Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)

Die Seite wird erstellt Bettina Stock
 
WEITER LESEN
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Erinnerungsorte der
  Christlichen Demokratie
in Deutschland
Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)

                                       www.kas.de
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
1. Soest, Hotel Overweg              8. Luxemburg, Rathaus                    16. Burgscheidungen,                    1
                                                                                                              Kiel                                                                                     Verabschiedung des Soester           Tagung der Nouvelles Equipes             Schloss Burgscheidungen
                                                                                                  Schleswig-Holstein                                                                                   Programms als Grundlage für die      Internationales unter erstmaliger        Zentrale Schulungsstätte                2
                                                                                                                                                       Rostock
                                                                                                                                                                                                       Gründung der Zentrumspartei am       deutscher Beteiligung vom                der CDU der DDR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             3
                                                                                                                     Lübeck                                                                            28.10.1870                           30.01. bis 01.02.1948
                                                                                                                                                                                                                                                                                     17. Bonn, Konrad-Adenauer-Haus
                                                                                                                   22
                                                                                                                                            Schwerin                                                   2. Essen, Saalbau                    9. Düsseldorf, Ständehaus                Einweihung der neuen CDU-Bundes­        4
                                                                                                                   Hamburg                                                                   Stettin
                                                                                                                                       Mecklenburg-Vorpommern                                          Aufruf Adam Stegerwalds              Verabschiedung der Düsseldorfer          geschäftsstelle am 27.01.1973
                                                                                                                                                                                                       zur Gründung einer überkonfes­       Leitsätze als Plädoyer für die Soziale                                           5
                                                                                                                                                                                                                                                                                     18. Kreuth, Wildbad Kreuth
                                                              Oldenburg
                                                                                             Bremen                                                                                                    sionellen christlichen Volkspartei   Marktwirtschaft am 15.07.1949
                                                                                                                                                                                     Od
                                                                                                                                                                                       er                                                                                            Beschluss der CSU-Landesgruppe          6
                                                                                                                                                             Brandenburg                               auf dem 10. Kongress der Christ­
                                                                                                                                                                                            Polen                                           10. Bad Honnef-Rhöndorf,                 zur Beendigung der Fraktionsgemein­
                                                                  Niedersachsen                                                                                                                        lichen Gewerkschaften vom 20. bis
                                                                                                                                                                         4/5                                                                Adenauerhaus                             schaft mit der CDU im Deutschen         7
                                                                                                                     Deutschland                                                                       23.11.1920
                                                                                                                                                                                                                                            Konrad Adenauers Wohnhaus                Bundestag vom 19.11.1976

                                                            Ems
                                                                                                                                                                       Berlin
                          Amsterdam                                                                            Hannover                                   Potsdam
                                                                                                                                                                                                       3. München, Königsplatz                                                                                               8
                                                                           Osnabrück              We                                                                                                                                        11. Goslar, Odeon-Theater                19. Ludwigshafen,
                                                                                                    ser                                                                                                Konrad Adenauers Aufruf zur
                 Niederlande                                                                                                                     Magdeburg                                                                                  Der erste Bundesparteitag                Friedrich-Ebert-Halle                   9
                                                       Nordrhein-Westfalen                                               11                                                                            Demokratie und zu interkonfessio­
                                                                                                                              Goslar                                                                                                        der CDU vom 20. bis 22.10.1950           Verabschiedung des ersten Grund­
                                                                                                                                                                                                       neller Zusammenarbeit auf dem

                                                                                                                                                 El
                                                                       7

                                                                                                                                                  be
                                                              Ahlen                                                                                                                                                                                                                  satzprogramms der CDU auf dem          10
                                                                           1                                                        Sachsen-Anhalt                                                     62. Deutschen Katholikentag vom      12. Siegen, Apollo-Theater
                                                     2/     Dortmund           Soest                                                                                                                                                                                                 26. Bundesparteitag vom 23. bis
                                                     20
                                                          Essen
                                                                                                                    Göttingen                                                                          27. bis 30.08.1922                   Gründung des Evangelischen                                                      11
                                                                                                                                                                                                                                                                                     25.10.1978
                                                9                                              Kassel                                       16               Leipzig                                                                        Arbeitskreises der CDU vom
                                                    Düsseldorf                                                          Thüringen                Burgscheidungen                                       4. Berlin, Zellengefängnis
                                                                                                                                                                                                                                            14. bis 16.03.1952                       20. Essen, Grugahalle                  12
                                                                                                                                    13 21                              Dresden                         Lehrter Straße
                                               15                      12                                                 Erfurt            Weimar                                                                                                                                   Verabschiedung der Leitsätze für
                                      Wesseling 17                                           Hessen                                                                                                    Inhaftierung von im Widerstand       13. Erfurt, Landgericht                                                         13
                Brüssel
                                                  10
                                                                            Siegen                                                                                                                                                                                                   eine neue Partnerschaft zwischen
                                            Bonn
                                                             Rhöndorf
                                                                                                                                                             Sachsen                                   tätigen späteren CDU-Gründern        Erster Erfurter Schauprozess
             Belgien                                                                                                                                                                                                                                                                 Mann und Frau auf dem 33. Bundes­
                                                                                                                                                                                                       nach dem 20.07.1944                  gegen mehrere CDU-Mitglieder                                                    14
                                                                                                                                                                                                                                                                                     parteitag vom 20. bis 22.03.1985
                                                                                     6                                                                                                                                                      am 19./20.12.1952
                                                                                                                                      Coburg                                                           5. Berlin, Theater am
                                                                                         Königstein                                                                                                                                                                                  21. Weimar, Redaktion                  15
                                                                                            Frankfurt am Main                                                      Tschechische                        Schiffbauerdamm                      14. Paris, Quai d’Orsay
                                                      sel

                                                              Wiesbaden                                                                                                                     Prag
                                                                                                                                                                                                                                                                                     von Glaube und Heimat
                                                    Mo

                       Luxemburg                                                    Mainz                                 Ma
                                                                                                                              in                                   Republik                            Gründungsversammlung der             Unterzeichnung der Pariser Ver­                                                 16
                                               Rheinland-Pfalz                                                       Würzburg                                                                                                                                                        Der Brief aus Weimar von vier
                                      8                                                                                                                                                                CDU in Berlin am 22.07.1945          träge durch die USA, das Vereinigte
                                          Luxemburg                     19                                                                                                                                                                                                           CDU-Mitgliedern an die Parteileitung
                                                            Ludwigshafen Mannheim                                                                                                                                                           ­Königreich, Frankreich und die                                                 17
                                                                                                                                       Nürnberg                                                        6. Königstein im Taunus, Kurhaus                                              in Ost-Berlin am 10.09.1989
                                               Saarland                                                                                                                                                                                      Bundesrepublik Deutschland am
                                                       Saarbrücken                                                                                                                                     Treffen von Vertretern der Jungen                                                                                    18
                                                                                                                                                                                                                                             23.10.1954                              22. Hamburg,
                                                                                                                                                                                                       Union aus allen vier Besatzungs­
14                                                                                                                                                                                                                                                                                   Congress Centrum Hamburg
                                                                                                                                                                                                       zonen vom 17. bis 21.01.1947         15. Wesseling, Schloss Eichholz                                                 19
                                                                               in

     Paris                                                                                                                                                                                                                                                                           Vereinigungsparteitag der CDU
                                                                           Rhe

                                                                                                       Stuttgart                                                                                                                            Eröffnung von Schloss Eichholz als
                                                                                                                                   Donau
                                                                                                                                                                                                       7. Ahlen, Kloster St. Michael                                                 am 01./02.10.1990
                                                      Straßburg                                                                                                                                                                             Bildungsstätte der Gesellschaft für                                             20
                Frankreich                                                                                                                                                                             Verabschiedung des Ahlener Pro­
                                                                                                                                                 Bayern                                                                                     christlich-demokratische Bildungs­
                                                                    Baden-Württemberg                                                       3                                                          gramms als Kompromiss zwischen                                                                                       21
                                                                                                                                                München
                                                                                                                                                             Inn                                                                            arbeit e. V. am 12.04.1957
                                                                                                                                                                                                       Kapitalismus und Sozialismus
                                                                       Freiburg im Breisgau
                                                                                                                                                                                 Österreich            am 03.02.1947                                                                                                        22
                                                                                                                                                                       Salzburg
                                                                                                                                                18
                                                                                                                          Wildbad Kreuth

                                                                  Schweiz                Zürich
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Erinnerungsorte der
  Christlichen Demokratie
in Deutschland
Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
unter Mitarbeit von Marie-Lisa Noltenius
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Inhaltsverzeichnis
    Vorwort                                               4

    Einleitung                                           6

    Soest, Hotel Overweg                                      Ahlen, Kloster St. Michael                                Erfurt, Landgericht                                       Ludwigshafen, Friedrich-Ebert-Halle
    Christopher Beckmann                                      Markus Lingen                                             Oliver Salten                                             Kathrin Zehender
    Vom politischen Katholizismus zur                         Auf der Suche nach einem Weg                              Verfolgung und Inhaftierung von                           Freiheit – Solidarität – Gerechtigkeit:
    überkonfessionellen christlichen Volkspartei        10   zwischen Kapitalismus und Sozialismus               60   Christlichen Demokraten in der SBZ/DDR             102   Die Verabschiedung des ersten Grundsatzprogramms  144

