Change Management in Fachverlagen
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Brancheninformationen der Deutschen Fachpresse Nr . 2 Change Management in Fachverlagen Am Beispiel der Einführung eines Redaktionssystems Eine Studie von Ehrhardt F. Heinold und PD Dr. Svenja Hagenhoff Unter Mitarbeit von Vitus Graf, Ludger Simon, Simone Pfahler, Marie Schulte und Stefanie Sohn
Inhalt Change Management in Fachverlagen Am Beispiel der Einführung eines Redaktionssystems S. 1, 2 © vladislav susoy - Fotolia.com S. 1 © olly - Fotolia.com S. 1 © vege - Fotolia.com 1 Management Summary. . . . . . . 3 4 Interviews mit Herstellungsleitern. . . . . . . . . . 27 2 Ausgangssituation: Change Management und 4.1 Olaf Wendenburg, Bauverlag BV . . . . . . . . 27 Redaktionssysteme . . . . . . . . . . 5 4.2 Vitus Graf, Deutscher Ärzte-Verlag. . . . . . . 29 4.3 Ludger Simon, Schlütersche 2.1 Fachverlage im Wandel – Verlagsgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Veränderung als Herausforderung. . . . . . . . 5 2.2 Wertschöpfung in Fachverlagen. . . . . . . . . . 6 5 Fazit und Empfehlungen. . . . . . 32 2.3 Einführung von Redaktionssystemen . . . . . . 7 2.3.1 Redaktionssysteme als Grundlage für 5.1 Planung eines Change-Prozesses. . . . . . . . 32 modernes Content Management. . . . . . . . . 7 5.2 Erfolgsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.3.2 Herausforderungen und Anforderungen . . . . 8 6 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.4 Change Management. . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.4.1 Veränderung als Prozess . . . . . . . . . . . . . 10 6.1 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.4.2 Wirkungsebenen von Veränderungen. . . . . 10 6.2 Abbildungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.4.3 Change Management als Methode. . . . . . . 12 6.3 Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.4.4 Grundlegende Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . 12 6.4 Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.4.5 Erfolgfaktoren und Instrumente beim Change Management. . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Fallstudien. . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.1 Methodische Vorbemerkungen . . . . . . . . . 21 3.2 Darstellung der Ergebnisse. . . . . . . . . . . . 21 3.2.1 Ausgangssituation und Veränderungsprojekt. . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.2.2 Auslöser der Veränderung. . . . . . . . . . . . . 23 3.2.3 Ziele der Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2.4 Wirkungsebenen der Veränderung. . . . . . . 24 3.2.5 Change Management-Ansätze. . . . . . . . . . 25 Change Management in Fachverlagen 2
1 Management meist sowohl interne als auch externe Zielsetzungen eine wichtige Rolle. Summary Erreicht werden können diese Ziele auf vielfältige Wei Die Studie „Change Management in Fach se. Grundsätzlich lassen sich die Herangehensweisen verlagen“ untersucht auf der Basis eines aber nach drei Change Management-Konzepten klas theoretischen Analyserahmens und anhand sifizieren. von zwei empirischen Fallbeispielen, dem Deutschen Ärzte-Verlag und der 1. ei der Organisationsentwicklung handelt es B Schlüterschen Verlagsgesellschaft, welche sich um einen „Bottom up“-Ansatz unter starker Veränderungsprozesse bei der Einführung von Beteiligung der Betroffenen. Redaktionssystemen in Fachmedienhäusern 2. as Business Process Reengineering stellt D ausgelöst werden – und wie Fachverlage mit einen „Top Down“-Ansatz dar, bei dem Zielvorga diesen umgehen. ben im Vordergrund stehen. 3. as Transformationsmanagement ist ein D Zentrales Ergebnis ist: Die Veränderungsprozesse neues Konzept, das sowohl durch Zielvorgaben bei der Integration einer verlagsübergreifenden Soft als auch durch Mitarbeiterpartizipation bestimmt ware sind tiefgreifend und umfassend. Sie können ist. auf vier verschiedenen Managementebenen im Verlag nachgewiesen werden: in der Ablauforganisation, der Nicht empfehlenswert ist ein reines Business Process Aufbauorganisation, der Unternehmenskultur und im Reengineering, da es die Interessen der Beteiligten Bereich Technologie. Zudem betreffen sie nahezu alle am wenigsten berücksichtigt. Es kam auch in keiner Verlagsabteilungen – von der Redaktion über die Her der Fallstudien zur Anwendung. In den untersuchten stellung und die IT bis zur Anzeigenabteilung. Ursa Fallbeispielen wurden die Organisationsentwicklung che hierfür ist die Tatsache, dass Redaktionssysteme und das Transformationsmanagement umgesetzt. in das Management von Inhalten und in die Erstellung und Publikation von Verlagsprodukten eingreifen – Die Wahl eines Change Management-Konzepts bringt und damit die Kernprozesse eines jeden Fachverlags ein Set von Change-Instrumenten mit sich, die den Er betreffen. Da an diesen Abläufen viele Abteilungen be folg eines Change-Prozesses unterstützen. Sie wer teiligt sind, wirken sich auch die Veränderungen abtei den deshalb im Folgenden auch Erfolgsfaktoren ge lungsübergreifend aus. nannt. Für die Einführung eines Redaktionssystems in Fachverlagen sind aus Sicht der Autoren elf Die konkreten Veränderungsprozesse sind in jedem Instrumente besonders relevant, diese werden des Verlag verschieden. Sie resultieren u.a. aus der je halb in den Fallbeispielen näher betrachtet. Dabei weiligen Zielsetzung, dem zugrunde liegenden Chan zeigt sich, welche Rolle sie jeweils für den Erfolg des ge Management-Konzept und den gewählten Change- Veränderungsprojekts spielen und wie sie strategisch Instrumenten. Die Studie zeigt jedoch, dass die Pro eingesetzt werden können. Hier ein Überblick über zesse sich in ein Raster einordnen lassen, auf dessen die ausgewählten Change-Instrumente und ihre Wirk Basis sie steuerbar sind. weisen: Ankerpunkt des Analyserasters sind die Zielsetzungen Die Vision der Unternehmensführung ermöglicht, den für den Veränderungsprozess. Hierzu zählen zunächst Wandel aktiv voranzutreiben, Mitarbeiter zu motivie externe Zielsetzungen wie etwa der Wunsch, Entwick ren und Widerstände zu überwinden. Häufig wird die lungen des Markts und der Mediennutzung der Fach se Aufgabe von einer Person übernommen, die Initia verlagskunden nachzukommen. Aber auch interne tor des Wandels ist und die Vision verkörpert. Die Ver Ziele wie Prozessoptimierung, Automatisierung oder lagsleitung sollte die Modernisierung der technischen abteilungsübergreifende Zusammenarbeit können Infrastruktur und alle daraus resultierenden Verände Ausgangspunkte des Veränderungsprozesses sein. rungen aktiv und konstruktiv begleiten. Bei der Einführung eines Redaktionssystems spielen Change Management in Fachverlagen 3
