Ein Stadtteil der Zukunft

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Ein Stadtteil der Zukunft
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        BA H NS TADT H EIDEL BER G

       Ein Stadtteil der
       Zukunft
        In Heidelberg entsteht bis zum Jahr 2022 auf 116 ha ein „smarter“ Stadtteil. Die Bahnstadt gilt bereits
        jetzt als Vorzeigesiedlung – das liegt aber nicht nur an der intelligenten Technik, sondern auch an der
        klugen Stadt- und Freiraumplanung, die den Anwohnern ausreichend Raum gibt, miteinander zu leben.
        Text Heike Vossen    Bilder Wendebourg (Aufmacher, 1, 4, 5, 7) Latz + Partner (2, 3), Schréder (6)

        Mit einer „Promenade“ zur Landschaft haben
        Latz + Partner dem neuen Stadtteil „Bahnstadt“
        eine markante Raumkante gegeben – mit
        Fahrradschnellweg und Stampfbetonmauern.
        Über 5 000 Menschen werden die Stadt in der
        Stadt in Zukunft bewohnen; rund 7 000
        Menschen werden hier arbeiten.

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                                          E
                                                 s soll das größte Passivhausprojekt der Welt   unterstützt das Miteinander im öffentlichen Raum
                                                 werden. Von den anvisierten 5 500 Bewoh-       – erst dann ist sie wirklich smart. Sicher ein Grund,
                                                 nern leben bereits über die Hälfte in der      warum die Bahnstadt mittlerweile als Vorzeige-
                                          Bahnstadt. 7 000 Arbeitsplätze soll der neue Stadt-   stadtteil zählt: Die öffentlichen Räume sind hier
                                          teil schaffen, der sich unweit des Hauptbahnhofs      vielfältig und belebt, das Viertel entspricht dem
     » Video
       Video
                                          über ehemalige Militär- und Bahnflächen er-           Typus der europäischen Stadt – ein urbanes, dich-
     Der QR-Code ruft einen Film auf,     streckt. Strom und Wärme liefert ein Holz-Heiz-       tes und gemischt genutztes Stadtquartier, eine
     der die Philosophie der Bahnstadt    kraftwerk der Stadtwerke Heidelberg, durch            „Stadt der kurzen Wege“.
     erklärt und einen guten Überblick    „Smart Metering“ kontrollieren die Bewohner ihren         Die IBA Heidelberg kam zeitlich zu spät für die-
     verschafft.
                                          individuellen Stromverbrauch: Der Zähler infor-       ses Projekt, das bereits seit dem Jahr 2001 geplant
     Mehr Infos gibt es auf der eigenen
                                          miert über den aktuellen Energieverbrauch sogar       und seit 2009 umgesetzt wird. Die IBA startete erst
     Webseite der Bahnstadt:
     www.heidelberg-bahnstadt.de          gerätegenau und hilft, den eigenen Verbrauch zu       ab 2012. Ihr Motto „Wissen-schafft-Stadt“ würde
                                          steuern. Die Stadt Heidelberg hat sich als eine von   aber durchaus auf das Bahnstadt-Areal zutreffen:
                                          19 Kommunen das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050       Auch hier lässt sich live erforschen, wie die Stadt
                                          klimaneutral zu werden. Die Bahnstadt ist ein         der Zukunft aussehen kann und welche zentrale
                                          wichtiger Schritt in diese Richtung und präsentiert   Funktion die Freiräume einnehmen. „Das prägnan-
                                          sich als Vorbild für das zukünftige Bauen.            te an der Bahnstadt ist, dass hier für einen Stadtteil
                                                                                                in Gänze ein Konzept zum öffentlichen Raum er-
                                          Technologie allein reicht nicht ����������           stellt wurde“, sagt Christoph Czolbe, Planer im
                                                                                                Stadtplanungsamt Heidelberg. Das Konzept öf-
                                          Intelligente Technik, bedarfsgerecht und ressour-     fentlicher Raum vom Planungsbüro Latz + Partner
                                          censparend, ist sicher notwendig für die Vision ei-   Landschaftsarchitekten gemeinsam mit Îlot für
                                          ner Smart City. Basiert die Stadtentwicklung je-      Landschaftsarchitektur basiert auf der Rahmenpla-
                                          doch hauptsächlich auf technologischen Lösun-         nung von Trojan Trojan + Partner aus dem städte-
           www.                           gen, geraten soziale Aspekte schnell in den Hinter-   baulichen Realisierungswettbewerb von 2001. Es
       freiraumgestalter.net              grund. Denn Technologie allein reicht nicht aus:      charakterisiert die öffentlichen Freiräume, arbeite-
       Weitere Links finden Sie,          Eine High-Tech-Infrastruktur löst die dringlichen     te sie aus und diente als räumliche Vorgabe für die
       wenn Sie den Webcode               Probleme wie Armut und soziale Ausgrenzung            nachfolgende städtebauliche und hochbauliche
       FG3114 in die Suchmaske            nicht, sie schafft keine grundsätzliche Lösung, wie   Vertiefung.
       oben rechts auf unserer            sich die Bürger mit ihrem Stadtteil identifizieren        Das neue Viertel ist größer als Heidelbergs Alt-
       Webseite eingeben und auf          oder wie Nachbarschaften gelebt werden.               stadt, die Verantwortlichen waren sich der zentra-
       „Suche“ tippen.                        Eine kluge Stadtentwicklung achtet daher auf      len Bedeutung des öffentlichen Raumes bewusst.
                                          die Balance, sie fördert die Durchmischung und        Er trägt entscheidend zur Identitätsbildung bei

