Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR

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Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR
Ergonomische Verschwendung
- erkennen und vermeiden
Workshop Lean & Ergonomie
25.2.2019, Passau
Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR
7 + 1 Arten der Verschwendung
                                                               Herstell- und
           Ergonomische                                       Bearbeitungs-
          Verschwendung                                       erschwernisse
                                (Umlauf-)
                                Bestände

      Bewegungen                              Transport
                       Wartezeit

                                   Überproduktion
              Fehler

            Lean production - Verschwendung reduzieren

                                                    Folie 2
Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR
Ergonomische Verschwendung = Blindleistung des Menschen vermeiden

Blindleistung ist eine uner-
wünschte Größe im Bereich der
Wechselstromtechnik. Fließt von               Blindleistung
einem Erzeuger mehr Energie zu
einem Verbraucher als in diesem
umgesetzt wird, so spricht man
von Blindleistung.                                            Scheinleistung

                                              Wirkleistung

    Energieverbrauch ohne Nutzen

                                            Folie 3
Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR
7 + 1 Arten der Verschwendung

           Ergonomische
          Verschwendung             physische Blindleistung
                                    (Arbeitsplätze, Arbeitsmittel)
                                    - statische Arbeit
                                    - unphysiologische Bewegungen
                                    - Druck, Wärme

                          psychische Blindleistung
                          (Mensch-Technik-Interaktion)
                          - „umdenken“
                          - „drandenken“
                          - Dequalifikation

            Lean production - Verschwendung reduzieren

                                                     Folie 4
Ergonomische Verschwendung - erkennen und vermeiden - Workshop Lean & Ergonomie 25.2.2019, Passau - AGR
7 + 1 Arten der Verschwendung

                Ergonomische             kein Technikeinsatz
               Verschwendung
                                         kurzfristige Betrachtungen
ungeeignetes                          statische Körperhaltungen
   Werkzeug
                                  ungünstige Bewegungsbahnen
       ungünstige
Greifbedingungen               wenig Denkanforderungen
  keine Erwartungs-          keine Altersanpassung
        konformität
                            erschwerte Arbeitsmittelbenutzung
           Exoskelette?

                    Lean production - Verschwendung reduzieren

                                                          Folie 5
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Menschliche Arbeitskraft zielgerichtet einsetzen
maba – maba - Listen
(men are better at – machines are better at)

Funktionen, die die Maschine                   Funktionen, die der Mensch besser
besser bewältigen kann                         bewältigen kann

1. Kraft / Leistung bei großer                 1. Flexibilität und Improvisation
   Präzision                                   2. Strategiewechsel
2. Exakte Wiederholung von                     3. Räumliche Wahrnehmung
   Prozessen                                      (Raumtiefe und Formen)
3. Ja – nein- Entscheidungen                   4. Prädiktion und Antizipation
4. Vigilanz                                    5. Adaption und Lernen
5. Detektion von Signalen                      6. Komplexe Entscheidungen in
                                                  unvollkommen definierten Situationen

                                                            Folie 6
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Dauerleistungsgrenze einhalten
Die Dauerleistungsgrenze ist diejenige Grenze, bis zu
der statische oder dynamische Arbeit ohne eine
zunehmende muskuläre Ermüdung erbracht werden
kann, die den vorzeitigen Abbruch der Leistungsabgabe
erzwingt.
                                    Dauerleistungsgrenze: höchste Leistung, die durch einen
                                    durchschnittlich geübten Menschen über 8 Stunden pro Tag
                                    durchgehalten werden kann.:
                                    1. Energieumsatz: Für Schwerarbeit liegt die Dauerleistungsgrenze
                                        für Männer bei ca. 16,5 bis 17,5 kJ/min (4 bis 4,2 kcal/min), für
                                        Frauen bei ca. 10,8 bis 11,8 kJ/min (2,6 bis 2,8 kcal/min).
                                    2. Pulsfrequenz: Die Dauerleistungsgrenze für den 8-Stunden-Tag
                                        liegt bei 30–35 Pulsschlägen über der Ruhepulsfrequenz.
                                    3. maximale Sauerstoffaufnahme: Beim Untrainierten liegt die
                                        Dauerleistungsgrenze bei 30 % der maximalen Sauerstoff-
                                        aufnahme. (Hochleistungssportler erreichen bis zu 90 %).

