ERASMUS IN LAUSANNE (CH) - Studienfach: VWL Zeitraum : WS 2010 - SS 2011

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Florian Brand
Student der VWL an der          E-Mail: florian.brand@hotmail.com
Universität München

ERASMUS IN LAUSANNE (CH)
Studienfach: V W L
Zeitraum : W S 2010 – SS 2011
FLORIAN BRAND      WS 2010 & SS 2011

ERASMUS in der „Suisse Romande“

ORGANISATORISCHES

Erfahrungsgemäß erhält man alle nötigen Unterlagen frühzeitig aus Lausanne, was man
von anderen Universitäten nicht ohne weiteres behaupten kann. Jetzt bleibt nur noch eine
letzte Hürde: die Wohnungssuche. Und die hat es leider in sich. Auch dieses Jahr sind viele
ERASMUS Studenten angesichts des stark umkämpften Wohnungsmarktes ohne feste
Wohnungszusage nach Lausanne gekommen und haben sich teilweise anfangs auf dem
Camping Platz einmieten müssen.

Um solchen Unannehmlichkeiten vorzubeugen, ist es essentiell umgehend nach der
erhaltenen Zusage auf die Webseite der Anlaufstelle der Studentenwohnheime
(www.fmel.ch) zu gehen, um sich für ein Zimmer zu bewerben. Es ist sehr wichtig die
„Inscription“ frühzeitig zu tätigen, da die Vergabe der Zimmer nach dem Motto „first
come, first served“ gehandhabt wird.

Ich selbst habe im „Falaises“ Studentenwohnheim gewohnt und kann dieses
uneingeschränkt weiterempfehlen. Es liegt sehr ruhig in einer Seitenstraße etwas oberhalb
der Stadt. Mit etwas Glück erwischt man ein Süd-Zimmer mit einem traumhaften Blick auf
Lausanne, den Genfer See und die französischen Alpen. Es ist meiner Meinung nach eines
der bestgelegensten Häuser. Die Innenstadt ist zu Fuß in 10 Minuten erreichbar und eine
Metro Station befindet sich direkt vor der Tür. Da die Metro nur bis ca. 24 Uhr fährt, ein
nicht zu vernachlässigbares Kriterium für die Wohnungssuche.

Wenn ihr ein Zimmer im Wohnheim bekommen habt, braucht ihr keine Möbel
mitzubringen. Die Zimmerausstattung im Falaises umfasst ein Bett, zwei große Schränke,
Schreibtisch, Stuhl und zudem einen Kühlschrank im 14m² kleinen etwa 420€ teuren
Zimmer. Geschirr & Kochutensilien solltet ihr jedoch nicht vergessen. Meistens teilt man
sich das Bad mit 2 weiteren Studenten und die große Küche mit der ganzen Etage (etwa 25
Studenten). Letzteres hört sich vielleicht etwas problematisch an, hat sich aber im
Endeffekt als sehr angenehm entpuppt, da man schnell Anschluss findet und eigentlich
immer was los ist. Internet ist im Zimmerpreis mit inbegriffen.

Für ambitionierte Französischlerner gilt die Wohnheimempfehlung allerdings nur
eingeschränkt. Um sich wirklich zu verbessern ist eine „Collocation“ mit französisch-
sprachigen Mitbewohnern deutlich hilfreicher, da im Wohnheim zu 99% auf Englisch
kommuniziert wird.
ANKUNFT IN LAUSANNE

1) Stipendium
Für das ERASMUS-Studium in Lausanne bekommt man kein Geld aus dem EU-
Mobilitätszuschuss, sondern direkt Geld vom Schweizer Staat. Bei uns waren es für die 2
Semester zusammen 2250,- CHF (ca. 1700-1800 €), was vielleicht ein wenig darüber
hinwegtröstet, dass in der Schweiz alles teurer ist als man es gewohnt ist. Zudem ist der
Franken so stark wie nie und der Wechselkurs dementsprechend katastrophal. Um das
Geld zu erhalten braucht ihr ein Schweizer Konto. Crédit Suisse oder die UBS ist eine gute
Adresse mit guten Konditionen und manchmal auch Studentengeschenken!
Bevor ihr ein Schweizer Bankkonto eröffnen könnt, braucht ihr eine Meldebescheinigung
von der Stadt, die man nach Vorlage der ERASMUS- Unterlagen von der Université de
Lausanne und bei Zahlung von 40 Franken ohne weiteres bekommt. Stellt euch schon
einmal darauf ein: Alles in der Schweiz kostet Geld!

