Es geht aufwärts: Das Obernbergtal hat Erfolg mit sanftem Tourismus - und sonnige Touren wie den Leitnerberg.

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Es geht aufwärts: Das Obernbergtal hat Erfolg mit sanftem Tourismus - und sonnige Touren wie den Leitnerberg.
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                    Es geht aufwärts: Das Obernbergtal hat
                    Erfolg mit sanftem Tourismus – und
                    sonnige Touren wie den Leitnerberg.

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Es geht aufwärts: Das Obernbergtal hat Erfolg mit sanftem Tourismus - und sonnige Touren wie den Leitnerberg.
Obernbergtal

nterruhe
            Sanfter
         Tourismus
                im
       Obernbergtal

 abseits der
  Autobahn               Den Brennerpass kennen viele
                         nur als Weg zwischen Alltag in
                         Deutschland und Urlaub in
                         Italien. Doch unweit der großen
                         Straße haben sich einige Orte
                         ihr ursprüngliches Flair be-
                         wahrt. Zu Besuch in einer
                         Region, die sich dem Skizirkus
                         der vergangenen Jahrzehnte
                         verweigert hat – zum Glück für
                         Gäste und Einheimische.

                         Text und Fotos: Michael Pröttel

                         B
                                   ereits in der Früh wecken die
                                   kompostierbaren Kaffeepads ei-
                                   nen ersten Verdacht, der sich
                                   nach einem wunderbaren Ski-
                         tourentag durch die Bio-Teebeutel im
                         Sauna-Ruheraum erhärtet. Die Almber-
                         gers geben sich ziemliche Mühe, unser Ba-
                         sislager im Obernbergtal möglichst um-
                         weltschonend zu betreiben.
                            Nach vielen, vielen Jahren haben wir
                         uns endlich wieder zu diesem westlich der

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Die Barockkirche Heiliger Niko-
                    laus vor der Kulisse des Kleinen
                    Tribulaun ist das unumstrittene
                    Wahrzeichen des Obernbergtals.
                    Den Habicht im Blick, die Sonne
                    im Rücken: Der Aufstieg zum
                    Leitnerberg ist auch für Einsteiger
                    geeignet.

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Obernbergtal

Brenner-Autobahn gelegenen Kleinod             nig Infrastruktur. Die Leute müssen sich
aufgemacht. Und hatten – das soll hier         einfach mit ‚Natur pur‘ beschäftigen.“ Und
nicht verschwiegen werden – gemischte          glücklicherweise wird dieser Punkt vielen
Gefühle. Angst vor Lawinen treibt uns an-      Urlaubern immer wichtiger.
gesichts Stufe eins freilich nicht um. Viel-      Das war aber nicht immer so. Es gab
mehr machen wir uns Sorgen, ob der Tal-        Zeiten, da lebten im Obernbergtal 25 Ski-
boden zwischen dem klei-                                      lehrer, die mit ihren Kun-

                                           Alte Höfe
nen Vinaders und dem ge-                                      den in die umliegenden

                                säumen
waltigen Tribulaun immer                                      Skigebiete fuhren, erzählt
noch so schön ist wie da-                                     Seppi: „Die Kundschaft war

                               den Weg
mals. Als wir das letzte Mal                                  fast schon elitär. Es gab
die Ski abschnallten.                                         beispielsweise reiche In-

