IHK Branchenreport Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg - www.ihk-bonn.de
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1 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Impressum Impressum IHK Bonn/Rhein-Sieg Abteilung Industrie, Handel, Verkehr, Tourismus, Kultur Bonner Talweg 17 53113 Bonn Web: www.ihk-bonn.de Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Wachowiak Internationale Hochschule Bad Honnef • Bonn (IUBH) School of Business and Management Fachbereich Tourismusmanagement Web: www.iubh.de Projektkoordination: Dipl. Betriebsw. Leah Kraft (IUBH) Empirische Studien über den Tourismus der Region Bonn/Rhein-Sieg: Dipl. Betriebsw. Alina aus der Fünten (IUBH) Dipl. Betriebsw. Lara Hass (IUBH) Dipl. Betriebsw. Leah Kraft (IUBH) Maria Zgrzebski B.A. (IUBH) Lenkungsgruppe: Fritz G. Dreesen, Vizepräsident IHK Bonn/Rhein-Sieg, Direktor Rheinhotel Dreesen GmbH Kurt Schmitz-Temming, Stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Bonn/Rhein-Sieg Fabian Göttlich, IHK Bonn/Rhein-Sieg (bis Juni 2013) Eva Eichenberg, IHK Bonn/Rhein-Sieg (ab Juli 2013) Peter Gratzfeld, Stellv. Leitung Bonn-Information Henrik Große-Perdekamp, Direktor MARITIM Hotel Bonn Brigitte Kohlhaas, Referat für Wirtschaftsförderung Rhein-Sieg-Kreis Bettina Schmidt, Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler
2 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Hintergrund 4 Methodik 5 Allgemeine touristische Nachfrage 7 Freizeittourismus 11 Freizeittouristische Segmente 16 Medizintourismus 22 Strukturdaten des Beherbergungsgewerbes 24 Tagungs- und Kongressmarkt 26 Nachhaltigkeit im Qualitätsmanagement der Hotellerie 32 Umsätze & Investitionen 35 Ökonomische Bedeutung des Übernachtungstourismus 39 Ausblick 43 Fazit 47 Quellen 52
3 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Vorwort Vorwort Als sich vor 20 Jahren die Bundeststadt Bonn mit den Heute, 20 Jahre später, ist es an der Zeit, die wich- Folgen des Regierungsumzuges und dem Verlust des tige Branche „Tourismus und Hotellerie“ erneut einer Status als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutsch- umfangreichen Überprüfung zu unterziehen. Basie- land auseinandersetzte, waren sich alle Beteiligten rend auf zahlreichen und umfangreichen Erhebungen einig: Schwere Zeiten brechen an, für das internatio- des Fachbereichs Tourismusmanagement der Interna- nale und nationale Ansehen, für die Wirtschaft, und tionalen Hochschule Bad Honnef • Bonn (IUBH) liegen für die Stadtentwicklung. Insbesondere massive Ein- mit diesem Branchenreport aktuelle Daten und Fakten brüche in der Hotellerie und dem geschäftlich wie bereit, die den Startschuss geben können für neue politisch motivierten Tourismus erschienen unisono Initiativen und Projekte zur Förderung des Tourismus. unvermeidbar, einhergehend mit Betriebsaufgaben Neben „harten“ Fakten umschließt dies auch Einstel- und Arbeitsplätzeverlusten. lungen und Bewertungen seitens der Unternehmen des Gastgewerbes, der Konferenzwirtschaft und des Eine noch heute wirksame Studie zum Tourismus Tourismus. („Tourismusstudie Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler“) legte im Jahr 1994 das Fundament für Ausgleichsmaßnah- Allen Beteiligten an diesem Branchenreport sei herz- men im touristischen Umfeld, gleichermaßen für den lich für ihre engagierte Mitarbeit gedankt, ohne die Städtetourismus in Bonn sowie für den Freizeittourismus es nicht möglich gewesen wäre, so umfangreich und im Bonner Umland. Zahlreiche Empfehlungen dieser detailliert den wirtschaftlichen Status-Quo des Tou- Studie wurden, ganz oder in modifizierter Form, umge- rismus und der Hotellerie in der Bundesstadt Bonn setzt und bestehen bis heute (zum Beispiel Gründung und dem Rhein-Sieg-Kreis zu beschreiben. Und um der kommunalgrenzenüberschreitenden Destinations- es vorwegzunehmen: Auch wenn nicht alles goldig marketingorganisation Tourismus & Congress GmbH glänzt: Im Kern irrten sich die Unkenrufer von Einst! Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler, der Nutzung von Denn der Tourismus und die Hotellerie haben sich den ehemaligen Regierungseinrichtungen für Tagungen Herausforderungen gestellt und bilden eine tragende und Kongresse, Investitionen in die touristische Infra- Säule des wirtschaftlichen Geschehens in der Region. struktur und vieles andere mehr). Fritz G. Dreesen, Prof. Dr. Helmut Wachowiak, Kurt Schmitz-Temming, Vizepräsident IHK Bonn/Rhein- Fachbereichsleiter Tourismusma- stellv. Hauptgeschäftsführer der Sieg, Direktor Rheinhotel nagement an der Internationalen IHK Bonn/Rhein-Sieg Dreesen GmbH Hochschule Bad Honnef • Bonn (IUBH), School of Business and Management
4 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Hintergrund Hintergrund Ziel dieses IHK-Branchenreports ist es, die Frage zu Landesebene, selten jedoch auf regionaler oder loka- beantworten, wie sich der Tourismus in der Region ler Ebene. Bonn/Rhein-Sieg aktuell darstellt und daraus weitere Schritte für zukünftige Maßnahmen zur langfristig Um dies für die Bundesstadt Bonn und den Rhein- positiven Positionierung auf dem touristischen Markt Sieg-Kreis zu ändern, wurden die dafür erforderli- abzuleiten. chen Daten in den Bereichen Freizeit tourismus, Konferenz- und Kongressmarkt, Medizin tourismus Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit einem regi- und Beherbergungssektor im Zeitraum 2012 - 2013 onalen Arbeitskreis aus den Bereichen Tourismus durch verschiedene empirische Erhebungen seitens und Hotellerie wurden seitens des Fachbereichs Tou- der Internationalen Hochschule Bad Honnef • Bonn rismusmanagement der Internationalen Hochschule (IUBH) in Zusammenarbeit mit zentralen lokalen und Bad Honnef • Bonn (IUBH) vorhandene Statistiken regionalen Akteuren gewonnen und im vorliegenden und Analysen auf Bundes- und Landesebene auf Bericht dokumentiert. die lokale und regionale Ebene erweitert. Damit lie- fert der vorliegende Branchenreport Einblicke in Sie dienen der Analyse des Wirtschaftszweiges Tou- diesen wichtigen Wirtschaftsbereich, die in dieser rismus und Hotellerie (Status-Quo), aber insbesondere Form bislang nicht zugänglich waren. Gründe hier- auch als Startpunkt für die Formulierung von zukünfti- für sind Branchenkennern in ganz Deutschland seit gen Maßnahmen und Projekten zur weiteren positiven Langem bekannt: Während es für andere Sektoren, Entwicklung der Unternehmen und Vermarktungs insbesondere die Industrie, ein differenziertes und organisationen in der Region Bonn/Rhein-Sieg. umfangreiches amtliches Berichtswesen gibt, werden nur Teilbereiche des Gastgewerbes durch zum Teil lückenhaftes Meldewesen der Öffentlichkeit zugäng- lich gemacht. Diese beschränken sich in der Regel auf Volumina des Beherbergungsangebotes und der Übernachtungen in gewerblichen Unterkunftsstätten. Darüber hinaus existieren ergänzende Studien zur touristischen Nachfrage zumeist nur auf Bundes- und
