Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel - Top Agrar

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Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel - Top Agrar
Ackerbau

Eine Gefahr nicht nur
für die Kartoffel
Trichodoriden und TRV verursachen immer mehr eisenfleckige Knollen. Den Anbauern drohen dann
enorme Qualitätsabzüge. Mithilfe eines Projektes will man dem Virus nun zu Leibe rücken.

                                                                                                        Anbau anfälliger Kartoffelsorten. Aber
                                                                                                        auch die von der Politik geforderten
                                                                                                        Wasser- und Erosionsschutzmaßnah-
                                                                                                        men, wie z. B. Gründüngung, Zwischen-
                                                                                                        fruchtanbau und reduzierte Bodenbear-
                                                                                                        beitung, fördern Trichodoriden stark.
                                                                                                        Sie schädigen nicht nur Kartoffeln. Auch
                                                                                                        an zahlreichen Acker- und Gemüsebau-
                                                                                                        kulturen können sie leichte bis schwere
                                                                                                        Schäden verursachen (z. B. in Möhren).
                                                                                                           Bislang hat man diese Problematik im
                                                                                                        Ackerbau nicht so viel beachtet, weil sich
                                                                                                        Schäden durch Trichodoriden z. B. an
                                                                                                        Gerste oder Mais nicht eindeutig zuord-
                                                                                                        nen lassen. Ein Nachweis an den Pflan-
                                                                                                        zen ist nicht möglich, da sie von außen
                                                                                                        an den Wurzeln saugen und sich davon
                                                                                                        lösen, sobald man die Pflanzen aus dem
                                                                                                        Boden zieht. Somit bleibt nur der Nach-
                                                                                         Foto: Benker

                                                                                                        weis über eine Bodenuntersuchung.
                                                                                                           Wegen der zunehmenden Probleme
                                                                                                        mit der virösen Eisenfleckigkeit, hat die
△ Typisches TRV-Symptom – Pfropfenbildung im Knollenfleisch.                                             LWK NRW das Projekt DEFENT-TRV
                                                                                                        initiiert und in Kooperation mit dem Ju-
                                                                                                        lius Kühn-Institut (JKI) und den Kartof-
                                                                                                        felzüchtern von 2016 bis 2019 durchge-
UNSERE AUTOREN                               Qualitätsabzüge bis zur Weigerung der                      führt. Ziel war es, umweltschonende
Dr. Marianne Benker, LWK NRW                 Annahme und Entsorgung befallener                          und praxisorientierte Lösungen zur Be-
und Prof. Dr. Johannes Hallmann,             Partien sind die Folgen.                                   kämpfung zu erarbeiten. Die erzielten
Julius Kühn-Institut (JKI)                                                                              Ergebnisse sind neu und richtungswei-
                                             PROBLEME NEHMEN ZU                                         send, teils aber auch ernüchternd.
                                             Überträger des TRV sind im Boden frei-

D
       ie viröse Eisenfleckigkeit, verur-    lebende Nematoden der Gattungen Tri-                       PROJEKT: GEMEINSAM
       sacht durch das Tobacco Rattle        chodorus und Paratrichodorus (Tricho-                      PAROLI BIETEN
       Virus (TRV), bereitete in den letz-   doriden). Bei feuchten Böden und war-                      Weil das Projekt sehr umfangreich ist,
ten Jahren bundesweit große Probleme         men Temperaturen können sich diese                         stellen wir Ihnen in dieser top agrar-
im Kartoffelbau. Als Symptome treten         Nematoden optimal entwickeln, die                          Ausgabe zunächst Folgendes vor:
Eisenfleckigkeit und Pfropfenbildung in      Kartoffeln befallen und das Virus über-                    • den Weg der Virusübertragung,
der Knolle sowie Ringnekrosen auf der        tragen. Bei Starkbefall sind Wurzelschä-                   • Ergebnisse zu den Bodenproben, um
Knollenoberfläche auf. Je früher die         den und Auflaufprobleme möglich. Bio-                      den Besatz der Nematoden richtig zu
Infektion stattfindet, umso deutlicher       logisch und chemisch lassen sie sich zur-                  ermitteln (Beprobungstiefe, -termin),
können sich die Symptome ausprägen.          zeit nicht bekämpfen.                                      • die Erfassung der Besatzdichte und
  In anfälligen Sorten lassen sich erste        Die deutliche Zunahme von Trichodo-                     • die Ergebnisse des Bodenmonitorings.
Schäden Mitte/Ende Juli finden, wobei        riden und TRV über die letzten Jahre                          Die Virusübertragung erfolgt bei der
der Befall bis zur Ernte sowie auch noch     liegt am Wegfall der Bodenentseu-                          Nahrungsaufnahme. Die Trichodoriden
im Lager weiter zunimmt. In Starkbe-         chungsmittel, einer intensiveren Nut-                      stechen mit ihrem Mundstachel in die
fallsjahren weisen viele Partien über        zung der Flächen durch z. B. Gemüse-                       Epidermiszellen der Wurzel und saugen
50 % eisenfleckige Knollen auf. Hohe         bau, an engen Fruchtfolgen und dem                         den flüssigen Zellinhalt auf. Wenn die

