EINRAHMENFÜREFFEKTIVE WALDKLIMASCHUTZVORHABEN - DISKUSSIONSPAPIER LARS SCHMIDT, KRISTIN GERBER UND PIERRE L. IBISCH
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DISKUSSIONSPAPIER EINRAHMENFÜREFFEKTIVE WALDKLIMASCHUTZVORHABEN EINE KRITISCH-KONSTRUKTIVE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER DEUTSCHEN REDDPLUS-FINANZIERUNG LARS SCHMIDT, KRISTIN GERBER UND PIERRE L. IBISCH
IMPRESSUM IMPRES/ SUM/ AUTOREN Lars Schmidt1 , Kristin Gerber2 und Pierre L. Ibisch3 REDAKTION Anika Busch GESTALTUNG YOOL www.yool.de HERAUSGEBER GERMANWATCH e.V. Büro Bonn Büro Berlin Dr. Werner-Schuster-Haus Kaiserstr. 201 Schiffbauerdamm 15 D-53113 Bonn D-10117 Berlin Tel: +49 (0)228 / 60 492-0 Tel: +49 (0)30 / 28 88 356-0 Fax +49 (0)228 / 60 492-19 Fax: +49 (0)30 / 28 88 356-1 www.germanwatch.org Email: info@germanwatch.org Juni 2011 BESTELLNUMMER 11-2-14 ISBN 978-3-939846-85-7 Freelance Consultant 1/ Germanwatch, Referentin 2/ Diese Publikation kann im Internet abgerufen werden unter: für Wald- und Klimaschutz www.germanwatch.org/klima/redd11eff.htm (REDDplus) 3/ Professor für Naturschutz, Das diesem Diskussionspapier zugrunde liegende Projekt Zentrum für Ökonik und wurde aus Mitteln der Climate Works Foundation gefördert. Ökosystemmanagement (Fachbereich für Wald und Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt Umwelt), Hochschule für bei den Autoren. Nachhaltige Entwicklung Eberswalde
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ABKÜRZUNGS/ VERZEICH/ NIS/ AFOLU Agriculture, Forestry and other Land Uses BAP Bali-Aktionsplan BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung CBD Convention on Biological Diversity CDM Clean Development Mechanism COP Conference of the Parties (Vertragsstaatenkonferenz) FIP Forest Investment Programme FSF Fast Start Finance (Schnellstartfinanzierung) GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Gt Gigatonnen IKI Internationale Klimaschutzinitiative des BMU IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau LULUCF Land Use, Land-Use Change and Forestry KP Kioto-Protokoll NRO Nichtregierungsorganisationen RED Reducing emissions from deforestation REDD Reducing emissions from deforestation and forest degradation REDDplus Reducing emissions from deforestation and forest degradation in developing countries and the role of conservation, sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries. SBSTA Subsidiary Body of Scientific and Technological Advice UNFCCC United Nations Framework Convention on Climate Change (Klimarahmenkonvention) UN REDD United Nations Collaborative Programme on Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABBILDUNGS/ VERZEICH/ NIS/ 17 Abbildung 1: Rahmen für langfristig effektive REDDplus-Vorhaben 19 Abbildung 2: Risiken und Chancen, die sich aus der Umsetzung des REDDplus-Mechanismus für den Schutz der Biodiversität ergeben (aus: Miles and Dickson 2010) 21 Abbildung 3: Potentielle Risiken von REDD-Aktivitäten für den Erhalt der Biodiversität (Eigene Abbildung nach Midgley et al. 2010, Miles und Dickson 2010, Pistorius et al. 2010, Sasaki und Putz 2009, Pistorius 2009, SCBD 2009, Dickson et al. 2009) 21 Abbildung 4: Beispiel für die Reduktion der Netto-Entwaldungsrate durch Aufforstung bei gleich bleibender Naturwaldzerstörung, eigene Darstellung 24 Abbildung 5: Vereinfachter Anpassungs-Regelkreislauf des Risikomanagements (aus Ibisch et al. 2009, verändert nach Münzel & Jenny 2005). 25 Abbildung 6: Kreislauf eines strategischen Risikomanagementkonzepts für den Naturschutz- sektor, welcher Klimawandelrisiken und Klimawandelanpassung berücksichtigt (aus Ibisch et al. 2009). 30 Abbildung 7: Indikatoren für die Messung der genannten Effektivitätskriterien 33 Abbildung 8: Anzahl der Vorhaben mit nationalen Ansätzen im Vergleich zu subnationalen Demonstrationsprojekten. Angaben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 34 Abbildung 9: Verteilung des Finanzierungsvolumens auf reine subnationale Demonstrations- projekte, reine nationale Ansätze und nationale Ansätze, welche subnationale Demonstrati- onsprojekte beinhalten. Angaben in Mio. Euro und % des Gesamtfinanzierungsvolumens aller untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 35 Abbildung 10: Förderung unterschiedlicher Komponenten nationaler Ansätze durch die Vorha- ben. Angaben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 36 Abbildung 11: Untersuchung der Demonstrationsprojekte hinsichtlich der Kriterien „Mindest- größe/programmatischer Ansatz“, „administrative Verknüpfung“ und „Synergieeffekte“. Anga- ben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 38 Abbildung 12: Anzahl der Vorhaben, durch die die regionale Koordination und/oder Umset- zung von REDDplus-Maßnahmen gefördert werden soll. Angaben in % der untersuchten Vor- haben (eigene Darstellung). 38 Abbildung 13: Laufzeiten der geförderten Vorhaben. Angaben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 39 Abbildung 14: Förderung von Partizipation und Kapazitätsaufbau sowie Aufbau/Stärkung ins- titutioneller Strukturen durch die untersuchten REDDplus-Vorhaben. Angaben in % der unter- suchten Vorhaben (eigene Darstellung). 40 Abbildung 15: Berücksichtigung von Aspekten des Biodiversitätsschutzes im Rahmen der un- tersuchten REDDplus-Vorhaben. Angaben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstel- lung). 41 Abbildung 16: Integration von Risikomanagement in den untersuchten Vorhaben. Angaben in % der untersuchten Vorhaben (eigene Darstellung). 55 Abbildung 17: Übersicht über die ausgewerteten, seit 2008 durch Deutschland geförderten REDDplus-Vorhaben
