Empfehlungen zur Grippeimpfung - Richtlinien und Empfehlungen - InfoVac
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Richtlinien und Empfehlungen Empfehlungen zur Grippeimpfung September 2007 Bundesamt für Gesundheit in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Influenza und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen Das Wichtigste in Kürze Die Grippe (saisonale Grippe, epide- Die Influenzaviren, und im Besonde- sie ermöglicht jedoch während einer mische Grippe oder Influenza) ist ren das Influenzavirus vom Typ A, Grippesaison eine Reduktion der eine durch Influenzaviren verur- zeichnen sich durch die häufige Morbidität und der Mortalität um sachte Infektionskrankheit, deren Änderung ihrer Oberflächenanti- 40 bis 70%. Konsequenzen und Komplikationen gene aus, sodass während einer Da sich die zirkulierenden Viren je- oft unterschätzt werden. Sie kann Grippesaison permanent neue Va- des Jahr ändern, ist es notwendig, mit den unterschiedlichsten Symp- rianten identifiziert werden können. die Impfung jährlich zu erneuern. tomen einhergehen, die von einer Verschiedene Mechanismen favori- Die beste Zeit zur Grippeimpfung leichten Atemwegsinfektion bis sieren die Selektion unbekannter liegt zwischen Mitte Oktober und zum Tod reichen können. In speziel- Virusvarianten, die sich aufgrund Mitte November, die Impfung ist len Risikogruppen und generell bei der verminderten Immunität der Be- dann ungefähr 6 Monate wirksam. Menschen über 65 Jahre stellt die völkerung leicht ausbreiten können. Die Grippeimpfung wird in erster Grippe einen wichtigen Morbiditäts- Alljährlich auftretende Epidemien Linie für Personen empfohlen, die und Mortalitätsfaktor dar. sind die Folge. Wenn die Verände- im Falle einer Grippeerkrankung ei- September 2007 Die durchschnittliche Ansteckungs- rung der Oberflächenantigene (Hae- nem erhöhten Komplikationsrisiko rate für die Bevölkerung der magglutinin und Neuraminidase) be- ausgesetzt sind (Personen über Schweiz liegt bei 5%, bei Erwach- sonders grundlegend ist, kann der 65 Jahre, Personen mit chronischen senen sind es 10% und bei Kindern neue Virus zum potentiellen Aus- Herz- oder Lungenerkrankungen, 20% bis 30%. Rund 200 000 In- löser einer Pandemie werden. mit chronischen Stoffwechselstörun- fluenzaerkrankungen sind jeden Das wichtigste Mittel zur Prävention gen, mit chronischen immunsup- Winter Grund einer Arztkonsulta- der Grippe ist die Impfung. Die pressiven Erkrankungen, Bewohner tion. Insbesondere bei Risikoperso- Grippeimpfung bietet dem immuno- von Alters- und Pflegeheimen). Um nen können Grippeerkrankungen kompetenten Erwachsenen einen die Gefahr der Grippeinfektion von schwere Komplikationen mit sich ungefähr siebzig- bis neunzigpro- Personen mit erhöhtem Komplika- bringen, die eine stationäre Behand- zentigen Schutz vor der klinisch tionsrisiko entscheidend zu reduzie- lung nötig machen. So werden in symptomatischen Erkrankung oder ren, wird die Grippeimpfung auch der Schweiz pro Jahr bis zu 5000 zumindest vor den Komplikationen, für das Medizinal- und Pflegeperso- und Empfehlungen Hospitalisationen infolge Grippe die eine Influenzaerkrankung nach nal empfohlen sowie generell für registriert. Jährlich sind 400 bis sich ziehen kann – unter der Bedin- alle Personen, die in engem Kontakt 1000 Todesfälle der Grippe zuzu- gung, dass der Impfstoff die Anti- zu Personen aus Risikogruppen rechnen, bei grösseren Grippeepi- gene der zirkulierenden Viren ent- stehen. Richtlinien demien kann diese Zahl auf weit hält. Bei älteren Menschen ist die über 1000 ansteigen. Grippeimpfung weniger wirksam, Stichworte: Grippe, Impfung, Impfempfehlungen, Influenza, influenza-like-illness, Influenza-Virus, Schwangerschaft, Wirksamkeit 1
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung September 2007 Herausgeber © Bundesamt für Gesundheit (BAG) Aktuelle Version im Internet www.bag.admin.ch/infinfo Weitere Informationen Bundesamt für Gesundheit Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit Abteilung Übertragbare Krankheiten 3003 Bern Telefon 031 323 87 06 epi@bag.admin.ch Autoren und Empfehlungen C. E. Ammon, Advimed Sàrl, Genf. Co-Autor: M. Witschi, Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern Bundesamt für Gesundheit Richtlinien Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit, Abteilung Übertragbare Krankheiten Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) Mitglieder: C. Aebi, Bern; R. Anderau, Neuenburg; G. Bachmann, St. Gallen; H. Binz, Solothurn; D. Desgrandchamps, Baar; M. Gallacchi, Melide; U. Heininger, Basel; A. Marty-Nussbaumer, Luzern; L. Matter, Basel; K. Mühlemann, Bern; J. Roffler, Genf; C.-A. Siegrist, Genf; R. Steffen, Zürich; B. Vaudaux, Lausanne. Sekretariat der EKIF bereitgestellt durch BAG, Abteilung für übertragbare Krankheiten. Arbeitsgruppe Influenza (AGI) Mitglieder : F. Eynard, Bern (Sekretariat); P. Fontana, Zürich; A. Geret, Bern; C. Griot, Mittelhäusern; R. Junker, Ittigen; D. Koch, Bern; J. Kyek, Zug; E. Masserey, Lausanne; H. C. Matter, Bern; T. S. Meister, Ittigen; K. Mühlemann, Bern; S. Müller, Bern; C. Panchaud, Bern; J. Roffler, Genf; C.A. Siegrist, Genf; R. Steffen, Zürich; U. Thurnherr, Basel; H.-R. Widmer, Bern; A. Witschi, Basel; Sekretariat der AGI bereit- gestellt durch BAG, Abteilung für übertragbare Krankheiten. Referenzierung Bundesamt für Gesundheit, Arbeitsgruppe Influenza, Eidgenössische Kommission für Impffragen. Empfehlungen zur Grippeimpfung (ehemals Supplementum XIII). Bern: Bundesamt für Gesundheit, 2007 Diese Publikation erscheint auch in französischer Sprache. BAG-Publikationsnummer 2 BAG OeG 11.06 1500 d 1000 f 20EXT0609/20EXT06010 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze 1 Impressum 2 1. Einleitung 4 2. Eigenschaften des Influenzavirus 4 2.1 Allgemeine Beschreibung 4 2.2 Virusvermehrung 4 2.3 Genetische Variabilität 4 3. Epidemiologie 5 Abbildung 1: Anzahl der Influenzaverdachtsfälle 1995–2007 und Anzahl der influenzaverursachten Todesfälle 1995–2005 6 Abbildung 2: Anzahl der Influenzaverdachtsfälle 2000–2007, pro Epidemiesaison 6 4. Klinik 7 5. Impfung 7 5.1 Impfstoffe 7 5.2 Wirksamkeit 8 5.3 Nebenwirkungen 8 6. Indikationen der Grippeimpfung 9 6.1 Empfehlungen 9 6.2 Besondere Gruppen 9 September 2007 6.3 Impfstoffe und Dosierung 10 6.4 Kontraindikationen 11 7. Ökonomische Aspekte 11 8. Prävention und Therapie mit antiviralen Medikamenten 11 Literatur 12 und Empfehlungen Richtlinien 3