62 top agrar 1/2021
Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel - Top Agrar
Zelle dabei abstirbt, können sich die            in dieser Tiefe aber nur wenige oder             SCHNELL GELESEN
      übertragenen Viruspartikel nicht weiter          keine Trichodoriden finden, obwohl die
      ausbreiten. Oft ist der Saugvorgang              Kartoffeln auf diesen Flächen stark mit          Die viröse Eisenfleckigkeit bereitet
      aber unvollständig bzw. in 5 bis 10 %            viröser Eisenfleckigkeit befallen waren.         bundesweit immer größere Probleme.
      der Fälle führen sie nur einen Probestich        Deswegen wurde die Probenahmetiefe               Überträger sind freilebende Trichodoriden.
      durch, sodass die Wurzelzelle intakt             in NRW sukzessiv erhöht. Es zeigte
                                                                                                        In einem Projekt hat man nun Lösun-
      bleibt und sich das Virus ausbreiten             sich, dass sich die Nematoden vermehrt
                                                                                                        gen zur Bekämpfung erarbeitet.
      kann. Trichodoriden können auch die              in den tieferen Bodenschichten aufhal-
      Lentizellen in der dünnen Kartoffelau-           ten und mit der bisherigen Probenah-             Die Ergebnisse zeigen, dass die
      ßenschicht junger Kartoffeln anstechen.          metiefe häufig nicht erfasst werden.             Bodenbeprobung auf die Überträger
      Vom Ort der Infektion wird das TRV                  Dies bestätigten auch die dreijährigen        meist nicht tief genug erfolgt.
      dann systemisch in Wurzeln, Tochter-             Projektergebnisse: Etwa die Hälfte der
                                                                                                        Die Besatzdichten an Trichodoriden
      knollen und Blättern weiterverbreitet.           Trichodoriden wurden Ende 2016
                                                                                                        waren teils erschreckend hoch – unab-
         Einmal mit Virus beladen, kann ein            (52,1 %) und Anfang 2018 (49,6 %) in
                                                                                                        hängig von der Bodenart.
      Trichodoride mehrere Pflanzen infizie-           60 bis 90 cm Tiefe gefunden und jeweils
      ren. Frisch gehäutete Stadien müssen             etwa nur ein Viertel in den Schichten 30         Trichodoriden und TRV kamen in
      sich jedoch erst wieder an einer infekti-        bis 60 cm sowie 0 bis 30 cm. Anfang              fast allen geprüften Kulturen vor.
      ösen Pflanze mit TRV beladen, weil sie           2019 traten wegen der lang anhalten-
      während der Häutung die anhaftenden              den Bodenfeuchte fast die Hälfte der
      Viruspartikel abstreifen. Da sich adulte         Trichodoriden (48,7 %) in der mittleren
      Tiere nicht mehr häuten, bleiben sie             Bodenschicht auf und jeweils etwa ein
      zeitlebens, bis zu einem Jahr, Überträger.       Viertel in der obersten und untersten            BESATZDICHTE – NICHT JEDE
         Möglich ist aber auch, dass die Tri-          Schicht. Die LWK NRW empfiehlt seit              METHODE EIGNET SICH
      chodoriden und TRV über verseuchte               2012, mindestens bis zu 60 cm (Wurzel-           Um die Besatzdichte der Trichodoriden
      Erde, die am Erntegut, an Geräten, Ma-           horizont der Kartoffel) zu beproben,             in den Bodenproben für jede einzelne
      schinen oder Reifen anhaftet, weiträu-           möglichst aber auf bis zu 90 cm Tiefe.           Bodenschicht zu erfassen, nutzte man
      mig auf andere Flächen gelangen. Des-               Eine zweite Herausforderung ist der           das sogenannte Baermann-Verfahren.
      wegen ist bei überbetrieblicher Maschi-          optimale Probenahmetermin . Der Hin-             Diese Methode gibt die Anzahl an Tri-
      nennutzung Vorsicht geboten.                     tergrund dafür ist, dass sich die Tricho-        chodoriden/100 ml Boden je Fläche an.
                                                       doriden in den Sommer- und Herbstmo-             Der Nachweis von TRV im Boden er-
      RICHTIGES BEPROBEN IST A UND O                   naten trotz eines hohen Ausgangsbefalls          folgte dann über den Tabak-Fangpflan-
      Um festzustellen, ob bzw. wie viele Tri-         im Frühjahr kaum wiederfinden lassen             zentest mit anschließender Untersu-
      chodoriden vorkommen, ist die „rich-             (eigene Versuche 2010 bis 2012). Der             chung der Tabakwurzeln (RT-PCR).
      tige“ Beprobung des Bodens wichtig.              optimale Termin für eine Probenahme                Im Projekt wurde dazu pro Fläche je-
      Bislang wird in Deutschland nur in ei-           ist daher in der kühlen Jahreszeit von           weils eine Mischprobe aus den drei Bo-
      ner Tiefe von maximal 30 cm beprobt.             November bis März, weil dann die                 denschichten eingesetzt. In diese Probe
      In eigenen Versuchen ließen sich 2010            höchsten Besatzdichten zu finden sind.           säte man eine anfällige Tabaksorte. Vi-

