EINSCHÄTZUNGEN ZUM PANDEMIEVERLAUF - AUSGABE MAI 2021 01 Möglichkeiten und Grenzen vorgestellt anhand von Mobilitätsdaten, Inzidenzdaten ...
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THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 01 EINSCHÄTZUNGEN ZUM PANDEMIEVERLAUF Möglichkeiten und Grenzen vorgestellt anhand von Mobilitätsdaten, Inzidenzdaten, Wirtschaftsdaten und innerstädtischer Analysen
2 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Corona Datenplattform im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, BMWi in Kooperation mit IHPH – Institut für Hygiene und Public Health der Universität Bonn Projekt: 7387 Bonn, Mai 2021 Version 1.0 Text: Robert Follmer, Michel Herter, Christoph Höser, Thomas Kistemann, Beatrice Nolte, Barbara Wawrzyniak Layout und Grafik: Mischa Frank Folgende Zitierweisen werden empfohlen: Langform: Corona Datenplattform (2021): Themenreport 01, Einschätzungen zum Pandemieverlauf – Möglichkeiten und Grenzen vorgestellt anhand von Mobilitätsdaten, Inzidenzdaten, Wirt- schaftsdaten und innerstädtischer Analysen, Ausgabe Mai 2021, Bonn
3 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 18 Monate Pandemie – eine Einschätzung zur Datenlage und den Analysemöglichkeiten Kritisch zurückgeschaut, war für viele Expertinnen und Experten zum Jahresende 2019 oder spätestens im Januar 2020 erstmals erkennbar, was aktuell auf die Welt zukommt. Damit ist die Pandemie Mitte 2021 in ihrem 18. Monat angekommen. Obwohl in einigen Schubladen diese oder ähnliche Szenarien ausgeführt bereit lagen, ist es der Weltgemein schaft nicht gelungen, diese Pläne rechtzeitig zu aktivieren und das Geschehen einzudämmen. Inzwischen bemühen sich Wissenschaftler innen und Wissenschaftler rund um den Globus in ihren Disziplinen – und mehr denn je – in einer darüber hinaus reichenden Zusammen arbeit um Erkenntnisse und Empfehlungen. Die von der deutschen Bun desregierung initiierte Corona-Datenplattform ist ein Mosaiksteinchen in diesem Prozess. Die mit ihr verbundenen Arbeiten haben im Septem ber 2020 begonnen. Der vorliegende Report stellt aktuelle Zahlen vor. Vor diesem Hintergrund zieht er vorsichtig – und ganz sicher ohne An spruch auf Vollständigkeit – eine Quersumme zu einigen Aspekten des Geschehens. Zudem liefert er Anregungen zu weiteren Analysen – etwa einer Betrachtung innerhalb unserer Städte und Gemeinden. Solange wir die ökologischen, immunologischen und verhaltens- biologischen Faktoren, die das Auftauchen und die Verbreitung neuartiger Pathogene beeinflussen, nicht mitberücksichtigen, wird unser Wissen um solche Erreger und ihre Verbindungen zu Krank- heiten zwangsläufig bruchstückhaft und unvollständig bleiben. MARK HONIGSBAUM 2021 Das Jahrhundert der Pandemien. Eine Geschichte der Ansteckung von der Spanischen Grippe bis Covid-19. Englischsprachige Originalausgabe 2019/20.
5 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Inhalt 06 NEUE KONJUNKTUR FÜR MOBILITÄTSDATEN Vergleich der verschiedenen Datenquellen – Mobilfunk, Aufenthaltsorte und individuelles Tracking 13 SARS-COV2 INFEKTIONSGESCHEHEN, INDIKATOREN UND MASSNAHMENANALYSE Betrachtung der saisonalen Verläufe und Vergleich mit dem Verlauf von Grippewellen sowie einer „Saisonnormalen“ – Hinweise auf Maßnahmewirkungen – Einführung eines Trendwerts für den Inzidenzverlauf – Hinweise auf unterschiedliche Inzidenzverläufe abhängig von der sozio-ökonomischen Situation in einzelnen Teilgebieten – stadtspezifi- sches Analysebeispiel Köln – Indikatoren zur Wirtschaftsentwicklung 32 AUSBLICK Weitere potenzielle Analysethemen 32 WAS KÖNNTE BESSER LAUFEN? 15 erfahrungsgeleitete Anregungen zum Umgang mit Daten und Wissen in der Corona-Pandemie 33 DIE CORONA-DATENPLATTFORM Eckwerte
6 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 NEUE KONJUNKTUR FÜR Telekom-Kundschaft fehlen. Dies kann vernachläs- sigt werden, wenn hier keine Strukturunterschiede MOBILITÄTSDATEN bestehen. Doch natürlich unterscheiden sich die Kun- Alle ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen dienen dengruppen und erst gemeinsam würde sich ein re- letztendlich der Kontaktreduzierung. Darüber hinaus präsentatives Abbild der deutschen Mobilfunk-Nut- haben sie immer den Nebeneffekt, der Bevölkerung zerinnen und -nutzer ergeben. Nach einer aktuellen bewusst zu machen, dass die Situation ernst und infas360-Befragung mit einem Stichprobenumfang individuell angepasstes Verhalten angeraten ist, von 9.300 Interviews sind Telefónica-Kundinnen und damit die Lage nicht schwieriger wird oder mit zahl- -Kunden im Schnitt jünger und einkommensschwä- reichen Folgen gar außer Kontrolle gerät. Dies ist ein cher als die der Telekom oder von Vodafone. Ebenso jahrhundertealtes, wirkungsvolles Reaktionsmuster, fallen die Marktanteile in einigen ostdeutschen wenn anderweitige Abhilfe nicht in Sicht ist. Regionen geringer aus. Diese Selektivitäten können Einfluss auf das dargestellte Mobilitätsniveau haben. Verschiedene Datenquellen und ihre Verfahren Trotzdem kann eine dieser drei Quellen hilfreich Die Erfolgsmessung gestaltet sich dabei anspruchs- sein, wenn die damit verbundenen Einschränkungen voll. Werden, wie gegenwärtig flächendeckend ganze berücksichtigt und offen gelegt werden.2 Maßnahmenbündel veranlasst, ist der Effekt einzel- Die beiden dazugehörigen Abbildungen zeigen die ner Anordnungen oder Ratschläge statistisch kaum Ergebnisse auf der Ebene der Bundesländer. Möglich sicher dingfest zu machen. Damit wird die Mobilitäts- sind auch deutlich kleinräumigere Auswertungen messung zu einem möglichen Ausweg. Wenn festge- bis hinunter auf eine 500x500-Meter-Gitterzelle. stellt wird, dass sich das Aktivitätsniveau reduziert, Doch bereits auf der Ebene des sehr großen Bundes- kann unterstellt werden, dass sich dies bremsend auf landaggregats ergeben sich Auffälligkeiten, die nicht Kontakte auswirkt. Dies ist naheliegend, jedoch nicht immer plausibel erscheinen und