ENTWICKLUNGSKONZEPT OBERE S MOSELTAL - WIE BRINGEN WIR GEMEINSAM PROJEKTE AUF DEN WEG? - DÉPARTEMENT DE L ...
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Entwicklungskonzept Oberes Moseltal Wie bringen wir gemeinsam Projekte auf den Weg? Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 im Schengen-Lyzeum in Perl Stand 29. November 2018
Auftraggeber Ministère du Développement durable et des Infrastructures, Département de l’aménagement du territoire Kontakt: Marie-Joseé Vidal marie-josee.vidal@mat.etat.lu Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz Kontakt: Petra Schelkmann petra.schelkmann@mdi.rlp.de Ministerium für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes Kontakt: Dr. Andrea Chlench a.chlench@innen.saarland.de Weitere Mitglieder der Lenkungsgruppe: Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Ref. 41 Raumordnung und Landesplanung Kontakt: Katja Meder katja.meder@sgdnord.rlp.de Planungsgemeinschaft Region Trier Kontakt: Roland Wernig roland.wernig@sgdnord.rlp.de Auftragnehmer agl Hartz • Saad • Wendl agl Hartz Saad Wendl Landschafts-, Stadt- und Raumplanung, Saarbrücken (DE) Landschafts-, Stadt- und Raumplanung www.agl-online.de Kontakt: Andrea Hartz, andreahartz@agl-online.de Bearbeitung: Andrea Hartz, Christine Schaal-Lehr, Beate Manderla, Peter Wendl Gestaltung und Satz: Stephanie Bächle in Kooperation mit: pact s.à r.l. – bureau d‘études en aménagement p a c t s. à r. l. du territoire et urbanisme, Grevenmacher (LU) projets d’aménagement et concepts territoriaux Kontakt: Heidrun Jochem, heidrun.jochem@pact.lu Bearbeitung: Rebekka Bausch, Heidrun Jochem, Marc Mersch BMM Büro für Mobilitätsberatung und Moderation, Wasserliesch (DE) www.bmm-trier.de Kontakt: Maik Scharnweber, maik.scharnweber@bmm-trier.de Veranstaltungsfotos: agl, Saarbrücken Gender-Hinweis: Die weibliche Form ist der männlichen Form im vorliegenden Bericht gleichgestellt; lediglich aus Gründen der Vereinfachung wurde die männliche Form gewählt. Stand 29. November 2018
Inhalt 1 Begrüßung und Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2 Vorstellung der Ergebnisse des EOM: Leitbild, Umsetzungsstrategie und mögliche Impulsprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3 Welchen Beitrag können die LEADER-Gruppen Moselfranken und Miselerland zum EOM leisten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 4 Das EOM und seine Umsetzung – Ergebnisse der Paneldiskussion . . . . . . . . . . . 9 5 Thematische Workshops zu Projektideen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5.1 Themengebiet 1: Raumordnung, Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, Daseinsvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5.2 Themengebiet 2: Kulturlandschaft, Naturschutz und Freiraumsicherung . . 13 5.3 Themengebiet 3: Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 6 Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1 BegrüSSung und Einführung Nach den Grußworten von Schuldirektorin Marion Zenner eröffneten Hans-Peter Rupp (Leiter der obersten Landesbaubehörde im Saarland, in Vertretung des Staatsekretärs im Ministerium für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes, Christian Seel) und Ralf Uhlenbruch, Bürgermeister der Gemeinde Perl, die Veranstaltung. Sie begrüßten die ca. 60 Teilnehmenden aus Kommunen, Regional- und Landesverwaltungen sowie von Interessenverbänden und Fachorganisationen. Claude Turmes, Staatssekretär für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur in Luxemburg, stellte in seiner Einführung heraus, dass das Obere Moseltal als Symbol für ein Europa ohne Grenzen steht. Hier können in einmaliger Weise enge und vielfältige grenzüberschreitende Ver- flechtungen beobachtet und neue Wege der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erprobt werden. Mit dem Entwicklungskonzept Oberes Moseltal (EOM) liegt nun eine umfassende Stu- die vor, deren Umsetzung schnell vorangetrieben werden sollte. Luxemburg ist aufgrund stetig wachsender Einwohner- und Arbeitnehmerzahlen auf die grenz- überschreitende Kooperation angewiesen. Die luxemburgische Wirtschaft braucht Arbeitskräf- te aus den anderen nationalen Teilräumen, um die Nachfrage innerhalb seines Arbeitsmarkts zu erfüllen. Der luxemburgische Arbeitsmarkt wuchs 2017 um 3,7%; im selben Zeitraum stieg der Grenzgängeranteil sogar um 4,3%. Mit über 180.000 Grenzpendlern ist die Großregion* die am stärksten verflochtene Grenzregion in Europa. Dabei konzentrieren sich die Pendlerströme in erster Linie auf den Wirtschaftsmotor Luxemburg. Die hohe Entwicklungsdynamik in diesem zentralen Raum in Europa erfordert also eine intensivere Kooperation auf nationaler und kom- munaler Ebene und ein institutionelles Setting, das die Umsetzung von Projekten vorantreibt. Die Auftaktveranstaltung soll Impulse setzen, erste Projekte zu definieren und Wege der Um- setzung aufzuzeigen. Das Planungskonsortium hatte dazu zwölf Vorschläge für Impulsprojekte mitgebracht, die nach einer Paneldiskussion zu den grundsätzlichen Umsetzungswegen für das EOM in Arbeitsgruppen zur Diskussion gestellt wurden. * Großregion Saarland – Lorraine – Luxemburg – Rheinland-Pfalz – Wallonie – Communauté Française de Belgique und Deutsch- sprachige Gemeinschaft Belgiens 4 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