               Maiszünsler-Risiko 2021                                                                                     Das
                                                                                                                         ist die
            Vergessen Sie das Mulchen der Maisstoppeln mit dem Traktor.
                        Es geht noch einfacher und besser!                                                              Zukunft!

                         KEMPER StalkBuster™
                       Stoppelzerstörung direkt im Erntevorsatz

                                               Ihre Vorteile:
                                Sofortige Stoppel-Zerstörung bei der Ernte
                             Direkte Vernichtung des Zünslers in den Stoppeln
                          Traktormulchen überflüssig, Zeit - und Kostenersparnis            Der Kemper-StalkBuster ist für die meisten Feldhäckslermarken verfügbar.

                          Keine niedergedrückten Stoppeln durch Erntefahrzeuge
                                Folgende Bodenbearbeitung sofort möglich                                                                  Video: Richten Sie die
                                                                                                                                          Kamera Ihres Smartphones
                                   Leichtere Einarbeitung der Erntereste                                                                  auf den QR-Code, dann
                               Dauerhaft weniger geschädigte Maispflanzen                                                                  starten Sie das Video.

                              Geringeres Fusarium-Risiko in der Folgefrucht                                                               www.kemper-stadtlohn.de
                                                                                           Zünsler-Überwinterung in den Maisstoppeln.     Tel.: 0 25 63 - 88 - 0
                                Keine chemische Pflanzenschutzmaßnahme

Sprechen Sie jetzt mit Ihrem Lohnunternehmer, damit die entsprechende Technik zur nächsten Ernte verfügbar ist.
Ackerbau

