Erfahrungsbericht Erasmus+ Aufenthalt WS 2020/21
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Erfahrungsbericht Erasmus+ Aufenthalt WS 2020/21 Gastland/Gastinstitution: Frankreich, Université Jean Monnet Saint-Etienne Studienrichtung an der Universität Graz: Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung, UF Englisch/Französisch Studienlevel: BA Aufenthaltsdauer an der Gastinstitution: von 1. September 2020 bis 31. Jänner 2021 1. Beschreibung der Gastuniversität Die Université Jean Monnet Saint-Etienne gliedert sich in mehrere Fakultäten, welche sich teilweise auch an unterschiedlichen Standorten befinden. Ich absolvierte mein Semester an der Faculté Arts-Lettres-Langues, welche ihren Haupt-Standort am Campus Tréfilerie hat. Teilweise wurden Lehrveranstaltungen dieser Fakultät auch am Standort der Site Denis Papin abgehalten, welcher vom Campus Tréfilerie ca. 15 Gehminuten entfernt liegt. Weitere Fakultäten, dessen Hauptstandort der Campus Tréfilerie darstellt, sind beispielsweise Droit oder Sciences Humaines et Sociales. Der Campus Tréfilerie befindet sich gut gelegen an der „Grande Rue“, welche als die „Hauptstraße“ mit Straßenbahnverbindung durch die Stadt betrachtet werden kann. Direkt vor dem Campus befindet sich eine Straßenbahnhaltestelle, von welcher man sich in nördliche oder südliche Richtung der Stadt fortbewegen kann. Beispielsweise ist das innere Stadtzentrum mit dem Rathaus und der kleinen Altstadt mit ihren Cafés, Restaurants und Boutiquen allerdings auch zu Fuß gut innerhalb von 15 min erreichbar. Des Weiteren befindet sich das Einkaufszentrum „Centre Deux“ in einer Entfernung von ca. 5 Gehminuten vom Campus Tréfilerie. Am Standort des Campus Tréfilerie befinden sich außerdem eine Bibliothek, sowie eine Kantine. 2. Vorbereitung auf den Aufenthalt Nach der Nominierung durch die Universität Graz, stand zu Beginn meiner Vorbereitungen das Erstellen eines vorläufigen Learning Agreements und das Beantragen der Vorausbescheide auf dem Programm. Die Betreuung von Seiten der Gastuniversität vor dem Aufenthalt verlief ausgezeichnet. So erhielt ich klare Informationen zum weiteren Bewerbungsablauf per Mail; und im Falle von Fragen erhielt ich stets eine rasche und freundliche Rückmeldung. Um sich an der Gastuniversität zu bewerben, wurde ich von der Gastuniversität dazu aufgefordert, eine Online-Bewerbung für Auslandsstudent_innen auszufüllen. Nach Abschicken der Online-Bewerbung erhielt ich vor Antritt des Aufenthaltes ein weiteres Mail, mit der Aufforderung zum Ausfüllen eines Inskriptions-Portfolios, welches auch Inlands- Studierende abgeben müssen.
