      erlernen.
mat, Kommunales, Bauen und Gleichstel-
lung Ina Scharrenbach stellte die Ände-
rungen im Gemeindefinanzierungsgesetz          Der Hauptgeschäftsführer des LKT NRW,         werden. Daher warb sie für einen Konsens
2019 vor. Nach dieser Prognose werde ein       Dr. Martin Klein, forderte generell mehr      zwischen den kommunalen Spitzenver­
Gesamtbetrag in Höhe von über 12 Mil-          finanzielle Verteilungsgerechtigkeit in       bänden.
liarden Euro zur Verfügung stehen. Dies        Nord­rhein-Westfalen: „Da wo 58 Pro-          In Hinblick auf die Flüchtlings- und Migra-
bedeute eine Steigerung um 3,1 Prozent         zent der Bevölkerung lebt, nämlich im         tionskosten bestärkte Hendele die Forde-
(365 Millionen Euro). Zugleich stellte die     kreisangehörigen Raum, da müssen auch         rung der Refinanzierung durch Bund und
Ministerin klar, dass es nicht nur Gewin-      58 Prozent der Zuwendungen hin“, so           Land. „Die Erstattung der Flüchtlings- und
ner geben würde: 37 Kommunen würden            Klein. Stattdessen gehe seit über zehn        Migrationskosten muss zielgenau, dyna-
weniger bekommen als 2018. Das Prinzip:        Jahren die Schere bei den Schlüsselzuwei-     misch und unbefristet erfolgen“, sagte
Wer infolge gestiegener eigener Steuerein-     sungen zwischen Städte und Gemeinden          Hendele. Erstmalig habe die NRW-Landes-
nahmen viel habe, bekomme auch weni-           immer stärker auseinander: Während vor        regierung in diesem Jahr Teile der Integra-
ger Landesmittelanteile. In Hinblick auf das   gut zehn Jahren die Zuweisungen bei 50        tionspauschale des Bundes an die Kommu-
Gemeindefinanzierungsgesetz (GFG) 2019         Prozent lagen, erhielten die kreisfreien      nen weitergeleitet. Dies müsse künftig zu
begrüßte Hendele, dass einige kommunale        Städte in NRW im Jahr 2018 62,0 Prozent,      100 Prozent erfolgen. „Wir können aber
Forderungen aufgegriffen worden wären.         demgegenüber müsse der kreisangehörige        nicht akzeptieren, dass die Kreise bei der
So werde die sogenannte robuste Regres-        Raum, wo die meisten Menschen in NRW          Weiterleitung der Integrationspausche
sion umgesetzt. Die im sogenannten Sofia-      lebten, mit 38 Prozent auskommen. Diese       ausgeschlossen werden“, kritisierte Hen-
Gutachten empfohlene Methodik sollte die       ungerechte Verteilung werde sich für 2019     dele die aktuelle Regelung. Auch bei den
in zwei Urteilen des Verfassungsgerichts-      noch einmal verstärken.                       Kreisen würden flüchtlingsbedingte Kosten
hofs NRW attestierten „Verzerrungen“           Zudem erinnerte Klein an die GFG-Reform       anfallen, sei es im Ausländer-, im Sozial-
und „Verwerfungen“ abmildern. Weitere          der 1980er Jahre, als der Verbundsatz von     oder Gesundheitsamt, bei den Berufskol-
Aktualisierungen im GFG würden allerdings      28,5 auf 23 Prozent gesenkt wurden. Das       legs, in den Integrationszentren etc., auf
im GFG 2019 nur in einem ersten Schritt        ergebe einen Betrag über den gesamten         denen die Kreise nach der aktuellen Rege-
im Umfang von 50 Prozent umgesetzt, um         Zeitraum bis heute von insgesamt über         lung sitzen bleiben würden.
Härtefälle weitgehend zu vermeiden.            50 Milliarden Euro, der den Kommunen          Auch die Beteiligung von Bund und Land
Auch über die neu eingeführte Aufwands-        fehle. Klein begrüßte die Ankündigung des     bei den Kosten für geduldete Flüchtlinge
und Unterhaltungspauschale wurde kon-          Koalitionsvertrags, im Jahre 2020 einen       sei unzureichend und ginge völlig an der
trovers diskutiert. Positiv bewertete der      Verbundsatz von „echten“ 23 Prozent           Realität vorbei. „Es kann nicht sein, dass die
Präsident des Landkreistags NRW, dass die      zu gewähren, denn derzeit erhielten die       Kommunen für Geduldete nur drei Monate
dafür vorgesehenen 120 Millionen Euro          Kommunen aufgrund von einheitsbeding-         Landesmittel bekommen, sie danach aber
nicht finanzkraftabhängig, sondern nach        ten Lasten einen geringeren Anteil an den     die Kosten alleine tragen müssen.“
Einwohnern und nach Fläche verteilt wer-       Steuereinnahmen des Landes.
den sollen. Allerdings kritisierte Hendele,    Ministerin Ina Scharrenbach kündigte
dass die Aufwands- und Unterhaltungs-          Änderungen im Haushaltsrecht für 2019         Mehr Anerkennung
pauschale ausschließlich den Gemeinden         im Zuge eines in Kürze in den Landtag         des kommunalpolitischen
zukommen solle. Aus Sicht des Landkreis-       einzubringenden zweiten NKF-Weiter-           Ehrenamts
tags müssten auch die Kreise davon pro-        entwicklungsgesetzes an. Zudem merkte
fitieren. Schließlich hätten auch die Kreise   Scharrenbach an, man müsse für Städte,        Anschließend wurden die aktuellen Rah-
im Bereich der Unterhaltung und Sanie-         Kreise und Gemeinden „hinreichend             menbedingungen des kommunalpoliti-
rung ihrer Infrastruktur unabhängig von        gerechte“ Lösungen finden. Von jeder          schen Ehrenamts thematisiert. Die Kom-
ihrer Finanzkraft Bedarfe. Darüber hinaus      Veränderung der Verteilungsparameter –        munalministerin würdigte das ehrenamt­
erfüllten die Kreise eine Reihe staatlicher    sei es der Flächenansatz, der Soziallasten-   liche Engagement der kommunalpoliti-
Aufgaben als untere staatliche Verwal-         ansatz, die sogenannte Einwohnerverede-       schen Mandatsträger und betonte, wel-
tungsbehörden, für die sie vom Land kei-       lung oder die Finanzkraft – würden einige     che Verantwortung Kreistagsmitglieder
nen Grundbetrag erhielten.                     profitieren, andere wiederum benachteiligt    tatsächlich tragen: „Sie sind gewählt, um

                                                                                                                                     465
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Aus dem Landkreistag                                                                                                 EILDIENST 10/2018