                                  ÜBERS. 1: TRICHODORIDEN UND TRV ABHÄNGIG VON DER BODENART 1)                                                                                                                                                                     net als andere Methoden. Dass mit dem
                                                                                                                                                                                                                                                                   sogenannten Oostenbrink-Elutriator ein
                                  Bodenart                                                              S                       lS                              ssL                                           sL                               uL                  im Durchschnitt 7-fach höherer Besatz
                                  Anzahl Flächen 2)                                                   52                        18                                 6                                          35                                    3              an Trichodoriden im Vergleich zum Ba-
                                  Flächen mit Trichodoriden (%)                                     63,5 %                   55,6 %                          83,3 %                                88,6 %                                 100 %                    ermann-Verfahren nachweisbar ist, zei-
                                  Flächen mit TRV %                                                 61,5 %                   38,9 %                          100 %                                 62,9 %                                33,3 %                    gen Untersuchungen des JKI. Um die
                                  1) Bodenmonitoring in den Jahren 2016 bis 2019 in Nordrhein-Westfalen; 2) für acht der 122 Flächen                                                                                                                               verschiedenen Versuche und Jahre aber
                                  liegen keine Daten vor; S = Sand; lS = lehmiger Sand; ssl = stark sandiger Lehm; sL = sandiger Lehm;                                                                                                                             miteinander vergleichen zu können,
                                  uL = schluffiger Lehm                                                     top agrar; Quelle: LWK NRW                                                                                                                            wurde auf einen Wechsel zu einer ande-
                                  △ Anders als vermutet, treten Trichodoriden und TRV auf allen Bodenarten auf.                                                                                                                                                    ren Methode innerhalb der Projektlauf-
                                                                                                                                                                                                                                                                   zeit verzichtet. Für die amtliche Diag-
                                                                                                                                                                                                                                                                   nostik von Bodenproben auf Trichodo-
                                                                                                                                                                                                                                                                   riden scheint allerdings eine Umstellung
                                  ÜBERS. 2: TRICHODORIDEN UND TRV ABHÄNGIG VON DER KULTUR 1)                                                                                                                                                                       auf effizientere Verfahren zwingend nö-
                                                                                                                                                                                                                                                                   tig zu sein.
                                  Hauptkultur
                                                                       Ackerbohne,

                                                                                                                                                                                                        W-Triticale
                                                                                                                                                                                  W-Roggen
                                                                                       Kartoffeln

                                                                                                                                                                                                                              W-Weizen
                                                                                                                                                             W-Gerste
                                                                                                                                            Weißkohl

                                                                                                                                                                                                                                                                   BODENMONITORING OFFENBART

                                                                                                                                                                                                                                                        Zwiebeln
                                                                       Erbsen 2)

                                                                                                                              Spargel
                                                                                                               Möhren

                                                                                                                                                                                                                                         Rüben
                                                                                                                                                                                                                                                                   ENORMEN BESATZ 
                                                                                                     Mais

                                                                                                                                                                                                                                                                   Innerhalb der Projektzeit wurden im
                                                                                                                                                                                                                                                                   Rahmen eines Bodenmonitorings auf
                                  Anzahl Flächen                           3           32            19         3              1              1                3                    7                   11                    10           8              3
                                                                                                                                                                                                                                                                   122 Befalls- oder Verdachtsflächen in
                                  Flächen mit                                                                                                                                                                                                                      den nordrhein-westfälischen Kartoffel-
                                                                        100 65,6 63,2 100                                      0            100 66,7 71,4 90,9 90 75 33,3
                                  Trichodoriden (%)
                                                                                                                                                                                                                                                                   anbauregionen Kleve/Wesel, Heinsberg/
                                  Flächen mit TRV (%) 33,3 50 63,2 66,7 100                                                                   0              66,7 71,7 72,7 50 50 33,3                                                                             Viersen, Borken, Warendorf, Gütersloh
                                  1) Bodenmonitoring in den Jahren 2016 bis 2019 in Nordrhein-Westfalen; 2) und Buschbohnen                                                                                                                                        und Paderborn Bodenproben gezogen.
                                                                                                        top agrar; Quelle: LWK NRW
                                                                                                                                                                                                                                                                   Die Probenahme erfolgte durch die
                                  △ Die Anzahl an Flächen mit TRV war zwar niedriger, jedoch waren alle Hauptkulturen belastet.                                                                                                                                    Firma Kerkenpass mit einem vollauto-
                                                                                                                                                                                                                                                                   matischen Probenehmer zur Nmin-Be-
                                                                                                                                                                                                                                                                   probung in drei Schichten bis 90 cm
                                                                                                                                                                                                                                                                   Tiefe. Das Ergebnis: Von den unter-
                                  ÜBERS. 3: TRICHODORIDEN ABHÄNGIG VON DER HAUPTKULTUR 1)                                                                                                                                                                          suchten Flächen waren durchschnittlich
                                         Trichodoriden/100 ml Boden je Fläche                                                                                                      bearbeitet von top agrar
                                                                                                                                                                                                                                                                   70,8 % positiv auf Trichodoriden und
                                    30                                                                                                                                                                                                                             durchschnittlich 57,9 % positiv auf
                                                                                                                                                                                                                                                                   TRV – Jahresunterschiede waren aller-
                                                                                                                                                                                                                                                                   dings zu beobachten.
                                    20
                                                                                                                                                                                                                                                                      Von diesen 122 Flächen wurden
                                                                                                                                                                                                                                                                   45,1 % positiv auf beides getestet (Tri-
                                    10                                                                                                                                                                                                                             chodoriden und TRV). Auf 26,2 % tra-
Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                                                                                                                                                                   ten zwar Trichodoriden auf, TRV ließ
                                     0                                                                                                                                                                                                                             sich aber nicht finden. Und andershe-
                                                                                                                                                                                                                                                                   rum traten auf 14,8 % der Flächen –
                                         Ackerbohnen,
                                              Erbsen 2)

