Erstnachweis der Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) in der Dresdner Heide (Neuroptera)
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Sächsische Entomologische Zeitschrift 10 (2020) 71 Erstnachweis der Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) in der Dresdner Heide (Neuroptera) Michael Kurth Spezielle Zoologie und Parasitologie, Technische Universität Dresden, Zellescher Weg 20b, 01217 Dresden; kurth.michael@googlemail.com Zusammenfassung. Im Juli und August 2019 wurden erstmals in einem Sekundärhabitat auf dem Gebiet der Dresdner Heide adulte Männchen und Larven der Dünen-Ameisenjungfer (Myrmeleon bore) gefunden. Die weitere Suche in der Umgebung ergab noch mehrere Fundorte im Bereich der eiszeitlichen Sandablagerungen, vor allem im Bereich der Sandtagebaue. Die gesamte Population dürfte mehrere hundert Individuen betragen und macht M. bore zur zweithäufigsten Ameisenjungfer-Art in Dresden. Abstract. First record of Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) in the Dresdner Heide (Neuroptera). – In July and August 2019, adult males and larvae of the antlion Myrmeleon bore were recorded for the time in a secondary habitat in the area of the Dresdner Heide. The further search in the area revealed several sites in the area of the glacial sand deposits, especially in the field of sand quarrying. The entire population should amount to several hundred individuals and makes M. bore the second most common antlion species in Dresden. Einleitung Ameisenlöwen haben wegen ihrer hochspezialisierten Beutefangtechnik einen relativ hohen Bekanntheitsgrad und gelten als die am besten untersuchten Netzflügler (Neuroptera). Wenn auch die Wenigsten einen Ameisenlöwen zu Gesicht bekommen, so dürften zumindest die Fangtrichter jedem Naturinteressierten bekannt sein. Im Jahr 2010 war der Ameisenlöwe (Myrmeleon formicarius Linnaeus, 1767) „Insekt des Jahres“ (Rausch & Gepp 2009). Tatsächlich handelt es sich beim Begriff ´Ameisenlöwe´ weniger um eine konkrete Art, sondern ist als Sammelbegriff für die Larven verschiedener Arten von trichter- bauenden Ameisenjungfern (Myrmeleontidae) zu verstehen. Deutschlandweit, wie auch in Sachsen gelten die Geflecktflügelige Ameisenjungfer (Euroleon nostras (Fourcroy 1785)) und die Gewöhnliche Ameisenjungfer Myrmeleon formicarius als weit verbreitet und sind z. T. recht häufig. Daneben gibt es noch eine dritte Art, die Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore (Tjeder, 1941). In Sachsen ist diese Art bislang aus den Sandgebieten der Oberlausitz (Franke 1994) und der Region um Leipzig bekannt (Röhricht 1995, 1998; Klaus 2001, 2002). Für die entomologisch gut erforschte Dresdner Heide sind bislang nur M. formicarius und E. nostras erwähnt (Both et al. 2006). Im Juli und August 2019 konnte nun auch M. bore in der Dresdner Heide an mehreren Fundorten in Dresden-Albertstadt und auf dem Heller nachgewiesen werden.
