ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Kanton Zürich
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OSTSCHWEIZER APRIL 2021 ENERGIEPRAXIS INTELLIGENT VERNETZT Die Gebäudetechnik des Sportzentrums Kerenzerberg wird im Zuge des laufenden Aus- und Umbaus konse- quent auf Energieeffizienz und Automation getrimmt. Franco A. Bonutto, Soltris GmbH Das Sportzentrum Kerenzerberg auf dem gleichnamigen Hochplateau über dem Wa- lensee gehört dem Kanton Zürich und wurde Zum Bulletin zu 100 % aus Swisslos-Geldern erbaut. Die Photovoltaik, Gebäudeautomation und Anlagen und Einrichtungen erstrecken sich Monitoring sind wichtige Bestandeile über eine Gesamtfläche von rund 125 000m2 beim Bauen und Betreiben von energie- und decken fast alle gängigen Sportarten effizienten Gebäuden. ab. Das Sportzentrum sowie der Hotelle- Diese Ausgabe der EnergiePraxis erläu- rie- und Sportmedizinbereich wird vom ZKS tert am Beispiel des Sportzentrums Ke- (Zürcher Kantonalverband für Sport) betrie- renzerberg eindrücklich die Möglichkei- ben und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. ten einer cleveren Gebäudeautomation. Der Dachverband ZKS besteht aus 64 Zür- Zudem zeigt die Publikation auf, wie die cher Sportverbänden mit rund 2 300 Verei- Minergie-Anforderung an die Photovol- nen und rund 387 000 Mitgliedern (davon taik-Anlagen bei den Neubauvorhaben 123 000 Kinder und Jugendliche). Mit seiner umgesetzt wird. ❚ Kompaktheit und den kurzen Wegen sowie dem unterirdischen Korridor, welcher die zentralen Sport- und Unterkunftsgebäude Energiefachstellen der Ostschweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein
miteinander verbindet, hebt sich der Keren- als ob wir ihnen gewisse Reflexe einpro- zerberg sehr vorteilhaft von anderen Sport- grammiert hätten», erklärt Franco Bonut- zentren ab. to, Geschäftsführer von Soltris GmbH, der Die aktuellen Zeiten zeigen, wie wichtig der das Gebäudeautomationssystem eingerich- Jugend- und Breitensport für die Gesell- tet hat. «Detektoren für die Luftfeuchtigkeit schaft ist, und so erstaunt es nicht, dass in den Garderoben melden dem KNX, wann sich das Sportzentrum seit Jahren grosser die Lüftung hochgefahren werden soll. Im- Beliebtheit erfreut. Es fehlt seit längerem pulse aus Sensoren an Tür- und Fensterrah- an freien Sporthallen, Theorieräumen und men verhindern, dass wir im Winter aus dem Bettenkapazitäten. Ende 2017 hat der Züri- Fenster heizen. Und dank Lichtsensoren cher Regierungsrat daher einem umfassen- schaltet das System die Beleuchtung nur so den Aus- und Umbau zugestimmt, der zur- lange und so stark ein, wie sie tatsächlich zeit bei laufendem Betrieb stattfindet. Unter gebraucht wird» erklärt Bonutto. der Leitung des Hochbauamts des Kantons Zürich entstehen bis Ende 2021 eine neue Schweizweit einzigartige Schnittstelle Dreifachsporthalle samt Werkhof, ein neuer In den bestehenden Sporthallen konnte Unterkunftstrakt sowie diverse Theorie-, Ge- die Energieeffizienz der Beleuchtung mit meinschafts-, Regenerations- und sportme- dem Ersatz der Leuchtstoffröhren durch dizinische Räume. LED-Lichter mehr als verdoppelt werden. In Kombination mit der intelligenten Licht- Einfacher, effizienter und sicherer Betrieb steuerung, die das KNX und die EisBär-SCA- Beim 50 Millionen-Franken-Erweiterungs- DA-Visualisierung ermöglichen, lassen sich bau wird stark auf Energieeffizienz gesetzt, Energieeinsparungen von bis zu 80 % und denn der Kanton Zürich will den CO2-Aus- Wärmeeinsparungen von 35 % erreichen. stoss seiner Bevölkerung bis 