Erarbeitung von Kennzahlen und Grenzwerten zur Klauengesundheit beim Schweizer Rindvieh

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Originalarbeiten | Original contributions

Erarbeitung von Kennzahlen und
Grenzwerten zur Klauengesundheit
beim Schweizer Rindvieh
S. Huber1, J. Bernhard1 und A. Steiner1
1Wiederkäuerklinik,   Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern

Zusammenfassung                                              Development of claw health key                                 https://doi.org/
                                                                                                                            10.17236/sat00285
                                                             ­figures in Swiss cattles
Bei der Bestandesmedizin handelt es sich um einen                                                                           Eingereicht: 25.05.2020
Bereich der Buiatrik, welcher durch regelmässige und         Herd medicine is a field of buiatrics characterized by         Angenommen: 23.11.2020
systematische Besuche und Beratungen durch den Tier-         regular and systematic visits by the veterinarian to im-
arzt die Gesundheit und Leistung des Tieres, die Qua-        prove the health and performance of the animals, the
lität der tierischen Produkte und letztendlich die Zu-       quality of animal products and finally the satisfaction
friedenheit des Betriebspersonals verbessern will. 26 In     of the farm staff. Internationally established key indica-
den Bereichen der Fruchtbarkeit und Eutergesundheit          tors, such as age at first calving, heat recognition rate or
wird seit längerem mit international etablierten Kenn-       the percentage of cows with clinical mastitis per month
zahlen gearbeitet. Beispiele dafür sind Erstkalbealter,      (%), 26 have been available since a long time in the areas
Brunsterkennnungsrate oder der Prozentsatz an Kühen          of fertility and udder health. These key figures help vet-
mit einer klinischen Mastitis pro Monat (%). 26 Diese        erinarians to recognize and define health problems at
helfen den betreuenden Tierärzten, Gesundheitspro-           herd level at an early stage and to work out measures for
bleme auf Herdenebene frühzeitig zu erkennen, zu             their improvement. Such key figures are currently lack-
definieren und Massnahmen zu deren Verbesserung              ing in the field of claw health, hence making standard-
auszuarbeiten. Für die Klauengesundheit fehlen solche        ized identification of problem farms considerably more
Kennzahlen bisher, was die standardisierte Erkennung         difficult. Considering the permanent negative influence
von Problembetrieben deutlich erschwert. Bedenkt             of claw health problems on fertility, performance and
man den ständigen negativen Einfluss von Klauenge-           overall animal welfare, it becomes clear how valuable
sundheitsproblemen auf die Fruchtbarkeit, die Leis-          claw health indicators will be in the future. The aim of
tung, sowie das gesamte Tierwohl wird deutlich, wie          this work was, therefore, to develop both primary and
wertvoll Kennzahlen zur Klauengesundheit in Zukunft          secondary indicators of claw health and to define cor-
sein werden. Ziel dieser Arbeit ist deshalb sowohl pri-      responding limit values for Switzerland. Based on a
märe als auch sekundäre Kennzahlen zur Klauenge-             literature search, several primary and secondary indica-
sundheit zu erarbeiten und dazugehörige Grenzwerte           tors were developed (1˚K: Herd problem Yes/No, 2˚K:
für die Schweiz zu definieren. Anhand einer Literatur-       Classification of the problem). These were discussed in
recherche wurden mehrere primäre und sekundäre               an expert panel consisting of practicing veterinarians,
Kennzahlen ausgearbeitet (1˚K: Herdenproblem Ja/             staff of the Swiss bovine herd health service and univer-
Nein; 2˚K: Einteilung des Problems). Diese wurden in         sity professors with regard to their possible practical
einer Expertenrunde, bestehend aus praktizierenden           implementation and relevance. Finally, 3 primary and
Bestandestierärzten, Mitarbeitenden des Rinderge-            10 secondary indicators were judged to be suitable to
sundheitsdienstes und Universitätsprofessoren auf ihre       assess a herd with regard to claw health. The primary
mögliche praktische Umsetzung und Relevanz hin               key indicators were: proportion of cows leaving the herd
diskutiert. Entstanden sind drei primäre und zehn se-        due to a claw problem, proportion of lame cows of a
kundäre Kennzahlen, die helfen, einen Betrieb hin-           herd, and proportion of cattle with at least one claw
sichtlich seiner Klauengesundheit zu beurteilen. Fol-        disease. The corresponding provisional limit values (ex-
gende primäre Kennzahlen wurden erarbeitet: Anteil           ceeding the value = problem) for Switzerland were
Abgänge aufgrund von Gliedmassenproblemen, Anteil            worked out by means of surveys among farmers, hoof
lahmer Kühe einer Herde, sowie der Anteil an Rindvieh        trimmers, veterinary students and veterinarians. In ad-
mit mindestens einer Klauenerkrankung. Die Kenn-             dition, recommendations from the literature and current
zahlen werden im folgenden Text genauer definiert.           prevalence studies were used to adapt the defined limit
Die dazugehörigen vorläufigen Grenzwerte (Über-              values to the situation on Swiss farms. In the coming

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   Erarbeitung von Kenn­      schreitung des Wertes = Problem) für die Schweiz wur-      years, the claw health project «Gesunde Klauen – das
 zahlen und Grenzwerten       den mittels Umfragen bei Landwirten, Klauenpflegern,       Fundament für die Zukunft» will collect current preva-
    zur Klauengesundheit
beim Schweizer Rindvieh       Studierenden der Veterinärmedizin und Tierärzten           lence values of claw diseases, and the limit values will
                              erarbeitet. Zusätzlich wurden Empfehlungen aus der         then be adjusted and specified accordingly.
     S. Huber, J. Bernhard    Literatur und aktuelle Prävalenzstudien genutzt, um
           und A. Steiner                                                                 Key words: herd health, key figure, claws, lameness,
                              die festgelegten Grenzwerte an die Situation in Schwei-    ­prevalence, cattle
                              zer Betrieben anzupassen. In den nächsten Jahren wer-
                              den im Rahmen des Klauengesundheitsprojektes «Ge-
                              sunde Klauen – das Fundament für die Zukunft»
                              regelmässig aktuelle Prävalenzwerte zu Klauenerkran-
                              kungen erhoben, und die Grenzwerte können dann
                              dementsprechend angepasst und präzisiert werden.

                              Schlüsselwörter: Herdengesundheit, Kennzahl, Klauen,
                              Lahmheit, Prävalenz, Rindvieh

                              Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text die      schritten werden, darf die Herdengesundheit als min-
                              männliche Form gewählt, die Angaben beziehen sich          destens ausreichend eingeschätzt werden. Wird diese
                              sowohl auf männliche als auch auf weibliche Personen.      Schwelle aber überschritten, muss davon ausgegangen
                                                                                         werden, dass ein Bestandesproblem vorliegt.