                                                                         Folie 7
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Kurz- und Langfristige Effekte

                                 Folie 8
Folie 9
Muskelermüdung durch statische Körperhaltungen

                                            Folie 10
Regeln:

          Statisch ungünstige
          Körperhaltungen vermeiden!

          Langfristige Wirkungen
          berücksichtigen!

                                   Folie 11
Erreichbarkeit und Platzverhältnisse
                                            Äußere Maße
                                            orientieren sich an der
                                            kleinsten Person

Innere Maße
orientieren sich an der
größten Person

                                                     Folie 12
Körpergrößenklassen
                                               1625                    1720       Einteilung der Körperhöhen in Körpergrößenklassen
                                               1650                    1750       (Werte der Altersgruppe 18-65 Jahre in mm nach
                                                                                  DIN 33402-2:2007-05)

                     Frauen                                                      Männer

                 1535                                                                      1855

                                    90 % der Frauen

               5. Perzentil             50. Perzentil          95. Perzentil                                  Frau
                                         5. Perzentil          50. Perzentil           95. Perzentil          Mann

                              ca. 95 Prozent der männlichen und weiblichen Nutzergruppe

                                                                               Folie 13
Regionale Unterschiede

         Japan             Süd-Ost-Europa         Deutschland              Nordeuropa

                 Süd-Ost-Afrika     Nordamerika             Australien

                                                                Folie 14
Proportionale Unterschiede

                                Sitzzwerg                 normale Arme
         Sitzriese
      langer Rumpf            kurzer Rumpf
                     normal                  kurze Arme
       kurze Beine             lange Beine                                 lange Arme

                                                                Folie 15
Nutzung des Greifraums

                         Anatomisch maximaler Greifraum:
                         • Maximal ausgestreckte Arme
                         • Mitbewegung des Schultergelenks

                         Physiologisch großer Greifraum:
                         • Weitgehend ausgestreckte Arme
                         • Keine Mitbewegung des Schultergelenks
                         • Ca. 10 % kleiner als anatomisch maximaler
                           Greifraum

                         Physiologisch kleiner Greifraum:
                         • Oberarme entspannt herabhängend
                         • Unterarme abgewinkelt
                         • Keine Mitbewegung des Schultergelenks

                                                        Folie 16
Anordnung im horizontalen Greifraum

                                      Folie 17
Regeln:

          Körpermaße berücksichtigen!

          Arbeitsplätze vollständig
          einrichten!

          Bewegungen an den
          Gelenkpunkten orientieren!

                                      Folie 18
Altersadäquate Arbeit

                                   Quelle: Falkenstein 2011

                        Folie 19
Alterssensitivität der Beleuchtung
• Mit zunehmenden Alter lässt die Elastizität der Augenlinse nach. Etwa ab dem
  40. Lebensjahr beginnt die sogenannte Alterssichtigkeit (Presbyopie).
• Die Sehfähigkeit eines 60-Jährigen beträgt gegenüber einem 20-Jährigen nur noch
  75%. Für die gleiche Sehleistung brauchen ältere Menschen mehr Licht als jüngere.
  Die Unterschiede schwinden aber bei wachsendem Beleuchtungsniveau.

                                                                                 Quelle: Szymanski, 2008

                                                                    Folie 20
Denkanforderungen

  Repetitive Arbeit mit wenig Herausforderungen lässt das Gehirn schneller altern

      Ältere Teilnehmer, die seit vielen Jahren stumpfe, eintönige
      Arbeit am Fließband verrichten, sind im Kopf deutlich
      schneller gealtert als ihre Kollegen mit gleicher Ausbildung,
      aber anregenden Tätigkeiten. Anhand der EEG erkannte
      Falkenstein sogar: Geistig ähneln ältere Nicht-Fließband-
      Arbeiter, deren Arbeitsleben recht abwechslungsreich ist, viel
      eher den jungen Arbeitern, als ihren gleichaltrigen Kollegen
      am Fließband. Die Schwachstelle im Gehirn der älteren
      Fließbandarbeiter ist vor allem das Arbeitsgedächtnis.

