ETWAS HOFFNUNG FÜR EUROPA - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND ...
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EDITORIAL Etwas Hoffnung für Europa Ist das schon die Trendwende? Nach dem verheerenden Jahr 2016 mit Brexit und erstarkenden Nationalisten sieht es zumindest nach einer Verschnaufpause für das krisengeschüttelte Europa aus: Bei den aktuellen Parlamentswahlen in den Niederlanden blieben die Rechtspopulisten mit ihrer Hetze gegen Flüchtlinge und ihrer Wut auf die Europäische Union hinter den Erwartungen – oder besser Befürchtungen – zurück. Das ist der zweite Dämpfer für die Euro- kritiker nach der Präsidentschaftswahl in Österreich Ende vergan- genen Jahres, bei der ebenfalls der europafeindliche Kandidat un- terlag. Angesichts dieser Entwicklung kehrt die Hoffnung zurück, dass die Mehrheit der Europäer weiter für ein demokratisches und friedliches Europa mit moralischem Anspruch steht. Für eine Entwarnung besteht indes kein Anlass. Die eigentliche Entscheidung über die Zukunft Europas steht noch bevor: Am 23. April wird in Frankreich ein neuer Präsident gewählt. Die rechtsna- tionalistische Kandidatin Marine Le Pen liegt in den Prognosen der- zeit zwar zurück, doch so etwas kann schnell drehen, wie die Prä- sidentenwahl in USA gezeigt hat. Sollte Le Pen tatsächlich in den Élysée-Palast einziehen, wäre das Jahrhundertprojekt Europa mas- siv bedroht. Zusammen mit den Nationalisten, die in zahlreichen ost- europäischen Ländern das Sagen haben, könnte sie die EU zerstören. Wie lassen sich diese gefährlichen Entwicklungen in Eu- ropa verhindern? Damit beschäftigt sich der aktuelle BuB-The- menschwerpunkt ab Seite 162. Grundlegend sind Informationen, Fakten und Aufklärung. Genau dazu können Bibliotheken ihren Teil beitragen. Jan-Pieter Barbian plädiert in seinem Beitrag »Traum oder Trauma« dafür, dass Europa für die und in den Bibliotheken wieder ein nachhaltiges Thema werden muss. Besonders geeignet für einen vertieften europäischen Austausch hält er die jährlichen Bibliothekartage und den Bibliothekskongress. Im Schwerpunkt erklären wir darüber hinaus, wo Bibliothekare bereits europaweit erfolgreich zusammenarbeiten, von EBLIDA über LIBER bis zur Europeana. Die beste Möglichkeit zur Förde- rung des Gemeinschaftsgefühls in Europa ist ohnehin der persönli- che Kontakt zum Beispiel über Fachaustausche. Über ihre positiven Erfahrungen berichten Teilnehmer ausführlich ab Seite 176. Der BuB-Schwerpunkt zeigt auf, in welch vielfältiger Weise sich Biblio- thekare für Europa einbringen können. Wichtig ist nur, sofort damit zu beginnen, solange es die EU noch gibt – und nicht erst aufzuwa- chen, wenn es zu spät ist, wie beim Brexit in Großbritannien. Bernd Schleh, BuB-Redakteur BuB 69 04/2017 145
BuB Forum Bibliothek und Information 04 / 2017 FOYER LESESAAL GEFÄNGNISBIBLIOTHEK SCHWERPUNKT: EUROPA DER BIBLIOTHEKEN 149 Beitrag zur Humanisierung des Strafvollzugs 162 Traum oder Trauma? Bücherei der JVA Dortmund ist Zur möglichen Rolle der Biblio- »Gefangenenbücherei des Jahres theken in der Europäischen Union 2016« (Maria Conlan) (Jan-Pieter Barbian) SCHWERPUNKT TAGUNG 168 Europa im Bestand EUROPA DER 150 Besser als zu Hause Das Europäische Dokumenta- BIBLIOTHEKEN ekz-Tagung gibt »Inspirationen« für tionszentrum – Spezialbibliothek und Informationszentrum die Bibliothek von morgen / Reut- (Katrin Lück) Die Vision vom geeinten Euro- linger Dienstleister feiert 70-jähri- pa gerät ins Wanken. Der Kon- ges Jubiläum (Bernd Schleh) tinent und die Gemeinschaft 172 Dokumentationszentren stellen befinden sich in der Krise. sich vor WISSEN FRAGT ... ? Und die Bibliotheken? Welche 152 Existenz – Identität – Kultur Rolle spielen sie im gemein- 174 Kulturarbeit im Zeichen Europas Auf einen Espresso mit dem schaftlichen Europa? Dieser Übersetzer Lutz Kliche zur Die Bibliothekspartnerschaft zwi- Frage geht der BuB-Schwer- »Atmosphäre von Bibliotheken« schen der Bibliothèque nationale et (Dirk Wissen) universitaire de Strasbourg und der punkt ab Seite 162 nach. Württembergischen Landesbiblio- thek Stuttgart (Jörg Ennen) Wir geben einen Überblick über die Europäischen Doku- mentationszentren (S. 168) 176 Einmal über den Tellerrand und und stellen die bibliothe- zurück Mit einem BII-Stipendium in karischen Dienstleistungen Europa unterwegs / Fachlich und im Europaparlament vor (S. persönlich dazulernen 196). Darüber hinaus werden (Hella Klauser) das europäische Gemein- schaftsprojekt Europeana 180 Fenster nach Europa sowie die Verbände LIBER 156 LESERBRIEFE Einblick in das russische Biblio- und EBLIDA porträtiert. Und thekssystem (Dirk Wissen) wir fragen ganz konkret: Was 157 NACHRICHTEN bringt der EU-Austausch? BII-Stipendiaten berichten dazu ab S. 176. 161 MARKT Foto: digitaldictator – robsonphoto / Fotolia Foto Titelseite: donfiore / Fotolia Fotos Inhaltsverzeichnis: Dirk Wissen (2), Inka Jessen 146
AUS DEM BERUFSVERBAND 186 Grenzüberschreitende Zusam- AUSLAND menarbeit am Bodensee 208 Aus dem Vorstand 198 Bibliotheksangebote für Verein »Bibliotheken der Regio Flüchtlinge in New York 209 Aus dem Vereinsausschuss Bodensee« zählt 38 Mitglieder aus Eindrücke und Erfahrungen vom 4 Nationen / Gleiche Bedingungen 210 Aus der Geschäftsstelle USA-Aufenthalt als Librarian in für Nutzer in allen Einrichtungen Residence 2016 (Inka Jessen) 211 Einladung zur Mitglieder- (Harald Weigel) versammlung 2017 212 Ehrenamt 189 Auf der Suche nach einer gemein- samen Strategie für Nordeuropa Eindrücke vom 13. International Bibliotheca Baltica Symposium (Ulrike Lang) 192 EBLIDA lobbies for Libraries 25 Jahre Interessenvertretung für die europäischen Bibliotheken (Barbara Lison) 202 Die Pop-Up-Bibliothek in der 145 EDITORIAL Kiste – Idea Boxes 214 SUMMARY / RESUME Libraries Without Borders bringt 194 Europas kultureller Reichtum mobile Bibliotheken in Krisen- 216 STELLENANGEBOTE / auf einen Klick gebiete (Haike Meinhardt) KLEINANZEIGEN / Das Gemeinschaftsprojekt »Euro- IMPRESSUM peana« ist auf Interaktion angelegt 195 Die Strategie von LIBER 2018 bis 2022 Eine europäische Perspektive auf Wissenschaftliche Bibliothe- AB IN DIE APP! ken (Wolfram Horstmann, Birgit Schmidt) MAGAZIN 157 Richtiger Umgang mit fake news FACHLITERATUR Deutschsprachige Infografik der 196 Ständig in Bewegung IFLA zur aktuellen Diskussion um 206 Lernräume und Lernwelten Bibliothek und elektronische Falschnachrichten Ein Plädoyer für innovative Lern- Ressourcen der Europäischen umgebungen (Petra Hauke) 184 Von Moskau nach St. Petersburg Kommission (Theo Duivenvoorde) Eine abwechslungsreiche Biblio- theksreise durch Russland in Fotos 207 NEUE FACHLITERATUR 200 Newcomers Welcome! Eine Diskussion zum Thema »Ein- wanderer« im Goethe-Institut New York als Video BuB 69 04/2017 147