Ihren Kreis persönlich mitzugestalten“,      lichkeiten des kommunalpolitischen Ehren-     NRW-Kreistagen engagieren sich nach
sagte Scharrenbach. Diese Verantwortung      amts“, mahnte Hendele. Das kommu-             einem Gutachten der Ruhr-Universität
müsse angemessen gewürdigt und unter-        nalpolitische Mandat müsse daher mehr         Bochum im Durchschnitt knapp 30 Stun-
stützt werden.                               Anerkennung erfahren und attraktiver          den im Monat und verzichten dabei oft-
Der Präsident des LKT NRW forderte bes-      gestaltet werden. Dieses bilde ein Funda-     mals auf finanzielle Ausgleichsansprüche.
sere Rahmenbedingungen für ehrenamt-         ment der Demokratie.                          Die Studie zeigt zudem die Probleme mit
liche Mandatsträger: „Parteiübergreifend     Dazu seien auch neue bundesrechtliche         der Vereinbarkeit von Mandat und Beruf
bereitet es zunehmend Schwierigkeiten,       Regelungen anzustreben, die das Land          bzw. Familie auf: Neben der zeitlichen
Menschen zur Übernahme eines kom-            NRW in den Bundesrat einbringen könne.        Komponente spielen oft lange Sitzungswe-
munalpolitischen Mandats zu bewegen.         „Studien zeigen, dass es dem kommunal-        ge, späte Sitzungszeiten und die aufwän-
Damit einher geht die Arbeitsverdichtung,    politischen Ehrenamt insbesondere um die      dige Vorbereitung in immer komplexer
die zunehmende Komplexität vieler Ent-       Möglichkeit geht, die örtlichen Gegeben-      werdende Themen eine wesentliche Rolle.
scheidungsvorgänge sowie die – zum Teil      heiten weiterzuentwickeln und mit eige-
– überzogenen Erwartungen der Bevölke-       nen Akzenten zu versehen“, so Hendele                   EILDIENST LKT NRW
rung im Hinblick auf Entscheidungsmög-       weiter. Ehrenamtliche Mandatsträger in            Nr. 10/Oktober 2018  00.10.12.1

  3 Fragen an Kommunalministerin Ina Scharrenbach
 Frau Scharrenbach, Sie sind seit rund                                                     wollen. Außerdem haben wir einen
 einem Jahr als Ministerin für Heimat,                                                     Herzenswunsch von Heimatliebhabern
 Kommunales, Bauen und Gleichstellung                                                      erfüllt: Zusatzbezeichnungen auf Orts-
 im Amt. Wie ist ihre erste Bilanz und                                                     schildern – etwa in Plattdeutsch – sind
 was sind Ihre vorrangigsten Ziele für                                                     jetzt zulässig und leisten einen Beitrag zur
 diese Wahlperiode?                                                                        Identitätsstiftung in den Orten. Denk-
                                                                                           mäler steigern die Lebensqualität in den
 Mit unseren bisherigen Maßnahmen                                                          Städten, Gemeinden und Kreisen, stiften
 haben wir die Rahmenbedingungen                                                           Identität und schaffen Zusammenhalt.
 unserer Kommunen schon deutlich ver-                                                      Daher haben wir die Fördermittel für die
 bessert. Dazu zählen z. B. die sofortige                                                  Baudenkmalpflege wieder auf jährlich
 Abschaffung des sogenannten „Kom-                                                         rund zwölf Millionen Euro angehoben.
 munal-Soli“, der Abbau des Vorwegab-
 zuges im Gemeindefinanzierungsgesetz                                                      In welchem Verhältnis stehen Ihrer Auf-
 oder die schnelle Umsetzung der zwei-                                                     fassung nach die Begriffe Kommune und
 ten Tranche des Kommunalinvestitions-                                                     Heimat zueinander?
 fördergesetzes mit 1,12 Milliarden Euro
 zur Verbesserung der Schulinfrastruktur.                                                  Wir brauchen kommunale Handlungsfä-
 Wir schaffen Orte der Begegnung und                                                       higkeit, damit die Städte und Gemeinden
 stärken dadurch den gesellschaftlichen                                                    in die Lage versetzt werden, für die Bür-
 Zusammenhalt im Quartier. Im Rah-                                                         gerinnen und Bürger Heimat gestalten zu
 men des Investitionspakts „Integration                                                    können. Das ist eine längerfristige Auf-
                                             Kommunalministerin Ina Scharrenbach.
 im Quartier“ stellen wir mit Unterstüt-                                                   gabe, da die Kommunen in Nordrhein-
                                                                     Quelle: LKT NRW
 zung des Bundes insgesamt rund 55                                                         Westfalen finanziell sehr unterschiedlich
 Millionen Euro für mehr als 40 konkre-      Um die Gleichstellung von Frauen und          aufgestellt sind.
 te Maßnahmen zur Verfügung. Für die         Männern weiter voranzutreiben, haben
 Schaffung und Erhaltung von bezahlba-       wir die Ausweitung des Girls’ und Boys’       Was halten Sie für die wichtigsten Funk-
 rem Wohnraum werden in einem mehr-          Days sowie die Erarbeitung eines Atlas zur    tionen der Kreise in ihrer Doppelrolle als
 jährigen     Wohnraumförderprogramm         Gleichstellung von Frauen und Männern         kommunale und staatliche Institution
 insgesamt 5,5 Milliarden Euro zur Verfü-    angestoßen.                                   und damit an der Schnittstelle zwischen
 gung gestellt – ein klares Bekenntnis zur   Mit dem Landeshaushalt 2018 wurden die        Land und Kommunen?
 öffentlichen Wohnraumförderung. Mit         Finanzmittel für die Frauenhäuser um wei-
 der neu gegründeten Allianz für mehr        tere 500.000 Euro auf 9,97 Millionen Euro     Die Kreise sind wichtige Scharniere zwi-
 Wohnungsbau treten wir dafür ein, mehr      erhöht. Mit dem Entwurf für den Landes-       schen Land und Gemeinden in unse-
 Wohnungsbau und Eigentumsbildung zu         haushalt 2019 wird eine weitere Erhöhung      rem föderalen System. Nach Artikel 28
 schaffen, Wohnungsbestände außerhalb        der Finanzmittel um 400.000 Euro auf          Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes steht
 der Ballungszentren zu stärken, mehr        dann 10,37 Millionen Euro zur Zukunfts-       den Kreisen im Rahmen ihres gesetzli-
 rollstuhlgerechte Wohnungen zu unter-       sicherung der Frauenhäuser in unserem         chen Aufgabenbereichs das Recht auf
 stützen und eine verbesserte Modernisie-    Land vorgesehen.                              Selbstverwaltung zu. Im Zusammenspiel
 rungsförderung umzusetzen. Flankierend      Mit dem Programm „Heimat. Zukunft.            mit den Gemeinden setzen sie wichti-
 haben wir das nordrhein-westfälische        Nordrhein-Westfalen“ stellen wir rund         ge Rahmenbedingungen für das Leben
 Bauordnungsrecht umfassend moderni-         150 Millionen Euro für die Gestaltung von     der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Im
 siert und mit ausgewählten Kommunen         Heimat zur Verfügung. Damit unterstützen      Zusammenwirken mit dem Land kommt
 ein Modellprojekt digitales Baugenehmi-     wir u.a. Initiativen, die Heimatprojekte in   den Kreisen eine wichtige Rolle bei der
 gungsverfahren angestoßen.                  ihrer Stadt oder Gemeinde verwirklichen       Umsetzung des Rechts zu.