INHALTSVERZEICHNIS INHALTS/ VERZEICH/ 7 ZUSAMMENFASSUNG NIS/ 13 13 1. 1.1 EINLEITUNG REDDplus: Internationaler Mechanismus zur Reduktion von Emissionen aus Entwaldung in Entwicklungsländern 14 1.2 Übersicht der deutschen Klimafinanzierung für REDDplus- Maßnahmen 15 1.3 Fragestellungen und Ziele des Diskussionspapiers 17 2. KONZEPTE UND METHODEN 17 2.1 Konzepte 17 2.1.1 Rahmen der Effektivität von REDDplus-Maßnahmen 18 2.1.2 Relevanz von REDDplus für den Schutz der Biodiversität 19 2.1.3 Risiken für den Schutz der Biodiversität 22 2.1.4 Chancen für die Biodiversität 23 2.2 Risikomanagement in REDDplus-Vorhaben 27 3. KRITERIEN UND INDIKATOREN FÜR LANGFRISTIG EFFEKTIVE REDDPLUS-MAßNAHMEN 27 3.1 Kriterien für langfristig effektive REDDplus-Maßnahmen 27 3.1.1 Kategorie: Ebenen, Größenordnung, Laufzeit 27 3.1.2 Kategorie: Kapazitätsaufbau, Institutionen und Partizipation 28 3.1.3 Kategorie: Biodiversität 28 3.1.4 Kategorie: Integration von Risikomanagement 29 3.2 Indikatoren für die Erfassung und Bewertung der Effektivitätskriterien 31 3.3 Anwendung der Kriterien: Datengrundlagen und Bewertung 33 4. ERGEBNISSE 33 4.1 Ebenen, Größenordnung und Laufzeit von REDDplus-Vorhaben 33 4.1.1 Nationale Ansätze vs. Demonstrationsprojekte 38 4.1.2 Regionale Koordination und Umsetzung 38 4.1.3 Angemessene Projektlaufzeit 39 4.1.4 Kapazitätsaufbau, Institutionen und Partizipation in REDDplus- Vorhaben 40 4.2 Beitrag von REDDplus-Vorhaben zum Schutz der Biodiversität 41 4.3 Integration von Risikomanagement in REDDplus-Vorhaben 43 5. DISKUSSION UND BEWERTUNG 43 5.1 Ergebnisse 46 5.2 Datengrundlagen 47 5.3 Methodik 49 6. EMPFEHLUNGEN 51 7. BIBLIOGRAPHIE 55 8. ANHANG
Strategie) dienen. Regionale Kooperation betrachten ZUSAMMENFASSUNG die Autoren v.a. unter dem Aspekt der Vermeidung von Emissionsverlagerungseffekten als langfristig effektiv. Dieses Diskussionspapier führt den Begriff der „lang- ²² Im Fall subnationaler Demonstrationsprojekte: Fin- fristigen Effektivität“ von REDDplus-Vorhaben ein. det das Demonstrationsprojekt in einem Land statt, in Dies geschieht vor dem Hintergrund einer zunehmen- dem auch auf nationaler Ebene REDDplus-Bemühun- den Anzahl u.a. auch von Deutschland geförderter gen4 unternommen werden? Gibt es administrative REDDplus-Vorhaben und der Tatsache, dass zwischen Verknüpfungen des Projekts? Weist das Pro- dem (internationalen) wissenschaftlich begründeten jekt eine gewisse Mindestgröße auf oder wird Anspruch an REDDplus und der Realisierung im Rah- #7 ein programmatischer Ansatz verfolgt? men von REDDplus-Vorhaben eine Lücke klafft (vgl. auch Angelsen und Seymour 2010). Auf Grundlage be- Die Autoren betrachten Demonstrationspro- stehender Entscheidungen der Klimarahmenkonventi- jekte nur dann als langfristig effektiv, wenn diese einen on und Literatur zu REDDplus werden vier Kategorien klar erkennbaren Schritt in Richtung nationaler Ansätze abgeleitet, welche den Rahmen für langfristig effekti- darstellen bzw. in einen nationalen REDDplus-Kontext ve REDDplus-Vorhaben bilden sollten: eingebunden (Testen bestimmter Ansätze, Link zu ei- nem nationalen Monitoring-System, Teil der REDDplus- 1. Ebenen, Größenordnung und Laufzeit, Strategie, etc.) oder Teil eines Mehrebenenansatzes 2. Kapazität, Institutionen und Partizipation, sind. Des Weiteren erachten die Autoren insbeson- dere programmatische Ansätze (z.B. großflächige Ein- 3. Biodiversität und führung von Anreizzahlungen, Einführung nachhalti- 4. Risikomanagement. ger Waldwirtschaft) als langfristig effektiv. Im Fall klar definierter Projektgebiete sollten diese eine gewisse Innerhalb dieser vier Kategorien definieren die Au- Mindestgröße (Fläche) und ein darauf zugeschnittenes toren 21 Kriterien, von denen in Abhängigkeit der Finanzierungsvolumen aufweisen, um einen Demonst- Ausrichtung von REDDplus-Vorhaben eine kritische rationscharakter entfalten zu können. Anzahl erfüllt werden sollte, damit ein REDDplus-Vor- haben als langfristig effektiv bezeichnet werden kann. ²² Hat das Vorhaben eine für REDDplus angemessene Diese Kriterien sollten bei der Planung bzw. Bewilli- Laufzeit? gung von REDDplus-Vorhaben systematisch berück- REDDplus-Vorhaben sollten, unabhängig davon, ob es sichtigt werden. Folgende Kriterien (hier als Fragen sich um nationale Ansätze oder subnationale Demons- formuliert) werden dazu definiert: trationsprojekte handelt, eine gewisse Mindestlaufzeit In der Kategorie haben. Dafür spricht in erster Linie, dass REDDplus-Vor- haben, wie teilweise auch andere Vorhaben im Bereich „EBENEN, GRÖßENORDNUNG, LAUFZEIT“: Naturressourcenmanagement, von einer Reihe zeitin- tensiver Faktoren beeinflusst werden. ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zu den verschie- denen Komponenten nationaler REDDplus-Ansätze In der Kategorie (REDDplus-Strategie/Aktionsplan, nationales Referenz- emissionsniveau, Monitoringsystem und Finanzie- „KAPAZITÄTSAUFBAU, INSTITUTIONEN UND rungsinstrument)? PARTIZIPATION“: Die Autoren sind der Meinung, dass die finanzielle und ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zum REDDplus- technische Unterstützung nationaler Ansätze bzw. ein- Kapazitätsaufbau? zelner Komponenten dieser nationalen Ansätze mittel- ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zum Aufbau bis langfristig wesentlich effektiver sein dürfte als die langfristig tragfähiger institutioneller Strukturen zum Durchführung vieler einzelner (Demonstrations-)Pro- Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Wäldern? jekte in vielen verschiedenen Ländern und Regionen, v.a. bezüglich der Vorbeugung einer Verlagerung von ²² Werden im Rahmen des Vorhabens relevante In- Emissionen innerhalb eines Landes und über Länder- teressensgruppen, insbesondere Vertreter indigener grenzen hinaus. Völker und – im Rahmen räumlich eingegrenzter De- monstrationsprojekte – der lokalen Bevölkerung, mit ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zur regionalen in REDDplus-Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse Koordination und Umsetzung von REDDplus-Maßnah- einbezogen? men? Unter regionalen REDDplus-Vorhaben verstehen die 4/ Unter REDDplus-Bemühungen auf nationaler Ebene verstehen Autoren länderübergreifende Vorhaben, die entweder die Autoren die Einleitung und Umsetzung von Schritten in Richtung der Koordinierung von REDDplus-Maßnahmen und/ eines nationalen REDDplus-Ansatzes, unabhängig davon, ob diese oder der länderübergreifenden Planung und Umset- auf Eigeninitiative und -leistung der Länder beruhen oder im Rahmen bi- und multilateraler REDD-Initiativen (FCPF, UN REDD) finanziert und zung von REDDplus-Maßnahmen (z.B. einer regionalen unterstützt werden.
