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Erfolgreich starten Handreichung für musisch-ästhetische Bildung und Medien in Kindertageseinrichtungen
An der Erarbeitung der Handreichung waren beteiligt: Stephanie Barth, DRK Landesverband Schleswig-Holstein e. V. Brigitte Geißler, DRK Kreisverband Schleswig-Flensburg e. V. Karen Grabo-Goede, DRK Kinder- und Jugendhilfe Nord gGmbH Astrid Heyer, Caritasverband für Schleswig-Holstein e. V. Petra Homrighausen, AWO Kinderhaus Nienbrügger Weg, Kiel Sabine Redecker, AWO Schleswig-Holstein gGmbH Yvonne Rehmann, Fachhochschule Kiel Meike Röckendorf, VEK Schleswig-Holstein e. V./ Ev.-Luth. Kirchenkreis Dithmarschen Heike Storjohann, DRK-Kindertagesstätte Kleintolk, Tolk Peter Vollmer, DRK-Kindertagesstätte Gartenholz, Ahrensburg Fotos und Zeichnungen: AWO- Kinderhaus Nienbrügger Weg 48: S.9, 11, 13 unten, 16 rechts, 19, 23 unten, 26 rechts, 27 DRK-Kindertagestätte Gartenholz: S. 14 oben, 17 unten, 18, DRK-Kindertagesstätte Klein-Tolk, Heike Storjohann: Titelseite, S.5, 6, 12,14 unten, 15, 17 oben, 20, 21, 22, 25, 30 DRK-Kindertagesstätte Klein-Tolk, Angelika Harant: S. 23 DRK-Kindertagestätte Suchsdorf: S. 16 links Heike Storjohann: Zeichnungen S. 4, S.9 IBAF gGmbH Projekt mediaplaying communities: S. 31 Lars Ohmsen: S. 7, 13 oben, 26 links, 28, 32 Liaurinko – Fotolia.com: S. 24 Druck: Druckhaus Leupelt, Flensburg Gestaltung: Schmidt und Weber Konzept-Design, Kiel Herausgeber: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein Adolf-Westphal-Str. 4 24143 Kiel Dezember 2012 ISSN 0935-4638 Die Landesregierung im Internet: www.landesregierung.schleswig-holstein.de www.bildung.schleswig-holstein.de
Inhalt 1 Einleitung . ............................................................................................................................................................... 5 1.1 Zur Funktion der Handreichungen .................................................................................................................... 6 1.2 Eigene Erfahrungen mit dem Bildungsbereich ................................................................................................. 7 1.3 Die pädagogische Grundhaltung zum Kind ........................................................................................................ 8 1.4 Benutzerinformation ......................................................................................................................................... 9 2 Der methodische Ansatz ................................................................................................................................... 10 2.1 Ausgangspunkte für die Auswahl von Bildungsthemen .................................................................................. 10 2.1.1 Situation als Ausgangspunkt............................................................................................................................ 11 2.1.2 Zugemutetes Thema als Ausgangspunkt ....................................................................................................... 12 2.2 Vorbereitete Umgebung ................................................................................................................................. 13 3 Der Bildungsbereich ........................................................................................................................................... 15 3.1 Musik/Rhythmik ........................................................................................................................................... 16 3.1.1 Welche Themen kann man in der Kindertageseinrichtung anbieten oder aufgreifen ..................................... 17 3.1.2 Praxisbeispiele ................................................................................................................................................ 18 3.1.3 Vorbereitete Umgebung ................................................................................................................................. 19 3.2 Bildende Künste ............................................................................................................................................ 20 3.2.1 Welche Themen kann man in der Kindertageseinrichtung anbieten oder aufgreifen ..................................... 21 3.2.2 Praxisbeispiele ................................................................................................................................................ 22 3.2.3 Vorbereitete Umgebung ................................................................................................................................. 23 3.3 Darstellende Künste ..................................................................................................................................... 24 3.3.1 Welche Themen kann man in der Kindertageseinrichtung anbieten oder aufgreifen ..................................... 25 3.3.2 Praxisbeispiele ................................................................................................................................................ 25 3.3.3 Vorbereitete Umgebung ................................................................................................................................. 26 3.4 Medien ........................................................................................................................................................... 27 3.4.1 Welche Themen kann man in der Kindertageseinrichtung anbieten oder aufgreifen ..................................... 30 3.4.2 Praxisbeispiele ................................................................................................................................................ 31 3.4.3 Vorbereitete Umgebung ................................................................................................................................. 32 Literatur und Medien .............................................................................................................................................. 33 3 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 3 23.11.10 09:54