                              Einleitung                                                 Klauenerkrankungen gehören zu den wichtigsten Ge-
                                                                                         sundheitsproblemen in der heutigen Rindviehhaltung.
                              In der bestandesmedizinischen Betreuung von Schwei-        Nach ungenügender Fruchtbarkeit und schlechter Eu-
                              ne- und Rindviehbeständen, wird seit längerer Zeit mit     tergesundheit stellen sie die dritthäufigste Abgangsursa-
                              Kennzahlen gearbeitet. 26 In der Rindviehpopulation,       che bei Milchkühen dar.16,28,35 Neben der Beeinträchti-
                              insbesondere in den Bereichen Fruchtbarkeit und Eu-        gung des Tierwohls12,40 entstehen direkte Kosten bei der
                              tergesundheit, sind Kennzahlen wie beispielsweise das      Behandlung und Pflege lahmer Tiere. 22 Zusätzlich ent-
                              Erstkalbealter, die Brunsterkennungsrate oder Prozent-     stehen bedeutende, indirekte finanzielle Verluste,
                              satz an Kühen mit einer klinischen Mastitis pro Monat      ­zusammengesetzt aus verminderter Futteraufnahme,
                              (%) bereits etabliert und sind in der täglichen Anwen-      Leistungsrückgang, Fruchtbarkeitsproblemen sowie er-
                              dung in der Bestandesmedizin nicht mehr wegzuden-           höhtem Arbeitsaufwand. Die Mehrheit der Lahmheiten
                              ken. 26 Kennzahlen sind Parameter der deskriptiven          treten an den Hintergliedmassen auf und werden zu
                              Epidemiologie, die als Hilfsmittel dienen, die Gesund-      90% durch Klauenerkrankungen verursacht.31 Die Prä-
                              heit einer Rindviehherde möglichst effizient und stan-      valenz von Lahmheiten innerhalb einer Rindviehherde
                              dardisiert zu beurteilen. Es wird allgemein zwischen        wird durch den Landwirt häufig unterschätzt und ein
                              primären (1°) und sekundären (2°) Kennzahlen unter-         bestehendes Problem nicht als solches wahrgenom-
                              schieden.7 Es konnte gezeigt werden, dass die Bestan-       men.34 Dies führt dazu, dass die Umsetzung von Mass-
                              desbetreuung die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes         nahmen zur Verbesserung der Klauengesundheit oft-
                              verbessern kann.17,20 Durch die Einführung von regel-       mals als nicht notwendig angesehen wird. 28
                              mässigen Aufzeichnungen mit der Möglichkeit einer
                              umfassenden Auswertung können Schwachstellen früh-         Im Bereich der Klauengesundheit sind bisher keine in-
                              zeitig erkannt und korrigiert werden.17 Dabei werden die   ternational anerkannten Kennzahlen mit dazugehöri-
                              primären Kennzahlen genutzt, um das Vorhandensein          gen spezifischen Grenzwerten definiert, was die stan-
                              eines Herdenproblems evaluieren zu können, also die        dardisierte Erkennung von Problembetrieben erschwert.
                              Frage zu beantworten, ob in einem spezifischen Betrieb     Hingegen bestehen bereits einige Ansätze, die Klauen-
                              ein Herdenproblem vorliegt oder nicht. Die sekundären      gesundheit von Rindern weltweit zu verbessern und die
                              Kennzahlen helfen dann, die Ursache dieses Problems        Klauengesundheit systematisch zu überwachen. 2,12
                              genauer einzugrenzen.7 Zu jeder Kennzahl werden spe-
                              zifische Grenzwerte definiert, welche dazu dienen, Be-     Klauenerkrankungen sind innerhalb der Schweizer
                              triebe mit einer genügenden Herdengesundheit von           Milchviehherden weitverbreitet.5 Gemäss Rückmeldun-
                              solchen mit einer ungenügenden zu unterscheiden. So-       gen von Landwirten, Klauenpflegern und Tierärzten
                              lange die untersuchten Tiergesundheitsdaten innerhalb      sowie in Anlehnung an andere Länder ist anzunehmen,
                              des Normbereichs liegen und Grenzwerte nicht über-         dass die Prävalenzen von Klauenerkrankung in der

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Schweiz in den vergangenen Jahren weiter angestiegen        Literaturrecherche zu den Kennzahlen                       Erarbeitung von Kenn­
sind. In der folgenden Arbeit wird unter Prävalenz die      In einer ersten Phase der Definition von Kennzahlen        zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                       zur Klauengesundheit
Prävalenz innerhalb der Herde verstanden.                   zur Klauengesundheit wurde eine Literaturrecherche         beim Schweizer Rindvieh
                                                            durchgeführt. Der Schwerpunkt wurde auf die Suche
Vergleicht man die Lahmheitsprävalenzen innerhalb           nach bereits bekannten Kennzahlen sowie aktuellen          S. Huber, J. Bernhard
                                                                                                                       und A. Steiner
Europas, wird deutlich, wie gross die Unterschiede zwi-     Prävalenzen von Lahmheiten und Klauenerkrankungen
schen den Ländern sind. Sie reichen von
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   Erarbeitung von Kenn­      Expertenrunde zur praktischen                              München) Live-Umfragen unter den Teilnehmenden
 zahlen und Grenzwerten       Relevanz und Umsetzung                                     durchgeführt. Mit Hilfe der erwähnten Software wurde
    zur Klauengesundheit
beim Schweizer Rindvieh       Die aus der Literatur gewonnenen Informationen wur-        ein QR Code (quick response code) generiert, der von
                              den zur Formulierung vorläufiger Kennzahlen zur An-        den Teilnehmenden mit dem Smartphone eingescannt
     S. Huber, J. Bernhard    wendung in der Schweiz genutzt. Um diejenigen Kenn-        werden konnte. Die Umfrage startete nach dem Scannen
           und A. Steiner
                              zahlen aus den aus der Literatur gefunden Kennzahlen       automatisch und wurde auf dem Display des Smartpho-
                              herauszufiltern, die ein Höchstmass an Umsetzbarkeit       nes aller Teilnehmenden angezeigt. Zu jeder Frage wur-
                              und Nutzen vereinbaren, wurde eine Expertenrunde           den jeweils fünf kategorielle Auswahlmöglichkeiten
                              einberufen. Diese bestand aus praktizierenden Tierärz-     (mögliche Grenzwerte) hinterlegt, welche die Teilneh-
                              ten (n=5), Tierärzten des Rindergesundheitsdienstes        menden entsprechend auswählen konnten. Zur Auswahl
                              (n=2) und Universitätsprofessoren (n=3). Die zehn          einer Antwort standen für jede Frage 30 Sekunden zur
                              Teilnehmenden zeichneten sich durch ihre mehrjährige       Verfügung. Nach Ablauf dieser Zeit wurde die Abstim-
                              praktische Erfahrung in der Nutztiermedizin und be-        mung automatisch geschlossen. Jede Umfrage enthielt
                              sonderes Interesse für den Bereich der Klauengesundheit    abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit zwi-
                              aus. Die vorgängig durch die Erstautorin erarbeiteten      schen zwei und acht Fragen zu den erarbeiteten Kenn-
                              Kennzahlen wurden den Teilnehmenden der Experten-          zahlen sowie jeweils fünf kategorielle Auswahlmöglich-
                              runde präsentiert und anschliessend zur Diskussion         keiten. Die gewählten Kategorien wurden so definiert,
                              gestellt. Als Ergebnis dieser Diskussion wurde eine Lis-   dass sie sich um die in der Expertenbefragung berech-
                              te der von den Experten akzeptierten und als sinnvoll      neten Mediane gruppierten. Zum einfacheren Verständ-
                              erachteten Kennzahlen erstellt. Zum Schluss wurden         nis wurden nur Grenzwerte für Laufstallsysteme erfragt.
                              die Teilnehmer gebeten, einen Fragebogen auszufüllen,      Die Aufgabe der Teilnehmenden war es wiederum, ihre
                              um ihrer Meinung zu den für die Schweiz passenden          Einschätzung betreffend der für die Schweiz sinnvoll
                              Grenzwerten für die soeben definierten Kennzahlen          anwendbaren Grenzwerte für verschiedene Kennzahlen
                              abzuschätzen. Bei den Fragen handelte es sich um offe-     der Klauengesundheit zu äussern.
                              ne Fragen; die Grenzwerte zu den Kennzahlen sollten
                              jeweils sowohl für Anbinde- als auch für Laufstallsyste-   Posterpräsentation mit offener Diskussion
                              me separat angegeben werden.                               Bei einer öffentlichen Tagung zum Thema Tierwissen-
                                                                                         schaften (April 2019, Strickhof Lindau, Schweiz) wurden
                              Für die Kennzahl Anteil lahmer Kühe innerhalb einer        die erarbeiteten Kennzahlen erstmals in Form einer
                              Herde wurde vorab eine genaue Definition gegeben.          wissenschaftlichen Posterpräsentation einem breiten
                              Eine Kuh wird, basierend auf dem Scoringsystem nach        Fachpublikum vorgestellt. Ziel war es, eine Rückmel-
                              Sprecher37 als lahm beurteilt, sobald sie mindestens ei-   dung zu den vorgeschlagenen Werten zu erhalten, aber
                              nen Score 2 aufweist. Bei einem Score 2 ist im Stehen      auch Vorschläge für weitere relevante Kennzahlen ein-
                              der Rücken gerade, beim Gehen jedoch gekrümmt und          zuholen.
                              der Gang ist leicht abnormal.37
                                                                                         Statistische Auswertung der Umfragen
                              Schriftliche Umfrage bei ­Klauenpflegern                   Die Daten der Umfragen wurden mit Microsoft Excel
                              und Experten zur Festlegung                                (2016, Microsoft Corporation, Redmond, Washington,
                              der ­dazugehörigen Grenzwerte                              USA) erfasst und verwaltet. Die statistische Auswertung
                              Derselbe Fragebogen, welcher in der Expertenrunde          erfolgte mit dem Softwarepaket NCSS 12 (NCSS LLC,
                              genutzt wurde, wurde per Post an alle deutschsprachigen    Kaysville, UT). Da in den schriftlichen Fragebögen aus-
                              Mitglieder der Schweizer Klauenpflegervereinigung          schliesslich offene und in den Online-Umfragen ge-
                              (Klauenpfleger; n=145) gesendet. Die Klauenpfleger         schlossene Fragen gestellt wurden, standen zwei unter-
                              hatten wiederum die Aufgabe, ihre professionelle Ein-      schiedliche Datensätze zur Auswertung zur Verfügung.
                              schätzung betreffend der für die Schweiz sinnvollerwei-
                              se anwendbaren Grenzwerte für verschiedene Kennzah-        Datensatz 1 enthielt kontinuierliche Werte (0–100%),
                              len der Klauengesundheit zu äussern. Vorfrankierte         welche die Teilnehmer basierend auf ihrer Erfahrung
                              Rücksendecouverts wurden den Adressaten zur Verfü-         frei wählen konnten. Die Statistik beinhaltet die Be-
                              gung gestellt, sodass ausgefüllte Fragebögen kostenfrei    schreibung von Mittelwert, Median, Minimum, Maxi-
                              retourniert werden konnten.                                mum sowie der Interquartilsbereiche. Zur Beurteilung
                                                                                         der Normalverteilung wurde ein Shapiro-Wilk-Test
                              Online-Umfrage                                             durchgeführt. Um allfällige Unterschiede bei der Beant-
                              Während mehrerer Lehr- bzw. Weiterbildungsveranstal-       wortung der Fragen zwischen den beiden inkludierten
                              tungen (n=5) zum Thema Klauengesundheit wurden             Berufsgruppen (Klauenpfleger, Teilnehmer an der tier-
                              mit Hilfe eines webbasierten Abstimmungssystems (On-       ärztlichen Expertenrunde) zu erkennen, wurden Mann-
                              lineTED, https://onlineted.de/, Technische Universität     Whitney-U-Tests angewendet.