ZUSAMMENFASSUNG Damit REDDplus in Entwicklungsländern langfristig er- v.a. unter dem Aspekt der Permanenz. Gewissermaßen folgreich umgesetzt werden kann, müssen solche Insti- lässt sich auch REDDplus-spezifisches Risikomanage- tutionen, welche für den Schutz und die nachhaltige Be- ment als ein „safeguard“ aus der Cancún-Entscheidung wirtschaftung von Wäldern zuständig sind, aufgebaut ableiten („actions to adress the risks of reversals“). Un- bzw. gestärkt werden (u.a. durch Kapazitätsaufbau). ter Risiken verstehen die Autoren in diesem Zusammen- Die Einbeziehung indigener Völker und lokaler Gemein- hang alle Faktoren, die mit einer bestimmten Wahr- den in die sie betreffenden REDDplus-Gestaltungs- und scheinlichkeit eine spezifische Wirkung auf die Wälder Entscheidungsprozesse betrachten die Autoren bzw. auf die Projektmaßnahmen selbst entfalten könn- als die Anerkennung grundlegender Rechte und ten. In der Regel sind v.a. die negativen Auswirkungen #8 damit als ein Muss. besonders relevant und werden daher idealerweise in einem System zum Risikomanagement bewertet und In der Kategorie analysiert. „BIODIVERSITÄT“: Um eine Aussage über die langfristige Effektivität der ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zur Veranke- von Deutschland finanzierten REDDplus-Maßnahmen rung spezifischer Biodiversitätsziele in der nationalen treffen zu können und die Kriterien hinsichtlich ihrer REDDplus-Strategie/im nationalen REDDplus-Aktions- Praktikabilität zu testen, definieren die Autoren Indi- plan? katoren und wenden diese auf 38 von Deutschland seit dem Jahr 2008 finanzierte REDDplus-Vorhaben an. Da- ²² Leistet das Vorhaben einen Beitrag zur Entwicklung bei handelt es sich um: und zum Aufbau eines Informationssystems zur Einhal- tung von safeguards? 99 Projekte der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz ²² Werden im Rahmen des Vorhabens designierte und Reaktorsicherheit (BMU) mit REDDplus-Bezug, Waldgroßschutzgebiete mit vorhandener Infrastruktur unterstützt? 99 Programme und Projekte der staatlichen Durch- führungsorganisationen KfW Entwicklungsbank und ²² Werden im Rahmen des Vorhabens die Ausweisung Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenar- und der Aufbau weiterer Waldgroßschutzgebiete und beit (GIZ) im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit, ökologischer Korridore unterstützt? finanziert durch das Bundesministerium für wirtschaft- ²² Wird im Rahmen des Vorhabens die Wiederherstel- liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), lung degradierter Waldökosysteme unterstützt? 99 Finanzielle Beiträge zum brasilianischen „Fundo Die an dieser Stelle aufgeführten Kriterien wurden Amazônia“, zum „Fondo de Biodiversidad Sostenible“ zum einen aus der Cancún-Erklärung abgeleitet. Zum in Costa Rica und zur Forest Carbon Partnership Facility anderen handelt es sich aus Sicht der Autoren um pra- (FCPF) der Weltbank. xisnahe und effektive Möglichkeiten, um sicherzustel- len, dass REDDplus-Vorhaben konkret zum Schutz der Biodiversität beitragen. DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE DER ANALYSE SIND In der Kategorie DABEI FOLGENDE: Hinsichtlich der Kategorie „Ebenen, Größenordnung, „RISIKOMANAGEMENT“: Laufzeit“ der untersuchten Vorhaben: ²² Beschäftigt sich das Vorhaben mit der aktuellen Während 58% der ausgewerteten Vorhaben reine sub- Sensitivität des zu schützenden Waldes und mit Maß- nationale Demonstrationsprojekte sind, erfüllen rund nahmen zu existierenden und zukünftigen Stressoren? 31% der ausgewerteten Vorhaben das Kriterium, ein ²² Beschäftigt sich das Vorhaben mit den vermuteten/ oder mehrere Komponenten (Strategie/Aktionsplan, wahrscheinlichen zukünftigen Veränderungen relevan- REL, Monitoring, Finanzierungsinstrument) eines na- ter Faktoren, die als Stressoren auf den Wald und die tionalen Ansatzes zu fördern. Letztere teilen sich fol- Projektmaßnahmen einwirken können? gendermaßen auf: ²² Sind die Ergebnisse der Risiko-Analysen zwecks ²² 14% dieser Vorhaben erfüllen das Kriterium, ein Risiko-Minimierung in das räumliche Design des Pro- oder mehrere Komponenten (Strategie/Aktionsplan, jekts eingeflossen (z.B. Schutz- und Fördermaßnahmen REL, Monitoring, Finanzierungsinstrument) eines nati- für Wald, der sich in einer Region befindet, die an eher onalen Ansatzes zu fördern (ohne Demonstrationspro- besser erhaltene größere Waldblöcke anschließt, sich jekte), also nicht isoliert in stark genutzter Kulturlandschaft ²² 17% der untersuchten Vorhaben erfüllen das Krite- befindet)? rium, ein oder mehrere Komponenten eines nationalen REDDplus-spezifisches Risikomanagement betrachten Ansatzes sowie subnationale Demonstrationsprojekte die Autoren als eine langfristig effektive Maßnahme, zu fördern.
ZUSAMMENFASSUNG Rund 11% der Vorhaben fallen weder in die Kategorie 18% der Vorhaben haben eine Laufzeit von vier bis „Nationale Ansätze“ noch unter „Demonstrationspro- fünf Jahren, 12% der Vorhaben eine Laufzeit von mehr jekte“. als fünf Jahren. Betrachtet man statt der Anzahl der Projekte die Ver- Hinsichtlich der Förderung von Kapazitätsaufbau, teilung des Finanzierungsvolumens5 auf reine subnati- Institutionen und Partizipation: onale Demonstrationsprojekte, reine nationale Ansätze Bei rund 11% der Vorhaben wird der REDDplus-Ka- und nationale Ansätze, welche subnationale Demonst- pazitätsaufbau für im Rahmen nationaler rationsprojekte beinhalten, zeichnet sich ein etwas an- Ansätze relevante Akteure gefördert, wäh- deres Bild ab. Demnach entfallen auf #9 rend für rund 33% der Vorhaben Elemente ²² reine subnationale Demonstrationsprojekte: 63,3 zum REDDplus-Kapazitätsaufbau auf sub- Mio. Euro bzw. 27% des Gesamtfinanzierungsvolumens nationaler Ebene vorgesehen sind. Rund der untersuchten Projekte. 