Endometriose Universitäts-Endometriosezentrum Franken - Klinisch-wissenschaftliches Endometriosezentrum (Stufe III) - Universitätsklinikum ...
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Endometriose Universitäts-Endometriosezentrum Franken Klinisch-wissenschaftliches Endometriosezentrum (Stufe III)
Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 Hintergrund Begriffserklärung Endometriose 5–6 Risikofaktoren Endometriose 6–7 Häufigkeit des Auftretens einer Endometriose 7 Symptome 8–9 Was könnte außer Endometriose Ursache meiner Beschwerden sein? 10 – 11 Untersuchungen Anamnese 12 Vaginal-rektale Untersuchung 12 Sonografie 12 Zusatzuntersuchungen 13 Therapie Medikamentöse Therapie 14 Monophasische Kombinationspräparate (oral, vaginal, transdermal) 14 – 15 Gestagenpräparate 16 – 17 GnRH-Agonisten 17 – 18 Operative Therapie 18 – 19 Nachbehandlung und Rezidivprophylaxe 19 – 20 Endometriose und Kinderwunsch 20 – 21 Weitere Therapieansätze Schmerztherapie 21 – 22 Ernährung 22 – 23 Sport 23 Ergänzende Therapieansätze 24 Rehabilitationsmaßnahmen 24 – 25 Interdisziplinäres Vorgehen bei der Erkrankung Endometriose 25 Studien des Universitäts- Endometriosezentrums Franken 26 Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V 27 – 29 Europäische Endometriose Liga 29 – 30 Stiftung Endometriose-Forschung 30 Für Ihre Fragen 31 Kontaktdaten 31 Schematische Darstellung des Unterleibs I 32 Schematische Darstellung des Unterleibs II 33 Anreise 34 3
Vorwort Trotz sehr hoher Betroffenenzahlen und etwa 30.000 Neuerkrankungen jährlich wird die Endo- metriose in der Öffentlichkeit und auch von Fach- leuten immer noch zu wenig beachtet. Akute und chronische Schmerzen, Sterilität sowie psychi- sche Begleiterscheinungen sind nur einige Symp- tome, unter denen die Betroffenen leiden. Pati- entinnen fühlen sich nicht selten mit der Diagnose Endometriose, mit ihren Ängsten und Sorgen, vor allem aber mit ihren Fragen alleingelassen. Fundierte Informationen sind schwierig zu bekom- men. Was gibt es wirklich an Therapieoptionen? Was ist sinnvoll und was nicht? Gibt es alternative Behandlungsansätze? Was gibt es für Beratungs- angebote? Wo wird mir geholfen? An wen kann ich mich mit meinen Fragen wenden? Das Universitäts-Endometriosezentrum Franken ist ein zertifizierter Ansprechpartner. Als Endo- metriosezentrum der höchsten Ordnung (Stufe III) können wir Ihnen ein umfassendes Beratungs-, Behandlungs- und Nachbetreuungskonzept anbieten. Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über die Erkrankung Endometriose, die Behand- lungsmöglichkeiten und über weitere sinnvolle Zusatzangebote informieren. Wir hoffen, Ihnen mit dieser Broschüre ein umfassendes Informationsmaterial zum Thema Endometriose zur Verfügung stellen zu können. Wir begrüßen Sie herzlich in unserem Zentrum! Prof. Dr. med. Matthias W. Beckmann Direktor der Frauenklinik Dr. med. Stefanie Burghaus Dr. med. Thomas Hildebrandt Sprecher des Endometriosezentrums 4
Hintergrund Begriffserklärung Endometriose Endometriose ist definiert als das Auftreten von „Gebärmutterschleimhaut“ außerhalb der eigent- lichen Gebärmutterhöhle. Zellen der Gebärmutter- schleimhaut werden nicht nur mit der monatlichen Periode nach außen transportiert, sondern gelangen auch auf andere Weise an Stellen außerhalb der Gebärmutter. Hier können sie anwachsen und sich vermehren. Diese verschleppten Zellen von Gebär- mutterschleimhaut kann man im Bauchraum, vor- wiegend im kleinen Becken, finden. Aber auch andere Lokalisationen wie Scheide, Gebärmutter- muskel (Adenomyose), Eierstock, Darm oder Blase sind möglich. Die Zellen wachsen als „fleckige“ Herde oder aber als knotige Strukturen. Nicht alle Frauen mit Endometrioseherden haben Beschwer- den. Patientinnen mit verschleppter Gebärmutter- schleimhaut im Körper können auch ohne Be- schwerden sein und die Erkrankung zeitlebens nicht bemerken. Die Ausprägung korreliert nicht mit den Beschwerden. Typisch sind Schmerzen vor und während der Monatsblutung, Unterbauch- Niere Harnleiter Wirbelsäule Eierstock Eileiter Gebärmutter Harnblase Muttermund Schambein Enddarm Klitoris Scheide Harnröhre Anus Kleine Schamlippen Große Schamlippen Abbildung 1: Mögliche Lokalisationen der Endometriose (●) (siehe auch Seite 32) 5
schmerzen, Probleme beim Stuhlgang, der Blasen- entleerung und beim Geschlechtsverkehr und ein unerfüllter Kinderwunsch (siehe Symptome). Noch immer liegt der Grund für die Entstehung einer Endometriose weitgehend im Unklaren. Seit hundert Jahren gibt es Erklärungsmodelle für die Entstehung einer Endometriose. Die drei wichtigsten sind: Transplantationstheorie (Sampson JA 1921) sieht die rückwärtsgerichtete Menstruation über die Eileiter in den Bauchraum verantwortlich für die Entstehung von Endometriose im kleinen Becken. Metaplasie-Theorie (Meyer R 1919) geht davon aus, dass Endometriosezellen aus Stammzellen im Bauchfell entstehen. Dafür bedarf es be- stimmter Reize, z. B. durch Östrogene (weibliche Hormone). Archimetrakonzept (Leyendecker G et al. 1998): Endometriose entwickelt sich aus gelockerten Anteilen der untersten Schicht der Gebärmutter. Neuere Erklärungsmodelle diskutieren gene- tische, immunologische und hormonelle Faktoren für die Entstehung einer Endometrioseerkrankung. Letztlich ist die Entstehung aktuell unklar, von einem vielschichtigen Entstehungsmodell mit genetischer Komponente ist auszugehen. Risikofaktoren Endometriose Viele Erkenntnisse zur Vorbeugung der Endome- triose liegen nicht vor. Jedoch konnten in den ver- gangenen Jahren einige Risikofaktoren für die Entstehung einer Endometriose erkannt werden: Frauen mit mehreren Kindern, lange Stillzeiten und eine späte erste Regel nach dem 14. Lebens- jahr verringern die Wahrscheinlichkeit, an einer Endometriose zu erkranken. Kinderlose Frauen, Frauen mit einer frühen ersten Regel und Frauen mit gehäuften Zyklusblutungen und/oder Zusatz- 6