möglicherweise auf abgesichert. Wie aktuell verschiedentlich diskutiert, den dahinter liegenden geringeren Datenumfang, könnte sogar der gegenteilige Effekt eintreten. Kon- einen Netzausbau oder andere „Störfaktoren“ bzw. takte erhöhen sich an den Orten, auf die wir durch die mögliche Selektivitäten zurückgehen. Besonders Mobilitätseinschränkungen zurückgeworfen werden. augenfällig ist dies bei den Beispielen Mecklenburg- Trotzdem können Mobilitätsdaten wertvolle Hin Vorpommern und Brandenburg. Hier zeigen sich für weise liefern. Dazu haben aktuell verschiedene den Sommer 2020 wenig nachvollziehbare Steige- Zugänge Konjunktur: rungen gegenüber 2019 um 30 bis rund 60 Prozent. Derartige Einschränkungen sollten besser in der Mobilfunkdaten1. Sie zeigen Anzahlen und, je nach Interpretation und bei der Bereitstellung berück- Verwendung, auch Bewegungen von Handys an sichtigt werden. Trotzdem liefern die Ergebnisse einem bestimmten Ort, den sogenannten Funkzel- möglicherweise interessante Hinweise. So fallen in len, an. Damit liefern sie einen schnellen Zugang den norddeutschen Ländern mit den in der Tendenz zu Aggregatdaten, die sich als Hinweis auf ein Auf niedrigeren Covid-19-Inzidenzen die Mobilitätsrück- oder Ab des Mobilitätsniveaus interpretieren lassen. gänge oft geringer aus als etwa in Nordrhein-West- Zudem haben sie den Vorteil der flächendeckenden falen, Bayern oder Sachsen. Aber auch dies bedarf Verfügbarkeit bei gleichzeitig vergleichsweise hoher einer weiteren Absicherung und idealerweise einer Kleinräumigkeit. Allerdings kommt es auf die Details Ergänzung durch Telekom- und Vodafone-Daten. an. So basieren die aktuell oft genutzten Daten von Teralytics auf der Auswertung eines Providers, näm- 2 Hierum bemüht sich Destatis aktuell in einem Vergleich zwischen lich Telefónica. Aktuelle Daten der Vodafone- oder älteren Telefónica-und Telekom-Daten – mit dem Schluss, dass eine Zusammenführung die Repräsentativität deutlich erhöht. Damit wäre eine Bereitstellung aktueller Telekom-Daten wünschenswert. Siehe 1 https://www.destatis.de/DE/Service/EXDAT/Datensaetze/mobilitaetsin- dazu https://www.destatis.de/DE/Service/EXDAT/Datensaetze/mobil- dikatoren-mobilfunkdaten.html funkanbieter-strukturvergleich.html
7 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Mobilfunkdaten – Veränderung Mobilitätsniveau gegenüber 2019: Bundesländer in Nord- und Nordostdeutschland (Veränderung gegenüber Referenz 2019 in Prozent) % 16.3. Beginn Shutdown 02.11. Lockdown Light 16.12. verschärfter Lockdown 80 Berlin Brandenburg 60 Bremen 40 Hamburg Mecklenburg- 20 Vorpommern Niedersachsen 0 Sachsen-Anhalt Schleswig- -20 Holstein Deutschland -40 -60 01.01.20 01.02.20 01.03.20 01.04.20 01.05.20 01.06.20 01.07.20 01.08.20 01.09.20 01.10.20 01.11.20 01.12.20 01.01.21 01.02.21 01.03.21 01.04.21 01.05.21 Quelle: Berechnungen © Destatis 2021 nach Teralytics Mobilfunkdaten – Veränderung Mobilitätsniveau gegenüber 2019: Bundesländer in Südwest- und Südostdeutschland (Veränderung gegenüber Referenz 2019 in Prozent) % 16.3. Beginn Shutdown 02.11. Lockdown Light 16.12. verschärfter Lockdown 80 Baden-Württemberg Bayern 60 Hessen 40 NRW Rheinland-Pfalz 20 Saarland Sachsen 0 Thüringen -20 Deutschland -40 -60 01.01.20 01.02.20 01.03.20 01.04.20 01.05.20 01.06.20 01.07.20 01.08.20 01.09.20 01.10.20 01.11.20 01.12.20 01.01.21 01.02.21 01.03.21 01.04.21 01.05.21 Quelle: Berechnungen © Destatis 2021 nach Teralytics
8 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Mobilitätsdaten von Google Mobility3: Räumlich orten sowie für den öffentlichen Verkehr ergeben tiefer gegliedert, da im Ursprung GPS- und nicht haben. Aufenthaltspunkte im Wohnumfeld haben funkzellenbasiert, ist diese Datenquelle. Allerdings an Bedeutung gewonnen, ÖPNV und Arbeitsstand- stellt sie Google nur auf nationaler und in Deutsch- orte verloren. Zudem ist ablesbar, dass die Niveaure- land auf Bundeslandebene zur Verfügung. Unter duzierungen in der ersten Corona-Welle deutlicher Berücksichtigung des Datenschutzes und der zur ausfielen als im Herbst 2020 und besonders im Verfügung stehenden Mengen ginge dies tiefer, ist späten Frühjahr 2021. Darin lässt sich eine „Reakti- aber nicht öffentlich verfügbar. Trotzdem liefern sie onsmüdigkeit“ interpretieren, welche sich in ganz aufschlussreiche Hinweise. Dies ergibt die Verknüp- ähnlicher Form auch in der mehrmonatigen Reihe fung mit Aufenthaltsortskategorien, die Google in der Mobilfunkdaten zeigt. der Aufbereitung vornimmt, kombiniert mit einer Smartphone-basierte Trackingdaten in einem Baseline für die Situation „vor Corona“. Survey Beide Quellen arbeiten mit Bewegungsdaten, die Einen anderen Zugang liefern Mobilitätsdaten, aggregiert verfügbar sind. Die Mobilfunkdaten die bei infas auf Basis einer Smartphone-App und werden räumlich tiefer gegliedert publiziert; die einem Tracking entstehen, GPS-basiert Wege und Google-Mobility-Daten sind dafür angereichert genutzte Verkehrsmittel messen und so das Mobili- durch die Klassifikation der Aufenthaltskategorien. tätsniveau wie auch die Veränderungen in der Ver- Diese Verknüpfung lässt erkennen, dass sich deutli- kehrsmittelwahl zeigen. Im Ergebnis ergeben sich che Verschiebungen zwischen Arbeits- und Wohn- hier vergleichbare Verläufe wie in den Mobilfunk- und Google-Mobility-Daten. Auch die Tracking- 3 https://www.google.com/covid19/mobility/ Mobilitätsmessung Google mobility: Deutschland von Februar 2020 bis Anfang Mai 2021 2020 2021 20 10 Die Referenz (Nulllinie) ist der 0 Medianwert der fünf Wochen vom 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 2 4 6 8 10 12 14 16 3. Januar bis 6. Februar 2020. -10 Darstellung nach Kalenderwochen -20 -30 Haltestellen und Bahnhöfe -30 -3 täglicher Bedarf -29 Einzelhandel und Freizeit -40 -22 Arbeitsorte -50 8 Wohnquartiere -60 -70 -80 Quelle: Google LLC „Google COVID-19 Community Mobility Reports“.https://www.google.com/covid19/mobility/ Accessed: 06.05.2021.
