16 2020 Kürzere Dauer der Grippewelle 2019/20 sowie abrupter Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen - RKI

 
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  16 Epidemiologisches
2020 Bulletin
 16. April 2020

                  Kürzere Dauer der Grippewelle 2019/20
                  sowie abrupter Rückgang der Raten an
                  Atemwegserkrankungen
Epidemiologisches Bulletin          16 | 2020       16. April 2020                                                          2

  Inhalt

  Erste Ergebnisse zum Verlauf der Grippewelle in der Saison 2019/20: Mit 11 Wochen vergleichsweise
  kürzere Dauer und eine moderate Anzahl an Influenza-bedingten Arztbesuchen                       3
  In der vergleichenden Betrachtung der Grippewellen der letzten 3 Saisons ist für 2020 das schnelle Abklingen
  der Influenzaaktivität und eine um mindestens 2 Wochen kürzere Dauer der Grippewelle auffällig. Zu dieser
  Verkürzung, die sich auch in dem abrupten Rückgang der ARE-Raten in der Bevölkerung bei GrippeWeb zeig-
  te, dürften die bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung und Verlangsamung der COVID-19-Pandemie in
  Deutschland erheblich beigetragen haben. Da Kinder für die Verbreitung der jährlichen Grippe eine wesentli-
  che Rolle spielen, sind hier insbesondere die Schulschließungen ab der 12. KW 2020 zu nennen.

  Abrupter Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen in der deutschen Bevölkerung                                              7
  Insgesamt ist zu beobachten, dass die ARE-Raten seit der 10. KW (2.3. – 8.3.2020) stark gesunken sind. Diese
  Entwicklung ist sowohl bei Kindern (bis 14 Jahren) und bei den Jugendlichen und Erwachsenen (ab 15 Jahren)
  zu verzeichnen. Insbesondere bei den Erwachsenen ist ein so deutlicher Abfall der ARE-Raten über mehrere
  Wochen extrem ungewöhnlich und konnte in keiner der drei Vorsaisons verzeichnet werden. Eine ähnliche
  Entwicklung wird auch bei den ILI beobachtet.

  Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland (Update vom 15.4.2020)                                                     10
  Im Rahmen der COVID-19-Pandemie spielt die Labordiagnostik zu SARS-CoV-2 eine entscheidende Rolle. Da-
  ten zur Anzahl der durchgeführten Testungen zu SARS-CoV-2 sowie zur Anzahl der Personen mit den jewei-
  ligen Testergebnissen und den Testkapazitäten werden aktuell über verschiedene Netzwerke bzw. Umfragen
  erhoben. Es erfolgt ein Update gegenüber Ausgabe 15/2020.

  15. Europäische Impfwoche                                                                                                     11

  Zur aktuellen Situation bei ARE/Influenza in der 15. KW 2020                                                                  11

  Impressum
  Herausgeber                                                        Allgmeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                               Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
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  Redaktion                                                          die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Dr. med. Jamela Seedat
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  Redaktionsassistenz:
  Francesca Smolinski
  Telefon: 030 18754 – 24 55                                         ISSN 2569-5266
  E-Mail: EpiBull@rki.de
  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin             16 | 2020       16. April 2020                                                            3

  Erste Ergebnisse zum Verlauf der Grippewelle in der Saison
  2019/20: Mit 11 Wochen vergleichsweise kürzere Dauer und
  eine moderate Anzahl an Influenza-bedingten Arztbesuchen

  Die Grippewelle in Deutschland ist nach Definition                    Subgruppe dieser Erkrankungen mit Grippe-typi-
  der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in der 12.                    schen Symptomen erfasst (Influenza like Illness, ILI).
  Kalenderwoche (KW) 2020 zu Ende gegangen. Sie                         Durch das elektronische Meldemodul SEEDARE (Sen-
  hatte in der 2. KW begonnen und war mit einer Dauer                   tinel zur elektronischen Erfassung von Diagnose-
  von 11 Wochen kürzer als in den letzten fünf Saisons                  codes akuter respiratorischer Erkrankungen) der
  (13 – 15 Wochen). Im Verlauf zirkulierten, vergleichbar               AGI, das auf der Erfassung von ICD-10-Diagnose-
  mit der Saison 2018/19, hauptsächlich Viren der bei-                  codes im Arztinformationssystem beruht, können
  den Influenza-A-Subtypen, A(H3N2) (45 %) und                          auch für Deutschland beide Kenngrößen, also
  A(H1N1)pdm09 (41 %). Anders als in der Vorsaison                      ARE-Konsultationsinzidenz und ILI-Konsultations-
  sind in 2019/20 zusätzlich auch 14 % Influenza-B-                     inzidenz berechnet werden.3 Dafür werden für
  Viren der Victorialinie detektiert worden.1,2                         ARE-Erkrankungen die ICD-10-Codes der Kategorien
                                                                        J00 – J22, sowie die ICD-10-Codes J44.0 und B34.9
  In der AGI wird die Aktivität akuter Atemwegs-                        erfasst, für ILI nur die Influenza-spezifischen ICD-
  erkrankungen für verschiedene Altersgruppen in                        10-Codes der Kategorien J09 – J11. Die Ergebnisse
  der syndromischen Surveillance als Arztbesuche in                     sind in Abbildung 1 und 2 (s. S. 7) für die Saisons
  primärversorgenden Haus- und Kinderarztpraxen                         2017/18 bis zur 13. KW 2019/20 dargestellt. Bei der
  wegen akuter respiratorischer Erkrankungen                            ILI-Konsultationsinzidenz sind die Grippewellen
  (ARE-Konsultationsinzidenz) gemessen. Während                         wesentlich deutlicher zu erkennen. Auch die deut-
  die ARE-Konsultationsinzidenz alle Arztbesuche we-                    lich stärkere Betroffenheit aller Altersgruppen ab 5
  gen ARE erfasst, wird in vielen anderen europäi-                      Jahren in der besonders schweren Grippesaison
  schen Ländern in der Influenzasurveillance nur eine                   2017/18 ist gut erkennbar. Allerdings gehen viele In-