Studierende in Austauschprogrammen sollten sich bewusst sein, dass das erforderte Minimum an Sprachkenntnissen an der Université Jean Monnet ein Niveau von B1 in Französisch darstellt. In manchen Fällen werden allerdings auch bessere Sprachkenntnisse verlangt. Möchte man an der Faculté Art-Lettres-Langues studieren, wird beispielsweise bereits ein Sprachniveau von B2 für LVen des ersten Studienjahres vorausgesetzt. Für LVen ab dem zweiten Studienjahr wird sogar ein Sprachniveau von C1 benötigt. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass dies nicht so streng genommen wurde, solange man den LVen einigermaßen folgen konnte. 3. Anreise Ich selbst reiste mit dem Flugzeug an. So buchte ich einen Flug nach Lyon, wo mich mein Gastvater (ich lebte in einer Gastfamilie) mit dem Auto abholte, um ca. eine Stunde später in Saint-Etienne anzukommen. Doch auch mit dem Zug lässt sich Saint-Etienne von Lyon aus innerhalb von ca. einer Stunde erreichen. Hierfür muss man vorerst allerdings eine Zugverbindung namens Rhôneexpress nehmen, um vom Flughafen zum Bahnhof Part-Dieu in Lyon zu gelangen. 4. Unterkunft Wie bereits zuvor erwähnt lebte ich mit einer Gastfamilie. Ich wurde von der Gastfamilie direkt per Email benachrichtig, da diese Kontakt zur International Office hatte, welche sich auch um die Incoming Mobility kümmert. Anfangs suchte ich auch nach WGs auf der Website Le Bon Coin (welche ich zur Recherche von Unterkünften übrigens wärmstens empfehlen kann!); aufgrund der ungewissen Situation hinsichtlich COVID, entschied ich mich allerdings schlussendlich dazu, das Angebot der Gastfamilie wahrzunehmen. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich persönlich allerdings eher eine WG bevorzugt, um ungebundener und selbstständiger zu sein (beispielsweise bezüglich den abendlichen Essenszeiten). Die Gastfamilie hatte allerdings auch ein paar positive Aspekte an sich: So baute ich eine sehr enge Beziehung zu den beiden Auslandsstudentinnen auf, welche sich zur selben Zeit wie ich mit der Gastfamilie befanden. Außerdem war immer jemand da, um sich auszutauschen, was vor allem während des Lockdowns einen großen Pluspunkt darstellte. 5. Vorbereitender bzw. begleitender Sprachkurs Ich habe einen begleitenden Sprachkurs besucht, welcher kostenlos von der Université Jean Monnet für Auslandsstudent_innen angeboten wurde. Die Anmeldung erfolgte bereits zum Zeitpunkt des Ausfüllens der Online-Bewerbung vor Antritt des Aufenthalts. Doch wie ich beobachtete, stellte auch eine spätere Anmeldung kein Problem dar. Der Kurs fand während des Semesters für 2 Stunden pro Woche statt. Als Erasmus-Student_in bestand außerdem die Möglichkeit 2 ECTS für einen positiven Abschluss des Kurses zu erhalten, wenn der Sprachkurs im Learning Agreement During the Mobility ausgewiesen wurde.
6. Einführungswoche bzw. -veranstaltung für Erasmus-Incoming- Studierende Eine Welcome Week wäre prinzipiell vorgesehen gewesen. Aufgrund der Situation hinsichtlich COVID-19, fand die Einführungswoche schlussendlich allerdings nicht statt. 7. Anmelde- und Einschreibemodalitäten an der Universität und im Land Bezüglich der Anmeldung an der Gastuniversität, musste man sich, wie bereits zuvor erwähnt, vor dem Aufenthalt über eine Online-Plattform bewerben, sowie ein Inskriptions-Portfolio ausfüllen. Durch diese Schritte hätte man zu Beginn des Aufenthaltes eigentlich seine Studentenkarte und Inskriptionsbestätigung erhalten sollen, wodurch man Zugang zum Campus, sowie zum Online-System der Universität bzw. zum persönlichen Uni-Mail-Account hatte. Allerdings gab es bezüglich der Studentenkarte und der Inskriptionsbestätigung einige Komplikationen. Ich persönlich