17% der Vorhaben sollen ganz gezielt zum Aufbau bzw. zur Stärkung institutioneller Strukturen bei- ²² reine nationale Ansätze: 103,0 Mio. Euro bzw. 45% tragen, während dies für rund 47% der Vorhaben des Gesamtfinanzierungsvolumens der untersuchten mehr oder weniger implizit vorgesehen ist, z.B. Projekte. durch die Förderung von Waldgroßschutzgebieten ²² nationale Ansätze, welche subnationale Demons- und ihren Administrationen. Vergleichsweise weni- trationsprojekte beinhalten: 49,8 Mio. Euro bzw. 22% ger Vorhaben (25%) fördern explizit die Partizipa- des Gesamtfinanzierungsvolumens der untersuchten tion relevanter Interessensgruppen, insbesondere Projekte. indigener Völker und der lokalen Bevölkerung, an Konsultations- und Entscheidungsprozessen (oder Rund 14,8 Mio. Euro bzw. 6% des Gesamtfinanzie- es wird nicht explizit darauf hingewiesen). rungsvolumens der untersuchten Projekte entfallen auf andere Vorhaben. Hinsichtlich des Beitrags zum Schutz der Biodiversität: Was subnationale Demonstrationsprojekte angeht, Knapp zwei Drittel der untersuchten REDDplus- ²² finden 100% der untersuchten Demonstrations- Vorhaben leisten einen Beitrag zum Schutz der projekte in Ländern statt, in denen auch nationale Biodiversität durch die Förderung bestehender REDDplus-Bemühungen unternommen werden (geför- Waldgroßschutzgebiete (33%), Einrichtung neu- dert durch FCPF, UN REDD oder große bilaterale Vor- er Waldgroßschutzgebiete und/oder ökologischer haben). Korridore (19%) und Restaurierung degradierter ²² decken 48% der untersuchten Demonstrations- Waldökosysteme (11%). Einige Projekte erfüllen projekte eine Fläche von mehr als 100.000 ha, 4% eine mehrere dieser Kriterien. Fläche zwischen 50.000 und 100.000 ha und 15% eine Sehr wenige Projekte hingegen fördern die Entwick- Fläche von weniger als 50.000 ha ab. Bei 33% der un- lung/den Aufbau eines nationalen „safeguard-Infor- tersuchten Demonstrationsprojekte konnten keine An- mationssystems“ (ein Projekt) oder testen dieses gaben zur Fläche gefunden werden. Kein Projekt ver- auf subnationaler Ebene, um die Ergebnisse in die folgt explizit einen programmatischen Ansatz. Entwicklung eines nationalen „safeguard-Informa- ²² haben 11% der untersuchten Demonstrationspro- tionssystems“ einfließen zu lassen (zwei Projekte). jekte eine administrative Verknüpfung auf Ebene eines Nur ein Projekt beschäftigt sich mit der Integration Bundesstaates/einer Provinz oder eines Landkreises von Biodiversitätszielen in die nationale REDDplus- und 4% auf Gemeindeebene. 85% der untersuchten Strategie/in den nationalen Aktionsplan eines Lan- Demonstrationsprojekte haben in diesem Sinne keine des. administrative Verknüpfung. Hinsichtlich der Integration von Risikomanage- Die Anzahl regionaler Vorhaben zur Koordinierung ment: und/oder Umsetzung länderübergreifender REDDplus- Vorhaben ist sehr gering und beschränkt sich nach den Die Untersuchung der Vorhaben hinsichtlich der In- aufgestellten Kriterien auf drei Projekte oder insge- tegration von Risikomanagement – gemäß der auf- samt rund 9% der Vorhaben. gestellten Kriterien – ergibt ein sehr mageres Bild. Lediglich ein Vorhaben beschäftigt sich sowohl mit Bei den Laufzeiten der Vorhaben dominieren mit 70% der aktuellen als auch der zukünftigen Sensitivität der Vorhaben Laufzeiten von drei oder weniger Jahren der Wälder und Projektmaßnahmen. Bei keinem einzigen Vorhaben sind solche Überlegungen in die 5/ Der Begriff Finanzierungsvolumen bezieht sich hier auf das Planung und Auswahl des Projektgebiets eingeflos- (Gesamt-)Volumen der untersuchten Projekte. Dabei handelt es sich sen (bzw. hat dies kein Projekt kenntlich gemacht). sowohl um bereits abgeflossene Mittel als auch Zusagen, welche im Rahmen laufender Vorhaben noch nicht oder nur teilweise abgerufen worden sind (z.B. auch Zusagen zur FCPF und zum Amazonas-Fonds).
ZUSAMMENFASSUNG ZUSAMMENGEFASST BEWERTEN DIE AUTOREN DIE ten. Nur knapp die Hälfte deckt Flächen von mehr als ERGEBNISSE WIE FOLGT: 100.000 ha ab (allerdings werden für 33% der Vorha- ben in den öffentlich zugänglichen Informationen kei- Als positiv zu werten ist ne Angaben dazu gemacht); während bei keinem der «« die Tatsache, dass rund 66% des Gesamtfinanzie- Vorhaben ein programmatischer Ansatz verfolgt wird rungsvolumens der untersuchten Vorhaben zur Un- (z.B. flächendeckende Einführung bestimmter Manage- terstützung nationaler Ansätze (inkl. solcher, die sub- ment-Konzepte). Auch haben rund 85% der subnatio- nationale Demonstrationsprojekte enthalten) nalen Demonstrationsprojekte keinerlei administrative verwendet werden. Verknüpfung mit einer bundesstaatlichen Ebene oder #10 Landkreisebene. Dies ist besonders kritisch zu werten, «« der Beitrag der durch Deutschland finanzier- da – auch in Anlehnung an die Cancún-Entscheidung zu ten REDDplus-Vorhaben zum Schutz der Biodiver- REDDplus – im Rahmen subnationaler REDDplus-Vor- sität (gemäß der aufgestellten Kriterien), auch wenn haben Schritte in Richtung nationaler Ansätze systema- in einigen Bereichen noch Handlungsbedarf besteht. tisch gefördert werden sollten, indem z.B. auf Ebene Knapp zwei Drittel der Vorhaben unterstützen bei- eines Bundesstaates/einer Provinz REDDplus durch spielsweise bestehende Waldschutzgebiete oder för- verschiedene Interventionen umgesetzt wird. Die dies- dern die Einrichtung neuer Schutzgebiete. Weiterhin bezüglich festgestellten Mängel sind ein deutlicher Hin- positiv hervorzuheben ist auch der Fokus auf „vermie- weis darauf, dass die meisten Projekte keinen Beitrag dene Entwaldung und Degradierung“. Dies dürfte den zu dem aus wissenschaftlicher Sicht geforderten und größten Anteil sowohl zum Schutz der Biodiversität in Cancún angestrebten nationalen REDDplus-Ansatz leisten (im Vergleich zu Aufforstung und Wiederher- leisten. stellung von Waldökosystemen) als auch zum Klima- schutz. Einziger wesentlicher Kritikpunkt ist, dass die Die Förderung regionaler (im Sinne länderüber- wenigen nationalen Ansätze, v.a. solche, die REDDplus- greifender) Vorhaben ist sehr gering ausgeprägt (drei Monitoringsysteme unterstützen, das Monitoring von Projekte oder insgesamt rund 9% der Vorhaben leisten safeguards nicht integrieren (oder dies nicht erwähnt dies). Allerdings wurden bestehende regionale Vorha- wird). ben oder Initiativen (z.B. im Amazonasgebiet, Central African Forests Commission) in dieser Analyse nicht Die Betrachtung der Vorhaben nach den Kriterien „Ca- berücksichtigt. Ob und inwieweit bestehende Vor- pacity Building“, „Institutionen“ und „Partizipation“ haben mit Relevanz für REDDplus für eine regionale ergibt ein gemischtes Bild. Die Analyse zeigt, dass es Koordination genutzt werden, wurde an dieser Stelle einerseits einige Projekte gibt, die sich exklusiv mit nicht untersucht. Die Autoren sind der Meinung, dass dem REDDplus-Kapazitätsaufbau für nationale Akteu- solche regionalen Vorhaben gerade dort wichtig sind, re beschäftigen. Anderseits wird für rund ein Drittel wo mehrere Länder im Begriff sind, nationale Ansät- der Projekte angegeben, dass auf subnationaler Ebe- ze zu planen und umzusetzen (auch durch andere Ge- ne REDDplus-relevanter Kapazitätsaufbau betrieben ber), u.a. um der länderübergreifenden Verlagerung wird. Institutionelle Förderung geschieht größtenteils von Emissionen entgegenzuwirken, eine Plattform für (implizit) bei der Förderung von Schutzgebietsverwal- einen intensiveren Austausch zu schaffen, gelungene tungen, während rund 17% der Vorhaben zur gezielten Handlungsansätze zu übertragen und ggf. den politisch Förderung bestimmter Institutionen beitragen sollen. durchaus