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FOYER GEFÄNGNISBIBLIOTHEK Beitrag zur Humanisierung des Strafvollzugs Bücherei der JVA Dortmund ist »Gefangenenbücherei des Jahres 2016« »Lesen bildet nicht nur, Lesen ent- führt auch in andere Welten … eine kleine, geistige Flucht aus dem Ge- fängnisalltag«, beschrieb die Bürger- meisterin der Stadt Münster, Wende- la-Beate Vilhjalmsson, die Bedeutung der Gefängnisbibliothek. Gefeiert wurde am 18. Februar das zehnjäh- rige Bestehen des Fördervereins Ge- fangenenbüchereien e.V. in Münsters Rathausfestsaal. Gerhard Peschers, erster Vereinsvorsitzender, blickte zurück auf den 6. Juni 2016: Vormit- tags verschickte er die Wettbewerbs- Der Förderverein Gefangenenbüchereien feierte sein zehnjähriges Bestehen mit zahlreichen ausschreibung für die beste deutsche Festgästen. Vorne rechts ist der Vereinsvorstand zu sehen. Foto: Maria Conlan Gefängnisbibliothek, am Nachmittag erfuhr er von der Schließung der JVA Prämiert wurde die Jugendarrestan- Kooperation zwischen Stadt- und Ge- Münster. Damit verlor die 2005 umge- stalt Berlin-Brandenburg als Arrestan- fängnisbüchereien. Eine bewegende baute und zwei Jahre später als beste tenbücherei des Jahres 2016. Gleich Laudatio mit vielen persönlichen Kom- deutsche Bibliothek prämierte Bü- drei Bibliotheken teilten sich den zwei- ponenten hielt der Kriminologe Profes- cherei ihr Domizil. Das ist ein harter ten Platz der Gefangenenbücherei 2016: sor Christian Pfeiffer zum Motto »Liebe Schlag. Doch zur Jubiläumsfeier galt Celle, Würzburg und Hohenleuben/ statt Hiebe«. Er brachte Beispiele von es, den Blick nach vorn zu richten. Thüringen. Auf den ersten Platz schaffte der positiven Wirkung des Lesens für die es die Bücherei der JVA Dortmund. Pe- Resozialisierung Strafgefangener. Was der Förderverein in zehn Jahren schers wünschte sich noch stärkere Maria Conlan bewegt hat, spiegelten Grußworte, Fest- rede und Rückblicke beim fast dreistün- digen Festakt wider. Gäste kamen von der Schweiz bis Berlin, von Dresden bis zum Niederrhein. Für Herbert Schenkel- berg vom NRW-Justizministerium tra- Engagement für Menschen gen Bücher zur Humanisierung im Straf- vollzug bei. Barbara Lison, Vorsitzende in Haft und Arrest des Deutschen Bibliotheksverbandes, beschrieb die Buchlektüre als Flucht- Der Förderverein Gefangenenbüchereien e.V. wurde am 18. Dezember 2006 in ort vom rauen Gefängnisalltag. Regula der JVA Münster gegründet. Ermutigender Anlass war die gelungene Erneuerung Venske vom PEN-Zentrum Deutschland der Gefangenenbücherei Münster 2005 mit Unterstützung von rund 100 Spen- betonte, dass Literatur Empathie lehre. dern und das Anliegen, der marginalen fachlichen Unterstützung zur Entwick- Der Verein habe die Bibliotheksarbeit lung von Gefangenenbüchereien in Deutschland zu begegnen. Heute gehören im Gefängnis Schritt für Schritt aus dem dem Verein über 120 Mitglieder an. Er tritt bundesweit für die Förderung von Schattendasein hinausgeführt, fasste Medienangeboten für Menschen in Haft oder Arrest ein. So hat er dazu beigetra- Roswitha Müller-Piepenkötter, ehema- gen, dass die Gefangenenbücherei Münster mit dem Deutschen Bibliothekspreis lige Justizministerin und heutiges Ver- als »Bibliothek des Jahres 2007« ausgezeichnet worden ist und deren Preisgeld- einsmitglied, zusammen. Präsenz bei den projekte begleitet. In Kooperation mit der muenster school of architecture ent- Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, standen 2008 zahlreiche Raumentwürfe für Gefangenenbüchereien, die vielfach bundesweite Tagungen, Lesungen mit auch realisiert worden sind. Seit 2010 wurden auf den Buchmessen in Frankfurt prominenten Autoren und Erweiterung und Leipzig erstmals bundesweit Tagungen für Büchereibedienstete des Justiz- des Angebots sowie räumliche Verbesse- vollzugs und Jugendarrests angeboten. rungen der Bibliotheken gehörten dazu. BuB 69 04/2017 149
FOYER TAGUNG Besser als zu Hause ekz-Tagung gibt »Inspirationen« für die Bibliothek von morgen / Reutlinger Dienstleister feiert 70-jähriges Jubiläum Wie sieht die Bibliothek von morgen aus? Eine ganze Fülle neuer Ideen hat die Fachtagung »Inspirationen« der ekz.bibliotheksservice GmbH Mitte Februar in Reutlingen geliefert. Der Bibliothekarische Direktor der ekz, Andreas Mittrowann, begrüßte mehr als 200 Teilnehmer aus ganz unter- schiedlichen Berufsgruppen: neben Bibliothekaren auch Architekten, Ver- lagsexperten, Buchhändler, Informa- tiker und Hochschullehrer – ein Indiz dafür, dass die großen Herausforde- rungen der Zukunft nur branchen- übergreifend gelöst werden können. Wichtige Anhaltspunkte für die Biblio- thek der Zukunft liefern die Erwartun- gen und Wünsche der Nutzer. Eine ak- Im Rahmen der diesjährigen »Inspirationen-Tagung« feierte die ekz auch ihr 70-jähriges tuelle Allensbach-Umfrage im Auftrag Jubiläum. Die begleitende Hausmesse gab einen Überblick über die Angebotspalette des Reutlinger Bibliotheksdienstleisters von neuen Möbeln über interaktive Spielsysteme bis hin der ekz aus dem vergangenen Jahr hat zum gehosteten Bibliotheksmanagementsystem. Foto: ekz folgende Rangliste ergeben: Mit Abstand am wichtigsten ist den Bibliotheksbe- suchern ein breites Medienangebot, ist gegeben. Immer mehr Menschen kürzester Zeit per Mausklick ins Haus kä- mehr als drei Viertel der Befragten ga- wollten oder könnten sich die kommer- men, sei das Selbermachen attraktiv wie ben dies an. Danach folgen eine ange- ziellen Angebote im öffentlichen Raum nie. Auch diesem Umstand müsse eine Bi- nehme Atmosphäre und gut qualifizier- nicht mehr leisten. Voos führte einer- bliothek als dritter Ort Rechnung tragen. tes Personal. seits die zunehmende Zahl an Alleiner- Dass man mit diesen Zutaten erfolg- ziehenden, Migranten und älteren Men- reich Bibliotheken bauen und gestalten schen an, die aus finanziellen Gründen Das Design ist entscheidend kann, demonstrierte der Niederländer auf frei zugängliche dritte Orte ange- Aat Voos eindrücklich in seinem viel be- wiesen seien. Hinzu kämen Freiberufler Für Voos ist klar: »Die Bibliothek muss achteten Vortrag. Der Architekt ist krea- und digitale Nomaden, die nach einem die digitale und reale Welt zusammen- tiver Vordenker und entwirft seit 1990 günstigen Platz zum Arbeiten suchten führen.« Doch damit nicht genug, wei- Bibliotheken, die vielfach ausgezeich- oder – auch angesichts der zunehmen- ter fordert er: »Sie muss offen sein für net wurden. Der Kern seiner Philoso- den Scheidungszahlen – immer mehr neue Meinungen, Ideen, Menschen und phie: Der öffentliche Raum wird zuse- Singles und Einsame, die einen Treff- Innovationen. Sie muss den Besuchern hends zu einer exklusiven Domäne für und Kommunikationsort ohne Konsum- Sicherheit und ein Gefühl der Anerken- Menschen, die (viel) Geld besitzen. Hier zwang bevorzugten. nung bieten.« Außerdem soll sie fair, sieht er eine gute Chance für Bibliothe- »Die Menschen«, sagte Voos, »wol- persönlich, inspirierend und »besser als ken, sich als dritter Ort zu positionieren. len in ihrer Freizeit nicht nur konsumie- Starbucks« sein. Die Besucher müssten Ein Ort, an dem Menschen sich wohlfüh- ren, sondern etwas erleben und vor al- sich wohlfühlen, die Möglichkeit haben len, kommunizieren, ausruhen, unter- lem auch selbst aktiv werden.« Dazu sei zu bleiben, wie lange sie wollten, sie halten, arbeiten, informieren können – Wissensaustausch genauso notwendig sollten dort Termine abhalten und Be- ohne dafür Geld ausgeben zu müssen. wie eine entsprechende technische Aus- suche empfangen können. Die Idee von Die Nachfrage nach diesem dritten stattung – als Makerspace beispielsweise. Aat Voos: »Es soll in der Bibliothek bes- Ort jedenfalls, so hat Voos festgestellt, In einer Zeit, in der alle Produkte in ser sein als zu Hause.« 150