blutungen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Endometriose zu erkranken. Endometriosepati- entinnen sind häufig schlanker und haben einen niedrigeren Body-Mass-Index als die durchschnitt- liche Frau. Ob Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung einer Endometriose hat, ist nicht ein- deutig zu klären. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass der vermehrte Konsum von grünem Gemüse und frischen Früchten das Risiko senkt, an Endometriose zu erkranken. Umgekehrt steigt das Erkrankungsrisiko bei vermehrtem Konsum von rotem Fleisch. Kein Zusammenhang konnte zwischen der Erkrankung Endometriose und dem Genuss von Milch, Käse, Fisch, Alkohol oder Kaffee gesehen werden. Der Verzicht auf bzw. der über- mäßige Konsum von gewisse/-n Lebensmittel/-n ist so schwer zu untersuchen, dass letztlich drin- gend weitere Studien zum Zusammenhang zwi- schen der Ernährung und dem Auftreten der Er- krankung Endometriose notwendig sind. Aktuell scheint die Ernährung eher einen geringen Anteil an der Entstehung einer Endometriose zu besitzen. Häufigkeit des Auftretens einer Endometriose Endometriose ist die häufigste gutartige Erkran- kung von Frauen im gebärfähigen Alter. 4 – 30 % aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter sind betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil bei Frauen mit Problemen schwanger zu werden mit bis zu 50 % nochmals deutlich höher liegt. Das vermehrte Auftreten unter Erstlinien- verwandten lässt auf eine erbliche Komponente schließen. In Deutschland ist jedes Jahr von ca. 30.000 Neuerkrankungen auszugehen. Umso erschreckender ist, dass trotz dieser enormen Er- krankungszahl vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnosestellung „Endometriose“ häufig bis zu sieben Jahre vergehen. Unzählige Arztbesuche, nicht zum Ziel führende und letztlich auch un- nütze Untersuchungen und ein langer Leidens- weg der Betroffenen sind die Folge. 7
Symptome Die Symptome der Endometriose sind vielfältig und hängen nicht unbedingt mit dem Schwere- grad der Erkrankung zusammen. Vielmehr scheinen der Ort der Endometrioseherde und weitere, nicht im Detail geklärte Mechanismen die unterschiedlichen Beschwerdebilder zu erklären. Neben Krankheitsverläufen ohne Be- schwerden (die Endometriose wird nur zufällig im Rahmen einer Bauchspiegelung gefunden) kann die Endometriose mit unterschiedlicher, teils ausgeprägter Schmerzsymptomatik einher- gehen. Typisch, jedoch nicht zwingend, ist ein Schmerz im Unterbauch vor Beginn der Periode, der etwa zwei Tage vor der Regelblutung im Bereich des Unterbauchs einsetzt und häufig während der Regelblutung rückläufig ist. Insbe- sondere bei ausgedehnter Endometriose kann das Schmerz- und Beschwerdebild menstrua- tionsunabhängig in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Je nach Lokalisation der Endometriose können Symptome wie Schmerzen beim Ge- schlechtsverkehr, Schmerzen beim Wasser- lassen oder Schmerzen beim Stuhlgang vorliegen. Sind Darm und Blase betroffen, kann es insbe- sondere vor Beginn der Regelblutung zu blutigem Urin und Stuhlgang, zu Druckgefühl, Blähungen, Unterbauchkrämpfen, Durchfall und/oder Ver- stopfung kommen. Neben der Schmerzsympto- matik stehen mögliche Schwierigkeiten, schwan- ger zu werden bei Frauen mit Endometriose im Vordergrund. Bei 30 – 50 % der Frauen mit Sterilitätsproblemen konnte eine Endometriose nachgewiesen werden. Als Ursache hierfür kommen Verklebungen (Adhäsionen) im Unter- bauch mit Verschluss der Eileiter bzw. Störungen in der Eileiterbeweglichkeit in Betracht. An der eventuell bestehenden Schwierigkeit, schwanger zu werden, scheinen jedoch weitere Faktoren beteiligt zu sein, da auch Frauen mit unauffälliger Eileiterfunktion betroffen sind sowie Schwanger- schaftsraten bei künstlicher Befruchtung schlechter sind. Im Rahmen von aktuellen wis- senschaftlichen Untersuchungen werden hier derzeit u. a. Autoimmunmechanismen, vermin- 8
derte Qualität der Eizellen, genetische Verände- rungen sowie veränderte Gebärmutterschleim- haut mit Hemmung einer normalen Eizelleinnis- tung diskutiert. Das Krankheitsbild der Endome- triose kann zu einer deutlichen Lebensqualitäts- einschränkung aufgrund chronischer Schmerzen, unerfülltem Kinderwunsch und daraus resul- tierenden mehrfachen Operationen und medi- kamentösen Behandlungen führen. erhöhte Temperatur häufige Infektionen Sterilität Magenbeschwerden Kopfschmerz/Schwindel Dyspareunie Menometrorrhagien Darmsymptome Übelkeit Unterbauchschmerzen Dysmenorrhoe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Häufigkeit der jeweiligen Beschwerden in Prozent Abbildung 2: Typische Endometriosesymptome bei Endometriosepatientinnen unserer Klinik 9