                                                          Kartoffeln

                                                                       Mais

                                                                                     Möhren

                                                                                                     Spargel

                                                                                                                  Weißkohl

                                                                                                                                 W-Gerste

                                                                                                                                                  W-Roggen

                                                                                                                                                                    W-Triticale

                                                                                                                                                                                             W-Weizen

                                                                                                                                                                                                                      Zuckerrüben

                                                                                                                                                                                                                                         Zwiebeln

                                                                                                                                                                                                                                                                   wie zuvor erwähnt – keine Trichodori-
                                                                                                                                                                                                                                                                   den auf, obwohl der Test auf TRV posi-
                                                                                                                                                                                                                                                                   tiv war. Nur 13,9 % waren befallsfrei.
                                                                                                                                                                                                                                                                   Diese Befallszahlen sind alarmierend,
                                                                                                                                                                                                                                                                   aber nicht unbedingt verwunderlich, da
                                     1) Trichodoriden je Fläche in den jeweiligen Hauptkulturen; 2) und Buschbohnen
                                                                                                                                                                                                                                                                   die Kartoffelberater und Landwirte be-
                                  △ Winterweizen, -triticale, Ackerbohnen/Erbsen/Buschbohnen waren am stärksten betroffen.                                                                                                                                         vorzugt Befalls- oder Verdachtsflächen
                                                                                                                                                                                                                                                                   ausgewählt hatten. Trotzdem geben
                                                                                                                                                                                                                                                                   diese hohen Werte zu Denken.
                                                                                                                                                                                                                                                                      Auf den Befallsflächen ließen sich mit
                                  rusbeladene Trichodoriden übertragen                                                          raum von 2010 bis 2013 in 14,3 % der                                                                                               dem Baermann-Verfahren durchschnitt-
                                  während des Saugens an der Wurzel das                                                         Bodenproben keine Trichodoriden ge-                                                                                                lich 11,8 Trichodoriden/100 ml Boden
                                  Virus, dass sich dann in den Tabak-                                                           funden (eigene Versuche und Praxisflä-                                                                                             feststellen. Die höchste im Projektzeit-
                                  pflanzen nachweisen lässt. Der Tabak-                                                         chen), obwohl der anschließende Tabak-                                                                                             raum gefundene Anzahl lag in NRW
                                  Fangpflanzentest hat sich als sehr zuver-                                                     test positiv war. Diese Beobachtung ließ                                                                                           bei 53 Trichodoriden/100 ml Boden. Ab
                                  lässig erwiesen und wird den Landwir-                                                         sich durch das Projekt bestätigen. Hier                                                                                            einem Wert von über 50 je 100 ml Bo-
                                  ten in NRW seit 2010 als Hilfestellung                                                        wurden auf 14,8 % der Flächen keine                                                                                                den waren in NRW deutliche Auflauf-
                                  angeboten.                                                                                    Trichodoriden gefunden, obwohl der                                                                                                 probleme von Kartoffeln zu beobach-
                                    Bislang nahm man an, dass es ohne                                                           Tabaktest positiv ausfiel. Im Projektver-                                                                                          ten. Die höchste auf einem der bun­
                                  Trichodoriden-Funde im Boden auch zu                                                          lauf zeigte sich, dass sich das eingesetzte                                                                                        desweiten Züchterstandorte ermittelte
                                  keiner Infektion mit TRV kommt. Aller-                                                        Baermann-Verfahren speziell für die Ex-                                                                                            Be­­
                                                                                                                                                                                                                                                                      satzdichte lag bei 100 Trichodori-
                                  dings hat die LWK NRW schon im Zeit-                                                          traktion von Trichodoriden weniger eig-                                                                                            den/100 ml Boden.