FOYER TAGUNG Um das in der Praxis umzusetzen, als idealem drittem Ort anhand ganz Relevanz. Prof. Manfred Pollanz, Un- sind laut Voos zwei Dinge unerlässlich: unterschiedlicher Beispiele aktueller Bi- ternehmensberater und Hochschul- Zum einen spielt das Design eine ganz bliotheksneubauten und -umbauten aus lehrer, beispielsweise warnte ange- entscheidende Rolle, nur dann könn- Skandinavien. Eines haben diese Pro- sichts der digitalen Umwälzungen ten Bibliotheken mit den vielen anderen jekte gemeinsam: Der Besucherandrang davor, zu eng an den Medien zu blei- attraktiven Angeboten im öffentlichen dort ist enorm. Allen voran bei der neuen ben. Pollanz sieht die künftigen Auf- Raum mithalten. Voos erklärte: »Für Jugendbibliothek »Biblo Tøyen« in Oslo. gaben von Bibliotheken viel weiter das Wohlfühlen ist eine moderne, ange- BuB hat darüber bereits im Doppelheft gefasst: »Sie sind kollaborative Fo- nehme Atmosphäre mit gutem Design August/September 2016 (Seite 494) ren zur Lösung von Problemen.« Als essenziel. Daran wird leider zu oft ge- ausführlich berichtet. positives Vorbild für die Transforma- spart.« Außerdem dürfe man das Ganze tion nannte er die Automobilindus- nicht zu perfekt planen. Voos weiß, dass Einen virtuellen Rundgang trie, die es geschafft habe, nicht mehr genau dieser Punkt deutschen Kolle- durch die spektakuläre Ju- nur das Thema »Auto«, sondern den gen schwerfällt. Dennoch legte er ihnen gendbibliothek »Biblo Tøyen« viel weiter reichenden und zukunfts- nahe: »Der Raum muss eine gewisse Un- gibt es in der BuB-App. trächtigeren Bereich »Mobilität« zu be- vollkommenheit und Zwanglosigkeit setzen. Diese Neuausrichtung müsse ausstrahlen. Nur dann können sich die den Bibliotheken ebenfalls gelingen. Besucher richtig entspannen, ohne das Alle Vorträge gibt es zum Nach- Gefühl zu haben, selbst perfekt sein zu lesen unter www.ekz.de/semina müssen.« Auch die weiteren Vorträge der »In- re-veranstaltungen/veranstaltungen/ Interessante Gedanken – mehr spirationen-Tagung« befassten sich mit inspirationen-2017/ nicht? Keineswegs. Aat Voos belegte den künftigen Aufgaben von Biblio- seine Vorstellungen von der Bibliothek theken und deren gesellschaftlicher Bernd Schleh DABIS_A5_quer_cl_ohne_Termin.pdf 1 15.11.2016 14:54:44 ANZEIGE BIS-C 2017 DABIS. eu Gesellschaft für Datenbank-InformationsSysteme Archiv- und Bibliotheks-InformationsSystem DABIS.eu - alle Aufgaben - ein Team Archiv Bibliothek Dokumentation Archiv / Bibliothek Synergien: WB-Qualität und ÖB-Kompetenz singleUser System multiUser Modell: FRBR . FRAD . RDA Szenario 1 + 2 Lokalsystem und Verbund Regelkonform RDA. RAK.RSWK.Marc21.MAB multiDatenbank multiServer C Web . SSL . Integration & Benutzeraccount multiProcessing multiThreading Verbundaufbau.Cloud/Outsourcing-Betrieb skalierbar performance stufenlos M Unicode multiLingual Y Normdaten GND RVK redundanzfrei multiMedia JSon Integration CM Software - State of the art - flexible MY CY 28 Jahre Erfahrung Wissen Kompetenz Portale mit weit über 17 Mio Beständen CMY Leistung Sicherheit Datenschutz K Standards Offenheit Individualität http://Landesbibliothek.eu http://bmlf.at Stabilität Partner Verläßlichkeit http://OeNDV.org http://VThK.eu Service Erfahrenheit Support http://VolksLiedWerk.org http://bmwfw.at Generierung Adaptierung Selfservice http://Behoerdenweb.net http://wkweb.at Outsourcing Cloud SaaS Dienstleistung Zufriedenheit DABIS GmbH GUI-Web-XML-Z39.50-SRU.OAI-METS Heiligenstädter Straße 213, 1190 Wien, Austria Tel. +43-1-318 9777-10 * Fax +43-1-318 9777-15 eMail: support@dabis.eu * http://www.dabis.eu Zweigstellen: 61350 - Bad Homburg vdH, Germany / 1147 - Budapest, Hungary / 39042 - Brixen, Italy Ihr Partner für Archiv-, Bibliotheks- und DokumentationsSysteme BuB 69 04/2017 151
FOYER WISSEN FRAGT ...? Wi ss ? ? ? Existenz – Identität – Kultur ? en ? ? fra ? gt ? ? ? Auf einen Espresso mit dem Übersetzer Lutz Kliche zur »Atmosphäre von Bibliotheken« ? ? ? ...? Schiller-Bibliothek in Berlin-Wedding. Als Übersetzer aus dem Spanischen Bibliothek beziehungsweise diese am Was sind außer Ruhe Voraussetzun- ist Lutz Kliche hierzulande durch Bü- Laufen halten zu können. Und dabei gen, für eine Bibliothek als Lernort? cher von Gioconda Belli, Ernesto Car- würde ich sagen, dass die Atmosphäre Die Ruhe ist erst mal das Wichtigste denal und Eduardo Galeano bekannt. eine ganz grundsätzliche Frage ist. Sie zum Lernen und man kann Bibliotheken Er ist aber auch als Lektor sowie als trägt zweifellos entscheidend dazu bei, ja so einrichten, dass es Räume für diese Verleger tätig und wurde zu einem wie eine Bibliothek angenommen wird, Ruhe gibt und Räume zur Kommunika- Literaturvermittler zwischen Europa wie sie funktioniert und wie dort gear- tion, in der keine Ruhe herrschen muss, und den Welten. Aufgewachsen im Os- beitet werden kann und wie sie genutzt denn Kommunikation ist natürlich auch nabrücker Land lebt Kliche heute die werden kann. wichtig. Beides sollte in einer Biblio- eine Hälfte des Jahres in der Nähe von thek möglich sein, denn Lernen bedeu- Augsburg, wo er sich Bertolt Brecht Ob Bibliotheken angenommen wer- tet auch, sich austauschen zu können. nahe fühlt, und die andere Jahres- den, wird in der Regel an ihren Aus- Wichtig ist für Schüler und Studenten hälfte, wenn er nicht gerade auf Rei- leihen und Besuchen gemessen. Gibt außerdem, dass sie, wenn sie lernen sen ist, in Nicaragua, wo er vor vielen es Länder, in denen dieses »angenom- wollen, auch das finden, was sie an Ma- Jahren den Verlag Anamá gründete. men werden« anderes gemessen wird? terial brauchen. Da ist dann auch der Zu- Ende der 1990er-/Anfang der 2000er- Ich glaube schon, dass dies in ande- gang zum Netz sehr wichtig für die Re- Jahre arbeitete er im Patmos Verlag ren Ländern eine andere Gewichtung cherchezwecke. Auch die jungen Leute und gab