  ARE-Konsultationen pro 100.000 Einwohner
    9.000
                 2017       2017                     2018                                         2019
                                                                                         0 bis 4 Jahre
    8.000
                                                                                         5 bis 14 Jahre

    7.000                                                                                15 bis 34 Jahre
                                                                                         35 bis 59 Jahre
    6.000                                                                                60 Jahre und älter
                                                                                         Gesamt
    5.000

    4.000

    3.000

    2.000

    1.000

        0
            40 45 50    3     8    13 18 23 28 33 38 43 48        1     6   11 16 21 26 31 36 41 46 51           4    9
                                                       Kalenderwoche
  Abb. 1 | ARE-Konsultationsinzidenz in fünf Altersgruppen und gesamt in den Saisons 2017/18, 2018/19 und 2019/20 bis zur 13. KW
  2020 berechnet mit Daten der SEEDARE-Sentinelpraxen der AGI. Der schwarze senkrechte Strich zeigt jeweils die erste Woche des Jahres
Epidemiologisches Bulletin                                                                                         16 | 2020              16. April 2020                                                                                                        4

          ILI-Konsultationen pro 100.000 Einwohner

                                800
                                                                            2017                2017                                 2018                                                        2019

                                                                                                                                                                                       0 bis 4 Jahre
                                                                                                                                                                                       5 bis 14 Jahre
                                                                                                                                                                                       15 bis 34 Jahre
                                600                                                                                                                                                    35 bis 59 Jahre
                                                                                                                                                                                       60 Jahre und älter
                                                                                                                                                                                       Gesamt

                                400

                                200

                                                              0
                                                                  40 45 50              3       8       13 18 23 28 33 38 43 48                       1       6       11 16 21 26 31 36 41 46 51                          4       9
                                                                                                                                          Kalenderwoche
          Abb. 2 | ILI-Konsultationsinzidenz in fünf Altersgruppen und gesamt in den Saisons 2017/18, 2018/19 und 2019/20 bis zur 13. KW 2020
          berechnet mit Daten der SEEDARE-Sentinelpraxen der AGI. Der schwarze senkrechte Strich zeigt jeweils die erste Woche des Jahres

          fluenzaerkrankungen auch mit milderen Sympto-                                                                                                               GrippeWeb,4 ein ILI-/ARE-Quotient gebildet. Dieser
          men einher und können ohne Labordiagnostik auch                                                                                                             Quotient zeigt deutlich, dass selbst auf dem Höhe-
          während der Grippewelle nicht von anderen Erkäl-                                                                                                            punkt der Grippewellen maximal 18 Prozent aller
          tungskrankheiten unterschieden werden.                                                                                                                      ARE-Arztbesuche mit Influenza-typischer Sympto-
                                                                                                                                                                      matik einhergehen (s. Abb. 3). Von diesen ILI-Pati-
          Deshalb wurde für die Daten aus dem SEEDARE-                                                                                                                enten wird wiederum nur ein kleiner Teil labordia-
          Modul, vergleichbar mit der Vorgehensweise bei                                                                                                              gnostisch bestätigt, d. h., dass neben der klinischen

                                                                  20                                                                                                                                                                         100
                                                                                                2018                                                                  2019             Grippewelle                                    2020
  Anteil ILI-Konsultationen an allen ARE-Konsultationen (%)

                                                                  18                                                                                                                   ILI/ARE-Quotient                                      90

                                                                                                                                                                                       Influenza-Positivenrate NRZ
                                                                  16                                                                                                                                                                         80
                                                                                                                                                                                                                                                   Influenza-Positivenrate (%)

                                                                  14                                                                                                                                                                         70

                                                                  12                                                                                                                                                                         60

                                                                  10                                                                                                                                                                         50

                                                                   8                                                                                                                                                                         40

                                                                   6                                                                                                                                                                         30

                                                                   4                                                                                                                                                                         20

                                                                   2                                                                                                                                                                         10

                                                                   0                                                                                                                                                                         0
                                                                       40    45    50       3       8    13   18     23   28    33   38     43   48       1       6    11    16   21   26   31    36      41   46    51       4        9

                                                                                                                                          Kalenderwoche
          Abb. 3 | ILI/ARE-Quotient aus dem SEED -Modul der AGI und Influenza-Positivenrate aus der virologischen Surveillance der
                                                                                                                          ARE

          AGI pro Woche in den Saisons 2017/18, 2018/19 und 2019/20 bis zur 13. KW 2020. In Wochen mit 10 oder weniger Proben wird
          keine Positivenrate dargestellt. Der schwarze senkrechte Strich zeigt jeweils die erste Woche des Jahres an. Der Zeitraum der
          Grippewelle ist grau hinterlegt
Epidemiologisches Bulletin                                     16 | 2020         16. April 2020                                                            5                   Infl.-Surv.