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EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST 10/2018                                                                         Aus dem Landkreistag • Thema aktuell

Rheinische Kreiskämmerer auf Vogelsang
   Die Haushaltslage der Kreise und weitere Finanzthemen standen jetzt auf der Tagesordnung der Arbeitsgemeinschaft
   der Rheinischen Kreiskämmerer, die sich auf Einladung des Vorsitzenden Ingo Hessenius in Vogelsang im Kreis Euskir-
   chen traf. Der Euskirchener Kreiskämmerer stellte den Gästen dabei zunächst kurz den Standort Vogelsang vor. Haupt-
   geschäftsführer Dr. Martin Klein und Hauptreferent Dr. Kai Friedrich Zentara vom Landkreistag Nordrhein-Westfalen
   referierten über verschiedene Themen aus dem Bereich der Kommunalfinanzen.

Auf Einladung von Kreiskämmerer Ingo Hessenius (8. von rechts) traf sich die Arbeitsgemeinschaft der Rheinischen Kreiskämmerer
jetzt auf Vogelsang.                                                                                           Quelle: Vogelsang IP

N    eben der Haushaltslage der Kreise,
     Konnexitätsfragen und der Gemeinde­
finanzierung widmete sich das Gremium
                                             allgemein begrüßt wird, nach Meinung der
                                             Kämmererrunde jedoch auch rückwirkend
                                             auf vergangene Jahre angewandt werden
                                                                                            land. Sie setzt sich zweimal jährlich mit
                                                                                            allen kommunalfinanzrelevanten Themen
                                                                                            auseinander. Als Arbeitsgemeinschaft des
insbesondere dem Gesetzentwurf eines         sollte. Die Rheinische Arbeitsgemeinschaft     Landkreistages Nordrhein-Westfalen dient
2. NKF-Weiterentwicklungsgesetzes. Im        der Kreiskämmerer besteht aus den Kreis-       sie insbesondere dem Erfahrungsaustausch
Vordergrund stand dabei die von der Lan-     kämmerern/innen und Kämmereiamtslei-           der Kreise.
desregierung vorgeschlagene Möglichkeit      tern/innen der 13 Kreise des Rheinlandes                   EILDIENST LKT NRW
der Befreiung vom Gesamtabschluss, die       sowie des Landschaftsverbandes Rhein-                Nr. 10/Oktober 2018  20.08.13

Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums
in NRW – Eine Erfolgsgeschichte in weiten Teilen
   Obwohl der kreisangehörige Raum in NRW wirtschaftlich sehr unterschiedlich strukturiert ist, lässt sich in weiten Teilen
   eine beeindruckende Tendenz aufzeigen: Der kreisangehörige Raum ist vielerorts zur wirtschaftlichen Herzkammer des
   Landes NRW geworden. Dies gilt vor allem für die in weiten Teilen sehr stabilen Arbeitsmarktdaten. Ein wirtschaftlicher
   Schwerpunkt liegt insbesondere im Bereich des produzierenden Gewerbes und der Industrie. Hier muss sich der kreisan-
   gehörige Raum nicht nur nicht mehr hinter den Ballungsräumen in den kreisfreien Städten in NRW verstecken, sondern
   ist vielmehr selbst in diesen Feldern oft Spitzenreiter. Deshalb soll nachfolgend ein kurzer Überblick über die wirtschaft-
   liche Situation und die Entwicklung des kreisangehörigen Raums in NRW gegeben werden (Stand: Juli 2018)1.

1. Arbeitsmarkt und                         nicht überall – von sehr günstigen beschäf-    Städte mit den niedrigsten Arbeitslosen-
                                             tigungspolitischen Eckdaten gekennzeich-       quoten sämtlich im kreisangehörigen
    Beschäftigung                            net. So befinden sich (Stand Juli 2018)        Raum. Dies sind in der Reihenfolge 1. der
Der kreisangehörige Raum in NRW ist          die zehn Gebietskörperschaften in NRW          Kreis Coesfeld (2,8%)2, 2. der Kreis Borken
mittlerweile überwiegend – wenngleich        auf der Ebene der Kreise und kreisfreien       (3,4%), 3. der Kreis Olpe (3,5%), 4. der

                                                                                                                                  467
EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
Thema aktuell                                                                                                               EILDIENST 10/2018