Programmübersicht Teil 1: Vorstellung des Konzepts, Teil 2: Thematische Workshops zu Umsetzungsstrategien, Projektideen mit Gemeinden und Paneldiskussion Vertretern gesellschaftlicher Gruppen Begrüßung Hans-Peter Rupp (Leiter der obersten Parallele thematische Workshops Landesbaubehörde im Saarland) zu folgenden Themengebieten: Ralf Uhlenbruch, Bürgermeister der Gemeinde Perl • Themengebiet 1: Raumordnung, Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, Daseinsvorsorge Begrüßung und Einführung • Themengebiet 2: Kulturlandschaft, Naturschutz Claude Turmes, Staatssekretär für nachhaltige und Freiraumsicherung Entwicklung und Infrastruktur, Luxemburg • Themengebiet 3: Mobilität Vorstellung der Ergebnisse: Leitbild, Workshops 1. Runde Umsetzungsstrategie und mögliche Impulsprojekte Andrea Hartz, agl/Saarbrücken Wechsel und kleine Kaffeepause Beitrag der LEADER-LAG Moselfranken/Miselerland Workshops 2. Runde Sven Lachmann, Institut für Regionalmanagement Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Workshops Paneldiskussion mit politisch Verantwortlichen und Gemeindevertretern Nächste Schritte und Abschluss der Veranstaltung • Claude Turmes, Staatssekretär für nachhaltige Petra Schelkmann, Ministerium des Innern und für Entwicklung und Infrastruktur, Luxemburg Sport, Rheinland-Pfalz • Michel Gloden, Bürgermeister der Gemeinde Schengen, Luxemburg • Hans-Peter Rupp, Leiter der obersten Landesbaubehörde im Saarland • Ralf Uhlenbruch, Bürgermeister der Gemeinde Perl, Saarland • Günter Kern, Staatssekretär im Ministerium des Innern und für Sport, Rheinland-Pfalz • Günther Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz Fragen und Antworten aus dem Plenum Mittagsimbiss Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 5
2 Vorstellung der Ergebnisse des EOM: Leitbild, Umsetzungsstrategie und mögliche Impulsprojekte Andrea Hartz (agl) gab anschließend einen Überblick zu den Er- Herausforderung darstellt. Sie bildet die Grundlage für das räum- gebnissen des EOM. Im Bearbeiterteam waren mit der agl (Saar- liche Leitbild und die Erarbeitung von Leitzielen. brücken), pact s.à.r.l. (Grevenmacher) und BMM (Wasserliesch) Das Konzept zeigt zudem Strategien zur Umsetzung auf. Dabei Planungsbüros aus allen beteiligten Ländern vertreten. Das Kon- wird ein Mehrebenenansatz verfolgt. Zum einen steht die Veran- zept wurde in enger Abstimmung mit der Lenkungsgruppe, in der kerung wesentlicher Ergebnisse und Ziele in den Raumordnungs- u.a. die Landesplanungen von Luxemburg, Rheinland-Pfalz und politiken der Länder im Vordergrund. Schwerpunkte sind die dem Saarland mitwirkten, erarbeitet. Viele Akteure waren über Steuerung der künftigen Siedlungsentwicklung, die Sicherung der Themen- und Querschnittsworkshops in den Bearbeitungsprozess Daseinsvorsorge sowie die Sicherung und Entwicklung bedeut- eingebunden. samer Kulturlandschaften. Zum anderen soll über Impulsprojekte Das EOM hat zum Ziel, die grenzüberschreitenden funktionalen und die Förderung von Bottom up-Prozessen, wie beispielsweise Verflechtungen zwischen Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem im Rahmen des LEADER-Programms, die konkrete Arbeit vor Ort Saarland zu stärken, das Zusammenspiel der Teilräume zu fördern befördert werden. Neben der Initiierung und Stärkung (informel- und deren Potenziale besser zu nutzen. Es soll zur Weiterentwick- ler) Akteursnetzwerke in der Grenzregion wird allerdings auch ein lung der Großregion zu einer Grenzüberschreitenden Polyzentri- institutionalisiertes Management als erforderlich erachtet, um schen Metropolregion (GPMR) beitragen und wird dabei eng mit eine Verstetigung des Umsetzungsprozesses zu gewährleisten. dem Raumentwicklungskonzept für die Großregion (REK-GR) und Das EOM macht erste konkrete Vorschläge zu Impulsprojekten in dem grenzüberschreitenden Mobilitätskonzept (SMOT 2016) ab- den verschiedenen Themenfeldern. Frau Hartz stellte die einzel- gestimmt werden. nen Projekte, ihre Zielsetzung und mögliche Umsetzungswege vor. Die umfangreiche Raumanalyse zu den fünf Themenfeldern Raum- entwicklung und Raumordnung, Natur und Landschaft, Siedlungs- entwicklung und Daseinsvorsorge, Wirtschaft und Energie sowie Weitere Informationen: Mobilität nahm viel Zeit in Anspruch, da die grenzüberschreitende www.eom-dl.eu Datenerfassung und -harmonisierung immer noch eine besondere 6 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
Die Impulsprojekte: 1. Ideenwettbewerb 2. Kooperationsprojek- „Brückenschlag Drei- te zur Entwicklung ländereck“ grenzüberschreitender Verflechtungsräume Passerelle des deux Rives zwischen Kehl (© agl, pact, BMM 2017) und Straßburg (© Stadt Kehl/Peter Heck) 3. Grenzüberschreitende 4. Initiative Regionale Wohnbaulandstrategie Baukultur im Moseltal (© agl 2010) (Urlaubsarchitektur.de, 02.11.2016) 5. Zukunftswerkstatt: 6. Zukunftswerkstatt: Gesundheitswirtschaft Tourismusdestination im Oberen Moseltal Oberes Moseltal (http://app.visitluxembourg.com/ (© pact 2017) images/16734-resize-1000x1000x80.jpg) 7. Flusslandschaft Mosel: 8. Trockenmauern als Ökologische Trittstei- Leitbiotop des Oberen ne und hochwertige Moseltals Freiräume (© agl 2017) (© pact 2017) 9. Die Große Hufeisen- 10. Grenzüberschreiten- nase als Leitart des der Koordinierungs- Oberen Moseltals kreis ÖPNV (© Manfred Weishaar, (© agl 2016) www.naturregion-trier.de) 11. Stärkung der Bahnver- 12. Multimodale Hubs bindung Obermosel- strecke (© agl 2016) (© ARGUS, Hamburg, www.muelheimerhafen.com) Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 7