Was könnte außer Endo- metriose Ursache meiner Beschwerden sein? Neben der Erkrankung Endometriose kommen für das Hauptzeichen „Unterbauchschmerzen bei Frauen“ eine Vielzahl von Erkrankungen in- frage. Sollte eine Endometriose bei Ihnen durch uns ausgeschlossen worden sein, gilt es, die Ursache Ihrer Beschwerden zu erforschen. Hier gibt es jedoch eine Vielzahl von Erkrankungen, die für Ihre Beschwerden ursächlich sein können. Diese können zurückgeführt werden auf den Darm, die Blase, die Gebärmutter, auf Stoffwech- selerkrankungen, die Nieren, die Leber und vieles mehr. Umso wichtiger ist es, dass Sie uns alle Ihre Beschwerden und Symptome schildern. Nur so können wir der Ursache Ihres Leidens wirklich auf die Spur kommen. Exemplarisch ein Auszug der möglichen Ursachen bei chronischen/akuten Unterbauchschmerzen: 1. Darmerkrankungen Gastrointestinale Infekte (Magen-Darm-Infekt) Blinddarmentzündung Divertikulose/Divertikulitis (Darmausstülpungen mit eventueller Entzündung) maligne (bösartige) Erkrankungen Morbus Crohn (entzündliche Darmerkrankung) Colitis ulcerosa (entzündliche Darmerkrankung) Lebensmittelvergiftung Lebensmittelunverträglichkeit Stoffwechselerkrankung Parasitenbefall 10
2. Gynäkologische Erkrankungen Eileiterentzündungen Geschlechtskrankheiten Zysten und Tumoren der Eierstöcke Myom (gutartiger Muskelknoten) in der Gebärmutter Eileiterschwangerschaft Gebärmuttermuskel- und/oder -schleimhaut- entzündung prämenstruelles Syndrom Tumoren von Scheide und Gebärmutter 3. Urologische Erkrankungen Blasenentzündungen Nierenbeckenentzündungen Harnleiter- und Blasensteine bösartige Erkrankungen der Harnwege 4. Sonstige Ursachen Leistenbrüche Darmverschluss Perforation eines Hohlorgans (z. B. Darm, Blase usw.) Wirbelsäulenveränderungen Sollte eine Endometriose oder ein gynäkolo- gisches Leiden ausgeschlossen werden, so werden Sie zur weiteren Abklärung zu anderen Spezialisten innerhalb unseres Endometriose- zentrums überwiesen. 11
Untersuchungen Anamnese Die Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschich- te) ist für uns wegweisend zur Diagnose. Nur durch eine gezielte Befragung nach Ihrer Kranken- und Familiengeschichte und Ihren jetzigen Beschwer- den können wir die Ursache Ihrer Beschwerden diagnostizieren. Dafür kann es auch erforderlich sein, dass wir Ihnen für Sie eventuell unange- nehme Fragen zu Stuhlgang, Wasserlassen und Sexualität stellen. Ihre Antworten sind für uns von zentraler Bedeutung, um der Ursache Ihres Leidens auf den Grund zu gehen. Vaginal-rektale Untersuchung Hierbei werden zuerst mit einem zweigeteilten Instrument (Spekulum) die Scheidenwände und der Muttermund betrachtet. Nur so können Auf- fälligkeiten, z. B. Endometrioseherde, in der Schei- de erkannt werden. Es folgt die Untersuchung über die Scheide und über den Enddarm (vaginal- rektale Untersuchung). Auch hier gilt: Diese Unter- suchung ist für Sie eventuell unangenehm und bei Vorliegen einer Endometriose auch schmerzhaft. Besonders aber durch die Tastuntersuchung des Enddarms kann der Arzt die Endometrioseherde an den Haltebändern der Gebärmuttertasten. Sonografie Es erfolgt eine Ultraschalluntersuchung der Ge- bärmutter und der Eierstöcke durch die Scheide und bei Bedarf eine Ultraschalluntersuchung bei- der Nieren über den Bauch/die Flanke. Hier können folgende Fragen geklärt werden: Wie ist die Lage der Gebärmutter? Gibt es Hinweise auf eine Entzündung? Gibt es Auffälligkeiten an der Gebärmutter? Gibt es Auffälligkeiten an den Eierstöcken? Sind die Nieren gestaut, z. B. aufgrund einer ausgeprägten Endometriose? 12
Zusatzuntersuchungen In seltenen Fällen sind weitere Zusatzuntersu- chungen notwendig. Dies können z. B. eine Darm- spiegelung, Blasenspiegelung oder Magnet- resonanztomografie sein. Sollte sich in der gynäkologischen Untersuchung der Verdacht auf eine Endometrioseerkrankung nicht be- stätigen, so können Zusatzuntersuchungen notwendig sein, um der Ursache Ihrer Be- schwerden auf den Grund zu gehen. Niere Harnleiter Wirbelsäule Eierstock Eileiter Gebärmutter Harnblase Muttermund Schambein Enddarm Scheide Klitoris Harnröhre Anus Kleine Große Schamlippen Schamlippen Abbildung 3: Querschnittsbild des Unterbauchs einer Frau/ Endometrioseherde (●) in verschiedenen Körperregionen mit angedeuteter Schmerzausstrahlung (Kreise) 13
Therapie Medikamentöse Therapie Eine medikamentöse Therapie der Endometriose ohne vorherige operative Abklärung und histolo- gische Sicherung sollte nur dann erfolgen, wenn die Beschwerden mittels Hormontherapie ohne Lebensqualitätseinschränkung thera- pierbar sind, die Diagnose bereits bei einer vorherigen Operation gesichert wurde und die Patientin einen weiteren operativen Eingriff ablehnt oder eine erneute Operation nicht sinnvoll erscheint, schwere Begleiterkrankungen der Patientin vorliegen, die mit einem hohen Operations- risiko für die Patientin einhergehen, die Patientin dies im Rahmen eines individu- ellen Heilversuchs explizit wünscht. Als Therapieoptionen stehen verschiedene Medi- kamente zur Auswahl. Monophasische Kombinationspräparate (oral, vaginal, transdermal) Durch orale Kontrazeptiva („Pille“) können Endo- metriosebeschwerden deutlich gebessert wer- den. Die Endometrioseherde verkleinern sich dabei auch. Orale Kontrazeptiva lindern milde Endometriosebeschwerden meist deutlich. Wenn keine Kontraindikationen vorliegen, kann die „Pille“ sowohl bei Verdacht auf Endometriose als auch bei gesicherter Endometriose zur Rezidiv- prophylaxe verwendet werden. Patientinnen ohne Kinderwunsch profitieren vom positiven Nebeneffekt der hohen kontrazeptiven Sicher- heit. Die durchgehende Einnahme ohne soge- nannte Pillenpause ist dabei sinnvoll. Es werden drei Zyklen (Langzyklus) aneinandergefügt oder die „Pille“ wird durchgehend eingenommen (Langzeiteinnahme). Nach heutigem Kenntnis- stand ist die Einnahme der „Pille“ sowohl im 14