     Influenzadiagnose (codiert mit den ICD-10-Codes                                              Um die Zahl der Influenza-bedingten Arztbesuche
     der Gruppe J11) auch eine laborbestätigte Influen-                                           aus allen ARE-Arztbesuchen schon während der
     zaerkrankung (codiert mit den ICD-10-Codes der                                               Grippewelle abschätzen zu können, wurde ein spe-
     Gruppe J09 oder J10) vorlag. Wenn man die Influenza-                                         zielles Schätzverfahren entwickelt. Dabei werden für
     Positivenrate aus der virologischen Surveillance der                                         die Schätzung der Influenza-bedingten Arztbesuche
     AGI zusammen mit dem ILI-/ARE-Quotienten be-                                                 (oder Exzess-Konsultationen) die Daten der syndro-
     trachtet, kann aber eine deutliche zeitliche Korrela-                                        mischen ARE-Surveillance und die Ergebnisse der
     tion zwischen der Positivenrate und dem ILI-/                                                virologischen Influenzasurveillance der AGI durch
     ARE-Quotienten gezeigt werden (s. Abb. 3, S. 7). Auf-                                        das NRZ für Influenzaviren kombiniert. Dazu wurde
     fällig ist, dass in der Saison 2019/20 die Influenza-                                        ein generalisiertes additives Regressionsmodell
     Positivenrate zeitlich etwas vor den Werten des ILI-/                                        (GAM) für den Einfluss der Influenza auf den Ver-
     ARE-Quotienten steil abfällt, während dies in den                                            lauf der ARE-Konsultationen erstellt. Als Maß für
     beiden Vorsaisons eher parallel erfolgte.                                                    die Influenzaaktivität wurde die wöchentliche Zahl
                                                                                                  der Influenzanachweise im NRZ in das Modell ein-
     Im Rahmen der virologischen Surveillance der AGI                                             bezogen. In einem zweiten Schritt wurden die Influ-
     werden alle Patientenproben, die im Rahmen des                                               enza-assoziierten ARE-Konsultationen entspre-
     Sentinels an das Nationale Referenzzentrum (NRZ)                                             chend der Verteilung der im NRZ nachgewiesenen
     für Influenzaviren eingesandt werden, auch auf wei-                                          Typen und Subtypen von Influenza aufgeteilt. Eine
     tere respiratorische Viren untersucht.2 Neben der                                            ausführliche Beschreibung dieser Methode wurde
     deutlichen Zirkulation von Influenzaviren, die seit                                          2019 mit Ergebnissen für die Saisons 2010/11 – 2017/18
     der 2. KW 2020 den Großteil der ARE-Aktivität be-                                            veröffentlicht.5
     stimmten, zirkulierten in geringerem Maße auch
     Respiratorische-Synzytial-Viren (RSV), humane                                                Die vorläufige Schätzung der AGI ergab für die Sai-
     Metapneumoviren (hMPV) und Rhinoviren wäh-                                                   son 2019/20 insgesamt 4,2 Millionen (95 % Konfi-
     rend der Grippewelle in der Bevölkerung (s. Abb. 4).                                         denzintervall: 3,3 – 5,2 Millionen) Influenza-bedingte
     Seit der 8. KW 2020 wurden Sentinelproben in der                                             Arztbesuche bis zur 13. KW 2020, ein ähnlicher Wert
     AGI auch auf SARS-CoV-2 untersucht, allerdings                                               wurde auch am Saisonende für die Saison 2018/19
     waren bislang nur wenige Sentinelproben positiv                                              geschätzt. Damit kann in dieser vorläufigen Bewer-
     und die SARS-CoV-2-Positivenrate blieb unter 2 %.1                                           tung die Grippewelle der Saison 2019/20 bezogen

                                          eingesandte Proben        hMP-Viren        PIV (1-4)        Rhinoviren       RS-Viren        Influenzaviren
                               300                                                                                                                  50 %

                               250
                                                                                                                                                    40 %
  Anzahl eingesandter Proben

                               200
                                                                                                                                                    30 %
                                                                                                                                                               Positivenrate

                               150
                                                                                                                                                    20 %
                               100

                                                                                                                                                    10 %
                                50

                                 0                                                                                                                  0%
                                     40       42     44        46      48       50     52         2      4         6     8        10     12
                                                                                Kalenderwoche
     Abb. 4 | Anteil Influenza-, RS-, hMP-, PI- und Rhinoviren an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben (Positivenrate, rechte
     y-Achse, Linien) sowie die Anzahl der an das NRZ eingesandten Proben (linke y-Achse, graue Balken) von der 40. KW 2019 bis zur 13.
     KW 2020. (Respiratorische-Synzytial-Viren (RSV), humane Metapneumoviren (hMPV), Parainfluenzaviren PIV))
Epidemiologisches Bulletin           16 | 2020        16. April 2020                                                         6

  auf die Zahl der Arztbesuche als moderat eingestuft                  land erheblich beigetragen haben.4 Da Kinder für die
  werden. Eine endgültige Einschätzung, die auch den                   Verbreitung der jährlichen Grippe eine wesentliche
  Anteil schwerer Krankheitsverläufe stärker berück-                   Rolle spielen, sind hier insbesondere die Schul-
  sichtigt, wird erst am Ende der Überwachungsperi-                    schließungen ab der 12. KW 2020 zu nennen.
  ode nach der 20. KW 2020 möglich.
                                                                       Sentinelsysteme, die auf verschiedenen Ebenen
  In der vergleichenden Betrachtung der Grippewellen                   der Krankheitsschwere etabliert sind, um die Akti-
  der letzten drei Saisons ist für 2020 das schnelle Ab-               vität akuter Atemwegserkrankungen in der Bevöl-
  klingen der Influenzaaktivität und eine um mindes-                   kerung, im ambulanten und im stationären Be-
  tens zwei Wochen kürzere Dauer der Grippewelle                       reich zu überwachen, sind bei der Einschätzung
  auffällig. Zu dieser Verkürzung, die sich auch in                    der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Kontrolle
  dem abrupten Rückgang der ARE-Raten in der Be-                       der COVID-19-Pandemie deshalb unverzichtbar.
  völkerung bei GrippeWeb zeigte, dürften die bun-                     Dabei helfen Vergleichsdaten aus vergangenen
  desweiten Maßnahmen zur Eindämmung und Ver-                          Jahren, ohne die eine Einschätzung der aktuellen
  langsamung der COVID-19-Pandemie in Deutsch-                         Lage nur schwer möglich ist.2,4-7