9 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Unterwegszeit pro Tag und Person Angaben in Stunden pro Person und Tag 16.12. verschärfter Lockdown 04.05. deutliche Reduzierung Shutdown 02.11. Lockdown Light 11.04. Ostersamstag 16.03. Beginn Shutdown 2,5 Fahrrad zu Fuß 2,0 ÖV Auto 1,5 MiD-Baseline (Mobilität in Deutschland 1,0 infas, BMVI) 0,5 0,0 01.08.2020 01.09.2020 01.02.2020 01.03.2020 01.05.2020 01.01.2021 01.02.2021 01.03.2021 01.04.2021 01.01.2020 01.04.2020 01.06.2020 01.07.2020 01.10.2020 01.11.2020 01.12.2020 Datenbasis: rund 2.000 Personen bundesweit im Tracking von MOTIONTAG (Partner im MOBICOR-Projekt), nicht repräsentative Test-Stichprobe Tageskilometer pro Person Angaben in Mittelwerten (Kilometer pro Person) 04.05. deutliche 16.12. verschärfter Lockdown Reduzierung Shutdown 02.11. Lockdown Light 11.04. Ostersamstag 90 Fahrrad 16.03. Beginn Shutdown 80 zu Fuß 70 ÖV 60 Auto MiD-Baseline 50 (Mobilität in Deutschland infas, BMVI) 40 30 20 10 0 01.08.2020 01.09.2020 01.02.2020 01.03.2020 01.05.2020 01.01.2021 01.02.2021 01.03.2021 01.04.2021 01.01.2020 01.04.2020 01.06.2020 01.07.2020 01.10.2020 01.11.2020 01.12.2020 Datenbasis: rund 2.000 Personen bundesweit im Tracking von MOTIONTAG (Partner im MOBICOR-Projekt), nicht repräsentative Test-Stichprobe
10 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Verläufe legen nahe, dass eine mehrmonatige Google Mobility hätte in seinen Daten das Potenzial Mobilitätsreduzierung kaum umsetzbar ist und dazu, fasst es jedoch aus verschiedenen Gründen zu sich das Unterwegs-, Kontakt- und Erlebnisbedürf- den genannten hohen Aggregaten zusammen – und nis trotz allem mehr und mehr durchsetzt. Daran kommuniziert auch dazu bei einzelnen Kategorien ändern offenbar auch Ausgangssperren wenig, und Regionen Einschränkungen in der Reliabilität. obwohl diese vermutlich eine wichtige Signalwir- Weiterhin liegt in den Tracking-Daten das Potenzial, kung mit anderen, aktuell gewünschten Effekten nicht nur die Wege, sondern die dazwischen liegen- nach sich ziehen. Gleichzeitig belegen sie aber den Aufenthaltszeiten und Aufenthaltskategorien auch, dass sich vor allem zurückgelegte Entfernun- abbilden zu können. Dazu werden die Teilnehmerin- gen, weniger die Mobilitätszeiten verringern. Eine nen und Teilnehmer gebeten, die Wegezwecke in Grundmobilität – und damit eine Art „Kontaktso- einfachen Kategorien anzugeben. Unterstützen ckel“ – bleiben also erhalten. sie dies, können diese Kategorien für Routineziele Im Unterschied zu den ersten beiden Datenquel- übernommen werden und müssen nicht bei jedem len haben die Tracking-Daten den Vorteil, auf indi- Weg erneut eingegeben werden. Zusätzlich können, vidueller Ebene und nicht im Aggregat auswertbar ähnlich wie bei Google Mobility, umgebungsorien- zu sein. Sie basieren bisher auf rund 2.000 aktiven tiert Aufenthaltskategorien geschätzt und zugeordnet Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die freiwillig werden. Beide Verfahren befinden sich zurzeit in der dabei sind, also einen Teil ihrer Mobilitätsdaten Erprobung. Im nächsten Schritt könnten je nach Auf- gewissermaßen spenden. Gleichzeitig verbin- enthaltskategorie, Dauer und Tageszeit Kontakthäu- det sich damit der Nachteil, dass selbst bei einer figkeiten angenommen und hinterlegt werden. Damit großen Stichprobengröße nicht die räumliche würde dieses Mobilitätstracking direkter zu einer Tiefe der gröberen Mobilfunkdaten erreicht wird. Kontaktmessung führen. -70 % Soweit hat sich die Mobilität im ersten Lockdown reduziert. Im Zweiten war es deutlich weniger.
11 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Durchschnittliche Aufenthaltsdauern nach infas-Mobilitätstracking: Angaben in Minuten pro Aufenthalt (Mittelwerte pro Tag) Minuten 16.12. verschärfter Lockdown Weihnachten und Jahreswechsel 02.11. Lockdown Light 700 600 500 400 zu Hause 300 andere Aufenthalte 200 100 0 2020_22 2020_24 2020_26 2020_28 2020_30 2020_32 2020_34 2020_36 2020_38 2020_40 2020_42 2020_44 2020_46 2020_48 2020_50 2020_52 2020_01 2020_03 2020_05 2020_07 2020_09 2020_11 2020_13 2020_15 2020_17 Lesebeispiel: Dargestellt werden mittlere Dauern pro Aufenthaltsabschnitt. Ein ununterbrochener Aufenthalt zu Hause dauert im Schnitt zwischen 500 und 600 Minuten. Pro Tag kann es mehrere Zu-Hause-Aufenthalte geben. Daher ergibt sich in der Darstellung keine Tagessumme. Verfahren: gemessen werden die Aufenthalte zwischen den zurückgelegten Wegen Datenbasis:ca. 2.000 Personen im Tracking, nicht repräsentative Test-Stichprobe 2,94 Mio. Etappen bzw. erfasste Aufenthalte Aufenthalte nach infas-Mobilitätstracking: Anteile der Aufenthaltsdauern ohne „zu Hause“ und „Arbeit“ nach Kalenderwochen 16.12. verschärfter Lockdown Weihnachten und Jahreswechsel 02.11. Lockdown Light % 60 50 Dauer des Aufenthalts 40 bis 9 Minuten 10 - 19 Minuten 30 20 - 29 Minuten 20 30 - 39 Minuten 40 - 59 Minuten 10 60+ Minuten 0 2020_22 2020_24 2020_26 2020_28 2020_30 2020_32 2020_34 2020_36 2020_38 2020_40 2020_42 2020_44 2020_46 2020_48 2020_50 2020_52 2020_01 2020_03 2020_05 2020_07 2020_09 2020_11 2020_13 2020_15 2020_17 Verfahren: gemessen werden die Aufenthalte zwischen den zurückgelegten Wegen Datenbasis: ca. 2.000 Personen im Tracking, nicht repräsentative Test-Stichprobe 2,94 Mio. Etappen bzw. erfasste Aufenthalte
12 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 AUFENTHALTSDAUERN ABGELEITET AUS DEN Verhalten im Kontakt keine Aussagen treffen kann. GETRACKTEN WEGEPROTOKOLLEN Zudem stellt selbst die Kontaktmessung nur den Versuch dar, die Compliance gegenüber Corona- Die beiden Abbildungen zu den ermittelten Auf- Maßnahmen indirekt zu erheben. enthaltsdauern im Zeitverlauf seit Ende Mai 2020 zeigen ausgewählte Ergebnisse dieser Auswer- Einen Ausweg aus diesem Messdilemma könnte tung. Im Juni 2020 haben sich die zuvor länge- jedoch ein Erhebungsdesign auf Basis einer ausrei- ren Dauern pro „Zu-Hause-Abschnitt“ reduziert, chend großen repräsentativen Zufallsstichprobe während die mittlere Dauer einzelner Aktivitäten aufzeigen. In einer Kombination aus Befragung außer Haus angestiegen ist. Erst mit dem zweiten und technischer Tracking-Messung plus wenigen Lockdown und vor allem mit den deutlicheren „Tagebuchangaben“, etwa in Form eines Kontakt- Einschränkungen ab Mitte Dezember 2020 ändert protokolls, könnte ein zuverlässiges Bild entstehen. sich dies wieder. Und trotz des anhaltenden Lock- Zusammen mit abgefragten Einstellungs- und downs reduziert sich die Zu-Hause-Zeit spätestens Verhaltensmustern gegenüber den Eindämmungs- ab Ende Februar 2021 