3 Welchen Beitrag können die LEADER- Gruppen Moselfranken und Miselerland zum EOM leisten? Unter dem Motto „Die transnationale Region gemeinsam gestalten und leben“ berichtete Sven Lachmann vom Institut für Regionalmanagement von der ersten gemeinschaftlichen LEADER-Strategie zweier Regionen aus unterschiedlichen Nationalstaaten, die zudem im Kern des EOM-Projektgebiets liegen. Sie folgt der Vision einer europäischen Nachbar- schaftsregion ohne physische Grenzen. Dazu ist die sukzessive Überwindung administra- tiver und gedanklicher Grenzen erforderlich. Als Kooperationspartner teilen auch die Ge- meinden Rosport und Mompach, die LAG Region Mëllerdall sowie die Gemeinde Perl und die LAG Land zum Leben Merzig-Wadern diese Vision. Neben den Themen Mobilität und Tourismus, bei denen es zahlreiche Berührungspunkte mit den Impulsprojekten des EOM gibt, stehen in Moselfranken/ Miselerland Projekte zu den Themen „gemeinsam lernen“ und „Trinkwasser“ auf der Agenda. Das EOM ist ein wertvoller Planungsbeitrag und wichti- ger Impuls für die Arbeit der LEADER-Gruppen. Sie können und wollen vor Ort die Initiative aufgreifen und in konkretes Handeln umsetzen. Aktuelle Themen im Projekt Quelle: Vortrag von Sven Lachmann, Institut für Regionalmanagement Mobilität: Belastungen für Pendler, die Orte und an Grenzübergängen – innovati- Tourismus: zahlreiche gemeinsame Projekte und Ansätze: „Grenzenlos radeln“, „Tou- ve Lösungen. Facharbeitskreis: grenzüberschreitend Informationen austauschen, rismus grenzenlos“, EOM: „Zukunftswerkstatt: Tourismusdestination Oberes Mosel- gemeinsame Bedarfe benennen, Lösungsansätze identifizieren, Projektentwicklung tal“... Arbeitsgruppe der Touristiker: gemeinsame Initiativen und Kooperationspro- unterstützen jekte Gemeinsam lernen: Schengen Lyzeum Perl, daneben wenige direkte Kontakte über Trinkwasser: regionales Trinkwasser von hoher Qualität, oftmals eher geringe Wert- die Mosel hinweg. Kontaktaufnahme der Schulen, Eruierung von Bedarfen und In- schätzung. Mögliches Projekt mit verschiedenen regionalen Akteuren: Qualität be- teressen, mögliches gemeinsames Projekt der Begegnung, Entwicklung MIT den wusst machen, private und gastronomische Nutzung steigern Schulen 8 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
4 Das EOM und seine Umsetzung – Ergebnisse der Paneldiskussion In einer Paneldiskussion mit politisch Verantwortlichen und Ge- meindevertretern beleuchtete Andrea Hartz als Moderatorin die Teilnehmer der Paneldiskussion: Bedeutung und Tragweite des EOM sowie Möglichkeiten zu des- • Claude Turmes, Staatssekretär für nachhaltige sen Umsetzung. Im Anschluss an das Podiumsgespräch konnten Entwicklung und Infrastruktur, Luxemburg sich die Teilnehmenden im Saal in die Diskussion einbringen. • Michel Gloden, Bürgermeister der Gemeinde Schengen, Luxemburg • Hans-Peter Rupp, Leiter der obersten Was sind die Vorteile der grenzüberschrei- Landesbaubehörde im Saarland tenden Zusammenarbeit? Was bringt das • Ralf Uhlenbruch, Bürgermeister der Gemeinde Perl, EOM für die Region und für die Kommunen? Saarland Welchen Mehrwert hat ein gemeinsames • Günter Kern, Staatssekretär im Ministerium grenzüberschreitendes Leitbild? des Innern und für Sport, Rheinland-Pfalz Gerade in Grenzregionen bestehen besondere Abstimmungsbe- • Günther Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, darfe über Ländergrenzen hinweg. Dies betreffe beispielsweise Rheinland-Pfalz den Umwelt- und Naturschutz sowie die Mobilität, aber auch die Siedlungs- und Gewerbeentwicklung. Zumal Grenzregionen ge- genüber nationalen Binnenregionen oftmals wirtschaftliche Nach- teile in Kauf nehmen müssen. Die Vorteile grenzüberschreitender Wo liegen die Handlungsschwerpunkte in Zusammenarbeit liegen in einer Bündelung von Interessen sowie der grenzüberschreitenden Kooperation dem Formulieren von gemeinsamen Zielen, Instrumenten und im Oberen Moseltal? Welche konkreten Strategien, um die Entwicklung des grenzüberschreitenden Raums Vorhaben können mit dem EOM auf den bestmöglich voranzutreiben. Das steigert die Wettbewerbsfähig- Weg gebracht werden? keit von Grenzregionen und fördert letztlich den Zusammenhalt und die Integration in Europa. Im Rahmen des EOM wurden fünf prioritäre Themenfelder iden- tifiziert, die für die Zukunft das Aufgabenfeld in der grenzüber- Das EOM-Leitbild stellt somit eine wichtige Grundlage dar, um schreitenden Kooperation umreißen. die Akteure in der Politik miteinander zu vernetzen. Leitbild und Leitziele sind ein geeignetes Fundament für die grenzüberschrei- Besondere Priorität besitzt sicherlich die Mobilität. Die Verstär- tende regionale Kooperation. Es bietet einen räumlichen und kung der Kooperation zwischen den Mobilitätsakteuren in den strategischen Ansatzpunkt für die Intensivierung der Zusammen- drei Teilräumen wurde bereits 2016 mit dem SMOT (Schéma arbeit der Akteure vor Ort. Auch für die Kommunen sei das Leit- Stratégique de Mobilité Transfrontalière = grenzüberschreitendes bild bedeutsam für ein gemeinsames Verständnis für die weitere Mobilitätskonzept) auf den Weg gebracht. Ziel ist es, die hohen Entwicklung. Es fördere die grenzüberschreitende Verständigung Grenzpendlerströme zu bewältigen und den Grenzverkehr raum- und könne helfen, unterschiedliche Planungskulturen und Sprach- verträglich auszugestalten. Dazu tragen vielfältige Maßnahmen barrieren zu überwinden. bei, z.B. ein multimodaler, nachhaltiger Transport, der Ausbau grenznaher P&R-Plätze oder innovative Konzepte wie grenznahe Es wurde bedauert, dass der französische Teilraum im EOM bis- Co-Working-Büroplätze. Zudem sei wichtig, die aktuellen Mög- lang nicht betrachtet wurde. Dies sollte in der Umsetzungsphase lichkeiten zu nutzen, die sich beispielsweise aktuell durch die Aus- aktiv angegangen werden, zumal gerade in Luxemburg vielfälti- schreibung neuer Bustrassen in Luxemburg ergäben. Es wurde da- ge Kooperationsprojekte mit der französischen Seite entwickelt für plädierte, diese Ausschreibungen gemeinsam voranzutreiben würden. und mit der Einrichtung von Mobilitätshubs zu verknüpfen. Insbe- sondere im Bereich Mobilität sei jetzt der geeignete Zeitpunkt zur Themensetzung. Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 9