    Essen, Saalbau                                            Luxemburg, Rathaus                                        Paris, Quai d’Orsay                                       Essen, Grugahalle
    Egbert Biermann                                           Kordula Kühlem                                            Judith Michel                                             Denise Lindsay
    Adam Stegerwald und die Idee einer                        Aufbruch nach Europa der                                  Westbindung als Grundsatz                                 Die Frauenpolitik der CDU                            152
    überkonfessionellen christlichen Volkspartei        18   deutschen Christlichen Demokraten                   66   christlich-demokratischer Außenpolitik             108
2                                                                                                                                                                                 Weimar, Redaktion von Glaube und Heimat                     3
    München, Königsplatz                                      Düsseldorf, Ständehaus                                    Wesseling, Schloss Eichholz                               Manfred Agethen
    Rita Anna Tüpper                                          Wolfgang Tischner                                         Angela Keller-Kühne                                       Der Brief aus Weimar und der Brief aus Neuenhagen –
    Der junge Konrad Adenauer rebelliert für                  Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft –                Die Konrad-Adenauer-Stiftung                              zum demokratischen Erneuerungsprozess in der CDU
    die Demokratie und gegen die Geistlichkeit          26   Die wirtschaftspolitischen Leitsätze der                  als CDU-nahe politische Stiftung                   116   der DDR 1988/89                                      160
                                                              Arbeitsgemeinschaft der CDU                         74
    Berlin, Zellengefängnis Lehrter Straße                                                                              Burgscheidungen, Schloss Burgscheidungen                  Hamburg, Congress Centrum Hamburg
    Judith Michel                                             Bad Honnef-Rhöndorf, Adenauerhaus                         Oliver Salten                                             David Maaß
    Widerstand gegen den Nationalsozialismus                  Melanie Eckert                                            Die Gleichschaltung der CDU in der SBZ/DDR         124   Die Wiedervereinigung der CDU                        168
    als Wurzel der Christlich Demokratischen Union      36   Von der privaten Zuflucht zum christdemokratischen
                                                              und bundespolitischen Erinnerungsort                82   Bonn, Konrad-Adenauer-Haus                                Abkürzungsverzeichnis176
    Berlin, Theater am Schiffbauerdamm                                                                                  Konrad Kühne
    Ralf Thomas Baus                                          Goslar, Odeon-Theater                                     Die CDU-Bundesgeschäftsstelle und                         Personenverzeichnis178
    „Trümmerhaufen sittlicher und materieller Werte“ –        Andreas Grau                                              die Modernisierung der Parteiorganisation          130
    Die Gründungsversammlung der CDU in Berlin          44   Der erste Bundesparteitag der CDU                   90
                                                                                                                        Kreuth, Wildbad Kreuth
    Königstein im Taunus, Kurhaus                             Siegen, Apollo-Theater                                    Martin Falbisoner
    Christopher Beckmann                                      Jan Philipp Wölbern                                       Die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU
    Von der jungen Partei zur „Partei der Jugend“       52   Die Gründung des Evangelischen                            im Deutschen Bundestag und der Trennungsbeschluss
                                                              Arbeits­kreises (EAK) der CDU                       96   vom November 1976                                  138
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Dieses Buch stellt Erinnerungsorte der Christlichen       In diesem Jahr wird die CDU 75 Jahre alt. Alle Erinne­
                                             Demokratie vor. Es sind Orte, die uns Christdemokra­      rungsorte der Christlichen Demokratie gleichen Weg­
                                             ten etwas bedeuten; zugleich sind es Orte, denen wir      marken: Sie zeigen uns, woher wir als Union k ­ ommen

Vorwort                                      selbst Bedeutung verliehen haben. Wer die Texte liest,
                                             begibt sich auf eine Reise, auch eine durch die Zeit,
                                             und betritt ein Hotel oder einen Platz, alte Schlösser,
                                                                                                       und wie wir dorthin gelangt sind, wo wir heute ste­
                                                                                                       hen. Und sie sind auch deutsche Wegmarken. Denn
                                                                                                       die Geschichte der CDU ist eng verbunden mit der
                                             kleine Häuser und große Hallen. Und er begegnet           Geschichte unseres Lands. Unser Anspruch als CDU
des Generalsekretärs der CDU Deutschlands,   dort immer wieder Christdemokraten.                       darf es jedoch nicht allein sein, historische Orte zu
                                                                                                       bewahren, die uns etwas bedeuten, und die Erinne­
Paul Ziemiak MdB                             Für mich persönlich ist auch das Bonner Haus der          rung an sie zu pflegen. Wir müssen stets danach stre­
                                             Geschichte ein solcher Ort. Wir verdanken dieses groß­    ben, neue Orte der Erinnerung zu erschaffen. Nach
                                             artige Museum Helmut Kohl. Bereits in seiner ersten       unserem Selbstverständnis sind wir die politische
                                             Regierungserklärung als Bundeskanzler am 13. Okto­        Gestaltungskraft Deutschlands. Unser Handeln ist nie
                                             ber 1982 wirbt er für „eine Sammlung zur deutschen        Selbstzweck. Vielmehr nehmen wir Veränderungen
                                             Geschichte seit 1945“. Der Historiker denkt dabei vor     wahr und Herausforderungen an. Das bedeutet: Wir
                                             allem an die junge Generation. „Wir mussten unsere        sind programmatisch auf der Höhe der Zeit und ent­
                                             Kinder und Enkel mit den Wurzeln der Bundesrepublik       werfen eine Perspektive für unser Land. Dies war und
                                             und mit ihrer Entwicklung vertraut machen“, notiert er    das ist unser Erfolgsrezept. Gerade jetzt am Anfang
                                             rückblickend in seinen Memoiren.                          eines neuen Jahrzehnts richten wir als Volkspartei       5
                                                                                                       unseren Blick in die Zukunft, auf Deutschland 2030.
                                             Doch der Weg dorthin ist ein weiter, ein langer. Der      Wir wollen, dass Deutschland auch am Ende dieses
                                             Spatenstich für das Haus der Geschichte erfolgt erst      Jahrzehnts ein starkes und lebenswertes Land ist:
                                             51 Tage vor dem Fall der Berliner Mauer. Als schließ­     innovativ und digital, wirtschaftsstark und klima­
                                             lich am 17. Oktober 1989 der Grundstein gelegt wird,      freundlich, sicher und sozial. Wenn uns dies gelingt,
                                             geschieht in Ost-Berlin eine Weltsensation: Staatschef    werden auch neue christlich-demokratische Erinne­
                                             Erich Honecker wird gestürzt. Bald darauf ist auch        rungsorte entstehen.
                                             die zweite deutsche Diktatur Geschichte und reif fürs
                                             Museum. Nur das Museum, in das sie einziehen wird,        Ich bin der Konrad-Adenauer-Stiftung dankbar für die­
                                             steht da noch nicht. Erst 1994 wird das Haus der          sen lesenswerten Sammelband. Denn er trägt dazu bei,
                                             Geschichte eröffnet.                                      dass wir uns unserer Geschichte vergewissern und aus
                                                                                                       dem Erreichten zu neuen Zielen aufbrechen können.
                                             Die feierliche Ansprache hält der Mann, der diese
                                             Idee gegen manche Bedenken unermüdlich verfolgt
                                             hat: Helmut Kohl. Heute ist das Haus der Geschichte
                                             eines der meistbesuchten Museen im Land; ein
                                             gesamtdeutscher Ort, der lebendig Geschichte ver­
                                             mittelt und damit schafft, was sich der große Christ­
                                             demokrat Helmut Kohl vorgestellt hat.                     Paul Ziemiak MdB
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
„Man muß das Gestern kennen, man muß auch an               Noras Konzept wurde vielfach adaptiert. Es wurden
                                 das Gestern denken, wenn man das Morgen wirk-              lokale, regionale, binationale, transnationale und
                                 lich gut und dauerhaft gestalten will.“ Mit diesen         ideengeschichtliche Erinnerungsorte untersucht, wie