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung 1. Einleitung zwischen den Virustypen erlaubt [7, 8]. magglutinine (H1, H2, H3) und zwei Im Gegensatz zu den Influenzaviren Neuraminidasen (N1 und N2), die bei Eine Infektion mit Influenzaviren vom vom Typ A und B besitzt das Virus vom humanpathogenen Viren gefunden Typ A oder B verursacht die Krankheit Typ C und Thogotovirus nur ein Glyko- werden [18]. In letzter Zeit sind aber Grippe, auch Influenza genannt. Die protein an seiner Oberfläche. Neben auch einige andere Influenza-A-Typen Impfung gegen die saisonale Grippe, diesen strukturellen Differenzen unter- beim Menschen identifiziert worden: die hauptsächlich durch Influenza-A- scheiden sich die Influenzaviren auch Viren vom Typ H9N2, H7N7, H7N3, Viren verursacht wird, ist das wirk- durch ihre Wirtsspezifität. Die Influen- H10N7 und nicht zuletzt auch H5N1 samste Mittel zur Prävention der zaviren vom Typ B und C finden sich [19–25]. Grippe, die jedes Jahr erhebliche hauptsächlich beim Menschen, wäh- Kosten im öffentlichen Gesundheits- rend das Influenzavirus Typ A auch im wesen verursacht. Ältere Menschen gesamten Tierreich weit verbreitet ist 2.3 Genetische Variabilität oder Menschen, die an chronischen [7, 9]. Die Vogelwelt stellt das wich- Krankheiten leiden, sind am meisten tigste Reservoir für das Influenza-A- Der zyklische Verlauf von Influenzaepi- von der Morbidität und Mortalität der Virus dar, allerdings findet man es demien spiegelt die genetische Varia- Grippe betroffen. Die Grippeimpfung auch häufig bei anderen Tieren wie bilität der Influenzaviren wider. Diese ist für diese Personen und für das Schweinen, Rindern und auch Mee- genetisch bedingte Variabilität der Gly- Personal des Gesundheitswesens restieren [9–12]. Während die Influen- koproteine der Virusoberfläche, die die empfohlen. Das hier vorliegende zaviren vom Typ A und B klinisch von prinzipiellen Ziele der neutralisieren- Dokument vermittelt grundlegende grosser Bedeutung sind, verlaufen den Antikörper des Menschen sind, ist Erkenntnisse über die Grippeviren, die Infektionen durch das Influenzavirus die Überlebensgarantie der Viren, die Krankheit, die verschiedenen erhältli- vom Typ C häufig unbemerkt [13–15]. es ihnen ermöglicht, der Immunant- chen Impfstoffe und die Empfehlun- wort des infizierten Wirtes zu entkom- gen zur Grippeimpfung. men [26–28]. Um permanent ihre 2.2 Virusvermehrung Oberfläche zu modifizieren, benutzen die Viren zwei Mechanismen: Antigen- Influenzaviren werden ausgehend von drift und Antigenshift. September 2007 2. Eigenschaften infizierten Personen durch Tröpfchenin- fektion von Mensch zu Mensch oder 2.3.1 Antigendrift des Influenzavirus von Mensch zu Tier übertragen [16]. Dieser Begriff beschreibt die Verände- Sie infizieren die Atemwege durch rung der viralen Antigenstruktur durch Inhalation und vermehren sich in den die Anhäufung von Punktmutationen 2.1 Allgemeine Beschreibung zilienbesetzten Epithelzellen des obe- im Genom der Viren und vor allem in ren Respirationstraktes, der von der den Genen, welche für die zwei wich- Die Influenzaviren sind kugelförmig Nase bis zu den Bronchiolen reicht. tigsten Glykoproteine kodieren. Diese oder pleomorph mit einem Durchmes- Für das Haften der Viren an der Wirts- Mutationen entstehen bei der Virus- ser von etwa 100 nm und gehören zur zelle ist eines ihrer Glykoproteine, das replikation. Der Selektionsdruck, den Familie der Orthomyxoviren. Ihr Ge- Haemagglutinin, verantwortlich. Das das Immunsystem des Wirtes auf nom besteht aus einer einsträngigen Haemagglutinin fixiert den Rezeptor das Virus ausübt, begünstigen die RNS (Negativstrang), die in sieben der N-Acetylneuraminsäure, eine Sial- Veränderungen der Tertiärstruktur der und Empfehlungen (Influenza Typ C) oder acht (Influenza säure der Wirtszelle, und penetriert Virusproteine. Die nachfolgenden Vi- Typ A und B) Segmente unterteilt ist. durch Endozytose die Zellmembran. rusgenerationen haben demnach eine Jedes RNS-Segment besteht aus ei- Innerhalb der Zelle erfolgt die Fusion Struktur, die von der Ausgangsstruktur ner Sequenz von Basen, die eines der viralen Membran mit der endoso- immer weiter weg«driftet», so dass Richtlinien oder mehrere Proteine kodiert, und malen Membran unter dem Einfluss bestehende Antikörper diese Struktu- ist durch eines oder mehrere Nukleo- der Azidifizierung des Endosoms. Die ren zunehmend nicht mehr erkennen. proteine vor vorzeitigem Abbau ge- Herabsetzung des pHs führt zur Frei- Es ist also essentiell, dass die Zusam- schützt. Jedes Genomsegment ist mit setzung des RNS-Nukleoprotein- mensetzung des Grippeimpfstoffes einer RNS-Polymerase assoziiert. Das Komplexes, was den Transport in den periodisch an die aktuell zirkulierenden gesamte genetische Material ist um- Zellkern ermöglicht. Dort erfolgt dann Viren angepasst wird. Dieses Phäno- geben von einer Proteinschicht (M1- die eigentliche Transkription aller Ge- men der Antigendrift ist die Erklärung Matrixprotein) und einer Lipid-haltigen nomsegmente. Die Zusammenset- dafür, dass es praktisch jeden Winter zweiten Membran. In diese äussere zung der neu synthetisierten Virusbe- erneut zu einer Grippeepidemie Hülle sind die zwei Glykoproteine, das standteile erfolgt in der Zellmembran kommt. Das Ausmass dieser Epide- Hämagglutinin (H) und die Neuramini- und ihre Freisetzung aus der Wirtszelle mien hängt davon ab, wie sehr die dase (N) eingelagert [1–3]. unterliegt dem Kommando des zwei- Struktur der zirkulierenden Viren von Die Influenzaviren können in vier Arten ten Oberflächenproteins, der Neurami- der Struktur der in der letzten Saison (Genera) unterteilt werden: Influenza nidase. Ohne die Aktivität der Neura- zirkulierenden Viren abweicht. Das A, B, C und Thogotoviren [4–6]. Der minidase würden die Viruspartikel an Phänomen der Antigendrift kann bei Unterschied zwischen den vier Virus- der Oberfläche haften bleiben und allen drei Virustypen, bei Influenza Typ arten basiert auf der Struktur ihrer könnten nicht freigesetzt werden [17]. A, B und C, beobachtet werden [26– 4 Nukleoproteine und der Grösse des Insgesamt kennt man 16 Haemag- 31]. Genoms, nicht jedoch auf ihrer Mor- glutinin- und neun Neuraminidase- phologie, die keine Differenzierung Typen, allerdings sind es nur drei Hae-