Langzyklus wie auch der Langzeiteinnahme nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden und bei Endometriose die Therapie der Wahl. Aller- dings handelt es sich um einen sogenannten „off-label-use“, das heißt, die „Pille“ ist nicht zur Behandlung der Endometriose zugelassen, sondern lediglich zur hormonellen Verhütung. Aktuell übernehmen die Krankenkassen deshalb leider nur in sehr seltenen Fällen die Kosten der „Pille“ bei Endometriose. Die bekannten Risiken der hormonellen Verhü- tung sind zu beachten: Das Thromboserisiko unter Einnahme einer Kontrazeption ist zwei- bis sechsfach erhöht; andere zusätzliche Risiko- faktoren müssen unbedingt ausgeschlossen werden. Bei thrombembolischen Ereignissen ist die hormonelle Therapie unverzüglich zu beenden. Bei jungen Patientinnen mit nicht abgeschlos- sener Familienplanung kann eine Therapie fort- geführt werden, solange keine Schwangerschaft angestrebt ist. Vor geplanter Schwangerschaft ist die Therapie abzusetzen. Bei Patientinnen mit abgeschlossener Familienplanung ist eine Therapie zur Rezidivprophylaxe bis zur Meno- pause zu diskutieren. Die nicht orale kombinierte Gabe (transdermal, vaginal per Kunststoffring) einer Östrogen-/Progesteron-Kombination scheint ebenfalls wirkungsvoll zu sein. Eine Auswahl der Markennamen von oralen Kombinationspräparaten (monophasisch): Belara®, Maxim®, Microgynon®, MonoStep®, Valette®, YAZ®, Yasmin® Eine Auswahl der Markennamen für nicht orale Kombinationspräparate: NuvaRing® (Vaginalring), Circlet® (Vaginalring), Evra® (Hormonpflaster) Für viele dieser Präparate gibt es bereits Generika. Das sind gleichwertige, inhaltlich identische, aber kostengünstigere Präparate. 15
Gestagenpräparate Reine Gestagene (Gelbkörperhormone) sind zur Behandlung der Endometriose ebenfalls sehr effektiv. Sie kommen in verschiedenen Zube- reitungsformen (oral, intramuskulär, subkutan, intravaginal oder intrauterin) zur Anwendung. Es existieren verschiedene Wirkstoffe. Bei der Minipille handelt es sich um ein Gestagen- präparat, das täglich eingenommen wird. Dieses Verhütungsmittel ist von der Verhütungssicher- heit minimal unzuverlässiger als die klassische „Pille“. Allerdings ist die Minipille ebenfalls nicht zur Behandlung der Endometriose zugelassen, es handelt sich um einen „off-label-use“, der nicht von den Krankenkassen übernommen wird. In Deutschland ist seit Mai 2010 das erste für Endometriose zugelassene Gestagenpräparat (Visanne®) auf dem Markt. Es enthält 2 mg Dieno- gest und wird täglich eingenommen. Bei Endome- triose zeigt dieses Medikament eine gute Wirkung hinsichtlich der Reduktion der Endometriosebe- schwerden. Allerdings hat Dienogest 2 mg nicht die Zulassung als Kontrazeptivum, obwohl eine Studie mit kleiner Patientinnenzahl die Verhinde- rung des Eisprungs durch das Medikament zeigen konnte. Es muss, sofern ein Verhütungsschutz gewünscht wird, zusätzlich noch mit einem nicht hormonellen Verhütungsmittel gearbeitet werden. Dieses und die Neigung zu Zwischen- und Schmier- blutungen, die unter allen Gestagenen gehäuft auftreten, sind zu beachten. Als weitere Gestagenpräparate stehen u. a. Desogestrel und Levonorgestrel zur Verfügung. Eine Auswahl der Markennamen von oralen Gestagenpräparate: Cerazette®, 28 mini®, Jubrele® Lokal angewandte Gestagene, z. B. eine Levonorgestrel-freisetzende „Spirale“ (Mirena®), zeigen aufgrund deutlich geringerer systemischer 16
Gestagenkonzentrationen weniger Nebenwirkun- gen. Die lokale Gestagenwirkung scheint insbe- sondere auf unmittelbar benachbarte Endometrio- seläsionen, wie die Adenomyose sowie die Endo- metriose im Bereich der Bänder der Gebärmutter, ausgesprochen effektiv zu sein. Allerdings ist die Mirena® ebenfalls nicht zur Be- handlung der Endometriose zugelassen, es handelt sich um einen „off-label-use“, der nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils eignen sich Gestagenpräparate insbesondere für Patientinnen mit erhöhtem Körpergewicht, Raucherinnen oder Frauen mit einem sonstigen kardiovaskulärem Risiko. Eine Auswahl der Markennamen für ausschließliche Gestagenpräparate: Cerazette® (klassische Gestagenpille), Visanne® (für Endometriose zugelassenes Präparat), Mirena® (Hormonspirale), Implanon® (Hormonstäbchen) Für einige dieser Präparate gibt es bereits Generika. Das sind gleichwertige, inhaltlich identische, aber kostengünstigere Präparate. GnRH-Agonisten GnRH-Analoga blockieren die zentrale Hormon- steuerung. Durch die Gabe dieser Medikamente wird die Patientin für eine gewisse Zeit in eine Art „künstliche Wechseljahre“ versetzt. GnRH- Analoga gehören zu den wirksamsten Substan- zen zur Reduktion der endometriosebedingten Beschwerden. Eingesetzt werden z. B.: Leuprorelinacetat (z. B. EnantoneGyn®) Goserelinacetat (z. B. Zoladex®) Die Nebenwirkungen entsprechen mit Hitzewal- lungen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmer- zen und einem Knochenmineralverlust den Be- 17
