Ein Wildbienenparadies mitten in der Stadt - phil-rouge

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Ein Wildbienenparadies mitten in der Stadt - phil-rouge
Ein Wildbienenparadies
mitten in der Stadt
Ein Wildbienenparadies mitten in der Stadt - phil-rouge
Bauen für die Natur
Ein Wildbienenparadies mitten in der Stadt - phil-rouge
Liebe Leserin,                                              Bioterra-Naturgartenteam im Rahmen dieses Projekts
lieber Leser                                                angeeignet hat.

Vergangenen Herbst durfte die GGZ einen besonde-            Auf einer Grünfläche von rund 600 m2 haben unsere
ren Auftrag ausführen: In Zusammenarbeit mit dem            Gärtner unterschiedliche Mikroklimazonen geschaffen,
Grünmanagement der ETH Zürich und dem ETH Spin-off          um für jede Wildbienenart ihre jeweilige Lieblingsstaude
Wildbiene+Partner bauten wir entlang der Südseite des       anzupflanzen. Nebst Pollen- und Nektarlieferanten be-
IFW-Gebäudes ein vielfältiges Wildbienenhabitat. Ein Teil   nötigen Wildbienen auch geeignete Nistplätze. Je nach
davon ist für die Forschung bestimmt.                       Art legte unser Team ihnen für die Aufzucht ihrer Brut
                                                            Trockenmauern, Sand- und Steinhaufen an und fügte
Wildbienen leisten einen beachtenswerten Beitrag an die     gestalterische Elemente aus Morschholz hinzu.
Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen. Dass ihre
natürlichen Lebensräume zunehmend bedroht sind, be-         Schauen Sie doch im Frühjahr einmal beim IFW vorbei,
trifft deshalb auch uns Menschen. Als ich mir kürzlich im   um die fleissigen Bestäuberinnen bei ihrer Arbeit zu
Internet den Film «Biene Majas wilde Schwestern» von        beobachten.
Jan Haft angesehen habe, kam ich nicht mehr heraus
aus dem Staunen über die faszinierende Vielfalt. Jede
Wildbienenart hat ihre eigenen Vorlieben und erfüllt so
eine ganz spezifische Funktion im Kreislauf der Natur.
Mir wurde bewusst, wie wertvoll die Kenntnisse über         Ihr
die ökologischen Zusammenhänge sind, die sich unser         Michael Ammann
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Die fleissigen Helferinnen
der Honigbienen
Cousinen der Honigbiene
Wenn wir im allgemeinen Sprachgebrauch von Bienen sprechen, meinen wir in der Regel
die domestizierte Honigbiene, die Bienenvölker bildet, die in Arbeitsteilung ihre Brut auf-
ziehen, Wachs und Honig produzieren und wie nebenher unsere Obstbäume, Beeren und
Pflanzen bestäuben. Bevor der Mensch die Honigbiene domestiziert hatte, war auch sie
lediglich eine von zahlreichen Wildbienenarten.

Reiche Artenvielfalt
614 Wildbienenarten leben in der Schweiz. Weltweit hat die Forschung mehr als 17‘000 Ar-
ten beschrieben. Zusammen mit ihren Cousinen, den Honigbienen, und anderen Insekten
bestäuben sie unsere Kultur- und Wildpflanzen und leisten damit einen wichtigen Beitrag
zur Agrarwirtschaft. Rund ein Drittel aller Nahrungsmittel weltweit ist von der Bestäubung
durch Insekten abhängig. Ökonomen beziffern den Wert der Leistung, den die Insekten mit
ihrer Bestäubung in Europa erbringen, auf 14 Milliarden Euro pro Jahr.

Effektive Pollensammlerinnen
Wildbienen leben – im Gegensatz zu den Honigbienen – solitär. Als Einzelgänger ziehen sie
ihre Brut in Mauerritzen, unter dem Boden, in Pflanzenstängeln oder in morschem Totholz
auf. Die meisten Wildbienen sind hoch spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzensorten.
Sie sind kürzere Zeit aktiv als die Honigbienen, fliegen kürzere Distanzen als sie und sind
gerade deshalb äusserst effektive Pollensammlerinnen und Bestäuberinnen.
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«Rund ein Drittel unserer
Nahrungsmittel sind auf
bestäubende Insekten
angewiesen. Wildbienen leisten
dazu einen wichtigen Beitrag.
Ihren Lebensraum zu schützen,
ist auch im Interesse des
Menschen.»