                                  64 top agrar 1/2021
Unsere Sorten.
                                                                                                                       So einzigartig wie
   Bedenkt man, dass sich mit dem Oos-
tenbrink-Elutriator deutlich mehr Tri-
chodoriden nachweisen lassen, ist ins-
gesamt von einer noch höheren Besatz-
dichte auszugehen. Auch ist damit zu
rechnen, dass negativ getestete Flächen
                                                                                                                       deine Herausfor-
möglicherweise doch belastet waren.
   Bislang ging man auch in der Fachli-
teratur davon aus, dass die viröse
                                                                                                                       derungen.
Eisenfleckigkeit besonders ausgeprägt
­
beim Anbau von Kartoffeln auf sandi-
gen Böden bzw. in Getreidefruchtfolgen
                                                                                                                                       P8329: (ca. S250/K240)
auftritt – und das vor allem in feuchten                                                                                               Ertragsstabile Doppelnutzungssorte
Jahren. Im Projekt traten Trichodori-
den und TRV in NRW aber nicht nur
                                                                                                                                       mit breiter Anbaueignung.
auf Sandböden auf, sondern auf allen
untersuchten Bodenarten (S, lS, ssL, sL,
uL), wie Übersicht 1 zeigt. Die höchste
                                                                                                                                       P8666: (S260/K250)
Anzahl an Trichodoriden/100 ml Boden                                                                                                   Ertragsstabiler Hochleistungsmais
je Fläche wurde auf schluffigem Lehm
(ø 33,3) gefunden, dann folgten stark
                                                                                                                                       für alle Verwendungsrichtungen.
lehmiger Sand und sandiger Lehm (je-
weils ø 10) und Sand (ø 7,25). Die nied-
rigste Anzahl wurde auf lehmigem Sand
                                                                                                                                       P8888: (S280/ca. K250)
(ø 3,78) nachgewiesen. Diese Erkennt-                                                                                                  Zuverlässig leistungsstarker Silomais
nis ist in NRW bekannt, für Deutsch-                                                                                                   mit breitem Erntefenster.
land aber weitgehend neu. Ein Grund
hierfür könnte sein, dass der Anbau
von zahlreichen anfälligen Industrie-
oder Speisesorten in NRW bevorzugt
auf „schweren“ Böden erfolgt.                                                                                                                                                             PIONEER
                                                                                                                                                                                          SILAGE
WELCHEN EINFLUSS HABEN DIE                                                                                                                                                                EXPERT
ANGEBAUTEN KULTUREN? 
Im Bodenmonitoring zeigte sich auch,
dass die Flächen aller untersuchten
Hauptkulturen hoch mit Trichodoriden
belastet waren. Lediglich die Zwiebeln
waren nur zu einem Drittel betroffen
und die Spargelfläche war befallsfrei. Die
Anzahl an Trichodoriden/100 ml Boden
je Fläche war bei Spargel, Weißkohl und
Zwiebeln am niedrigsten. Die höchsten
Werte ließen sich in Winterweizen, -triti-
cale und Ackerbohnen/Erbsen/Busch-
bohnen finden. Die Anzahl an Flächen
mit TRV war insgesamt zwar niedriger,
                                             Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett

aber auch hier war der Boden fast aller
                                             und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole beachten.
                                                                                                                         Markenrechtlich geschützt von Corteva Agriscience und Tochter-

