Erfahrungen aus dem COVID-HÄND OÖ - Dr. Lisa-Maria Kellermayr, 1.Dezember 2020

 
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Erfahrungen aus dem COVID-HÄND OÖ - Dr. Lisa-Maria Kellermayr, 1.Dezember 2020
Erfahrungen aus dem
 COVID-HÄND OÖ

    Dr. Lisa-Maria Kellermayr, 1.Dezember 2020
Erfahrungen aus dem COVID-HÄND OÖ - Dr. Lisa-Maria Kellermayr, 1.Dezember 2020
Wer und was ist der COVID-Händ?
                                          Aktueller Stand

Hausärztlicher Notdienst für :
  - Covid-postive Patienten
  - Menschen in Quarantäne
  - Verdachtsfälle die auf die Testung oder das Testergebnis warten

Standorte:
   - An Wochentagen: Gallneukirchen, Linz, Vöcklabruck
   - An Wochenenden und Feiertagen zusätzlich: Altheim & Sierning
Personal:

  - Fahrer: werden vom Roten Kreuz gestellt; meistens ausgebildete Rettungssanitäter
  - Arzt: Freiwillige mit Ius Practicandi - Allgemeinmedizin & Fachärzte aller Richtungen
        unabhängig von bisheriger oder anderer beruflicher Tätigkeit z.B. Reha- und Kur-Ärzte,
        Praxisinhaber, angestellte Ärzte, pensionierte Ärzte, …

        Bei Interesse einfach melden!
Ausstattung

An jedem Standort anders —> wird vom RK auf Bezirksebene organisiert

- Unterschiedliche Fahrzeuge

- Unterschiede im zur Verfügung gestellten Material (Medikamente, Schutzausrüstung, Diagnostik,…)

Beispiel vom Standort Vöcklabruck
Ablauf:

Anruf von Rettungsleitstelle —> PatientInnendaten + Rückrufnummer wird auf Smartphone-App gespielt
—> Telefonat mit PatientIn

Strukturierte telefonische Anamnese:

- Seit wann Symptome? CAVE: Verschlechterung 5-8 (10) Tage nach Symptombeginn

- Fieber: geht oft wild auf und ab und kann lange dauern trotz Medikation (bis zu 3 Wochen);
         CAVE: Schwäche, Sturzgefahr

- Muskelschmerzen / Kopfschmerzen: kann extreme Ausprägungen haben! Wärme, Entspannung, Massage vom
  Partner :-)

- Halsschmerzen vs. Schluckschmerzen: Schmerzqualität? „weiße Flecken auf den Mandeln“?
- Husten: Mit oder ohne Auswurf? Tageszeitliche Schwankungen? Im Sitzen? Im Liegen? Bei
 Belastung?

- Atemnot: Begriff muss erklärt werden!!! Pat. am Telefon z.B. Stufen steigen lassen
- Beklemmungen / Druck in der Brust: Auf Fingerdruck stärker? Bewegungsabhängig?
 Atemabhängig? Lageabhängig?

- GI-Symptome: Appetitlosigkeit? Übelkeit? Erbrechen? Durchfall? CAVE: Flüssigkeitszufuhr
 ausreichend?

- Schlafstörungen / Psyche: Ursache für Schlafstörung Schmerzen, Husten oder Atemnot? Ängste?
- Vorerkrankungen:
 CAVE: DM —> Entgleisungen?
       Bettlägerigkeit —> Blutverdünnung? Versorgung & Pflege?
       hohes Alter
      Adipositas (persönliche These: jedes Kilo über BMI 25 ca. wie 1 Jahr älter)
       COPD
Visite:
So kurz als möglich!!!

Fenster öffnen lassen, für Frischluftzufuhr sorgen wenn irgendwie möglich

Schutzkleidung:
Gut = dicht sitzende FFP2-Maske, 2 Paare Handschuhe, Schutzbrille, Schutzkittel

- SpO2 in Ruhe (CAVE: Nagellack, kalte Hände, Durchblutungsstörungen, …)
- SpO2 unter geringer Belastung (z.B. 1 Stockwerk Stufen steigen)
- Lunge auskultieren
- Fieber messen
- Inspektion Rachen
- Ev. Inspektion Ohren
- Ev. RR-messen
- Ev. BZ-messen
SpO2-Messung zu Hause - Was ist für PatientInnen wichtig zu wissen?

-Pulsoximeter, AppleWatch, Handy-App bei Samsung-Smartphones,……
-Kein Nagellack, Gel- oder Acrylnägel!
-Hände müssen warm sein
-An mehreren Fingern probieren
-Warten! Viele Geräte brauchen etwas um einen korrekten Wert zu liefern…
-Ruhewert soll mind. 94% sein
-2 x täglich kleiner Belastungstest
     -mit Pulsoxymeter 1 Stockwerk auf und ab gehen oder 2 Minuten in der Wohnung herumgehen
     -hinsetzen und 2-3 Minuten warten
     -zuerst wird die Sättigung gleich bleiben oder sogar 1-2% steigen, dann kommt ev. ein kurzer
     Abfall, bevor die Sättigung wieder steigt —> Wert darf hier nicht unter 90% sinken
Meine persönlichen                    Medikamente bei Covid-Patienten:

1. Paracetamol
2. Dexibuprofen oder Ibuprofen
3. Pantoprazol
4. Metoclopramid
5. Sirdalud
6. Tantum verde - Mundspray
7. Symbicort
8. Amoxicillin/Clavulansäure (Augmentin) + Antibiophilus
9. Clarithromycin (Klacid)
10. Paracodein
Weiter Erfahrungswerte:

Patienten spüren den Sättigungabfall subjektiv lange nicht! Deshalb unbedingt 2x tgl. Belastungstest.

Verschlechterungen können innerhalb weniger Stunden dramatisch sein —> Wer am Abend über
Dyspnoe klagt kann nicht auf den nächsten Tag verschoben werden!

Wenn ein Patient Belastungsdyspnoe angibt (nicht Schmerzen beim Atmen), dann muss er gesehen
werden - egal wie gut/fit er sich am Telefon anhört und wie jung er ist!!!

Ältere Menschen mit Migrationshintergrund ohne Sprachkenntnisse melden sich oft extrem spät.

Haushaltsmanagerinnen spiele Symptome oft herunter & rufen wegen Eltern/Schwiegereltern/Partner
oder Kinder an obwohl es ihnen selbst viel schlechter geht!

Die Menschen haben sehr oft sehr große Angst.

Bei Einweisung aus sozialer Indikation / Versorgungsproblemen lohnt es sich, sich direkt mit dem
Diensthabenden im KH abzusprechen.
Die Behandlung von

COVID-19    - PatientInnen

   ist keine Hexerei!
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