                                              Ballungsräume im Ruhrgebiet oder der             betrug im Referenzjahr 20166 im kreisan-
                    DER AUTOR                 Rheinschiene liegen, zudem grenzen drei          gehörigen Raum in NRW insgesamt 345,94
                                              der fünf Kreise mit den höchsten Beschäf-        Mrd. €, in den kreisfreien Städten dagegen
                                              tigungsquoten nicht einmal an eine kreis-        insgesamt 322,97 Mrd. €. Damit wird auch
                                              freie Stadt. Auch ein Vergleich mit der Zahl     in NRW 52% des Bruttoinlandsprodukts
                    Dr. Markus Faber,         der sozialversicherungspflichtigen Arbeits-      im kreisangehörigen Raum erwirtschaftet,
                    Hauptreferent,            plätzen vor Ort (am Arbeitsort) zeigt, dass      nur 48% in den kreisfreien Städten. Diese
                    Landkreistag NRW          die meisten dieser Kreise eine nahezu            Stärke des kreisangehörigen Raums setzt
                                              ausgeglichene oder leicht positive Bilanz        sich bei der Bruttowertschöpfung (BWS)
Kreis Höxter (3,8%), 5. der Kreis Stein-      zwischen der Zahl der sozialversicherungs-       mit einem Verhältnis von 311,58 Mrd.
furt (4,0%), 6. der Hochsauerlandkreis        pflichtigen Beschäftigten am Wohnort und         zugunsten des kreisangehörigen Raums
(4,0 %), 7. der Kreis Gütersloh (4,1%),       am Arbeitsort haben, beim Kreis Gütersloh        im Vergleich zu 290,91 Mrd. € in den
8. der Oberbergische Kreis (4,5%), 9. der     ist die Bilanz sogar (was für einen Kreis        kreisfreien Städten fort (auch hier 52%
Kreis Siegen-Wittgenstein (4,7%) und          eher selten ist) deutlich positiv zugunsten      für den kreisangehörigen Raum zu 48%
10. der Kreis Minden-Lübbecke (4,7%).         der sozialversicherungspflichtigen Beschäf-      für die kreisfeien Städte). Verteilt auf die
Erst auf dem 15. Rang in dieser Betrach-      tigten am Arbeitsort.                            einzelnen Wirtschaftssektoren ergibt sich
tungsweise folgt die erste kreisfreie Stadt   Interessant ist auch, dass sich die sehr         hinsichtlich der Bruttowertschöpfung ein
mit der Stadt Münster (5,1%). Summiert        guten Beschäftigungsquoten in beiden             differenzierteres Bild: Im Bereich der Land-
man die gesamten Arbeitslosenzahlen           Geschlechtern widerspiegeln: Beträgt die         und Forstwirtschaft werden 2,1 Mrd. € im
auf, so ergibt sich für die Kreise in NRW     Beschäftigungsquote bzgl. der sozialver-         kreisangehörigen Raum erwirtschaftet, das
eine Quote von 5,5%, während die kreis-       sicherungspflichtig beschäftigten männ-          entspricht 94% der Bruttowertschöpfung
freien Städte eine Arbeitslosenquote von      lichen Arbeitnehmer im kreisangehöri-            in diesem Sektor in NRW insgesamt (auf die
8,7% aufweisen. Ebenfalls positiv ist die     gen Raum 62,48% (im Vergleich zum                kreisfreien Städte entfällt insoweit nur eine
Zahl der sozialversicherungspflichtigen       landesweiten Wert in Höhe von 60,31%             Bruttowertschöpfung von 0,13 Mrd. €,
Beschäftigten3 im kreisangehörigen Raum       und zum Wert im Bereich der kreisfreien          das entspricht einem Anteil von 6% der
einzuordnen: So wies der kreisangehörige      Städte in Höhe von 57,15%), so liegt die         landesweiten Bruttowertschöpfung in der
Raum eine Zahl von 3.989.000 sozialversi-     Beschäftigungsquote der sozialversiche-          Land- und Forstwirtschaft).
cherungspflichtigen Beschäftigten auf, die    rungspflichtig Beschäftigten weiblichen          Besonders bemerkenswert ist jedoch die
kreisfreien Städte eine Zahl von 2.658.000    Geschlechts im kreisangehörigen Raum             Verteilung der Bruttowertschöpfung im
– dies bedeutet, dass rund 69% aller sozi-    in NRW immerhin noch bei 52,47% (im              Bereich des produzierenden Gewerbes
alversicherungspflichtig Beschäftigten in     Vergleich zum landesweiten Wert in Höhe          (einschließlich Industrie): Hier beträgt die
NRW im kreisangehörigen Raum leben.           von 51,09% und zum Wert im Bereich der           Bruttowertschöpfung auf Ebene der Kreise
Auch die sog. Beschäftigungsquote – also      kreisfreien Städte in Höhe von 49,14%).          106,66 Mrd. €, das entspricht rd. 65% der
das Verhältnis der sozialversicherungs-       Die insgesamt hohen Beschäftigungsquo-           Bruttowertschöpfung des produzierenden
pflichtig Beschäftigten zur Wohnbevölke-      ten des kreisangehörigen Raums umfas-            Sektors in NRW – auf die kreisfreien Städte
rung im Alter zwischen 15 und 65 Jahren       sen – jedenfalls im Vergleich zu den lan-        entfallen insoweit 58,58 Mrd. €, das ent-
(ein üblicher statistischer Wert in diesem    desweiten Werten – grundsätzlich beide           spricht rund 35%.
Zusammenhang) – spricht für den kreisan-      Geschlechter. Eine früher in der Regional-
gehörigen Raum4: So beträgt die Beschäf-      wirtschafts- und Arbeitsmarktforschung           1   Der Bearbeitungszeitpunkt der Ausarbeitung
tigungsquote im kreisangehörigen Raum         verschiedentlich geäußerte These, dass               ist August 2018. Die einzelnen, in dieser
in NRW insgesamt 57,54 %, im Vergleich        im kreisangehörigen, oft ländlichen Raum             Ausarbeitung genannten Kennzahlen basie-
zum Landesdurchschnitt in Höhe von            Frauen bei der Beschäftigung stärker unter-          ren auf Statistiken mit anderen, z.T. diffe-
55,74% und den Wert für die kreisfreien       repräsentiert seien als in kreisfreien Städten       renzierenden Referenzzeitpunkten (i.d.R.
                                                                                                   die jeweils jüngste verfügbaren Statistiken
Städte in Höhe von 53,16%. Die höchsten       bestätigt sich insoweit nicht (allerdings gibt       zu den entsprechenden Kennzahlen); dies
Beschäftigungsquoten in NRW gibt es im        es durchaus gewisse Unterschiede bei der             wird dann in einer ersten Fußnote zu diesen
Kreis Gütersloh (63,14%)5, gefolgt vom        Differenz zwischen den geschlechtsbezo-              Kennzahlen deutlich gemacht,
                                                                                               2
Kreis Olpe (62,19%), 3. dem Hochsauer-        genen Beschäftigungsquoten in einzelnen               Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                                                                                                    
landkreis (60,74%), 4. dem Kreis Herford      Kreisen).                                            „Arbeitslose        und     Arbeitslosenquoten
                                                                                                   (Monatszahlen), August 2018, Arbeitslosig-
(60,66 %) und 5. dem Kreis Minden-            Insgesamt lässt sich also konstatieren, dass         keit auf Stadt- und Landkreisebene, Berichts-
Lübbecke (60,63%). Die höchstplatzierte       der kreisangehörige Raum deut­liche Stär-            monat (Datenstand) Juli 2018.“
kreisfreie Stadt zeigt sich erst auf Rang     ken im Bereich Arbeitsmarkt und Beschäf-         3
                                                                                                    Am Wohnort.
                                                                                               4
19 mit der Stadt Leverkusen (58,08%),         tigung hat, vor allem zu nennen im Mün-               Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                                                                                                    
gefolgt von der Stadt Solingen auf Rang       sterland, in Ostwestfalen und im Sauer-              „Beschäftigungsquoten (Jahreszahlen und
                                                                                                   Zeitreihen) – Deutschland, Länder, Kreise
20 (57,82%) und der Stadt Düsseldorf auf      land/südwestfälischen Raum.                          und Agenturen für Arbeit“, Berichtsmonat
Rang 21 (57,73%).                                                                                  (Datenstand) Juni 2017.
Die sehr gute Beschäftigungsquote für                                                          5
                                                                                                    Zur Einordnung: der Höchstwert des Kreises
nordrhein-westfälische Kreise ist zudem       2. B
                                                  ruttoinlandsprodukt und                         Gütersloh stellt bundesweit den Rang 75
in weiten Teilen auf eine eigene, originäre      Bruttowertschöpfung                               unter allen Kreisen und kreisfreien Städten in
                                                                                                   dieser Statistik dar.
Beschäftigungskraft zurückzuführen und                                                         6
                                                                                                     Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der
nicht (zumindest nicht in erster Linie) auf   Ebenfalls positiv aus Sicht des kreisange-           Länder, Reihe 2, Kreisergebnisse Band 1,
Pendlerstrukturen zwischen dem kreisan-       hörigen Raums sieht der Blick auf Brutto­            Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung
gehörigen Raum und den Ballungsräu-           inlandsprodukt (BIP) und Bruttowert-                 in den kreisfreien Städten und Landkreisen
                                                                                                   der Bundesrepublik Deutschland 1992 und
men. Dies zeigt sich u.a. daran, dass die     schöpfung (BWS) und deren Verteilung im              1994 bis 2016, abrufbar unter www.vgrdl.
genannten Kreise auf den vorderen Plät-       Land NRW aus. Das Bruttoinlandsprodukt               de, Berechnungsstand August 2017, Daten-
zen dieser Statistik allesamt außerhalb der   als wichtigste wirtschaftliche Kennziffer            stand bis 2016 einschl.

