Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...

Die Seite wird erstellt Dörte Meißner
 
WEITER LESEN
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug

S. Levedag,
Institut für Flugsystemtechnik,
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.

10. Mai 2011, DGLR-Workshop Manching

                                                 Folie 1
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Dyn. Inrteraktion   Folie 2
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Dyn. Inrteraktion   Folie 3
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Dynamische Interaktion Pilot-Flugzeug

!   Das moderne, elastische und elektronisch geregelte Flugzeug hat eine
    äußerst komplexe Dynamik
     § 6-Freiheitsgrade des starren Flugzeugs plus elastische Grade
     §   Komplexe Systemtechnik inklusive Bedienelemente
!   Atmosphäre
     §   Erhebliche Einflüsse auf das Verhalten des Flugzeugs
!   Luftraumstruktur und –management
     §   Dynamische Randbedingungen der Führung von Flugzeugen
!   Der Mensch ist ein flexibler, lernfähiger Regler mit einer großen
    Bandbreite an individuellem Verhalten
!   Die Kombination ergibt interessante Phänome
     §   Flugeigenschaften
     §   Pilot induced oszillations (PIO)
     §   Oder, genereller: Aircraft-Pilot-Coupling
                                                        Dyn. Inrteraktion   Folie 4
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
6-Freiheitsgradebewegung (Starrkörperbetrachtung)

Translatorische DGLn

Rotatorische DGLn:
!        $       -    !    A                    F     $   ! q ( r ( (I ' I ) ' p ( q ( I                 $
    p!           +    #  L    (q, Ma, p, ! ) + L      &   #               z      y               xz
                                                                                                         &   )
#        &    '1 +                                                                                           +
#   q!   & =T f .     # M A (q, Ma, q, ", # ) + M F   & ' # r ( p ( (I x ' I z ) + ( p 2 ' r 2 )( I xz   &   *
#        &       +    #                               &   #                                              &   +
"   r!   %f      +/
                            A
                      #" N (q, Ma, r, ! ) + N
                                                 F
                                                      &%  #     p ( q ( (I y ' I x ) + q ( r ( I xz      &   ,
                                                          "                                              %

Euler-Winkel-DGLn:                                                       Plus:
                                                                         - Elastisches Flugzeug
                                                                         - Ggf. aktive Steuerelemente
                                                                         - Wahrnehmung, Displays
                                                                         - Systeme (Sensoren, Rechner, Akt.)

                                                                                     Dyn. Inrteraktion           Folie 5
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
6-Fhg.-Starrkörperbewegung als Blockschaltbild

                                                      Brockhaus, 2001

                          Eigenschwingungsformen:
                          -Anstellwinkelschwingung
                          -Phygoide
                          -Roll-Gier-Schwingung
                          -Aperiodische Rollbewegung
                          - Seitenrutsch / Spiralsturz

                                                 Dyn. Inrteraktion      Folie 6
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Anforderungen an Flugeigenschaften
   Flugzeug-Klassen             Flugphasen                        Levels of FQ
                                     Cat A:                         Level 1:
       Class 1:                                               FQ clearly adequate
                          Non terminal flight phases
     Small, light A/C                                           for mission flight
                           that require rapid man.,
                             precision tracking or            phase. „Satisfactory“
                          precise flight path control,         w/o improvements
                             i.e. A/A combat, LLF
         Class 2:                                                   Level 2:
    Medium weight A/C                                           FQ adequate to
                                   Cat B:                     accomplish mission,
                          Non-terminal flight phases          but some increased
                          with gradual manoeuvers            workload or degraded
         Class 3:         and no precision tracking          mission effectiveness
     Large, heavy A/C                etc                          „Acceptable“

                                                                   Level 3:
        Class 4:                                               Safe control, but
                                    Cat C:
         Hight                                                exessive w/l or/and
                            Terminal flight phases,
   manoeuverability A/C                                      mission effectiveness
                           gradual manoeuvers and
                          accurate flight path control          inadequate ...
                                                                „Controllable“

                                                         Dyn. Inrteraktion            Folie 7
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Beurteilung der Flugeigenschaften –
das Cooper-Harper-Rating