schwerden von Frauen in den Wechseljahren und führen teils zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität. Diese Beschwerden lassen sich jedoch bei gleicher Effektivität in Bezug auf die Endometriose durch eine sogenannte „Add- back“-Therapie deutlich reduzieren. Hierbei neh- men die Patientinnen zusätzlich zu den verab- reichten GnRH-Analoga Hormone, z. B. ein mono- phasisches Kontrazeptivum („Pille“), ein. Dadurch lassen sich die teils gravierenden Nebenwir- kungen auf ein Minimum reduzieren. Die Thera- piedauer mittels GnRH-Analoga beträgt zumeist sechs Monate. Die Medikamente werden aktuell in der Endometriosetherapie sehr selten einge- setzt und kommen nur gelegentlich bei sehr ausgeprägten Beschwerden, zur Nachbehand- lung nach einer „großen Endometrioseoperation“ und als Vorbehandlung vor einer geplanten „künstlichen Befruchtung“ zum Einsatz. Operative Therapie Eventuell ist bei Ihnen eine Operation aufgrund Ihrer Endometrioseerkrankung oder aber zur Abklärung Ihrer Beschwerden notwendig. Die schonendste Art der Operation beim Vorliegen einer Endometriose ist die Bauchspiegelung. Sie reduziert die Schmerzen und die Einschrän- kungen der Patientin nach der Operation auf ein Minimum. Hierdurch können der Krankenhaus- aufenthalt und die Dauer bis zur vollständigen Genesung verkürzt werden. Wann immer möglich, sollte eine Endometriose mittels Bauchspiegelung operiert werden. Die Bauchspiegelung dient neben der Diagnose- sicherung auch einer Schmerzreduktion durch Entfernung oder Zerstörung von Endometriose- herden sowie der Entfernung von Verwachsungen. Bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch wird hierdurch auch eine erhöhte Rate an Schwan- gerschaften erzielt. Eine Bauchspiegelung sollte 18
zur Abklärung einer Endometriose bei folgenden Indikationen durchgeführt werden: unerfüllter Kinderwunsch Schmerzen Organveränderungen Versagen der medikamentösen Therapie Organveränderungen, die eine Operation nötig machen können, sind große Endometriosezysten (sogenannte Schokoladenzysten oder Endome- triome) an den Eierstöcken, Endometriose in den ableitenden Harnwegen, der Blase, der Scheide und dem Darm. Die letzten vier genannten Loka- lisationen werden auch als tief infiltrierende Endometriose bezeichnet. Bei einer Endometrioseoperation wird versucht, alle sichtbaren Endometrioseherde zu entfernen. Ja nach Lokalisation der Endometrioseherde kann dies unter Umständen auch zu umfangreicheren Operationen führen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn aufgrund einer Blasen- oder Darmbeteiligung die Operation auf diese Organe ausgeweitet wer- den muss. Hier kann es nötig sein, einen kleinen Teil des Darms oder der Blase mit zu entfernen. Sollte bei Ihnen eine operative Entfernung der Endometriose nötig sein, so erfolgt im Vorfeld ein ausführliches Aufklärungsgespräch. Hier werden Ihnen alle Risiken der geplanten Operation aus- führlich erklärt und es besteht für Sie die Möglich- keit, all Ihre Fragen zu stellen und Ihre Sorgen, Ängste und Probleme anzusprechen. Nachbehandlung und Rezidivprophylaxe Nach einer eventuell erfolgten Operation erhalten Sie im Anschluss selbstverständlich Gelegenheit, mit dem Operateur über den Verlauf der Opera- tion und die eventuell folgende Behandlung zu sprechen. Hier erfahren Sie, wie die notwendigen weiteren Behandlungsschritte und die Nach- untersuchungen aussehen werden. 14 Tage nach 19
Entlassung sollten Sie Ihre/-n niedergelassene/-n Gynäkologin/-en zur ersten Nachuntersuchung aufsuchen. Zu diesem Zeitpunkt liegen Ihrer/-m Ärztin/Arzt bereits alle notwendigen Befunde von Ihrem Aufenthalt bei uns vor. Sie/Er wird dann mit Ihnen die weiteren Schritte besprechen. Eine postoperative medikamentöse Behandlung kann in folgenden Fällen erfolgen: als Rezidivprophylaxe (Verhinderung des Wiederauftretens) zur Vorbehandlung vor sanierender Operation als Möglichkeit, bei nicht komplett zu entfer- nender Endometriose Fast allen operierten Patientinnen bieten wir eine Rezidivprophylaxe (Medikament, um das Wieder- auftreten einer Endometriose zu verhindern) an. Ausgenommen hiervon sind Patientinnen mit mil- der, komplett entfernter Endometriose und aktu- ellem Kinderwunsch sowie Patientinnen, bei denen Kontraindikationen (Gegenanzeigen) gegen die Einnahme von Hormonen bestehen. Es stehen verschiedene Hormontherapieoptionen (siehe „Medikamentöse Therapie“, S. 14) zur Wahl. Endometriose und Kinderwunsch Neben der Schmerzsymptomatik stehen mögliche Schwierigkeiten, schwanger zu werden, bei Frauen mit Endometriose im Vordergrund. Bei 30 – 50 % der Frauen mit Sterilitätsproblemen konnte eine Endometriose nachgewiesen werden. Als Ursache hierfür kommen Verklebungen im Unterbauch mit Verschluss der Eileiter bzw. Störungen in der Tu- benbeweglichkeit in Betracht. Weitere Faktoren scheinen jedoch an der Sterilitätsproblematik von Endometriosepatientinnen beteiligt zu sein, da auch Frauen mit unauffälliger Tubenfunktion be- troffen sind und weil die Schwangerschaftsraten bei künstlicher Befruchtung schlechter sind. Im Rahmen von aktuellen wissenschaftlichen Unter- suchungen werden hier derzeit u. a. Autoimmun- 20