dort unter anderem den Li- hat, da die Funktionalität von Biblio- in Lateinamerika oder Afrika benötigen teraturnobelpreisträger Wole Soyinka theken schon eine ganz andere ist als das Netz von Wikipedia bis Google. in deutscher Sprache heraus. Er selbst bei uns. So werden in manchen Ländern bezeichnet sich weniger als Welten- die Bibliotheken viel mehr als bei uns In vielen Ländern ist gerade das »Sozi- bummler denn als »Weltneugierigen«. von Schulkindern genutzt, um dort ihre ale« die Funktion, mit der eine Biblio- Hausaufgaben zu machen und nicht um thek beschrieben wird, und weniger etwas auszuleihen. In den USA oder Ka- der Medienbestand. nada zum Beispiel gibt es die sogenann- Das stimmt. Gerade der soziale As- ten »Homeless People«, die in die Biblio- pekt ist in vielen Ländern das, was Bib- theken gehen, weil sie dort einfach nur liotheken dort ausmacht. Die Zugehörig- den Tag verbringen können. In latein- keit zu einer ganz bestimmten Gruppe amerikanischen und auch afrikanischen von Menschen ist für jeden sehr wichtig. Ländern wird der Lernzusammenhang Jeder Mensch, ob jung oder alt, ist Teil zu Bibliotheken viel stärker gewertet von vielen Gruppen, Teil der Familie, des und gewichtet als in Europa. Und in die- Kollegenkreises und dergleichen. Man sen Ländern will gerade die junge Gene- identifiziert sich in sozialen Rangord- Auf einen Espresso mit Lutz Kliche. ration Anschluss finden an die internatio- nungen und mit ganz bestimmten Grup- nale Gemeinschaft. Das passiert zunächst pen. Da gibt es negative Identifizierun- Dirk Wissen: Erleben Sie Unterschiede durch das Lernen und hierzu nutzen sie gen, wie zum Beispiel die Ghetto-Kids bei der Nutzung von Bibliotheken in die Bibliotheken, um sich in Ruhe zu bil- oder irgendwelche Gangster-Rap-Grup- Afrika, Lateinamerika und Europa? den und damit zu qualifizieren. Zu Hause pen. Eigentlich identifizieren sich junge Lutz Kliche: In Afrika oder Latein- herrscht oft eine Situation, in der man Menschen aber in Richtung sozialer amerika wird zunächst einmal Wert zehn Kinder um sich herum hat, da kann Aufstieg. Jugendliche möchten zu Krei- auf die Funktionalität von Bibliothe- ein Jugendlicher nicht für seinen Schul- sen gehören, die gebildet sind, die Zu- ken gelegt. Man hat relativ wenig Mit- abschluss lernen, vor allem, wenn die kunftsperspektiven haben, und da sind tel zur Verfügung, sodass man gerade Wohnung nur aus zwei Zimmern besteht, weltweit Bibliotheken Orte, die diesen mal in das Grundsätzliche einer Biblio- in einem wird in der Regel gekocht und sozialen Austausch und die nötige At- thek investieren kann. Damit meine ich gewohnt, im anderen geschlafen. Der ru- mosphäre hierzu bieten können. Diesen den Bestand und das Funktionieren der hige Ort ist dann die Bibliothek. Aspekt sollte man nicht unterschätzen. 152
FOYER WISSEN FRAGT ...? Dokumente im Original einsehen möchte, dann gehe ich in diese Bibliotheken. Und in der Nationalbibliothek von Guatemala habe ich gerade Nerudas »Canto General« in Händen gehalten, in einer besonderen Ausgabe, signiert von Neruda selbst und signiert von den Illustratoren Diego Ri- vera und David Siqueiros, einem berühm- ten mexikanischen Muralisten – gewidmet dem Präsidenten Arévalo, der die Befrei- ung von der Diktatur von Ubico angeführt hatte. So etwas findet man nur in einer Bi- bliothek. Das ist für mich als Übersetzer ein Fundus, den ich nutze. Aber ich nutze, wie gesagt, natürlich auch das Internet. Welche Bibliothek empfinden Sie von ihrer Atmosphäre her besonders beeindruckend? Das ist keine einfache Frage, da ich Farbenprächtig: Eine Illustration von Diego Rivera in Pablo Nerudas »Canto General«. mir die Bibliotheken erst mal ins Ge- Ist dieser Aspekt für Bibliotheken in Bestand, um dann durchs Qualifizie- Deutschland genau so wichtig? ren die zukünftige Existenz sichern zu Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube können. Jetzt gibt es endlich Regierun- die Bibliotheken in Deutschland sind eher gen, die das verstanden haben und die ein Ort für ganz unterschiedliche Tätigkei- nicht mehr nur im Sinne ihrer eigenen ten oder Bedürfnisbefriedigungen. Das, Eliten denken, sondern für die Bevölke- was man da tun kann, wie zum Beispiel rung. Die haben verstanden, dass Bil- in der Augsburger Stadtbibliothek, de- dung grundlegend ist für die Entwick- ren Nutzer ich bin, hat noch ganz andere lung eines Landes, für ein besseres Le- Zufällig entdeckte Kliche Pablo Nerudas Canto Funktionen als das Soziale. Deutsche Bib- ben. Bis vor zwanzig Jahren war es zum General in der Nationalbibliothek von Guatemala. liotheken sind da viel vielseitiger. Kinder Beispiel schwierig, Leseförderungspro- gehen etwa zum Spielen hin, Jugendli- gramme im Denken der Regierungsins- dächtnis rufen muss, wie ich die emp- che leihen sich zur Unterhaltung CDs und titutionen zu verankern, denn diese Re- funden habe. Also das »Archivo General DVDs aus, Ältere treffen sich dort. Also gierungsinstitutionen waren von jeher de Indias« hat mich schon beeindruckt, sehr vielfältig, auch sozial, aber anders. die Vertreter der wirtschaftlichen Elite, weil ich dort ein so starkes, unmittelba- Dies ist ein Ausdruck für eine Gesellschaft, der Reichen. Im Gegenteil, über viele res Gefühl von circa 400 Jahren Koloni- die einen gewissen Überfluss hat, die, la- Jahre wurde alles dafür getan, dass die algeschichte hatte, die da im Bestand um konisch formuliert, »First World Prob- Leute nichts lernen, also aktiv bezie- mich herum war. Das ist anders als eine lems« hat. In deutschen Bibliotheken geht hungsweise proaktiv wurde verhindert, Bibliothek, die durch deren Nutzer und es um soziale Kommunikation, in anderen dass die Leute Bildung bekommen, weil den Lesesaal geprägt wird, wie zum Bei- Ländern um sozial Existenzielles. so Forderungen entstehen. spiel meine Unibibliothek in Marburg. Nein, diese Bibliothek in Sevilla hat etwas Welche Bedeutung nehmen Bibliotheken Wohin geht ein Übersetzer und Wel- sehr Spezielles. Das ist ein Gefühl, das in ein, um existenziell wirken zu können? tenneugieriger, um sich zu bilden und mir und um mich herum durch Doku- Mit existenziell meinte ich erst mal, zu recherchieren? mente, Druckerzeugnisse und durch die eine grundlegende Versorgung zu er- Da gehe ich – außer natürlich ins Inter- vielen Unikate entstanden ist. Das war wirken, und diese muss mit grundle- net – in die Nationalbibliotheken, zum Bei- wie »geronnene Geschichte«. Da spiegelt genden Inhalten oder grundlegenden spiel in San José, Guatemala-Stadt und in sich eine Verrücktheit wider, der ganze Dienstleistungen unterstützt werden. die von Nicaragua. Aber auch in Spanien Wahnsinn, der für mich auch mit der Deshalb ist eine Bibliothek erst mal nur gehe ich in Andalusien, in Sevilla zum »Conquista« zu tun hat und auch heute als Ort gefragt, an dem ich Wissen anrei- Beispiel ins »Archivo General de Indias« noch damit zu tun hat. Bei diesem Wahn- chern kann und Zugang zu Bildungsin- und in Granada, Málaga oder Cádiz in die sinn fällt mir der Film »Fitzcarraldo« ein, halten habe, wie zum Beispiel über den Unibibliotheken. Wenn ich irgendwelche der bei Manaus spielt, oder »Aguirre oder BuB 69 04/2017 153