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EILDIENST 10 /2018 - Aus dem Inhalt: Die wirtschaftliche Situation des kreisangehörigen Raums in NRW Kongress Kommunale Wirtschaftsförderung ...
EILDIENST 10/2018                                                                                                         Thema aktuell

Die Gebietskörperschaften mit der höch-        landsprodukt und
sten Bruttowertschöpfung im Bereich des        durchschnittlichen
produzierenden Gewerbes (einschließ-           Arbeitslöhnen zu
lich der Industrie) in NRW waren 1. die        bewerten. Zwar
Stadt Köln (10,009 Mrd. €), 2. der Kreis       wird in NRW – wie
Gütersloh (6,142 Mrd. €), 3. der Märkische     oben ausgeführt
Kreis (6,705 Mrd. €), 4. die Stadt Düssel-     – der größere
dorf (6,086 Mrd. €), 5. die Städteregion       Teil des Bruttoin-
Aachen (5,286 Mrd. €), 6. der Kreis Mett-      landsprodukts im
mann (5,255 Mrd. €), 7. der Rhein-Kreis        kreisangehörigen
Neuss (5,266 Mrd. €), 8. der Rhein-Erft        Raum generiert,
Kreis (4,874 Mrd. €), 9. der Kreis Borken      beim       Prokopf-
(4,780 Mrd. €) und 10. die Stadt Duis-         wert des Brutto-
burg (4,392 Mrd. €). Insgesamt ist dabei       inlandsproduktes
bemerkenswert, dass verschiedene Kreise        liegt jedoch der
bei der internen sektoralen Verteilung der     kreisfreie    Raum
Bruttowertschöpfung zwischen Land- und         vorne: So beträgt
Forstwirtschaft, produzierendem Gewer-         das Bruttoinlands-
be und Dienstleistungen eine deutlich          produkt in NRW
exponierte Stellung des produzierenden         bei den kreisfreien
Gewerbes aufweisen. So werden im Kreis         Städten 44.677 €
Olpe 55,20% der gesamten Bruttowert-           pro Kopf, dage-
schöpfung vor Ort durch das produzieren-       gen im kreisan-                                                                 Quelle: IT.NRW
de Gewerbe erwirtschaftet, im Märkischen       gehörigen Raum
Kreise 50,30% und im Kreis Gütersloh           (nur) 32.486 €. Diese deutliche Differenz      4. Sektorale Verteilung
45,69% (mehr dazu unter 4.).                   mag insbesondere der Tatsache geschuldet
Bei der Bruttowertschöpfung im Bereich         sein, dass in NRW viele größere z.T. börsen-   Schließlich soll hier noch ein Blick auf die
der Dienstleistungen hingegen liegt sowohl     notierte Unternehmen im kreisfreien Raum       Verteilung sowohl der Bruttowertschöp-
nach absoluten als auch nach relativen         ihren Sitz haben und insoweit ein wesent-      fung als auch der Zahl der Erwerbstätigen,
Zahlen der Bereich der kreisfreien Städte      licher Teil des Umsatzes dieser Unterneh-      auf die „klassischen“ Sektoren der Wirt-
leicht vorn. Zwar beträgt die Bruttowert-      men in das Bruttoinlandsprodukt der kreis-     schaftsgeografie – den primären Sektor
schöpfung in NRW auch im Bereich der           freien Städte eingerechnet wird; insgesamt     (Land- und Forstwirtschaft), den sekun-
Dienstleistung im kreisangehörigen Raum        ist insoweit zu konstatieren, dass die recht   dären Sektor (produzierendes Gewerbe
202,83 Mrd. €, was 47% der gesamten            große Differenz von Brutto­inlandsprodukt      einschl. Industrie) und den tertiären Sektor
Bruttowertschöpfung der Dienstleistun-         pro Kopf in Teilen nicht mit den guten         (Dienstleistungen) – vorgenommen wer-
gen in NRW ergibt – im kreisfreien Raum        Arbeitsmarkt- und Beschäftigungswer-           den. Der kreisangehörige Raum in NRW
beträgt die Bruttowertschöpfung aller          ten des kreisfreien Raums korreliert.          zeichnet sich insgesamt durch eine verhält-
Dienstleistungen jedoch 232,21 Mrd. €,         Weniger, aber dennoch erkennbar aus-           nismäßig – jedenfalls im Verhältnis zum
was 53% der Bruttowertschöpfung im             geprägt ist hingegen der Unterschied bei       restlichen Land NRW – hohe Bedeutung
Dienstleistungssektor in ganz NRW ergibt:      den durchschnittlichen Bruttolohnen und        des sekundären Sektors, also des produ-
Höchstplatzierter Kreis ist bei der Betrach-   Gehältern pro Arbeitnehmer im Vergleich        zierenden Gewerbes und der Industrie
tung der Bruttowertschöpfung des Dienst-       zwischen den kreisfreien Städten und den       aus. So beträgt das Verhältnis hinsichtlich
leistungssektors die Städteregion Aachen       Kreisen in NRW. So betrug der durch-           der Verteilung der Bruttowertschöpfung
(Rang 7 der landesweiten Betrachtung mit       schnittliche Bruttolohn pro Kopf in den        auf die drei Wirtschaftssektoren bei den
13,186 Mrd. €), gefolgt vom Kreis Mett-        kreisfreien Städten in NRW 36.272,13 €,        Kreisen: Land- und Forstwirtschaft 0,68%
mann (Rang 8 der landesweiten Betrach-         im kreisangehörigen Raum 31.295 €7.            – produzierendes Gewerbe einschl. Indu-
tung mit 11,698 Mrd. €), dieser wieder-        Dies entspricht einem um 13,72% nied-          strie 34,23% – Dienstleistungen 65,09%.
um gefolgt vom Rhein-Sieg-Kreis (Rang 9        rigeren durchschnittlichen Bruttoentgelt       Bei den kreisfreien Städten in NRW beträgt
der landesweiten Betrachtung mit 11,298        im kreisangehörigen Raum. Zurückzufüh-         das Verhältnis: Land- und Forstwirtschaft
Mrd. €). Der Bereich der Dienstleistungen      ren dürfte diese Differenz insbesondere        0,04% – produzierendes Gewerbe ein-
ist insoweit zwar insgesamt als ein Wert-      auf die z.T. größere Zahl höherqualifi-        schl. Industrie 20,14% – Dienstleistungen
schöpfungskern des kreisfreien Raums zu        zierter Dienstleistungsarbeitsplätze (insb.    69,82%.
bezeichnen, allerdings ist auch hierbei der    im Bereich Finanz-, Versicherungs- und         Etwas weniger scharf zeigt sich die Fokus-
Abstand zum kreisfreien Raum nicht so          Unternehmensdienstleistungen etc.) im          sierung auf den produzierenden Sektor,
groß wie im öffentlichen, wirtschaftspoliti-   kreisfreien Raum sein, die i.d.R. mit einem    wenn man die Verteilung aller Erwerbstäti-
schen Diskurs zum Teil geäußert.               spürbar höheren Lohnniveau einhergehen.        gen (sozialversicherungspflichtige Beschäf-
                                               Im Ergebnis gibt es jedoch hierbei auch im     tigte, Selbständige, Beamte) berücksich-
                                               kreisangehörigen Raum deutliche Unter-
3. Prokopfwerte von Brutto­                   schiede, tendenziell lässt sich sagen, dass    7
                                                                                                  Berechnungen aus Volkswirtschaftliche
                                                                                                  