„Wenn man genau weiß, was man machen will, wozu soll man es dann noch machen? Da man es ja bereits weiß, ist es ganz ohne Interesse. Besser ist es dann, etwas anderes zu machen.“ (Pablo Picasso) Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald, das „Erlebte Geschichten“ hieß, ein prächtiges Bild. Es stellte eine Riesen- schlange dar, wie sie ein Wildtier verschlang. Hier ist eine Kopie der Zeichnung. In dem Buch hieß es: „Die Boas verschlingen ihre Beute als Ganzes, ohne sie zu zerbeißen. Daraufhin können sie sich nicht mehr rühren und schlafen sechs Monate, um zu verdauen.“ Ich habe den großen Leuten mein Meisterwerk Ich habe damals viel über die Abenteuer des gezeigt und sie gefragt, ob ihnen meine Zeichnung Dschungels nachgedacht, und ich vollendete mit nicht Angst mache. einem Farbstift meine erste Zeichnung. Meine Sie haben mir geantwortet: „Warum sollen wir vor Zeichnung Nr. 1. So sah sie aus: einem Hut Angst haben?“ Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar. Sie stellte eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten verdaut. Ich habe dann das Innere der Boa gezeich- net, um es den großen Leuten deutlich zu machen. Sie brauchen ja immer Erklärungen. Hier meine Zeichnung Nr. 2: (Zeichnung nach Antoine de Saint-Exupéry) (Zeichnung nach Antoine de Saint-Exupéry) Die großen Leute haben mir geraten, mit den Zeichnungen von offenen oder geschlossenen Riesenschlangen aufzuhören und mich mehr für Geographie, Geschichte, Rechnen und Grammatik zu interessieren. So kam es, dass ich eine groß artige Laufbahn, die eines Malers nämlich, bereits im Alter von sechs Jahren aufgab. Der Misserfolg meiner Zeichnungen Nr. 1 und Nr. 2 hatte mir den Mut genommen. Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst, und für die Kinder ist es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen. (Text aus: Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2000.) 4 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 4 23.11.10 09:54
1. Einleitung Von allen Bildungsbereichen ist die musisch-ästhetische Bildung vielleicht der Bereich, in dem sich pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen am meisten zu Hause fühlen. Gestalten, Singen und Musizieren sind in der Elementarbildung seit jeher verankert. Kinder drücken sich gerne kreativ aus: Das farbenfrohe Bild, welches das Meer, den Himmel, die Lebensfreude oder auch etwas ganz anderes darstellt. Das Schlagzeugkonzert auf Kochtöpfen. Das Erfinden von Melodien und Reimen. Das Rollenspiel, zu dem sich die Jungen und Mädchen phantasievoll verkleiden. Die Skulptur aus Knete – ein bunter Klumpen oder ein Kunstwerk? Die sicht- und hör- baren Ergebnisse musisch-ästhetischer Bildungsprozesse füllen die Räume von Kindertageseinrichtungen jeden Tag aufs Neue mit Leben. Etwas anders sieht es möglicherweise mit den Medien Diese Handreichung will den Blickwinkel auf den Bildungs- aus: Das Bilderbuch gehört sicherlich zum Inventar einer bereich um den ganzheitlichen Aspekt erweitern. Aufga- jeden Kindertageseinrichtung, ebenso wie die Hörspiel- be von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrich- kassette oder vielleicht die CD. Doch was ist mit einem tungen ist es, die Kreativität der Kinder herauszufordern, Radio oder gar einem Computer? Gehören die überhaupt ihnen Freiräume zu lassen und neue Anreize zu bieten, hierher? Und wenn ja, wie können sie in der pädagogi- um eigene Formen des Ausdrucks ihrer selbst zu finden. schen Arbeit genutzt werden? Der Bereich der Medien- Diese Eigenschaften gewinnen besonders dann an Bedeu- bildung ist ein eher neues Feld in Kindertageseinrich- tung, wenn wir daran denken, dass die Kinder, die heute tungen. Zugleich kann man täglich beobachten, wie unsere Kindertageseinrichtungen besuchen, in Zukunft fasziniert Kinder vom Fernsehen, Handy, Computer und vor Herausforderungen stehen werden, über die wir Co. sind und wie diese in ihr Spiel einfließen. heute noch keine Aussagen treffen können. Diese Handreichung will für den Bereich der musisch- ästhetischen Bildung neue Anregungen geben. Sie will den pädagogischen Fachkräften Mut machen, Neues zu wagen und ihre Sichtweise auf das Themenfeld zu erwei- tern. Es geht darum, die eigene Haltung und das eigene Wissen über den Bildungsbereich zu reflektieren und sich zu neuen Experimenten, auch mit Medien, verleiten zu lassen. Die Handreichung ist gegliedert in die vier Bereiche Musik/ Rhythmik, Bildende Künste, Darstellende Künste und Medien, so wie es auch in den Bildungsleitlinien erfolgt. Damit soll der Leserin/dem Leser eine bessere Orientie- rung im Gesamtbereich der musisch-ästhetischen und der medienbezogenen Bildung ermöglicht werden. 5 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 5 23.11.10 09:54
1.1 Zur Funktion der Handreichungen Im Kindertagesstättengesetz ist der Bildungsauftrag der Funktion der Handreichungen ist es, die verschiedenen Kindertageseinrichtungen festgeschrieben und wird Bildungsbereiche mit Inhalt zu füllen und praktische anhand der Leitlinien zum Bildungsauftrag konkretisiert. Orientierung zu geben. Die Leitlinien, die vom Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein veröffentlicht wurden, unterscheiden Die einzelnen Bildungsbereiche sind nicht als „Unterrichts- sechs Bildungsbereiche: fächer“, sondern als Teile eines ganzheitlichen Bildungs- prozesses zu verstehen. So sind kindliche Entdeckerlust und Experimentierfreude unter anderem verbunden mit ie rung Part izip der Entwicklung von Selbstbewusstsein und Mut (Selbst- ent ati or i on kompetenz) und der Fähigkeit, sich auf ein Angebot in um Musisch- so lra rie der Gruppe einzulassen (Sozialkompetenz). Ebenso gibt ia ästhetische n z es stets eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen tie Bildung So ru und Medien Bildungsbereichen. So berührt das experimentelle Erschaf- ng Be und heit Kö gun fen eines Bildes aus Naturmaterialien und gefrorenem Re hik, Ph und n we Ge ie rpe g io ung ph lig Et su Wasser („Eisbild“) sowohl den Bildungsbereich musisch- r, so nd norientier Gende ilo Kinder erwerben in ästhetische Bildung als auch Naturwissenschaften. Und Selbstbildungsprozessen die Beschäftigung mit neuen Medien zum Beispiel bietet rorientieru Selbst-, Sozial-, Sach- und eine Verknüpfung der Bereiche Kultur und Technik. enslage Methodenkompetenz mu d Ko chri Z Ku lsch k e un en/S (n) ltu aft liti nik m- ft ich ach In allen Handreichungen sind, vor allem in den Kapiteln 1 Sp Ge d Po L eb ng ati r, r on l und 2, einige Textpassagen ähnlich. Auf diese Weise e un s e und Technik werden grundsätzliche, für alle Bildungsbereiche gelten- In de Überlegungen gekennzeichnet. Die Übereinstimmun- schaft g te un r r Naturwissen- ku ie gen ergeben sich durch den Bezug auf die Leitlinien zum ltu nt Mathematik, re rie lle Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen, die die s o O n rien sio Inklu tieru Grundlage für alle Handreichungen sind. ng In allen Bildungsbereichen sind die Querschnitts- dimensionen von Bildung zu berücksichtigen. Die Querschnittsdimensionen beschreiben Unter- schiede, die pädagogische Fachkräfte bei allen Beteiligten berücksichtigen müssen, damit indivi- duelle Bildungsförderung gelingen kann. Dies sind die Differenzen zwischen den Generationen (Parti- zipationsorientierung), den Geschlechtern (Gender- orientierung), den verschiedenen Kulturen (Interkul- turelle Orientierung), den individuellen Begabungen und Beeinträchtigungen (Inklusionsorientierung), den sozialen Lebenslagen (Lebenslagenorientie- rung) und den jeweiligen Lebensumfeldern (Sozial- raumorientierung). 6 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 6 23.11.10 09:54
