STREAMING ALS VERTRIEBSFORM - DIE AUFLÖSUNG DER KASKADE - Wie die neuen Technologien nicht nur das Sehverhalten sondern auch die Infrastruktur ...

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STREAMING ALS VERTRIEBSFORM -
   DIE AUFLÖSUNG DER KASKADE

     Wie die neuen Technologien nicht nur das
Sehverhalten sondern auch die Infrastruktur verändern

               Bericht Dezember 2017

                                            Projekt-Nr. 1736/15
Inhalt

Untersuchungsdesign                         3

1. Vorbemerkungen                           4

2. Mediennutzung in Österreich              9

3. VoD in Österreich                       31

4. Prognose: VoD in Österreich             42

5. Prognose: VoD in Deutschland            49

6. Netflix                                 54

7. Das Beispiel Schweiz                    70

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Untersuchungsdesign

 Aufgabe:            Beschreibung aktueller und absehbarer Strukturen des Vertriebs
                      von Filmen durch webbasierte Technologien

 Methode:            Desk Research, ExpertInnengespräche

 Zielgruppe:         Stakeholder elektronischer Vertriebsformen

 Auftraggeber:       Österreichisches Filminstitut

 Institut:           Triconsult Wirtschaftsanalytische Forschung Ges.m.b.H.
                      Lange Gasse 30
                      1080 Wien

 Projektleitung:     Felix Josef

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1. Vorbemerkungen

Neue technologische Entwicklungen (vor allem die zunehmende Verfügbarkeit von Bandbreite im
Web) ermöglichen Zugang zu Bewegtbild in immer neuen Formen und Vertriebsmodellen. Das
klassische Modell der Vertriebskaskade über das Kino zu physischen Trägermedien, Video on
Demand und dann Pay-TV bis letztlich Free-TV wird zunehmend durchbrochen.

KonsumentInnen können heute zwischen einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen, um die
gewünschten Inhalte auf den unterschiedlichsten Endgeräten sehen zu können. Neben dem Kauf
eines physischen Bild- und Tonträgers - auch mittels elektronischer Bestellung - und der (immer
seltener werdenden) Leihe in einer Videothek sind es vor allem die elektronischen Vertriebsformen,
die zur Dynamik des Marktes beitragen. Video on Demand als Streaming oder Download, für eine
einmalige oder mehrmalige Nutzung (DTO: Download to Own), mit oder ohne Möglichkeit der
Speicherung oder sogar der Übertragung der Inhalte auf einen Datenträger (DTB: Download to
Burn), als Einzelkauf (T-VoD: Transactional Video on Demand oder Pay-per-view) oder im Rahmen
eines Abonnements (S-VoD: Subscription Video on Demand): Auch in den deutschsprachigen
Ländern offeriert eine Vielzahl von Anbietern unterschiedliche Modelle.

Für die Vertriebsformen „Kino“, „TV“ und „DVD/ Bluray“ verfügt das Filminstitut über gutes bis sehr
gutes Datenmaterial. Die neuen Vertriebsformen aber, die nicht nur eine völlig veränderte
Nutzungsbereitschaft bewirken, die die Gesamtumsätze (der Ausgaben der KonsumentInnen) wieder
in eine Wachstumsentwicklung lenken, sondern auch das Potenzial für eine weitgehende Revolution
des Marktes beinhalten, sind für Europa kaum, für Österreich noch weniger dokumentiert, Zahlen und
Daten stehen nicht oder nur sehr punktuell zur Verfügung.

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1. Vorbemerkungen

Die vorliegende Studie versucht nun durch Desk Research, ExpertInnengespräche und
Literaturanalyse eine möglichst hohe Abdeckung der Volumina/Umsätze zu erzielen und diese
anhand von Sekundärdaten unterschiedlicher Provenienz zu validieren. Entwicklungen der
kommenden Jahre sollen auf Basis der vorliegenden Daten geschätzt werden. Für eine
eigenständige und proaktive Medienpolitik in Österreich sind solche Analysen der aktuellen und
künftigen Entwicklungen unverzichtbar.

In dieser Arbeit wird daher untersucht, welche Player in welchem Umfang für die Verbreitung von
welchen Formen Bewegtbildmaterials verantwortlich sind und welche Konfigurationen sich zwischen
kostenpflichtigen, kostenfreien und illegalen Verbreitungsformen zeigen.

Die Medienlandschaft und damit die Medienpolitik in Österreich sind durch die schwierige Lage eines
kleinen Marktes am Rande eines riesigen Sprachraumes geprägt. Ähnliche Voraussetzungen wie
Österreich findet etwa Belgien vor und auch die Schweiz ist in einer nicht unähnlichen Situation. Die
Produktion von Medieninhalten kostet in kleinen Märkten so viel wie in großen. Ein medialer Overflow
ist daher fast unvermeidlich und Medienpolitik oszilliert im besten Fall zwischen europäischen
Vorgaben und nationalem Protektionismus.

Technologische Revolutionen im Medienbereich haben seit jeher rasch zu dramatischen
Veränderungen scheinbar stabiler Strukturen geführt. Medien sind seit Jahrhunderten ein
Wirtschaftszweig, der in kurzer Zeit zu großen Konglomeraten führen kann.

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1. Vorbemerkungen

Die Entwicklung der beweglichen Lettern und damit des modernen Buchdrucks durch Johannes
Gutenberg führte nicht nur zu einer kulturellen Revolution (die Renaissance als Überwindung der
Vorstellungswelt des Mittelalters ist ohne Buchdruck kaum vorstellbar), Verleger konnten ungeheure
Aufschläge kalkulieren und damit sehr schnell sehr reich werden. Verleger schufen wirtschaftliche
Einheiten, die nicht nur aufgrund der Meinungsbildung sondern auch auf Basis der wirtschaftlichen
Stärke von großem Einfluss waren. Bis zur Entwicklung der Medienhäuser wie etwa eines William
Randolph Hearst dauerte es rund 400 Jahre.
Radio und später Fernsehen benötigten Jahrzehnte, um von den ersten Einsätzen zu wirtschaftlich
und gesellschaftlich relevanten Medien zu werden. Die Blütezeit der Tycoons des Fernsehens war
die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts (Ted Turner, Michael Bloomberg, Silvio Berlusconi). Dabei ist
zu beobachten, dass weder Radio noch Fernsehen die Zeitungen ernsthaft bedrohen konnten.
Das Kino bzw. der Film stellen eine entscheidende Wende der Unterhaltungsindustrie dar. Die
emotionale Kraft des bewegten Bildes hatte keine vergleichbaren Vorgänger. Der Film und die
Filmproduktion bildeten daher sehr rasch eine vitale Industrie, die durch rasche Innovationen geprägt
war. Nach 30 Jahren wurde der Tonfilm eingeführt, nur wenige Jahre später wurden die ersten
abendfüllenden Spielfilme in Farbe gezeigt.
Zwischen den beiden Kriegen war Film ein wesentliches Angebot zur Flucht aus einem traurigen
Alltag. In den Jahren nach 1945 wurden in Österreich (wie auch in Deutschland) rasch wieder sehr
hohe Besuchszahlen in den Kinos realisiert. Im Jahr 1949 waren es in Wien mehr als 50 Mio.
Kinobesuche (für ganz Österreich gab es keine Zahlen). Bis 1951 erreichte „Hofrat Geiger“ aus dem
Jahr 1947 mehr als 2,5 Mio. Besucher.

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1. Vorbemerkungen

Das Fernsehen führte zu einem Niedergang des Kinos ab den 1950iger Jahren. Aber entgegen allen
Befürchtungen bzw. Erwartungen hat sich das Kino neu erfunden und eine Existenz neben dem
Fernsehen entwickelt. Verschwunden aber ist die aktuelle Berichterstattung im Kino: Die
Wochenschau als Informationsquelle war dem Fernsehen heillos unterlegen.

Die jüngste Medienrevolution bildet das Internet. Von der Öffnung für den privaten Gebrauch sind es
jetzt gerade einmal 27 Jahre und dieses Medium hat unzweifelhaft unser Leben so verändert wie
kaum jemals eine Technologie zuvor.

Von den Möglichkeiten des Internet massiv in die Enge getrieben werden in erster Linie die
Printmedien. Die Gratiskultur des Online-Angebots hat Kaufmedien in beträchtliche Schwierigkeiten
gebracht, vor allem auch, weil die Reichweitenverluste zu deutlichen Rückgängen bei den
Anzeigenerlösen geführt haben.

Die jüngeren technologischen Fortschritte, die vor allem durch die Verfügbarkeit von Bandbreite auch
die bequeme Nutzung von Bewegtbildern im Netz erlaubt, ist die Grundlage der aktuellen
Medienrevolution. Das Betrachten von Filmen und allen Varianten des Bewegtbildes am Rechner
zuhause oder am Smartphone bzw. Tablet unterwegs hat bereits die Videotheken aus dem
Straßenbild vertrieben und setzt dazu an, das lineare Fernsehen in Frage zu stellen. Welche Folgen
das hat und haben wird, ist Gegenstand dieser Untersuchung.