46      SAT | ASMV 1 | 2021                                                                       Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions

Tabelle 1: Drei primäre und zehn sekundäre Kennzahlen der Klauengesundheit beim Rindvieh.
                                                                                                                             Erarbeitung von Kenn­
    Kennzahl #             Kennzahl                 Abkürzung                     Definition der Kennzahl                    zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                             zur Klauengesundheit
   Primäre Kennzahlen (1°)
                                                                                                                             beim Schweizer Rindvieh
       1°K1                Abgänge                    ABG              Anteil Kühe, welche den Bestand aufgrund von
                                                                         Klauenproblemen pro Jahr verlassen (%)              S. Huber, J. Bernhard
       1°K2                Lahmheit                   LHT             Anteil lahmer Kühe (Sprecher score 2)37 auf einem      und A. Steiner
                                                                   ­Betrieb, zu einem bestimmten Zeitpunkt (Prävalenz, %)
       1°K3          Klauenerkrankungen                KE               Anteil Rindvieh mit mindestens einer Klauen­
                                                                     erkrankung (nach Schritt 4 der Schweizer Methode
                                                                            der funktionellen Klauenpflege; %)*
   Sekundäre Kennzahlen (2°)
       2 °K4                 Klötze                    KL           Anteil Kühe, welchen ein Klotz angeklebt wurde* (%)
       2 °K5           Ballenhornfäule                 BF           Anteil Kühe mit diagnostizierter Ballenhornfäule* (%)
       2 °K6          Dermatitis digitalis             DD             Anteil Kühe mit vorhandenen Dermatitis digitalis
                                                                         Läsionen (unabhängig vom Stadium)* (%)
       2 °K7           Doppelte Sohle                  DS                  Anteil Kühe mit Doppelter Sohle* (%)
       2 °K8          Klauengeschwüre                  KG                 Anteil Kühe mit Klauengeschwüren* (%)
       2 °K9                 Limax                     LI                        Anteil Kühe mit Limax* (%)
      2 °K10             Klauenrehe                    KR             Anteil Kühe mit diagnostizierter Klauenrehe* (%)
                        subakut; akut;
                          chronisch
      2 °K11         Weisse Linie Defekte             WLD          Anteil Kühe mit Veränderungen der Weissen Linie* (%)
      2 °K12          Klauenerkrankung                 KEr                   Anteil Rinder mit mindestens einer
                            Rind                                                   Klauenerkrankung1 (%)
      2 °K13          Klauenerkrankung                KEk                    Anteil Kühe mit mindestens einer
                            Kuh                                                   Klauenerkrankung1 (%)

Die grau hinterlegten Kennzahlen 1°K3, 2 °K12 und 2°K13 wurden zu einem späteren Zeitpunkt (siehe Absatz Präsentation der
Kennzahlen) in die Liste aufgenommen.
*: Gesamtpopulation: Alle gepflegten Kühe im Rahmen einer vollständigen Betriebsklauenpflege
1: Gesamtpopulation: Alle Rinder bzw. Kühe die bei einem Besuch gepflegt wurden

Datensatz 2 enthielt den Anteil Teilnehmer, welche die          Klauenproblemen in einem definierten Zeitraum verlas-
entsprechende Kategorie (aus fünf vorgegebenen Mög-             sen» (1°K1; ABG) und den «Anteil lahmer Kühe (Spre-
lichkeiten) ausgewählt haben. Eingeschlossene Berufs-           cher Score 2) 37 auf einem Betrieb, zu einem bestimmten
gruppen waren Tierärzte, Landwirte und Studierende.             Zeitpunkt» (1°K2; LHT).
Die Statistik des zweiten Datensatzes beschränkte sich
auf die deskriptive Auswertung.                                 Präsentation der Kennzahlen
                                                                Zusätzlich zu den an der Fachtagung Tiergesundheit
Das Signifikanzlevel wurde bei p≤0.05 festgelegt.               präsentierten Kennzahlen wurde nach Diskussionen mit
                                                                dem fachkundigen Publikum eine weitere Kennzahl mit
                                                                aufgenommen. Die Kennzahl «Anteil Rindvieh mit
Resultate                                                       mindestens einer Klauenerkrankung nach Schritt 4 der
                                                                funktionellen Klauenpflege» (1°K3; KE) wurde hinzu-
Erarbeitung und Definition der Kennzahlen                       gefügt. Dieser Wert verschafft einen Überblick über die
Aus der Literaturrecherche und den Diskussionen der             Klauengesundheit einer Herde, ohne das Problem ge-
Expertenrunde, konnten zwei primäre und acht sekun-             nauer einzugrenzen. Die Möglichkeit der separaten
däre Kennzahlen zur Klauengesundheit identifiziert              Beurteilung von Kühen und Jungvieh (Rinder) wurde
werden, die als praktikabel und sinnvoll erachtet wurden        durch die Unterteilung in die sekundären Kennzahlen
(Tab. 1). Die grau hinterlegten Kennzahlen 1°K3, 2°K12          2 °K12 (Rind) und 2 °K13 (Kuh) gewährleistet.

und 2°K13 wurden zu einem späteren Zeitpunkt (siehe
Absatz Präsentation der Kennzahlen) in die Liste aufge-         Erhebung der Grenzwerte
nommen.                                                         Schriftliche Umfrage bei Experten
                                                                und Klauenpflegern
Die zwei definierten primären Kennzahlen beschreiben            Zur Auswertung der schriftlichen Umfragen bezüglich
den «Anteil Kühe, welche den Bestand aufgrund von               der Grenzwerte lagen die Fragebögen von zehn Tierärz-

Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS                                                                            SAT | ASMV 1 | 2021     47
Originalarbeiten | Original contributions

   Erarbeitung von Kenn­                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ten aus der Expertenrunde und 33 Klauenpflegern vor.
 zahlen und Grenzwerten                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Die Rücksenderate der versendeten Fragebögen an die

                                                                                                                                                                                                                     Klauenpfleger
    zur Klauengesundheit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Klauenpfleger betrug 23.0%. Durch das anonymisierte

                                                                                                                                                                                                                       Tierärzte
beim Schweizer Rindvieh

                                                                                                                                                                                                                                             p-Wert

                                                                                                                                                                                                                                                                             0.041*

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.549
                              Tabelle 2: Resultate der schriftlichen Umfrage zu den Grenzwerten von zwei primären und acht sekundären Kennzahlen bei Klauenpflegern (n=33) und Tierärzten (n=10). (MW= Mittelwert,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.088
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.927

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.232
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.082
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.075

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.751
                                                                                                                                                                                                                                                        0.712

                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.411
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Befragen sind keine demografischen Daten der Teilneh-
     S. Huber, J. Bernhard                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             mer verfügbar. Die Resultate der Umfrage sind tabella-
           und A. Steiner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       risch dargestellt (Tab. 2).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Für die beiden 1°K1 (ABG) und 1°K2 (LHT) wurde von

                                                                                                                                                                                                                                                                             0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.08
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.09
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.07
                                                                                                                                                                                                                                                        0.15
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.15

                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.19
                                                                                                                                                                                                                                             IQR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.1
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       den befragten Berufsgruppen sowohl für Laufstall- als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       auch für Anbindestallsysteme ein Grenzwert von 10.0%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       vorgeschlagen. Bezüglich der sekundären Kennzahlen
                                                                                                                                                                                                                                             Maximum

                                                                                                                                                                                                                                                                             0.25

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       haben sich in drei Fällen signifikante Unterschiede zwi-
                                                                                                                                                                                                                                                        0.3

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.8

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.5

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.4
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       schen den Antworten der Klauenpfleger und der Tier-
                                                                                                                                                                                                                        Werte Laufstall

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ärzte ergeben. Die befragten Klauenpfleger erachteten,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       verglichen mit der Tierärzteschaft, einen geringeren
                                                                                                                                                                                                                                             Minimum

                                                                                                                                                                                                                                                                  0.02
                                                                                                                                                                                                                                                        0.01

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.01

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.01
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Anteil an geklebten Klötzen bei Kühen im Anbindestall
                                                                                                                                                                                                                                                                             0
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       (2°K4) als akzeptabel (MedianKP = 2.0%, MedianTA =
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       5.0%). Für den Laufstall war ebenfalls ein signifikanter
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Unterschied betreffend der 2°K4 (KL) vorhanden, wobei
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.06

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.06
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.09
                                                                                                                                                                                                                                             MW

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.10
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.13

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.15
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.17
                                                                                                                                                                                                                                                        0.11

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       die Klauenpfleger ebenfalls einen geringeren Anteil an
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Klötzen als sinnvoll erachteten als die befragten Tier-
                                                                                                                                                                                                                                             Median

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ärzte (MedianKP = 5.0%, MedianTA = 7.5%). Im An-
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.05

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.03
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.15
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.2
                                                                                                                                                                                                                                                        0.1
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.1

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.1

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       bindestall setzten die Klauenpfleger die tolerierbare
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Prävalenz für 2°K7 (DS) bei einem Viertel derjenigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       der Tierärzteschaft (MedianKP = 2.0%, MedianTA =
                                                                                                                                                                                                                     Klauenpfleger-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       8.0%)
                                                                                                                                                                                                                        Tierärzte
                                                                                                                                                                                                                                             p-Wert

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.028*
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.024*

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.460
                                                                                                                                                                                                                                                        0.068

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.647
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.091
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.104

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.102
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.147
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.176

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Online-Umfrage
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Im Januar und Februar 2019 wurden Umfragen zur Fest-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       legung der Grenzwerte bei fünf verschiedenen Fachver-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       anstaltungen durchgeführt. Folgende Berufsgruppen
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.04

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.04
                                                                                                                                                                                                                                                        0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.07
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.15
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.13
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.12
                                                                                                                                                                                                                                             IQR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       waren an den Umfragen beteiligt: Tierärzte (n=113),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Landwirte (n=33) und Studierende der Veterinärmedi-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       zin (n=23).
                                                                                                                                                                                                                                             Maximum
                                                                                                                                                                                                                                                        0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.3

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.2
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.5

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Grenzwerte zur 1°K1 (ABG) wurden von allen drei Be-
                                                                                                                                                                                                                        Werte Anbindestall

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       rufsgruppen geschätzt. Vierzig % der Landwirte haben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       sich für einen Wert von 15.0% entschieden, während
                                                                                                                                                                                                                                             Minimum

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       die Tierärzte und Studierenden die Grenze von 10.0%
                                                                                                                                                                                                                                                        0.01
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.01

                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.01
                                                                                                                                                                                                                                                                             0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       am häufigsten gewählt haben. Grenzwerte zur 1°K2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       (LHT) wurden ebenfalls von allen Teilnehmenden be-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       urteilt: 45.0% der Landwirte legten den Grenzwert bei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.04

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.04
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.09
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.05

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.08

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.08
                                                                                                                                                                                                                                                        0.07
                                                                                                                                                                                                                                             MW

                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.15

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       maximal 5.0% lahmer Kühe pro Betrieb fest. Die Tier-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      *statistisch signifikanter Unterschied: p≤0.05

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ärzte und Studierenden wählten die 10.0%-Grenze am
                                                                                                                                                                                                                                             Median

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       häufigsten. Ein Grenzwert zur 2°K4 (KL) wurde nur
                                                                                                                                                                                                                                                                             0.04

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        0.08
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               0.03

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.05

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          0.05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  0.02
                                                                                                                                                                                                                                                        0.1
                                                                                                                                                                                                                                                                  0.1

                                                                                                                                                                                                                                                                                      0.1

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       durch Landwirte angegeben, wobei zwei Drittel der Teil-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       nehmer eine Grenze von 5.0% als sinnvoll erachtet ha-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          2°K10

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          2°K11

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ben. Grenzwerte zur 2°K5 (BF) wurden nur durch Tier-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               2°K7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                2°K8
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2°K9
                                                                                                                                                                                                                                                                                      2°K5
                                                                                                                                                                                                                                                                  1°K2
                                                                                                                                                                                                                                                                             2°K4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2°K6
                                                                                                                                                                                                                                                        1°K1
                                                                                                                                                                                                                                             K

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ärzte beurteilt, welche die Grenze bei 20.0% wählten.
                              IQR= Interquartilsabstand)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Grenzwerte zur 2°K6 (DD) wurden durch alle Berufs-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Dermatitis digitalis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Klauengeschwüre

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       gruppen angegeben, wobei alle am häufigsten den Wert
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ballenhornfäule

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Doppelte Sohle

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Weisse Linie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Klauenrehe

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       20.0% wählten (Landwirte 33.0%, Tierärzte 46.0%,
                                                                                                                                                                                                                                                                  Lahmheit
                                                                                                                                                                                                                                             Kennzahl
                                                                                                                                                                                                                                                        Abgänge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Defekte
                                                                                                                                                                                                                                                                             Klötze

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Limax

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Studierende 35.0%). Der Grenzwert zu 2°K8 (KG) wur-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       de von 40.0% der Tierärzte bei 8.0% gelegt. Die beiden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       letzten evaluierten sekundären Kennzahlen wurden nur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       durch Tierärzte beurteilt. Bei der 2°K10 (KR) entschie-