    inlandsprodukt und Arbeits-                die Bruttolöhne und Gehälter je Arbeitneh-         Gesamtrechnungen der Länder „Arbeitneh-
    löhnen                                     mer einerseits an der Rheinschiene höher           merentgelt, Bruttolöhne und -gehälter in
                                                                                                  den kreisfreien Städten und Landkreisen der
                                               sind, andererseits in den Regionen, in
                                                                                                  Bundesrepublik Deutschland 2000 bis 2016,
Etwas differenzierter ist jedoch im Ver-       denen es eine hohe Zahl von Arbeitsplät-           Reihe 2, Kreisergebnisse Band 2“, abrufbar
gleich zwischen Kreis und kreisfreiem          zen im Bereich Produzierendes Gewerbe              unter www.vgrdl.de, Berechnungsstand
Raum das Prokopfverhältnis von Bruttoin-       und Industrie gibt.                                August 2017, Datenstand bis 2016 einschl.

                                                                                                                                       469
Thema aktuell                                                                                                                   EILDIENST 10/2018

                                                                            so ausgeprägt        Ort insgesamt betrachtet, so zeigt sich,
                                                                            ist wie im kreis-    dass in lediglich sieben Kreisen der Anteil
                                                                            freien      Raum     der Land- und Forstwirtschaft noch über
                                                                            (vgl. Schaubil-      1% der Bruttowertschöpfung vor Ort aus-
                                                                            der S. 470/471).     macht: Spitzenreiter ist hier der Kreis Kleve
                                                                            Hier liegen nach     mit 2,98% der Bruttowertschöpfung vor
                                                                            den absoluten        dem Kreis Coesfeld mit 2,54% und dem
                                                                            Zahlen für die       Kreis Warendorf mit 1,99% der Brutto-
                                                                            Bruttowert-          wertschöpfung im Bereich der Land- und
                                                                            schöpfung       im   Forstwirtschaft.
                                                                            Dienstleistungs-     Auch nach der Betrachtung des Anteils
                                                                            sektor      sechs    der Erwerbstätigen in dem Bereich der
                                                                            kreisfreie Städte    Land- und Forstwirtschaft von allen
                                                                            vorn12, es folgen    Erwerbstätigen vor Ort erreicht nur noch
                                                                            aus dem kreis­       der Kreis Kleve einen Anteil von mehr als
                                                                            angehörigen          5% (5,50% der Erwerbstätigen); es folgt
                                                                            Raum die Städ-       der Kreis Coesfeld mit 3,7% und der Kreis
                                                                            teregion Aachen      Warendorf mit 3,01% der Erwerbstäti-
                                                                            mit einer Brut-      gen15. Im Ergebnis lässt sich konstatieren,
                                                                            towertschöp-         dass der Begriff des „ländlichen Raums“
                                                                            fung von 13,         vielfach nicht mehr zu den wirtschaftlichen
                                                                            186 Mrd. € im        Kennzahlen im kreisangehörigen Raum
                                                                            Dienstleistungs-     – jedenfalls in NRW – passt; das schließt
                                                                            sektor       (lan-   natürlich andere struktur- und kulturprä-
                                                             Quelle: IT.NRW dessweit Rang        gende Dimensionen der Land- und Forst-
                                                                            7), gefolgt vom      wirtschaft nicht aus.
tigt – hier stellt sich das Verhältnis für die   Kreis Mettmann mit 11,698 Mrd. € (lan-
Kreise wie folgt dar: Land- und Forstwirt-       desweit Rang 8) und dem Rhein-Sieg Kreis         8    erücksichtigt man nur die sozialversiche-
                                                                                                      B
schaft 1,45% – produzierendes Gewer-             mit 11,298 Mrd. € (landesweit Rang 9).                   rungspflichtigen Beschäftigten, so ergibt
be einschl. Industrie 27,83% – Dienst-           Bei der Betrachtung der Gesamtzahl der                   sich folgendes Bild: Kreise in NRW: Land-
                                                                                                          und Forstwirtschaft 0,83% – Produzie-
leistungen 70,72%8. Bei den kreisfreien          Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor,                 rendes Gewerbe und Industrie 33,51%
Städten beträgt das Verhältnis: Land- und        bezogen auf die Ebene der Kreise und kreis-              – Dienstleistungssektor 65,66%. Kreis-
Forstwirtschaft 0,18% – produzierendes           freien Städte, liegen ebenfalls vier kreis-              freie Städte in NRW: Land- und Forstwirt-
Gewerbe einschl. Industrie 16,01% –              freie Städte vorn13, unter den Kreisen liegt             schaft 0,12% – Produzierendes Gewerbe
                                                                                                          und Industrie 19,14% – Dienstleistungen
Dienstleistungssektor 83,81%.                    hier die Städteregion Aachen mit 239.9000                80,74% (hierfür verwendete Daten:
Im Ergebnis lässt sich also nach allen denk-     Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor                  „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
baren Betrachtungsweisen9 im kreisan-            vorn (landesweit Rang 5), dann der Kreis                 (Arbeitsort) nach Wirtschaftsbereichen (4)
gehörigen Raum eine deutlich stärkere            Recklinghausen mit 187.400 Erwerbstäti-                  der WZ 2008 und Geschlecht – Gemein-
                                                                                                          den“, Landesdatenbank NRW, Datenstand
Fokussierung auf den sekundären Sektor,          gen (landesweit Rang 8) und der Rhein-                   Juni 2017.)
also auf das produzierende Gewerbe ein-          Sieg-Kreis mit 185.300 Erwerbstätigen14          9
                                                                                                      Bruttowertschöpfung, Erwerbstätige insge-
schl. der Industrie, feststellen als bei den     (landesweit Rang 9).                                     samt, sozialversicherungspflichtige Beschäf-
kreisfreien Städten. Am stärksten ist diese      Abschließend darf bei einer solchen sek-                 tigte.
                                                                                                 10
Fokussierung (unter allen Kreisen und            toralen Betrachtung jedoch nicht unkom-               Nach dem Anteil der sozialversicherungs-
                                                                                                       