1.2 Eigene Erfahrungen mit dem Bildungsbereich Wir leben mit den verschiedensten „Künsten“ in enger In unserer täglichen pädagogischen Arbeit sind wir Nachbarschaft. Vieles davon umgibt uns, weil wir es uns die Gestalter der ästhetischen Spielräume für Kinder. aussuchen: die Gestaltung unserer Wohnung, unseres Hierbei ist es bedeutsam, dass wir uns vergegenwär Gartens oder die Art und Weise wie wir uns kleiden. Kunst tigen, dass Kinder genau wie wir Möglichkeiten benöti- oder Musik werden uns aber auch zugemutet, zum Bei- gen, um sich auszudrücken. „Alles ist Kunst“, die uns spiel die Kunstwerke „im Vorübergehen“. Durch die umgebende Ästhetik bestimmen wir und wir werden Vielfalt der Medien sehen wir Konzerte oder Theaterauf von ihr bestimmt. führungen im Fernsehen oder im Computer. Zeitungen informieren uns über neue Trends in der Gestaltung und Wenn wir uns also mit diesem Bildungsbereich ausein- geben uns einen Wegweiser, wo wir die Kunst, die uns andersetzen, ist es wichtig, genau diese eigenen wert- interessiert, finden: das Kinoprogramm, die Kunstaus- vollen Erfahrungen zu berücksichtigen. stellung oder ein Kirchenkonzert. Neben unseren Erfahrungen erleben wir eine Entwick- Wir alle sind mit verschiedenen Künsten aufgewachsen. lung im musisch-ästhetischen Bereich, die viele neue Unsere ästhetischen Biographien sind sehr unterschied- Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks verbindet. Wir lich und häufig abhängig von unseren Talenten. Wir sind sind Teil einer globalen Welt mit unterschiedlichen und gestalterisch tätig, indem wir zum Beispiel zeichnen oder vielfältigen Kommunikations- und Ausdrucksmöglich- bildhauern. Wir genießen den Theaterabend oder ein keiten. Dies wird für uns die Herausforderung sein, der Konzert. Wir sind aktiv integriert in Chören oder Spiel wir uns stellen dürfen: die klassische musisch-ästhe- mannszügen, sind Mitglieder einer Band oder Theater- tische Bildung mit den neuen Medien zu verknüpfen gruppe oder engagieren uns bei unterschiedlichen Formen und auf vielfältige Art und Weise kreativ auszuschöpfen. des Tanzes. Wir suchen und finden in diesen Hobbys einen Ausgleich zu unserem Alltag und wir benutzen unsere Kreativität, um uns auszudrücken. Digitalkameras und moderne Computerprogramme unterstützen unsere Ideen. In der Schule erlebten wir in Fächer unterteilte musisch- ästhetische Bildung. Wir wurden unterrichtet in „Musik“, „Werken“ und „Kunst“ und haben je nach Ausgestal- tung der Fächer eher unterstützende oder hemmende Erfahrungen gemacht. Diese Erfahrungen prägten uns und gaben uns zumindest Handwerkszeug. 7 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 7 23.11.10 09:54
1.3 Die pädagogische Grundhaltung zum Kind Die pädagogische Fachkraft ist die Bindungsperson (siehe ll … ihrer Empathie, ihrem persönlichen Interesse: Leitlinien zum Bildungsauftrag) in der Kindertageseinrich- Sie nimmt die kreativen, bildnerischen, musischen, tung, die eine sichere Basis für die Kinder darstellt. Von darstellenden und medialen Themen und Aktivitäten hier aus erschließen sie sich neue Erfahrungen und Bil- der Kinder ernst, interessiert sich dafür, greift sie auf – dungsthemen. Die zentrale Aufgabe der pädagogischen und akzeptiert diese auch, wenn sie für sie selbst Fachkraft erfordert zum einen, die Themen der Kinder eine Herausforderung darstellen. wahrzunehmen und aufzugreifen, zum anderen, ihnen ll … ihrer Lust am Tun und an Vielfalt: Bildungsthemen zuzumuten. Das heißt, eine vorbereitete Die pädagogische Fachkraft lebt eine positive und Umgebung, Angebote und Projekte zu gestalten, die den motivierte Haltung zu ihrer Arbeit und entdeckt die Kindern die Möglichkeit für neue Erfahrungen im Bereich kreativen und lustvollen Anteile dieser Bildungsbe- der musisch-ästhetischen und medialen Bildung bieten. reiche mit den Kindern immer wieder neu. Sie kennt die Bedeutung der vorbereiteten Umgebung für die Gleichzeitig ist die pädagogische Fachkraft aufgefordert, musisch-ästhetischen und medialen Bildungsbereiche in einer offenen, neugierigen und wertschätzenden Hal- und setzt sich kontinuierlich mit Sorgfalt, Ordnung tung die Kinder zu beobachten und mit ihnen in den Dia- und Planung dafür ein. log zu treten, denn nur so kann sie Sinnzusammenhänge, ll … ihrer Geduld und Gelassenheit: in denen die Kinder handeln und denken, verstehen und Bei ihrer Planung und Umsetzung berücksichtigt sie die Themen der Kinder erkennen. das individuelle Tempo der Kinder. Wiederholung und Modifizierung sind fester Bestandteil ihrer Über Für ihre Selbstbildungsprozesse brauchen Kinder Zeit und legungen der musisch-ästhetischen und medialen Raum, um Dinge erfassen, ausprobieren, Fehler machen Aktivitäten; die Qualitäten von individueller und konzep und sich korrigieren zu können. Die Aufgabe der pädago- tioneller Langsamkeit werden einbezogen. Die Arbeit gischen Fachkräfte ist es, den Kindern entsprechend Zeit der pädagogischen Fachkraft ist weniger produkt- als und Raum zu geben und sie da, wo es nötig ist, individu- prozessorientiert. ell zu unterstützen. Sie sollen Entwicklungsbegleiter/innen – nicht „Entwicklungsbestimmer/innen“ – sein und den Kindern ihre eigenen Lern- und Erfahrungswege und ihr eigenes Lern- und Erfahrungstempo lassen. Praxisbeispiel „Begleitung eines Aushandlungsprozesses“ Damit dies im pädagogischen Alltag gelingt, ist eine entsprechende Grundhaltung erforderlich. Diese Grund- In der Kindertageseinrichtung wird in der Zeit vor haltung der pädagogischen Fachkraft zeigt sich in … dem Laternenumzug über verschiedene Aspekte des Themas gesprochen. Was ist eine Laterne? ll … ihrer Professionalität, Toleranz und Akzeptanz: Wozu diente sie früher? Welche Aufgabe erfüllt Sie weiß um pädagogische, psychologische und physio sie? Für den Werkstattbereich entwickelt sich da- logische Grundlagen der Entwicklung und gesteht den