5 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Methodik Methodik Der vorliegende Branchenreport „Tourismus & Hotel und Region wichtigen Marktes durch eine Onlineum- lerie“ stützt sich auf eine Vielzahl an Auswertungen vor- frage unter fast 100 Veranstaltungsplanern (PCO’s). handener Statistiken und Studien sowie eigener Daten erhebungen. Im Zeitraum 2012 - 2013 wurden neben Obwohl noch relativ unerforscht, zeichnet sich auch der Analyse der amtlichen Beherbergungsstatistiken für Bonn und die Region der deutschlandweite Trend (Berichtsstand für das Jahr 2012 als aktuell zuletzt zur von medizinisch induzierten Reisen aus dem Ausland Verfügung stehendes Jahresergebnis) ergänzende als zunehmend wichtiges Nachfragesegment ab. Um und umfangreiche Befragungen von Touristen sowie erste belastbare Aussagen zum Status Quo in diesem Interviews mit den Leistungsträgern und Kennern der Segment zu erhalten, wurden abschließend auslän Branche durchgeführt. Zentrale Bausteine der Erhe- dische Patienten in lokalen Kliniken interviewt. Um bungen bilden dabei strukturierte Befragungen von Fehlinterpretationen zu minimieren, geschah dies ins- knapp 1.000 Tages- und Übernachtungsgästen1 an 20 besondere bei Patienten aus dem arabischen Raum verschiedenen Standorten in der Stadt Bonn und dem im Beisein eines Dolmetschers. Rhein-Sieg-Kreis sowie eine Online-Befragung von mehr als 120 Managern aus der Hotellerie, die sowohl Eng begleitet wurden die Planungen wie Auswer groß- und mittelständische Betriebe als auch Klein(st)- tungen aller Teilstudien durch einen Arbeits- Unternehmen abdeckt und damit auch einen Einblick kreis mit Vertretern der IHK Bonn/Rhein-Sieg, der in den sogenannten „Grauen Markt“ ermöglicht. Tourismus & Congress GmbH, der Bonn-Information, des Referats für Wirtschaftsförderung des Rhein- Neben diesen beiden Erhebungsbausteinen wurden Sieg-Kreises sowie Vertretern der Hotellerie. mit Hilfe von umfangreichen Leitfäden Experten aus dem Tourismus, der Hotellerie sowie des Konferenz- Die so gewonnenen Strukturdaten der Tourismus- und und Kongressmarktes um ihre Einschätzungen gebe- Hotelbranche in der Stadt Bonn und im Rhein-Sieg- ten. Ergänzt wurde die Analyse dieses für die Stadt Kreis gehen im Folgenden den beiden zentralen Fra- gen nach, wie sich die touristische Nachfrage und das 1 Gemäß der Definition von „Touristen“ seitens der Welttourismusor- Angebot langfristig entwickelt haben und zukünftig ganisation wurden ausschließlich Personen mit gemeldetem Wohn- werden, und welche wirtschaftlichen Effekte durch sitz außerhalb des Untersuchungsraumes befragt, um Verzerrungen Umsätze und Investitionen die Branche für die lokale durch das Freizeitsegment „Naherholung“ zu vermeiden.
6 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Methodik Erhebung zur IST-Analyse des Tourismus in Bonn/Rhein-Sieg, 2013 Angebot Nachfrage Beherberungsangebot, Konferenz- & Konferenz- & Kongressmarkt, Freizeittourismus, Kongressmarkt, Freizeittourismus Medizintourismus Online Interviews Online Papierbasierte Interviews Fragebogen Fragebogen Befragung Strukturierte, Telefonische, Strukturierte Strukturierte, Strukturierte, Strukturierte quantitative semi- Leitfaden quantitative quantitative Interviews Selbstausfüller- strukturierte Interviews Umfrage, Umfrage, Befragung Leitfaden- selbst Interviews interviews ausgefüllt Manager von Experten des Experten des Veranstaltungs- Tages- und Ausländische Beherbergungs Konferenz- & Tourismus planer (4) Übernachtungs- Patienten -betrieben in Kongress- und der gäste, nicht lokaler Bonn/Rhein- marktes (2) Hotellerie (3) sesshaft in der Kliniken (6) Sieg,>1 Bett (1) Region, ab 16 Jahre (5) Fragebogen- Fragebogen- 20 versand: 511 versand an: Befragungs- Adressen 1.495 PCO‘s standorte in Bonn/Rhein- Sieg Zeitraum: 11.8.2012 - Rücklaufquote 15.9.2012 23,9%, n:122 davon n: 23 mit Tagungs- n: 10 n: 9 Rücklaufquote n: 984 n: 57 räumlichkeiten 6,5%, n: 97 Anmerkung: Die Anzahl der gültigen Fälle kann in einzelnen Fragen variieren (IUBH Beherbergungsumfrage Bonn/ Rhein-Sieg, 2013) 1) IUBH Beherbergungsbefragung Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013 2) IUBH Experteninterviews Konferenz- und Kongressmarkt Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013 3) IUBH Experteninterviews Tourismus & Hotellerie Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012 4) IUBH Konferenz- und Kongressplanerbefragung, 2013 5) IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012 6) IUBH Medizintouristenbefragung Bonn, 2012
7 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Allgemeine touristische Nachfrage und regionale Gesamtwirtschaft und die öffentliche Fast 20 Jahre später können diese Befürchtungen Hand generieren. insgesamt als unbegründet bewertet werden. Obwohl sich die Gästeankünfte wie auch die Anzahl der Auch wenn sich dadurch bereits erste Ansätze für Übernachtungen als Folge des Regierungsumzuges zukünftige Handlungsüberlegungen abzeichnen, ver- zunächst verringert haben, stellt sich die Entwicklung steht sich der vorliegende Branchenreport als Grund- des übernachtenden Tourismus in den lokalen und lage für einen kooperativen Dialog der Unternehmen regionalen Beherbergungsbetrieben im Langfristver- sowie der verantwortlichen Vermarktungsorganisa- lauf positiv dar. tionen, welche Schlussfolgerungen zu ziehen sind und wie diese konkret in die Tat umgesetzt werden Zwischen 1985 und 2012 haben sich die Ankünfte in können. Darüber hinaus ermöglichen die Daten eine Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis um 85,3 % sowie die Positionierung jedes einzelnen Unternehmens im Übernachtungen um 54,3 % gesteigert. Dabei ver- lokalen und regionalen Markt. zeichneten die gewerblichen Beherbergungsbetriebe im Rhein-Sieg-Kreis einen stärkeren Zuwachs an Allgemeine touristische Nachfrage Ankünften (89,5 %), die Stadt Bonn einen stärkeren Mitte der 1990er Jahre herrschte in der Stadt und Zuwachs an Übernachtungen (76,8 %). Region Bonn Einigkeit über die Problemlage im Tourismus. Insgesamt registrieren die gewerblichen Beherber- gungsbetriebe in Stadt und Region bei einer Bet- „Mit dem Umzugsbeschluss des Deutschen Bundes- tenauslastung von 44,1 % heute mehr als 1,3 Mio. tages ist 1991 Bewegung in die Bonner Landschaft Gästeankünfte (Bonn: 709.000, Rhein-Sieg-Kreis: gekommen. Die alte Bundeshauptstadt scheint zuguns- 595.000) und mehr als 2,65 Mio. Übernachtungen ten der [...] Metropole Berlin feste Größen zu verlieren, (Bonn: 1.319 Mio., Rhein-Sieg-Kreis: 1.341 Mio.). die über viele Jahre selbstverständlich waren. Neue Dabei liegt die durchschnittliche Übernachtungsdauer Konturen sind in dieser Situation zwar am Horizont im Rhein-Sieg-Kreis mit 2,3 Tagen deutlich höher als erkennbar, doch mit zahlreichen Unsicherheiten behaf- in der Stadt Bonn (1,9 Tage). tet“ (Europäisches Tourismus Institut GmbH an der Universiät Trier (ETI)/infas Sozialforschung GmbH Wie auch deutschlandweit, hinterließen wirtschaftliche (1995): Tourismusstudie Bonn/Rhein-Sieg-Ahrweiler). Krisen, Groß-Events, und der Trend zum Urlaub im Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben in Bonn und Rhein-Sieg (1985 - 2012) Ankünfte und Übernachtungen (in 1.000) Rhein-Sieg-Übernachtungen 1200 Bonn-Übernachtungen 900 Rhein-Sieg-Ankünfte Bonn-Ankünfte 600 300 Quelle: IT.NRW, 2013 (a, b) 1985 1990 1995 2000 2005 2010