                                                                                                          pflichtigen Beschäftigten: Kreis Olpe
kreisfreien Städten in NRW) im Kreis Olpe        mentiert bleiben, dass der Bereich der                   53,31% – Märkischer Kreis 50,32% – Kreis
mit 55,23 %, im Märkischen Kreis mit             Land- und Forstwirtschaft mittlerweile                   Gütersloh 45,79 %.
50,30% und im Kreis Gütersloh mit 45,69          auch im kreisangehörigen Raum nach allen        11
                                                                                                       Nach der Zahl der sozialversicherungspflich-
% der Bruttowertschöpfung ausgeprägt.            in Betracht kommenden Betrachtungswei-                   tigen Beschäftigten: Stadt Köln 81.270 –
Nach dem Anteil der Erwerbstätigen des           sen (Bruttowertschöpfung, sozialversiche-                Märkischer Kreis 80.499 – Kreis Gütersloh
                                                                                                          78.777.
produzierenden Gewerbes liegt ebenfalls          rungspflichtige Beschäftigte, Erwerbstäti-      12
                                                                                                        Stadt Köln mit 47, 147 Mrd. €, Stadt Düs-
der Kreis Olpe mit 46,32% der Erwerbstä-         ge) nur noch eine marginale Rolle spielt.                seldorf mit 37, 841 Mrd. €, Stadt Bonn mit
tigen vorn, gefolgt vom Märkischen Kreis         Zusammengefasst macht die Land- und                      19,373 Mrd. €, Stadt Essen 17,890 Mrd.
mit 42,84% und dem Kreis Gütersloh mit           Forstwirtschaft nach der Bruttowertschöp-                Euro, Stadt Dortmund 15,897 Mrd. € und
38,08%10. Hinweis: In absoluten Zahlen           fung selbst im kreisangehörigen Raum nur                 Stadt Münster mit 14,097 Mrd. €.
                                                                                                 13      Stadt Köln mit 653.300 Erwerbstätigen,
                                                                                                         
führt bei dieser Betrachtung (unter allen        noch 0,68% der Wirtschaftskraft aus, nach            Stadt Düsseldorf mit 467.400 Erwerbstä-
Kreisen und kreisfreien Städten) der Mär-        dem Anteil der sozialversicherungspflich-            tigen, Stadt Essen mit 285.500 Erwerbs-
kische Kreis mit 92.700 Erwerbstätigen           tigen Beschäftigten im kreisangehörigen              tätigen und Stadt Dortmund mit 267.300
vor der Stadt Köln mit 90.800 Erwerbstä-         Raum 0,83% und nach dem Anteil der                   Erwerbstätigen.
                                                                                                 14
tigen und dem Kreis Gütersloh mit 82.300         Erwerbstätigen im kreisangehörigen Raum                 Die Betrachtung der sozialversicherungs-
                                                                                                         
                                                                                                      pflichtigen Beschäftigten im Dienstlei-
Erwerbstätigen11.                                1,45% aller Erwerbstätigen vor Ort (der              stungssektor für den kreisangehörigen
Allerdings ist auch im kreisangehörigen          letzte etwas höhere Wert ist vermutlich auf          Raum: Städteregion Aachen 160.815 (lan-
Raum in NRW der Dienstleistungssek-              den höheren Anteil Selbständiger im land-            desweit Rang 5) – Kreis Mettmann 127.814
tor bei allen Betrachtungsweisen auf das         wirtschaftlichen Sektor zurückzuführen).             (landesweit Rang 8) – Kreis Recklinghausen
                                                                                                      119.717 (landesweit Rang 9).
gesamte Land NRW bezogen mittlerwei-             Wenn man die einzelnen Kreise mit ihrem         15
                                                                                                         Der Rückgriff auf die Zahlen der sozialver-
le der führende Sektor, wenngleich diese         relativen Anteil der Land- und Forstwirt-            sicherungspflichtigen Beschäftigten ergibt
Dominanz im kreisangehörigen Raum nicht          schaft an der Bruttowertschöpfung vor                hier geringfügig niedrigere Anteile.

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EILDIENST 10/2018                                                                                                Thema aktuell

                                                                                                                    Quelle: IT.NRW

5. 10-Jahres-Vergleich der                Insgesamt ist in dem Zeitraum von 2006       Zuwachsraten im Zeitraum zwischen 2006
    wirtschaftlichen Entwicklung           bis 2016 die Bruttowertschöpfung im          und 2016 dagegen im Verhältnis zwischen
                                           Bereich der kreisfreien Städte um 55,77      kreisfreien Städten und kreisangehörigem
    im Überblick                           Mrd. € gewachsen, im kreisfreien Raum        Raum in etwa vergleichbar. Bei den kreis-
Bemerkenswert ist in diesem Zusammen-      hingegen um 71, 42 Mrd. €. Der Zuwachs       freien Städten stieg die Zahl der Erwerbs-
hang auch die 10-Jahres-Entwicklung        im Bereich des kreisfreien Raums betrug      tätigen in diesem Zeitraum von rd. 3,861
(2006 bis 2016) der wirtschaftlichen       insoweit 24,00 %, im kreisangehörigen        Mio. auf rd. 4,206 Mio., im kreisangehö-
Kennzahlen (Bruttowertschöpfung und        Raum dagegen 29,74 %. Damit hat sich         rigen Raum von rd. 4,674 Mio. Erwerbstä-
der Erwerbstätigenzahlen), bezogen auf     die Wirtschaftsstärke des kreisangehörigen   tigen auf rd. 5,087 Mio; das bedeutet bei
den kreisangehörigen und den kreisfreien   Raums im Zeitraum von 2006 bis 2016          den kreisfreien Städten einen Anstieg von
Raum, sowie die Veränderung der entspre-   sogar noch deutlich erhöht. Im Bereich       9,1 %, bei den Kreisen einen Anstieg von
chenden sektoralen Verteilung.             der Zahl der Erwerbstätigen waren die        8,8 % (bei einem insgesamt aber höheren

                                                                                                                    Quelle: IT.NRW

                                                                                                                             471
Thema aktuell                                                                                                             EILDIENST 10/2018