48      SAT | ASMV 1 | 2021                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS
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den sich 61.0% der Teilnehmer für einen Grenzwert von      triebsintern, zum Beispiel jährlich, neu definiert werden   Erarbeitung von Kenn­
5.0%; genau wie für die 2°K11 (WLD), bei welcher eben-     oder auch basierend auf kontinuierlich erfassten Klau-      zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                       zur Klauengesundheit
falls ein Grenzwert von 5.0% von der Mehrheit der          engesundheitsdaten angepasst werden.                        beim Schweizer Rindvieh
Tierärzte (54%) als passend erachtet wurde. Grenzwerte
zu den 1°K3 (KE), 2°K7 (DS), 2°K10 (LI), 2°K12 (KEr)       Die Untersuchung im Klauenstand bleibt die einzige          S. Huber, J. Bernhard
                                                                                                                       und A. Steiner
und 2°K13 (KEk) wurden in der Online-Umfrage nicht         Möglichkeit, Klauenerkrankungen beim Einzeltier si-
erhoben. Die kompletten Umfrageresultate sind in           cher und genau zu erkennen und somit Aussagen zu
Abb. 2 dargestellt.                                        Herdengesundheit und Prävalenz machen zu können.
                                                           Aktuelle Zahlen zur Prävalenz von Lahmheiten und
                                                           Klauenerkrankungen in der Schweiz fehlen. Klauen-
Diskussion                                                 pfleger erhalten durch ihre halbjährlich durchgeführten
                                                           Besuche auf denselben Betrieben und die Pflege sowohl
In dieser Arbeit wurden drei primäre und zehn sekun-       gesunder als auch kranker Tiere einer Herde einen
däre Kennzahlen sowie dazugehörige Grenzwerte im           ­aussagekräftigen Einblick in die Klauengesundheit re-
Bereich Klauengesundheit für die Schweiz erarbeitet,        gionaler Kuhpopulationen. Die Nutzung des Erfah-
mit dem Ziel Rindvieh-Betriebe mit Klauenproblemen          rungsschatzes zertifizierter Klauenpfleger erscheint
einfach, schnell und zuverlässig zu erkennen und den        beim Definieren von Kennzahlen und Grenzwerten
Schweregrad des Problems bestimmen zu können.               daher als sinnvolle Alternative zu mangelnden Litera-
                                                            turangaben.
Eine kontinuierliche, quantitative Erhebung von Daten
zur Klauengesundheit wird heute erst in wenigen Betrie-    Die Abgangsgründe von Kühen eines Betriebes können
ben umgesetzt. Im Gegensatz dazu gelten Daten der          auf bestehende Probleme einer Herde hinweisen,4 je-
monatlichen Milchwägung oder die Dokumentation der         doch ist der Anteil der Abgänge aufgrund von Glied-
Fruchtbarkeitsparameter als unverzichtbare Instrumen-      massenproblemen schwierig zu evaluieren. Da für die
te der Bestandesbetreuung. 23 Unter den aktuellen Be-      meisten Tiere gleichzeitig mehrere Gründe existieren,
dingungen der modernen Milchviehhaltung mit einer          die in der Summe zur Abgangsentscheidung führen, ist
regelmässigen Dokumentation vieler Gesundheitsdaten        die Erfassung und Auswertung der Angaben schwierig.
genügt es heute nicht mehr, eine rein handwerklich fach-   Am zuverlässigsten erfolgt sie über die Abgangsmeldung
gerechte Klauenpflege vorzunehmen. 23 Die Beurteilung      der Zuchtverbände. Eine Arbeit aus dem Jahr 2019 hat
des Gangbildes der Kühe gehört ebenso dazu, wie eine       eine Abgangshäufigkeit, bedingt durch Gliedmassenpro-
genaue und komplette Dokumentation der an den ge-          bleme, von 11% bei den Rassen Holstein Friesian, Red
pflegten Klauen erhobenen Befunde. Lischer et al. emp-     Holstein, Schweizer Fleckvieh und Simmental festge-
fehlen, die routinemässige Klauenpflege mindestens         stellt.35 Empfehlungen aus der Literatur beschreiben
zwei Mal jährlich durchzuführen. 29 Wird diese Regel-      Grenzwerte von
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Abbildung 2: Resultate der Online Umfrage zur Festlegung der Grenzwerte der Kennzahlen 1°K1, 1°K2, 2°K4, 2°K5, 2°K6, 2°K8, 2°K10 und 2°K11
(X-Achse: Befragte Berufsgruppe, Y-Achse: Anteil der Antworten; K: Kennzahl; LW: Landwirt, TA: Tierarzt, STU: Student)

50      SAT | ASMV 1 | 2021                                                                           Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS
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nach entsprechendem Training erfassbar, 23 erfordert       Prävalenz lahmer Kühe wird durch Landwirte deutlich          Erarbeitung von Kenn­
jedoch zusätzlichen Zeitaufwand von Klauenpfleger          unterschätzt: Nur ein Viertel bzw. ein Fünftel aller lah-    zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                        zur Klauengesundheit
und Landwirt. Die Untersuchung des Gangbildes durch        men Tiere werden durch die Landwirte auch als solche         beim Schweizer Rindvieh
den Klauenpfleger ist durch den vorgegebenen Arbeits-      erkannt. 27,34 Dies wiederum bedeutet, dass die Landwir-
ablauf zeitlich stark eingeschränkt. Zusätzlich werden     te die Klauengesundheit ihrer Herde als besser einschät-     S. Huber, J. Bernhard
                                                                                                                        und A. Steiner
die Kühe aktiv zum Klauenstand geführt oder getrie-        zen als diese in Wirklichkeit ist und daher den tieferen
ben, was das Gangbild einer Kuh deutlich beeinflussen      Grenzwert wählen. Tierärzte hingegen sind ausgebildet,
kann. Aus diesem Grund müssen die durch die Klauen-        auch leicht lahme Kühe zu erkennen. Dies erklärt die
pfleger erhobenen Lahmheitsprävalenzen durchaus            Unterschiede in der Grenzwertlegung.
kritisch betrachtet werden. Momentan fehlt aber der
Tierärzteschaft die Kapazität, solche Erhebungen bei       Die Richtlinien der EFSA empfehlen Systeme zur Über-
jedem Betrieb durchzuführen. Aus diesem Grund bleibt       wachung der Lahmheitsprävalenz einzuführen. Diese
die Erhebung durch die Klauenpfleger momentan die          beinhalten unter anderem eine regelmässige Lahmheits-
einzige Möglichkeit, flächendeckend eine Lahmheits-        und Klauenkontrolle des gesamten Milchviehbestandes
prävalenz auf Herdenebene durchzuführen. Ebenso ist        (EFSA, 2009). Nur so können langfristige Erfolge er-
die visuelle Gangbildbeurteilung nach wie vor die Me-      reicht und in Zahlen (Veränderungen der Prävalenzen
thode der Wahl zur Bestimmung der Lahmheitspräva-          über die Zeit) aufgezeigt werden.
lenz. 23,41
                                                           Mit der 1°K3 (Anteil Rindvieh mit einer Klauenerkran-
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden zwischen          kung) wird, soweit den Autoren bekannt ist, ein neues,
5.0–10.0% lahme Kühe als Grenzwert vorgeschlagen.          in der Literatur bisher nicht erwähntes Kriterium zur
Die in der Literatur empfohlenen Grenzwerte liegen         Beurteilung der Klauengesundheit in einer Herde vor-
zwischen unter 10.0% bis unter 25.0% lahmer Kühe auf       geschlagen. Die Kennzahlen «Abgänge» und «Lahmhei-
einem Betrieb. 2,13–15,26                                  ten» erfassen Probleme im Bereich der Gliedmasse. Die
                                                           Kennzahl Klauenerkrankung hingegen bezieht sich
Die aktuellsten Zahlen aus der Schweiz, stammen aus        spezifisch auf Probleme im Bereich der Klauen. In Fol-
der Studie von Becker et al., aus dem Jahr 2014. Damals    ge der späteren Aufnahme in den Fragekatalog konnte
betrug die Prävalenz lahmer Kühe 14.8%.5 Studien aus       im Rahmen der vorliegenden Untersuchung keine Um-
anderen Ländern ergaben unterschiedliche Resultate,        frage bezüglich eines spezifischen Grenzwertes erfolgen.
bspw. 30.1% im Vereinigten Königreich im Jahr 201933       Daher fehlt eine Datengrundlage zur Festlegung der
oder 20.7% in Kanada im Jahr 2018. 21 Das Locomoti-        Grenzwerte der 1°K3, sowie der 2°K12 und 2°K13. Im
onscoring erfolgte bei allen erwähnten Studien nach        Rahmen zukünftiger Studien zum Thema Klauenge-
Sprecher et al. von 199734 und Kühe mit einem Score ≥2     sundheit können Rohdaten zur Prävalenz von Klauener-
wurden als lahm gezählt. Gemäss den Empfehlungen           krankungen erfasst und sollen spezifische Grenzwerte
der EFSA ist eine Lahmheitsprävalenz von bis zu 2%         definiert werden.
auf kommerziellen Farmen erreichbar. Wird eine Lahm-
heitsprävalenz von 10% überschritten wird empfohlen,       Einen besonderen Mehrwert stellt das separate Erfassen
Verbesserungsmassnahmen zu ergreifen.                      des Anteils von Klauenerkrankungen bei Rindern
                                                           (2 °K12) und Kühen ( 2 °K13) dar. Dies erlaubt eine genaue