Es wurde intensiv über die Möglichkeiten einer Verbesserung pfälzischen Kommunen zu wenig Rechnung getragen. Es wurde des Angebots auf der Obermoselstrecke diskutiert und in diesem angeregt, die Wachstumsimpulse wesentlich offensiver zu nutzen, Kontext über den Ausbau von Bahnhöfen zu Mobilitätshubs. Ver- auch für die peripheren Gebiete wie beispielsweise den Hoch- änderungen seien hier nur möglich, wenn alle Akteure an einem wald. Gleichzeitig wurde davor gewarnt, die Fehler der Vergan- Strang zögen und jeder einen finanziellen Beitrag dazu leiste. Auch genheit, die eine Siedlungsentwicklung unabhängig von der ÖV- wurde auf die Potenziale von E-Bikes für ein umweltverträgliches Erschließung zuließ oder gar förderte, nicht zu wiederholen. Der Pendeln hingewiesen. Sie könnten die Lücke zwischen den ÖPNV- Ausbau von Siedlungsstrukturen sei aus raumordnungspolitischer Stationen und dem Wohnort schließen. Perspektive eng mit der Zentralität der Orte und einer Anbindung an den schienengebundenen ÖPNV verknüpft. Zur täglichen Verkehrsbelastung im Oberen Moseltal trage auch der Tank- und Einkaufstourismus über die Ländergrenzen hinweg Der Tourismus veranschauliche die Bedeutung der grenzüber- bei. Neben Regelungen auf nationaler Ebene in Bezug auf den schreitenden Kooperation gut: Touristen besuchten an der Mosel Tanktourismus sind hier vor allem Veränderungen im Verbrau- eine Region und nicht ein Land oder eine spezifische Kommune. cherverhalten notwendig, das wieder stärker auf den Einzelhandel Dies erfordere eine gemeinsame Philosophie und gemeinsame vor Ort ausgerichtet werden müsste. Entwicklungsziele für das Obere Moseltal. Der Tourismus könne auch die besondere Rolle der Region, in deren Zentrum Schen- Ein weiterer Handlungsschwerpunkt ist eine abgestimmte Raum- gen liegt, herausstellen: So könnte das Thema „Europa“ die un- entwicklung. So kann eine grenzüberschreitende Siedlungs- und terschiedlichen Angebote in den drei Ländern stärker als bisher Wohnbaulandstrategie neue Impulse in der Grenzregion set- als Alleinstellungsmerkmal nutzen. Touristische Angebote in der zen und auch neue Rahmenbedingungen schaffen – planerisch, Grenzregion sollten über gemeinsame Portale beworben werden. rechtlich, finanziell oder organisatorisch. Dies gilt gleichermaßen Handlungsbedarf wurde u.a. in Bezug auf das Angebot an guten für die Daseinsvorsorge. Kooperationsprojekte zur Entwicklung Übernachtungsmöglichkeiten gesehen. grenzüberschreitender Verflechtungsräume zielen darauf ab, die Bedarfe besser abzustimmen und beidseits der Grenze eine kom- plementäre Entwicklung von Versorgungsstrukturen anzustoßen. Bei der Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbeflächen müs- Wie hat sich die grenzüberschreitende se Luxemburg mit immer größeren Flächenengpässen umgehen Kooperation in den letzten Jahren ent- und sei auf die Kooperation mit den Nachbarländern angewiesen. wickelt? Sind die Rahmenbedingungen Teilweise stehen die Kommunen auf deutscher Seite jedoch vor günstig für eine Umsetzung des EOM? ähnlichen Problemen. Die grenzüberschreitende Kooperation hat sich in den letzten Diskutiert wurde auch, inwieweit die wirtschaftlichen und räum- Jahren deutlich intensiviert. Dazu haben nicht nur die INTERREG- lichen Entwicklungsimpulse aus Luxemburg bei den Landespla- Programme, sondern auch die Gründung von Europäischen Ver- nungen in Saarbrücken und Mainz angemessen wahrgenommen bünden für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) beigetragen. Ein werden. Hier würde den daraus resultierenden Entwicklungs- gutes Beispiel für eine funktionierende räumliche Kooperation ist möglichkeiten der grenznahen saarländischen und rheinland- der EVTZ „SaarMoselle“. 10 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
Hinzu kommt, dass in Luxemburg und dem Saarland derzeit die Diese Diskussion machte deutlich, dass die Rahmenbedingungen Landesentwicklungspläne überarbeitet werden. Die Ziele des zur Umsetzung des EOM derzeit insgesamt als sehr günstig bewer- EOM können und sollen in die nationalen und regionalen Raum- tet werden. Wichtig sei es nun, gemeinsam Schlüsselprojekte auf ordnungspolitiken einfließen. Dazu beitragen soll das INTERREG- den Weg zu bringen. Projekt REK-GR – Raumentwicklungskonzept der Großregion. Es wurde auf den Weg gebracht, um einen gemeinsamen Rahmen für die Landesplanungen der gesamten Großregion auszuarbeiten bzw. langfristig die Inhalte der regionalen Planungsdokumente Welche Unterstützung durch die Landes- aufeinander abzustimmen. Im Zuge dessen wird derzeit im Saar- planungen bzw. Innenministerien ist zu land überprüft, welche Aufgaben auf die Kommunen zukommen erwarten? Wie könnte das EOM verwaltet und wie diese bewältigt werden können. Der Grenzraum ist mit werden? einer hohen Nachfrage nach Wohnraum und steigenden Anfor- Von Seiten der Länder wurde nachdrücklich darauf verwiesen, derungen an die Daseinsvorsorge konfrontiert. Lösungsmöglich- dass es sich beim EOM nicht um einen Top down-Prozess hande- keiten werden vor allem in der interkommunalen und grenzüber- le. Deshalb sei es wichtig zu erfahren, inwieweit die Kommunen schreitenden Kooperation gesehen. Interesse an einer Umsetzung des EOM haben und auch bereit wären, diese mit Projekten zu fördern. Allerdings wurde auch Auf Grundlage des EOM lassen sich europäische Fördermittel betont, dass die Raumentwicklung im Oberen Moseltal aufgrund besser nutzen. So besteht die Möglichkeit, gemeinsame Schwer- der besonderen Dynamik, den vielfältigen grenzüberschreitenden punkte und Projekte in die kommende Förderperiode der INTER- Verflechtungen und spezifischen Problemlagen keine alleinig kom- REG A-Programme nach 2020 einzuspeisen. Mit dem aktuellen munale Angelegenheit sein könne. Deshalb sollte die Umsetzung, LEADER-Programm besteht eine Verknüpfung zur kommunalen so die Meinung der politischen Vertreter auf dem Podium, durch Ebene, sodass auch lokale Projektaktivitäten an die Ziele und Stra- eine Institutionalisierung unterstützt werden. Auch aus kommu- tegien des EOM andocken können. naler Sicht würde eine institutionelle Verankerung die Umsetzung Als neues Instrument ist derzeit der „European Cross-Border Me- von Projekten vereinfachen. chanism“ (ECBM) in Diskussion. Die Idee wurde 2015 unter lu- Unterschiedliche Optionen wurden diskutiert: Zum Start der Um- xemburgischer EU-Ratspräsidentschaft entwickelt; aktuell liegt im setzung könne zunächst die Vernetzung der Akteure und Projekte Rahmen des EU post2020-Legislativpakets ein „Vorschlag für eine über die regionalen EOM-Kontaktstellen laufen, die bereits in den Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über jeweiligen Ministerien in Luxemburg, dem Saarland und Rhein- einen Mechanismus zur Überwindung rechtlicher und administ- land-Pfalz angesiedelt sind. Mittelfristig sei die Etablierung eines rativer Hindernisse in einem grenzübergreifenden Kontext“ vor. Regionalmanagements nach dem Vorbild der LEADER-Programme Der Mechanismus könnte es einem Mitgliedstaat ermöglichen, Erfolg versprechend, um den Umsetzungsprozess und die Pro- im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts die rechtlichen jektarbeit zu verstetigen. Ein EOM-Regionalmanagement könnte Bestimmungen eines benachbarten Mitgliedstaats anzuwenden, als gemeinsame Plattform dienen; es wäre damit zentraler An- wenn dies die Projektumsetzung maßgeblich erleichtern würde. sprechpartner vor Ort. Langfristig wäre die Einrichtung eines EVTZ Der ECBM könnte in Pilotvorhaben im Oberen Moseltal erprobt denkbar. Damit könnten die Akquise von Fördermitteln erheblich werden. Der Vorschlag wird aktuell noch zwischen Kommission, erleichtert und auch größere Projekte auf den Weg gebracht wer- Rat und Parlament verhandelt. den. Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 11
5 Thematische Workshops zu Projektideen Nach der Mittagspause stand die Auseinandersetzung mit den „raumordnungspolitischen Landkarte“ in Deutschland verankert ersten konkreten Projektideen auf dem Programm. In zwei Work- wurden. In der Großregion führte die ESPON-Studie Metroborder shop-Runden konnten die Teilnehmenden die Vorschläge des dazu, das Konzept der grenzüberschreitenden polyzentrischen EOM zu Impulsprojekten in drei Themengebieten diskutieren: Metropolregion (GPMR) als politisches Leitziel zu etablieren. Das Raumentwicklungskonzept der Großregion (REK-GR) wird dieses • Themengebiet 1: Raumordnung, Siedlungs- Konzept weiter konkretisieren. und Gewerbeentwicklung, Daseinsvorsorge Ein wesentliches Ziel des EOM ist, die Auswirkungen der enor- • Themengebiet 2: Kulturlandschaft, men Wachstumsimpulse aus Luxemburg nachhaltig und raumver- Naturschutz und Freiraumsicherung träglich in der Region zu steuern. Im Workshop wurde nochmals • Themengebiet 3: Mobilität auf die im Rahmen der Podiumsdiskussion gestellte Frage Bezug genommen, inwieweit Mainz und Saarbrücken als jeweilige Lan- Im Anschluss fassten die Moderator*innen der Gruppen die Dis- deshauptstädte „zu weit weg“ seien, um die besondere Dynamik kussionsergebnisse vor dem Plenum zusammen. dieses Grenzraums angemessen in den nationalen Politiken zu würdigen. Intensiv diskutiert wurden insbesondere die Impulsprojekte 2 5.1. Themengebiet 1: und 3. Die „Grenzüberschreitende Wohnbaulandstrategie“ (Im- Raumordnung, Siedlungs- pulsprojekt 2) soll den Flächenverbrauch minimieren, die Stand- und Gewerbeentwicklung, orte verstärkten Siedlungswachstums raumverträglich steuern und Wohnbaulandbedarfe angemessen im Grenzraum verteilen. Daseinsvorsorge Kritische Stimmen sehen hier auch Luxemburg in der Verantwor- tung, sich an den Lasten, die sich für die Kommunen ergeben, zu Moderation: Andrea Hartz (agl) beteiligen. Gleichzeitig wurde betont, dass die deutschen Kom- Workshop 1 widmete sich den Themen Raum- und Siedlungsent- munen von dieser Dynamik enorm profitieren. Allerdings würden wicklung, Daseinsvorsorge und Wirtschaft. Im Mittelpunkt stand oftmals raumordnerische Festlegungen dem weiteren Ausbau die Diskussion der Impulsprojekte. Allerdings wurden auch grund- kleinerer Kommunen entgegenstehen. Dies führte mit Blick auf sätzliche Aspekte angesprochen. Dr. Andrea Chlench von der die erforderliche raumordnerische Steuerung zu kontroversen saarländischen Landesplanung wies in ihrem Eingangsstatement Diskussionen. Ein weiterer kontroverser Diskussionspunkt war die auf die Aktivitäten des Initiativkreises metropolitane Grenzregio- Erschließung der Ortsrandlagen mit Neubaugebieten und der da- nen (IMeG) hin, die dazu führten, dass die Grenzregionen auf der mit verbundenen Verödung der Ortskerne. 12 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
Das Impulsprojekt 3 „grenzüberschreitende Verflechtungsräume“ Zudem verschärfe sich das Problem, dass der Engpass bei den wurde in Zusammenhang mit der Wohnbaulanderschließung dis- Pflegekräften im deutschen Teilraum immer größer würde, nicht kutiert. Die Bereitstellung entsprechender Infrastrukturen wird zuletzt, weil viele Pflegekräfte den attraktiven Arbeitsmarkt in als essentiell angesehen. Dies betrifft die soziale Infrastruktur Luxemburg bevorzugen. Unterstützt wurde die Forderung nach wie auch die Nahversorgung. Vor allem in Bezug auf den Einzel- einer besseren Vernetzung der Einrichtungen, dem Austausch handel wurde beklagt, dass die Kaufkraftpotenziale in den Grenz- von Knowhow und einer grenzüberschreitenden Ausrichtung der räumen nicht hinreichend genau erfasst würden, da notwendige Ausbildung. Grundlagen fehlten. Hier seien sowohl Potenziale als auch Bedarfe In Bezug auf den grenzüberschreitenden Tourismus (Impulspro- wesentlich höher, als die meist national ausgerichteten Berech- jekt 6) wurde die gute Zusammenarbeit der Naturparke beidseits nungen aufzeigten. Gerade in den betreffenden Räumen ist eine der Grenze herausgestellt. Allerdings sei die Kooperation eher bi- intensivere Zusammenarbeit der Kommunen wichtig, um die Ent- lateral ausgerichtet. Grundsätzlich sei es in jedem Falle sinnvoll, wicklung entsprechend der zentralörtlichen Funktion zu steuern die