72 Michael Kurth: Dünen-Ameisenjungfer in der Dresdner Heide Abb. 1: Dünen-Ameisenjungfer (Myrmeleon bore) Abb. 2: Pronotum des Adultus. Die helle Randfärbung auf Birkenblatt ruhend. Foto: Michael Kurth des ist vor allem im vorderen Teil recht breit, im hinteren Teil dagegen schmaler. Foto: Michael Kurth Abb. 3: Terminalia des Abdomens einer männ- Abb. 4: In Kombination mit dem männlichen lichen Dünen-Ameisenjungfer. Neben weiteren Geschlecht findet sich bei M. bore an der Basis Unterschieden ist vor allem Sternit 9 deutlich der Hinterflügel die Axillarpelotte, welche bei M. kürzer als bei M. formicarius. formicarius fehlt. Foto: Michael Kurth Foto: Michael Kurth
Sächsische Entomologische Zeitschrift 10 (2019) 73 Abb. 5: Zum Lebensraum von Myrmeleon bore Abb. 6: Fangtrichter und Kriechspuren von gehören vegetationsfreie, feinsandige, unge- Myrmeleon bore. Foto: Michael Kurth schützte Bereiche, vor allem im nordwestlichen Teil der Sandfläche. Auf ca. 9 m2 fanden sich ca. 30 Trichter. Foto: Michael Kurth Abb. 7: Mittels Sieb aus dem Sandtrichter extra- Abb. 8: Ventralseite des Kopfes einer L3-Larve mit hierte L3-Larve. Foto: Michael Kurth den für M. bore typischen zwei dunklen Flecken. M. formicarius und E. nostras zeigen ein anderes Muster auf der Kopfunterseite, M. formicarius be- sitzt zudem dunkle Flecken auf den Hinterbeinen, die M. bore fehlen (vgl. Gepp 2010). E. nostras baut seine Trichter zudem nur an geschützten Stellen (Yassari et al. 1997). Foto: Michael Kurth
74 Michael Kurth: Dünen-Ameisenjungfer in der Dresdner Heide Nachweise von Myrmeleon bore (Tjeder 1941) in Dresden Bei einem abendlichen Rundgang am 18.07.2019 auf der Sandfläche, unweit des Nordfriedhofes (Dresden-Albertstadt, bei 51°05‘01.9“N 13°46‘53.8“O, Fundort 1) wurde gegen 20:30 Uhr ein libellenartiges Fluginsekt gesichtet, welches sich auf einer Birke nie- derließ und sofort als Netzflügler aus der Familie der Myrmeleontidae identifiziert werden konnte (Abb. 1). Da die Flügel keine dunklen Flecken aufwiesen, konnte die weit verbreitete und relativ häufige E. nostras ausgeschlossen werden. Die weitere Identifikation erfolgte unter Zuhilfenahme von Literaturangaben. Die Vorderflügellänge des hellbraunen Tieres betrug 28 mm und ließ damit auf die Dünen-Ameisenjungfer (M. bore) schließen. Die Vorderflügellänge beträgt bei dieser Art nach Dobosz (1993) maximal 35,4 mm (Weibchen) bzw. 30,1 mm (Männchen), bei M. formicarius liegt sie immer bei über 35 mm (Aspöck et al. 1980). Der helle Rand des Pronotums (Abb. 2) erschien allerdings recht breit, was wiederum als Merkmal für M. formicarius gilt (Wachmann 1997). Dobosz (1993) beschreibt die Pronotumfärbung bei M. bore jedoch als recht variabel, vor allem bei sehr hellen Tieren, wie dem vorliegenden Exemplar. Der Vergleich des hinteren Abdomens (Abb. 3) mit den Zeichnungen von Sekimoto (2014) bestätigte eine männliche Dünen-Ameisenjungfer. Männliche M. bore haben zu M. formicarius noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, die Axillarpelotten (Kleinsteuber & Röhricht 2011). Das auch als Eltringham´s Organ bezeich- nete, nach hinten gerichtete, pilzförmige Organ befindet sich an der Basis der Hinterflügel (Abb. 4). Vermutlich spielt dieses Organ eine Rolle bei einer pheromonbasierten repro- duktiven Abgrenzung zu anderen syntop vorkommenden Myrmeleontidae, v. a. Euroleon nostras (Lofqvist & Bergström 1980). Am 20.07. und 24.07.2019 in der Zeit zwischen 20:00 und 21:00 Uhr konnte am gleichen Ort (Fundort 1) je ein weiteres adultes Exemplar von M. bore entdeckt werden. Die Flügellänge