Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT - Juli 2018 - Infratest dimap
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Juli 2018 Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
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Inhaltsverzeichnis Studieninformation .................................................................................................................... 1 Die wichtigsten Ergebnisse ....................................................................................................... 2 Flüchtlingspolitik: Mehrheit begrüßt Einrichtung von Transitzentren .................................... 3 Bürger sehen Union durch den Asylstreit geschwächt ........................................................... 4 Flüchtlingspolitik nimmt zu viel Raum ein, andere Themen kommen zu kurz ..................... 6 Regierungszufriedenheit so gering wie lange nicht ............................................................... 8 Bewertung der Regierungsparteien: CDU und CSU mit deutlichem Ansehensverlust ........ 10 Politikerzufriedenheit: Seehofer verliert bundesweit dramatisch ....................................... 11 Sonntagsfrage: leichter Verlust für Union, Zugewinn für AfD und Grüne ............................ 13
ARD – DeutschlandTREND Juli 2018 Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Studieninformation ____________________________________________________________________________ Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Deutschland Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30) WDR-Autorin Ellen Ehni 0221 220-1800 WDR-Redakteurin Claudia Müller 0221 220-1800 Wissenschaftliche Betreuung / Durchführung infratest dimap Heiko Gothe 030 533 22 - 0 Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI) Fallzahl 1.005 Befragte Sonntagsfrage: 1.505 Befragte Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen Sonntagsfrage mit separater Gewichtung Erhebungszeitraum 3. bis 4. Juli 2018 Sonntagsfrage: 3. bis 4. Juli 2018 Schwankungsbreite 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut: Infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Michael Kunert 030 53322-0 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____1
Die wichtigsten Ergebnisse Im Streit der beiden Unionsparteien über die Asyl- und Flüchtlingspolitik haben sich CDU und CSU auf die Einrichtung sogenannter Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze geeinigt. Die Bundesbürger unterstützen dieses Vorhaben mehrheitlich: 61 Prozent finden die Einrichtung von Transitzentren richtig, 34 Prozent stehen dem Vorschlag hingegen ablehnend gegenüber. Die Bürger machen einen tiefen Graben zwischen den Schwesterparteien aus: 70 Prozent sind der Ansicht, dass CDU und CSU zerstritten sind und keinen gemeinsamen Kurs haben – eine Meinung, die auch viele Unionsanhänger teilen (63 Prozent). Zwei Drittel sind auch der Meinung, dass die Regierungschefin Angela Merkel die Unionsparteien innerhalb der Koalition nicht mehr richtig im Griff hat (66:30 Prozent), 73 Prozent sind der Auffassung, dass der CSU ihre eigenen Interessen wichtiger sind als der Erfolg der Bundesregierung. Dass Horst Seehofer mit seinem Ver- halten gegenüber Angela Merkel die Union geschwächt hat, sehen 73 Prozent der Bürger so – auch wenn es die Hälfte der Deutschen gut findet, dass mit Seehofer jemand offen Merkels Kurs in der Asyl- und Flücht- lingspolitik kritisiert (55:42 Prozent). Eine deutliche Mehrheit der Unions-Anhänger (75 Prozent) schließt sich der Auffassung an, dass sich das Verhalten des Innenministers nachteilig für die Union auswirkt. Nur eine Minderheit der Deutschen (31 Prozent) findet, dass sich die CSU mehr als andere Parteien um die Themen kümmert, die die Menschen wirklich bewegen. Nach dem wochenlangen Ringen der Union in der Asyl- und Flüchtlingspolitik ist eine Mehrheit der Bürger (56 Prozent) der Ansicht, dass das Thema in der aktuellen politischen Diskussion zu viel Raum einnimmt. Im Vergleich dazu finden