ich mir oft vor Auge halte: »Nicht an das gute Alte, sondern an das schlechte Neue müssen wir anknüpfen.« Wir können nicht alles gute Alte bewahren, das wäre ein zu rührseliger Gedanke. Die Maschinenstür- mer hätten am liebsten den Fortschritt aufgehalten, indem sie die Webstühle am Anfang des 19. Jahrhunderts zerschlu- gen. Das ist ihnen aber nicht gelungen. Und so wird es uns auch nicht gelingen, ganz bestimmte Errungenschaften und Fortschritte, wie zum Beispiel Facebook, aufhalten zu können. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass der technische Fort- schritt einfach stärker ist und dass, was technisch möglich ist, sich auch durch- setzen wird. Wir müssen alle einfach nur lernen, es sinnvoll zu nutzen und einzu- Die Bibliothek als Makerspace, ein Konzept das die Schiller-Bibliothek im kulturell internatio- setzen. So sage ich gerne, lass dich nicht nalen Wedding von Berlin umsetzt. vom Internet beherrschen, beherrsche du es wie ein Instrument. Dieser Sog be- der Zorn Gottes«. Beides Filme von Wer- Deutschland bzw. Europa genauso hand- steht hier in Mittelamerika eben auch. ner Herzog mit Klaus Kinski in den Haupt- haben, ist die Fähigkeit, auf ganz unter- Selbst im hintersten Dorf hat irgendje- rollen. Oder das von mir übersetzte Buch schiedliche Bedürfnisse der Nutzer ein- mand ein Smartphone und das Internet »Erinnerung an das Feuer« von Eduardo gehen zu können. Das ist in manchen Bi- bietet hier auch einen gewissen Segen, Galeano, die Geschichte Lateinamerikas bliotheken sehr angenehm, das fällt mir weil es Zugang schafft, zum internationa- nachempfunden auf der Grundlage von in manchen Bibliotheken immer wie- len Bildungskanon oder zur Teilhabe am Quellen: alles voll von diesem Wahnsinn der positiv auf, da scheint es so eine Art Weltgeschehen. Ähnliches gibt es auch im – das sind Geschichten von Verrückthei- »User-Friendly-Konzept« zu geben, bei Berliner tiefsten Wedding, wie die Schil- ten, bei denen man sich fragt, wie diese dem darüber nachgedacht wird, was der ler-Bibliothek in der Berliner Müllerstraße paar Mann, wie die hier rüber gezogen Nutzer braucht. In anderen Bibliotheken mit ihrem Angebot agiert. Man spricht sind, mit einer Mentalität, die man als herrscht oft so ein Schema »F«, das diese hier von der »Cultura Universal«, von der eine gehörige Mischung aus krimineller durchziehen, weil die denken, dass muss internationalen Kultur. Aber das heißt lei- Energie, aber auch Gier, Ehrgeiz und Hy- so sein, denn wir sind hier die Gralshüter der auch Zugang zu den vielen Inhalten, bris bezeichnen kann, um diesen Konti- des Bestandes und das ist unser wichtigs- die nun nicht gerade besonders kulturell nent in Besitz zu nehmen, von der Süd- tes Gut. Ich glaube, es ist für Bibliotheken toll sind, von Britney Spears bis Paris Hil- spitze bis an den Rio Grande. Und das ist das Wichtigste, dass man als Nutzer das ton – Trash halt. alles im »Archivo General de Indias« do- Gefühl erhält, hier geht es an erster Stelle kumentiert und sehr präsent. um mich und dann erst um den Bestand. Das ist eine Frage des Geschmacks ... Ich glaube, das verschließt einem die Tür, Ja, okay, aber dieser Sog ist auf jeden Gibt es in Afrika oder Lateinamerika wenn einem das Gefühl vermittelt wird: Fall da. eine Bibliothek, von der europäische »Moment mal, Du musst dich jetzt erst Bibliotheken etwas lernen können? mal würdig zeigen, dass du den Bestand Herr Kliche, muchas gracias! Also da muss ich passen, mir fällt im nutzen darfst.« Moment kein konkreter Aspekt ein. Ich denke vielleicht an Mexiko, an die Biblio- Wenn es um das »Ich« und um die Und was sagt der Festredner des thek von Guadalajara, deren Bibliotheks- Würde geht, dann geht es auch um die Bibliothekartags 2017: Sollten Biblio- theken Zugang zu Inhalten bieten, die leiter Fernando del Paso letztes Jahr den eigene Identität. Bei Ethnien, deren nicht besonders kulturell sind? »Premio Cervantes« erhalten hat. Das Sprachen nicht immer verschriftlicht ist schon eine beeindruckende Biblio- sind: Was können Bibliotheken dazu thek. Was mir in vielen Bibliotheken po- beitragen, dass diese unverschriftlich- sitiv aufgefallen ist, und das wird man in ten Sprachen nicht verloren gehen? Ich glaube, da gibt es einen Sog und Ihre Meinung: Sollten Bibliotheken Zugang zu da spreche ich mit den Worten vom Meis- Inhalten bieten, die nicht besonders kulturell ter Brecht, dessen Maxime für mich sehr Mehr dazu in der nächsten Folge von sind? Schreiben Sie an: bub@bib-info.de »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen wichtig ist, die mich geprägt hat und die 154
ANZEIGE ANZEIGE Innovatives Lernort-Konzept für Kleingruppenarbeit an der TU Berlin Die Bibliothek der TU Berlin hat auf einer 200 m2 großen Freifläche einen neuen Bereich konzipiert, der optimale Voraussetzungen zur ungestörten Kleingruppenarbeit bietet. Bibliotheksdirektor Jürgen Christof berichtet von der sogenannten UB-Lounge, die der neue Lieblingsort der Studierenden zum konzentrierten Arbeiten auf dem Campus ist. Wie wird die Bibliothek von den Studierenden an der TU Berlin genutzt? J. Christof: Wir sind der zentrale Lern- und Arbeitsort für die Studieren- den auf dem Campus, die dort heutzutage mehr Zeit verbringen und adäquate Räumlichkeiten benötigen. Insbesondere, wenn die Hausarbeits- und Prüfungszeit ansteht. Wie sind Sie darauf gekommen spezielle, neue Kommunikations- für Alcove Sofas und die Workbays von unserer Projektgruppe zunächst bereiche zu installieren? untersucht und dann ausgewählt. Ergänzend dazu sollte noch eine J. Christof: Es gibt hier an der TU Berlin den dringenden Bedarf zusätz- flexible räumliche Umgebung geschaffen werden mit Möbeln, die auch liche Arbeitsflächen für Kleingruppenarbeit zu schaffen. Wir haben herumgetragen und zusammengestellt werden können. zwar Räume für größere Gruppen, aber wir hatten bisher wenig für zwei bis vier Personen zu bieten. Als Universitätsbibliothek haben wir Wie wird die neue UB-Lounge angenommen? den Anspruch entsprechende Angebote zu unterbreiten. J. Christof: Am Anfang passierte morgens immer Folgendes: Wir öffnen um 9 Uhr und dann standen schon einige bereit und flitzten in die UB- Lounge, um sich die Plätze zu sichern. 