2050 mehr als halbieren. Vor sechs Jahren wurde das Dank intensiver Zusammenarbeit der invol- Sportzentrum als Grossverbraucher dazu vierten Hersteller ist es gelungen, eine ein- verpflichtet, seine Energieeffizienz bis 2024 zigartige Schnittstelle zwischen der Gebäu- um 22 % zu verbessern. deautomation und dem Reservationssystem Fidelio zu schaffen. Sportler müssen nun bei In einem ersten Schritt wurden Heizung, der Hallenreservation angeben, ob sie zu Lüftung und Beleuchtung optimiert. Das ein- Wettkampfbedingungen trainieren wollen. gesetzte KNX-Gebäudeautomationssystem Nur dann wird das Licht automatisch um von ABB und die Visualisierungssoftware 200 Lux verstärkt. Im normalen Training ist EisBär SCADA visualisieren die Energieflüs- der zusätzliche Energieverbrauch schlicht se in den Sporthallen und Gebäuden. Mit zu- nicht nötig. sätzlichen Sensoren und Aktoren an Storen, Decken, Türen und Fenstern liessen sich Auch die betriebliche Effizienz wurde gestei- weitere Datenpunkte in das digitale System gert und die Technologie erleichtert die Ar- integrieren. beit der Mitarbeitenden. Die rund 750 Räu- «Dank dem Automationssystem steuern me müssen nicht mehr einzeln abgelaufen sich die Gebäude heute von selbst – es ist, und kontrolliert werden – offene Fenster werden beispielsweise angezeigt. Digitale Raumbeschriftungen werden automatisch über das Reservationssystem ausgelöst und die Räume bedürfnisgerecht und zeitgenau temperiert und belüftet. Neben Alarmen und Störungen erfolgt auch die Meldung von Reparatur- und Unterhalts- arbeiten automatisch über das SZK!Cockpit. Automatische Aufzeichnungen und Rappor- tierungen minimieren den Arbeitsaufwand zusätzlich. Die anfängliche Skepsis gegenüber einem komplexen technischen System liess sich dank frühzeitigen und bedarfsgerechten Mitarbeiterschulungen schnell eliminieren. Abbildung 1: Perfekte Massarbeit beim Einsetzen der vorfab- Visionäres Bauprojekt rizierten Holzmodule, welche die Zimmer des Sportzentrums Der Bau des neuen, grösseren Unterkunfts- bilden (Quelle Bild: Keyboost Marketing GmbH). trakts soll rund 5000 zusätzliche Logier- 2 Ostschweizer Energiepraxis April 2021
nächte pro Jahr bringen. Die selbsttragende Fassade aus Sichtbeton lenkt vom spannen- den Innenleben ab, das zu 100 % aus Holz besteht. Die Firma ERNE AG aus Laufenburg AG hat 77 vorfabrizierte Holzmodule erstellt. Es gibt fünf verschiedene Zimmertypen mit Zwei- und Dreibettzimmern mit eigenem WC und Dusche oder Etagendusche sowie in- validengerechte Zimmer. Zwischenböden sind keine vorhanden, sondern nur Steig- zonen für technische Anlagen, Wasser, Luft und Leitungen. Auch hier kommt die intelli- gente Gebäudeautomation zum Tragen, in- dem zum Beispiel Sensoren die Luftfeuch- tigkeit und Feuchtigkeit in der Dämmung messen und bei Überschreiten einen Alarm auslösen. Abbildung 2: Die 77 Zimmer im neuen Unterkunftstrakt sollen Optimierte Geschäftsprozesse über alle rund 5000 zusätzliche Logiernächte pro Jahr bringen (Quelle: Gewerke Burkard Meyer Architekten BSA AG, Baden). Durch die konsequente Verbindung von Ge- schäftsprozessen und Gebäudeinfrastruk- kung von Betriebs- und Wartungskosten ist, tur kann massiv Energie eingespart werden, und gilt als Leuchtturmprojekt für weitere ohne auf Komfort verzichten zu müssen. kantonale Verwaltungsbereiche. ❚ Dank den bisherigen Betriebsoptimierungen hat der Kanton Glarus zusätzliche Förder- gelder gesprochen, die für neue Innovatio- Weitere Infos sind zu finden unter: nen eingesetzt werden dürfen. www.szk.ch/sportzentrum ➝ Rubrik «Bau- projekt». Es besteht noch weiteres Optimierungspo- tential am Kerenzerberg, wie beispielswei- se das Energiemonitoring (Strom und Wär- me) mit automatischer Berichterstellung an energo®. Die Devise war jedoch von Anfang Titelbild: an: etappenweise in die Zukunft schreiten Die vorfabrizierten Holzmodule der ERNE und mit dem Betrieb mitwachsen. AG werden mit einem Spezialkran in die Be- Das Beispiel des Sportzentrums zeigt exem- tonschale gelassen und aufeinandergesta- plarisch, wie gross das Potential zur Sen- pelt (Quelle: Keyboost Marketing GmbH). «PRIVATE KONTROLLE» AUCH IM KANTON GRAUBÜNDEN Mit dem Inkrafttreten des revidierten Enger- bewilligten Plänen ausgeführt wurde, so giegesetzes per 01.01.2021 haben Neubau- dass es nach der Fertigstellung vorschrifts- ten dem Stand der Technik zu entsprechen gemäss betrieben werden kann. und eine Energiebilanz nahe bei Null aufzu- Die Bündner Gemeinden können neu das weisen. Der Vollzug des Bündner Energie- System der «Privaten Kontrolle» gemäss gesetzes wird durch die «Private Kontrolle» der Interkantonalen Vereinbarung über erweitert. den Vollzug der «Privaten Kontrolle» im In den Kantonen Zürich, St. Gallen, Glarus, Energiebereich vom 13.12.2005 in Bau- Appenzell Ausserrhoden und Schwyz funk- bewilligungsverfahren zulassen. Vollzugs- tioniert dieses System seit Jahren erfolg- stelle ist der Kanton Zürich (Baudirektion). reich. Im Rahmen der «Privaten Kontrolle» Die Gemeinden können weiterhin auch Pri- prüfen befugte Fachleute für die Fachbe- vate und private Organisationen zum Voll- reiche Wärmedämmung, Heizung, Klima-/ zug beiziehen und diesen namentlich Prüf-, Lüftung sowie Elektrizitätsbedarf (Beleuch- Kontroll- sowie Überwachungsaufgaben tung/Eigenstromerzeugung), ob eine Anla- übertragen und führen zusammen mit dem ge oder ein Bauvorhaben den gesetzlichen Amt Stichprobenkontrollen durch (www. Bestimmungen entspricht und nach den energienachweis.gr.ch). Ostschweizer Energiepraxis April 2021 3
EIGENSTROMERZEUGUNG Minergie-Neubauvorhaben müssen über eine Anlage zur Eigenstromerzeugung verfügen. Die folgenden Aus- wertungen zeigen, wie diese Anforderung bei den Zür- cher Minergie-Neubauvorhaben umgesetzt wird. Ivo Peter, Leiter Minergie Zertifizierungs- wurde der PVA-Belegungsgrad anhand der stelle Kanton Zürich, AWEL folgenden Formel abgeschätzt. Als Standard- Seit dem 1. Januar 2017 gilt für alle Miner- flächenbedarf sind 7 m2/kWp angenommen. gie-Neubauvorhaben die Pflicht zur Installa- tion einer Anlage zur Eigenstromerzeugung, installierte Leistung PVA (kWp) x 7 m2/kWp PVA-Belegungsgrad (%) = sprich einer Photovoltaik-Anlage (PVA). An- opake Dachfläche (m2) hand der Minergie-Antragsunterlagen wur- de die Projektierung der PVA bei den Miner- Die Abbildung 3 zeigt die Verteilung des PVA- gie-Neubauvorhaben untersucht. Zusätzlich Belegungsgrads. Bei 85 Minergie-Neubauvor- erfolgten Telefoninterviews bei 34 Miner- haben, was 66 % der Stichprobe entspricht, gie-Projektverantwortlichen, um weitere Er- ist der PVA-Belegungsgrad der belegbaren kenntnisse im Zusammenhang mit der Pla- Dachflächen kleiner als 50 %. Bei 39 Projek- nung von PVAs zu sammeln. ten (30 %) sind zwischen 50 und 100 % der Bei 46 Minergie-Bauvorhaben wurden mittels solar nutzbaren Dachflächen mit PV-Modu- der Planunterlagen der Dachtyp und das Lay- len belegt. Bei Projekten mit einem PVA-Bele- out der PVA untersucht. 