Einleitung                       Worten wies Bundeskanzler Konrad Adenauer bei
                                 einer Feierstunde in der Frankfurter Universität am
                                 30. Juni 1952 nicht nur auf die Bedeutung histo­
                                                                                            beispielsweise europäische, koloniale und ökolo­
                                                                                            gische Erinnerungsorte, Erinnerungsorte der Antike,
                                                                                            der extre­men Rechten, der DDR oder der deutschen
                                 rischen Wissens für die Gestaltung der Zukunft             Sozialdemokratie. Das Konzept wurde dabei stetig
Michael Borchard/Judith Michel   hin – er maß auch der Erinnerung an historische            weiterentwickelt bzw. verändert.
                                 Ereignisse eine wichtige Rolle bei. Der vorliegende
                                 Band soll für die Christliche Demokratie beides            Bedeutsam sind unter anderem die von Etienne Fran­
                                 leisten: Ausgehend von der Darstellung zentraler           çois und Hagen Schulze herausgegebenen deutschen
                                 historischer Orte und Ereignisse der Christlichen          Erinnerungsorte. Anders als die französischen „lieux
                                 Demokratie in Deutschland wird deren Rolle im              de mémoire“ umfassen diese auch problematische
                                 kollektiven Gedächtnis der Partei untersucht.              Orte wie Auschwitz oder die Berliner Mauer, sodass
                                                                                            bei den deutschen Erinnerungsorten weniger die
                                                                                            nationale Selbstvergewisserung an erster Stelle steht.
                                                                                            Nach François und Schulze sind Erinnerungsorte lang­
                                 Das Konzept der Erinnerungsorte in                         lebige Kristallisationspunkte kollektiver Erinnerung
                                 der Geschichts- und Kulturwissenschaft                     und Identität, die in gesellschaftliche, kulturelle und   7
                                                                                            politische Beziehungsgefüge eingebettet sind. Erinne­
                                 Die Beschäftigung mit der historischen Erinnerung hat      rungsorte sind zudem über die Zeit wandelbar: So sind
                                 in den letzten Jahrzehnten einen Boom erfahren. Aus­       die Vergangenheitsbilder das Ergebnis langwieriger
                                 druck dieses Booms und zugleich maßgeblicher Kata­         gesellschaftlicher bzw. gruppenspezifischer Aushand­
                                 lysator war in den 1980er Jahren die Forschung des         lungsprozesse und enthalten stets gegenwartsbezo­
                                 französischen Historikers Pierre Nora, der mit seinem      gene Analysen der Vergangenheit. Erinnerungsorte
                                 Konzept der „lieux de mémoire“ (Erinnerungsorte)           können je nach zeitlicher und gruppenspezifischer
                                 die „Geschichte zweiten Grads“ in den Blick nimmt.         Perspektive lebendig oder verschüttet, erwartet oder
                                 Als Erinnerungsort versteht Nora dabei symbolische         unerwartet sein. Diese Mischung macht das Konzept
                                 Repräsentationen, die tatsächliche Orte, aber auch         so wertvoll für die Geschichtswissenschaften.
                                 Personen, Institutionen, Ideen und Texte umfassen
                                 können und für kollektive Gedächtnis- und Identitäts­      In ihren Erinnerungsorten stellen Nora, François und
                                 diskurse bestimmter Gruppen bedeutsam sind. In             Schulze mit der Geschichtsschreibung zweiten Grads
                                 sieben umfangreichen Bänden versucht Nora so, die          nicht mehr die Ereignisse selbst, sondern die Erinne­
                                 Erinnerung Frankreichs zu inventarisieren und gleich­      rungskonstruktion in der Zeit in den Mittelpunkt der
                                 zeitig zu konservieren. Sein Projekt verfolgt damit eine   Untersuchung. Die Herausgeber der deutsch-polni­
                                 für Frankreich sinnstiftende Wirkung, unternimmt           schen Erinnerungsorte Hans Henning Hahn, Robert
                                 aber zugleich eine kritisch-reflexive Historisierung       Traba und Peter Oliver Loew heben hingegen hervor,
                                 nationaler Traditionen.                                    die Geschichte zweiten Grads müsse auch immer
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
an die Geschichte ersten Grads zurückgebunden           Der tatsächliche Ort wird daher in der Regel in die­       Düsseldorf, nicht aber das ähnlich wichtige Köln oder       „Erinnerungslandschaft“ zur CDU in der DDR und zur
     werden. Ohne Erschließung des realhistorischen          sem Band nur kurz dargestellt. Breiteren Raum              Neheim-Hüsten berücksichtigt – die allerdings in den        deutschen Teilung bzw. Einheit. Anhand der program­
     Kontexts könne es keine erinnerungspolitische           nimmt dann die Nachzeichnung des mit diesem Ort            Beiträgen zu Ahlen und Düsseldorf mitbehandelt wer­         matischen Orte Theater am Schiffbauerdamm, Ahlen,
    ­Interpretation geben.                                   verbun­denen historischen Ereignisses ein. Die Kennt­      den. Mit Königstein und Siegen wurden Erinnerungs­          Düsseldorf, Ludwigshafen und Essen (1985) lassen sich
                                                             nis die­ser Geschichte ersten Grads ist Voraussetzung,     orte aufgenommen, die lediglich Junger Union und            die Konstanten und Weiterentwicklungen in der CDU-
    Stefan Berger und Joana Seiffert kritisieren in ihren    um dann abschließend die Geschichte zweiten Grads –        Evangelischem Arbeitskreis eigen sind. Vereinigungen        Programmatik und deren Bedeutungen im kollektiven
    theoretischen Reflexionen über Noras Konzept, dass       die Rolle des Ereignisses im kollektiven Gedächtnis der    wie die Frauen-Union oder die Christlich-Demokra­           Gedächtnis nachvollziehen. Wie alle Orte letztlich im
    dieses die Erinnerungsorte weitgehend unverbunden        Partei – darzulegen. Bilder zu den tatsächlichen Orten,    tische Arbeitnehmerschaft werden jedoch über andere         wörtlichen geografischen Sinne eine Landschaft bilden,
    nebeneinanderstehen lässt. Sie plädieren hingegen für    aber auch von historischen Darstellungen der Ereig­        Orte wie Essen abgedeckt, wo sowohl der „Frauen­            zeigt die Karte auf der rechten Umschlagklappe.
    die Idee der Erinnerungsräume, indem Erinnerungs­        nisse und der damit verbundenen Personen runden            parteitag“ 1985 als auch der Kongress der Christlichen
    orte in Beziehung zueinander gesetzt werden. Um der      die Beiträge ab, wobei es besonders die älteren Erin­      Gewerkschaften 1920 stattgefunden hat. So ist diese         Wir danken allen, die ihren Beitrag zum Zustande­
    sich im zeitlichen Verlauf ständig ändernden Erinne­     nerungsorte betreffend mitunter schwierig war, pas­        Publikation auch nicht als vollständiger, unveränder­       kommen dieses Buchs geleistet haben. Bei der „Reise“
    rung Rechnung zu tragen, schlagen sie gar vor, statt     sendes Bildmaterial zu finden.                             licher Kanon christlich-demokratischer Erinnerung           durch die Orte der Christlichen Demokratie wünschen
    von Erinnerungsorten von „Zeit-Räumen“ zu sprechen.                                                                 zu verstehen. Dies wäre schon allein vor dem Hinter­        wir interessante Einblicke und manch neue Erkenntnis.
                                                             Bei der Auswahl wurde versucht, Orte mit einer             grund irreführend, dass Erinnerung über die Zeit und
                                                             starken symbolischen Bedeutung für die Geschichte          je nach Gruppenkonstellation wandelbar ist.
                                                             und das kollektive Gedächtnis der Partei zu identifizie­                                                               Literatur
    Die Konzeption dieses Bandes                             ren. Neben bis heute bekannten Orten wie Wildbad           Die Beiträge sind chronologisch im Hinblick auf die
8                                                            Kreuth als Symbol für die mitunter spannungsgeladene       Anfänge des beschriebenen Ereignisses angeordnet            Berger, Stefan/Joana Seiffert (Hg.): Erinnerungsorte: Chancen,             9
    Die Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in       Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Deut­             und reichen zurück bis in die Zeit vor den ersten regio­    Grenzen und Perspektiven eines Erfolgskonzepts in den Kultur­
    Deutschland sollen einerseits der wissenschaftlichen     schen Bundestag und für den Trennungsbeschluss             nalen Gründungen der Partei. Der Band ist jedoch kein       wissenschaften. Essen 2014.
    Reflexion dienen, bieten der CDU aber anlässlich ihres   vom November 1976 werden auch bereits in Verges­           Geschichtsbuch, das chronologisch nahtlos die CDU-
    75. Jubiläums auch historische Orientierungspunkte.      senheit geratene oder weitgehend unbekannte Orte           Geschichte nacherzählen möchte. Es soll vielmehr mög­       François, Étienne/Hagen Schulze (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte,
    Anders als in Noras Konzept gehen die Beiträge           wie Siegen als Ort der Gründung des EAK in den Blick       lich sein, jeden Erinnerungsort für sich selbst zu lesen.   Gesamtausgabe, 3 Bde. München 2008.
    zunächst vom topografischen Ort aus, der jedoch          genommen, die für Wegmarken und Wendepunkte
    immer – ganz im Sinne Noras – auch mit symbolischen      in der Geschichte der CDU stehen. Manche Orte wie          Darüber hinaus stehen viele der Orte in Beziehung           Hahn, Hans Henning (Bde. 1–4), Robert Traba (Bde. 1–5),
    Bedeutungen verknüpft ist. Hierbei stellte sich her­     Goslar als Gründungsort der Bundespartei spielen nur       zueinander und lassen sich zu „Erinnerungsland­             Peter Oliver Loew (Bd. 5) (Hg.): Deutsch-Polnische Erinnerungsorte,
    aus, dass manche Orte schlicht aus zufälligen oder       in der Erinnerung der Partei eine Rolle. Andere Orte       schaften“ verbinden: So können die Erinnerungsorte          5 Bde. Paderborn 2012–2015.
    pragmatischen Gründen zum Erinnerungsort für die         wie Rhöndorf als Wohnort des ersten Bundeskanzlers         Soest (Gründung der Zentrumspartei), Essen (1920),
    Partei geworden waren, beispielsweise Königstein als     Konrad Adenauer sind längst zum nationalen Erinne­         München (Katholikentag), das Zellengefängnis Lehr­          Nora, Pierre (Hg.): Les lieux de émoire, 7 Bde. Paris 1984–1992.
    Gründungsort der Jungen Union. Andere Orte hatten        rungsort avanciert. Auch problematische Erinnerungs­       ter Straße in Berlin-Moabit (christlich-demokratische
    hingegen bereits vor dem Ereignis eine symbolische       orte wie Burgscheidungen, der für die Gleichschaltung      Widerstandskämpfer in Gestapo-Haft), das Theater am         Siebeck, Cornelia: Erinnerungsorte, Lieux de Mémoire, Version: 1.0, in:
    Bedeutung: So war der Gründungsort des Evangeli­         der CDU der DDR steht, finden Berücksichtigung.            Schiffbauerdamm und andere zu einer „Erinnerungs­           Docupedia-Zeitgeschichte, 2. März 2017 (https://dx.doi.org/10.14765/
    schen Arbeitskreises (EAK) Siegen bekannt als Ort des                                                               landschaft“ zur Idee der Gründung einer überkonfes­         zzf.dok.2.784.v1 (Abruf: 29.01.2020)).
    politischen Protestantismus. Mit Ludwigshafen und        Wie in allen Publikationen zu Erinnerungsorten sind        sionellen Volkspartei verknüpft werden. Die Orte Land­
    Essen wählte man hingegen bewusst Arbeiterhoch­          auch in diesem Band Auslassungen unvermeidlich. Bei        gericht Erfurt (Verfolgung von CDU-Mitgliedern in der       Woyke, Meik: „Erinnerungsorte der deutschen Sozialdemokratie“.
    burgen, um mit der dort 1978 bzw. 1985 diskutier­        der Auswahl von Erinnerungsorten der Programmge­           DDR), Burgscheidungen (Schulungsort der Blockpartei         Konzeption und didaktisches Profil einer Internetpräsentation für die
    ten christlich-demokratischen Programmatik einen         schichte in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden        CDU), Weimar (Briefe von Weimar und Neuenhagen)             historisch-politische Bildung, in: Jahrbuch für Politik und Geschichte 3
    Kontra­punkt zu setzen.                                  das Theater am Schiffbauerdamm in Berlin, Ahlen und        und Hamburg (Einigungsparteitag der CDU) bilden eine        (2012), S. 149–169.
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Es ist sicher eines der bekanntesten unter den           die 954 nach Soest gelangten Gebeine des Hl. Patro­
                                                                                  frühen Wahlplakaten der CDU, eingesetzt im nord-         klus’ zu beherbergen. Geweiht wurde die Stiftskirche,
                                                                                  rhein-westfälischen Kommunalwahlkampf 1946:              die als Inbegriff der Romanik in Westfalen gilt, ver­
                                                                                  die Darstellung zweier dicht nebeneinander stehen-       mutlich im Jahr 1118.
                                                                                  der mächtiger Kirchtürme, die als Teil einer katho-
                                                                                  lischen respektive einer evangelischen Kirche zu         Soest, die „Ehrenreiche“, war im Mittelalter eine der
                                                                                  identifizieren sind. Darunter findet sich der Schrift-   bedeutendsten Hansestädte Europas, gelegen am
                                                                                  zug „Die UNION – Die Sammlung aller Christen             Westfälischen Hellweg, der alten, von Duisburg aus
                                                                                  auf der politischen Ebene“. In der Tat stellten die      nach Osten führenden Handelsstraße, die in den