erhielt meine korrekte Inskriptionsbestätigung erst ca. dreieinhalb Wochen nach Ankunft an der Universität. Wie mir erklärt wurde, waren diese Komplikationen einerseits auf einen Inskriptionsfehler, verschuldet durch die Gastuniversität, zurückzuführen, und andererseits auf die administrative Überlastung in Hinblick auf die organisatorischen Herausforderungen welche die COVID-19-Pandemie mit sich brachte. Denn augenscheinlich betraf das Problem der Verzögerung des Erhaltens der Studentenkarte sowie der Inskriptionsbestätigung nicht nur Auslandsstudent_innen, sondern auch Inlandsstudierende. 8. Kursangebot und besuchte Kurse Ich denke, dass so ziemlich jede_r Erasmus-Student_in ein Lied von der Kurssuche singen kann… So erfuhr auch ich, dass die Suche nach anrechenbaren Kursen ein ziemlich aufwendiges Unterfangen darstellt. Auch sollte man sich darauf einstellen, dass es vermutlich nicht beim anfänglich geplanten Learning Agreement Before the Mobility bleiben wird. Sei es aufgrund von schlussendlich nicht angebotenen LVen, Kursüberschneidungen oder sonstigen Gründen. Allerdings möchte ich hervorheben, dass die Université Jean Monnet Saint Etienne eine tolle Website besitzt, auf der man die Curricula der verschiedenen Studienrichtungen downloaden kann. Diese Curricula sind meiner Meinung nach sehr klar und übersichtlich gestaltet. Auslandstudierende könne ihre LVen frei aus dem Kursangebot wählen; selbst das Wählen von Kursen aus unterschiedlichen Studien ist möglich. Für all jene, die sich bezüglich ihres Französisch nicht so ganz sattelfest fühlen: Die Universität stellt auf ihrer Website außerdem eine Liste an LVen bereit, welche ausschließlich in englischer Sprache abgehalten werden. Des Weiteren stellte die Fakultät Arts-Lettres-Langues eine LV speziell für Erasmus- Student_innen bereit, in welcher literarische Analyse-Methoden behandelt wurden. Diese LV war somit darauf ausgelegt, Auslandsstudierenden die „französische Weise“ des Behandelns von literarischen Texten näherzubringen.
9. Anerkennung Bezüglich der Anerkennungen lässt sich sagen, dass mir alle Kurse, welche in meinem Learning Agreement During the Mobility ausgewiesen waren, auch anerkannt wurden. Lediglich etwas Geduld war von Nöten, denn das Transcript of Records der Gastuniversität wurde mir erst Mitte März, also eineinhalb Monate nach Ende meines Aufenthalts, zugesandt. Dieses Transcript war allerdings auch fehlerhaft (beispielsweise wurde einer meiner absolvierten Kurse darin vergessen), sodass die Überarbeitung von Seiten der Gastuniversität weitere Zeit in Anspruch nahm. Von Seiten der Universität Graz stellte es auf Nachfrage allerdings kein Problem dar, dass die Anerkennungen erst später durchgeführt werden konnten. Abgesehen von diesen kleinen Komplikationen, die sich durch Kommunikation allerdings gut lösen ließen, lief der Anerkennungsprozess gut ab. 10. Lebensunterhaltenskosten Im Vergleich zu Graz, ist das Leben in Saint-Etienne etwas teurer. Dies sieht man bereits an den Preisen von Lebensmitteln. Supermärkte wie Auchan gehören so beispielsweise noch zu den etwas günstigeren Alternativen. Auch Getränke und Speisen in Cafés, Bars und Restaurants sind gewöhnlicherweise etwas teurer. Hier sollte man sich informieren, wo es Studentenrabatte gibt. Beispielsweise bieten einige Restaurants in der Nähe des Campus Tréfilerie „Studentenpreise“ an. 11. Betreuung an der Gastuniversität und soziale Integration Bezüglich der Betreuung an der Gastuniversität blicke ich mit positiven Erinnerungen auf dieses Semester zurück. Auch wenn es zu einigen Komplikationen kam (wie beispielsweise die erwähnten Probleme bezüglich Studentenkarte und