                                                                 Prof. Dr. Michael Falkenstein, Dortmund 2010

                                                                       Folie 21
Regeln:

          Arbeit alterns- und
          altersgerecht gestalten!

          Arbeitsinhalte an die
          Qualifikation anpassen!

                                     Folie 22
Arbeitsmittelbenutzung einfach machen

                       Stuhleinstellung

             Problem: richtige Höheneinstellung des Stuhls
             Lösung: farbige Markierungen für jede Person

                                                         Folie 23
Hohe Flächenpressung + Relativbewegung vermeiden

                                            Folie 24
Hohe Flächenpressung vermeiden:
Anpassung der Werkzeugform an die menschliche Hand

                                            Folie 25
Form- und Reibschluss

           Formschluß               Reibschluß

                                                            FN

          F = Aktionskraft          F  FR = m • FN

            Unmittelbare     Mittelbare Kraftübertragung
          Kraftübertragung       (über Reibungskraft)

                                                 Folie 26
Angepasste Handhaltung

                                       30°    15°
      75°                  60°                d
               b   a                    c                      75°         90°
                                                                e          f

      a) Dorsalextension           c) Ulnarabduktion           e) Supination
      b) Volarflexion              d) Radialabduktion          f) Pronation

                                                    35°- 40°      45°- 60°
   65° - 90°           im Finger-
                       endgelenk
   110° - 130°         im Finger-
                        mittelgelenk
   110° - 120°         im Finger-
                        grundgelenk
                                             Adduktion -              Opposition -
                                             Abduktion                Reposition

                                                                     Folie 27
Zuordnung: Arbeitsaufgabe - Griff

    Kontakt - Griff     Zufassungs - Griff                 Umfassungs - Griff
1 Finger                         2 Finger                  2 Finger

                      Daumen
                      gegenüber-            Daumen
                      gestellt              quergestellt
Daumen                3 Finger                             3 Finger

                                       Daumen gegen-
                      gleichverteilt   übergestellt
Hand                  5 Finger                             4 Finger

                                       Daumen gegen-
                      gleichverteilt   übergestellt
Handkamm              Hand                                 Hand

                                                                  Folie 28
Regel:

         Arbeitsmittel an den
         Menschen anpassen!

         Form und Funktion muss
         zusammenpassen!

                                  Folie 29
Mentale Modelle: wissen, wie etwas funktioniert
(“Drandenken“ vermeiden)

                                     Mentale
                           Mobile    Modelle
      Geräte
                           Geräte

                                     =
                                     Implizites Wissen des
                                     Benutzers über die Bedienung
                                     seiner technische Geräte

                                                  Folie 30
Kompatibilität sicherstellen – „Umdenken“ vermeiden

                      vom Benutzer weg
zum Benutzer hin      mehr
                      plus
weniger               an
minus
aus
                              nach oben
                              mehr
nach oben                     plus
mehr                          an
plus
an
                              nach unten
nach unten                    weniger
weniger                       minus        nach links:   nach rechts:
minus                         aus
aus                                        • weniger     • mehr
                                           • minus       • plus
                                           • aus         • an
 Quelle: Neumann und Timpe, 1970

                                                         Folie 31
Regeln:

          Mentale Modelle
          berücksichtigen!

          Sinnfälligkeit, Kompatibilität
          und Codierung sicherstellen!