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung 2.3.2 Antigenshift gen der Aktivität der Influenzaviren aus der Reservoirspezies heraus Dieses Phänomen ist nur bei Influen- [49, 50]. den Menschen infizieren kann. Eine zaviren vom Typ A bekannt, es ist weit- Der von der Infektion betroffene Be- lückenlose Überwachung sowie die aus seltener als die Antigendrift. Es völkerungsanteil und der Schweregrad sofortige Durchsetzung entsprechen- handelt sich um eine grundlegende der Symptome können von Jahr zu der Massnahmen sind Voraussetzung, Veränderung eines oder beider Ober- Jahr bedeutende Unterschiede auf- um die Zirkulation und Ausbreitung flächenglykoproteine. Die Basis dieses weisen. Die Infektionsrate kann wäh- eines solchen Virus in der Bevölkerung Mechanismus ist die segmentierte rend einer Grippesaison bei 5% bis soweit als möglich zu verhindern. Zu Genomstruktur der Influenzaviren. Vor- 20% liegen, sie kann aber in kollek- diesem Zweck ist die Schweiz Mit- raussetzung ist hierzu nicht nur die tiven Einrichtungen, in denen die Ein- glied im weltweiten Influenza-Über- gleichzeitige Infektion eines Zwischen- wohner in engem Kontakt miteinander wachungsnetz [82]. Hierzulande be- wirtes mit zwei verschiedenen Influ- leben, wie z. B. in Alters- und Pflege- ruht die Influenzasurveillance auf der enzaviren unterschiedlicher Herkunft heimen, leicht 50% übersteigen [42, Erfassung der Erkrankungshäufigkeit (z. B. Mensch und Tier), sondern auch 51–57]. Wenn die Ausbreitung der durch das Sentinella-Meldesystem, die gleichzeitige Infektion einer Wirts- Grippe weltweit erfolgt, spricht man auf der Virusisolierung und -typisie- zelle mit zwei Virusarten. Durch den von einer Pandemie, ein Phänomen, rung durch das nationale Zentrum für freien Austausch von viralen Genom- das durch das Auftreten von Influenza- Influenza (NZI) sowie auf der Todes- segmenten der beiden verschiedenen viren verursacht wird, gegen welche ursachenstatistik und der medizini- Viren kommt es zur Genese gänzlich die Bevölkerung noch nicht immuni- schen Spitalstatistik der Krankenhäu- neuer Virustypen, die ein grosses siert ist [31, 58–61]. Im Laufe des ser, die vom Bundesamt für Statistik Pathogenitätspotential für den Men- 20. Jahrhunderts hat man vier In- (BFS) erstellt werden. schen aufweisen können. Im Allge- fluenza-Pandemien beobachtet. Die Seit 1986 wurden im Sentinella-Mel- meinen besitzt die Bevölkerung keine schwerste war die so genannte «Spa- desystem (rund 220 Arztpraxen) wäh- Immunität oder nur eine sehr geringe nische Grippe», die 1918/1919 mehr rend der Grippesaison (zehn Wochen- Immunität gegenüber solch neuen als 50 Millionen Todesopfer gefordert Peak-Perioden) zwischen 3 000 und Viren. Unter geeigneten Bedingungen hat [39, 62–64]. In der Schweiz wur- 10 000 Influenzaverdachtsfälle gemel- kann das Auftreten solcher neuer In- den bei einer Gesamtbevölkerung von det. Hochgerechnet ergibt dies für die September 2007 fluenzaviren zu einer Influenzapande- ungefähr 3,865 Millionen Einwohnern gesamte Schweiz etwa 100 000 bis mie führen [31–34]. zu dieser Zeit 21 500 Todesfälle und 300 000 Grippeerkrankungen pro Jahr. Neuesten Veröffentlichungen zufolge 600 000 Erkrankungsfälle registriert Im Durchschnitt können zwischen scheint es möglich zu sein, dass der [65–67]. Weitere Pandemien des 30% und 35% der eingesandten Sen- Mensch zum Ursprung einer Pande- 20. Jahrhunderts wurden 1957 («Asia- tinellaproben durch kulturellen Virus- mie werden könnte, indem es direkt tische Grippe»), 1968 («Hongkong- nachweis als positiv bestätigt werden im Menschen zu einer Mutation im Grippe») und 1977 («Chinesisch-russi- (Mittelwert 2000 bis 2005). Diese Gen des Haemagglutinins des Influen- sche Grippe») nachgewiesen [18, 68– Nachweisrate kann jedoch während za-A-(H5N1-)Virus kommen könnte 71]. Diese zuletzt genannte Pandemie einer Epidemie auf 55% bis 60% an- [35, 36]. zeichnete sich durch einen eher mil- steigen. Durchschnittlich sind etwa den Verlauf aus und führte 1981 in der 10% der gemeldeten Patientinnen und Schweiz zu einer vergleichsweise Patienten 60 Jahre alt oder älter, 66% leichten Epidemie (durch ein Influenza- sind zwischen 10 und 59 Jahre alt und und Empfehlungen 3. Epidemiologie B-Virus). In jenem Jahr wurden durch 24% sind jünger als 10 Jahre. Diese freiwillige Meldungen der behandeln- Verteilung reflektiert nicht unbedingt den Ärzte 14 300 Grippeerkrankungen eine erhöhte Anzahl von Grippeerkran- Influenza ist eine akute Infektions- und 492 Todesfälle registriert [72, 73]. kungen bei Erwachsenen – im Gegen- Richtlinien krankheit, die in Ländern mit gemäs- In Hongkong wurden 1997 mehrere teil, Influenzaerkrankungen sind häufi- sigtem Klima in Form jährlicher Epide- Todesfälle beim Menschen durch ein ger bei Kindern –, sondern die Vertei- mien auftritt [19, 37–42]. Eine Epide- bis dahin nur bei Vögeln identifiziertes lung der Altersgruppen der Patientin- mie kann durch die Verbreitung eines Influenza-A-Virus (H5N1) verursacht nen und Patienten bei den Ärzten im einzigen Influenza-A-Virus, mehrerer [74–78]. Eine aktualisierte Auflistung Sentinella-Meldesystem. verschiedener Influenza-A-Virustypen der bisher diagnostizierten Erkran- In 5,3% der im Sentinella-Melde- oder sogar durch eine gemischte Ver- kungen und Todesfälle durch dieses system registrierten Influenzaver- breitung von Influenza-A- und B-Viren Influenzavirus kann auf der nachfol- dachtsfälle wurde anlässlich der Erst- verursacht sein [43–48]. Es kommt gend genannten Website der WHO konsultation eine Pneumonie diagnos- vor, dass eine Epidemie durch das Auf- konsultiert werden: tiziert (4,4% dieser Patientinnen und treten von zwei Wellen gekennzeich- http://www.who.int/csr/disease/avian Patienten waren unter 60 Jahre alt, net ist, eine erste Welle verursacht _influenza/en/ [79]. 13,6% über 60 Jahre), und 0,5% der durch ein Influenza-A-Virus, gefolgt Zwei Jahre später, wiederum in Hong- Patientinnen und Patienten wurden von einer zweiten Welle verursacht kong, wurden zwei Grippefälle bei hospitalisiert (0,3% der unter 60-jähri- durch ein Influenza-B-Virus [43]. Kindern durch ein erneut beim Men- gen, 1,9% der über 60-jährigen). Die Die verstärkte Mobilität der Bevölke- schen unübliches, bei Vögeln jedoch Altersverteilung sowie die Häufigkeit rung und die vermehrt zugänglichen bekanntes Influenza-A-Virus (H9N2) von Pneumonien und Hospitalisatio- und schnell wachsenden Transport- diagnostiziert [21, 80, 81]. Diese Fälle nen zeigten bezüglich Jahr, Virustyp 5 möglichkeiten spielen eine Rolle und verdeutlichen, dass das Influenzavirus oder -subtyp keine wesentlichen Un- erfordern ein aufmerksames Verfol- unter bestimmten Umständen direkt terschiede.