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1. Vorbemerkungen

Bis auf den Märchenerzähler und den Herold aus den Zeiten vor Erfindung des Buchdrucks wurden
noch keine vorherigen Medien durch technologische Revolutionen gänzlich zerstört. Eine
weitgehende Transformation hat aber etwa beim Radio oder beim Kinofilm sehr wohl stattgefunden.
Radio wurde zum nebenbei genutzten Hintergrund, eine Nutzungsform, die derzeit das Fernsehen
erfährt.
Aber die aktuelle Entwicklung der Verbreitung von Film und Serie über Streaming wird die
Medienlandschaft nachhaltig verändern. So wie beim Film sind es US-Amerikanische Anbieter, die
den Markt zunehmend beherrschen. Wenn beim Kinofilm seit Jahren gilt, dass US-Produktionen mit
30% des Angebots 70% der Tickets verkaufen, könnte im Streamingangebot dieses Verhältnis noch
übertroffen werden. Der Aufbau einer relevanten Bibliothek kostet Zeit und vor allem Geld. Die
nationalen Bemühungen der öffentlich-rechtlichen Sender gemeinsam mit den Privaten in
Deutschland, eine entsprechende Basis zu schaffen (Germany‘s Gold), wurden aus
Wettbewerbsüberlegungen verhindert. Im Vergleich zu Amazon und vor allem Netflix wären das aber
winzige Anbieter gewesen. Europäische Dimensionen greifen in einem weltweit ausgetragenen
Wettbewerb zu kurz, eine globale Perspektive müsste durch supranationale Einheiten, in Europa also
die EU vertreten werden.
Die Streaminganbieter machen derzeit vor allem durch die unglaublich teuren und außerordentlich
qualitativen Produktionen von sich reden bzw. durch die Aggregation von Angeboten durch
Filmgesellschaften. Wenn diese Entwicklung anhält und die Kaufkraft der MedienkonsumentInnen
weiter aus Europa abfließt, wird die europäische Produktionslandschaft, die ohnehin auf Gelder der
öffentlichen Hand angewiesen ist, zunehmend unter Druck kommen, da die Fernsehanstalten immer
weniger Aufträge werden erteilen können.

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2. Mediennutzung in Österreich

Die Nutzungsdauer der linearen TV-Angebote in Österreich hat in den letzten Jahren im Schnitt
deutlich zugenommen. Waren es im Jahr 1997 im Schnitt 212 Minuten pro tatsächlichem/r TV-
SeherIn, so sind es 20 Jahre später 280 Minuten pro SeherIn (2016). Im Schnitt schauen knapp
über 60% der Österreicherinnen und Österreicher - das entspricht 4,6 Mio. Menschen über 12 Jahren
– an einem durchschnittlichen Tag des Jahres 2016 fern (Teletest- Monitoring/ IFES laut ORF –
Medienforschung).

Diese Verweildauer (Nutzungszeit der tatsächlichen NutzerInnen) ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Ebenso interessant ist, wie sich die Sehzeit auf die gesamte Bevölkerung verteilt, im Zeitverlauf
darstellt. Und entgegen allen Erwartungen, dass die digitalen Medien das klassische lineare
Fernsehen bereits beeinträchtigen, ist die TV-Nutzungszeit im Lauf der Jahre ebenfalls deutlich
angestiegen. Im Jahr 1991 waren es bei der Bevölkerung im Alter ab 12 Jahren pro Kopf im Schnitt
127 Minuten. Im Jahr 1997 waren es 142 Minuten (und dabei die schon erwähnten 212 Minuten
Verweildauer). Bis zum Jahr 2005 stieg die Nutzungszeit pro Kopf der Bevölkerung auf 166 Minuten.
In den Folgejahren bis 2009 sank dieser Wert bis auf 153 Minuten und steigt seither wieder an. Die
zeitgleich auch deutlich ansteigende Verweildauer der tatsächlichen NutzerInnen und der Anstieg der
Arbeitslosigkeit nach 2009 könnten einer von mehreren Erklärungsansätzen sein. Die Zahl der
verfügbaren Sender (und damit Angebote) aber ein weiterer Ansatz. Die ÖsterreicherInnen nutzen
zunehmend unterschiedliche Angebote. Der Anteil der Haushalte, die über Kabel oder Satellit große
Auswahl an Sendern nutzen können, ist von 81% im Jahr 2000 auf 95% (2016) gestiegen.

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2. Mediennutzung in Österreich

Das traditionelle lineare Fernsehen ist also keineswegs so tot, wie die Marktbeobachter, vor allem die
Proponenten der digitalen Verbreitungskanäle, immer wieder betonen. Aber so dynamisch nach oben
wie in den letzten Jahren wird sich die Nutzung des linearen, klassischen Fernsehens nicht weiter
entwickeln. Die Gesamtreichweite des Fernsehens ist von 71,4% im Jahre 1991 auf aktuell 62,6%
gesunken. Es schauen also immer weniger Menschen immer länger.

Die AGF, die gemeinsame Forschungsgesellschaft der in Deutschland relevanten Sender, weist für
2016 eine durchschnittliche Sehdauer von 223 Minuten aus. (In der Terminologie der AGF ist das die
Nutzungszeit bezogen auf die Gesamtheit der Bevölkerung, entspricht also den 178 Minuten für alle
ÖsterreicherInnen ab 12 Jahren). Bei den über 50-Jährigen sind es 311 Minuten, bei den 30-49
Jährigen 206 Minuten, bei den 14-29-Jährigen aber nur 119 Minuten.

Nun sind fast zwei Stunden Sehzeit bezogen auf die Gesamtheit dieser Altersgruppe nicht unbedingt
ein Zeichen des unmittelbaren Niederganges dieser Mediengattung, angesichts der Nutzungszeiten
(mehr als 5 Stunden!) der ältesten Bevölkerung ist aber doch eine deutliche Umorientierung
erkennbar.

Allerdings wird damit auch eine veränderte Form der Fernsehnutzung erkennbar. Fernsehen erfährt
eine Bedeutungsänderung, wie sie der Hörfunk einige Jahrzehnte zuvor erfahren hat. Vom
uneingeschränkt aufmerksam genossenen Medium zu einem „Nebenher“-Medium. Das Fernsehgerät
wird ritualisiert eingeschaltet, die Haushaltsangehörigen aber sitzen nicht gebannt vor dem Schirm.

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2. Mediennutzung in Österreich

Während das Fernsehen in seinen Nutzungsdaten von den digitalen Angeboten noch nicht deutlich
erkennbar verändert wird, sind die Auswirkungen der Digitalisierung des Bewegtbildes bei einer
Branche unübersehbar: Videotheken verschwinden zunehmend aus dem Straßenbild. Eine Analyse
von Eurostat aus dem Jahr 2016 beobachtet in den sechs Jahren von 2008 bis 2014 eine Halbierung
der Umsätze der Videotheken in Österreich von 47,3 Mio. Euro auf 23,4 Mio. Euro. Und der
Prognose zufolge soll der Umsatz der Branche bis 2010 weiter auf nur mehr 13,3 Mio. Euro sinken.
Die aktuelleren erhobenen Daten aus Österreich (die auch im Filmwirtschaftsbericht entsprechend
ausgewiesen sind) bestätigen diese Prognose, zeigen sogar, dass die Prognose von Eurostat eher
vorsichtig erstellt wurde.
Der Verkauf von physischen Bild-/Tonträgern (DVD/Blu-Ray) sinkt ebenfalls seit Jahren deutlich.
Allerdings sind die Umsatzrückgänge wesentlich geringer als im Verleihbereich. Von 196,3 Mio. Euro
im Jahr 2010 sind die Umsätze aus dem Verkauf auf 119,4 Mio. Euro im Jahr 2016 gesunken.
Durch die kleineren Datenmengen und die dadurch geringeren Anforderungen an die Bandbreite ist
Musik schon früher als Bewegtbild im Netz breit verfügbar gewesen. Der Musikmarkt hat daher auch
früher die Folgen der Digitalisierung erfahren. Der Verkauf von Tonträgern ist (laut IFPI) von 140 Mio.
Euro im Jahr 2010 auf 73,3 Mio. Euro im Jahr 2016 zurück gegangen.
Das Kino weist im Verlauf der letzten Jahre eine weitgehend konstante Besuchszahl aus. Seit 2004
schwankt die Zahl der jährlichen Kinobesuche zwischen knapp 15 Mio. und bis zu 18 Mio. Auch
wenn die Digitalisierung und die Konzentration der Mehrsaalkinos die Landschaft deutlich verändert
haben, auch wenn der Anteil der älteren BesucherInnen im Kino immer größer wird: In absoluten
Zahlen ist der Besuchsmarkt eher stabil.

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2. Mediennutzung in Österreich

Die Veränderungen in der Nutzung von Film und Video haben auch entscheidende Auswirkungen auf
die nationalen Produktionen im audiovisuellen Bereich. Die Entwicklung im TV-Bereich durch die
nationalen Sender (vor allem Servus TV) und die gestiegenen nationalen Fördermittel haben nach
dem Einbruch 2009 im Gefolge der Wirtschaftskrise zu deutlichem Wachstum der
Produktionsumsätze für Kino- und TV-Film geführt. Von 377 Mio. Euro im Jahr 2008 stiegen die
Umsätze bis 2013 auf 522 Mio. Euro.
Auch dazu hat die europäische Statistikbehörde eine Prognose bis 2020 erstellt. Demnach fallen die
Wachstumsraten ab 2014 deutlich flacher aus. Die Realität hat diese Prognose schon relativiert:
Bereits im ersten Jahr der Prognose wurde laut Daten von Statistik Austria (für das Österreichische
Filminstitut) nicht die vorhergesagten 548 Mio. Euro erreicht, sondern nur 538 Mio. Euro und 2015
statt 571 Mio. Euro waren es tatsächlich 544 Mio. Euro.
Ein Verlust an nationalem Einfluss auf die Verwertungsketten bedeutet zwangsläufig eine Gefahr für
die nationale Produktion. ProduzentInnen und ihre Zulieferbetriebe kommen so zunehmend unter
Druck, nicht zuletzt auch durch schrumpfende Koproduktionen bzw. den kleiner werdenden Anteil bei
solchen länderübergreifenden Projekten.