Yannick Schauwecker
«Bienenflüsterer» und Bienengärtner
bei Wildbiene+Partner
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«Das Wildbienenhabitat auf
dem ETH-Gelände dient der
Wissenschaft. Hier soll das
Verhalten der Wildbienen
beobachtet und für den Erhalt
der Biodiversität geforscht
werden.»

Christian Bäni
Grünflächenmanagement ETH
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Faszinierende Vielfalt
Die natürlichen Lebensräume der Wildbienen
Die natürlichen Lebensräume von Wildbienen sind reich strukturierte Waldränder,
Waldlichtungen, Feldhecken, Streuobstwiesen, Magerwiesen und artenreiche Wirt-
schaftswiesen, Gewässerränder sowie Pionier- und Ruderalvegetation. Als Nistplätze
lieben sie Trockenmauern, Steinhaufen, Steilwände, Abbruchkanten wie auch Sand-
und Lehmwände. Andere Arten bevorzugen Totholzstrukturen.

Ein der Natur nachgebildetes Habitat – mitten in der Stadt
In der Stadt gilt es, den vorhandenen Bedingungen nachzuhelfen, um geeignete Ha-
bitate für Wildbienen herzurichten. Das Wildbienenparadies beim IWF-Gebäude der
ETH Zürich umfasst eine Fläche von rund 600 m2. Da die grosse Mehrheit der Wild-
bienen auf warme, trockene und sonnige Habitate angewiesen ist, wurde als ideale
Lage die Südseite des Areals ausgewählt. Mit der geschützten Lage zwischen hohen
Gebäuden eignet sie sich hervorragend für ein Wildbienenhabitat. Sie begünstigt die
Entstehung eines warmen Mikroklimas und dank unterschiedlicher Standortbedingun-
gen lassen sich darauf mehrere kleinräumige Habitate gestalten: vollschattige Stellen
mit Waldboden, humushaltige Schattenlage für Stauden, Wald- und Waldrandbe-
pflanzung, buschige Wildstrauchhecken, trocken-heisse Ruderalflächen. Lehmhaltige
Sandzonen dienen für bodennistende Wildbienenarten als Niststätte. Der obere Teil
des Habitats wird der ETH zur Erforschung der Wildbienen dienen.
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Von der Stadtbrache
zum Wildbienenhabitat
Fachliche Zusammenarbeit mit                         hölzen aus Bioproduktion bepflanzt. Da die meisten
Wildbiene+Partner                                    Wildbienenarten ihre individuellen Vorlieben haben
Im vergangenen Spätherbst hat unser Naturgar-        und auf bestimmte Pflanzenfamilien spezialisiert
tenteam auf einer Gesamtfläche von 610 m2 ein        sind, müssen Nistplätze und Bepflanzung jeweils
vielfältiges Ökosystem für einheimische Wildbienen   korrespondieren. So stützten wir uns bei der Aus-
errichtet. Das Konzept dazu stammt vom ETH-          wahl der Bepflanzung auf die Beratung von Wildbie-
Spin-off Wildbiene+Partner. Das 2013 gegründete      ne+Partner.
Unternehmen berät Organisationen beim Aufbau
von Wildbienenparadiesen, bietet Wildbienen­         Zur Vorbereitung des Terrains verarbeitete unser
patenschaften in Kombination mit einem Wild­         Team 32 m3 Kies ab Wand, 8 m3 Mineralsubstrat, 8
bienenhäuschen sowie einen Bestäubungsservice        m3 Sand gewaschen sowie 26 m3 Wildbienensand.
für Obstbauern. Mitgründer Dr. Claudio Sedivy und    Beim Bau der Trockenmauern kam gespaltener
Bienengärtner Yannick Schauwecker von Wildbie-       Bollinger Sandstein zum Einsatz.
ne+Partner haben unser Naturgartenteam durch
dieses Projekt begleitet.                            Auf die Insektenflugzeit hin wird die Anlage im
                                                     Frühling 2018 für das interessierte Publikum noch
Einheimische Wildpflanzen bieten den Bienen          beschildert.
ein Zuhause
Das ganze Areal haben wir ausschliesslich mit ein-
heimischen Stauden, Blumenzwiebeln und Wildge-
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«Der Auftrag, einen Lebensraum
mit Nistplätzen und einem
geeigneten Blütenangebot für
Wildbienen zu gestalten, war wie
geschaffen für unseren neuen
Fachbereich Naturgarten. Fach-
lich begleitet vom ETH-Spin-off
Wildbiene+Partner konnte sich
unser Team wertvolles ökologi-
sches Wissen aneignen.»