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                                                          Zollhofgarten

                                                                                                                Langer Anger

                                                                     Promenade                                  Schwetzinger Terasse

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und knüpft an die bestehende Stadtstrukturen an.   streckter Quartierspark inmitten der Bahnstadt         1 Noch sind die Baukräne nicht
Das Konzept öffentlicher Raum führt die einzelnen  liegt und unter der Leitung von Alexander Buch-        verschwunden. Aber schon
Ebenen wie Freiflächen, Verkehr, soziale und tech- müller vom Landschaftsarchitekturbüro Schmid           jetzt wird die Wasserachse am
                                                                                                          „Langen Anger“ gerne genutzt.
nische Infrastruktur und die Regenwasserbewirt-    Treiber Partner aus Leonberg geplant wurde. Die
schaftung zusammen und entwickelt daraus ein       Promenade schließt das Quartier nach Süden ab          2 So haben Latz + Partner die
übergeordnetes städti-                                                       und vernetzt als linearer    Wasserfläche visualisiert.
sches Milieu. Um die                                                         öffentlicher Park die        Die Wirklichkeit kommt der
Heidelberger an das                   „Wir haben uns für                     Bahnstadt mit den an-        Vision schon ziemlich nahe.
Großprojekt heranzu-             verschiedene Büros entschieden,             grenzenden Vierteln.
führen, integrierten Latz     um eine möglichst große Vielfalt zu            Quer dazu verknüpfen         3 Bis 2022 soll das neue
+ Partner die Bürger in            erhalten.“       Christoph Czolbe         Quartiersplätze die drei     Stadtviertel fertig sein. Die vier
                                                                                                          Bereiche (Pfeile) sind bereits fast
Partizipationsprozesse,                                                      Achsen miteinander.
                                                                                                          vollständig umgesetzt.
aus denen auch der Na-                                                       Die lang gezogenen
me „Bahnstadt“ hervorging. Obwohl das überge-      Freiräume ermöglichen lange Blickachsen zum
ordnete Konzept keine Vorgaben für private Räu-    Schloss, aber auch zum Odenwald. Der neue
me macht, sieht es eine Vernetzung der Freiräume   Stadtraum mit seinen weiten Blickbezügen ver-
und durchgängige Bespielbarkeit vor, die das       mittle daher sehr gut die topografische Lage der
Stadtplanungsamt auch durchsetzen konnte: „Es      Stadt, so Czolbe, zur einen Seite die Berge, zur
führen informelle Wege über Privatgrund, die       anderen das flache Rheintal.                                PROJEKTDATEN
durch ein Wegerecht gesichert wurden. Uns ist
wichtig, dass keiner die Fugen zwischen den Blö-   Promenade und Langer Anger ����������
                                                                                                            Langer Anger/
cken schießt, der halböffentliche Charakter soll
                                                                                                            Promenade
erhalten bleiben“, sagt Czolbe.                    Die Freiräume in der Bahnstadt sind mannigfaltig         n Planer Zollhofgarten:
    Der städtebauliche Grundriss der Bahnstadt ist und allesamt von unterschiedlichen Planungs-             Latz + Partner, Kranzberg
sehr prägnant – eine enge Bebauung, die sich an    und Ausführungsbüros bearbeitet. Man habe sich           (Konzept) faktorgruen,
den historischen Gleisstrukturen orientiert und    für konkurrierende Verfahren entschieden, um             Heidelberg (Ausführungs-
Platz lässt für lang gezogene öffentliche Räume.   Vielfalt und keine Uniformität zu erhalten, so Czol-     planung)
Drei große durchgängige Freiraum-Achsen prä-       be: Die Gesamtidee stamme aus der Masterpla-             n GaLaBau: Böttinger
gen das Viertel – die breite Promenade, der Lange  nung, dem Konzept öffentlicher Raum, danach              Garten- und Landschaftsbau,
Anger als Quartiersgrün mit begleitendem Was-      folgten Wettbewerbe oder VOF-Verfahren, um die           Dossenheim
serbecken sowie die Grüne Meile mit ihren zwei-    Freiräume zu realisieren.                                n Lieferanten (u. a.):