                                          !        Universelles
                                                   Werkzeug
                                          !        Weit verbreitet,
                                                   standardisiert
                                          !        Unschärfe durch
                                                   subjektiven Anteil
                                          !        Setzt Flugversuch
                                                   voraus, mit Ein-
                                                   schränkungen in
                                                   der Simulation
                                                   verwendbar

                                          !        Auch in Zukunft
                                                   unverzichtbar

                                      Dyn. Inrteraktion               Folie 8
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Flugeigenschaften I – Anforderungen an dynamische
Eigenschaften des Flugzeugs - CAP
Im MIL-HDBK-1797 sind ca. 150 Anforderungen an FQ aufgeführt.
Beispiel Längsbewegung: Control Anticipation Parameter - CAP

   Der CAP ist definiert als das Verhältnis von anfänglicher Nick-
   Drehbeschleunigung (erfasst über das Innenohr) zu quasistationärem
   Lastvielfachen nach Einleiten eines Manövers durch den Piloten.
   Aus den entsprechenden Übertragungsfunktionen der Näherung der
   Anstellwinkelschwingung lässt sich folgende Beziehung herleiten

                                                  Dyn. Inrteraktion     Folie 9
Dynamische Interaktion von Mensch und Flugzeug - S. Levedag, Institut für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 10 ...
Flugeigenschaften I – Anforderungen an dynamische
Eigenschaften des Flugzeugs - CAP

CAP (control anticipation parameter) - physikalische Bedeutung:

   Zu klein
   - anfängliche Flugzeugreaktion zu träge
   - Pilot neigt zum Übersteuern (= zu große Steuereingaben)

   Zu groß
   - anfängliche Flugzeugreaktion zu stark
   - Pilot neigt zum Untersteuern (= zu kleine Steuereingaben)

   In beiden Fällen sind Korrekturen erforderlich, die zu einer größeren
   Arbeitsbelastung für den Piloten führen

                                                    Dyn. Inrteraktion      Folie 10
Flugeigenschaften I – Anforderungen an dynamische
Eigenschaften des Flugzeugs - CAP
                                    2        Frequenz Anstellwinkelschwingung
                               10
Beispiel für
KLASSE II Flzg,
                                         Level 3
CAT B Flugphase                     1
                               10
(Streckenflug)

                    [rad/s]
                                          evel 2
                                         L

                         0as
                    ω
                                    0
                               10        Level 1

                                          evel 2
                                         L
                                    -1
                                         Level>3
                               10        0                          1                 2
                                    10                      10                   10
                                                        n /α [g/rad]
                                                         z

                                                             Dyn. Inrteraktion        Folie 11
Flugeigenschaften I – Anforderungen an dynamische
Eigenschaften des Flugzeugs – Roll-Gier-Schwingung

Eigenfrequenz und
Dämpfungsgrad der Roll-
Gier-Schwingung
(dutch roll).

Dämpfungsgrad größer
0,2 reicht für Level 1,
wenn die Eigenfrequenz
einen Grenzwert nicht
unterschreitet.

                                     Dyn. Inrteraktion   Folie 12
Flugeigenschaften I – Anforderungen an dynamische
Eigenschaften des Flugzeugs – Effektive
Rollzeitkonstanten
                                                                roll rate step response
                                               1.2
Die effektive Rollzeitkonstante wird
aus der Sprungantwort der                       1

Rollgeschwindigkeit nach einem                 0.8
                                                     63 % pss
Quersteuereingang berechnet.                   0.6
Dabei wird eine äquivalente Totzeit

                                       p/pss
                                               0.4
ermittelt, die die
Zeitverzögerungen des                          0.2

Gesamtsystems repräsentiert.                    0

                                           -0.2
                                               0         0.2       0.4         0.6     0.8    1     1.2
                                                                                         time [s]

                                                                   Dyn. Inrteraktion                Folie 13
Flugeigenschaften I – Effektive Rollzeitkonstanten

                                        Dyn. Inrteraktion   Folie 14
Dyn. Inrteraktion   Folie 15
Flugeigenschaften II – der Mensch als Regler

             Display/              Flugzeug mit
                         Pilot
             Umwelt                 Systemen