brisanten Aspekt der durch regionalen Han- Gerade Vorhaben, in deren Rahmen eine oder mehrere del verursachten Entwaldung anzusprechen. Komponenten nationaler Ansätze oder administrativ Auch die kurze Laufzeit vieler Vorhaben (70% der verknüpfte subnationale Ansätze unterstützt werden, Vorhaben laufen nur drei oder weniger Jahre) werten sollten sehr gezielte, systematische und langfristige die Autoren als langfristig wenig effektiv. Wird insge- Fortbildungskomponenten beinhalten. Dies sollte in samt ein Jahr (konservativ gerechnet) für Vorberei- engem Zusammenhang mit der Stärkung bzw. För- tungs- und Orientierungsphase, „Exit/Closure“ des derung und dem Aufbau institutioneller Strukturen Vorhabens und mögliche Verzögerungen abgezogen, geschehen (was sich nicht im Kapazitätsaufbau er- bleiben bei Implementierungsprojekten nur zwei Jahre schöpfen sollte), im besten Fall entlang der gesamten Zeit für die Umsetzung ggf. technisch anspruchsvoller vertikalen Struktur der zu fördernden Institutionen und datenintensiver Aktivitäten (z.B. Monitoring) und (von der Zentralregierung bis zur Landkreisebene). zeitintensiver Maßnahmen (z.B. Stakeholderkonsultati- Handlungsbedarf sehen die Autoren in folgenden Be- onen). Dies ist deutlich zu wenig, um langfristig anhal- reichen: tende Wirkungen zu erzielen. Rund 58% der Vorhaben sind reine subnationale Als besorgniserregend erscheint, dass nur bei ei- Demonstrationsprojekte. Nach den Kriterien „Mindest- nem Viertel der Vorhaben relevante Interessensgrup- größe/programmatischer Ansatz“ und „administrative pen – insbesondere indigener Völker und der lokalen Verknüpfung“ sind diese subnationalen Demonstrati- Bevölkerung – in die im Rahmen der REDDplus-Vorha- onsprojekte als langfristig weniger effektiv zu bewer- ben anfallenden Konsultations- und Entscheidungspro-
ZUSAMMENFASSUNG zesse einbezogen werden (für andere Vorhaben wird eine Diskussion um die systematische Berücksichti- dies zumindest nicht explizit erwähnt). Ob dieses Bild gung von Kriterien bei der Planung von REDDplus- der Wirklichkeit entspricht oder aufgrund nicht ausrei- Vorhaben sowie für deren Evaluierung darstellen. chender Transparenz von Informationen fehlerhaft ist, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Angesichts der ZUSAMMENGEFASST GEBEN DIE AUTOREN AUF Tatsache, dass das Prinzip der „Freien, Vorherigen und GRUNDLAGE DER ERGEBNISSE DIESES DISKUSSI- Informierten Zustimmung“ bei fast allen Projektverant- ONSPAPIERS FOLGENDE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE wortlichen Zustimmung findet bzw. sogar so beworben DEUTSCHE REDDPLUS-FINANZIERUNG: wird, wären die Projektverantwortlichen gut beraten, ²² Das BMZ sollte weiterhin hauptsächlich die Partizipation auch in ihren öffentlichen Vorhabens- #11 große (über 10 Mio. Euro) REDDplus-Vorhaben beschreibungen kenntlich zu machen, um keinen fal- mit dem Schwerpunkt nationale Ansätze und schen Eindruck entstehen zu lassen. Mehrebenen-Ansätze (nationale Ansätze inkl. subna- Dass scheinbar fast alle Vorhaben von einer Nicht- tionaler Demonstrationsprojekte) fördern. Anwendung von REDDplus-spezifischem Risikomanage- ²² Auch wenn der IKI im Auftrag des BMU vergleichs- ment gekennzeichnet sind, ist aus Sicht der Autoren weise weniger REDDplus-Mittel zur Verfügung stehen folgendermaßen zu bewerten: Zumindest bei BMZ- als dem BMZ, sollte die IKI größere (und dementspre- geförderten Vorhaben der KfW Entwicklungsbank und chend auch längere) REDDplus-Vorhaben finanzieren. der GIZ sollte eigentlich davon ausgegangen werden Deutlicher als bisher sollte dabei der Schwerpunkt können, dass im Rahmen der Projekt- und Programm- auf nationalen und Mehrebenen-Ansätzen (nationale planung Risiken für die durchzuführenden Maßnahmen Ansätze inkl. subnationaler Demonstrationsprojekte) identifiziert und bewertet wurden. Auch im Rahmen liegen. Auch wenn dadurch ggf. die breite Sichtbar- der IKI-Antragsstellung werden Risiken abgefragt. In keit (kurzfristig) sinkt, sind die Autoren der Meinung, welchem Umfang und wie systematisch dies jeweils ge- dass sich größere Vorhaben als langfristig wesentlich schieht, ist jedoch ohne tiefergehende Analyse nicht zu effektiver erweisen werden. sagen. Dass Einschätzungen zu den Risiken der geför- derten Vorhaben allerdings offensichtlich nicht veröf- ²² Auch regionale Ansätze zur regionalen Koordinie- fentlicht werden, weist in jedem Falle auf einen Mangel rung oder gar länderübergreifenden Umsetzung von an diesbezüglicher Transparenz hin. REDDplus-Maßnahmen sollten verstärkt gefördert werden, gerade in Regionen, in dienen Entwicklungs- Im Rahmen der angewandten Methodik halten die länder bereits eigene nationale REDDplus-Bemühun- Autoren den Großteil der Ergebnisse für aussagekräf- gen unternehmen. tig. In den folgenden vier Fällen sind die Ergebnisse allerdings mangels öffentlich verfügbarer Daten nur ²² Die langfristige Effektivität der von Deutschland teilweise aussagekräftig: regionale Kooperation und geförderten REDDplus-Maßnahmen könnte durch regionale Umsetzung, subnationale Demonstrations- die systematische Berücksichtigung diverser Kriteri- projekte – programmatischer Ansatz oder Mindest- en bei der Planung bzw. Begutachtung von Anträgen größe –, Partizipation und Risikomanagement. verbessert werden. Dafür müssten Kriterien in Form eines Prüfkatalogs o.ä. in die Betriebsabläufe der Die Aussagefähigkeit der durchgeführten Analyse Projektentwicklung bzw. Begutachtung von Anträgen würde sich mit zunehmendem Informationsgehalt integriert werden. Mit Blick auf die Analyse sehen die und einer besseren Strukturierung der Informatio- Autoren Handlungsbedarf v.a. im Bereich der „Inte- nen seitens der Auftraggeber und Projektdurchführer gration von Risikomanagement“, der „Partizipation“ zweifelsohne steigern. Damit möchten die Autoren und der „Integration von Biodiversitätsschutz in na- den Bedarf an transparenteren und besser geordne- tionale REDDplus-Ansätze“. ten, öffentlich verfügbaren Daten für eine interessier- te, kritisch-konstruktiv orientierte Zivilgesellschaft ²² Sollte die Finanzierung nicht für die Förderung unterstreichen. Eine strukturierte Übersicht über die nationaler Ansätze oder eines Mehrebenenansatzes von Deutschland geförderten REDDplus-Vorhaben so- ausreichen, sollten subnationale Demonstrationspro- wie andere Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen jekte in jedem Fall hätte aus Sicht der Autoren auch wertvolle positive Ef- fekte auf die interministerielle Zusammenarbeit und 99 in einem Land stattfinden, in dem auch Abstimmung. Auch würde dadurch, international wie auf nationaler Ebene REDDplus-Bemühun- national, die Transparenz, aber auch die Sichtbarkeit gen unternommen werden. Andernfalls stellt der deutschen Unterstützung zur Schnellstartfinan- das subnationale Demonstrationsprojekt zierung und allgemein zur Klimafinanzierung (nicht keinen Schritt in Richtung eines nationalen nur im REDDplus-Bereich) verbessert werden. REDDplus-Ansatzes dar. Der hiermit vorgeschlagene „Rahmen für langfristig 99 eine administrative Verknüpfung auf- effektiven Wald-Klimaschutz“ und die darin enthalte- weisen, d.h. auf Ebene eines Bundesstaates nen Kriterien können einen guten Ausgangspunkt für oder zumindest eines Landkreises auf für