Angebote und Initiativen stärker zu bündeln und miteinander bzw. diese auch an die Gegebenheiten anzupassen. zu vernetzen. Defizite wurden insbesondere in den Bereichen Während das Impulsprojekt 1 „Brückenschlag Dreiländereck“ in Gastronomie, Hotellerie, ÖV-Angebote und Rundwanderwege den beiden Workshoprunden keine Resonanz fand, wurden alle gesehen. Die Idee aus der Podiumsrunde, Europa mit Schengen weiteren Impulsprojekte positiv aufgenommen und in ihrer Be- und den europäischen Institutionen ins Zentrum zu rücken, wurde deutung für die Grenzregion und die Ziele des EOM bestätigt. Für positiv aufgegriffen. alle Impulsprojekte wurde angemahnt, Inklusion und Barrierefrei- Frau Chlench betonte, dass das Zeitfenster für eine Umsetzung heit als wesentliche Aspekte angemessen zu berücksichtigen. des EOM sehr günstig ist, vor allem mit Blick auf die neue INTER- Die „Initiative Regionale Baukultur“ (Impulsprojekt 4) kann die REG-Förderperiode ab 2021. Die Impulsprojekte sollten in der Alleinstellungsmerkmale des Moseltals und seiner Ortsbilder un- Ausgestaltung des Programms Berücksichtigung finden, da sie terstützen und identitätsstiftend wirken. Dabei geht es nicht nur die Entwicklung des Grenzraums im Sinne des gemeinsamen Leit- um Altbauten und denkmalgeschützte Objekte, sondern auch um bilds fördern. Der Notwendigkeit einer Institutionalisierung des eine zeitgemäße regionaltypische Architektur. Gerade letzteres Umsetzungsprozesses wurde von den Teilnehmenden nochmals ist wichtig, wenn weitere Wohnbaulanderschließungen und das Nachdruck verliehen. Vergleichbar zu den LEADER-Programmen Schließen von Baulücken in alten Ortskernen absehbar sind. Hier sei die Einrichtung eines Regionalmanagements sinnvoll und ziel- brauchen die Kommunen Unterstützung, auch gegenüber Eigen- führend. Auch wenn die direkte grenzüberschreitende Kooperati- tümern und Investoren. Sinnvoll wäre es, vergleichbar zu anderen on zwischen den Kommunen entlang der Grenze mittlerweile sehr Regionen eine Initiative zu starten, im Rahmen derer Leitlinien gut funktioniert und sich stets verbessert, verfügen die kleineren formuliert, Architekt*innen ausgebildet und Kommunen wie In- Kommunen nicht über die notwendigen Ressourcen, um größere, vestoren beraten werden. regionale Entwicklungsprozesse und -projekte in der Grenzregion anstoßen und umsetzen zu können. Insofern brauchen die Teilräu- Für das Impulsprojekt 5 „Zukunftswerkstatt Gesundheitswirt- me der Großregion wie das Obere Moseltal „Kümmerer“, die als schaft“ wurde angeregt, angesichts des demographischen Wan- Ansprechpartner Kräfte bündeln und als Motoren Projekte voran- dels die primärärztliche Versorgung in den Blick zu nehmen. treiben. Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 13
5.2 Themengebiet 2: Kultur- Das Impulsprojekt 8 „Trockenmauern als Leitbiotop des Oberen Moseltals“ wurde sehr positiv aufgenommen. Die Trockenmauern landschaft, Naturschutz wurden als identitätsprägend und als ein „Stück Heimat“ beschrie- und Freiraumsicherung ben. Sie sind als Habitate für Flora und Fauna bedeutsam und tra- gen dazu bei, die besonderen Tier- und Pflanzenarten erlebbar zu Moderation: Heidrun Jochem (pact) machen. In diesem Kontext wurde die Anlage von Blühstreifen im Rahmen der Trockenmauersanierung angeregt. In Kombination Workshop 2 behandelte die Themen Kulturlandschaft, Natur- mit Wildsamen und Saatgutmischungen soll somit die Biodiversi- schutz und Freiraumsicherung. Neben allgemeinen Aspekten tät im Weinberg erhöht werden. wurden vor allem die vorgestellten Impulsprojekte diskutiert und ergänzt. Rudi Reiter, stellvertretender Landesvorsitzender des Bezüglich des Impulsprojekts 9 „Die Große Hufeisennase als Leit- NABU-Landesverbands Saarland, stellte in einem kurzen Beitrag art des Oberen Moseltals“ herrschte zunächst Uneinigkeit da- die Bedeutung des Moseltals als Kulturlandschaft heraus, die trotz rüber, ob die Hufeisennase als Leitart für die Region überhaupt intensiver Nutzung weiträumig als Natura 2000- und EU-Vogel- tragfähig sei. Die Fledermausart sei zu selten und daher kaum schutzgebiet ausgewiesen sei. geeignet für eine breitere öffentliche Wahrnehmung. Es wurde darauf verwiesen, dass gerade diese Seltenheit das Alleinstel- Im Zusammenhang mit dem Impulsprojekt 7 „Flusslandschaft Mo- lungsmerkmal begründe und nach Möglichkeiten gesucht werden sel: Ökologische Trittsteine und hochwertige Freiräume“ wurde die solle, die Art beispielsweise über Kameras erlebbar zu machen. Schutzwürdigkeit der Auebereiche des Mosellandes betont, die Als weitere Beispiele von Leitarten als repräsentatives Merkmal den letzten großflächigen Naturraum der Region bilden. Hier fehle für eine Region wurden die Mauereidechse am Mittelrhein oder ein grenzüberscheitender Managementplan für die Schutzgebie- die Orchideen in Nittel genannt. te, insbesondere vor dem Hintergrund der biogeographischen Zu- sammengehörigkeit der Region. Weiterhin wurde darauf verwie- Intensiver diskutiert wurde der Aspekt der Aufwertung und Schaf- sen, dass sich das unübersichtliche Wasserrecht an der Mosel in fung von Streuobstwiesen, der ebenfalls Bestandteil dieses Im- der Vergangenheit als Problem dargestellt habe und aufgrund der pulsprojekts ist. Einige Teilnehmende bestätigten, dass die Anla- Zuständigkeit beider Staaten für die gesamte Breite des Flusses ge von Streuobstwiesen zur Sensibilisierung der Bevölkerung für Hürden bei der Umsetzung von Projekten und Veranstaltungen regionale Produkte beitragen kann und das Thema daher auch in entstünden. Zudem wurde die Notwendigkeit gesehen, in einem Schulen und Kindergärten aufgegriffen werden sollte. In diesem grenzüberschreitenden Geoportal alle Überschwemmungsgebiete Zusammenhang wurde zudem ein „Saftmobil“ für Streuobstwie- in einer Gesamtdarstellung zu erfassen. sen