erneut. maßnahmen würde dies umfassende Einblicke und Ableitungen ermöglichen, insbesondere in einer Werden die Dauern für Aufenthalte außer Haus gewinnbringenden Differenzierung zwischen ver- (ohne Aufenthalte am Arbeitsplatz) nach ihrer schiedenen Altersgruppen oder sozioökonomischen Länge kategorisiert und ebenfalls im Zeitverlauf Gruppen. Dies wäre ein wertvolles Werkzeug in der seit Ende Mai 2020 betrachtet, steigen vor allem Bekämpfung der Pandemie, das bisher jedoch noch die Anteile der besonders langen Aufenthalte von nicht umgesetzt wurde. über 60 Minuten im zweiten Lockdown zunächst deutlich an, um sich dann ebenfalls ab Februar 2021 wieder zu reduzieren – also Platz für zuvor übliche Routinen zu machen. Dies ist ein mögli- ches Indiz dafür, dass sich in der ersten Phase des Lockdowns zwar das Mobilitätsniveau reduziert hat, sich aber dafür längere Aufenthaltszeiten bei den verbliebenden Anlässen ergeben – mit mögli- cherweise intensiveren, aber auf weniger Personen bezogenen Kontakten. In jedem Fall steigt offenbar die individuelle Kontaktlänge. Dies ist jedoch nur eine Vermutung. Ideal wäre hier eine Messung, die die Kontakte gleichfalls erfasst. Dies könnte beispielsweise eine Kombination aus dem GPS- basierten Mobilitätstracking mit einer Bluetooth- Messung der Kontaktdauern bzw. Nähe anderer Smartphones ähnlich dem Verfahren der Covid- App des Bundes sein. Da eine solche integrierte Messung jedoch nicht vorliegt, werden wir in noch ausstehenden weiteren Analysen unsere Erhebung nach Zwecken kategorisieren und experimentell mit Eckwerten zu zweckbezogenen Kontaktzahlen aus anderen Surveys verknüpfen. Trotzdem wäre auch diese Lösung nur ein Hilfsmit- tel bei der Kontaktmessung, da sie über das genaue
13 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 SARS-COV2 INFEKTIONSGESCHE- konstatieren, dass der Verlauf inzwischen vor allem durch Breite und Tiefe des Infektionsgeschehens HEN, INDIKATOREN UND MASS- geprägt wird, die ergriffenen Maßnahmen also nur NAHMENANALYSE eine mehr oder weniger mindernde Wirkung haben. Eine wesentliche Aufgabe der Corona-Datenplatt- Ausgehend von dieser Beschreibung stellen sich form besteht in der Erfassung der Eindämmungs- zwei Fragen, denen im Folgenden anhand einiger maßnahmen auf der Ebene der Landkreise und Zahlenreihen nachgegangen werden soll. Gibt es kreisfreien Städte im Zeitverlauf seit März 2020. Abweichungen von einem erwarteten „biologischen“ Hierzu wurde ein Codeschema entwickelt und Verlauf, für die möglicherweise die Maßnahmen- entlang der Bundes-, Landes- und Kreisverordnun- pakete verantwortlich sind? Und welche weiteren gen gefüllt. Die Daten liegen zum gegenwärtigen Kennzahlen können aus dem vorhandenen Material Zeitpunkt bis Mitte April vor. Komplexe multivari- abgeleitet und zusätzlich auf der Plattform bereitge- ate Analysen zu möglichen Maßnahmewirkungen stellt werden? Beides kann hier nicht erschöpfend wurden im ersten Zwischenbericht der Plattform behandelt werden, soll jedoch den Nutzerinnen vorgestellt.4 Sie zeigen zum einen, dass die Betrach- und Nutzern der Plattform Anregungen für eigene tung differenziert nach verschiedenen Phasen der Anwendungen geben. Corona-Pandemie erfolgen muss. Eine pauschale Betrachtung etwa der Gesamtentwicklung 2020 GIBT ES EINEN SAISONTYPISCHEN VERLAUF ist aufgrund vielfältiger Effekte nicht angemessen.5 WEITGEHEND UNABHÄNGIG VON DEN Zudem stehen unsere – wie auch inzwischen zahl- ERGRIFFENEN MASSNAHMEN? reicher werdende Analysen anderer – Teams vor der Zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen Herausforderung, dass fast alle Einzelmaßnahmen im Rahmen des Infektionsgeschehens SARS – CoV2 parallel und bei allen regionalen Unterschieden in Deutschland erscheint es hilfreich, wenn ande- oft mit nur geringer Varianz eingesetzt wurden. re, möglicherweise einflussreiche Faktoren ebenso Oft sind schwache Korrelationen feststellbar. Sie untersucht werden. Unter Umständen treten diese müssen jedoch keine direkte Kausalität bedeu- Einflüsse komplett hinter die Maßnahmen zurück; ten. Dies erschwert in der Analyse die eindeutige oder es ergeben sich deutliche Unterschiede in der Identifikation einzelner Maßnahmeeffekte und Stabilität der Einflussfaktoren im zeitlichen Verlauf, die Ableitung zweifelsfreier Empfehlungen. Hin- wenn zusätzlich Maßnahmen signifikant greifen zu kommt die Einschränkung, dass auf regionaler sollten. Wesentliche Einflussfaktoren, die die Ent- Ebene flächendeckend und einheitlich über die Zeit wicklung der Inzidenzzahlen spätestens im ersten nur wenige Kennwerte zur Verfügung stehen. So Halbjahr 2021 bestimmen, sind fehlen etwa Daten zur Hospitalisierung. Zudem sind – die Infektiosität, die durch in Deutschland neu die berichteten Inzidenzkennwerte abhängig von auftretende Mutationen variieren kann der Teststrategie und vermutlich unterschiedlichen – der Anteil der Genesenen Niveaus einer zu unterstellenden Dunkelziffer nicht – der Anteil der Geimpften erkannter Infektionen. Trotzdem zeigen sich Maß- – die Anzahl der Fälle, die auf einen typischen, saiso- nahmewirkungen und vereinfachend kann festge- nalen Verlauf für influenzaähnliche Erkrankungen halten werden, dass alle direkt oder indirekt erziel- zurückzuführen ist. ten Kontakteinschränkungen hilfreich sind bzw. einen gewissen Beitrag leisten. Ebenso ist jedoch zu An dieser Stelle soll der zuletzt genannte Punkt 4 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/I/Infas%20360%20 beispielhaft aufgegriffen und überprüft werden, ob Bericht%20Corona-Datenplattform%20BMWI%20Phase%201.html der bisher zu beobachtende Verlauf allein oder in 5 siehe zum Beispiel hier: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/202 0.02.13.20022806v2w.13.20022806v