8 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Allgemeine touristische Nachfrage einzelnen Zielgruppen. Während Prozentuales Wachstum der Übernachtungen in Deutschland, der frühere „Polittourismus“ (zum Bonn und Rhein-Sieg gegenüber dem jeweiligen Vorjahr Beispiel Besuchergruppen auf Ein- (1999 - 2012) ladung von Bundestagsabgeord- 12 neten) deutlich abgenommen hat, haben aus Perspektive der Bonner 8 Hotellerie insbesondere die Seg- 4 mente der „allgemeinen Geschäfts reisenden“ sowie der „Tagungs- und 0 Kongressteilnehmer“ im speziellen -4 eine besonders positive Entwick- lung genommen. Hingegen wird die -8 Entwicklung der Nachfragegruppe 2000 2005 2010 „Familien“ und „Paare“ negativ gese- Rhein-Sieg Bonn Deutschland hen. Diese hingegen stellen aus Sicht Quelle: IT.NRW, 2013 (a, b), Statisches Bundesamt, 2013 der Hotellerie im Rhein-Sieg-Kreis, gemeinsam mit den „Erholungs- und Freizeittouristen“, seit 1999 eine eigenen Land ihre Fußspuren im übernachtende touristischen Nach ständig wachsende Zielgruppe für touristische Konjunkturverlauf. Ins- frage positiv eingeschätzt. Dabei das Bonner Umland dar, während gesamt betrug das durchschnittliche nimmt die Bonner Hotellerie die der „allgemeine Geschäftsreise- Wachstum der Übernachtungen generelle Nachfragee ntwickl ung verkehr“ sowie die „Tagungs- und seit 1999 bis 2012 jährlich 1,5 % seit 1999 bis heute deutlich positiver Kongressteilnehmer“ seit 1999 und spiegelt damit das deutsch- als die Unternehmen im Rhein-Sieg- abgenommen haben. Somit zeich- landweite touristische Wachstum Kreis wahr. nen sich arbeitsteilige Stärken zwi- wieder (1,6 %). schen Stadt und Region ab, die es Wichtiger als die generelle Nach- zukünftig zu schärfen gilt. Dies gilt Auch aus Sicht der Hotellerie selbst frageentwicklung ist jedoch eine insbesondere bei Überlegungen in wird die Langfristentwicklung der differenzierte Betrachtung von der Positionierung als Destination Hotellerie-Einschätzung der Nachfrageentwicklung in Bonn und Rhein-Sieg (1999 - 2012) Rhein-Sieg 8,8% 11,8% 38,2% 29,4% 11,8% Bonn 2,9% 8,8% 32,4% 41,2% 14,7% Stark gefallen Gefallen Keine Veränderung Gestiegen Stark gestiegen Quelle: IUBH Beherbergungsbefragung Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013; n: (Bonn)34; n (Rhein-Sieg): 34
9 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Allgemeine touristische Nachfrage im Wettbewerb: so verfügt die Stadt Bonn über meh- Status als Bundesstadt mit den dazugehörigen Minis- rere starke Teilprofile („Bundesstadt“, „Beethovenstadt“, terien und Bundeseinrichtungen nach wie vor eine „Kunst- und Museumsstadt“, „UN-Stadt“, „Tagungs-/ bedeutende Rolle, ohne die dieser Markt aufgrund der Konferenzstadt“, „Stadt am Rhein“), die in der Summe zahlreichen Multiplikatorenfunktionen strukturell negativ jedoch nicht synergetisch vernetzt sind. Gerade diese beeinflusst werden würde. Vernetzung erscheint notwendig, wenn zukünftig eine „Destinationsmarke Bonn“ auf dem nationalen wie inter- nationalen Wettbewerb Gehör finden soll. Insbesondere für den zentralen Tagungs-/Konferenzmarkt spielt der Hotellerie-Einschätzung der Nachfrageentwicklung einzelner Zielgruppen: Bonn (1999 - 2012, Angaben in %) Gruppen 12% 12% 47% 24% 6% Paare 18% 76% 6% Familien 6% 18% 71% 6% Alleinreisende 6% 31% 25% 31% 6% Erholungs- und Freizeittouristen 35% 35% 29% Tagungs- und Kongressteilnehmer 6% 29% 47% 18% Seminargäste 13% 25% 56% 6% Geschäftsreisende 6% 6% 11% 50% 28% Stark gestiegen Keine Veränderung Stark gefallen Gestiegen Gefallen Quelle: IUBH Beherbergungsbefragung Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013; n: 16 - 18
10 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Allgemeine touristische Nachfrage Hotellerie-Einschätzung der Nachfrageentwicklung einzelner Zielgruppen: Rhein-Sieg (1999 - 2012, Angaben in %) Gruppen 25% 3% 31% 31% 9% Paare 2% 19% 30% 38% 11% Familien 3% 18% 38% 29% 12% Alleinreisende 9% 12% 39% 30% 9% Erholungs- und Freizeittouristen 6% 17% 31% 33% 14% Tagungs- und Kongressteilnehmer 27% 17% 30% 20% 7% Seminargäste 24% 9% 41% 24% 3% Geschäftsreisende 9% 23% 40% 26% 3% Gestiegen Gefallen Stark gestiegen Keine Veränderung Stark gefallen Quelle: IUBH Beherbergungsbefragung Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013; n: 30 - 37
11 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittourismus Freizeittourismus biet relativ unerschlossen erscheint bislang dagegen Ostdeutschland. Im Vergleich zur soziodemographi- schen Verteilung der Bevölkerung liegt das durchschnittliche Alter deutscher Touristen in der Region Bonn mit 49,9 Jahren deutlich höher (Deutschland: 43 Jahre), was sich auch in dem Beschäftigtenstatus widerspiegelt: neben Angestellten (Bonn: 37,5 % der Gäste, Rhein- Sieg-Kreis: 43,8 % der Gäste) besuchen Rentner als z weitgrößte Gruppe die Region (Bonn: 24,2 % der Gäste, Rhein-Sieg-Kreis: 26,5 % der Gäste). Stärkste Zielgruppe Bonn und die Region sind Aus- USA). Zentrale Herkunftsregionen stellen insgesamt die 50 - 59- Jäh- flugs- und Übernachtungsziel für deutscher Touristen bilden neben rigen dar. Für die Universitätsstadt Touristen aus ganz Deutschland Nordrhein-Westfalen selbst Rhein- Bonn sind darüber hinaus aber im (insgesamt 81,3 % deutsche Gäste) land-Pfalz, Baden-Württemberg, besonderen Maße auch jüngere sowie dem Ausland (insbesondere Bayern, Berlin, und der Großraum Besucher prägend, die beispiels- aus den Niederlanden, Belgien, Hamburg. Als touristisches Quellge- weise im Rahmen von privaten Hauptreiseanlass der Freizeittouristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Wellness und Gesundheit 0,2% 0,4% Besuch von kulturellen und 35,6% ehemaliger politischen Einrichtungen/Events 5,7% Stadtbesichtigung 9,1% 3,6% Fahrrad fahren/Mountain biking 2,1% 11,6% Wandern 0,6% 13,5% Sonstiges 7,8% 6,8% Landschaftsbesichtigung/Natur genießen 2,3% 19,8% Erholung/Entspannung/Flanieren 7,6% 17,7% Besuch bei Verwandten/Freunden 28,3% 19,8% Bonn Rhein-Sieg Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469