Das Commitment zum Wandel, also die freiwilli Prozessanalyse und -modellierung gehören zum ge Selbstverpflichtung, sich mit dem Veränderungs Standardwerkzeug eines jeden technologischen Inno prozess zu identifizieren, ist ebenfalls von zentraler vationsprozesses. Sie schließen gute Prozesskennt Bedeutung. Sie kann auf Ebene der Mitarbeiter etwa nis mit ein und können beispielsweise in Form eines den Wunsch bewirken, effizienter und strukturierter kleinen Handbuches Ausdruck finden. als bisher zu arbeiten – so auch in den Fallstudien. Dadurch wird der Veränderungsprozess positiv wahr Zur genauen Planung der Vorgehensweise bei genommen und etwa mit der Hoffnung verknüpft, der Implementierung der Software zählen etwa die Arbeitserleichterungen zu erhalten. Die Studie zeigt, Absprache mit dem Softwareanbieter zur Anpassung dass in diesem Zusammenhang Promotoren, die das des Redaktionssystems oder Tests, die mögliche neue System gut kennen und neuen Prozessen unein Fehler auffindbar machen. Die Rückkopplung aus geschränkt positiv gegenüberstehen, eine wichtige Tests und Life-Betrieb ermöglicht zudem die konti Rolle übernehmen. nuierliche Verbesserung des Systems. Die Kommunikation der Projektverantwortlichen mit Ein professionelles Projektmanagement muss ein den betroffenen Mitarbeiter gewährleistet, die betrof Gleichgewicht zwischen übergreifender Planung und fenen Personen während des Change-Prozesses im laufender Anpassung finden. Denn ein starres Fest mer wieder motivieren und informieren zu können. halten an einmal erstellten Plänen ist nicht zielfüh Empfehlenswert ist etwa, gezielt Befindlichkeiten bei rend, wenn sich herausstellt, dass diese nicht sinnvoll den Mitarbeitern abzufragen und auftretende Pro umsetzbar sind. Das Projektmanagement muss mit bleme unmittelbar anzugehen. Daneben ist ein gutes einem ausreichenden Maß an Flexibilität reagieren, Verhältnis der Mitarbeiter untereinander – insbeson ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. dere bei der abteilungsübergreifenden Zusammen arbeit mit dem neuen System – sehr förderlich. Externe Berater können etwa in der Implementie rungsphase als Coaches Unterstützung leisten. Sie Partizipation entsteht durch aktive Einbeziehung sollten einem ähnlich systematischen Auswahlprozess der Betroffenen. Sie kann zum Beispiel in sogenann wie alle anderen Dienstleister unterzogen werden. ten Change-Runden, in denen Probleme in Prozessen oder am System diskutiert werden, ermöglicht wer Die Nachhaltigkeit der Technologie wurde als den. Zudem können Mitarbeiter in Entwicklungs- und Erfolgsfaktor aus den Fallstudien abgeleitet. Dieser Testphasen mit einem Vorabzugriff auf das künftige Aspekt soll sicherstellen, dass die angeschaffte Soft System eingebunden werden. Eine weitere Möglich warelösung sich nicht in wenigen Jahren als technolo keit ist das „Power User“-Konzept: Hier werden aus gisch überholt erweisen wird. gewählte Nutzer zu zentralen Ansprechpartnern für das Redaktionssystem ausgebildet. Struktur der Studie Die Studie ist in zwei Bereiche gegliedert. Der er Im Bereich Qualifikation können Mitarbeiterschu ste Teil entwickelt einen auf Fachverlage und die lungen „On the Job“ und „Off the Job“ durchgeführt wer Einführung von Redaktionssystemen abgestimmten den. Vorteil der „On the Job“-Schulung ist das bereits Analyserahmen. Hierin werden die oben vorgestellten bekannte Arbeitsumfeld, Vorteil bei Schulungen „Off the Zielsetzungen, Change Management-Konzepte und Job“ die Gelegenheit, sich abseits des Arbeitsumfeldes Change-Instrumente detailliert erläutert. Der zweite voll und ganz dem neuen System widmen zu können. Teil zeigt anhand zweier Fallbeispiele, dem Deut schen Ärzte-Verlag und der Schlüterschen Verlags Zentral für den Umgang mit Widerständen ist die gesellschaft, wie der Analyserahmen in der Praxis an Information, dass Unzufriedenheit häufig aus Unwis gewandt werden kann. senheit resultiert. Hier greifen deshalb Schulungen und kontinuierliche Kommunikation sowie Promo Gleich, für welche Methode und welche Instrumente toren, die als gutes Beispiel vorangehen und die Stär sich ein Fachverlag entscheidet: Jeder Führungskraft ken des neuen Systems aufzeigen können. sollte klar sein, dass technische Innovationen Verän Change Management in Fachverlagen 4
derungsprojekte sind, die auch als solche gemanagt Redaktionssystems. Das Thema klingt nach einem werden sollten. Das gilt in besonderem Maß für den rein technologischen Vorgang, bei dem „nur“ ein Einsatz von Redaktionssystemen. Diese greifen ele neues IT-System angeschafft und implementiert wird. mentar in den Kernprozess von Verlagen ein, die Doch die vorliegende Studie zeigt, wie tief der notwen Medienerstellung und -vermarktung, und beeinflussen dige Eingriff in bestehende Geschäftsprozesse ist. damit das Hauptanliegen eines Fachverlages: die sich ständig ändernden Kundenbedürfnisse in einer sich Fachverlage sind, das ist eine Binsenweisheit, „people wandelnden Medienwelt noch besser zu bedienen. business“, also ein Geschäft, das ganz wesentlich auf den Leistungen seiner Mitarbeiter basiert. Wie anders 2 Ausgangssituation: könnte ein Fachverlag erfolgreiche Medienprodukte erstellen und vermarkten? So betrifft jede Verände Change Management rung von Geschäftsprozessen nicht nur die techno logische Infrastruktur, nicht nur die Abläufe, sondern und Redaktionssysteme insbesondere die Mitarbeiter: Sie müssen gewohnte Arbeitsweisen verändern, um die Möglichkeiten eines Redaktionssystems auszuschöpfen. 2.1 Fachverlage im Wandel – Ein solcher Veränderungsprozess sollte immer ge Veränderung als Herausforderung meinsam mit den betroffenen Mitarbeitern gestaltet Fachverlage wandeln sich. Die Veränderungen finden werden. Geschieht das nicht, können gravierende auf vielen Ebenen statt und werden durch zahlreiche Auswirkungen folgen – von ineffizienter Arbeit bis hin Faktoren ausgelöst. In der vorliegenden Studie soll zu Kündigungen, wie eine Untersuchung der Unter ein solcher Wandlungsprozess exemplarisch an einem nehmensberatung Cap Gemini aus dem Jahr 2008 Thema untersucht werden: an der Einführung eines ergeben hat (siehe Abbildung 1). 1 Welche negativen Effekte treten Ihrer Meinung nach besonders häufig auf, wenn das Thema Change Management in Unternehmen vernachlässigt wird? Ineffizientes Arbeiten durch fehlende/unzureichende 79 % Informationen über den Veränderungs-Prozess 82 % Bewusstes Agieren gegen die Veränderung (z.B. 73 % Blockieren, Verzögern, Vermeiden) 77 % Ineffizientes Arbeiten durch fehlende/unzureichende 42 % Informationen über das Veränderungs-Ergebnis 41 % Häufigere Unterbrechungen der Arbeit (z.B. Diskussionen 42 % mit Kollegen, privates Internetsurfen, längere Pausen) 31 % Höhere Fluktuation 21 % 26 % Höherer Krankenstand 11 % 2007 (z.B. Krankschreibung, blauer Montag) 5% 2005 Abbildung 1: Effekte bei der Vernachlässigung von Change Management 1 Cap Gemini (2008), Seite 55. Change Management in Fachverlagen 5