  Literatur
  1   Buda S, Dürrwald R, Biere B, et al.: Influenza-Wo-               7 Tolksdorf K, Buda S, Schuler E, et al.: Schwereein-
      chenberichte der Arbeitsgemeinschaft Influenza.                       schätzung von COVID-19 mit Vergleichsdaten zu
      2020. Abrufbar unter: https://influenza.rki.de/Wo-                    Pneumonien aus dem Krankenhaussentinel für
      chenberichte.aspx                                                     schwere akute Atemwegserkrankungen am RKI (ICO-
                                                                            SARI). Epid Bull 2020;14: – 9. DOI 10.25646/6601.2
  2 Robert Koch-Institut: Bericht zur Epidemiologie der
      Influenza in Deutschland, Saison 2018/19. Berlin
      2019. Abrufbar unter: https://influenza.rki.de/Saison-           Autorinnen und Autoren
                                                                       a)
      bericht.aspx                                                      Luise Goerlitz | c) Dr. Ralf Dürrwald | b) Dr. Matthias an
                                                                       der Heiden | a) Dr. Udo Buchholz | a) Ute Preuß | a) Kerstin
  3 Köpke K, Prahm K, Buda S, et al.: Evaluation einer                 Prahm | a) Dr. Silke Buda
      ICD-10-basierten elektronischen Surveillance akuter
                                                                       Robert Koch-Institut:
      respiratorischer Erkrankungen (SEEDARE) in Deutsch-
                                                                       Abt. 3 Infektionsepidemiologie:
      land. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsfor-                    a)
                                                                          FG 36 Respiratorisch übertragbare Erkrankungen |
      schung, Gesundheitsschutz. 2016;59:11;1484 – 1491.               b)
                                                                          FG 34 HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut
      Epub 2016/10/26. DOI: 10.1007/s00103-016-2454-0
                                                                          übertragbare Infektionen
                                                                       c)
  4 Buchholz U, Buda S, Prahm K: Abrupter Rückgang                        Abt. 1 Infektionskrankheiten | FG 17 Influenzaviren
      der Raten an Atemwegserkrankungen in der deut-                      und weitere Viren des Respirationstraktes
      schen Bevölkerung. Epid Bull 2020;16:3 – 5. DOI
      10.25646/6636                                                    Korrespondenz: BudaS@rki.de

  5 an der Heiden M, Buchholz U, Buda S: Estimation of
                                                                       Vorgeschlagene Zitierweise
      influenza- and respiratory syncytial virus-attributable
                                                                       Goerlitz L, Dürrwald R, an der Heiden M, Buchholz U,
      medically attended acute respiratory infections in Ger-          Preuß U, Prahm K, Buda S: Erste Ergebnisse zum Ver-
      many, 2010/11 – 2017/18. Influenza Other Respi Viru-             lauf der Grippewelle in der Saison 2019/20: Mit 11 Wo-
      ses. 2019;13:517 – 521. https://doi.org/10.1111/irv.12666        chen vergleichsweise kürzere Dauer und eine moderate
  6 Zwald ML, Lin W, Sondermeyer Cooksey GL, et al.:
                                                                       Anzahl an Influenza-bedingten Arztbesuchen.
      Rapid Sentinel Surveillance for COVID-19 – Santa                 Epid Bull 2020;16:3 – 6 | DOI 10.25646/6674.2
      Clara County, California, March 2020. MMWR Morb
      Mortal Wkly Rep. ePub: 3 April 2020. DOI: http://dx.             (Dieser Artikel ist am 9.4.2020 online vorab erschienen.)
      doi.org/10.15585/mmwr.mm6914e3external icon
                                                                       Interessenkonflikt
                                                                       Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt
                                                                       besteht.
Epidemiologisches Bulletin         16 | 2020          16. April 2020                                                   7

  Abrupter Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen in
  der deutschen Bevölkerung