nach mehrheitlicher Auffassung einige Themen derzeit zu wenig Aufmerksamkeit im politischen Diskurs. Dies gilt insbesondere für die Pflege (79 Prozent), die Bildung (73 Prozent) und die Schaf- fung bezahlbaren Wohnraums (70 Prozent). Mehr als die Hälfte der Bürger findet außerdem, dass sozialpoli- tische Aspekte wie die Entwicklung der Renten (62 Prozent) sowie der Klimawandel und die Energiewende (56 Prozent) aktuell zu kurz kommen. Nach dem Streit in der Union ist die Zufriedenheit mit der Bundesregierung seit dem Vormonat deutlich eingebrochen. Derzeit ist gerade ein Fünftel der Deutschen (21 Prozent, -16) zufrieden mit der Leistung von Schwarz-Rot, vier Fünftel (78 Prozent, +15) sind hingegen weniger oder gar nicht zufrieden. Dies ist der schlechteste Wert für eine schwarz-rote Koalition seit November 2006. Der schwindende Rückhalt für die Regierung betrifft in erster Linie die Unionsparteien: Mit der Arbeit der CDU ist derzeit ein gutes Drittel (36 Prozent) zufrieden, ein Minus von 15 Punkten im Vergleich zu September 2017. Noch stärker in der Kritik steht die Schwesterpartei CSU, mit der aktuell lediglich ein Fünftel aller Deutschen (20 Prozent, -11) zufrieden ist. Die Regierungsleistung der SPD bewerten hingegen 38 Prozent wohlwollend (-1). Der Streit in der Union hat dem Ansehen Horst Seehofers massiv geschadet: Nur noch jeder vierte Wahlbe- rechtigte ist mit seiner politischen Arbeit zufrieden (27 Prozent). Im Vergleich zu Mitte Juni verliert der CSU- Innenminister 16 Prozentpunkte und fällt damit nach Juli 2015 erneut auf sein Rekordtief im ARD- DeutschlandTREND. Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert zwar im Vergleich zum Vormonat zwei Prozent- punkte, führt mit 48 Prozent Zustimmung allerdings weiterhin die Liste der beliebtesten Politiker an. In der politischen Stimmung muss die Union mit aktuell 30 Prozent leichte Einbußen hinnehmen, ein Verlust von 1 Prozentpunkt im Vergleich zum letzten ARD-DeutschlandTREND am 14. Juni. Die SPD erreicht erneut 18 Prozent. Damit käme Schwarz-Rot nur noch auf 48 Prozent und hätte die Mehrheit im Bundestag nur knapp behauptet. Die AfD baut ihren Rückhalt in der Wahlbevölkerung aus und erreicht nun 16 Prozent (+1) – Re- kordhoch im ARD-DeutschlandTREND. Die Grünen legen ebenfalls einen Punkt zu und erreichen mit 14 Pro- zent ihren höchsten Wert seit fünf Jahren. Während die FDP (8 Prozent) ihren Stimmenanteil konstant hält, verliert die Linke einen Punkt auf aktuell 9 Prozent. Das sind die wichtigsten Befunde im aktuellen ARD-DeutschlandTREND von infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____2
Flüchtlingspolitik: Mehrheit begrüßt Einrichtung von Transitzentren Im Streit der beiden Unionsparteien über die Asyl- und Flüchtlingspolitik haben sich CDU und CSU am letzten Montag auf die Einrichtung sogenannter Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze geeinigt. In diesen Zentren sollen Asylbewerber, die bereits in einem anderen EU-Land re- gistriert sind, aufgenommen und von dort in die zuständigen Länder zurückgewiesen werden. Die Bundesbürger unterstützen dieses Vorhaben mehrheitlich: 61 Prozent finden die Einrichtung von Transitzentren richtig, 34 Prozent stehen dem Vorschlag hingegen ablehnend gegenüber. Ähnlich sieht das Stimmungsbild in Bayern aus, wo sich 64 Prozent für die Schaffung von Transit- zentren aussprechen (vgl. BayernTREND extra vom 04. Juli 2018). ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Einrichtung Transitzentren Wahlberechtigte bundesweit Wahlberechtigte in Bayern (BayernTREND Extra 04.07.2018) 61 64 34 29 richtig nicht richtig richtig nicht richtig CDU und CSU haben sich am Montag darauf verständigt, Transitzentren an der deutsch-österreichischen Grenze einzurichten. Aus diesen Transitzentren sollen Asylbewerber, die bereits in einem anderen EU-Land registriert sind, an die zuständigen Länder zurückgewiesen werden. Finden Sie die Einrichtung solcher Transitzentren richtig oder nicht richtig? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland (in Bayern) Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Auf positive Resonanz stößt die Schaffung solcher Zentren an der deutsch-österreichischen Grenze nicht nur bei den Anhängern der Union (70:26 Prozent), sondern auch bei den Anhängern der FDP (87:10 Prozent) und der AfD (91:8 Prozent). Skepsis herrscht dagegen in den Reihen der Grünen (42:54 Prozent) und der Linken (24:69 Prozent). Bei den Anhängern der mitregierenden SPD, deren Führung noch inhaltlichen Klärungsbedarf über die genaue Ausgestaltung der Transitzentren sieht, hält sich Zustimmung und Ablehnung die Waage (47:48 Prozent). Bereits im Herbst 2015 und im Frühjahr 2016 war die Unterbringung von Flüchtlingen in sogenann- ten Transitzentren diskutiert worden. Damals, als die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge viel höher war als heute, sprachen sich deutlich mehr Bürger für die Einrichtung solcher Aufnahmelager aus.1 1 Siehe ARD-DeutschlandTREND Februar 2016: 77 Prozent finden „Die Einrichtung von Zentren an der Grenze, um Flüchtlinge ohne Asylanspruch direkt zurückweisen zu können“ richtig, 19 Prozent nicht richtig. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____3
Bürger sehen Union durch den Asylstreit geschwächt Nach ihrem erbitterten Streit und dem Beinahe-Rücktritt des Innenministers machen die Bürger einen tiefen Graben zwischen den Schwesterparteien aus: 70 Prozent sind der Ansicht, dass CDU und CSU zerstritten sind und keinen gemeinsamen Kurs haben – eine Meinung, die auch viele Uni- onsanhänger teilen (63 Prozent). Aufgrund dieser Auseinandersetzungen sind zwei Drittel der Bür- ger Bürgern auch der Meinung, dass Regierungschefin Angela Merkel die Unionsparteien in der Koalition nicht mehr richtig im Griff hat (66:30 Prozent). Im Unionslager kommt knapp die Hälfte zu dieser Einschätzung (46:50 Prozent). ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Aussagen zur CDU/CSU stimme eher zu stimme eher zu CDU/CSU-Anhänger Der CSU sind ihre eigenen Interessen wichtiger als der Erfolg +5 70 73 der Regierung. Horst Seehofer hat mit seinem Verhalten gegenüber Angela +11 73 75 Merkel die Union geschwächt. * CDU und CSU sind zerstritten und haben keinen 63 70 gemeinsamen Kurs. Angela Merkel hat die Union in der Regierungskoalition nicht 46 66 mehr richtig im Griff. Es ist gut, dass mit Horst Seehofer jemand offen Merkels 50 55 Kurs in der Asyl- und Flüchtlingspolitik kritisiert. Die CSU kümmert sich mehr als andere Parteien um die 31 32 Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Über die CDU/CSU gibt es ja unterschiedliche Ansichten. Geben Sie bitte zu jeder der folgenden Ansichten an, ob Sie dieser eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Nov 2016 / *Sep 2017 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Ist mir egal / betrifft mich nicht / interessiert mich nicht / weiß nicht / keine Angabe Die CSU sehen viele Kommentatoren als Verursacherin der Regierungskrise an. Und auch drei Viertel der Deutschen (73 Prozent) sind der Auffassung, dass der CSU ihre eigenen Interessen wichtiger sind als der Erfolg der Bundesregierung. Diese Position vertreten auch 70 Prozent der CDU/CSU- Anhänger. Dass Horst Seehofer mit seinem Verhalten gegenüber Angela Merkel die Union ge- schwächt hat, sehen 73 Prozent der Bürger so – auch wenn es die Hälfte der Deutschen gut findet, dass mit Seehofer jemand offen Merkels Kurs in der Asyl- und Flüchtlingspolitik kritisiert (55 Pro- zent). Der Vorwurf, dass sich das Verhalten des Innenministers nachteilig für die Union auswirkt, wird deutlich häufiger als im September 2017 erhoben (+11 Punkte) und eine auch deutliche Mehr- heit der Unions-Anhänger (75 Prozent) schließt sich dieser Auffassung an. Nur eine Minderheit der Deutschen (31 Prozent) findet, dass sich die CSU mehr als andere Parteien um die Themen kümmert, die die Menschen wirklich bewegen. Zwei Drittel (65 Prozent) sind ge- genteiliger Meinung – darunter mehrheitlich auch die Anhänger der Union. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____4