mechanismen, eine verminderte Qualität der Ei- zellen, genetische Veränderungen sowie eine veränderte Gebärmutterschleimhaut mit Hem- mung einer normalen Eizelleinnistung diskutiert. Ein Kinderwunsch ist etwas Intimes und Persön- liches. Wenn er nicht in Erfüllung geht, bestehen viele Fragen und Zweifel oder es können sich sogar Ängste entwickeln. Deshalb steht die Be- handlung von Paaren mit unerfülltem Kinder- wunsch im Mittelpunkt der Arbeit des Schwer- punkts Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin (Frauenklinik) in Zusam- menarbeit mit dem Universitäts-Fortpflanzungs- zentrum Franken (UFF). Bei Bedarf überweisen wir sie gerne an unser Fortpflanzungszentrum. Weitere Therapieansätze Schmerztherapie Die am häufigsten verwendeten Schmerzmittel bei Endometriose sind nicht steroidale Antiphlo- gistika (NSAR) wie Ibuprofen® oder Voltaren®. Ob- wohl die Therapie milder Unterbauchschmerzen mit nicht steroidalen Antiphlogistika zum Stan- dard in der frauenärztlichen Praxis zählt, fehlt der wissenschaftliche Nachweis auf Effektivität bei vorhandener Endometriose. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils, der geringen Kosten sowie dem Wunsch der Patientin und des Behandelnden, die Schmerzen zu reduzieren, nimmt ein hoher Anteil der Endometriosepatientinnen NSAR ein. Eine medikamentöse Schmerztherapie kann un- mittelbar vor oder nach der Operation, bei ausge- prägter Endometriose auch dauerhaft notwendig sein. Gerne beraten wir Sie über Anwendung, Risi- ken und Nebenwirkungen der einzelnen Schmerz- medikamente. Bei chronischen und/oder sehr starken Schmerzen empfiehlt sich die Vorstellung 21
im Schmerzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen. Wie in vielen Anästhesieeinrichtungen fast flächen- deckend angeboten, finden Sie auch in unserem Zentrum ein hoch spezialisiertes Team in der Schmerzambulanz. Zur Überbrückung bis zur Operation, aber auch bei chronischen, anders nicht beherrschbaren Endometrioseschmerzen ist eine Überweisung zum Schmerztherapeuten sinnvoll. Das Universitäts-Endometriosezentrum Franken arbeitet eng mit dem hervorragenden Schmerzzentrum und seiner angeschlossenen Tagesklinik zusammen. Bei Bedarf werden wir Sie hierhin überweisen. In der Schmerzambulanz werden Patienten mit chronischen Schmerzen von Ärzten mit der Zu- satzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“ behandelt. Neben der medikamentösen Schmerz- therapie werden Nervenblockaden, aber auch nicht medikamentöse Therapieverfahren – wie Akupunktur, TENS, Laser-Therapie und Biofeed- back – durchgeführt. Bei stark chronifizierten Pati- enten bzw. bei Patienten mit psychologischen Belastungsfaktoren erfolgt eine enge Zusammen- arbeit mit den Ärzten der Schmerztagesklinik. Kontakt Universitätsklinikum Erlangen Schmerzzentrum Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen Tel.: 09131 85-32558 schmerzzentrum@uk-erlangen.de www.schmerzzentrum.uk-erlangen.de Ernährung Ob Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung einer Endometriose hat, ist nicht eindeutig zu klären. Einige Wissenschaftler haben sich mit dem Einfluss bestimmter Lebensmittel auf die Entwicklung der Endometriose beschäftigt. Vermehrter Konsum von grünem Gemüse und fri- schen Früchten senkt das Risiko, an Endometriose zu erkranken. Umgekehrt steigt das Erkrankungs- risiko bei vermehrtem Konsum von rotem Fleisch. 22
Kein Zusammenhang konnte zwischen der Erkran- kung Endometriose und dem Genuss von Milch, Käse, Fisch, Alkohol oder Kaffee gesehen werden. Die Autoren stellten fest, der Verzicht auf bzw. der übermäßige Konsum von gewisse/-n Lebensmit- tel/-n sei so schwer zu untersuchen, dass letztlich dringend weitere Studien zum Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Auftreten der Er- krankung Endometriose notwendig sind. Insgesamt raten wir Ihnen zu einer ausgewogenen Ernährung. Folgende Übersicht soll Ihnen dabei helfen: Greifen Sie zu frisches Gemüse (Brokkoli, Spinat, Kartoffeln, Kohl, Tomaten) frische Früchte (Beeren, Orangen, Grapefruit, Bananen) weißes Fleisch (Hühnerfleisch, Putenfleisch, Fisch, Schalentiere) Sojaprodukte (Sojamehl, Sojasprossen, Sojabohnen, Tofu) Vollkornprodukte Samen- und Körnerprodukte (Sesam, Leinsamen, Sonnen- blumen, Kürbis, Nüsse) magnesiumhaltige Nahrungsmittel (Reis, Mais, Haferflocken, Weizenkeime) kalt gepresste Öle (vor allem „extra vergine“) Meiden Sie zuckerhaltige Getränke (Energydrinks, Limonaden, Cola, Bier, Weißwein) rotes Fleisch (Rind, Schwein, Schaf, Wild) bestimmte Milchprodukte wie Hartkäse Salz Süßigkeiten/Süßspeisen (Schokolade, Kakao, Zucker allgemein) tierische Fette (Butter, Schmalz) Abbildung 4: Ernährungsempfehlung Endometriose (mit freundlicher Genehmigung von Prof. René Wenzl, Wien) Sport Regelmäßige sportliche Betätigung hat einen posi- tiven Einfluss auf Ihr körperliches Wohlbefinden. Zudem scheint ein positiver Effekt beim Vorliegen einer Endometriose nachweisbar. Achten Sie auf regelmäßige (dreimal wöchentlich) Bewegung von mindestens 20 Minuten Schnelles Gehen kann hier schon ausreichen. Eventuell besteht für Sie auch die Möglichkeit, einer sportlichen Aktivität im Verein oder im Rahmen einer Freizeitsport- gruppe nachzugehen. 23
Ergänzende Therapieansätze Ergänzende Therapieansätze, die in Verbindung und im Zusammenspiel mit der Schulmedizin Erfolg versprechend sein können, sind: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) Akupunktur Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) Osteopathie Gerne beraten wir Sie individuell, welcher ergänzende Therapieansatz für Sie infrage kommen könnte. Sprechen Sie uns an! Rehabilitationsmaßnahmen Unter gewissen Umständen ist nach einer aus- geprägten Endometrioseoperation die Durchfüh- rung einer Rehabilitationsmaßnahme sinnvoll. Diese kann aktiv den Heilungs- und Genesungs- prozess fördern. Für Anschlussheilbehandlungen (AHB) gelten spezielle Voraussetzungen: Die AHB erfolgt im Anschluss an eine stationäre Behandlung im Akutkrankenhaus. Sie muss innerhalb von 14 Tagen nach der Krankenhausbehandlung angetreten werden. Sie wird in speziell zugelassenen AHB-Kliniken durchgeführt. Für die AHB „Gynäkologische Krankheiten und Zustand nach Operation“ gelten folgende Indi- kationen: Es waren in der Vergangenheit ausgeprägte Operationen aufgrund der Endometriose notwendig. Die Erkrankung oder die Operation war deutlich erschwert oder kompliziert (z. B. Bauchfellentzündungen, Eiterherde im Bauchraum und/oder Harninkontinenz). Weitere Möglichkeiten, die eine AHB erforderlich machen könnten, sind z. B.: an Anzahl und Ausbreitung multiple Endometrioseherde 24