Diese Herausforderung, der sich die klassischen Medien stellen müssen, die Digitalisierung durch
das Internet, ist die am schnellsten zum Durchbruch gelangte Medientechnologie der Geschichte. Für
den Untersuchungsgegenstand, das Angebot an Bewegtbild ist aber vor allem die Entwicklung der
Bandbreite in den letzten Jahren von besonderer Bedeutung. Und diese Bandbreitenentwicklung ist
auch eine der Ursachen, warum unterschiedliche Mediengattungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten
stärker oder weniger stark betroffen sind.

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2. Mediennutzung in Österreich

Während die Printmedien seit vielen Jahren mit der Konkurrenz aus dem Netz leben müssen, sind es
Anbieter von Bewegtbild erst seit wenigen Jahren. Für die Printmedien war vor allem die
„Gratiskultur“, die den Medienkonsum im Netz nach wie vor prägt, eine substanzielle Bedrohung, da
die klassischen Geschäftsmodelle kaum auf die digitale Verbreitung übertragen werden konnten. Und
das kostenpflichtige Modell haben bisher nur sehr wenige Anbieter aus dem Printbereich über-
zeugend realisieren können. Bemerkenswert ist dabei, dass es in erster Linie Premiumanbieter sind,
die eine Bezahlschranke durchsetzen können (vor allem die New York Times ist hier zu nennen).
An der Nutzungsdichte des Netzes werden neue Angebote nun nicht mehr scheitern. Im Jahr 1996
waren es 9% der ÖsterreicherInnen, die das Internet genutzt haben, 1997 war der Anteil erstmals
zweistellig. 2002 wurde die 50%-Marke erreicht. 2010 wurde dann mit 80% ein Sättigungsgrad
erreicht, der seither nur mehr geringe Steigerungen erkennen lässt.
Wie bei allen neuen Technologien ist die größte Hürde (neben den Kosten) das Alter der
NutzerInnen: Je älter die Menschen, desto zögerlicher sind sie beim Einsatz neuer Technologien. Bis
zum Alter von 50 Jahren ist der Umgang mit dem Internet fast selbstverständlich (die Anteile der
NutzerInnen liegen zwischen 93% und 100%), bei den 50-Jährigen sind es mittlerweile auch schon
83% und bei den 60-Jährigen sind es 79%. Erst ab einer Altersschwelle von 70 Jahren sinkt der
Anteil der NutzerInnen auf unter 50%.
Für die Verbreitung von Filmen im Netz ist die Bandbreite eine wesentliche technische
Voraussetzung. 2003 waren es 10% der österreichischen Haushalte, die über einen Breitbandzugang
verfügen, 2008 waren es erstmals mehr als 50% und aktuell sind es mehr als 85%, also de facto alle
Haushalte mit Internetanschluss.

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2. Mediennutzung in Österreich

Nicht unwesentlich zu dieser Dynamik der Entwicklung beigetragen haben die Verbreitung der
Smartphones bzw. der mobil verfügbaren Bandbreiten. Im Jahr 2016 haben bereits mehr als 80% der
Befragten Internet (auch) über das Mobiltelefon genutzt. Selbst bei den NutzerInnen im Alter von
mehr als 65 Jahren nutzen knapp die Hälfte einen mobilen Netzzugang. Besonders auffällig ist dabei,
dass die Möglichkeiten der Geräte auch tatsächlich genutzt werden: Drei Viertel der NutzerInnen des
Internet nutzen das Netz (auch) unterwegs, bei den 60- bis 74-Jährigen sind es immerhin 40%.

2016 haben mobile Devices den Laptop und vor allem den PC als genutzte Zugangsgeräte zum
Internet deutlich überholt. 81,8% der NutzerInnen verwenden Mobiltelefon oder Smartphone, um ins
Web zu gelangen. Beim Laptop sind es 69,4 und beim PC nur mehr 55,7%. Tablets nennen 35,3%
der NutzerInnen als Zugangsgerät.

Auch bei mobilen Zugangsgeräten ist das Alter nur mehr bedingt eine Hemmschwelle: erst ab 45
Jahren ist das Mobiltelefon nur mehr unterdurchschnittlich genutztes Device (75,9% versus 81,8%
Gesamtschnitt). Die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen nennt das Mobiletelefon zu 58,8% als
Zugangstechnologie und erst bei den über 65-Jährigen sinkt dieser Anteil unter 50%.

Etwas anders sieht dir Nutzung von Tablets aus: Hier zeigen sich die Jüngsten abstinent (23,2%
Nutzung versus 35,3% Gesamtschnitt). Die über 65-Jährigen liegen auf dem Nutzungsniveau der
jüngsten Befragten.

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TV-Verweildauer 1997 bis 2016

                                      Erwachsene ab 12 Jahren (in Minuten pro Tag)
         0    25      50      75      100      125        150        175       200     225          250         275         300

  1997                                                                               212
  1998                                                                                217
  1999                                                                                 218
  2000                                                                                 220
  2001                                                                                 219
  2002                                                                                      226
  2003                                                                                       228
  2004                                                                                        233
  2005                                                                                             238
  2006                                                                                             240
  2007                                                                                             240
  2008                                                                                              243
  2009                                                                                              244
  2010                                                                                                    254
  2011                                                                                                     260
  2012                                                                                                      261
  2013                                                                                                          267
  2014                                                                                                          268
  2015                                                                                                          269
  2016                                                                                                                280

Quelle: AGTT/Gfk TELETEST; pctv, Evogenius
                                                             15
TV-Nutzungszeit 1991 bis 2016

                                      Erwachsene ab 12 Jahren (in Minuten pro Tag)
         0    25      50      75      100      125         150        175        200   225   250   275   300
  1991                                               127
  1992                                                129
  1993                                                 133
  1994                                                  135
  1995                                                    140
  1996                                                    141
  1997                                                     142
  1998                                                      146
  1999                                                       147
  2000                                                       148
  2001                                                         152
  2002                                                              162
  2003                                                              161
  2004                                                               164
  2005                                                                166
  2006                                                               163
  2007                                                            157
  2008                                                            156
  2009                                                           153
  2010                                                              162
  2011                                                                167
  2012                                                                 169
  2013                                                                 168
  2014                                                                  172
  2015                                                                  171
  2016                                                                     178

Quelle: AGTT/Gfk TELETEST; pctv, Evogenius
                                                              16
Entwicklung der KaSat-Penetration in Österreich 2000 bis 2016
 Personen (ab 12 Jahren) in Haushalten mit TV-Empfang über Kabel und/oder Satellit

                                                 in Prozent
               0             20             40                60          80                             100

        2000                                                       5,4         81
        2001                                                       Mio.        81
        2002                                                                        84
        2003                                                                        85
        2004                                                                        85
        2005                                                                             87
        2006                                                                             87
        2007                                                                                  90
        2008                                                                                   92
        2009                                                                                       93
        2010                                                                                       93
        2011                                                                                       94
        2012                                                                                       94
        2013                                                                                       94
        2014                                                                                       94
        2015                                                                                        95
        2016                                                                        6,9             95
Quelle: AGTT/GfK TELETEST;pctv, Evogenius                                           Mio.
                                                   17
TV-Marktanteile 2016 nach Sendern

                                             Erwachsene ab 12 Jahren, alle Empfangsebenen (in Prozent)
                          0                     20                    40                    60           80   100
                 ORF2                              21,2
                 ORF1                     11,7
                   RTL              4,7
            ProSieben               4,6
                 Sat.1             4,4
                   ZDF             4,2
                  VOX              3,9
                  ARD             3,2
                 Puls4            3,1
             kabeleins           2,6
                   ATV           2,5
                  RTLII         1,9
             ServusTV           1,8
                  3sat          1,8
            Sat.1 Gold         1,1
           SUPER RTL           1,1
                   sixx        1,0
                DMAX           1,0
            RTL NITRO          0,9
                  N24          0,7
                 ATVII        0,6
      ProSieben Maxx          0,5
      Comedy Central          0,4
          nickelodeon         0,3
       kabeleins Doku         0,1
Quelle: AGTT/Gfk TELETEST; pctv, Evogenius
                                                                             18
TV-Tagesreichweite 1991-2016
 Erwachsene ab 12 Jahren