raus das Thema: Wir stellen tragbare Lichter her. Kindern vor diesem Hintergrund auch im praktischen Tun mit Musik, Kunst, Gestaltung, Darstellung, Hand Zu Hause und in der Einrichtung wird Material werk und Medien eigene Entscheidungen und eigenen zusammengesucht, das die Kriterien „Licht- Ausdruck abseits normierter Ästhetik zu – auch wenn durchlässigkeit“ und „Schutz für die Lichtquelle“ sich diese von ihren eigenen oder den Vorstellungen erfüllt. Schon am nächsten Tag beginnt Jule anderer unterscheiden. damit, ein bauchiges Glas zu verzieren. Weil es ll … ihrer Neugierde und Aufgeschlossenheit, ihrem an ein Goldfischglas erinnert, sollen Fische darin positiven Interesse an der Welt: schwimmen. Nach einiger Zeit der Beobachtung Die Themen und Entwicklungen der Welt verfolgt sie vor dem Aquarium werden viele Wasserbe- interessiert, offen und aufgeschlossen und lässt diese wohner ausgeschnitten. Eine Freundin hilft mit in ihrer Arbeit mit den Kindern sichtbar werden. Auch und klebt später die überzähligen Fische auf Neuerungen der medialen Entwicklung werden aufge- ein Blatt Papier. Auch Pflanzen werden in Hülle nommen und in Verbindung gesetzt zur Situation/zu und Fülle produziert. Bei der Beleuchtungsfrage den Lebenslagen der Kinder – ohne auf Bewährtes zu wird schnell klar, dass eine Kerze nicht in Frage verzichten. kommt. Nach längerem Nachdenken und Be- fragen von Freunden und pädagogischen Fach- kräften kommt die Idee auf, eine Lichterkette zu verwenden. In der Weihnachtskiste gibt es eine, 8 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 8 23.11.10 09:54
1.4 Benutzerinformation die mit Batterie betrieben wird. Das beleuchtete Die Handreichung besteht zunächst aus einem metho- Aquariumglas wird von vielen bewundert und dischen Teil (Kapitel 2) als Grundlage für die pädagogische Jule ist sehr stolz auf ihr Werk, obwohl es als Praxis. Anschließend werden die Bildungsschwerpunkte Laterne etwas zu schwer ist. Musik/Rhythmik, Bildende Künste, Darstellende Künste und Medien differenziert vorgestellt und mit einzelnen Die nächsten Arbeiten werden mit leichteren Praxisbeispielen versehen. Uns ist bewusst, dass die Materialien begonnen. Vor dem Fenster werden jeweilige Auflistung der Themen unvollständig ist und große Getränkeflaschen aus Plastik auf ihre Licht- in den Kindertageseinrichtungen durch die aktuellen The- durchlässigkeit überprüft. Ein Kind sieht in der men ergänzt werden muss. Zur weiteren Vertiefung des Flaschenform die Form einer Rakete und ergänzt Themas ist am Ende der Handreichung eine Literatur- sie mit Klopapierrollen als Düsen. Diese Idee fin- und Medienliste angefügt. det einige Nachahmer und mehrere Raketenlater- nen entstehen. Oft wird im Team gearbeitet und die pädagogische Fachkraft steht für Hilfestellung zur Verfügung. Andere Flaschen werden mit einem Cutter quer durchgeschnitten, der untere Teil dient als stabile Form für unterschiedliche Ideen. Hierbei kom- men Techniken zum Einsatz, die an anderer Stelle eingeführt wurden. Zum Beispiel werden bunte Mosaike aus Transparentpapier geklebt. Beson- ders Produktive bauen mehrere Modelle und haben auch Zeit, anderen bei ihrem Laternenbau zu helfen. Max möchte gerne mit einer Fackel in die Nacht leuchten und hat im Garten einen Stock gesucht. Den Erwachsenen erscheint offenes Feuer leider zu gefährlich für den Umzug. Nun sucht Max nach einer Lösung. Wie kann sein Stock oben leuchten? Am nächsten Tag hat er eine Taschen- lampe dabei und befestigt sie mit viel Klebeband. Damit sein Licht wie Feuer aussieht, sucht er in verschiedenen Materialkisten nach etwas Durch- sichtig-Rotgelbem und findet schließlich ein Stück dünnen Stoff, der um die Taschenlampe drapiert wird. Auch diese Idee wird von anderen Kindern aufgegriffen. Max hilft gerne und ist die nächsten Tage der Fackelspezialist. Beim Laternenumzug sieht man verschiedene leuchtende Raketen, Fackeln, bunte Variationen aus Plastik, eine Grubenlampe auf dem Kopf, einige gekaufte Laternen und einen beleuchteten Bollerwagen. Auch nach der Veranstaltung sind die Kinder noch „Feuer und Flamme“ und es schließen sich Projektwochen zum Thema Licht an. 9 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 9 23.11.10 09:54
2. Der methodische Ansatz 2.1 Ausgangspunkte für die Auswahl von Bildungsthemen Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, in der Kinder- tageseinrichtung ein Bildungsthema aufzugreifen. Zum einen kann man das Bildungsthema aus einer Zum anderen kann man das Bildungsthema direkt als alltäglichen Situation entwickeln, aus dem, was die „Zumutung“ an die Kinder herantragen. Ein Beispiel Kinder selbst ansprechen oder tun, was sie also aktuell hierfür ist die Erarbeitung eines Theaterstücks oder der beschäftigt, oder aus dem, womit sie im Alltag zufällig Besuch eines klassischen Konzertes. Auch aus einer konfrontiert sind. Zum Beispiel wenn die Zweijährigen beobachteten Situation heraus können sich zugemutete sich die Hände waschen und mit den Seifenresten auf Themen entwickeln. dem Spiegel malen und dabei vielfältige Sinneseindrücke und Ausdrucksmöglichkeiten entdecken, dann ist man schon mittendrin im Bildungsthema musisch-ästhetische Bildung und Medien. Bildungs- Bildungs- thema thema Bildungs- Situation/ Bildungs- Bildungs- zugemutetes Bildungs- thema Alltag thema thema Thema thema Bildungs- Bildungs- thema thema Bei dieser Vorgehensweise werden Gelegenheiten und Beide Herangehensweisen – das Ausgehen von der Situationen des Alltags genutzt, um den Kindern die Alltagssituation oder vom zugemuteten Bildungsthema Möglichkeit zu neuen Erfahrungen und zur Wissensan- selbst – können zu einer längerfristigen Beschäftigung eignung in realen Lebenssituationen zu geben. Fragen mit dem Thema in Form von Angebotsreihen oder Pro- und Entdeckungen der Kinder werden zum Ausgangs- jekten führen. Dieser methodische Ansatz hat Konse- punkt für die Bearbeitung ihrer Themen. quenzen für die Materialauswahl und Raumgestaltung in den Kindertageseinrichtungen. 10 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 10 23.11.10 09:54