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung Abbildung 1 Wöchentliche Anzahl der Influenzaverdachtsfälle (Deklaration im Rahmen des Sentinella-Meldesystems 1995–2007 (5-Wochen-Mittel) und wöchentliche Anzahl der influenzaverursachten Todesfälle (BFS) 1995–2005 (5-Wochen-Mittel). Influenzaverdachtsfälle pro 1000 Konsultationen Anzahl Todesfälle an Influenza September 2007 In der Saison 2004/2005 waren wäh- 4. Klinik Symptome verursachen. Dies hängt rend der epidemischen Phase 5276 von den intrinsischen Eigenschaften durch Influenzaverdacht bedingte Erst- des Virus sowie einer ganzen Reihe konsultationen gemeldet worden. Die Infektion durch das Influnezavirus variabler Faktoren, wie z. B. dem Alter Dies entspricht für die gesamte kann beim Menschen vollkommen des Patienten, seinem Immunstatus Schweiz hochgerechnet etwa 262 000 asymptomatisch verlaufen oder aber oder dem Vorliegen einer Grundkrank- Konsultationen [83]. unterschiedlich schwere klinische heit, ab. Beim Erwachsenen sind die Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden jährlich durchschnittlich 420 Todesfälle (Extreme 126–1052) mit der Hauptur- Abbildung 2: sache Influenza durch die Todesfall- Wöchentliche Anzahl der Influenzaverdachtsfälle (Meldungen im Rahmen statistik erfasst. Davon waren 92% des Sentinella-Meldesystems (5-Wochen-Mittel) pro Epidemiesaison der Verstorbenen über 60 Jahre alt, (Wochen 47 bis 17 der Jahre 2000/2001 bis 2006/2007). und Empfehlungen 7% zwischen 5 und 59 Jahre und 1% betraf Kinder unter 5 Jahren. Diese Zahlen reflektieren allerdings vor allem im Kindesalter nur teilweise die durch Richtlinien Influenza verursachte Mortalität. Aus- Grippeverdachtsfälle / 1000 Konsultationen gehend von einer Zeitreihenanalyse der zwischen 1969 und 1985 regis- trierten Todesfälle starben während der elf Grippeepidemien in dieser Zeit 12 200 Personen mehr, als ohne Epi- demien zu erwarten gewesen wäre [84]. Eine neuere Studie in der Schwei- zer Bevölkerung über 60 Jahre hat gezeigt, dass die Anzahl der zwischen 1969 und 1999 durch Influenza verur- sachten Todesfälle 24 800 erreicht hat [73]. Eine Exzessmortalität von ver- gleichbarem Ausmass wurde auch in anderen Ländern beobachtet: in der ex-DDR (1969–1990), in Amerika (1972–1985, 1972–1997 und 1979– 6 2001), England und Wales (1975– 1990) sowie in Frankreich (1972–1997) [85–89].
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung Symptome der Grippe von der Ver- und bis zu fünf Tage nach Symptom- Grundlage für diese Expertenempfeh- mehrung des Virus im Organismus beginn aus [17]. Diese Periode kann lungen sind Daten über die zirkulieren- abhängig, die nach rund 48 Stunden bei Kindern bedeutend länger sein. den Influenzavirusstämme aus dem ihr Maximum erreicht und danach Die Rekonvaleszenz dauert durch- weltweiten Influenzaüberwachungs- noch sechs bis acht Tage anhält. Das schnittlich ein bis zwei Wochen, kann system [82]. Sobald die empfohlene Virus infiziert die Zellen des respiratori- sich jedoch über einige zusätzliche Zusammensetzung des Impfstoffes schen Epithels, wo es zu einer Ent- Wochen erstrecken. Wenn auch Kom- bekannt ist, werden die entsprechen- zündungssreaktion der Mukosa und plikationen durch die Grippe im Prinzip den Virusstämme in embryonierten einem Ödem der respiratorischen bei jedem Patienten möglich sind, so Hühnereiern kultiviert, inaktiviert und Strukturen vom Larynx bis zu den ist doch das Risiko bei bestimmten gereinigt und schliesslich zum ge- Bronchien kommt. Die Regeneration Bevölkerungsgruppen deutlich erhöht wünschten Endprodukt verarbeitet. der zerstörten Epithelzellen beginnt (Personen über 65 Jahre, Personen Die in der Schweiz registrierten etwa am fünften Tag und ist nach ca. mit chronischen Krankheiten, Bewoh- trivalenten Grippeimpfstoffe enthalten einem Monat vollendet [90]. ner und Bewohnerinnen von Alters- entweder ganze Influenzaviruspartikel Nach einer Inkubationszeit von ein und Pflegeheimen). Die Hospitalisie- (Inflexal® Berna Biotech) oder Influen- bis vier Tagen setzen die Symptome rungs- und Komplikationsrate ist zaviruspartikel in fragmentierter Form, derart plötzlich ein, dass die betroffene bei diesen Personen 2–5 Mal höher als die so genannten Splitimpfstoffe Person sich meist mit grosser Ge- bei gesunden Personen. Die häufigs- (Fluarix® GlaxoSmithKline, Mutagrip® nauigkeit an den Moment des Er- ten Komplikationen sind Sinusitis, Oti- Sanofi Pasteur MSD). Subunit-Impf- krankungsbeginns erinnern kann. Die tis media, Bronchitis, Pneumonie und stoffe enthalten nur die zwei Ober- ersten Symptome bestehen aus falscher Krupp, primär viraler oder flächenantigene des Virus, die Neura- einem allgemeinen Unwohlsein, Abge- sekundär bakterieller Ätiologie. Aber minidase und das Hämagglutinin schlagenheit, plötzlichen Fieberschü- auch Pleuritis, Myositis, Myokarditis (Influvac® Solvay Pharma). Dies ist ben, Kopfschmerzen, Muskel- und Ge- oder Perikarditis mit nachfolgender gleichermassen der Fall für die so lenkschmerzen, gefolgt von Appetit- dilatativer Kardiomyopathie, Myokard- genannten Virosomen-Impfstoffe (In- losigkeit und Schwindelgefühl. Häufig infarkt oder toxischer Schock können flexal V® Berna Biotech, Influvac Plus® berichten die Patienten auch über auftreten und lebensbedrohlich sein. Solvay Pharma), in denen die Ober- September 2007 Augenbeschwerden, vor allem beim Weiterhin beobachtet man als flächenantigene in Form von rekonsti- Blick zur Seite, über Lichtscheu, Tränen- schwere Komplikationen Meningitis tuierten Influenza-Virosomen (Lipo- fluss und Brennen der Augen [90–92]. und Enzephalitis, Myelitis sowie some) enthalten sind [113, 114]. Die zweite Phase ist durch die Inten- Polyradikulitis Guillain-Barré [100, 101]. Zurzeit werden alle Impfstoffe paren- sivierung der respiratorischen Symp- Gastro-intestinale Komplikationen wie teral, intramuskulär oder subkutan tome gekennzeichnet. Trockener Appendizitis