                       1870
                                                                                  Unionsparteien unter anderem dadurch, dass sie           Jakobsweg mündete und damit auch Teil einer der
                                                                                  nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals in der deut-         bedeutendsten europäischen Pilgerstraßen war. Dass
                                                                                  schen Parteiengeschichte bewusste Christen beider        das Bild der beiden größten und bedeutendsten Soes­

Soest
                                                                                  Konfessionen politisch zu vereinigen vermochten,         ter Kirchen gewählt wurde, um die künftige politische
                                                                                  ein Novum und einen gewaltigen „Modernisierungs-         Zusammenarbeit der Konfessionen zu symbolisieren,
                                                                                  schritt“ (Heinrich Oberreuter) im deutschen Partei-      passt durchaus zur Stadtgeschichte, die stark von
                                                                                  ensystem dar. Die Idee existierte schon lange, ihre      den Wirren der Reformations- und Gegenreforma­
                                                                                  Verwirklichung war allerdings bis 1933 über Ansätze      tionszeit geprägt ist. 1531 hielt in Soest, das sich in
Hotel Overweg                                                                     nicht hinausgekommen.

                                                                          We
                                                                            ser

                                                 Em
                                                  s
Vom politischen
                                                                                  Steinerne Symbole
                                                                                  konfessioneller Spaltung
                                            Nordrhein-Westfalen

   Katholizismus zur                                  Ahlen
                                               Dortmund
                                                              1
                                                                                  Inwieweit es in Nordrhein-Westfalen bekannt war,
                                                                                  sei dahingestellt; außerhalb des jungen Lands dürfte

überkonfessionellen
                                                                  Soest
                                                                                  kaum jemand gewusst haben, dass es sich bei dem
                                              Essen
                                                                                  Bild nicht um eine künstlerische Komposition han­