Die Niederlande und Grossbritannien haben den Gren-        Einschätzung des Problems, sodass spezifische Mass-
zwert für die Prävalenz von lahmen Tieren gemäss der       nahmen beim Jungtier getroffen werden können, was
Federation of Veterinarians of Europe (FVE) 2 auf 5%       später eine Verbesserung der Klauengesundheit bei der
festgelegt (ab einem Lahmheitsscore >3 nach Spre-          laktierenden Herde zur Folge haben kann.
cher).37 Die FVE selber empfiehlt das Ergreifen von
Massnahmen ab einer Lahmheitsprävalenz von über            Der Grenzwert zur 2°K4 (Klötze) wurde von allen Teil-
10% auf Herdenebene. Da eine Spanne von 5–10% auch         nehmenden der Studie auf 5.0% festgelegt. Jedoch feh-
den Resultaten aus der Umfrage entspricht, erscheint es    len bisher auch hier Daten aus der Literatur. Das An-
sinnvoll den Grenzwert für die Lahmheitsprävalenz          bringen eines Klotzes während der Klauenpflege ist
gemäss FVE auf 10% festzulegen. Wobei eine Kuh mit         indiziert, wenn an einer der beiden Klauen einer Glie-
einem Locomotion Score nach Sprecher37 von >2 als          dmasse ein Klauenhorndefekt vorliegt, welcher durch
lahm gezählt wird.                                         einen therapeutischen Klauenschnitt nicht ausreichend
                                                           entlastet werden kann und so nicht optimal zur Abhei-
Wie bereits erwähnt, schlugen im Rahmen der Umfrage        lung gebracht werden kann. 26,39 Diese Aussage wird
zu 1°K2 (Lahmheit) die Landwirte einen tieferen Gren-      durch die Empfehlung, bei Erkrankungen wie dem Rus-
zwert vor (5.0%) als die Mehrheit der befragten Tierärz-   terholz’schen Sohlengeschwür und dem Weisse Linie
te (10.0%) und Studierenden (10.0%) (siehe Abb. 2). Die    Defekt (bspw. eitrige hohle Wand) einen Klotz zu kle-

Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS                                                                       SAT | ASMV 1 | 2021     51
Originalarbeiten | Original contributions

   Erarbeitung von Kenn­      ben unterstützt.13,38 Wie im Folgenden ersichtlich, wur-    Als Grenzwert für die 2°K9 l (Limax) wurde ein Wert
 zahlen und Grenzwerten       den Grenzwerte zur 2°K8 (Klauengeschwür) und                von 3.0% vorgeschlagen. Vergleicht man dies mit Prä-
    zur Klauengesundheit
                              2 °K11(Weisse Linien Defekte) von jeweils 10% erarbei-      valenzen für die Schweiz, liegen diese im selben Bereich
beim Schweizer Rindvieh
                              tet. Theoretisch müsste der Grenzwert der Anteil Klöt-      wie der erfragte Grenzwert (3.1%) 6. Zieht man Prävalen-
     S. Huber, J. Bernhard    ze also bei 20% (Summe von Grenzwert 2°K8 und 2°K11)        zen aus anderen Ländern zur Beurteilung heran, so lie-
           und A. Steiner
                              festgelegt werden. Allerdings werden auch ältere Klaue-     gen diese Ergebnisse im ähnlichen Rahmen (3.1–
                              nerkrankungen und solche, die durch einen Entlas-           8.0%).7,9 Hingegen liegt die Empfehlung zum Grenzwert
                              tungsschnitt behandelt werden können bei der Klauen-        für die 2°K9 gemäss Literatur bei 6.0%.9 Bei gehäuftem
                              pflege erfasst. In beiden Fällen wird aber kein Klotz zur   Auftreten von Limaces kann auf Schwachstellen in der
                              Therapie benötigt. Basierend aus der Umfrage und den        Klauenpflege, Zucht oder Haltung geschlossen werden.
                              erwähnten Hintergründen wurde der Grenzwert durch           Daher ist eine frühzeitige Erkennung der Limax als Be-
                              die Autorenschaft auf 10.0% festgelegt.                     standesproblem essentiell.10,18 Den Grenzwert von Kü-
                                                                                          hen mit Limax bei 5.0% zulegen erscheint sinnvoll.
                              Als Grenzwert für die Prävalenz von 2°K5 (Ballenhorn-
                              fäule) in Laufstallsystemen wurde von Tierärzten und        Der Grenzwert für 2°K10 (Klauenrehe) sollte gemäss der
                              Klauenpflegern ein Wert von 20.0% vorgeschlagen.            Umfrage bei 5.0% liegen. Bei der Klauenrehe handelt
                              Schweizweit ist zirka jede dritte Kuh von Ballenhorn-       es sich um ein sehr komplexes Krankheitsgeschehen,
                              fäule betroffen (34.0%),6 international mehr als jede       und gerade die subklinische Klauenrehe ist schwierig zu
                              zweite (53.0–62.0%).9,10,24 Die bei der Umfrage erhobe-     diagnostizieren.13 Die Prävalenz in der Schweiz (7.6%) 6
                              nen 20.0% erscheinen daher als Grenzwert nicht rea-         liegt, verglichen mit anderen Ländern, im Mittelfeld
                              listisch und zu tief. Empfohlen wird deshalb durch die      (2.7–15.9%).9,32 Da das Vorkommen dieser Erkrankung
                              Autoren ein Grenzwert von 30.0% für die Prävalenz           in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen und
                              von Ballenhornfäule in einer Milchviehherde im Lauf-        mit der breiten Anwendung der Fütterung von ausgewo-
                              stall.                                                      genen Totalmischrationen als Herdenproblem an Be-
                                                                                          deutung verloren hat, wird die Grenze bei den vorge-
                              Zur 2°K6 (Dermatitis digitalis) sind Daten von allen drei   schlagenen 5.0% festgelegt.
                              Berufsgruppen vorhanden, und der Grenzwert wurde
                              einstimmig bei 20.0% gelegt. In der Schweiz liegt die       Gemäss den Umfrageresultaten erachten Klauenpfleger
                              Prävalenz von Dermatitis digitalis bei 29.1%,6 dies ist     und Tierärzte einen Grenzwert zur Prävalenz von
                              vergleichbar mit ausländischen Herden mit 21.0–             2 °K11(Weisse Linien Defekte) von 10.0% als adäquat.