5 Minuten nach Öffnung war alles belegt. In der Zwischenzeit können die Workbays auf unserer Website vorab reserviert werden. Wir brauchten auch keine Gebrauchsanwei- sung, die Möbel wurden aufgestellt und waren von der ersten Stunde an ein voller Erfolg. Wie werden die neuen Lernsettings genutzt? J. Christof: Das übliche Szenario ist, dass die Studierenden in kleinen Gruppen in den Möbeln sitzen und sich konzentriert Aufgaben widmen. Es ist eine sehr schöne, abgeschirmte Atmosphäre in den Workbays und den Alcove Sofas. Man kann das ganze Material, den Laptop usw. mit- Wie sind Sie vorgegangen, um das Konzept für die neuen Arbeits- bringen und eben auch reden, das können wir sonst in der Bibliothek plätze zu entwickeln und umzusetzen? nicht zulassen, das führt zu Lärmbelästigung. Und auch das bewegliche J. Christof: Wir hatten eine Arbeitsgruppe (AG) gebildet, die sich mit Mobiliar wird sehr gut angenommen. Meistens werden die Stühle ge- dem Thema intensiv beschäftigt hat. Ein Kollege von mir machte mich nutzt, um sich ans Fenster zu setzen und in Ruhe zu lesen. in diesem Zusammenhang auf Vitra aufmerksam und vermittelte den Kontakt. Unsere AG hatte dann Gelegenheit, die Vitra-Konzepte in einem Wie hat sich die Situation zusammenfassend geändert? Showroom und direkt in einem Büro kennenzulernen. J. Christof: In der Wahrnehmung der Studierenden ist die Universitäts- bibliothek ein noch attraktiverer Ort geworden – das ist eine sehr positive Wie ist die weitere Zusammenarbeit mit Vitra abgelaufen? Entwicklung. Und wir haben vielleicht sogar neue Gruppen in die Uni- J. Christof: Uns wurde erst einmal ein Alcove Sofa und ein Workbays versitätsbibliothek geholt, die vorher nicht zu uns gekommen sind. zum Testen aufgestellt. Wir haben die Studierenden um Rückmeldung dazu gebeten. Ich glaube es gab keinen einzigen Zettel, wo jemand ge- schrieben hat, nee das braucht es nicht. Sondern: Ja, das ist genau das, was gefehlt hat oder bitte möglichst viele von diesen Möbeln. Unsere AG hat dann, gemeinsam mit dem Team von Vitra, die konkrete Umsetzung geplant. Das war ein gutes und wichtiges Zusammenspiel zwischen un- serer AG und den erfahrenen Profis von Vitra. Was war ausschlaggebend bei der Auswahl der Möbel und des Farbkonzepts? J. Christof: Wir wollten diesen gesamten Bereich ganz gezielt von der üblichen Bibliotheksgestaltung abgrenzen. Dazu wurde das Farbangebot v Vitra GmbH Charles-Eames-Straße 2, D–79576 Weil am Rhein T +49 7621 70 20, F +49 7621 702 32 42, info@vitra.com, www.vitra.com BuB 69 04/2017 155
FOYER LESERBRIEFE / NACHRICHTEN Verliebt in extrovertierte »Vielfalt ist Menschen angesagt« Ein kritischer Leserbrief zur permanenten Eventkultur in Bibliotheken Weiterbildungsveranstaltung für Beschäftigte in Patienten- bibliotheken Zur Rezension des Buches »Letzte Bi- Masse möchte gesehen und gehört wer- bliotheken« von Gerald Schleiwies im den, sonst erleidet Mensch einen Identi- BuB-Doppelheft Februar/März 2017 tätsverlust. Darum identifiziert sich der Die Kooperationstagung gemein- hat die Redaktion folgende Zuschrift Mainstream lieber mit dem Extrover- sam mit dem Deutschen Bibliotheks- erreicht: tierten, gern mit dem Lauten, gern mit verband und dem Borromäusver- allem, woraus für sie das Leben schreit. ein bietet vom 28. bis 30. Juni in der Ich habe gerade die Rezension des Bu- Eine Einrichtung wie die Bücherei, so wie Evangelischen Akademie Hofgeis- ches »Letzte Bibliotheken« im neuen wir sie noch kennengelernt haben, darf in mar ein breites Themenspektrum an BuB gelesen. Das Buch selbst habe ich dieser Zeit nicht mehr existieren, weil sie Weiterbildung: noch nicht gelesen, werde es aber in dem Bild eines introvertierten Menschen, nächster Zeit ganz sicher tun. der abgelehnt wird, entspricht. • Werner Kahle aus Münster stellt die Es sind nicht die bevorzugt introver- Der übrigens so sehr abgelehnt wird, Arbeit der Westdeutschen Blindenhörbü- tierten Menschen – » eine solche Befind- dass er nun auch zum Sündenbock de- cherei Münster vor. lichkeit« – die Bücher, am besten ganze gradiert wird, wenn es dazu kommt, • Sigrid Audick von der Klinikbüche- Bibliotheken vernichten möchten. für die Auflösung der Büchereien einen rei am Universitätsklinikum Münster be- »Wer nicht mit Begeisterung mit an- Schuldigen zu finden. Dabei ist es doch richtet über die Arbeit der Sektion 8 des deren Menschen interagiert und man- die unpolitische und unkritische Hal- Deutschen Bibliotheksverbandes. che Sachen lieber alleine macht, fällt tung der für die moderne Form der Bü- • Die bewährte gegenseitige Buch- auf und das oft auch negativ. Gerade chervernichtung und Bibliotheksauflö- vorstellung am Abend gehört inzwischen bei den Kindern macht man sich oft Sor- sungen Verantwortlichen, egal ob intro- zum Standardprogramm. gen, wenn sie lieber mal alleine spie- oder extrovertiert. Und deren – durch • Kathrin Reckling-Freitag, Kultur- len, anstatt sich mit anderen Kindern ihre »Berauschtheit von Bildschirmar- und Bildungsmanagerin, Büchereizent- zu beschäftigen. Wer in der Schule ein- beitsplätzen, Selbstverbuchungsanla- rale Schleswig-Holstein, vertieft in Vor- fach nur für sich arbeitet und sich ›nicht gen, Mediensortiergeräten und elektro- trägen und praktischen Einheiten das einbringt‹, bekommt schlechtere Noten. nischen Leitsystemen« – Unfähigkeit zur Thema Lobbyarbeit. Wer als Jugendlicher lieber zuhause Wertschätzung von Kunst und Literatur. Das Thema »Willkommenskultur in bleibt, um zum Beispiel Bücher zu lesen, Unter Bibliothekaren verbreitet sich Bibliotheken«, Angebote für Bibliotheks- anstatt am Wochenende in Bars rum- eine Ablehnung des Buchs. Sie wollen kunden mit Migrationshintergrund, wird zuhängen, fällt ebenfalls negativ auf.« Bibliotheken in Treffpunkte, Veranstal- am Freitagvormittag im Mittelpunkt ste- (Florian Freistetter) tungszentren und Erlebnisorte verwan- hen. Die Veranstaltung schließt am späten Die westliche Gesellschaft ist ver- deln. – Und diese Zielsetzung stammt Freitagvormittag mit Best-Practice-Bei- liebt in extrovertierte Menschen. Egal, ganz sicher nicht von intro-, sondern von spielen aus dem Alltag. wie viel Unsinn sie produzieren. Die extrovertierten Bibliotheksmenschen. Die Tagung findet in der Evangeli- Und wie schreiben Franziska Weber schen Akademie Hofgeismar statt. An- und Michele Wegner im gleichen Heft: meldeschluss ist der 15. Mai. Die Kosten Teilen Sie uns Ihre Meinung mit! »Wir benötigen offene, kommunikati- betragen 130 Euro im EZ, 120 Euro im onsorientierte und wandlungsbereite DZ, zuzüglich 20 Euro Tagungsbeitrag. Die Fachzeitschrift BuB versteht Kolleginnen und Kollegen.« Genau, Die Einladungen sowie Anmeldefor- sich als Forum für alle Beschäftig- das ist es! Weg mit den Introvertierten, mulare werden von den jeweils zuständi- ten in Bibliotheken und Informati- am besten weg mit ihnen auch als Nut- gen Fachstellen an die Bibliotheken ver- onseinrichtungen. Leserbriefe und zer der Bücherei! Und durch nichts sind schickt oder sind unter www.buecherei- Diskussionsbeiträge sind deshalb sie leichter zu vertreiben als durch eine service.de zu finden. gerne willkommen. Bitte senden permanente Eventkultur in den »Büche- Sie Ihre Stellungnahmen direkt an reien«, so man diese Bezeichnung über- Gundula Wiedemann, Patientenbiblio- bub@bib-info.de. haupt noch beibehalten möchte. thek der Charité, dbv-Sektion 8 Rosemarie Müller, Frechen 156