                                                 in Prozent
               0             20             40                60                      80   100
        1991                                                                   71,4
        1992                                                                68,9
        1993                                                                68,7
        1994                                                               67,8
        1995                                                             66,7
        1996                                                             66,8
        1997                                                             66,3
        1998                                                             66,7
        1999                                                             66,8
        2000                                                              66,9
        2001                                                               67,9
        2002                                                                  70,2
        2003                                                                 69,2
        2004                                                                 69,2
        2005                                                                68,4
        2006                                                              66,9
        2007                                                          64,1
        2008                                                         63,2
        2009                                                       61,6
        2010                                                        62,5
        2011                                                         63,5
        2012                                                          64,0
        2013                                                       61,9
        2014                                                         63,3
        2015                                                        62,4
        2016                                                        62,6
Quelle: AGTT/GfK TELETEST;pctv, Evogenius
                                                   19
Durchschnittliche Sehdauer pro Tag/Person in Deutschland 2016
 Altersgruppen, alle Sender, Montag-Sonntag, 3.00 – 3.00 Uhr

                                                   in Minuten pro Tag pro Person
                  0     50           100         150            200            250   300         350   400

     Zuschauer
                                                                          223
      Gesamt

   Kinder 3- 13
                                79
      Jahre

Erwachsene 14-
                                           119
   29 Jahre

Erwachsene 30-
                                                                    206
   49 Jahre

 Erwachsene ab
                                                                                           311
    50 Jahre

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK
                                                              20
Videotheken in Österreich – Umsatzprognose bis 2020

                Umsatz Videotheken in Österreich - 2008 bis 2013 und Prognose bis zum Jahr 2020 (in Mio Euro)
          0       5           10           15           20          25           30          35           40             45              50

  2008                                                                                                                            47,3

  2009                                                                                                            41,9

  2010                                                                                                     39,5

  2011                                                                                       34

  2012                                                                            29,5

  2013                                                                    26,1

  2014*                                                            23,4

  2015*                                                         21,9

  2016*                                                    20

  2017*                                                18,3
                                                                                                        * Die Angaben für die Jahre ab 2014
  2018*                                             16,7                                                sind Prognosen. Die
                                                                                                        Branchenklassifizierung beruht auf
  2019*                                      14,9                                                       der Statistischen Systematik der
                                                                                                        Wirtschaftszweige in der
  2020*                                                                                                 Europäischen Gemeinschaft (NACE
                                         13,3
                                                                                                        Rev. 2).

Quelle: Statista; Eurostat 2013
                                                                          21
Einzelhandel mit Ton- und Bildträgern in Österreich – Umsatz 2010 bis 2016

                                                Umsatz - 2010 bis 2016 (in Mio Euro)
         0                       50                         100                        150                     200

  2010                                                                                                          196,3

  2011                                                                                                       190,7

  2012                                                                                                   187,5

  2013                                                                                                   187,3

  2014                                                                                               179,5

  2015                                                                                       166,1

  2016                                                                     119,4

Quelle: ÖFI, Filmwirtschaftsbericht 2017; GfK
                                                                 22
Kinobesuche in Österreich 2004 bis 2016

                                                   Kinobesuche (in Tsd.)
        0         2.500         5.000      7.500        10.000             12.500   15.000         17.500            20.000

 2004                                                                                                        18.296

 2005                                                                                   15.070

 2006                                                                                             16.715

 2007                                                                                  14.882

 2008                                                                                 14.827

 2009                                                                                                       18.073

 2010                                                                                            16.451

 2011                                                                                        15.753

 2012                                                                                            16.401

 2013                                                                                   15.177

 2014                                                                               14.293

 2015                                                                                        15.922

 2016                                                                                   15.129

Quelle: Filmwirtschaftsberichte, Rentrak
                                                               23
Herstellung von Filmen und TV-Programmen in Österreich – Umsatzprognose bis 2020

          0        100            200   300     400             500               600             700             800

  2008                                          377

  2009                                        357

  2010                                              400

  2011                                                    431

  2012                                                          480

  2013                                                                522

  2014*                                                                     548

  2015*                                                                       571

  2016*                                                                           585

  2017*                                                                            594
                                                                                             * Die Angaben für die Jahre ab
  2018*                                                                             601      2014 sind Prognosen. Die
                                                                                             Branchenklassifizierung beruht
  2019*                                                                                 614 auf der Statistischen Systematik
                                                                                             der Wirtschaftszweige in der
  2020*                                                                                      Europäischen Gemeinschaft
                                                                                         619
                                                                                             (NACE Rev. 2).

Quelle: Statista; Eurostat 2013
                                                          24
Anteil der Internetnutzer in Österreich von 1996 bis 2016

      100
                                                  Anteil der Internetnutzer in %

           90
                                                                                                                  84   85
                                                                                                             83
           80                                                                            80   80   81   80
                                                                                    74
           70                                                                  72
                                                                          69

           60                                                      62
                                                        58    59
                                                   55
           50                                50
 Prozent

                                        47
           40                      40

           30
                              28

           20            19

           10       12
                9

           0

Quelle: Statista 2016; AIM Austrian Internet Monitor 2017
                                                                     25
Anteil der Internetnutzer in Österreich nach Zielgruppe im Jahr 2017

                                         Anteil der Nutzer (in %)
                     0           20     40                      60   80                       100

             Total                                                             85

          Männer                                                                    89

           Frauen                                                        80

      14- 19 Jahre                                                                             100

      20- 29 Jahre                                                                             100

      30- 39 Jahre                                                                             100

      40- 49 Jahre                                                                       93

      50- 59 Jahre                                                            83

      60- 69 Jahre                                                   79

70 Jahre und älter                            44

Quelle: Statista Integral 2017
                                                    26
Haushalte mit Internetzugang und Breitbandverbindungen 2003 bis 2015

                                                                      Haushalte (in %)
          0                       20                           40                           60                              80                100

   2003       10                       27                     37

   2004            16                             29                      45

   2005                 23                              24                     47

   2006                      33                                      19              52

   2007                                46                                           14       60

   2008                                     55                                               14              69

   2009                                       58                                                  12         70

   2010                                            64                                                    9        73

   2011                                                  72                                                       3    75

   2012                                                       77                                                        2 79

   2013                                                        80                                                           1 81

   2014                                                        79                                                           2 81

   2015                                                         81                                                               2 82

               Haushalte mit Breitbandanschluss         Haushalte ohne Breitbandanschluss         Haushalte mit Internetanschluss insgesamt

Quelle: Statistik Austria 2016, Europäische Erhebung über den
        IKT-Einsatz in Haushalten                             27
Geräte, über die das Internet in den letzten 3 Monaten genutzt wurde - TOTAL

                                                     Gerätenutzung (in %)
                                0     20            40                   60          80          100

 Mobiltelefon oder Smartphone                                                             81,8

         Laptop oder Netbook                                                  69,4

    PCoder Desktop Computer                                           55,7

                       Tablet                     35,3

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Europäische Erhebung
über den IKT-                                            28
        Einsatz in Haushalten 2016
Geräte, über die das Internet in den letzten 3 Monaten genutzt wurde –
 MOBILTELEFON/SMARTPHONE

                                                       Nutzung (in %)
                   0         20                   40                    60       80                  100

     Insgesamt                                                                        81,8

           Alter

 16 bis 24 Jahre                                                                                    97,3

 25 bis 34 Jahre                                                                                    96,6

 35 bis 44 Jahre                                                                             89,4

 45 bis 54 Jahre                                                               75,9

 55 bis 64 Jahre                                                        58,8

 65 bis 74 Jahre                                           47,3

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Europäische Erhebung
über den IKT-                                              29
        Einsatz in Haushalten 2016
Geräte, über die das Internet in den letzten 3 Monaten genutzt wurde – TABLET

                                                         Nutzung (in %)
                   0         20                   40                      60   80   100

     Insgesamt                               35,3

           Alter

 16 bis 24 Jahre                    23,2

 25 bis 34 Jahre                                              45,5

 35 bis 44 Jahre                                       41,2

 45 bis 54 Jahre                            35,1

 55 bis 64 Jahre                           33,3

 65 bis 74 Jahre                  21,3

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Europäische Erhebung
über den IKT-                                                  30
        Einsatz in Haushalten 2016
3. VoD in Österreich

Mit Sicherheit ist Youtube der häufigst genutzte Anbieter von Videos im Netz in Österreich. Die
letzten verfügbaren Daten gehen hier von 55,5% NutzerInnen (also Reichweite) im Jahr 2013 aus.
Die übrigen Social Media Kanäle sind demgegenüber nicht unbedingt durch die Verbreitung von
Bewegtbild charakterisiert. Die durch artworx 2016 erhobenen Daten weisen für Facebook in
Österreich 3,7 Mio. NutzerInnen und damit rund 50% Reichweite aus. WhatsApp wächst sehr schnell
und dürfte bei rund 1,1 Mio. UserInnen liegen und Instagram bei rund 800.000 NutzerInnen. Damit
sind die Markttreiber aber in erster Linie die privaten, nicht kommerziellen Anbieter. Kommerzielle
Anbieter tauchen somit erst in der zweiten Phase der Markterschließung auf, dann wenn die
Barrieren durchbrochen sind und die Entwicklungsrichtung erkennbar ist.

Dahinter aber ist die österreichische Realität der Nutzung von Video-Angeboten im Netz durch
bekannte Anbieter aus verwandten Bereichen gekennzeichnet. „Catch-up TV“, also das zeitversetze
Angebot von zuvor linear ausgestrahlten Inhalten ist unter den beliebtesten Inhalten dominierend.