reihigen Baumstellungen. Ein weiterer markanter        Latz + Partner wurden für den Entwurf der zwei        Maier Spielgeräte
Grünraum ist der Zollhofgarten, der als lang ge-   zentralen Freiräume weiter beauftragt, die Prome-
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                                        nade und der Lange Anger. Als lang gezogener                Latz + Partner versuchten, möglichst viele Ele-
           PROJEKTDATEN                 Parkraum erstreckt sich die Promenade über meh-         mente des alten Standorts ins Quartier zu retten,
                                        rere Hundert Meter Länge und formt die ehemali-         als Teil der Geschichte und Basis für die neue Iden-
       Zollhofgarten
                                        ge Hochlage des Bahndamms nach. Die Planer              tität. Was schwierig gewesen sei, da die Investoren
       n Planer Zollhofgarten:          konnten die Gestaltung mit den Belangen des             das Areal rückstands- und altlastenfrei bebauen
       Schmid-Treiber-Partner,          Naturschutzes verknüpfen: „Die Stadt Heidelberg         wollten, so Latz. Entlang der Promenade finden
       Leonberg                         wollte entlang der ehemaligen Bahntrasse die Bio-       sich noch einzelne Bahnmasten, die Schienen
       n Tiefbau: Hermanns EHT-         diversität erhöhen, daher stellten wir den Trocken-     wurden komplett entfernt. Auch wenn die Planer
       Bau GmbH, Erfurt                 standort wieder her, entlang einer klaren Kante“,       die Schienen nicht erhalten konnten, lassen sich
       n Pflanzarbeiten: Rudolf         sagt Tilman Latz, von Latz + Partner. Die Kante, eine   der Gleiskörper und der Verlauf der Schienensträn-
       Schrader GmbH, Edenkoben         mächtige Betonstufe, bildet den Abschluss des           ge nachvollziehen. „Der öffentliche Raum bildet
       n Lieferanten (u.a.):            Quartiers im Süden. Sie markiert die Trennlinie zwi-    ein Netz von Fließräumen, das sich gemeinsam
       Erhard Sport, FHS-Holztech-      schen Rasenplateau des Parks und dem zwei Meter         mit dem Städtebau entwickelte. Man ist unserem
       nik GmbH, L. Michow & Sohn       abfallenden Schottersaum, der als Rückzugsraum,         Konzept gefolgt, die Kreuzungen von Fließräumen
       GmbH (Elancia), Richter Spiel-   etwa für Eidechsen, dienen soll. „Das Ausgleichs-       sind durch besondere Gestaltungselemente als
       geräte, Sik-Holz                 konzept entlang der Promenade ist gelungen, da          solche weiterhin erkennbar“, sagt Iris Dupper, Part-
                                        es nicht nur die ökologischen Aspekte berücksich-       nerin bei Latz + Partner. „Das entscheidende für
                                        tigt, sondern auch inszeniert ist“, bewertet Czolbe     uns ist, dass die Charakteristik und die Qualität der
                                        den Entwurf. Die Kante ist schroff, einzig an den       öffentlichen Freiräume erkennbar bleiben.“
                                        Quartiersplätzen gibt es Abgänge, die sich zu-              Der Zollhofgarten, das mittig gelegene Quar-
                                        gleich als Balkone zur Landschaft hin öffnen.           tiersgrün, zeugt in seiner Gestaltung noch sicht-
                                            Als Gegensatz zum trockenen Standort Prome-         barer von seiner Historie, der früheren Bahnnut-
                                        nade, an dem die Planer auf Wasser verzichteten,        zung. Die über ein VOF-Verfahren beauftragten
                                        entwarfen sie den Langen Anger als kühlen Stand-        Planer Schmid Treiber Partner integrierten die
                                        ort. Er ist geprägt durch ein lang gestrecktes Was-     ehemaligen Gleisstrukturen in die Gestaltung des
                                        serbecken mit einer Größe von 5 000 m2. Etwa 50 %       neugeschaffenen Freiraums. Aus den geradlinigen
                                        des Niederschlagswassers fließen in das lange           und kreuzenden Gleissträngen schuf das Land-
                                        Becken, das als Dauerstaubecken dient, die ande-        schaftsarchitekturbüro ein Raster, in das sich alle
                                        re Hälfte wird in den Quartieren zurückgehalten.        weiteren Freiraumelemente einfügen. Die Grund-
                                        Rasenversickerungsflächen nehmen bei Starkre-           einheit des Rasters basiert dabei auf der Spurbrei-
                                        gen das überlaufende Wasser aus dem Wasserbe-           te eines Gleises. Mit der Anspielung auf die vorma-
                                        cken auf und leiten es in die darunterliegende          lige Bahnnutzung schufen Schmid Treiber Partner
                                        Rigole, die das Becken zugleich kühlt.                  eine Reminiszenz an die alte Bahnanlage, so Czol-