oder Cholezystitis sind verabreicht, es befinden sich jedoch Husten, Halsschmerzen, Heiserkeit seltener und treten mit einiger Latenz Impfstoffe in Entwicklung, die intrana- und laufende Nase sind die häufigsten auf, wahrscheinlich bedingt durch in- sal oder transkutan verabreicht wer- Symptome. Bei Kindern stehen oft fluenzaverursachte Immunerschöp- den können. Die intranasale Impfung auch heftige gastro-intestinale Symp- fung. Der Zusammenhang zwischen hat den Vorteil, bei Massenimpfungen tome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauch- dem sehr seltenen Reye Syndrom und leicht anwendbar zu sein, da eine schmerzen und Durchfall im Vorder- viralen Infektionen, insbesondere In- grosse Anzahl von Personen, auch grund. Das Fieber, Hauptsymptom der fluenza und Varizellen, wird diskutiert Kinder, schnell geimpft werden kann. und Empfehlungen Influenza, steigt in den ersten zwölf [102–104]. Dies könnte im Falle einer Pandemie Stunden rasch bis zu Werten von von grossem Nutzen sein. Die intrana- 38° C mit Spitzen bis zu 41° C an. Ob- sale Anwendung wurde mit beiden wohl die Fieberwerte mit zunehmen- Formen der Influenzavakzine, der in- Richtlinien dem Alter der Betroffenen eher abneh- 5. Impfung aktivierten und der lebendattenuier- men, kann die Körpertemperatur auch ten, getestet. Die lebendattenuierte bei älteren Menschen mehrere Tage Form erwies sich als besonders wirk- erhöht bleiben. Das Fieber dauert im 5.1 Impfstoffe sam, sogar gegenüber Virenstämmen, Allgemeinen drei Tage, eventuell inter- die durch den Impfstoff nicht abge- mittierend durch die Verabreichung Es existieren zwei Gruppen von Impf- deckt waren. Dies wird der besseren von fiebersenkenden Medikamenten, stoffen, die inaktivierten Influenza- Induktion der zellulären Immunant- kann jedoch bis zu acht Tagen persis- impfstoffe und die attenuierten wort durch diese Vakzine zugerechnet tieren. Bei der klinischen Unter- Lebend-Vakzine. In Übereinstimmung [106, 115]. Dabei handelt es sich um suchung fällt oft eine Schwellung mit den Empfehlungen der Weltge- attenuierte, kälteadaptierte Lebend- rund um die Augen auf, begleitet von sundheitsorganisation (WHO) sind die impfstoffe, die in den USA für ge- glänzenden Augen und einer Konjunk- Impfstoffe trivalent und enthalten je- sunde Personen im Alter von 5 bis tivitis. Der Rachen ist häufig diffus weils zwei Influenza-A-Stämme und 49 Jahren zugelassen sind. Bei Säug- livid gerötet. Man findet eine relative einen Influenza-B-Stamm [110]. Eine lingen und Kindern wurden diese Bradykardie, oft als Zeichen einer Expertenkommission der WHO gibt Impfstoffe bereits mit Erfolg ange- Hypotension. Die zervikalen Lymph- jedes Jahr die Empfehlungen zur wandt [116]. knoten sind vor allem bei Kindern ver- exakten Zusammensetzung der Vak- Um mit dem intranasalen Subunit- grössert [15, 47, 93–99]. zine bekannt, im Februar für die nörd- Impfstoff eine der parenteralen Form 7 Im Allgemeinen scheiden infizierte liche Hemisphäre und im September vergleichbare Immunantwort zu indu- Erwachsene das Virus 24 Stunden vor für die südliche Hemisphäre [111, 112]. zieren, hat man durch das Zufügen von
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung Adjuvantien eine Verbesserung zu Antikörperproduktion bei 70% bis nen (95% CI: 36–70%), 54% Reduk- erreichen versucht [117–124]. Leider 90% der Kinder und jungen Erwach- tion der Hospitalisationen (95% CI: traten unter Anwendung eines sol- senen (95% Confidenzintervall [CI]: 26%–71%) und 58% Reduktion der chen intranasalen Impfstoffes mit 48%–92%) festgestellt [130, 131, 134- Todesfälle (95% CI : 13%–80%) [150]. Adjuvans (Nasalflu® Berna Biotech) 136, 138, 139]. Eine Fall-Kontroll-Studie bei diabeti- Fazialisparesen auf, die den Hersteller Bei Erwachsenen unter 65 Jahren schen Patienten ergab eine Reduktion 2002 zum Rückzug des Impfstoffes waren 73% (95% CI: 53%–84%) der von 79% der Hospitalisationen wegen zwangen [125]. ansonsten gesunden Personen gegen Pneumonie, Bronchitis und Influenza Bei der transkutanen Impfung, die im laborbestätigte Influenza geschützt, (95% CI: 19–95%) [154]. Moment getestet wird, scheint die jedoch nur 15% (95% CI: 9%–22%) Eine Metaanalyse von elf Einzelstu- durch die Impfung induzierte Immun- gegen grippale Infekte [142]. Durch dien mit Patienten mit chronischer antwort derjenigen der klassischen die Impfung wird auch die Dauer der Bronchopneumonie oder anderen parenteralen Impfung zu entsprechen. Abwesenheit vom Arbeitsplatz signifi- Lungenerkrankungen zeigte, dass der Dies lässt auf die baldige Entwicklung kant verkürzt, allerdings ist der Effekt Schutz vor Exazerbation der chronisch eines Impfstoffes hoffen, der sich gering: 0,4 Tage (95% CI: 0,1–0,8 Tage) obstruktiven Lungenerkrankung durch leichter und sicherer anwenden lässt [140–144]. die Grippeimpfung signifikant war (VE als die herkömmliche parenterale Imp- Was ältere Personen betrifft, emp- 63%; 95% CI: 36–89%) [152, 153]. fung [126–128]. fiehlt es sich, die in Institutionen wie Eine Metaanalyse von sechs Studien Alters- und Pflegeheimen durchge- über die Wirksamkeit der Grippe- führten Studien von denen, die bei zu impfung bei HIV-infizierten Personen 5.2. Wirksamkeit Hause lebenden Personen durchge- ergab eine Wirksamkeit von 27% bis führt wurden, getrennt zu analysieren. 