Entwaldung und Degradierung relevante Pla- nungs- und Umsetzungsprozesse Einfluss neh- men und im besten Fall das Monitoring und die Berichterstattung auf der gesamten administ- rativen Ebene durchführen. 99 eine Mindestgröße von 100.000 ha Waldflä- #12 che aufweisen oder einen programmatischen Ansatz verfolgen. ²² Informationen zu den geförderten REDDplus-Vor- haben sollten in größerem Umfang und einheitlicher strukturiert der interessierten Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden (gemeinsames Standardformat mit spezifischen Erweiterungsmöglichkeiten durch die je- weiligen Institutionen). 1. EINLEITUNG
1. EINLEITUNG BIODIVERSITÄT (Box 1): Biodiversität bedeutet – im Einklang mit der Definiti- on des Übereinkommens über die biologische Vielfalt 1.1 REDDplus: Internationaler Mechanismus zur (Convention on Biological Diversity, CBD) – „die Vari- Reduktion von Emissionen aus Entwaldung in abilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, Entwicklungsländern darunter Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, E ntwaldung und Degradierung von Waldflächen zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt in Tropenwaldländern tragen zu gut 20% zu der innerhalb der Arten und zwischen den Arten #13 durch den Menschen verursachten Anreicherung und die Vielfalt der Ökosysteme”. Biodiversität von Treibhausgasen in der Atmosphäre bei.6 Etwa 1,0 stellt demnach die Vielfalt aller Systeme, wel- bis 2,2 Gigatonnen (Gt) Kohlenstoff werden dadurch che Organismen betreffen oder an denen Organismen jährlich emittiert. Das ist mehr als der gesamte Ver- beteiligt sind, dar. Diese biologischen und ökologi- kehrssektor international an Emissionen verursacht. schen Systeme kennzeichnen sich durch einen mehr Damit stellt eine globale, verbindliche Regelung zum oder weniger hohen Grad an Verwobenheit, Integra- Waldschutz einen unverzichtbaren Beitrag zum Klima- tion, Selbstorganisation9 und Selbsterhaltungsfähig- schutz dar, wenn die globale Erwärmung so weit wie keit10. Der verschachtelte Charakter der biologischen möglich unterhalb der allgemein angenommenen kri- und ökologischen Systeme und die Tatsache, dass ihre tischen Grenze von 2°C angehalten werden soll. Zudem wesentlichen Eigenschaften erst durch die Interaktion spielen Wälder aufgrund ihrer vielfältigen Interaktion ihrer Teile entstehen, bedeutet, dass Biodiversitätser- mit der Atmosphäre auch jenseits der Kohlenstoffspei- haltung niemals als die schlichte Bewahrung einzelner cherung bzw. -aufnahme eine bedeutende Rolle für Systemteile funktionieren kann. Einem entsprechenden verschiedene hydroklimatische Prozesse. Beispiels- reduktionistischen Konzept von Biodiversität ist gerade weise sind im Zuge der globalen Klimaveränderungen auch im Kontext der Emissionsvermeidung entschieden der ‚kühlende’ Effekt von Wäldern zur Pufferung von entgegenzutreten. Temperaturextremen oder das Recycling von Nieder- schlägen von großer Bedeutung7. Nicht zuletzt sind Im Kioto-Protokoll (KP) der Klimarahmenkonvention Wälder die komplexesten terrestrischen Ökosysteme der Vereinten Nationen (UNFCCC) wurden die Emis- und beherbergen den größten Anteil der Artenvielfalt sionen aus forstwirtschaftlichen Aktivitäten zum gro- und genetischen Ressourcen dieser Erde. Biodiversität, ßen Teil noch nicht berücksichtigt. Das Protokoll bein- Funktionstüchtigkeit und ökologische Serviceleistun- haltete auch noch kein Anreizmodell, um Entwaldung gen der Waldökosysteme stehen rückkoppelnd mitei- und Walddegradierung entgegenzuwirken. Der ur- nander in Verbindung. Wälder sind also weitaus mehr sprünglich unter dem Clean Development Mechanism als nur Kohlenstoffreservoire oder -senken und auch (CDM) des KP verhandelte Ansatz zu „vermiedener nicht schlicht nur „charismatischer Kohlenstoff“8. Die Entwaldung“ (avoided deforestation) wurde aufgrund Erhaltung biologischer Vielfalt ist nicht als schönes Ne- verschiedener Bedenken (u.a. Messbarkeit, Verlage- benergebnis von Wald-Klimaschutzprojekten aufzufas- rungseffekte) gestrichen; lediglich der Aufforstungs-/ sen, welches Emissionsvermeidung leichter kommuni- Wiederaufforstungsansatz wurde unter dem CDM ver- zierbar macht, sondern vor allem als ein Mechanismus einbart. zur Sicherung funktionaler und gegenüber Umwelt- Erst auf der elften Vertragsstaatenkonferenz (COP, Con- veränderungen widerstandsfähigerer Ökosysteme und ference of the Parties) in Montreal im Jahr 2005 wur- Landschaften zu sehen. de der Vorschlag von Papa Neuguinea und Costa Rica (Mitgliedsstaaten der Coalition of Rainforest Nations) aufgegriffen, für Entwicklungsländer einen Anreiz- mechanismus zur Reduktion ihrer nationalen Entwal- dungsraten zu schaffen. Zunächst noch auf die Emis- sionen durch Entwaldung – RED, Reducing Emissions 6/ Vgl.: Raymond E. Gullison et al., 2007. Anmerkung: Aufgrund from Deforestation – beschränkt, wurde die Diskussion uneinheitlicher Berechnungsmethoden finden sich unterschiedliche schnell um den Aspekt der Schädigung der natürlichen Angaben bezüglich der CO2-Emissionen aus Entwaldung und Forst- Funktionen des Waldes – REDD, Reducing Emissions wirtschaft. Der 4. Sachstandbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) aus dem Jahre 2007 gibt den Anteil mit 17,4% from Deforestation and Degradation – sowie die Aspek- an, während die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen te Waldschutz, nachhaltige Forstwirtschaft und Stei- (FAO) in ihrem Waldbericht aus dem Jahre 2005 von 25% spricht. gerung der Kohlenstoffspeicherfunktion – REDDplus 7/ Vgl. u.a. Marengo et al., 2011. Luvall & Holbo, 1989. Teuling, et al., – erweitert. Die COP beauftragte das Nebenorgan für 2010. wissenschaftliche und technische Fragen (SBSTA), ei- 8/ Vgl.: Held et al. 2010, Seite 13. „Waldprojekte, die ökologische nen Vorschlag zur Einbeziehung von REDD in das Post- und soziale Zusatznutzen leisten, werden gerne als „charismatischer Kohlenstoff“ bezeichnet und erfreuen sich beim Ausgleich von Treib- 9/ Vgl. z.B. Allen 2008. hausgasen auf dem freiwilligen Markt zunehmender Beliebtheit.“ 10/ Kay 2000.