2.1.1 Situation als Ausgangspunkt Wie vielfältig die Anlässe im Kita-Alltag sind, um die Bil- dungsthemen musisch-ästhetische Bildung und Medien zu entwickeln, soll exemplarisch an Situationen aus dem Projekt „Die Raupe“ gezeigt werden. Praxisbeispiel „Wie aus der Raupe ein Musical wird“ Das Interesse der Kinder an Insekten und Käfern ist ll Nachdem die Kinder die Lieder singen können, groß. Ein wiederkehrendes Alltagsthema ist, wie die werden die Rollen der einzelnen darstellenden Raupe zum Schmetterling wird. Die Raupe wird von Tiere, Lebensmittel usw. verteilt. Jetzt beginnen verschieden Seiten „beleuchtet“. Die Kinder beob die Proben für das Musical. Dabei müssen alle achten das Tier, bauen ein Raupenhaus, blättern in Beteiligten auf viele Feinheiten achten. Kleine Lexika und Bilderbüchern, natürlich auch im Klassiker Tanzeinlagen, Gesang und Schauspielerei werden „Die kleine Raupe Nimmersatt“, erweitert durch erarbeitet, geprobt und gut zum Ausdruck gebracht. eine Bilderbuchvertonung auf CD. ➔ Darstellende Künste ll Auch die Kulisse darf nicht fehlen – also wird die Es entwickelt sich daraus ein situatives Themenfeld, pädagogische Fachkraft für den Werkstattbereich das im Folgenden den Zusammenhang zwischen eingeladen. Ideen werden ausgetauscht, verwor musisch-ästhetischer Bildung (Bildende Künste, fen, neu entwickelt und zum guten Schluss Darstellende Künste, Musik/Rhythmik) und Medien umgesetzt. verdeutlicht. ➔ Bildende Künste ll Der Termin der Vorstellung wird festgelegt und ll Die „Projektkinder“ treffen sich im Musikbereich mit viel Aufregung durchgeführt. Nach der ersten und hören sich auf dem CD-Spieler die Vertonung Vorstellung haben die Zuschauer nur einen Kritik der „Raupe Nimmersatt“ an, parallel dazu werden punkt: dass sie nicht alles verstehen konnten. die Bilder aus dem Bilderbuch gezeigt. Gemeinsam wird über das Problem nachgedacht ➔ Medien und auch eine Lösung gefunden: Mikrofone für ll Im Anschluss haben die Kinder die Idee, aus die- die Darsteller! sem Stück ein Musical zu entwickeln. Gemeinsam ➔ Medien wird die Frage geklärt: „Was ist ein Musical?“ ll Bei der zweiten Aufführung sind die Schauspieler Dann geht es an die praktische Umsetzung. Dazu sicherer und erteilen die Genehmigung, die Vor- suchen sich die Kinder die Instrumente aus, mit stellung zu filmen. Dazu findet sich ein Elternteil denen sie das Musical musikalisch untermalen bereit. Die Tageszeitung wird auch eingeladen. wollen. Gemeinsam werden die Lieder der CD ➔ Medien, Darstellende Künste geprobt. Der Rhythmus wird durch die verschie- denen Instrumente unterstützt. In den Wochen danach schauen sich die Kinder ihr ➔ Musik/Rhythmik Musical im Fernseher an, erstellen eine Wandzeitung mit Zeitungsartikeln und Fotos und besuchen das Stadttheater. Das komplette Projekt erstreckt sich über mehrere Monate. Es ist deutlich zu beobachten, mit wie viel Lust und Motivation die Kinder daran teilnehmen und sich dort einbringen, wo ihre Stärken liegen. 11 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 11 23.11.10 09:54
2.1.2 Zugemutetes Thema als Ausgangspunkt Das folgende Beispiel für ein zugemutetes Thema zeigt, wie die Auseinandersetzung mit der Arbeit eines Künst- lers den Horizont der Kinder, Eltern und pädagogischen Fachkräfte erweitert und die Kinder zu eigenem Handeln anregt. Über die Bildbetrachtung hinaus werden sie an verschiedene Medien herangeführt. Sie lernen Digital- fotografie, Bildbearbeitung am Computer und Bestellung über das Internet kennen. Praxisbeispiel „Fotografie“ Der international bekannte Fotograf Steve McCurry aus New York zeigt seine Bilder im Stadtmuseum Schleswig. Diese einmalige Gelegenheit soll den Maxis (Fünf- bis Sechsjährigen) der Kindertages- einrichtung nicht vorenthalten werden. Die Kinder betrachten die Porträts von Menschen aus verschie- denen Ländern, darunter auch das weltberühmte Foto eines pakistanischen Mädchens. Die Szenen aus dem Leben zeigen Menschen in ihrem Alltag, der oft von Krieg, Entbehrung und Naturkatastrophen geprägt ist. Nach einer aufgeregten ersten Runde durch die Aus- stellung, bei der es am Wichtigsten war, alle Bilder gesehen zu haben und die dazugehörigen Texte vor- gelesen zu bekommen, werden die Kinder durch Fra- gen zu genauerem Hinsehen angeregt. Jeder zeigt sein Lieblingsbild und erklärt den anderen, warum er/ sie dieses Bild mag. Gemeinsam wird versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, wann ein Foto ein gutes Foto ist. Die Kinder finden die Bilder gut, auf Nach jedem Fotografiervorgang ist es für die Kinder denen etwas für sie Interessantes abgebildet ist. wichtig, das Bild im Display der Kamera zu überprü- Welche Geschichte erzählt das Bild? Anderen fallen fen. Es ist für sie voller Faszination, den Moment auch formale Aspekte wie Farbkontrast oder Licht- sofort als Bild zur Verfügung zu haben. Am Computer- verhältnisse ins Auge. bildschirm wird dann die gesamte Ausbeute betrach- tet und entschieden, bei welchen Fotos sich ein In den folgenden Tagen geht die Gruppe selbst auf Druck lohnen würde. Diese werden im Internet an Motivsuche in der Kindertageseinrichtung und in der einen Fotoservice gesandt. näheren Umgebung. Es werden andere Kinder foto- grafiert, hohe Türme in der Bauecke und die ersten Die fertigen Bilder werden in der Kindertageseinrich- Frühlingsblumen. Besonders ergiebig ist eine Foto- tung präsentiert. Mit realistischer Selbsteinschätzung safari zur Tankstelle. Dort stehen einige rostige beschließen die Kinder, dass ihre Fotos nicht so toll Gabelstapler und andere Nutzfahrzeuge, die von geworden sind wie die von Steve McCurry, und wol- allen Seiten abgelichtet werden. len deshalb nicht zu einer Ausstellung einladen. 12 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 12 23.11.10 09:54
2.2 Vorbereitete Umgebung Das Konzept der vorbereiteten Umgebung geht auf die Reformpädagogin Maria Montessori (1870 –1952) zurück. Ein Kind hat hundert Sprachen Damit ist eine Umgebung gemeint, in der die Kinder selbstständig arbeiten, ohne immer auf die Hilfe eines Ein Kind hat Erwachsenen angewiesen zu sein – nach dem Motto hundert Sprachen „Hilf mir, es selbst zu tun“ (Montessori). Die vorbereite- hundert Hände te Umgebung ermöglicht die Auseinandersetzung mit hundert Gedanken sich selbst, anderen und den Materialien. Das bedeutet hundert Weisen zu denken das Erproben von Handlungsstrategien und das Erleben zu spielen und zu sprechen. von Selbstwirksamkeit. Die Ausstattung, die Raumglie- Immer hundert Weisen derung, das angebotene Material und die Art, wie Kinder zuzuhören die Räume nutzen können, beeinflussen das Verhalten zu staunen und zu lieben der Kinder und ihre Auseinandersetzung mit möglichen hundert Weisen zu singen und zu verstehen Bildungsthemen. Zur vorbereiteten Umgebung gehören hundert Welten folgende Aspekte: zu entdecken hundert Welten l die Struktur zu erfinden l der Raum hundert Welten l das Material zu träumen. l und die pädagogische Fachkraft Ein Kind hat hundert Sprachen doch es werden ihm neunundneunzig