Niveau der Arbeitslosigkeit im kreisfreien          tes in NRW dar. Die zehn Gebietskör-            tor. Die Konzentration auf den Dienst-
Raum, sowohl zu Beginn als auch zu Ende             perschaften (auf Ebene der Kreise und           leistungssektor ist aber in den nord­
der Betrachtung).                                   kreisfreien Städte) mit der niedrigsten         rhein-westfälischen Kreisen bei Weitem
Spannend ist in diesem Kontext auch die             Arbeitslosigkeit in NRW sind allesamt           nicht so stark fortgeschritten wie in den
Veränderung der Bruttowertschöpfung                 Kreise. Zu nennen sind hier insbesonde-         kreisfreien Städten.
bezogen auf die drei Wirtschaftssektoren            re das Münsterland, Ostwestfalen/Lippe       •	Die Landwirtschaft spielt im kreisange-
und die Verteilung der Bruttowertschöp-             und das Sauerland sowie Südwestfalen.           hörigen Raum nur noch eine sehr unter-
fung zwischen den einzelnen Wirtschafts-         •	Auch die Zahl der sozialversicherungs-          geordnete Rolle als – jedenfalls unmittel-
sektoren im 10-Jahres-Vergleich. So hat es          pflichtig Beschäftigten pro 100 erwerbs-        barer – Wirtschaftsfaktor. Dies schließt
im Vergleich zwischen dem Jahr 2006 und             fähigen Einwohnern liegt im kreisange-          anderweitige wirtschaftliche und gesell-
dem Jahr 2016 im kreisfreien Raum einen             hörigen Raum spürbar höher als in den           schaftliche Bedeutungen der Landwirt-
Zuwachs des sekundären Sektors, also von            kreisfreien Städten. Diese Stärke basiert       schaft (Ausgangspunkt der Wertschöp-
produzierendem Gewerbe einschl. Indu-               bei vielen (allerdings nicht bei allen)         fungskette im Nahrungsmittelgewer-
strie, von „nur“ noch 3,47 Mrd. € gege-             Kreisen auf einer eigenen wirtschaft­           be, Versorgung mit Nahrungsmitteln,
ben, während im entsprechenden 10-Jah-              lichen Stärke in der Region – und nicht         Standortfaktor für Maschinenbauer,
res-Zeitraum die Bruttowertschöpfung im             (jedenfalls nicht nur) primär aus entspre-      Ausrüster und Zulieferer im Bereich
produzierenden Gewerbe im kreisange-                chenden Pendlerrelationen.                      der Landwirtschaft, Gestaltung des
hörigen Raum um 22,07 Mrd. € pro Jahr            •	Weiter bemerkenswert ist vor allem              Landschaftsbildes) natürlich nicht aus.
zugelegt hat.                                       die anhaltende Stärke des produzie-
Dagegen ist die Brutto­wertschöpfung im             renden Gewerbes einschl. der Industrie
Dienstleistungssektor in der Zeit von 2006          im kreisangehörigen Raum. Etwa 65%           7. Schlussfolgerungen
bis 2016 sowohl im kreisfreien Raum als             der Bruttowertschöpfung im produ-                und verbandspolitische
auch im kreisangehörigen Raum jeweils               zierenden Gewerbe einschl. Industrie             Forderungen
um etwa 50 Mrd. € gewachsen. Der                    in NRW werden im kreisangehörigen
Bereich der Land- und Forstwirtschaft ist           Raum erwirtschaftet, etwa 68% aller          Die wirtschaftliche Stärke und die Arbeits-
in dem selben Zeitraum um 0,12 Mrd. €               Erwerbstätigen im Bereich des produzie-      marktstärke des kreisangehörigen Raums
im kreisangehörigen Raum gewachsen, im              renden Gewerbes einschl. der Industrie       sollten dazu führen, den kreisangehörigen
kreisfreien Raum gab es in der Zeit keine           sind im kreisangehörigen Raum tätig.         Raum noch stärker als Rückgrat von Wirt-
erfassten Zuwächse im Bereich der Land-             Dieser Schwerpunkt im sekundären             schaft und Arbeitsmarkt in NRW anzuse-
und Forstwirtschaft. In Prozenten bedeutet          Sektor konnte in den letzten zehn Jah-       hen; eine öffentliche Wahrnehmung – insb.
dies, dass im kreisangehörigen Raum die             ren (Zeitraum 2006-2016) im Verhältnis       eine öffentliche Medienwahrnehmung –
Bruttowertschöpfung im Bereich Land- und            zum kreisfreien Raum sogar noch weiter       die den kreisangehörigen Raum in erster
Forstwirtschaft um 6,02% angewachsen                ausgebaut werden. Schwerpunkte sind          Linie als strukturpolitischen und demogra-
ist, im Bereich produzierendes Gewerbe              im Bereich des produzierenden Gewer-         fischen Problemraum darstellt, sollte sich
und Industrie um 26,10% und im Bereich              bes und der Industrie insbesondere Ost-      danach verbieten. Dass heißt aber nicht,
der Dienstleistungen um 32,05%. Bei den             westfalen/Lippe und Südwestfalen, aber       dass es nicht auch deutlich spürbare Pro-
kreisfreien Städten betrug der Zuwachs              auch verschiedene Kreise in anderen          bleme im kreisangehörigen Raum in NRW
in dieser Zeit im Bereich der Land- und             Landesteilen, wie der Kreis Mettmann         gibt: Vielerorts muss die Infrastruktur, vor
Forstwirtschaft 0%, im Bereich des pro-             oder der Oberbergische Kreis.                allem die verkehrliche Anbietung, verbes-
duzierenden Gewerbes und der Industrie           •	Als einer der (wenigen) negativen Punk-      sert werden, es muss eine flächendeckende
6,29% und im Bereich der Dienstleistun-             te lässt sich heranführen, dass die durch-   Breitband- und Mobilfunkversorgung der
gen 29,07%.                                         schnittlichen Bruttolöhne im kreisange-      neuesten Generation hergestellt werden
Interessant ist also, dass der Dienstlei-           hörigen Raum um etwa 13% niedriger           und es muss dafür Sorge getragen werden,
stungsbereich sowohl im kreisangehörigen            liegen als im kreisfreien Raum. Dies         dass vor Ort in den Kreisen qualitativ hoch-
Raum wie auch bei den kreisfreien Städten           kann zukünftig, insbesondere bei der         wertige Bildungs-, Sozial- und Gesund-
um etwa 30% gewachsen ist, dagegen ist              Gewinnung von qualifiziertem Nach-           heitseinrichtungen vorhanden sind. Hier
der Bereich des produzierenden Gewer-               wuchs im Bereich des produzierenden          heißt es, im Interesse des gesamten Landes
bes und der Industrie bei den kreisfreien           Gewerbes einschließlich Industrie, aber      NRW die vorhandenen Stärken weiter zu
Städten mit 6,29% nur noch sehr gering              auch im Dienstleistungsbereich, einen        stärken.
gewachsen, während hier der kreisangehö-            Nachteil darstellen. Dem steht in ein-       Gerade der hohe Anteil der Wertschöp-
rige Raum mit 26,10% deutliche Zuwächse             zelnen (aber auch nicht allen) Bereichen     fung und der Erwerbstätigen im produzie-
verzeichnen konnte. Auch insoweit bestä-            ggf. ein etwas niedrigeres Niveau bei        renden Gewerbe bedeuten, dass in diesem
tigt sich, dass die wirtschaftliche Stärke des      den Lebenshaltungskosten im kreisan-         Wirtschaftssektor die Voraussetzungen
kreisangehörigen Raums in NRW in weiten             gehörigen Raum gegenüber.                    für weiteres wirtschaftliches Wohlergehen
Teilen vom produzierenden Sektor geprägt         •	Der Dienstleistungssektor nimmt im           geschaffen werden muss – deshalb muss
wird, ohne dass aber der Dienstleistungs-           kreisangehörigen Raum nicht die              es Maxime sein, vor dem Hintergrund
sektor im kreisangehörigen Raum zurück-             ganz herausragende Rolle ein, die er         der voranschreitenden Digitalisierung der
bleiben würde.                                      im Bereich der kreisfreien Städte hat.       Wirtschaft und insbesondere der Industrie
                                                    Allerdings ist der Dienstleistungssektor     – Stichwort Industrie 4.0 – eine flächen-
                                                    im kreisangehörigen Raum keinesfalls         deckende Versorgung mit gigabitfähigem
6. Zusammenfassende Thesen                          unbedeutend, sondern bildet auch im          Internet und künftig Mobilfunk des neue-
                                                    kreisangehörigen Raum landesweit im          sten Standards (LTE5) im kreisangehörigen
•	Der kreisangehörige Raum stellt heute            unmittelbaren Vergleich mit den ande-        Raum zeitnah zu erreichen. Zudem muss
  in weiten Teilen die Herzkammer der               ren Wirtschaftssektoren verhältnismäßig      vielerorts eine weitere Attraktivierung
  Beschäftigung und des Arbeitsmark-                den größten einzelnen Wirtschaftssek-        der Wohnstandorte im kreisangehörigen

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