78% bei 646 Personen mit einer sig- Die Grippeimpfung schützt rund 70% Eine Metaanalyse von 64 Studien, nifikanten Reduktion der Influenzainzi- bis 90% vor einer laborbestätigten durchgeführt zwischen 1996 und 2006 denz (risk difference RD: –0.27; 95% Influenza bei immunkompetenten Er- bei in Pflegeheimen lebenden Per- CI: –0.42 bis –0.11) [155]. wachsenen, sofern der Impfstoff mit sonen, ergab, dass die Impfung bei den zirkulierenden Viren überein- 23% (95% CI: 6%–36%) einen Schutz Die Dauer des Impfschutzes ist nicht September 2007 stimmt. Bei älteren Menschen ist die gegen grippale Infekte vermittelte. genau bekannt. Nach etwa vier Mona- Impfung weniger wirksam, sie redu- Andererseits wurde 46% (95% CI: ten kann die Konzentration der Anti- ziert jedoch die Anzahl Hospitalisatio- 30%–58%) der geimpften Patientin- körper abnehmen, wahrscheinlich ist nen um 25% bis 45% und die Mortali- nen und Patienten ein Schutz vor jedoch ein optimaler Impfschutz wäh- tät während der Grippesaison um Pneumonie vermittelt, die Hospitalisa- rend vier bis sechs Monaten gewähr- 40% bis 75% [99, 105–109]. tionen wurden um 45% (95% CI: leistet. Daher sollte die Impfung auch Zur Wirksamkeit der inaktivierten 16%–64%), die Anzahl der Todesfälle nicht zu früh durchgeführt werden. Da parenteralen Grippeimpfstoffe wurde durch Grippe oder Pneumonie ebenso die Grippeepidemien im Allgemeinen eine Vielzahl von Studien durchge- um 42% (95% CI: 17%–59%) redu- zwischen Dezember und März auftre- führt, welche z. T. sehr unterschied- ziert [137]. Ähnliche Ergebnisse erga- ten, ist es angebracht, die Impfung liche Ergebnisse erbrachten: Die An- ben auch mehrere andere Studien, in zwischen Mitte Oktober und Mitte gaben zur Wirksamkeit können zwi- denen die Grippeimpfung bei älteren November durchzuführen [156, 157]. schen 0 und 100% variieren. Die Menschen zwar oft nicht signifikant und Empfehlungen wichtigsten Faktoren, die für diese wirksam gegen grippale oder pseudo- Unterschiede verantwortlich sind, sind grippale Infekte war, jedoch eine 5.3. Nebenwirkungen Alter und Gesundheitszustand der Reduktion des Risikos für schwere Studienpopulation, Ausmass der je- Erkrankungen wie Pneumonie sowie Als Erstes ist hervorzuheben, dass alle Richtlinien weiligen Influenzaaktivität, Dosierung eine Reduktion der Krankenhausauf- zurzeit in der Schweiz verwendeten des Impfstoffes, Zeitdauer zwischen enthalte ermöglichte [88, 145–147]. Impfstoffe inaktiviert sind. Sie ent- Impfung und Exposition, Übereinstim- Bei älteren Menschen, welche zu- halten keine infektiösen Viren und mung der Impfviren mit den zirkulie- hause leben, ist die Tendenz vergleich- können demnach keine Grippe oder renden Influenzaviren sowie das Vor- bar: die Impfung ist nicht signifikant grippalen Infekte verursachen. Leich- liegen anderer respiratorischer Erkran- wirksam gegen die laborbestätigte tere Nebenwirkungen können bei kungen [129]. Die Immunogenität be- Grippe (RR 0.19; 95% CI: 0.02–2.01), 10% bis 64% der geimpften Personen misst sich am prozentualen Anteil an schützt nicht signifikant vor grippalen auftreten, sie sind meistens leicht und geimpften Personen mit einem Anti- Infekten (RR 1.05; 95% CI: 0.58–1.89) lokal begrenzt [159, 160]. körpertiter über einem definierten und Pneumonie (RR 0.88; 95% CI: – lokale Reaktionen Schwellenwert oder am Ausmass des 0.64–1.20), sie ermöglicht aber eine Die am häufigsten beobachtete Antikörperanstieges (GMT). Die Wirk- Reduktion der Hospitalisationen wegen Reaktion ist eine leichte lokale Reak- samkeit variiert in Abhängigkeit vom Grippe oder Pneumonie (VE 26%, tion um die Impfstelle, die nach verwendeten Outcome, seien dies 95% CI: 12%–38%) und der Todesfälle 48 Stunden verblasst. Erythem, grippeartige Erkrankungen, laborbe- generell, unabhängig von der Todes- Schmerzen, und Juckreiz können stätigte Grippefälle, Komplikationen, ursache (VE 42%; 24%–55%) [88, 137, Begleitsymptome sein [159, 161]. Hospitalisierungen oder Tod. 146, 148–151]. – systemische Reaktionen 8 Klinische Studien haben bei guter Die Grippeimpfung bei Personen mit Fieber, Übelkeit, Myalgien und an- Übereinstimmung der Impfviren mit Diabetes ergab eine Wirksamkeit mit dere grippale Symptome sind bei den zirkulierenden Influenzaviren eine 56% Reduktion jeglicher Komplikatio- einer Minderheit der Geimpften
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung (
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung da für diese Altersgruppe nicht genü- Wachstumsverzögerungen bei schwe- Schwere des Grippeverlaufes bei HIV- gend Daten vorliegen und die Sicher- ren Influenzaverläufen häufig vorkom- infizierten Personen sind nur spärlich heit des Impfstoffes erst bei Kindern men. Malformationen durch Influenza bekannt. Neuere Berichte zeigen, dass ab sechs Monaten belegt ist [190]. wurden zwar beschrieben, konnten je- die grippalen Symptome verlängert Inaktivierte Grippeimpfstoffe bei Kin- doch nie bestätigt werden [200]. sind und dass das Komplikationsrisiko dern ab sechs Monaten bis zu zwei Bisher wurden durch die Verabrei- bei HIV-infizierten Personen möglicher- Jahren sind bisher nur als mässig wirk- chung inaktivierter Impfstoffe wäh- weise erhöht ist. Die Impfung wäre sam beschrieben worden [191]. In rend der Schwangerschaft keinerlei daher sinnvoll [206; 207]. Die Antikör- einer neueren Studie jedoch wurde unerwünschte Nebenwirkungen nach- perproduktion kann jedoch schwach eine Schutzwirkung von 70% (Arzt- gewiesen [200, 201]. Die Influenza- sein, besonders im fortgeschrittenen besuche) bis zu 90% (Pneumonie) impfung sollte bevorzugt erst ab dem Stadium der Immunsuppression. Auch bei Säuglingen im Alter von sechs bis zweiten Trimenon erfolgen, da im ersten eine Boosterimpfung konnte in den 23 Monaten beschrieben, allerdings Trimenon die Gefahr einer Koinzidenz meisten Fällen keine bessere Immun- nach Anwendung von zwei Impfdosen von Impfung und spontanem Früh- antwort bewirken [208–214]. Die [192]. Ab welchem Alter die Verabrei- abort besteht [202, 203]. In den USA Möglichkeit einer Aktivierung der chung einer einzigen Impfdosis (im wird die Influenzaimpfung schwange- Virusreplikation des HIV durch die Rahmen der erstmaligen Anwendung) ren Frauen ab der 14. Schwanger- Influenzaimpfung bei HIV-positiven ausreichend ist, hängt von der indivi- schaftswoche empfohlen, zu Beginn Personen ist ausgiebig untersucht duellen Expositionsanamnese des der Schwangerschaft nur, wenn die worden. In einigen Studien wurde Impflings in vorhergehenden Influen- Frau einer Risikogruppe