diskutiert. Die Obstverwertung der Streuobstwiesen sollte mit Projekten wie „Schutz durch Genuss“ weiter kommuniziert Wiederholt wurde der Bedarf an Kommunikation und grenzüber- werden. Weiterhin wurde eine Umsetzung des Projekts über die schreitender Zusammenarbeit geäußert, beispielsweise für den „Streuobstbörse des Saarlandes“ bzw. den „Gartenbauverband Bereich der Besucherlenkung im Tourismus. So ist der Zugang zu Rheinland-Pfalz“ vorgeschlagen. den Baggerseen der Grenzregion auf deutscher Seite im Gegensatz zu Luxemburg kostenfrei, was zu einem einseitigen Freizeitdruck In Ergänzung der Impulsprojekte wurde als weitere mögliche Maß- und teilweise illegalen Aktivitäten führe. Es herrschte Konsens da- nahme die Übermittlung von Wissen im Bereich Naturschutz und rüber, dass durch verbesserte und transparente Kommunikation Erhaltung der Kulturlandschaften an Schulen und Kindergärten ge- das Bewusstsein der Bevölkerung für das Moseltal als schutzwür- nannt. Als Beispiel wurden die Projekte „Streuobstrucksäcke“ und dige Natur- und Kulturlandschaft geweckt werden könnte. „Fledermausrucksäcke“ aus dem Naturpark Saar-Hunsrück aufge- führt. Angeregt wurde die Notwendigkeit der Sensibilisierung in den genannten Bereichen, z.B. über Führungen in der Natur. Diese könnten über eine gemeinsame Plattform des Naturparks Saar- Hunsrück in NABU Saarland kommuniziert werden. Gegen Ende der Workshoprunde wurden verschiedene Finanzie- rungsmöglichkeiten der einzelnen Projekte erörtert. Dabei wurde mehrfach auf eine Kontaktaufnahme zur LEADER-Gruppe hinge- wiesen, die neben der Funktion als Finanzierungspartner auch durch entsprechende Expertise zur Umsetzung der Impulsprojek- te beitragen kann. Mit der „Biodiversitätsstrategie des Saarlan- des“ und der „Aktion Grün“ in Rheinland-Pfalz wurden weitere Ansätze zur Finanzierung bzw. Projekteruierung dargelegt. 14 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
5.3 Themengebiet 3: Mobilität möglichen – zumindest solche, die auch als Umsteigehaltestellen dienen. Bei der Ausgestaltung und Dimensionierung von Mobili- Moderation: Maik Scharnweber (BMM) tätshubs in zentralen Ortslagen sollte beachtet werden, dass sie sich in den jeweiligen Standort einfügen und nicht zu viel Verkehr In der dritten Workshoprunde stand das Thema Mobilität im in die Ortszentren leiten. Mittelpunkt. Tom Juttel vom Ministère du Développement dura- ble et des Infrastructures (MDDI) stellte in einem kurzen Beitrag Als weitere Handlungsfelder und Projekte im Bereich Mobilität Projekte des grenzüberschreitenden Mobilitätskonzepts SMOT wurden diskutiert: vor, das gemeinsam von Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem • Eine bessere ÖPNV-Anbindung für den Tourismus: Die üblichen Saarland erarbeitet wurde. Dazu gehörten u.a. die Ausweitung Fahrplanausdünnungen gerade an den Wochenenden erschwe- des Park+Ride-Angebots und eine Vereinheitlichung von Tarifen ren die Erreichbarkeit von touristischen Zielen und Naherho- sowie eine Anpassung der Taktung in den Fahrplänen. Allerdings lungsschwerpunkten. So sind die touristischen Infrastrukturen wurden bislang nur wenige Projekte umgesetzt, weil Federfüh- in Mettlach und Orscholz am Wochenende nur schwer oder rung und Koordination nicht geklärt waren. Nur auf Luxembur- gar nicht mit öffentlichem Verkehr erreichbar. Die Angebote ger Seite konnten einige Vorschläge des SMOT realisiert werden, von Bus und Bahn sollten daher vor allem auf den touristischen insbesondere Park+Ride-Plätze und verschiedenen Buslinien. Die Achsen und in touristischen Schwerpunkträumen auch auf die Fortschreibung des SMOT zum Modu 2.0 (nachhaltiges Mobilitäts- Bedarfe von Besuchern und Gästen abgestimmt werden. Dar- konzept Luxemburg 2.0) identifizierte vier Akteure, die zur Verbes- über hinaus könnten touristische Angebotspakete entwickelt serung der Mobilität beitragen können. Dies sind der Staat, der die werden, die die Erreichbarkeit der jeweiligen Zielorte (Über- großen Infrastrukturen bereitstellt, die Kommunen und Betriebe nachtung, Sehenswürdigkeit, Aktivität, Gastronomie) mit dem mit den Verkehrsangeboten und Infrastrukturen vor Ort sowie je- ÖPNV berücksichtigen und vermarkten. der Einzelne mit seinem individuellen Verkehrsverhalten. Projekt- • Attraktive Umsteigestationen: Die Umsteigestationen zwi- vorschläge aus dem Modu betreffen die Einrichtung einer Busspur schen unterschiedlichen Buslinien oder zwischen Pkw und Bus zwischen Luxemburg und Echternach sowie die Entzerrung der bedürfen vielfach einer besseren Gestaltung und praktische- Rush-Hour durch unterschiedliche Schul- und Betriebszeiten. ren Ausstattung, z.B. durch Überdachung der Haltestellen. Die anschließenden Diskussionen gingen weniger dezidiert auf • Busspuren: Eigene Spuren für Busse ermöglichen ein vom allge- die einzelnen Vorschläge des EOM zu Impulsprojekten im Bereich meinen Verkehrsaufkommen unabhängiges Vorankommen der Mobilität ein. Vielmehr wurden allgemein Möglichkeiten zur Stär- öffentlichen Busse. In Luxemburg wurden solche Busspuren in kung und Weiterentwicklung der nachhaltigen Mobilität erörtert. den letzten Jahren verstärkt ausgebaut. Derzeit wird zwischen Einige dieser Vorschläge lassen sich den Impulsprojekten zuord- Echternach und der LuxExpo ein Modellprojekt verwirklicht, das nen und werden daher im Folgenden entsprechend dargestellt. So eine Spur für die Nutzung in zwei Richtungen vorsieht: Morgens wird der Bedarf an einer engen Abstimmung und Koordination der stadteinwärts, abends stadtauswärts. Eine Ausweitung dieser grenzüberschreitenden Verkehrsangebote bestätigt. Hier setzt der Konzepte auf Verbindungen ins Saarland, beispielsweise zu grenzüberschreitende Koordinierungskreis, der im Impulsprojekt P&R-Anlagen vor der Grenze, wird als sinnvoll erachtet. 