34 Bauvorhaben ha- gungsgrad grösser als 100 % werden neben ben ein Flachdach, acht ein Steildach und vier den Dach- auch Fassadenflächen mit PVA be- unterschiedliche Dachtypen. Bei der Hälfte stückt. der Projekte mit Flachdach ist die PVA aufge- ständert und Ost/West beziehungsweise bei Eigenverbrauchsrate des selbstproduzier- einem Projekt Nordost/Südwest orientiert. ten Stroms Die Neigungen bewegen sich zwischen 5 und Die Eigenverbrauchsrate quantifiziert den An- 20°. Bei fünf Projekten mit Steildach ist die PVA teil des am Gebäude produzierten PV-Stroms, nur an der besser besonnten Dachseite (Os- der sich ohne Umweg über das öffentliche ten, Süden, Südwesten) und bei drei Projekten Stromnetz direkt im Gebäude nutzen lässt. auf beiden Seiten des Steildachs verlegt. Bei Minergie kann die Eigenverbrauchs- Die Dachform und -geometrie beeinflussen rate mit dem Berechnungstool «PVop- das Layout, die Grösse und somit die Leis- ti» projektspezifisch abgeschätzt werden. tung der PVA. Insbesondere nordorientierte Dabei werden das PV-Anlagenlayout (instal- Steildachflächen, aufwändige Dachgeometri- lierte Leistung, Orientierung und Neigung der en und Attikageschosse verkleinern die solar PV-Module), die Wärmeerzeugungsart bezie- nutzbaren Dachflächen. hungsweise der benötigte Energieträger so- wie das Vorhandensein eines Lastmanage- Spezifische Leistung der PVA ments, einer Batterie oder einer Ladestation Bei Minergie-Neubauvorhaben mit einer für die Elektromobilität berücksichtigt. Bei 42 Energiebezugsfläche kleiner als 3000 m2 Projekten wurden die im PVopti getätigten An- muss die PVA eine spezifische Leistung von gaben ausgewertet. Die berechneten Eigen- mindestens 10 W/m2 EBF aufweisen. Von 194 verbrauchsraten bewegen sich zwischen 15 Minergie-Bauvorhaben weist die PVA bei 88 und 97,3 % (Mittelwert 61 %). Generell sinkt Projekten (45 %) eine spezifische Leistung die Eigenverbrauchsrate mit zunehmender in- zwischen 10 und 12 W/m2auf. Bei weiteren stallierter Leistung der PVA. Zwei Areal-Über- 71 Projekten (37 %) liegt die spezifische Leis- bauungen mit insgesamt fünf Gebäuden ver- tung der PVA zwischen 12 und 20 W/m2. Grö- fügen über je einen Batteriespeicher. ssere spezifische Leistungen der PVA kom- men nur vereinzelt vor. Abnahmeprotokolle der PVA Zusammen mit der Minergie-Baubestätigung, PVA-Belegungsgrad mit der die Bauvollendung bescheinigt wird, Der PVA-Belegungsgrad beschreibt den An- sind die Inbetriebsetzungsprotokolle der PVA teil der solar genutzten Dachfläche an den bei der Minergie-Zertifizierungsstelle einzu- belegbaren Dachflächen. Bei 129 Projekten reichen. Die Auswertung dieser Protokolle 4 Ostschweizer Energiepraxis April 2021
Abbildung 3: Histogramm PVA-Belegungsgrad zeigt, dass die Differenzen zwischen den in- chen mit technischen Anlagen, wie zum Bei- stallierten und den in den Minergie-Antrags- spiel der Lüftungsanlage, belegt. unterlagen deklarierten Leistungen der PVA Dem Hinweis, die PVA in die Fassade zu inte- vernachlässigbar sind. Zum gleichen Resultat grieren, steht das Kostenargument entgegen. kommt auch die Auswertung von GIS-Ortho- Zudem sind die geeigneten Fassaden, ins- bildern. Zudem konnte festgestellt werden, besondere die südorientierten, mit grossen dass es bezüglich des Anlagenlayouts zwi- Fensterflächen belegt. Die technische Mach- schen der Projektierung und der Ausführung barkeit wird in keinem Fall in Frage gestellt. nur geringfügige Abweichungen gibt. Bei der Möglichkeit des Zusammenschlus- Erkenntnisse aus telefonischer Umfrage ses zum Eigenverbrauch (ZEV) gibt es Vorbe- bei Projektverantwortlichen halte. Die Aufwendungen für die Abrechnung Bei den Telefoninterviews