12 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittourismus Besuchen mehr als jeden zehnten Alleinreisende stellen mit mehr als Damit besitzen sowohl die Stadt Gast ausmachen. 13 % der Bonner Besucher eine nicht Bonn als auch der Rhein-Sieg-Kreis zu unterschätzende Nachfrage im Vergleich zu anderen deutschen Die hauptsächlichen Gründe, eine gruppe dar. Destinationen ein hohes Potential, Reise in die Bonner Region zu unter- sich insgesamt als umweltfreund- nehmen, sind vielfältig. Neben dem Die gute verkehrliche Anbindung liches Reiseziel zu positionieren. Besuch von Verwandten und Freun- und Erreichbarkeit der Bonner Dies entspricht dem allgemeinen den (Bonn: 28,3 %, Rhein-Sieg- Region mit allen Verkehrsträgern gesellschaftlichen Trend eines sen- Kreis: 19,8 %) sind dies vor allem drückt sich auch in einem attrak- sibleren Umgangs mit individuellem für Bonn der Besuch von kulturel- tiven Modal Split der Anreise Konsum, der sich zunehmend auch len Einrichtungen und Veranstaltun- verkehrsmittel aus. Während das in einem umweltbewussteren Frei- gen (Bonn: 35 %, Rhein-Sieg-Kreis: Auto mit 55,8 % im Vergleich zu zeit- und Reiseverhalten zeigt und 5,1 %) sowie Erholung und Entspan- anderen Destinationen einen rela- daher für Destinationen in beson- nung in der attraktiven Landschaft tiv geringen Anteil ausmacht (Bonn: derem Maße zu beachten sein wird. und der Natur des Rhein-Sieg- 50 %, Rhein-Sieg-Kreis: 63,1 %), Kreises (Bonn: 2,3 %, Rhein-Sieg- nutzen 23,1 % den Zug (Bonn: Die Zufriedenheit mit dem Aufent Kreis: 19,8 %). Aber auch weitere 31,8 %, Rhein-Sieg-Kreis: 15,1 %). halt in Bonn und Rhein-Sieg ist („sekundäre“) Anlässe haben eine Der Anteil an (Bus-)Reisegruppen außerordentlich hoch, was sich hohe Bedeutung, wie zum Beispiel beträgt 7,1 % aller Besucher (Bonn: sowohl in dem Anteil an Mehrfach- Stadtbesichtigungen und Flanieren 7,4 %, Rhein-Sieg-Kreis: 5,8 %). besuchern als auch in der Absicht oder die aktive Erholung beim Wan- Diese Ergebnisse decken sich spiegelt, auch zukünftig wieder- dern und Fahrradfahren in der Natur. ebenfalls in hohem Maße mit Erhe- kommen zu wollen. Tendenziell Typische Gästekonstellationen sind bungen aus dem Jahre 2009 zur erscheinen dabei zwei Drittel Mehr- dabei Paare und Freundesgruppen, touristischen Verkehrsmittelwahl fachbesucher zu einem Drittel Erst- gefolgt von Familien. Aber auch im Siebengebirge. besucher ein attraktives Verhältnis Anreisemittel der Touristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Sonstiges 0,7% 1,1% 0,0% 3,4% Fahrrad 2,3% 7,5% Flugzeug 7,9% 4,1% Bus 7,4% 5,8% Zug 31,8% 15,1% Auto 50,0% 63,1% Bonn Rhein-Sieg Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469
13 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittourismus darzustellen. Vor dem Hintergrund der soziodemographischen Gäste- Reiseorganisation der Freizeittouristen in Bonn und struktur sollte dabei aber langfristig Rhein-Sieg (2012) überlegt werden, wie die Region neue Gästegruppen erschließen Sonstiges 7,2% 1,9% und binden kann. Pauschal 3,6% Insgesamt sind Bonntouristen am 5,1% höchsten mit dem gebotenen Kul- Freunde/Verwandte 10,8% turerlebnis zufrieden, bemängeln 6,2% jedoch die verkehrliche Situation Selbstorganisiert 78,3% und Parkmöglichkeiten in der Stadt. 86,8% Rhein-Sieg-Touristen schätzen das gute Landschafts- und Naturerlebnis, Bonn Rhein-Sieg sehen aber Verbesserungsmög Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469 lichkeiten im allgemeinen Preis-Leis- tungsverhältnis sowie im Freizeit- und Unterhaltungsangebot. 36,4 % aller genutzten Informations- Gerade hier liegen sicher weitere quellen ein zentrales Informations- Potenziale, neue Gästegruppen Der hohe Anteil an Mehrfachbesu- medium dar. Die Dienstleistungen zu erschließen. Dabei ist neben chern drückt sich auch in der Reise- der Tourist-Informationsstellen wer- attraktiven Angebotsbausteinen organisation aus, die überwiegend den vor allem von Bonnbesuchern (z. B. Übernachtung, Gastronomie, ohne weiteren Informationsbedarf nachgefragt. Der Anteil an paketier- Kultur-/Naturerlebnis) insbesondere selbstorganisiert durchgeführt wird. ten Leistungen ist mit 4,6 % (Bonn: auch der Vertrieb ein wesentlicher Trotzdem stellt aber das Internet mit 3,6 %, Rhein-Sieg: 5,1 %) gering. Erfolgsfaktor. Verbesserungswürdige Angebote der Region Bonn/Rhein-Sieg aus Sicht der Freizeittouristen aus Bonn und Rhein-Sieg (2012) 3,2% Familienfreundlichkeit 1,1% 2,5% Wellnessangebote 2,1% 3,2% Hotellerie 2,1% 2,7% Wanderwegnetz 4,1% 5,9% Kulturelles Angebot 2,6% 3,8% Einkaufsmöglichkeiten 5,3% 3,4% Radwegnetz und Infrastruktur 6,8% 5,2% Freizeitangebote 5,5% 3,6% Sonstiges 8,7% 7,4% Gastronomie 8,1% 10,2% Touristische Wegweiser 14,5% Bonn Rhein-Sieg Quelle; IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n(Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469
14 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittourismus Die Freizeittouristen in Bonn und Rhein-Sieg teilen sich Von allen 290 gemeldeten Beherbergungsbetrieben insgesamt zu 60 % in Tagesausflügler und 40 % in Über- (bei einer Gesamtkapazität von knapp 19.000 Gäste nachtungsgäste auf. Dieser Anteil ist im Rhein-Sieg- betten) in Bonn und Rhein-Sieg ist das Hotel mit fast Kreis (68,6 %) durch seine attraktiven Landschaftsregi- 50 % die beliebteste Unterkunftsform. Während andere onen (insbesondere Siebengebirge und Siegtal) jedoch Betriebstypen deutlich geringere Marktanteile aufwei- deutlich höher als in Bonn (49,7 %) und stellt damit die sen, übernachtet jedoch weiterhin ein Drittel aller Gäste zentrale Basis für die Tourismusbranche in den meisten in Privatunterkünften. Damit stellt dieser sogenannte Kommunen dar. Während bei einer durchschnittlichen „Graue Markt“ ein weiteres wichtiges Standbein bei- Gesamtaufenthaltsdauer von zwei Tagen die kürzeren spielsweise für die Gastronomie und die Freizeit- und Aufenthalte dominieren, bleiben immerhin rund 10 % Kulturwirtschaft dar, obwohl er sich der amtlichen sta- der Freizeitgäste länger als vier Tage. tistischen Messung entzieht. Besuchshäufigkeit der Touristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Bonn 35,4% 40,5% 8,8% 15,3% Rhein-Sieg 31,2% 35,4% 9,2% 35,4% 1. Mal 2 - 5 Mal 6 - 10 Mal < 10 Mal Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469 Aufenthaltsdauer der Freizeittouristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Rhein-Sieg 49,7% 39,5% 10,8% Bonn 68,6% 22,6% 8,8% Tagesausflug 1-4 Übernachtungen > 4 Übernachtungen Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469