10 vorgeschlagen wird, an. Eine Hauptaufgabe dieses Gremiums könnte in der Initiierung eines grenzüberschreitenden Tickets, vor • Förderung des Radverkehrs: Die Frage, wie eine sinnvolle För- allem eines grenzüberschreitenden Job- oder Schülertickets, so- derung des Radverkehrs ausgestaltet werden könnte, wurde wie einer gemeinsamen Fahrplanauskunft bestehen. Bisher bilden kontrovers diskutiert. Grundsätzlich eignen sich Fahrräder hier selbst die Ländergrenzen in Deutschland erhebliche Hürden. sehr gut für die Überbrückung des Wegs zwischen ÖPNV- Eine weitere Aufgabe könnte in der Harmonisierung der Fahrgast- Haltestelle oder Mitfahrerparkplätzen und Wohnort. Die Ent- rechte liegen. wicklung des Pedelecs erleichtert diese Verkehrsverknüpfung auch in topografisch bewegtem Gelände. Für sichere und Impulsprojekt 11 „Stärkung der Bahnverbindung Obermosel- schnelle Radverbindungen sollte der Ausbau von Radschnell- strecke“ ist im Lückenschlussprogramm der EU als Teil der Bahn- und -zubringerwegen vorangetrieben werden. So ist der Bau verbindung Trier – Thionville aufgenommen. Ziel ist es, die Ver- eines Radschnellwegs zwischen Echternach und Irrel geplant, knüpfungspunkte entlang dieser Bahnstrecke als multimodale zu einer Verbindung von Schweich über Trier nach Konz wird Hubs auszubauen und die fahrplanmäßige Verknüpfung zwischen derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt. Bahn und Bus zu optimieren. Insofern findet sich hier auch das Impulsprojekt 12 „Multimodale Hubs“ wieder. Ansätze dazu wur- • Das Radwegenetz im ländlichen Raum ist häufig auf touristi- den bereits auf Ebene der Großregion entwickelt. Mobilitätshubs sche Bedarfe ausgelegt. Hier gilt es, auch den Alltagsverkehr sind jedoch nicht nur an Bahnstationen sinnvoll; auch Haltestellen in die Netzplanung einzubeziehen. von Regionalbuslinien sollten eine multimodale Verknüpfung er- Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 15
• Die Bereitstellung größerer Kapazitäten zur Fahrradmitnahme das Angebot aufmerksam machen und zum Ausprobieren an- in öffentlichen Verkehrsmitteln im Berufs- und Ausbildungs- regen. Wichtig ist, die Unternehmen einzubeziehen und von verkehr wird als wenig sinnvoll erachtet. Vielmehr sollten aus- Seiten der Betriebe die Nutzung von Rad, ÖPNV, Carsharing reichend dimensionierte und sichere Fahrradabstellanlagen o.ä. zu fördern. In diesem Kontext wurde auch die Einbindung zur Grundausstattung von Bahnhöfen, Bike&Ride-Plätzen und von Betrieben und sonstigen Arbeitgebern im Rahmen eines größeren Busumsteigestationen gehören. In Rheinland-Pfalz (betrieblichen) Mobilitätsmanagements angesprochen. wird der Neubau von Radabstellanlagen, E-Ladesäulen und • Fußgänger einbeziehen: In die Überlegungen zur Ausgestal- Radwegen zu Mobilitätshubs aus Landesmitteln gefördert. tung multimodaler Netze und Verknüpfungspunkte sollte der • Auch an anderen Stellen, wie Einzelhandels- oder Fachmarkt- Fußverkehr einbezogen werden, z.B. in Bezug auf einen siche- standorten, sollten Fahrradabstellanlagen in ausreichender ren Zugang zu Bahnhof oder Bushaltestelle. Menge und Qualität vorgehalten werden. Hier müssten Be- • Car- oder Bikesharing sind im ländlichen Raum kaum wirtschaft- treiber über eine Stellplatzverordnung zur Einrichtung der lich zu betreiben, wie Erfahrungen aus Luxemburg zeigen. notwendigen Infrastruktur verpflichtet werden. Insgesamt zeigten die Diskussionen, dass die Impulsprojekte des • Kommunikation und Vermarktung: Informationen über Ange- EOM gute Ansatzpunkte für eine nachhaltige Mobilitätsentwick- bote und Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilität wurden lung bieten. In vielfältiger Weise werden zudem Projekte bereits als ein wesentliches Element ausgemacht, das Verkehrsverhal- umgesetzt oder sind in Planung. Grundsätzlich steht in diesem ten des Einzelnen zu beeinflussen. Vielfach fehlen die Infor- Themenfeld eine bessere grenzüberschreitende Kooperation im mationen über die Infrastrukturausstattung für den täglichen Vordergrund. Verkehr, über Verknüpfungspunkte, Fahrzeiten u.ä. Werbe- aktionen, wie befristete Gratisfahrten im ÖPNV, können auf 16 Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018
6 Fazit und Ausblick Petra Schelkmann vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz wies in ihrem Schlusswort nochmals auf die Be- deutung des EOM hin. Es bietet mit seinem Leitbild einen räum- lichen und strategischen Ansatzpunkt, der für die Intensivierung der Zusammenarbeit der Akteure vor Ort genutzt werden kann. Auf dieser Grundlage gilt es, die Strukturen der Kooperation wei- terzuentwickeln und ggf. neue Governance- bzw. Steuerungsmo- delle zu erproben. Mit dem EOM wurde ein Rahmen gesetzt, in dem nun der Dialog mit der kommunalen und der Fachebene fort- geführt werden kann und muss. Für die Gemeinden zeigt das EOM Wege auf, ihre konkrete Zusammenarbeit zu stärken und auszu- bauen. Es kann helfen, Unterstützung für gemeinsame Projekte zu finden und ggf. perspektivisch europäische Fördermittel besser zu nutzen. Die Projektpartner, die Raumplanungsbehörden von Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, werden das Gesamtprojekt weiter voranbringen. Es soll auch als eine Grundlage genutzt wer- den, gemeinsame Interessen und Schwerpunkte in die anstehen- den Programmierungsprozesse der neuen Generation der EU-Pro- gramme nach 2020 einzuspeisen. Zunächst gilt es jedoch, Formen und Finanzierungsmöglichkeiten einer Institutionalisierung auszu- loten und auf den Weg zu bringen. Damit bestehen gute Chancen, dass das EOM grenzüberschreitend und gemeinsam sukzessive umgesetzt wird. Entwicklungskonzept Oberes Moseltal | Dokumentation der Auftaktveranstaltung am 12. September 2018 17
Entwicklungskonzept Oberes Moseltal Dokumentation der Auftakt- veranstaltung am 12.09.2018
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