betrug 26 mm bzw. 30 mm. Larven und Fangtrichter Auf der freien Sandfläche (ca. 450 m x 65 m groß, Fundort 1) befanden sich an mehreren Stellen offene, ungeschützte Sandtrichter. Die Trichter schienen in Gruppen bzw. Kolonien aufzutreten. So fanden sich zwei Tage nach einem starken Gewitter zwei Stellen mit 30 (Abb. 5 und 6) bzw. 10 neu angelegten Trichtern. Nach weiteren vier Tagen wurden noch weitere ‚Kolonien‘ mit bis zu 10 Fangtrichtern an drei anderen offenen Stellen der Sandfläche, auffällig vor allem durch die vorhandenen typischen Suchgänge im Sand, gefunden. Die meisten ‚Kolonien‘ befanden sich in der nordöstlichen Hälfte der Sandfläche und waren nur wenige Quadratmeter groß (4–9 m2). Die Abstände zwischen den Trichterkolonien betrugen 20–50 m, entlang einer Gesamtstrecke von ca. 170 m. Gelegentlich fanden sich einzelne Trichter mit gelähmten Ameisen (Formicinae), welche von den Greifzangen der Larven (Ameisenlöwen) festgehalten worden waren. Mit einem Sieb (Maschenweite 1 mm) wurde der Sand im Bereich des Trichters ausgehoben und die feinen Bestandteile ausgesiebt (Abb 7.) Die Larven wurden im Feld fotografiert und am Ort des Fanges wieder freigelassen. Es fanden sich alle drei Larvenstadien von M. bore, die Drittlarven zeigten am deutlichsten die für M. bore typischen zwei dunklen Flecken auf der Kopfunterseite (Abb 8;
Sächsische Entomologische Zeitschrift 10 (2020) 75 vgl. Klaus 2001, Gepp 2010) und auch das Abdominalsternit zeigte die für M. bore art- spezifische Anordnung der Borsten (Abb. 9, vgl. Aldini 2007 und Badano & Pantaleoni 2014). Weitere Vorkommen in der Umgebung Auf Luftbildern wurden weitere poten- tielle Habitate in der näheren Umgebung gesucht. Eine nördlich vom Erstfundort gelegene Aufforstungsfläche in der Nähe des Manfred von Ardenne-Rings versprach Sandflächen, die sich dann aber vor Ort als sehr kleinräumig und recht grob- Abb. 9: Terminalborsten einer L3-Larve in der am sandig erwiesen. Hier konnten keine häufigsten auftretenden Variante (2(asymm.)/4/8). Myrmeleontidae gefunden werden. M. formicarius und E. nostras fehlen die asymme- Vielversprechend sah auch das Gebiet trisch stehenden Terminalborsten (Pfeil, vgl. Aldini 2007 und Badano & Pantaleoni 2014). im Bereich der Hellerberge aus. Besucht Foto: Michael Kurth wurde dort am 26.07.2019 zunächst der zur Nordecke der Sandgrube angrenzende Bereich, da es hier Kiefernbestände, durchsetzt mit freien Sandflächen, gab. Hier fanden sich keine Fangtrichter. Fundort 2: Auf der freien Sandfläche am Sandgrubenrand (51°05‘29.5“N 13°46‘44.6“E) konnte dann zunächst eine Ansammlung von ca. 15 freien Trichtern entdeckt werden. Aus einem der Fangtrichter wurde eine Larve entnommen, die sich als M. bore erwies. Westlich und südöstlich des Fundortes auf dem Heller wurden stichprobenartig noch weitere Einzeltrichter und Trichterkolonien (meist um die 10 Einzeltrichter) auf Larven hin untersucht und in allen Fällen wurde M. bore gefunden. Insgesamt waren die Fangtrichter viel weiträumiger und weniger dicht verteilt als beim Erstfundort auf der Sandfläche in Dresden-Albertstadt. Am Rande der Sandgrube fanden sich auch zahlreiche Trichter mit E. nostras, immer und typischerweise im Sand unter wettergeschützten Stellen wie Wurzelüberhängen oder unter Blättern von Bäumen. Fundort 3: Auf östlich der Sandgrube gelegenen Sandflächen auf dem Heller (51°05‘44.3“N 13°45‘38.4“O und 51°05‘49.7“N 13°45‘15.0“O) konnten am 16.08.2019 ebenfalls mehrere Trichterkolonien von M. bore gefunden werden, unter einem Wurzelüberhang auch eine kleine Kolonie von