Change Management (CM) ist also eine zentrale Auf dass es ohne die Unterstützung durch geeignete Soft gabe der Verlagsführung. Die unterschiedlichen CM- waresysteme nicht mehr wirtschaftlich handhabbar Methoden bieten eine Reihe von bewährten Verfahren ist. Moderne Redaktionssysteme unterstützen den und Instrumenten, um die Mitarbeiter im Wandel mit Publikationsprozess, immer mehr Verlage entschei zunehmen – von der Kommunikation über Partizipa den sich deshalb für ein solches System. tion bis hin zur transparenten Führung (siehe Abbil Bei der Einführung eines Redaktionssystems steht dung 2).2 die Unterstützung des verlegerischen Kernprozesses Welche Erfolgsfaktoren waren bei erfolgreichen Veränderungsprozessen in Ihrem Unternehmen ausschlaggebend? Mobilisierung und Commitment sicherstellen 60 % Organisation und Prozesse erfassen und designen 42 % Situationen und Umfeld analysieren und verstehen 39 % Führung fördern 35 % Konflikte und Widerstände reduzieren oder vermeiden 26 % Erfolge identifizieren und verankern 21 % Ausrichtung und Alignment forcieren 20 % Strukturen und Monitoring entwickeln und aufbauen 17 % Kultur weiterentwickeln 16 % Qualifizierung und Entwicklung 15 % zielgruppenorientiert durchführen Abbildung 2: Erfolgsfaktoren bei Change Management-Projekten im Mittelpunkt. Die zentrale Wertschöpfungskette in 2.2 Wertschöpfung in Fachverlagen Fachverlagen unterscheidet sich prinzipiell nicht von der anderer Medienunternehmen. Sie reicht von der Fachverlage stehen vor der Herausforderung, ihren Erstellung der Inhalte bis zu deren Vermarktung. Im Kunden alle Mediengattungen und alle Inhaltetypen zu Fokus steht dabei immer das Management von In bieten.3 Das Management dieses mehrmedialen und halten. Fachverlage organisieren sich entlang dieser mehrkanaligen Publikationsszenarios ist so komplex, Wertschöpfungskette (siehe Abbildung 3).4 Produktkonzeption: Content- Aufbereitung & Distribution Vermarktung Media- Abrechnung: Kunde, Markt, Erstellung Konfektionierung und Publishing der Medien Vermarktung Erlöse, Honorare Wettbewerb Abbildung 3: Standardmodell einer Wertschöpfungskette in Verlagen 2 Cap Gemini (2008), Seite 43. 4 Die Ausführungen in diesem Kapitel basieren auf Hagenhoff (2009), S. 12 - 23. 3 Steinröder / Pitz (2009). Change Management in Fachverlagen 6
Die optimale Unterstützung von Wertschöpfungsket ponenten: ten und den darauf basierenden Geschäftsprozessen Das Editorial System unterstützt die Erstellung ist die Kernaufgabe von Redaktionssystemen. und Bearbeitung von Inhalten jedweder Art. Das Content Repository organisiert die zentra 2.3 Einführung von Redaktionssystemen le Speicherung der erstellten Inhalte. Hierbei sind vier Aspekte besonders zu beachten: die Tren 2.3.1 Redaktionssysteme als Grundlage für nung von Inhalt und Form, die Abbildung von Mi modernes Content Management kro- und Makrostrukturen (z.B. Artikel und Zeit Redaktionssysteme sind Softwareanwendungen, die schrift), die Abbildung dynamischer Medientypen die Erstellung von Verlagsmedien unterstützen. Ur (Audio und Video) sowie der gleichzeitige Zugriff sprünglich wurden Redaktionssysteme für die Erstel verschiedener Benutzer auf den Inhalt (Workflow- lung von Printprodukten, vor allem von Zeitungen und Unterstützung). Zeitschriften, eingesetzt. Inzwischen haben viele die Das Publishing System sorgt für die Medienaus ser Systeme ihren Funktionsumfang erweitert und gabe und ist die Softwarekomponente, die vom werden zum Management von Inhalten jeder Art und Zielmedium am stärksten abhängig ist. für die Produktion in allen Medienformaten (print, off line, online, mobil) verwendet. Redaktionssysteme Auf dem Markt gibt es eine Reihe von Redaktions wandeln sich so zu allgemeinen Content Management- systemen mit sehr unterschiedlichen Ansätzen. Aller Systemen (CMS), die die gesamte Wertschöpfungs dings stellt sich der Markt als sehr intransparent dar. kette in Fachverlagen abbilden (siehe Abbildung 4).5 Seine Größe kann weder in Umsatz noch in Anzahl der Teamunterstützung Planung und Kontrolle Erzeugung/ Zusammen Recherche Gestaltung Prüfung Freigabe Archivierung Pflege stellung Bereitstellung der technischen Infrastruktur und technische Serviceleistungen Abbildung 4: Redaktioneller Workflow in Verlagen Betriebswirtschaftlich betrachtet kann Content Mana Systemanbieter präzise benannt werden. Das liegt gement als eine Spezialisierung des Konzepts Mana u.a. darin begründet, dass die Abgrenzung des be gement aufgefasst werden, das dispositive und ope trachteten Produkts Redaktionssystem zu verwand rative Aufgaben unterscheidet. Die dispositiven Auf ten Systemen wie dem (Web-)Content Management- gaben umfassen Planung, Kontrolle und Bereitstellung System, dem technischen Dokumentationssystem, von Inhalten, die operativen Aufgaben bestehen aus dem Assett Management-System oder auch dem deren Recherche, Erzeugung, Beschaffung, Zusam Dokumentenmanagement-System nur schwer mög menstellung, Gestaltung, Prüfung und Freigabe. Bei lich ist. de Aufgabenbereiche werden in Medienunternehmen in erster Linie von Content Managern, Erzeugern (z.B. Die am Markt angebotenen Lösungen lassen sich gut Redakteur), Gestaltern (z.B. Layouter), Producern mit Hilfe des von Joachim Rawolle entwickelten mor (z.B. Chef vom Dienst) und Administratoren wahrge phologischen Kastens systematisieren. Dieser um nommen. fasst drei Merkmale, die bei der Softwareauswahl von Bedeutung sind: die Anzahl der unterstützten Medien, Um die genannten Anforderungen erfüllen zu können, der funktionale Schwerpunkt und die Flexibilität (siehe verfügen Redaktionssysteme über drei zentrale Kom Abbildung 5).6 5 In Anlehnung an Rawolle (2002), S. 24. 6 Rawolle 2002, S.53. Change Management in Fachverlagen 7