14 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 hohem Maß durch eine saisontypische Entwick- Jahre 2011 bis 2016 (blaue Linie) von der 22. Kalen- lung zu erklären ist. Hierzu wird in erster Linie die derwoche 2011 bis zur 21. Kalenderwoche 2017. Die Veröffentlichung „GrippeWeb als wichtiges Instru- grau hinterlegten Bereiche geben den Zeitraum der ment in der Vorbereitung und Bewältigung einer jeweiligen Grippewelle in Deutschland nach Defini- zukünftigen Pandemie – Ein Review der Daten von tion der AGI an (wiederum zitiert aus Buchholz et al, 2011 – 2017“ von Buchholz et al.6 herangezogen. 2017, S. 243 dort Abb. 5). Sie stellt eine zu der aufgeworfenen Fragestellung Typisch ist demnach ein rascher Anstieg mit Beginn passende Untersuchung des Corona-unabhängigen der 32. Woche. Er tritt in den betrachteten Saison- Verlaufs bereit, bei Betrachtung eines sehr zeitnahen verläufen von Herbst 2011 bis Frühjahr 2017 in Abschnitts für Deutschland. Hierbei ist zu beachten, den einzelnen Jahren mit zeitlich geringer Varianz dass lediglich der Verlauf untersucht und weder die wiederholt ein. Nach dem Erreichen einer ersten absolute Anzahl der Fälle einer Grippe-Welle mit Schulter beschreibt die Saisonnormale eine Plateau- dem aktuellen Infektionsgeschehen von SARS–CoV2 phase ab Kalenderwoche 39. Dieser folgt eine erste verglichen wird noch die dramatischen Folgen. Spitze zu den Weihnachtsfeiertagen mit einem an- Buchholz et al. beschreiben eine „ILI-Saisonnormale“ schließenden Rückgang auf das Niveau der Plateau- (ILI: Influenza-like-illness). Diese wird in der unten- phase. In den jeweils anschließenden Verläufen ab stehenden Abbildung der betrachteten saisonalen den Jahreswechseln erfolgt ein rascher Anstieg mit Verläufe dargestellt und aus dieser Veröffentlichung einem ausgeprägten Maximum in Kalenderwoche 9. zitiert. Sie zeigt für die Bevölkerung in Deutschland Das Maximum der mittelnden „ILI-Saisonnormalen“ die geschätzte wöchentliche ILI-Rate (schwarze, liegt bei einer ILI-Rate von etwa 2,8 Prozent, wäh- gestrichelte Linie) sowie die „Saisonnormale“ der rend das Maximum für das ILI-Gesamt der einzelnen Saisons zwischen 2,1 Prozent (etwa Kalenderwoche 6 Buchholz U, Gau P, Buda S, Prahm K: GrippeWeb als wichtiges Instru- 10/2014) und 4,4 Prozent (Kalenderwochen 6 und ment in der Vorbereitung und Bewältigung einer zukünftigen Pandemie 7/2013/15/17) schwankt. Der daran anschließen- Epid Bull 2017;27:239 – 247 | DOI 10.17886/EpiBull-2017-035.2 6. Juli 2017 Epidemiologisches Bulletin Nr. 27 Robert Koch-Institut 243 Grippewelle und „ILI-Saisonnormale“ 2011 bis 2017 in Deutschland ILI-Rate in % Grippewelle Grippewelle „ILI-Saisonnormale“ "ILI-Zeitreihe" ILI Gesamt ILI gesamt 4,5 4,5 4,0 4,0 3,5 3,5 3,0 3,0 2,5 2,5 2,0 2,0 1,5 1,5 1,0 1,0 0,5 0,5 0,0 0,0 22 22 34 34 46 46 66 18 18 30 30 42 42 22 14 14 26 26 38 38 50 50 10 10 22 22 34 34 46 46 66 18 18 30 30 42 42 11 13 13 25 25 37 37 49 49 99 21 21 Kalenderwoche 2011 – 2017 Abb. 5:Buchholz Quelle: Für die Bevölkerung et al. 2017 in Deutschland geschätzte wöchentliche ILI-Rate (schwarze, gestrichelte Linie) sowie die „Saisonnormale“ der Jahre 2011 – 2016 (blaue Linie) von der 22. KW 2011 bis zur 21. KW 2017. Die grau hinterlegten Bereiche geben den Zeitraum der jeweiligen Grippewelle in Deutschland nach Definition der AGI an Die für die gesamte Bevölkerung in Deutschland berech- ten Altersgruppe (Abb. 6c). Vor allem in der Altersgruppe neten ARE-Raten liegen, wenn man die Saisonnormale be- der Schulkinder sind die drei Ferienperioden Herbstferien, trachtet, je nach Altersgruppe in einem Bereich zwischen Weihnachtsferien und Osterien als Einschnitte zu sehen.
15 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 de Rückgang unterschreitet die Plateauphase vom November (Kalenderwoche 46) erreicht wird, also Herbst in Kalenderwoche 14. Die ausgeprägte Spitze mit etwa sieben Wochen Verzögerung gegenüber der „ILI-Saisonnormalen“ deckt sich mit der Grippe- der „ILI-Saisonnormalen“. welle. Diese variiert etwas zwischen den einzelnen Der weitere Verlauf ist prinzipiell ähnlich, aller- Saisons, liegt aber demnach in der Regel zwischen dings nur bis zum 9. Januar 2021. Anschließend dem Jahreswechsel und Kalenderwoche 18. ist für SARAS–CoV2 ein starker Rückgang zu Im Vergleich dazu wird der Verlauf der RKI-Mel- beobachten. Er liegt genau in der Phase, in der die dezahlen, veröffentlich auf NPGEO7 und ebenfalls „ILI-Saisonnormale“ ein ausgeprägtes Maximum verfügbar auf unserer Corona-Datenplattform, an- zeigt. Der Wiederanstieg der SARS–CoV2 7-Tage- hand der 7-Tage-Inzidenzen in folgender Abbildung Inzidenzen ab dem 9. März 2021 steht ebenfalls gezeigt. im Gegensatz zur „ILI-Saisonnormalen“, während der Einschnitt um die Osterfeiertage herum eher Im Vergleich zu der beschriebenen „ILI-Saisonnor- typisch ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird ein malen“, zeigt sich zunächst im Herbst ein ähnlicher erneuter starker Rückgang seit dem 26. April (KW Verlauf, obwohl die Plateauphase erst ab dem 8. 17) beobachtet. Dies deckt sich mit dem typischen 7 https://www.arcgis.com/home/item.html?id=f10774f1c63e40168479a Ende der Grippewelle. 1feb6c7ca74 Vergleich Verlauf der der "influenza-like-illness" 7-Tage-Inzidenz (ILI) 2011 bis SARS-CoV2 für Deutschland 2017 Einwohner im Herbst 2020 und Frühjahr 2021 je 100.000 mit dem Verlauf der Corona-Meldungen in Deutschland 23.12. 6.1. 9.1. 13.2. 9.3. 1.4. 7.4.14.4. 220 ILI-typischer starker ILI-typischer starker 200 Rückgang Anstieg vor Weihnachten zwischen Weihnachten und Neujahr 180 für ILI typische Schulter im Herbst aber für Corona 2020 im ILI-typischer 160 starker Anstieg: Vergleich sehr spät Beginn der üblichen 140 Grippewelle 7-Tage-Inzidenz 120 100 80 bis Ende April erwartet: ILI-typischer 60 starker Rückgang atypischer, sehr starker 40 und 9. KW anhaltender erwartet: Rückgang ILI-typisches 20 MAXIMUM 0 1. Sep 20 1. Okt 20 1. Nov 20 1. Dez 20 1. Jan 21 1. Feb 21 1. Mär 21 1. Apr 21 1. Mai 21 Meldedatum Datenstand: 17.5.2021
16 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Die Tatsache, dass sich Beginn und Anfang des Ver- pel-)Schauern, Gewittern und Schneefällen bis in die laufs der 7-Tage-Inzidenz für SARS–CoV2 im Herbst Niederungen mitführte. Die Mitteltemperatur lag und Frühjahr 2020/2021 ähnlich sind, darf nicht da- in Deutschland mit 4,8 °C um 0,1 K nur knapp über rüber hinwegtäuschen, dass in den ersten drei Mo- dem vieljährigen Durchschnittswert11. naten des Jahres 2021 erhebliche Abweichungen zu Wird die Analyse des DWD für ganz Deutschland verzeichnen sind, die durch einen saisontypischen herangezogen, ergibt sich tatsächlich eine leicht Verlauf nicht erklärt werden können. Hier können überdurchschnittlich warme Phase von Mitte Febru- also andere Einflussfaktoren vermutet werden. ar bis Mitte März (gegenüber dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020). Dies entspricht jedoch der Phase, WAS IST MIT DEM WETTER? in der die Fallzahlen zu SARS–CoV2 wieder leicht Das Argument, dass der April 2021 als außerge- ansteigen. Auch eine zeitlich verzögerte Wirkung wöhnlich kalter Monat das Wiederansteigen der der relativ wärmeren Temperaturen ist eher aus- Fallzahlen alleine erklärt, ist ebenfalls nicht stich- zuschließen, da anschließend die 7-Tage-Inzidenz haltig. Gravierender ist hier aller Einschätzung nach, noch stärker ansteigt. So war der