E. nostras unweit einer M. bore Trichterkolonie. Ein scheinbar idealer Teilbereich bei 51°05‘48.9“N 13°45‘25.5“O war ohne Trichter. Fundort 4: Die in der Nähe des Erstfundortes gelegene Sandfläche am Nordrand der Sandgrube Kannenhenkelweg in Dresden Albertstadt (51°05‘29.1“N 13°46‘50.0“O) wurde am 28.07.2019 begangen. Dabei fanden sich Fangtrichter im Nordteil, während der Nordostteil stark zertreten war und keine ungestörten Sandflächen aufwies. Larven von M. bore wurden aus Trichtern in offenen Bereichen extrahiert. In durch die unmittelbare
76 Michael Kurth: Dünen-Ameisenjungfer in der Dresdner Heide Nähe von Kiefern teilweise geschützten Trichtern, wurden allerdings auch die Larven der Gemeinen Ameisenjungfer, M. formicarius, gefunden. In den offeneren und weniger geschützten Bereichen zwischen den jungen Kiefern fanden sich jedoch ausschließlich M. bore, in Baumnähe öfters auch M. formicarius. Fundort 5: Auf einer kleinen im Wald liegenden Sandfläche (51°05‘06.6“N 13°47‘05.4“O) nordöstlich des Erstfundortes fanden sich am 18.08. zahlreiche offen liegende Trichter, welche M. bore zugeordnet werden konnten. Der Trichtergröße nach zu urteilen, waren es überwiegend L1 und L2 und nur wenige L3 Larven. Unter einem Wurzelüberhang am Nordrand fand sich auch E. nostras. Auf einem sandigen Abhang wenige Meter nördlich der Sandfläche fanden sich wenige freie Trichter, in denen sich Larven von M. formicarius befanden. Dieser untersuchte Bereich war damit der einzige, bei dem drei verschiedene Ameisenjungfern in unmittelbarer Nachbarschaft auf einer Fläche von ca. 1200 m2 gefunden werden konnten. Bereiche mit potentiell geeigneten Habitaten (unbeschattetete, freie Sandflächen) im Norden der Dresdner Heide und weiter östlich des Erstfundortes blieben ohne weitere Funde von M. bore. Hier konnten nur E. nostras, teils als Massenvorkommen mit hunderten Fangtrichtern, und M. formicarius mit wenigen Individuen bzw. Fangtrichtern (n
Sächsische Entomologische Zeitschrift 10 (2020) 77 Abb. 10: Untersuchte Flächen und Fundorte (FO) von Myrmeleon bore in der Dresdner Heide. Beifunde anderer Ameisenjungfern wie Myrmeleon formicarius und Euroleon nostras sind ebenfalls mit aufge- führt. Kartenlayer: openstreetmap.com und Mitwirkende besonderem Interesse. So kommen hier Zauneidechse (Lacerta agilis) und Schlingnatter (Coronella austriaca) sowie Kreiselwespe (Bembix rostrata), Heuschreckensandwespe (Sphex funerarius), Borstige Dolchwespe (Scolia hirta), Sand-Steppenrüssler (Coniocleonus hollbergii), Dünen- Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida), Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) vor. Alle heutigen Fundgebiete von M. bore waren ehemals mit Kiefernwald bedeckt und wurden erst im Zuge der militärischen Nutzung gerodet und waren damit wahrscheinlich erst ab ca. 1830 als Habitat für M. bore geeignet. Nach dem Ende der militärischen Nutzung befinden sich die Fundstellen heute auf den noch verbliebenen offenen Sandflächen des ehemaligen Militärgebietes oder im Bereich der beiden Sandtagebaue. Die Fundorte entsprechen dabei dem für M. bore typischen Habitat der Binnendüne und sind im Bereich der pleistozänen Sande zu finden, die sich südlich des Lausitzer Granodioritkomplexes, zu dem der nordöst- liche Teil der Dresdner Heide gehört, abgelagert haben und damit die südlichste Grenze des fennoskandischen Eisschildes der Saalekaltzeit darstellen (Bastian 2003). Myrmelon bore gilt als die seltenste der drei Trichter bauenden Ameisenjungfern in Sachsen. Dabei ist sie in den untersuchten Gebieten der Dresdner Heide deutlich häufiger und zahl- reicher anzutreffen als die Gemeine Ameisenjungfer (M. formicarius). Lediglich die Gefleckte