Auf etwas schwacher Datenbasis weist Mindshare den ORF im Zeitverlauf mit zunächst der Plattform
orf.at und seit 2016 auch mit der TV-Thek als beliebtesten VoD-Anbieter aus. Mit im Lauf der Zeit
steigenden NutzerInnenzahlen folgen die übrigen TV-Anbieter. Die österreichischen Privatsender
können dabei mit den deutschen Privaten aber auch den Öffentlich-Rechtlichen aus dem
Nachbarland gut mithalten.

Diese sehr starke Präsenz des ORF abseits des linearen Angebots zeigt sich auch in der Nutzung
der Dachangebote (also der kumulierten Zahlen einer zusammengehörenden Gruppe von
Angeboten, inklusive der Mobilangebote) in Österreich.

                                                    31
3. VoD in Österreich

Mit 3,46 Mio. Reichweite im 2. Quartal 2017 liegt das ORF-Angebot auch bei den Dachangeboten in
Führung. Knapp dahinter folgt Styria Digital mit 3.92 Mio. BesucherInnen und willhaben mit 3.36 Mio.
Von den 12 führenden Anbietern, die mehr als 1,5 Mio. BesucherInnen aufweisen, sind neun Medien
und GMX hat einen hohen Anteil an News in Angebot..

Die erst seit Kurzem umfassend verfügbaren Breitband-Anschlüsse und der Preisverfall der mobilen
Bandbreiten haben bisher eine noch schnellere Aufteilung des Marktes ebenso nur rezent ermöglicht
wie der erst 2014 erfolgte Markteintritt des international meist beachteten und diskutierten Anbieters,
Netflix.

Zunächst aber sollen die Bedeutungszusammenhänge der Nutzung von Bewegtbild innerhalb der
Gesamtsituation der digitalen Medien und ihrer antizipierten Entwicklung skizziert werden.

Die Nutzungsfrequenz der aktuellen SeherInnen von digital verbreiteten Videos am Computer ist
(noch) nicht wirklich hoch: Gerade ein Fünftel der befragten NutzerInnen schaut täglich, etwas mehr
als ein Viertel wöchentlich. Unter den selbst deklarierten SeherInnen sind es auch mehr als ein
Viertel, die nie am Computer schauen, also andere Devices nutzen.

Die Nutzung von Online-Videos, der Konsum von Video-on-Demand, ist noch nicht in der Mitte der
Gesellschaft angekommen. Derzeit ( 2017) sind es nach Schätzungen rund 500.000 junge Menschen
im Alter von 16 bis 24 Jahren (davon 300.000 Männer), etwa 300.000 (davon 200.000 Männer) in der
Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren und bei den über 35-Jährigen sind es in Summe knapp 300.000
Seherinnen und Seher.

                                                      32
3. VoD in Österreich

Die Nutzungsgründe für Video-on-Demand unterscheiden sich doch etwas von den
Nutzungsgründen für andere Unterhaltungsangebote im Medienbereich: In erster Linie ist es
Unterhaltung, gefolgt von Entspannung. Aber schon relativ prominent auf Rang 3 folgt spezifisches
Interesse, danach Lernbegierde sowie das Bedürfnis etwas zu sehen, was es woanders nicht gibt.

                                                    33
Nutzung von Social Media in Österreich 2016

                                                        Nutzer Social Media (in Tausend)
             0         500          1.000           1.500            2.000           2.500   3.000   3.500           4.000

  facebook                                                                                                   3.700

 WhatsApp                                   1.100

 Instagram                         840

     XING                    700

  LinkedIn                   687

   Twitter       148

Quelle: Artworx 2016
                                                                      34
Beliebteste Mediatheken und Video-on-Demand Angebote in Österreich bis 2016

                                              Prozent
                 0             20        40                   60   80      100

 tvthek.orf.at

        2012

        2014

        2016                                             55

        orf.at

        2012                        33

        2014                                        51

        2016                             39

        atv.at

        2012         8

        2014             14

        2016                  17

Quelle: Mindshare 2016
                                                    35
Beliebteste Mediatheken und Video-on-Demand Angebote in Österreich bis 2016

                                                    Prozent
                0                         20   40              60   80     100

 prosieben.at

        2012            7

        2014                         15

        2016                         15

   puls4.com

        2012        4

        2014                9

        2016                     14

  myvideo.at

        2012        4

        2014                         15

        2016                    12

Quelle: Mindshare 2016
                                                          36
Beliebteste Mediatheken und Video-on-Demand Angebote in Österreich bis 2016

                                               Prozent
                0                    20   40              60   80         100

servustv.com
       2012         4
       2014                     10
       2016                     11
       rtl.de
       2012             5
       2014                 8
       2016                     10
  rtl- now.de
       2012         4
       2014                 9
       2016                     10
  voxnow.de
       2012         3
       2014             6
       2016                 9

Quelle: Mindshare 2016
                                                     37
Reichweite der größten Dachangebote in Österreich im Quartal 2/2017 (in Millionen)

                                                     Reichweite (in Millionen)
                                  0   500   1.000   1.500         2.000        2.500       3.000   3.500     4.000

              ORF.at Network                                                                         3.455

styria digital one Dachangebot                                                                     3.392

       willhaben Dachangebot                                                                       3.364

               oe24-Netzwerk                                                       2.501

                      herold.at                                                  2.388

           Seven One Network                                             2.155

                      krone.at                                           2.144

      derStandard.at Network                                             2.134

      KURIER ONLINE- Medien                                      1.833

      GMX Österreich Gesamt                                    1.737

                           rma                                 1.715

      Heute.at - Dachangebot                               1.660

Quelle: ÖWA 2017
                                                          38
Anschauen von Online-Videos auf dem Computer in Österreich 2016
  Wie häufig schauen Sie Online-Videos via Computer?

                                                   Anteil an Befragten (in %)
                                0       20         40                     60    80   100

                      Täglich            20

                Wöchentlich                   28

                   Monatlich            19

Seltener als einmal pro Monat       4

                         Nie                  28

Quelle: Statista 2016, TNS Infratest
                                                      39
Nutzer nach Geschlecht und Alter im Markt für Video-on-Demand

                                       Nutzer Video- on- Demand nach Geschlecht und Alter - Österreich 2017 (in Mio)
            0                          0,2                     0,4                       0,6                      0,8   1

    Alter

     55+        0,07    0,05

   45- 54 0,030,04

   35- 44         0,1          0,07

   25- 34                0,2                 0,1

   16- 24                        0,3                           0,2

                                                   Männlich                                    Weiblich

Quelle: Statista 2017, Digital Market Outlook
                                                                               40
Anschauen von Online-Videos in Österreich 2015
  Warum haben Sie zuletzt Online-Videos angeschaut?

                                                                               Anteil an Befragten (in %)
                                          0                     20               40                   60    80   100

    Um unterhalten/inspiriert zu werden                                                     49

      Um zu entspannen, dem Alltag zu
                                                                          30
                entfliehen

             Um einem Hobby/Interesse
                                                                     22
                   nachzugehen

             Um etwas Neues zu lernen                      15

             Um etwas zu sehen, das es
                                                       13
              nirgendwo anders gibt

        Um etwas herauszufinden/mit
                                                      12
       einer Aufgabe voran zu kommen

               Um auf dem Laufenden/
                                                      11
                im Trend zu bleiben

Um Informationen über ein Produkt/eine
                                                  9
 Dienstleistung/einen Shop zu finden

 Um zu kommunizieren/mich mit Leuten
                                              6
         verbunden zu fühlen

                             Sonstiges            10

Quelle: Statista 2016, TNS Infratest
                                                                               41
4. Prognose: VoD in Österreich

Statista hat in einer 2017 veröffentlichen Studie die Entwicklung der digitalen Medien in Österreich
prognostiziert. Dabei zeigt sich, dass die Dynamik der digitalen Medien bzw. der Zahlen der
NutzerInnen der Angebote im gesamten Bouquet der über das Netz vertriebenen Medienangebote in
Bereichen angesiedelt ist, die ein Vielfaches der Zahlen der digitalen Videos ausmachen.

Während 2014 die NutzerInnen von Bewegtbild rund 620.000 Menschen ausmachen, sind es bei
Musik 1.5 Mio. und bei E-Publishing 620.000 NutzerInnen. Der wahre Nutzungssieger aber ist der
Bereich Games, der 2014 bereits 2,7 Mio. NutzerInnen aufweist. Innerhalb der digitalen
Mediennutzung legt Film/Video überproportional zu und wird 2022 bereits 1,3 Mio. Menschen
erreichen, Bei Musik werden es 2,05 Mio. NutzerInnen sein und bei den Games 2,9 Mio.. E-
Publishing wird demnach auf rund 1,2 Mio. NutzerInnen kommen. Damit aber sind wesentlich
euphorischer Prognosen aus den letzten Jahren revidiert worden. Dennoch: In weniger als 10 Jahren
überschreiten die Zahlen der NutzerInnen für alle vier Anwendungsbereiche digitaler Medien die
Millionengrenze.