15 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittourismus Reisebegleitung der Touristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Reisegruppe 7,0% 1,7% Alleinreisende 13,3% 7,9% Freunde 20,5% 22,4% Familie 27,0% 27,5% Partner 32,2% 40,5% Bonn Rhein-Sieg Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 984, n (Bonn): 444, n (Rhein-Sieg): 469 Unterkunft der Freizeittouristen in Bonn und Rhein-Sieg (2012) Sonstiges 2,7% 2,7% Ferienwohnung/ -haus 0,5% 6,0% Campingplatz 3,6% 6,0% Jugendherberge, Hostel 8,6% 1,3% Freunde / Verwandte 33,6% 34,9% Hotel 50,9% 47,7% Bonn Rhein-Sieg Quelle: IUBH Befragung Freizeittouristen, Bonn/ Rhein-Sieg, 2012; n (Bonn/ Rhein-Sieg): 397, n (Bonn): 220, n (Rhein-Sieg): 149
16 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Freizeittouristische Segmente Verteilung der Touristengruppen der Region Bonn/Rhein-Sieg nach Lebenszyklus (2012) Senioren (> 60 Jahre) 26,91% Paare und Singles (30 - 60 Jahre) 20,32% Eltern mit Kindern (< 18 jahre) 18,30% Eltern mit Kindern (> 18 jahre) 15,74% Junge Paare & Singles (< 30 Jahre) 18,72% Quelle: IUBH Gästebefragung (Freizeit) Region Bonn/Rhein-Sieg, 2012; n: 940 Während früher unterschiedliche den Lebensphasen, die Menschen „Eltern mit Kindern > 18 Jahre“ sowie Gästegruppen anhand soziodemo- im Laufe ihres Lebens durchlaufen. „Senioren“ differenzierte Informatio- graphischer Faktoren untersucht nen für ein gezieltes Zielgruppen- wurden, basieren strategische Für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis marketing. Nachfrageanalysen für Destinati- liefern fünf „Zielgruppen-Steck- onsentwicklungen zunehmend auf briefe“ für die Zielgruppen „Junge verhaltensorientierten Überlegun- Paare und Singles“, „Eltern mit Kin- gen. Diese gehen eng einher mit dern“, „Ältere Paare und Singles“, Zielgruppensegmentierung nach Lebenszyklusabschnitten Lebenszyklen Alter Senioren Eltern mit Kindern Paare und Singles Eltern mit Kindern Alter: > 60 Jahre (> 18 Jahre) Alter: 30 - 60 Jahre (< 18 Jahre) Familienstand: Liiert Alter: 35 - 60 Jahre Keine Kinder Alter: 18 - 60 Jahre Mit/ ohne Kinder Familienstand: Liiert Familienstand: Liiert Junge Paare und Singles Alter: < 30 Jahre Keine Kinder Quelle: Wells & Gubar, 1996
17 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Junge Paare und Singles Soziodemographie Durchschnittliches Alter: 22,6 Jahre Familienstatus: Single (59,7 %) Geschlechterverteilung: Frauen (61,9 %) Beschäftigungsverhältnis: Studenten (51,4 %), Angestellte (24,0 %) Herkunft: Deutsche (67,6 %), International (32,4 %) (Großbritannien, USA, Niederlande) Reiseverhalten Hauptreiseanlass: Freunde/ Familie (28,4 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (21,6 %) Sekundäre Reiseanlässe: Stadtbesichtigung (42,3 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (35,2 %) Besuchshäufigkeit: Erstbesucher (53,4 %) Wiederholungswahrscheinlichkeit: Höchst wahrscheinlich (42,0 %) Reisepartner: Freunde (27,3 %), Familie (25,0 %), Partner (25,0 %), Alleine (16,5 % – Gruppe mit den meisten Alleinreisenden) Anreisemittel: Zug (42,7 %), Auto (41,5 %) Informationsquelle: Internet (46,0 %), Freunde (30,1 %), Keine Information benötigt (24,4 %) Organisation der Reise: Selbst organisiert (78,4 %) Aufenthaltsdauer: Tagesgäste (53,7 %), > 5 Tage (15,4 %) Unterkunft: Freunde/ Verwandte (50,6 %), Hotel (29,4 %), Jugendherberge/ Hostel (15,3 %) Ort der Unterkunft: Bonn (73,4 %) Übernachtungskosten pro Tag: 38,47 € pro Person Tagesausgaben: 28,00 € pro Person Verbesserungsvorschläge: Touristische Wegweiser, Freizeit- und Unterhaltungsangebot Zufriedenheit: + Kulturerlebnis, Gesamtzufriedenheit − Preis- Leistungsverhältnis, Verkehrsführung
18 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Eltern mit minderjährigen Kindern Soziodemographie Durchschnittliches Alter: 43,8 Jahre Familienstatus: 100 % liiert Geschlechterverteilung: Frauen (54,7 %) Beschäftigungsverhältnis: Angestellte (61,5 %), Selbstständige (20,3 %) Herkunft: Deutsche (79,7 %) (NRW, Rheinland Pfalz), International (29,3 %) (Benelux, Frankreich) Reiseverhalten Hauptreiseanlass: Besuch von Freunden / Verwandten (31,1 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (17,6 %), Erholung & Entspannung (12,8 %) Sekundäre Reiseanlässe: Stadtbesichtigung (42,6 %), Landschaftsbesichtigung und Naturgenuss (29,7 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (24,3 %) Besuchshäufigkeit: Erstbesucher (31,1 %) Wiederholungswahrscheinlichkeit: Höchst wahrscheinlich (60,1 %) Reisepartner: Familie (68,2 %) Anreisemittel: Auto (79,7 %) Informationsquelle: Internet (46,6 %), Freunde (29,1 %), keine Information benötigt (29,1 %) Organisation der Reise: Selbst organisiert (89,9 %) Aufenthaltsdauer: Tagesgäste (57,4 %), > 5 Tage (11,5 %) Unterkunft: Freunde/ Verwandte (42,9 %), Hotel (41,3 %), Ferienwohnung (6,3 %) Ort der Unterkunft: Bonn (58,3 %), Königswinter (15,0 %) Übernachtungskosten pro Tag: 51,48 € pro Person Tagesausgaben: 43,61 € pro Person Verbesserungsvorschläge: Gastronomie, touristische Wegweiser Zufriedenheit: + Kulturerlebnis, Gesamtzufriedenheit − Preis- Leistungsverhältnis, Fahrradwege und Infrastruktur
19 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Ältere Paare und Singles Soziodemographie Durchschnittliches Alter: 42,8 Jahre Familienstatus: 64,4 % liiert Geschlechterverteilung: Frauen (49,7 %) Beschäftigungsverhältnis: Angestellte (70,2 %), Selbstständige (16,8 %) Herkunft: Deutsche (80,1 %) (NRW, Rheinland Pfalz), International (19,9 %) (Großbritannien, USA) Reiseverhalten Hauptreiseanlass: Besuch von Freunden / Verwandten (30,9 %), Landschaftsbesichtigung und Naturgenuss (15,7 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (17,8 %) Sekundäre Reiseanlässe: Stadtbesichtigung (31,4 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (24,6 %) Landschaftsbesichtigungen und Naturgenuss (24,1 %) Besuchshäufigkeit: Erstbesucher (34,6 %) Wiederholungswahrscheinlichkeit: Höchst wahrscheinlich (56,0 %) Reisepartner: Partner (44,0 %), Allein (20,4 %), Freunde (18,8 %) Anreisemittel: Auto (58,6 %), Zug (22,0 %) Informationsquelle: Keine Informationen benötigt (36,1 %), Internet (35,6 %), Freunde (26,2 %) Reiseliteratur (15,7 %) Organisation der Reise: Selbst organisiert (84,3 %), Pauschal (3,1 %) Aufenthaltsdauer: Tagesgäste (56,5 %), > 5 Tage (11,0 %) Unterkunft: Hotel (51,3 %), Freunde/ Verwandte (37,5 %) Ort der Unterkunft: Bonn (66,2 %), Königswinter (25,7 %) Übernachtungskosten pro Tag: 65,71 € pro Person Tagesausgaben: 46,95 € pro Person Verbesserungsvorschläge: Touristische Wegweiser, Gastronomie Zufriedenheit: + Natur- und Kulturerlebnis − Freizeit- und Unterhaltungsangebot, Preis- Leistungsverhältnis