78 Michael Kurth: Dünen-Ameisenjungfer in der Dresdner Heide Ameisenjungfer (Euroleon nostras) dürfte noch häufiger sein, da die Trichter in dem sehr kleinräumigen Habitat in hoher Dichte zueinander angelegt werden (Yassari 1997). Anhand der Fangtrichter geschätzt, leben insgesamt sicher mehrere hundert Individuen von M. bore in den untersuchten Habitaten. Die Population dürfte derzeit auch als stabil gelten, da Larven aller Altersklassen gefunden wurden, sich die Gesamtpopulation über mehrere Standorte erstreckt und alle geeigneten Habitate in Dresden als besiedelt gelten können. M. bore ist daher wahrscheinlich auch schon länger in der Dresdner Heide anwesend und wurde wohl bislang nur übersehen, zumindest im Zeitraum der letzten 25 Jahre. Wie von Rudnik (2004) bemerkt, reicht wohl den meisten Entomologen schon das Vorhandensein der Trichter für den Nachweis von Ameisenjungfern (Myrmeleontidae) aus. Dass es dabei zwei Arten gibt, die ihre Trichter auf freien Sandflächen anlegen, dürfte wohl bislang weniger bekannt sein. M. bore, als expansives sibirisches Faunenelement geltend (Rausch & Gepp 2009), ist u. a. schon länger aus Spanien (Letardi 1997) und Italien (Aspöck & Aspöck 1969) bekannt. Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass die Dresdner Gebiete erst kürzlich besiedelt wurden. Aus der anthropogenen Habitatnutzung und Habitatdynamik ergeben sich dennoch Gefährdungen für diese Art in Dresden. Zwei Standorte im Bereich von Sandtagebauen (Fundorte 2 und 4) könnten durch zukünftigen Sandabbau gefährdet sein, im östlichen Teil des Habitats an der Sandgrube Kannenhenkelweg (Fundort 4) ist eine starke Trittbelastung festzustellen, die zwar eventuell langfristig zur Offenhaltung beiträgt, kurzfristig aber auch die Trichter zerstört. In diesem Bereich waren tatsächlich auch keine Trichter festzustellen. Im westlichen Teil ist seit einigen Jahren zunehmender Kiefernaufwuchs zu beobachten, der sich für M. formicarius als vorteilhaft erweisen dürfte, jedoch die für M. bore benötigten freien, komplett unbeschatteten Sandflächen verringert. Das Habitat der Population am Erstfundort (Fundort 1) wird ebenfalls durch Tritt und Geländeradfahrer gestört, hier dürfte aber auch der zunehmende Aufwuchs von Robinien (Robinia pseudoacacia) problematisch für M. bore werden. In den letzten Jahren erfuhr dieses Gebiet zudem naturschutzfachliche Eingriffe, die mit der Errichtung von Steinhaufen v. a. als Eidechsenhabitat einhergingen. Die Anzahl der freien Sandflächen wurde damit reduziert, da sich in solchen Bereichen nun z. T. großflächige Steinhaufen befinden. Auch durch die Arbeiten selbst wurde der Boden mitunter erheblich gestört, was zur Veränderung des Bewuchses führte. Verschwunden sind in einigen Bereichen Heidekraut (Calluna vulgaris) und Grasnelke (Armeria maritima), stattdessen fanden sich dort aktuell große Bestände vom Natternkopf (Echium vulgare). Auf dem Gebiet des Hellers (Fundort 3, außerhalb des Sandtagebaus) war auf einer größeren freien Sandfläche mit Binnendünencharakter kein einziger Fangtrichter feststellbar, da offensichtlich die Trittbelastung oder Nutzung durch Geländeradfahrer zu hoch war. Auf zwei kleineren Sandflächen ohne Trittbelastung, waren hingegen Trichter zu finden. Da, mit dieser Arbeit nun Kenntnis über das Vorkommen von Myrmeleon bore im Stadtgebiet Dresden herrscht, lassen sich dazu auch geeignete Maßnahmen ableiten, die zum Schutz dieser Art beitragen.