christlichen Volkspartei
                                                                                  delte, sondern dass die abgebildeten Kirchen tat­
                                       Düsseldorf
                                                                                  sächlich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander
                                                                                  stehen, nämlich im westfälischen Soest. Es handelt
                                                                                  sich einmal um die seit der Reformation evangelische
Christopher Beckmann       Wesseling                          Siegen              St.-Petri-Kirche, gegründet im Zuge der Sachsenmis­
                                 Bonn                                             sion Karls des Großen und damit eine der ältesten
                                                 Rhöndorf
                                                                                  Kirchengründungen Westfalens; der heutige Bau                        Plakat zur
                                                                                  wurde im Jahr 1150 geweiht. Der zweite Turm gehört             Kommunalwahl
                                                                                  zum katholischen St.-Patroklus-Dom, dessen Bau als               in Nordrhein-
                                                                                  Stiftung des Kölner Erzbischofs begonnen wurde, um             Westfalen 1946.
                                        sel
                                       Mo
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Die erste Soester                                                                                     katholische Honoratioren über die „Behandlung der          Kurz darauf, am 13. Dezember 1870, trafen sich die
             Konferenz fand im                                                                                       politischen und sozialen Tagesfragen auf positiv christ­   katholischen Mitglieder des Preußischen Abgeord­
            Hotel Overweg statt.                                                                                     licher Grundlage“ (Karl Bachem). Den entscheidenden        netenhauses. Man beschloss, eine neue Partei mit
                                                                                                                     Anstoß erhielten die Bestrebungen zur Schaffung            Namen „Zentrum“ zu gründen und für die bevor­
                                                                                                                     einer parlamentarischen Vertretung des katholischen        stehende erste Reichstagswahl Kandidaten auf der
                                                                                                                     Volksteils durch den Ausgang des preußisch-öster­          Grundlage der in Soest beschlossenen Grundsätze
                                                                                                                     reichischen Kriegs von 1866, der die Katholiken zu         auszuwählen. Einer dieser Grundsätze, der etwa
                                                                                                                     einer unterprivilegierten konfessionellen Minderheit       von Ludwig Windthorst, der überragenden Figur der
                                                                                                                     im künftigen preußisch dominierten Deutschen Reich         neuen Partei, immer wieder vertreten wurde, war
                                                                                                                     machte und eine regelrechte „Weltuntergangsstim­           die Ablehnung einer „Staatsomnipotenz“: Der Staat
                                                                                                                     mung“ auslöste (Margaret L. Anderson).                     besitze keine Allzuständigkeit und müsse sich auf die
                                                                                                                                                                                ihm zukommenden Aufgaben beschränken. Nach
                                                                                                                     Wichtigstes Zeugnis der damit einhergehenden inten­        dem Zweiten Weltkrieg nannte Konrad Adenauer
                                                                                                                     siven Programmdiskussionen war das am 28. Oktober          die sich steigernde Tendenz zur „Staatsvergottung“,
                                                                                                                     1870 unter der Devise „Für Wahrheit, Recht und Frei­       wie sie sich seit der Reichseinigung 1870/71 in ganz
                                                                                                                     heit“ beschlossene „Soester Programm“: Es enthielt in      Deutschland verbreitet hätte, und das damit verbun­
                                                                                                                     knapper Form zentrale Elemente und Forderungen,            dene „Absinken in der Bewertung der Einzelperson“
                                                                                                                     die anschließend charakteristisch für die Arbeit des       einen entscheidenden Faktor für den Weg in die
12   der „Soester Fehde“ (1444–1449) bereits erfolgreich      die katholische Kirche mit der Säkularisierung und     Zentrums waren und zum Teil auch in die spätere            Katastrophe des Nationalsozialismus.                      13
     gegen den weltlichen Machtanspruch des Kölner Erz­       der Herausbildung der Vormachtstellung des pro­        Programmatik der CDU/CSU eingingen. Neben der
     bischofs durchgesetzt hatte, die Reformation Einzug.     testantischen Preußens in Deutschland geraten war.     damals aktuellen Verteidigung der Rechte der Kir­
     Trotz Rekatholisierungsbestrebungen wurden in der        Sowohl in der Paulskirchenversammlung 1848/49          che und der Forderung nach Gleichberechtigung der
     Folge die meisten Kirchen protestantisch, dominierte     als auch im Preußischen Abgeordnetenhaus schlos­       Katholiken waren dies die Betonung des Föderalismus        Katholische Honoratiorenpartei
     fortan im gesellschaftlichen, geistigen und religiösen   sen sich Mitte des 19. Jahrhunderts die katholischen   und die Ablehnung einer zu starken staatlichen Zent­
     sowie im politischen Leben der Stadt die evangelisch-­   Abgeordneten zusammen. Ein parteipolitisches           ralisierung, Ausgleich der wirtschaftlichen und sozia­     Obwohl Programm und Selbstverständnis der neuen
     lutherische Konfession.                                  Programm wurde indes (noch) nicht entwickelt, die      len Interessen, Fürsorge für die rapide wachsende          Partei theoretisch ein Zusammengehen mit evange­
                                                              Zusammenschlüsse waren eher lose und nicht insti­      Industriearbeiterschaft, auch durch eine staatliche        lischen Christen nicht ausschlossen, wurde und blieb
                                                              tutionalisiert. Im Vordergrund standen Forderungen     Sozialpolitik und die Einführung einer Arbeiterschutz­     das Zentrum eine katholische „Weltanschauungs- und
                                                              nach gleichen Rechten für beide großen Konfessio­      gesetzgebung. Man beschränkte sich auf wenige pro­         Gesinnungspartei“ (Rudolf Morsey). Hierzu trug ent­
     Wiege des politischen Katholizismus                      nen und freier Entfaltung der katholischen Kirche in   grammatische Grundsätze. „Die politische Praxis war“,      scheidend der Kulturkampf bei, in dem Reichskanzler
                                                              Deutschland.                                           wie der Zentrumshistoriker Karl Bachem rückblickend        Otto von Bismarck, im Bunde mit liberalen antikirch­
     Paradoxerweise wurde Soest dennoch einer der                                                                    formulierte, „in vollem Umfange freigelassen, prakti­      lichen Kräften, den als „reichsfeindlich“ beziehungs­
     Kulminationspunkte der (katholischen) Konfessiona­       Ab Mitte der 1860er Jahre verstärkten sich gerade in   sche politische Arbeit die von selbst sich ergebende       weise rückwärtsgewandt betrachteten Katholizismus
     lisierung des deutschen Parteiwesens, indem es bei       Westfalen Bestrebungen zur Schaffung einer dauer­      Lösung“. Dieser Ansatz setzte sich gewissermaßen in        mittels zahlreicher Repressionen und Sondergesetze
     der Entstehung der Zentrumspartei eine bedeutende        haften parlamentarischen Vertretung. Von 1864 bis      der Frühgeschichte von CDU und CSU fort, als man           bekämpfte. Dieser staatliche Druck schweißte die
     Rolle spielte. Die Bildung einer alle sozialen Schich­   1866 diskutierten auf den „Soester Konferenzen“ –      ebenfalls mehr auf die programmatische Kraft politi­       katholische Fraktion und ihre Wähler zum „Zentrums­
     ten umfassenden katholischen Partei hatte ihren          die erste fand am 10. Januar 1864 im Gasthof Over­     scher Entscheidungen denn auf theoretische Entwürfe        turm“ zusammen und verfestigte zugleich dessen
     Ursprung in der existenzbedrohenden Krise, in die        weg statt – Geistliche, Parlamentsabgeordnete und      vertraute.                                                 konfessionellen Charakter. Das vielzitierte katholische
Erinnerungsorte der Christlichen Demokratie in Deutschland - Michael Borchard/Judith Michel (Hg.)
Milieu verstetigte sich und dessen Strukturen im      Ein organisatorischer Apparat war bis zum Ende des
     Schul-, Vereins- und Wohlfahrtswesen blieben bis in   Ersten Weltkriegs indes so gut wie nicht vorhanden.
     die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wirksam. Aller­   Die Partei bestand aus lokalen, von Honoratioren
     dings bemühte sich das Zentrum sorgsam darum, den     gebildeten Wahlkomitees, die nur im Vorfeld von
     Eindruck einer Fernsteuerung durch den Vatikan zu     Wahlen Aktivitäten entfalteten. Die Organisation der
     vermeiden. Auch verstand man sich nicht als regie­    Zentrumswähler erfolgte in den katholischen Verbän­
     rungs- oder gar reichsfeindliche Oppositionspartei.   den, allen voran durch den 1890 gegründeten Volks­
     Nach dem Bruch Bismarcks mit den Liberalen 1878       verein für das katholische Deutschland. Die eigentliche
     wuchs das Zentrum auf Reichsebene in eine parlamen­   Leitung der Partei lag bei den Fraktionsführungen im
     tarische Schlüsselposition hinein und gewann nach     Reichstag und den anderen Parlamenten. Das Fehlen
     dem Ende des Kulturkampfs zunehmend an Einfluss.      autonomer Parteistrukturen verhinderte nach dem
                                                           Abflauen der konfessionellen Spannungen eine Ver­
                                                           breiterung der Basis über den katholischen Bevölke­
                                                           rungsteil hinaus.

14                                                                                                                                                                                                                                    15

                                                                                                                     Führende Mitglieder
                                                                                                                     der Zentrumspartei.