Merkmal Ausprägungen Anzahl der Zielmedien medienabhängig medienneutral Funktionaler Schwerpunkt verwaltungsorientiert publishing-orientiert funktional vollständig Flexibilität Out of the Box-Systeme Entwicklungswerkzeug Abbildung 5: Systematisierungsrahmen für Redaktionssysteme An der Anzahl der Zielmedien lässt sich unterschei Deshalb sollten Verlage heute ihre Inhalte digital und, den, ob die Daten nur für definierte Zielmedien oder wo möglich, auch als strukturierte Daten verwalten medienneutral auch für jene Medien vorgehalten wer und ihr Content Management durch geeignete Soft den können, die bei der Planung noch nicht berück waresysteme unterstützen. sichtigt wurden. Der funktionale Schwerpunkt zeigt an, ob der Systemfokus auf redaktionellen Aufgaben Durch den Einsatz eines Redaktionssystems lassen wie dem Planen, Erzeugen, Pflegen und Prüfen liegt sich vier Haupteffekte erreichen: (verwaltungsorientiertes System) oder auf Funktiona litäten für das Ausliefern von Seiten sowie Persona A utomatisierung von operativen und organi- lisierungfunktionen (publishing-orientiertes System). satorischen Tätigkeiten: Sie ermöglicht eine Ef Systeme, die verwaltungsorientiert und publishing- fizienzsteigerung der Arbeitsabläufe und eine Stei orientiert arbeiten, werden als funktional vollstän gerung der Qualität der Ergebnisse. dig bezeichnet. Beim Kriterium Flexibilität wird zwi Integration aller Tätigkeiten des Produktions- schen „Out of the Box“-Systemen und Entwicklungs prozesses: Sie vermeidet Format- und Medien werkzeugen differenziert. Während „Out of the Box“- brüche an Schnittstellen verschiedener Software Systeme sich nur sehr eingeschränkt an die Anfor systeme. derungen des Anwenderunternehmens anpassen las F lexibilität: Sämtliche Inhalte können mehrmedial sen, können Entwicklungsumgebungen spezialisierte und schnell publiziert werden. Produkte und Prozesse unterstützen. Bestandteile W iederverwendung: Inhalte und Layout können solcher CMS-Entwicklungswerkzeuge sind beispiels wiederholt eingesetzt werden.7 weise Editoren, Skriptsprachen und Laufzeitumge bungen. Intern müssen dafür die Abläufe neu organisiert, Aufgabenfelder der am Prozess Beteiligten verän 2.3.2 Herausforderungen und Anforderungen dert und neue Möglichkeiten für Verlagsprodukte und Mit dem Wandel von Fachverlagen zu integrierten Services entwickelt werden. Davon sind in Fachver Medienunternehmen, die ihren Kunden Inhalte auf lagen nahezu alle Abteilungen betroffen, wie Tabelle 1 allen Wegen, in allen Medienformaten und auf allen zeigt – entsprechend wichtig für den Erfolg der Neu Medienkanälen anbieten, ist eine Vielzahl von Anfor strukturierung ist die Einbeziehung der betroffenen derungen verbunden – vor allem in Bezug auf das Mitarbeiter: 8 Management von Inhalten. Zu nennen sind hier ins besondere die Konsistenz der Daten über mehrere Medien hinweg sowie das Einhalten eines Corporate Designs. Ohne den Einsatz eines Redaktionssystems sind die Arbeiten in einem modernen Medienunterneh men heute kaum noch oder nur auf sehr ineffiziente Art zu leisten. 7 Karla (2006), S. 97 f. 8 Heinold, Spiller (2007), S. 34-39 und 109. Change Management in Fachverlagen 8
Abteilung / Bereich Mögliche Veränderungen Redaktion / Lektorat eue Arbeitsabläufe N eue IT-Werkzeuge (z.B. Texteditoren, Workflow-Tools, Asset-Datenbanken) N erkürzte Publikationszeiten V ontentstrukturierung und Textaufbereitung (Tagging, Metadaten) C ehrmediales Publizieren M eue Produktformen (z.B. Datenbanken, iPad-Apps) N undennutzen statt Produktdenken K inbettung in einen dynamischen und integrierten Prozess E Herstellung / Grafik ontent Management als Kernaufgabe C anagement von Produkttypen statt Arbeit am Einzelprodukt M entrale Datenablage Z roduktübergreifendes Content Management P rbeit mit Musterlayout und Stylesheets A rozesssteuerung: Vom produkt- zum prozessorientierten Arbeiten P tandardisierung und Automatisierung S achsende Bedeutung von Team- und Projektmanagement W IT ystemintegration S chnittstellen-Management S ontent Management C Werbung utzung aller Medienkanäle für Werbemaßnahmen N roduktion von Werbemitteln über das Redaktionssystem (Veränderungsprojekt P vergleichbar mit dem der Redaktion) Integration in den verlagsweiten Content Management-Prozess Vertrieb utzung aller Medienkanäle für den Vertrieb N ertrieb neuer Produkte V Anzeigen Integration in die IT-gesteuerten Planungs- und Abrechnungsprozesse eue Produkte und Services für Kunden (z.B. Anzeigenerstellung per Internet, Web-to-Print) N Controlling eue Controlling-Konzepte für neue Produktionsweisen und Produkte N Geschäftsleitung eue Produkte und Geschäftsmodelle N anagement eines dynamischen und lernenden Unternehmens M anagement von Change-Prozessen M udgetierung von langfristig orientierten Investitionen z.B. in Contentaufbereitung oder B Software Personalabteilung eränderung bestehender und Definition neuer Stellenprofile (z.B. Content Manager) V ewinnung neuer Mitarbeiter mit anderen Qualifikationen (z.B. Online Redakteur) G urch permanente Veränderungen wachsende Anforderungen an Personalentwicklung und D Weiterbildung Dienstleister Integration in den Content Management-Prozess des Verlages eränderung des Aufgabenbereiches (z.B. Verarbeitung von strukturierten Daten) V chaffung von Schnittstellen S ompetenz für neue Software-Tools K Tabelle 1: Auswirkungen auf einzelne Verlagsbereiche Change Management in Fachverlagen 9
2.4 Change Management Veränderungs- Auslöser Status quo Veränderung Wirkungen prozess 2.4.1 Veränderung als Prozess Veränderungen finden in Fachverlagen täglich statt; einige sind von so grundlegender Art, dass von einem Abbildung 6: Ablauf eines Veränderungsprozesses Veränderungsprozess gesprochen werden kann. Die ser Veränderungsprozess kann grundsätzlich unter Auslöser eines solchen Prozesses können externe schiedliche Ausprägungen haben, je nach Grad der und interne Faktoren sein. Hierzu zählen marktbe- Intensität und der Planbarkeit. Beim Intensitätsgrad zogene Auslöser wie Veränderungen der Kunden wird zwischen einem graduellen und einem fundamen bedürfnisse oder der Konkurrenz, technologische talen Wandel unterschieden.9 Auslöser wie die Entwicklung mobiler Endgeräte oder die Anforderungen an eine flexible Content-Infra Beim graduellen Wandel ist der Veränderungspro struktur sowie verlagsinterne Auslöser wie ein Füh zess überschaubar und hat kaum strategische Be rungswechsel, Mitarbeiterinitiativen oder die Neuaus deutung, weil grundlegende Unternehmensstrukturen richtung des Verlags (siehe Abbildung 7).11 nicht modifiziert werden müssen. Die Anpassungs maßnahmen beschränken sich auf Teilbereiche. Kom plexität und Intensität der Veränderung sind gering. Externe Auslöser Marktbezogener Auslöser Konkurrenz, neue Anbieter, Substitute, Beim fundamentalen Wandel werden Grundstruk Lieferanten, Kunden turen verändert, mit tiefgreifenden Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen (wie z.B. Aufbau- und Ablauf Technologische Entwicklungen Technologische Auslöser organisation). Die zweite Unterscheidung betrifft den Anforderungen an ein