Sächsische Entomologische Zeitschrift 10 (2020) 79 Danksagung Für das Lesen des Manuskriptes und die überaus nützlichen Anmerkungen und Hinweise gilt mein besonderer Dank Klaus Reinhardt. Ebenso danke ich Stefanie Wiedmer für das Korrekturlesen des Manuskriptes. Literatur Aldini, N. R. 2007: Observations on the larval morphology of the antlion Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) (Neuroptera: Myrmeleontidae) and its life cycle in the Po Valley (northern Italy). – Annali del Muse o Civico di Storia Naturale di Ferrara 8: 59–66. Aspöck, H. & U. Aspöck 1969: Die Neuropteren Mitteleuropas. Ein Nachtrag zur „Synopsis der Systematik, Ökologie und Biogeographie der Neuropteren Mitteleuropas“. – Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz (Linz) 15: 17 - 68. Aspöck, H., U. Aspöck & H. Hölzel (unter Mitarbeit von H. Rausch) 1980: Die Neuropteren Europas. Eine zusammenfassende Darstellung der Systematik, Ökologie und Chorologie der Neuropteroidea (Megaloptera, Raphidioptera, Planipennia) Europas. – Goecke & Evers, Krefeld. Badano, D. & R. A. Pantaleoni 2014: The larvae of European Myrmeleontidae (Neuroptera). – Zootaxa 3762 (1): 1–71. Bastian, O. 2003: Naturraumbedingungen in Sachsen. In: B. Klausnitzer, B. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen, Suppl. 1: 16–23. Both, S., R. Pfannkuchen, H.-J. Hardtke & A. Wächter 2006: Dresdner Heide – Geschichte, Natur und Kultur. –Landesverein Sächsischer Heimatschutz (Hrsg.). – Berg- und Naturverlag Rölke, Dresden. Dobosz, R. 1993: Remarks on Myrmeleon bore Tjeder, with new localities from Poland and North Korea (Neuroptera: Myrmeleontidae). – Annals of the Upper Silesian Museum in Bytom, Entomology 4: 53–58. Franke, R. 1994: Beitrag zur Kenntnis der Ameisenjungfern-Fauna der Oberlausitz (Neuropteroidea, Neuroptera, Myrmeleontidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 38 (4): 280–281. Gepp, J. 2010 (3., neub. Aufl.): Ameisenlöwen und Ameisenjungfern – Myrmeleontidae. Eine weltweite Betrachtung unter besonderer Berücksichtigung Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 589: 168 S. Hölzel, H. 1964: Die Netzflügler Kärntens. – Carinthia II, 74: 78–156. Jessat, M. 2000: Erstnachweis des Dünen-Ameisenlöwen (Myrmeleon bore (Tjeder, 1941)) (Neuroptera, Myrmeleontidae) für Thüringen. – Mauritiana 17 (3): 484. Klaus, D. 2001: Nachweise der Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) in der Braunkohlen-Bergbaufolgelandschaft NW-Sachsens (Insecta: Neuropteroidea: Myrmeleontidae). – Mauritiana 18: 143–149. Klaus, D. 2002: Nachtrag zu Nachweisen der Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore Tjeder, 1941 in der Braunkohlen-Bergbaufolgelandschaft NW-Sachsens (Insecta Neuropterida Myrmeleontidae). – Mauritiana 182: 327–328. Kleinsteuber, E. & W. Röhricht 2011 (11. Aufl.): Neuroptera [Planipennia] – Echte Netzflügler. S. 304–313. – In: Stresemann - Exkursionsfauna von Deutschland, Band 2: Wirbellose: Insekten. – Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg. Kleinsteuber, E. 1969: Vorkommen von Grocus bore Tjeder (Neuroptera, Myrmeleontidae) in Mecklenburg und in der Mark – Entomologische Nachrichten und Berichte 13: 61–63. Köhler, G & F. Creutzburg 2016: Ameisenlöwen und Ameisenjungfern (Insecta: Neuroptera, Myrmeleontidae) in Thüringen. – Mauritiana (Altenburg) 30: 276–301. Letardi, A. 1997: Myrmeleon bore (Tjeder, 1941) new to Spain (Neuroptera Myrmeleontidae). – Frustula Entomologica 20: 150–151. Lofqvist, J. & G. Bergström 1980: Nerol-derived volatile signals as a biochemical basis for repro- ductive isolation between sympatric populations of three species of ant-lions (Neuroptera: Myrmeleontidae). – Insect Biochemistry 10: 1–10.
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