   „Cross-Over-Modell“ von McRuer und Krendel

   • je nach Art der Aufgabe unterschiedliche ÜF:
       -PTt / PDTt / PDT1-Tt

   • Haben Schwächen, wenn Nichtlinearitäten auftreten

                                             Dyn. Inrteraktion   Folie 16
Duane McRuer‘s Cross Over-Modell des Piloten

                          Approximation um den
                          Cross-Over-Punkt:

                          -Einfache Folgeaufgabe,
                           Open-Loop-
                           Übertragungsfunktion
                           von Pilot und Strecke!
                                      Dyn. Inrteraktion   Folie 17
Erweitertes Neuromuskuläres Modell (Johnston / Aponso 1988*)

 Rollbewegung

   * Johnston, Donald / Aponso, Bimal 1988: Design Considerations of Manipulator and Feel System Characteristics in
     Roll Tracking, NASA Contractor Report 4111, Hawthorne, California, USA, 1988

                                                                                  Dyn. Inrteraktion                   Folie 18
Kriterien für Flugsysteme höherer Ordnung -
hochgradig reglergestützte Flugzeuge
!   Hohen Anforderungen an Leistung, Manövrierbarkeit oder
    verminderter Signatur militärischer Hochleistungsflugzeuge
    der „vierten Generation“, führen zu instabil ausgelegten
    Basisflugzeugen mit künstlicher Stabilität (F-22, JAS-39, Rafale
    und EF2000 Typhoon)

                                                 Dyn. Inrteraktion     Folie 19
Flugeigenschaften III – das geregelte Flugzeug

              Display/             Flugzeug mit
                          Pilot
              Umwelt                Systemen

   Der Pilot ändert seine Rolle:

   - Vom Regelungselement zum
   - Führer und System-Manager, d.h. Verschiebung
     seiner Aufgaben hin zu höherwertigen Aufgaben
   - Aber: klassische Aufgaben in Teilen noch vorhanden
     bzw. unbewusst präsent
                                             Dyn. Inrteraktion   Folie 20
F22-Flugerprobung: klassische Nick-PIO eines FbW-
Flugzeugs

                                   Dyn. Inrteraktion   Folie 21
Kriterien für Flugsysteme höherer Ordnung –
Äquivalente Systeme

Äquivalente Systeme

    Bei Einführung der superaugmented aircraft lag eine sehr große
    Datenbasis für konventionell gesteuerte oder leicht reglerunterstützte
    Flugzeuge vor.

    Daraus resultierte der Versuch, das Flugsystem in der Längsbewegung auf
    ein System 2. Ordnung mit einer äquivalenten Totzeit zu reduzieren, um
    dann alle bekannten Kriterien der Anstellwinkelschwingung anzuwenden.

                  à LOES (low order equivalent system).

!   Dann Vorgaben von Phasen- und Amplituden-Enveloppen sowie
    maximalen äquivalenten Totzeiten (z.B. Level 1: τ < 100 ms)

                                                         Dyn. Inrteraktion    Folie 22
Kriterien für Flugsysteme höherer Ordnung –
Frequenzgangkriterien

!   Auswertung des Frequenzgangs des Gesamtsystems (z.B. aus
    Messdaten), keine Beschränkung der Systemordnung
!   Auch für konventionelle Flugzeuge anwendbar
!   Für Nick- und Rollachse anwendbar, sowie für 6-Freiheitsgrade, wenn
    geeignete Schnittstellen gefunden werden können

!   Zu diesen Verfahren gehören u.a.:

     §   Phasengradientenkriterium
     §   Neal-Smith Kriterium
     §   Phasen- und Amplitudenreserve des Regelkreises

                                                     Dyn. Inrteraktion    Folie 23
Frequenzgangbetrachtung im Nichols-Diagramm

                                                                      Nicholsdiagramm                0 dB
                                               20
Die Durchtrittsfrequenz ergibt                                 1 dB
sich aus Flugzeug-                             15

                                    |F| [dB]
und Pilotenverhalten.                                       3 dB
                                               10

                                                            6 dB
Die Vergrößerung der                            5

Pilotenverstärkung vergrößert i.                0
Allg. die Durchtrittsfrequenz bei
gegebener Flugzeugdynamik.                      -5

                                               -10

à high gain pilot
                                               -15
à low gain pilot
                                               -20
                                                     -180                     -135                     -90
                                                                                     Φ [grd]