ausgeprägter komplizierter Verwachsungs- bauch (sogenannte Adhäsionen) Wundheilungsstörungen Eingriffe am Darm Ob für Sie eine Rehabilitationsmaßnahme sinn- voll ist und ob Sie vom Kostenträger übernommen wird, klären wir gerne im Einzelgespräch mit Ihnen. Unser Sozialdienst steht Ihnen hier gerne bera- tend zur Verfügung. Interdisziplinäres Vorgehen bei der Erkrankung Endometriose Die Erkrankung Endometriose ist vielschichtig und kann sowohl mehrere Körperregionen (Scheide, Gebärmutter, Blase oder Darm) als auch weitere Aspekte (Psyche, Ernährung oder Schmerzverhalten) betreffen. Deshalb ist hier ein interdisziplinärer Therapieansatz notwendig. Das Universitäts-Endometriosezentrum Franken (Stufe III) bietet eine komplette interdisziplinäre Versorgung bei der Erkrankung Endometriose an. Patientinnen mit Verdacht auf Endometriose/ chronischen Unterbauch- schmerzen Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe „Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V.“, sowie mit allen Kooperationspartnern Abbildung 5: Unser Konzept zur individuellen Diagnostik und Therapie zusammen mit allen Kooperationspartnern 25
Studien des Universitäts- Endometriosezentrums Franken Das Universitäts-Endometriosezentrum Franken ist als eines der größten Endometriosezentren an der Erforschung der Erkrankung Endometriose beteiligt. Wir führen in regelmäßigen Abständen Diagnostik- und Therapiestudien zur Erprobung und Etablie- rung neuer Methoden, neuer Medikamente und neuer/anderer Behandlungen bei Endometriose durch. Der Schwerpunkt unseres wissenschaftlichen Interesses liegt besonders auf der Ursachenerfor- schung der Endometriose. Da ein genetischer Anteil an der Entstehung dieser Erkrankung unverkennbar ist, bemüht sich unsere Arbeits- gruppe, diese eventuell vorhandenen genetischen Voraussetzungen zu entschlüsseln. Nur durch eine konsequente Forschungsarbeit wird es in absehbarer Zeit bessere Erklärungs- modelle für die Erkrankung Endometriose und damit auch neuere Therapieoptionen geben. Deshalb sind wir aktiv auf Ihre Mithilfe ange- wiesen. Für unsere Arbeit benötigen wir von Ihnen als Endometriosepatientin lediglich eine Blutprobe (10 ml). Darüber hinaus wären wir Ihnen dank- bar, wenn Sie uns einen Fragebogen über Ihre Familien- und Krankengeschichte ausfüllen würden. Bitte sprechen Sie unser Ärzteteam an! 26
Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. Am 28. September 1996 haben sich erstmals in Deutschland von Endometriose betroffene Frauen zusammengetan und eine überregionale Selbst- hilfeorganisation für Endometriose gegründet: Der Gründung der Patientinnen- und Selbsthilfe- organisation ging der 1. Ganzheitsmedizinische Endometriose-Kongress im Herbst 1995 in Augsburg voraus. Dort hatten erstmals deutsche Endometriose-Betroffene Gelegenheit, Vorträge zum aktuellen Forschungsstand und mögliche Therapien zu hören. Für viele Frauen war aber der Austausch von Erfahrungen mit anderen Betroffenen fast das wichtigste Element des Kongresses. Oft war die Äußerung zu hören: „Ich hätte mir früher nie vorstellen können, dass so viele Frauen diese Krankheit haben. Ich dachte immer, ich würde ganz alleine damit dastehen.“ Leider ist es in Deutschland immer noch so, dass große Informationsdefizite bei Patientinnen und Ärztinnen/Ärzten über diese Erkrankung bestehen, obwohl Endometriose eine der häufigsten Frauen- krankheiten ist. Oft kommt es zu einer mehrjäh- rigen Verzögerung der Diagnosestellung nach dem Auftreten der ersten Symptome. Die Folgen sind Verunsicherung und Leid bei den Patien- tinnen und deren Angehörigen. Die Ziele der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. sind: mehr Kenntnis und Verständnis über bzw. für Endometriose und ihre gesundheitlichen und sozialen Folgen für die betroffenen Frauen und deren Angehörige Endometriose-Betroffenen die Möglichkeiten bieten, sich untereinander auszutauschen, Kri- tik, Ärger und Wut auszusprechen und Erfah- rungen positiv nutzbar zu machen 27
eine schnellere Diagnosestellung und ange- messenere, auf die jeweilige biografische Situation der Patientin bezogene Behandlung Studien und Forschung zu schonenderen Dia- gnoseverfahren und Behandlungsmethoden eine differenzierte Therapieplanung unter Abwägung aller Möglichkeiten Rehabilitation in Kliniken mit einem speziellen Endometriose-Konzept Berücksichtigung der Endometriose in der Ausbildung der Ärzte, besonders in der Fach- arztausbildung Einflussnahme auf gesundheits- und sozial- politische Entwicklungen Kooperation mit allen, die Entscheidungen für Endometriose-Erkrankte treffen, insbesondere Krankenkassen, Ärzte, Rentenversicherungs- träger, Behörden, Politiker, Verbände (z. B. Ärzte, Therapeuten, Arbeitgeber) Seit dem Jahr 2005 zertifiziert die Endometriose- Vereinigung Deutschland e. V. gemeinsam mit der Stiftung Endometrioseforschung und der Euro- päischen Endometriose-Liga Endometriosezen- tren. Die Antragsteller müssen sich im Vorfeld einem kritischen Erhebungsbogen stellen, der durch Mediziner und Betroffene begutachtet wird. Mit diesen Bögen erklären die Antragsteller ihre Zusammenarbeit innerhalb des Endometriose- zentrums, z. B. mit Rehabilitationseinrichtungen, mit IVF-Zentren, mit Schmerzambulanzen und mit der Komplementärmedizin. Die Antragsteller informieren über ihre Fortbildungsaktivitäten, die Unterstützung der Selbsthilfe bzw. die Teil- nahme an Studien. Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. nimmt in allen Krankenhäusern oder Praxen ein Audit vor, in dem vonseiten der Patientinnen folgende Themen kritisch begut- achtet werden: Ablauf Aufnahmeprozedere Ordnung, Sauberkeit, Atmosphäre Aufklärung, Abschlussgespräch 28