angehört. Es nach der Influenzaimpfung eine vor- zasaisons ab («priming»). In Europa besteht keinerlei Verbindung zwischen übergehende erhöhte Virusreplikation wird die Verabreichung einer einzigen der Grippeimpfung und eventuellen des HIV beobachtet, jedoch ohne Ein- Impfdosis ab dem Alter von 36 Mona- mütterlichen, perinatalen oder kindli- fluss auf den Verlauf der immunologi- ten als ausreichend erachtet. In den chen Komplikationen, wie auch keiner- schen Parameter (CD4) oder auf den USA werden bis zum Alter von neun lei Hinweise auf Teratogenität vorliegen weiteren Krankheitsverlauf [215–218]. Jahren zwei Impfdosen empfohlen, [202, 203]. Schädliche Auswirkungen und eine jüngere Studie hat bestätigt, der Influenzaimpfung auf das Stillen September 2007 dass eine zweite Impfdosis die Im- sind nicht bekannt, wie andererseits 6.3. Impfstoffe und Dosierung munogenität der Influenzaimpfung bei das Stillen die Immunantwort nach der Kindern dieser Altersgruppe deutlich Influenzaimpfung nicht beinflusst. In In der Schweiz sind zurzeit folgende erhöht [193]. Die Verabreichung einer der Schweiz ist die Impfung während Impfstoffe erhältlich: zweiten Impfdosis kann also bei einer Influenzaepidemie im zweiten – Impfstoffe mit Viruspartikeln in Kindern mit erhöhtem Komplikations- oder dritten Trimenon vor allem für fragmentierter Form, so genannte risiko, insbesondere bei Kindern mit schwangere Frauen empfohlen, die «Splitvakzine» (Fluarix®, Mutagrip®), herabgesetzter Immunkompetenz, zusätzliche Risikofaktoren aufweisen die neben anderen Viruspartikeln von Nutzen sein. (chronische Herz- und Lungen- oder auch die Oberflächenantigene Hae- Aufgrund der raschen Verminderung Nierenkrankheiten oder Stoffwechsel- magglutinin und Neuraminidase ent- der Antikörpertiter und der Modifika- störungen). halten. tion des zirkulierenden Influenzavirus- Die Influenzaimpfung der schwangeren – Subunit-Impfstoffe (Influvac®), die typs muss auch bei Kindern die Imp- Frau ist nicht nur für ihren eigenen nur die Oberflächenantigene Hae- und Empfehlungen fung jährlich erneuert werden [191, Schutz wirksam. Der Schutz wird auch magglutinin und Neuraminidase ent- 194]. Im Übrigen sind bei jüngeren Kin- auf das Neugeborene übertragen. Die halten. dern bei der erstmaligen Anwendung IgG-Antikörper passieren die Plazenta – Virsosomale Impfstoffe (Inflexal® V, die Subunit-Impfstoffe wegen ihrer und können post-partum das Neugebo- Influvac Plus®), bei denen die Ober- Richtlinien besseren Verträglichkeit anderen inak- rene vor Influenza während einigen Wo- flächenantigene in eine Lipidmem- tivierten Impfstoffen vorzuziehen. chen nach der Geburt schützen [204]. bran eingebettet sind, die von den Immunzellen besser erkannt wird. 6.2.2. Schwangere Frauen 6.2.3. Auslandreisende Im Allgemeinen besteht die Dosierung Bei schwangeren Frauen zeigen In- Die Grippeimpfung wird Risikoper- aus einer tiefen subcutanen oder einer fluenzaerkrankungen vor allem im sonen, die in die Tropen reisen, das intramuskulären Injektion. Kinder un- zweiten und dritten Trimester ver- ganze Jahr hindurch empfohlen. ter drei Jahren erhalten eine halbe mehrt schwere Verläufe [195–197]. Ebenso wird sie Risikopersonen, die in Impfdosis. Wird die Impfung zum Die Gefahr betrifft vor allem die mögli- der Zeit von Juni bis September in die ersten Mal durchgeführt, empfiehlt che Exazerbation eines Grundleidens südliche Hemisphäre reisen, als Prä- es sich zwei Dosen (oder zwei halbe (Diabetes, Herzinsuffizienz, Nieren- ventivmassnahme empfohlen [49, 50, Dosen, je nach Alter) im Abstand von oder Lungenerkrankungen, Immun- 205]. Der Impfstoff für die südliche vier Wochen zu injizieren («priming»). suppression usw.) durch die Influenza- Hemisphäre ist in der Schweiz in den Da jedoch die Empfehlungen zur erkrankung. Während der Pandemien Impfzentren erhältlich. (Siehe auch Grippeimpfung von Säuglingen und von 1918/1919 und 1957 wurde bei Richtlinien und Empfehlungen Nr. 6 Kindern vom jeweiligen Impfstoff schwangeren Frauen eine Exzess- [«Impfungen bei Auslandsreisen»] und abhängig sind, empfiehlt es sich, mortalität festgestellt [198, 199]. www.safetravel.ch.) für einen bestimmten Impfstoff das 10 Das Virus scheint von der Mutter auf Kompendium zu konsultieren das Kind übertragbar zu sein, insofern 6.2.4. HIV-positive Personen (www.Kompendium.ch). Aborte, Frühgeburten und intrauterine Informationen über Häufigkeit und
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung 6.4. Kontraindikationen ist jedoch nicht nur ein rein finanzielles Studie bei Kindern hat kürzlich nachge- Problem, sondern hat auch einschlägi- wiesen, dass eine Investition von Die Kontraindikationen der Grippe- gen Einfluss auf das öffentliche Ge- 1,7 Milliarden € für die Grippeimpfung impfung betreffen vor allem die auf sundheitswesen, ein Aspekt, der nur eine Kostenersparnis von 2,7 Milliar- Hühnereiern produzierten Impfstoffe: schwierig kalkulierbar ist. Eine franzö- den € an medizinischen und Pflege- akute Überempfindlichkeit auf einen sische Studie aus dem Jahr 2002 hat kosten ermöglichte, der Gewinn pro der Bestandteile des Hühnereis oder gezeigt, dass in 395 Haushalten, in Kind errechnete sich auf etwa 5,7 € bis auf einen der Hilfsstoffe (Lezithin, denen ein Grippefall aufgetreten war, 12,6 € [230]. Formaldehyd, Triton-X, Aminoglyko- 817 Kontaktpersonen identifiziert Leider gibt es zurzeit keine Studie, die side). Ist die Impfung unbedingt indi- wurden, von denen wiederum 313 an den Einfluss der Grippeimpfung global ziert, kann eine Desensibilisierung Grippe erkrankten (Ansteckungsfälle). und auf lange Sicht verfolgen würde. durchgeführt werden, wonach die Von diesen 313 Personen konsultier- Solche Studien wären unabdingbar für Impfung meistens möglich ist [165, ten 178 einen Arzt. Die mittlere Krank- eine umfassende ökonomische Ana- 219, 220]. heitsdauer betrug acht Tage (95% CI: lyse der Grippeimpfung. Personen mit Fieber dürfen erst nach 7–8 Tage) für den Indexfall, sieben dem Abklingen der Symptome Tage (95% CI: 7–8 Tage) für die An- geimpft werden. Fieberfreie oder fast steckungsfälle. Die Dauer der Ab- fieberfreie leichtere Erkrankungen wesenheit vom Arbeitsplatz betrug 8. Prävention und Therapie stellen keine Kontraindikation der 4.0 +/– 2.8 Tage für den Indexfall und Grippeimpfung dar [160]. 