Januar vergleichs- dass neben dem Wiederansteigen der bereits zuvor weise kalt. Somit ist zu vermuten, dass das Wetter bekannten Mutationen die britische Variante B.1.1.7 weder eine Erklärung für den starken Rückgang der das Infektionsgeschehen besonders prägt. So bleibt Fallzahlen ab dem 9. Januar liefern kann noch das zu prüfen, ob die Monate Januar bis März 2021 mög- niedrige Niveau und das zunächst nur langsame licherweise außergewöhnlich warm waren – und Wiederansteigen ab Mitte Februar 2021 erklärt. sich damit die Saisonalität nicht ILI-typisch entfal- ten konnte. Hierzu können die Monatsberichte des MASSNAHMEN UND IMPLIZITE Deutschen Wetterdienstes (DWD)8 herangezogen VERHALTENSWIRKUNGEN? werden. Die Wirksamkeit der Maßnahmen als alternative Januar: So fiel der Januar, verglichen mit der in Erklärung für den Verlauf der 7-Tage-Inzidenzen, dieser Publikation ab Januar 2021 verwendeten insbesondere ab dem 9. Januar 2021, ist damit aller- Klimareferenzperiode 1991 bis 2020, bei negativer dings nicht abschließend belegt. Andererseits kann Sonnenscheinbilanz überwiegend nässer und kälter der saisontypische Verlauf von influenza-like-illness, aus. Die Mitteltemperatur lag in Deutschland mit wie von Buchholz et al. beschrieben, nicht als Erklä- 0,6 °C um 0,3 K unter dem Mittelwert des Zeitraums rung verwendet werden. Ebenfalls aus scheidet eine 1991 bis 20209. kurzfristige, zeitlich begrenzte Temperaturanomalie im Januar, um den starken Rückgang ab dem 9. Janu- FEBRUAR: Mitte Februar räumte eine Warmfront die ar 2021 und den anschließenden Verlauf bis April zu sehr kalte Luft fast vollständig aus und führte zu erklären. Hier ist mit großer Sicherheit anzunehmen, einem deutlichen Temperaturanstieg. Die Mittel- dass andere Eingriffe erfolgreich waren. Dazu kann temperatur lag in Deutschland mit 1,7 °C um 0,2 K nach gegenwärtiger Einschätzung die beginnende über dem vieljährigen Mittelwert10. Impfung der ältesten Bevölkerung einen kleinen MÄRZ: Mitte März floss aus Norden polare Kaltluft Beitrag geleistet haben. Impfdaten werden wir auf ein, die einen unbeständigen Mix aus Sonne, (Grau- der Plattform bereitstellen, sobald diese zuverlässig auf Kreisebene verfügbar sind. Allerdings stellen die 8 https://www.dwd.de/DE/leistungen/pbfb_verlag_monat_klimastatus/ über 80-Jährigen nur einen Prozentsatz von etwa monat_klimastatus.html?nn=510076 sieben Prozent der Gesamtbevölkerung dar, der 9 Deutscher Wetterdienst, 2021: Monatlicher Klimastatus Deutschland Januar 2021. DWD, Geschäftsbereich Klima und Umwelt, Offenbach, 29 zudem bisher nicht vollständig geimpft wurde, so Seiten, www.dwd.de/klimastatus 10 Deutscher Wetterdienst, 2021: Monatlicher Klimastatus Deutschland 11 Deutscher Wetterdienst, 2021: Monatlicher Klimastatus Deutschland Februar 2021. DWD, Geschäftsbereich Klima und Umwelt, Offenbach, 31 März 2021. DWD, Geschäftsbereich Klima und Umwelt, Offenbach, 29 Seiten, www.dwd.de/klimastatus Seiten, www.dwd.de/klimastatus
17 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 dass auch dieser Effekt für den starken Rückgang der Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass Fallzahlen ab 9. Januar 2021 nicht alleine ursächlich die Kreise bzw. Reporting areas bei einzelner Be- sein kann. trachtung nicht nur eine sehr große Variabilität in der Höhe der Inzidenz aufweisen, sondern auch über BEDEUTUNG VON VERHALTENSDATEN mehrere Tage hinweg unterschiedliche Richtungen Zusammengefasst legen diese Beobachtungen nahe, der Entwicklung berichten. Eine zusammenfassende dass der Inzidenzrückgang im Januar mit hoher kreisübergreifende Inzidenz oder 7-Tage-Inzidenz Wahrscheinlichkeit auch maßnahmeninduziert ist. ist daher stark aggregiert. Dabei sind jedoch Trends Zumindest ergibt sich ein untypischer Verlauf, der schwer erkenn- und vergleichbar. So wird etwa nicht nicht durch „natürliche“ Effekte aus vergangenen offenbar, dass unter den Kreisen mit hoher Inzidenz Beobachtungen und Analogien erklärbar ist. Wirk- einige Kreise bereits eine stark fallende Tendenz sam ist vermutlich das Maßnahmenbündel verbun- aufweisen, diese in anderen Gebieten jedoch noch den mit der einhergehend hohen Verhaltenssensibi- steigt. Eine solche Unterscheidung ist jedoch für die lisierung eines überwiegenden Teils der Bevölkerung. Bewertung der möglichen Maßnahmeneffizienz Aber auch diese Vermutung verlangt nach genau- erheblich. eren Verhaltensdaten. Dafür stellen die eingangs Daher ermitteln wir einen Trendindikator und vorgestellten und in der intensiv geführten Diskussi- stellen diesen mit dem nächsten Update auf der on oft herangezogenen Mobilitätsdaten eine Annä- Plattform zur Verfügung. Dieser Indikator soll die herungsmöglichkeit dar. Sie zeigen aber, anders als 7-Tage-Inzidenz ergänzen. Hierzu werden anhand nach der ersten Infektionswelle, keinen besonders des Verlaufs der 7-Tage-Inzidenzen Trends berech- drastischen Mobilitätsrückgang, sondern eher ein net, ausschließlich retrospektiv auf der Basis berich- auf mittlerem Niveau gebremsten Aktivitätslevel teter Meldezahlen. Diese Trends sind von den in die auf. Damit kann unterstellt werden, dass angepasste Zukunft gerichteten Prognosen zu unterscheiden. Verhaltensweisen, die sich nicht unbedingt im Mo- Auch in den üblicherweise verfügbaren 7-Tage- bilitätsniveau widerspiegeln, eine wesentliche Rolle Inzidenzen sind die an den beiden letzten Tagen gespielt haben. Doch letztlich fehlen gerade dafür veröffentlichten Werte oft nicht zuverlässig. Durch zuverlässige, kleinräumige und schichtspezifische Meldeverzug und Nachmeldungen können sich empirisch gewonnene Verhaltensdaten. die entsprechenden Inzidenzwerte bei Neuberech- ERGÄNZUNG DES INDIKATORS INZIDENZ nungen auf der Basis korrigierter Fallzahlen ändern. UM TRENDANALYSEN Daher wird bei den hier vorgestellten Trends auf die beiden jüngsten Werte verzichtet: der aktuellste Der am häufigsten verwendete Indikator ist die Trend ist immer der Trend, der für vor-vorgestern 7-Tage-Inzidenz. Zur Beurteilung der Lage werden da- berechnet wurde, also zum Beispiel am Kalendertag bei absolute Fallzahlen zur jeweiligen Bevölkerung in 19. Mai der Trend des 16. Mai. Für die Trendberech- Beziehung gesetzt. Nach diesem Verfahren können nung werden dabei die sieben am Stichtag zuletzt Inzidenzen auch für unterschiedliche Zeiträume oder berichteten Werte der 7-Tage-Inzidenz verwendet. unterschiedliche Bevölkerungsgruppen wie etwa Dies stellt in der Abwägung eine möglichst hohe Altersgruppen berechnet und verglichen werden. Die Aktualität sicher und trägt gleichzeitig der beobach- Ergebnisse unterliegen wegen der Datenerhebung teten Variabilität des Verlaufs der 7-Tage-Inzidenzen einer wochentäglichen Schwankung, daher wird für Rechnung. Diese Trends werden für alle Tage der den Verlauf die 7-Tage-Inzidenz verwendet. Historie und für jeden Kreis erzeugt. Für derartige Trendanalysen könnten verschiedene Funktionen unterschiedlicher Komplexität herange- zogen werden, um den Verlauf der Werte eines Krei-