geraubt … Die Struktur sollte für Kinder durchschaubar sein, anre- gend wirken und ihre Selbsttätigkeit unterstützen. Im Loris Malaguzzi, Reggio Emilia, 1985 Themenbereich der musisch-ästhetischen Bildung ist zu (übersetzt von Annette Dreier 1999) überlegen, wie die Auseinandersetzung mit Musik, Tanz und Rhythmik strukturell zu verankern ist, so dass Kinder hier Zeit und Raum für eigene Ausdrucksmöglichkeiten erfahren (Morgenkreis, Projekte usw.). Übersichtlich präsentiertes, den Bildungsbereichen ent- sprechendes Material – in der Sicht- und Reichweite der Die Räume der Kindertageseinrichtung sollten Kindern Kinder – lädt diese zur intensiven Auseinandersetzung im jeden Alters und Geschlechts möglichst differenzierte eigenen Tempo ein. Frei verfügbare Materialien mit Auf- und vielfältige Anregungen bieten. Gleichzeitig ermög- forderungscharakter, die veränderbar sind und eine indi- lichen sie eine Atmosphäre des Wohlfühlens. In diesem viduelle Nutzung zulassen, unterstützen Kinder dabei, Zusammenhang spricht die Reggiopädagogik (Loris Mala- dem eigenen Spiel nachzugehen, selbsttätig zu forschen guzzi) vom „Raum als drittem Erzieher“ (vgl. Textor, In: und ihre Fragen zu verfolgen. Um selbständig die Ord- Kindergartenpädagogik – Online-Handbuch). Kunstdrucke nung beim Aufräumen wieder herstellen zu können, bedeutender Maler beispielsweise laden zur Auseinander- sollten die Aufbewahrungsstellen der Materialien mit Bil- setzung ein und tragen gleichzeitig zur Atmosphäre im dern oder Piktogrammen gekennzeichnet sein. Neben Raum bei. Eine gemeinsame (Aus-)Gestaltung der Räume dem Zugang ist aber auch die Qualität des Materials ent- ermöglicht zudem, eigene Ideen und Vorstellungen der scheidend. Die Farb- und Papierauswahl beispielsweise Kinder und Erwachsenen wahrzunehmen und umzuset- spielt eine große Rolle im Hinblick auf den Aufforderungs- zen. Malaguzzi spricht von den „hundert Sprachen des charakter. Kindes“ und betont dessen vielschichtige Ausdrucks- fähigkeit. Der musisch-ästhetische Bereich ist im Alltag der Kinder- tageseinrichtungen vielfach präsent. Der Bereich der neuen Medien dagegen ist immer noch abhängig von dem Interesse einzelner Fachkräfte. Medien können in ihrer Funktionalität sehr gut in den pädagogischen Alltag integriert werden. Mit einer Digitalkamera lassen sich beispielsweise Fotos anfertigen, die am PC nachbearbei- tet, ausgedruckt und dann als Namensschilder, Zuord- nungssysteme oder Listen genutzt werden können. 13 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 13 23.11.10 09:54
Die pädagogischen Fachkräfte haben Zutrauen in die Selbstbildungskräfte der Kinder und unterstützen sie Praxisbeispiel „Mit Instrumenten musizieren“ dabei, sich selbständig mit Themen und Materialien aus- einanderzusetzen. Sie wertschätzen den individuellen Musikinstrumente fordern Kinder, aber auch Ausdruck der Kinder, was sich beispielsweise am Umgang Erwachsene zum Ausprobieren heraus. Eine mit Bildern und anderen Werken der Kinder zeigt (Präsen in einem Raum bereitgelegte Vielfalt von Rhyth tation in Schaukästen, Rahmungen für Bilder, Ausstellun musinstrumenten wie Rasseln, Klanghölzer, Tri gen usw.). angeln und Trommeln, aber auch Klangbausteine oder selbstgebaute Instrumente wecken in der Die pädagogischen Fachkräfte experimentieren mit der Regel sofort das Interesse der Kinder. Bei einem eigenen Ausdrucksmöglichkeit und inspirieren die Kinder. regelmäßigen Einsatz der Instrumente kann ein Sie unterscheiden zwischen verschiedenen „Techniken“ Orchester mit wechselnden Dirigenten entstehen. und bewerten den Ausdruck der Kinder nicht. Erforderlich ist bei jeder Einheit zunächst eine Phase des Erprobens. Bereitgelegte Instrumente werden auf ihre Beschaffenheit und ihren Klang Praxisbeispiel „Farben verändern die Welt“ untersucht und untereinander getauscht. In der Erprobungsphase kann es auch sehr laut werden. Die Fenster sind mit Kreisen aus farbiger Folie Die pädagogische Fachkraft beobachtet die Aktion geschmückt. Diese sind haftend und können und greift Initiativen der Kinder zur Strukturierung nach Belieben verteilt werden. Den Kindern des Geschehens auf. Oder sie stellt nach einiger bringt es viel Spaß, den im Februar ansonsten Zeit den Kindern die Frage, wie ein Orchester eher farblosen Garten durch die bunten Scheiben entstehen könnte. Hierbei können die Kinder ihre zu betrachten und durch Übereinanderkleben der Erfahrungen zur Zusammensetzung und Funktion Folien neue Farben zu erschaffen. Der zweijäh- eines Orchesters einbringen und ihre Ideen und rige Jes steht schon geraume Zeit am Fenster Rollen erproben. und murmelt vor sich hin: „Blau dunkel“. Dann hält er einem älteren Kind einzelne Kreise vor Der jeweilige Dirigent erfährt in seiner Rolle, dass die Augen und erfragt die Farbnamen. Wieder er auf das Instrumentalspiel der anderen Kinder sieht er intensiv durch den blauen Kreis und im mit erdachten oder vereinbarten Handzeichen Wechsel durch hellere Farben. Plötzlich lächelt er Einfluss nehmen kann. Somit erhält das Spiel glücklich und sagt: „Orange ist lieb!“ mit den Instrumenten eine für alle erkennbare Struktur. Bei einer späteren Einheit kann neben den Instrumenten ein den Kindern bekanntes und zu vertonendes Bilderbuch bereitgelegt werden. Auch hier sind die Ideen der Kinder gefragt, wie mit den Instrumenten die Geschichte untermalt werden könnte. Nicht alle Musikinstrumente können im Sinne der vorbereiteten Umgebung dauernd zur Verfügung der Kinder bereitgestellt werden. Hier wird meist eine zeitlich-räumliche Begrenzung benötigt. Es ist jedoch abzuwägen, welche der vorhandenen Instrumente ständig erreichbar sind, um den Kin- dern vielfältige Klangerfahrungen zu ermöglichen (vgl. Laewen/Andres 2002, S. 122). 14 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 14 23.11.10 09:54