Redaktionssystem Interne Auslöser Grad der Planung.10 Geplante Veränderungen wer den absichtlich initiiert und entsprechend der Zielvor Verlagsinterne Auslöser stellungen gesteuert. Sie haben in der Regel einen di Führungswechsel, Mitarbeiterengagement, Neuakquisition rekten Bezug zu den Unternehmenszielen und damit auch einen höheren Beeinflussungsgrad als evolutio näre Veränderungen. Der evolutionäre Wandel ist Unterschiedliche Kategorien für Auslöser Abbildung 7: zumeist nicht direkt steuerbar. von Veränderungsprozessen Die Einführung eines Redaktionssystems stellt immer 2.4.2 Wirkungsebenen von Veränderungen eine fundamentale Veränderung dar, die mehr oder Veränderungen bei der Einführung eines Redaktions weniger geplant durchgeführt wird. Der Weg zur die systems haben Auswirkungen auf vier Ebenen: in der ser Veränderung kann als ein Prozess beschrieben Aufbauorganisation, der Ablauforganisation, im Be werden, der Dynamik auslöst und Handlungsbedarf reich Unternehmenskultur und im Bereich Technolo erfordert. Jeder Veränderungsprozess besteht aus gie (siehe Abbildung 8). Im Folgenden werden die Ebe drei Phasen (siehe Abbildung 6): nen detailliert vorgestellt. 1. m Anfang steht eine Handlung, die die Verände A rung auslöst. 2. arauf folgt eine Veränderungsaktivität, die einen D Prozess anstößt. 3. m Ende steht das Ergebnis. A 9 S teinle et al. (2008), S. 15; Vahs/Leiser (2003), S. 2, Cummings/Worley (2001), 11 Porter (1998), S. 4ff; Baumöl (2005), S. 24ff. S. 498; Seidenschwarz (2003), S. 19. 10 Steinle et al. (2008), S. 17f. Change Management in Fachverlagen 10
von abhängig, inwieweit sich die Gestaltungsrichtli nien aus den Eigenschaften der Inhalte ableiten las sen. Manuelle Eingriffe in die Gestaltung der Inhalte können daher nach wie vor notwendig sein. Durch die Systemeinführung ist drittens die Unter- nehmenskultur eines Fachverlages betroffen, also die soziale Funktionsweise des Verlags, die vor allem die Zusammenarbeit der Angestellten betrifft. Hier sollten die Verantwortlichen insbesondere folgende Faktoren im Blick behalten: Wirkungsebenen bei der Einführung eines Abbildung 8: 1. rweiterte Aufgabenfelder entstehen, etwa durch E Redaktionssystems12 die Arbeit mit Stylesheets in der Herstellung. 2. ie Spezialisierung der Mitarbeiter nimmt zu, D Bei der Aufbauorganisation wirken sich Verände wenn die Automatisierung voranschreitet und Mit rungen durch Redaktionssysteme auf die Bereiche arbeiter sich auf ihre Kernaufgaben konzentrie horizontale Koordination, vertikale Kontrolle, Struktur, ren können. Kernkompetenzen und Produktpalette aus. 3. ommunikationsbeziehungen verändern sich zum K Beispiel durch Benachrichtigungs- und Aufgaben ie horizontale Koordination umfasst Auswir D verwaltungsfunktionen. kungen des Systems auf die Art und Weise der Zu 4. ie Organisationskultur, also Grundannahmen, D sammenarbeit zwischen einzelnen Abteilungen und Werteinstellungen sowie Verhaltensregeln, kön funktionsübergreifenden Teams. nen sich wandeln, zum Beispiel durch das Teilen Die vertikale Kontrolle beschreibt die Machtstruk von Informationen, die vorher nur an einer Stelle tur in Fachverlagen. Hier sind Veränderungen der verfügbar waren. hierarchischen Kontrolle von Aufgaben und Pro 5. oziale Konflikte können auftreten, wenn ur S zessen relevant, die durch das Redaktionssystem sprüngliche Aufgabenbereiche verändert oder hervorgerufen werden. Kompetenzen beschnitten werden. Die Kernkompetenzen eines Fachverlags können 6. ie (Un-)Zufriedenheit der Nutzer verändert sich D sich durch die Aufspaltung von Wertschöpfungs mit den neuen Abläufen und der Bedienerfreund ketten verändern. So können mithilfe des Redak lichkeit des Systems. tionssystems Fremdinhalte einfacher eingebunden 7. as Gefühl des Sicherheitsverlusts kann ein D und das eigene Leistungsspektrum erweitert wer treten, wenn gewohnte Arbeitsweisen wegfallen den. und Mitarbeiter gefordert sind, neue Verhaltens Eine Erweiterung der Produktpalette erscheint ins weisen und Fähigkeiten zu erlernen. besondere durch Mehrfachnutzung (für verschie 8. iderstände bei einzelnen Personen oder inner W dene Produkte) oder Mehrfachverwertung (für ver halb einer Gruppe können auftreten, sowohl in ak schiene Distributionskanäle) von Inhalten möglich. tiver Form (Widerstand, Beschwerden) als auch in passiver (innerer Rückzug) . Auswirkungen auf die Ablauforganisation zeigen 9. ngste, darunter Existenzängste, soziale Ängste Ä sich vor allem in zwei Bereichen. Verbesserungen der und Leistungsängste, sind ebenfalls häufig Fol Effizienz resultieren aus verkürzten Durchlaufzeiten, gen von Veränderungen. einer verbesserten Prozess- oder Produktqualität und möglichen Kostenreduktionen. Neue Prozesse Auf der vierten Ebene, der Ebene der Technologie, werden durch neue Funktionalitäten des Systems be betreffen Veränderungen zum einen die zentrale dingt. Ob und wie durch neue Prozesse ein höherer Datenhaltung (Integration und Strukturierung der Automatisierungsgrad erreicht werden kann, ist da Daten aus Informationsquellen wie Datenbanken und 12 In Anlehnung an Stolzenberg/Heberle (2009), S. 2. Hostsystemen) und zum anderen die Schnittstellen Change Management in Fachverlagen 11
des Systems. Denn das Redaktionssystem muss so Ordnung) und fundamentale Veränderungen (Wan wohl in die verlagseigene IT-Landschaft integriert wer del zweiter Ordnung) gegenüber. Daneben gibt den wie auch selbst externe Systeme von Dienstlei der Charakter des Wandels Auskunft darüber, ob stern oder Contentkunden einbinden können. der CM-Pozess eher integrativ/konzeptorientiert (ganzheitliche Lösungen) oder pragmatisch/fo Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die kussiert (spezifische Lösungen) angelegt ist. Und Einführung eines Redaktionssystems zahlreiche Aus schließlich beinhaltet er die Gestaltungsgröße wirkungen auf einen Fachverlag hat – und zwar so des Wandels. Diese legt fest, ob die Veränderung wohl beabsichtigte wie die Effizienzsteigerung oder bei weichen Faktoren (Menschen) oder bei harten die Mehrfachverwertung von Inhalten als auch unbe Faktoren (Bedingungen wie Strukturen, Prozesse absichtigte wie Widerstände oder sogar Existenzäng und Technologien) ansetzt. ste von Mitarbeitern. Die vier beschriebenen Ebenen 2. ie Planung und Steuerung des Wandels be D beeinflussen sich dabei so stark, dass es nicht rat trachtet die Flexibilität des Wandels. Hierbei ist sam scheint, sie isoliert zu betrachten oder sogar zwischen einer rollenden Planung, die sich an teilweise auszublenden. groben Meilensteinen orientiert, und einer linear sequentiellen Planung, bei der die Planungs 2.4.3 