mit den Projektver- werden unterschiedlich eingestuft. Praktisch antwortlichen (Architekten, Planer und Bau- gesehen, wird der Ertrag von Anlagen mit ei- herren) konnte festgestellt werden, dass die ner spezifischen Leistung von 10 W/m2 vom Anforderung an die Eigenstromerzeugung Allgemeinstromverbrauch abgenommen. So- ausnahmslos als ein «Zeichen der Zeit» und mit wird ein ZEV nur für grössere Anlagen als als «Stand der Technik» gilt. sinnvoll erachtet. Es herrscht die Meinung vor, die Forderung In dieselbe Richtung gehen die Überlegun- von 10 W/m2 an die spezifische Leistung der gen mit den Energiemanagementsystemen. PVA (gilt nur für Neubauvorhaben mit weni- Einerseits sind die Überschüsse zu gering, ger als 3000 m2 EBF) werde gesamtschwei- um Investitionen für die Eigennutzung zu tä- zerisch über die MuKEn 2014 in den ge- tigen. Anderseits müssen vor allem Verbrau- setzlichen Anforderungen durchgesetzt. Die cher vorhanden sein, die sich hierfür eignen Mehrkosten werden als tragbar angesehen. (schiebbare Lasten). Mehrheitlich wird die Durch die Förderung wirken sich die PVA Ansicht vertreten, dass sich früher oder spä- längerfristig nicht negativ auf die Gesamt- ter Produkte und Systeme nur dann auf dem kosten aus. Diese hohe Akzeptanz der gefor- Markt etablieren, wenn diese in der Handha- derten Eigenstromerzeugung ist zudem der bung einfach sind und wenig Einschränkun- geringen, minimal geforderten spezifischen gen mit sich bringen. PVA-Leistung zu verdanken. Fazit Auf die Frage, ob die minimale Anforderung Mehrheitlich weisen die bei dieser Studie be- von 10 W/m² auch bei Bauvorhaben mit mehr rücksichtigten Minergie-Projekte eine spezi- als 3000 m² Energiebezugsfläche verlangt fische Leistung der PVA zwischen 10 und 15 werden soll, gehen die Meinungen stark aus- W/m2 und einen PVA-Belegungsgrad von we- einander. Bedenken gibt es betreffend der niger als 50 % auf. Daraus lässt sich schlies- kompakten Bauweise. Um verdichtet bauen sen, dass bei Bauvorhaben mit einer EBF zu können, muss viel Wohnfläche mit wenig bis zu 3000 m2 die Anforderungen an die Ei- Aussenhüllfläche erstellt werden. Somit ste- genstromerzeugung gut umsetzbar sind. Die hen verhältnismässig wenig Dachflächen zur Telefoninterviews bei den Minergie-Projekt- Verfügung. Je kompakter gebaut wird, desto verantwortlichen zeigen, dass die Pflicht zur stärker sind auch die vorhandenen Dachflä- Eigenstromerzeugung gut akzeptiert wird. ❚ Ostschweizer Energiepraxis April 2021 5
NEWS AUS DEN KANTONEN APPENZELL AUSSERRHODEN Standorts Honegg im Richtplan der Grosse Abteilung Energie Rat zuständig. Nachdem der Grosse Rat den Am 1. Dezember 2020 hat Christian Bern- Gegenvorschlag gutgeheissen hat, zog das hardsgrütter die Leitung der Abteilung Ener- Komitee seine Initiative zurück, da deren An- gie von Ralph Boltshauser übernommen. liegen erfüllt ist. Im Mai wird die Landsge- Ralph Boltshauser hat sein Pensum reduziert, meinde über den Gegenvorschlag befinden. kümmert sich aber weiterhin um den Sach- energie.ai.ch bereich Lärm sowie um Stabsaufgaben. Neu sind in der Abteilung Martina Eberhart für dieGLARUS Bereiche Klimaschutz, Erfolgskontrolle und MuKEn: Abstimmung Energiegesetz Grossverbraucher sowie Marc Gantenbein Bereits an der Landsgemeinde 2020 sollte für die Bereiche Vollzug kantonaler Energie- über das neue Energiegesetz, das die Mu- vorschriften, Minergie und Energieförderung. KEn 2014 umsetzt, abgestimmt werden. Nun hat der Regierungsrat auch die Lands- Förderprogramm Energie 2021 Plus gemeinde vom 