  Im Rahmen der Ergreifung von Maßnahmen zur Be-                       Dabei werden folgende Definitionen benutzt: Akute
  wältigung der COVID-19-Pandemie haben die Bun-                       respiratorische Erkrankungen (ARE) sind neu auf-
  desländer und die Bundesregierung im März, d. h. zu                  getretene akute Atemwegserkrankungen mit Fieber
  Beginn der Kalenderwochen (KW) 11, 12 und 13 meh-                    oder Husten oder Halsschmerzen; grippeähnliche
  rere weitreichende Maßnahmen ergriffen (s. Tab. 1).                  Erkrankungen (influenza-like illness; ILI) sind neu
  Von den Maßnahmen wird erwartet, dass sie sich auf                   aufgetretene akute Atemwegserkrankungen mit
  die Kontakthäufigkeiten in der Allgemeinbevölke-                     Fieber und (Husten oder Halsschmerzen). Somit
  rung auswirken und dadurch die Zahl der Folgefälle                   gehören alle ILI auch zu den ARE.
  von Personen mit SARS-CoV-2-Infektion und somit
  die Inzidenz neuer COVID-19-Fälle senken.                            Registrierte Teilnehmer von GrippeWeb erhalten
                                                                       eine wöchentliche E-Mail, in der Sie gebeten werden,
   Start der                                                           in ihrem Login-Bereich anzugeben, ob sie in der
                 KW                   Maßnahme
   Maßnahme                                                            Vorwoche eine neu aufgetretene Atemwegserkran-
   9. März        11    Absage großer Veranstaltungen (mit über
                                                                       kung hatten (oder nicht). Gegenwärtig erhält das
                        1.000 Teilnehmern) in verschiedenen
                        Bundesländern                                  RKI ca. 5.000 Meldungen pro Woche.
   16. März       12    Bund-Länder-Vereinbarung zu Leitlinien
                        gegen die Ausbreitung des Coronavirus,
                        u. a. zu Schulschließungen                     Seit der 13. KW nimmt auch eine randomisierte
   23. März       13    Bundesweit umfangreiches Kontaktverbot/        Stichprobe von etwa 200 GrippeWeb-Teilnehmern
                        Ausgangssperre                                 an einer mikrobiologischen Überwachung teil
                                                                       (GrippeWeb-Plus), in Analogie zu einer im Jahr
  Tab. 1 | Wichtige nicht-pharmakologische Maßnahmen auf
                                                                       2016 durchgeführten Machbarkeitsstudie.4 Dabei
  Bevölkerungsebene zur Eindämmung von COVID-19-Erkran-
  kungen in Deutschland. Kalenderwoche = KW                            entnehmen die Teilnehmer bei sich selbst Proben
                                                                       aus der Nase und dem Gaumen und schicken diese
                                                                       an das RKI, wo sie auf 22 verschiedene Erreger, da-
  Ein Effekt der jeweiligen Maßnahmen kann jedoch                      runter auch SARS-CoV-2, getestet werden.
  erst mit einem Zeitverzug von 2 – 3 Wochen erkenn-
  bar sein, u. a. wegen der bis zu 14-tägigen Inkubati-                Über GrippeWeb-Plus sind bisher sogenannte Null-
  onszeit von SARS-CoV-21 und zusätzlich, weil es zwi-                 proben (die zu Beginn abgenommen werden) von
  schen Erkrankung und Erhalt der Meldungen am                         138 Teilnehmern eingegangen; in keiner der Proben
  Robert Koch-Institut (RKI) einen Zeitverzug gibt.                    wurde SARS-COV-2 nachgewiesen. Bei vier Teilneh-
                                                                       mern wurden einmal Coronavirus 229E, einmal Co-
  Darüber hinaus kann man sich zur Überprüfung                         ronavirus NL63, einmal Bordetella pertussis und ein-
  des allgemeinen Effekts der Maßnahmen auch zu-                       mal (als Doppelinfektion) Bocavirus sowie Rhino-/
  nutze machen, dass SARS-CoV-2 auf dem gleichen                       Enterovirus nachgewiesen.
  Weg wie andere Erreger von akuten Atemweg-
  serkrankungen (ARE) übertragen wird.                                 Insgesamt ist zu beobachten, dass die ARE-Raten
                                                                       seit der 10. KW (2.3. – 8.3.2020) stark gesunken sind
  Akute Atemwegserkrankungen werden durch das                          (s. Abb. 1 a, S. 4). Diese Entwicklung ist sowohl bei
  partizipative, Internet-basierte Überwachungsinst-                   Kindern (bis 14 Jahren) und bei den Jugendlichen
  rument GrippeWeb (grippeweb.rki.de) erhoben,                         und Erwachsenen (ab 15 Jahren) zu verzeichnen (s.
  über das das RKI direkt Informationen aus der Be-                    Abb. 1 b, S. 4).
  völkerung erhält.2,3
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                                                                                                                         Maßnahmen
                                                                                                                                Maßnahmen
                                                                                                                                      Maßnahmen                                                                                                                                                   Maßnahmen

                                                                                                                                                                                                                              1818
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                                                                                                                                                                                                                                                                        Kinder 2017/18         K 2018/19
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Kinder 2018/19          K  2019/20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Kinder 2019/20

                                                          GW    2019/20
                                                          Grippewelle
                                                          Grippewelle 2019/20
                                                                  Grippewelle
                                                                       2019/20
                                                                            Grippewelle
                                                                               2019/20 2016/17
                                                                                    2016/17
                                                                                     2016/17
                                                                                        2019/20    2017/18
                                                                                              2016/17
                                                                                                    2017/18
                                                                                                      2016/172017/18
                                                                                                                 2018/19
                                                                                                            2017/18
                                                                                                                  2018/19
                                                                                                                    2017/18
                                                                                                                          2018/19 2018/19
                                                                                                                               2019/20
                                                                                                                                2019/20 2019/20 2019/20 2019/20
                                                                                                                                  2018/19                                                                                                       E 2017/18
                                                                                                                                                                                                                                                Erw. 2017/18
                                                                                                                                                                                                                                                                        E 2018/19
                                                                                                                                                                                                                                                                        Erw. 2018/19
                                                                                                                                                                                                                                                                                               E 2019/20
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Erw. 2019/20