Hauptkulturen hoch belastet. Lediglich
die Zwiebelflächen waren nur zu einem
Drittel betroffen, die Weißkohlfläche
war befallsfrei (Übersichten 2 und 3).
   Bei diesen Ergebnissen ist zu berück-
sichtigen, dass zur Zeit der Probe-
nahme das neu ausgesäte Getreide be-
reits auf den Äckern stand, die Flächen
mit den Sommerkulturen aber schon
                                                                                                                      gesellschaften. ©2020 Corteva.

geräumt waren. Für die Auswertungen
der Hauptkulturen nutzte man deswe-
gen nur die Flächen mit Sommerkultu-
ren, auf denen an den Probenahmeter-
minen keine Zwischenfrüchte, Grün-
roggen oder Gras standen. ▶
                                                                                                                         ®TM

                                                                                                                                                                                                    www.pioneer.com/de
Ackerbau

   Zudem ist zu beachten, dass bei der     FORSCHUNG
Ernte von Kartoffeln, Rüben oder Möh-
ren viel Boden mechanisch bewegt wird.     Neues europaweites
Weil die Trichodoriden sehr empfindlich
auf mechanischen Stress und Austrock-
                                           Netzwerk
nung reagieren, wäre vermutlich mit hö-
heren Besatzdichten zu rechnen gewesen.    Best4Soil ist ein neues, europaweites             (= unterschiedliche Farben). Für Wei-
Zwischenfazit:Eine solch hohe Belas-      Netzwerk für Landwirte, Berater, Aus-             zen, Triticale und Roggen ließen sich
tung mit Trichodoriden und TRV über        bilder und Forscher, das unter Feder-             dort bislang keine Schäden beobachten.
alle Kulturen hinweg war erschreckend.     führung der Wageningen University                 Recht erschreckend ist, dass so viele
Ein weiteres unerwartetes Ergebnis war     von 24 Kooperationspartnern aus ganz              Kulturen als Wirtspflanzen für Tricho-
auch der positive Nachweis von TRV in      Europa entwickelt wurde. Hier werden              doriden fungieren (= schwarze Punkte),
den Wurzeln von Ausfallgetreide. Ge-       umfangreiche Informationen zu boden-              auch wenn sie selbst keine Schäden auf-
treide kann demnach als Wirtspflanze       bürtigen Krankheitserregern und Ne-               weisen (= hellgrüne Farbe).
nicht nur die Trichodoriden vermehren,     matoden zusammengestellt. Diese In-                 Für TRV gibt Best4Soil an, dass nur
sondern ist auch ein gutes Reservoir für   formationen können Sie kostenfrei un-             an Kartoffeln schwere Schäden auftre-
das Virus.                                 ter www.best4soil.eu abfragen.                    ten. Allerdings dienen auch hier uner-
   Interessant waren auch die Ergebnisse      Die bekannten Schäden durch Tri-               wartet viele Hauptkulturen als Wirts-
zum Vergleich von Mulch- und Pflug-        chodoriden und TRV sowie ihre Ver-                pflanzen für das Virus.
saat (durchschnittlich über alle Kultu-    mehrung an den einzelnen Kulturen                   Die im Projekt erzielten Ergebnisse
ren und Jahre). Bei Mulchsaat war die      entnehmen Sie z. B. der Übersicht 4.              bestätigen und ergänzen die Erkennt-
Anzahl an Trichodoriden deutlich höher     Speziell zusammengestellt wurden die              nisse aus Best4Soil. Insgesamt führt
(12,1 Trichodoriden/100 ml Boden je        Kulturen aus dem Bodenmonitoring.                 dies dazu, dass sich keine gezielten
Fläche) als bei der Pflugsaat mit 7 Tri-   Dabei zeigte sich, dass die Trichodori-           Fruchtfolgeempfehlungen aussprechen
chodoriden/100 ml Boden je Fläche).        den nicht nur Kartoffeln und Möhren               lassen. Da der Anbau von Zwischen-
                                           stark schädigen können. Abhängig von              früchten vor Kartoffeln weiterhin emp-
AUSBLICK                                  Gattung und Art können auch an Zwie-              fohlen wird, kann allein aus zeitlicher