2. Mai 2021 aufgrund der Co- Das Jahr 2020 war hinsichtlich der Förder- rona-Pandemie auf den Herbst verschoben. geldnachfrage ein Rekordjahr. Vor diesem energie.gl.ch Hintergrund hat der Regierungsrat die für die kommenden Jahre vorgesehenen kanto- GRAUBÜNDEN nalen Beiträge im kantonalen Aufgaben- und Bündner Lösung Finanzplan schrittweise von 0,6 Millionen Mit dem Inkrafttreten des revidierten Energie- Franken im vergangenen Jahr auf 1 Million gesetzes per 01.01.2021 haben Neubauten Franken bis 2023 erhöht und das Förderpro- dem Stand der Technik zu entsprechen und gramm 2021 Plus beschlossen. eine Energiebilanz nahe bei Null aufzuwei- Mit dem Inkrafttreten des neuen Förderpro- sen. Sie erzeugen einen Anteil der benötig- gramms wurde eine Maximalfördersum- ten elektrischen Energie selbst, mindestens me von 100 000 Franken pro Fördertatbe- 10 W/m2 Energiebezugsfläche. Die Leistung stand definiert (Gebäudehüllenbonus: 60 000 der Elektrizitätserzeugung ist bei 30 kWp pla- Franken). Die äusserst erfolgreiche Solar- foniert. Ausgenommen sind Standorte mit speicherförderung wurde durch eine Solar- einer geringen Sonneneinstrahlung, damit beratung ersetzt. Ziel der Beratung ist, Ge- wird den besonderen topografischen Lagen bäudebesitzende mit kompetenter, neutraler in Graubünden Rechnung getragen. Befreit Beratung für Investitionen in Photovoltaik- sind Gebäude an Standorten mit einer Global- oder Solarthermie-Anlagen zu begeistern. strahlung von weniger als 1250 kWh/m2 und Jahr. Betreffend Befreiung an schattigen La- Umsetzung MuKEn 2014 auf Kurs gen von Neubauten ist die Karte «Globalstrah- Am 22. Februar 2021 hat der Kantonsrat die lung GR» massgebend: Teilrevision des kantonalen Energiegesetzes www.energienachweis.gr.ch in erster Lesung behandelt. Währenddem die Kernelemente der Vorlage unbestritten Die gleiche Karte bildet die Grundlage für fi- waren, hat der Rat in einigen Punkten nach- nanzielle Beiträge an Photovoltaikanlagen gebessert: Mehrere Anträge der parlamen- an Bauten und Infrastrukturanlagen mit op- tarischen Kommission mit ambitiösen Ziel- timierter Winterstromproduktion. An Stand- setzungen wurden gutgeheissen. orten mit mehr als 1250 kWh/m2 und Jahr energie.ar.ch Globalstrahlung werden Anlagen mit ei- nem Neigungswinkel zwischen 60° und 90° APPENZELL INNERRHODEN mit 300 Franken pro KWp unterstützt (www. Initiative zurückgezogen energie.gr.ch). Damit soll die solare Elektri- Die Standeskommission hat im Auftrag des zitätsproduktion im Winterhalbjahr in Grau- Grossen Rates einen Gegenvorschlag zur bünden gesteigert werden. «Initiative pro Windenergie» erarbeitet. Die- ser sieht eine Ergänzung im Energiegesetz ST. GALLEN vor und definiert unter anderem die recht- Energiegesetz ab 1. Juli in Kraft lichen Rahmenbedingungen so, dass min- Der VI. Nachtrag zum St.Galler Energiege- destens 10 GWh pro Jahr an Windenergie setz tritt ab dem 1. Juli 2021 in Kraft. im Kanton produziert werden können. Zu- Im kantonalen Gesetz gibt es zu den MuKEn dem ist für die definitive Festsetzung des 2014 verschiedene Abweichungen. 6 Ostschweizer Energiepraxis April 2021