Die Zuwächse im Segment der bewegten Bilder sollen aber weniger aufgrund steigender
Nutzerzahlen im Segment von TVoD und EST, also den Erwerb von mehrmaliger Nutzung , als
vielmehr durch Zuwächse bei Abonnements (SVoD) entstehen. Bei den Abo-Diensten (bei denen
aktuell Netflix, Amazon oder Maxdome die Nase vorne haben) gehen die Prognosen von einer
Steigerung von 340.000 NutzerInnen (2015) in Österreich auf 1.120.000 bis 2022 aus. Bei den
elektronischen Verkäufen (EST) soll die Zahl der KonsumentInnen von 220.000 auf 310.000 steigen.
Für TVoD werden ausgehend von 480.000 KäuferInnen 2015 ein Anstieg auf 710.000 für 2022
erwartet.

                                                    42
4. Prognose: VoD in Österreich

Die dazu gehörende Umsatzprognose geht von eher flachen Erlösentwicklungen bei den einzelnen
Vertriebsformen für VoD aus. Während sich der Umsatz für TVoD von 6,65 Mio. Euro (2016) auf 12,5
Mio. Euro 2022 fast parallel zur Entwicklung der NutzerInnen verhält, steht bei SVoD einer
Verdreifachung der Nutzerzahlen „nur“ eine Verdoppelung der Umsätze von 24,8 Mio. Euro auf 48,2
Mio. Euro gegenüber. Die Erlöse aus EST bleiben mit rund 11 Mio. Euro über diese sechs Jahre
weitestgehend konstant.

Die soft facts sprechen eine deutliche Sprache. In einer Studie im November 2015 haben Buzzvalue
und IAB die Interaktionen zu VoD in den Sozialen Netzen untersucht. Und dabei hat ein Anbieter das
Geschehen klar dominiert: Netflix war das Thema in rund 1.550 Postings, A1 als Zweitplatzierter
kommt auf 580 Posts und UPC mit seiner on Demand Library auf 540 Posts. Amazon erreicht hier
450 Posts und die iTune Videos von Apple kommen auf 420 Nennungen. Auch die sozialen Medien
machen damit klar, woher in den Jahren seit dem Markteintritt von Netflix 2014 die Dynamik kommt.

Wie erwähnt, ist es auch die verfügbare mobile Bandbreite, die die Nutzung von digital angebotenem
Bewegtbild antreibt. Laut einer 2016 von Mindtake für MMA (Mobile Marketing Association)
durchgeführten Untersuchung sehen 63% der NutzerInnen von Videos auf dem mobilen Endgerät
Youtube und 25% ORF/TV-Thek. Mit 14% Nutzeranteilen folgt mit Amazon Prime ein (deutlich und
schnell wachsendes) kostenpflichtiges Angebot auf Platz drei – wenn auch mit klarem Abstand.
Netflix (ebenfalls sehr schnell wachsend) liegt mit 8% schon auf Rang vier.

                                                    43
Prognose der Nutzer im Markt für Digitale Medien in Österreich bis 2022

                           Prognose Nutzerentwicklung im Markt für Digitale Medien in Österreich - 2014 bis 2022 (in Tsd)
          0                                 2.500                                 5.000                                7.500        10.000

   2014       620         1.470                         2.690                         620    5.400

   2015       750            1.690                              2.780                        860      6.080

   2016        940                1.840                            2.680                        940         6.400

   2017        990                1.860                            2.630                       1.000          6.480

   2018        1.050               1.900                            2.640                          1.060       6.650

   2019        1.130                 1.940                              2.680                         1.110         6.860

   2020        1.190                   1.980                              2.750                        1.150          7.070

   2021         1.260                  2.020                                2.810                           1.180       7.270

   2022         1.310                     2.050                               2.880                           1.210         7.450

                     Video-on-Demand           Digitale Musik           Videospiele          E-Publishing

Quelle: Statista (Digital Market Outlook) 2017
                                                                                        44
Prognose der Nutzer im Markt für digitale Videos in Österreich bis 2020

                                                          Anzahl Nutzer VoD in Tsd.
          0                     500                1.000                           1.500                       2.000               2.500

   2015          480                  340        220       1.040

   2016            570                       630                           290         1.490

   2017             600                            740                             290         1.630

   2018              630                                 850                               300         1.780

   2019                660                                  930                                  300         1.890

   2020                680                                     1.010                                   310         2.000

   2021                700                                         1.070                                     310       2.080

   2022                 710                                         1.120                                      310         2.140

                              TVoD               SVoD                            Est                      Gesamt

Quelle: Statista (Digital Market Outlook) 2017
                                                                       45
Umsätze digitale Videos Österreich

                                                     Umsätze digitale Videos in Tsd. Euro
          0                       25.000                           50.000                            75.000         100.000

   2016       6.650      24.810                 10.840       42.300

   2017       8.010          29.720                      10.890       48.620

   2018        9.450               34.390                         10.940       54.780

   2019        10.640                  38.630                           10.980        60.250

   2020         11.480                      42.340                              11.030      64.850

   2021         12.080                        45.510                                  11.070      68.660

   2022         12.500                          48.160                                   11.100      71.760

                         TVoD                        SVoD                       Est                        Gesamt

Quelle: Statista 2017
                                                                         46
Unternehmen VoD Social Media Relevanz in Österreich

                                                                                 Unternehmen VoD Social Media Relevanz in Ö
                                                     0            250          500       750     1.000      1.250       1.500       1.750   2.000

                                           Netflix                                                                          1.535

                            A1 Videothek A1 Now                                      579

                         UPC On demand Liberty)                                     539

                            Amazon Instant Video                               452

                              Apple: iTunes Video                             419

                              Google Play Movies                              393

                             Maxdome (Pro7Sat1)                      237

                                    Flimmit (ORF)                 178

                                      Snap by sky                 161

  Cineplexx2go (Constantin Film, powered by chili)           57

                        3 Film App (3 Hutchinson)        0    nicht erhoben

                                             Chili       0    nicht erhoben

                               Realeyz (Eyzmedia)        0    nicht erhoben

        Videocity (VGN TV-media/Splendid Group)          0    nicht erhoben

Quelle: Buzz Value IAB
                                                                                     47
Genutzte Video-on-Demand / Streaming Dienste auf dem Handy in Österreich 2016

                                             Genutzte Video- on- Demand/ Streaming Dienste am Handy in Österreich 2016
                           0                     20                     40                   60                     80   100

               YouTube                                                                            62,8

            ORF TVThek                                  24,9

         Amazon Prime                        14,3

                 Netflix               7,8

                    Sky          3,9

              My Video           3,5

                  iTube         2,9

                 Vimeo          2,8

           A1 Videothek         2,1

             3Videothek         2,1

                UPC On         1,6

              Maxdome          1,5

Videos über Apple iTunes       1,2

                Tape TV        1,1

                Andere         1,3

                  Keine                                23,7
Quelle: MMA 2016
                                                                             48
5. Prognose: VoD in Deutschland
Die doch vergleichsweise dünne Datenlage in Österreich, die auf die weitgehende Absenz von
detaillierter erhobenen Daten und die sparsamen Veröffentlichungen der internationalen Akteure zu
kleinen Märkten wie Österreich zurückzuführen ist, machen den Analogieschluss zu großen Märkten
nötig. Vor allem die Entwicklung in Deutschland bietet sich an, da die Voraussetzungen in
wesentlichen Aspekten vergleichbar sind – allerdings mit den Korrekturen auf Basis der
Größenverhältnisse. Umso wichtiger ist die Beobachtung von Initiativen wie der Schweizer Regelung
zur Veröffentlichungspflicht der angebotenen Titel der Streaminganbieter.

Bitkom hat 2017 eine Untersuchung zu den Erlösen aus VoD in Deutschland abgeliefert. Demnach
sollten die Umsätze von 114 Mio. Euro im Jahr 2010 auf 945 Mio. Euro im Jahr 2017steigen. Ab dem
Jahr 2015 wird die Dynamik vorrangig durch SVoD erwartet, über den gesamten Zeitraum
gleichmäßige Wachstumsimpulse erwartet diese Studie aus den werbefinanzierten
Streamingangeboten. Der Markteintritt von Netflix im Herbst 2014 könnte für die sprunghaften
Anstiege bei SVoD ein Grund sein.

Statista geht mit seinem Digital Market Outlook davon aus, dass 2015 und 2016 die Wachstumsraten
extrem hoch sind, in den Folgejahren aber deutlich geringer ausfallen. Die Gegenüberstellung der
Schätzungen aus 2015 und 2017 zeigen, wie deutlich sich das Wachstum nach 2018 abschwächt,
allerdings sind zu diesem Zeitpunkt schon die größten Marktanteile vergeben.

Die Umsatzdynamik in Deutschland ist vor allem dem Markteintritt von Netflix geschuldet. In der
jüngsten Studie hat Deloitte innerhalb der VoD-NutzerInnen nach wie vor die Dominanz von Amazon
Prime festgestellt, die NutzerInnen von Netflix aber haben Maxdome mittlerweile deutlich überholt.