                                                                                 Dyn. Inrteraktion           Folie 24
Kriterien für Flugsysteme höherer Ordnung –
Frequenzgangkriterien - Phasengradient

Phasengradienten-
kriterium:

Gute Korrelation zwischen
Phasengradient und
APC-Anfälligkeit

                                      Dyn. Inrteraktion   Folie 25
Das Bandbreiten-Phasenabfall-Kriterium, Beispiel BO
105
                         Die Grenzen basieren auf Versuchen in Simulatoren und im Flug.
                         Simulatoren: VMS, DERA
                         Flugversuch: AH-64, CH-47D, UH-60, Bell 205, BO105, CH-53G

                                                                    All Other MTEs - VMC and                  All Other MTEs - IMC and/or
                          Air Combat Mission                        Fully Attended Operations                 Divided Attention Operations
                   400
                                                                LEVEL 3   LEVEL 2   LEVEL 1                           LEVEL 3
Phase Delay (ms)

                   300
                                  LEVEL 3

                   200
                                     LEVEL 2                                                                         LEVEL 2          LEVEL 1

                   100
                                                      BO105                                       BO105                                             BO105
                                            LEVEL 1

                    0
                     0    1   2       3        4      5       6 0     1     2       3    4    5           6   0       1        2         3      4   5       6
                              Bandwidth (rad/s)                            Bandwidth (rad/s)                                  Bandwidth (rad/s)

                                                                                                                  Dyn. Inrteraktion                             Folie 26
Kriterien für Flugsysteme höherer Ordnung –
Frequenzgangkriterien –
Nichtlinearität durch
Stellratenbegrenzung

System A: stabiles Flz., große       Nicholsdiagramm offener Kreis yR/uF
Amplitudenreserve
System B: instabiles Flz., kleine
Amplitudenreserve
System C: instabiles Flz., große
Amplitudenreserve

Wenn der OLOP (Aktivierungspunkt
der Stellratenbegrenzung) deutlich
oberhalb von 0 dB liegt
          à Phasensprung

                                                Dyn. Inrteraktion          Folie 27
Dyn. Inrteraktion   Folie 28
Flugeigenschaften IV – das vollständig geregelte
(hypermanövrierfähige) Flugzeug

                 Display/                   Flugzeug mit
                                Pilot
                 Umwelt                      Systemen

!   Die mentalen Abbilder des realen, sehr komplexen Systems, im Kopf
    des Piloten, steuern die Reaktionen und Handlungsweisen
!   Schon kleine Änderungen des Systems (Begrenzungen, Ausfälle
    usw.) können das Systemverhalten des geschlossenen Systems stark
    verändern
!   Pilotentraining wird zu einem kritischen Erfolgsfaktor für die Systeme
    der Zukunft werden

                                                      Dyn. Inrteraktion      Folie 29
Dyn. Inrteraktion   Folie 30
Was nicht mehr erwähnt werden kann:

Die Methode des                     Boundary Avoidance
"Usable Cue Environment             Tracking
 (UCE)"

                                              Quelle: Gray, 1988

                                    Und: Ratcheting:
                                    Einkopplung von induzierten
      Quelle: Padfield, G.D, 1998
                                    Körperbewegungen des Piloten
                                                  Dyn. Inrteraktion   Folie 31
Forschungseinrichtungen
 für Flugeigenschaften

                          Dyn. Inrteraktion   Folie 32
ATTAS (Advanced Technologies Testing Aircraft System)

                        Fly by Wire Steuergrößen

                                       Dyn. Inrteraktion   Folie 33
ATTAS-Nachfolger ?

                     Wir arbeiten dran ...

                              Dyn. Inrteraktion   Folie 34
Simulatorzentrum
                           !       Finanzierung
                                   durch Mittel der
                                   HGF, des
                                   Bundes, des
                                   Landes
                                   Niedersachsen
                                   sowie der TU BS
                           !       Einsatzreife
                                   Ende 2012
                           !       Bewegungs- und
                                   Festsitzsimulator
                                   für die
                                   Flugforschung

                   Dyn. Inrteraktion                   Folie 35
Vielen Dank!

               Dyn. Inrteraktion   Folie 36
Sie können auch lesen