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be. Die Bahnstadt füllt sich, der öffentliche Raum   fentlichen Raum zählt zu den größten Stromfres-              4 Neben der Stampfbetonmauer
ist belebt, Anwohner und Beschäftigte nutzen die     sern. Laut Deutscher Energie-Agentur GmbH (de-               und dem Fahrradschnellweg
                                                                                                                  besteht die Promenade aus einem
vielfältigen Räume rege. Eine eigene Webseite in-    na) wenden Kommunen rund 30 bis 50 % ihres
                                                                                                                  langen Grünzug mit viel Raum für
formiert über die Aktivitäten in der Bahnstadt und   Stromverbrauchs für Straßenbeleuchtung auf. Ein
                                                                                                                  Spiel und Aufenthalt.
erleichtert die Integration der stetig wachsenden    sparsames und individuell steuerbares Lichtsys-
Quartiersbevölkerung, die erst im Jahr 2022 abge-    tem birgt daher viel Sparpotenzial und vermindert            5 Den Höhenunterschied zur
schlossen sein wird. „Der Erfolg macht uns stolz.    den CO2-Ausstoß. Die Stadtwerke Heidelberg ent-              angrenzenden Landschaft und
Unser Konzept hat öffentliche Räume geschaffen,      schieden sich im Jahr 2010, die Straßenbeleuch-              den Kleingärten fängt ein Gelände
die Identität vermitteln und die Menschen zusam-     tung der Bahnstadt komplett in LED auszuschrei-              mit Buntsandsteinmauern ab und
                                                                                                                  bildet dabei ein lineares Biotop.
menbringen“, resümieren Latz und Dupper.             ben. Ursprünglich plante man nur Leuchten ein,
                                                     die mit Leuchtdioden nachrüstbar wären. Das war
Intelligente Straßenbeleuchtung ������              den Stadtwerken aber nicht ausreichend zu-
                                                                                                                  6 LED-Laternen, die ihr Licht auto-
                                                                                                                  matisch reduzieren (hier „Piano“
                                                     kunftsorientiert für diesen Standort, so Rainer              von Schréder), senken Energiever-
Nicht nur die Gebäude der Bahnstadt sind „smart“,    Herb, Projektleiter der Stadtwerke: „LED spart ge-           brauch und Lichtverschmutzung.
auch die Straßenbeleuchtung. Denn Licht im öf-       genüber konventioneller Beleuchtung wie Halo-

                  Voll begrünte Lärmschutzwand
                  mit (verborgenem) Mehrwert
                                                                                                                              © Ralf Grömminger

                     NEU

                                                       zum Beispiel:         O2-Produktion   CO2- Reduktion       Kühlleistung

                    Tagesaktuelle Messwerte unter:     10.07.2016              3,32 kg           4,34 kg           153,04 kWh
                    www.helix-pflanzensysteme.de        12.06. – 10.07.2016    75,42 kg        102,04 kg           2970,31 kWh
Ein Stadtteil der Zukunft
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       7