Ilijaz Iljazi
Bauführer
Ein Wildbienenparadies mitten in der Stadt - phil-rouge
Wissenswertes
über Wildbienen
• Weltweit dokumentierten Wissenschaf-         • Die räumliche Distanz zwischen Nist-
  ter mehr als 17'000 Wildbienenarten.           und Nahrungshabitaten liegt für die
                                                 meisten Wildbienenarten zwischen 100
• 1900 davon sind in Europa, 614 Arten in
                                                 und 1000 m.
  der Schweiz beheimatet.
                                               • Eine Zunahme der Distanz zwischen
• Unsere kleinste Wildbienenart, die
                                                 Nest und Futterpflanzen um lediglich
  Steppenbiene, misst 3 mm.
                                                 150 m kann zu einer Reduktion der
• Die grösste Schweizer Wildbiene ist die        Anzahl überlebensfähiger Nachkommen
  Erdhummel mit fast 3,5 cm Länge.               um über 70 % führen.
• Die Flugsaison der meisten Wildbienen-       • In Mitteleuropa sind je nach Land zwi-
  arten dauert zwischen 1 bis 2 Monate.          schen 25 % bis 68 % aller Wildbienen-
  Ihre Flugzeiten variieren, da jede Art auf     arten bedroht.
  bestimmte Pflanzen spezialisiert ist.
                                               • Gründe für die Bedrohung sind der
• Je mehr Bienenarten die Blüten von             Rückgang der natürlichen Lebensräume
  Kulturpflanzen besuchen, desto zahlrei-        und die Intensivierung der Landwirt-
  cher ist ihr Frucht- und Samenansatz.          schaft (Dünger und Pestizide).
Jedem Tierchen
sein Pläsierchen
Verteilt auf mehrere Inseln bereitete unser Team   terial ein Habitat mit einheimischen Wald- und
geeignete Kleinstrukturen und Nistplätze für       Waldrandpflanzen. Um das Wachstum ganz
verschiedene Wildbienenarten vor und be-           bestimmter, für die Bienen lebenswichtiger
pflanzte es mit den von den Wildbienen bevor-      Stauden zu begünstigen, musste der Boden an
zugten Pollen- und Nektarlieferanten:              einigen Stellen mit Mineralsubstraten angerei-
                                                   chert werden.
Ruderalinseln
Eine Vielzahl von Wildbienen und Solitärwespen     Strukturelemente
bevorzugen Trockenmauern, Sand-, Kies- und         Einige Wildbienenarten nisten ausschliesslich
Steininseln als Nistplätze. Für sie hat unser      in morschem Totholz oder in markhaltigen
Team Steinhaufen angelegt und Trockenmauern        Pflanzenstängeln. Sie bekamen morsche Wur-
gebaut, zwischen deren Spalten diese Bienenar-     zelstöcke und Baumstämme und Zweige als
ten ihre Brut aufziehen können. Mit ihrem mage-    Nestbaumaterial und Rückzugsort. Die Totholz-
ren Substrat bieten die Ruderalinseln optimale     strukturen bieten nicht nur den Bienen wertvol-
Bedingungen für einheimische Wildstauden.          le Nischen, sondern erfreuen mit ihrer natürli-
                                                   chen Ästhetik auch Besucher und Betrachter.
Humushaltige Zonen
An schattigeren und feuchteren Stellen be-
pflanzten wir auf dem bestehenden Bodenma-
CO2 NEUTRAL | FSC RECYCLED | 100% ALTPAPIER
Weitsichtig wirtschaften –
umsichtig handeln                        Gartenbau
                                         Genossenschaft
                                         Zürich

                                         Im Holzerhurd 56
                                         8046 Zürich
                                         T 044 377 85 85
                                         F 044 377 85 90
                                         info@ggz-gartenbau.ch
                                         www.ggz-gartenbau.ch

                                         Gestalten.
 Grün.
                                         Pflanzen.
                 KMU-Preis    Gewinner
 Kompetent.     der ZKB für
                nachhaltige              Pflegen.
 Nachhaltig.   Unternehmen
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