❚ Die Erfüllung der Eigenstromerzeugung ist des Energiegesetzes (Umsetzung der Mu- durch einen verringerten, gewichteten Ener- KEn) an den Kantonsrat überwiesen. Nach giebedarf oder eine Ersatzabgabe möglich. den Beratungen in der Kommission behan- ❚ Neu müssen nicht nur beheizte Freiluftbä- delte der Kantonsrat die Vorlage im Febru- der sondern alle beheizten Schwimmbäder, ar und März. Die Frist für ein Referendum wie Hallenbäder oder Warmaussenbecken wird bis etwa Mitte Juni laufen. Die Inkraft-- Anforderungen an die Beheizung erfüllen. setzung der Gesetzesänderungen ist auf ❚ Beim Wärmeerzeugerersatz in bestehen- den 1. Januar 2022 vorgesehen. Weitere In- den Wohnbauten gibt es nebst den Standard- formationen sind zu finden unter lösungen nach MuKEn auch die Möglichkeit, zh.ch/muken die Anforderungen über Biogas/Bioöl oder über die Härtefallklausel zu erfüllen. Neue Zusammenarbeit Energiestadt Details werden in der Verordnung geregelt Mit Beginn 2020 haben der Trägerverein und veröffentlicht unter: Energiestadt und die Abteilung Energie Un- publikationen.sg.ch ➝ Amtl. Publikationen terstützungsleistungen für Gemeinden erar- beitet. Mit der neuen Zusammenarbeit sol- SCHAFFHAUSEN len Kräfte vermehrt gebündelt werden. Ziel MuKEn 2014 sind in Kraft ist es, den Gemeinden im Kanton Zürich die Im Kanton Schaffhausen ist das revidier- Möglichkeit zu bieten, sich untereinander, mit te Energierecht, festgehalten im Bauge- dem Trägerverein sowie dem Kanton zu Ener- setz, am 1. April 2021 in Kraft getreten. Da- giethemen auszutauschen. Neben aktuellen mit setzt der Kanton die MuKEn 2014 um, Themen, wie die anstehenden Gesetzesre- regelt einzelne Punkte aber zusätzlich. So visionen (Eidg. CO2-Gesetz und kantonales führt Schaffhausen bei Neubauten ein neu- Energiegesetz), stehen anfänglich vor allem es vereinfachtes Anforderungsprofil ein, das die kommunalen Energieplanungen und de- SH-Light, mit nur noch 6 Einzelanforderun- ren Umsetzungsinstrumente im Fokus. Die gen. Ferner sind Neubauten und tiefgreifen- bewährten Gefässe von Energiestadt, so die de Umbauten mit einer Ladeinfrastruktur für regionalen Erfahrungsaustausche (Erfa) oder Elektrofahrzeuge auszurüsten. Gemeindegespräche, werden durch je eine In bestehenden Bauten lässt sich die Anfor- kantonsweite Erfa für Gemeinden und Ener- derung beim Heizungsersatz einen Anteil giestadtberatende ergänzt. des Energieverbrauchs von 20 % einzuspa- ren oder mit erneuerbaren Energien zu de- FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN cken, auch mit dem Bezug von Biogas oder Klima- und Energievision Bioöl erfüllen. Die Regierung hat im Oktober 2020 die Kli- energie.sh.ch ➝ Gesetzliche Grundlagen mavision 2050 sowie die Energiestrategie ➝ Neues Energiegesetz 2030 & Energievision 2050 genehmigt. Im November 2020 erklärte der Landtag diese THURGAU UND SCHAFFHAUSEN Strategie für verbindlich und bestätigte da- Neues Energieförderportal» rin zudem das Ausbauziel für Photovoltaik Digitalisierung von A wie «Anmelden» bis Z von 5MWp pro Jahr bis 2030 (gleichbedeu- wie «Zahlung des Beitrags»: Die Abteilung tend mit 125Wp/Einwohner und Jahr). Energie des Kantons Thurgau hat die gesam- Die Energiestrategie 2030 ist ein wichtiger te Bearbeitung der Energiefördergesuche für Baustein für die Umsetzung der Massnah- die Kantone Thurgau und Schaffhausen auf men im Energiebereich und steht im Einklang eine digitale Basis gestellt. Seit diesem Jahr mit dem Ziel der Klimapolitik der Regierung: geben Nutzer ihre Gesuche direkt über das die Erreichung von Netto-Null-Emissionen Internet im «Energieförderportal» ein. Das im Inland bis ins Jahr 2050. fortschrittliche Digitalisierungsprojekt ver- Mit Horizont 2050 sieht die Energievision vor, einfacht den Gesuchstellenden die Einga- den Energiebedarf in Liechtenstein gegen- be von Gesuchen, zeigt ihnen den aktuellen über 2008 um 40 % zu verringern, die Ener- Bearbeitungsstand und bietet jederzeit allen, gieversorgung auf 100 % erneuerbare Ener- die am Projekt beteiligt sind, Transparenz. gien umzustellen und die CO2-Emissionen www.energie.tg.ch ➝ Fördergesuche im Energiebereich um 100 % zu reduzieren. www.energie.sh ➝ Als Zwischenziel für das Jahr 2030 sieht die Energieförderprogramm Energiestrategie 2030 eine Reduktion des Energiebedarfs um 20 % gegenüber 2008, ZÜRICH einen Anteil der erneuerbaren Energien von Umsetzung MuKEn 2014 30 % bei einer Produktion von 17 % im Inland Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat sowie eine 40 %-ige CO2-Reduktion vor. im Frühling 2020 die Vorlage zur Änderung llv.li ➝ Amt für Volkswirtschaft ➝ Energie Ostschweizer Energiepraxis April 2021 7
VERANSTALTUNGEN MEHRERE KANTONE (AR, GL, SG, ZH) THURGAU EnergiePraxis-Seminare 2020 und 2021 Sprechstunde Energie Die EnergiePraxis-Seminare 2020 wurden «Heizung ersetzen – Klima schützen – Geld online durchgeführt. Die aufgezeichneten sparen» Fachreferate sind zu finden unter: Online-Events 20.04.21 14.00–16.00 zh.ch/epx 29.04.21 17.00–19.00 Die nächsten EnergiePraxis-Seminare fin- den im Herbst 2021 – in hoffentlich gewohn- Weitere Infos und Anmeldung: ter Form – statt. energie-agenda.ch Laufende Infos dazu: zh.ch/epx Aktuelle Angebote Minergie Das Wichtigste zusammengefasst: Miner- GLARUS gie-Auffrischer Handwerker Apero 2021 Online-Events 28.04.21 13.00–17.00 Gemeindehaus Ennenda 23.06.2021 26.05.21 13.15–17.00 energie.gl.ch Gebäude als Ganzes verstehen Zürich 19.05.21 09.00–17.00 GRAUBÜNDEN oder online 19.+20.05.21 je 09.00–17.00 Energieapéro Tipps und Tricks zu den Nachweistools Chur 26.05.21 17.00–20.00 Zürich oder online 01.06.21 08.30–12.30 Chur 01.09.21 17.00–20.00 Energie im Gebäude klug messen Online-Event 09.06.21 13.30–17.00 Weitere Infos und Anmeldung: Eigenstrom planen, rechnen, optimieren energieapero-gr.ch Zürich oder online 22.06.21 09.00–17.00 ST. GALLEN Schulungen Energiegesetz Weitere Veranstaltungen Die Energieagentur St.Gallen führt von Mai Qualifikationskurse Impulsberatung erneu- bis Juni Schulungen zum VI. Nachtrag des erbar heizen Energiegesetzes durch. Spezifisch für Bau- Zürich 07.07.21 13.30–17.15 fachleute, Gemeinden und Installateure. FHS St. Gallen 23.06.21 14.00–18.00 Eine Übersicht aller Angebote: FHS St. Gallen 08.09.21 14.00–18.00 energieagentur-sg.ch ➝ Schulungen ➝ Infos und Anmeldung VI. Nachtrag Energiegesetz suissetec.ch/impulsberater EnergieTreff SG: Eigenstromerzeugung bei Power to Gas Kongress Schweiz – Mit Neubauten grüner Energie in die Zukunft Lokremise, St.Gallen19.05.21 17.00–19.00 Umweltarena Spreitenbach 22.06.21 09.15–16.15 SIA 380/1:2016 Heizwärmebedarf energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen FHS, St.Gallen 03.06.21 08.30–12.00 Weitere Kurse und Weiterbildungen: Minergie: ECO minergie.ch FHS, St.Gallen 15.06.21 08.30–17.00 energieagentur-sg.ch/Kalender forumenergie.ch/kurse Weiter Veranstaltungen und Infos: energie-agenda.ch energieagentur-sg.ch ➝ Kalender energieakademie.ch energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen SCHAFFHAUSEN solarevent.ch Energieapéro energieschweiz.ch ➝ Veranstaltungen Wie fährt das Auto der Zukunft? Referate rund um die Chancen der Elektro- mobilität. Impressum Online-Event 05.05.21 18.00–19.30 Redaktion: Ivo Peter (ip), Christoph Gmür (chg) AWEL Zürich, Telefon 043 259 42 66, energie@bd.zh.ch, Weitere Infos und Anmeldung: www.zh.ch/energie energie-agenda.ch Layout: Gaby Roost, Nova Energie Ostschweiz AG 8 Ostschweizer Energiepraxis April 2021
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