     7 Der Zollhofgarten von Schmidt        gen-Metalldampflampen bis zu 60 % Strom ein.          zentrale. Er kann bis zu 150 Leuchten kontrollieren
     Treiber Partner hat sich bereits zu    Durch smarte Technologie spart man sogar bis zu       und schickt die Daten via Internet zum Webserver.
     einem echten Bürgerpark entwi-         80 % ein.“                                            Das Telemanagementsystem der Bahnstadt ist
     ckelt. An einem Ende wird derzeit
                                                Was ist nun smart oder intelligent an der neu-    nicht an LED gebunden, bietet damit jedoch mehr
     noch gebaut.
                                            en Lichttechnik? Ein eigenes Telemanagementsys-       Spielraum. Es würde auch mit anderen Leuchtmit-
                                            tem überwacht, steuert und kontrolliert sämtliche     teln funktionieren, der Spielraum wäre aber gerin-
                                            Straßenleuchten in der Bahnstadt. Das Steue-          ger, so Herb. Eine klassische Technik sei nur be-
                                            rungssystem Owlet von Schréder ermöglicht es,         grenzt dimmbar und bewirke zudem Farbpunkt-
                                            exakt den erforderlichen Lichtbedarf einzustellen     verschiebungen.
                                            und ist damit effizienter als herkömmliche Alter-         Ursprünglich war auch farbiges Licht ange-
                                            nativen. „Deutschlandweit war es das erste smarte     dacht, um spezielle Orte hervorzuheben. Aus Kos-
                                            Lichtsystem“, sagt Herb. Die Stadtwerke starteten     tengründen wurde aber darauf verzichtet. Die
                                            im Jahr 2013 mit den ersten fern steuerbaren          Farbtemperatur im neuen Viertel unterscheidet
                                            Leuchten in der Bahnstadt, mittlerweile sind rund     nun zwischen neutralweiß, 4 000 K im Straßenver-
                                            500 Leuchten eingebunden, einige auch außer-          kehrsraum, und warmweiß, 3 000 K im Fußgänger-
                                            halb des Viertels. Allein für die Bahnstadt gibt es   bereich.
                                            etwa fünf Dimmprofile, die jeweils stufenweise die
                                            Helligkeit regulieren. Die unterschiedlichen          Licht nach Bedarf ����������������������������
                                            Dimmstärken vermeiden, den Nachtraum unnötig
                                            zu erhellen. Zugleich kann die Fernsteuerung aber     Das intelligente Lichtsystem kann aber noch mehr
                                            auch auf Sondersituationen reagieren und das          – etwa Licht auf Anforderung. Entlang der Radwe-
                                            Licht anpassen – und etwa bei Festen und Veran-       ge leuchtet das Licht nun heller, wenn sich Rad-
                                            staltungen mehr Helligkeit schaffen.                  fahrer oder Fußgänger nähern, und dimmt schritt-
                                                Im restlichen Stadtgebiet herrscht hingegen       weise herunter, sobald sich diese wieder entfer-
                                            noch die klassische Halbnachtschaltung, die alle      nen. In jeder Leuchte ist dafür ein Bewegungssen-
                                            Leuchten gleichermaßen auf 50 % dimmt, indem          sor integriert, bei Bewegung erhöht sich die Be-
                                            eine der doppelt bestückten Leuchten ausge-           leuchtungsstärke sofort auf 100 %. Zugleich leitet
                                            schaltet wird.                                        der Lichtpunkt ein Funksignal an die Nachbar-
     KONTAKT                                    Die neue Technik legt je nach Straßenkategorie    leuchten weiter, die ihre Helligkeit leicht erhöhen
                                            ein individuelles Dimmprofil fest, das auch die       und auf ein Bewegungssignal warten. Bleibt die-
                                            Grundhelligkeit definiert. Diese muss nicht zwin-     ses aus, dimmen sie ihr Licht wieder auf ein Mini-
                                            gend bei 100 % liegen, sondern kann grundsätzlich     mum. Erfassen sie hingegen eine Bewegung, er-
     Marktplatz 10                          verringert sein – dem Leuchtmittel LED schadet das    höhen sie die Helligkeit ebenfalls und geben das
     69117 Heidelberg                       nicht. „LEDs sind dankbar, wenn man sie dimmt“,       Signal weiter. Die Leuchten mit interaktivem
     Telefon +49 62 21/58 12 000            sagt Herb. Ein Segment-Controller, der in die Ver-    Dimmprofil steigern den Nutzerkomfort und
     oeffentlichkeitsarbeit@heidelberg.de   teilerkästen eingebaut ist, fungiert als Bindeglied   schützen zusätzlich den Nachtraum vor unnötiger
     http://heidelberg-bahnstadt.de         zwischen der Einzelleuchte und der Steuerungs-        Helligkeit. Gerade nachtaktive Tiere profitieren