                                                    49
Umsätze VoD Deutschland

                                                               Umsätze VoD Deutschland in Mio. Euro
          0                                       250                         500                                    750                           1.000

   2010       63     45 6 114

   2011        90          59    9 158

   2012        103              97      17 217

   2013             156                      146         40   342

   2014                   221                           187           57    465

   2015                         293                             198                      131          622

   2016                               369                                  218                               214               801

  2017*                                     434                                          236                                 275                 945

                     Werbefinanziertes Video-Streaming (Advertising-VoD)                       Abrechnung pro Video-Inhalt (Transactional-VoD)
                     Video-Streaming-Abonnement (Subscription-VoD)                             Gesamt

Quelle: Bitkom 2017
                                                                                    50
Prognose zum Umsatzwachstum im Markt für Digitale Videos in Deutschland bis 2020

      100

           90

           80     82
                                    75
           70

           60

           50
 Prozent

           40
                  38
                                    36
           30
                  24                22
                  22
           20                                     19                18          18
                                                  15                                 15
           10                       12
                                                                    8           7    7
                                                  6                 6
                                                                    3           4
                                                                                2    3
           0                                                                         2

                                          Total        TVoD        SVoD   EST

Quelle: Statista (Digital Market Outlook) 2015
                                                              51
Prognose zum Umsatzwachstum im Markt für Digitale Videos in Deutschland bis 2022

      100

           90

           80

           70

           60

           50
 Prozent

           40

           30

           20     22
                  17
                  11                13
           10                       10
                  6                 6             7
                                                  6
                                    4             4                4
                                                                   3
                                                                   2           2
           0                                      2                1           1
                                                                               1   1
                                                                                   0

                                          Total       TVoD        SVoD   EST

Quelle: Statista (Digital Market Outlook) 2017
                                                             52
Genutzte Video-on-Demand-Anbieter in Deutschland 2017

                                                                      Prozent
                            0                         20        40              60   80   100

          Amazon Prime                                          37

                 Netflix                                   25

              Maxdome                       10

               sky Ticket               7

            Google Play             5

              Videoload         3

  Andere Anbieter (z.B.
                                                 13
  Wuaki, Chili.TV, Apple)

Quelle: Deloitte 2017
                                                                     53
6. Netflix

Aktuell (2017) dominieren die USA den weltweiten Umsatz mit VoD deutlich und alle Anzeichen
deuten eher auf einen Ausbau dieser Hegemonie hin. Geschätzten Umsätzen für das Jahr 2015 von
7,4 Mrd. Euro in den USA stehen Umsätze in der Größenordnung von einer Mrd. Euro in
Großbritannien gegenüber und China kommt laut dieser Aufstellung, die auf der Grundlage von
Daten des IWF, der Weltbank und Eurostat erstellt wurde, auf 675 Mio. Euro Umsatz mit Video-on
Demand.

Dieser Umsatzverteilung entspricht auf der Basis des Jahres 2015 weitgehend der Verteilung der
Netflix-AbonnentInnen (ohne deshalb die Umsätze ausschließlich Netflix zuzuschreiben). Aber die
Dynamik wird in erster Linie von Netflix erwartet und dieser Anbieter soll daher pars pro toto
detaillierter vorgestellt und analysiert werden.

Im Jahr 2015 weist Netflix in den USA 43,5 Mio. Abonnenten auf, in UK sind es rund 5 Mio., in
Kanada 4 Mio. und in Brasilien 3,3 Mio. Deutschland liegt mit 1,2 Mio. Abos am achten Rang, hinter
Schweden und den Niederlanden, wo Netflix ein bzw. zwei Jahre früher an den Start ging als in
Deutschland und Österreich. In Österreich sollen es 2015 236.000 Abos gewesen sein.

In nur sieben Jahren erwarten die Prognosen von Digital TV Research für die USA 59 Mio.
AbonnentInnen (ein Zuwachs von einem Drittel), in UK 10 Mio. (das entspricht einer Verdoppelung),
In Kanada sollen es 7 Mio. sein (mehr als das Doppelte) und in Brasilien rund die doppelten
Nutzerzahlen von 2015, also 6 Mio.. Die Wachstumsprognosen ´sind damit gegenüber den
Annahmen von 2015 deutlich zurück genommen worden.

                                                    54
6. Netflix

Beeindruckend ist die Marktdynamik von Netflix auf Grundlage der Quartalsentwicklungen von 2011
bis 2017 (diese Daten wurden von Netflix selbst publiziert) aber allemal. Im 3. Quartal 2011 waren es
23 Mio. Abos weltweit, ein Jahr später – im 3. Quartal 2012 – fast 30 Mio. Im dritten Quartal 2013
wurden an mehr als 40 Mio. AbonnentInnen die Inhalte verteilt. Im 2. Quartal 2014 wurde mit 50 Mio.
Abos eine Schallmauer durchbrochen. Mit 100 Mio. AbonnentInnen wurde im 2. Quartal 2017 eine
weitere markante Grenze überschritten. Die letzte verfügbare Zahl nennt 109 Mio. AbonnentInnen für
das dritte Quartal 2017.

Die noch optimistischeren Annahmen für das weitere Wachstum mussten nicht zuletzt wegen des
Markterfolges des Wettbewerbers Amazon Prime zurückgenommen werden. Dieser Anbieter hat von
2016 auf 2017 seine Abos weltweit von 30 auf 40 Mio. gesteigert und für 2020 werden 64 Mio.
zahlende KundInnen erwartet. Wie sich die Aktivitäten anderer Anbieter, vor allem von Disney
auswirken werden, bleibt abzuwarten.

Netflix wurde 1997 als DVD-Verleih (Online) gegründet und startete zunächst mit einem
Streamingangebot in den USA. 2012 erfolgte die Expansion nach Europa.

Im Jahr des ersten Streamingangebots 2007 erzielte Netflix einen Umsatz von 1.2 Mrd. US$. 2002
waren es noch 151 Mio. US$. Von 2010 auf 2011 erfolgte ein deutlicher Umsatzaufschwung von 2,2
Mrd. Euro auf 3,2 Mrd. US$. Mit den Aktivitäten in Europa stiegen die Umsätze besonders schnell.
2013 waren es bereits 4.4 Mrd. US$, 2014 wurden 5,5 Mrd. US$ Umsatz erzielt und 2016 schon 6,8
Mrd. US$.

                                                     55
6. Netflix

Die scheinbar glatte Umsatzentwicklung wird etwas weniger linear, wenn man die Umsätze nach
Sparten analysiert. Dann nämlich zeigt sich, dass nach wie vor das Inlandsbusiness in den USA die
wesentlichste Quelle für die Zuwächse darstellt. Da es Netflix offensichtlich versteht, auf seinen
Märkten dynamisch zu wachsen und auch bei bescheidenem Beginn rasch Terrain zu gewinnen, ist
die Perspektive für Europa besorgniserregend (aus der Sicht europäischer Anbieter). Seit dem
Markteintritt in UK sind die international durch Streaming erzielten Erlöse von 288 Mio. Euro bis 2015
auf fast zwei Mrd. Euro gestiegen – in vier Jahren.

Diesen rasant wachsenden Umsätzen stehen konstante aber vergleichsweise geringe Gewinne
gegenüber. 2005 erzielte Netflix 42 Mio. US$ Gewinn, 2012 waren es nur 17 Mio. US$ , 2014 waren
es 267 Mio. US$ und damit der höchste je erzielte Gewinn. Damit ist Netflix – anders als sehr viele
rasch wachsende Unternehmen aus dem Westen der USA – kein typisches Start-up, das jahrelang
Verluste erzielt, um Marktanteile zu gewinnen. Netflix verzichtet auf hohe Gewinne, bleibt aber
konstant positiv und ist damit kein „Cash burn“ Unternehmen. Diese Entwicklung wird durch
kontinuierlich steigende Erlöse pro Abonnent realisiert. Von 21,5 US$ im Schnitt im Q3 2012
ausgehend, waren es zuletzt 26,3 US$ im 3. Quartal 2017.

Netflix wendet erhebliche Mittel für das Marketing auf, bleibt aber dennoch im Rahmen der
Gesamtentwicklung. Mit dem 4. Quartal 2014 haben sich die Ausgaben für Marketing pro 3 Monate
von und 120 Mio. US$ auf rund 200 Mio. US$ gesteigert, mit dem 3. Quartal 2016 wurde das Niveau
auf rund 280 Mio. US$ für jeweils drei Monate angehoben.

                                                      56
6. Netflix

Die Personalkosten sind es mit Sicherheit nicht, die die Gewinne trotz gewaltiger
Umsatzsteigerungen schmal halten. Während die Umsätze von 2005 bis 2016 von 682 Mio. US$ auf
das 13-fache (8,8 Mrd. US$ ) stiegen, betrug der Personalzuwachs in diesen 11 Jahren nicht einmal
das Fünffache. 2005 beschäftigte Netflix knapp 1.000 MitarbeiterInnen und 11 Jahre später waren es
4.700. Diese Zuwächse sind als Vollzeitäquivalente ein Indikator für doch deutlich steigenden
Personalbedarf.

Was in den letzten Jahren die Erträge klein gehalten hat, sind die außerordentlich hohen
Aufwendungen für die Produktion. Diese Investments aber kommen nur in den seltensten Fällen
europäischen Produktionsunternehmen zugute.