                                                                                   Kalenderwoche                                                                                                                                                                          Kalenderwoche
                    55 12      12        12
                                                   c                                                                     Maßnahmen
                                                                                                                                                                                                                              10
                                                                                                                                                                                                                               10
                                                                                                                                                                                                                                                      d                                           Maßnahmen
                                                                                                                           Maßnahmen
                                                                                                                                Maßnahmen
                                                                                                                                      Maßnahmen
                                                                                                                                                                                                                                99
                                                                                                                                                                                                                                88
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                    11 2        2         2
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                                                                                                                                                                                                                                00 27
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                                                                                                                                                                                                                                     29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51
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                                           3331     37 31
                                                 3533     39 33
                                                       3735      41 35 43
                                                                    4139                47 41 4943
                                                                                           4745    51 45
                                                                                                4947                                        11 11 13 13
                                                                                                                                                     7 1115 151317 11
                                                                                                                                                            9          1913
                                                                                                                                                                         19172115
                                                                                                                                                                               21192317 2519
                                                                                                                                                                                     2321 2523 2125 23   25                                 GW      2019/20
                                                                                                                                                                                                                                             Grippewelle 2019/20 K  2017/18
                                                                                                                                                                                                                                                                 Kinder 2017/18 K  2018/19
                                                                                                                                                                                                                                                                                Kinder 2018/19          K 2019/20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kinder 2019/20
                                                           GW 2019/20
                                                           Grippewelle 2019/20
                                                             Grippewelle
                                                                   Grippewelle
                                                                         2019/20     2016/17
                                                                            Grippewelle
                                                                               2019/20  2019/202016/17
                                                                                                     2017/18
                                                                                        2016/172016/17 2017/18
                                                                                                       2016/17
                                                                                                             2017/18     2017/18
                                                                                                                   2018/19
                                                                                                                     2018/19
                                                                                                                     2017/18     2019/20
                                                                                                                           2018/19 2019/20
                                                                                                                                   2018/19          2018/19
                                                                                                                                         2019/20 2019/20                        2019/20                                                     EErw.2017/18
                                                                                                                                                                                                                                                  2017/18        E
                                                                                                                                                                                                                                                                 Erw.2018/19
                                                                                                                                                                                                                                                                      2018/19   E
                                                                                                                                                                                                                                                                                Erw.2019/20
                                                                                                                                                                                                                                                                                     2019/20

                                                                                     Kalenderwoche                                                                                                                                                                         Kalenderwoche
   Abb. 1 | Vergleich der für die Bevölkerung in Deutschland geschätzten ARE- und ILI-Raten (gesamt, in Prozent) in den Saisons
   2016/17 – 2019/20. Der grau hinterlegte Bereich zeigt die bisherige Dauer der Grippewelle (nach Definition der AGI) in der Saison
   2019/20. Der schwarze, senkrechte Strich markiert den Jahreswechsel. (a)oben links: Gesamt-ARE-Rate; (b) oben rechts: ARE-Rate,
   unterteilt nach Kindern (0 – 14 Jahre) und Erwachsene (ab 15 Jahre). (c)unten links: Gesamt-ILI-Rate; (d) unten rechts: ILI-Rate,
   unterteilt nach Kindern (0 – 14 Jahre) und Erwachsene (ab 15 Jahre). GW = Grippewelle; K = Kinder; E = Erwachsener.

   Insbesondere bei den Erwachsenen ist ein so deutli-                                                                                                                                                          Anteil TN mit ILI unter TN mit ARE in %
   cher Abfall der ARE-Raten über mehrere Wochen ex-                                                                                                                                                            35
                                                                                                                                                                                                                 35

   trem ungewöhnlich und konnte in keiner der drei
                                                                                                                                                                                                                   30
                                                                                                                                                                                                                    30
   Vorsaisons verzeichnet werden. Eine ähnliche Ent-
   wicklung wird auch bei den ILI beobachtet (s. Abb. 1 c,                                                                                                                                                         25
                                                                                                                                                                                                                    25

   1 d). Die ILI-Raten sind ein guter Indikator für die
   jährliche Grippewelle, weil hier die für Grippe typi-                                                                                                                                                           20
                                                                                                                                                                                                                    20

   sche Symptomkombination von Fieber und (Husten
   oder Halsschmerzen) abgefragt wird. Der ILI/                                                                                                                                                                    1515

   ARE-Quotient zeigt an, inwieweit der Anteil in der
                                                                                                                                                                                                                   10
                                                                                                                                                                                                                    10
   Subgruppe der Teilnehmer mit grippetypischen
   Symptomen sich innerhalb der größeren Gruppe                                                                                                                                                                          55
   der Teilnehmer mit akuten Atemwegssymptomen
   reduziert hat (s. Abb. 2). Der überproportionale                                                                                                                                                                      00
                                                                                                                                                                                                                              27
                                                                                                                                                                                                                               27 29
                                                                                                                                                                                                                                   29 31
                                                                                                                                                                                                                                       31 33
                                                                                                                                                                                                                                           33 35
                                                                                                                                                                                                                                               35 37
                                                                                                                                                                                                                                                   37 39
                                                                                                                                                                                                                                                       39 41
                                                                                                                                                                                                                                                           41 43
                                                                                                                                                                                                                                                               43 45
                                                                                                                                                                                                                                                                   45 47
                                                                                                                                                                                                                                                                       47 49
                                                                                                                                                                                                                                                                           49 51
                                                                                                                                                                                                                                                                               51 11 33 55 77 99 11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  11 13
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      13
   Rückgang der ILI-Raten im Vergleich zu den                                                                                                                                                                                                   Kalenderwoche 2019/20
   ARE-Raten bildet damit das durch die Maßnahmen                                                                                                                                                                Abb. 2 | Anteil der GrippeWeb-Teilnehmer (TN) mit ILI unter
                                                                                                                                                                                                                 den GrippeWeb-Teilnehmern mit ARE (ILI/ARE-Quotient, in
   beschleunigte Ende der diesjährigen Grippewelle ab.
                                                                                                                                                                                                                 Prozent), dargestellt als über 3 Wochen gleitender Mittelwert, in
   Diese Indikatoren geben einen klaren Hinweis dar-                                                                                                                                                             der Saison 2019/20. Der schwarze, senkrechte Strich markiert
   auf, dass die Distanzierungsmaßnahmen für die                                                                                                                                                                 den Jahreswechsel.
   Verlangsamung der Ausbreitung von Atemwegser-
   krankungen wirksam sind.
Epidemiologisches Bulletin            16 | 2020       16. April 2020                                                         9