1. EINLEITUNG 2012-Abkommen bis zur COP13 in Bali zu machen. Der und Berichterstattung zu den Schutzklauseln weiter zu Bali-Aktionsplan (BAP) von 2007 legte schließlich den spezifizieren. Weiterhin sollen Finanzierungsoptionen Grundstein für einen REDDplus-Mechanismus im Rah- zur Zahlung für nachgewiesene Emissionsminderun- men eines Post-2012-Klimaabkommens, der bereits gen (Phase 3, results-based) erkundet und bis 2012 die 2009 auf der Vertragsstaatenkonferenz in Kopenhagen Ursachen der Entwaldung und deren Emissionen iden- (COP15) beschlossen werden sollte. tifiziert werden. Paragraph 1b(iii) BAP: “Policy approaches Auf Basis dieser Entscheidung für einen REDDplus- and positive incentives on issues relating to redu- Mechanismus ist es nun wichtig, die vereinbarten Min- #14 cing emissions from deforestation and forest de- deststandards zur Durchführung von REDDplus-Aktivi- gradation in developing countries; and the role of täten umzusetzen und in nationale REDDplus-Ansätze conservation, sustainable management of forests einzubinden. Die sogenannten REDD-Länder sollten and enhancement of forest carbon stocks in deve- solide Referenzgrößen wählen und bei der Erhebung loping countries”. der notwendigen Daten international unterstützt wer- den. Jedoch konnte in Kopenhagen die erhoffte Vereinba- rung für einen REDDplus-Mechanismus noch nicht durchgesetzt werden. Erst ein Jahr später, auf der COP in Cancún/Mexiko im Dezember 2010, wurde ein Maß- 1.2 Übersicht der deutschen Klimafinanzierung nahmenpaket zum Regenwaldschutz in Entwicklungs- für REDDplus-Maßnahmen ländern beschlossen. Die Vereinbarung beschreibt auf zwei Seiten das internationale Ziel des REDDplus-Me- Eines der zentralen Ergebnisse des UN-Klimagipfels chanismus sowie die Anreize und Verpflichtungen für in Kopenhagen 2009 war die Zusage der Industrie- Entwicklungs- und Industrieländer11. länder, den armen und besonders von den Klimaver- änderungen betroffenen Ländern sofortige finanzielle Es wurde das REDDplus-Ziel formuliert, die Entwal- Unterstützung zukommen zu lassen. Im Copenhagen dungsrate und den Verlust der Kohlenstoffvorräte in Accord wurde vereinbart, den Entwicklungsländern Wäldern zunächst zu verlangsamen, dann zu stoppen zwischen 2010 und 2012 insgesamt 30 Mrd. US Dol- und sogar umzukehren. Dieser Ansatz ist wichtig, da lar zur Emissionsminderung und Anpassung an den dadurch die Reduktion der Emissionen aus dem Wald- Klimawandel zur Verfügung zu stellen. Der Anteil der bereich mit der Degradation der natürlichen Waldöko- Europäischen Union beträgt 2,4 Mrd. Euro jährlich, der systeme verknüpft wird. Entgegen der verbreiteten An- deutsche Beitrag beläuft sich auf insgesamt 1,26 Mrd. nahme, dass ungenutzte naturnahe Waldökosysteme Euro. Jährlich sind das durchschnittlich 420 Millionen nur kurzfristig Kohlenstoff binden, zeigen jüngere Stu- Euro, die Deutschland zusätzlich zu den Mitteln der dien, dass auch ungenutzte Wälder (theoretisch) noch konventionellen Entwicklungszusammenarbeit über Jahrhunderte hinweg Kohlenstoff anreichern kön- (wie etwa: Armutsbekämpfung, Gesundheit, u.a.) zu- nen.12 Eingriffe in diese Ökosysteme sowie Klimawan- gesagt hat. Für den Waldschutz (REDDplus) sieht die delwirkungen können aber dazu führen, dass ein gro- Bundesregierung mindestens 350 Millionen Euro ßer Teil des gebundenen Kohlenstoffs – einschließlich von ihrer gesamten Zusage zur Schnellstart-Finanzie- des Kohlenstoffs im Boden – wieder in die Atmosphäre rung vor. Aus einer Darstellung der Bundesregierung, entlassen wird. Im Ziel des COP-Entscheidungstexts die im Rahmen der Klimaschutzkonferenz in Cancún konnte kein zeitlicher Rahmen verankert werden, bis veröffentlicht wurde, geht hervor, dass 53,2 Millionen wann die Vereinbarungen umgesetzt sein sollen. Die Euro im Haushaltsjahr 2010 zur Erfüllung der Schnell- Entwicklungsländer hatten gefordert, dies mit konkre- start-Finanzierungszusage für die Unterstützung ten Zusagen zur finanziellen und technischen Unter- von REDDplus-Aktivitäten aufgewendet wurden stützung zu verbinden. (vgl. Abb.17 im Anhang). Unter dem Strich dienen die Weiterhin hebt der Entscheidungstext von Cancún die 53 Millionen Euro allerdings auch der Erfüllung ande- Bedeutung nationaler Ansätze und die Definition von rer Zusagen und wurden somit nicht zusätzlich für die nationalen Bezugsgrößen (reference levels) zur Mess- Bewältigung der neuen Herausforderungen durch den barkeit von Emissionsminderungen hervor. Klimawandel zur Verfügung gestellt. Um einen Beitrag zum Abbremsen oder Anhalten des Verlusts biologi- Auch Mindeststandards (sogenannte safeguards) für scher Vielfalt zu leisten, sagte Deutschland 2008 (CBD die Biodiversität und die Berücksichtigung der Rechte COP9) zu, bis 2012 500 Millionen Euro für den inter- indigener Völker und waldabhängiger Kommunen bei nationalen Wald- und Biodiversitätsschutz bereitzu- der Umsetzung von REDDplus-Aktivitäten werden im stellen. Dieses Versprechen wird nun zum Teil auf die Maßnahmenpaket festgehalten. In Mexiko wurde ein Zusage zur Unterstützung von REDDplus angerechnet. Arbeitsplan beschlossen, um bis zur COP17 in Durban/ Auch der Beteiligungsvertrag Deutschlands zur Unter- Südafrika Ende 2011 die Modalitäten zur Umsetzung stützung der FCPF wird nunmehr zur Erfüllung der Kli- 11/ Entscheidung 1/CP.16, FCCC/CP/2010/7/Add.1 mazusagen herangezogen. 12/ Vgl.: Luyssaert et al. 2008, Knohl et al. 2009