Change Management als Methode schritte strikt vorgegeben und abzuarbeiten sind, Wer einen Change Management-Prozess initiieren zu unterscheiden. Ebenso ist die Zielsetzung des will, sollte nicht nur wissen, wie Veränderungen wir Wandels relevant, wobei der Veränderungspro ken können. Er muss auch wissen, wie er sie steu zess auf ein breit angelegtes oder auf ein spe ern kann. Denn Change Management bezeichnet im zifisches Ziel hin ausgerichtet sein kann. Weiter Wesentlichen die „zielgerichtete Identifikation, Gestal wird die Geschwindigkeit, mit der die Verände tung, Steuerung und Entwicklung von Wandlungsvor rung vollzogen wird, berücksichtigt. So können haben unterschiedlichen Inhalts“ und umfasst dabei für die einzelnen Projektschritte eher kurze oder alle geplanten, gesteuerten und kontrollierten Verän lange Zeiträume vorgesehen sein. Abschließend derungen in den Strukturen, Prozessen und – sofern stellt sich die Frage, ob das Vorgehen auf eine dies möglich ist – Kulturen von Unternehmen.13 In Wei langfristige, kontinuierliche Weiterentwicklung terentwicklung der klassischen Organisationslehre, der Veränderung abzielt, die über das Projekt die Veränderung als Planungsaufgabe sieht, betont hinausgeht, oder ob die Veränderungsaktivitäten das CM-Konzept zudem, dass jeder Wandel in Unter nur einmalig durchgeführt werden. nehmen wesentlich von den Menschen abhängt, die 3. ie Dimension Beratungsverständnis untersucht, D diese Strukturen tragen und neu eingeführte Techno ob und inwiefern externe und/oder interne Bera logien akzeptieren müssen. ter einbezogen werden und ob die Berater die Or ganisation bei der konkreten Abwicklung der Ver 2.4.4 Grundlegende Ansätze änderungsprozesse (Prozessberatung) oder bei Beim CM wird häufig eine vereinfachte Unterschei inhaltlichen Fragen (Fachberatung) unterstützen. dung in weiche „Bottom-up“- und harte „Top-down“- Ferner wird analysiert, ob die Entscheidungsver Ansätze vorgenommen, wobei Bottom-up-Strategien antwortung bei den Beratern oder dem Fachver langfristig und partizipativ, Top-down-Strategien hin lag liegt. Schließlich betrachtet die Dimension gegen kurzfristig und autoritär ausgelegt sind. Für den Standardisierungsgrad der Vorgehensmetho die Analyse von CM-Prozessen in Fachverlagen wird de. Hier kann zwischen einem angepassten Vor jedoch ein differenzierterer Ansatz benötigt. Als hilf gehen, bei welchem die Methoden für die aktuelle reich erweist sich hier das Konzept von Inversini, der Projektsituation konzipiert werden, und einem CM-Projekte anhand von vier Faktoren analysiert:14 standardisierten Vorgehen, bei dem die Metho er Charakter des Wandels beschreibt die Ra 1. D den nach einem festgelegten Ablauf erfolgen, dif dikalität des Veränderungsprozesses. Hier ste ferenziert werden. hen sich graduelle Veränderungen (Wandel erster 4. ie vierte Dimension beschreibt den Partizipati- D 13 Steinle et al. (2008), S. 9, Thom (1995), S. 870. onsgrad. Ein partizipatives Vorgehen setzt den 14 Inversini (2005), S. 37. Einbezug der Organisationsmitglieder in den Change Management in Fachverlagen 12
Veränderungsprozess voraus. Bei einem macht nisation, Umwelt und Zeit als Teile eines Ganzen be orientierten Vorgehen hingegen wird der Verän trachtet (siehe Tabelle 2). Die beiden Kernziele der derungsprozess von Entscheidungsträgern ge OE liegen in der Verbesserung der betrieblichen Lei leitet und kontrolliert. Darüber hinaus betrachtet stungsfähigkeit (Effektivität) und in der Verbesserung die Dimension die Diagnose und Analyse der Ist- der Arbeitsqualität (Humanität). Situation. Diese kann entweder durch die Organi sationsmitglieder selbst oder durch Außenste Der stark partizipatorische Ansatz der OE hat sich hende wie Berater, Kunden oder Lieferanten zwar in vielen CM-Projekten bewährt, doch hat die durchgeführt werden. se Methode auch ihre Grenzen: Problematisch ist vor allem die vorausgesetzte Vereinbarkeit der In Anhand dieser vier Kriterien sollen im Folgenden die teressen von Unternehmen und Mitarbeitern. Diese drei wichtigsten Change Management-Ansätze be muss bei der Einführung eines Redaktionssystems schrieben werden. nicht immer gegeben sein, etwa wenn Kompetenz bereiche beschnitten werden oder Arbeitsplätze gar Die Organisationsentwicklung (OE) ist eine CM- wegfallen. Ein weiteres Problem ist die geringe oder Methode, die menschliche und soziale Aspekte bei gar fehlende zentrale Prozesssteuerung, sie kann zu anstehenden Veränderungen in den Mittelpunkt stellt. einem unkoordinierten Vorgehen führen. Zudem kann Voraussetzung für ein erfolgreiches CM ist demnach der Change Agent durch seine ausschließlich mode die Bereitschaft zur Veränderung bei jedem einzelnen rierende Rolle zu einer Beibehaltung des Status quo Verlagsmitarbeiter. Diese soll durch die größtmög beitragen und so den Wandel verhindern. Und schließ liche, aktive Einbeziehung der Betroffenen in den Ver lich kann OE als Wandlungsprozess mit festgelegtem änderungsprozess erreicht werden. OE nimmt eine Ende zu wenig dynamisch sein – in Zeiten perma ganzheitliche Sichtweise ein, die Individuum, Orga nenten Wandels wird kein einmaliger Change benö Kriterium Beschreibung Charakter des Wandels raduelle, stufenweise Optimierung des Bestehenden, die i.d.R. auf die gesamte G Organisation ausgerichtet ist. F okus auf Wirkungsebene der Kultur einer Organisation ragmatische und thematisch klar fokussierte Ausrichtung mit spezifischen Lösungen für P das jeweilige Problem bzw. die jeweilige Organisation M-Ansatz für graduelle Veränderungen (Wandel erster Ordnung) C Planung und Steuerung inbeziehung aller betroffenen Organisationsmitglieder E ollende, zyklische Planung unter ständiger Einbeziehung der Mitarbeiter R teuerung von Reflexions- und Lernprozessen der Betroffenen als zentraler Erfolgsfaktor S her weiche Ziele auf organisatorischer und individueller Ebene, keine konkreten Vorgaben E in Form von Indikatoren oder Kennzahlen nsatz bei Kultur einer Organisation und somit bei Einstellungen und Verhaltensweisen der A Mitarbeiter erfordert eine langfristige, kontinuierliche Entwicklung des Wandels, die über das Projekt hinausgeht Beratungsverständnis insatz externer Berater als Change Agenten mit spezieller psychologischer Ausbildung E eratung als Prozessbegleitung und Moderation von Entscheidungen ohne fachlichen Input B Im Fokus der Beratung steht die Art und Weise, wie die gestreckten Ziele erreicht werden können. Partizipationsgrad oher Partizipationsgrad durch aktive Einbeziehung der Beteiligten in allen Phasen des H Veränderungsprozesses ewusste Motivation der Mitglieder B Tabelle 2: Eigenschaften der Organisationsentwicklung Change Management in Fachverlagen 13