                                      Folie 32
Exoskelette – neue Möglichkeiten der Unterstützung von Menschen

                                                         50
                                                    40        60
                                            30
                                                                   70

                                           20                        80

                                           10                        90

                                                0                  100

       Beanspruchungs-               Leistungsunterstützung
          reduktion

                                                         Folie 33
7 + 1 Arten der Verschwendung

           Ergonomische
          Verschwendung             physische Blindleistung
                                    (Arbeitsplätze, Arbeitsmittel)
                                    - statische Arbeit
                                    - unphysiologische Bewegungen
                                    - Druck, Wärme

                          psychische Blindleistung
                          (Mensch-Technik-Interaktion)
                          - „umdenken“
                          - „drandenken“
                          - Dequalifikation

            Lean production - Verschwendung reduzieren

                                                     Folie 34
7 + 1 Arten der Verschwendung

                Ergonomische             kein Technikeinsatz
               Verschwendung
                                         kurzfristige Betrachtungen
ungeeignetes                          statische Körperhaltungen
   Werkzeug
                                  ungünstige Bewegungsbahnen
       ungünstige
Greifbedingungen               wenig Denkanforderungen
  keine Erwartungs-          keine Altersanpassung
        konformität
                            erschwerte Arbeitsmittelbenutzung
           Exoskelette?

                    Lean production - Verschwendung reduzieren

                                                          Folie 35
Wirtschaftlichkeitsaspekte
    Kosten

                    Verbesserung
                    des break-even

                                                  Fixkosten

                                       Reduzierung der Fixkosten durch
                                       Eliminierung von Verschwendung (langfristig)

             Erhöhung der Wertschöpfung durch               Stückzahl
             zielgerichteten Technikeinsatz
             (den Menschen zielgerichtet einsetzen)

                                                                        Folie 36
Checkliste
                                                        2 Mensch-Maschine-Interaktion
1 Maßliche und kräftemäßige Gestaltung                  Wahrnehmung, Feedback
                                                        • Was kann der Mitarbeiter wahrnehmen? (sehen, hören,
Sichtbarkeit                                              anfassen)
• Was muss der Mitarbeiter sehen können?
• Hat er freie Sicht?                                   Interpretation, Entscheidung
                                                        • Welche Stereotypien sind relevant?
Körperhaltungen, Bewegungen                             • Besteht ein Fehlerrisiko, können Missverständnisse auftreten?
• Position der Hände, Werkstücke und Arbeitsmittel?     • Besteht Fehlertoleranz?
   Haltung der anderen Körperteile?                     •
• Welche Bewegungen sind notwendig?                     Wissen, Kompetenzen
• Entspricht die Körperhaltung den menschlichen         • Welche Fachkenntnisse und Kompetenzen sind erforderlich?
   Erfordernissen?                                      • Gibt es technische Referenzsysteme und klare
                                                            Qualitätsanforderungen?
Erreichbarkeit, Platz, Abmessungen
• Erreichbarkeit gut?                                   Zuverlässigkeit, Ausführungszeit
• Ausreichend Platz für die Tätigkeiten?                • Besteht ein Fehlerrisiko?
• Bereich 5. - 95. Perzentil berücksichtigt?
• Links- oder Rechtshänder?                             3 Arbeitsumgebung und organisatorische Gestaltung

Präzision und Kraft                                     Physische Bedingungen (Geräuschpegel, Licht, Vibrationen, usw.)
• Entspricht die Kraft den menschlichen                 • Grenzwerte eingehalten?
   Leistungsvoraussetzungen?
• Abstützmöglichkeiten?                                 Räumliche Organisation
• Kein Verletzungsrisiko?                               • Welcher Platz ist notwendig? (Arbeit, Vorbereitung, Lagerung)
                                                        • Welcher Transport ist notwendig? (Art, Häufigkeit)
Anzahl der Aktionen, Ausführungszeit
• Wie viele Aktionen sind notwendig und wie viel Zeit   Arbeitsorganisation
   steht dafür zur Verfügung?                           • Gibt es eine Beschreibung der Abläufe mit Zeitangaben?

                                                                              Folie 37
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Martin Schmauder
Professur Arbeitswissenschaft
Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme
TU Dresden
01062 Dresden

Tel.: ++49 (0)351 463-38510
Fax: ++49 (0)351 463-37283
E-Mail: martin.schmauder@tu-dresden.de
www.tu-dresden.de/mw/tla

                                                      Folie 38
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