                                 ins Tal
   Genau dort, wo sich das                                    dustrielle oder Anwälte aus
zu Beginn noch enge Tal                                       dem Kölner Raum.“ Doch
öffnet, lösen sich alle Be-                                    als diese älter wurden, kam
denken in großer Vorfreude                                    kaum Tourismusnachwuchs
auf. Charaktervolle Weiler mit alten Bau-      nach. Die Kinder der früheren Gäste ori-
ernhöfen säumen nach wie vor den Weg           entierten sich in den 1980er Jahren weg
zur Barockkirche Heiliger Nikolaus, dem        vom naturbelassenen Obernbergtal hin
unumstrittenen Wahrzeichen des von             zum touristisch hoch erschlossenen Stu-
lichten Lärchenwäldern eingerahmten            baital. Mittlerweile gibt es erfreulicher-
Tales.                                         weise einen gegenläufigen Trend.
   Wir atmen auf. Im Gegensatz zum be-            Immer mehr Menschen suchen ein „be-
nachbarten Pflerschtal, wo in den letzten       wusstes, ganzheitliches Naturerlebnis mit
Jahren wohl wegen des Liftzubringers zum       körperlicher Anstrengung, (…) Genuss der
Skigebiet Roßkopf große Hotels gebaut          alpinen Naturschönheit und Entschleuni-
wurden, hat das Obernbergtal bis heute         gung“, wie es auch der Alpenverein in sei-
einen Charakter bewahrt, dem nicht we-         ner „Tourismusphilosophie“ der Bergstei-
nige verfallen.                                gerdörfer schreibt.
   „Ich habe das Tal über die Steineralm          Genau das finden die Menschen im
des Schwiegervaters kennengelernt und          Obernbergtal. Links und rechts des See-
war sofort von seiner Schönheit faszi-         bachs buhlen gut zehn attraktive Winter-
niert“, sagt Seppi Almberger, der vor zwölf    gipfel um die Gunst von Skitourengehern
Jahren zusammen mit seiner Frau Burgi          und auch Schneeschuhwanderern. Sämt-
ein frei gewordenes Hotel in Obernberg         liche Schwierigkeitsstufen sind hier ver-
kaufte. „Leicht war der Anfang nicht. Die      treten: Vom Talbeginn mit den Einsteiger-
ersten Jahre hatten wir fast gar keine Gäs-    touren Egger-, Leitner- und Sattelberg
te“, erinnert sich die nette Wipptalerin.      über mittelschwere Ziele wie Gruben- oder
   Damals hätte das Qualitätssiegel der        Muttenkopf bis zum anspruchsvollen, den
ÖAV-Bergsteigerdörfer dem jungen Gast-         Talschluss dominierenden Obernberger
ronomenpaar sehr geholfen. Zumal das           Tribulaun.
Obernbergtal die strengen Kriterien des           Wer es ganz gemütlich angehen möchte
Alpenvereins mit Sicherheit erfüllt hätte.     oder eine Alternative für einen Schlecht-
Doch die Mehrheit der Einwohner war –          wettertag sucht, wandert am Seebach ent-
aus welchen Gründen auch immer – ge-           lang alter Mühlräder zu beeindruckenden
gen eine Bewerbung, so dass die Almber-        Tomahügeln – Hügel, die aus Geröll eines
gers nicht weiter darauf drängten.             Bergsturzes bestehen. Etwa 40 davon gibt
   Schließlich steht das Obernbergtal –        es in der Region und auf einem steht die
auch ohne das etablierte Label für sanften     Pfarrkirche Heiliger Nikolaus.           E
Bergtourismus – nach Seppis Meinung für
den richtigen Weg: „Wir haben im Tal we-