Dieses Stimmungsbild ist in Bayern im Wesentlichen vergleichbar, auch wenn dort die Anhänger der CSU Seehofers Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik mit großer Mehrheit begrüßen. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Aussagen zur CDU/CSU Wahlberechtigte in Bayern Wahlberechtigte bundesweit (BayernTREND Extra 04.07.2018) stimme eher zu CDU/CSU-Anhänger stimme eher zu CSU-Anhänger Der CSU sind ihre eigenen Interessen wichtiger als der +5 70 73 42 61 Erfolg der Regierung. Horst Seehofer hat mit seinem Verhalten gegenüber +11 73 75 59 70 Angela Merkel die Union geschwächt. * CDU und CSU sind zerstritten und haben keinen 63 70 44 61 gemeinsamen Kurs. Angela Merkel hat die Union in der Regierungskoalition 46 66 63 70 nicht mehr richtig im Griff. Es ist gut, dass mit Horst Seehofer jemand offen 50 55 69 86 Merkels Kurs in der Asyl- und Flüchtlingspolitik kritisiert. Die CSU kümmert sich mehr als andere Parteien um die 31 32 43 68 Themen, die die Menschen wirklich bewegen. Über die CDU/CSU gibt es ja unterschiedliche Ansichten. Geben Sie bitte zu jeder der folgenden Ansichten an, ob Sie dieser eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland (in Bayern) Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Nov 2016 / *Sep 2017 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Stimme eher nicht zu / ist mir egal / betrifft mich nicht / interessiert mich nicht / weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____5
Flüchtlingspolitik nimmt zu viel Raum ein, andere Themen kommen zu kurz Nach dem wochenlangen Ringen der Union in der Asyl- und Flüchtlingspolitik ist eine Mehrheit der Bürger (56 Prozent) der Ansicht, dass das Thema in der aktuellen politischen Diskussion zu viel Raum einnimmt. Ein Drittel (33 Prozent) hält den Stellenwert, der dem Thema aktuell eingeräumt wird, für angemessen. Knapp jeder Zehnte (9 Prozent) vertritt die Meinung, dass die Flüchtlingspo- litik im aktuellen politischen Diskurs zu wenig Aufmerksamkeit genießt. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Berücksichtigung von Themen in der politischen Auseinandersetzung – Asyl- und Flüchtlingspolitik Parteianhänger zu viel Raum angemessen zu wenig Raum SPD 62 34 4 56 Linke 63 30 7 33 Grüne 63 25 12 9 CDU/CSU 56 34 8 FDP 44 47 7 zu viel Raum angemessen zu wenig Raum AfD 41 39 19 Nimmt in der aktuellen politischen Auseinandersetzung das Thema Asyl und Flüchtlinge zu viel, zu wenig, oder angemessen Raum ein? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Auch vier von zehn AfD-Anhängern (41 Prozent) sind der Ansicht, dass die Flüchtlingspolitik derzeit zu viel Raum einnimmt. Fast ebenso viele (39 Prozent) halten das Thema für angemessen berück- sichtig, jeder fünfte AfD-Anhänger (19 Prozent) würde sich hier sogar eine noch stärkere Schwer- punktsetzung wünschen. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____6
Im Vergleich dazu finden nach mehrheitlicher Auffassung einige Themen derzeit zu wenig Auf- merksamkeit im politischen Diskurs. Dies gilt insbesondere für Pflege (79 Prozent), Bildung (73 Prozent) und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums (70 Prozent). Mehr als die Hälfte der Bürger findet außerdem, dass sozialpolitische Aspekte wie die Entwicklung der Renten (62 Prozent) sowie der Klimawandel und die Energiewende (56 Prozent) aktuell zu kurz kommen. Für 41 Prozent steht die Digitalisierung zu wenig im Fokus der Politik. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Berücksichtigung von Themen in der politischen Auseinandersetzung zu viel Raum angemessen zu wenig Raum Asyl und Flüchtlinge 56 33 9 Handelskonflikt mit den USA 14 51 30 Digitalisierung 10 39 41 Schutz vor Kriminalität und Verbrechen 7 45 45 Klimawandel und die Energiewende 9 32 56 Sozialpolitik wie die Entwicklung der Renten 2 33 62 Schaffung bezahlbaren Wohnraums 2 23 70 Schul- und Bildungspolitik 1 23 73 Situation in der Pflege 2 18 79 Wie sehen Sie das: Nimmt in der aktuellen politischen Auseinandersetzung das Thema Asyl und Flüchtlinge zu viel, zu wenig, oder angemessen Raum ein? Und wie ist das mit den folgenden Themen: Nimmt […] zu viel, zu wenig, oder angemessenen Raum in der politischen Auseinandersetzung ein? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Den politischen Umgang mit Fragen der inneren Sicherheit, also dem Schutz vor Kriminalität und Verbrechen, hält knapp die Hälfte der Bürger (45 Prozent) für angemessen, ebenso viele (45 Pro- zent) finden aber, dass diese Fragen zu wenig Raum bekommen. Der Handelskonflikt mit den USA wird nach mehrheitlicher Auffassung im politischen Berlin ausreichend berücksichtigt (51 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____7
Regierungszufriedenheit so gering wie lange nicht Der Asylstreit der Unionsparteien geht auch an der Bundesregierung nicht spurlos vorbei. War das Urteil der Bürger bereits seit Amtsantritt des schwarz-roten Kabinettes überwiegend kritisch, ist die Zufriedenheit mit der Regierungsleistung seit dem Vormonat nochmals deutlich eingebrochen. Der- zeit ist gerade ein Fünftel der Deutschen (21 Prozent, -16) zufrieden mit der Leistung von Schwarz- Rot, vier Fünftel (78 Prozent, +15) sind hingegen weniger (46 Prozent) oder gar nicht (32 Prozent) zufrieden. Eine vergleichbar große Unzufriedenheit mit einer amtierenden Bundesregierung be- stand zuletzt mit der Koalition aus Union und FDP ein Jahr nach ihrem Amtsantritt im Jahr 2010. Für eine Koalition aus Union und SPD ist dies der schlechteste Wert seit November 2006. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Zufriedenheit mit der Bundesregierung Zeitverlauf 100 Union/SPD Union/FDP Union/SPD Union/SPD 90 80 78 70 weniger / gar nicht zufrieden 60 50 40 30 sehr zufrieden / zufrieden 20 21 10 0 Jul 05 Jul 06 Jul 07 Jul 08 Jul 09 Jul 10 Jul 11 Jul 12 Jul 13 Jul 14 Jul 15 Jul 16 Jul 17 Jul 18 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____8
Dabei kommt die Kritik nicht nur aus den Reihen der Oppositionsparteien, auch die Anhänger der Regierungskoalition sind aktuell von der Leistung des Bundeskabinetts alles andere als überzeugt. Unter den Anhängern der Union sind 63 Prozent unzufrieden mit der Bundesregierung. Noch kriti- scher sind die Anhänger der SPD, die der amtierenden Bundesregierung mit Dreiviertelmehrheit (73 Prozent) ein schlechtes Zeugnis ausstellen. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Zufriedenheit mit der Bundesregierung Parteianhänger sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden CDU/CSU 36 63 46 SPD 25 73 32 Grüne 22 78 21 FDP 12 88 Linke 6 94 0 sehr zufrieden zufrieden weniger gar nicht AfD 5 95 zufrieden zufrieden -2 -14 +3 +12 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juni 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____9
Bewertung der Regierungsparteien: CDU und CSU mit deutlichem Ansehensverlust Betrachtet man die Regierungsparteien getrennt, schneiden insbesondere die beiden Unionspar- teien schlechter als am Ende der vorangegangenen Legislaturperiode ab. Mit der Arbeit der CDU ist derzeit ein gutes Drittel (36 Prozent) zufrieden, 63 Prozent sind unzufrieden. Im Vergleich zu Sep- tember 2017 kurz vor der Bundestagswahl ist die Zufriedenheit mit der Merkel-Partei damit um 15 Prozentpunkte zurückgegangen. Noch stärker in der Kritik steht die Schwesterpartei CSU, mit der aktuell ein Fünftel aller Deutschen (20 Prozent, -11 im Vergleich zu September 2017) zufrieden, vier Fünftel (78 Prozent, +19) hingegen unzufrieden sind. Auch das Urteil über die Leistung der CSU fällt damit deutlich kritischer aus als am Ende der letzten Legislaturperiode. Relativ stabil schneidet die SPD in den Augen der Bürger ab: über die Regierungsleistung der Sozialdemokraten äußern sich derzeit 38 Prozent (-1) wohlwollend, 60 Prozent (+1) stehen der Arbeit der SPD eher ablehnend gegenüber. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Zufriedenheit mit den Regierungsparteien 78 63 60 36 38 20 sehr zufrieden / weniger / gar nicht sehr zufrieden / weniger / gar nicht sehr zufrieden / weniger / gar nicht zufrieden zufrieden zufrieden zufrieden zufrieden zufrieden -15 +16 -11 +19 -1 +1 Und wenn Sie einmal die an der Bundesregierung beteiligten Parteien getrennt betrachten. Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der CDU? Und wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der CSU? Und nun zur SPD: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der SPD? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu September 2017 „Deutschland vor der Wahl“ Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____10
Politikerzufriedenheit: Seehofer verliert bundesweit dramatisch Der unionsinterne Streit beschädigt insbesondere das Ansehen von Horst Seehofer. Nur noch jeder vierte Wahlberechtigte ist mit seiner politischen Arbeit zufrieden (27 Prozent). Im Vergleich zu Mitte Juni verliert der CSU-Innenminister 16 Prozentpunkte und fällt damit nach Juli 2015 erneut auf sein Rekordtief im ARD-DeutschlandTREND. Zwei Drittel (66 Prozent) sind aktuell unzufrieden mit dem CSU-Vorsitzenden. Auch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder sehen die Bundesbür- ger mehrheitlich kritisch: Mit seiner Arbeit zeigt sich ebenfalls jeder vierte Bundesbürger zufrieden (25 Prozent), jeder Zweite (51 Prozent) unzufrieden. Noch stärker gilt dies für den CSU- Landesgruppenchef im Bundestag Alexander Dobrindt: über sein politisches Wirken äußern sich 19 Prozent wohlwollend, 56 Prozent sind skeptisch. Damit fällt Dobrindt auf sein Rekordtief als Verkehrsminister vom März 2015 zurück. Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert zwar im Vergleich zum Vormonat zwei Prozentpunkte, al- lerdings ist dieser Ansehensverlust weit weniger dramatisch als bei Horst Seehofer und sie führt weiterhin die Liste der beliebtesten Politiker an. Aktuell ist die eine Hälfte der Wahlberechtigten mit ihrer politischen Arbeit zufrieden (48 Prozent), die andere Hälfte unzufrieden (51 Prozent). ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Politikerzufriedenheit sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden Angela Merkel CDU -2 48 51 Peter Altmaier CDU +2 46 30 Olaf Scholz SPD +4 44 28 Heiko Maas SPD -6 40 33 Ursula von der Leyen CDU +2 40 53 Sahra Wagenknecht** Linke -2 39 46 Andrea Nahles SPD +4 36 51 Christian Lindner FDP ±0 32 51 Horst Seehofer CSU -16 27 66 Jens Spahn CDU ±0 26 38 Markus Söder CSU 25 51 Robert Habeck Grüne +1 22 16 Alexander Dobrindt* CSU -3 19 56 Alexander Gauland AfD +1 13 68 Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit einigen Politikerinnen und Politikern sind. Wenn Sie jemanden nicht kennen oder ni cht beurteilen können, geben Sie das bitte an. Sind Sie mit der politischen Arbeit von…? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Juni 2018 / *Mai 2018 / ** März 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU kann sich im Vergleich zu Juni leicht verbessern und liegt auf Position zwei hinter der Bundeskanzlerin (46 Prozent, +2). Ebenfalls zulegen kann der drittplatzierte SPD-Finanzminister Olaf Scholz (44 Prozent, +4). Gleiches gilt für CDU- Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (40 Prozent, +2) und die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles (36 Prozent, +4). Bei beiden überwiegen im Unterschied zu Altmaier und Scholz jedoch weiter die negativen Bewertungen. SPD-Außenminister Heiko Maas muss Ansehenseinbußen (40 Prozent, -6) hinnehmen. CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn stagniert bei einer Zustim- mungsrate von 26 Prozent. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____11