Inskriptionsbestätigung), so wurde auf Nachfrage stets versucht eine Lösung zu finden; sei es von Seiten der International Office oder von Seiten des für Auslandsstudierenden zuständigen Koordinators der Fakultät (in meinem Fall handelte es sich dabei um den Koordinator der Fakultät Arts-Lettres-Langues). Trotz der COVID-19-Pandemie und des Lockdowns, wodurch die LVen nach wenigen Wochen in Distance-Learning stattfanden, erfuhr ich während der anfänglichen Präsenz-Zeiten eine gute soziale Integration durch meine französischen Mitstudent_innen. So wurde mir bereits nach meiner ersten Woche an der Universität Hilfe angeboten. Mit manchen meiner Mitstudierenden entwickelten sich so selbst Freundschaften. Allerdings sollte man auch dazu bereit sein, den ersten Schritt zu tun und seine Mitstudierenden einfach anzusprechen. Außerdem stellt die Université Jean Monnet Saint Etienne ein Buddy-System bereit, in welches auch ich mich online einschrieb. Im Falle von Fragen, konnte ich meinen Buddy stets per Textnachricht kontaktieren. Zu Beginn meines Aufenthaltes wurden außerdem kleine Veranstaltungen für Erasmus- Studierende organisiert, wie beispielsweise Karaoke-Nächte oder Spiele-Abende. Hier konnte man auch einheimische Student_innen kennenlernen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie durften jedoch auch diese kleinen Veranstaltungen recht bald nicht mehr „in real life“ stattfinden. Als Ausgleich wurden Meetings auf Zoom organisiert – an diesen habe ich selbst allerdings nie teilgenommen.
12. Resümee und Tipps – was sollte man unbedingt wissen? Selbst wenn dieses Semester von der COVID-19-Pandemie geprägt war, blicke ich mit unzähligen positiven Erinnerungen darauf zurück. Ich habe während der ersten Wochen in Präsenz eine herzliche Integration von Seiten der Studierenden, wie auch von Seiten des Lehrkörpers erlebt. Einer meiner wichtigen Tipps lautet: Versuche mit deinen Mitstudent_innen in Kontakt zu treten! So hatte ich das Glück, einige Französinnen und Franzosen kennenzulernen. Zwar war mein Semester von einigen organisatorischen Komplikationen geprägt, allerdings waren die International Office, sowie mein Koordinator, nach Rückfrage stets darum bemüht Lösungen zu finden. Die Université Jean Monnet bietet auch ein gutes Kursangebot an. Besonders toll ist, dass Erasmus-Studierende Kurse aus verschiedenen Studien mischen dürfen und somit eine große Auswahl haben. Des Weiteren ist Saint-Etienne auch geographisch gut gelegen. Es lohnt sich Städte wie Lyon oder das mittelalterliche Puy-en-Verlay für einen Tagesausflug zu besuchen. Auch Städte wie Montpellier oder Toulouse sind mit dem Zug gut erreichbar. Ich möchte diesen Bericht gerne mit dem generellen Tipp abschließen, einen Erasmusaufenthalt als Abenteuer anzusehen. Es kann sein, dass es anfangs zu organisatorischen Schwierigkeiten auf der Universität kommt und nicht immer alles nach Plan läuft. Natürlich hat auch die COVID-19-Pandemie meinen Aufenthalt in einigen Bereichen etwas schwieriger gestaltet (Distance-Learning mit instabilem WLAN, Lockdowns, nächtliche Ausgangssperren, etc.). Dennoch sollte man seine Zeit im Ausland genießen und so viele Erfahrungen wie möglich für das weitere Leben sammeln! Mein Erasmusaufenthalt war voll von unvergesslichen und wunderschönen Momenten, die ich niemals missen möchte! Auch das Knüpfen von internationalen Freundschaften kam nicht zu kurz. Wer sich auf ein solches Abenteuer einlässt, wird persönlich und akademisch wachsen, unvergessliche Erinnerungen sammeln und noch Jahre später Erzählungen mit dem Satz beginnen: „Als ich damals während meines Studiums im Ausland war…“
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