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OBERNBERGTAL
Anfahrt:
Mit der Bahn über Innsbruck nach Steinach am Brenner; von dort
fährt der Bus 4145 sogar bis zum Talschluss des Obernbergtals.
Talort: Obernberg (1394 m).
Tourismus-Info:
Tourismusverband Wipptal/Obernberg
Außertal 34a, A-6157 Obernberg
Tel.: 0043/(0)5274/87 46 25
info@obernberg-brenner.tirol.gv.at
Unterkunft:
Im Obernbergtal gibt es viele nette Pensionen und Ferienwohnungen
(obernberg-tirol.at). Sehr empfehlenswert ist Almi’s Berghotel mit
toller Sauna inklusive Tribulaun-Blick (almis-berghotel.at). Direkt
am einfacheren Gasthaus Waldesruh beginnen alle Skitouren am
Talschluss (Tel. 0043/(0)5274/875 75). Und für Familien und AV-Gruppen
am günstigsten ist das Jugend- und Seminarhaus des ÖAV
(alpenverein.at/jugendundseminarhausobernberg).
Skitouren-Möglichkeiten:
› Sattelberg (2115 m), leicht, 2 Std., 850 Hm
› Egger Berg (2280 m), leicht, 3 Std., 1010 Hm
› Leitnerberg (2309 m), mittel, 3 ½ Std., 1020 Hm
› Fradersteller (2247 m), mittel, 2 ½ Std., 880 Hm
› Hoher Lorenzen (2315 m), mittel, 3 Std., 1010 Hm                       Ist Fliegen schöner?
› Rötenspitze (2481 m), mittel, 3 Std., 1010 Hm                          Abfahrt von der        spielsweise Gruppen des DAV Summit
› Muttenkopf (2638 m), mittel, 3 ½ Std., 1200 Hm                         Rötenspitze mit
                                                                                                Club, der Österreichischen Naturfreunde
                                                                         Niedererberg, Aller-
› Allerleigrubenspitze (2131 m), mittel, 2 Std., 700 Hm                                         oder des Austrian Alpine Club.
                                                                         leigrubenspitze und
› Grubenkopf (2339 m), leicht, 2 ½ - 3 Std., 890 Hm                      den Bergen jenseits       Acht Mitglieder dieses auch als „Sektion
› Obernberger Tribulaun (2780 m), schwer, 5 ½ - 6 Std., 1400 Hm          des Brenners.
                                                                                                Britannia“ bekannten Vereins beraten
Genaue Beschreibungen: alpenvereinaktiv.com -> Listen
                                                                                                abends mit ihrem Bergführer die kom-
                                                                                                menden Touren und sind ebenfalls von
                                                                                                der Schönheit des Tales überwältigt. „Es ist
   Dass sich auch die Obernberger in ihrem          bindung ist gut, mit Bus und Bahn ist man   wirklich erstaunlich, aber die meisten Tou-
Tal sehr wohl fühlen, macht eine konstan-           in nur einer Stunde zum Studieren oder      risten wissen gar nicht, wie naturbelassen
te Einwohnerzahl von 360 deutlich. Das ist          Arbeiten in Innsbruck.                      die Täler links und rechts der Brenner-Au-
auch dank des kleinen Dorflifts so: „Hier              Von dort kommt auch das Gros der Ta-      tobahn sind“, sagt Seppi und bringt sein
treffen sich im Winter nach der Schule fast          gestourengeher ins Obernberger Tal. Die     wichtigstes Anliegen auf den Punkt: „Trotz
alle Schulkinder“, weiß Burgi. Und auch             meisten Gäste der Almbergers bleiben hin-   Panorama-Sauna wollen wir den Flair ei-
wenn die Kids dann erwachsen sind, blei-            gegen gleich eine ganze Woche – wie bei-    ner geselligen Berghütte vermitteln. Wir
ben viele von ihnen hier. Die Verkehrsan-                                                       möchten die Leute zusammenbringen. Bei

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Obernbergtal

uns sind alle per Du, egal ob Platz für Spuren                weit auseinander stehen-     der Woche kommt ein Braten von unserer

                              zwischen
Professor oder Arbeiter.“                                     den Bäume lassen überall     Alm auf die Speisekarte. Wir bieten da-
   Und so gut wie alle Tou-                                   genug Platz für eine schö-   durch ein wirklich ehrliches Produkt an“,

                                   den
rengeher beginnen ihre                                        ne Spur.                     berichten Burgi und Sepp nicht ohne
Skiwoche auf der Sonnen-                                        Deutlich dichter ist der   Stolz. Und seit letztem Sommer stellt ihr

                               Lärchen
seite des Skibergsteigens.                                    Wald auf dem nordseiti-      ältester Sohn auch noch eigenen Almkäse
Nämlich an den schier end-                                    gen Zustieg zum Gruben-      her. Was irgendwie gut zu Sepps Resümee
losen Südhängen, die vom                                      kopf. Nachdem man die        passt: „Die Natur hier in den Bergen ist so
Nösslachjoch bis zum Mut-                                     Eisoberfläche des Obern-      toll und unverbraucht. Und genau das ist
tenkopf herabziehen. Nicht nur Alpinisten     berger Sees überquert hat, kommt man         es, was wir unseren Gästen weitergeben
lieben die Wärme dort, auch Kiefernge-        auf dem Weg Richtung Landesgrenze fast       möchten.“
wächse fühlen sich hier sehr wohl. Ober-      an der Steineralm vorbei.
                                                                                                  Der Bergjournalist Michael
halb des Obernbergtals befindet sich der         Dort produzieren die Almbergers –                 Pröttel liebt als Vorsitzender von
größte Lärchenbestand Tirols. Bei der Ab-     ebenfalls ganz im Sinne der Bergstei-               Mountain Wilderness Deutschland
                                                                                                  besonders Täler, die für einen
fahrt stören sie allerdings nicht: Die eher   gerdörfer-Philosophie – mittlerweile                wirklich sanften Wintertourismus
                                              eigene Wurst und Speck. „Einmal in                  stehen.

                                                                                                       DAV             2/2020     83
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