FOYER NACHRICHTEN Nachrichten zum Entwurf eines Gesetzes zur Anglei- chung des Urheberrechts an die aktu- ellen Erfordernisse der Wissensgesell- Universitätsbibliothek Dresden. Der Badge wird jährlich verliehen. schaft und zur Frage des Verleihs von E-Books durch Bibliotheken. Der dbv be- Infografik der IFLA zu fake news grüßt darin die Einführung von separa- Ausschreibung »Bibliothek des ten Schrankenregelungen für Unterricht Den Haag (Niederlande). »Postfaktisch« Jahres« und Forschung sowie für die Kernauf- wurde zum Wort des Jahres 2016 ge- gaben von Bibliotheken, Archiven und wählt, »fake news« zum Anglizismus Berlin. Der Deutsche Bibliotheksver- Museen als folgerichtig. Der dbv spricht des Jahres 2016. Der internationale band (dbv) wird am 24. Oktober den sich weiterhin für eine gesetzliche Re- Bibliotheksverband IFLA reagiert dar- Preis »Bibliothek des Jahres« verleihen. gelung für den Verleih von E-Books aus. auf, dass die Diskussion um fake news Diese Auszeichnung würdigt Bibliothe- Nach einer Entscheidung des Europäi- (Falschnachrichten) und postfaktische ken aller Sparten und Größen. Sie soll schen Gerichtshofs vom 10. November Tatsachen die Bedeutung von Infor- vorbildliche und innovative Bibliotheks- 2016 ist die elektronische Leihe bereits mationskompetenz in den Fokus rückt. arbeit insbesondere unter Nutzung von nach geltendem EU-Recht zulässig und Kritischer Umgang mit digitalen Infor- digitalen Bildungsangeboten anerken- sollte nun auch in Deutschland umge- mationen will gelernt sein. IFLA hat nen. Der Preis ist mit 20 000 Euro dotiert setzt werden. eine Infografik »How to spot fake news« und wird 2017 zum ersten Mal in Koope- entworfen: In acht einfachen Symbolen ration mit der Deutschen Telekom Stif- wird auf die Thematik aufmerksam ge- tung verliehen. Eine unabhängige Jury TU Chemnitz erhält »Open Library macht. Die Grafik steht jetzt auch zum wird die Bewerbungen hinsichtlich der Badge 2016« Download in einer deutschsprachigen Qualität und Zukunftsorientierung der Version und vielen weiteren Sprachver- bibliothekarischen Arbeit, des kreati- Chemnitz. Die Universitätsbibliothek sionen zur Verfügung. ven Einsatzes von digitalen Möglichkei- der Technischen Universität (TU) Chem- ten sowie des überregionalen und inter- nitz wurde mit dem »Open Library Die deutschsprachige Grafik nationalen Engagements prüfen. Noch Badge 2016« ausgezeichnet. Wie die können Sie sich auch über bis zum 30. April können sich Biblio- Universität mitteilt, wurde damit der bi- die BuB-App downloaden. theken bewerben: www.bibliotheksver bliothekarische Einsatz der UB für mehr band.de/dbv/auszeichnungen/biblio Offenheit in Wissenschaft und Gesell- thek-des-jahres/ausschreibung.html schaft gewürdigt. Beispiele hierfür seien das Publizieren in Open Access und der Strategische Prioritäten der DNB Einsatz von Open-Source-Software etwa Stellungnahmen zu E-Book- für die Universitätsbibliografie oder den Frankfurt am Main. An die Erfahrungen Verleih und Urheberrecht Online-Katalog. Vor der UB Chemnitz mit den Strategischen Prioritäten 2013 haben bisher zwei größere Bibliotheken bis 2016 anknüpfend hat die Deutsche Berlin. Der Deutsche Bibliotheksver- diese Auszeichnung erhalten, die ei- Nationalbibliothek nun die Planung der band (dbv) hat im Rahmen der Verbän- nem Zertifikat ähnelt: die Universitäts- Schwerpunkte ihrer Arbeit für die nächs- debeteiligung des Bundesjustizminis- bibliothek der TU Berlin und die Säch- ten vier Jahre veröffentlicht. Ausgerich- teriums zwei Stellungnahmen verfasst: sische Landesbibliothek – Staats- und tet sind die Ziele für den Zeitraum 2017 ANZEIGE Alle aktuellen Spiele-Highlights fix und fertig für die Ausleihe! die-spieltruhe.de Einfach mal Tel. 08822/948 73-0 stöbern bei ... info@die-spieltruhe.de BuB 69 04/2017 157
FOYER NACHRICHTEN bis 2020 an dem im September 2016 Forschungsfotografen des 19. Jahrhun- und Festkörperphysik. Dabei handelt veröffentlichten Papier »Deutsche Nati- derts. Sein fotografisches Werk ist vor es sich vorwiegend um Konferenzbe- onalbibliothek 2025: Strategischer Kom- allem durch seine spektakulären Auf- richte, die gerade in den Ingenieurwis- pass«. Während der Kompass die Rich- nahmen der Maya-Ruinen bekannt ge- senschaften eine wichtige Rolle in der tung für die nächsten zehn Jahre vor- worden. Kein anderer Forscher hat so Wissenschaftskommunikation spie- gibt und damit weiter in die Zukunft viele vorher unbekannte Maya-Ruinen len. Die Vorgaben für eine Förderung blickt, machen die Strategischen Priori- entdeckt und fotografiert. Malers Foto- durch die Deutsche Forschungsgemein- täten 2017 bis 2020 die mittelfristigen grafien sind noch heute wichtige Doku- schaft sichern umfangreiche und dau- Ziele transparent. Die Strategischen Pri- mente für Studien zur Architektur und erhafte Nutzungsrechte sowie eine Be- oritäten geben einen Überblick über ge- zu den Inschriften der Maya-Zivilisation. rücksichtigung des Open-Access-Ge- plante Aktivitäten, unterstützen Mitar- dankens. 2017 nehmen insgesamt elf beiter im Arbeitsalltag dabei, die rich- Konsortialpartner an der Allianz-Lizenz tigen Akzente zu setzen und dienen als TIB verhandelt Allianz-Lizenz teil – sechs Hochschulen und fünf For- Planungsgrundlage. Weitere Details un- schungseinrichtungen. Interessierte In- ter: www.dnb.de/DE/Aktuell/Neues/ Hannover. Zum Jahresanfang startete stitutionen können bei dem Opt-In-Mo- publikationen.html die Allianz-Lizenz für die ingenieur- dell noch für die Lizenzjahre 2018 und wissenschaftliche Volltextdatenbank 2019 einsteigen. »Scientific.Net: Materials Science and Historische Fotografien Mexikos Engineering« des Verlags Trans Tech Pu- blications (TTP), die die Technische In- LBZ auf Twitter vertreten Hamburg. Eine Ausstellung mit histo- formationsbibliothek (TIB) verhandelt rischen Fotografien Mexikos ist noch hat. Die TIB ermöglicht im Rahmen die- Koblenz. Das Landesbibliothekszent- bis zum 23. April in der Staatsbiblio- ser Allianz-Lizenz den Zugang zu aktu- rum Rheinland-Pfalz ist ab sofort auch thek zu sehen. Teobert Maler (1842- ellen Beiträgen in den Bereichen Werk- auf Twitter vertreten. Geplant sind 1917) gilt als einer der bedeutendsten stoffwissenschaften, Materialforschung Tweets zu kleinen und großen aktuellen Neues aus der IT-Welt für Bibliotheken Tagesseminar im Rahmen der Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen / 17. Mai in Rendsburg Die Fachkonferenz der Bibliotheks- 10 bis 16.45 Uhr in der Büchereizent- 4. NETzWorking – Grundlagen- fachstellen in Deutschland führt rale Schleswig-Holstein, Wrangelstr. 