                                                    57
Weltweiter Vergleich – Video-on-Demand Umsatz 2016

                                                      Video- on- Demand Umsatz 2016 (in Mio Euro)
                 0                            2.500                      5.000                      7.500      10.000

   Top Länder

          USA                                                                                        7.368,9

Großbritannien                      1.089,4

        China                 674,2

        Japan               460,4

       Kanada               433,8

    Österreich       33,2

Quelle: Statista 2015 (IWF, Weltbank, UN, Eurostat)
                                                                           58
Prognose der Abonnenten von Netflix im Dezember 2015 (nach Ländern)

                                       Schätzung Anzahl der zahlenden Abonnenten von Netflix nach Ländern im Dezember 2015 (in 1.000)
                          0            5000       10000        15000      20000       25000        30000       35000      40000       45000
                   USA                                                                                                               43.541
Vereinigtes Königreich                     4.941
               Kanada                   3.950
              Brasilien               3.338
                Mexiko             1.980
          Niederlande             1.600
            Schweden              1.463
          Deutschland            1.208
            Frankreich           1.150
            Kolumbien           810
          Argentinien           764
            Dänemark            713
              Finnland          668
            Norwegen            668
                  Chile        390
            Australien         350
                 Irland        330
               Belgien         300
                 Japan        275
            Österreich        236
              Schweiz         236
           Neuseeland         175
                Italien       150
               Spanien        150
              Portugal        60
           Luxemburg          38

Quelle: Digital TV Research 2015
                                                                               59
Prognose der Netflix Abonnenten in ausgewählten Ländern 2022 (Millionen)

                                                number of Netflix subscribers in Mio.
                      0                    20      40                      60           80   100

      United States                                                         59

    United Kingdom                    10

           Canada                 7

             Brazil           6

           Mexico             5

          Australia       3

            France        3

          Germany         3

             Other                              35

Quelle: Digital TV Research 2017
                                                            60
Abonnenten von Netflix weltweit bis zum 3.Quartal 2017

                                                     Abonnenten in Mio.
           0           25                50                 75                    100                125   150
  Q3 '11               22,93
  Q4 '11               23,54
  Q1 '12                  26,48
  Q2 '12                   27,56
  Q3 '12                    29,41
  Q4 '12                       33,27
  Q1 '13                          36,32
  Q2 '13                           37,55
  Q3 '13                             40,28
  Q4 '13                                44,35
  Q1 '14                                   48,36
  Q2 '14                                    50,05
  Q3 '14                                       53,06
  Q4 '14                                          57,39
  Q1 '15                                              62,27
  Q2 '15                                                65,55
  Q3 '15                                                   69,17
  Q4 '15                                                       74,76
  Q1 '16                                                            81,5
  Q2 '16                                                             83,18
  Q3 '16                                                                86,74
  Q4 '16                                                                        93,8
  Q1 '17                                                                            98,75
  Q2 '17                                                                                103,95
  Q3 '17                                                                                    109,25

Quelle: Netflix 2017
                                                               61
Abonnenten von Amazon Prime weltweit bis 2020

                                   Amazon Prime Abonennten in Mio.
          0           25                   50                         75   100

   2016                     30,5

   2017                            40,12

   2020                                                       64,08

Quelle: IHS 2016
                                              62
Ökonomische Basisdaten Netflix - Umsatz

                                                           Revenue in million U.S. dollars
          0                        2.000                  4.000                      6.000               8.000              10.000

   2002       150,8

   2003        270,4

   2004          500,6

   2005               682,2

   2006                  996,7

   2007                       1.205,3

   2008                        1.364,7

   2009                            1.670,3

   2010                                    2.162,6

   2011                                              3.204,6

   2012                                                  3.609,3

   2013                                                            4.374,56

   2014                                                                            5.504,66

   2015                                                                                       6.779,51

   2016                                                                                                          8.830,67

Quelle: Netflix 2017
                                                                              63
Ökonomische Basisdaten Netflix - Umsatz nach Sparten

                                                          Netflix - Umsatz nach Sparten (in Mio Euro)
          0                            2.000                    4.000                       6.000                 8.000        10.000

   2015                                4.180                                      1.953             646   6.780

   2014                           3.431                          1.308            765     5.505

   2013                     2.751                   712         911       4.375

   2012                2.185               288      1.367         3.609

   2011                        3.120                 82 3.200

   2010                2.159              4 2.100

   2009             1.670            1.670

   2008         1.360             1.360

   2007        1.200         1.200

   2006        997          997

   2005       682    32
                          Domestic (Streaming)              International (Streaming)             Domestic DVD        Gesamt

Quelle: Institut für Medien- und Kommunikationspolitik
2016                                                                                64
Ökonomische Basisdaten Netflix - Gewinn

                                         Gewinn in Mio. USD
          0                 2.000   4.000                   6.000   8.000   10.000

   2003       7

   2004       22

   2005       42

   2006       49

   2007       66,61

   2008       83,03

   2009        115,86

   2010           160,85

   2011            226,13

   2012       17,15

   2013        112,4

   2014            266,8

   2015           122,64

   2016           186,68

Quelle: Netflix 2017
                                                    65
Netflix ARPU 2012-2017 (average revenue per streaming customer worldwide)

                                             Revenue per streaming customer in U.S. dollars
              0          20                         40                       60               80   100
    Q3 2012                   21,5
    Q4 2012               19,5
    Q1 2013                   21,5
    Q2 2013                   22,3
    Q3 2013                   21,9
    Q4 2013                   21,7
    Q1 2014                   22
    Q2 2014                    22,9
    Q3 2014                    23
    Q4 2014                    22,7
    Q1 2015                    22,5
    Q2 2015                    22,6
    Q3 2015                    22,9
    Q4 2015                    22,4
    Q1 2016                   22,2
    Q2 2016                      23,6
    Q3 2016                        24,9
    Q4 2016                          25,1
    Q1 2017                          25,5
    Q2 2017                          25,7
    Q3 2017                           26,3

Quelle: Bloomberg 2017
                                                                  66
Ausgaben von Netflix für das Marketing weltweit bis zum 3. Quartal 2017

                                                           Ausgaben in Mio USD
           0                          250                          500           750   1.000

  Q1 '13                119,09
  Q2 '13               114,61
  Q3 '13               108,23
  Q4 '13                 128,02
  Q1 '14                  137,1
  Q2 '14                120,76
  Q3 '14                   145,65
  Q4 '14                            203,67
  Q1 '15                          194,68
  Q2 '15                          197,14
  Q3 '15                            208,1
  Q4 '15                              224,17
  Q1 '16                            208,01
  Q2 '16                             216,03
  Q3 '16                                       282,04
  Q4 '16                                       285
  Q1 '17                                     271,27
  Q2 '17                                      274,32
  Q3 '17                                          312,49

Quelle: Netflix 2017
                                                                      67
Ökonomische Basisdaten Netflix - Beschäftigte

                                                  Netflix - Beschäftigte
         0                2.000               4.000                     6.000   8.000   10.000

  2016                                                    4.700

  2015                                        3.700

  2014                            2.189

  2013                          2.022

  2012                          2.045

  2011                             2.348

  2010                            2.180

  2009                       1.883

  2008                   1.644

  2007                  1.542

  2006               1.300

  2005            985

Quelle: Institut für Medien- und Kommunikationspolitik
2016                                                              68
Ökonomische Basisdaten Netflix – Beschäftigte Vollzeit vs. Teilzeit

                                                           number of Netflix subscribers in Mio.
                                  0         1000               2000                   3000                 4000           5000

  Total (full- time equivalent)

                         2015                                                                         3.700

                         2016                                                                                        4.700

                     Full-time

                         2015                                                                      3.500

                         2016                                                                                     4.500

                   Temporary

                         2015         400

                         2016                      1.300

Quelle: Netflix 2017
                                                                     69
7. Das Beispiel Schweiz

Österreich, die Schweiz und Belgien teilen die Voraussetzung, als kleines Land an einen großen
Sprachraum anzugrenzen. Das macht die Medienlandschaft vielfältiger, die Voraussetzungen für die
nationalen Medien wie auch die Medienpolitik in diesen Ländern aber schwieriger. Eine sehr
eigenständige Politik – auch in der Frage der Medien – verfolgt dabei die Schweiz. Im Fall der
Schweizer Medienpolitik kommt noch als besondere Herausforderung die Fragmentierung der
Medienlandschaft durch die drei bzw. vier Sprachen dazu.

Dieser Herausforderung ist die Schweiz mit einem interessanten Gesetz (Bundesgesetz über
Filmproduktion und Filmkultur vom 14. Dezember 2001) begegnet, das „Einverleiherklausel“ genannt
wird. Um die Versorgung aller Landesteile gleichermaßen sicherzustellen, müssen Rechtekäufe für
Kinofilme immer alle für die Schweiz geplanten Sprachversionen erwerben. Wird von den Verleihern
in einzelnen Regionen nicht ausreichende Angebotsvielfalt erzielt, kann der Bund eine Abgabe
einheben.

2016 wurde diese Klausel für alle Verwertungen auch außerhalb des Kinos eingeschlossen. Das
Bundesamt für Kultur schreibt dazu: „Video On Demand Plattformen: Was den Vertrieb von Filmen
über Video on Demand Plattformen betrifft, die sich an die Schweizer Konsumentinnen und
Konsumenten richten, werden die Vertriebsrechte mit dem Rechteinhaber vereinbart, der gemäß Art.
19 Filmgesetz über die entsprechenden Exklusivrechte für die Schweiz verfügt.“ Damit sind die
Anbieter verpflichtet, die Titelliste zur Verfügung zu stellen, die sensiblen Daten der Behörde zu
übergeben.

Für in der Schweiz angebotenen Filme ist damit zumindest der Titelkatalog verfügbar.

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