Wie arbeitet der Sozialdienst des Krankenhauses? Ausstattung des Krankenhauses/der Praxis, der Krankenzimmer Wahlessen, Getränke, Eingehen auf Unverträglichkeiten etc. Quelle: Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. Wir unterstützen die Arbeit der Endometriose- Vereinigung Deutschland e. V. aktiv. Bei Interesse bieten wir Ihnen an, Kontakt zur Endometriose- Vereinigung Deutschland e. V. aufzunehmen. Bitte beachten Sie auch die ausliegenden Infor- mationsbroschüren. Kontakt Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. Bernhard-Göring-Str. 152 04277 Leipzig Tel.: 0341 3065304 Fax: 0341 3065303 info@endometriose-vereinigung.de www.endometriose-vereinigung.de Europäische Endometriose Liga Die Europäische Endometriose Liga (EEL) ist ein eingetragener Verein, der im September 2005 von renommierten Medizinerinnen und Medizinern gegründet wurde. Das Universitäts- Endometriosezentrum Franken ist seit vielen Jahren aktives Mitglied in der EEL. Mit ihrer Arbeit will die EEL das Wissen über Endo- metriose verbreiten und die Krankheit stärker als bisher im Bewusstsein von Ärzteschaft und Öffentlichkeit verankern. Der Auftrag der EEL gilt für ganz Europa. Landes- verbände sind bereits in mehreren Ländern Euro- pas aktiv, weitere befinden sich in Gründung. 29
Der Vorstand und der Beirat der EEL bestehen aus Mitgliedern verschiedener europäischer Länder. Zugang haben nur Medizinerinnen und Mediziner mit klinischer Erfahrung im Bereich der Endome- triose. Die assoziierte Stiftung Endometriose-For- schung (SEF) unterstützt die Arbeit der EEL durch die gemeinsame Durchführung von Tagungen, Se- minaren, Fortbildungsveranstaltungen und Kon- gressen zu den Themen Endometriose, Schmer- zen und Unfruchtbarkeit. Die Europäische Endometriose Liga bietet ein vielfältiges Internetangebot an. Neben Infor- mationen rund um das Thema Endometriose, steht Ihnen ein Expertennetzwerk und ein Pati- entinnenforum zur Verfügung. www.endometriose-liga.eu Stiftung Endometriose-Forschung Die Stiftung will das Wissen um die Krankheit Endometriose in Deutschland verbessern. Auch hier ist das Universitäts-Endometriosezentrum Franken seit vielen Jahren aktives Mitglied. Auf der Internetseite der Stiftung Endometriose- Forschung erhalten Sie ausführliche Informa- tionen zu: Grundlagen der Erkrankung Behandlungsmöglichkeiten – operativ und medikamentös Rehabilitationsmöglichkeiten Neuigkeiten aus der Forschung Endometriose-Ambulanzen Selbsthilfegruppen Ablauf www.endometriose-sef.de 30
Für Ihre Fragen Kontaktdaten Spezialambulanz für Endometriose Terminvereinbarung: Montag, Dienstag sowie Donnerstag, 9.00 – 15.00 Uhr Mittwoch und Freitag, 9.00 – 14.00 Uhr Tel.: 09131 85-33524 Chefarztambulanz (Prof. Dr. med. Matthias W. Beckmann) fk-endometriose@uk-erlangen.de Terminvereinbarung: Montag – Donnerstag, 7.30 – 17. 30 Uhr Freitag, 7.30 – 13.00 Uhr Tel.: 09131 85-33453 Oberärztliche Privatambulanz Terminvereinbarung: Montag – Donnerstag, 8.00 – 16.00 Uhr, Freitag, 8.00 – 13.00 Uhr Tel.: 09131 85-44039 Präoperative Ambulanz Tel.: 09131 85-33500, Fax: -34042 Informationen/Pforte (24 Stunden besetzt, für Notfälle außerhalb der Sprechstunden) Tel.: 09131 85-33553 und -33554 Fax: 09131 85-33552 31
Schematische Darstellung des Unterleibs I (Ansicht seitlich) Niere Harnleiter Wirbelsäule Eierstock Eileiter Gebärmutter Muttermund Harnblase Schambein Enddarm Klitoris Scheide Harnröhre Anus Kleine Große Schamlippen Schamlippen 32
Eileiter Folikel mit heranreifendem Ei Gebärmutterhöhle Gebärmutterkörper Gebärmutterschleimhaut Gebärmutterhals Muttermund Eierstock Fimbrien des Unterleibs II (Ansicht frontal) Schematische Darstellung 33 Scheide
Anreise So finden Sie uns Mit dem Auto Folgen Sie von der A 73 Ausfahrt Erlangen-Nord der Beschilderung „Uni-Kliniken“. Im Klinikbereich stehen nur begrenzt Kurzzeitpark- plätze zur Verfügung. Bitte nutzen Sie das Parkhaus Uni-Kliniken an der Palmsanlage. Langzeitparkplätze finden Sie auch auf dem Großpark- platz westlich des Bahnhofs. Mit dem Zug Der Hauptbahnhof Erlangen (ICE-Anschluss) liegt etwa 700 m von der Frauenklinik entfernt. Parkhaus Uni-Kliniken Frauenklinik
Universitäts-Endometriosezentrum Franken Klinisch-wissenschaftliches Endometriosezentrum (Stufe III) Sprecher: Prof. Dr. med. Matthias W. Beckmann Koordinatoren: Dr. med. Stefanie Burghaus Dr. med. Thomas Hildebrandt Universitätsstr. 21/23, 91054 Erlangen www.endometriosezentrum.uk-erlangen.de Tel.: 09131 85-33553 Fax: 09131 85-33456 Zertifiziert durch: n Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. FK 629-509471_Vers. 11/18 n Stiftung Endometriose-Forschung (SEF) n European Endometriosis League (EEL) Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir bei der Bezeichnung von Personengruppen die männliche Form; selbstverständlich sind dabei die weiblichen Mitglieder eingeschlossen. Herstellung: Uni-Klinikum Erlangen/Kommunikation, 91012 Erlangen
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