tigt, sondern eine „lernende Organisation“. Auch wenn die Einführung eines Redaktionssystems starke Veränderungen mit sich bringt, dürfte BPR in Das Business Process Reengineering (BPR) zielt Reinkultur von kaum einem Fachverlag jemals ange darauf ab, bestehende Geschäftsprozesse radikal wendet worden sein – aus guten Gründen: Denn BPR neu zu entwerfen und zu gestalten.15 Übergeordnetes ist zwar ein Management-Ansatz, aber es existieren Ziel des Konzepts ist die nachhaltige Verbesserung keine allgemeinen Konzepte oder Richtlinien, sodass der Unternehmensleistung und der Wirtschaftlichkeit in der Praxis immer auch andere Methoden wie der eines Unternehmens.16 Typische Auslöser des BPR OE-Ansatz eingesetzt werden. Problematisch ist zu sind neue Kundenbedürfnisse, ein intensiverer oder dem, dass der Ansatz nur den Inhalt eines Verände neuer Wettbewerb sowie der permanente Wandel rungsprojekts in den Vordergrund stellt, Fachverlage der Fachverlagsumwelt. BPR lässt sich anhand von brauchen jedoch auch konkrete Methoden für den vier zentralen Merkmalen beschreiben: Kundenfokus, Prozess. Ein weiteres Defizit ist die Verengung des radikale Neugestaltung, Informationstechnologie als Fokus auf die Effizienzsteigerung, bei Fachverlagen Enabler sowie die prozessorientierte Sichtweise. In geht es vielmehr um eine Erweiterung der Publikati allen Bereichen geht es dabei um eine radikale Verän onsmöglichkeiten und die Teilnahme an neuen Märk derung, die sich an Vorgaben der Verlagsführung ori ten. Auch die geringe Einbeziehung der Betroffenen entiert (siehe Tabelle 3). kann zu großen Problemen führen und sogar die Ziel erreichung be- oder verhindern. Und schließlich zei gen Untersuchungen: Kaum ein Unternehmen konnte den angestrebten radikalen Wandel durchsetzen, in der Praxis waren immer Kompromisse notwendig.17 Kriterium Beschreibung Charakter des Wandels adikale Neugestaltung als zentrales Merkmal R bwendung von bestehenden Prozessen und den ihnen zugrunde liegenden Strukturen mit A dem Ziel, Kosten, Qualität und Service zu verbessern F okus auf harte Faktoren: Prozesse werden neu gestaltet und bilden die Grundlage für Veränderungen der Unternehmensstruktur orizontale Strukturierung der Organisation funktionsübergreifend nach Prozessen H insatz moderner Informationstechnologien E iel ist ganzheitliche Lösung mit Paradigmenwechsel (statt punktueller Verbesserungen) Z Planung und Steuerung etaillierte Prozessplanung D lare Projektsteuerung im Sinne der Zielsetzungen K Installation von Gremien und Verantwortlichen wie Leader (Gesamtverantwortlicher), Reengineering Team, Lenkungsausschuss und „Prozess Owner“ (für die jeweiligen Einzelprozesse) her kürzere Projektverläufe E Beratungsverständnis xterne Berater sind kein Standard E F achliche Beratung wichtiger als Prozessbegleitung Partizipationsgrad ielerreichung wichtiger als partizipativer Prozess Z ktive Rolle der Führungskräfte A berzeugung (und nicht Beteiligung) als zentrales CM-Instrument Ü Tabelle 3: Eigenschaften des Business Process Reengineering 15 Davenport (1993). 17 Koch/Hess (2003), S. 49ff. 16 Daniel (2008), S. 46. Change Management in Fachverlagen 14
Als Mittelweg zwischen den beiden beschriebenen An TM ist in jeder Beziehung eine auf die Gegebenheiten sätzen wurde das Transformationsmanagement eines Unternehmens gerichtete Methodik, die einen (TM) entwickelt – als ein „Gestaltungsparadigma, Mittelweg zwischen radikalem Wandel „von oben“ und welches sowohl der Eigenlogik der Organisation wie graduellen Veränderungen „von unten“ sucht (siehe auch der externen Logik von Beratenden und Füh Tabelle 4). Ein TM-Prozess durchläuft dabei sieben rungskräften Raum lässt“.18 Das TM wird zwei we Phasen: Transformationsbedarf benennen, Transfor sentlichen Anforderungen gerecht. Zum einen nimmt mationsziele festlegen, Commitment zu den Inhalten es an, dass Fachverlage sich auf ein Nebeneinander der Transformation herstellen, Prozess-Design fest und Hintereinander von kontinuierlichen Anpassungen halten, Transformation konzipieren und realisieren, und radikalen Veränderungen einstellen müssen. Zum Transformationskonzept implementieren und Trans anderen erkennt es, dass beim Veränderungsmanage formation auswerten.20 ment in der Praxis eine Mischung aus klaren Zielvor gaben und Mitarbeiterpartizipation am ehesten zum Erfolg führt. Auf diese Weise vereint das TM die we sentlichen Vorteile und Ziele der OE und des BPR. Es werden weiche und harte Faktoren berücksichtigt.19 Kriterium Beschreibung Charakter des Wandels owohl für tiefgreifende als auch für graduelle Veränderungen geeignet S ittelweg zwischen OE und BPR M leichzeitige Orientierung an Zielvorgaben und Einbeziehung von Beteiligten G ompetenzen, Aufgaben und Abläufe stehen im Mittelpunkt K Planung und Steuerung usgangspunkt ist die Bereitschaft zur Veränderung A chnelle Veränderungsumsetzung ohne Zulassung von prinzipiellen Einwänden S F eedback der Betroffenen als Justierungsinstrument ollende Planung mit klar definierten Prozessphasen und jeweils angepassten Zielvorgaben R ialogorientierte Kommunikation D Beratungsverständnis er Blick von außen ist ausdrücklich erwünscht D ilfe zur Selbsthilfe sowohl fachlich als auch in der Prozessbegleitung H ntscheidungsverantwortung bleibt beim Verlag, zunehmende Unabhängigkeit von Beratern E wird angestrebt rojektbegleitung auf Basis standardisierter Verfahren, die jedoch immer wieder angepasst P werden Partizipationsgrad F ührungskräfte und interne Berater sind Hauptakteure der Transformation ie Betroffenen werden vor allem in der Kreativ- und Konzeptphase einbezogen, weniger in D der Umsetzung ransparente Kommunikation in allen Projektphasen T Tabelle 4: Eigenschaften des Transformationsmanagements 18 Inversini (2005), S. 55. 20 Janes et al. (2001), S. 16. 19 Bahner/Stroh (2004), S. 180. Change Management in Fachverlagen 15