3. Der Bildungsbereich Sinneseindrücke werden auf eine hoch differenzierte In jedem Menschen ist ein Kind verborgen … Weise verarbeitet. Dabei spielen die Hirnhemisphären Das will auch in der Kunst mitspielen, eine wichtige Rolle. Es wird davon ausgegangen, dass – mitschaffen dürfen und nicht so sehr vereinfacht gesagt – die rechte Hirnhälfte die ästhetische, bloß bewundernder Zuschauer sein. bildhafte „Welt-Bearbeitung“ liefert und die linke Hirnhälf Denn dieses Kind im Menschen te die logischen Erklärungen. Die musisch-ästhetischen ist der unsterbliche Schöpfer in ihm … Bereiche und auch das große Spektrum einzusetzender Medien bieten viele Möglichkeiten, Anregungen zu Christian Morgenstern schaffen, Vernetzungen zu aktivieren, „Denkbares“ zu probieren und sich so auf einen „Spaziergang zwischen die Hemisphären“ zu begeben. Das alt-griechische Wort aistetiké bezieht sich im ur sprünglichen Sinne auf „sinnliche Wahrnehmung“ und Entscheidend ist es dabei, echte Erfahrungsmöglich- führt damit ziemlich direkt zu dem Verständnis von ästhe keiten zu bieten und damit das zu ermöglichen, was un- tischer Bildung, das in dieser Handreichung vertreten ter dem Begriff „Kreativität“ untrennbar mit diesem Bil- wird: es geht nicht um den rational gesteuerten Erwerb dungsbereich verbunden ist. Kreativität meint von Wissen und Fertigkeiten, sondern um das Erleben Lösungsverhalten. Die Möglichkeit, eigene Lösungen basaler Erfahrungen und Selbstwirksamkeit durch bild und Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln und zu pro- nerisches Gestalten, Werken, musikalische Ereignisse, bieren, sie lustvoll zu gestalten, schafft unbestreitbar ein Theater, Rollenspiele, Medien … positives Lebensgefühl. In diesem Zusammenhang ist das Erlernen von Techniken als Mittel zum Zweck zu se- Die Fähigkeiten zur Erlangung fundamentaler Bildung hen, als Chance, mehr Möglichkeiten zum individuellen haben Kinder von Geburt an, sie bewältigen sie in einem Ausdruck zu finden – aber niemals als Selbstzweck! Dreiklang von Wahrnehmung – Denken/Deuten – Handeln. Wohl kein anderer Bereich der Bildungsleitlinien hält eine Im Gestalten, beim Malen oder Zeichnen, beim Singen, solche Fülle an Möglichkeiten bereit, Erfahrungsfelder beim Tanzen, beim Übernehmen einer Rolle im Spiel – in diesem Dreiklang mit Lust und Freude zu entdecken, immer bietet sich hier ein Blick in die Persönlichkeit. Die- zu schaffen und zu gestalten wie der Bereich „Musisch- se Preisgabe verdient jede Anerkennung. Sie ist Aus- ästhetische Bildung und Medien“! Dabei bietet die inten- druck der individuellen Wahrnehmung, der ganz eigenen sive sinnliche Aufmerksamkeit, die die Aktivitäten beglei- Auseinandersetzung mit welchem Material auch immer. ten, eine wunderbare Grundlage für das Erleben echter Es gehört zum Verständnis dieser Handreichung, dass Partnerschaft zwischen Kindern und pädagogischen die pädagogischen Fachkräfte sich selbst den Mut zur Fachkräften. Gelassenheit zugestehen und sich immer öfter „vom Produkt verabschieden“ – oder das Produkt ganz neu als echten Selbstausdruck des Kindes entdecken. Angesichts der unendlichen Möglichkeiten und vielfäl- tigsten fachlichen Anforderungen und der großen per- sönlichen Herausforderung dieses Bildungsbereichs soll auch an dieser Stelle für das „Fachfrauen/-männer“-Prin- zip, für das Bekenntnis zu Expertenwissen und -kompe- tenz in der pädagogischen Arbeit geworben werden: Entdecke die Möglichkeiten! 15 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 15 23.11.10 09:54
3.1 Musik/Rhythmik Der Bereich der Musik und der Rhythmik ist seit jeher in Musik kann beruhigen oder mit starken Rhythmen mit- der Elementarpädagogik verankert. Kindertageseinrich- reißen. Sie kann zum Tanzen anregen und gute Laune tungen sind Orte, an denen gesungen, getanzt, gereimt hervorrufen. Sie kann aber auch an tiefsten Sehnsüchten und mit Instrumenten experimentiert wird. Morgenkreise, rühren und heftige Gefühle wecken, die kurz zuvor nicht Feste, Aktionen, Projekte und Rituale werden wie selbst da waren. Singen, sich nach Musik bewegen oder auch verständlich von Liedern, Bewegungsspielen und Reimen das Musizieren mit Instrumenten ermöglichen den Kin- begleitet. Die Freude, die Kinder an Musik und an Bewe dern, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und so ihre gung zur Musik haben, ist nicht zu übersehen, wenn sie eigene Emotionalität bewusst wahrzunehmen. beispielsweise mit großen Augen davorstehen, wenn jemand Gitarre spielt, oder vertieft sind im eigenen Rhythmische Erfahrungen sind immer auch elementarste Gesang. und ganz individuelle Erfahrungen. Beim Klatschen, Stam pfen oder Marschieren beispielsweise können Kinder Rhythmische und musikalische Erfahrungen ermöglichen Rhythmen einen Ausdruck geben, sich in ihnen wieder- Kindern eine ganzheitliche Wahrnehmung. Verschiedene finden und „mitgrooven“. Sinneseindrücke werden erfahren, miteinander kombi- niert und auch koordiniert. Kommunikation, Motorik und Musik schafft aber auch Beziehung und entfaltet sich Phantasie werden ebenso wie Persönlichkeitsentwick- ganz besonders im gemeinsamen Tun und Erleben. Wer lung und Aufmerksamkeit positiv beeinflusst (vgl. Hirler mit anderen Menschen gemeinsam musiziert, braucht 2009, S.48). Gerade auch für Null- bis Dreijährige wird die Fähigkeit, andere intuitiv wahrzunehmen. Kinder die Bedeutung der Musik als vorsprachliches Instrument lernen singend, spielend und tanzend auf andere einzu- der Kommunikation zwischen Kindern untereinander gehen, mitzuschwingen in einem musikalischen Gesche- und zwischen Kindern und Erwachsenen deutlich. Die hen, bei dem jeder seinen Teil zum Ganzen beiträgt. Musik geht der Sprachentwicklung voran. Die Kinder können sich somit über die Musik (Tischtrommeln, Laute usw.) verständigen. Musik ist eine Sprache und damit eine Urform der Kommunikation. Singen zum Beispiel kann in diesem Zusammenhang als Basis für weitere ‹ Bildungsprozesse gesehen werden. (Siehe Praxisbeipiel „Mittagskonzert“.) Kinderstimmlage Singen ist eine natürliche Ausdrucksmöglichkeit des Menschen. Die Ausbildung und das Üben des musikalischen Gehörs und der Sing-Stimme beginnen automatisch ab dem Säuglingsalter. Um die Entwicklung dieser feinen und empfindlichen Instrumente zu unterstützen, ist es wichtig, dies in der Stimmlage und Frequenzhöhe der Kinder zu tun. Bei den Kindern ist der Kehlkopf kleiner als bei den Erwachsenen und die Stimmbänder sind kürzer. Wie bei den Orgelpfeifen gilt: je kleiner, desto höher. Der Kinderstimme angemes- sen ist der Bereich d1 bis f2, nur dort können sie die Töne sicher treffen. Um sich diesen Bereich vorzustellen nimmt man am besten die Klaviertas tatur. Der Bereich liegt im Oktavbereich „einge- strichene Oktave“ (c1 bis h1 bzw. auf dem Xylophon oder auf Klangstäben c‘ – h‘) bis „zwei- gestrichene Oktave“ (c2 bis h2 bzw. c“ – h“). Also liegt der angemessene Bereich in der Diskant lage d‘ bis f“. 16 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 16 23.11.10 09:54