18 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 COVID19: 7-Tage-Inzidenzen und TrendsCOVID19: der Entwicklung 7-Tage-Inzidenzen und Trends der Entwicklung Trends relativ zum individuellen InfektionsgeschehenTrends des jeweiligen relativ zum Kreises. individuellen Infektionsgeschehen des jeweiligen Kreises. Trends spiegeln nicht das individuelle Niveau der 7-Tage-Inzidenz, Trends spiegeln nurnicht Richtung das individuelle und StärkeNiveau der Entwicklung. der 7-Tage-Inzidenz, nur Richtung und Stärke der Entwicklung. ses möglichst exakt in einer Formel abzubilden. Da Kartenbasierter Vergleich 7-Tage-Inzidenzen vs. Trends in 7-Tage-Inzidenz 27 Tage 7-Tage-Inzidenz 7-Tage-Inzidenz 27 Tage langfristiger 7-Tage-Inzidenz Trend 28 Tage kurzfristiger langfristiger Trend Trend 28 Tage kurzfristi vor demalle 26. Trends Dezemberzusammengetragen 2020 am vor 26. demwerden Dezember sollen, 26. Dezember 2020 ist es bis Deutschland 2020 am incl.26. am 2020 26.Dezember Dezember26. Dezemberbis 2020 2020 bis incl.incl. 26. 26. Dezember Dezember 2020 2020 bis incl. 2 erforderlich, ein einheitliches Verfahren anzuwen- den, um eine gleichartige Bewertung vorzunehmen. Daher wird eine einfache lineare Regression ange- wendet - und so letztlich die Steigung beziehungs- weise das Fallen der Geraden als Indikator genutzt. In einem Streudiagramm würde die Steigung der Inzidenz direkt gegenübergestellt. Die Steigung kann jedoch auch klassifiziert werden, um weitere Visualisierungen zu ermöglichen. Für unsere diesbe- züglichen Darstellungen wurde die Steigung in elf Klassen © Mapbox © OSM gruppiert. Filter u. Legende © Mapbox FilterFilter © Mapbox und Legende © OSM © OSM u. Legende © Mapbox © Mapbox © OSM © OSM Filter Filter und Legende und Legende © Mapbox © Mapbox © OSM © OSM FilterFilter und Legende und Legende © Mapbox © OSM 7-Tage-Inzidenz vorhergehend 7-Tage-Inzidenz 7-Tage-Inzidenz zum Datum vorhergehend langfristiger Trend 7-Tage-Inzidenz zum Datum langfristiger kurzfristiger TrendTrend sehr hohes Niveau sehr hohes sehr hohes Niveau Niveau extrem steigender Trend sehr hohes Niveau extrem steigender Trend extrem steigender Trend Die sich daraus ergebenden Trends hohes Niveau stellen hoheshohes NiveauNiveau nicht nur sehr stark hohessteigender Niveau Trend sehr stark sehr stark steigender steigender TrendTrend einemittleres bloße Widerspiegelung Niveau niedriges Niveau der Inzidenzverläufe mittleres mittleres niedriges Niveau niedriges Niveau Niveau Niveau stark mittleres steigender mäßigniedriges Trend Niveau steigender Trend Niveau stark stark steigender steigender mäßigmäßig TrendTrend steigender steigender TrendTrend dar, sehr sondern sortieren und gruppieren niedriges Niveau die sehr niedriges Kreise sehr niedriges NiveauNiveau leichtsehr steigender Trend niedriges wenig Veränderung Niveau leichtleicht steigender steigender wenig TrendTrend Veränderung wenig Veränderung Tag vonneu, da die Trends unabhängig Meldedatum Tag von von der Höhe der Meldedatum leicht fallender Trend leichtleicht fallender fallender TrendTrend Das jüngste wählbare Meldedatum hat bewußt einen mäßig fallender Trend Das jüngste wählbare Meldedatum hat bewußt einen mäßigmäßig fallender fallender TrendTrend 26. Dezember 2020 26. Dezember 2020 Inzidenz ermittelt werden. Beispielsweise Verlauf anzeigen Abstand Verlaufzum werden aktuellen Tagesdatum, anzeigen da eine verläßliche stark Abstand zumfallender aktuellenTrend Tagesdatum, da eine verläßliche stark stark fallender fallender TrendTrend Trendberechnung erst mit vollständigen Meldedaten Trendberechnung erst mit vollständigen sehr stark fallender Trend Meldedaten sehr stark sehr stark fallender fallender TrendTrend stark steigende Trends unweigerlich möglich ist. zu höheren möglich ist. fallender Trend extrem extremextrem fallender fallender TrendTrend Inzidenzen führen, doch lässt sich dies in der explizi- ten Trendbetrachtung rechtzeitiger erkennen, auch wenn ein größerer Teil der Kreise sich gerade auf einem niedrigen Inzidenzniveau befindet. Dies wäre etwa in der lange unterschätzten Anstiegssituation achten sind. Zur Illustration des Verfahrens wird in im Herbst 2020 möglicherweise hilfreich gewesen. unserer hier aufgenommenen Trendgrafik beispiel- Dabei ist für den einzelnen Kreis eine Trendberech- haft dargestellt12 , dass am 26. Dezember 2020 in nung aus den jeweils letzten sieben Werten der Sachsen und Thüringen besonders hohe Werte für 7-Tage-Inzidenz kaum erforderlich. Hier ergibt sich die 7-Tage-Inzidenz zu berichten waren, während die Situation intuitiv bei visueller Betrachtung des große Teile Sachsens bereits einen extrem fallenden Verlaufs der 7-Tage-Inzidenzen, insbesondere wenn Trend aufwiesen. Damit erlaubt der Indikator „Trend“ eine lineare Regression benutzt wird. Der Nutzen der eine differenziertere Betrachtung der Inzidenzen als hier vorgestellten Methode liegt jedoch darin, dass die Inzidenzwerte allein. die Trends aller Kreise sich zusammentragen und Eine weitere Abbildung liefert eine Gegenüberstel- vergleichen lassen. Trends ersetzen die 7-Tage-Inzi- lung von Inzidenzen und Trends. Es wird deutlich, denzen wie erwähnt nicht, lassen aber die im Hin- dass eine alleinige Beurteilung der Lage anhand der tergrund bereits erkennbaren Entwicklungen besser 7-Tage-Inzidenzen eine Häufung der Kreise um den hervortreten und erlauben eine differenziertere Wert 120 feststellen wird. Unter Hinzuziehung der Betrachtung der Lage, als dies mit 7-Tage-Inzidenzen Trends wird allerdings die Dichotomisierung in stark allein möglich wäre. fallende und stark steigende Trends deutlich. Diese Dies soll anhand einiger Beispiele auch graphisch Art der Dichotomisierung ist besonders relevant in illustriert werden. So können etwa die Kreise zweier den Übergangsphasen zwischen Tagen mit hoher Bundesländer ein vergleichbar hohes Inzidenzni- veau aufweisen, während in einem der beiden Bun- 12 Diese und die folgenden Trenddarstellungen sind auch online verfügbar unter https://corona-datenplattform.de/pages/visualisierungen, dort desländer im Schnitt fallende Tendenzen zu beob- auch interaktiv, mit Filteroptionen und Animation.