2) Krankenversicherung
Eine Auslandskrankenversicherung braucht ihr keine Abschließen, wenn ihr eine EU-
Krankenversicherungskarte besitzt. Privatversicherte müssen sich ein Formular von der
Stadt holen, und dieses von der Deutschen Versicherung ausfüllen lassen.

3) Auto
Wer sich dazu entscheidet ein Auto mitzunehmen braucht eine „Macaron“ von der Stadt,
um auf den blauen Zonen parken zu dürfen. Sonst gibt es nämlich keine kostenfreie
Parkplätze in Lausanne. Kostet für ein Jahr 420,- CHF, also ca. 1€/Tag. Für die ersten Tage
könnt ihr die kostenpflichtigen P+R Zonen nutzen. Ist zwar teuer für 10CHF/Tag, man
kriegt aber auch ein Tagesticket für die Metro. (Siehe
www.lausanne.ch/view.asp?domId=62199&language=D)

4) Halbtax/Demi Tarif – Die Schweizer Bahncard 50
Da viele von der Uni organisierte Ausflüge mit der Bahn bestritten werden, kann ich den
Demi-Tarif nur empfehlen. Gilt für Bus, Bahn und Schiff und gibt es für uns zu
vergünstigten Konditionen.

UNIVERSITÄT

Die Technische Universität (EPFL) sowie die Université de Lausanne (UNIL) befinden
sich beide in direkter Nachbarschaft und in herrlich idyllischer Lage direkt am Genfer See
etwas außerhalb der Stadt. Beide Universitäten sind mit der Metro in etwa 10 Minuten zu
erreichen. Ich erwähne die EPFL deshalb, da dort auf dem Campus seit 2010 mit dem

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preisgekrönten „Rolex Learning Center“ eine der schönsten und modernsten Bibliotheken
der Welt zu finden ist (www.rolexlearningcenter.ch).

Die Mensa der UNIL bietet neben einem riesigen Salatbuffet jeden Tag zahlreiche
Gerichte die für Mensaverhältnisse sehr schmackhaft sind. Preislich liegen die Gerichte mit
7-12 CHF aber auch deutlich über Deutschen Mensapreisen. Wasser gibt es immer gratis
zum Essen dazu. Wer mal etwas Abwechslung haben will, dem sei es empfohlen auf dem
EPFL Campus mit seinen vielen kleinen Studentenrestaurants vorbei zu schauen. Die
Preise liegen hier um die 11 CHF.

Von Außen ist die Uni leider nicht sonderlich ansehnlich. Dies ist unter anderem darauf
zurück zuführen, dass die meisten Gebäude aus den 70er und 80er Jahren stammen. An der
Uni herrscht nichtsdestotrotz insgesamt eine sehr gemütliche Atmosphäre. Zudem findet
man einige Geschäfte, die neben Schreibwaren auch Lebensmittel verkaufen.

In allen Gebäuden stehen neben dem obligatorischen Wireless-Lan viele Macs zur freien
Nutzung zur Verfügung. Über die Macs kann man Skripte über sein Druckkonto (500
Seiten sind gratis) ausdrucken.

Insgesamt fällt die hohe Serviceorientierung der administrativen sowie akademischen
Mitarbeiter und Professoren auf. Auf Mails bekommt man z.B. ausnahmslos innerhalb von
24 Stunden eine Antwort. Einziges organisatorischen Manko: Die Klausurtermine werden
mit 1-2 Wochen vor Start der Klausurphase für LMU Verhältnisse recht kurzfristig
angekündigt. Den Raum, wo das entsprechende „Examens“ stattfindet, erfährt man zudem
erst etwa eine Stunde vor Klausurbeginn per Aushang.

STUDIUM & KURSWAHL

Das Niveau der VWL Kurse ist auf LMU Niveau und teilweise noch etwas fordernder. Die
BWL Kurse sind meiner Einschätzung nach tendenziell leichter aber der Arbeitsaufwand
ist durch fällige Assignments (Einzel- oder Gruppenarbeiten) deutlich höher als an der
LMU. Die Assignments sind auch in einigen wenigen VWL Fächern obligatorisch und
machen generell je nach Fach 20 bis 50 Prozent der Endnote aus. Vor allem in den BWL
Kursen müssen viele der Hausarbeiten auch vor den Kommilitonen präsentiert werden.
Eine Unterteilung in Übungen und Vorlesung gibt es nur in Ausnahmefällen. Die
Anwendung der Theorie findet entweder direkt in den Vorlesungen oder durch die
angesprochenen Assignments statt.

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Die Teilnehmerzahl von Lehrveranstaltungen liegt in der BWL durchschnittlich bei ca. 35
und bei VWL Kursen bei etwa 50-60. Insbesondere bei BWL Kursen kam es so zu deutlich
mehr Interaktion als bei LMU-Veranstaltungen.