Die drei beschriebenen Ansätze unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht, wie Tabelle 5 zusammenfas OE BPR TM send darstellt. gering gering gering mittel mittel mittel hoch hoch hoch Radikalität der Veränderung graduelle Anpassung x x x fundamentaler Wandel x x x Charakter des Wandels Konzeption der Veränderung pragmatisch-fokussiert x x x integrativ-konzeptuell x x x Gestaltungsgrößen des Wandels Humanzentrierung x x x Bedingungsorientierung x x x Flexibilität der Planung rollende Planung x x x Planung und Steuerung linear-sequentielle Planung x x x Art der Zielsetzungen Zieloffenheit x x x des Wandels Zielfokussierung x x x Tempo des Wandels gemäßigte Beschleunigung x x x starke Beschleunigung x x x Anlage des Wandels über die Zeit langfristig-kontinuierlich x x x einmalig-temporär x x x Gegenstand der Beratung Prozessberatung x x x Beratungsverständnis Fachberatung x x x Verortung der betriebliche x x x Entscheidungsverantwortung Entscheidungsverantwortung beraterische x x x Entscheidungsverantwortung Anpassungsgrad der angepasst x x x Vorgehensweise standardisiert x x x Partizipationsgrad partizipativ x x x Betroffener Einbezug machtorientiert x x x Art der Analyse und Diagnose Selbstbeurteilung x x x Fremdbeurteilung x x x Tabelle 5: Change Management-Ansätze im Vergleich änderung aufzeigt, kann Unsicherheiten reduzieren und Orientierung geben. Die Einführung eines Redakti 2.4.5 Erfolgfaktoren und Instrumente beim onssystems sollte immer im Zusammenhang mit den Change Management grundlegenden unternehmerischen Zielsetzungen ste In einem erfolgreichen Change Management-Prozess hen. Im Rahmen der Visionsfestlegung kommt der Un kommen verschiedene Erfolgsfaktoren zum Tragen. ternehmensführung die Aufgabe zu, den Wandel aktiv Diese Erfolgsfaktoren sind gleichzeitig Instrumente, voranzutreiben, Mitarbeiter zu motivieren und Wider die für die Zielerreichung angewendet werden kön stände zu überwinden. Häufig wird diese Aufgabe von nen. Aus der Fülle von Faktoren lassen sich für die einer Person übernommen, die Initiator des Wandels Einführung von Redaktionssystemen elf besonders ist und die Vision verkörpert. relevante hervorheben, die im Folgenden näher be schrieben werden. Commitment: Im Zusammenhang mit Change Ma nagement-Prozessen wird unter Commitment die frei Vision: Ein eindeutiges und verständliches Bild der willige Selbstverpflichtung verstanden, sich mit dem Zukunft, das Klarheit schafft und die Richtung der Ver Veränderungsprozess zu identifizieren und sich ak Change Management in Fachverlagen 16
tiv für das Vorantreiben des Wandels einzusetzen. zogen werden, um Gefühle der Ausgeschlossenheit Dieses Gefühl der Selbstverpflichtung kann auf Seiten zu vermeiden. Gut ist deshalb, wenn den Betroffenen der Mitarbeiter allerdings erst durch entsprechende ein persönlicher Ansprechpartner, etwa der direkte Maßnahmen wie etwa wie Befragungen, Workshops Vorgesetzte, zur Verfügung steht und die Sorgen und oder Blogs sowie Belohnungen geschaffen werden. Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter an die hö Ganz gleich, ob der Change Management-Prozess heren Hierarchieebenen weiterleitet. Um Widerstän als Bottom-up- oder Top-down-Ansatz umgesetzt wird den keinen Raum zu geben, ist eine frühe Planung – das Commitment der Mitarbeiter und der Führungs der Partizipation notwendig. Die wichtigsten Partizi ebene ist immer ein zentraler Erfolgsfaktor. pationsinstrumente sind Befragungen, Projektteams, Workshops, Sitzungen und Besprechungen sowie par Kommunikation: Sie ist ein wesentlicher Bestandteil tizipative Medien wie Blogs oder Wikis. der Führungsaufgabe und steuert die Wahrnehmung der am Veränderungsprozess Beteiligten. Kommuni Qualifikation: Die Einführung eines Redaktions kation muss ein steter Begleiter aller Projektphasen systems bedingt neue Aufgabenbereiche für die Mit des Veränderungsprozesses sein und immer wieder arbeiter – Qualifikation ist deshalb ein zentraler Er den Kontakt zwischen den Initiatoren und den Betrof folgsfaktor. Qualifizierungsmaßnahmen können die fenen herstellen. Das gilt vor allem für die Einführung Vermittlung von Fachwissen, den Erwerb von Fähig von Redaktionssystemen, sie muss von einem Kom keiten und Fertigkeiten sowie den Erwerb von Soft munikationskonzept begleitet werden, das sämtliche Skills zum Ziel haben. Bei der Arbeit mit einem Re sinnvollen Instrumente umfasst – von der persön daktionssystem spielen die beiden ersten Faktoren lichen Kommunikation bis hin zur digitalen Ansprache zwar eine herausragende Rolle, jedoch kann auch der in Wikis oder Blogs. dritte Faktor wichtig werden, wenn es um die Bildung Kommunikation stellt Transparenz her, gleichzeitig er neuer Teams geht. Die konkreten Maßnahmen der möglicht sie aber auch den Dialog der Beteiligten un Mitarbeiterqualifikation lassen sich auf oberster Ebe tereinander. Wichtig ist die Einbeziehung aller Betrof ne nach dem Ort der Durchführung in „On the Job“ fenen in das Kommunikationskonzept, nicht nur einer (am Arbeitsplatz) und „Off the Job“ (an einem ande kleinen Expertengruppe. So wird der Change-Prozess ren Ort als dem Arbeitsplatz) einteilen. Entscheidend transparent, die handelnden Personen glaubwürdig für den Erfolg der Qualifizierungsmaßnahmen ist eine und vertrauenswürdig.21 Grundsätzlich sollte ein Kom systematische Erhebung des Qualifikationsbedarfs. munikationskonzept beantworten, wer an wen kom Diese sollte stets gemeinsam mit den Betroffenen muniziert, welche Personen / Abteilungen wie inte erfolgen. griert werden sollen und in welchem Rhythmus und mit welchen Mitteln Kommunikation stattfinden soll. Umgang mit Widerständen: Zwar zielen die Instru mente Qualifikation, Partizipation und Kommunikation Partizipation: Erfolgreiche Change Management- bereits darauf ab, Widerständen präventiv entgegen Projekte basieren immer auf der Beteiligung der Be zuwirken, doch wird dies nicht in jedem Fall gelingen. troffenen. Grund dafür ist, dass der Einbezug der Be Daher ist es entscheidend, die Symptome von Wi teiligten eine erhöhte Motivation, eine Verringerung derständen, wie etwa Angriffs- oder Fluchtverhalten, von Widerständen, die Herstellung einer gleichen frühzeitig zu erkennen und deren Ursachen zu analy Wissensbasis sowie die Nutzung von dezentralem sieren, um entsprechende Maßnahmen ergreifenden Wissen ermöglicht. Diese Erfolgsbeiträge können zu können.22 Die Ursachen von Widerständen können allerdings nur erreicht werden, wenn der Einbezug in unzureichender Information, fehlenden Fertigkeiten ernsthaft und nachhaltig erfolgt. So sollte die Aus für den Umgang mit neuen Herausforderungen, man gestaltung des Veränderungsprozesses für alle Be gelnder Veränderungsbereitschaft oder der Annah teiligten transparent sein und die Partizipation nicht me liegen, dass eine Veränderung von Kollegen und nur punktuell, sondern dauerhaft, über den gesamten Vorgesetzten nicht gewünscht ist. Gegenmaßnahmen Prozess hinweg, erfolgen. Zudem sollten möglichst sind etwa die Intensivierung von Qualifikation, Partizi alle Betroffenen in den Veränderungsprozess einbe pation und Kommunikation. Daneben können persön 21 Stolzenberg/Heberle (2009), S. 62. 22 Frey et al. (2008). Change Management in Fachverlagen 17
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