20 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Eltern mit volljährigen Kindern Soziodemographie Durchschnittliches Alter: 53,3 Jahre Familienstatus: 100 % liiert Geschlechterverteilung: Frauen (55,2 %) Beschäftigungsverhältnis: Angestellte (61,6 %), Selbstständige (12,2 %) Herkunft: Deutsche (85,5 %) (NRW, Rheinland Pfalz), International (14,5 %) (Benelux, Frankreich) Reiseverhalten Hauptreiseanlass: Besuch von Freunden / Verwandten (31,1 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (17,6 %), Erholung & Entspannung (12,8 %) Sekundäre Reiseanlässe: Stadtbesichtigung (32,6 %), Landschaftsbesichtigung und Naturgenuss (23,8 %), Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (22,7 %) Besuchshäufigkeit: Erstbesucher (32,6 %) Wiederholungswahrscheinlichkeit: Höchst wahrscheinlich (52,9 %) Reisepartner: Partner (51,7 %), Familie (23,8 %), Freunde (19,8 %) Anreisemittel: Auto (62,8 %), Zug (16,9 %), Fahrrad (9,9 %) Informationsquelle: Keine Information benötigt (38,4 %), Internet (36,0 %) Organisation der Reise: Selbst organisiert (86,6 %) Aufenthaltsdauer: Tagesgäste (64,5 %), > 5 Tage (2,9 %) Unterkunft: Hotel (66,1 %), Freunde/ Verwandte (23,7 %) Ort der Unterkunft: Bonn (44,0 %), Königswinter (22,0 %), Siegburg (16,0 %) Übernachtungskosten pro Tag: 55,03 € pro Person Tagesausgaben: 43,79 € pro Person Verbesserungsvorschläge: Touristische Wegweiser, Gastronomie Zufriedenheit: + Naturerlebnis, Gesamtzufriedenheit − Freizeit- und Unterhaltungsangebot, Verkehrführung
21 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Freizeittouristische Segmente Senioren Soziodemographie Durchschnittliches Alter: 69,1 Jahre Familienstatus: 85,4 % liiert Geschlechterverteilung: Frauen (47,0 %) Beschäftigungsverhältnis: Rentner (86,2 %), Angestellte (5,9 %) Herkunft: Deutsch (88,9 %) (NRW, Rheinland Pfalz, Baden Württemberg, Bayern), International (11,1 %) (Großbritannien, Niederlande) Reiseverhalten Hauptreiseanlass: Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (22,5 %), Besuch von Freunden/ Verwandten (19,4 %), Erholung & Entspannung (17,8 %) Sekundäre Reiseanlässe: Stadtbesichtigung (37,5 %), Landschaftsbesichtigung und Naturgenuss (24,9 %) Besuch von kulturellen Einrichtungen/ Events (20,9 %) Besuchshäufigkeit: Erstbesucher (19,4 %) Wiederholungswahrscheinlichkeit: Höchst wahrscheinlich (51,8 %) Reisepartner: Partner (43,1 %), Freunde (23,7 %), Reisegruppe (7,1 %) Anreisemittel: Auto (47,0 %), Zug (24,9 %), Bus (15,4 %) Informationsquelle: Keine Informationen benötigt (40,7 %), Internet (24,9 %), Reiseliteratur (15,8 %) Organisation der Reise: Selbst organisiert (75,5 %), Pauschal (11,5 %) Aufenthaltsdauer: Tagesgäste (61,7 %), > 5 Tage (7,1 %) Unterkunft: Hotel (59,8 %), Camping (10,3 %), Ferienwohnung (3,1 %) Ort der Unterkunft: Bonn (55,3 %), Königswinter (19,1 %), Siegburg (6,4 %) Übernachtungskosten pro Tag: 53,81 € pro Person Tagesausgaben: 37,82 € pro Person Verbesserungsvorschläge: Touristische Wegweiser Zufriedenheit: + Naturerlebnis, Gesamtzufriedenheit − Freizeit- und Unterhaltungsangebot, Preis- Leistungsverhältnis
22 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Medizintourismus Medizintourismus Seit einigen Jahren entwickelt sich Zentrale für Tourismus (DZT), die haben sich die rein gesundheitlich Deutschland zunehmend zu einem Nachfrage nach Reisen nach motivierten Reisen zwischen 2009 Reiseziel von ausländischen Gäs- Deutschland in den kommenden und 2010 mehr als verdoppelt. 2010 ten, die gezielt zu medizinischen Jahrzehnten mehr denn je positiv kamen laut World Travel M onitor Eingriffen deutsche Kliniken und beeinf l ussen. Laut Euromonitor 341.000 europäische Gäste aus Spezialisten aufsuchen. sind Natur- und Medizinreisen mit rein gesundheitlichen Gründen 6,8 % bzw. 5,5 % jährlichem Plus nach Deutschland“ (Hotelver- „Der Megatrend Gesundheit wird, die größten Wachstumsfelder im band Deutschland e. V. (2013), laut einer Umfrage der Deutschen Tourismus bis 2015. In Deutschland Hotelmarkt Deutschland 2013). Dieser für ganz Deutschland zu Herkunftsland der Medizintouristen in Bonn (2012) beobachtende Trend hat insbe- sondere in der Stadt Bonn eine Rumänien 1,8% längere Tradition, da während der Georgien 1,8% Zeit als Bundeshauptstadt über Albanien 1,8% Konsulate und Botschaften zahl- reiche Kontakte zwischen interna- Kuwait 1,8% tionalen Patienten und profilierten Jemen 1,8% städtischen medizinischen Einrich- Griechenland 1,8% tungen und Krankenhäusern aufge- Russland 5,3% baut werden konnten. Libyen 7,0% Saudi Arabien 7,0% Ebenso wie in Deutschland insge- Qatar 15,8% samt zu beobachten, stellen die Hauptquellmärkte des Medizintou- Arabsche Emirate 54,4% rismus in Bonn der Arabische Raum Quelle: IUBH Medizintouristenbefragung Bonn, 2012; n: 57 (hier insbesondere die Arabischen Emirate) und Russland dar, ohne
23 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Medizintourismus dass derzeit verlässliche Daten über das tatsächliche „Mund-zu-Mund Empfehlungen“ wieder, die damit die Volumen genannt werden können. wichtigste Informationsquelle darstellt. Es handelt sich aber entgegen landläufiger Meinung Während die Tourismusbranche dieses Wachstums- durchaus nicht nur um überwiegend ältere Personen. segment langsam entdeckt, stellen Medizintouristen, Vielmehr sind es durchaus auch Patienten jüngeren und allen voran aber ihre Begleitungen, ein wichtiges Nach- mittleren Alters (Frauen wie Männer), die ihre jeweiligen fragepotenzial für die Hotellerie dar. Die Reisebeglei- Krankheiten in Bonner Medizineinrichtungen behan- tungen betrugen laut IUBH-Erhebungen zu 45,6 % ein deln lassen. Die wichtigsten medizinischen Fachgebiete bis zwei Personen, 40,4 % drei bis vier Personen, und für den Bonner Medizintourismus sind die Onkologie, 14 % fünf bis acht Personen. Sofern keine dauerhaft Orthopädie, und Neurologie, gefolgt von medizinischen stationäre Unterbringung erfolgt, nutzen sowohl Pati- Maßnahmen in der P ädiatrie und Dermatologie. enten wie ihre Begleitpersonen vorwiegend Apartments (65 % der Patienten, 77,2 % Begleitpersonen) und Hotels Obwohl es sich beim Medizintourismus trotz seines (20 % der Patienten, 22,8 % Begleitpersonen) während ernsten Hintergrundes aus Sicht der Patienten um ihres Aufenthaltes. eine Form des Tourismus handelt, geht dieser Markt noch weitgehend an den touristischen Vertriebs- und Dem Umstand der Sache Rechnung tragend, halten Organisationsstrukturen vorbei. So nutzen über zwei sich Medizintouristen deutlich länger in Bonn auf als Drittel der Bonner Medizintouristen nach wie vor ihre andere „klassische“ Touristen. Diese umspannen zu Botschaft zur Reiseorganisation oder planen den Auf- einem Großteil