                                                                                                                     Obwohl innerhalb der Partei überzeugte Republikaner      Demokratie durchaus auch als Last empfunden wurde,
                                                                                                                     wie Konrad Adenauer einem nationalen Flügel gegen­       betrachtete man die Übernahme politischer Verant­
                                                                                                                     überstanden, der der Monarchie nachtrauerte, ent­        wortung als staatsbürgerliche Pflicht und widerstand
                                                                                                                     wickelt sich das Zentrum zur staatstragenden Kraft der   der Versuchung, sich angesichts der schwierigen
                                                                                                                     Weimarer Republik, gehörte zwischen 1919 und 1930        Verhältnisse in die Opposition zurückzuziehen. Auch
                                                                                                                     allen Koalitionsregierungen an und stellte achtmal       wurden zu dieser Zeit – unter Berufung auf den Grün­
                                                                                                                     den Reichskanzler. Damit einher ging eine allmähliche    dervater Ludwig Windthorst – Überlegungen ange­
                                                           Ludwig Windthorst,                                        Professionalisierung der Parteiarbeit durch Ausbau       stellt, die Partei über das katholische Milieu hinaus
                                                           herausragender Repräsentant                               der Organisation. Wenngleich das Regieren angesichts     zu öffnen, die indes an inner- wie außerparteilichen
                                                           der Zentrumspartei.                                       der krisenhaften Entwicklungen der ersten deutschen      Widerständen scheiterten.
Überkonfessionelle Volkspartei oder                      Zentrum hingegen könne, wie der damalige nordrhein-       ren aus den Erfahrungen der NS-Zeit. Die politische
     Wiedergründung des Zentrums?                             westfälische Ministerpräsident Rudolf Amelunxen im        Spaltung der Konfessionen wurde als eine Ursache für
                                                              März 1947 erklärte, als „starker Mittelblock“ fungieren   den Aufstieg des Nationalsozialismus und die Schwä­
     Unmittelbar nach Kriegsende kam es bekanntlich zu        und „die Schwankungen des Staatsschiffs ausgleichen“.     che der Weimarer Republik betrachtet; zudem hatten
     zahlreichen dezentralen und in der Regel unkoordi­                                                                 während des „Dritten Reichs“ vielfach Protestanten
     nierten Gründungen christlich-demokratischer Grup­       Auch für die Befürworter des Unionsgedankens              und Katholiken in oppositionellen Zirkeln zusammen­
     pierungen. Der Name Christlich Demokratische Union       spielten wahlstrategische Überlegungen eine wichtige      gearbeitet. Eine Rolle spielte ferner die Erwartung,
     setzte sich um die Jahreswende 1945/46 allgemein         Rolle. Man war der Überzeugung, dass ein wiederge­        durch eine parteipolitische Zusammenfassung der
     durch und sollte auch semantisch einen Neuansatz         gründetes Zentrum ein zu geringes Wählerpotenzial         Konfessionen das Wählerpotenzial der zerfallenen
     markieren. Initiatoren waren oftmals Funktionäre und     haben würde. Demgegenüber würde sich durch eine           und diskreditierten Parteien des Konservatismus und
     Mitglieder der 1933 aufgelösten christlichen Parteien    parteipolitische Zusammenfassung der Konfessionen         des Liberalismus an sich ziehen, damit mehrheitsfähig
     beziehungsweise christlich orientierte Vertreter kon­    die Chance ergeben, das Wählerpotenzial der zerfal­       werden und die Interessen des christlichen Bevölke­
     servativer und liberaler Kräfte des Weimarer Parteien­   lenen Parteien des Konservatismus und Liberalismus        rungsteils wirksam vertreten zu können. Hinzu kamen
     spektrums. Den zahlenmäßig größten Anteil stellten       an sich zu ziehen und gegenüber den Linksparteien         die Parteinahme des überwiegenden Teils des katholi­
     ehemalige Zentrumsanhänger.                              mehrheitsfähig zu werden. Betont wurde, dass eine         schen Klerus für die CDU/CSU und das Votum wichti­
                                                              überkonfessionelle Partei die Tradition des Zentrums      ger Persönlichkeiten, darunter ehemalige Führungs­
     Angesichts der erfolgreichen Entwicklung der CDU/CSU     nicht verleugnen, sondern im Gegenteil vollenden          figuren des Zentrums, für den neuen Weg. Angesichts
     wird häufig übersehen, dass die Schaffung einer inter­   würde. Der erste Vorsitzende der CDU Westfalen-           des eskalierenden Kalten Kriegs gewann außerdem
16   konfessionellen christlichen Volkspartei keineswegs      Lippe Lambert Lensing erklärte: „Wir bringen mit          die Idee einer gemeinsamen christlichen Front gegen       Literatur                                                              17
     von Anfang an unumstritten war. Tatsächlich gab es       uns die gute und ehrwürdige Tradition der Väter und       den atheistischen Kommunismus an Plausibilität. Die
     gerade in überwiegend katholischen Gebieten inten­       lassen hinter uns alle trennenden Gedanken und            Gründung der CDU/CSU ist daher treffend als Ergebnis      Anderson, Margaret L.: Windthorst. Zentrumspolitiker und Gegen­
     sive und erfolgreiche Bestrebungen zur Wiedergrün­       Überlieferungen aus der Geschichte der Gegensätz­         des Zusammenwirkens der „Kontinuität christlicher         spieler Bismarcks (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 14).
     dung der Zentrumspartei. Sie erfolgte am 14. Okto­       lichkeit der Konfessionen.“ Dennoch war auch bei den      Politik und der besonderen Bedingungslage Nach­           Düsseldorf 1988.
     ber 1945 – wiederum in Soest. Der Ort war bewusst        Unions-Befürwortern die emotionale Bindung an das         kriegsdeutschlands“ bezeichnet worden (Hans-Otto
     gewählt: Man wollte gleichzeitig mit der Wiedergrün­     alte Zentrum – inklusive des Namens – ausgeprägt, fiel    Kleinmann). Die Union erreichte, was dem Zentrum          Hehl, Ulrich von: Die Zentrumspartei – Ihr Weg vom „Reichsfeind“ zur
     dung an den 75. Jahrestag des Soester Programms von      der Abschied manchen schwer. Der Herforder Ober­          nicht gelungen war: die Verbindung konfessioneller        parlamentarischen Schlüsselstellung in Kaiserreich und Republik. In:
     1870 erinnern und so Kontinuität demonstrieren. Das      bürgermeister Friedrich Holzapfel, der als prominente     Interessen mit sozialen, liberalen und konservativen      Hermann W. von der Dunk/Horst Lademacher (Hg.): Auf dem Weg zum
     Neue Zentrum stellte in den frühen Nachkriegsjahren      evangelische Persönlichkeit zur Mitarbeit in der neuen    Anliegen. Trotz der schmerzhaften Auseinanderset­         modernen Parteienstaat. Zur Entstehung, Organisation und Struktur
     in Teilen Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens        Partei bereit war, formulierte indes – stellvertretend    zungen mit dem „Neuen Zentrum“: Die Geschichte            politischer Parteien in Deutschland und den Niederlanden. Melsungen
     eine ernst zu nehmende Konkurrentin der Union dar.       für viele Protestanten – die Bedingung, „dass die zu      der auf Grundlage des am 28. Oktober 1870 in Soest        1986, S. 97–120.
     Im Landkreis Soest etwa erzielte das Zentrum bei den     gründende Partei nicht mehr den Namen Zentrum             beschlossenen Programms entstandenen Zentrums­
     Kommunalwahlen 1948 26,8 Prozent. Neben alter            erhalten dürfe, da eine solche traditionell belastete     partei war, ist und bleibt einer der wichtigsten Konti­   Linsenmann, Andreas/Markus Raasch (Hg.): Die Zentrumspartei
     Anhänglichkeit spielten wahltaktische und systemtheo­    Bezeichnung den Einbruch in die evangelischen Bevöl­      nuitäts- und Traditionsstränge der Christlich Demokra­    im Kaiserreich. Bilanz und Perspektiven. Münster 2015.
     retische Überlegungen eine Rolle. Man glaubte, eine      kerungsschichten verhindern würde“.                       tischen Union. Damit ist auch Soest als Gründungsort
     überkonfessionelle Partei würde chancenlos bleiben,                                                                des Zentrums einer der wichtigsten Bezugsorte der         Schmidt, Ute: Zentrum oder CDU. Politischer Katholizismus zwischen
     da die Katholiken dem Zentrum die Treue halten und       Dass sich der Gedanke einer interkonfessionellen          deutschen Christlichen Demokratie.                        Tradition und Anpassung (Schriften des Zentralinstituts für sozial­
     zudem durch die protestantisch-konservativen Kräfte      „Union“ schließlich durchsetzte, lag neben den verän­                                                               wissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin Bd. 51).
     auf einen reaktionären Kurs gedrängt würden. Das         derten sozialstrukturellen Bedingungen auch an Leh­                                                                 Opladen 1987.
Vom 20. bis 23. November 1920 fand der 10. Kon-           der Monarchie –, ging es erst einmal darum, eine neue
                                                                               gress der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands        Ordnung zu etablieren und die Folgen des Kriegs zu
                                                                               in Essen statt. Adam Stegerwald, Vorsitzender des         mildern. Hierzu gehörte auch, dass die Gewerkschaf­
                                                                               Deutschen Gewerkschaftsbunds und der Christli-            ten sich zuerst um die dringendsten sozialen Themen
                                                                               chen Gewerkschaften, skizzierte dort die Idee einer       der Arbeitswelt kümmerten, bevor sie sich mit ihren
                                                                               überkonfessionellen christlichen Volkspartei. Er ist      inneren Angelegenheiten befassen konnten. Doch in
                                                                               damit ein wichtiger Vordenker der Christlich Demo-        den zwei Jahren von 1918 bis 1920 ereignete sich so
                                                                               kratischen Union, die erst 25 Jahre später gegründet      viel, dass ein Kongress immer dringlicher wurde. So
                                                                               werden konnte.                                            hatte sich zum Beispiel 1919 der christlich-nationale

                      1920
                                                                                                                                         Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) neu aufgestellt.
                                                                                                                                         Seine drei Pfeiler bildeten der Gesamtverband der
                                                                                                                                         Christlichen Gewerkschaften, der Gesamtverband

Essen
                                                                               Der Anlass                                                deutscher Angestelltengewerkschaften (Gedag) und
                                                                                                                                         der Gesamtverband deutscher Beamten-Gewerkschaf­
                                                                               Als der 10. Kongress der Christlichen Gewerkschaften      ten. Hier galt es, die Zusammenarbeit zu stärken, vor
                                                                               Deutschlands im November 1920 in Essen stattfand,         allem weil sich Abgeordnete dieses gewerkschaftlichen
                                                                               lag der letzte ordentliche Kongress bereits acht Jahre    Zusammenschlusses über mehrere Reichstagsfrak­
Saalbau                                                                        zurück. Der Erste Weltkrieg hatte den Rhythmus außer      tionen verteilten, was für die Zusammenarbeit eher
                                                                               Kraft gesetzt. Da das Ende des Kriegs aber auch die       anstrengend als fruchtbringend war.                     19
                                                                               Staatsform veränderte – die Republik trat an die Stelle
                                                                       We
                                                                         ser

                                                 Em
                                                  s
Adam Stegerwald                               Nordrhein-Westfalen

  und die Idee einer                                  Ahlen
                                               Dortmund

überkonfessionellen
                                                               Soest
                                        2
                                              Essen