2.9 +/– 2.5 Tage für die Ansteckungs- mit antiviralen Medika- Ausser der Allergie auf Hühnereiweiss fälle [223]. Diese Studie, wie im übri- menten oder andere Inhaltsstoffe der Vakzine, gen mehrere vorhergehende Studien, gibt es ab dem Alter von sechs Mona- macht den grossen Einfluss der ten keine Kontraindikation der Grip- Grippe auf die Gesellschaft und die Die Grippeimpfung stellt ohne Zweifel peimpfung. öffentliche Gesundheit deutlich [159, die wichtigste Massnahme für die 224–227]. Prävention der Grippeerkrankung und Was den eigentlichen finanziellen ihrer Komplikationen dar. Es stehen September 2007 Aspekt betrifft, so haben die Autoren darüber hinaus aber auch antivirale 7. Ökonomische Aspekte einer englischen Studie durch Model- Medikamente zur Verfügung, die ge- lierung errechnet, dass, wenn die gen das Influenzavirus aktiv sind und Impfung 4 508 (95% CI: 2431–7606) die zur Prophylaxe und Therapie der Die Grippe kann bezüglich Morbidität von 10 000 geimpften Personen vor Grippe hinzugezogen werden können. und Mortalität bedeutende Konse- der Grippeerkrankung schützt, dies Vier Moleküle, die zwei verschiedenen quenzen haben, und die Grippeimp- einer Kostenersparnis von £ 653 221 Familien angehören, sind bekannt: fung ist ein sicheres und wirksames (95% CI: 354 575–1 072 257) für das Amantadin, Rimantadin, Zanamivir Mittel der Prävention. Zurzeit sehen öffentliche Gesundheitswesen ent- und Oseltamivir. Die zwei ersteren die Empfehlungen nur die Impfung sprechen würde [144]. Moleküle fixieren das Matrixprotein von Personen vor, die einer der Risiko- Eine Studie in einem petrochemischen M2 des Influenzavirus vom Typ A und gruppen angehören. Eine ökonomi- Unternehmen mit 1022 Mitarbeitern agieren während der Virusreplikation, sche Analyse dieses Vorgehens drängt ergab eine Kostenersparnis allein an indem sie die Protonkanäle dieses und Empfehlungen sich auf. medizinischen Ausgaben von 53 US $ Proteins blockieren. Dadurch verhin- Seit mehreren Jahren hat man in viel- pro geimpften Mitarbeiter. Wurde die dern sie die Azidifizierung der viralen fältigen Studien versucht, das Kosten/- Abwesenheit vom Arbeitsplatz in die Vakuole, die Vorraussetzung ist für die Nutzen-Verhältnis der Grippeimpfung Rechnung miteinbezogen, so erhöhte Translokation des Virusgenoms in den Richtlinien zu bestimmen. Es besteht heute kein sich diese Kostenersparnis auf 899,70 Zellkern, wo die eigentliche Virusrepli- Zweifel mehr daran, und die Ergeb- US $ pro Mitarbeiter [228]. kation stattfindet [232]. nisse der Studien bestätigen, dass die Im Gegensatz dazu fand das Team um Zwei Medikamente, die die virale Neu- Impfung von Risikopersonen wirksam Bridges und Kollegen in einer amerika- raminidase inaktivieren, sind in letzter ist. Eine neuere Studie aus 25 Ländern nischen Automobilgesellschaft zwar Zeit durch molekulare Modellierung der Europäischen Union kam zum eine Reduktion der Abwesenheitstage entwickelt worden. Sie haben eine Schluss, dass die Realisierung eines vom Arbeitsplatz, die Kosten der Imp- Struktur analog der N-acetyl-neuramin- Impfprogrammes für Risikopersonen fung annullierten jedoch den Gewinn säure, die die virale Neuramindase zwar eine zusätzliche Investition in der verlorenen Arbeitstage [159]. fixiert und somit die Freisetzung der Höhe von 1,52 Milliarden € erfordern, Die Studien, die bei Kindern durchge- neu synthetisierten Viruspartikel an aber zugleich eine Kostenersparnis führt wurden, weisen in erster Linie der Oberfläche der infizierten Zelle von 39,45 Millionen € an direkten Pfle- auf den Einfluss auf die Gesundheit verhindert. Die Neuraminidasehem- gekosten und von 1,59 Milliarden € an der Kinder hin, die sich häufig durch mer, Zanamivir und Oseltamivir, sind Krankenhauspflegekosten, d.h. einen eine verminderte Anzahl von Arztbe- aktiv gegen Influenzaviren vom Typ A Gewinn von 109 Millionen € mit sich suchen oder Krankenhausaufenthalten und B [233]. bringen würde [151, 153, 221, 222]. ausdrückt [179, 229–231]. Dabei Seit einigen Jahren ist das Auftreten Was die Impfung der Bevölkerung im scheint es berechtigt, davon auszuge- von resistenten Virusmutanten gegen Allgemeinen, also ausserhalb der Risi- hen, dass eine verminderte Anzahl von eines oder mehrerer dieser Medika- 11 kogruppen betrifft, sind die finanziellen Arztbesuchen eine Verminderung der mente beschrieben worden. In den Studien weniger einhellig. Die Grippe Kosten mit sich bringt. Eine finnische USA hat das Advisory Committee on
Bundesamt für Gesundheit Empfehlungen zur Grippeimpfung Immunization Practices (ACIP) auf- resistenter Viren gegen die Neuramini- Medikamente können zur Prävention grund der hohen Rate an resistenten dasehemmer ist geringer, scheint je- und zur Therapie der Grippe während Viren (92%) die Empfehlung herausge- doch zuzunehmen [133, 236]. einer Epidemie eingesetzt werden geben, die Anwendung der Medika- In der Schweiz sind Symmetrel® [237]. Für weitere Information zu mente Amantadine und Rimantadine (Amantadine hydrochlorid) sowie den antiviralen Medikamenten ist bis zur Wiederherstellung der Sensi- zwei Neuraminidasehemmer, Zanami- das Kompendium zu konsultieren bilität der zirkulierenden Viren zu ver- vir (Relenza®) und Oseltamivir (www.kompendium.ch). meiden [160, 234, 235]. Die Rate (Tamiflu®) auf dem Markt. Alle drei Literatur 1. McCauley JW, Mahy BW. Structure and 12. Rimmelzwaan GF, van Riel D, Baars M, Proc Natl Acad Sci USA 2005; 102: function of the influenza virus genome. 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