Zeiträume von einem bis mehreren enthalt selbstständig. Derzeit sind 60 % der Medizintou- Monaten. Gerade die Begleitpersonen der Patienten risten zum ersten Mal in Bonn. Die Wiederholungsgäste sind somit auch für weitere lokale Branchen ein relevan- (40 %) waren im Durchschnitt bereits drei bis fünf Mal tes Feld (Einzelhandel, Gastronomie), da sie strukturell vor Ort. Die offensichtlich hohe Zufriedenheit und gute über eine höhere durchschnittliche Gruppenkaufkraft Reputation Bonns als medizintouristische Destination verfügen und für die Zeit ihres Aufenthaltes offen für spiegelt sich auch in dem hohen Anteil von 33 % an Konsumaktivitäten sind. Genutze Informationsquelle der Medizintouristen in Bonn (2012) Suchmaschine 3,5% Presse (Zeitung, Radio, Fernsehen) 7,0% Botschaft 24,6% Empfehlung eines Krankenhauses 31,6% oder Hausarztes Mund-zu-Mund Probaganda 33,0% Quelle: IUBH Medizintouristenbefragung Bonn, 2012; n: 57 Aufenthaltsdauer der Medizintouristen in Bonn (2012) > 4 Monate 21,1% 2 - 4 Monate 26,3% 1 Monat 28,1% 2 - 3 Wochen 15,8% 1 Woche 8,8% Quelle: IUBH Medizintouristenbefragung Bonn, 2012; n: 57
24 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Strukturdaten des Beherbergungsangebotes Strukturdaten des Beherbergungsangebotes Beherbergungsbetriebe der Region Bonn/Rhein-Sieg nach Betriebsarten (2013) Campingplätze Vorsorge- und Reha-Klinken Hütten, Jugendherbergen, u. Ä. Ferienhäuser, -wohnungen und -zentren Erholungs-, Ferien-, Schulungsheime Hotels garnis Pensionen Gasthöfe Hotels 01 50 75 00 125 Amtl. Beherbergungsstatistik Grauer Markt Quelle: IUBH Beherbergungsbefragung Region Bonn/Rhein-Sieg, 2013; IT.NRW, 2013 (c, d) Der betriebliche Strukturwandel in Stadt Bonn und der Region 1985 (Bonn: 91, Rhein-Sieg:184). Im glei- der H otellerie in Deutschland lässt noch 324 geöffnete Betriebe als chen Zeitraum sind trotz Betriebs sich auch in Bonn und dem Rhein- gewerbliche Unterkünfte gemeldet schließungen durch Erweiterungs- Sieg-Kreis mit den Schlagworten (Bonn: 107, Rhein-Sieg: 217), bieten investitionen und Hotelneubauten umschreiben: „Mehr Betten bei heute 275 geöffnete Unterkunfts- die Bettenkapazitäten von 13.949 weniger Betrieben“. Wurden in der betriebe ihre Dienstleistungen an (Bonn: 5.923, Rhein-Sieg: 8.026) auf Entwicklung der gewerblichen Betriebe und Betten in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis 12000 250 10000 200 Anzahl Betriebe Anzahl Betten 8000 150 6000 100 4000 50 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Rhein-Sieg-Angebotene Betten Rhein-Sieg-Geöffnete Beherbergungsbetriebe Bonn Geöffnete Beherbergungsbetriebe Bonn-Angebotene Betten Quelle: IT.NRW, 2013 (a, b)
25 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Strukturdaten des Beherbergungsangebotes 19.184 (Bonn: 8.504, Rhein-Sieg: 10.680) gestiegen. Gemessen am dominierenden Betriebstyp Hotel (und Während vor allem seit Ende der 1980er Jahre die- Hotel garni) spielen darüber hinaus weitere Unter- ser Strukturwandel dynamisch von statten ging, hat kunftsformen in der Region Bonn, mit Ausnahme von sich der Markt seit den 2000er Jahren, mit gelegentli- Erholungs-, Ferien- und Schulungsheimen, nur eine chen Auf- und Abschwüngen, konsolidiert. Dabei muss untergeordnete Rolle. Trotzdem weist die Region jedoch insgesamt gesehen werden, dass Schließungen eine breite Palette an allen möglichen Unterkunfts- insbesondere von Klein- und Mittelbetrieben (z. B. Pen- formen für verschiedene Nachfragegruppen auf. Die sionen, kleinere Hotels) ein stetiges Wachstum im Hotel- Angebotsintensität (gewerblich verfügbare Betten pro segment mit größerer Zimmeranzahl gegenüberstand. Einwohner) ist dabei in der Stadt Bonn mit 38,7 verfüg- In den vergangenen Jahren (2008 bis 2012) betrug baren Gästebetten/Einwohner geringer als im Rhein- das durchschnittliche Betriebswachstum pro Jahr in der Sieg-Kreis (56,2 verfügbare Gästebetten/ Einwohner). Region Bonn 0,9 % (Bonn: -0,5 %, Rhein-Sieg: 2,5 %) bei einem durchschnittlichem Bettenzuwachs von 2,8 % Ergänzt man die in der amtlichen Beherbergungssta- (Bonn: 2,6 %, Rhein-Sieg: 4,8 %). tistik nicht dargestellten (weil nicht meldepflichtigen) Betriebe durch weitere Recherchen, ergibt sich ein Im Fokus der gegenwärtigen Hotellandschaft steht die „Grauer Markt“ von 41 Betrieben (in der Mehrzahl Feri- nach langjährigem Baustillstand erwartete Fertigstel- enhäuser, -wohnungen und -zentren, aber auch Pen- lung des Hotels am World Conference Center Bonn sionen). Diese müssen den dargestellten ‚offiziellen‘ (WCCB). Im Zuge einer Komplementierung des gegen- Daten hinzugefügt werden. Gemessen am Gesamt- wertigen Angebotes sollte darauf geachtet werden, die volumen der Bettenkapazitäten ist die Verzerrung zur Synergien zu Konferenzen und (Groß-) Kongressen amtlichen Beherbergungsstatistik jedoch eher gering. bestmöglich auszuschöpfen und Kannibalisierungs effekte im städtischen Wettbewerb zu minimieren. Verteilung der verfügbaren Betten in gewerblichen Betrieben in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis (2013) 0,2% Pensionen 1,5% 1,5% Vorsorge- und Reha-Kliniken 1,2% 0,0% Ferienhäuser, -wohnungen und -... 2,6% Bonn Rhein-Sieg 2,1% Campingplätze 1,4% 3,7% Hütten, Jugendherbergen, u. Ä. 3,1% 0,0% Gasthöfe 4,6% 9,8% Erholungs-, Ferien-, Schulungsheime 24,1% 24,6% Hotel garnis 12,1% 58,0% Hotels 49,3% Quelle: IT.NRW, 2013 (c, d); n (Bonn): 8.504, n (Rhein-Sieg): 10.680
26 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Tagungs- und Kongressmarkt Tagungs- und Kongressmarkt Jahren eine konstant hohe Anzahl von Veranstaltungen. Besonders die zentrale Lage des Standortes mit hervorragender Anbindung zu mehreren Flughäfen und ICE- Haltepunkten in einem Umkreis von 150 km sorgen für kurze Transfer- zeiten. Eine gut ausgebaute Infra- struktur macht die unkomplizierte Anreise der Teilnehmer möglich. Das großzügige Angebot an Hotelbetrie- ben sorgt für adäquate Unterbrin- gungsmöglichkeiten und in den viel- fältigen Locations lassen sich unter- schiedlichste Veranstaltungsformate abbilden. Zudem bieten Stadt und Region zahlreiche Anknüpfungs- Innerhalb des geschäftlich beding- der Tagungs- und Kongressmarkt punkte für die Gestaltung hochwer- ten Tourismus sind Tagungen, größerer Ordnung auf die Stadt tiger Rahmenprogramme. Meetings, Weiterbildungen sowie Bonn, während für die Städte und Konferenzen und Kongresse die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreise Seit 2009 wird in Bonn und der wichtigsten Teilmärkte für die Stadt eher kleinere Veranstaltungen (z.B. Region speziell für den Kongress- Bonn und die Region Rhein-Sieg. Weiterbildungen, Konferenzen) von bereich ein Tagungsmonitoring Insgesamt konzentriert sich dabei Bedeutung sind. durchgeführt, um eine ständige aufgrund der Tagungskapazitäten, des Sitzes von Großunternehmen Allgemeine Struktur2 2 Quelle: Tourismus & Congress GmbH sowie nationalen und internatio- Die Kongressregion Bonn/Rhein- Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (2013): Strate- nalen (politischen) Organisationen Sieg verzeichnet in den letzten gieplan 2013 - 2017 Abb.: Angebots- und Nachfragesituation in der Kongressregion Bonn/Rhein-Sieg Angebotssituation Nachfragesituation Tagungs- und Veranstaltungsstätten Veranstaltungen 21.791 in Bonn insgesamt (1) 63 Dauer 1,68 Tage kleine Hotels 17 Teilnehmer insgesamt 1,30 Mio. mittelgroße Hotels 11 große Hotels 7 Umsätze kleine Veranstaltungszentren 21 veranstaltungsbezogen 39,1 Mio. € große Veranstaltungszentren 7 mit Übernachtungen 21,1 Mio. € insgesamt 60,2 Mio. € Quelle: TagungsBarometer Bonn, Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW), S. 17