Nahezu alle BWL Kurse werden in Englisch angeboten. In der VWL hält sich das
Verhältnis von Französischen zu Englischen Kursen in etwa die Waage. An dieser Stelle
sei darauf hingewiesen, dass die Belegung von französischen Vorlesungen mehr bringt als
jeder Sprachkurs.

Unter den BWL-Kursen hat mir im Wintersemester insbesondere „Operations
Strategy“ und „Human Branding“ und im Sommersemester „Corporate Responsibility: The
Environmental Perspective“ sowie „Communications Marketing“ gefallen. Alle Kurse
waren sehr gut strukturiert und basierten größtenteils auf Case Studies und interaktiven
Elementen. In Operations Strategy wurde z.B. viel mit Cases und Simulationen des
Harvard Business Reviews gearbeitet, die dann wiederum vor der Klasse präsentiert und
diskutiert wurden. Bei Communications Marketing galt es eine vollständige
Kommunikationsstrategie für die Einführung eines Elektrorollers von Mini zu entwickeln
und zu präsentieren.

Von den VWL Kursen kann ich im ersten Semester „Histoire de la pensée
economique“ empfehlen. Da es kein Skript gibt ist es Anfangs zwar relativ zeitintensiv
mitzukommen. Mit Hilfe der Begleitlektüre kann man dann aber relativ gut in die
Geschichte der ökonomischen Theorien eintauchen. Ich fand dieses Fach extrem wertvoll,
da man danach ein viel besseres Verständnis für theoretische Konzepte hat, da man weiß
unter welchen Umständen und Rahmenbedingungen sie entstanden sind. Von
„Organisation Industrielle“ würde ich eher die Finger lassen, wenn man die
Mikroökonomie nicht zu seinen Lieblingsfächern zählt. Die Klausur war ferner
unverhältnismäßig schwer. Im Sommersemester sind die Kurse „Fondement psychologique
d’economie“ (Behavioral Economics par excellence) und „Commerce international et
intégration européenne“ (Die erste Hälfte basiert auf dem Lehrbuch „International
Economics“ von Paul Krugman, in der zweiten Hälfte wendet man die gelernten Theorien
auf Europa/EU/EURO an) besonders hervorzuheben.

Generell ist zu beachten, dass auch der Zeitaufwand für 3 ECTS enorm und mitunter fast
so hoch wie für manches 6 ECTS Fach an der LMU ist.

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FREIZEIT

Die Möglichkeiten, sich in und um Lausanne auf angenehme Weise die Freizeit zu
vertreiben sind schier endlos. Für den Kulturinteressierten gibt es viele Museen und
Theater auf hohem Niveau.

Für alle Sportler hat die Umgebung und die Uni auch einiges zu bieten. Neben Skisport im
Winter (Tipp: Tageskarten für Verbier gibt es in der „Villa du sport“ der Uni deutlich(!)
günstiger als am Lift) kommt man insbesondere im Sommer auf seine Kosten. Das
Angebot reicht von Fußball, über Tennis bis hin zu Segeln und Surfen über die Uni eigene
Nautique Station. Das Angebot ist wirklich schier unerschöpflich.

Die Ausflüge des Service des „Affaires Socio-culturelles“ sind sehr begehrt und ich rate
jedem den ein oder anderen Trip mit zu machen. Nicht nur ist der Spaßfaktor enorm, die
Fahrten werden auch extrem subventionier, sodass Preise von nur ca. 100 Franken für
einen viertägigen Ausflug verlangt werden. Eine wirklich sehr gute Möglichkeit die
Schweiz zu erkunden.

Für die Feierwütigen bieten sich zudem die wöchentlichen Pubnights an. Diese werden von
der studentischen Organisation „Xchange“ organisiert und es kommen dort regelmäßig alle
internationalen Studenten zusammen. In den Clubs und Bars gelten dann Studentenpreise
und meistens wird kein Eintritt verlangt. Davon abgesehen ist Lausanne für seine
Clubszene in der ganzen Schweiz bekannt und man kommt – egal welche Musikrichtung
man präferiert – absolut auf seine Kosten.

FAZIT

Das ERASMUS-Jahr in der französischen Schweiz war eine sehr schöne Zeit und ich kann
nur jedem Empfehlen sich für die HEC Lausanne zu bewerben. Das Freizeitangebot in
Lausanne am Genfer See ist endlos - im Winter sowie im Sommer! Das Studium ist
intensiv, dafür aber auch sehr gut organisiert und wenn man sich darauf einlässt, kann man
auch einiges mitnehmen.

                Bei Fragen könnt ihr euch gerne persönlich unter
                 florian.brand@hotmail.com an mich wenden!

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