Für diese Probleme gibt es aber Lösun-     beln, Zucker-/Futterrüben mittlere bis            Abfolge nur Getreide vor den Zwi-
gen. In diesem Beitrag ging es zunächst    schwere Schäden und an Mais, Acker-               schenfrüchten stehen – obwohl dies die
darum, auf die Komplexität der Erreger,    bohnen, Bohnen, Erbsen sowie Gerste               Trichodoriden und somit auch TRV
die Herausforderungen bei der Boden-       leichte bis schwere Schäden auftreten             fördert.
probenahme und den Laboranalysen,
dem bisher nicht gekannten Einfluss der
Kulturen sowie der erschreckend hohen
Verseuchung der Flächen hinzuweisen.       ÜBERSICHT 4: VERMEHRUNG UND SCHÄDEN AN WICHTIGEN KULTUREN
Mithilfe umfangreicher Maßnahmen,
bestehend aus resistenten Kartoffelsor-                                      Freilebende Nematoden                                Virus
ten, gezieltem Zwischenfruchtanbau                         Paratrichodorus Paratricho- Trichodorus Trichodo-                   Tobacco
unter Berücksichtigung der Feldhygiene,                     pachydermus dorus teres primitivus rus similis                    Rattle Virus
konsequenter Unkrautkontrolle, der         Zwiebeln                 –                ••             •••              ?            •••s
Schwarzbrache auf Starkbefallsstandor-     Zucker-/
ten sowie routinemäßigen Bodenunter-                              •••                •••             ••            •••             ••s
                                           Futterrüben
suchungen ist aber eine nachhaltige Be-    Kartoffeln             •••                 •              ••            •••             ••s
kämpfung von Trichodoriden und TRV
durchaus möglich. Wichtig ist, dies über   Mais                     ?                •••              ?             ••             •••
die gesamte Fruchtfolge zu planen und      Ackerbohne               ?                 ?               ?              ?              ?
konsequent durchzuführen. Die weite-       Bohnen                 •••                ••             •••              ?            •••s
ren Projektergebnisse finden Sie in den
                                           Erbsen                   ?                 •              •               •              •
kommenenden top agrar-Ausgaben.
       matthias.broeker@topagrar.com       Möhren                  ••                ••              ••              •             ••s
                                           Gerste                 •••                ••              ••              ?             ••s
Die Förderer: Die IGF-Vorhaben K           Weizen                 •••                ••             •••              ?            •••s
81/16 AiF (AiF-Nr. 19237 BG/1 und
                                           Roggen                 •••                •••              ?              ?             ••
BG/2) der Forschungsvereinigung Ge-
meinschaft zur Förderung von Pflan-        Triticale                ?                 ?               ?              ?              ?
zeninnovation e.V. (GFPi) wurden über      Kohl1)                   ?                •••            •••              ?             ••
die AiF im Rahmen des Programms            Spinat                 •••                 •              •               ?             •••
zur Förderung der Industriellen Ge-
meinschaftsforschung und -entwicklung      Spargel                  ?                 ?               ?              ?              ?
(IGF) vom Bundesministerium für Wirt-      1) inkl. Broccoli, Blumenkohl; Schaden: unbekannt; kein Schaden; leicht (0 – 15%); mittel
schaft und Energie aufgrund eines Be-      (16 – 35%); schwer (36 – 100 %); Vermehrung: ? = unbekannt; – = kein Wirt; • = schlechter Wirt;
                                           •• = moderater Wirt; ••• = guter Wirt; s = Serotyp-abhängig;        top agrar; Quelle: best4soil
schlusses des Deutschen Bundestages
gefördert.                                 △ Weitere Informationen dazu können Sie unter www.best4soil.eu kostenfrei abrufen.

66 top agrar 1/2021
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