christlichen Volkspartei               Düsseldorf

Egbert Biermann            Wesseling                          Siegen
                                 Bonn
                                                 Rhöndorf
                                                                                                        Im Saalbau der Stadt Essen
                                                                                                         fand der 10. Kongress der
                                                                                                      Christlichen Gewerkschaften
                                                                                                                Deutschlands statt.
                                        sel
                                       Mo
Der wichtigere, eher informelle Hintergrund war aber      Brust mit vielen Kollegen 1894 den „Gewerkverein         Jahr 2004 wiedereröffneten, neu gebauten Philhar­        Der Politiker
     wohl die Debatte in der Zentrumspartei um deren           christlicher Bergleute für den Oberbergamtsbezirk        monie betrachtet werden. Am gleichen Ort steht nun
     Ausrichtung. Manchem konservativen Protagonisten          Dortmund“ gegründet. Da die Bergmänner gut organi­       das vierte Gebäude. Als eine der Musik zugewandte        Adam Stegerwald zählt zu den bedeutendsten Persön­
     war sie zu weit nach links gerückt. Diese Konservati­     siert waren, spielte die Bergarbeitergewerkschaft eine   Einrichtung blieb die Zwecksetzung des Saalbaus          lichkeiten der Christlichen Gewerkschaften. Er wurde
     ven trauerten der Monarchie nach und nahmen eine          bedeutende Rolle im Konzert der verschiedenen Orga­      über die mehr als 150 Jahre immer die gleiche: Im        am 14. Dezember 1874 in Greußenheim bei Würzburg
     distanzierte Haltung zur Republik ein. Es ging deshalb    nisationen. Innerhalb des Christlichen Gewerkschafts­    Zentrum stand die Darbietung von Musik. Dass dort        geboren und starb am 3. Dezember 1945 in Würzburg.
     darum, einen Kurs der Mitte abzustecken, mit dem          bunds waren die Bergleute die größte Gruppe.             eine solche langfristig politische Wirkung entfaltende
     Angehörige der beiden christlichen Konfessionen                                                                    Veranstaltung wie der 10. Kongress der Christlichen      Geprägt von seiner Herkunft aus einfachen Verhält­
     und aller Stände angesprochen werden konnten. Vor         Essen war mehrmals Schauplatz von Kongressen             Gewerkschaften Deutschlands stattgefunden hat,           nissen, seiner Verwurzelung in der katholischen Kirche
     diesem Hintergrund fand der 10. Kongress der Christ­      Christlicher Gewerkschaften. Am gleichen Ort ging        wird hingegen nicht berichtet.                           sowie seiner Ausbildung zum Schreiner führten ihn
     lichen Gewerkschaften Deutschlands vom 20. bis zum        es um existenzielle Fragen der zweitgrößten gewerk­                                                               seine Wanderjahre zur christlichen Gewerkschafts­
     23. November 1920 in Essen statt.                         schaftlichen Bewegung der Arbeitnehmerinnen und                                                                   bewegung. Aufgrund seines Einsatzes für die Bewe­
                                                               Arbeitnehmer im damaligen Deutschland. Und häufig                                                                 gung wurde er 1899 zum Vorsitzenden des Christ­
                                                               ging es um eine Zusammenarbeit abhängig Beschäf­                                                                  lichen Holzarbeiterverbands gewählt. Im Jahr 1903
                                                               tigter der beiden Konfessionen, sei es die gemeinsame                                                             wurde er Generalsekretär des Gesamtverbands der
     Stadt und Tagungsort                                      Gewerkschaftsbewegung, sei es die Schaffung einer                                                                 Christlichen Gewerkschaften Deutschlands. Mit seiner
                                                               gemeinsamen Partei. Immerhin hatten die Christli­                                                                 Arbeit ebnete er den Weg für den schon erwähnten
     Essen wurde erst in der Weimarer Zeit zu der Groß­        chen Gewerkschaften lange auf die Entscheidung des                                                                Deutschen Gewerkschaftsbund von 1919, der 1933
20   stadt im Revier. Vor allem durch Eingemeindungen          Papsts warten müssen, ob sich katholische Arbeit­                                                                 mit dem Austritt des Deutschnationalen Handlungsge­      21
     nahm die Einwohnerzahl kräftig zu. Kohle und Stahl        nehmerinnen und Arbeitnehmer zusammen mit                                                                         hilfen-Verbands (DHV) organisatorisch zerbrach, was
     sorgten für den nötigen wirtschaftlichen Aufschwung.      abhängig Beschäftigten evangelischen Glaubens in                                                                  die Christlichen Gewerkschaften aber nach eigenem
                                                               unabhängigen Gewerkschaften organisieren durften.                                                                 Bekunden nicht beeinträchtigte. Diese wurden trotz
     Die Menschen im Revier lebten für die Industrie,          Die „Berliner Fraktion“ in der deutschen Bischofskon­                                                             aller Loyalitätsbezeugungen gegenüber dem neuen
     sie lebten von der Industrie und sie lebten mit der       ferenz hatte dies lange abgelehnt und so die Arbeit                                                               Staat später dennoch gleichgeschaltet.
     Industrie. Viele von ihnen waren Zugereiste. Der Wirt­    behindert.
     schaftsboom im Kaiserreich hatte sie ins Ruhrgebiet                                                                                                                         Adam Stegerwald war ab 1920 gleichzeitig Vorsitzen­
     geführt. Nun galt es, auch in schwieriger Zeit nicht zu   Der Kongress des Jahrs 1920 fand im Saalbau der                                                                   der des DGB sowie der Christlichen Gewerkschaften.
     verzagen, sondern die Wirtschaft wieder in Gang zu        Stadt Essen statt. Dieses Gebäude war von 1901 bis                                                                Er wirkte bei vielen Weichenstellungen im Kaiserreich,
     bringen. Denn nur mit dieser Haltung war es möglich,      1904 gebaut worden, von 1864 bis 1901 hatte an                                                                    im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik
     das soziale Elend zu überwinden, in das vor allem der     gleicher Stelle ein Holzbau gestanden. Der Neubau                                                                 sowie – nach der Befreiung durch die Alliierten – beim
     Krieg, aber auch die Friedensbedingungen die Bevöl­       wurde durch die Architekten Skjøld Neckelmann aus                                                                 politischen Wiederaufbau in Westdeutschland mit.
     kerung gestürzt hatten.                                   Stuttgart und Carl Nordmann aus Essen gestaltet.
                                                               Genutzt wurde der Saalbau für Konzerte, Kongresse
     Essen war ein Zentrum der Christlichen Gewerkschafts­     und Konferenzen. Er gehörte der Stadt Essen und war
     bewegung. Für die Christlichen Gewerkschaften war         ein kulturelles Zentrum der damaligen Zeit. Im Zwei­
     diese Region von großer Bedeutung. Als Geburtsort         ten Weltkrieg wurde der Saalbau zerstört und in den                                                  Adam
     des Gewerkvereins der Christlichen Bergarbeiter hatte     1950er Jahren wieder aufgebaut. Heute können Teile                                                   Stegerwald
     die Stadt eine bedeutende Rolle. Hier hatte August        des alten Gebäudes als integrale Bestandteile der im                                                 1919.
Die Rede                                                   Spiritus Rector der Idee einer überkonfessionellen       Kongress, kommentierte aber nur den Vortrag von             Seite. Dem Ansturm des Nationalsozialismus hatten
                                                                christlichen Volkspartei. An der Konzeption und For­     Theodor Brauer über „Christentum und Sozialismus“           weder die liberalen Parteien noch das Zentrum, das
     Am zweiten Kongresstag, dem 21. November 1920,             mulierung der Rede wirkten aber wohl auch der Sozial-    und ließ Stegerwald unerwähnt.                              doch eigentlich Schlimmeres hatte verhindern wollen,
     ging Adam Stegerwald ans Rednerpult. Seine Rede            und Wirtschaftswissenschaftler Theodor Brauer und                                                                    nichts entgegenzusetzen.
     war lang: Im Protokoll füllt sie rund 52 Seiten. In der    der Zentrumspolitiker und Gewerkschafter Heinrich        Es stellte sich im Verlauf der Zeit aber auch heraus,
     Erinnerung blieb die Skizze einer neuen Partei. Bis        Brüning mit.                                             dass die Beharrungskräfte im Zentrum stark waren.
     Adam Stegerwald zu dem Punkt kam, der seine Rede                                                                    Ihr Credo wandelte sich von der Ablehnung über die
     historisch bedeutsam machte, streifte er die wichtigen     Es gab eine Sehnsucht nach Erneuerung. Aber auch         Vertagung in die Verschiebung in kleine Zirkel bis hin      Die Erinnerung
     Themen der Zeit, was sich auch im Titel der Rede aus­      Befürchtungen spielten eine wichtige Rolle, weshalb      zu der Feststellung, was Adam Stegerwald beschrieben
     drückte: Die christlich-nationale Arbeiterschaft und die   das Konzept einer neuen Parteikonstellation entwickelt   habe, sei das Zentrum an sich. Es sei bereits die von       Für das, was nach dem Zweiten Weltkrieg geschah,
     Lebensfragen des deutschen Volkes.                         wurde. Deutlich wird dies am folgenden Zitat aus der     ihm geforderte Volkspartei.                                 war die Rede von Stegerwald vom November 1920
                                                                Rede: „Die deutsche Politik muß sich im nächsten Jahr­                                                               von großer Bedeutung. Die Erfahrungen mit dem
     Es ging in seiner Rede um Selbstvergewisserung. Wo         zehnt unter allen Umständen von Extremen freihalten.     Jedoch war auch Adam Stegerwald selbst zu zurück­           Nationalsozialismus ließen an vielen Orten des befrei­
     steht die Christliche Gewerkschaftsbewegung, wo die        Würden die Extreme von rechts die Herrschaft an sich     haltend, um seine Idee zu verwirklichen. Zudem              ten Deutschlands Menschen zusammenkommen, um
     Deutsche Zentrumspartei? Die Revolution von 1918           reißen, so würden wir wahrscheinlich mit dem schärfs­    schmälerte seine politische Tätigkeit als preußischer       im Geiste Adam Stegerwalds eine neue Partei aus der
     lag noch nicht lange zurück. Die Republik war erste        ten Gegensatz der demokratisch orientierten Länder       Ministerpräsident seine Möglichkeiten und seine Kraft,      Taufe zu heben. Deshalb ging es in den ersten Jahren