27 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Tagungs- und Kongressmarkt Verhältnis Business- zu Eventveranstaltungen Events 28,00% 28,60% Meetings 72,00% 71,40% Bonn Deutschland Quelle: eigene Darstellung nach: Meeting-& EventBarometer 2011/2012, S. 24 und TagungsBarometer Bonn, Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW), S. 8 Beobachtung des Tagungsmarktes Der Kongressstandort Bonn/Rhein- nachtungen ausgegeben wurden. In zu ermöglichen. Die Datenerfas- Sieg bietet insgesamt 63 Veran- den eigenen Räumlichkeiten durch- sung erfolgt durch das „Tagungs- staltungsstätten (mit mindestens geführte Veranstaltungen („inhouse“) Barometer“, ein Instrument des 30 Sitzplätzen im größten Saal bei wurden bei der Marktanalyse nicht Europäischen Instituts für Tagungs- Reihenbestuhlung). Darunter sind berücksichtigt. wirtschaft. Das „TagungsBarometer“ 17 kleine Hotels, elf mittelgroße ist eine Web-Applikation, über die Hotels, sieben große Hotels, 21 Innerhalb des Segments der ge monatlich Daten zum Veranstal- kleine Veranstaltungszentren und schäftlich motivierten Veranstaltun- tungsmarkt erfasst und ausgewer- sieben große Veranstaltungszent- gen unterscheidet man zwischen tet werden. Insgesamt nehmen der- ren vertreten. den zwei verschiedenen Veran- zeit 22 Veranstaltungsstätten am staltungsarten Business-Veranstal- Bonner Tagungsbarometer teil. Ein Für das Jahr 2011 wurden rund tungen und Events. In Bonn und Drittel der Häuser kommt aus dem 22.000 Veranstaltungen gezählt, der Region ist der Anteil der Busi- Rhein-Sieg-Kreis, zwei Drittel aus bei denen 1,3 Mio. Teilnehmer in ness-Veranstaltungen mit knapp Bonn, so dass eine Gesamtbetrach- die Region kamen. Bei einer durch- drei Viertel sämtlicher Veranstaltung tung der Region Bonn/Rhein-Sieg schnittlichen Dauer von 1,68 Tagen vergleichbar mit dem Bundesdurch- möglich ist. Die hierbei erfassten wurden über 60 Mio. Euro direkt bei schnitt. Events belegen lediglich mit Daten bilden die Grundlage der fol- den Veranstaltungsstätten generiert, cirka 28 % den Markt. genden Analyse der Tagungsregion. wovon mehr als 21 Mio. für Über- Abb.: Teilnehmer (TN) pro Veranstaltung 0% 25% 50% 75% 100% 10 - 20 21 - 50 51 - 250 251 - 500 501 - 1000 1001 - 2000 Quelle: eigene Darstellung nach: TagungsBarometer Bonn, Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW), S. 9
28 Tourismus & Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg Tagungs- und Kongressmarkt 7% 3% 17% Große Veranstaltungszentren Kleine Veranstaltungszenten Große Hotels Mittlere Hotels Kleine Hotels 27% Quelle: eigene Darstellung nach: TagungsBarometer Bonn, Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW), S. 6 46% Die in der Tagungsregion Bonn/Rhein-Sieg durchge- Bonn und die Region sind dabei Tagungsorte, die führten Veranstaltungen ziehen hauptsächlich kleinere von den Veranstaltern geschätzt und als regelmä- Formate wie beispielsweise Seminare an. Knapp 80 % ßige Austragungsorte geschäftlich bedingter Treffen aller Veranstaltungen hatten eine Teilnehmerzahl von gewählt werden. Fast 83 % der Unternehmen und bis zu 50 Besuchern. Deutschlandweit liegt der Wert Organisationen, die in Bonn ihre Veranstaltungen bei 45 %. abhalten, tagten bereits zum wiederholten Male hier. Über die Hälfte haben dabei schon (deutlich) mehr als Für den Veranstaltungsmarkt in Bonn und der Region 10 Mal Konferenzen und Kongresse in Bonn abgehal- sind besonders die Hotels, untergliedert in kleine, mitt- ten. Insofern kann der Tagungs- und Kongressmarkt lere und große Hotels, beliebte Tagungsorte. Hier fin- als sehr stabile Größe für den (geschäftlich beding- den 90 % der Veranstaltungen statt. Deutschlandweit ten) Tourismus und als wichtiges Nachfragesegment liegt der Anteil der Tagungshotels bei zwei Drittel der für die Hotellerie bezeichnet werden. Trotzdem han- Veranstaltungen. delt es sich insgesamt häufig um rotierende Tagungs schemata: Veranstaltungen in immer der gleichen Fokus: PCO-Segment Stadt innerhalb der Bonner Region planen nur 23,7 % Aufgrund der besonderen Voraussetzungen für Groß- aller PCO’s, während 57,6 % ihre Veranstaltungen an veranstaltungen wie internationale Kongresse und wechselnden Austragungsorten konzipieren. Ähnliches spielen für die Region Bonn professionelle Tagungs- und Eventagenturen (PCO’s) eine wichtige Die Teilnehmer der in Bonn und der Region statt Rolle. Obwohl größere Kongresse nur einen geringen findenden Tagungen und Konferenzen kommen zum Anteil an allen Tagungsveranstaltungen im Jahres Großteil aus Deutschland selbst. Der Anteil der inter- verlauf ausmachen, sind sie für die Wahrnehmung der nationalen Tagungs- und Konferenzteilnehmer beträgt Destination auf der nationalen wie internationalen 11,5 %. Damit spiegelt sich die immense Bedeutung Bühne von besonderem Wert. der zahlreichen internationalen Organisationen (ins- besondere UN-Einrichtungen in der Stadt Bonn) für Die jährlich durch die PCO’s durchgeführten Veran- das Image von Bonn (und teilweise der Region) als staltungen decken in der Region eine breite Palette beliebter und bewährter Ausrichtungsort von internati- von Branchen ab (allen voran Veranstaltungen im onalen Veranstaltungen wider. Aus- und Weiterbildungsbereich, Dienstleistungswe- sen wie Banken und IT/Datenverarbeitung, produzie- Die für die touristische Bedeutung dieses Segments rende Industrie, Medizin, Handel und Versicherungen). wichtig zu beobachtende Dauer der Tagungen und Hinzu kommen zahlreiche „Inhouse-Veranstaltungen“, Kongresse ist dabei zweigeteilt: jeweils die Hälfte die sich jedoch einer Bewertung ihrer touristischen aller Veranstaltungen sind als Tagesveranstaltungen Bedeutung entziehen. geplant und zeigen daher nur beschränkte Effekte
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