19 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 Gegenüberstellung der 7-Tage-Inzidenz zu Trends für den 3. April 2021 COVID19: 7-Tage-Inzidenzen und Trends der letzten 7 Tage: Animation Auswahl Datum / Animation 100% Bevölkerung Größenlegende 80% Bevölkerung [%] 3. April 2021 34.209 Verlauf anzeigen 60% 1.000.000 40% 2.000.000 24,0% 3.000.000 17,9% Das letzte wählbare Datum hat einen Abstand zum aktuellen Tages- 20% 9,9% 12,4% 8,8% 11,3% 3.754.418 datum, da Trends nur aus gesicherten Meldedaten berechnet werden. 1,0% 2,3% 3,2% 2,9% 1,4% 1,1% 3,7% 0% 9,9% extrem steigend 15,3% 14,8% sehr stark steigend 15,8% 7 Tage Trend bis zum gewählten Datum 6,4% stark steigend 5,0% 3,9% mäßig steigend 3,5% 3,3% leicht steigend 2,0% Extremwerte >=260 4,9% 4,9% wenig Veränderung 3. April 2021 5,5% 5,5% 4,3% 3,3% 9,9% 4,3% 15,3% 3,25% leicht fallend 4,3% 5,4% 14,8% 15,8% 5,4% mäßig fallend 4,25% 7,8% 7,0% 6,4% 5,0% 7,0% stark fallend 7,75% 16,8% 21,8% 3,9% 3,5% 16,75% 21,8% sehr stark fallend 21,0% 18,4% 3,3% 2,0% 21,00% 18,4% extrem fallend Bevölkerung (Trendklasse) 4,3% 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300 Kreise (Trendklasse) 3,3%15,25% 4,9% Filter Bundesländer 7-Tage-Inzidenz am gewählten Datum Bundesländer 4,3% Farbcode Baden-Württemberg 5,4% 9,9% 15,75% Baden-Württe.. Niedersachsen Bayern 1,5% 1,7% 1,7% Bayern Nordrhein-Wes.. 3,5% 3,7% 4,0% 5,7% 7,8% 5,00% Berlin 7,0% 14,8% 20% 9,0% 10,0% 13,0% 12,2% 15,2% Berlin Rheinland-Pfalz Brandenburg 18,7% 3,50% 16,8% Brandenburg Saarland 21,8% 6,4% 40% Kreise [%] Bremen Hamburg Bremen Sachsen 60% 2,00% 21,0% Hessen 18,4% 3,9% Hamburg Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern 80% Hessen 5,50% Schleswig-Hols.. Niedersachsen 3,3% 100% Mecklenburg-V.. Thüringen Nordrhein-Westfalen Zur Bewertung von Inzidenzen benötigt man zusätzlich die Quelle: Visualisierung auf der Corona-Datenplattform Richtung der Entwicklung. Trends ermöglichen eine differenzierte Betrachtung der Inzidenzen. Am 3. April 21 beispielsweise (siehe Abbildung) sind die Werte der und Tagen mit niedriger Inzidenz. Sie ist hinter den 7-Tage-Inzidenz mehrheitlich in der Klasse “120 bis 140” vertreten. Daten der 7-Tage-Inzidenz „versteckt“ und belegt Es zeigt sich aber eine Dichotomisierung in Kreise mit stark steigen- erneut die Schwierigkeiten der statistischen Analyse dem Trend und Kreise mit stark fallendem Trend für diese Klasse. in der Korrelation der Inzidenzen mit Maßnahmen. Extremwerte der 7-Tge-Inzidenz sind am rechten Rand des Die Trendergebnisse können auch im zeitlichen Scatterplot aggregiert, um die Identifikation im unteren Bereich zu erlauben. Die randliche Zusammenfassung der Inzidenzen und Verlauf dargestellt werden. Da die Kreise sehr unter- Trends kann nach Anzahl der Kreise erfolgen (rechts und unten) oder schiedliche Bevölkerungsgrößen aufweisen, können gewichtet nach Einwohnerzahl (oben und links). Die interaktive Ver- die Trends anhand der jeweiligen Einwohnerzahl sion ermöglicht freie Auswahl des Datums und Filterung der Kreise gewichtet werden. Damit wird deutlich, wie viele auf Ebene der Bundesländer. Einwohnerinnen oder Einwohner am Stichtag unter Damit ergänzen sich Trends und Inzidenzen und erzeugen ein diffe- bestimmten Trendbedingungen leben, ausgedrückt renzierteres Bild der Lage. unabhängig von der absoluten Höhe des Inzidenz- niveaus. Ein Beispiel liefert eine Verlaufsabbildung. Sie stellt ein Auswahl- und Anwendungsbeispiel aus den Visualisierungsmöglichkeiten dar, die auf der Corona-Datenplattform abrufbar sind. In dem gewählten Beispiel wird deutlich, wie sich einzelne Bundesländer vom allgemeinen Trend in Deutsch- land unterscheiden.
20 THEMENREPORT CORONA-DATENPLATTFORM AUSGABE MAI 2021 COVID19: welcher kurzfristige Trend wurde für welchen Anteil Bevölkerung am Meldetag beobachtet? Trends relativ zum individuellen Infektionsgeschehen jedes Kreises. Aggergation auf Bundeslandebene bzw Bund per Einwohner. Verlauf der Trends Trends spiegeln zu SARS-CoV2 nicht das individuelle Niveau derdargestellt 7-Tage-Inzidenz,anhand der nur Richtung und betroffenen Bevölkerung Stärke der Entwicklung. Der kurzfristige Trend berücksichtigt die täglichen 7-Tage-Inzidenzen des jeweiligen Kreises. Einbezogen werden die Werte seit dem letzten breakpoint im langfristigen Trend. Deutschland gesamt 100% kurzfristiger Trend extrem steigender Trend 80% sehr stark steigender Trend stark steigender Trend Einwohner [%] mäßig steigender Trend 60% leicht steigender Trend 50% wenig Veränderung leicht fallender Trend 40% mäßig fallender Trend stark fallender Trend sehr stark fallender Trend 20% extrem fallender Trend 0% 1. Aug 20 1. Sep 20 1. Okt 20 1. Nov 20 1. Dez 20 1. Jan 21 1. Feb 21 1. Mär 21 1. Apr 21 1. Mai 21 Zeitraum Von 20.07.2020 Sachsen und Sachsen-Anhalt 100% ausgewählte Bundesländer 80% Baden-Württemberg Bayern Einwohner [%] Berlin Brandenburg 60% Bremen 50% Hamburg Hessen 40% Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen 20% Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen 0% Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein 1. Aug 20 1. Sep 20 1. Okt 20 1. Nov 20 1. Dez 20 1. Jan 21 1. Feb 21 1. Mär 21 1. Apr 21 1. Mai 21 Thüringen Die Trendberechnungen werden von uns täglich erster Linie auf der Ebene größerer Aggregate, der ausgeführt. Dabei werden für jeden Stichtag der Landkreise und kreisfreien Städte. Diese Ebene ist Historie alle Trends für jeden Kreis einzeln neu be- nur bedingt geeignet, um der aufgeworfenen Frage rechnet, um mögliche Korrekturen der historischen im Detail nachzugehen. Doch bereits im Herbst 2020 Daten durch das RKI zu berücksichtigen. Die berech- haben unsere Analysen nahegelegt, dass hier Unter- neten Trendwerte stehen, wie bereits ausgeführt, schiede bestehen. Unterschiedlich in verschiedenen demnächst auch auf Corona-Datenplattform bereit. Pandemiephasen sind Regionen mit weniger Pros- perität oder Städte mit höheren Ausländeranteilen stärker betroffen. Wir interpretieren dies als Auffor- INZIDENZVERLAUF UND SOZIALE SITUATION derung, derartige Hinweise genauer zu analysieren – etwa innerstädtisch, wie beispielhaft in einem Wie bereits kurz erörtert, erscheint es erforderlich, noch folgenden Kapitel dieses Reports. Dabei geht es die Lage und Entwicklung des Infektionsgeschehens letztlich um die Frage, ob bestimmte Bevölkerungs- räumlich, zeitlich sowie nach weiteren Aspekten gruppen andere Unterstützungsformen benötigen differenziert zu betrachten. Vor diesem Hinter- und ob die gegenwärtige Kommunikation ausrei- grund wurde in den letzten Wochen eine verstärkte chend zielgruppengerichtet erfolgt. Diskussion über innerstädtische Unterschiede der Corona-Betroffenheit geführt. Dahinter steht vor Um hierzu weitere Ergebnisse bereits auf der allem die Frage, ob bestimmte Bevölkerungsgruppen Kreisebene zu gewinnen, wird in diesem Abschnitt aufgrund ihrer Lebensumstände und damit ver- exemplarisch dargestellt, inwieweit eine spezifische bundenen Verhaltensweisen stärker betroffen sind Sozialstruktur mit unterschiedlichem Infektionsge- als andere. Die Corona-Datenplattform arbeitet in schehen zusammenhängen kann. Um dies in einfa-
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