     Schritte gegangen. Einige Monate vor der Rede war          der Welt zu rechnen haben. Siegten die Extre­men von     auf die Gründung einer neuen Partei der Mitte hinzu­        um praktisches Handeln und weniger um die Erinne­
     der Kapp-Putsch abgewehrt worden. Im Zentrum gab           links, so würden uns die unentbehrlichsten Hilfsmittel   wirken. Aber auch die anderen Parteien hatten keine         rung an diese herausragende Rede.
22   es eine intensive Debatte um die Ausrichtung: „Repu­       für unsere Wirtschaft und Ernährung aus den übersee­     Neigung, in einer neuen Partei aufzugehen. Vielmehr                                                                  23
     blik oder Monarchie?“, lautete eine der aufgeworfenen      ischen Ländern, vor allem aus den Vereinigten Staaten    waren die Fliehkräfte stärker als die Anziehungskräfte.     Zum 30. Jahrestag von Stegerwalds Rede gab es
     Fragen. Der linke und rechte Flügel kämpften um den        für lange Zeit entzogen bleiben. Haben wir eine starke   So entwickelten sich die Parteien der Mitte immer wei­      einen großen Kongress der Christlich-Demokratischen
     Einfluss auf die Gesamtpartei. Vertreterinnen und Ver­     Volkspartei mit dem beschriebenen Gedankeninhalt,        ter auseinander, als sich aufeinander zuzubewegen.          Arbeitnehmerschaft (CDA). Stegerwald hatte am Ende
     treter der im DGB zusammengeschlossenen Gewerk­            so steht in sicherer Aussicht, daß sich uns auch Ver­                                                                seiner Rede das Parteikonzept in vier Worten zusam­
     schaften gehörten mehreren Fraktionen des Reichs­          bindungen und Beziehungen sowie politische Unter­        Auf dem 11. Kongress der Christlichen Gewerkschaften        mengefasst: deutsch, christlich, demokratisch, sozial.
     tags an. Sie verteilten sich im Wesentlichen auf die       stützungen wertvollster Art aus den Ländern bieten       Deutschlands vom 17. bis 20. April 1926 in Dortmund         Seine Nachfolger knüpften an diese Charakterisierung
     nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP), die Deut­     werden.“                                                 führte Adam Stegerwald vor allem äußere Umstände            1950 an, drehten die ersten beiden Worte jedoch um
     sche Zentrumspartei, die Bayerische Volkspartei (BVP)                                                               für das Scheitern seines Projekts an, so etwa die wach­     und fügten ein fünftes hinten an: christlich, deutsch,
     sowie die Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Somit       Die Rede wurde an vielen Stellen beklatscht und das      sende Polarisierung der verschiedenen Parteien, die         demokratisch, sozial, europäisch. Mit diesen wenigen
     war die Darstellung des Konzepts auf einem Gewerk­         Auditorium scheute auch vor „Bravo“-Rufen nicht          Vertiefung konfessioneller Gegensätze oder Ereignisse       Worten wurde verdeutlicht, was nach Meinung der
     schaftskongress einleuchtend, denn ein Zusammen­           zurück, wie das Protokoll verzeichnet. Aber diskussi­    wie die Ruhrbesetzung und die Abtrennung Oberschle­         CDA die Volkspartei CDU ausmacht, woher sie kommt,
     schluss bzw. eine Einigung auf eine gemeinsame Partei      onsfreudig waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer      siens. Doch auch bei ihm selbst trat das Interesse an       was sie will und wohin sie strebt. Vor dem Hintergrund
     hätte die Position des DGB gegenüber dem vor allem         nach der Rede nicht. Einstimmig wurde ein Geschäfts­     dem Vorhaben immer mehr in den Hintergrund.                 der heutigen Debatten fällt auf, dass zwei Begriffe
     der Sozialdemokratie nahestehenden Allgemeinen             ordnungsantrag angenommen, keine Debatte zu der                                                                      fehlen: weder konservativ noch liberal gehörte zum
     Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) gestärkt.               Rede zu führen. Dafür wurde der Beitrag – wie Rudolf     Die politische Mitte blieb somit so zersplittert, wie sie   Wortschatz, mit dem Stegerwald und seine Erben in
                                                                Morsey beschreibt – in der Öffentlichkeit und in den     es seit der Reichsgründung immer gewesen war, vor           der CDA ihre Idee einer Volkspartei beschrieben. Aber
     Adam Stegerwald war nicht allein. Der langjährige          Gremien des Zentrums umso intensiver diskutiert.         allem gespalten in verschiedene protestantisch oder         mehrfach betonten sie, in einer neuen Partei die Mitte
     Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns vom Zentrum          Außerhalb dieser Bezugsräume wurde die Rede ver­         bürgerlich geprägte Parteien auf der einen und das          der Gesellschaft zusammenführen zu wollen. Die Ver­
     stand an seiner Seite. Vielleicht war Brauns sogar der     schwiegen. So berichtete der ADGB zwar über den          breitgefächerte katholische Zentrum auf der anderen         treter der CDA nahmen also nicht die Ränder rechts
und links der Mitte in den Blick. Vielmehr nahmen sie      Erinnerungskultur innerhalb der CDU sein. Auch der     Was noch zu sagen bleibt
     in Kauf, dass es diese Ränder gab. Doch nicht die Rän­     dreißig Jahre nach der Rede abgehaltene Erinnerungs­
     der sollen die bestimmenden Faktoren sein, an denen        kongress 1950 wurde nicht von der CDU, sondern von     Geschichte wiederholt sich nicht. Doch vergleicht
     sich die Politik ausrichtet. Gleichzeitig skizzierte der   der CDA verantwortet.                                  man Debatten der 1920er Jahre um die Ausrichtung
     Kongress, wohin die christlich-demokratischen Arbeit­                                                             des Zentrums mit aktuellen Diskussionen um die Aus­
     nehmerinnen und Arbeitnehmer politisch strebten:                                                                  richtung der CDU, kann man zumindest Ähnlichkeiten
     zur Einheit Deutschlands in einem vereinten Europa                                                                feststellen. Anscheinend hallen in heutigen Debatten
     mit einer mitbestimmten Wirtschaft und ausreichen­                                                                um die Ausrichtung der CDU die damaligen Diskussio­
     der sozialer Sicherheit.                                                                                          nen nach. Obwohl das Zentrum keine Volkspartei im
                                                                                                                       heutigen Sinne war, so ging es einigen wenigen auch
     Die wissenschaftliche Aufbereitung der Ereignisse vor                                                             damals schon um die Frage, wie konservativ die Partei
     und nach Stegerwalds Rede hat in den 1960er Jahren                                                                sein müsse.
     Rudolf Morsey begonnen. Seiner umfassenden Arbeit
     folgten Aufsätze verschiedener Autoren, die das Ereig­                                                            Bis 1933 gelang es nicht, eine große überkonfessio­
     nis, seine Hintergründe und Ergebnisse thematisierten.                                                            nelle und alle Bevölkerungsgruppen ansprechende
                                                                                                                       Volkspartei zu bilden, die der heutigen CDU ent­
     Doch würde heute noch jemand Adam Stegerwald                                                                      sprochen hätte. Deutschland musste erst die men­
     oder Heinrich Brauns oder Theodor Brauer oder                                                                     schenverachtende Politik des Nationalsozialismus
24   Heinrich Brüning mit dem Konzept der Volkspar­                                                                    erleben, bevor weitsichtige Frauen und Männer die                                                                               25
     tei verbinden? Beginnt für viele nicht erst mit der                                                               Ansätze der 1920er Jahre zum Erfolg führten. Mittler­
     Befreiung durch die Alliierten die Parteigeschichte                                                               weile kann die CDU auf eine siebzig Jahre währende
     der CDU? In der Erinnerungskultur der CDU ver­                                                                    Geschichte zurückblicken. Stegerwalds Vermächtnis
     blasste die Erinnerung an Essen und die Wurzeln der                                                               hat sich erfüllt.                                       Literatur
     Volkspartei gerieten immer mehr in Vergessenheit.
     Die Geschichte der inhaltlichen Entwicklung und                                                                                                                           Forster, Bernhard: Ein christlich-nationaler Politiker zwischen
     ­Auseinandersetzungen wurde auf Dokumente und                                                                                                                             Sammlung und Abgrenzung: Adam Stegerwald und die große Koalition
      Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg fokussiert.                                                                                                                        in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, in: Historisch-Politische
                                                                                                                                                                               Mitteilungen 10 (2003), S. 43–73 (https://www.kas.de/c/document_lib­
     Die aus den Schwesterparteien CDU und CSU                                                                                                                                 rary/get_file?uuid=91f5667e-f43e-e80e-d80d-79359dd6de83&grou­
     bestehende Union hat keine bruchlose Geschichte.                                                                                                                          pId=252038 (Abruf: 29.01.2020)).
     Anders als die Sozialdemokratie geht die CDU auf
     verschiedene Parteien zurück, die mal miteinander                                                                                                                         Jones, Larry Eugene: Adam Stegerwald und die Krise des deutschen
     und mal gegeneinander um politische Mehrheiten im                                                                                                                         Parteiensystems. Ein Beitrag zur Deutung des „Essener Programms“
     Kaiserreich und in der Weimarer Republik kämpften.                                                                                                                        vom November 1920, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 27/1
     Diese Parteien – die DVP, DDP, DNVP, BVP und das           Adam Stegerwald veröffentlichte                                                                                (1979), S. 1–29.
     Zentrum – sind Vorläufer der heutigen Union. Auch          das Essener Programm unter dem
     dies dürfte eine Ursache für die gering ausgeprägte        Titel „Deutsche Lebensfragen“.                                                                                 Morsey, Rudolf: Die Deutsche Zentrumspartei 1917–1923.
                                                                                                                                                                               Düsseldorf 1966.
Sie können auch lesen