                              29.0%.10,25 Aufgrund der infektiösen Ätiologie der Der-     Verglichen mit der Prävalenz aus der Schweiz (4.8%) 6
                              matitis digitalis ist es sinnvoll, schnell und konsequent   und dem internationalen Raum (14.0%),10 wird dieser
                              Massnahmen zu ergreifen, sodass die Ausbreitung so-         Bereich bestätigt. Die Grenze von 10.0% Anteil an Kü-
                              wohl innerhalb einer als auch zwischen den Herden li-       hen mit Weissen Linien Defekten einer Herde wird da-
                              mitiert werden kann. Der Vorschlag der Befragten, den       her empfohlen.
                              Grenzwert auf 20.0% betroffener Tiere festzulegen, er-
                              scheint deshalb angemessen.                                 Die vorgeschlagenen Grenzwerte zu 2°K4 (KL) und 2°K7
                                                                                          (Doppel Sohle) unterschieden sich zwischen Klauen-
                              Der Grenzwert von 2°K7 (Doppelte Sohle) wurde durch         pflegern und Tierärzten signifikant, wobei Klauenpfle-
                              die Befragten bei 5.0% gelegt. In der Schweiz weist rund    ger die Grenzwerte deutlich tiefer ansetzten. Ein Grund
                              jede vierzigste Kuh eine Doppelsohle auf (2.5%),6 was       dafür könnte darin liegen, dass Klauenpfleger während
                              seltener scheint als in ausländischen Herden (3.3–          der routinemässigen Klauenpflege mehrheitlich die ge-
                              11.3%).30,36 In Anbetracht der niedrigen Prävalenz in       samte Herde pflegen und dadurch häufig auch gesunde
                              der Schweiz erscheint der Vorschlag der Befragten, den      Klauen beurteilen. Dem Tierarzt hingegen werden
                              Grenzwert auf 5.0% Kühe mit doppelter Sohle festzu-         mehrheitlich schwer lahme Kühe vorgestellt, bei denen
                              legen als passend.                                          eher schwerwiegendere Krankheiten zu erwarten sind
                                                                                          und die weiter reichende therapeutische Massnahmen
                              Der vorgeschlagene Grenzwert von 2°K8 (Klauenge-            (wie beispielsweise einen Klotz) benötigen.1 Es ist vor-
                              schwüre) in einer Herde wurde von den Befragten auf         stellbar, dass die Tierärzte den Anteil an Klötzen über-
                              6.0% (Klauenpfleger) bzw. 8.0% (Tierärzte) gelegt. Ver-     schätzen, da sie weniger häufig mit gesunden Klauen
                              gleicht man dies mit in Studien erhobenen Prävalenzen       lahmheitsfreier Kühe konfrontiert sind.
                              (Schweiz: 15.8%, 6 Frankreich: 7.0%)10 erscheinen die
                              Grenzen aus den Umfragen für Schweizer Herden tief.         Ebenso werden Doppelsohlenerkrankungen vermutlich
                              Bei einem Anteil von 10.0% Kühen mit Klauengeschwü-         häufiger dem Tierarzt vorgestellt, sodass sich die signi-
                              ren von einem Bestandesproblem auszugehen, erscheint        fikanten Unterschiede bei der Grenzwertfestlegung ana-
                              den Autoren sinnvoll.                                       log zur 2°K4 Klötze erklären lassen.

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Originalarbeiten | Original contributions

In Tabelle 3 sind die Kennzahlen mit den dazugehöri-       angepasst werden können, um die Kennzahlen definitiv          Erarbeitung von Kenn­
gen, vorgeschlagenen Grenzwerten dargestellt.              zu etablieren.                                                zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                         zur Klauengesundheit
                                                                                                                         beim Schweizer Rindvieh
Künftige Anpassungen der Grenzwerte
Basierend auf einer Dokumentation der Klauenerkran-        Schlussfolgerung                                              S. Huber, J. Bernhard
                                                                                                                         und A. Steiner
kungen durch die Klauenpfleger und den so verfügbaren
Prävalenzdaten können die definierten Grenzwerte auf       Damit qualitativ hochwertige Daten erhoben und eine
Aktualität geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.    solide Basis für statistische Auswertungen sowie weiter-
Im Zuge der fundierten Ausbildung der Klauenpfleger        führende Untersuchungen geschaffen werden können,
und der Einhaltung einheitlicher Klauenpflegemetho-        sind eine gute Ausbildung der Klauenpfleger und Tier-
den ist zu hoffen, dass die Prävalenz von mechanisch       ärzte, sowie ein standardisiertes Vorgehen bei der Beur-
bedingten Klauenerkrankungen, wie dem Klauenge-            teilung der Klauengesundheit notwendig. Nur wenn die
schwür, abnimmt.19 Dies könnte zur Folge haben, dass       Datenerhebung vollständig und ausführlich erfolgt,
der Grenzwert für Klauengeschwüre künftig nach unten       können aussagekräftige Rückschlüsse auf Einzeltier-,
korrigiert werden kann. Im Gegensatz dazu ist zu erwar-    Herden-, und Landesebene gezogen werden. Die hier
ten, dass die Prävalenz infektiöser Klauenerkrankungen     erarbeiteten und vorgeschlagenen Kennzahlen und
trotz steigendem Kenntnisstand über die Krankheit          Grenzwerte (Tabelle 3) helfen, die Tier- und speziell die
zunimmt und die jeweiligen Kennzahlen dahingehend          Klauengesundheit gemäss standardisiertem Vorgehen
nach oben korrigiert werden müssen.                        zu bewerten. Diese sind deshalb ein wertvolles Instru-
                                                           ment zur Beurteilung der Klauengesundheit bei Rind-
Limitationen der Studie                                    viehbetrieben in der Schweiz.
Wie aus den Resultaten erkennbar, liegt der Anteil an
Tierärzten (n=113) in der Online-Umfrage deutlich über
dem der Landwirte (n=33) und der Studierenden der          Dank
Veterinärmedizin (n=23). Ein Einfluss dieser Überre-
präsentation ist nicht auszuschliessen, aber erscheint     Die Autoren bedanken sich bei allen beteiligten Klau-
den Autoren auch nicht zwingend als Nachteil. Handelt      enspezialisten der Expertenrunde, Tierärzten, Klauen-
es sich doch bei Tierärzten um Fachpersonen der Tier-      pflegern, Landwirten und Studierenden der Veterinär-
gesundheit und sind diese so auch kompetente Experten      medizin für die aktive Teilnahme an den Umfragen.
zur Einschätzung derer.                                    Diese Arbeit wurde im Rahmen des BLW Ressourcen-
                                                           projektes «Gesunde Klauen – das Fundament für die
Aufgrund der unterschiedlichen Art der Fragestellung       Zukunft» (www.gesundeklauen.ch; www.onglonssains.
der beiden Umfragen (offen vs. geschlossen) bei Klau-      ch) durchgeführt.
enpflegern und Tierärzten/Landwirten/Studierenden
lassen sich die Resultate nicht 1:1 miteinander verglei-
chen. Im Zeitraum der Datenerhebung bestand nicht
die Möglichkeit, die Online-Umfrage mit einer grossen      Tabelle 3: Übersicht Kennzahlen mit den dazugehörigen, vorgeschlagenen Grenzwerten
Anzahl von Klauenpflegern durchzuführen, daher wur-
                                                                            Primäre Kennzahlen mit vorgeschlagenen Grenzwerten
de die Alternative der schriftlichen Umfrage genutzt. In
künftigen Untersuchungen muss auf ein einheitliches            Kennzahl#                  Kennzahl                          Grenzwert
                                                                  1°K1                    Abgänge                              15%
Vorgehen bei der Fragestellung geachtet werden.
                                                                  1°K2                    Lahmheit                             10%
Da bis anhin keine Kennzahlen zur Klauengesundheit                1°K3              Klauenerkrankungen                 Grenzwert ausstehend
definiert wurden, sind nur wenige Daten zu den indivi-                     Sekundäre Kennzahlen mit vorgeschlagenen Grenzwerten
duellen Fragestellungen vorhanden. Zudem fehlt eine               2 °K4                    Klötze                              10%
aktuelle Prävalenzstudie zu Klauenerkrankungen in                 2 °K5               Ballenhornfäule                          30%
Schweizer Milchviehbetrieben, um die Grenzwerte der               2 °K6              Dermatitis digitalis                      20%
aktuellen Situation entsprechend zu definieren. Gren-             2 °K7               Doppelte Sohle                           5%
zwerte der Kennzahlen können in verschiedenen Län-                2 °K8              Klauengeschwüre                           10%
dern unterschiedlich definiert werden. Es macht keinen
                                                                  2 °K9                    Limax                               5%
Sinn, die Grenzwerte in einen Bereich zu legen, welcher
                                                                 2 °K10                 Klauenrehe                             5%
nur von einem Bruchteil der Betriebe in einem/r Land/
                                                                                  (subakut;akut;chronisch)
Region erreicht werden kann. Daher sind künftig Stu-             2 °K11             Weisse Linie Defekte                       10%
dien nötig, die auf Betriebsebene Daten zur Klauenge-
                                                                 2 °K12           Klauenerkrankungen Rind              Grenzwert ausstehend
sundheit erheben, sodass die hier vorgeschlagenen Gren-
                                                                 2 °K13           Klauenerkrankungen Kuh               Grenzwert ausstehend
zwerte für die Schweiz bestätigt oder, wenn nötig

Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS                                                                       SAT | ASMV 1 | 2021      53
Originalarbeiten | Original contributions

   Erarbeitung von Kenn­      Développement de chiffres-clés et de                         Evoluzione delle cifre e valori limite
 zahlen und Grenzwerten
    zur Klauengesundheit
                              valeurs limites en matière de santé                          per la salute degli zoccoli nei bovini
beim Schweizer Rindvieh       des onglons chez les bovins suisses                          in Svizzera
     S. Huber, J. Bernhard    La médecine de troupeau est un domaine de la buiatrie        La medicina delle mandrie è un settore della medicina
           und A. Steiner
                              caractérisé par des visites régulières et systématiques      veterinaria contraddistinto da sistematiche visite e
                              du vétérinaire afin d’améliorer la santé et les perfor-      consultazioni regolari da parte del veterinario per mig-
                              mances des animaux, la qualité des produits animaux          liorare la salute e le prestazioni dell’animale, la qualità
                              et finalement la satisfaction du personnel des exploi-       dei prodotti animali e, in ultima analisi, la soddisfazi-
                              tations. Des chiffres-clés établis au niveau internatio-     one del personale dell’azienda. 26 Nei settori della
                              nal, tels que l’âge au premier vêlage, le taux de recon-     ­fertilità e della salute della mammella, da parecchio
                              naissance des chaleurs ou le pourcentage de vaches            vengono utilizzate cifre chiave stabilite a livello inter­
                              atteintes de mammite clinique par mois (%), sont              nazionale come l’età del primo parto, il tasso di rile-
                              disponibles depuis longtemps dans les domaines de la         vamento del calore o la percentuale di vacche affette
                              fertilité et de la ­santé du pis. Ces chiffres-clés aident   da mastite clinica al mese (%). 26 Queste cifre chiave
                              les vétérinaires à reconnaître et à définir les problèmes    aiutano i veterinari a riconoscere e definire i problemi
                              de santé au niveau du troupeau à un stade précoce et          di salute a livello della mandria in fase iniziale e a
                              à élaborer des mesures pour leur amélioration. De tels        elaborare misure per il loro miglioramento. Queste
                              chiffres-clés font actuellement défaut dans le domaine        cifre purtroppo sono attualmente assenti nel campo
                              de la santé des onglons, ce qui rend l’identification         della salute degli zoccoli, rendendo così notevolmente
                              standardisée des exploitations à problèmes considéra-         più difficile l’identificazione standardizzata delle azi-
                              blement plus difficile. Compte tenu de l’influence            ende agricole a problemi. Considerando l’influenza
                              négative permanente des problèmes de santé des on-            negativa permanente dei ­problemi della salute degli
                              glons sur la fertilité, les performances et le bien-être      zoccoli sulla fertilità, sulla prestazione e sul benessere
                              des animaux en général, il est clair à quel point les         generale degli animali, diventa evidente quanto le cif-
                              indicateurs de santé des onglons seront précieux à            re sulla salute degli zoccoli saranno importanti nel
                              l’avenir. L’objectif de ce travail était donc de dévelop-     futuro. L’obiettivo di questo lavoro era di sviluppare
                              per des indicateurs primaires et secondaires de la san-       degli indicatori primari e secondari sulla salute degli
                              té des onglons et de définir les valeurs limites corres-      zoccoli e di identificare, per la Svizzera, dei valori li-
                              pondantes pour la Suisse. Sur la base d’une recherche         mite corrispondenti. Sulla base di una ricerca della
                              documentaire, plusieurs indicateurs primaires et se-          letteratura, sono stati sviluppati diversi indicatori pri-
                              condaires ont été développés (1˚K: problème de trou-          mari e secondari (1˚K: problema della mandria Sì/No,
                              peau Oui/Non, 2˚K: classification du problème). Ceux-         2˚K: classificazione del problema). Questi sono stati

                              ci ont été discutés dans un groupe d’experts composé          discussi in un gruppo di esperti composto da veteri-
                              de vétérinaires praticiens, de personnel du service           nari per la mandria in esercizio, da personale del ser-
                              suisse de santé des troupeaux bovins et de professeurs        vizio sanitario dei bovini e da professori universitari
                              d’université en ce qui concerne leur pertinence et leur       in merito alla loro possibile applicazione pratica e alla
                              éventuelle mise en œuvre pratique. En fin de compte,          loro rilevanza. Infine, 3 indicatori primari e 10 indi-
                              3 indicateurs primaires et 10 indicateurs secondaires         catori secondari sono stati considerati idonei nel
                              ont été jugés appropriés pour évaluer un troupeau en          valutare una mandria dal punto di vista della salute
                              ce qui concerne la santé des onglons. Les principaux          degli zoccoli. Gli indicatori principali erano: la percen-
                              indicateurs clés étaient: la proportion de vaches quit-       tuale di animali eliminati a causa di un problema agli
                              tant le troupeau en raison d’un problème d’onglons,           zoccoli, la percentuale di animali affetti da zoppie in
                              la proportion de vaches d’un troupeau boiteuses et la         una mandria e la percentuale di bovini con almeno
                              proportion de bovins atteints d’au moins une maladie          una malattia agli zoccoli. I dati vengono definiti in
                              des onglons. Les valeurs limites provisoires correspon-       modo dettagliato nel testo seguente. I relativi valori
                              dantes (dépassant la valeur = problème) pour la Suisse        limiti provvisori (superamento del valore = problema)
                              ont été élaborées au moyen d’enquêtes auprès des éle-         per la Svizzera sono stati raccolti tramite un sondaggio
                              veurs, des ongleurs, des étudiants en médecine vétéri-        presso gli agricoltori, tagliatori di zoccoli, studenti in
                              naire et des vétérinaires. En outre, les recommanda-          medicina veterinaria e veterinari. Inoltre sono state
                              tions de la littérature et des études de prévalence           utilizzate le raccomandazioni provenienti dalla lette-
                              actuelles ont été utilisées pour adapter les valeurs li-      ratura e dagli studi attuali per adattare i valori limiti
                              mites définies à la situation des exploitations agricoles     definiti alla ­situazione delle aziende svizzere. Nei pros-
                              suisses. Dans les années à venir, le projet de santé des      simi anni, nell’ambito del progetto per la salute degli
                              onglons «Des onglons sains- le fondement pour l’ave-          zoccoli «­ Zoccoli sani – un’ottima base per il futuro»,
                              nir» collectera les valeurs de prévalence actuelles des       verranno raccolti regolarmente i valori attuali di pre-

54      SAT | ASMV 1 | 2021                                                                          Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions

maladies des onglons et les valeurs limites seront en-            valenza delle malattie degli zoccoli e i valori limiti          Erarbeitung von Kenn­
suite ajustées et spécifiées en conséquence.                      saranno quindi adattati e specificati di conseguenza.           zahlen und Grenzwerten
                                                                                                                                  zur Klauengesundheit
Mots clés: Santé des troupeaux, chiffres-clés, onglons,           Parole chiave: Salute della mandria, valori, zoccoli, zoppia,   beim Schweizer Rindvieh
­b oiterie, prévalence, bovins                                    prevalenza, bovini
                                                                                                                                  S. Huber, J. Bernhard
                                                                                                                                  und A. Steiner

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                                                                            VI, Derks M, Hooijer GA, Hogeveen H. Financial
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Band 163, Heft 1, Januar 2021, 43–56, © GST | SVS                                                                                 SAT | ASMV 1 | 2021     55
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