1, kurs für digitale Werkzeuge und Bib- jährlich ein dreitägiges EDV-Semi- 24768 Rendsburg statt – und zwar mit liotheksarbeit im Social Web (Fach- nar für die Mitarbeiter/innen der folgenden Themen: stelle für Öffentliche Bibliotheken Bibliotheksfachstellen zur Weiter- 1. Mehr Flexibilität und längere Öff- Nordrhein-Westfalen) bildung und zum Erfahrungsaus- nungszeiten für den Kunden – die »Of- Das ausführliche Programm mit tausch durch. Der Termin für 2017 fene Bibliothek« in Hamburg (Carolin Abstracts steht unter www.fachstel wird der 16. bis 18. Mai in Rends- Rohrßen; Bücherhallen Hamburg, Stellv. len.de im Internet. burg sein. Das Seminar wird an ei- Bereichsleitung EDV und Organisation) Der Teilnahmebeitrag liegt bei nem Tag auch für interessierte Kol- 2. Vom »Gaming-Projekt im länd- 25 Euro inklusive Tagungsgetränken. leginnen und Kollegen aus den Bib- lichen Raum« zu »#GamingWahnsinn Anmeldung bis spätestens 30. April liotheken geöffnet. – das Finale« (Diplom-Bibliothekarin 2017 an: Hessische Fachstelle für Öf- Daniela Verhoeven; Leiterin der Öffent- fentliche Bibliotheken bei der Hoch- Am 17. Mai wird eine Ganztagsveran- lichen Bücherei Geldern) schul- und Landesbibliothek Wiesba- staltung mit aktuellen Themen an- 3. Smart mobil! – Tablets, Smart- den, Rheinstraße 55/57, 65185 Wies- geboten. Der Titel der Veranstaltung phone & Apps in der Arbeit mit Kindern baden, Fax: 0611/9495-1874, E-Mail: lautet »Input am Nord-Ostsee-Ka- und Jugendlichen nutzen (Johannes alexander.budjan@hs-rm.de (Rück- nal – Neues aus der IT-Welt für Bib- Wentzel; nethex.Medienkompetenz für fragen an: Alexander Budjan, Telefon liotheken«. Sie findet am 17. Mai von die Bildungsarbeit) 0611/9495-1870) 158
FOYER NACHRICHTEN Neuigkeiten aus dem Bibliotheksalltag, Recherchetipps, Kurzmeldungen, Neu- Die Zukunft der E-Leihe erscheinungen oder Veranstaltungshin- weise. Dem Account folgen kann, wer bei Twitter nach dem Benutzernamen E-Medien-Konferenz für Verlage und Bibliotheken @LBZ_RLP sucht. Der erste inhaltliche am 26. April in München LBZ-Tweet macht auf ein neues Angebot des LBZ aufmerksam: Für Neuankömm- linge in Deutschland werden in der Rhei- nischen Landesbibliothek in Koblenz Ob neue Leih-Konditionen, das EuGH-Urteil, das Projekt DEAL oder die zweisprachige Bibliotheksführungen Open-Access-Debatte – auch in diesem Jahr bietet das Thema »E-Leihe« viel angeboten. Zündstoff. So stoßen Bibliotheken bei dem Versuch, ihren Nutzern eine re- präsentative Auswahl an E-Book- und E-Journals zu bieten, häufig an lizenz- rechtliche Grenzen. Und Verlage stehen vor der Aufgabe, Kooperationsmo- Internationale Beachtung delle zu entwickeln, die das eigene E-Business nicht gefährden. Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Akademie der Deutschen Medien am 26. April Köln. In Sachen innovativer Bibliotheks- die E-Medien-Konferenz für Verlage und Bibliotheken. arbeit hat die Stadtbibliothek Köln im- mer wieder die Nase vorn. Sie sorgt Die Konferenz bietet Teilnehmern und Referenten die Möglichkeit für den un- mit ihren Aktivitäten inzwischen nicht mittelbaren Erfahrungsaustausch. In Strategie-Keynotes und Praxisvorträgen nur in Deutschland für Aufmerksam- präsentieren die Referenten Einblicke in die Bibliothek der Zukunft und Best keit, sondern wird auch zusehends im Practices für Kooperationsmodelle zwischen Verlagen und Bibliotheken. Zu- Ausland wahrgenommen. Am 21. Feb- dem bieten Roundtable-Sessions Raum für persönliche Fragestellungen und ruar erschien in der britischen Tageszei- Diskussionen. tung »The Guardian« ein großer Bericht Die Referenten sind unter anderen Ursula Feindor-Schmidt (Fachanwältin über die Angebote für Flüchtlinge in der für Urheber- und Medienrecht), Branka Felba (Missing Link), Michaela Hammerl Stadtbibliothek Köln. Unter dem Titel (Bayerische Staatsbibliothek), Dubravka Hindelang (Carl Hanser Verlag), Rudolf »You fill this room with life« fragt der Mumenthaler (Professor für Bibliothekswissenschaft, HTW Chur). Autor, ob das Vereinigte Königreich von Der reguläre Bibliotheks-Ticketpreis beträgt 390 Euro. Mitglieder des den Aktivitäten der Bibliothek lernen Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) erhalten zusätzlich 15 Ra- könne. Zu finden ist der Artikel unter: batt (im Kommentarfeld des Online-Anmeldeformulars das Stichwort »BIB www.theguardian.com/cities/2017/ e.V.« angeben). Weitere Informationen und Anmeldung zur Konferenz: feb/21/cologne-library-opens-doors- http://verlage-bibliotheken-konferenz.de refugees-you-fill-room-with-life Projekt »Smart Harvesting 2« Forschungsgemeinschaft (DFG) geför- Informationsversorgung der Wissen- dert. Die Software soll Open Source für schaft aufgebaut werden. Dieser The- Köln. Freier digitaler Zugang zu Fachli- Betreiber aller Fachdisziplinen zur Ver- menschwerpunkt ist für die bibliotheks- teratur ist eine Voraussetzung für hoch- fügung stehen. und informationswissenschaftliche wertige Forschungsarbeit und die Ver- Lehre und Forschung sowie für die Be- mittlung von Wissen. Doch die immer rufspraxis von besonderer Bedeutung. größer werdende Publikationsland- FID Buch-, Bibliotheks- und schaft macht es für Anbieter von Lite- Informationswissenschaften raturdatenbanken schwierig, biblio- BSB testet semantisches grafische Daten zu erheben, aufzube- Leipzig. Der gemeinsame Antrag der UB Recherche-Werkzeug reiten und diese schnell an ihre Nutzer Leipzig und der HAB Wolfenbüttel an weiterzugeben. Im Forschungsprojekt die Deutsche Forschungsgemeinschaft München. Die Bayerische Staatsbiblio- »Smart Harvesting 2« arbeiten Forscher (DFG) zur Errichtung eines Fachinfor- thek (BSB) testet den »Discovery Ser- der TH Köln, Universität Trier und des mationsdienstes (FID) Buch-, Biblio- vice« von Yewno als zusätzliche the- GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwis- theks- und Informationswissenschaften matische Suchmaschine für digitale senschaften jetzt an einer softwareba- war im zweiten Anlauf erfolgreich. Die Volltexte. Die Software arbeitet auf sierten Lösung zur Erfassung und Auf- »Fachinformationsdienste für die Wis- Basis von künstlicher Intelligenz und bereitung bibliografischer Daten aus senschaft« als Folgemodell der »Son- maschinellen Lernens. Als erste euro- dem World-Wide-Web. Das Projekt wird dersammelgebiete« sollen als ein fle- päische Einrichtung stellt die BSB die mit 414 000 Euro durch die Deutsche xibles und zukunftsfähiges System der neue Recherchetechnologie in einer BuB 69 04/2017 159
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