3.1.1 Welche Themen kann man in der Kinder- tageseinrichtung anbieten oder aufgreifen Singen: ll Singen von Liedern und Melodien ll Singen in unterschiedlichen Konstellationen, z. B. „Chor Jung und Alt“, „Kita-Chor“ ll rhythmisches Sprechen/Patterns (Sprechgesänge und Lieder in verschiedenen Tonalitäten und Metren) Instrumente: ll Kennenlernen und Spielen unterschiedlicher Instru- mente, z. B. Percussioninstrumente, Blasinstrumente, Schlagzeug, E-Gitarre ll auf selbstgebauten oder erfundenen Instrumenten musizieren ll ein Instrument erlernen ll Instrumentenbautechnische und allgemein physi- Musik umsetzen: kalische Prozesse bei der Erzeugung von Klängen ll Komponieren und Improvisieren – sich etwas aus untersuchen denken, Experimentieren mit Rhythmen, Phrasen und Melodien Musikalische Phänomene und Grundkenntnisse: ll Klanggeschichten ll Musikalische Phänomene kennen und umsetzen, wie ll Musik malen – „ich male, was ich höre“ Lautstärke (laut – leise), Tempo (schnell – langsam), ll Klänge und Rhythmen spüren, Tonhöhe (hoch – tief), Tongeschlecht (z. B. Dur, Moll) z. B. über Klangschalen, Klangbett ll Noten, Symbole ll Body-Percussion: den eigenen Körper als Instrument ll Notenwerte, Rhythmen erleben ll Gehörbildung/Gehörschulung ll Musik und Rhythmen in Bewegung umsetzen ll Zahlen, Mengen und Proportionen in einem Rhyth- ll Tanzen mus, einem Lied oder einer Komposition entdecken ll Tanz- und Kreisspiele zur und mit Musik ll eigene Musikproduktion, z. B. Gestaltung einer eigenen Kita-CD Kulturelle und soziale Aspekte von Musik: ll Konzertbesuche, ein musizierendes Ensemble erleben ll Projekte mit Musikern/Musikerinnen, z. B. gegen seitige Besuche, gemeinsame Aktionen und Konzerte ll Kennenlernen landestypischer Stilrichtungen, z. B. Klezmer, afrikanisches Trommeln ll Lieder in unterschiedlichen Sprachen singen ll unterschiedliche Stilrichtungen der Musik, z. B. Klassik, Jazz , Folklore kennenlernen 17 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 17 23.11.10 09:55
„Generationsübergreifendes Singen“ Singen steht auf der Hitliste der Aktivitäten in der Kindertageseinrichtung ganz oben. In diesem Pra- xisbeispiel geht es neben den positiven entwick- lungsfördernden Aspekten des Singens auch um 3.1.2 Praxisbeispiele dessen gemeinschaftsfördernde Wirkung. In dem generationsübergreifenden Projekt „Mini-Maxi- Chor“ begegnen sich ältere Menschen aus einer Seniorenwohnanlage und Kita-Kinder einmal wö- „Mittagskonzert“ (Kinder unter drei Jahren) chentlich zum gemeinsamen Singen. Zu Beginn jeder Einheit werden der Körper und die Stimme Mittagessen in einer Krippengruppe: David beginnt durch unterschiedliche Spiele und Anwärmübun plötzlich, mit seinem Löffel auf den Tisch zu klop- gen gelockert. Ein gemeinsames Begrüßungslied fen. Sarah, die am anderen Ende des Tisches sitzt, stellt den Beginn eines Liederreigens dar. Die antwortet auf diesen Impuls, indem sie ebenfalls Aufmerksamkeit der Kinder ist in der Regel we- mit ihrem Löffel klopft. Ein weiteres Kind steigt sentlich länger aufrecht zu erhalten, wenn sie die in das Klopfen ein. Die pädagogischen Fachkräfte Möglichkeit bekommen, sich zu den gesungenen beobachten schweigend und gelassen diesen Dia Liedern zu bewegen. Also werden für die Kinder log. Das Klopfkonzert der Kinder endet nach kurzer zu jedem Lied Bewegungsmöglichkeiten gesucht Zeit. Die pädagogischen Fachkräfte füllen darauf- und gespielt. Die zum Teil bewegungsbeeinträch- hin den Kinder das Essen in die Teller. In dem tigten Seniorinnen und Senioren steigen erst zum Video-Film „Zu Tisch in der Kita – Mittagskonzert Abschlusslied in einen einfachen Tanz ein. Beson- und Mittagsgesellschaft“ (Mohn/Hebenstreit- ders gern werden die selbst erdachten Strophen Müller 2006/2007) wird deutlich, dass Musik ein der „Rock you-Entchen“ gesungen und gespielt. vorsprachliches Instrument der Kommunikation Zunächst wird dabei durch Klatschen und Trom- zwischen Kindern im Krippenalter untereinander meln auf die Oberschenkel der Rhythmus von und zwischen Kindern und Erwachsenen ist. Der „We will rock you“ (Queen) aufgenommen. Film zeigt, wie die Kinder die Abläufe am Mittags- Nachdem alle Kinder und Erwachsenen ihren Ein- tisch „musikalisch“ durch Laute, Singsang, Klop- stieg gefunden haben, wird der Text von „Alle fen und Trommeln auf den Tisch mitgestalten. meine Entchen“ dazu gesungen. Neue Kinder- Es wird aufgezeigt, dass die Erwachsenen die lieder und altes Liedgut bilden die musikalische Entfaltung dieser Gestaltung ungestört bis zum Mischung und das Repertoire für regelmäßige Abschluss kommen lassen sollten. Das heißt, erst Auftritte bei Stadtteilfesten o. ä., die bei allen wenn eine musikalische Gestalt der Kinder zu Ende Chormitgliedern sehr beliebt sind. In der Regel geführt ist, ist der optimale Zeitpunkt für einen wird dieser gemischte Chor mit einer Gitarre erzieherischen Impuls. Die pädagogische Fachkraft begleitet, bei den Auftritten kommen noch Djem- muss also hierbei ein Gefühl für die Rhythmik be und E-Bass dazu. Den unterschiedlichen bekommen, das heißt, erkennen können, wann Möglichkeiten, die die Gestalt abschlossen ist. die jungen und äl- (Diese Phänomene sind durch „Kamera-Ethno- teren Sängerinnen grafische Studien“ dokumentiert. Der erste Teil und Sänger der DVD, der über „musikalisches“ Verhalten von in den Tonlagen Krippenkindern am Mittagstisch informiert, wird haben, muss be- durch den Göttinger Professor Michael Buchholz sondere Beachtung kommentiert.) geschenkt werden. „Dreiklänge/Akkorde“ Kindergartenkinder begleiten ein Musikstück mit Aufklebern. Vor der pädagogischen Fachkraft, die Akkorden – wie geht denn das? Viele Kinderlieder das Musizieren anleitet, liegen drei Bögen Tonpapier lassen sich mit den drei Akkorden C-Dur (C, E, G), in Grün, Rot und Blau. Stellt sich die pädagogische F-Dur (F, A, C), G-Dur (G, H, D) mit der Gitarre, aber Fachkraft auf das grüne Tonpapier, ist dies das Signal auch zusätzlich mit entsprechend zusammengestell- für das Kind mit den Klangstäben für den C-Dur- ten Klangstäben begleiten. Jeweils drei Kinder kön- Akkord. Das Kind kann dann, solange das Signal für nen die Dreiklänge während eines Liedes bedienen C-Dur besteht, seine drei Töne spielen. Bei Akkord- und so zu einer harmonischen Begleitung beitragen. wechseln stellt sich die pädagogische Fachkraft Visualisierung: Die Klangstäbe für den C-Dur-Drei dann jeweils auf das entsprechend andere Tonpapier. klang sind jeweils mit einem grünen Aufkleber ver Diese Form der Begleitung bedarf bei Kindern und sehen, die für den F-Dur-Dreiklang mit roten Aufkle- Erwachsenen ein wenig Übung, macht dann aber viel bern und die für den G-Dur-Dreiklang mit blauen Spaß bei der Liedbegleitung. 05 Handreichung musisch aesthetische Bildung 2010.indd 18 23.11.10 09:55
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