1. EINLEITUNG Deutschland unterstützt allerdings auch REDD-rele- Am Beispiel der deutschen Klimafinanzierung13 für vante Aktivitäten, die über die Zusage bei der Klima- REDDplus stellt dieses Diskussionspapier eine zentra- rahmenkonvention hinausgehen. Von besonderer Be- le Frage: deutung sind dabei Programme wie die IKI, im Auftrag 1. Finanziert und unterstützt die deutsche Kli- des BMU die seit 2008 auch einige Projekte im REDD- mafinanzierung die „richtigen“ REDDplus-Maß- Bereich unterstützt, sowie die Beiträge für die FCPF. nahmen? Insgesamt hat Deutschland seit 2008 bereits 230 Milli- onen Euro für REDD-relevante Aktivitäten ausgegeben „Richtig“ ist hier v.a. im Sinne einer langfris- bzw. zugesagt. tigen Effektivität zu verstehen. Die Autoren stellen diese Frage auch vor dem Hintergrund #15 einer – global gesehen – eher erfolglosen Bi- 1.3 Fragestellungen und Ziele des lanz der Bemühungen, Entwaldungstrends in Entwicklungsländern umzukehren. Dabei geht es nicht Diskussionspapiers darum, projektbasierte Demonstrationsaktivitäten zu Dieses Diskussionspapier entsteht vor dem Hinter- diskreditieren, welche ihre Legitimation z.B. im Bali- grund einer ständig wachsenden Anzahl an REDDplus- Aktionsplan (BAP) oder in der in Cancún getroffenen Programmen und -Projekten, welche von der bi- und Entscheidung14 der COP finden. Allerdings können multilateralen (Entwicklungs-)Zusammenarbeit sowie letztlich, wenn überhaupt, nur auf nationalstaatlicher von Nichtregierungsorganisationen (NRO) und priva- oder gar regionaler Ebene organisierte REDDplus- ten Investoren finanziert werden. Deutschland leistet Maßnahmen Verlagerungseffekten vorbeugen und so- durch die staatlichen Durchführungsorganisationen mit dazu beitragen, langfristig globale Emissionen aus (KfW Entwicklungsbank und GIZ) in einer Vielzahl dem Waldsektor zu reduzieren. REDDplus-relevanter Programme und Projekte finan- Unter langfristig effektiv verstehen die Autoren dar- zielle und technische Unterstützung. Die Durchführung über hinaus auch die aktive Integration des Biodiver- erfolgt im Rahmen der regulären bilateralen Entwick- sitätsschutzes und von REDDplus-spezifischem Risi- lungszusammenarbeit (BMZ) und der multilateralen komanagement in die entsprechenden Maßnahmen. Zusammenarbeit (FCPF) sowie durch die Finanzierung In diesem Kontext stellt das Diskussionspapier daher REDDplus-relevanter Projekte im Rahmen der IKI. zwei weitere Fragen: REDDplus-Maßnahmen werden von einer Vielzahl von 2. Inwieweit werden Chancen zum Schutz der Biodi- Akteuren zur Erreichung weiterer – oftmals synerge- versität im Rahmen von REDDplus-Maßnahmen, die tischer – Ziele herangezogen. Einige davon, wie der durch die deutsche Klimafinanzierung unterstützt Schutz der Biodiversität, sind explizit durch die COP werden, wirklich wahrgenommen? der Klimarahmenkonvention erwünscht, während an- dere, wie die Förderung des ländlichen Raumes und/ Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität aktiv in oder der Beitrag zur Armutsminderung, eher entwick- REDDplus-Strategien, -Programme und -Projekte zu lungspolitischen Zielen entsprechen. REDDplus soll integrieren, ist eine viel zitierte Forderung der inter- auch solche indirekten und allgemeinen Aspekte der nationalen Naturschutz-Gemeinschaft. In Cancún wur- internationalen Entwicklungszusammenarbeit unter- de diese Forderung 2010 auch offiziell durch die Ent- stützen bzw. ihnen nicht entgegenwirken. Neben den scheidung der COP zu den sogenannten „safeguards“ verschiedenen thematischen Interessenslagen und anerkannt.15 In Anlehnung an den politischen und Schwerpunktsetzungen ist eine weitgehende Diffe- wissenschaftlichen Diskurs zu REDDplus und den Risi- renzierung der Vorhaben auch vor dem Hintergrund ken und Chancen für den Schutz der Biodiversität ana- der institutionellen Einbindung und ihrer Größenord- lysieren die Autoren an dieser Stelle, in welcher Form nung zu beobachten (kleine REDDplus-Projekte bis hin und in welchem Umfang von Deutschland finanzierte zu REDDplus-Programmen, die auf Landkreis-, Bun- REDDplus-Maßnahmen einen Beitrag zum Schutz der desstaat- oder nationaler Ebene stattfinden oder gar Biodiversität leisten. Mehrebenen-Ansätze verfolgen). Die dritte Frage beschäftigt sich mit dem Aspekt des Angesichts der Themen- und Größenvielfalt der fi- spezifischen Risikomanagements von REDDplus-Maß- nanzierten REDDplus-Maßnahmen und der Vielzahl nahmen: der an der Umsetzung beteiligten Institutionen, wel- 3. Inwieweit bemühen sich die Vorhaben um ein che einen unterschiedlichen Grad von Erfahrung mit REDDplus-spezifisches Risikomanagement, damit Wald(natur)schutz- und/oder Entwicklungsvorhaben mitbringen, sowie angesichts der limitierten Ressour- cen für REDDplus-Maßnahmen und die dringliche 13/ Nicht zu verwechseln mit Schnellstartfinanzierung. Gemeint sind alle Maßnahmen, die Entwicklungsländer dabei unterstützen, sich Notwendigkeit, eine tatsächliche Emissionsreduktion an die Folgen des Klimawandels anzupassen und einen Beitrag zum zu erreichen, stellt sich die Frage, welche REDDplus- Klimaschutz zu leisten. Maßnahmen effektiver sind als andere. 14/ Decision 1/CP.16, UNFCCC 2011 15/ Decision 1/CP.16, Appendix I, §2e
zumindest mittelfristig dynamisch auftretende bzw. sich verändernde, den Erfolg des Vorhaben gefähr- dende Risiken im Rahmen des Managements (ggf. sogar in der Festlegung des Projektgebiets) integriert werden können? Die Anwendung von REDDplus-spezifischen Risiko- management-Maßnahmen betrachten die Autoren als äußerst signifikanten Beitrag für den lang- fristigen Erhalt der zu schützenden Waldöko- #16 systeme und damit auch für die Permanenz von Emissionsreduktionen. Nur, wenn durch die REDDplus-Aktivitäten der Atmosphäre langfristig Kohlenstoffdioxid „vorenthalten“ werden kann, wird REDDplus einen bleibenden Klimaschutzeffekt entfal- ten. REDDplus-spezifisches Risikomanagement zielt in diesem Sinne weniger auf die finanzielle und instituti- onelle „Nachhaltigkeit“ der Vorhaben ab, sondern be- schäftigt sich vielmehr damit, wie sich im Rahmen von REDDplus-Projekten/-Programmen mit der Anpassung an systemrelevante kritische Risiken (critical risks) für die zu schützenden Waldökosysteme auseinanderge- setzt wird bzw. wurde. Dabei geht es um kritische Ri- siken wie die Vulnerabilität der ausgewählten Wald- ökosysteme gegenüber Klimaveränderungen sowie um die durch den direkten anthropogenen Nutzungsdruck entstehenden Risiken. Beim dem Versuch Antworten auf diese drei Fragen zu finden, soll ein kritisch-konstruktiver Beitrag zur Dis- kussion über die Effektivität der deutschen REDDplus- Klimafinanzierung geleistet werden. Alle an der Ver- gabe und Durchführung von REDDplus-Maßnahmen beteiligten Institutionen sollen dazu ermuntert werden, verschiedene Kriterien systematisch bei der Entwick- lung und Finanzierung von REDDplus-Maßnahmen zu berücksichtigen. 2. KONZEPTE UND METHODEN
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