  Literatur
  8 Linton MN, Kobayashi T, Yang Y, et al.: Incubation                 10 Haussig J, Targosz A, Engelhart S, et al.: Feasibility
        Period and Other Epidemiological Characteristics of               Study for the Use of Self-Collected Nasal Swabs to
        2019 Novel Coronavirus Infections with Right Trunca-              Identify Pathogens Among Participants of a Populati-
        tion: A Statistical Analysis of Publicly Available Case           on-Based Surveillance System for Acute Respiratory
        Data. Journal of clinical medicine 2020                           Infections (GrippeWeb-Plus)-Germany. Influenza
                                                                          Other Respir Viruses, 2016;13(4):319-330
  9 Buchholz U, Gau P, Buda S, Prahm K: GrippeWeb
        als wichtiges Instrument in der Vorbereitung und               11 Bayer C, Remschmidt C, an der Heiden M, et al.: In-
        Bewältigung einer zukünftigen Pandemie. Epid Bull                 ternet-based syndro-mic monitoring of acute respi-
        2017;27:239 – 247. DOI 10.17886/EpiBull-2017-035.2                ratory illness in the general population of Germany,
                                                                          weeks 35/2011 to 34/2012. Euro Surveill 2014;19(4)

                                                                       Vorgeschlagene Zitierweise
  Autorinnen und Autoren                                               Buchholz U, Buda S, Prahm K: Abrupter Rückgang der
  Dr. Udo Buchholz | Dr. Silke Buda | Kerstin Prahm
                                                                       Raten an Atemwegserkrankungen in der deutschen
  a)
       Robert Koch-Institut | Abt. 3 Infektionsepidemiologie |         Bevölkerung.
       FG 36 Respiratorisch übertragbare Erkrankungen
                                                                       Epid Bull 2020;16:7 – 9 | DOI 10.25646/6636.2

  Korrespondenz: BuchholzU@rki.de                                      (Dieser Artikel ist am 3.4.2020 online vorab erschienen.)

                                                                       Interessenkonflikt
                                                                       Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt
                                                                       besteht.
Epidemiologisches Bulletin           16 | 2020         16. April 2020                                                     10

  Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland
  (Update vom 15.4.2020)

  Zur Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen werden                        Bis einschließlich KW 15 haben sich 191 Labore für
  deutschlandweit Daten von Universitätskliniken, For-                  die RKI-Testlaborabfrage oder in einem der anderen
  schungseinrichtungen sowie klinischen und ambu-                       übermittelnden Netzwerke registriert und übermit-
  lanten Laboren wöchentlich am Robert Koch-Institut                    teln nach Aufruf überwiegend wöchentlich. Da
  (RKI) zusammengeführt. Übermittelt werden diese                       Labore in der RKI-Testzahlabfrage die Tests der ver-
  über eine internetbasierte Umfrage des RKI über Voxco                 gangenen KW nachmelden können, ist es möglich,
  (RKI-Testlaborabfrage), vom Netzwerk für respirato-                   dass sich die ermittelten Zahlen nachträglich erhö-
  rische Viren (RespVir), der am RKI etablierten Anti-                  hen. Es ist zu beachten, dass die Zahl der Tests nicht
  biotika-Resistenz-Surveillance (ARS) oder die Umfra-                  mit der Zahl der getesteten Personen gleichzuset-
  ge eines labormedizinischen Berufsverbands.                           zen ist, da in den Angaben Mehrfachtestungen von
                                                                        Patienten enthalten sein können.
  Seit Beginn der Testungen in Deutschland bis ein-
  schließlich Kalenderwoche (KW) 15/2020 wurden                         Zusätzlich zur Anzahl durchgeführter Tests werden
  bisher 1.728.357 Labortests erfasst, davon wurden                     in der RKI-Testlaborabfrage und durch einen labor-
  132.766 positiv auf SARS-CoV-2 getestet (s. Tab. 1).                  medizinischen Berufsverband Angaben zur täglichen
                                                                        Testkapazität abgefragt (s. Tab. 2). Es gaben 112 Labore
                                                     Anzahl             an, in KW 15 Kapazitäten für insgesamt 123.304 Tests
   Kalender-           Anzahl      Positiv        übermittelnde
   woche 2020        Testungen     getestet                             pro Tag zu haben (s. Tab. 2). Es machten 109 Labore
                                                     Labore
   Bis einschließ-    124.716     3.892 (3,1 %)        90               Angaben zu ihren Arbeitstagen pro Woche, die zwi-
   lich KW 10
                                                                        schen 5 – 7 Arbeitstagen lagen. Ausgehend davon,
   11                 127.457     7.582 (5,9 %)        114
                                                                        dass die Labore, die keine Angabe zu den wöchentli-
   12                 348.619    23.820 (6,8 %)        152              chen Arbeitstagen gemacht haben, mindestens eine
   13                 361.374    31.391 (8,7 %)        150              5-Tage-Woche haben, resultiert daraus (tägliche Test-
   14                 406.052    36.779 (9,1 %)        150              kapazität des jeweiligen Labors x Arbeitstage, Summe
                                                                        aller übermittelnden Labore) eine Testkapazität von
   15                 360.139     29.302 (8,1 %        149
                                                                        mindestens 730.156 durchführbaren PCR-Tests zum
   Summe             1.728.357      132.766
                                                                        Nachweis von SARS-CoV-2 in KW 15.