     FREIRAUMGESTALTER 02...2016
Ein Stadtteil der Zukunft
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                                                                                                                                    Licht im Freiraum...Heidelberg

von diesem System. Die Stadt Heidelberg hat be-     gung der dena im Jahr 2012 gaben 51 % der Kom-
reits Radwege auf 3,5 km Länge mit der Technolo-    munen an, dass ihre Straßenbeleuchtungsanlagen
gie Owlet Nightshift ausgestattet und plant wei-    modernisierungsbedürftig seien. Etwa 79 % hatten
tere Strecken: „Licht auf Anforderung wird auf al-  zum Zeitpunkt der Befragung noch Quecksilber-
len Radwegen in Heidelberg eingesetzt, die wir      dampf-Hochdrucklampen und nutzten keine ener-
seit 2015 bauen“, sagt Herb.                        gieeffiziente Straßenbeleuchtung. Die Umstellung                                  » Video
                                                                                                                                        Video

    Nicht nur das Telemanagementsystem Owlet        wird noch einige Jahre dauern. Die Stadtwerke                                     Die Beleuchtungsfirma Schréder
ist von Schréder, auch die Leuchten in der Bahn-    Heidelberg etwa planen, bis im Jahr 2020 rund                                     hat einen Film über das Technik-
stadt, da das Unterneh-                                                        70 % der Leuchten auf                                  konzept der Bahnstadt gedreht.
                                                                                                                                      Der Film kann durch Scannen des
men die Ausschreibung                                                          LED umgestellt zu ha-
                                                                                                                                      QR-Codes aufgerufen werden.
im Jahr 2010 gewann.                  „Das Licht leuchtet heller,              ben.
Für das System brauche                   wenn sich Radfahrer oder                  Im Hinblick auf die
es jedoch keine hausei-       Fußgänger nähern und dimmt                       Smart-City-Entwicklung
genen Leuchten, so Iro         danach herunter.“           Rainer Herb         würden Fernmanage-
Marapidou, Marketing                                                           mentsysteme zur Licht-
Managerin der Schréder                                                         steuerung in kürze Stan-
GmbH, jede LED-Leuchte sei einsetzbar. Außer-       dard werden, prognostiziert Marapidou. Erst die
dem ist es als offenes System konzipiert und bietet LED-Technologie habe das ermöglicht. Die smar-
eine flexible Steuerung: „Owlet kann als alleiniges te Technik in einem öffentlichen Raum wie der
Steuermodul Fremdleuchten steuern, es kann zu-      Bahnstadt Heidelberg sei noch lange nicht aus-
sätzliche Daten integrieren, aber auch Daten in ein gereizt, ist sich Rainer Herb von den Stadtwerken
anderes, bereits vorhandenes System übertragen“,    sicher. Gerade die Lichtmasten bieten viel Poten-
erklärt Marapidou.                                  zial. „Der Lichtpunkt der Zukunft wird ein intelli-
    Ein Umrüsten auf Telemanagement birgt dank      genter Mast sein, der zugleich als Sensor, Ener-
der Offenheit kaum eine Hürde – einzig LED-Be-      gielieferer, Public WLAN und vieles mehr dienen
leuchtung ist sinnvoll. An dieser mangelt es jedoch wird.“ Die Stadtwerke Heidelberg sind bereits
noch bei vielen Kommunen. Bei der letzten Befra-    dran, es auszuarbeiten.                          n

                                          Das Buch über
                                          Natursteinhandwerk
   Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

                                                                            NEU
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                                                                                                                  Alle T
                                          • Ver- und Bearbeitung von Naturstein
                                          • Mauern, Stufen, Treppen, Belagsflächen
                                          • Traditionelle Techniken, zeitgenössische Tendenzen         Der richtige Rahmen für
                                                                                                       Ihr Grundstück.
                                          Natursteinarbeiten im Garten- und Landschafts-                                                              -
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