Wenig Veränderung gibt es auch bei den in diesem Monat abgefragten Oppositionspolitikern. Die beliebteste Oppositionspolitikerin ist die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht mit 39 Prozent Zustimmung (-2 im Vergleich zu März). Mit deutlichem Abstand folgen jeweils der FDP- Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Lindner (32 Prozent, +/-0) und der Grünen-Chef Robert Habeck (22 Prozent, +1). Während beim FDP-Chef die negativen Urteile deutlich überwiegen, hat der Bundesvorsitzende der Grünen eher mit Bekanntheitsproblemen zu kämpfen: Mehr als die Hälfte der Bürger traut sich kein Urteil über seine politische Arbeit zu. Am wenigsten Zuspruch erhält AfD-Politiker Alexander Gauland: Lediglich 13 Prozent (+1) sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden, von der großen Mehrheit (68 Prozent) bekommt er schlechte Noten. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Politikerzufriedenheit Angela Merkel und Horst Seehofer sehr zufrieden / zufrieden 70 BTW'17 Scheitern der Jamaika Vereidigung der Union/SPD- Seehofer droht Rücktritt an Sondierungen Bundesregierung 60 50 48 Merkel 40 30 27 Seehofer 20 10 0 Blitz Sep 17 Nov 17 Dez 17 Okt 17 Jan 18 Mrz 18 Mai 18 Jun 18 Jul 18 Feb 18 Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit einigen Politikerinnen und Politikern sind. Wenn Sie jemanden nicht kennen oder ni cht beurteilen können, geben Sie das bitte an. Sind Sie mit der politischen Arbeit von…? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weniger zufrieden / gar nicht zufrieden / kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____12
Sonntagsfrage: leichter Verlust für Union, Zugewinn für AfD und Grüne Der Asylstreit wirkt sich nicht nur auf die Bewertung der Unionsparteien und ihrer Vertreter aus, sondern schlägt sich auch leicht in der politischen Stimmung nieder. Die Union müsste leichte Ein- bußen hinnehmen, wenn bereits am nächsten Sonntag der Bundestagswahl wäre, und käme ak- tuell auf 30 Prozent der Stimmen. Dies entspricht einem Verlust von 1 Prozentpunkt im Vergleich zum letzten ARD-DeutschlandTREND am 14. Juni. Die SPD erreicht erneut 18 Prozent. Zusammen erreichen sie 48 Prozent und damit die geringste Unterstützung, die bisher für die beiden Regie- rungsparteien im ARD-DeutschlandTREND gemessen wurde. Die AfD baut ihren Rückhalt in der Wahlbevölkerung aus und erreicht nun 16 Prozent (+1) – Rekordhoch im ARD-DeutschlandTREND. Die Grünen legen ebenfalls einen Punkt zu und erreichen mit 14 Prozent ihren höchsten Wert seit fünf Jahren. Während die FDP (8 Prozent) ihren Stimmenanteil konstant hält, verliert die Linke einen Punkt auf aktuell 9 Prozent. Alle anderen Parteien würden zusammen genommen 5 Prozent errei- chen. ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl 30 18 16 14 8 9 5 CDU/CSU SPD AfD FDP Linke Grüne Andere -1 ±0 +1 ±0 -1 +1 ±0 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND vom 14. Juni 2018 Wäre dies das Ergebnis eines Wahlgangs gäbe es keine anderen Koalitionsoptionen als nach der Bundestagswahl im September 2017. Die Mehrheit für eine schwarz-rote Koalition ist derzeit aller- dings deutlich knapper als bei der letzten Wahl. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____13
ARD-DeutschlandTREND Juli 2018 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf BTW‘05 BTW‘09 BTW‘13 BTW‘17 CDU/CSU: 35,2 CDU/CSU: 33,8 CDU/CSU: 41,5 CDU/CSU: 32,9 50 SPD: 34,2 SPD: 23,0 SPD: 25,7 SPD: 20,5 Linke: 8,7 FDP: 14,6 Linke: 8,6 AfD: 12,6 Grüne: 8,1 Linke: 11,9 Grüne: 8,4 FDP: 10,7 FDP: 9,8 Grüne: 10,7 FDP: 4,8 Linke: 9,2 45 AfD: 4,7 Grüne: 8,9 40 35 30 30 CDU/CSU 25 20 18 SPD 15 16 AfD 14 Grüne 10 9 Linke 8 FDP 5 0 Jul. 05 Jul. 06 Jul. 07 Jul. 08 Jul. 09 Jul. 10 Jul. 11 Jul. 12 Jul. 13 Jul. 14 Jul. 15 Jul. 16 Jul. 17 Jul. 18 Jan. 06 Jan. 07 Jan. 08 Jan. 09 Jan. 10 Jan. 11 Jan. 12 Jan. 13 Jan. 14 Jan. 15 Jan. 16 Jan. 17 Jan. 18 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Werte in Prozent Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermit- telt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahl- sonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahl- kampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. -- Michael Kunert / Reinhard Schlinkert A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U L I 2 0 1 8 _____14
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