  Tab. 1 | Anzahl der SARS-CoV-2-Testungen in Deutschland
  (15.4.2020, 0:00 Uhr)

   Kalenderwoche 2020                                             KW 10       KW 11      KW 12     KW 13     KW 14      KW 15

   Anzahl übermittelnde Labore                                      28          93        111       113        132       112
   Testkapazität pro Tag                                          7.115       31.010     64.725   103.515    116.655   123.304
   Neu ab KW 15:                                                    –           –          –           –        –      730.156
    wöchentliche Kapazität anhand von Wochenarbeitstagen

  Tab. 2 | Testkapazitäten der übermittelnden Labore pro Tag und Kalenderwoche (15.4.2020, 0:00 Uhr)

                                                                        Vorgeschlagene Zitierweise
                                                                        Robert Koch-Institut: Erfassung der SARS-CoV-2-Test-
                                                                        zahlen in Deutschland (Update vom 15.4.2020).

                                                                        Epid Bull 2020;16:10 | DOI 10.25646/6756.3
 Tab. 2 | Testkapazitäten der übermittelnden Labore pro Tag
 und Kalenderwoche (15.4.2020, 0:00 Uhr)
Epidemiologisches Bulletin      16 | 2020       16. April 2020                                                  11

     15. Europäische Impfwoche vom 20. – 26. April 2020
     Hintergrund: Wie jedes Jahr im April ruft das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation
     (WHO) zur Europäischen Impfwoche auf. In diesem Jahr findet die Kampagne vom 20. – 26. April 2020
     statt. Die anstehende Impfwoche soll dazu dienen, „die vitale Bedeutung von Impfungen für den Schutz
     einer guten Gesundheit von Menschen jeden Alters“ zu zelebrieren. Die konkrete Ausgestaltung der
     Impfwoche liegt dabei in den Händen der einzelnen Mitgliedsstaaten und der Institutionen vor Ort. Auf
     Länder- und/oder Kreisebene können verschiedene zielgruppenspezifische Aktivitäten angeboten werden,
     um über das Thema Impfen zu informieren und die Impfakzeptanz zu steigern. Wie bereits in den Jahren
     zuvor unterstützt auch das Robert Koch-Institut (RKI) die diesjährige Europäische Impfwoche und begrüßt
     es, wenn sich erneut viele Akteure der Impfprävention an dieser Initiative beteiligen.

     Die Europäische Impfwoche bietet eine gute Gelegenheit, auf die Wichtigkeit des Impfens – auch in Zeiten
     der SARS-CoV-2-Pandemie – hinzuweisen. Impfungen schützen die Gesundheit von Menschen jeden Alters
     und ermöglichen es Kindern, sich zu gesunden Erwachsenen zu entwickeln. Jedes Kind hat das Recht, vor
     impfpräventablen Krankheiten geschützt zu werden. Dieses Recht zu ermöglichen, ist die Aufgabe eines
     jeden Elternteils. Dabei nehmen Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und Pflegkräfte eine wichtige Rolle im
     individuellen Impfentscheidungsprozess ein; sie vermitteln Informationen, beraten und sie genießen
     oftmals ein hohes Vertrauen ihrer Patientinnen und Patienten. Mit Ihrer täglichen Aufklärungsarbeit zu
     Impfungen leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung.

     Zur Durchführung von Impfungen während der Pandemie hat das RKI folgende Hinweise veröffentlicht:
     www.rki.de/covid-19-faq-impfen

     Weitere Informationen zur 15. Europäischen Impfwoche finden sich auf der Internetseite der WHO unter
     www.euro.who.int/de/media-centre/events/events/2020/04/european-immunization-week-2020

     Ansprechpartner am RKI sind Julia Neufeind (E-Mail: NeufeindJ@rki.de), Nora Küpke (KuepkeN@rki.de),
     Yvonne Bichel (E-Mail: BichelY@rki.de) und PD Dr. Ole Wichmann (E-Mail: WichmannO@rki.de).

     Zur aktuellen Situation bei ARE/Influenza in der
     15. Kalenderwoche (KW) 2020
     Zusammenfassende Bewertung der epidemiologischen Lage
     Die Aktivität der ARE- und ILI-Raten in der Bevölkerung (GrippeWeb) ist in der 15. KW 2020 bundesweit
     stark gesunken. Im ambulanten Bereich wurden bei Erwachsenen und Kindern weniger Arztbesuche wegen
     ARE im Vergleich zur 14. KW 2020 registriert. Die Werte sind in allen Altersgruppen zurückgegangen. Die
     Grippewelle der Saison 2019/20 endete nach Definition der AGI-Influenza mit der 12. KW 2020, in der
     15. KW 2020 wurde im Sentinel keine Influenza-Aktivität mehr verzeichnet.

     Internationale Situation
     Ergebnisse der europäischen Influenzasurveillance
     Von 26 Ländern, die für die 14. KW 2020 Daten an TESSy sandten, berichteten 12 Länder (darunter
     Deutschland) über eine Aktivität unterhalb des nationalen Schwellenwertes, 12 Länder über eine niedrige,
     ein Land über eine moderate (Georgien) und ein Land (Luxemburg) über eine hohe Influenza-Aktivität.
     Weitere Informationen sind abrufbar unter: (www.flunewseurope.org/).

     Quelle: Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft-Influenza des RKI für die 15. KW 2020
     https://influenza.rki.de
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